razzo - Kommentare

Alle Kommentare von razzo

  • Herzlichen Glückwunsch, du verrückter Hund ;) Der absolute Wahnsinn mit welch Disziplin du das Ganze gerockt hast!

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      Los Angeles im Hochsommer. Der Verkehr steht still. Die Sonne knallt unerbittlich auf glühend heißes Blech, während quengelnde Kinder und fluchende Menschen in Hupkonzerten und Musikfetzen untergehen. Es herrscht quälender Stillstand im absoluten Chaos. Fast scheint es so, als ob Stress und Hektik einer ganzen Stadt auf einen einzelnen Mann einprasseln - William Foster. Einst hatte er Familie, eine Tochter und einen verantwortungvollen Job. Heute ist er wirtschaftlich nicht tragbar, gesellschaftlich entbehrlich. An jedem anderen Tag würde er in seinem Chevrolet sitzen bleiben, aber nicht heute.

      Heute steigt er aus. Aus seinem Auto, aus der Gesellschaft.

      Heute geht ''D-Fens'' in die Offensive.

      Heute begibt er sich auf den längsten Weg seines Lebens. Bis zur Rückseite des Mondes.

      Heute wird die Mündung einer Tec-9 zu seinem Ventil.

      Heute verwandelt sich die Stadt der Engel in einen Höllenschlund aus Parasiten und Rassisten.

      Heute ist ein ganz normaler Tag.

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      • Ich liebe es einfach...diesen Film zu HASSEN!

        • Wer mal Bock auf einen fiesen, sarkastischen Thriller und den coolsten Alec Baldwin aller Zeiten hat, der macht mit ''Miami Blues'' alles richtig.

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          • Mist, schon vergeben. Dann nehm ich eben die Wüstenszene aus Casino ;)

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            • Und wer keine Lust auf Spione hat, der sollte um 23:15 (BR) nicht das grandiose Drama ''Schmetterling und Taucherglocke'' verpassen. Zutiefst emotional und mit die schönste und intensivste Ode an das Leben, die ich bewundern durfte. UNBEDINGT anschauen!

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                Bird is the Word!

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                  razzo 14.09.2014, 19:24 Geändert 05.12.2014, 22:39

                  Wenn ich gut angezogene Gangster sehen will, die mit Bibelversen und Fuck-Tiraden um sich ballern, dann begeb ich mich natürlich auf den ''Pfad der Gerechten''. Alles andere ist Frevelei und wird mit Grimm gestraft.

                  Ne sorry, aber dieser Film ist einfach zu cool für meine Filmwelt. Troy Duffy ist nun mal nicht Quentin Tarantino. Weder beherscht er die Kunst des Trash-talks, noch schafft er es seinen Figuren ne eigene Persönlickeit auf den Leib zu schreiben. Seine Talente beschränken sich da mehr auf passende Sonnenbrillen und selbstverliebte Shootouts. Natürlich in Zeitluuuuuuuuuuuuuupe.Warum? Weil die lässigen Trenchcoats dann so schön im Wind wehen und man sich auch gleich die lästige Charakterzeichnung spart. Mit krassen Sprüchen wie ''Heute gibt es flambiertes Arschloch!" kann man die Zeit auch bis zur nächsten Slowmo überbrücken. Und wenn dann noch das alttestamentarische Geseiere einsetzt und der olle Druffy seine gottesfürchtigen Ir(r)en mit Glanz und Gloria überhäuft, ists bei mir endgültig vorbei. Klappe zu, Katze tot.

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                    razzo 13.09.2014, 22:50 Geändert 13.09.2014, 23:02

                    Wie konnte diese wunderbare Serie nur jahrelang an mir vorbeigehen?! Einfach nur herrlich, wie sich die ganzen Vögel zwischenmenschlich in die Parade fahren. Und Steve Carell ist hier der ungekrönte King der charmanten Taktlosigkeit. Grandios!

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                      Sei stark. Sei positiv. Sei otimistisch. Sei stets politisch korrekt und tolerant. Mach das, was andere von dir erwarten und enttäusch bloß niemanden. Ach, du bist behindert. Ist doch kein Grund traurig zu sein. Lächle nur, dann gibt es für dich auch einen schönen Ehrenplatz in unserem Heile-Welt-Zirkus. Erste Reihe versteht sich. Höher kommst du mit deinem Rolli sowieso nicht. Siehs positiv!

