RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 15.10.2017, 08:25 Geändert 15.10.2017, 09:19

    In den mittleren 90ern war das nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein durchaus realistisches Szenario: das instabile Russland gerät teilweise in die Hände eines ultra-nationalistischen Usurpators, der damit droht, Atomwaffen gegen die USA einzusetzen. Die kleinste Provokation führt zu unkalkulierbarem Verhalten, etwa so, als würde heute der durchgedrehte Nordkorea-Diktator Kim-Jong-Un Teile von Russlands Atomarsenal kontrollieren.

    In dieser Lage machen die Amerikaner mobil - eines ihrer U-Boote mit zwei Dutzend Nuklearraketen wird im Westpazifik in Stellung gebracht, da kommt der Befehl zum Abschuß, etwas später gefolgt von einer verstümmelten Nachricht......

    Es geht um nichts weniger als das Auslösen oder das Vermeiden eines globalen Atomkrieges, jeweils repräsentiert durch den Hardliner Gene Hackman, Kommandant, und den besonnenen Denzel Washington, 1. Offizier - nur zusammen können sie die Raketen starten, doch Denzel will zuerst die komplette zweite Nachricht.

    Beide spielen phänomenal, Hackman vielleicht in seiner besten Rolle überhaupt. Dieser Zweikampf der Charaktere überlagert sich typischem 90er-Kino, das ein solides Fundament liefert: der gewaltige Score von Hans Zimmer, Tony Scotts Blockbuster-Inszenierstil, der die Spannung immer wieder auf die Spitze treibt, und ein starker Cast auch für die Nebenrollen, mit James Gandolfini, sowie Viggo Mortensen und Steve Zahn in jungen Jahren.

    Allerdings verläuft die Handlung etwas zu eindimensional, de facto nur auf das Charakterduell ausgerichtet. Von den Russen sieht man nichts, außer den Radarschatten ihres U-Boots und ein paar Torpedos. In dieser Richtung hat der andere große U-Boot-Film dieser Zeit, 'Jagd auf roter Oktober' (1990), wesentlich mehr zu bieten. Zudem irritiert, dass das U-Boot in mehreren Szenen tiefer tauchen soll, bei der Außenansicht aber jedesmal neben Felsformationen gezeigt wird, so dass es mit dem Meeresgrund kollidieren würde.

    Dennoch ein starker, in manchen Phasen sehr spannender U-Boot-Thriller, der auch die Freunde des charakterdarstellenden Kinos zufriedenstellen dürfte.

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    • 5 .5
      RoboMaus 14.10.2017, 13:25 Geändert 14.10.2017, 20:01

      Paul Bettany, der durch Nebenrollen aus vielen erfolgreichen Filmen bekannt ist, spielt im Mittelalter-Thriller 'The Reckoning' (2003) zur Abwechslung eine der Hauptrollen. Doch obwohl er von (heutigen) Leinwandgrößen wie Willem Dafoe, Tom Hardy, oder Brian Cox unterstützt wird, kann dieser Film nicht wirklich überzeugen, was auch der Grund dafür sein dürfte, dass ihn kaum jemand kennt.

      Die Handlung braucht viel zu lange, bis sie etwas liefert: das ganze erste Drittel verstreicht nur mit mehr oder weniger gelungenen Theateraufführungen und dem Drumherum von Dafoes umherziehender Truppe. Das einzig Nennenswerte ist der Umstand, dass ein Junge ermordet wurde und eine Frau dafür im Kerker sitzt, der die Tat in die Schuhe geschoben wird.

      Etwas vor der Mitte wird es endlich mit einer guten Idee interessant, indem sich Dafoe entschließt, die berichteten Vorgänge um den Mord nachzuspielen, und damit die Einnahmen zu erhöhen. Unerwarteterweise ist das Publikum mit dem gespielten Verlauf überhaupt nicht einverstanden.....

      Es entwickelt sich ein Plot im Mittelalter-Ambiente, auch mit Mönchen und hohen Mauern, 'Der Name der Rose' (1986) nicht unähnlich, erreicht aber in seiner verbleibenden Laufzeit nie diese Intensität. Immerhin lädt die atmospärisch ansprechend umgesetzte Story nun zum Verweilen ein, sorgt aber insgesamt nur noch für ein "geht so".

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        RoboMaus 14.10.2017, 11:05 Geändert 14.10.2017, 23:26

        Das war wohl der Griff in die berühmte Schüssel - Sozialdramen können durchaus bewegend sein, ein starkes Mitgefühl erzeugen, oder einen derart an den Eiern packen, dass einem die Galle hochkommt. So oder so würde man teilnehmen, aber dazu sollte ein Minimum an cineastischen Kriterien erfüllt sein, die einen Film von seiner Form her schaubar machen.

        Damit sieht es (sogar passenderweise) düster aus - in 'Winter's Bone' (2010) ist alles so unglaublich zäh dargestellt, nur darauf getrimmt, inhaltlich und über die gedämpft intonierten Dialoge depressiv zu wirken. Die Handlung ist rudimentär und nicht einmal erwähnenswert - das einzige Ziel des Plots scheint zu sein, den Zuschauer durch die Trostlosigkeit der amerikanischen Gesellschaft am Rand des Kleinstadtlebens zu führen, sowohl im übertragenen, als auch im örtlichen Sinne.

        Gewiss ist das anspruchsvoll und hat eine lobenswerte Absicht, was sich wohl auch in einer 7,4 der Kritiker spiegelt. Leider kann ich Filmen nichts abgewinnen, die lediglich versuchen, von ihrem Anspruch zu leben und darüber hinaus nur knochentrockene Depri-Kost zu bieten haben.

