Rocket Man - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+24 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+16 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von Rocket Man
-Erzähl mir eine Geschichte von Frank Sinatra, Robbie Williams, Nicole Kidman, Currywurst und einem wundervollen Tag-
Ein nettes Spiel, dass ich mit meiner Schwester vor einiger Zeit gespielt habe. Damals kam ein Kommentar zu der Realverfilmung von Die Schöne und das Biest dabei raus. Heute wird es eine Geschichte über einen Sänger, der bis heute eine Legende ist.
Es war, so wie viele blöde Geschichten anfangen, ein ganz normaler Tag. Robin hatte um 11 Uhr Schluss auf der Arbeit, dann 30 Minuten Pause und musste dann weiter zur Schule. In der Pause ging er, wie gewohnt, zu seinem Lieblings-Currywurst-Stand, neben seinem liebsten Saturn und im besten Teil der Stadt. Gleich neben der Currywurst-Bude standen drei Leute, einer mit einem Cello, einer mit einer Gitarre und noch einer mit einem Saxophon. Sie spielten einen Song, den ich noch aus meiner Kindheit kenne, sogar aus meinem Jugendalter und das nach langer Zeit, zum genau richtigen Zeitpunkt wieder erklang. Something Stupid von Frank Sinatra. Ich kannte es unter dem Duett-Cover von Robbie Williams und Nicole Kidman wohl noch besser, kannte aber auch schon immer das Original. Wunderschön, ruhig und mit Geigen untermalt. Sogar ein leichtes Schlagzeug war mit von der Partie und die drei in der Stadt, neben meiner liebsten Currywurst-Bude spielten den Song, als würde er ihnen allein gehören. Ich machte die Augen zu, genoss meine Currywurst, mit der schmackhaften Soße, dachte über den Stress der vergangenen Wochen nach und dass ich jetzt eine Woche Urlaub habe. Alles verschwamm vor mir, alles wurde Schwarz und plötzlich stand ich nicht mehr alleine an diesem kleinen Stehtisch vor der Currywurst-Bude, sondern mit ein paar älteren Herren, die ich nur zu gut kannte. Links stand Frank Sinatra, neben ihm Robbie Williams, mittig Chester Bennington und rechts Peter Green und neben ihm Cat Stevens. Auch ich schlüpfte natürlich in eine andere Rolle, damit ich nicht anfangen muss zu stottern.
Ich stehe also da und frage mich, was dieser kleine Tagtraum soll. Ich denke über den Stress der letzten Wochen nach und wie sehr er mich stärkt und härter macht. Vielleicht macht er mich „Erbarmungslos“, wie Clint Eastwood, aber wer weiß das schon. Die Herren stehen da und sagen nichts. Ich denke über die Hierarchie bei mir auf der Arbeit nach und darüber, wie ich diese eines Tages aufbrechen könnte. Peter Green öffnet den Mund und sagt „You would never break the chain“. Vielleicht hat er Recht, vielleicht auch nicht. Frank Sinatra entgegnet darauf „What a beautiful Life“. „Was ist nur los mit euch?“, fragt Robin. Frank ist heute wohl der redseligste von allen und spricht: „I planned each charted course. Each careful step along the byway. And more, much more than this. I did it my way“. Robin muss schlucken und erkennt seine Worte aus dem Song „My Way“ wieder. Früher, weit früher, schon als Kind, kamen Robin die Tränen bei diesem Song. Diese unvergleichliche Stimme, diese Ruhe. Eine unausgeglichene Seele, die jeden Kurs geplant, jeden Schritt sorgvoll vollzogen hat und das alles, auf ihre eigene Art und Weise. „Okay, schon klar“, sagt Robin. „Ich versteh. Ich plane zwar sehr viel auf meinem Weg, aber gehe die Dinge nicht auf meine eigene Weise an“. Er sinniert noch einen Moment darüber und lässt Frank’s Worte auf sich wirken und bewundert es, dass der Song „Something Stupid“, der vom Titel her überaus passend den letzten Wochen entsprach, ihn gerade heute an diesen Stehtisch geführt hat. Robin bestellt eine Runde Bier für alle. Das Sumpfwasser, das er so gerne mag und guckt in die Runde.
Robbie Williams ergreift das Wort. Er sagt: „So when I'm lying in my bed. Thoughts running through my head. And I feel the love is dead. I'm loving angels instead“. „ Du meinst die guten Dinge, an denen man festhält, wenn alles andere um einen herum zusammenbricht und zerfällt? Er wippt mit dem Kopf nach unten und nach oben. Er sagt: „I practice every day to find some clever lines to say,
to make the meaning come true“. Schon oft dachte Robin darüber nach, was hinter diesen Zeilen steckt und denen vieler anderer Lieder. Robin denkt gerade auch sehr genau darüber nach, was er hier tut und erzählt euch einfach eine Geschichte. Er zielt auf eine Aussage ab, möchte sie aber nicht klar benennen. Der Einfachheit halber geht es ihm hier Vordergründig um die Liebe zur Musik und den Worten, die unser Herz berühren. I practice every day to find some clever lines to say? Tue ich jeden Tag und gerade jetzt. Da muss ich wieder an Dinge denken. Dinge, die zu Dingen werden, die zu Dingen werden, die Dinge entstehen lassen, die dann wieder Dinge werden […]. Mein ganzes Leben, jedes Drecksloch in meiner Lebensgeschichte, jeder Schluck Wasser, jedes Bier, jede Zigarette und jedes Erlebnis führt mich hier her, zu diesem Ort, diesem Stehtisch, diesen Worten, diesem Kommentar. Es ist meine Bestimmung hier zu stehen und eine unwahre Geschichte zu erzählen, die vor Fantasie und Unfug nur so sprießt. Franks Worte gehen Robin dennoch nicht aus dem Kopf, machen ihm aber die Wege des Lebens klar. Man kann nicht jeden Schritt planen, das Leben nicht genießen, ohne sich auch mal aus seiner Haut rauszutrauen.
Chester ergreift das Wort. „I used to be my own protection, but not now.
Cause my path has lost direction, somehow“. Ich verstehe sofort. Ich kenne den Song und alle anderen von Linkin Park und verstehe, was er von mir will. Ich bin alleine, schon immer, auch wenn ich mehr Leute um mich rum haben könnte, wäre ich offener und würde mehr aus mir raus kommen. Ich vermisse Chester noch immer unendlich. Diesen Verlust werden auch die Jahre nicht heilen. Genauso wenig, wie sie ihn geheilt haben….
Plötzlich möchte auch Cat Stevens etwas loswerden: „It's not time to make a change. Just relax, take it easy. You're still young, that's your fault. There's so much you have to know. Find a girl, settle down. If you want you can marry. Look at me, I am old, but I'm happy“. Robin ist von Cat’s Worten so gepackt, dass er sich fragt, warum Menschen überhaupt normal miteinander reden. Warum überlegen sie sich ihre Worte nicht so haargenau, wie Cat, Frank, Chester und viele andere Sänger? Das Leben ist kein Musical, aber wenn alle sagen würden, was sie meinen, was sie wirklich sagen möchten, aufhören würden sich zu verstecken, zu verletzen und Schande über sich selbst zu bringen, dann wäre die Erde ein viel schönerer Ort. Auch Cat möchte mir sagen, dass ich das Leben viel zu Grau male, zu oft nachdenke, spontan sein sollte. Alle zusammen verabschieden sich, ohne mich eines Blickes zu würdigen und die Stadt wird langsam wieder hell, Robin sieht wieder die Umrisse der Menschen, seiner Currywurst, die jetzt kalt geworden ist und seine Serviette, die es sich auf dem nackten, dreckigen Boden gemütlich gemacht hat.
Robin geht los, denn er muss ja noch zur Schule. Im Vorbeigehen spricht er den drei Musikern ein herzliches Danke aus und hinterlässt etwas Geld in ihrer Schüssel, die noch nicht sehr voll war. Der Geschmack der Menschen ist eben schlechter geworden.
Ich möchte Frank, Robbie, Chester, Peter und Cat danken. Und vor allem Frank Sinatra, der bis heute eine Legende der Musikgeschichte für mich ist. Seine Melodie hat heute eine Kerze in meinem Hirn angezündet, die zu einer wundervollen Idee gereift ist. Und wenn Musik sowas schafft, dann kann auch ich alles schaffen. Und ihr auch.
[...] Ein traurig anmutender, lustiger und überraschender deutscher Film, der überzeugen konnte und beweist, dass Wotan Wilke Möhring ein toller und sympathischer Schauspieler ist. [...]
Spoiler alert
-Harter Tag und große Lehren-
Ein Tag wie jeder andere. Rocket ging arbeiten, tat mehr, als er konnte, rettete allen Menschen das Leben, verbieg sich und wie fast jeden Freitag belohnte er sich dann mit einer Prise Kino auf dem nächst gelegenen Planeten.
Heute stand American Assassin an und Rocket war sehr gespannt. Aber zunächst ein paar Stunden vor. Seine Schwester, die mit Rocket im Weltall umherfliegt, packte auf unserer Raumstation ein Buch aus, dass mit in diesen Kommentar einfließen sollte. So ein Buch über Liebe, einen Lehrer, der mit einer Schülerin etwas mehr verbindet, als die Noten von 1-6 und die Schwierigkeit hinter solchen Beziehungen. Ein tolles Thema findet Rocket. Rocket möchte gerne eine kleine Passage dieses Buches miteinbringen und es mit dem Kinofilm, den er in auf einem anderen Planeten im Cinestar 10.0 gesehen hatte, verbinden. Er zitiert wie folgt:
„[…]habe ich über dreißig verschiedene Synonyme gefunden, die etwas umschreiben, das nichts anderes ist als: mies
Ich brülle sie so heraus […]
Unfair. Arglistig. Ungalant. Fies. Unredlich. Gnadenlos. Unverschämt. Lieblos. Unsympathisch. Hartherzig. Hinterhältig. Schandbar. Verdorben. Verkommen. Verderbt. Tückisch. Hinterlistig. Gewissenlos. Roh. Verwerflich. Missraten. Boshaft. Grausam. Widerwärtig. Abstoßend. Herzlos. Böse. Schuftig. Monströs. Charakterschwach. Gefühllos. Brutal. Barbarisch. Hundsgemein.“
Wenn Rocket bedenkt, wie viele Synonyme es wohl zu Rache, Ungerechtigkeit und Willkür geben mag, wird er ganz blass im Gesicht. Aber jedes Wort hat seine Ausdruckskraft und Worte sind stärker, als das gesprochene Wort. Ganz wie die dreißig Worte da oben. Zu denen gibt es bestimmt jeweils nochmal zig Synonyme. Genauso aussagekräftig kann aber auch die Einzelne Szene eines Films sein. So wie die Einstiegssequenz von American Assassin.
Im Folgenden Teil wird gespoilert.
In der ersten Szene, gleich zu Anfang, sehen wir Mitch (Dylan O’Brien), der mit einer Frau im Meer eines Strandes steht und ihr gleich einen Antrag machen wird. Sie wird „Ja“ sagen und er wird nach einigem Applaus durch die Strandbesucher ein paar Drinks holen wollen, während seine Frau am Strand auf ihn wartet. Bevor der Drink richtig fertig gemixt ist, hört man plötzlich Schüsse, Blut spritzt auf die Kamera, die Strandbesucher, die eben noch die Sonne und den Mut von Mitch und seinem Antrag bestaunten, flüchten oder werden erschossen. Als Mitch, der bereits angeschossen ist, seine Frau sucht, sie ihn auch sucht, muss er mitansehen, wie auch sie kaltblütig erschossen wird.
So viel zur Einstiegssequenz. Mach kann jetzt nach einem passenden Wort dafür suchen, aber wird nicht fündig. Eben weil es dafür wieder 30 oder mehr Worte gibt, die entweder das Gleiche meinen oder etwas Ähnliches ausdrücken.
Mitch wird fortan der Selbstjustiz zum Opfer fallen und der Spur des Attentäters bzw. des Kopfes dahinter, auf die Schliche kommen. Er entwickelt großes Können und bleibt der CIA natürlich nicht unentdeckt. Sie wollen Nutzen aus ihm ziehen und überlassen ihn zunächst Stan Hurley (Michael Keaton) und dessen Training zur „Killermaschine“ für Amerika. Vor allem Stan Hurley macht ordentlich Spaß und Michael Keaton darf endlich mal wieder zeigen, was er drauf hat. Er ist fit, schnell und brutal. Der „Ausbilder“, der den Killermaschinen erklärt, dass sie nur Befehle befolgen und als Geister leben werden, deren Verschwinden oder Tot niemanden kümmern wird, bringt er Ernst, lustig und mit gewohnt eindringlichem Charisma für uns rüber!
Stan bringt seinen Schülern und Mitch aber vor allem bei, nichts, keine Situation, persönlich werden zu lassen. Emotionalität wäre auf der Suche und Auslöschung von Attentätern einfach nicht angebracht. Aber Mitch ist anders, wütend, aufmüpfig, infantil und handelt sehr überstürzt. Ob er damit auf der richtigen Schiene fährt lasse ich erstmal dahingestellt.
Das Thema ist aktuell, die Suche nach einem Sündenbock, der gleich mehrmals einen Schuss in den Kopf oder ein Messer in den Hals bekommt, fördert den Gefallen an dem Gesehenen ungemein, sodass ein ernsthafter, aber ebenso kurzweiliger Actioner entsteht, der mich gut unterhalten hat. Die Kritik ist dabei offensichtlich, also nicht neu, was der Handlung aber keinen Abbruch tut. Die Choreographien sind brutal, hart und Erst. Und das Budget von ca. 33 Million Dollar merkt man dem Film nicht an. Er sieht wesentlich teurer aus und bietet tolle Bilder, tolle Schauspieler und einen passenden, manchmal bedrückenden Soundtrack.
