RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 08.10.2017, 08:33 Geändert 08.10.2017, 11:04

    In 'Constantine' (2005) erlebt man einen Keanu Reeves als Antiheld, der sogar der Hölle entkommt und die übelsten Dämonen austreibt, dem aber der Tod droht, weil er 30 Zigaretten am Tag raucht und schweren Lungenkrebs hat......

    Das macht Appetit auf mehr, und man bekommt mehr. Auf der darstellerischen Seite amüsiert Tilda Swinton als geflügelter Erzengel Gabriel, und eine bezaubernde Rachel Weisz gesellt sich im Kampf gegen das Böse zu Reeves, der mit Shia LaBeouf einen wissbegierigen Novizen an der Seite hat. Auch die Auseinandersetzung mit Dämonen und die phantasievollen Trips durch die Hölle können sich sehen lassen, wobei ein starkes Highlight gleich am Anfang kommt (Spiegel-Austreibung).

    Doch leider hapert es an der einfallslosen Story, die mit der Zeit immer abstruser wird und kaum der Rede wert ist, aber in der zweiten Hälfte die Handlung bestimmt und in eine enttäuschende Auseinandersetzung von Reeves mit dem Teufel mündet. Das hat so gar nichts Packendes, Gruseliges mehr und versucht, mit langen Dialogen und albernen Sprüchen zu punkten. Der Teufel verkörpert dabei mehr einen zynischen Kasper als einen bösen Dämonen.

    Man bekommt die Ahnung, dass 'Constantine' sein Pulver überwiegend in der ersten Hälfte verschossen hat und danach verstärkt auf Füllmaterial setzt, um auf die vollen zwei Stunden zu kommen. Wie so oft, wäre hier weniger mehr gewesen, doch es bleibt der Eindruck eines ordentlichen Dämonen-Films mit einigen starken Ideen, die es allein schon wert sind, sich das anzusehen.

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      RoboMaus 07.10.2017, 19:11 Geändert 08.10.2017, 09:32

      Ein anderer Kommentar bringt es mit elf Worten auf den Punkt: "Sehr ergreifend, erschütternd und spannend. Dramatisch. Trotz der Länge nie schleppend."

      Es ist die wahre Geschichte zum Husarenstück eines Tunnels unter der Berliner Mauer, um Leute aus Ostberlin in den Westen zu schleusen. Direkt nach bzw. während des Baus der Mauer 1961/62 war das noch möglich, da die geräumte Zone nicht so breit und so gut überwacht war, wie danach. Die Initiative kam von Berlinern, die in den Westteil geflohen waren und ihre Liebsten nachholen wollten.

      Das Berlin-Setting dieser Zeit ist sehr gut getroffen, wirkt authentisch, worin die Tunnelgrab-Aktion nur ein Teil der Story ist. Daneben werden die Schicksale einiger Geflohener beleuchtet, wie auch der Leute, die sie nachholen wollen. Das ist bewegend gemacht und kulminiert mit gnadenlosen Aktionen der Stasi und des DDR-Grenzschutzes, die eindringlich verdeutlichen, was damals ablief.

      Dramaturgisch wird mit der Stasi an der Spannungsschraube gedreht, da sie vom Tunnelbau erfährt und nichts unversucht lässt, um hinter die Drahtzieher zu kommen. Dabei zieht sie die Schlinge immer enger.....

      Trotz der vollen drei Stunden beinhaltet der Plot nur kleine Längen und sorgt mit immer neuen inhaltlichen Aspekten für eine durchgehend interessante Handlung mit solider Grundspannung, die zwischendurch und natürlich zum Ende hin kulminiert. Das mag zum Zwecke des Films etwas ausgeschmückt oder dramatisiert sein, wirkt aber in jeder Phase glaubhaft und authentisch, dazu vor allem am Ende packend, woran es selbst bei vielen High-Profile Thrillern hapert.

      Saubere Unterhaltung aus Deutschland, noch dazu überzeugend gespielt im Widescreen TV-Format und besser als das meiste, das aus hiesiger Produktion in die Kinos kommt. Wegen der transportierten Authentizität, des True Story-Aspektes und des aufmerksamkeitsfördernden Unterhaltungswertes ist 'Der Tunnel' (2001) allemal geeigneter für den Geschichtsunterricht als intellektuelle Quälstreifen wie 'Die Blechtrommel' (1979).

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        RoboMaus 07.10.2017, 12:35 Geändert 07.10.2017, 15:25

        Mitte der Siebziger: in einer amerikanischen Kleinstadt präsentieren sich die Dinge in bester Ordnung, auch bei den bibeltreuen Lisbons. Ihre fünf Töchter, alles Teenager, sind in der Spur, da bringt sich die jüngste um..... Es ist klar, dass hinter der mühsam aufrechterhaltenen Fassade einiges im Argen liegt, und man erwartet, dass die Wahrheit zum Selbstmord in einem packenden, erschütternden Drama ans Licht kommen wird....

        Der stark besetzte Plot überzeugt mit Kathleen Turner als durchgreifende Kontrollfreak-Mutter, James Woods als etwas verständlicherer Ehemann, Kirsten Dunst als ungehorsame Tochter und Josh Hartnett als Highschool-Playboy. Doch inhaltlichen bleibt er lange in der Stagnation - man erfährt nur das ohnehin Offensichtliche und kaum Überraschende, nämlich, dass die Lisbons ihre Töchter an der kurzen Leine halten und unerwünschte Aktionen bestrafen.