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          RoboMaus 13.10.2017, 21:48 Geändert 14.10.2017, 07:13

          Mit Purzelbaumschlagen Schüssen ausweichen?
          Vin Diesel auf Skiern im Dschungel von Fels zu Fels hüpfend?
          Auf Motorrädern Wellenreiten?

          'xXx: Return of Xander Cage' (2017) ist mit voller Absicht nur noch die Karikatur eines Actionfilmes. Derart übersteigert, dass man dieser Aneinanderreihung von Stunts und artistisch-schusslastigen Lächerlichkeiten entweder eine neue Dimension im Genre und damit wenigstens etwas Unterhaltungswert abringt, oder kopfschüttelnd abwinkt......

          .....denn darüber hinaus wird nichts geboten, außer tonnenweise hohlen Sprüchen und Dialogen, die es gratis obendrauf gibt. Leider nie witzig, obwohl das witzig wirken soll - die Parade der Fehlzünder kann auch durch die Parade der Salatdiät-Girls in Lederklamotten und Unterwäsche nicht aufgelockert werden, die als Statisten im Plot ausgestellt sind, oder als Amazonen ein paar Tritte austeilen.

          Immerhin, Toni Collette überzeugt mit ihrem lässig-vampartigen Stil, aber alle anderen Charaktere sind nur stereotype Abziehbilder des Genres, einschließlich Vin Diesel mit seinem gekünstelten Dauergegrinse.

          Langweiliger Action-Trash, nicht einmal unfreiwillig witzig.

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            RoboMaus 13.10.2017, 13:36 Geändert 13.10.2017, 14:00

            Mit einer guten Idee zum Millionär und Medienmogul, der keine Gelegenheit zur Provokation seiner Widersacher auslässt - diese Story verdient ein Biopic, mindestens ein gutes.

            Das ist Milos Forman und seiner starken Besetzung von 'The People vs. Larry Flynt' (1996) gelungen: Woody Harrelson als der fintenreiche, durchgeknallte Flynt, Ed Norton als sein verzweifelter Anwalt, James Cromwell als bibeltreuer Sittenwächter, und nicht zuletzt die Frau, die Nirwana-Kopf Kurt Cobain zwei Jahre zuvor in den tödlichen Wahnsinn trieb und kaum besser besetzt sein konnte: Courtney Love als Flynts nicht minder durchgeknallte, ewige Liebe.

            Es ist die Geschichte eines Draufgängers, der keine Grenzen und keine Furcht kennt, seine Gegner immer wieder narrt, und selbst den Justizbehörden seinen erlesenen Disrespekt erweist. Trotz allem entwickelt er sich zum cleveren und eisenharten Geschäftsmann, der sein Hustler-Magazine Mitte der Siebziger zielstrebig und innovativ zu hohen Auflagen führt, womit er seine Eskapaden finanzieren kann.

            Daraus ergeben sich etliche amüsante und witzige Szenen, gebettet in den Rahmen einer interessanten Handlung, die selbst auf die vollen zwei Stunden Laufzeit kaum Hänger hat und in einer bemerkenswerten Verhandlung vor dem obersten Bundesgericht der USA im Jahre 1987 kulminiert. Tatsächlich wurde Flynt zum Symbol oder Stellvertreter eines Freiheitskampfes, der bis an die höchste Stelle getragen wurde: die Verteidigung der freien Meinungsäußerung gegen den Machtanspruch moralischer Grundwerte.

            "Unpopuläre Meinungen sind lebenswichtig für die Gesundheit unserer Nation"

            Wie wahr, im Großen wie im Kleinen.

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            • 7
              RoboMaus 13.10.2017, 12:10 Geändert 14.10.2017, 09:41

              'Ab durch die Hecke' (2006) habe ich damals meinen Kindern gekauft und auf langen Strecken immer wieder im Auto laufen lassen - da war Ruhe oder Gelächter. So oft sie ihn gesehen haben und ich am Steuer saß - selbst bin ich tatsächlich erst jetzt dazu gekommen, diesen Film anzuschauen...... und bin erstaunt, wie gut der auch bei Erwachsenen funktioniert.

              Dabei bringt die erste Viertelstunde eher das befürchtete, alberne Durcheinander der Tiercharaktere mit hektischem Geschnatter, das beinahe zum vorzeitigen Aus geführt hätte. Doch sobald die Story einsetzt und die Schildkröte erstmals durch die Hecke zum Kontakt mit Menschen kommt, wird es interessant und witzig, mit etlichen guten Plotideen (der "Entpelzer", der überall in den USA verboten ist, außer in Texas XD). Die Gags sind offensichtlich nicht nur für Kinder....

              Starke Unterhaltung, die allen Spass macht.

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                RoboMaus 13.10.2017, 08:16 Geändert 14.10.2017, 17:51

                Mit 'Freedom Writers' (2007) hat es Hilary Swank endgültig in die Liste meiner Lieblingschauspieler geschafft. Grandios gespielt, die Frau, die mit unerhörter innerer Ruhe, starken Ideen und scheinbar unerschöpflicher Energiequelle aus dem Nichts etwas Großartiges schafft. In jeder Phase glaubhaft auftretend, setzt sie die wahre Geschichte der Erin Gruwell um, die Mitte der Neunziger Zugang zu ihrer Klasse vom unteresten Rand der amerikanischen Gesellschaft fand und deren Gedanken, Ängste und Leiden für die Welt von den Schülern selbst dokumentieren lies. Kurz darauf entstand damit das Buch 'Freedom Writers', worauf diese Story basiert.