Nach dem Kinobesuch dachte Rocket dann in seiner Raumstation eine Zeit lang nach, was er wohl über American Assassin schreiben könnte. Er redet gerne viel und schwingt Reden wie Lianen durch Bäume, die es auf manchen bewohnbaren Planeten wohl noch gibt. Mögliche Worte für den Film wären für ihn: „Ungerechtigkeit. Genugtuung. Vergeltung. Rache. Gerechtigkeit. Etc.“ Aber es gibt bestimmt passendere Worte dazu, die Rocket nicht gleich einfallen.
Jedenfalls haben Bilder, ausgesprochene Worte, sowie Dialoge auf der großen Leinwand alle eines gemeinsam: Sie sind außergewöhnlich und individuell.
Wenn man will, kann man aus allem eine Lehre ziehen. Das ist meine für heute.
Rocket tankt auf, öffnet die Schleuse und erforscht weiter die Planeten und Sterne unseres großen und wunderbaren Universums.
„PUFF“
Wie wichtig ist Anerkennung und Feedback für das Leben?
Alles, was wir tun, muss doch auf etwas hinauslaufen oder nicht? Ich gehe arbeiten und manchmal ist das einzige Feedback, das ich bekomme, mein Lohn, der nebenbei bemerkt natürlich auch sehr klein ist. Wenn das alles ist, was ich bekomme, mache ich dann meine Arbeit schlecht? Ist ein kleiner Lohn ein schlechtes Feedback? Nein, natürlich nicht. Die Frage auf die ich hinaus möchte ist diese nach dem Wert von Anerkennung auf unsere Entwicklung und unsere eigene Persönlichkeit. Anerkennung steckt in allem und ohne sie könnte sich eine Persönlichkeit nie verändern. Harte Arbeit bleibt einfach manchmal unsichtbar...
Dieser Frage widmet sich auch Worlds greatest Dad. Lance, der von Robin Williams verkörpert wird , ist alt, unbedeutend und ist mit einigen Versuchen Poesie zu schreiben und mit Wörtern Menschen zu erreichen kläglich gescheitert. Sein Sohn Kyle redet mitunter nur über Vaginas, Oralsex, Analsex, Brüste, Ärsche […]. In der Schule ist er schlecht, sucht ständig Stress und hat auch nur einen Freund. Mit seinem Vater Lace, der an derselben Schule Poesie unterrichtet, kann er ebenfalls nicht viel anfangen und erreicht auch bei uns Zuschauern keinerlei Sympathie. Man wünscht ihm vielleicht sogar zwischenzeitlich einen Abgang, den er dann auch bekommt. In einer erst traurig anmutenden Szene sehen wir dann Vater und Sohn erstmals im Arm, Tränen fließen auch, bis der ganze Film, der auch so schon schwarzhumorig und Makaber ist, komplett in Ironie umschlägt. Kurz auf den Tod seines Sohnes Kyle, hängt Lance seinen Sohn auf, schreibt ihm einen Abschiedsbrief, damit der Selbstmord nicht ganz so schlimm rüberkommt. Dieser Abschiedsbrief kommt auf die Umwelt dann so fulminant an, dass Lance plötzlich respektiert und sein Sohn vergöttert wird, die Anerkennung aus dem Boden zu wachsen scheint. Was im Film gut funktioniert ist, dass diese Schicksalswendung gar nicht mal unpassend rüberkommt. Man wünscht Lance die Anerkennung. Er ist unsichtbar und sucht sich bloß seinen Weg an die Oberfläche, wo man ihn wieder sehen kann. Geht mir und jedem Menschen oft so.
Eine ambivalente und höchst eigenartige Darstellung vom Ringen nach Aufmerksamkeit und Liebe. Denn bei dem Abschiedsbrief bleibt es nicht. Lance schreibt außerdem Kyles Memoiren und diese verbreiten sich ebenfalls ohne Pause. Lance wird daraufhin zu Fernsehsendungen eingeladen und seinem Sohn wird gehuldigt. Dieses ganze hintergründige Lob an Lance, der alles schreibt und seinen Sohn als Pfeiler seiner Worte benutzt, mutet moralisch und ethisch so falsch an, hat aber dennoch auch etwas sehr tiefsinniges. Die Dialoge dahingehend sind gut gestreut und die Erzählweise mag einem insgesamt sehr schief, krumm und holprig erscheinen, aber warten mit irren und logischen Wendungen auf. Ich für meinen Teil habe so eine Handlung in der Weise noch nicht bekommen und musste doch bis zum Ende schauen, weil das Interesse immer größer wurde. Und er bleibt im Hals stecken, geht runter in den Magen und kommt wieder hoch. Die Botschaft ist drin, Robin Williams spielt hervorragend und diese ironisch-zynische Pointe in der Handlung regt zum Nachdenken an. Ach, eigentlich war der ziemlich köstlich. Schief, bitter, aber insgesamt sehr schmackhaft.
„Ich dachte immer, dass Schlimmste, was einem im Leben passieren kann, ist einsam und allein zu enden. Das ist es aber nicht. Das schlimmste im Leben ist, mit Menschen zu enden, die einem das Gefühl geben einsam zu sein…“
Spoiler inside
Affen. Gemeinsam. Stark.
Was 2011 seinen Anfang nahm und mit dem zweiten Teil recht erfolgreich fortgeführt wurde, findet in Planet der Affen Survival nun ein stimmiges Ende. Matt Reeves erschafft eine Atmosphäre, die nicht von Explosionen, Witzen und schlecht gezeichneten Charakteren lebt, sondern die Affen so weit in den Vordergrund rückt, dass das Wort Menschlichkeit schon fast unpassend wäre, denn hier sind die Affen "menschlicher", als der Mensch.
Wie überaus passend, dass mein Vater 25 Jahre Tierpfleger im Zoo war und ich genügend tiefe Einblicke in das Leben und das Verhalten von Affen, Orang Utans und anderen Arten gesammelt habe. Gewiss, Planet der Affen und die Mimik des wohl legendären Andy Serkis, sind computergeneriert und das Verhalten aller Affen als Ganzes natürlich stellenweise mehr fiktiv, als wahr. Aber: Was sich nicht leugnen lässt ist, dass Affen immer schon und auch noch heute besser zusammenhalten, als es der Mensch dieser Tage tut. Es gibt zwar Regeln, wie das Territorium und natürlich ein Oberhaupt, dass führt und leitet, aber dennoch viel mehr Friedlichkeit, als unter uns Menschen.
Man denke an die Gesellschaft, die sich der Mensch aufgebaut hat, nach der der Mensch zwar genügend Nahrung, Nein, sogar Nahrung im Überfluss hat, aber nicht im Stande ist, diese auch an alle Menschen auf der Erde zu verteilen. Ich bin ob meiner Kenntnisse aus dem Zoo, die auch schon einige Tage zurückliegen, kein Experte und habe auch nicht studiert, weiß aber trotzdem, dass Teilen vielen Tieren und den Affen wesentlich einfacher fällt, als dem Menschen. Der Mensch hat seinen Verstand, seine Vernunft, seine Fähigkeit zu analysieren, erstickt aber an den „menschlichsten“ Interaktionen. Der Mensch ist in vielerlei Hinsicht schlauer und besser als ein Tier, auch als ein Affe, aber eben nur in vielerlei Hinsicht…
Ein Colonel (Woody Harrelson) ist auf dem Vormarsch und seine Absichten sind nicht von menschlicher Natur. Er fürchtet, dass der Affe kognitiv, also psychisch und auch physisch die Fähigkeiten des Menschen erreicht oder sogar übersteigt. Der Affe muss demnach dem Menschen weichen, denn der Mensch denkt (denkt?) zu wissen, dass er das einzige denkende und reflektierende Wesen ist und der Affe ihn verdrängen könnte. Abstammung ist aber kein Zufall und Affe und Mensch könnten in Frieden leben. Getrennt, aber in Frieden. Vielleicht versteckt Matt Reeves hier noch eine kleine gesellschaftliche Kritik, denn Länder, Oberhäupter, sowie Bundeskanzler und Präsidenten handeln ob ihrer riesigen Macht unüberlegt, egoistisch und ohne Bedacht. Die „Wähler“ bekommen einen kleinen Haps, einen Krümel und zwar die Wahl, bei sie Kreuzchen auf ein Blatt Papier zeichnen dürfen. Für wen sind diese Wahlen? Sind sie nicht nur eine vorgespielte, unreale Art uns Freiheit zu vermitteln/vorzuspielen? Nur ein kleiner Anriss, da vor kurzer Zeit eine Wahl anstand. Jedenfalls: Es ist schon immer der Mensch gewesen, der Krieg erschaffen hat.
Als der Colonel in Ceasars Leben einbricht, seine Frau und sein Kind tötet und die Dunkelheit hinter sich her schleift, entschließt sich der Anführer der Affen dazu, seine Gefährten und sein Volk in die Wüste, ein weit entferntes neues Zuhause, weit ab vom Schuss zu schicken, um alleine seinem Hass zu folgen und den Colonel unter die Erde zu bringen.
Auf dem Weg dorthin, der glücklicherweise nicht in 5 Minuten sondern der ersten Stunde abgehandelt wird, machen wir mit der Aufopferungsbereitschaft, der Vernunft und der Gemeinschaft der Affen Bekanntschaft. Dabei treffen Caesar und drei Affen, die sich seinem Plan angeschlossen haben, auf ein Mädchen, dass sie nicht zurücklassen wollen. Sie hüten es wie ihren Augenapfel und behandeln es, wie eines von ihren Kindern. Ganz starker Part im Film, denn das Mädchen wird noch eine tragende Rolle spielen.
Während dessen ist der Colonel Caesar aber einige Schritte voraus und hat die Affen eingeholt. Sie werden, wie es der Mensch schon immer gerne getan hat, eingesperrt, gefoltert und zu Arbeit gezwungen. Der Arbeit an einer Mauer, denn der Rest der Soldaten im Norden sind ebenso wenig vom Colonel überzeugt, wie die Affen. Eine Lösung muss her und diese kann es für die Affen nur geben, wenn sie alle zusammen einen Plan entwickeln, der sie retten kann. Damit sie in der Wüste, weit ab von Wäldern und Soldaten, wo man sie nicht finden kann, niederlassen und ein friedliches Leben führen können.
Über mehr möchte ich an dieser Stelle nicht sprechen. Nur, dass mich Planet der Affen Survival vom Hocker gerissen und emotional sehr mitgenommen und überzeugt hat. Die Affen wachsen einem so dermaßen stark ans Herz, dass ich oft den Tränen nahe war und dass ich es außerdem schon sehr bedauern muss, dass ich vorher von Matt Reeves nicht allzu viel gehört habe, außer in Revolution. Mit diesem Film jedoch ist er für mich ein starker Autor, wie auch Regisseur geworden, der aus der Handlung, die sich um Gemeinschaft, Menschlichkeit und Aufopferung dreht, alles erdenklich Mögliche herausgeholt hat.
The Human Desert
Mit „40 Tage in der Wüste“ bereitet uns Rodrigo Garciá eine eher kleinere Passage aus der Bibel auf der Leinwand vor, in der Jesus höchst selbst durch die Wüste wandelt, um sich selbst, Gott und die Wahrheit zu finden, aber vom Teufel in Versuchung geführt wird. Die Hauptrolle übernimmt dieses Mal Ewan McGregor, der sowohl den Sohn Gottes, als auch den Teufel verkörpert.
Anfänglich ist alles, was wir als Zuschauer sehen können, die wunderschönen, beruhigenden und großen Aufnahmen der Wüste, der öden, trockenen und nie endenden Wüste mit diesem schier unendlichem Horizont. Und die Geräusche der Blätter, des Windes und das Gesicht von Jesus, dass durchaus Anzeichen von Zweifeln beinhaltet. Angesiedelt ist die Geschichte nach Jesus Taufe im Jordan, nachdem er sich in die Wüste aufmacht um die Nähe zu Gott zu suchen. Finden, dass möchte er, stößt aber auf seinen schlimmsten Widersacher, dem Teufel, der seine Gestalt annimmt. Auch trifft er auf eine eher böse Gestalt, die sich in Begleitung einer Schlange in der Wüste aufhält. Der Teufel möchte ihm gerne allen Glauben an das Gute, an Gott und die Menschlichkeit, sowie dem Sinn der Welt, der Erde, des Sandes und Windes ausreden. Er hätte gerne, dass Jesus abschwört und erkennt, dass alles irgendwann endet und Gott dann einfach wieder von vorne anfängt. Was hätte das für einen Sinn? Gott müsste demnach ein Egoistischer Zyniker sein, wie es der Teufel oder so ähnlich erklären möchte. Ein schlimmes Geschöpf, dass mit einer Lupe in der Sonne auf uns herabblickt. Seine Argumente sind nicht schlecht und könnten gerade bei Atheisten, oder Menschen, die den Glauben nicht gefunden haben, plausibel erscheinen. Und was Rodrigo Garciá versucht ist äußerst lobenswert. Er erklärt selbst, wie folgt:
„Ich nehme die Figur Jesus und untersuche die menschliche Dimension seines Lebens. Ich kann nicht wissen, wie sich das Göttliche anfühlt, also habe ich beschlossen, Jesus mit seinen inneren Konflikten und Problemen genauso zu behandeln wie eine gewöhnliche Person.“
Dass muss dann nicht weiter der Bibel oder der Wahrheit entsprechen, lässt für mich aber eine größere Identifikation zu. Jesus und der Teufel, die beide dieselbe Gestalt und den gleichen Schauspieler teilen, sind wenig rachsüchtig und kommunizieren auf verständliche Weise, ohne dass es für den Zuschauer zu Verständnis Schwierigkeiten kommen könnte. Dass war zumindest mein Gefühl. Aus den Dialogen kann man viel mitnehmen, ob man nun einen Glauben hat oder nicht. Hier geht es nicht Vordergründig um den Glauben, sondern um den Zweifel. Und den haben Gläubige, wie Ungläubige. Und Gläubige und Ungläubige hinterfragen ihre Existenz. Beide kommen einfach auf verschiedene Ergebnisse, weshalb ein Glaube gut ist, aber nicht für jeden Menschen Sinn und Glaubhaftigkeit besitzt. Ich selbst gehöre den Gläubigen an, behaupte aber nicht, dass ich nicht vieles selbst hinterfrage. Ein Prediger aus unserer Gemeinde sagte in einer Predigt vor längerer Zeit, dass der Mensch etwas zum Anfassen braucht. Und wenn Jesus mal ganz kurz in „40 Tage in der Wüste“ nicht übermenschlich, sondern menschlich ist, wie du und ich, wie wir alle, dann sind wir alle eins. Menschen. Und was wäre der Mensch, ohne seinen Zweifel? Ohne Zweifel zu sein heißt, nicht Mensch zu sein. Der Unterschied zwischen uns Säugetieren und allen anderen Tieren auf der Erde ist nämlich noch immer der Verstand, der zweifelt, auseinanderhält und analysiert. So wurden wir geschaffen.