        Erst zum Ende wird die Handlung konkreter und läuft auf das vorhersehbare, da bereits im Titel angekündigte Finale hinaus. Letztlich erkennt man, dass lediglich prophane Aktivitäten in einem dramaturgisch enttäuschenden Rahmen gezeigt werden, was etwas unvermittelt in der anklagenden Message mündet, dass religiöser Übereifer und sinnlose Unterdrückung in den eigenen vier Wänden katastrophale Folgen haben können. Viel mehr als ein hehrer Anspruch ist in diesem Werk nicht zu erkennen.

        Der Charakter ist eher der einer Real-Doku, die Probleme mit der Materialbeschaffung hat, als der eines Dramas. Daher schafft es Sophie Coppola mit ihrem Regiedebut leider erst ganz am Ende, die beabsichtigte packende, beklemmende Atmosphäre zu erzeugen.

        Immerhin ist der Score gut getroffen, mit starken Songs der Zeit, wie 'Magic Man' (Heart), 'Strange Magic' (ELO), 'I'm Not it Love' (10CC), usw., was den Unterhaltungswert etwas anhebt, aber mehr als ein "geht so" ist hier nicht drin.

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          RoboMaus 06.10.2017, 21:51 Geändert 07.10.2017, 22:52

          Michael Caine raschelt geheimnisvoll mit dem Bonbon-Papier.
          Harvey Keitel nimmt zum Gespräch bedeutungsvoll die Brille ab.
          Paul Dano steht locker an das Geländer der Veranda gelehnt.
          .......die Highlights sind durchaus vielversprechend. Man beachte vor allem die herausragende Statik in den Aktionen und den dazu perfekt kontrastierenden, schlendernden und bisweilen federnden Gang der Akteure. *Ironie off*

          Doch die zeitlupenartige Handlung, oder was man davon mit gutem Willen erahnen möchte, will nicht so recht einen Sinn ergeben, was wohl keine entscheidende Rolle spielt. Hier muss man sich den Unterhaltungswert erarbeiten, den ausgemergelten Charakteren mit vagen Indizien zu den Spuren ihrer Existenz folgen und zwischen den Zeilen lesen. Schließlich sind wir im Art House, da ist mitdenken angesagt. Von wegen prophane Unterhaltung - pfft.

          Wer sich dieser Möglichkeit beraubt, indem er dem Einlullen nicht widerstehen kann und vorher einschläft, ist selber schuld, oder..........
          ..........hat einfach nur das Glück, nicht noch mehr seiner Zeit zu verschwenden.

          In diesem Sinne, Gute Nacht :)

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            Bongrauch. Komödie. Deutschland.

            Drei Worte, die eigentlich schon alles sagen, wären da nicht die vielen guten Bewertungen..... vielleicht doch eine Überraschung?

            Leider nein. Ein einziger Lacher in der ersten Hälfte (Staubsauger), ansonsten, in Abwesenheit einer Handlung, öde Langeweile mit Bleibtreu & Co, die ihr permanentes Nervgelaber über Grasanbau und mehr oder wengier kaputte Beziehungen bei diversen Gelegenheiten ablassen: auf dem Sofa, am Tisch, in der Grasplantage, im Auto, wieder auf dem Sofa, auf der Party, zur Abwechslung wieder im Auto - wie einfallsreich.......

            Was daran interessant oder gar witzig sein soll, wird mir wohl für den Rest meines Lebens verborgen bleiben, aber dafür gibt es anscheinend genug andere, die über so etwas lachen können.

            Wem's gefällt.....

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              RoboMaus 06.10.2017, 18:38 Geändert 06.10.2017, 19:25

              Die traurige Geschichte von Rubin "Hurricane" Carter, des schwarzen Profiboxers im Weltergewicht, der Mitte der sechziger Jahre aufstieg und Weltmeister hätte werden können. 1966, im Alter von 29 Jahren, wurde ihm aus rassistischen Gründen ein dreifacher Mord angehängt, wofür er lebenslänglich bekam. 1985 wurde das Urteil aufgehoben.

              'Hurricane' (1999) ist vor allem in der ersten Hälfte ein starker, bewegender Film, den trotzdem die meisten wohl nur einmal sehen werden. Die schreiende Ungerechtigkeit, das unabwendbare, tragische Schicksal, das Bestreben im Knast, seine Würde zu behalten, die Zerstörung seiner Familie - eine deprimierende Dosis Kino, die unter die Haut geht und ein ungutes, berstendes Gefühl erzeugt, wozu auch ein starker Denzel Washington in der Rolle des Hurricane Carter beiträgt. Vielleicht Denzels düsterster Auftritt überhaupt.

              In einer Nebenhandlung ziehen Liev Schreiber und Deborah Unger einen intelligenten, schwarzen Jungen auf, der 1980 Carters Buch erwarb, das er im Gefängnis schrieb, woraus zunächst ein Briefwechsel und schließlich eine Annäherung entsteht, was beinahe die gesamte zweite Hälfte einnimmt. An diesem Punkt flacht der Plot ab und beleuchtet hauptsächlich die Beziehung dieser Gruppe mit Carter und deren Engagement im Aufrollen des Falles, was zu eindimensional und vor allem zu wenig relevant in dieser Ausführlichkeit erscheint.

              Ein bemerkeswerter Punkt in Carters Vita wird dagegen ignoriert: Carter wurde schon 1976 im Zuge einer Revision auf Kaution freigelassen, hat aber den Aussagen nach seine Kautionshinterlegerin verprügelt, wonach die Unterstützung für ihn wegbrach und er wieder in den Knast wanderte.......

              Durch die langatmige, inhaltlich magere zweite Hälfte erreicht der Film zwar die stolze Laufzeit von zweieinviertel Stunden ohne Abspann, was jedoch den Gesamteindruck eher verwässert als bereichert. Hier wären 30-40 min weniger (viel) mehr gewesen.