                      Nein! Siehs negativ! Beweg deinen beschissenen Rollstuhl auf die Manege und kotz dem grinsenden Clown die Gute-Laune-Fassade aus dem Gesicht. Sei wütend. Sei frustriert und verzweifelt. Sei echt. Denn ob behindert oder nicht, ''du wirst es nie schaffen deine Probleme zu lösen, wenn du nicht die Kunst des negativen Denkens lernst.'' Alles andere kannst du dem Kotzbeutel erzählen...

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                        ''Haben sie uns noch was übrig gelassen?'' - ''Ich glaube nur Leichen.''

                        Colonel John Matrix, Killermaschine im Ruhestand, führt mit seiner Tochter ein beschauliches Leben in der Natur. Wenn er nicht grade meterlange Baumstämme durch die Gegend hievt oder böse durch die Gegend stiert, genießt Daddy Matrix die Musestunden mit seiner Kleinen, streichelt ein Reh und albert schon mal beim Eis essen rum. Was für eine Idylle! Selten wurde der Bambi-Effekt so geschmacklos missbraucht wie hier. Der Terminator schmeißt den Grinse-Modus an und wirkt dabei so natürlich wie eine zwei Tage alte Leiche mit Gebissstarre. Herrlich! Doch just als Arnie als liebevoller Klotz etabliert ist und die emotionale Bindung den Siedepunkt erreicht, passiert das Unfassbare - irgendein Abschaum entführt seine Tochter. Jetzt ist Schluss mit lustig! Es kann nur eine Devise geben: KILL THEM ALL!!!

                        Wie ein schnaufender Kampfkoloss im Testosteron-Wahn wuchtet sich Schwarzenegger durch ''Phantom Kommando'' und ballert alles kurz und klein. Ist der Raketenwerfer grad nicht zur Hand, dann schmeißt er eben mit Telefonzellen um sich, reißt Autositze raus und springt aus abehebenden Flugzeugen. Ein Mr. Olympia kennt keine physikalischen Gesetze! Der Mann braucht nur mit dem Bizeps zu zucken und ganze Armeen fallen wie die Fliegen.

                        Man(n) kann sagen was man will, aber diesen Film haben sie Arnie auf den Leib geschnitten. So hauteng, dass die verliebte Kamera gar nicht weiß, wie sie am besten seine stählernen Muskelberge einfangen soll. Und wenn Schwarzenegger mit nacktem Oberkörper und der Grazie eines Bulldozers über unzählige Leichen stampft, dann ist er die einzig wahre Marilyn Monroe des Action-Kinos. Männlicher gehts nicht.

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                          "I'm doing weapons training for this piece of shit, then I go to Romania to shoot another piece of shit, then come back to shoot my part in this piece of shit...What can I say? My wife loves shoes." Ron Perlman

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                          • Ein interessanter Mann, dieser Joe Carnahan, der meiner Meinung nach etwas unterschätzt wird. Wer so stilsicher zwischen den Genres hin und herspringt, hat auch mal ein Lob verdient. Ob düsterer Cop-Thriller (Narc), knallbunte Action-Farce (Smokin Aces) oder melancholisches Survival-Drama (The Grey) - der Joe hat mit seinem Stil immer einen Nerv bei mir getroffen. Gut, um das ''A-Team'' mach ich mal lieber einen Bogen, aber der neue Streifen ''Stretch'' klopft schon an meiner Tür. Sein Spezi Ray Liotta ist ja dann auch wieder am Start. Sogar David Hasselhoff ist dabei. Es wird großartig! :)

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                              über Narc

                              Detroit im Winter. Eine totgesagte Stadt als Symbol für den moralischen Zerfall, den ''Narc'' mit seinem kühlen Atem in die Winterluft haucht. Ob Cops oder Junkies, sie alle versinken hier in einem dreckigen Sumpf aus Drogen und Korruption.

                              In solch eisiger Trostlosigkeit sollen Nick Tellis (Jason Patric) und Henry Oak (Ray Liotta) einen unaufgeklärten Polizistenmord aufdecken. Sie mögen sich nicht, sie trauen sich nicht und doch sollen sie zwischen dem ganzen Dreck sowas wie Wahrheit finden. Schnell wird jedoch klar, die Wahrheit ist in diesem Moloch nur eine flüchtige Illusion, auf die man so lang drauf haut, bis sie irgendwann ''wahr'' wird. Und Liotta haut drauf. Wie ein tollwütiger Pitbull brüllt und faucht er sich an allen erlaubten Ermittlungsmethoden vorbei. Ganz im Gegensatz zu seinem ruhigen Partner, den die Dämonen seiner Vergangenheit nicht loslassen. Zwei kaputte Typen in einer kaputten Stadt. Und irgendwo zwischen Müll und Spritzen ist sie dann doch...die Wahrheit. Nur wieviel ist sie wert?