Wir gehen also mit in die Wüste, stellen uns dieselben Fragen, wie Jesus, der hier menschlich wird, riechen den Sand, der uns über das Gesicht streicht, sehen in den unendlichen Horizont und versuchen uns der Gewissheit zu nähern, dass es da noch etwas und Jemanden geben könnte.
In der Wüste trifft Jesus dann auf eine Familie. Einen Vater, seiner kranken Frau und den gemeinsamen Sohn. Sie leben in der Einöde, im Nichts und Vater und Sohn haben sich entzweit, auch wenn sie es sich gegenseitig nicht sagen oder zeigen wollen. Hieraus entsteht eine harte Probe für Jesus, der der Familie fortan bei allen Bemühungen helfen möchte. Die Familie, die in einem einfachen Zelt haust, tut nichts anderes, als ihr Dasein zu überleben und bauen ein Haus aus Steinen, die sie selbst abbauen und schlagen. Jesus möchte der Familie gerne helfen, auch wenn der Teufel der Familie, gerade dem Sohn, der lieber ausbrechen und etwas von der Welt sehen möchte, der Familie ein schreckliches Schicksal prophezeit. Die harte Probe besteht für Jesus darin, nicht einfach weiter seinen Weg durch die Wüste zu gehen, sondern Gottes Bestimmung zu erfüllen, der Familie zu helfen und ein tragisches Schicksal abzuwenden. Die frohe Botschaft verkünden und die Anwesenheit Gottes beweisen. Auch wenn es sich hierbei um eine dazu gedichtete Passage handelt, so können wir uns alle mit dem Versuch, Jesus als Menschen zu sehen, den Fragen selbst besser stellen.
Vergleichen lässt sich diese harte Probe mit uns allen, besonders mit denen, die glauben. Denn ohne Wenn und Aber an dem Glauben Tag für Tag, ein Leben lang festzuhalten erscheint zumindest mir schier nicht möglich. Mag es an schlechten Erlebnissen liegen, der Welt da draußen, den Menschen, dem Unglück und der Ungerechtigkeit oder an mir selbst, der sich oft fragt, warum alles so ist, wie es ist und warum alles so passiert, wie es passiert. Hinter allem steckt eine Botschaft, eine Erkenntnis und alles findet im Glauben zusammen, wenn man die Probe tagtäglich erkennt und wahrnimmt, trotzdem glaubt, verstehen möchte, hinschaut, erkennt und den Teufel im Unterbewusstsein den Mund verbietet.
Hier geht es nicht Vordergründig um den Glauben, sondern vielmehr um Bestimmung, Menschlichkeit, einen Bezugspunkt zur eigenen Existenz, einer Erklärung an das Leben und der Versuchung durch uns selbst, den Zweifel und der Selbstfindung. Der Glaube wird dadurch mehr greifbar, weil man mit alltäglichen Fragen konfrontiert wird. Abschließend würde ich gerne noch hinzufügen, dass „40 Tage in der Wüste“ eben ob dieser Menschlichkeit, die Garciá hier erschaffen hat, ein kleines Gegenstück zu „Die Passion Christi“ wird, da hier weniger auf die symbolische Kraft Jesus, sondern auf den einfachen Menschen dahinter eingegangen wird. In „Die Passion Christi“ erleidet Jesus das Leid mit unendlicher Kraft und nahm es für uns alle, für alle Menschen, auf sich. Mel Gibson verdeutlichte diese Kraft zu seiner Zeit, indem er die Schmerzen auf psychische und unvergesslich brutale Weise darstellte, aber dennoch immer zeigte, dass Jesus immer, zu jedem Zeitpunkt, am Glauben festhielt, aufstand und seiner Bestimmung als Gottes Sohn bis zum Ende gefolgt ist. Diese symbolische Wirkung im Zusammenspiel mit der Gewaltdarstellung und einhergehend mit der Verwendung der Sprache, machten auch aus „Die Passion Christi“ ein bedeutendes Meisterwerk in meinen Augen. Beide Filme sind in ihrer Art und Weise für mich wegweisend.
Ich danke der lieben Aurea von ganzen Herzen für diesen Kommentar.
Ich musste solche Erlebnisse dieses Jahr auch schon des öfteren mitmachen und frage mich, warum Leute teuer Geld für einen Film bezahlen und sich benehmen, als wären sie in ihrem Wohnzimmer. Mal abgesehen davon, dass man für heutige Ticketpreise auch einfach die BluRay kaufen könnte, sollte das Erlebnis im Kino entsprechend besonders und wichtig sein. Ich erinnere mich vor einiger Zeit an mein Kinoerlebnis bei Sieben Minuten nach Mitternacht. Ich ging mit der zweiten Azubine meines Unternehmens nach Feierabend ins Kino, löste meine Punkte für sie ein, lud sie ein. 0,00 € Stand auf ihrem Ticket. Eine Reihe vor uns saßen ein zwei Jugendliche oder Kinder. Interpretationsfrage. Schon während der Werbung wollten sie ihre Schandmäuler einfach nicht halten und machten Fotos von der Leinwand, lachten laut und der Saal war höchstens mit 6,7 Seelen bestückt, die den Film wohl wirklich sehen wollten. Alle waren auf's übelste genervt. Ich war nach der Arbeit alles andere als geduldig, bin aber doch eine sehr genügsamer Mensch. Diese beiden zurückgebliebenen Teenies kauften sich also ein Ticket zu einem Film, dass wohl ein lustiges, dämliches und handlungsarmes Konstrukt werden sollte. War dann leider nicht so. Wie schade. Es wurde oft ruhig, der Film war traurig, bohrte tief und sie hörten mit ihrem Gelächter solange nicht auf, bis ich aufstand, eine Reihe runter ging und fragte, ob die beiden behindert oder zurückgeblieben sind und was ihnen einfällt anderen Zuschauern das Kinorlebnis streitig zu machen und zu versauen. Ich fügte noch hinzu, dass ich verflucht nochmal teures Geld dafür bezahle, dass ich im Kino meine verdammte Ruhe habe und mir in Ruhe einen Film ansehen kann. Dazu noch, dass dann alle Zuschauer und insbesondere diese 2 dann ihren Mund zu halten haben, während der Vorstellung. Sie lachten noch ein bisschen. Wahrscheinlich wegen Stolz und Ehre oder so, denn wenn man Scheiße baut, muss man ja hart bleiben. Man ist ja schließlich immer im Recht.
Das Ende vom Lied war, dass sie keinen Mucks von sich gaben und pünktlich zum Abspann abgehauen sind, wie es sich für sie gehört. Ich war an dem Abend sowohl überrascht, als auch enttäuscht von mir, da ich sowas wirklich nicht gern mache und eigentlich auch noch nie gemacht habe. Aber so zwei Vollspackos hab ich auch nicht oft in unmittelbarer Nähe im Kinosaal neben mir sitzen gehabt.
Insofern steht dieser Kommentar der Woche vollkommen zurecht da, denn einige Leute sollten mit ihrem Arsch wohl eher Zuhause bleiben, wenn aus Langeweile ins Kino gehen oder der Handlung nicht mal folgen können. Danke Aurea, du hast meinen Tag gerettet :D
-Replikant-
Bin ich eine Konstruktion meiner selbst oder eine Illusion von Illusionen? Eine Illusion von Erinnerungen? Echte Erinnerung, keine Illusion? Echt? Mensch oder Replikant?
Denis Villeneuve setzt uns, wie gewohnt, eine langsame, atmosphärische Handlung vor, die, wenn man einen Moment nicht gut aufgepasst hat, alles in sich zusammenfallen lässt. Langsam, spröde und zerrissen sind die Sekunden, wie auch die Mimik im Gesicht von Ryan Gosling’s Detektiv „K“, wenn man sich gänzlich auf sein Spiel einlassen möchte. Im Gegensatz zum Original, dass mir etwas lahm und zu spröde erschien, beweist Villeneuve sein Können, erschafft Monumente der Bildkunst und nimmt uns mit in eine atemberaubende Geschichte rund um eine fiktive Zukunft, in der Replikanten auf Replikantenjagd gehen und außerdem eine Geschichte von Verzweiflung und Gebrochenheit im Menschsein.
Wo kommen Erinnerungen her? Woher kommen sie in Blade Runner 2049? Aus vielen Filmen mag man die Erschaffung und Einpflanzung von Erinnerungen in Maschinen oder Replikanten bereits kennen. Aber wenn Detektiv und Blade Runner „K“ sich auf die Suche nach Replikanten begeben muss und sein eigenes Schicksal ungewiss bleibt, dann entfaltet sich das intelligente Detektivspiel aus einem zu klärendem Fall, Hinweisen, Wahrheit, Lüge und Trug ausgiebig. Dabei spielt Villeneuve mit unserem Gedächtnis, unserer Aufmerksamkeit und der Fähigkeit Handlungsstränge zu verbinden. Auf visueller Ebene gibt es einiges zu deuten, die Dialoge von „K“ und seiner Hologramm-Geliebten Joi geben Grund zum Verdacht auf Menschlichkeit und die Hinterfragung der Funktionsweise dieser, wie auch die Funktion von Emotionen und deren Bedeutung liegt ein beachtlicher Perspektivwechsel inne.
Die Replikanten sind ob der vergangenen Zeit natürlich wesentlicher besser, Nein, geradezu perfekt geworden, sodass der Unterschied zwischen Mensch und Replikant wesentlich schwerer auffallen mag. Hier spielte aber bereits das Original von Ridley Scott Zukunftsmusik, wie es an den Charakteren Rachael und Deckard zu sehen war. Replikanten können lieben, sie können Leiden, sie haben Erinnerungen und wissen in 2049 genau, wie sich menschliches Verhalten wiederspiegelt.
Man könnte Blade Runner 2049 als 2 ½ stündiges Detektivspiel auf der Suche nach Rick Deckard oder aber einfach als 2 ½ stündiges Detektivspiel von Detektiv „K“ zu sich sich selbst bezeichnen. Er sucht, gräbt tief und wird am Ende auch sich selbst wiederfinden. Seine Suche spiegelt sich auch in den Städten und Gebieten wieder, in der er suchen muss. Von oben sieht alles flach, glattgebügelt und monoton aus, so wie die Menschen und Replikanten, die diese Welt zu zerstören drohen.
Die ersten 90 Minuten vergehen langsam, die Erzählweise ist bis auf’s kleinste Detail durchdacht und und auf die Laufzeit ausgelegt, sodass man aber schnell in Versuchung kommen könnte, dem Gedanken zu verfallen, man könne ja so oder so nichts verpassen. Aber wer Villeneuve kennt, weiß genau, dass er am Ball bleiben muss und alles Gezeigte noch eine oder mehrere Bedeutungen bekommen wird, jede Interpretation noch zwei oder drei weitere Male umgemünzt werden können.
Die Musik ist ebenso minimalistisch, wie zweckdienlich, so wie es im Original bereits war. Es sind zwar nicht mehr die Klänge von Vangelis, aber das Klangbild ist exakt und der Soundtrack fällt insgesamt relativ klein aus. Es sind hier vor allem die Soundeffekte, die grandios sind und den Saal zum Beben bringen. Im Original konnte ich dem Soundtrack von Vangelis relativ wenig abgewinnen, wegen der paar Töne, die dann langgezogen zu einem Soundtrack werden sollten. Theoretisch ist dieser Klang auch hier existenziell, spielt aber mit anderen Klängen und lässt auch mal vollkommene Ruhe einkehren. Es sind Synthesizer dabei, wie im Original, die fliegenden Autos kommen wuchtig, die Schüsse schlagen ein wie im Krieg und die Action wird von brummendem Sound verfolgt. Der Soundtrack ist grandios und perfekt auf den Film, die Atmosphäre, das Szenenbild und die Gefühle zugeschnitten. Ob das jetzt am ersten Musiker lag oder Hanz Zimmer, der später dazu kam oder wie auch immer. Besser hätte man es nicht machen können und ich war begeistert.
