Rocket Man - Kommentare
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Alle Kommentare von Rocket Man
[...] Shape of Water ist eine Symphonie über die Machtbesessenheit der Menschheit, Kontrollverlangen, Kreaturen, Unbekanntem und den Wert wahrer Liebe und Fantasie. Das alles verbindet Gulliermo del Toro in seinem bereits 7-fach mit Golden Globes ausgezeichnetem Werk. Es lohnt sich nicht nur ein Blick... [...]
[...] Inception ist Bombast-Kino in seiner Erzählung und ergründet das Unterbewusstsein, in dem die Träume von uns allen entstehen. Entsprechend kompliziert wird es, wenn Nolan mehrere Ebenen eines Traums zeigt und die Auswirkungen erklären möchte. Übrig bleibt ein grandioses Fest an Bewusstseins-Analyse und Erzähltechnik. Und last, but not least: Der Soundtrack von Hans Zimmer. Wie fast jedes seiner Stücke brennt sich das Hauptthema in Mark und Knochen. [...]
[...] In The Disaster Artist entscheidet nicht das Leben über deinen Traum, sondern dein Traum über das Leben. Einen eisernen Willen kann selbst das pure Leben nicht zerschlagen. [...]
Meinen Glückwunsch, eine Tüte voller Feenstaub und meinen immer währenden Respekt zu einem Kommentar der Woche, dem Schreibstil, der sich durch dein Leben, die Menschen in deinem Leben und Geister der Erinnerung , des Hier und Jetzt, Verstorbenen und besonderen Menschen nährt und immer, mit neuen Zeilen, Begebenheiten und Weisheit durch die Kommentare, den Himmel und den Sternen von MP zieht.
Du scheinst hier auch, wie ein Geist, über allem zu schweben und die Geister zu erkennen, die wir alle manchmal nicht sehen können.
"Ich hätte noch Zeit, meinte sie, um die Ewigkeit heimzusuchen..."
Mit den Worten aus dem überragenden und nachhallenden Logan-The Wolverine:
"Francis? Du hast immer noch Zeit".
Und damit auch ein Dankeschön für diese und alle anderen Worte, die an dunklen Tagen etwas mehr Licht ins Dunkel bringen, an traurigen Tagen die Gefühle nach außen kehren und die Erkenntnisse aus deinem Leben, die als großes Vorbild für uns alle hier stehen sollten. Und für die lyrische Ader, die nicht nur mich so sehr fasziniert...
Glückwunsch zur Krone, dieser glänzenden Anerkennung für Können und Faszination. Und Danke für die immer währende Freundschaft hier auf MP!
[...] Welcher Held war zuletzt so offen mit dem Zuschauer, wie der liebe Deadpool? Vielleicht nicht sowas wie die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, aber als saukomischer Kotzbrocken von Nebenan taugt er allemal! [...]
- Über den Tod des Robert Ford, durch die Inkarnation zu Jesse James -
Mit wem man nun wirklich die Inkarnation eingehen möchte, dass bleibt auch nach dem Abspann eine schwere Entscheidung. Ist es Jesse James (Brad Pitt), über den man keine endgültige Wahrheit erfährt oder den vermeintlichen Retter, Helden und Überlebenden Robert Ford (Casey Affleck)?
Jesse James, ein berüchtigter Räuber und Anführer einer Gang, die Jahrzehnte lang Banken und Züge ausraubten und sich so ihren Lebensunterhalt verdient haben und Robert Ford, der Zeit seines Lebens zu Jesse James aufblickte, wie zu einem Robin Hood seiner Zeit, liegen im Kampf ihrer eigenen Identität und Taten. Die Suche nach Selbstverwirklichung und Akzeptanz und Veränderung bannt uns Andrew Dominik in beeindruckender Weise auf den Bildschirm.
Andrew Dominik, der kaum bekannt ist, adaptierte das gleichnamige Buch und machte daraus einen Film, der nun für mich zu den größten Werken unserer Zeit gehört. Man darf ihn ruhig als Jesse James unter den Regisseuren halten.
Durch den Einsatz von leicht verschwommenen und gezehrten Bildern, sowie einem einfachen, aber herausragenden Theme und einem liebevollen Soundtrack, erschuf Andrew Dominik vielleicht den besten Western aller Zeiten. Was mich angeht, so haben hier alle Figuren und Schauspieler ihr Bestes abgeliefert und die Intention hinter “Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ gefühlvoll und authentisch zu uns Zuschauern transportiert.
In den Zeitungen und den Nachrichten, die in den 70er und 80er Jahren noch überwiegend von Papier und Tinte bestimmt waren, wird Jesse James, der nicht nur einige Tote auf dem Gewissen hat, als Held, junger und später auch älterer Held, dem Robin Hood ihrer Zeit, gefeiert. Robert Ford verfolgt von klein auf die Abenteuer und Geschichten über den berüchtigten Jesse James, der vielleicht kein so großer Held ist, wie es Robert Ford sein ganzes Leben glauben wollte.
Er sucht die Inkarnation, Verschmelzung mit Jesse’s Charakter. Er stellt sich vor, wie er mit ihm zusammen über die langen und windigen Weizenfelder reitet, die in “Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ als metaphorisches Verlangen nach Frieden und Normalität herhalten. Schon gleich zu Anfang sind es die Halme eines Weizenfeldes, in denen wir Jesse James das erste Mal erblicken und die Erzählstimme das erste Mal über ihn und die Zeit berichtet. Auch die Zeit spielt in Andrew Dominiks Meisterwerk eine übergeordnete Rolle. Denn sie ist es, die die größte Veränderung im Denken aller Charaktere, und vor allem Jesse und Robert, herbeiführt.
Jesse James sinnt nach Ruhestand, Veränderung und einem friedlicheren Leben in der Gesellschaft. Er hat eine Frau, zwei Kinder und ein schönes Haus, mit einer wunderschönen Umgebung für seine Kinder und seine sorgende Frau. Aber der Erfolg, der ihm zugeschrieben wird, ist nicht alles, dass ihm noch ewig hinterherjagen wird. Denn die Marschalls der Stadt sind auch hinter ihm her, Legende und Mythos hin- oder her. Es kursieren Gerüchte um ihn, Mitglieder seiner Gang könnten womöglich auf die Idee kommen, mit Verrat ein großes Vermögen zu verdienen. Und jeder könnte ein Verräter sein.
