Rocket Man - Kommentare
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Alle Kommentare von Rocket Man
Solo - A Star Wars Story scheint nach der holprigen Produktionsgeschichte vielleicht nicht der Star Wars Film zu sein, den wir uns gewünscht oder erhofft hatten, aber den, den wir verdienen. Welcher Regisseur an dem letztendlichen Erfolg von Solo den größten Anteil hat, mag man sich nur ausmalen können. Und kann man der Produktionsgeschichte und den Gerüchten trauen? Alden Ehrenreich sollte am Set permanent einen Coach neben sich gehabt haben, weil er sich seine Dialogzeilen nicht merken könne. Das kann man schon nach wenigen Minuten im Kino verneinen und man stellt fest, dass manche Filme bereits im Vornherein als schlecht und hoffnungslos gelten. Über ähnliches schrieb ich auch schon zu Lone Ranger, der schon im Vorfeld als Flop gehandelt wurde und, ob es nun so war/ist/ sein sollte, ist er dann auch gefloppt. Das wird Solo abwe aller Voraussicht nach erspart bleiben.
Alden Ehrenreich sieht dem alten Haudegen nicht nur ähnlich, er verhält sich und agiert auch wie er. Meine Sicht auf seine Darstellung ist dennoch keineswegs, dass er Harrison Ford’s Han Solo nur nachahmt, sondern auch sein eigenes Flair, seine eigene Coolness miteinbringt. Er passt einfach perfekt, bringt eine Menge Solo typische Oneliner und zeigt die Entwicklung Solo’s von einem doch guten Menschen zu einem Gauner sehr engagiert und nimmt sich dafür auch die Zeit, die dafür notwendig ist.
Das Setting ist in typischer Star Wars Manier häufig an echten Sets, Stränden und Bergen gedreht, natürlich anschließend digital überarbeitet und mit grandiosen Effekten verfeinert. Auch die Musik darf natürlich bei Star Wars nicht fehlen. Aber auch sie fügt sich nahtlos ein, orientiert sie sich natürlich an John Williams Star Wars Philharmonien, die schon Generationen überdauern. Es bleibt dennoch keine bloße Nachahmung, sondern beweist auch Alleinstellungsmerkmal und neue Klänge. Ähnlich wie bei Rogue One, passt sie einfach und fügt sich nahtlos in das Mysterium Star Wars ein.
Und wo wir gerade bei Rogue One sind: Auch Solo ist natürlich ein Stück der Star Wars Geschichte, die Entwicklungen bei den Charakteren, hinzu diesen, die wir bereits kennen, verständlich erzählen müssen. Gerade die Freundschaft zu Chewbacca, die Gauner-Liebe zu Lando oder Solo’s Einstellung zum Imperium o.ä. muss Solo erzählen, ohne aufgesetzt zu wirken oder den Eindruck zu vermitteln, man hätte eine To-Do-Liste oder einen Fragenkatalog abgearbeitet. Mir gefiel es sehr gut, meine Fragen wurden beantworten und dennoch konnte mich Solo auch mit neuen Figuren, neuen Geschichten und einigen ganz besonders gelungenen Twists überraschen.
Außerdem lernen wir in Solo einen neuen Roboter kennen, der sich für die Rechte der Droiden, Gleichberechtigung und Droidonismus (Neologismus ^^) einsetzt. Allein die Idee ist schon ein grandioses Statement und gleichzeitig auch urkomisch. Lobenswert!
Paul Bettany’s Dryden Vos als Antagonist ist eines der wenigen Mankos von Solo, denn er setzt keinerlei Akzente, wirkt wenig bedrohlich und bekommt zu wenig Screentime, als das er die Chance bekommen würde, ein weiterer großer Star Wars Gegenspieler zu werden. Dennoch gibt sich Bettany in seiner Darstellung Mühe und hat sichtlich Spaß daran.
Aber: Wer suchet, der findet. Auch ich habe anfangs noch nach Fehlern gesucht und auch direkt zu Anfang zwei Fehler gefunden, bei denen ich mich fragen muss, warum es im “Cut-Room“ niemanden aufgefallen ist. Nummer 1 fand ich gleich zu Anfang in der Szene auf Corellia, bei der Han, nach einer seiner typisch unüberlegten Aktionen, in die Knie gezwungen wird, eine Einstellung weiter aber wieder gerade und gemütlich stehen kann. Nummer 2 fand ich ebenfalls in derselben Szene, bei der es Anfang noch Nacht und dunkel war, wenige Minuten aber für viel Helligkeit gesorgt wurde. Vielleicht hab ich auch etwas verpasst, aber das hätte man in der Nachbearbeitung noch anpassen können.
Jetzt mag ich auch etwas Fehler geschwallert haben, die mich aber nicht von meiner Begeisterung zu Solo abbringen können und werden. Solo erzählt seine Geschichte, schneidet dabei die Entwicklung Solo’s Charakter an, verbindet Story-Elemente aus den alten Teilen und weiß durch Charme, Thriller-Elemente, schwarzen Humor, einer Menge Charme, tollen Schauspieler, Figuren und einer kleinen Liebesgeschichte zu überzeugen. Echtes Star Wars Feeling kam bei mir indes sehr schnell auf, sodass ich schlussendlich wirklich hellauf begeistert bin von Solo. Wer hätte das gedacht, nachdem so viel Schlechtes über den Film und dessen Produktionsgeschichte „gefacebooked“, “geblogged“, „getwittert“, „gezwitschert“, “geteilt“, „geplappert“ und „geschwallert“ wurde?
Vor allem durch die Weiterentwicklung menschlichen Verhaltens, durch Überwindung von Vorurteilen und Ungerechtigkeit, überzeugt Scott Coopers “Hostiles“. Allen voran Christian Bale als Captain Joseph J. Blocker, der als Bekannter und unbarmherziger Mörder unzähliger Indianer seinen Dienst verrichtet und einen Sack voller abgetrennter Kopfhäute als Andenken aufbewahrt, wird dem ungebändigten Hass und der Ungerechtigkeit gegenübergestellt.
Nun steht ihm ein wichtiger, aber gefährlicher Auftrag bevor, denn er soll den Chayenne-Häuptling Yellow Hawk in das Land seiner Vorväter begleiten. Dabei ist es seine Aufgabe für dessen Schutz und sichere Ankunft Sorge zu tragen. Dies fällt ihm selbstverständlich schwer, da er einst der Mann war, der ihn in Ketten legte und dabei zusah, wie Yellow Hawk einige seine engen Freunde bestialisch ermordete.
In Hostiles lässt Scoot Cooper zwei vom ungleichen Schlag aufeinander los, nur um ihre Sicht dabei kontinuierlich gegenüber zu stellen und durch Gestik, Mimik, sowie Musik und Kommunikation zu entkräften. Die Zeit ist eine andere, der Fortschritt bahnt sich an und die Ureinwohner, Indianer, Apachen und weitere unzählige Urvölker Amerikas treffen zunehmend auf Verständnis und Realisation der Gesellschaft, die sich nur sehr langsam mit den Fehlern der Vergangenheit und Gegenwart abfinden kann.
Denn der Hass zwischen Amerikanern und den Urvölkern steht in “Hostiles“ ganz oben, bereits in den ersten Minuten wird uns eben jener Hass vor Augen geführt. Der Hass der Urvölker, die zu Wilden wurden, weil man ihnen ihr Land geraubt hat. Gewiss pflegten sie auch einen anderen Lebensstil, den wir nie verstehen konnten, weil wir immer mehr und besseres gewohnt waren. Einer der Gründe, weshalb sie als “Wilde“ bezeichnet und gequält wurden. Was Familie ist, wussten die Ureinwohner Amerikas aber wohl schon immer besser, was in “Hostiles“, ähnlich schon wie in Kevin Costners “Der mit dem Wolf tanzt“ an Yellow Hawk und eben jenen zu Unrecht gequälten Menschen verdeutlicht wird.
Reue ist das Hauptmotiv in “Hostiles“, dass uns gerade Christian Bale mit seiner ruhigen, kargen Art und seiner Bandbreite an Emotionen beispiellos offenbart. Ebenso sehen wir selbiges an der von Rosamund Pike’s verkörperten Figur Rosalie Quaid, die ihre Familie an Ureinwohner verloren hat, aber im Verlauf des Films realisieren muss, warum das Verhalten der Amerikaner, nicht der Ureinwohner, einen beträchtlichen Anteil daran hat. Monster erschaffen Monster. Und Fehler führen zu Fehlern.
“Hostiles“ ist ein klassischer, ruhiger, atmender, gefühlvoller und ruhiger Western, der sich nicht durch irgendwelche Klischees definiert, sondern beiden Seiten ihren Raum lässt, die Konsequenzen klar benennt und der Wahrheit ihren wahren Platz einräumt. Leider werden ähnliche Zustände auf der Erde immer herrschen, weil die Angst des Menschen vor Unbekanntem nie geheilt, nie unschädlich gemacht werden kann.
Leo verkauft sich für 10 Millionen $? Dafür steh ich ja Morgens nicht mal auf.
[...] Star Wars 8 bietet Unterhaltung, vielschichtige Neuerungen der Mythologie, epische Weltraumschlachten, Beziehungen, Empathie und wahre Größe. Hier steckt Herzblut drin, ein Drehbuch aus Gold und einige Zeilen aus dem Munde von Luke Skywalker selbst, die ewig nachhallen werden, weil sie den Ursprung von Gut und Böse, schlecht und gut, hell und dunkel schürt und die Mythologie um die Jedis und Siths auf eine neue Ebene hebt, die der Zuschauer nicht mal ansatzweise vorher so intensiv kennengelernt hat. [...]
[...] Und Gary Oldman als Winston Churchill ist eine schiere Wucht, der Oscar somit wohl verdient. Mehr gibt’s da nicht zu sagen. Grandios. [...]