Zur Handlung selbst darf man nicht viel sagen, nur dass Menschlichkeit in solch einer fiktiven Zukunft nicht mehr auffindbar, nicht mehr aufdeckbar ist und der Nebel die Verbindung, die klare Luft zwischen Menschlichkeit, Computer generierten Codes und eingespeister Menschlichkeit zunehmend verschwimmt.
Ryan Gosling ist die perfekte Besetzung, reicht doch schon sein einfacher, gelangweilter, aber auch ebenso aussagekräftiger Gesichtsausdruck, den er hier die meiste Zeit über offenbart. Ertappt, nachdenklich und intensiv in einem Blick. Grandios! Er nimmt seine Rolle Ernst und spielt die wenigen Gefühle, die er wirklich nach außen trägt, unglaublich stark und authentisch. Harrison Ford in seiner Rolle stellt für mich die stilvollste und charmanteste Huldigung an seine Rolle, seine Person und dem Original Blade Runner dar, die ich bisher bestaunen durfte. Und ein kleiner Fun-Fact für alle Fans: So viel will ich euch sagen: Harrison Ford ist mehr, als nur für 5 Minuten zu sehen… Jared Leto fällt ein besonders schwerer Part zu. Der des Niander Wallace. Dem Schöpfer, der die Replikanten kontrollieren und deren Entwicklung steuern möchten. Und er schafft es. Spätestens hiermit ist er auch bei mir nun endlich als ernstzunehmender und vielfältiger Schauspieler angekommen!
Blade Runner 2049 ist eine Mogelpackung in der Handlung, wenn man nicht aufpasst und eine äußerst anspruchsvolle Erzählung zwischen Menschlichkeit, der Kritik an der fortschreitenden Technologie, die dieses Zukunftsszenario möglich machen wird und der Findung „K“‘s eigener Identität.Eine zutiefst menschliche Erzählung in einem Science-Fiction-Universum der Extraklasse!
Replikant oder Mensch?
Bin ich eine Konstruktion meiner selbst oder eine Illusion? Eine Illusion von Erinnerungen? Echte Erinnerungen, keine Illusion? Echt? Mensch oder Replikant?
Dampf im Kopf
Ich würde gerne sagen, dass ich gerne nochmal so wie Stefan und Kai sein möchte. Sorglos, mit Dampf im Kopf und lächelnd zum bösen Spiel des Lebens. Ich erinnere mich da an eine bestimmte Feier im Freien. Gefeiert wurde ein Geburtstag. Zur Verfügung standen uns um die 5 Kästen Bier, ein paar Falschen Vodka und zum Schluss noch ein langer, süßer Joint. Zum Schluss bedeutete aber auch, dass so ein Vollhorst erst mit dem Joint ankam, als fast alle alkoholischen Getränke aufgebraucht waren. Hollali, sag ich, wenn ich daran zurückdenke. Bis dahin hatte ich es ein paar gemacht und nie den Spaß daran gefunden, den die anderen gefunden hatten. Da war er also. Der Joint und dieses gepunchte und widerwärtige Zeug, das sich Haze nannte. Die Konstellation war nicht so toll, ich sehnte schnell den Krankenwagen herbei, den dann natürlich keiner rief und musste ziemlich schwer atmen. Als ich nach ein paar Stunden wieder aufwachte, war ich besser drauf als die anderen bei der Outdoor-Party. Seitdem hab ich das Zeug nicht mehr angefasst und hatte vor 3 Jahren damit angefangen, dieses und anderes Zeug aus meinem Leben zu verbannen, um etwas eigenes, etwas Besseres und zuverlässigeres zu schaffen. Den richtigen Weg einschlagen und nicht den anderen dafür die Schuld geben, dass ich meine Träume verdränge, um einen zu Trinken oder einen zu rauchen und „abzuhängen“, sondern es in die Hand zu nehmen und zu gehen. Ich möchte die Zeit nicht missen, denn sie war die Schönste, aber sie ist vorbei. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat Zwei….
Mit ihrem Pizza-Lieferservice haben es sich Stefan, der eigentlich irgendwie studieren möchte, aber auch großen Gefallen am Dope hat und Kai, der es sich einfach gemütlich macht, aber trotzdem nicht auf den Kopf gefallen ist, eine angenehme Ausgangssituation einzurichten. Beide durchleben in Lammbock und Lommbock die irrwitzigsten Situationen, nur um am Ende über den kleinen "Ich bin nicht zufrieden man" in Stefan's Kopf zu reden. Bis dahin erkennen wir Kai nur als Volldeppen, der den ganzen Tag kifft, Stefan mit runterzieht und das Leben da draußen vollkommen außen vor lässt. Wenn dann Stefan sich beschwert, dass das alles irgendwann Konsequenzen hat, entgegnet Kai darauf nur, dass Stefan die ganze Zeit mitmacht, mitkommt und seine Träume selbst vernachlässigt und runterzieht. Wer hat denn nun Schuld? Keiner von beiden hat eine Schuld, denn der eine gibt sich gerne verrückt, obwohl ein weicher Kern in ihm steckt und der andere hat große Pläne und verdrängt seine Träume. Wie bei mir ist es der Teufelskreis, den man durchbrechen muss, um in einen neuen eintreten zu können…
Lammbock und Lommbock sind also durchsetzt vom Erwachsen werden und der Findung der eigenen Persönlichkeit. Dabei geht er nicht immer tief, was aus beiden Filmen auch ein stinklangweiliges Erlebnis machen würde. Man kann lachen, sich wundern und mit beiden mitfiebern. Sie werden einem sympathisch, obwohl sie kriminell und drogenabhängig sind. Denn es ist auch ein Statement, dass sich dahinter verbirgt. Und zwar, dass das Leben auf der einen Seite nicht so schrecklich sein muss, wie es eben zu oft aussieht, dass man aus seinen Fehlern lernen kann und auf der anderen Seite auch, das Gras bei weitem nicht so schlimm ist, wie Alkohol oder Crystal Meth. Bei dem Thema fällt mir gleich eine Folge des „Jenke-Experimentes“ ein, indem Jenke von Willmsdorff gezeigt hat, dass bei uns in Deutschland (und überall) Menschen leben, die auf das Gras als Medizin angewiesen sind. So, wie Frank in Lommbock und Lammbock, der immer am Fluchen ist, außer er hat Dampf in der Birne. Torret. Man könnte jetzt sagen, es wäre logisch Cannabis zu legalisieren, weil Alkohol weitaus schädlicher und ebenfalls legal ist. Der Alkohol ist nur einfach gesellschaftlich anerkannt und durch die Geschichte zum einfachen Brauch der Gesellschaft verkommen. Was früher besonders war, ist es heute noch lange nicht.
Man kann viel finden, wenn man finden, aber auch suchen möchte. Lommbock und Lammbock sind zwei herausragende, irrwitzige und offene deutsche Filme geworden, die als Perlen der deutschen Filmindustrie ganz weit in den Himmel ragen dürfen. Moritz Bleibtreu und Lukas Gregorowicz machen ihre Sache überaus gut und glänzen sogar in ihren Charakterrollen. Mich haben die Filme sehr gut unterhalten, es wurde Kritik angeschnitten und die Schwierigkeit hinter Veränderungen im Leben unverblümt herausgestellt.
-Spoilerwarnung-
- There’s a fuc**** Monster under my bed -
---------------------------------------
A few years ago
Vor EtlichEn JahrEn, alS Rocket noch ein Kind war, trugEn Sich grauSamE ErEignissE in sEinEm ZimmEr zu. KEinE TräumE, dachtE Er frühEr, da Sich TräumE oft So Schnell verflüchtigEn, wiE SiE auch gekommEn Sind. AbEr dieSe MonStEr, diE Er frühEr Sah, diE Er viEllEicht hErbEigEsEhnt hattE, verSchwandEn niE. SiE warEn immEr da und habEn ihn dEn Schlaf gEraubt. Er schautE immer untEr SEin BEtt, untEr sEin KiSsen und durftE kEinESfallS mit dEm Fuß zu wEit von dEr BEttkantE EntfErnt liEgEn, am bESten nicht mal EinEn MillimEtEr, damit diE MonstEr SEinE FüßE nicht fassEn konntEn. WEr träumtE frühEr Schon nicht von böSEn ClownS, abgStrEnntEn KöpfEn, fliEßEndEm Blut, DämonEn, MonStErn und SchrEcklichEn DingEn..Und Er bEgriff auch Schon frühEr, daSs diE LagE dEr FüßE untEr und oberhalb SEinEr DEckE diE MonstEr nicht davon abhaltEn würdEn, ihn an sEinEn FüßEn untEr daS BEtt und in Ein nicht irdiSchES ParallelunivErSum zu ziEhEn. DaS BEgrEifEn diESer simplEn TatsachE führtE zum fortSchrEitEndEn AltEr, VErarbEitung und REaliSierung dES EigEnEn Ich’S. DiE ZEitEn vErgingEn,diE ZEitEn dEr MonStEr, dEs BlutES und dEr ErschrEckEndSten GEstalten gingEn vorbEi, diE TräumE hörtEn auf. Die Träume von heute nennen sich Realität und Leben. Und manchmal ist der Unterschied kaum bemerkbar, denn schmerzen tut es alles auf die eine oder die andere Weise.
-----------------------------------------
And a few years later
Ein Losers-Club hätte mir in der Schule früher auch ganz gut getan. Ich kam mir zwar immer so vor, als sei ich mit den weniger bekannten Gesichtern mehr im Einklang, aber das war nur ein lächerlicher Abklatsch eines Loser-Club’s aus Andy Muschiettis ES. Im Gegensatz zum Original steigt ES 2017 sofort ein und leitet den besten Horror der letzten Jahre ein. Ich steige nicht auf den Hype-Train auf, aber muss ES einfach so sagen. Die Ereignisse rund um Derry in Maine wurden viele Jahre nach vorn versetzt, was mir gefiel, denn mit der Zeit kann man sich in meinem Alter zumindest besser identifizieren. Dass gefiel mir gleichzeitig auch nicht so sehr an der alten Verfilmung. Die Umgebung, die Schauspieler, sowie das Bild, der Ton und die Erzählung waren insgesamt, zumindest aber streckenweise sehr schlapp. Gefallen tuen mir jedoch beide Verfilmungen sehr gut, an ES 2017 aber eben besonders, dass man den echten Horror sieht, fühlt, in den Sitz gedrückt und schockiert wird. Ich erkannte für mich eine hohe und mutige Intensität in den Bildern, dem Schauspiel aller sehr talentierten Jungdarsteller und vor allem natürlich der des Pennywise, den Bill Skarsgard dieses Mal spielen darf. Und er macht es gut, überzeugt auf voller Bandbreite, auch wenn ich vermuten muss, dass der Originalton noch ein wenig schauriger sein müsste. Die deutsche Synchro ist gut, aber als Ganzes nicht bahnbrechend. Sie erfüllt dennoch ihren Zweck und macht aus dem neuen Pennywise einen neuen Mythos!
Die Soundkulisse macht riesigen Spaß und hebt vor allem die schönen Momente des Losers-Clubs und die Horrorelemente sehr hervor. Die Effekte sind allesamt sehr genau, düster, brutal und das FSK 16 ist für Deutschland sehr lobenswert, neigen die FSK’ler doch dazu alles ab 18 zu machen, wo ein Tropfen Blut auf den Boden träufelt.
Im Vordergrund steht dennoch das, was mein erster Absatz hervorheben sollte. ES treibt in Derry sein Unwesen, Kinder verschwinden, tauchen verschandelt wieder auf und der Tot geht reihum durch die kleine Stadt in Maine. Sehen können ihn aber nicht alle, sondern nur die 7 Mitglieder des Loser-Clubs, die als Außenseiter eine unverkennbar schöne Seite der Freundschaft erkannt haben. Sie können ES sehen, wollen es sich erst nicht eingestehen, finden zueinander und wollen gemeinsam etwas gegen die viele Tode tun.
Was der erste Absatz zeigen sollte war nur, dass ES überall lauert. Nicht nur beim Losers-Club, sondern auch hier bei uns. Wir haben Angst und als wir klein waren, nahm die Angst verschiedene Gestalten an, die im Alter immer weniger gruselig, als vielmehr missverstanden vorkamen und aufgedeckt wurden. Die Entwicklung zeigte uns, dass Monster nicht echt sind, Horror nur in Lichtspielhäusern zu sehen ist und unsere eigene Fantasie zwar erschreckend, aber genauso wunderschön sein kann. Sie kann zu einem Konstrukt des Wahnsinns, einem Manifest der Psyche oder einem wunderschönen Ort werden, der uns in ein Paralleluniversum zieht, indem wir und nicht die Monster in uns drin herrschen.
Diese Entwicklung findet nun auch im neuen ES Platz und bekommt Raum zur Entfaltung. Was ich der Neuverfilmung noch zu Gute halten muss, ist, dass das oft verwendete Wort „Fliegen“ endlich eine nähere und markante Bedeutung bekommt und sich die Verfilmung generell sehr von der alten Verfilmung abgrenzt und in andere Kerben schlägt. Das Buch kenne ich leider nicht, was mir wohl zu Gute kommt, da ich den direkten Vergleich zum Buch nicht knüpfen kann.
Nicht zu vergessen ist noch der beißende Humor. Er funktioniert etwa so, wie ein Toastbrot mit Nutella und Senf. Aber im guten Sinne, denn der Senf beißt sich nicht mit der Nutella, sondern lockert die absurdesten und schrecklichsten Szenen auf. Da liegt schon eine gewisse Kunst drin, denn trashiger oder gar zu alberner Humor hätte dem Ganzen einen Abbruch getan und den Charme der vorherigen oder kommenden Szene zerstört.