Wir gehen also mit auf eine Reise mit Jesse James, durch kalte und warme Gefilde, in der wir ihn und seine Verzweiflung selbst sehen dürfen. Er verhört, gräbt in seinen alten Kameraden und Freunden und entdeckt zwiegespaltene Gemüter, die nicht mehr hinter der Legende Jesse James stehen, sondern an dem einfachen Menschen Jesse James zweifeln.
Das von Nick Cave komponierte Stück, das zugleich auch die stärkste aller Szenen ausmacht, lässt aus “Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ eine wunderschöne, aber ernste Ballade über Mythen, Veränderung, Verrat und Verzweiflung werden. Und dabei bleibt er ruhig, atmet die Charaktere, Metaphern in den Worten, Flüsse aus Weisheit und aufrüttelnde Windstöße von Gefühlen. Worte werden zu Sätzen, Sätze zu Geschichten, Taten zu Taten und Inkarnation zu Tod.
Inzwischen lernt der junge und naive Robert Ford immer mehr, wie sehr sein Vorbild und die vielen Geschichten über ihn wirklich bedeuten. Wäre es nicht schön, würden die Geschichte, die wir lesen, die vielen Bücher und Reisen der Faszination in andere Welten, der Wahrheit entsprechen? Aber wie viel Wahrheit steckt in Geschichten, Erzählungen und Zeitungsartikeln? Wie viel Wahrheit steckt überhaupt in irgendetwas?
Robert Ford war der liebevolle Verehrer des Jesse James, der durch die Zeit Bekanntschaft mit diesem und seinem echten Wesen machen konnte und selbst als Verräter von Jesse James geächtet wird. Bis Robert Ford selbst zu einem Jesse James wird und ihn feige erschoß.
Aber ist das die ganze Wahrheit?
Und gemeinte Szene geht zu Herzen. Andrew Dominik baute diesen Moment über 2 Stunden auf, der Zuschauer selbst vergönnte Brad Pitt’s Jesse James den Abgang und dann urplötzlich, legt er seinen Waffengürtel ab, geht die letzten Schritte zu einem Bild über dem Kamin mit der Begründung, es sähe ziemlich staubig aus. Er ergab sich seinem Schicksal, erkannte seine verlogene Identität ab und sah ein, dass er niemals ein normales Leben führen könnte. Sein Schicksal hätte aus Flucht, Verzweiflung und Selbstzweifel bestanden. Es ist also diese kurze Szene, die in den wenigen Sekunden, die sie andauert, aus Jesse James doch noch einen Helden macht, der sich seinen Sünden und Taten ergibt und letztlich zu Boden fällt, laut, schnell, aber doch so unendlich friedlich.
Und damit hört “Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ nicht auf. Denn Robert Ford bezahlt nun für den feigen Mord an einer gesellschaftlich anerkannten Legende, die sich im letzten Moment tatsächlich als reumütig und stark erwiesen hat. Er ist kein Held, bekommt keinen Applaus, obwohl seine Entscheidung die menschlichste von allen gewesen ist. Hätte er Gnade walten lassen sollen? Wäre ihm ein ähnliches Schicksal erspart geblieben?
Fragen, die bewusst offen bleiben und die Intention untermauern. Was hat Robert Ford umgebracht? Was hat Jesse James am Ende das Leben gekostet?
Jesse James ist eine Legende geworden, aber auch ein gewissenloser Krimineller, der seinem Schicksal durch die Verfolgung der Justiz und den Verrrat durch die eigenen Reihen niemals hätte entfliehen können. Und Robert Ford kostete es das Leben, dass Jesse James sein Held war, der ihn letztlich nur enttäuscht und mit Angst erfüllt hatte.
Ruhm ist nicht beständig. Ruhm macht keine Helden. Ruhm kann den Menschen zerfressen. Ihn kauen und wieder ausspucken.
Und so kommt es, das “Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ “Über den Tod des Robert Ford, durch die Inkarnation zu Jesse James“ berichtet, die Robert Ford das Leben kostete.
*Inkarnation: Hier nicht religiös gemeint. Das Wort wird als Verstärkung des Begriffes Verschmelzung benutzt.
[...] Sicario ist ein Thriller/Drama, in dem Villeneuve beweist, dass er zu den erstaunlichsten und interessantesten Regisseure unserer Zeit gehört. Dabei packt er Sicario voll mit humanistischen Fragen über wahre Gerechtigkeit und den Zerfall der menschlichen Gesellschaft, durch Verbrechen und Tod. [...]
"Ich führe bereits ein Leben, dessen Ende mich nicht schrecken oder wachrütteln könnte. Meine Wahl zu einem kleinen, beschaulichen Leben ohne Partner, ohne große Träume, ohne Ziele ließ mich frei werden."
Erstmal meinen herzlichen Glückwunsch zu diesem wundervollen Kommentar, der mich zur Zeit wirklich sehr berührt lieber Coop.
Ich habe auch schon lange nicht mehr viel, keine großen Träume, genieße die Zeit alleine, fand mich dadurch selbst, erkenne meine Gefühle und kümmere mich mehr um das, für das es sich zu leben lohnt. Der Rest, der übrig bleibt, weiß, wo er steht und dass er auf mich zählen kann. Die wichtigsten Fragmente meines Lebens wie die Familie und einige kleine Kontakte. Ich habe das selbst vor 1,2 Wochen mal so richtig gemerkt, als ich einen Kommentar über Noah Gunderson's Song "Day is Gone" schrieb und 2 1/2 Minuten dieses Songs und einer passenden Szene, die nur mir gehörte. So stelle ich es mir zumindest gerne vor. Die Gefühle erkennen, teilen und somit leben schenken, statt durch die eigene Selbstverwirklichung anderen etwas zu nehmen. Wir sind alle nur Menschen...
Ich hab mit der Zeit aufgehört, anderen hinterher zu jagen, mich nur um diese zu kümmern, die nicht bleiben würden, würden sie nicht irgendetwas brauchen. Das Leben ist kurz, die Möglichkeiten begrenzt und auch ohne dass du den Film gesehen hast, hast du viel darüber gesagt, dass auf ihn zutrifft. Ich hab mir mein Leben auch beschaulicher/einfacher gemacht, sodass ich mich selbst überraschen kann und andere nicht mehr so viel Einfluss auf mich haben können. Run away/ I ll just run away/ like a child. Bis ich, wie es mir bei dir auch scheint, einen Weg gefunden habe, mit weniger glücklich zu sein. Was wichtig ist, seh ich klarer und das Wichtigste ist mir mehr bewusster, als vorher.