Familie und andere Hindernisse
: Unser letztes Gespräch war sehr ergiebig kleiner Rocket. Mir hat ja Frederick Lau in diesem Simpel gut gefallen. Und der David Kross als behinderter war auch recht amüsant, findest du nicht auch? Familiäre Barrieren, wohin man hinsieht. Und bei dir so?
: Ich glaube mich zu erinnern, dass du das letzte Mal aus freien Stücken zugegeben hast, dass du meinem Unterbewusstsein entspringst. Simpel ist ein unglaublich starker Film, voller Gefühle, Trost durch Tränen, Zusammenhalt und Akzeptanz. Frederick Lau und besonders David Kross, als schwer beeinträchtigter junger Mann überzeugen auf voller Linie. Und behindert sagt man doch heute gar nicht mehr, du Holzkopf. Geistig beeinträchtigt oder… was sag ich dir das eigentlich?
: Du weißt aber hoffentlich, dass du dich gerade selbst Holzkopf genannt hast. Hörst dir eigentlich nicht selber zu? Unterbewusstsein und so. Holzkopf. Gib zu, dass du den Film nur geschaut hast, weil dich ab und zu ein paar Tränen vergessen lassen, was dich sonst so beschäftigt. Ich glaube du bist auch ein bisschen “geistig beeinträchtig“. Nicht, dass ich, als Teil deines Unterbewusstseins irgendwelche Probleme damit hätte.
: Ich rede mir nur gerne ein, dass du nicht existierst, weil ich dich nicht sehe. Du scheinst sowas wie ein Bruder für mich zu sein. Der Zweifler unter uns. Bei Simpel habe ich Rotz und Wasser geweint, weil die darstellerische Leistung von den beiden einfach unbeschreiblich intensiv und gefühlvoll war. Ich leugne den deutschen Film gerne, aber bin in letzter Zeit doch gleichermaßen oft überrascht von ihm. Er verarbeitet sein Thema einfach unglaublich ernst, aber vergisst dabei das Gefühl zu leben und den Spaß am Leben keineswegs. Ben (Frederick Lau), der sich um seinen Bruder Simpel (David Kroos) kümmern muss, der geistig beeinträchtig ist und eingewiesen, Ben entrissen werden soll, ist eine Geschichte, die nur jene wirklich gänzlich verstehen können, die dasselbe erlebt haben. Er rührt zu Tränen und ruht sich nicht auf irgendwelchen Lorbeeren aus!
: Und so weiter. Da wir uns nun einig sind und ich irgendwie du bin… Worüber hast du denn während des Films nachgedacht kleiner Rocket? Ich verweise auf deine Überschrift. Oder denkst du dir nix dabei?
: Ich dachte darüber nach, welche vergleichbaren Hindernisse es gibt. Und ich dachte darüber nach, was wohl das Beste für Simpel wäre. Gewissermaßen hält er Ben davon ab, sich selbst zu verwirklichen, weil Ben sich permanent um Simpel kümmern muss. Auf der anderen Seite gefiel mir der Gedanke nicht, dass man zwei Brüder auseinanderreißt, die sich ein Leben lang um einander gekümmert und auf sich aufgepasst haben. Das untermauert der Film schließlich auch ganz stark. Ben und Simpel sind zwar vom intellektuellen Stand verschieden und teilen sich anders mit, aber sie gehören zusammen. Blut ist dicker als Wasser und Ben ist ihm ein besserer Vater, als sein echter. Der Zusammenhalt zwischen ihnen ist größer, als die Distanz der Erde zur Sonne. Es fällt einem nur sehr schwer über die Lippen, wenn man den Film gesehen hat, aber Ben ist “normal“ und kann ein “normales“ Leben führen.
: Du hast es ja nicht so mit Veränderungen. Jetzt sehe ich, wo das wieder hinführt. Du fragst dich, ob du einen Bruder wie Simpel verlassen bzw. loslassen könntest. Du kriegst ja schon zu viel, wenn du deinen Wecker anders stellen musst, weil du mal früher aufstehen musst.
: Danke für den Hinweis. Ja, loslassen und Veränderungen sind nicht so meins. Und ich weiß auch, dass ich mich vieler Möglichkeiten selbst beraube. Auf der anderen Seite mag ich die Gewohnheit einfach, denn in ihr liegt immer auch Sicherheit. Jetzt hast du mich schon wieder versucht rauszubringen. Du bist wirklich Ich. Ich kann diese Frage nicht beantworten und eigentlich war das Ende schön, auch wenn es noch genügend Möglichkeiten offenließ. Ja, es gibt familiäre Barrieren, wohin man auch sieht. Bei Ben ist es Simpel, bei anderen sind es alkoholabhängige Eltern, oder die Erwartungshaltung des Elternhauses, Disziplin und so weiter. Über Erziehung und was sie anrichten kann haben wir bestimmt schon gesprochen.
: Aber Simpel bricht diese Hürde filmisch auf und erzählt von einer ernsten Geschichte bis hin zu einem durchdachten und harmonischen Ende. Dennoch.. Simpel muss 24h am Tag betreut werden und Ben muss frei sein, sein Leben leben und zumindest ansatzweise sich selbst finden, denn in seinem bisherigen Leben ist er nicht frei gewesen. Alle Fragen können wir hier ohnehin nicht unterbringen, aber zumindest ein paar. Das reicht auch, denn dazu hat jeder eine andere Meinung und das Ende von Simpel hätte besser nicht sein können. Ein offenes Ende.
: Haben wir plötzlich die Rollen getauscht? Gut gesagt mein Lieber. Jetzt fang ich schon genauso an, wie du. Hoffentlich bleibt von mir immer mehr übrig, als von dir. Simpel ist wunderschön, herzzerreißend, erzählerisch top und auf jeder Ebene erfolgreich. Er setzt nicht auf Tränen, auch wenn es dennoch unmöglich sein müsste, keine Tränen zu vergießen. Simpel ist ein Stück echter Filmkunst, ein echtes Drama über wahrhaftiges Leben, mit echten Gefühlen, echten authentischen Schauspielern und eine ernste, herzhafte und aufrüttelnde Geschichte.
:
Auch meinen herzlichen Glückwunsch zum Kommentar der Woche, du zartes, seidiges und lustiges Fräulein :-)
Mr. Church
By Rocket Man
Man könnte sagen, dass wir alle das Produkt von Erfahrungen sind. Zuallererst der Erfahrungen unserer Eltern, die uns schützen wollen, aber auch gewisse Erwartungen an uns haben, weil ihre Erfahrung von derer anderer, z.B. ihren Eltern, entwickelt wurden. Dann gibt es da noch alle anderen Erfahrungen, die wir machen, wenn wir nicht mehr Zuhause leben und uns selbst in das Leben entlassen. Aber auch dann steht oft die Frage im Raum, was der Vater, was die Mutter, was die Schwester oder was der Bruder tun würde. Die Eltern erschaffen das Grundgerüst. Und dieses kann von Anfang an wackelig und unsicher konstruiert sein. Die Schrauben könnten eher laff angezogen, am Material könnte gespart worden sein.
Eine gemachte Erfahrung könnten Fotos sein, die ich immer, wenn ich einen Film schaue, direkt über dem Fernseher betrachten kann. Dort hängt ein Bild von mir und einem Freund aus der Schule, mit dem ich auch nach dem Schulabschluss vor 2 Jahren noch einige Zeit gut befreundet war. Aber auf dem Bild ist eine freie Fläche zwischen den Körpern zu sehen. Ganz deutlich. Und wenn ich dort hinblicke, dann erinnere ich mich, dass es dort immer einen Abstand gab. Wir waren sehr verschieden, er hatte Zuhause viel mehr Freiheiten, durfte quasi machen, was er will und die Eltern standen immer hinter ihm. Ich bekam von Zuhause aus immer eine gewisse Grundhaltung und diverse Erwartungen beigebracht. Ein guter Schulabschluss, eine gute Lehre, Rentenversicherung, Bausparvertrag, Verantwortung, Respekt. Man könnte sagen, dass ich mehr über Verantwortung und wichtige Werte gelernt habe, als er, die ich mir teilweise sogar selbst beigebracht hab. Wie viele andere auch. Wir waren zu verschieden, er mehr verwöhnt, als ich und so konnte die Freundschaft nicht ewig halten. Während der Schule machte es Spaß, danach konnte man über Probleme nicht so gut reden und man vergnügte sich eher, auch wenn man gerne etwas Ballast abgelegt hätte. Kein stabiles Fundament.
Mr. Church, der ganz plötzlich in das Leben von Marie und ihrer kleinen Tochter Charlie hereinplatzt und für sie kocht, hat sich durch die Erfahrungen und Entscheidungen der Eltern auch sehr verändert. Er kocht für die beiden, weil Marie an Krebs erkrankt ist und nicht mehr viel Zeit hat. Aber auch darüber hinaus bleibt er bei der Familie und sieht sich bald als einen Teil von ihr. Dazu sehen wir Eddie Murphy in seiner ersten richtig emotionalen Rolle und ich konnte voller Freude feststellen, dass er auch das kann, würde ihn sogar gerne noch mehrere Male in einem Drama sehen.
Ein großes Geheimnis bleibt aber, weshalb er über sein Leben nach der “Arbeit“ als Koch und Seelsorger, nicht sprechen möchte. Wie sieht sein Leben eigentlich aus? Er ist von morgens bis abends für die Familie da und kümmert sich dort um alles. Eine große Stärke des Films ist, dieses Geheimnis gänzlich offen zu lassen, es höchstens anzuschneiden. Das stößt vielen Zuschauern vielleicht übel auf, weil sie die ganze Zeit auf nichts anderes warten, als mehr über Mr. Church zu erfahren, ich aber wartete nicht darauf, sondern nahm die kleinen Hinweise sorgfältig in mich auf. Es war mir ein leichtes, die Nachricht im Film über die Lösung zu hören. Man sollte eine Geschichte immer bis zum Ende lesen, denn das Ende wird den Anfang erklären. Und gen Ende war alles, was wir über Mr. Church Privatleben erfahren haben, dass er in einem Club Klavier spielte und manchmal betrunken nach Hause kam, fluchte und mit sich selbst bekannte Diskussionen mit seinem Vater pflegte. Traumata.