ES 2017 kam 27 Jahre nach der alten Adaption von 1990 in die Kinos . Zufall oder nicht, ist dies ein ebenso schöner Gedanke, dass hierin eine Absicht lag, die das Mysterium von Pennywise, dem tanzenden Clown, zu Gute kommt. ES 2017 ist grausam, grausamer als so mancher Torture-Porn ohne Handlung oder mancher Horrorfilm der letzten Jahre. Der Horror ist authentisch, der Humor ergänzend, das Abschließen von Traumata, Ängsten und der Findung der Liebe unverkennbar und ebenso erschreckend, wie wunderschön auf die Leinwand gebannt. Zweitsichtung folgt ganz sicher!
Nach der Drittsichtung änderte sich nur noch eine Kleinigkeit: Der Humor, der mir ob seiner Ironie und Zynik sehr gut gefallen hatte, hätte an 2,3 Stellen zurückgestellt werden müssen, da er so manch mystische und atmosphärische Szene der Ernsthaftigkeit beraubt. Markantes Beispiel hierfür ist der Witz nach dem Kampf mit Pennywise von Richie. Absolut fehlplatziert. 0,5 Punkte Abzug für einen sonst rundum gelungenen Film mit Potential.
P.S. Es ist wohl schon jedem aufgefallen, aber die Hälfte der Kommentare/Kritiken, die man hier lesen kann, bewerten die Werbung für den Film, den Ruf des Films, die Haltung zu dem alten Versuch, dem Vergleich mit diesem, aber keine objektive Kritik. Mir gefallen diese Kommentare und Kritiken am Besten, an dem der Film selbst eine Chance bekommt und nicht der Hype darum bewertet wird. Pfui. Cheers!
[...] Wenn Dinge, Dinge nach sich ziehen..Selbstfindung in The Bad Batch.. [...]
[...] Jedenfalls ist The Book of Henry ein überaus liebevoller, charmanter und trauriger Film geworden, der mich gepackt hat, mit meinen Gefühlen gespielt und etwas unsicher zurückgelassen hat. Colin Treverrow hat mich überzeugt und das mit dem ersten Film, den ich von ihm bisher gesehen habe. [...]
https://www.youtube.com/watch?v=z7iUEHSvAMY
Mit dem Blick zu den Sternen
Wenn ein Leben eines ist, dann eine nie endende und wilde Fahrt auf dem Zug des Lebens. Wie oft er Halt macht, wie oft wir selbst Halt machen, wie weit uns unsere Füße tragen wollen, liegt in unseren Händen, unserer Kraft und denen unserer Eltern.
Das Leben von Jeanette Walls (Brie Larson) ist ein Road Trip durch das Leben, dass sich einer konventionellen Weise entzieht. Ihr Vater, Rex Walls (Woody Harrelson), pflegt einen unebenen Weg und macht mit dem Zug öfter Halt, als es ein junges Mädchen (v)ertragen kann. Aber er gibt ihr Wichtiges mit auf dem Weg. Dass die Menschen hier, in unserer Welt, die Sterne nicht mehr sehen können, weil der Rauch zu dicht ist und das Licht nicht mehr durchkommt. Die Familie zieht von einem Ort zum anderen, ist nirgends gemeldet und die Familie ist vollkommen auf sich alleine gestellt.
Rex Walls: „Die jungen Menschen leben in schicken Wohnungen, aber die Luft ist so verschmutzt, das sie nicht mal die Sterne sehen können. Wir wären ja verrückt, wenn wir mit einem von denen tauschen würden!“
2 Eltern und 4 Kinder, die in heruntergekommenen Häusern leben, aber vom Glück hinter dem schweren Leben, leben. Sie leben von der Liebe untereinander, der Liebe zur Gemeinschaft und der nie endenden Liebe zu Vergebung, die in den Fehlern selbst liegen. Schloss aus Glas spricht nicht vom Leben, sondern ist Leben. Er erzählt von Rissen in den Straßen, gebrochenen Herzen, gebrochenen Persönlichkeiten und tiefen Wunden des Lebens. Kerben, die das tägliche und ganze Leben in uns hinterlassen. Auch erzählt er von unschätzbaren Werten, Schätzen, die immer weniger Bedeutung finden, uns vollkommen aus den Händen gleiten.
Aber Rex Walls, als Familienoberhaupt, gibt seinen Kindern nicht nur seine ganze Liebe, sondern lässt auch den Alkoholismus an ihnen und seiner Frau Rose Mary Walls (Naomi Watts) aus, der wohl durch tragische Ereignisse in seiner eigenen Familie, sein Leben verändert haben. Er hält die Familie zusammen, lässt sie nicht los und spricht viele Wahrheiten aus, die uns allen zu denken geben sollten. Nicht nur, dass wir noch nicht angefangen haben zu leben, sondern auch nicht wissen, wie das überhaupt geht. Als Jeanette in jungen Jahren sich beim Kochen selbst in Flammen setzt, weist sie der Doktor darauf hin, dass sie auf eine Schule gehen sollte, wie die anderen Kinder auch. Er erzählt ihr von einem normalen Leben.
Als sie ihrem Vater im Auto, im dem Beisein aller Familienmitglieder, darauf anspricht, prescht er mit dem Auto von der Fahrbahn ab, hindurch durch die unebenen Wege in der Pampa, sodass alle Lachen und das Auto hin- und her schwenkt. Rex lässt alle sofort aussteigen, rennt mit den Kindern los, schreit alle seine Empfindungen in die Welt raus, packt Jeanette, hebt sie hoch und erklärt ihr, dass das „Leben“ sich nie echter anfühlen wird.
Hier steckt der emotionale Kern, die gesellschaftliche Kritik an allem, was der Mensch aus Holz (Geld), Metall (Geld) und Farbe (Geld) erschaffen hat. Eine Welt, die nie gelernt hat zu leben. In diesen Szenen erleben wir einen Woody Harrelson, den ich in meinem Leben noch nicht so zu Gesicht bekommen habe.
Aber sein Talent zeigt sich auch in den tragischen Sequenzen, wenn ihn der Alkohol übermannt und er nicht mehr weiß, was er sagt und tut. In einer Szene spricht die junge Jeanette mit ihrem Vater, versorgt seine Wunden, die er sich in 10-stündiger Abwesenheit geholt hat und wird so der stärksten emotionalen Bindung zwischen einer Tochter und ihrem Vater. Wenn er ihr dann sagt, dass er sie liebe und alles für sie tun würde und sie daraufhin stockend herausbekommt, ob er denn für sie das Trinken aufgeben würde, weil er so die Familie nicht versorgen kann, dann bringt das eine Wucht rüber, für die das Kino nur gemacht sein kann. Oft bekomme ich aus Scham keine Träne im Kino raus, aber hier lief es herunter und ich fühlte mich in meinen Gefühlen bestätigt. Ich blicke einen Moment in die Sterne und suche mir einen aus, der mir gehören soll.
So auch eine Szene, in der die junge Jeanette mit ihrem Vater im Schnee liegt und er sie bittet, sich einen Stern am Himmel auszusuchen. Das geht doch gar nicht und man kann keinen Stern für sich beanspruchen, meine sie. Rex entgegnet, dass sich die ganzen anderen Kinder irgendwo bloß etwas wünschen, dass nicht lange halten wird. Materielles Denken. Aber die Sterne werden noch ewig da sein und man solle sich lieber etwas aussuchen, dass beständig ist.
Die ältere Jeanette hat, wie ihre Geschwister, es geschafft aus dem Leben auf der Flucht zu fliehen und ist jetzt eine erfolgreiche Frau. Laufendes Wasser, Heizung, genug Geld und einflussreiche Freunde. Dass Verhältnis zwischen ihr und ihrem Vater war immer das stärkste Band und Rex Walls wird uns immer sympathisch im Film, auch wenn Deston Daniel Cretton ebenso gut seine Fehler herausarbeitet. Im Kern steckt aber die Vergebung, die Jeanette bewerkstelligen muss, obwohl sie mit diesem Leben, ihrer Mutter und dem Vater, der immer vom Bau eines Schlosses aus Glas gesprochen hat, abschließen möchte.
Ein Schloss aus Glas, das in den Köpfen und der Fantasie von Jeanette und Rex gewachsen ist. Es sollte immer gebaut werden, nur sollte es wohl nur nie so sein. Es passierte nicht und die Stärke in der Erziehung des Vaters liegt teils in den Versprechen und der Fantasie, die er erschafft und die er seinen Kindern beibringen möchte. Leider verpasst er den Zeitpunkt etwas gar großartig zu schaffen und sperrt die Kinder mehr ein, als sie selbst in das Leben zu entlassen. Mitunter ist er oft aggressiv, da er trinkt und zu Cholerik und endloser Standpauke neigt.
Endlose Standpauke sagte ich. Nicht nur ein Teil, den ich aus meinem eigenen Leben übernehmen kann. Auch wir Kinder mussten uns früher stundenlange Standpauken anhören und dem zustimmen, was auch immer unser Vater uns gesagt hat. Gedanken einpflanzen, kontrollieren und manipulieren. Dies schreckliche Geschrei blieb und bleibt immer ein Bestandteil meiner selbst, denn diese Laute Stimme, wenn sie auch nach langer Zeit wieder erklingt, verursacht schnelles Herzklopfen, das Aufkommen von Schweiß auf meiner Stirn, Aggression, Haltlosigkeit und endet in dem Hinterfragen und Verfluchen meiner eigenen namentlichen Herkunft.
Jeanette hatte aber einen Vater, der ihnen zwar kein normales Leben ermöglichen wollte, ihnen aber wohl beigebracht hat, was es heißt, zu leben, zu lieben und zu teilen. Aber auch ihr fällt es schwer, gegen Ende Rex’s Lebens, die Vergebung und den Sinn hinter allem, zu finden, zu sehen.
Was die Vergebung in Schloss aus Glas heranträgt ist nicht minder wichtig, als der Schmerz, aus dem man lernt. Sie und ich sehen Böses in der Vergangenheit, der Familie und dem Leben. Aber wir beide vergessen nicht, dass die schönen Zeiten die hässlichen übermalen können. In allem steckt eine Erfahrung und ist man erst der Vergebung nähergekommen, können wir uns unseren Stern am Himmel anschauen, den wir für uns beansprucht haben und ihn ewig in uns einschließen. Weil nur die schönen Erinnerungen Beständigkeit heißen dürfen, nicht aber die traurigen und schlimmen Fehler, die uns zwar zu dem machen, was wir sind, aber nicht den Verlauf unseres Lebens schreiben.Lernen zu leben.
Und kein Leben ist etwas Wert, ohne ein Schloss aus Glas, dass vielleicht nie gebaut wird, aber einen Sinn hinterlässt, Schönheit bedeutet und Leben erschafft.
Brie Larson verzauberte mich wieder, wie sie es immer tut, verpackt die ganze Bandbreite an Gefühlen, taucht in sich selbst ein und bricht aus. Aber sie verkörpert Leben, Vergebung und Liebe, wie ich sie nur bei ihr sehen kann. Brie Larson und Woody Harrelson in Einklang mit dem Leben, dem Sinn dahinter, dazwischen, in jeder Lücke und Zeile, die es gibt. Und ein Drehbuch der echten und wahrhaftigen Jeanette Walls, sowie dem richtigen Regisseur Deston Daniel Cretton, der zuletzt mit Short Term 12 ein Werk hingelegt hat, dass mich nicht mehr loslässt, so wie die Schauspielerin, die darin die Hauptrolle spielte….
Und nun macht es einfach. Schaut in die Sterne. Sucht euch einen davon aus, egal welchen und beansprucht ihn für euch. Nicht Fragen. Einfach nicht fragen, was „normale“ Menschen jetzt sagen oder denken würden…wen interessiert das? Fahrt auch mal von der Straße ab, kommt vom Weg ab, schreit es raus, lauft, Nein, rennt und genießt das Gefühl zu leben. Denn Leute?:
Rex Walls: „Echter wird‘s nicht Kinder. Ihr lernt, indem ihr lebt!“
[...] Für einen Rache-Film, was Lucky Number Slevin im Resultat dann doch ist, gibt es unendlich viel Weisheit, Leben, Atem und klare Luft in den Dialogen. [...]
WherE’s IT?
Warum mich die Sichtung von ES solange erfolglos verfolgt hat, mag ich nicht ehrlich beantworten können. War ich mir zu bequem, mich über drei Stunden auf meine vier Buchstaben zu setzen und Es einfach mal durchzuziehen? ..
Wie könnte man ES, von Kultautor Stephen King, aus dem Jahre 1990, heute wohl am bEsten bEschreiben? Ist Es die einfache Handlung, um ein paar junge Kinder, die in der unscheinbaren Stadt Derry in Maine, zusammen aufwachsen? Oder ist Es die Tatsache, dass sie alle etwas sehen können und erst durch schicksalhafte Ereignisse in der Kindheit zueinander finden? Es muss beidEs sein, denn beidEs geht Konform in ES. Die sieben Freunde, bEstehend aus Bill, Eddy, Richie, Ben, Beverly, Stan und Mike. Sie alle sind in der Schule nicht sonderlich beliebt, vor allem der etwas korpulentere Mike oder der stotternde Bill, ganz bEstimmt aber der „schwarze“ Mike, der für seine Hautfarbe in der Schule und der GEsellschaft büßen soll.