                Es ist zunächst die übliche Geschichte der Highschool-Lehrerin, die vor einem asozialen Haufen steht, wie man sie oft gesehen hat. Kids ohne Perspektive, die schon als Teenager rivalisierenden Gangs angehören und sich gegenseitig auflauern, bis hin zu Mord, von allen, auch den Lehrern an der Schule aufgegeben.

                Doch nach dieser Anlaufphase zieht der Plot eine gute Idee nach der anderen aus dem Ärmel, wobei sich Swank auch als geschickte Taktiererin im Umgang mit der Schulleitung erweist, die von ihren Methoden und der Forderung nach Unterstützung überhaupt nicht begeistert ist. Swank holt sich Rückendeckung beim nächsthöheren Vorgesetzten der Schulbehörde und lässt damit die Schulleiterin auflaufen..... so hätte ich es auch gemacht :)

                Erstaunlich sind die Opfer, die sie für ihren Einsatz bringt - wäre das nicht die wahre Geschichte, würde man diese Aussagen des Plots als überkonstruiert empfinden, aber es sind Aktionen geboren aus obsessiver Hingabe, die tatsächlich bis zur Selbstaufopferung gehen kann.

                Großartiges, bewegendes Kino, das den Betrachter nie kalt lässt und an manchen Stellen ein überwältigendes Gefühl erzeugt, das einen zu Tränen rührt.

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                  RoboMaus 12.10.2017, 18:06 Geändert 12.10.2017, 20:04

                  'Poltergeist III' (1988) - der dritte Film in einem Horror-Franchise, da ist normalerweise nichts mehr zu erwarten. Dennoch sind die Stimmen nicht vernichtend - im Gegenteil, dieser Gruselstreifen heimst sogar unerwartetes Lob ein.

                  Zurecht, wie ich finde. In der ersten Hälfte baut sich der Grusel subtil von Anfang an auf. Man verzichtet wohltuend auf das übliche, das erste Drittel in Beschlag nehmende Darstellen der (Klein-)Stadtangelegenheiten und der Belanglosigkeiten, sondern lässt nicht lange daran zweifeln, in welchem Genre wir uns befinden. Dabei geht es im Aufbau auch (gewollt) witzig zu. Überraschend ist die Dichte an guten Plotideen, die Grusel und Gänsehaut induzieren, z.T. mit technisch einfachsten Mitteln (z.B., SPOILER, die Szene, worin das kleine Mädchen zur Schwester durch die eine Badtür kommt und ihr etwas sagt, und unmittelbar danach, physisch völlig unmöglich, durch die andere.....SPOILER ENDE).

                  In der zweiten Hälfte lassen die Ideen nach, wobei eine schwache, einfallslose Story mit lachhaft pathetischem Ausdruck vorgetragen wird, unterstützt von recht trashigen Effekten. Das ist zwar manchmal unfreiwillig komisch, aber es wären mehrere doppelte Whiskey nötig gewesen, um das wirklich witzig zu finden. Gruseln dürften sich damit wohl nur die Zartbesaitetsten.

                  Immerhin, noch "ganz gute" Unterhaltung, die in feucht-fröhlicher Runde bei Genrefans wohl am besten ankommen dürfte :)

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                  • 4 .5
                    RoboMaus 12.10.2017, 11:54 Geändert 12.10.2017, 15:40

                    Ethan Hawke im Mittelpunkt amerikanischer Geschichtsaufarbeitung.

                    'Snow Falling on Cedars' (1999) pendelt mit seiner Handlung zwischen den Jahren 1941 und 1950 hin und her. Der Angriff auf Pearl Harbour ließ sofort alle in den USA wohnenden Japaner als verdächtig erscheinen, was zu entsprechenden Repressalien, bis hin zu Internierung führte. Durch den mit aller Brutalität geführten Pazifikkrieg änderte sich die Haltung der Amerikaner gegenüber den US-Japanern auch nach 1945 kaum - nach dem gewaltsamen Tod eines Fischers im Jahre 1950, wird schnell ein Japaner zum Sündenbock gemacht.

                    Die Story ist zwar am Prozess gegen den Japaner aufgehängt, wird aber im Verlauf zu einer Anklage gegen Ungerechtigkeit und Willkür, die den Japanern in dieser Zeit widerfuhr. Darin eingebettet ist eine zerrissene Liebesgeschichte von Hawke mit einer Japanerin.....

                    Im Grunde ist es lobenswert, dass die Amerikaner mit sich selbst so ins Gericht gehen, aber das Ganze wirkt doch sehr eindimensional und tendenziös, wobei vor allem mit dem Spielen auf der Gefühlsklaviatur dramatisiert und Mitleid geheischt wird. Bei alldem darf man nicht vergessen, dass die Reaktion der Amerikaner die einzig logische und konsequente war, somit unvermeidbar. Denn es ist zumindest zulässig anzunehmen, dass ein Teil der Japaner im Land mit dem Kriegsgegner sympathisiert bzw. von ihm als Spion oder Untergrundkämpfer rekrutiert wird.

                    Die Inszenierung darf man mindestens als schleppend bezeichnen, und obwohl es hier um gewaltsamen Tod bzw. seine Aufklärung geht, wird es nie spannend. Dafür zieht sich die immer wieder eingestreute Gerichtsverhandlung bis an den Punkt, wo es gleichgültig wird, wer den Fischer umgebracht hat, oder was der Japaner damit zu tun hat. Sie ist ohnehin nur Mittel zum Zweck, um Aussagen wie diese anzubringen: "Man braucht keine Beweise gegen jemanden, dessen Land Pearl Harbor bombardiert hat".