Mr. Church ist kein allzu schwerer Film, denn der Kern der Hauptfigur ist doch einfach gestrickt. Mr. Church hatte Eltern, die hohe Erwartungen hatten, die Regeln mit Prügel durchsetzten und vermutlich ihre Erfahrungen der Kindheit und des erwachsen Werdens auf ihren Sohn projizierten. Natürlich auch alle schlechten Erfahrungen und vielleicht auch einfach nur das Leben. Vielleicht eine zu hohe Dosis “Leben“.
Er findet in der Familie, in der er sich zunächst nur befindet, weil die Mutter Marie an Krebs erkrankt ist, wird aber ein Teil von ihr. Er wächst damit aus den Erfahrungen und Erwartungen seiner eigenen Eltern heraus und macht Platz für neue, die er dann auf Marie, Charlie und ihr späteres Kind überträgt. Er hebt sich ab und setzt den Erwartungen seines Familienstammbaumes ein Ende. Seine Weisheit und Menschlichkeit gibt er weiter.
Sind es die guten Eigenschaften, die im Leben immer mehr “weitervererbt“/weitergetragen werden? Nicht ganz, aber es sind diese Eigenschaften, die mehr Chance haben, in den Köpfen derer, denen wir sie vermachen, zu überleben.
Viele haben schon von sich behauptet, sie wollen nicht so werden, wie ihre Eltern und ertappen sich dann später trotzdem dabei, wie sie nicht mehr aus sich gemacht haben, als die Summe der Erwartungen ihrer Eltern. Dem unterliegen wir gewiss alle, aber eines weiß ich dennoch, wenn auch nicht komplett sicher: Ich möchte nicht sein, wie es die Eltern, mein Vater vielleicht erwartet hätte und lebe das bereits jetzt jeden Tag. Ich verbreite gerne gute Laune und antworte auch auf die Aussage, dass ich zu nett sei und dass ich das nicht muss, dass mich das einen feuchten Furz interessiert. Denn man kann sein Gerüst dennoch stets überprüfen, das Material erneuern und die Schrauben anziehen. Irgendwann könnte ja ein wundervolles, stabiles Haus daraus werden…
Mr. Church hinterlässt damit einen bleibenden Eindruck. Für viele wird er sich zu viele Ziele setzen und zu wenig davon genügend anschneiden. Ich habe, auch wenn einiges zu schnell erzählt wurde, trotzdem für mich genug gesehen und konnte “Leben“ und Weisheit darin finden. Mehr muss ein Film für mich nicht können, selbst wenn er viele Ecken und Kanten hatte… aber darum gings für mich. Ecken und Kanten.
- maybe unstable threads lead to a whole thread -
Manche Dinge ändern sich einfach nie. So sagt man. So ging es mir vor einigen Jahren, eigentlich jetzt noch. Nicht dasselbe, wie in Der Seidene Faden, aber doch gleich. In manchen Dingen bin ich ein Perfektionist. Früher habe ich viel mehr, als heute, davon gesprochen, wie sehr ich Loyalität, Offenheit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Pünktlichkeit an einem Freund schätze. Als hier, mal da, der Kontakt zum Stillstand kam, floh ich, in andere Freunde, andere Bräuche. Nie dasselbe. Hier war ich vollkommen neu. Nie dasselbe. Immer etwas anderes. Ich sprach auch dann viel darüber, wie sehr mir die genannten Werte bedeuteten, bis ich da hinter kam, dass sie oftmals nichts bedeuten. Das sie etwas anderes bedeuten. Nie dasselbe. Dann saß ich einige Stunden alleine, weil ich dachte, dass mich niemand verstehen konnte. Denke ich heute noch manchmal. Die Ruhe in meinem Zimmer. Beruhigend, als wäre die Zeit stehen geblieben. Stehen geblieben? Es funktionierte nie so, wie ich es mir skizzierte. Wie ein Kleid. Jeder Faden, eine neue Entdeckung, aber auch Perfektion und Ritual. So, wie ich dachte, mich zwang, so zu denken, blieb ich über eine lange Zeit am selben Punkt stehen. Wie eine Statue, obgleich Statuen majestätisch sind. Meine blieb stehen, ich war immer sicher, dass ich alleine auch gut klarkommen würde. Wer kann denn sowas? Man kann nicht die Regeln machen, mit einem Podest vor allen anderen stehen und die frohe Botschaft des eigenen Blödsinns verkünden. Nein, niemals. Man muss sich auch hinknien und bücken können. Zuhören, wenn die anderen sprechen, während sie sprechen, nicht nachdem oder bevor sie gesprochen haben. So blieb, auch nach etlichen Abbrüchen, einer immer da. Dieser eine, der über alles hinwegsehen konnte. Über Offenheit und Vergebung sprach ich damals sehr oft. Zu wenig habe ich darüber nachgedacht, dass ich das auch können muss. Nicht die eigene Hülle auf Kosten anderer Stärken. Dann fing ich irgendwann hiermit an. Hier rede ich auch über diese Werte, aber versuche es anders, als es oft 1m neben meiner Tastatur der Fall ist. Nicht nehmen, ohne zu geben. Geben und Nehmen. Stärke und Schwäche. Dieser eine, der bleibt, der voller Naivität und Tatendrang ist. Komplementär ist. Ergänzend zu meiner oft üblichen Unfähigkeit Intuitiv zu sein oder Veränderung zu akzeptieren. Nicht nur von Veränderung reden, sie machen. Lernen. Leben.
Worum geht’s in Der Seidene Faden? Um Reynolds Woodcock? Um Perfektionismus, Veränderung, Routine und Verachtung? Woodcock spricht viel über Regeln, wie er sein Essen mag, wann er Ruhe haben möchte und ist mit Veränderungen vollkommen überfordert. Ihm fällt es, wie mir manchmal schwer, das Neue durch die Tür kommen zu lassen. Er macht Kleider und wirkt selbst wenig begeistert. Auch, wenn man viel Kultiviertheit und Schönheit in Der Seidene Faden sehen kann, so ist sie selbst nie da. Die Frauen stehen da, sie sehen blass und wenig erfreut aus. Es wirkt trist. Der Seidene Faden taucht tiefer in Woodcock ein, als in die Kleider, die im Vordergrund stehen. Anderson spielt im Dunklen. In der Psyche, die aus “Woodcock“ einen “hölzernen“ und stets in eine Richtung laufenden, schrägen Verrückten macht, lässt Anderson die unverdaute, unverarbeitete Liebe zu seiner toten Mutter aufblitzen. Alma, die neue Flamme, die sich der entzückende Woodcock in einem kleinen, netten Café geangelt hat, erkennt im Verlauf des Films, dass er nur er selbst ist, wenn er krank und hilflos ist. Er am Boden liegt. Denn dann fühlt er in Alma eine mutterartige Gestalt, die ihn umsorgt, abseits von seinem Leben, dass er vermutlich gar nicht will. Die Wärme einer Mutter. Anderson spricht, anders als in seinen vorigen Werken (wie ich finde), keinen glasklaren Ton und Der Seidene Faden läuft glatt, in einem Stück, nicht vielen “Schuhabsätzen“ (kleiner Wortspaß) ab. Das macht ihn stimmig, ist es doch ein wundervolles Theaterstück über die menschliche Psyche, mit Ausbrüchen, Versöhnung und stets auf der Suche nach menschlicher Struktur und Verhalten. Und Day-Lewis in seiner vermutlich letzten Rolle….
"Wir sind immer noch hier, und ich habe schon wieder Hunger."
In der Oasis in Ready Player One werden alle eure schönsten Träume wahr. Ihr könnt eintauchen und in zahlreichen bekannten Spielen Platz nehmen, oder die Unendlichkeit der Planeten, Welten und Möglichkeiten erkunden. Nehmt Platz, setzt die Brillen auf und kommt mit dem Master of the Universe Steven Spielberg mit auf die Reise in die Oasis, dem schönsten Platz abseits der Realität. Schnallt euch an.
- Knock-knock-knockin' on heaven's door -
Rocket Man
1995 -
: Es ist nicht greifbar, wie schnell ihr alle gegangen seid. Irgendwann möchte ich diese Familie und ihren Namen hinter mir lassen. Es klebt zu viel Blut, Schmerz und Verachtung daran. So ein Leben wünsche ich mir nicht, kann aber auch meine Wurzeln nicht leugnen, die die Vergangenheit und Zukunft zeichnen wollen.
: Du wirst deinem Namen nie entkommen können, kleiner naiver Rocket. Du bist über dieses Können schon längst hinaus. Du bist kein Baby mehr, der Schaden längst angerichtet. Was glaubst du denn könntest du tun? Wegziehen, einen neuen Namen kaufen, ein neues Leben anfangen, das alte vergessen und deine Abstammung einfach ausblenden? Für wen hältst du dich denn? James Bond? Das ist nur die erdachte Figur, eines Mannes, der mit seinem Leben und seiner Abstammung so wenig anfangen konnte, dass er seine Fantasien und Träume in einem Buch festhielt, einem Traum von sich selbst zeichnete und damals bestimmt noch nicht wusste, dass sein Buch zig Filme nach sich ziehen würden und der verdammte James Bond nie älter als 40 aussehen wird. Wollte er nur eine coole, Identitätslose Säufer-Figur erschaffen? Ein dämlichen Killer mit seinen urkomischen Onelinern? Oder hätte er vielleicht auch gewollt, dass Bond sich eines Tages ins Ausland absetzt, sich einen neuen Namen und einen langweiligen Job zulegt und dabei die hunderten von Leichen vergisst, die seinen Weg gepflastert haben? Der Schaden fängt doch schon beim Autor an.