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                RoboMaus 06.10.2017, 10:05 Geändert 06.10.2017, 11:24

                Zu 'C'est la vie.....' (2008) habe ich mich von den Lobeshymnen und der Tatsache motivieren lassen, dass es eine französische Dramödie ist - für meinen Geschmack das Land mit den meisten Treffern in diesem Genre.

                Es ist die ausführliche Beleuchtung von Charakteren einer Familie mit drei Generationen, sowie deren Problemen, gegenseitiger Haltung und Aktionen, das Ganze in einem überrissenen Unterton. Das ist leicht skurril, manchmal amüsant serviert, bleibt aber weitgehend im prophanen, klischeehaften Bereich des Verhaltens - dass z.B. ein Teenager sich zur Abwechslung auch kooperativ zeigen kann, anstatt den üblichen Zickenkrieg vom Zaun zu brechen, ist in solchen Filmen anscheinend undenkbar.

                ....und die Mutter fühlt sich alt und hässlich, ist sexuell frustriert - ich hätte sie eine Nacht lang getröstet, aber das hilft wohl auch nicht.....

                Der einzige unterhaltsame Charakter mit Biss ist der Opa: (zum mittvierziger Sohn) "Rauchst du immer noch? ..... Ich weiß, was du bräuchtest, um endlich aufzuhören: 'nen richtig schönen Krebs."
                Davon hätte es mehr gebraucht, doch leider hat Opa viel zu wenig Screentime, während die belanglosen Problemchem und Auseinandersetzungen der anderen Charaktere den dialoglastigen Plot füllen.

                Uninteressant.

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                  RoboMaus 05.10.2017, 18:14 Geändert 06.10.2017, 14:37
                  über Milk

                  Ein stark besetztes Schwulendrama, als Biopic zu Harvey Milk (Sean Penn) aufgezogen, der es in den siebziger Jahren als unermüdlicher Aktivist nach wiederholten Versuchen zum Stadtrat von San Francisco schaffte. Mit dabei sind James Franco und Emile Hirsch als schwule Freunde bzw. Liebhaber von Milk, und Josh Brolin als Stadtrat-Kollege und Gegenspieler....

                  Im Grunde ist das eine starke Story, die Aufmerksamkeit verdient. Anspruch ist bei dieser Thematik garantiert, das Sichwehren einer schikanierten Minderheit gegen ein Establishment, das keine Gelegenheit zum Denunzieren auslässt - ein bewunders- und lobenswerter Kampf.

                  Doch Anspruch allein reicht nicht für einen starken Film: Gus van Sant verpasst mit 'Milk' (2008) die Gelegenheit, ein absorbierendes, bewegendes Biopic-Drama zu schaffen. Seine Inszenierung beleuchtet in aller Ausführlichkeit die Person Harvey Milk, seine Liebschaften, die unvermeidlichen Anfeindungen, und erarbeitet so einen dialoglastigen, dramaturgisch flachen Plot, dem es bei wesentlichen Inhalten an Nachvollziehbarkeit gebricht. Beispielsweise wird angeführt, dass Milk zur Wahl (die er später gewinnt) im Gegensatz zu früher sämtliche nicht-schwule Minderheiten auf seiner Seite hat, aber wie er die überzeugt, erfährt man nicht. Man sieht nur einen Aktivisten, der ständig mit seinen Leuten und manchmal mit dem politischen Gegener debattiert, Reden schwingt und zwischendurch mit seinem Freund im Bett liegt - zu wenig, wenn man ein (in den Siebzigern) solch brisantes politisches Thema darstellen will.

                  Das mag von Sean Penn engagiert und überzeugend gespielt sein, wirkt aber durch die Dialoglastigkeit zunehmend ermüdend und bleibt bis auf das letzte Viertel vor allem dramaturgisch und inhaltlich unbefriedigend.

                  Zu viel Penn - zu wenig Handlung.

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                    RoboMaus 05.10.2017, 11:27 Geändert 05.10.2017, 15:38
                    über Heil

                    Eine deutsche Gesellschaftssatire mit starkem Ansatz: Neonazis kidnappen einen farbigen Schriftsteller, der ihnen ein Dorn im Auge ist. Durch die Gewaltanwendung verliert er sein Gedächtnis und glaubt nach dem Erwachen, dass er selbst ein Neonazi ist. Fortan plappert er ihre Parolen nach.....

                    Das ergibt Potential für einen witzigen Film, ähnlich zum viel besseren 'Er ist wieder da' (2015), der drei Monate nach 'Heil' (2015) in die deutschen Kinos kam. Doch leider kann man die Lacher an einer Hand abzählen, während der Plot in Flachgags und Sprüchen zum Fremdschämen versinkt - nicht für die Neonazis, sondern für die klischeehafte Einfallslosigkeit von Dietrich Brüggemann, der hierfür mit Drehbuch, Regie und Produktion verantwortlich zeichnet.

                    Dazu kommen schwache Darsteller, die häufig Schauspiel mit Overacting verwechseln, und staksig gesprochene Dialoge - es fehlt sogar am Handwerklichen. Für den guten Ansatz und die paar Lacher kann man ein paar Punkte liegenlassen, doch das kann den Eindruck mieser Unterhaltung nicht kaschieren. Kaum zu glauben, dass so ein amateurhafter Streifen überhaupt im Kino läuft, aber in Deutschland ist man wohl beim Film schon so weit unten angekommen, dass inzwischen alles möglich erscheint.

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                      RoboMaus 05.10.2017, 09:31 Geändert 05.10.2017, 10:57

                      Großartig! 'A League of Their Own' (1992) hat so vieles, das dieses Werk zum Erlebnis macht. Eine Sportdramödie um den Aufbau und die erste Saison der Frauen-Baseball-Liga in Amerika während des zweiten Weltkrieges, als Ersatz für die Baseball-Männer, die im Krieg kämpften. Der wahre, ernste Hintergrund vermittelt ein authentisches Drama, das gelungenen Humor mit vielen amüsanten Szenen und etlichen Lachern eingeflochten hat, selten aber auch in berührende Tragik umschlägt.