                    Langatmig und einseitig.

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                    • 5
                      RoboMaus 12.10.2017, 08:26 Geändert 12.10.2017, 10:47

                      'Jennifer 8' (1992) ist die Art von Thriller, der es weniger auf die Story ankommt, sondern mehr auf Zeichnung der Charaktere, deren Interaktionen, sowie das Ambiente, in dem sie sich bewegen. Dazu ist das Tempo durchweg langsam gehalten - im weiteren Sinne könnte man das als gut besetztes Neo-Noir bezeichnen.

                      Jemand, dem Handlung, Inhalte, Spannung und gute Plotideen wichtig sind, dürfte hier Probleme haben, die vollen zwei Stunden durchzuhalten, ohne auf die Uhr zu schauen. Storytechnisch ist 'Jennifer 8' nur schematisch angelegt, mit dem üblichen Serienkiller, der die Polizei narrt, und dem einen Ermittler (Andy Garcia), der ihn durchschaut, während alle anderen im Dunkeln tappen und Garcia das Leben schwer machen. Wie es sich für Noir-Plots gehört, begibt sich der Protagonist in die unvermeidliche Liebesbeziehung zu einer geheimnisvollen Frau (Uma Thurman), die im Fall eine Schlüsselrolle spielt.

                      Der mageren, einfallslosen Story überlagern sich außer der Liebesbeziehung vor allem Auseinandersetzungen Garcias mit seinen unwilligen Kollegen, was in lange Verhöre mit John Malkovich mündet, der ihn fertigmachen will. Da ist Durchhaltevermögen gefragt - beim Zuschauer....

                      Immerhin ist das atmosphärisch gelungen, mit wenigen Momenten, die Spannung erzeugen, und völlig unerwartet einer starken Plotidee ganz am Ende, die tatsächlich noch das Gefühl erzeugt, nicht umsonst durchgehalten zu haben.

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                      • 4 .5
                        RoboMaus 11.10.2017, 13:54 Geändert 12.10.2017, 15:45

                        2005 machte Nicolas Cage seinen letzten, wirklich starken Film: 'Lord of War', und kurz darauf im selben Jahr 'The Weather Man', der an den Kassen floppte und womit sein Abstieg begann. Das überrascht kaum, denn es entpuppt sich als dialoglastiges Beziehungsdrama, das ohne Höhepunkte zwischen den Charakteren hin- und herplätschert und lediglich von seiner Charakterzeichnung und -wandlung lebt. Handlung: Fehlanzeige.

                        Cage sieht man als gut verdienenden Wetteransager im Fernsehen, der privat nichts auf die Reihe bekommt, die Probleme seiner Pummelchen-Tochter nicht versteht und das Falsche mit ihr veranstaltet; sie trägt unpassende Klamotten, mit denen sie sich zum Gespött macht. Dazu gesellt sich Michael Caine als sein unheilbar kranker Vater mit den guten Ratschlägen, und sein Sohn, der einem Pädophilen auf den Leim geht, usw., usw..

                        Der Stereotypie eines langatmigen Depri-Beziehungs-Geflechtes im standesgemäß meist gedämpften Ton, wie es immer und immer wieder in solchen Filmen konstruiert wird, und wo natürlich die Streitereien nicht fehlen dürfen, steht nichts mehr im Wege. Als Running Gag(?) wird Cage in regelmäßigen Abständen von fremden Leuten auf der Straße mit einem vollen Trinkbecher beworfen, um den Loser-Charakter herauszustellen - wie einfallsreich......

                        Mag sein, dass das gut gespielt ist - wer sich allein von Figurenzeichnung und deren wechselseitigen Beziehungen ernähren kann, könnte durchaus zufrieden sein oder gar jubeln. Leider interessieren mich die langweiligen Beziehungsprobleme anderer Leute nicht, schon gar nicht konstruiert im Film.

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                          RoboMaus 11.10.2017, 12:11 Geändert 11.10.2017, 12:25

                          "Du wirst zur Hölle fahren"

                          Die Warnung sollte Jeff "Dumm und Dümmer" Daniels ernst nehmen, doch für den Zuschauer kann Entwarnung im Sinne eines Psycho-Mysterythrillers gegeben werden. Höllisch ist hier nur die Langatmigkeit, mit der Daniels allmählich zum Opfer seiner Schlaflosigkeit und Einbildungen wird.

                          Der Plot nimmt das Verschwinden von Daniels' Frau als Ausgangspunkt für ein Kammerspiel, worin Daniels sich immer mehr in Widersprüche verwickelt, und schon bald klar wird, dass die Probleme eher in seinem Kopf als anderswo bestehen. Das hat Potential für einen interessanten, vielleicht sogar packenden Psychothriller, doch davon ist 'Chasing Sleep' (2000) weit entfernt.

                          Atmosphärisch ist das phasenweise gut gemacht, doch inhaltlich kommt hier viel zu wenig, um dem Zuschauer bei dem zähen Handlungsfortschritt das Gefühl eines guten Filmes zu vermitteln, von Spannung ganz zu schweigen. Obwohl sich der Plot recht geheimnistuerisch gibt, ist doch schnell klar, dass (SPOILER) Daniels seine Frau selbst umgebracht hat (SPOILER ENDE).

                          'Chasing Sleep' ist die Sorte von Thriller, bei dem immer gerade so viel passiert, dass man das Interesse nicht komplett verliert und ständig hofft, dass es nun endlich besser wird, wobei diese Hoffnung am Ende zuletzt stirbt.