: Der Schaden ist bereits angerichtet. Wohl wahr. Trotzdem sehe ich mein jetziges Leben bereits jetzt manchmal an mir vorbeiziehen, als wäre ich schon mal dort oben gewesen. Und ich war nicht zufrieden. Bin ich nie. Ich hab mich schon gesehen, wie ich denselben Beruf ausübte, wie mein Vater, wie Nate und David Fisher, aber auch als leidenschaftlicher Texter skurriler Texte, voller Offenheit und Möglichkeiten. Ich sah mich schon mal glücklich und hab mich aus meiner eigenen angeborenen Haut herausgetraut. Den Weg dorthin kann ich allerdings nie sehen. Wie ein Traum. Schnell vergessen.
: War denn schon mal jemand in deiner Familie richtig glücklich? Ich kenne da einige, die schon in der Erde verwesen und nie glücklich waren. Das Leben ist nicht so. Deins ist nicht so. Meinst du nicht, dass du deine Frau später genauso behandeln wirst, wie dein Vater? Was kennst du denn bitte anderes? Du bist noch ein naives Kind, dass langsam mit dem Leben vertraut wird. Und was an deinem bisherigen Leben hat dir denn überhaupt gut gefallen?
: Mir hat der Deutschunterricht in der Schule gut gefallen. Wenn es in einer Klausur mal wieder hieß: “Bitte interpretieren/ deuten oder fassen sie den Folgenden Text zusammen“, dann pochte mein Herz nicht so sehr, wie bei den traumatischen Mathe- und Bioklausuren. Es pochte gar nicht. Ich brauchte das Buch dazu bloß einen Tag vor der Klausur lesen und hatte Spaß daran, den Text auseinander zu pflücken und ihn vollends zu erschließen. Vielleicht schreib ich eines Tages auch ein Buch. Vielleicht hat dieser Autor von James Bond nur etwas von sich in seiner Figur verstecken wollen. Vermächtnis. Vielleicht mach ich sowas auch mal. Ich wusste noch nie, was ich werden wollte. Es gab einfach nichts, dass mein Hobby fördern wollte oder das mir richtig erschien. Was ist richtig? Aber ich bin doch nicht der einzige, der nicht macht, was er will, sondern das, was das kleinste Übel für sich selbst ist.
: Du hast doch Nathaniel in Six Feet Under nun 5 Staffeln lang dabei zugesehen, wie er mit seinem toten, sarkastischen Ich das Ich seiner Kinder versalzen wollte. Was glaubst du, weshalb der gute, alte Nathaniel und später der gutherzige Nate Fisher als einzige aus dem Jenseits im Hier und Jetzt auftauchen? Analysier das mal.
: Ist doch vollkommen klar. Also zunächst…Er erinnerte mich sehr an meinen Opa. Er hatte eine ruhige, zurückhaltende Art. Meist laß er es uns Kindern von den Lippen ab, was wir wollten oder musste uns nur kurz in die Augen schauen. Er war nicht perfekt, so wie es niemand ist. Aber er war genügsam, diszipliniert und wenn er noch hier wäre, wäre vieles Leid und viele Enttäuschungen nie dagewesen. Ich war auch noch sehr jung, als es passierte und konnte mich nur an die guten Erinnerungen klammern, denn das war alles, was ich kannte. Und davon zehre ich, denn alles Gute gibt dem vielem schlechten und Bösen doppelte Breitseite. Es muss immer mehr Licht als Dunkel geben und das Licht gewinnt. In mir, David, Nate, Ruth und Claire gibt es das Verlangen diesen Menschen besser kennengelernt zu haben. Deshalb taucht nur er immer auf.
: Ah, ein unangebrachter Verweis zu dieser TRUE DETECTIVE Serie. Der geht auf dich kleiner. Sauber eingefädelt. Der Deutschunterricht hat dir jedenfalls nicht geschadet. Aber wie oft können Menschen ihre verkorkste Chenowith’sche Identität abreiben, wie an einer Käsereibe? Oh, warte. An einer Käsereibe bleibt der ganze Mist ja noch kleben. Ha. Oder besser: Die Stücke werden nur kleiner gemacht, nicht aber der ganze stinkende Cheddar. Na? Gut, oder?
: Was für ein Glück, dass ich den stinkenden Cheddar mag. Und ich denke, dass es jeder schaffen kann du pessimistischer Dreckskerl. Schau dir doch mal das Ende von Six Feet Under an. Claire hat es geschafft. Sie ist ihrem Schicksal entgegengetreten, hat sich ihm gestellt, wie ich und konnte ein eigenes und glückliches Leben anfangen. Der Weg ist das Ziel und der Weg bis zum Ziel ist eine Treppe. Eine Stufe nach der anderen. Und wenn man sich nur seinem Schicksal fügt, dann wird die Sicht auf die Treppe nur immer länger, langgezogen, wie einem Horrorfilm, wenn der Gang plötzlich unendlich lang erscheint, dabei aber eigentlich so verdammt kurz ist.
: Was hast du also vor? Willst du noch mal studieren, obwohl du es verkackt hast? Willst du die Lehre abrechen? Mein Junge. Ich liebe dich und wünsche dir, dass du es schaffst, aber du wirst meine Hilfe brauchen. Ich mag dir ja pessimistisch vorkommen, aber ich bin Tod. Nathaniel ist doch nur eine Projektion aus dem Unterbewusstsein von David und Nate, so wie ich deine bin. Also brauchen sie, brauchst du anscheinend eine doppelte Portion von dir selbst ;)
: Dass Studium war einfach keine gute Überlegung. Aber es war Unbeschwert, Verrücktheit und das kurz anhaltende Gefühl von Freiheit. Hätte doch auch klappen können? Immerhin hab Ichs nach dem ersten Semester hingeschmissen, statt nach sechs. Solche naiven Spinner gibt’s auch genug. Die sind doch im Grunde noch schlimmer dran. Und nun…wenn ich vor einigen Jahren in Philosophie nicht eine freiwillige Facharbeit über Nahtoderlebnisse verfasst hätte, dann würde ich dir uneingeschränkt recht geben. Aber das kann ich nicht. Auch wenn es nur die Erinnerungen sind, die den Projektionen eines geliebten Menschen eine Stimme verleihen, dann sind es dennoch sie selbst und wir müssen zuhören. Sie sind auch nach dem Tod noch da und können dir Rat spenden. Der Tod ist eine Zwischenstation. Für uns Lebende, wie es mir das Ende von Six Feet Under auf herzerwärmende Weise offenbarte, ist der Abschied und die Zeit bis zum eigenen Tod nur ein Wartebereich, indem wir jederzeit Platz nehmen können, unsere Sorgen ausschütten “und wieder sicher landen können“, bis wir eines Tages mit offenen Händen selbst dort empfangen werden.
: Du redest gerne viel. Das mochte ich immer an dir. Obwohl es weniger reden, als schreiben ist. Reden konntest du noch nie so gut. Wie gut, dass deine Tastatur das hektische Geklöppel so gut abkann. Ich frag mich, wie du vorhin auf James Bond gekommen bist. War das Absicht?
: Lenk ruhig vom Thema ab. James Bond war eine plötzliche und vielleicht unpassende Idee. Ich wollte dir nur zeigen, dass hinter einem Buch, jedem Film, jeder Figur in einer Serie etc. ein Mensch steht, der einen Grund haben muss, für das, was er da tut und weshalb er es macht. Es kann unmöglich nur des Geldes wegen sein.
: Ab einem gewissen Standpunkt ist es das Geld. Eines der schlimmsten Erfindungen, eine gefährliche Waffe, mit der Kraft einer oder mehrerer atomarer Sprengkräfte, wenn du mich fragst. “Wer jatts erfunden?“. Nein, nicht Ricola, sondern der Mensch. Der Mensch erfindet, was ihn selbst am Besten zerstören kann. Er entdeckt etwas, erforscht es und bastelt daraus seine eigene Vernichtung. Er muss es zwar nicht machen, aber Einstein sagte es selbst schon so passend: “Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mäusefalle konstruieren.“. Aber wovon reden wir denn jetzt schon wieder? Ich hab die letzten Wochen mit dir vor der Glotze gehockt und Six Feet Under geschaut.
: Du hast Recht. Aber glaubt du mir jetzt, dass jeder sich selbst verwirklichen kann?
: Ich denke, dass es schwer ist, aber auch ich habe es bei Claire gesehen. Diese letzten 10 Minuten für die Ewigkeit, für uns alle, für uns alle.
Hattest du nicht auch so ein fragliches Gefühl, dass dir während der gesamten letzten Staffel sagte: “Da muss noch etwas viel schlimmeres passieren/ Warum entwickelt sich Ruth nicht endlich weiter/ Warum verändert sich Nate so stark…“? Ich muss es einfach sagen, aber…. Die letzten 10 Minuten Six Feet Under haben die Serie unbeschreiblich und harmonisch zu Ende geführt. Es sind diese 10 Minuten, die die ganze Staffel, nein, die ganze Serie in leuchtende Sterne am Nachthimmel verwandelten. Egal, wo etwas gefehlt oder gemangelt hat, nach diesem Ende gibt es nichts mehr. Es bleibt eigentlich nur Knien und Respekt haben.
: Respekt vor dem Tod, dem Umgang, Verzweiflung, Verarbeitung, Trauer und Liebe. Eine der Serien, die ich mal wieder nicht selbst entdeckt habe. Darauf eine Lobrede an meinen guten Freund, der schon genau weiß, dass ich ihn mal wieder nicht auslassen konnte. Smiley.