                      Das ist auch einem blendend aufgelegten Tom Hanks zu verdanken, der als Suff-Trainer die Frauenmannschaft coachen soll, aber zunächst nicht das geringste Interesse verspürt. Sein "Hühnerhaufen" beeinhaltet Schauspielerinnen wie Geena Davis, Lori Petty und Madonna, die durchweg überzeugen. Madonna deshalb, weil sie vor allem sich selbst spielt: ein Fungirl, das den Trainingscamp-Ausbruch zum nahegelegenen Tanzclub organisiert und mit großer Klappe und Tanzeinlagen auf Männerfang geht. Das passt.

                      Dieser Film versprüht ungegeheuren Charme, ist so packend wie berührend, wodurch die knapp zwei Stunden wie im Flug vergehen. Daneben gibt es interessante Details, wie die Einlage einer Schwarzen, die den Ball mit erstaunlicher Härte wirft und für Baseball qualifiziert wäre - damals war dieser Sport nur Weißen vorbehalten. Diese Szene nimmt den starken '42' (2013, Harrison Ford) vorweg, worin ein grandios spielender Schwarzer 1946/47 in der Baseball-Liga durchgesetzt wird.

                      Herausragende Unterhaltung. Mehr kann man von einem Film dieses Genres kaum verlangen.

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                        RoboMaus 04.10.2017, 21:16 Geändert 05.10.2017, 15:15

                        Ein typischer Tim Burton mit interessanten Schauspielern, wie Achtziger-Schnuckelchen Geena Davis, oder einem Alec Baldwin, der am Anfang seiner Schauspielkarriere erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist, und einer sechzehnjährigen Winona Ryder im Gothic-Look.

                        Burtons Story ist im Haunted House angesiedelt und dabei komplett auf Komödie getrimmt. Gruseln würde sich hier wohl nur meine Oma und ihre Gesinnungsgenossinnen - das gutzufinden, hängt allein von der Wahrnehmung dieses fantasylastigen Humors ab, der überhaupt nicht meiner ist. Zu allem Überfluss durchbricht das mit dem Overacting-Charakter des Beetlejuice (Michael Keaton) ab der Mitte auch noch die Nervgrenze. Zum Glück hat der nicht allzu viel Screen Time.

                        Das ist zwar nicht schlecht gemacht, hat Charme und ein paar nette Ideen, rangiert aber mit diesem albernen Tim Burton-Humor meistens zwischen langweilig und schwer erträglich, so dass der subjektive Eindruck "uninteressant" ist.

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                          RoboMaus 04.10.2017, 18:56 Geändert 06.10.2017, 14:40

                          Stanley Tucci ist einer der vielen erfolgreichen Schauspieler, deren erweiterte Ambitionen sie irgendwann auf den Regiestuhl bringen - 'Joe Goulds Geheimnis' (1999) ist bereits sein drittes Werk, wofür er einen namhaften Cast versammelte. Neben ihm selbst und Ian "Ash" Holm alias Joe Gould in den Hauptrollen erscheinen auch Susan Sarandon und Steve Martin in Nebenrollen.

                          Die wahre Geschichte ist interessant: Gould ist ein exzentrischer, obdachloser Autor, der im New York des Jahres 1942 vom Zeitungsschreiber Joe Mitchell (Tucci) entdeckt wird. Über Jahrzehnte hat Gould ein Sammelsurium an bewegenden Geschichten über die Menschen der Großstadt mit all ihren Facetten angesammelt. Tucci veröffentlich einen Artikel über Gould im "New Yorker" (für den er schreibt), was zu einer enormen Resonanz führt. Doch Gould will sein Werk nicht publik machen.....

                          Tucci geht es in seinem Film weniger um die Story, als um die Darstellung der Charaktere, insbesondere den von Gould/Holm, dessen Overacting in quasi-Abwesenheit einer Handlung mehr und mehr nervt - sowohl die Menschen seiner Umgebung im Plot, als auch den Zuschauer. Daneben wird vor allem die schwierige Beziehung zwischen Gould und Tucci betrachtet, was sich in ausgiebigen, teilweise hektischen Dialogen äußert.

                          Was auf dem Papier wie ein bewegendes, berührendes Biopic-Drama aussieht, entpuppt sich als inhaltlich magere, dafür umso dialoglastigere Charakter- und Beziehungsstudie. Das mag gut gespielt sein, vor allem von Holm als exaltiertem Underdog-Autor, doch in dieser Form ist das zu langwierig und letztlich uninteressant.

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                            RoboMaus 04.10.2017, 12:29 Geändert 04.10.2017, 22:48
                            über Macbeth

                            Ob Shakespeare diese Interpretation seines herausragenden Dramas gefallen hätte? Ich denke schon, denn Justin Kurzels 'Mac Beth' (2015) verkörpert treffend den düsteren und brutalen Unterton, der in vielen seiner Zeilen steckt. Die Atmosphäre und Stimmung in dieser Inszenierung darf man als meisterlich getroffen bezeichnen - in etwa so habe ich mir MacBeth, seine Umgebung der schottischen Highlands und seine Aktionen vorgestellt, als ich das Buch einst im Englisch-LK zu lesen bekam.

                            Hier ist nichts schön. Das Leben des Heerführers und späteren Königs MacBeth ist ein einziger Alptraum aus nie enden wollendem Blutvergießen, geboren aus der nie nachlassenden Gier des Menschen nach Macht, worin er sich als der Beste erweist. Doch das Leben an der Spitze, das Aufsetzen der Königskrone erweist sich als nicht weniger fatal - es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer kommt, der seinem mickrigen Glanz ein Ende setzt. Aus Schlachtengetümmel und Heldentum wird schiere Paranoia.