                          Lahm und vorhersehbar.

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                            RoboMaus 11.10.2017, 09:07 Geändert 12.10.2017, 15:53

                            Die größte Öl-Katastrophe der USA aller Zeiten, der GAU der Offshore-Ölförderung: das Bohrloch gerät außer Kontrolle, Öl und Gas setzen die Förderplattform in Brand, das Öl tritt danach ungehindert am Meeresboden aus und verseucht ganze Küstenabschnitte......

                            'Deepwater Horizon' (2016) hätte ein starkes Actiondrama werden können, hätte Peter Berg mit seiner Startruppe die ganze Geschichte erzählt, doch er benutzt nur einen kleinen Teil dieser Tragödie, um ein - zugegeben - packendes Feuerwerk zu inszenieren.

                            In der Einführung könnte man auf die Thematik und die Risiken der Offshore-Ölförderung eingehen, den Zuschauer dafür sensibilisieren, was im schlimmsten Fall folgen kann, der schließlich eintritt. Doch Berg lässt das gesamte erste Drittel lediglich mit langweiligem, irrelevantem Geplänkel um seine Protagonisten verstreichen (4,5 bis hierher) - noch zehn Minuten mehr davon, und ich hätte abgestellt.

                            Endlich auf der Plattform angekommen, wird es allmählich interessant - die Haudegen im Geschäft, John Malkovich und Kurt Russell, spüren, dass etwas nicht stimmt, kommen aber nicht hinter die Ursache. Fehler werden gemacht, und das Schicksal nimmt seinen Lauf....... Berg schafft es, die Katastrophe in atemberaubenden Bildern festzuhalten, die Realitätsnähe schaffen und von denen man den Eindruck bekommt, dass sich Popout-3D hier lohnen würde (wenn z.B. der brennende Förderturm in den Kinosaal stürzt). Allerdings ist die Dramatik an manchen Stellen hanebüchen überzeichnet, wie ein Mark Wahlberg, der Gina Rodriguez in heroischer Manier und langem Zureden überzeugen muss, ins Meer von einer brennenden Plattform zu springen, die einem bereits die Arschbacken versengt....

                            Die anfangs und auch zum Ende verschwendete Screentime hätte Berg dazu nutzen können, wenigstens fünf Minuten der folgenden Umweltkatastrophe zu widmen, einer nie dagewesenen Ölpest im Golf von Mexiko, womit sich echte Tragik und Dramatik transportieren ließe.

                            Es bleibt vor allem über die Optik und Spannung zum Ablauf der Katastrophe auf der Plattform ein "ganz guter" Eindruck, doch fehlt hier zu viel zu einem wirklich überzeugenden Actiondrama.

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                              RoboMaus 11.10.2017, 08:21 Geändert 11.10.2017, 09:27

                              'AfterDeath' (2015) ist zwar kein Meisterwerk im Bereich des Mystery-Gruslers, aber so schlecht, wie er oft gemacht wird, ist er auch nicht. Der Beginn ist sehr stark, zeichnet eine unheimliche, verlorene, düstere Atmosphäre in einer Zwischenwelt, wo eine Frau erwacht. Gerade in Anbetracht eines Indie-Films mit geringem Budget ist das beeindruckend, wie auch im Verlauf immer wieder optisch ansprechende, surreale Sequenzen eingeschoben sind.

                              Darin finden sich fünf Leute, die sich allmählich darüber klar werden, dass sie tot sind und in einer Art Vorhof zur Hölle stecken, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt, und worin jeder Weg wieder an den Ausgangspunkt zurückführt.

                              Bis hierher ist alles noch in Ordnung, doch der Plot driftet immer mehr in Richtung Kammerspiel, worin die Gefangenen ihr Schicksal zu ergründen suchen, was schließlich in Debatten um (verspätete) Selbstfindung, Schuld und Sühne mündet. Dazu wird reichlich gevögelt - phasenweise hat man das Gefühl, eher einem modernen Theaterstück beizuwohnen, als einem Indie-Grusler.

                              Wenn 'AfterDeath' seine surreale Schiene mit den gelungenen optischen und atmosphärischen Mitteln weiter durchgezogen hätte, würde ich ihn mit 7,0 bewerten, doch die zunehmend abstrusen, dialoglastigen Inhalte, mit denen etwas lang und breit geklärt werden soll, das sowieso irrelevant ist (ähnlich zu 'Coherence', 2013), langweilen und erodieren den guten Eindruck weitgehend.

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                                RoboMaus 10.10.2017, 19:51 Geändert 12.10.2017, 15:51

                                Auch Ed Norton liebäugelte als erfolgreicher Schauspieler mit dem Regiestuhl und lieferte mit 'Keeping the Faith' (2000) seinen ersten und bisher einzigen Film, wofür er auch an der Produktion beteiligt war. Für sein Werk versammelte er einen ansehnlichen Cast - neben ihm selbst, Ben Stiller für die zweite Hauptrolle, sowie die ehrwürdige Anne "Mrs. Robinson" Bancroft als Stillers Mutter und den Sechziger-Westernhelden Eli Wallach als Alt-Rabbi.

                                Es ist die Story um Jugendfreunde, die sich nach langer Zeit wiedersehen: das unzertrennliche Trio aus zwei Jungs und einem Mädchen wird durch Wegzug zerrissen, doch die Bande leben wieder auf, als man sich viele Jahre später erneut trifft. Inzwischen sind aus ihnen ein katholischer Priester (Norton), ein Rabbi (Stiller) und eine knallharte Geschäftsfrau (Jenna Elfmann) geworden.....