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                              • Ausgerechnet du, der so viel Lebensfreude auf die Leinwand gezaubert hat. Mögest du deinen Seelenfrieden doch noch finden. Irgendwo hinter dem Horizont.

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                                  Schaut man sich das Filmplakat zu ''Synecdoche, New York'' an, sieht man typische New Yorker Hochhäuser, umgeben von einer riesigen Stahlkuppel. Noch ist sie nicht ganz fertig, noch scheinen einige Sonnenstrahlen durch den kalten Stahl. Und dann schwebt da noch ein Zeppelin durch die Lüfte.

                                  Was will uns Kaufman nur mit diesem Zeppelin sagen?

                                  Gibt es noch Hoffnung? So etwas wie die Leichtigkeit des Seins in einer leblosen, durchkonstruierten Welt? Oder ist es doch nur die Hindenburg, die aufs Unausweichliche zusteuert?

                                  Nachdem ich den Film gesehen habe, tendier ich zum letzteren. Denn so sehr mich Charlie Kaufman mit seiner Unberechenbarkeit und seinem abstrakten Brainstorming fasziniert hat, so sehr hat er mich mit seinem düsteren Gedankenkonstrukt regelrecht erschlagen. Was für ein anstrengender und komplexer Brocken von einem Film! Anders als bei den anderen Werken, in denen Kaufman als Autor fungierte, fehlt hier einfach ein kleiner Zugang, ein emotionales Schlupfloch, um sich in diese Welt nicht nur reinzudenken, sondern auch reinzufühlen. Nicht mehr viel zu spüren vom Charme aus ''Vergiß mein nicht'' oder dem feinem Witz aus ''Adaption''. Je länger der Film geht, desto verworrener und abstrakter wird er. Wirkt Kaufman am Anfang noch straight und subtil, öffnet er schnell alle Schleusen, bricht mit jeglichen Strukturen, kippt immer mehr ins Surrealistische, schlägt symbolische Haken wo es nur geht, verschachtelt die Handlung immer mehr zur einer ermüdenden Symbiose aus Raum und Zeit, aus Fiktion und Wirklichkeit. Der Mann will hier ein monumentales Existenz-Epos auf die Leinwand meißeln. Nicht mehr und nicht weniger. Aber braucht man denn wirklich eine derart maßlose Bühne um die ganz großen Fragen zu stellen?

                                  Vielleicht ist es doch gar nicht so verkehrt, wenn ein anderer Kaufmans geistige Ergüsse etwas auflockert, auf Filmebene runterschraubt. Wenn denn überhaupt noch was von ihm kommt?! Bleibt Kaufman seiner Linie treu, metaphysisch immer noch einen drauf zu setzen, hat er im Grunde mit diesem Film ALLES gesagt. Mehr geht nicht.

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                                    Cause it's a good day for paying your bills,
                                    And it's a good day for curing your ills,
                                    So take a deep breath and throw away the pills
                                    Causss---

                                    Frequenzwechsel. Sean Penn fummelt am Autoradio seines 64er Mustang rum. 70er Pop, Country-Balladen und Jazztrompeten im fliegenden Wechsel. Lkw's jagen vorbei. Tempo rein. Tempo raus. Wilde Schnittstakatos, extreme Closeups, Kameraeinstellungen aus allen möglichen Winkeln. Zwei Geier fressen am Straßenrand in aller Ruhe einen toten Wolf. Gedärme in Großaufnahme zwischen ausgedrückten Kippen und frisch bandagierten Fingerstümpfen. Die Sonne knallt, Penn schmeißt sich was ein, wischt den Schweiß aus dem Gesicht, überfährt eine Katze (?) und fährt einfach weiter. Wieder Gedärme. Diesmal begleitet von Rossinis Opern-Arien und Polizeisirenen. Dann plötzlich ein Knall. Der Kühlerschlauch platzt. Die Odyssee beginnt.