                            Neben der Atmosphäre überzeugen auch Michael Fassbender als MacBeth und Marion Cotillard als seine nicht minder ehrgeizige Frau Lady MacBeth. Am stärksten ist Kurzels Werk im ersten und im letzten Viertel mit der düsteren Umsetzung der direkten Auseinandersetzungen und der Tragik der Ereignisse, begleitet vom Auftauchen und Verschwinden der Hexen, die MacBeths Schicksal prophezeihen. Die Hälfte des Films dazwischen ist allerdings von schwer verdaulichen Dialogen über Bedrohungen und (Selbst-)Zweifel in mehr oder weniger statischer Ausführung gekennzeichnet. Da hätte Kurzel wenigstens optisch für mehr Abwechslung sorgen können.

                            Eine sehenswerte Version des klassischen Stoffes, die als Film immer dann am besten wirkt, je weiter sie vom Kammerspiel des Theaters entfernt ist.

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                              RoboMaus 04.10.2017, 08:39 Geändert 04.10.2017, 09:46

                              Eine Sportdramödie, die genau wie eine RomCom aufgebaut ist - Handlung und Dramaturgie reihen sich an einem vorgezogenen Faden auf, von dem sie keinen Millimeter abweichen, dessen Ausrichtung schon nach fünf Minuten klar ist, und natürlich auch, wie das ausgeht. Mit einem Wort und einem Buchstaben: Schema F.

                              Doch Gene Hackman und Keanu Reeves schaffen es, diesem weitgehend einfallslosen Plot Leben einzuhauchen, wozu ein paar gute, humorige Ideen kommen (z.B. die Cheerleader-Truppe aus Bartänzerinnen, die das gegnerische Football-Team ablenken......). Daneben gibt es aber auch viel albernes Gehabe und angestrengte Gags, die nicht zünden - wie immer beim Humor, wird das jeder anders auffassen.

                              Akzeptable Unterhaltung.

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                                RoboMaus 04.10.2017, 08:02 Geändert 05.10.2017, 15:18

                                'Carnival of Souls' (1962) - mit diesem Titel assoziiert man beinahe unvermeidlich tanzende Geister oder Seelen, die aus dem Grab fahren und entweder gewollt oder (heute) unfreiwillig komisch wirken. Doch der Titel ist nur ein verzerrend-reißerischer Aufmacher, wie auch das Cover, um Leute in das Kino zu locken. Eines ist dieser Film gewiss nicht: witzig, weder damals noch heute.

                                Die heutige Genre-Zuordung ist wohl am treffendsten "Psycho-Mystery" - eine Frau stürzt mit dem Auto in einen Fluss und entsteigt ihm zur Verwunderung der Rettungskräfte, nachdem sie einige Zeit vergeblich nach dem Fahrzeug gesucht haben. Fortan stimmt etwas nicht mit ihrem Verhalten, was natürlich auf die Frage abzielt, ob sie ein Geist ist oder ob sie es doch irgendwie überlebt haben kann, worauf ein Großteil des Films ausgerichtet ist.

                                Das Tempo ist langsam und es passiert sehr wenig. In langen Einstellungen fährt sie durch die Gegend.......... Dazu kommen surreale Elemente wie aus Art House-Filmen - bei manchen Einstellungen bekommt man den Eindruck, dass sich später Tarkowski für seinen 'Stalker' (1979) hieran orientiert hat. Dennoch erzeugt der Film Wirkung über seine gelungen unheimliche Atmosphäre und durch die Interaktion mit anderen Menschen, die spüren, dass etwas nicht in Ordnung ist, wobei sogar ein paar Gänsehautmomente entstehen.

                                Ein Klassiker des Genres, den man sich auch heute noch zur Unterhaltung anschauen kann, der für meine Sehgewohnheiten allerdings zu zäh im Handlungsfortschritt und zu ereignisarm ist, um ihn wirklich stark zu finden. In jedem Fall ein interessanter Film, den jeder Genrefan einmal gesehen haben sollte, zumal die Laufzeit von 80 Minuten für ein derartiges Werk angenehm kurz ist.

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                                  RoboMaus 03.10.2017, 16:48 Geändert 26.01.2025, 18:44

                                  Nachtrag 2025-1: ich den Film noch einmal gesehen, ohne mich zu erinnern, ihn schon gesehen zu haben und fand zu meiner Überraschung, dass ich ihn schon bewertet und kommentiert hatte. Eines ist daher sicher: dies ist kein Film, der im Gedächtnis bleibt. Tatsächlich fand ich ihn diesmal eher mittelmäßig, 5,5-6 Punkte - da sieht man wieder, wie höchst subjektiv die eigene Wahrnehmung doch ist ;-).

                                  Orignal-Kommentar, 2017-10-3:

                                  Ich liebe gut gemachten Psycho-Horror, der die Katze erst spät oder nie aus dem Sack lässt, für Gänsehautmomente sorgt, den Zuschauer in Illusionen entführt und dabei immer wieder die Ebene der Realität findet. Oder was man dafür halten mag.....

                                  'Nine Miles Down' (2009) ist ein gut gemachter Vertreter dieses Sub-Genres, wenngleich er nicht an Spitzenfilme wie 'Event Horizon' (1998) oder 'Die Mächte des Wahnsinns' (1995) herankommt. Dazu bleibt er insgesamt zu harmlos und hat vor allem keinen Sam Neill.