Und dein Kommentar hat mich nochmal in mich kehren und mir einiges ins Gedächtnis rufen lassen, dass mir wirklich sehr bekannt vorkam. Danke hierfür Coop. Auch hier sind die Freunde großteils ein Geschenk, dass man draußen in der Welt nicht bekommt.... du hast es dir verdient mein Lieber!
"Das Leben hat keinen Sinn - außer dem, den wir Individuen ihm geben."
Nichts könnte weiser sein, als dieser Satz, der eigentlich alles sagt, dass es zu sagen gibt, über uns selbst, alle anderen und das Leben.
[...] Criminal Squad ist Bildgewaltig, Storytechnisch billiant durchdacht und wartet mit tollen Schauspielern auf, wobei Gerard Butler und O’Shea Jackson Jr. ganz besonders stark herausstechen. Grandiose Action und ein wendungsreiches Erlebnis..! [...]
[...] Noch heute ist die Anzahl der Straftaten durch unbegründete Polizeibrutalität in den USA sehr hoch. Rassismus, Sexismus und Homophobie werden oft heute noch gebilligt…und Oren Moverman berichtet in Rampart auf seine ganz eigene Weise davon.. [...]
The Messenger führt vor allem vor Augen, was Krieg mit dem Menschen anrichten kann. Über die Auswirkungen des Krieges auf Soldaten und Menschen in The Messenger..
Welch eine Freude den Kommentar endlich auch hier zu sehen meine Liebe :-)
Du hast es dir verdient und zu einem außergewöhnlichen Film einen außergewöhnlichen Text geschrieben, der sich vom Sinn des Lebens nährt und ausspricht, was zu tun und was vielleicht eher zu unterlassen ist, wenn man glücklich sein möchte und anfangen möchte zu leben.
Mich hat der auch richtig gepackt, gekaut und wieder ausgespuckt, so oft, wie ich an meine eigenen Fehler denken musste oder die, die mir mal wiederfahren sind. Ein langer Weg, dieses Richtig und Falsch, Wege auf- und abwärts und das Leben. Aber Zeit bringt Rat und gut Ding will Weile haben. Das Gute steckt in uns allen. Wundervoll L1chtSpiel ♥
"Die Eltern; ihre Schwester; die Freundinnen; der Freund; der Junge, der all die Jahre da war, den sie aber nie als solchen wahrgenommen hat; das Mädchen, das seit der fünften Klasse niemand mehr mochte". Wörter die durch die Welt hallen sollen, denn jeder ist es Wert, alles ist es wert... :-)
- Und dann war es das Leben, dass an mir vorbeizog –
Wer hat Recht verdient? Wer hat Unrecht verdient?
Wenn das Gute überwiegt, bleibt das Böse im Zaum?
Wenn das Gute verloren ist, bleibt das Gute im Zaum.
Angela Hayes, eine junge Frau in der Umgebung von Ebbing in Missouri wurde getötet und brutal vergewaltigt. Mildred Hayes (Frances McDormand) hat den Kummer nie vergessen, den Schmerz nie überwunden. Sheriff Bill Willough (Woody Harrelson) und Hilfssheriff Jason Dixon (Sam Rockwell) sind die zwei Polizisten, an denen Martin McDonagh in “Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ verdeutlichen möchte, wie Schuldgefühle, Angst und Selbstzweifel an dem menschlichen Wesen in uns allen nagen. Mildred Hayes, die seit dem Tot ihrer Tochter nicht mehr gelächelt hat und fortan drei Werbetafeln (Billboards) beschriften lässt, die Sheriff Bill Willough und der gesamten Polizei von Missouri die Schuld zuweisen. sucht nach einem Weg nach Rache und Gerechtigkeit für ihre Tochter. Denn auch nach 19 Monaten ist es den Polizisten nicht gelungen, einen Schuldigen zu fassen.
Aber wie gut können Polizisten wie Bill Willough und Jason Dixon in einer Welt, die sich im Kreis dreht, untergeht und verblüht, wirklich sein? Die Charaktere, und nicht nur Bill und Jason, sondern auch Mildred oder der liebenswerte Jason (Peter Dinklage) sind Kartoffeln, die sich im Laufe der Handlung pellen lassen und wie Zwiebeln, die voller Schichten stecken. Einzeln, Schicht um Schicht pellt McDonagh das Innere der einzelnen Charaktere und widmet sich vor allem der Stadt, indem er ein Bild von ihr zeichnet, dass jeglichem Erfolg abtrünnig gegenüber steht. Denn die Menschen in Missouri sind der Hoffnung und dem Guten beraubt und einzelne Menschen, wie Bill ,können keine ganze Stadt retten, geschweigedenn sie vor folgenden Untergängen und Misserfolgen bewahren.
Martin McDonagh findet selbst in der Zerstörung eines Charakters nachhallende, nicht flüsternde, sondern laute Weisheit, die sich in der Leere aller anderen Charaktere wiederspiegelt. Bill Willough, der unfähig als Polizist eingeleitet wird, bekommt wenig später die Krebsdiagnose, möchte Mildred Hayes an ihren Ruf nach Gerechtigkeit verstummen lassen und bringt sich wenig später kurzerhand um. In den Worten seines Abschiedsbriefes lässt er alles verlauten, dass er falsch gemacht hat und das alle anderen in Missouri ebenfalls getan haben. Sie tun sich das Leid durch Zweifel, Angst, Schuldgefühlen und ihrer Gebrochenheit selbst an und lassen es folglich an der Aufklärung des Mordes einer jungen Frau aus, deren Fall deshalb nicht mehr aufgeklärt werden kann, weil die reinen Gedanken und das richtige und Gute in ihrem Handeln fehlt.