                                    Nach den ersten zwei Minuten wird einem schnell klar - Oliver Stone ist hier richtig ''on fire''. Damals war der Mann noch wild und ungezähmt, und so ist auch ''U-Turn''. Eine zynische Südstaaten-Farce, ein Comicbuch aus Fleisch und Blut, das weder Helden noch irgendeine Moral kennt. Einzig die Gier nach Geld und Sex ist der Antrieb, der die Menschen durch staubige Straßen im trostlosen Superior treibt. Der kleine Gangster Boby Cooper (Sean Penn) ist einer von diesen Arschlöchern, auch wen er von auswärts kommt, sich für was besseres hält. Nach seiner Autopanne strandet er zwischen debilen Rednecks, naiven Rotzgören, blinden Indianern und sonstigem Kleinstadtgesindel. Schnell hat er nur einen Gedanken in seinem überhitzten Schädel - nur weg aus dem verdammten Wüstenkaff voller Verrückter. Er muss schleunigst nach Vegas, die Schulden begleichen, bevor ihm richtige Gangster noch die restlichen Finger abschneiden. Doch J.Lo's Hintern und eine Pechsträhne nach der anderen machen ihm ein Strich durch die Rechnung. Da kommt das unmoralische Angebot grade recht. Fressen oder gefressen werden. Gibt es doch noch ein Entkommen aus Superior?

                                    Ob Sean Penn (verdammt unsympathisch, verdammt cool) tatsächlich noch den U-Turn schafft, wird natürlich nicht verraten, aber soviel sei gesagt: die zwei Stunden strotzen nur vor dreckigem Sarkasmus, skurril-absurden Figuren und einer audiovisuellen Inszenierung außerhalb jeder Sehgewohnheiten. Stone zelebriert hier (noch) kein Hollywoodeinerlei, sondern einen herrlich durchgeknallten Stilmix aus exzentrischem Kamerageschwurbel, Countryklängen und kunterbunten Soundschnipseln. Ungewöhnlich, aber perfekt passend zur Glutofenatmosphäre und den abgefuckten Figuren, denen sie auf den Kopf knallt. So und nicht anders muss sich bitterböse Unterhaltung kurz vor dem Hitzedelirium anfühlen.

                                    Danke für diesen herrlichen Trip Oliver, du verrückter Hund. Schade, dass man dich irgendwann an die Leine gelegt hat.

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                                      razzo 21.07.2014, 17:54 Geändert 12.03.2016, 04:12

                                      [...und während meine Finger die eigene Mittelmäßigkeit direkt auf den Bildschirm adaptieren, kreisen meine wirren Gedanken über stumpfe Worthülsen, wie ausgehungerte Geier über totes Fleisch.]

                                      Habe ich überhaupt einen originellen Gedanken in meinem Kopf? Wie zum Teufel komm ich überhaupt auf die absurde Idee, dass auch nur der kleinste Funken Genialität im mir schlummert?

                                      [Oh größenwahnsinniger razzo, wenn du wirklich genial sein willst, dann hämmerst du unverzüglich auf die Backspace-Taste ein. Back to space, back to zero, das Chaos wieder auf Null bringen, wieder neu sein. Gäbe es doch nur eine Backspace-Taste fürs Leben. Das wärs doch, auf sein eigenes Drehbuch zugreifen. Endlich eine sinnvolle Handlung in das Durcheinander bringen, Dialoge umschreiben, ganze Szenen löschen, Drehorte ändern, Figuren rausschmeißen, Lücken füllen, den Spannungsbogen anheben, der Dramaturgie einen Sinn geben und nicht zuletzt dem Hauptprotagonisten mehr Substanz und Tiefe verleihen. Es wäre wohl die ultimative Befreiung, die allzu verlockende Möglichkeit sich neu zu erfinden, seinen Dämonen in den Arsch zu treten...und doch blieben die Fragen die gleichen.]

                                      Wer bin ich überhaupt und was mach ich hier? Bin ich nur ein wandelndes Klischee? Nur einer von diesen übersättigten Konsumaffen, die sich in ihrer geistigen Bequemlichkeit suhlen oder doch ''wahrscheinlich der klügste Kerl den ich kenne?'' Und wenn ich wirklich so klug bin, werde ich einen Weg finden, den Zwängen meiner Zunft entkommen und mich selbst verwirklichen?