                                  Doch er baut ein gekonntes Psycho-Spiel mit einigen WTF-Momenten und starken Ideen auf, was den Plot immer interessant und spannend hält (z.B., SPOILER, die Szene mit gegenüberliegenden Spiegeln, die das eigene Bild endlos reproduzieren, wobei das hinterste sichtbare Ich des Protagonisten den "Vordermann" erschießt und sich wie eine Kettenreaktion von erschossenen Spiegelbildern nach vorne arbeitet, bis das reale Ich vor dem Spiegel an der Reihe ist....... SPOILER ENDE).

                                  Allerdings muss man sich in dieses Psycho-Spiel einfinden können, denn die Umsetzung bewegt sich weitab von Brachial-Horror und Splatter, obwohl auch solche Momente eingestreut sind. Er lebt eher von Subtilität, falschen Fährten und der im Film konsequent zum Ausdruck gebrachten Erkenntnis "Die Hölle entsteht in deinem Kopf" - das gilt auch für den Zuschauer. Wem das nicht gelingt, der bleibt außen vor und gibt diesem Werk eine miese Bewertung, was ihn mit wirklich miesen, in jeder Richtung billigen Filmen in einen Topf wirft, aber nicht gerechtfertigt ist.

                                  Dafür, dass dieser Film im Bereich des gehobenen B-Movies liegt (22 Mio. $ Budget), ist er erstaunlich gut gelungen, was vor allem an Anthony Wallers Story & Drehbuch und seiner eigenen Umsetzung liegt. In den Händen von John Carpenter und Sam Neill, und mit mehr Geld für entsprechende Effekte, hätte das ein Spitzenfilm werden können.

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                                    RoboMaus 03.10.2017, 14:18 Geändert 03.10.2017, 22:01

                                    Das starke thailändische Original des Grusel-Streifens 'Shutter' (2004; 7,5/10) hatte ich nur noch vage in Erinnerung - da erscheint das US/japanische Remake von 2008 durchaus interessant, auch wenn es mit amerikanischen Hauptdarstellern aus der dritten Reihe besetzt ist.

                                    Leider kommen Intensität und Atmosphäre nicht an das Original heran, wobei der typische Asia-Gruselcharme verloren ging. Die übernommenen, guten Plotideen gestalten das letzte Drittel allerdings auch im Remake noch einnehmend und sehenswert. Qualität behält ihren Wert. Insgesamt ist das jedoch eine überflüssige Neuauflage, die es nicht schafft eigene Akzente zu setzen und über weite Strecken zu langatmig wirkt.

                                    Wer den Film sehen will, sollte sich unbedingt nur das Original besorgen.

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                                      RoboMaus 03.10.2017, 10:44 Geändert 03.10.2017, 17:14

                                      'How Do You Know?' (2010) ist wieder ein gutes Beispiel dafür, dass ein Haufen hochbezahlter Stars, verstärkt durch den Score-Superstar Hans Zimmer und ein inflationäres 120 Mio.$-Budget, nicht automatisch einen guten Film ergeben.

                                      Dass diese Komödie mit Witherspoon, Nicholson & Co nicht zündet, liegt nicht an ihnen, sondern daran, dass sie schlicht und einfach nicht witzig ist. Situationskomik und Gags sind nur ansatzweise vorhanden, und auch dann höchstens albern. Die Schauspieler waten in zwei Handlungssträngen durch einen in allen Belangen bestenfalls oberflächlichen Plot, wobei die witzlosen, klischeehaften Dialoge schon nach einer halben Stunde langweilen..... und nach einer Stunde nerven (vor allem Witherspoon und O. Wilson).

                                      Welch eine Verschwendung von Geld und Potential.

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                                        RoboMaus 02.10.2017, 23:03 Geändert 03.10.2017, 17:15

                                        Robert Redford alias Drei Sterne-General Irwin kommt in den Militärknast, verhält sich unklug und wird vom Kommandanten James Gandolfini schikaniert. Dabei vollbringt der heldenhafte Mitt-Sechziger die physische Wunderleistung eines 25jährigen, und Mark Ruffalo wettet auf ihn....... Der Plot schöpft alles aus, um den moralisch überlegenen Redford gegen Gandolfini antreten zu lassen und ein Katz- und Mausspiel des physisch total Unterlegenen gegen den Herrscher aufzuziehen, etwa in der Art von 'Die Brücke am Kwai' (1957), ist aber im Vergleich plump und einfallslos.

                                        Leider ist das trotz der starken Besetzung nicht überzeugend, manchmal geradezu lächerlich (SPOILER: als ob der faltige Redford einen Haufen Felsbrocken den ganzen Tag lang durch die Gegend tragen könnte; SPOILER ENDE).
                                        Dazu kommt die komplett vorhersehbare Handlung mit dem pathetischen Gehabe Redfords und der Insassen, die er allmählich auf seine Seite zieht...... Der Plot zielt im Grunde zwei Stunden lang nur darauf ab, Gandolfini als Sadisten hinzustellen, der am Ende bekommt was er verdient, was ohnehin von Anfang an klar ist.

                                        Redford zu Gandolfini: "Sie sind eine Schande für die Uniform" - ein echter Held ignoriert eben die einfachsten pragmatischen Ansätze und steckt dafür die Prügel ein.....

                                        Zu eindimensional, zu tendenziös, zu billig und dramaturgisch wertlos.

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                                          RoboMaus 02.10.2017, 14:01 Geändert 03.10.2017, 09:39

                                          Eine echte Überrachung - was nach dem Einstieg wie der schon dutzendmal gesehene Thriller aussieht, entwickelt zunehmend eigenständiges Profil, wird interessant und spannend.