Ihnen fehlt schlicht die Möglichkeit, da sie sich selbst nicht finden, andere nicht richtig wahrnehmen, die Gestik und Mimik ihres gegenüber und ihre Taten nicht mehr richtig einzuordnen wissen. Selbst die junge, dümmliche 19-jährige Freundin von Angela’s Ex-Mann bekommt in “Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ eine tragende Rolle. Ebenso wie der launische und wenig überlegt handelnde Jason Dixon, haben viele den Hang zu überstürzter Handlung und fragwürdigem Verhalten. Trotzdem bekommen sie durch ihre Ausbrüche die Komponente, die der Zuschauer zum Mitgefühl braucht. Gefühlsausbrüche.
Vieles wirkt falsch, komisch oder verhältnismäßig abwegig. Der gute Dixon beispielsweise ist für den Beruf, den er ausübt, schlicht zu dumm. Trotzdem lässt McDonagh ihn nicht einfach so stehen, sondern rupft ihn aus und lässt den Zuschauer auch zu ihm eine emotionale Bindung aufbauen, indem er ihn aus der Handlung seines Films lernen lässt, die ihn erkennen, verarbeiten und handeln lässt.
Mit dem vordergründigen Fall ist es , wie Rust Cohle in True Detective bereits sagte. Durch das fehlende Verständnis in “Three Billboards outside Ebbing, Missouri“, wirkt die Aussage, dass diese junge Frau, die damals in Missouri vergewaltigt wurde, und deren Fall bisher nicht aufgeklärt werden konnte, wieder vergewaltigt werden wird und wieder und wieder, richtiger als je zuvor in einem Film. Vielleicht wird es wieder eine junge Frau sein, vielleicht mit einem anderen Namen und vielleicht an einem anderen Ort. Das sticht in McDonagh’s Oscarnominiertem Werk stark heraus, wenn man sich vor Augen führt, wie oft Tot und Leid ungesühnt bleibt.
Und das Motiv der Rache wirkt hier eher als Gegenpart zur eigentlichen und unterdrückten Zerrissenheit vieler Charaktere. Darum überspitzt McDonagh seine Darstellung mit aufblitzenden Gewaltausbrüchen und dem Rachefeldzug von Mildred Hayes gegen die Polizei in Missouri. Den stets angebrachten, skurrilen und makabren Humor nutzt McDonagh vor allem, um den Figuren selbst näher zu kommen und indem er ihn an den unmöglichsten Zeitpunkten einsetzt, aber ohne unpassende Wirkung. Im Gegenteil. Mildred’s Sohn Robbi oder die dümmliche 19-jährige Bitch ihres Ex-Mannes beispielsweise bekommen durch den Humor handlungsübergreifende und moralische Wirkung oder setzen ihn gleich gegen alle anderen Figuren ein, die ihren Schmerz an anderen auslassen. Er verschafft sich mit der Art und der pointierten Einsetzung seines Humors Gehör, der Zuschauer hört genau hin, überdenkt das Gesprochene und erkennt die Kernessenz in McDonaghs humorischer Gewagtheit.
Alle Charaktere sind sie selbst, auf dem Weg zur Selbstfindung, durch den Wind und Rauch der Wolken, die Missouri den ganzen Tag umgeben, auch wenn das Licht hell, die Sonne strahlend und das Bier nicht schal wirkt. Doch das ist es. Schal, wie jahrelange Resignation, jahrelang stehengelassenes Bier in einer Bar, die erst abgefackelt, dann abgebrannt und letztendlich vollkommen zerstört wurde. Aber in den Resten dieser Tragik verbirgt sich vielleicht ein Stück Wahrheit, die Architektur der Bar, in der Menschen ihr schales Bier genießen können, die Bar wieder aufbauen sollen, die Gerechtigkeit durch das Gute betrachten und das Böse im Zaum halten können.
Und “Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ zog an mir vorbei
Leiser Wind, wie rauschende Stille
Durch den Körper, diese waghalsige Hülle zog an mir vorbei, an mir vorbei, sprach, wie Leben sei.
*Update Oscars 2018
Beste Hauptdarstellerin Frances McDormand ✔
Bester Nebendarsteller Sam Rockwell ✔
- Und dann war es das Leben, dass an mir vorbei zog -
In Wunder soll es den Zuschauern darum gehen, wie gleich wir alle sind, egal ob entstellt, behindert oder einfach ein wenig anders. Wir sind alle gleich, bewohnen denselben Planeten und wollen uns alle der Frage stellen: “Was für ein Mensch wollen wir sein?”. Wunder ist ein Plädoyer für Akzeptanz und vorrangig ein Integrationsdrama, dass sich um viel Liebe, Fremd- und Selbstwahrnehmung dreht.
2 ½ Minuten
Ich träumte letzte Nacht. Ein schwerer Traum, wie 100 Tonnen.
An meine Träume erinnere ich beinahe nie. Aber dieser, nach einer schweren Woche, Kummer, Stress und dem üblichen, womit wir alle täglich kämpfen, war so klar, wie selten ein anderer und vergessen konnte ich ihn nicht. Ich träumte, ich saß in einem scheinbar unendlich langen Zug, im Vorbeifahren waren Landstücke zu sehen, viel Grün und schöne Landschaft. Die Schienen bogen sich, der Traum schien kurz, und der Zug fuhr immer schneller. So, als ob er krampfhaft versuchen wollte, von der Fahrbahn abzukommen, vom Weg zu gleiten, statt zu bremsen. Aber trotzdem fuhr er ruhig, leise, ohne Geklimper und Geruckel, kam natürlich wenig später von der Fahrbahn ab. Er glitt ruhig und ohne große Turbolenzen von den Schiene ab und strich über Wiesen, wie über warme Butter, dann hinab in die Tiefe, über einen Hang auf eine Straße. Keine Seele war auf der Straße zu finden, niemand musste dran glauben, nicht mal ich. Ich konnte stehen, obwohl ich in einem Zug stand, der schnell fuhr, von den Gleisen abkam und hinab in die Tiefe, auf eine seelenlose Straße fiel. Der Zug glitt weiter und weiter und der Traum endete.