                                      [Ja, das kling gut razzo. Nicht besonders scharfsinnig, aber für deine Verhältnisse ganz passabel. Trotzdem, da muss noch mehr kommen! Du muss wieder mal ein Buch in die Hand nehmen. Lies Affe, lies! Kafka, Schopenhauer, was weiß ich denn...irgendwas bedeutendes, existenzielles. Hauptsache neue Impulse, die Synapsen wieder aufpolieren, Energien freisetzen. Back to space, Weltraumaffe. Vielleicht wirst du dann in den einsamen Weiten des Alls ja dein wahres Wesen erkennen, mit deiner wahren Stimme sprechen und endlich erwachsen werden...]

                                      Charlie Kaufman, Autor und gleichzeitig Hauptfigur, stellt sich in ''Adaption'' diesen Fragen. Nicht weil er es unbedingt will, sondern weil ihm das Leben gar keine andere Wahl gelassen hat. Irgendwann Anfang dieses Jahrtausends bekommt er von 20th Century Fox einen Auftrag, den Bestseller ''Der Orchideendieb“ für die Leinwand zu adaptieren. Schnell merkt er jedoch, dass eine Adaption schlicht unmöglich ist - zu viel Blumen, zu wenig Handlung. Doch anstatt zu kapitulieren, das eigene Versagen zu akzeptieren und damit abzuschließen, konfrontiert sich Kaufman mit sich selbst und seinem Dilemma.

                                      "Von anderen etwas zu fordern, ist leicht. Das aber ist das Schwerste: die Forderung an sich selbst."

                                      Charlie Kaufman adaptiert Charlie Kaufman. Der Film handelt also von einem Drehbuchautor, der verzweifelt versucht ein Drehbuch zu schreiben. Thats it. Hört sich jetzt nicht grade nach überbordender Originalität an, und doch ist ''Adaption'' wahrscheinlich das intelligenteste ''Kopfkino'' der modernen Filmgeschichte. Es ist ein verdammter Geniestreich! Kaufman hat es auf unnachahmliche Weise geschafft, sein schöpferisches Portal zu öffnen, zu visualisieren, es greifbar zu machen. Statt anderen den Spiegel vorzuhalten, schaut er selbst rein und wird so zum intimen Vermittler seiner Phantasien, einer autobiografischen Fiktion, die ihre Ängste und Zweifel in der Illusion der Filmwelt verschachtelt. Echter kann Selbstreflexion auf der Leinwand nicht sein. Der Drehbuchautor als Mensch. Der Mensch als Schöpfer. Der Film als Entstehung seiner selbst, als eigene Evolution in Spielfilmlänge.

                                      Und der Urknall aller Ideen ist Charlie Kaufman. Hollywoods letztes ''echtes'' Genie unter der künstlichen Filmsonne.

                                      [Ja ja, Genies sind wir alle. Wenn du schon so hochtrabende Thesen aufstellst, dann bring wenigstens noch paar Argumente. Hast du doch gelernt...damals, in der Schule.]

                                      Weil er den Mut aufbringt seine Kreativität mit seiner Persönlichkeit zu vereinen.

                                      Weil er Unterhaltung und Tiefgang so einmalig verbindet.

                                      Weil er sich gegen alle Klischees stellt, mit ihnen spielt und sie schließlich at absurdum führt.

                                      Weil er es schafft, dass Hollywood ihn gemeinsam mit einer fiktiven Filmfigur für den Drehbuch-Oscar nominiert

                                      Weil er sich wie kein anderer aus der kommerziellen Zwangsjacke befreit.

                                      Weil er trotzdem kommerziell erfolgreich ist.

                                      Weil er zeigt, dass Mindfuck nur ein hipes Modewort für das ganz normale Leben ist.

                                      Weil er ein wahrer Filmheld ist.

                                      Der große Billy Wilder sagte mal, dass man aus einem guten Drehbuch einen schlechten Film machen kann - aber aus einem schlechten Drehbuch keinen guten. Da will ich Mister Wilder auch gar nicht widersprechen. Charlie Kaufman hat aber gezeigt, dass es noch ne dritte Möglichkeit gibt. Man kann auch aus dem Nichts einen genialen Film über ein geniales Drehbuch machen.

                                      [Na gut, razzo. Mit einem passenden Zitat abzuschließen ist immer eine feine Sache. Dafür bekommst du dann doch noch ein Like von mir. Also, man liest sich Weltraumaffe.]

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                                        Solltest du diesen Kommentar auf deinem Dashboard sehen, hast du eindeutig die falschen Filmfreunde!