                                Der Plot ist zunächst als Komödie aufgezogen, die im ersten Drittel mit guten Ideen und Situationskomik überzeugt (7,0), schwenkt danach jedoch auf die komplett vorhersehbare Dreiecksgeschichte und wird zum dialoglastigen, einfallslosen Beziehungsdrama, aus dem die Lacher weitgehend entwichen sind und der Witz durch alberne Streitgespräche ersetzt ist.

                                Dazu kommt, dass Ed Norton ausgerechnet in seinem eigenen Film schauspielerisch weit unter seinen Möglichkeiten im MIttelmaß bleibt und das Feld Stiller überlässt, der überzeugender wirkt. .....und er macht den "Anfängerfehler", einen flachen Plot auch noch auf volle zwei Stunden in zunehmend seichte Gewässer zu ziehen. Durch mangelnden Witz und Inhalt wird 'Keeping the Faith' schon nach der Mitte uninteressant, bleibt aber mit seinem starken ersten Drittel insgesamt im "geht so".

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                                  RoboMaus 10.10.2017, 17:00 Geändert 10.10.2017, 17:16

                                  Mit einem Teekessel zu den Abgründen menschlichen Verhaltens....

                                  Zunächst entwickelt sich 'The Brass Teapot' (2012) wie die gewöhnliche Fantasy-Durchschnittsdramödie. Der Zauberteepott spuckt Geld aus, in diesem Fall, wenn man sich selbst oder einen anderen schlägt, und ist dabei recht großzügig: bereits für eine Ohrfeige gibt er einen Hunderter - daher der deutsche Filmtitel. Das kommt der überzeugend spielenden Juno Temple und ihrem Freund Michael Angarano gerade recht, denn die beiden bekommen jobmäßig nichts auf die Reihe und sind abgebrannt .......doch der Teepott hat auch seine Schattenseiten.

                                  Die Story ist sehr gut und hätte das Potential zu einem packenden Horrorthriller, der die Intensität ständig steigert, doch der Plot ist in der Anlage eher eine harmlose Dramödie. Entsprechend wird die Story verwurstet, gewinnt aber vor allem in der zweiten Hälfte mit einigen guten Plotideen zum Verhalten der Protagonisten und des Teepotts an Profil.

                                  Weil der Film ohnehin kaum witzig ist, hätte man sich einige alberne, komödienhafte Szenen schenken, den Plot mehr auf ernst trimmen, und die Härte etwas anziehen können. So ist das zwar interessant und gut unterhaltend, bleibt aber an der Oberfläche und hinterlässt den Eindruck, dass das Potential nur zum kleineren Teil ausgeschöpft wurde.

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                                    RoboMaus 10.10.2017, 12:56 Geändert 10.10.2017, 17:08

                                    Wenn ich die Wahl hätte, einen Film entweder nur nach seinem Anspruch oder nach seiner Form bewerten zu müssen, fiele mir die Antwort nicht schwer, und die, die mich kennen, dürften nicht sonderlich überrascht sein: die Form ist das Nummer Eins-Kriterium. Von daher ist 'Zwei Tage, eine Nacht' (2014) glatt durchgefallen.

                                    Dabei schafft dieses französisch-belgische Gesellschaftsdrama eine interessante Prämisse: Marion Cotillard soll entlassen werden, könnte es aber verhindern, indem alle anderen Angestellten auf ihren Jahresbonus verzichten. Für reichlich Anspruch ist damit gesorgt: Solidarität, Mitleid, Selbstlosigkeit, das Sichstemmen gegen ein drohendes, ungerechtes Schicksal, geboren aus der Willkür herzloser Vorgesetzter - das sind Themen, die wir lieben.

                                    Doch schon der depressive Charakter Cotillards zeigt, wo es hier langgeht. Ohne jegliches Charisma oder Enthusiasmus, nur mit einem permanenten mir-geht-es-so-schlecht-Gesichtsausdruck bewaffnet, wandelt sie durch den Plot und versucht in gedämpften Gesprächen ihre Kollegen zu überzeugen. Das ergänzt sich wunderbar mit der trockenen Inszenierung und dem zähen Handlungsfortschritt....

                                    Im echten Leben würde ich ihr helfen, aber in dieser Umsetzung war mir ihr Schicksal schnell gleichgültig, weil eine andere, viel größere Sorge erwuchs: wie lange werde ich diesen langatmigen, eindimensionalen Plot noch durchhalten?

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                                      RoboMaus 10.10.2017, 12:15 Geändert 11.10.2017, 07:40

                                      De Niro als selbstgerechter, konservativer Ex-Cop und Seymour-Hoffman als Schwuler und Drag Queen müssen sich zusammenraufen......

                                      Das klingt interessant, potentiell auch witzig, doch spätestens nach einer halben Stunde wird klar, dass 'Makellos' (1999) so gut wie keine Handlung hat und der Zuschauer sich durch einen klischeebeladenen, witzlosen und inhaltlich einfallslosen Plot schlagen muss. Die Schwulen zeigen natürlich durch die Bank das überzogene "typische Gehabe". Dazu kommt noch eine minimale, uninspirierte Alibi-Gangster-Story, worin ein paar Kriminelle hinter ihrem Geld her sind, das ihnen jemand von De Niros Appartmentblock gestohlen hat.

                                      Nach einem Schlaganfall sitzt De Niro nur noch mit herunterhängendem Mundwinkel herum und nuschelt im erquickenden Gedankenaustausch mit Seymour-Hoffman und anderen. Für manche mag das großartiges Schauspiel sein, für andere ist das nur belangloses, inhaltsarmes Generve, das früher oder später als letzte Konsequenz den Abschaltknopf finden wird.