Als ich gestern, nach langer, langer Zeit mal wieder richtig Lust bekam meine große und imposante Anlage aufzudrehen, ging ich alle Ordner mit Musik an meinem PC durch, die scheinbar auch unendlich viele waren. Nach einigen rockigen und launischen Songs, stieß ich auf ein ganz besonderes, dass ich schon sehr lange nicht mehr durch mein Zimmer hallen ließ. Day is Gone von Noah Gunderson. Jenes Lied lief im Staffelfinale der sechsten Staffel Sons of Anarchy ganz am Ende, in den letzten und vielleicht gefühlvollsten 2 ½ Minuten meines Lebens. Schon wenn die gefühlvolle Stimme von Noah Gunderson das erste Mal erklingt, rollt die erste Träne die Wangen herunter, denn manchmal bekommt ein Lied, durch einen Film, Handlung, Rollen oder Schicksal, eine vollkommen tiefere Bedeutung. 2 ½ Minuten für die Ewigkeit und 2 ½ Minuten nur für mich. Es war ein harter Tag und es schien, als sei der Tag schon vergangen, die Chancen schlecht und die Gefühle schon etwas kühler. Ich schaute mir noch einige Male hintereinander diese Szene an, die es auf Youtube im O-Ton zu sehen gibt (https://www.youtube.com/watch?v=mF2LeaLg8Co) und ließ die schauspielerische Glanzleistung und vielleicht die echteste und aufrichtigste in der Karriere von Charlie Hunnam als Jax Teller lange auf mich wirken. Niederschmetternd, verständnisvoll und hart, sanft, schreiend und gefühlvoll, wie es nur wenige Szenen überhaupt jemals schaffen.
(bzgl. des Youtube-Links: Das Lied läuft in der Folge natürlich schon vorher und das Folgende versucht das ganze Lied zu ergründen.)
Day Is Gone von Noah Gunderson
“Take it back
I would take it back
For just another minute
Just another chance with you“
Diese Zeilen beschreiben das schwere Verhältnis zwischen Tara Knowles und Jax Teller, die beide außerhalb von Charming eine Zukunft haben wollen. Das Biker leben, der Sons of Anarchy Motorcycle Club Redwood Originals (SAMCRO) und die Liebe zu seiner Frau und seinen Kindern stellen Jax zwischen unüberwindbare Entscheidungen. Hin- und hergerissen, von dem, was sein Vater aufgebaut hat und seiner einzigen, echten Liebe, traf Jax Entscheidungen, die zum Tod seiner Frau geführt und das Schicksal mehrerer Menschen besiegelt hat.
“Give it up
I would give everything up
Every last breath
Every first taste, for you.“
Just to make it alright.
Just to make it alright.
Diese Zeilen beschreiben, wie Jax am Ende von Staffel von 6 und eigentlich jeder einzelnen Staffel für sich, vor der Erkenntnis und den Auswirkungen aller seiner Fehler steht. Die Fehler, seiner Mutter Gemma nicht ernster entgegenzutreten, sie in die Schranken zu weisen, Drogen und Waffen zu dulden oder überhaupt ein führendes Mitglied der Sons of Anarchy zu sein. Des Öfteren merkt man, was man hat, wenn man es hatte, es verschwindet, verschwimmt. Durch beschlagene Scheiben ist die Sicht beschränkt.
“But its too late, to go back.
I can see the darkness, through the cracks.
Daylight fading, I curse the breaking.
The day is gone.
The day is gone.“
Der Refrain beschreibt, wie Jax realisiert, dass es nie ein Zurück gab, er alles hätte anders regeln können und sollen und wie menschliche Entscheidungen von Ursache und Wirkung sich auf andere Menschen, nahestehende Menschen auswirken. Es ist zu spät. Getane Fehler können nicht mehr korrigiert werden.
“Run away
I ll just run away
like a child
from all them to you“
Jax hat niemanden mehr, bei dem er die Liebe bekommt, die er von Tara bekommen hat, sehnt sich aber danach, schließ noch nicht ab, resigniert.
“And now I see
my most constant mistake
is i don't know what I love till its gone“
Der größte Fehler, den Jax in Sons of Anarchy machen konnte, war es, Tara überhaupt erst in Charming aufzunehmen. Er hätte sie wegschicken müssen, schützen und vor dem Leid dieser korrupten und verdreckten Stadt verstecken sollen. Oder er hätte sein eigenes Leben aufgeben müssen, um mit ihr zusammen zu sein. Eine tiefreichende Liebesgeschichte im Deckmantel fliegender Kugeln, fließenden Blutes. Beinahe eine makabare Oper, das ist Sons of Anarchy..
Viele Motive, Fragen und viel Liebe zum Detail ist vor allem die Musik in Sons of Anarchy, auch wenn die Songs bereits fertig sind und nur noch geschnitten in die Folgen eingewoben werden müssen. Und einige werden neu geschrieben und erstmals eingeführt (The Forest Rangers). Am Ende bleibt, und das hätte ich wohl nie gedacht, ein Kommentar zu 2 ½ Minuten, die ehrlich berührten, nahe gingen und bei mir ewig nachhallen werden.
Und auch ich renne weg. Vor mir, den anderen und allem, dem man sich stellen sollte, bis es unausweichlich wird und die Konsequenz meiner Entscheidungen keine Alternativen mehr bieten…
“Run away
I ll just run away
like a child“
2 1/2 Minuten
[...] Alle Figuren in Fargo – Staffel 3 sind gefangen in der Ausweglosigkeit. Und das untermalt Noah Howley mit eindrucksvoller, klassischer und meist leiser Musik und trüben, dunklen Aufnahmen, dem Schnee, der Fargo und Minnesota so ausmacht, eher weniger helle Farben und genügend Sarkasmus, der der Ausweglosigkeit in Fargo den Rest gibt… [...]
[...] Aber Gaghan zeigt uns… Was zählt, ist nicht das, was man hat, sondern das , was am Ende davon übrig bleibt. Die Entwicklung im Auge behalten, Freundschaften wahren, Liebe schätzen, einen klaren Blick würdigen und einem Traum folgen, ohne in Ekstase zu verfallen. Was am Ende übrig bleibt, liegt bei uns. [...]