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                                          razzo 16.07.2014, 18:58 Geändert 29.11.2015, 14:26

                                          Ist es überhaupt möglich einen Kommentar zu schreiben, der Magnolia gerecht wird? Kann wirklich jemand das Wesen von diesem Film in Worten wiedergeben?

                                          Meine Antwort: NEIN!!!

                                          Denn im Grunde ist Magnolia gar kein Film. Paul Thomas Anderson hat zwar einen Spielfilm gedreht, doch er ist so viel mehr! Verdammt viel mehr!!! Magnolia ist ein cineastisches Wunder, ein unergründliches Mysterium, das dem Leben so unfassbar nahe kommt, die Essenz unseres Daseins so intensiv und wahrhaftig einfängt, dass bewegete Bilder anfangen zu atmen, zum Leben erwachen. Drei Stunden pures, ungezügeltes Leben in all seinen Facetten, in all seiner Komplexität und Schlichtheit. Die Augen sehen neun Schicksale, die Herzen fühlen sich, als ob sie neun Leben in 188 Minuten gelebt haben. Was für ein unbeschreibliches Lebenselixier von einem Film, einfach der helle Wahnsinn! Kein anderer hat mich so nah an sich rangelassen, keiner mit so einer Wucht durch mich durchgedrungen.

                                          Ich habe gehofft, geweint und gelitten, jedes Gefühl durchlebt, war am Ende überwältigt, emotional ausgelaugt, überfordert, nicht in der Lage meinen Gefühlen irgendeinen Namen zu geben. Es wollte einfach alles raus, raus ins Leben. Ich verspürte großes Glück und tiefe Traurigkeit zu gleich, wollte die Welt umarmen, jeden Menschen der mir auf meinem Weg begegnet. Auch wenn ich nicht weiß, wo sie herkommen und wohin sie gehen, eins weiß ich ganz sicher: Wir alle lieben dieses verdammte Leben, auch wenn es noch so grausam und ungerecht sein kann. Es ist doch ALLES was wir haben.

                                          Es ist ein Wunder. Genau wie Magnolia.

                                          (Ein Kommentar für Zimty ;)

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                                            razzo 15.07.2014, 21:40 Geändert 16.07.2015, 21:33
                                            über Dogma

                                            Ich bin ganz bei Kevin Smith. Die katholische Kirche hat ein fettes Imageproblem! Ob im Mittelalter oder im dritten Reich, ob Kreuzzüge, Hexenverbrennungen oder Kindesmissbrauch - der Scheissedämon hat der heiligen Märchenfabrik übel mitgespielt, unsere höchste moralische Instanz als Sammelbecken niederer Instinkte entlarvt. Fehlbar sind sie, diese Menschen, auch wenn sie vergoldete Bettlaken tragen. Ganz klar, es ist Zeit für ein Update, will Jesus nicht eines Tages in einem Atemzug mit Zeus und Odin gennant werden. Mythologisches Niemalsland oder Christentum 2.0? Lass morgen bei Facebook einen kirchlich verifizierten Jesus auftauchen und irgendwann werden die Menschen glauben, das Internet hätte sie erschaffen. Eröffnet ganz neue Möglichkeiten in der Außendarstellung. Zudem erspart man sich mühsame Erklärungsversuche, wie vor paar Jahren, als man offiziell die Vorhölle abschaffte. Mister Christ twitterts einfach.

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                                              razzo 12.07.2014, 18:13 Geändert 28.03.2017, 19:54

                                              "Los, erzähl mir nochmal von diesem Pulp Fiction!"

                                              "Alles klar, was willst du wissen?"

                                              "Der Film ist gut, ja?"

                                              ''Hey, du Spaßvogel, wenn die Definition von gut ist, dass der Filmgott persönlich aus dem Himmel herabgestiegen ist, um der Filmwelt die längst nötige Adrenalinspritze zu verpassen, ja, dann ist der Film gut.''

                                              "Oh Mann, den muss ich sehen, das ist doch ganz klar, was mach ich noch hier?"

                                              "Ich weiß, Baby, du würdest tierisch drauf stehen! Aber weißt du, was das Abgefahrenste an Pulp Fiction ist?"

                                              "Was?"

                                              "Das sind die kleinen Unterschiede. Ich mein, das ist nicht der gleiche Scheiß, der überall läuft, da läufts ein Quentchen anders."