Die Verbindung:
Alle verbindet vor allem einEs: Das Gefühl ausgestoßen und an den Rand der Menschen gedrängt zu werden. Aus ihnen wird der berüchtigte Losers-Club, der aber insbEsondere die Gemeinsamkeit inne hat, dass sie alle etwas sehen können, dass sich den anderen Menschen nicht erschließt. Die Verbindung bEsteht also aus Freundschaft und dem unbedingtem Willen zur Gemeinschaft. Denn schon bald können die „Loser“ nicht mehr ohne einander. Und bald schon werden sie Es gar nicht mehr können, wenn der kultige Pennywise, mit dem Clownsgesicht, den roten Schuhen und den verrückt-gelockten Haaren über sie herfallen möchte…
Die Stadt und ihre Geschichte:
Immer dasselbe, im WEsten nichts neuEs, was solls und in Derry hat wohl der gute Geist die Menschen verlassen, die nicht mehr geradeaus denken, sondern vor allem nur noch an sich selbst.
In der GEschichte der Stadt stehen Katastrophen in exakten Zeitabschnitten im Programm und keine ließ sich bisher aufhalten. In den meisten Fällen werden Kinder entführt, verstümmelt und getötet. Wird der Losers-Club vielleicht im Stande sein, dem Bösen nicht nur entgegenzutreten, sondern Es auch aufzuhalten?
Das wichtigste in Es ist und bleibt die Menschlichkeit und die liebsamen Charaktere:
Das Wichtigste war für mich aber gar nicht die Handlung rund um den Horror und die schrecklichen Ereignisse, weil Pennywise selbst nicht die Hälfte der Handlung einnimmt, denn diese nähert sich insbesondere langsam und verständnisvoll den Charakteren. Und jeder hat seine Geschichte, sein Laster und seinen Grund, warum der Losers-Club der bEste Zusammenschluss für ihn ist. Den Gefahren des Clowns stellen sie sich gemeinsam und entwickeln das Gefühl wahrer Freundschaft, dass die Rüpel schon damals bei mir in der Schule niemals hatten. Aber was hat es mit Rüpeln auf sich? Sind Es ganz und gar schlechte Menschen oder sind auch sie nur auf der Suche nach Befriedigung, Macht, die sie sonst nirgends erwirken können oder wollen sie so Aufmerksamkeit gewinnen, die sie brauchen um das Gefühl der Zugehörigkeit in der GEsellschaft zu entwickeln?
ES bedient dabei unterschwellig so viele gEsellschaftliche Themen und der Kritik an der GEsellschaft selbst, wenn er aufzeigt, wie Es ist, wenn Menschen nicht mehr hinsehen, sondern wegsehen. Oder wie Es ist, wenn man eine „andere“ Hautfarbe hat, oder man Dick ist oder man selbst auch nur ruhig und unscheinbar sein möchte, die Gesellschaft Es einem aber nicht erlaubt.
Wie dem auch sei, die sieben Freunde haben es mit dem Clown aufgenommen und haben sich geschworen, ES ein für alle Mal zu vernichten. Dabei müssen sie mit Es mit ihren eigenen Dämonen aufnehmen, ihre eigenen Ängste und Laster erkennen, anerkennen und akzeptieren. Denn erst dann werden sie gemeinsam im Stande sein, Es mit dem wohl gruseligsten Clown der FilmgEschichte aufzunehmen.
Und wo ist Es in unserem Leben?
ES ist die Arbeit, die mich zwingt aus mir heraus zu kommen, die Schule damals, die mich zwang meine Komfort-Zone zu verlassen, um einen guten Abschluss hinzulegen, die Familie, in der Werte wie Zuverlässigkeit und Vertrauen genauso zählen wie in einer Freundschaft, und ebenso dem FreundEskreis, indem man manchmal beweisen muss, dass man mehr Kraft hat, als man sich selbst eingEstehen möchte. ES ist und kann alles sein, dass dich dazu zwingt, mit dir selbst, deinen Scherben und Rissen, Fehlern und Schwächen, abzuschließen, sie zu akzeptieren und so gegen alle Ängste, die Es gibt, anzukämpfen.
And…wherE’s IT for you?
[...] “Mother!” Kann so vieles, für so viele sein. ∞ In diesem Moment jedoch, sehe ich darin die Warnung vor Lob, Anpreisung, Berühmtheit, Hochmut und Fall. Dazu verschwimmen jegliche Grenzen und wenn die Bewunderung und einhergehende Gefahr nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden kann, dann macht Aronofsky auch aus dem ganzen Rest ein Psycho-Terror-Konstrukt, das Horrorfilme der letzten Jahre, Psychothriller der letzten Jahre, vollkommen mühelos in den Schatten stellt. [...]
Bist du angekommen?...
- Method Writing -
Die Rolle eines Schauspielers verändert sich mit jeder Geste, jedem noch so unscheinbaren Gesichtsausdruck, jedem einnehmen eines Mundwinkels, einer Position der Augen, im Winkel der Kamera und dem Enthusiasmus der Person, die die Rolle spielt. Die Worte werden großzügig oder einfältig über Sekunden, Stunden und Bilder auf dem Bildschirm verteilt. Nicht, wie bei einem Stück Butter, aber wie ein Sturm, der wie ein Orkan über das Land fegt. Er sollte dich mitreißen, Kummer und gute Gefühle in dir erwecken. Er sollte dich bestürzen, dich an deiner Sicht auf die Dinge kritisch werden lassen, dich einnehmen, kauen und ausspucken. Dass Schauspiel sollte nicht etwas sein, dass dich dein Leben lang unterhält, sondern auch etwas sein, dass dich in das Leben zurückholt, dass du jeden Tag mehr vergisst. Menschlichkeit.
"Now let your mind drift. Back. Way back in time. To a time when you were very young. When you used to wake up in the morning. Put on your clothes, while everyone was sleeping. Walk down the sidewalk in - Omaha - and sit underneath that big elm tree."
Er sollte dich finden lassen, was du suchst, was du nicht sehen möchtest, wovor du dich fürchtest, dich vervollständigen können, kompensieren, einen Spiegel vorhalten, Trauern lassen und dich von der Schuld befreien, der Sünde, der Lüge, der Wahrheit, nach der du trachtest. Nach der ich trachte. Das Leben von Marlon Brando, Listen to me Brando, hat eben dies getan. Er hat mich bestürzt, Trauern lassen, mich in den schrecklichsten Momenten meines Leben zurückkehren und Frieden einkehren lassen. Von Vergebung, Lüge, Schicksal und Leben.
Ich erinnere mich an viele Momente allerlei Filme. Ich erinnere mich, wie ich nach einem Actionfilm, als ich noch jünger war und auch noch heute, so tat, als würde ich humpeln, meine Stimme verstellte, mich lächerlich machte, nachahmte, mit mir selbst so wenig anzufangen wusste, dass ich versuchte, mich ertappte und schuldig fühlte, jemand anderes zu sein, als ich selbst. Mir selbst etwas vorzuspielen und mich dabei hemmungslos und betrügerisch selbst zu belügen.
"All of you are actors, and good actors; because, you're all liars."
In erinnere mich, dass ich hier sitze, wo ich jetzt sitze und mich an die letzten Sekunden an meiner Tastatur, in meinem kleinen Zimmer, mit dem zu großen Lederstuhl meines wundervollen Opa’s, seitlich dem luxuriösesten Stück in meinem Zimmer, einer Ledercouch meines Opa’s, ertappe, wie ich über jemanden, nein, über mich schreiben wollte, anders, als ich bin. Man sollte nie jemand anderen spielen, als sich selbst.
Ich erinnere mich an jedem Tag meines Leben an Jemanden, der die Gesten, die Bewegung eines Mundwinkels, Emotionen in den Augen der Menschen, analysiert, sieht, was andere verbergen wollen, was andere nicht sehen, hören oder fühlen wollen und es mir abends, spät abends, sehr schlecht geht, weil ich oft nicht weiß, was es ist, dass die Menschen bewegt, was sie interessiert, weil ich ein sehr verschlossener, nachdenklicher und nach außen unehrlicher Typ bin, der selten bis gar nicht preisgeben kann, was er fühlt, denkt, was er möchte, was er sich wünscht und wie er mit sich immer im Reinen sein kann. Ich möchte einmal weniger Method Writing betreiben und im Sinne und dem Gedenken an Marlon Brando ehrlich sein. Ich möchte die Tränen nicht verbergen, mich nicht verstecken, entschuldigen oder rechtfertigen. Ich möchte den Hass, den ich manchmal in mir spüre Ausdruck verleihen, dem Film etwas entnehmen, einem ganzen Leben voller Wahrheit.
"Everybody's got a story to tell, something they're hiding"
"We develop the technique of acting, very, very early. Even from the time we're a kid, where we're throwing our oatmeal on the floor, just to get attention from our mothers. Acting is survival."
Marlon Brando hat in jungen Jahren den einzigen stichhaltigen Zufluchtsort seiner selbst verloren. Seine Mutter. Ich habe mit jungen Jahren den einzigen Zufluchtsort vor dem Schicksal Zuhause, meines Vaters und seiner 25 Jahre jüngeren, labilen und zerstörerischen neuen Frau, verloren. Irgendwie mich selbst. Marlon Brando sagt, dass man sein eigener Analytiker sein muss. Und er hat Recht. Kein Psychologe wird jemals in deinen Kopf, deine Gedanken oder deine Seele eindringen können. Du sollst die Wahrheit sagen. Die Wahrheit kann nur sein, dass der Psychologe dir Dinge über dich erzählt, die nicht stimmen, die du aber gerne hören und an dir selbst ausprobieren oder erkennen wollen würdest. Aber das weißt du alles schon, weil du dich selbst lange genug hinterfragt hast, bevor du dich entschlossen hast, dir helfen zu lassen. Es ist ein ehrenwerter Beruf. Einem Menschen gute Strategien der Selbstfindung nahe zu bringen, ein besseres Leben gedanklich zu realisieren und mit deinen Gedanken zu experimentieren. Leichte Gemüter können das ertragen. Ich würde alles hinterfragen, mich fragen, ob ich etwas Neues mitgenommen habe oder mir selbst helfen könnte. Aber ich habe etwas gefunden, dass die zerbrochenen Gefühle meines Ich’s, meiner Selbst, zusammenfügt und die gebrochene Reflektion meines Lebens wieder an einen festen Platz bringt. Ab und an schreibe ich einen ehrlichen Kommentar, der niemanden außer mich so sehr bewegen kann, wie ich es fühle, der aber vielleicht die Wahrheit sagt und inspiriert.
"There's something absurd about it. That people go with hard earned cash into a darkened room, where they sit and they look at a crystaline screen, upon which images move around and speak."
Im Vordergrund steht trotzdem ein Film. Ein Film, der dir erklären möchte, weshalb du aus deinem Leben in einen dunklen, großen Saal mit perfekter Ton- und Bildanlage fliehst. Du kompensierst etwas in dir selbst. Vielleicht Verlust, Scham oder wie ich, die fehlende Eigenschaft der Offenheit. Die meisten Probleme, die ich mag, sind die der Menschen, die mir etwas bedeuten. Ich möchte, dass ich anderen helfen kann. Ich wünsche es mir. Nichts ist mehr Wahrheit, als Ehrlichkeit und Liebe. Im Kino sehe ich, was ich gerne wäre. Ein Superheld, mit unschätzbaren Kräften, Geld, Macht und Mut. Von allem besitze ich nur kleine Portionen. Eben der Wert der Filme für das Leben.
"And the reason they don't have light in the theater is because you are there with your fantasy. The person up on the screen is doing all the things that you want to do. They're kissing a woman you want to kiss. Hitting the people you want to hit. Being brave in a way you want to be brave."
Der Lederstuhl, der viel zu kleine Schreibtisch, die Taschentücher, die für den schlimmsten Fall immer bereit liegen und meine Tastatur, in der ich eingeben kann, was ich möchte und schlussendlich der Maus, mit der ich abspeichern kann, was meine Wahrheit ist. Ich bin lange ein sehr gebrochener junger Mann gewesen, der nichts in seinem Leben wahrhaftig fand, nichts, was Glück hieß, denn was ist Glück? Nichts, dass Zufriedenheit hieß. Keine Lichter an der Wand, die mich beglückten, keine Hände, die im Schatten des Lichts ein Kaninchen bildeten, über das ich Lachen konnte. Über das ich Lachen wollte. Und doch erkenne ich in allem ein bisschen Wahrheit. Überall Schönheit und überall etwas, dass mir beim kompensieren, filtern und rationalisieren meiner Gefühle hilft. Ich kristallisiere. Ich habe ein ungesundes, aber ehrliches und empfindsames Gleichgewicht gefunden, dass mich manchmal sehr glücklich macht. Es befindet sich gleich hier drin. Du musst nur genau hinschauen. Kein Method Writing.
"If you took some kid and you put him up in Tahiti, he's a completely different kid. He wouldn't have this cruel, mean society killing him every day, killing the life out of him. All these kids of mine are filled with love from Tahiti."
Marlon Brando, eine immer und über alles währende Legende, den vermutlich die Fragen an Leben, Gerechtigkeit und Wahrheit in den unendlichen Abgrund der Seele geführt haben. Ihn ereilte ein Schicksal, von dem aus er nicht mehr über das Denken und Handeln der Menschen, die Boshaftigkeit und die Ungerechtigkeit, hinwegsehen konnte. Er setzte sich für die Rechte der Schwarzen ein, arbeitete mit Martin Luther King zusammen, lehnte einen Oscar ab, weil die Indianer in allen Filmen der Welt als verwahrlostes und brutales Volk unehrlich dargestellt werden, er verlor seine Mutter, seine Tochter und auch irgendwie seinen Sohn. Er wollte das Gute und gewann nur Spott und Verachtung. Er wollte das Gute, aber konnte alleine nicht viel bewirken. Sein Vermächtnis aber kann das. Wenn es doch nur kein Vermächtnis wäre… Er brachte die Wahrheit ans Licht und erzählte die Geschichte seines Lebens. Eigentlich die Geschichte unseres Lebens. Das hier soll eine kleine, keine große Würdigung sein, denn diese liegt im Film selbst, in seiner Stimme, seinen Worten und seinen Taten.