: Bitte entschuldige die harten Worte vom Anfang. Aber… wenn wir zusammen richtig gedeutet und verstanden haben, dann habe ich das nur getan, weil die Projektionen deines Unterbewusstseins diese Zweifel hegen. Es lag nicht an mir. Es lag auch nicht nur an dir. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.
: Es ist schön mit jemandem zu reden, der mich genauso kennt, wie ich bin. Auch, wenn ich es selbst bin, mit dem ich rede. Six Feet Under hat so viel zu bieten. Über eine tragische Familiengeschichte, verkorkste Seelen, dem Verlangen sich selbst zu verwirklichen, sich selbst zu finden und seinen eigenen Weg zu beschreiten. Verwirklichung. Und das Ende wird zu Recht als vielleicht bestes Serienende aller Zeiten angepriesen. Denn das ist es. Keine offenen Fragen, keine mögliche Fortsetzung und ein harmonischer Abgang für die Ewigkeit.
Und das Intro, dass mich anfangs abschreckte, erklingt jetzt gerne auch einfach mal so. Es ist so verspielt, naiv und fröhlich. Und der Song aus den letzten 10 Minuten dieser Serie haben mir den Rest gegeben.
: Nun. Ich denke, es ist Zeit den Champagner aufzumachen und auf dich zu trinken, kleiner Rocket. Du kannst es schaffen. Auf dich !
- The infinite Counselor ∞ –
Ein Leben nach dem Tod, kein Leben nach dem Tod, Nahtoderfahrungen, Spekulationen, Glaube und Fantasie. Das alles verbinde ich mit dem Leben nach dem Tod, wenn ich darüber nachdenke. Aber gibt es dieses Ende? Ein Schlussstrich, der alles endgültig beendet, Marterie, Gefühle auflöst und Seelen in den Himmel fliegen lässt? Gibt es sowas wie Unendlichkeit?
Manchmal, da stehen verstorbene Familienmitglieder mitten am Tag im Raum, lauschen meinen Gedanken und erinnern mich daran, wer ich bin, was ich sein könnte, aber was ich wirklich bin, das vermag keiner von ihnen mir zu zeigen. Sie helfen nur. Denn sie sind nicht Tod, haben nur eines der vielen Enden überwunden und sind an einem ruhigen Ort, von dem aus sie mich beobachten und mir Rat schenken können. Diese Erscheinungen sind vielleicht nur Fantasie und vielleicht gibt es sowas wie den Himmel nicht. Vielleicht heißt es auch nur anders, aber klar ist, dass sie noch da sind, auch wenn ich sie nicht mehr physisch vor mir sehen kann. Wenn ich etwas durch mein Zimmer werfe, womöglich ein kleines Andenken oder ein persönliches Erinnerungsstück oder einfach irgendetwas vollkommen bedeutungsloses, dann ist es die Scham, die mich fortan zerfrisst, wenn ich an die verstorbenen Mitglieder meiner Familie denke. Hätten sie gewollt, dass ich etwas oder mich selbst zerstöre? Wie sehen sie mich jetzt, was hat sich an der Sicht zu früher geändert? Sollte ich ein Kind sein wie früher? Muss ich mich stetig verändern? Warum kann nicht einfach alles mal so bleiben, wie es ist?
Meistens sagen sie mir, dass ich nicht alles richtig, perfekt, routiniert oder sicher machen kann. So sei das Leben nicht. Es sei schrecklich, schön, voller wunderschöner Orte, Momentaufnahmen, Portfolios, beschlagener Scheiben und Erinnerungen.
Wenn ich die Zahl 1 auf ein Blatt schreibe, dann muss ich oft daran denken, wie mir mein Opa vor vielen Jahren beibrachte, wie man rechnet und wie seine 1 aussah. Ich weiß es, als hätte er vor wenigen Minuten neben mir gesessen und es mir gezeigt. Ich sehe noch heute, wie er den Stift bewegte, die einzigartige 1 zu Papier brachte und solange mit mir übte, bis ich es konnte. Diese Güte und dieser eiserne Wille. So wollte ich immer sein. So möchte ich sein. So möchte ich werden.
Und Ob er nun tatsächlich da ist oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, dass er ein Richtwert meines Lebens geworden ist. Weniger die Lebendigen, viel mehr die Toten, die mir durch ihre Vorstellungen und Ansichten, Entscheidungen abnehmen, die ich selbst nie fällen könnte. Wie lange sollte ich zur Schule gehen? Sollte ich studieren, eine Ausbildung machen oder auswandern und um die Welt reißen? Was mein Opa gewollt hätte wusste ich, ebenso wie meine Oma. Also tat ich, was mir möglich war und versuchte Oma und Opa Stolz zu machen. Sie haben großen Einfluss auf einfach alles. Der Tod ist tragisch. Aber nicht das Ende. Die wahre physische, warme und menschliche Gestalt, die sie hatten war nie weg. Sie ist unendlich geworden.
Wie Nate und David Fisher, sehe ich die Menschen, die bereits gegangen sind manchmal direkt neben mir. Manchmal machen sie sich lustig, manchmal loben sie mich und manchmal sagen sie gar nichts. Trotzdem beobachten sie mich oft genug, reden mit mir und helfen mir durch Unglück und Enttäuschung. Sie sind nicht Tod. Sie sind vielmehr ein Manifest unserer selbst und ewige Geborgenheit. Die menschliche Hülle ist weg. Der Rest ist noch da. Sie sind immer da. Sie sind Galaxien, die wir den Rest unseres Lebens versuchen zu ergründen und an uns binden. Richtwerte, Hoffnungen und Offenbarungen.
Die Fragen nach dem Warum, Wieso und Weshalb, die sie uns lehrten und noch immer lehren. Unendlich viele Sterne, Sonnensysteme und Antworten.
Six feet under zieht seine Kraft vor allem aus dem Tod von Nathaniel Fisher Senior, der Vater von den Brüdern Nate und David. Sie sind die Eigentümer eines Bestattungsunternehmens und kommen in Staffel 1 wieder zusammen. Durch ihre Umgebung, die Familie und deren Verlust, sind sie alle auf der Suche nach sich selbst. Was soll aus den Brüdern, der Schwester und der Witwe Ruth werden, jetzt, wo der Vater und einzige echte Bezugspunkt plötzlich weg ist?
Egal, wie nah sie sich alle standen, sie teilen den Verlust. Sie teilen ihn durch Hass, Trauer, Zerstörung und Verzweiflung. Die Brüder müssen sich fortan um das Bestattungsunternehmen kümmern und sehen sich dadurch pausenlos mit dem Tod, der Tragik und Schicksal konfrontiert. Wie zufällig und willkürlich das Leben ist, wie schnell es enden kann und warum es wichtig ist, sich weiterzuentwickeln, nicht aufzugeben und zu schützen, was wirklich wichtig ist, lehrt uns Six feet under und einige der wichtigsten Lektionen über das Jenseits und das Hier und Jetzt.. Über Trauer, Verzweiflung, Verarbeitung, Leben, Tod und Unendlichkeit. Gestorben wird immer. Aber der Tod ist nicht das Ende. Er ist Unendlichkeit.
Diese schnellen, stimmungsvollen und "pointierten" Sätze sind das Markenzeichen unseres lieben Deaths.
Meinen Glückwunsch zum wohlverdienten Kommentar der Woche werter Freund :-)
Wenn sich die Zweifel Teilen.
Annihilation
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Vor sehr langer Zeit entstand die erste Zelle, die Leben bedeute. Aus ihr folgten weitere Zellen. Aus 1 wurden 2, aus 2 wurden 4, während ich dieselben Auswirkungen auch auf meine Gedanken- und Gefühlswelt übertragen kann. Der Zweifel beispielsweise manifestiert sich in meinem Hirn, wie die Wurzeln eines Baumes, tief in der Erde, über alle Maßen verknotet in sich selbst, nur um weitere Wurzeln zu schlagen und immer mehr Erde zu befallen, den Virus weiter zu tragen, bis er unendlich geworden ist. Je öfter ich enttäuscht werde, je öfter die Menschlichkeit das Gesicht wechselt, Menschen sich verändern oder Dinge das eigene Bewusstsein verändern, desto mehr dupliziert sich der Gedanke, der Zweifel, der einer Zelle gleicht, in meinem eigenen Bewusstsein. In meiner Identität, die sich ein Leben lang unaufhörlich formt.
Oder sind es die Gedanken, die den Zweifel erschaffen, die die Duplizierung erst möglich macht?
Befinde ich mich in einem Schimmer, der mich immer weiter befällt, während er Zweifel, meine eigene Identität und mein Gedächtnis an mich selbst und die Menschen in meinem Leben immer weiter entfremdet, bis ich mich selbst nicht mehr erkenne? Wer bin ich? War ich einmal ich, ein anderes Ich? War ich du? Wer bin ich? Wer bist du? Wessen Wurzeln schlagen sich durch meinen Körper, welche Windungen durch meinen Schädel? Wer bin ich?
In Annihilation wird probehalber niedergeschriebenes Experiment auf den Fernseher gebannt. Wie es sich für einen guten Thriller gehört, lassen sich die meisten schlechten Meinungen und Kommentare auf eine zu einfache Handlung, fernab von Wurzeln und Windungen begründen. Sie versuchen es zumindest, denn auch ich wollte in der ersten Stunde keine facettenreiche Handlung erkennen und wartete, bis die Wurzeln immer weiter in die Erde eingedrungen sind. Wenn Annihilation eine einfache und leichte Handlung hat, dann gilt das auch für Inception, Interstellar und sämtliche anderen Science-Fiction-Thriller, die jemals versucht haben, dem Zuschauer ein bisschen Grips abzuverlangen. Ich zumindest denke, dass die meisten Kommentare, die die Handlung kritisieren, darauf beruhen, dass der jeweilige Schreiber sich nicht mit dem Ende auseinandersetzen wollte, generell mit der Idee und dem eigenen Zweifel verfallen ist, bis er die Lust auf eine Interpretation selbst zerstört hat. Unlust führt zu Selbstzerstörung könnte man sagen.