                                      Schwer zu ertragen.

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                                        RoboMaus 10.10.2017, 11:26 Geändert 10.10.2017, 16:29

                                        Dem Eindruck der Beschreibung nach klingt 'Der Junge und der Wolf' (2009) wie eine französische Version von 'Der mit dem Wolf tanzt' (1990), nur im Nomaden-Ambiente und im Nordosten Sibiriens. Doch davon ist dieser Film weit entfernt.
                                        Es ist eher eine verklärende Story zum Nomadenleben, die zudem recht handlungsarm und langatmig vorgetragen wird. Da darf auch das Nomaden-Coming of Age mit all den Nicklichkeiten nicht fehlen......

                                        Das ist zwar schön gefilmt, in einem bewegenden landschaftlichen Rahmen, doch offensichtlich werden nur ein paar zusammengewürfelte Wölfe aus dem Gehege vor die Kamera gebracht, mit denen sich der Junge "anfreundet". Um bedrohlich zu wirken, wird regelmäßig bildfüllendes Zähnefletschen eingeblendet, weil das im Zusammenhang der Szenen wohl nicht erscheinen kann.

                                        Ein eher billiges, in allen Belangen zu oberflächliches Werk, um zu überzeugen oder zu berühren. Nur wegen der Landschaft gerade noch ein "geht so".

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                                          RoboMaus 09.10.2017, 12:28 Geändert 09.10.2017, 12:36

                                          Melanie Griffith war in den 80er-90er Jahren mit ihrer sympathisch-lockeren Ausstrahlung ein echter Hingucker. Im Thriller 'Stormy Monday' (1988) freundet sie sich mit Sean Bean an, der zufällig von einem Komplott gegen seinen Boss (Sting) erfährt und ihn warnt. Dem Drahtzieher Tommy Lee Jones gefällt das überhaupt nicht....

                                          Das ist mit fähigen Schauspielern besetzt und atmosphärisch gelungen, aber der Funke wird nur dann überspringen, wenn man mit langsam aufgebauten Plots im Noir-Stil zurechtkommt und sich von dem zähen Handlungsfortschritt nicht abschrecken lässt. Leider ist Sting hier nur als Schauspieler vertreten, nicht mit seinen Songs, während die Musik im Score ausschließlich aus Saxophon-dominiertem Slow Jazz besteht, dem andere Jazz-Einlagen aufgesetzt sind - das wirkt mit der Zeit etwas monoton und ermüdend.

                                          Die Story ist zwar nicht schlecht und schafft ihre spannenden Momente, aber die Inszenierung ist zu schleppend und ereignisarm, um einen wirklich starken Eindruck zu hinterlassen.

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                                            RoboMaus 09.10.2017, 11:42 Geändert 09.10.2017, 11:44

                                            Eine stark besetzte Gesellschaftsdramödie, die mit Liv Tyler, Julianne Moore, Glenn Close und Chris O'Donnell einen Plot aufzieht, der wenigstens auf dem Papier satirisch-witzig die Gepflogenheiten des amerikanischen Kleinstadtlebens auseinandernehmen soll.

                                            "Den Figuren wird viel Zeit zur Entwicklung gegeben" "....lange Einstellungen" schreibt jemand und vergibt an 'Cookie's Fortune' (1999) 9 Punkte.

                                            Doch wie so oft: des einen Freud, des anderen Leid. Der Film hat vor lauter Charakterbeleuchtung lange so gut wie keine Handlung, braucht ewig, bis er in die Gänge kommt und verliert sich nur allzu häufig in belangloser Geschwätzigkeit, bis überhaupt der Ausgangspunkt der rudimentären Story erreicht ist: eine alte Frau bringt sich um, was als Mord vertuscht wird und das geordnete Kleinstadtleben durcheinander bringt, dabei so manchen Dreck unter dem Teppich hervorwirbelt - wenigstens auf dem Papier.

                                            In der Folge wird vor allem mit Dialoglastigkeit versucht, Licht in das vermeintliche Dunkel zu bringen, wozu noch Glenn Close mit ihrem Overacting kommt. Leider ist das überhaupt nicht die Art von Humor, die bei mir zündet. In meiner Wahrnehmung ist das nur uninteressantes Geschnatter, das bestenfalls albern wirkt, zudem hin und wieder die Nervgrenze durchbricht (v.a. Close).

                                            Schlecht ist 'Cookie's Fortune' trotzdem nicht - das ist kein billiger Film, nur eben keiner für mich.

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                                              RoboMaus 09.10.2017, 09:04 Geändert 09.10.2017, 09:06

                                              Zu Beginn von 'My Sister's Keeper' (2009) bekommt man den befürchteten Eindruck, dass dies wieder nur ein Krebs-Drama nach dem üblichen Schema ist, doch dann eröffnet sich ein interessanter Aspekt: Abigail Breslin kratzt ihre Ersparnisse zusammen, geht als Elfjährige zum Anwalt (Alec Baldwin) und sucht verzweifelt nach Unterstützung. Ihre Behauptung: sie wurde nur gezeugt, um als Knochenmarkspender und Ersatzteillager für die krebskranke Schwester zu dienen. Als es ihr sprichwörtlich an die Niere geht, treibt sie der enorme Druck der Mutter zum Anwalt......

                                              .....und dieser Mutter ist wirklich nur schwer beizukommen. Stark verkörpert von Cameron Diaz, ist sie vom Gedanken besessen, das Leben ihrer krebskranken Tochter zu retten, koste es was es wolle, auch wenn die Prognose noch so düster ist.