                                          Zunächst wird der abgehalfterte Ex-Cop porträtiert (stark: Jérémie Renier), der miese Jobs annehmen muss, um über die Runden zu kommen. Natürlich hat er Schulden und eine zwölfjährige Tochter, für die er kaum noch sorgen kann. Kurzum - er steht mit dem Rücken an der Wand, was man ähnlich schon oft gesehen hat, aber nach einer Viertelstunde abgehakt ist.

                                          Da kommt ein Jobangebot gerade recht, garantiert legal, wie ihm erklärt wird - er muss nichts weiter machen, als in einem Büro zu sitzen und auf Anrufe zu warten. Schon nach dem ersten Arbeitstag ist eine fette Lohntüte in seinem Briefkasten....

                                          Dass man Geld nicht so leicht verdient und dabei irgendwo ein dicker Haken sein muss, ist jedem Zuschauer sofort klar, aber merkwürdigerweise nicht dem Ex-Cop. Der Plot weist zwar einige Unschlüssigkeiten auf, aber in der Summe nicht so gravierend, dass es stört. In der Folge werden die Aktivitäten immer ominöser und bedrohlicher, wobei die Handlung geschickt verschleiert, worum es wirklich geht, und damit Interesse und Spannung bis zum Ende hochhält.

                                          Dramaturgisch ist 'Brotherhood of Tears' (2013) stark gemacht, auch wenn es inhaltlich nicht ganz so rund läuft und vor allem die Nebenhandlung mit seiner Tochter etwas zu klischeehaft wirkt (der Vater, der es natürlich nicht schafft, rechtzeitig zu ihrer Musikaufführung zu kommen, was die Beziehung belastet, usw.)

                                          Clever aufgezogene, spannungsreiche Unterhaltung aus Frankreich.

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                                            RoboMaus 01.10.2017, 23:14 Geändert 03.10.2017, 09:32

                                            ACHTUNG!!! Vom Vatikan nicht genehmigt!!

                                            NICHT anschauen. Dieses Teufelswerk fängt Seelen, indem der Dämon durch den Flachbildschirm auf den Zuschauer überspringt. Nur konservative User, die noch einen Röhrenfernseher benutzen, bleiben verschont, weil der Dämon die darin generierten Magnetfelder nicht überwinden kann.

                                            Habe es zum Glück schon bemerkt, als der Ektoschleim aus den hinteren(!) Lautsprechern tropfte und einen Kurzschluss verursachte. Wahrscheinlich wollte mich der Dämon von hinten überraschen, aber ich konnte die Lautsprecher mit dem anhaftenden Schleim im letzten Moment aus dem Fenster werfen, worauf sich der Dämon beim Nachbarn im Garten materialisierte.

                                            Zuerst erwischte er seine Katze, die somit zum letzten Mal auf meine Terasse schiss. Wegen der prekären Situation mit den vielen Nachbarskatzen dachte ich schon daran, den Dämon auf 400 Euro-Basis einzustellen, aber seine aggressive Einstellung verhinderte dies. Als er mit seinen blutunterlaufenen Augen offensichtlich bedrohlich wurde, holte ich die für die Katzen bestimmte Steinschleuder hervor und schoss ihm mit einem Blattschuss sein rechtes Auge aus. Das fand er überhaupt nicht lustig und lies einen markerschütternden Schrei los, worauf im selben Moment der Nachbar wegen dem Getöse in seinen Garten trat....

                                            An dieser Stelle muss ich den Bericht abbrechen, weil der Dämon des Nachbars Kopf mit einem Hieb seiner überlangen Fingenägel abtrennte und durch mein dreifach(!) verglastes Fenster warf, wohl in der Absicht, mich zu treffen. Danach sprang er mit einem mächtigen Satz über das Nachbarshaus auf die benachbarte Kirche und lauerte dem Pfarrer auf, erwischte aber nur seinen Lieblingsministranten, den der Pfarrer gerade mit einem Snickers entlohnt hatte.

                                            Als der Kopf des Nachbarn noch im Heimkino lag, erschien leider meine Frau, die völlig hysterisch durchdrehte, als der Kopf die Worte äußerte: "meine Zunge geht immer noch". Habe ich da etwas verpasst? Dann faselte er noch etwas von AfD, wonach ich ihn in seinen Garten zurückwarf. Verdammte Dämonen.

                                            Leute, vernichtet euren Datenträger mit 'The Vatican Tapes', oder ihr kommt in Teufels Küche ;-)

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                                              Eine spanische Werwolf-Komödie zum Auftakt des Horroctober 2017 :)

                                              Über Story und Handlung braucht man sich bei solch einem Film nicht unterhalten - es ist klar, was kommt, und es kommt genauso. Letztlich dient das nur als Gerüst zum Anbringen mehr oder weniger makaberer Gags und Sprüche. In meiner Wahrnehmung rangiert das von überwiegend albern zu manchmal amüsant und selten witzig.

                                              Die Atmosphäre ist gelungen, aber die Werwölfe wirken mit ihren Kostümen und der Bewegung zu menschlich - da hätte man sich mehr Mühe geben können. Es bleibt der Eindruck akzeptabler Unterhaltung, die man sich als Genrefan durchaus einmal ansehen kann. Wer Glück hat, findet seinen Humor gut getroffen und wird mehr Punkte liegen lassen, wie einige andere hier. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

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                                                RoboMaus 01.10.2017, 12:07 Geändert 02.10.2017, 08:03

                                                Sylvester Stallone und Rutger Hauer in einem Thriller Anfang der achtziger Jahre - das klingt interessant, zumal hier nicht auf die übliche Sly-Action und -Dramaturgie gesetzt wird. Er hat eher eine Charakterrolle als Cop, der das Verbrechen auf der Straße bekämpft, dann aber wegen seiner Qualitäten zu einer Anti-Terroreinheit versetzt wird. Deren Einsatz ist gefordert, weil Hauer alias Top-Terrorist Wulfger nach New York kommt, um im Zuge seiner Anti-Kapitalismusvendetta Angst und Schrecken zu vebreiten....