Jedenfalls ist es das Hauptmotiv des Films. Wie passend. Selbstzerstörung. Lena (Natalie Portman) und Kane (Oscar Isaac) sind Mann und Frau. Sie beide trennen ihre eigenen Selbstzweifel, der Mangel und der Erkenntnis einer Identität und der Selbstfindung. Denn die Zweifel vervielfältigen, duplizieren sich in beiden, sodass sie Geheimnisse voreinander haben und die Duplikation ihrer Zweifel sie immer weiter voneinander entfernt. Kane ist Soldat und wird zu einem Einsatz gerufen, ohne Lena irgendwelche Informationen darüber zu nennen. Als er nach einem Jahr wieder zurückkehrt, ist er ein vollkommen anderer. Er ist sich seiner Existenz und seiner Identität nicht mehr vollends bewusst und erleidet schon wenig später Multiplen Organzerfall.
Auf dem Weg ins Krankenhaus werden Lena und Kane abgefangen und in eine Einrichtung transportiert. Vor dieser Einrichtung befindet sich die Area X. Dort erstreckt sich ein “Schimmer“, wie ein regenbogenartiger Schleier, der sich um eine weite Umgebung ausgebreitet hat, wächst und aus der noch nie etwas zurückgekehrt ist. Dieser Schleier ist Semipermeabel. Das heißt, dass Dinge, Menschen und Zellen eindringen, aber nichts aus ihr herausdringen kann. Sie ist also bedingt durchlässig.
Da Lena erkennt, dass ihr Mann Kane aufjedenfall durch den Schleier verändert wurde, begibt sie sich mit einem Team aus Wissenschaftlerinnen ebenfalls in den Schleier und dessen Umgebung.
Was sie sehen ist wunderschön. Die Blumen, die einer unaufhörlichen Mutation erliegen und dadurch einen ständigen Wandel erleben, sorgen in Alex Garland’s Annihilation für einige der schönsten und faszinierendsten Bilder überhaupt. Dabei setzt er uns eine Umgebung vor, die jegliche Normalität abstößt und immerzu etwas Neues zu formen versucht. Selbst die Tiere mutieren und Pflanzen sehen aus wie Menschen. Nichts hat eine Daseinsberechtigung und wird stetig verändert.
Was dupliziert sich im Schleier?
Im Schleier duplizieren sich Zellen, Gedanken, Krankheiten und die Umgebung selbst mit den Individuen, die sich in dessen Territorium befinden. Alle Wissenschaftlerinnen, die mit dabei sind, sind vom Selbstzweifel angetrieben, die sich ebenfalls duplizieren und so bereits den Tod aller Protagonisten ankündigen. Tiere können mit Menschen mutieren, Menschen können zu Bäumen mutieren und Pflanzen mutieren untereinander. Aber das wird einem, wie bei Interstellar erst bewusst, wenn der Abspann läuft und die Gedanken sich fügen. Das ist kein Film für das Durchschnittspublikum, dass an Interpretationen und Analysen keinerlei Interesse hat. Folglich ist es nur verständlich, dass viele bitter enttäuscht sind, dass sie keinen einfachen Actionfilm, ohne anregende Handlung bekommen haben. Ich rechnete zwar auch nicht damit, aber augenscheinlich beschwere ich mich auch nicht darüber, dass ich mehr bekam, als ich vermutete. Andernfalls würdest du das hier nämlich heute nicht lesen.
Zurück zum Film. Im Schleier dupliziert sich alles, also auch die Menschen, wenn sie das letzte Stadium bzw. die letzte Station, den Leuchtturm erreichen, von dem die Gesamtheit des Schleiers ausgeht. Hier nimmt er seinen Ursprung und erschafft die schwerste Szene im Film, die künstlerisch anmutet und ganz bewusst auf die Folter spannt, verblüfft und verwirrt. Im Leuchtturm wird aus jedem, der ihn betritt, ein Duplikat. Wie kam Kane dann in die normale Welt zurück? Welche Version ist er? Ist er er? Oder ist er du? Oder ich? Wer ist Kane?
Wenn sich das Individuum entscheidet, die vollkommene Selbstzerstörung (Selbstmord) einzugehen, nimmt die Materie, die zuvor ebenfalls aus menschlicher DNS entstanden ist, die menschliche Gestalt eines Individuums an. Klingt kompliziert. Die Lösung muss also darin bestehen, das Duplikat eines Individuums zu zerstören, dass die Gesamtheit der Marterie des Schleiers darstellt und dann ebenfalls selbst zerstört wird. Genau das versucht Lena und ist dabei scheinbar erfolgreich.
Aber so einfach möchte es sich Garland zum Ende hin nicht machen. Er setzt uns eben jenes Ende zwar vor, lässt das Ende aber vollkommen offen.
Hat Lena den Schleier durch die Zerstörung aller “Schleier“haften Marterie vollkommen zerstört, oder ist sie ein Duplikat, dass die Welt fortan infizieren wird? Und was ist mit Kane? Kane ist nicht Kane, wie er selbst weiß. Aber ist Lena wirklich Lena?
Und wer bin dann eigentlich ich verdammt nochmal? Bin ich ich? Bin ich du? Bin ich irgendwer? Wer bin ich??
CLOSEUP
Es gab an Tomb Raider, dem Videospiel-Reboot aus 2013 nicht viel zu bemängeln. Es gab eine wendungsreiche, neue Story, neue Gadgets und eine knackigere Lara Croft, die außerhalb der normalen Gesellschaft, im Spiel eher weniger zu sehen war. Sie war gleich mitten drin im Abenteuer und nutzte die normale Welt, außerhalb der ganzen Mystik, Magie und Flüche, um eine Grundlage für die Story zu setzen. Dem fügt Tomb Raider der Film, der seit gestern offiziell in den Kinos läuft, noch ein paar wichtige und authentische Nuancen hinzu. Denn im Film gibt es das Croft Manor und ein Erbe, dass Lara anzunehmen hat. Ähnlich, wie in den älteren Versuchen mit Angelina Jolie, die ich auch nicht schlecht fand. Es war nur etwas vollkommen anderes.
In Tomb Raider 2018 geht es um die geheime Gesellschaft, die sich unter dem Namen “Trinity“ aller übermächtigen und mystischen Kräfte bereichern möchte und Lara Croft, sowie Richard Croft, die das Leben aller Menschen retten wollen. Dem nähert sich Tomb Raider 2018 nur langsam, denn nach und nach werden wir langsam, aber rasant mit den Gadgets und Moves aus dem Spiel vertraut gemacht und begeistert. Dazu kommt die äußerst talentierte Augenweide Alicia Vikander als neue Lara Croft, die alle vorigen Versuche der Filmreihe vergessen macht.
Was ist ein Closeup?
Ein Closeup bezeichnet diese Kamera- und Nahaufnahme, die einen Menschen, ein Ding oder etwa einen Hinweis in voller Nähe zeigt. Dass bedeutet, die Kamera zeigt beispielweise einen Schlüssel in Nahaufnahme, bevor der Zuschauer überhaupt weiß, dass er eine Rolle spielen könnte. Dass hat einen besonderen Effekt auf den Zuschauer und hinterlässt meist einen bleibenden Eindruck. In Tomb Raider 2018 fing ich an die Closeups von Alicia Vikander alias Lara Croft zu lieben. Dieses unschuldige, aber taffe Gesicht, dass eben das verkörpert, was Lara Croft im ersten Teil des Videospiel-Reboots so sehr auszeichnete. Sie ist verletzlich, naiv und bekümmert. Ihr Platz in der Welt muss erst noch geschaffen und gefunden werden, weshalb sie auch 7 Jahre nach dem vermeidlichen Tod ihres Vaters immer noch auf der Suche nach einer Antwort ist.
Aber nochmal zurück zum Closeup. Ich hätte in so vielen Momenten gerne das Geschehen auf der Leinwand angehalten, nur um aus Vikanders unglaublichen Augen einen Closeup zu machen. Sie braucht nicht viel tun, denn diese Augen stechen direkt ins Hirn. Ich könnte darin versinken, denn sie scheint mit ihren stechenden braunen durch die Iris, bis in meinen Schädel vordringen zu können. Dieses Gefühl kenne ich sonst nur von einer anderen ganz besonderen Schauspielerin. Meine Kollegas werden schon wissen, wen ich meine. Ich liebe ihr Gesicht, ihr Spiel und ihre Interpretation der wohl legendärsten und stärksten Frauenfiguren aus einem Videospiel.
Alicia Vikander?
♥
Die Handlung ist gewiss abgeändert, aber in weiten Teilen orientiert sie sich genau an dem Spiel und dieser geheimen Organisation um “Trinity“. Tomb Raider 2018 versucht aber gar nicht erst in 120 Minuten gleich alles zu erzählen, sondern nimmt sich einen simplen Aufhänger, den er relativ leicht abarbeiten kann. Dem einen oder anderen dürfte gewiss etwas fehlen, aber Tomb Raider 2018 ist nur die Einleitung in die Story und nicht die ganze Story selbst.