Ein langer Weg ist es von Tag 1 bis zum Ende.
Jedes Leben wird einmal an den Punkt kommen, an dem es seinen Weg umschlagen muss. Der Punkt, der den Menschen verändern kann.
Bist du angekommen?...
"Halte dich nicht an Gedanken fest. Halte dich an gar nichts fest. Da sind alte Bänder, nicht mehr brauchbar, nicht mehr sinnvoll. Wirf sie weg. Leg sie weg, du brauchst sie nicht. Du bist da. Du bist angekommen. Dein Geist wird ruhiger und immer ruhiger. Glückseligkeit überkommt dich. Jetzt. Bis zum nächsten Mal. Schlaf."
Bist du angekommen?
Lost in World
From fogged Windows, Sadness and lost Souls
Von beschlagenen Scheiben, Traurigkeit und verlorenen Seelen, singen uns Bill Murray und Scarlett Johansson in Lost in Translation ein Lied, in einer scheinbar weltfremden Welt, in der die Sprache einmal mehr das Werkzeug der Kommunikation wird und versagt.
Ich könnte jetzt eine Abhandlung über die Kommunikationsmodelle von Schulz von Thun, Watzlawick und etlichen anderen Sprachwissenschaftlern abhalten, möchte mich aber dennoch nur auf das essentielle in Lost in Translation beziehen. Und im Vordergrund stehen die beiden Hauptprotagonisten Charlotte und Bob Harris, die beide verlorenen Seelen sind, die niemanden mehr erkennen und sehen können, außer sich selbst, ihr Inneres und die Vergangenheit, die ihnen beiden in den Knochen liegt. Zwischen ihnen stimmt die Chemie sofort. Die Dialoge in Lost in Translation sind sarkastisch, ironisch und deuten recht humorvoll eine bestehende Seelenverwandtschaft an, die zwischen den beiden Ckarakteren herrscht, da sie beide ihren Lebenspartner nicht mehr richtig lieben können und ihre Unzufriedenheit, ihre Zerrissenheit sie miteinander verbindet. Eine tragische Verbindung, die mit Verlauf der Handlung zur einzig-großen Liebe wird. Sie brauchen einander, auch wenn das Alter und ihr Leben ihnen im Weg stehen.
Dazu befinden sich beide in Japan, einer fremden Metropole, einem Ballungsraum für alle Touristen der Welt. Bob, da er als Schauspieler ein paar wertlose Werbespots drehen und an Interviews und Fotoshootings teilnehmen soll und Charlotte, die bisher nicht ihre Bestimmung oder ihren Traum gefunden hat und nur wegen ihres Ehemanns, dem Fotografen, in Japan Zeit verbringt. Bob ist immer unterwegs, schließt allmählich mit seiner Familie, seiner Frau und seinen Kindern, sowie seinem Schicksal und seiner Vergangenheit ab, so wie Charlotte die Liebe zu ihrem Freund verliert und das eigene Tun und ein aussichtsloses Schicksal in Frage stellt. Ein tragisch-geniales Liebespaar. Was in unserer modernen Welt noch immer falsch und moralisch fragwürdigt erscheint, wird in Lost in Translation zur Leidensgeschichte, die auf schräge Weise nicht nur das Verständnis des Zuschauers gewinnt, sondern auch dessen unbedingten Willen nach außen holt, die Liebe auf dem Bildschirm aufflammen zu sehen. Bob und Charlotte befinden sich nämlich nicht im selben Alter. Ganz im Gegenteil...
Kennen tue ich dieses Phänomen bereits aus meinem eigenen Familienkreis. Die Ehe, je länger sie andauert, verliert ihren Glanz, wie die Aufmerksamkeit eines kleinen Kindes im fortschreitendem Alter zu seinen Eltern. In meinem Familienkreis habe ich es gesehen. Schmerzhaft, voller Angst und Wut, was man sich gegenseitig antut, nur um noch länger die verlorene Liebe aufrecht zu erhalten. In vielen Fällen schaffen es Menschen noch, sich nicht nur ewig zu binden, sondern auch ewig zu lieben. Dies eine Versprechen in der Kirche kann dem vermutlich nicht ganz gerecht werden. Denn es ist nur ein Bild, eine Zeremonie, ein Abbild der Liebe. Nicht aber die Liebe selbst. Diese liegt in der Hand des Menschen. Der freie Wille.
Lost in Translation ist Entfremdung. Die Entfremdung seiner eigenen Identität und die Zugabe zweier gebrochener Seelen. Bob und Charlotte sind beide an einem Wendepunkt, in einer fremden Stadt, einer fremden Welt, in der man sie nicht versteht, nicht verstehen möchte und sie gegenseitig ihre Identität, sich selbst, nicht mehr erkennen können. Bob ist in Japan kein großer Schauspieler mehr, da er sich selbst davon distanziert hat. Er ist älter geworden, der Glanz ist verschwunden und alles was ihm bleibt ist eine Familie, seine Frau, zu der er seine Liebe verliert und die Kinder, die aufgrund dieser Ehe entstanden sind. Charlotte hat sich schon als Autorin und Fotografin versucht und steckt im Leben selbst fest, genauso wie Bob gegenwärtig. Ein perfektes Paar, dass man die innige Liebe und Selbstfindung gönnt.
"Ich weiß nicht weiter. Wird das Leben einfacher?" - "Nein... doch. Es wird einfacher." - "Ach ja? Das sagt der Richtige." - "Danke. Je mehr man über sich selbst und über das, was man will, weiß, desto weniger läßt man an sich ran."
------------------------------------------------------------------------
And i’m still sitting here. In front of the fogged discs of the track. Until Life picks me up.
[...] Wenn keiner mehr aufmüpfig wird und den Finger auf jemanden richtet, wird die Menge mit gehen und das Schicksal unserer bequemen Ahnungslosigkeit besiegeln. Ich hoffe, dass uns das nicht treffen wird, aber die Zeichen stehen nicht gut. Das Internet, die Vernetzung und das bereitwillige Teilen persönlicher Informationen nimmt immer weiter zu und spült, wie in “The Circle”, immer mehr und mehr Geld in die Taschen der Reichen. [...]
-„Wer ist das?“
„Er war früher Birdman“-
Er war es, möchte es nicht mehr sein und wird nie wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren. Riggan Thomson ist eine Berühmtheit, ein Adler, nicht nur im Kostüm, auf den sich die jungen Leute früher, wenn man dem Ton des Filmes bereitwilligt folgt, einen runter geholt haben.
In etwa so wie heute, da sich die Schauspieler in einem Latexanzug verstecken, per Computeranimationen durch die Galaxie fliegen und das echte Theater, mit samt diesem ganzen echten Talent der Menschheit und des Schauspiels, langsam aber beständig in Vergessenheit gerät.
"Der Clown hat nicht mal halb so viel Talent wie du und verdient ein Vermögen in diesem Blechmann-Outfit. Wir waren das einzig Wahre Riggan. Wir hatten alles. Wir haben es verschenkt. Wir haben diesen Schaumschlägern die Schlüssel des Himmelreichs gegeben. Hörst du mir zu? Ha ja, akzeptiere ihn aber ich gehe nicht weg. Du weißt, dass ich recht habe."
Früher hieß Riggan Birdman und kurbelte eben jene Industrie mit seinem Adler-Kostüm an, die ihn jetzt hinterrücks zerstückelt. Drum redet Birdman noch immer mit ihm, jetzt, da er alt, abgewrackt und vergessen ist. Wer steckte gleich noch in diesem Kostüm? War es Riggan Thomson oder nur ein früheres Abbild seiner selbst? Wollte er berühmt, berüchtigt, eine Legende sein? So schnell, wie man den Weg bergauf findet, ist auch seine fallende Steigung in Sicht. Hochmut kommt vor dem Fall und hat man sich erst 3 mal am Stück in einer Rolle zur Schau gestellt, wird man darauf reduziert werden. Aber nicht nur das zeigt uns Inarritu in seinem nahezu schnittlosen und musikalisch hochwertigem Drama rund um einen Mann, der sich selbst in einer Rolle verloren hat und endlich etwas schaffen möchte, dass beständig ist. Beständigkeit und Bewunderung ist die größte Offenbarung, die er jetzt noch erklimmen kann. Inarritu zeigt uns außerdem, was echtes Schauspiel bedeutet und wie fordernd es sein kann, wenn man am Broadway echtes Können unter Beweis stellen muss. Wenn man nicht nur 3 Zeilen im Gedächtnis, sondern ein ganzes Drehbuch gedanklich behalten und körperlich mit Gestik und Mimik rüberbringen muss!
"Wir hätten die Reality-Show machen sollen, die uns angeboten wurde. Die Thomsons." "Halt die Klappe." "Das wär' gut gewesen." "Halt die Klappe." "Irre drogensüchtige Klugscheisser-Tochter. Weisse Mutter mit strammen Titten. Das hätten die Leute sehen wollen." "Halt die Klappe." "Eher als diese Scheisse hier." "Halt die Klappe."
Zugeben, bin auch ich ein nicht minder großer Fan von Superhelden, kann aber nach einem Film wie Birdman nicht mehr daher kommen und verleugnen, was er offenkundig preisgibt. Birdman sagt der Filmindustrie F*** D*** und Leck mich am Arsch, indem er einen gescheiterten, aber ehrlichen Verlierer heroisiert, durch eine ganz einfache Zugabe von echter Bereitschaft, Hingabe und Liebe.
Aber alle Charaktere um ihn herum haben nicht alle Birnen im Kronenleuchter. Zumindest nicht ganz.
"Du bist jämmerlich Riggan. Wälzt dich mit diesem tuntigen Theater-Pisser am Boden in 'nem 800 Plätze Drecksloch wie dem hier."
Gemeint ist Mike, ein arroganter, talentierter und selbstverliebter Egomane, der ganz bewusst gehasst und verachtet wird. Auf der Bühne eine große Nummer, im echten Leben nicht fähig, die Gefühle, die er auf der Bühne offenbart, auch Menschen außerhalb der Bühne entgegenbringen zu können. Aber einfältig ist er deshalb noch lange nicht. Er ist die momentane Seite der Filmindustrie, wohingegen Riggan schon selbst als der Inarritu steht, der mit Herz, Schweiß, Blut und Kraft etwas in die Gesichter des Publikums zaubern möchte. Außerdem will er kritisieren und endlich wieder unter Beweise stellen, was echte Kunst bedeutet.
"Dann würde ich dir die Augen rausnehmen "Ist ja entzückend." und würd' sie mir in den Schädel stecken. Und dann würde ich die Strassen so sehen, wie ich sie gesehen hab' als ich so alt war wie du."
Sagte Mike, als Sam, Riggan’s Tochter ihn fragt, was er mit ihr anstellen würde, wenn er könnte. Kein Charakter in Birdman ist farblos und einfältig und selbst bzw. gerade Mike bekommt mit solchen Dialogen eine gewaltig paradoxe Seite, die den Zuschauer zumindest kurz verwirrt. Er hat ein Herz, vermutlich sogar am richtigen Fleck, ist aber in den Konventionen Hollywoods und der arroganten Hälfte seines Ich’s gefesselt. Er hat sich damit abgefunden, dass man nicht weniger, als ein riesiges, egoistisches Arschloch sein muss, wenn man zu Ruhm und Glanz gelangen möchte. Würde er ein Theaterstück auf die Bühne bringen, dann ….“Dann würde ich sein Stück verreißen“.... Falls denn meine bescheidene „Kritiker/Kommentator-Meinung“ so wichtig ist, dass es sich dann niemand jemals mehr anschauen würde.
"Dieses Stück fühlt sich langsam so an wie eine deformierte Miniaturversion meiner Selbst, die mir unablässig hinterherläuft und mir immer auf die Eier haut, mit einem winzig-kleinen Hammer."
Wie Puzzleteile, so geht es mir manchmal auch noch. Einige ältere Kommentare, die ich hier schon abgelassen habe, verfolgen mich, so wie ich es schrieb, weil es mich nicht losgelassen hat. Verbrannte Erde, Erosion, Löcher und Rillen in Birdman, in mir und dem Rest der Welt. Man muss es sich ab und an nur eingestehen, statt die Trauer und seine eigenen Träume zum Teufel zu schicken.
Riggen Thomas hat am Ende doch das Unmögliche geschafft und der unverhofften Macht der Ahnungslosigkeit gefrönt, ihr gegenübergestanden und sie besiegt. Und das mit dem eisernen Willen, echter Literatur, Worten und Dialogen, die in die Geschichte eingegangen sind.
“And did you get what you wanted from this life, even so?
I did.
And what did you want?
To call myself beloved, to feel myself
beloved on the earth.”
[...] Shot Caller ist ein kühler, leiser und brutaler Beitrag, der fesselt, überrascht, hängen bleibt und mit einigen bodenständigen Twists aufwartet, die daraus ein einzigartiges und atemberaubendes Gesamtwerk formen. [...]
*Much Spoiler and a Review*
Two Lovers and a Salvation
- Ein Rendezvous mit Gott –
1.1. Schicksal
Roman (Dane DeHaan) und Lucy (Tatiana Maslany) sind zwei missbrauchte Seelen, sowohl im herkömmlichen, wie auch wortwörtlichen Sinne. Ihre Liebe ist die einzige Verbindung, die in der Ewigkeit Erlösung bringen wird. Ihre enge Verbindung schweißt ihre Seelen zusammen, sodass Roman es nicht ertragen kann, ohne seine zweite Hälfte zu leben. Und Lucy kann es nicht ertragen, Roman zu verlassen, denn er ist der Einzige, der sie retten kann.