                                              Doch dieser starke Ansatz wird nur teilweise verfolgt. Anstelle einer packenden Story, in der sich das Kind aus den Fängen seiner Mutter befreit, ist es überwiegend doch das schematische Krebs-Familiendrama, worin sich die einzelnen Familienmitglieder positionieren, der Krebskranken noch eine schöne Zeit beschert wird, selbst so ein obsessiver Charakter wie der von Diaz sich erweicht, am Ende auf die Tränendrüse gedrückt wird und alle zufrieden sind.

                                              Das ist zwar gut gespielt und hinterlässt noch einen "ganz guten" Eindruck, doch es bleibt das Gefühl, dass hier die Chance auf ein Drama verpasst wurde, das wirklich unter die Haut oder an die Nieren geht.

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                                                RoboMaus 08.10.2017, 19:38 Geändert 08.10.2017, 22:40

                                                ......uuund: Äktschn!

                                                John Woo lässt es ordentlich krachen und hat mit John Travolta einen überzeugenden Bösewicht im Stall - auf jeden Fall überzeugender als Christian Slater, seinen Gegenspieler auf Seiten der Guten. Doch außer dem Charisma von Slater fehlt dieser 90er-Explosionsorgie noch etwas: alles andere, womit die Action beinahe zum reinen Selbstzweck wird.

                                                Die Handlung ist überwiegend mit so hanebüchen Aktionen angefüllt, dass nur selten Spannung aufkommt. Das verhindert auch die Identifikation mit den ohnehin nur stereotypen Charakteren (bis auf Travolta) und führt dazu, dass einem deren Schicksal gleichgültig wird. Auch bei Actionfilmen sollte ein Minimum an Inhalt gegeben sein, damit wenigstens das Interesse an den Vorgängen aufrechterhalten wird - außer man kann sich allein von Feuerwerk, Geballer, hohlen Dialogen und martialischen Sprüchen ernähren. Von mir aus hätte Travolta alle wegblasen können.

                                                Immerhin hat Woo ein paar gute Action-Plotideen eingebaut (SPOILER), wie die Atomexplosion mit EMP, der sämtliche Elektronik des anrückenden Militärs lahmlegt (SPOILER ENDE).
                                                Am Ende bleibt dank Travolta ein noch schaubarer Film, der einmal durchrauscht und den man genauso schnell wieder vergessen haben wird.

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                                                  RoboMaus 08.10.2017, 17:05 Geändert 09.10.2017, 12:33

                                                  Von Sönke Wortmann kannte ich bisher nur gute Filme, doch zu denen hat er auch das Drehbuch geschrieben. Bei 'Das Superweib' (1996) führt er zwar nur Regie, aber einen Versuch schien es wert, trotz einer vernichtenden 2,8 der Community.

                                                  Es bestätigt sich wieder, dass es für alles ein erstes Mal gibt - was Ferres, Heinze & Schweiger unter Vorgabe des Drehbuchs von Lind/Ohngemach hier abliefern, ist von der Handlung und den Gags her bestenfalls uninteressant, teilweise zum Fremdschämen. Die "Gags" bestehen überwiegend aus schlüpfrigen Doppeldeutigkeiten, über die vielleicht Kinder schmunzeln, die gerade so verstehen, was gemeint ist und sich damit stolz fühlen.

                                                  Ansonsten ist es eben typisch deutsches, biederes, uninspiriertes Machwerk, wie man es seit Langem gewohnt ist und wie es bis heute die Kinos überflutet, von Ausnahmen abgesehen.

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                                                    RoboMaus 08.10.2017, 12:53 Geändert 08.10.2017, 22:20

                                                    "Glory Hole Hotel"

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                                                    Willkommen in der reichlich trashigen Zukunft von 2017(!): Androiden sind selbstverständlich, vor allem als Sex-Partner. Die sind sogar so gut, dass sich Protagonist Sam (David Andrews) in seine "Cherry 2000" verliebt, doch leider bekommt sie beim Vorspiel in der Badewanne einen fatalen Kurzschluss. Er macht sich auf die Suche nach Ersatz, was zu einem futuristischen Road Trip führt - das eigentliche Ziel des Plots.

                                                    Das erinnert manchmal an 'Mad Max II/III' (1981/85) und, vor allem anfangs, an 'Blade Runner' (1982), lebt aber hauptsächlich von einer sympathischen Melanie Griffith als Androidenjägerin, die von Sam zur Suche nach einer der wenigen Cherry 2000 engagiert wurde. Mit ihren roten Haaren und dem frechen Auftreten im Zukunfts-Setting erinnert sie sehr an Milla Jovovich in 'Das fünfte Element' (1997) - für den Charakter der Leeloo hat Luc Besson sich wohl an 'Cherry 2000' (1987) orientiert.

                                                    "Zur Liebe gehören mehr Dinge als heiße Drähte" - eine klare Aussage zu K.I.-Gefühlsschmarrn-Plots, und auch Sam erkennt allmählich, dass an der (echten) Androidenjägerin Griffith mehr dran ist, als an seiner "durchgebrannten" Androiden-Braut. Das sieht doch verdächtig nach einer parodistischen Veräppelung von 'Blade Runner' aus...... hättest du wohl gerne, Robo ;-)

                                                    Die Handlung, vor allem die Auseinandersetzung mit den bösen Jungs, ist allerdings nur Genre-Einheitskost (5/10), kann aber mit ein paar gelungenen Gags, einer liebenswerten Melanie Griffith und seiner Message punkten, wofür es einen Zähler obendrauf gibt :)

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