Das Szenenbild ist fabelhaft, die Stunts nervenaufreibend und die Effekte handwerklich und kreativ auf sehr hohem Niveau. Das Budget war, für so einen Blockbuster, der vermutlich eine ganz neue Trilogie, Quadrologie etc. einführen könnte, relativ niedrig. 96 Millionen $ sind gewiss nicht wenig, aber der Vergleich zu Superheldenverfilmungen (150-300+ Millionen $) darf gewiss angeschnitten werden. Und Tomb Raider 2018 beweist, dass Videospielverfilmungen funktionieren können. Ich genoss jede Sekunde, die ich mit Alicia Vikander verbingen durfte und freue mich auf ein baldiges Widersehen.
Heay Warner?
Winkt den zweiten Teil einfach durch. Macht ihr doch sowieso ;-)
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- K.Flay - Run For Your Life-
[...]
Fate has a way of playing games
And I've been keeping score
[...]
Take everything you demand
Fast as you can
And run for your life
Run for your life
[...]
Don't show your face
They'll lock the cage
[...]
Take everything you demand
Fast as you can
And run for your life
Run for your life
https://www.youtube.com/watch?v=suEeS2v334I
An alle, die bisher ihre Glückwünsche an mich gerichtet haben, meinen allergrößten Dank. Ich bin hin und weg und freue mich ganz besonders, dass ihr Gefallen an diesem Kommentar finden konntet !
Allerdings würde es meine Texte, und erst Recht so einen zu True Detective, ohne euch gar nicht geben.
Euer Feedback ist es und dieses bestärkt mich jedes mal. Eure Worte sind wie ein leises Flüstern, dass ich in mir aufnehme und das mich überhaupt erst zum Schreiben bringt und brachte. Ihr habt es wahrscheinlich zum größten Teil schon gehört, aber was ich mit meiner Lust am Schreiben anfangen soll, dass habt ihr mich gelehrt, als ich hier anfing, klein, unscheinbar und ich die Akzeptanz spürte, die ihr hier versprüht habt. Hier, unter diesem Kommentar der Woche, der wohlwollenden, dankbaren und netten Worte, verbirgt sich das Licht, dass scheinbar am Nachthimmel fehlt. Mehr Sterne, als stille Dunkelheit. Und ein Kommentar, an dem ihr fast zu gleichen Teilen Anteil habt, wie ich selbst :-) Mag komisch klingen, wenn ich euch sage, dass ihr mit mir zusammen diesen Kommentar und viele andere geschaffen habt...aber ich bin mir sicher, dass ihr versteht, was ich meine. Ohne Moviepilot und euch wäre ich vielleicht nie so weit aus meiner eigenen Haut rausgekommen. Und das muss man auch einfach mal sagen. Wo sonst, wenn nicht hier? Danke !
Last but not least, geht der Dank selbstverständlich noch an den Kängufanten aka Andreas. Unter den KdW auch als "Der Mann - Der Mythos - Die Legende" bekannt, hat er auch hier mal wieder eine wundervolle Einleitung geschaffen und meinen Text mit Bedacht und Leidenschaft geschliffen, wie es die Tischler mit Holz machen. Eine Schatulle aus Kischholz, verfeinert mit Licht darin und geschliffen an den Seiten, sodass daraus ein rundes ganzes wird. Lieben Dank für diese tollen Worte und die wunderbare Überschrift Andreas !
Professor Marston and the Wonder Women ist eine Studie über die Menschlichkeit, Liebe, sowie wahrer Stärke. Es ist ferner eine Huldigung über einen Mann, der sich so sehr für die Rechte und die Freiheit der Frauen einsetzte, dass er die Liebe zu Elizabeth und Olive in einem Comic verewigte, der bis heute überdauert.
Entwaffnung
Freitag nach Feierabend und der übliche Wahnsinn. Bruce Willis aka Paul Kersey wird beinahe seiner ganzen Familie beraubt und wird vom liebenden Vater zum kühlen, aber dennoch herzlichen Mörder und Rächer. Entgegen der Kritikermeinungen im Vorfeld, verherrlicht Death Wish 2018 1.0 nicht die Waffenaffinität und den leichten Zugang zu ihnen in den USA, sonder geht gewollt komisch, zynisch und ironisch damit um. Der Film weiß, wo er hin will und er ist kein Realitäts, Geschichts, Historien, Drama oder Psycho-Thriller, sondern ein schlichter Rache-Actioner mit einem überzeugenden Bruce Willis, der vor allem durch seine resignierende und kühle Art überzeugt.
Zuletzt waren die Kritiken zu Lone Ranger bereits vor jeglicher Ausstrahlung in Stein gemeißelt und geschrieben, fertig, die verreißende Meinung zur Schau zu stellen. Ähnlich fühlt es sich für mich auch bei Death Wish an, an dem man nichts bemängeln kann, dessen der Film sich nicht mal ansatzweise richtig bewusst sein möchte. Natürlich ist die Polizeiarbeit um Detective Rains (Dean Norris) und seine Kollegen unterirdisch und der Rachefeldzug ohne erkennbare Bestrafung oder Verfolgung durch das Gesetz bzw. jeglicher Moral bei Paul Kersey, ein schlichter Witz.....Aber warum war nochmal John Wick und John Wick 2 so ein großer Erfolg? Weil es niemanden interessiert hat und weder John Wick noch Death Wish von sich behaupten, ernster gesellschaftskritischer Stoff zu sein. Ganz im Gegenteil, denn die Gesellschaftskritik und die Verherrlichung der Waffenlobby und der Zugänglichkeit zu leichten und schweren Geschützen, wird ebenso lächerlich dargestellt, wie es in der Realität auch ist. Man geht in den Laden, füllt einen Wisch aus, der sowieso abgezeichnet wird und kauft sich, wenn es einem beliebt, eine gemischte Tüte mit Glock, Heckler und Koch, MP, UZI und AK 47. Ebenso die "Gaffer" und die gesamte beschränkte und kranke Jugend mit ihren verschi**enen Handys finden kurzzeitig ihren Platz. Warum auch nicht? Warum nicht ein bisschen davon auch in diesen Rache-Actioner bringen, der sich sowieso nicht so ernst nimmt...?
Hierbei muss kein ernster Ton herrschen und deswegen muss auch der Film nicht bierernst sein. Es ist ein hervorragend aufgenommener, bebilderter und musikalisch untermalter Rache-Actioner, der zwischendurch mit saftigen Onelinern daherkommt und auch so ganz einfach seine satirischen und launischen Passagen hat. Besonders die Kills sind ausgefallen und Paul Kersey wird einem sehr sympathisch.
Vor ewig langer Zeit hab ich auch mal die Originale gesehen, die ich durch die Bank weg schlecht fand. Liegt vermutlich auch daran, dass das einfach nicht meine Zeit war oder ich eben anderes gewohnt bin. Aber, wenn ich mich dessen recht erinnere, war Death Wish mit Charles Bronson ebenso ein Rache-Actioner, indem der Hauptprotagonist ein tragisches Familienunglück durchlebt und daraufhin die Justiz in die eigenen Hände nimmt. So wie Steven Seagal, der eigentlich immer dieselbe Rolle spielt, nur eben manchmal mit einem anderen Beruf. Steven Seagal ist (zumindest die Reihe an Filmen, die ich kenne) der Selbstjustiz-Killer par Excellence, der mittlerweile auch nicht mehr viel von sich sehen lässt. Und es ist auch in Ordnung, sind doch Filme wie Alarmstufe Rot 1 und 2 ziemlich gut und machen ordentlich Spaß. Ob sie nun realitätsnah sind oder nicht, spielt für mich eher mäßig eine Rolle. Es sind Actionfilme und die unterhalten mehr, als sie ernsthaft kritisieren.... Ich hätte mir eher ein paar stärkere Momente Von Bruce Willis gewünscht, empfand seine Darbietung für einen (beinahe) No-Brain-Actioner doch ziemlich gut. Ich hatte meinen Spaß, denn ich wusste, dass mich ein simpler Rache-Actioner erwartet. Dafür muss ich den Kritikern wohl danken, denn diese haben mich vielleicht doch auf einen netten Feierabend mit Salami Sticks und Weingummi vorbereitet.
Bei Death Wish fiel es mir jedenfalls sichtlich schwer vor dem Film nicht mal kurz in die bisherigen Kritiken zu gucken. Aber wer an einem Film wie Death Wish den realitätswert misst und kritisiert, der wird für solche banalen Verrisse ganz bestimmt mit einer Provision belohnt. Guten Abend.
- Traces -
Wir alle hinterlassen irgendwo unsere Spuren. Im Schnee, im Matsch oder auch in großen Worten und Schriften, wie die vielen Philosophen und Schriftsteller der vergangenen Jahrhunderte. Worte hallen ewig nach und Bilder sagen mehr als tausend Worte. Auch ein Zitat, dass Jahrhunderte überdauert hat. Vielleicht wird man uns, unsere Worten und Taten auch irgendwann wiederfinden, wie die Fossilien und Überreste der Dinosaurier. Tief in der Erde, unter mehreren Schichten Erde, Humus und Gestein.
Dann wird vielleicht in einer weit, weit entfernten Zukunft ein Animationsfilm über die Spezies Homosapiens Sapiens (Mensch) gedreht, an der sich eine weiter entwickelte Spezies herantastet, um den Ursprung und die Evolution für sich und ihre Generation nahbar zu machen.
Meine Worte überleben vielleicht nicht die Lebenszeit der Erde, vielleicht auch doch. Mit ihnen wird es vielleicht so sein, wie mit dem Format der DVD, dass irgendwann zur Bluray wurde und wenig später zu Ultra HD und folglich zu 4K. Nur hoffe ich, dass man sich für sie kein extra teures Gerät zulegen muss, um das Privileg zu haben, sie in sich aufzunehmen zu können und aus ihnen zu lernen.