                                                Ähnlich wie im gleichzeitigen 'Blow out' (1981, Travolta) setzt man auf langsames Tempo, mit dem sich eine rudimentäre, weitgehend vorhersehbare Handlung allmählich konkretisiert. Der Fokus liegt dabei auf der Beleuchtung der Charaktere und des Milieus im Noir-Stil, was mit gedehnten, teilweise dialoglastigen Sequenzen umgesetzt wird. So dauert es nach langen Aufenthalten im Anti-Terrorismuslehrgang und in Diskotheken beinahe zwei Drittel des Plots, bis sich Sly und Hauer erstmals begegnen. Nebenher wird noch die unvermeidlich in Scherben liegende Ehe des heldenhaften Protagonisten betrachtet.

                                                Inhaltlich ist das eher schematisch angelegt, hat aber seine gelungenen, atmosphärischen Momente, die gelegentlich auch Spannung erzeugen.

                                                Der starke Score stammt interessanterweise von keinem Geringeren als Keith Emerson, Kopf der 70er-Supergroup 'Emerson, Lake & Palmer', der sich tragischerweise letztes Jahr erschossen hat. Wer ELP kennt, wird Emersons unverwechselbare Handschrift wahrnehmen.

                                                Wem Filme wie 'Blow out' oder 'China Town' (1974) gefallen, oder Noir-Thriller im Allgemeinen, sollte sich 'Nighthawks' (1981) anschauen.

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                                                  RoboMaus 01.10.2017, 09:15 Geändert 01.10.2017, 10:53

                                                  Marie Curie - welch eine Frau, welch ein Leben, welch Courage und welch eine Chance für ein Biopic, das den Zuschauer im Innersten berührt, packt, durch ein grandioses Filmerlebnis schleift und am Ende wieder ausspuckt.

                                                  Doch diese französisch-deutsch-polnische Produktion schafft es lediglich im Ansatz, ihrer Bedeutung gerecht zu werden. Drehbuch und Regie wirken bestenfalls technisch routiniert, womit sich die Handlung in einen hölzernen, scheinbar mit Trockeneis unterkühlten, zähen Brei verwandelt, und auch die Schauspieler sich kein Bein ausreißen, um so etwas wie Feuer oder Emotionen in diesen Plot zu bringen.

                                                  Curie gewann als erste und bisher einzige Frau zwei Nobelpreise (1903 und 1911) für ihre Verdienste um die Erforschung der Radioaktivität und die Darstellung des Elementes Radium. Dies, trotz einer von Männern dominierten Wissenschaftswelt, von denen ein Teil keine Gelegenheit ausließ, sie lächerlich zu machen. Selbst als Nobelpreisträgerin verweigerte man ihr die Aufnahme in die französische Akademie der Wissenschaften.

                                                  Doch sie fand auch Unterstützung, z.B. von Albert Einstein, und setzte ihre Arbeit unbeirrt fort, unterhielt daneben im Privatleben eine Liebesbeziehung mit einem verheirateten Kollegen, die publik und zu einem europaweiten Skandal wurde. In Stockholm hörte man von der Story erst kurz nachdem ihr der Nobelpreis 1911 förmlich zuerkannt wurde - man setzte sie unter Druck, ihn nicht anzunehmen.....

                                                  Genug Stoff für ein mitreißendes drei Stunden-Epos, doch die trockene europäische Inszenierkunst schafft es nicht einmal, damit 95 min ansprechend zu füllen. Ich brauchte drei Anläufe, um dieses Biopic zu Ende zu sehen und tat mit das nur an, weil mich das Thema sehr interessiert. Immerhin hat man sich um historische Korrektheit bemüht und die Themen passend ausgewählt - daher gerade noch ein "geht so".

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                                                    RoboMaus 30.09.2017, 22:33 Geändert 30.09.2017, 23:30

                                                    Brad Pitt und die Nazis..... Nachdem er sie heldenhaft im mutigsten Kriegseinsatz aller Zeiten in 'Fury' (2014) zu Dutzenden niedermachte, geht er es in 'Allied' (2016) als kanadischer Agent auf Seiten des französischen Widerstandes ruhiger an. Dabei lässt er es sich jedoch nicht nehmen, den ersten Nazi mit bloßen Händen zu erwürgen; erst danach greift er zur automatischen Waffe.....

                                                    Doch im Sinne eines Agententhrillers sind zwei kurze Einsätze alles, was in der ersten Hälfte passiert - es gibt de facto keine Handlung. Schon bald muss man erkennen, dass das gefährliche Agenten-Spiel im Nazi-Ambiente nur das Deckmäntelchen für eine ausgiebig dargestellte Liebesbeziehung zwischen Pitt und Marion Cotillard ist, was bis zur Mitte lediglich einen eindimensionalen, langatmigen Plot liefert.

                                                    Als ich schon überhaupt nichts mehr von diesem Film erwartet hatte, wird er schlagartig mit einer starken Plotidee interessant und spannend. Gerade noch rechtzeitig entwickelt sich der anfangs erhoffte, packende Agententhriller mit bewegenden Momenten. Auch wenn die erste Hälfte nur halb so lang hätte sein dürfen und die vollen zwei Stunden Laufzeit wie so oft unnötig verwässert erscheinen, bleibt unter dem Strich ein sehenswerter Film, der es ab der Mitte schafft, nur aus seiner Handlung heraus Spannung zu erzeugen. Er verzichtet dabei auf überzogene Ballereinlagen und ein Dauerfeuer an coolen Sprüchen - eine Wohltat im heutigen Kino.

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