The Commuter
Jeden Tag, von Montag bis Freitag, auch mal am Wochenende, aber nicht allzu häufig, fahre ich und einige von euch sicher euch mit der Bahn. Die meisten Gesichter kenne ich, nichts ist wie es scheint und wenn neue Leute dazukommen, dann fällt das durchaus auf. Ich beobachte und das aufmerksam. In meiner Bahn fahren aber noch einige Leute mehr mit, als in The Commuter, zumindest wenn es die Feierabend Bahn ist, so voll, dass die Scheiben beschlagen. Die Gesichter in der Bahn, in die ich morgens einsteige, kenne ich, die der Feierabend Bahn nicht. Zu viele Menschen, zu viele Geschichten, Gesichter und Entscheidungen, die aufblitzen und verstreichen, wenn die Zeit vergeht, der Tag lang war und man sich gegenseitig schubst, anrempelt und nach Hause will. Und manchmal erkennt man in den Gesichtern sogar Mordlust und Verzweiflung, da wohl jede Bahn die letzte sein könnte. Ja, auch wenn die nächste Bahn bereits da steht und wartet, dass sie einfahren kann...
Sicher, in The Commuter geht es nicht um eine volle Bahn oder beschlagene Scheiben, aber um die Geschichten der Passagiere. Jeder hat etwas zu verbergen, seine eigene Geschichte, des einen Päckchen schwerer als das des anderen. Den meisten Menschen kann man ansehen, was für ein Typ Mensch sie sind. Und ich sehe sie jeden Tag. Die schlechten Menschen, die jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit mit ihrem Leben abschließen, diese, die nicht für ihr Geld arbeiten gehen und mich, der es jeden Tag tut, die nächsten 45 Jahre, wenn es nicht früher vorbei sein sollte. So wie Michael, der gerade mit 60 Jahren seinen Job verloren hat...
Im Vordergrund von The Commuter steht Michael McCauley, der wieder mal grandios von Liam Neeson verkörpert wird. Er hats immer noch drauf und darf in The Commuter gewohnte Wege gehen. Wie schon in Non Stop bewegt sich die Handlung die meiste Zeit in einem geschlossenen Fortbewegungsmittel, dieses Mal in einer langen Bahn. Dort wird er aus dem Nichts in ein Gespräch mit Joanna verwickelt, die ihm ein kleines Angebot unterbreiten möchte. Zu viel sage ich nicht, nur das eine Person nicht in diesen Zug gehört und Michael ein Ex-Polizist ist.
Die Frage danach, was für ein Mensch Michael wirklich ist, gibt dem Film noch eine klare Note und Jaume Collet-Serra spielt mit einigen Sehgewohnheiten der Zuschauer. Die Kamera, die immerzu wackelt, die Actionsequenzen, die mal brutal, mal etwas gedämpft daherkommen und ein paar ganz besondere Leckereien, die durch Computerbearbeitung realitätsnah und bombastisch aussehen. The Commuter baut durch die Passagiere, die Hinterweltler im Zug und die überraschende Handlung samt ihren Twists eine bedrohliche und spannende Physis auf. Vieles hab ich nicht kommen sehen und gen Ende hat er mich sogar auf eine falsche Fährte gelockt.
Mitunter ist es natürlich Liam Neeson, ohne den der Filme nicht funktionieren würde. Ein paar Logiklöcher kann man, wenn man denn unbedingt suchen möchte, schnell ausmachen, aber The Commuter ist kein Polit-Drama und auch keine „wahre Begebenheit“, sondern ein perfekter und kurzweiliger Actioner, weshalb man ihn am Besten genießen kann, wenn man ihn genießt und sich einfach nur zurücklehnt. Denn dann bekommt man einen durchdachten und spannenden Actioner, mit einem gut aufgelegten Liam Neeson in der Hauptrolle, perfekten Bildern, einigen Lachern und Kampfchoreographien, die mit der Kamera hektisch und innovativ in Szene gesetzt werden.
Ich stelle euch am Ende dieselbe, einfache und hypothetische Frage, die Joanna Michael in The Commuter auch stellt. Was für ein Mensch sind Sie?
[...] Fargo ist eine kommunikationsfreudige Analyse der menschlichen Spezies, die sich vor allem in puncto Darstellung und Charakterentwicklung einen Namen gemacht hat. Stark! [...]
[...] Dieses bescheuerte Herz lässt sich durch die Karnkheit von David nicht unterkriegen, kämpft dagegen an, nimmt es mit Humor und Lebenskraft und lässt den beiden Hauptprotagonisten genügend Raum zur Entfaltung. [...]
[...] Insgesamt besticht auch Staffel zwei von True Detective durch brillante Aufnahmen, gute Figuren, aber weniger durch brillante und ausgefeilte Dialoge und langsames, aber stimmiges Erzähltempo. Trotzdem ist die Veränderung von Southern Gothic Motiven der ersten Staffel in Louisiana hin zu L.A. Noir Elementen klar eine Gute und die Charaktere machen eine sehr starke Entwicklung durch, aber die Größe der ersten Staffel konnte man nicht ganz halten. [...]
[...] Ich selbst habe die Handlung um den scheinbar unlösbaren Fall genüsslich mitverfolgt, aber an der Philosophie über Mensch, Gott und Existenz noch viel mehr mitgenommen, sodass für mich True Detective vor allem eine Geschichte über weltliche und menschliche Existenz ist. Über Selbstwahrnehmung, Erkenntnis und Veränderung. Ein Lied von Licht und Dunkelheit, dass sich vielleicht sogar Rust am Ende vollkommen offenbart hat… [...]
Frohes Neues
Ich bekenne mich schuldig, in manchen Belangen so rechthaberisch und besitzergreifend zu sein, wie es Harvey Specter und Mike Ross sind. Ich bin nun mit der fünften Staffel durch und durfte wieder die Bekanntschaft mit mir selbst machen. Niemals könnte es so passend sein, wie einen Tag vor Sylvester, nochmal einen ordentlichen Kommentar niederzuschreiben.
Harvey Specter macht aus, dass er willenlos und eiskalt agiert. Die Menschen, die ihm nahe stehen, werden nur selten mit der Liebe gewürdigt, die er ihnen gerne geben würde. Die Menschen, die ihn lieben, verlassen ihn. Seine Familie ist seine Kanzlei und sein eigener kleiner Ersatz, nämlich Mike Ross, gibt ihm das Einzige von Bedeutung. Bestätigung und Anerkennung.