Rendezvous mit einem Eisbär ist eine hingebungsvolle und spirituell anmutende Parabel über zwei Liebende und eine Erlösung. Roman und Lucy, die auf ihrem Road Trip durch das Eis wieder zueinander finden und alle Schneestürme und alle schlimmen Erinnerungen ihrer Vergangenheit zum Ende bringen, bis die unaufhaltsame Zweisamkeit ihr Leben in Harmonie besiegelt.
1.2. Erlösung
Wie findet Roman, den seine Vergangenheit mit seinem Vater, der ihn und seine Mutter schlug und missbrauchte, und seine Freundin Lucy, die von ihrem Vater schlimm missbrauchte wurde, zu nie endendem Frieden in der Liebe, die Erlösung bedeutet? Kim Nguyen verbindet jedes Bild, jedes Symbol und jede noch so kühle Einbindung der Bilder um das Schicksal der in Höchstform agierenden zwei Hauptdarsteller, um zu charakterisieren, was es bedeutet einander tief zu lieben und einander dadurch zu retten. Die kühle Landschaft steht für Verzweiflung in den zwei liebenden Seelen, der Eisbär für Gott, der als weiser und ebenso still-geheimnisvoller Ratgeber agiert und die Flucht zurück in den Süden für einen Neuanfang, der schließlich das Paradies selbst wird. Das Jenseits, in dem beide erlöst ihre Liebe zueinander erleben können.
1.3. Der Süden
Je nachdem, wie man den Film und sein grandioses Ende nun deuten mag, kann es entweder kompromisslos traurig oder kompromisslos liebevoll und harmonisch sein. Roman und Lucy sterben arm in arm, als sie sich in einem selbst gegrabenen Loch vor einem Eissturm beschützen wollen. Wenn der Süden eine Metapher ist, haben sie in ihren letzten Sekunden einander erlöst und Frieden mit ihren Fehlern und ihrer Vergangenheit gemacht. Ein letztes Beisammensein, dass die Liebe ganz neu definiert und uns Zuschauern zeigt, dass sie ebenso unendlich ist, standhaft und essentiell ist, wie das Universum außerhalb unserer Vorstellungskraft.
1.4. Zwei Liebende und eine Erlösung
In eine der letzten Szenen setzt Roman einen unterirdischen Militärstützpunkt in brannt, weil Lucy ihren toten Vater in den Gängen der Zuflucht gesehen hat. Der Stützpunkt steht für den nie endenden Schmerz und die Gebrochenheit von Roman und Lucy. Das Feuer für die Liebe, die Erlösung bedeutet. Ihre Liebe zueinander ist stärker und bricht jede Barriere gnadenlos auf. Harmonie und Zweisamkeit stehen als Leitmotive in Rendezvous mit einem Eisbär.
1.5. Ein Rendezvous mit Gott
Nachdem Roman und Lucy ihre Dämonen bekämpft, das Leid entzweit und ihren Frieden zusammen gemacht und gefunden haben, spricht der Eisbär, dass sie sich bald schon wiedersehen werden. Gemeint sein kann nur das Jenseits, die Ewigkeit und Erlösung von allen Qualen und Lossagung allem Bösen, damit die Liebe ewig bestehen bleibt. Sie überlebt und wird in Kim Nguyen’s Händen zum bedeutsamsten Werkzeug des Lebens. Beinahe alles kann gedeutet, neuinterpretiert und metaphorisch verstanden werden, wenn man den Zeilen aufmerksam folgt. Pures Gold in Zeilen, Bildern, Klängen und Schauspiel.
1.5. Rendezvous mit einem Eisbär
Ist ein tief packender, eisiger und von Realität durchsetzter Eisklotz, der erst selbst im heißen Wasser der tiefen Liebe zu schmelzen vermag. Dane DeHaan spielt hier seine bis Dato beste und ergreifendste Rolle, die man von ihm je gesehen hat und spielt sehr genau und packend. Ebenso wie seine zweite Hälfte Tatiana Maslany, die hier herausragender spielt, als manch große Schauspielperle in den ganz großen Riegen da draußen. Für mich spielen hier beide auf absolutem Oscar-Niveau und das Drehbuch, sowie die Regie und die atemberaubende Landschaft, sind pures Gold. Der Soundtrack, der zwar sehr klein ausfällt, fängt gerade zum Ende hin ein besonderes Maß an Gefühlen ein und die kühle Landschaft, in der Rendezvous mit einem Eisbär spielt, wird trotz der hellen Farben und des Eises, ein liebevoll warmes Kunstwerk, dass von der Liebe, der Wärme und der überragenden Leistung seiner Schauspieler lebt.
-Stille-
Um uns herum ist es still. Es ist eine unreine, unvollkommene Offenbarung. Wo sieht man, hört man, fühlt man Gott? Kann ich ihn in der Stille hören, ihn in der Stille sehen? Vermag ich ihn in allem Bösen zu sehen, dass ich wahrnehme? In allem Guten? In dem schlechten, das sich in den Individuen auf der Erde, die doch aus denselben Strukturen und Organen bestehen, entwickelt? In allem Guten, wenn der Wille standhaft, eine einzige Offenbarung selbst ist?
Wie stets mit dem Glauben anderer Menschen? Wie mit dem Zweifel?
Da ich ein gläubiger Mensch bin und durch die stille gelernt habe zu zweifeln, bin ich ein Individuum, eine Vase voller Sünde. Und wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Ich habe in „Silence“ Buddhisten und Menschen anderen Glaubens gesehen, die der Schönheit des Christentums in Teilen glichen. Gütige und weise Menschen, mit einem anderen Gott. Aber auch zweifelnde Menschen, die ihren Glauben über alle anderen gestellt haben, weil sie ihren Beschützen wollen, selbst zweifeln. Warum sonst sollten sie den Menschen ihre eigene Wahl verwehren? Statt ihren Glauben zu bewahren, andere genauso ihrem freien Willen zu überlassen, richten sie über den der anderen Menschen. Grausamkeit ist der Preis, den der Mensch nicht bereit ist Einhalt zu gewähren. Ist es nicht gut, seien da Menschen, die einen Glauben in ihr Herz schließen können? Zweifeln tun alle Menschen. Wer ohne Zweifel ist, werfe den ersten Stein. Aber kein Glaube kann dafür bestimmt sein, Leid zu sähen und zu vermehren. Zumindest ich glaube, dass jeder Glaube in sich selbst beschützt werden soll. Denn richten tun nicht wir. In Silence findet die Grausamkeit wieder Platz, die den Menschen und seinen Glauben verändern kann.
Ist es mein Glaube, der vollkommen, der das Einzige, Wahrheit, nicht Stille, sondern real ist? Durchtreibt derselbe Glaube andere Wahrheit in anderen Menschen? Derselbe Glaube, in verschiedener Betrachtung. Als Teil einer Glaubensgemeinschaft, sehe ich den Zweifel. Ich sehe den Zweifel in den Gesichtern der Menschen in der Bahn, in beschlagenen Scheiben, den Menschen auf der Arbeit und den Menschen um mich herum. Jeder versteht den Glauben anders und Priester vermögen die Stille nicht Laut werden zu lassen. Es sind Diener Gottes, die das Wort, die Wahrheit, aufrecht zu erhalten vermögen. Das Wort vermehren, wie sich der Mensch vermehren soll.
Bekam ich den Glauben in die Wiege gelegt?
Ich glaube. Fest und standhaft. Aber warum? Weil ich an nichts anderes glauben kann? An nichts anderes glauben will? Vielleicht, weil es das Einzige an Glauben ist, das ich kenne? Ziemlich viele Fragen für einen standhaften Christen. Die Prüfungen, die mir und allen anderen auferlegt werden, zwingen mich oft zu läutern, an was ich glaube. Keine gläubigen Freunde, keine gläubigen Menschen, die ich erkenne, außerhalb meiner Glaubensgemeinschaft. Wenige Menschen, die sich außerhalb der Pforten selbst bekennen würden. Frei und ohne Zweifel. Stolz, ob der Erkenntnis, die ihre Seele stärkt.
Sie stärkt auch meine. Manchmal ist es die Stille, in der ich mich selbst finde. Die unreine, unvollkommene Offenbarung, die mich hören lässt, was in der Stille verborgen.
Die Läuterung des Glaubens muss auch Vater Rodrigues machen, der das symbolische Bild, dass die Japaner auf silbernes Material eingemeißelt haben, nicht mit seinem nackten Fuß betreten, Gott und den Herrn läutern möchte. Der Herr hat alle Schmerzen, alle Zweifel, alle Demut erlitten, damit wir unsere Sorgen und Sünden vergeben bekommen und vergeben können. Während des Films entschied ich mich oft, als die Person selbst, zu Läutern, um das Leid zu beenden. Aber was getan werden muss, sollte und was man abwenden kann, scheidet sich in unterschiedliche Wege, die uns die Stille nicht beantwortet.
Was ist Gottes Wille und was versteht der Mensch davon? Möchte Gott Opfer sehen, statt das Leid zu mindern, dass der Welt und den Menschen widerfährt? Der Anfang von Silence allein mag die Frage ohne Antwort zu beantworten. Silence beginnt mit einem sanften Rauschen, bis die Geräusche plötzlich einfach aussetzen. Stille.
Außerhalb der Zweifel höre und sehe ich aber die Liebe, die ich mit dem Glauben verbinde. Aufopferung, wie diese, die ich auf der Arbeit anderen Mitarbeitern zukommen lasse, heimlich, manchmal still, damit der Chef es nicht sieht, denn ihm würde es nicht gefallen. Aber der Dank dafür ist wichtiger. Eine Form der Liebe, die man sich selbst erschaffen kann, damit die Stille nicht mehr so leise ist. Eine Offenbarung, die zeigt, dass das eigene Tun nicht unwichtig ist. Eine Aufgabe. Die Sonne geht auf, sie scheint, die Menschen sind glücklich, ich lebe und konnte aus freien Stücken meinen Glauben finden und mich für ihn entscheiden. Eine Form der Güte, denn der freie Wille erschleicht sich nicht feige in deinen Verstand. Ich konnte frei wählen und habe mich für einen Weg entschieden, von dem ich gelegentlich abkomme, aber doch immer wieder zurückfinde. Beständig.
Was ist meine Aufgabe? Welche hat Gott selbst mir aufgetragen? Ich denke, dass ich die Zeichen erkannt habe und nach ihnen handle. Ich bin schon immer ein gütiger, ein liebevoller und emotionaler Mensch gewesen. Wenn ich Teilen kann, dann tue ich es. Wenn ich ein Lächeln erschaffen kann, dann tue ich es. Wenn ich Trost spenden kann, dann tue ich es. Also auch, wenn ich zweifle, fühle ich mich dennoch verbunden und erhört. In der unreinen, unvollkommen Stille. Dieser unreinen, unvollkommenen Offenbarung. In meinem unreinen und unvollkommenen selbst.
Silence
Da muss ich doch wenigstens dieser Tage mein Glück herausfordern!
Mach gerne mit und wünsche hier allen ganz viel Glück :)
http://www.moviepilot.de/liste/die-besten-horrorfilme-seit-2010-rocket-man
Bitte Mother******!!!!
Wer sagt heute noch oft Bitte? Das ist doch nur eine gesellschaftliche Konvention. Eine moralisch und gesellschaftlich anerkannte Sitte. Meinen tut man es in den seltensten Fällen ehrlich. Bei mir war es in dieser lausigen Woche auch nicht anders. Man arbeitet mehr, als man muss, trägt mehr Verantwortung, als man sollte und darf und…Ja, und? Dann sagt doch auch keiner Danke, oder?
Also warum sollte Killers Bodyguard, der meiner Stimmung nahezu identisch gleicht, das tun? Kein Bitte, keine Danke und nicht viele liebe Worte. Asynchron, verfärbt und vollkommen rostig-rot, wie es das Leben manchmal ist. So gefiel mir eben das an Killers Bodyguard. Das ständige Mother******, die Kompromisslosigkeit, der Bodycount und Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson in Höchstform, ließen mich am heutigen Tage doch etwas launischer, lustig-wütender fühlen, als ich es mit meiner Person an sich, meistens ausmachen könnte.
Aber die Stimmung funktioniert, etwaige Logiklöcher vermisste ich keineswegs, tragen sie der Komik und beinahe dystopischen Darstellung gut bei. Der Humor zündet, die Action gefiel mir besser, als in manchen Fast and Furious Filmen und die Schauspieler hatten sichtlich ordentlich Bock auf dieses Projekt.
Und wenn man dann im Film oder auch in der echten Welt, auf der Arbeit, Zuhause oder unter Freunden, Bitte sagt, dann darf man auch mal über sich selbst hinauswachsen und sich nicht scheuen, Mother****** zu denken oder einfach mal Mother****** zu sagen. Dass meine ich natürlich ebenso wenig Ernst, wie es Killers Bodyguard tut. Der Film nimmt sich selbst auf die Schippe und erzählt uns nichts, was wir nicht schon wissen oder gar überhaupt wissen wollen. Er wartet sogar noch mit ein, zwei grandiosen Story-Twists auf und weiß mit seiner stimmungsvollen Musik einiges aus den Szenen rauszuholen.
Ein Mother****** von einem Film. Das steckt so viel Mother****** drin, wie im echten Leben wohl grausamer Weise auch.
Wer also keinen Actionfilm erwartet, der moralisch hochwertig, nicht weltfremd und gefühlvoll-realistisch ist, der wird Mother****ing Spaß daran haben.
Weil an manchen Tagen alles sinnlos, wirr, blutig und lustig sein darf.