                                              "Zum Beispiel?"

                                              ''Die Dialoge, das Drehbuch. Und ich rede nicht von so einem billigen 5-Dollar-Drehbuch a la Hollywood. Ich rede von einem ganz neuen System, der Tarantino-Philosophie. Das ist Eanglewood-Style!''

                                              ''Und der Film ist auch nicht zu lang?''

                                              ''Scheiße nein, der Typ hat ne Technik drauf, Mann, bei ihm hubbelt es nicht. Und wenn doch, bringt er dein Gehirn zum explodieren. Dieser Mann schreibt seine Filme mit einem verdammten Magic Marker, seziert sie mit einem Samuraischwert auf die Leinwand, drischt einmal kräftig mit dem Baseballschläger drauf und macht daraus Le Big Cinema. So entspannt wie eine Fussmassage in der Haschischbar und so schmackhaft wie ein saftiges Steak.''

                                              ''Fuck, klingt ja fast nach einem Wunder.''

                                              ''Correctamundo...Wie spät ist es eigentlich?''

                                              ''Was?''

                                              ''Die Uhrzeit, Daddy-O...die Uhrzeit.''

                                              ''Keine Ahnung, meine Uhr ist im Arsch.''

                                              ''Egal. Ich habe eine Vision. Ich sehe eine Autofahrt. Also, du gehst jetz da raus, du wirst sagen: Gute Nacht, das war eine reizende cineastische Diskussion...Du spazierst durch die Tür, steigst in dein Honda, holst dir Pulp Fiction, fährst nach Hause, machst dein Fernseher an und glotzt den Film, Freundchen..."

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                                              • Herzlichen Glückwunsch Lydi! Man kann deine Liebe zu diesem Film förmlich spüren. Wunderbar geschrieben!

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                                                  ''Er kommt - Night Rider - Ein Auto, ein Computer, ein Mann. - - - Night Rider - Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht.''

                                                  Wie ich auf diese Assoziation komme? Die Frage ist doch viel eher, wie kann man einen Film machen, der 85 Minuten in einem sprechenden schwarzen Auto spielt, ihn Locke nennen und ihn dann nicht mit David Hasselhoff besetzen. Unbegreiflich! Dialoge über Betonmischungen hätt er auch noch hinbekommen, schließlich hat der gute Mann ganze Mauern zum Einsturz gebracht...

                                                  Aber Spaß beiseite, ''No Turning Back'' ist ein Roadmovie der etwas anderen Art. Durchgehend ernst, mit einer ruhigen Dramaturgie, die sich stetig und doch unspektakulär zuspitzt. Das ''Spektakel'' ist hier die Grundidee, die ähnlich wie ''Burried'' mit nur einem Ort und einem Schauspieler auskommt. Gleich in den ersten Sekunden steigt ein Mann am Ende eines Arbeitstagesages in sein BMW und fährt von einer Baustelle davon. Dieser Mann ist Ivan Locke, ein beruflich erfolgreicher Familienvater, der mitten im Leben steht und sich nach einem folgenschweren One-Night-Stand in einer moralischen Zwickmühle befindet. Soll er seine bisherige Existenz, samt Familie und Beruf beschützen oder sein Gewissen befreien, ohne Rücksicht auf Verluste, seien sie auch noch so schwer. So oder so, er muss auf dieser nächtlichen Fahrt eine Entscheidung treffen...

                                                  Das die komplette Handlung in einem Auto spielt und die Dialoge nur über den Freisprecher ablaufen, ist vom Konzept her erstmal interessant, hat aber auch seine Schwächen. Zum einen wirkt durch dieses Stilmittel so manches recht durchkonstruiert, zum anderen macht es auch nicht unbedingt leichter emotionale Nähe mit Lockes Gesprächspartnern aufzubauen. Face to Face fühlt sich dann doch immer noch ne Spur echter an. So überzeugt No Turning Back in erster Linie durch eine richitig starke Performance von Tom Hardy, der mit dezentem Spiel das Auto mit Leben füllt und sich authentisch immer irgendwo zwischen Vernunft, Verzweiflung und Wut bewegt. Er ist der Mann, der seinen inneren Frieden sucht - Looking for Freedom eben. Ach David, es wär die Rolle deines Lebens gewesen ;)...

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                                                  • War ja nur ne Frage der Zeit! Glückwunsch Zimty, du hast es verdient :)

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