Staffel 4 und 5 machen den Unterschied zwischen einer Serie, die nur sehenswert ist, hin zu einer herausragenden Serie. Alle Charaktere entwickeln sich, werden von Bösen zu Guten und stellen sich und alle Entscheidungen ihrer Partner und Konkurrenten in Frage. Sie wandeln sich, wie die Gezeiten und selbst der Charakter, der über 3 Staffeln als Kotzbrocken erschien, wird zum liebenswertesten Charakter der Serie.
Was mir auffiel ist, dass ich ein vergleichbares Hindernis in meinem Leben habe, wie Harvey Specter. Es hat auch mit einer Trennung zu tun und in den letzten Jahren hat sich eben das bemerkbar gemacht, obwohl ich es selbst nicht wahrhaben und verneinen wollte. Es war damals, ich wusste es, schon lange bevor es zu den größten Hindernissen im Leben eines jungen Menschen kommen konnte. Von da an verlor ich mich selbst und meine Integrität. Mein Glaube an mich selbst war noch da, den Rest verdrängte ich. In Suits und speziell Staffel 5 dürfen wir tiefer in Harvey Specters Seele blicken und die vorangegangenen 4 Staffeln besser verstehen. Man merkst es selbst oft am wenigstens, dass man Dinge und Menschen, Gewohnheiten und Erlebnisse, nicht so anerkennt, wie sie wirklich sind. Ich habe die letzte Jahre einen nach dem anderen in meinem Leben gehen lassen und sah nie, warum ich das tat und dass ich mich gerne über andere gestellt habe. Robert McCall sagte in The Equalizer bereits, wer um Regen bettelt, der muss auch mit dem Schlamm leben können. Und es ist wichtig, weil man irgendwann zu der Erkenntnis kommen muss, dass die Gefühle da sind und das Gerede, sie wären es nicht, es nur noch schlimmer macht. Das ist die Erkenntnis, die das Leben uns erteilt. Die Erkenntnis, dass manche Dinge und Erfahrungen, Gefühle und Wahrnehmungen, Jahre brauchen, bis sie zum Vorschein kommen. Und dann liegt es an uns, sie nicht zu ignorieren.
Ich habe außerordentlich gerne Recht und wenn nicht, dann lege ich es mir eben so zurecht, wie ich es gerade brauche. So ging es mir mit Freunden und so geht es mir mit Freunden, in den letzten Jahren und auch heute. Wie Harvey Specter erklimmt mich anscheinend das Gefühl, dass nicht alle um mich herum auch so klug und vernünftig sind, wie ich. Statt diese Gefühle zu ignorieren, will ich mir als Vorsatz für das kommende Jahr vornehmen, es besser zu machen. Selbst besser zu sein und anderen die Chance einzurichten mich nicht nur genug, sondern auch besser kennenzulernen.
Die Staffeln 1-3 sind in ihrer Qualität und Quantität auf einem Niveau mit Dr. House, denn die Soap Anteile sind hoch und die Handlung neben den Fällen, die in jeder Folge bearbeitet werden, ist relativ klein, teilweise auch ein wenig belanglos. Die Charaktere brannten sich noch nicht in das Hirn des Zuschauers, denn ihnen fehlte es an Hintergrundgeschichte und Glaubwürdigkeit. Bei Serien kann es sich aber verhalten, wie bei einem guten Film, der erst sehr viel später die Qualität seiner Laufzeit verbessert. Und so verhält es sich auch mit Suits, denn die Hintergrundgeschichten werden in Staffel 4 und 5 eingeflochten und die vorher beinahe nie dagewesene Emotion wird ganz groß eingeleitet. Das hat einen großen Überraschungseffekt und trumpft bei mir ganz groß auf!
Es geht um Mike Ross, der nie in Harvard studiert hat und trotzdem als Anwalt agiert. Für den Zuschauer wird dies nach allen Staffeln immer mehr zu einer Grauzone. Es ist zwar fiktiv, man darf aber trotzdem darüber streiten, was der Welt wohl mehr Schaden zufügen würde. Ein Anwalt, der sich einen Dreck um die Menschen und seine Mandanten schert oder ein Betrüger, dem nichts mehr wert ist, als die Menschen, die er verteidigt. Ich darf also ganz fiktiv sagen, dass ich einen Mike Ross in der Gesellschaft durchaus akzeptieren würde.
Um das ferner glaubwürdig zu untermauern, sage ich, dass ich nicht Jounalismus oder irgendein anderes Fach an einer Uni studiert habe, sondern nur mit ein wenig Deutschunterricht an der Schule, hier meine Worte verbreiten kann. Auch, wenn das nicht vollkommen zutrifft, darf zumindest Suits seine Intention glaubhaft vertreten. Und zwar, dass jeder Mensch die Chance hat, etwas Außergewöhnliches zu werden. Regeln und Gesetze wurden vom Menschen erschaffen, was bedeuten könnte, dass die Annahme, dass Menschen Fehler machen, eben auch für diese niedergeschriebenen Zeilen gilt. Ich trete für Mike Ross ein…
Weiterhin gibt es in Suits keine schwachen Protagonisten. Es gibt Donna, die beste Sekretärin der Welt, Mike Ross, dem besten Betrüger der Welt, Harvey Specter, der immer gewinnt, Rachel, die mal die beste Anwältin werden soll, Jessica Pearson, die sich mit ihrer Hautfarbe in ihrer Kanzlei durchgesetzt hat und Louis Litt, der sich selbst gerne im Weg steht, aber von allen am meisten bestraft wird und trotzdem immer der Klebstoff zwischen allen bleibt.
Insgesamt fällt es mir sehr schwer, auch generell, etwas Schlechtes über einen Film oder eine Serie zu sagen, denn in allem steckt etwas, auch wenn es mal weniger sein sollte.
Was ich in den ganzen letzten 2 Jahren getan habe, war es hier mit meinen Worten und meiner Ehrlichkeit zu appellieren. Dabei vergaß ich zwar oft, dass es auch noch etwas anderes gibt, kann aber meinen Wohlgefallen an all dem kaum leugnen. Schuldig im Sinne der Anklage.
Ich muss mich bei euch allen bedanken, denn manchmal fehlt es im Leben an so vielem, aber nicht an diesen Freundschaften hier, die immer schon wichtig waren und immer sein werden.
Für das neue Jahr wünsche ich allen, die es brauchen und mir selbst, dass sie ihre Vergangenheit näher beleuchten, die Gefühle erkennen, auch ohne sie aussprechen zu müssen und ihren Lieben nicht die Worte im Mund rumzudrehen, sondern sie aussprechen zu lassen und sie zu lieben. Jeder Mensch kann sich ändern und ich möchte versuchen diesen Schritt zu gehen. Ich nehme mir vor offener zu werden, die Menschen an mich ranzulassen und die Gefühle zu verarbeiten, ohne sie an anderen auszulassen. Hier konnte ich das immer, aber der nächste Schritt steht noch aus.
Ich wünsche euch allen schon mal ein frohes Neues Jahr, eine tolle Feier, eine tolle Zeit und hoffe, dass eure Wünsche in Erfüllung gehen, das nächste Jahr einige Überraschungen für euch bereithält und ihr glücklich seid. Weil ihr es verdient habt und ich nicht vergesse, wie wichtig ihr hier seid und es auch im echten Leben da draußen sein müsst. Ich danke euch für dieses Jahr und jedes Lob, jede Unterstützung.
All what I want, but not what I am
Gestriegelt, selbstbewusst, arrogant und selbstgefällig. Das waren meine Wünsche, die ich hatte, bevor ich heute zum letzten Arbeitstag dieses Jahres in mein Unternehmen trat. Ich wollte stark, selbstbewusst und gleichzeitig fröhlich das Jahr beenden. An so einem Tag nimmt man sich gerne etwas mehr vor, wenn man das Jahr über viel gegeben und wenig bekommen hat. Jeder hat seinen Stolz und meiner wird langsam immer größer, vielleicht irgendwann größer, als ich es je von mir gekannt habe.
Man nimmt sich oft vor launisch zu sein, fröhlich zu sein, auch wenn es das Arbeitsklima eigentlich gar nicht zulässt. Es ist unendlich schwer Zuhause jemand zu sein und auf der Arbeit auch jemand zu sein. Zwiegespalten geht man jeden Tag wieder nach Hause und überdenkt sein Handeln. Ich wünsche mir so sehr, dass ich mir meine Menschlichkeit bewahren kann.
Auch Suits und vor allem Harvey Specter verleitet mich dazu, dass ich mich selbst gedanklich auf die Probe stelle, kaue und wieder ausspucke. Aber ich werde mir wohl immer nur vorstellen, dass ich alle Register ziehe, Dampf ablasse und klare Grenzen ziehe, wenn ich Situationen herbeisehne, bei denen ich die Oberhand gewinnen kann. Ich ertappe mich einfach jeden Tag dabei, wie ich jemand anders sein möchte. Harvey Specter, Jason Bourne, James Bond, hauptsache eine Persönlichkeit, die ich mit meinem Charakter gar nicht vereinbaren könnte. Aber alle drei sind fröhlich, erfolgreich und können alles erreichen, wenn der Wille dazu reicht. Oder, wenn man dafür bezahlen möchte. Alles hat seinen Preis.
Die Wahrheit ist, dass Serien und Filme nur Fiktion sind. Und das ist keine neue Offenbarung. Es sei denn, man liebt die Filme so sehr und schaut gerne noch genauer hin, dass man sich dabei selbst ertappt, wie man sich wünscht jemand anderes zu sein, als man selbst.
Wer stellt sich schon nicht vor, wie er breitbeinig vor seinem Chef sitzt und ihm Paragrafen um die Ohren haut, fertig macht oder mit Batarangs sein Gesicht entstellt. Aber, wenn Filme so etwas erreichen können und die Vorstellung einem selbst genügt, dann hat der Film oder die Serie ihr Ziel erfüllt. Denn sobald sie vorbei sind, vermisst man bereits das euphorische Gefühl, das man hatte, als sie noch lief. Deswegen renne ich nach einem Kinobesuch auch immer schnell nach Hause, damit ich etwas von dieser Euphorie in einem Kommentar speichern kann.
Die Moral von der G’schicht ist Folgende: Harvey Specter ist zwar nur eine anmaßend realitsnahe Person, die fiktiv cool wirkt und immer mehr ist, als man selbst, aber die Vorstellung offen lässt, vielleicht eines Tages selbst so standhaft und felsenfest zu werden, wie die Figur auf einem Bildschirm. Filme und Serien haben schon ihren Sinn und wir schauen sie aus bestimmten Gründen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass wir uns oft die Filme und Serien genau aussuchen, bevor wir sie gucken. Seien es sexy Frauen, viele Explosionen oder coole Typen, die uns darauf aufmerksam machen und Interesse gewinnen. Oder seien es viele Tränen, Drama und Leben. Wir hoffen immer, darin etwas mehr erkennen zu können, dass uns hilft und uns vervollständigt. Zumindest nehme ich dies gerne so wahr. Ich nehme überall etwas mit, ob gut oder schlecht, denn überall verbirgt sich etwas und sei es nur der lächerliche Wimperschlag eines Schauspielers. Da habe ich einen eisernen Willen. Der eiserne Wille, der mir im Alltag dann meistens fehlt. Trotzdem ist es gerade der Charakter, der mir auf der Arbeit zumindest von den Kollegen immer gutgeheißen wird. Und die Stimmen zählen.
Verstellt euch nicht, seid ihr selbst, genießt die Filme, euch selbst, eure Einstellung zum Leben und lasst euch zwischendurch nicht mehr und nicht weniger inspirieren. Weil es mehr sind, als Bilder und Worte, die unser Leben ein wenig besser machen.
Das konnte ich aus den letzten Wochen mitnehmen und bin damit auch zufrieden. Schlimme Zeiten kommen und gehen, aber was bleibt, ist, was uns am wichtigsten ist. Familie, Beisammensein, Gemeinschaft und Stärke.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen Frohe Weihnachten, ein schönes und besinnliches Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Ich hoffe, dass alles, was ihr euch wünscht, in Erfüllung geht, ihr glücklich seid, es euch gut geht und ihr stolz auf euch seid. Denn ihr seid es alle Wert.
Ihr seid die Besten!
[...] Suits ist eine starke Anwaltsserie, die viel über Recht und Moral lehrt, aber den Blickwinkel auf die Realität auch nicht verliert. Darüber hinaus gehört sie zu den witzigsten und charmantesten Serien in diesem Genre und kann auch trotz einiger schwacher Episoden das Wasser an die besten und größten Serien weiterreichen. [...]