In Disney’s Dinosaurier folgen wir den Überresten der Dinosaurier, die durch Archäologen so weit wieder gefunden, ausgegraben und zusammengesetzt werden konnten, dass man sie auch bildlich reproduzieren konnte. Ein Vergleich zu Jurassic Park ist an dieser Stelle nicht allzu falsch, da viele der Bilder und deren Komposition in Disney‘s Dinosaurier aus realen und Computeranimierten Teilen bestehen. In einem kleinen Making Of auf der DVD verbarg sich dahingehend das interessanteste an einem, der für mich ältesten und schönsten Animationsfilme überhaupt. Die Szene, in der ein Meteorit auf der Erde einschlägt, besteht aus Realaufnahmen von Explosionen, echt nachgestellten Drehorten, die mit viel Liebe zum Detail nachgestellt wurden und den computeranimierten Dinosauriern, die durch das Bild, geradewegs auf die Kamera zu rennen. Einige der Bilder bestehen aus rund 170 Elementen, die zusammengesetzt werden, wie die Überreste der Dinosaurier selbst, davon alleine die zahlreichen Explosionen, Bilder aus drei verschiedenen Drehorten und die Animationen, die das Storyboard bereits zuvor mit genauen Zeichnungen vorbereitet hat. Alleine das Storyboard zu einem Disney Film wie Dinosaurier dürfte einige hundert Seiten künstlerischer Kreativität enthalten.
Dazu mussten die Entwickler der Affen beispielsweise in andere Teile der Erde reisen, um das Verhalten, die Statue, sowie Sitzpositionen, Muster und Charakteristika genau zu untersuchen. Dabei ist ein Animationsfilm entsprungen, der nicht nur durch seine realistischen Bilder und Soundaufnahmen überzeugt, sondern auch die Handlung, die von Zusammenhalt und Liebe erzählt.
Disney’s Dinosaurier erzählt von Alada, einem Saurier, der bereits im Ei eine lange Reise durchmacht, nur um von vogelartigen artverwandten zu einer Affenfamilie getrieben zu werden. Diese sehen zum ersten Mal ein Ei, aus dem schon im nächsten Moment ein Dinosaurier schlüpfen soll. Die Affenfamilie nimmt den kleinen Alada bei sich auf und erzieht ihn zu einem von ihnen. So wird aus dem kleinen Alada kein Fleischfresser oder ein unkontrollierbares Wesen, sondern ein freundschaftlicher Saurier, dessen richtige Familie, die Affenfamilie ist. Auch oder gerade in der heutigen Zeit ist die Geschichte über Integration und Migration in der Gesellschaft, unter anderen Umständen, Kulturen und Sitten, nicht minder aktuell und wichtig. Von 2000 bis heute hat Disney’s Dinosaurier also nichts von seiner Message an uns und seiner Aussagekraft verloren.
Aber schon bald bahnt sich ein Meteorit seine Laufbahn auf die Erde und Disney’s Dinosaurier offenbart ein künstlerisches, wuchtiges und bildgewaltiges Naturspektakel. Mit 127,5 Millionen Dollar, die die Fertigstellung und Finanzierung von Dinosaurier verschlang, ist jeder Cent mit in die über 350 Mitarbeiter, 550 Computer und 3,2 Millionen Rechenstunden an PCs, dem Film ganz klar anzusehen. Hier stehen 6 Jahre Arbeit hinter, obwohl Dinosaurier von Disney nur knappe 82 Minuten lang ist.
Schon damals laß ich viel von der Brutalität, der wuchtigen Inszenierung, die für Kinder nicht angemessen sein soll. Dem kann ich teilweise beipflichten, könnte die tragische Naturkatastrophe und die zahlreichen Kämpfe der Dinosaurier recht angsteinflößend für Kinder sein. Davon ab, setzt Disney trotzdem und vor allem auf Versöhnlichkeit, Teamgeist und dem unbedingten Willen zusammen etwas zu erschaffen. Dinosaurier ist also in etwa genau das, was das Team hinter der Kamera und den Animationen auch ist. Ein Team, das aus Zusammenhalt, Teamarbeit, Liebe und Disziplin besteht.
In Dinosaurier wirkte für mich als Kind bereits alles so real, nahbar und faszinierend. Und daran hat sich nicht das Geringste geändert. Dinosaurier geht mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsen, kurz, mit uns allen auf die Reise durch die Evolution und Teile von ihr, deren Anblick wir nie erhaschen konnten/können.
Wenn es nach uns irgendwann eine neue Spezies oder eine weiter entwickelte Lebensform geben wird, wird man uns dann auch in einem solchen Animationsfilm sehen? Eine Reise durch die Evolution des Menschen 1.0? Ein reizvoller Gedanke. Aber noch nicht jetzt. Denn noch können wir uns an dem Anblick von Disney’s Dinosaurier erfreuen und sehen, was Archäologen entdeckt und ein großes Team von Entwicklern und Künstlern in Bild und Ton erschaffen haben.
Und nicht zu vergessen der unvergesslich schöne Soundtrack von James Newton Howard, der durch die Nackenhaare, wie durch grünes Gras, hinab in die Haut, wie in Gesteinsschichten und bis ins Mark, wie in Erdschichten eindringt und den ganzen Körper zum Vibrieren bringt.
Disney’s Dinosaurier ist und bleibt eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen und einer der besten Filme des großartigen Filmjahres 2000.
Wrong Turns
Ein normaler Freitag, wie aus dem Bilderbuch. Um 16 Uhr verbannte ich die Arbeit und den Schwachsinn, der damit einher geht und gehe mit meiner Vanille Coke und meinen Salami-Sticks ins Kino. Es gibt nichts schöneres, als am Freitag, nach dem Feierabend, in einen ziemlich leeren Saal im heimischen Kino zu gehen und sich einen der besten Filme diesen Jahres anzusehen. Manchmal sind die Zuschauer sogar so respektvoll und halten über 2 Stunden den Mund, damit ich mit dem Film verschmelzen kann.
Und das tat ich. An dieser Stelle möchte ich erstmal sagen, wie sich Red Sparrow bei mir anfühlte, als ich nach dem Kino nach Hause fuhr. Lief mir eventuell jemand hinterher? Mir war so, als würde ich beschattet werden. Was bei meinem eher ruhigen und uninteressanten Leben eher komisch ist. Ich lief also zur Bahn, mit der Gewissheit, dass jemand an mir dranklebte, der es auf mich abgesehen hat. Die Rolltreppe runter zur Bahn, den Bahnsteg entlang, wo ich unter Leuten bin, fühlte ich mich sicher. 15 Minuten später, an der Haltestelle, an der ich aussteigen musste, lief ich noch zu meinem Lieblingskiosk, wie jeden Freitag, und besorgte mir noch Coke Nachschub. Der Inhaber versteht mich und dachte in demselben Moment, in dem ich reinkam, an mich und meine gewohnte Vanille Coke. Wir unterhielten uns noch über das unmögliche Wetter dieser Woche und ich ging von Dannen. Beim Heraustreten aus meinem Lieblingskiosk und dem Inhaber, der um meine Bedürfnisse weiß, wollte ich kurz nachfühlen, wie sich Spione oder “Sparrows (Spatzen)“ in Red Sparrow fühlen. Mit dem letzten Satz zum Inhaber, dem Grinsen und dem gleichzeitigem Schritt aus der Tür legte ich auf der Stelle mein Grinsen ab und versuchte nicht zu zwinkern. Ich stellte mir vor, dass des Abends erneut eine trügerische Gestalt mit schwarzer Kleidung hinter mir her läuft. Und so kam es in meiner Vorstellungskraft. Der Schatten, der durch die Reflektion der Lampen am Straßenrand entstanden, wurde immer größer. Der schwarze Mann kam mir also immer näher. Ich musste schneller laufen, die Schritte zählen, die der Verfolger machte und die Distanz errechnen, die mich vielleicht rettet. Ein Glück, denn so habe ich es nach Hause geschafft, wo es zu viele Zeugen für einen Mord gegeben hätte. Ein paar falsche Schritte hätten mich sonst das Leben gekostet.
Red Sparrow fühlt sich natürlich nicht die ganze Zeit so an, ist sich der Ernsthaftigkeit seiner Thematik aber bewusst. Er erzählt von der jungen Dominika Egorova (Jennifer Lawrence), die als Prima-Ballerina des russischen Balletts ganz oben in der Riege der Vorzeige-Sportler schwebt. Der ganze Stolz Russlands, bis sie bei einem ihrer Auftritte von ihrem Partner versehentlich verletzt wird. Das Bein ist gebrochen und die Karriere scheint zu Ende. Ihr Onkel Ivan Egorova (Matthias Schoenaerts) weiß aber um eine Möglichkeit, wie Dominika ihrer kranken Mutter weiterhin die Beste medizinische Versorgung zu Teil werden lassen kann und gleichzeitig auch ihrem Vaterland dienen könnte. Aus ihr könnte ein “Sparrow“ werden. Ein Spatz. Zu Zeiten des kalten Krieges war jedes Mittel recht, dass es den Ländern und Parteien untereinander ermöglichte, Informationen über den “Feind“ zu bekommen. Und genau da setzt Red Sparrow ein.
Sparrows setzen vor allem ihre physischen Reize ein, was bedeutet, dass sie Verführen, Vertrauen aufbauen und in verschiedenste Rollen schlüpfen können, sollten sie das Training und die Ausbildung überstehen. Und Jennifer Lawrence findet in Red Sparrow ein gesundes Gleichgewicht zwischen ihrer unwiderlegbaren Attraktivität und der nötigen Ernsthaftigkeit. Sie weiß ihre körperlichen Vorzüge, die in Red Sparrow auch als Mittel zum Zweck eingesetzt werden, einzusetzen und selbst den Zuschauer über 2 Stunden auf eine falsche Fährte zu locken. Neben ihr überzeugt auch Nathaniel „Nate“ Nash (Joel Edgerton), der nicht für Russland, sondern Amerika arbeitet und versucht Dominika auf seine Seite zu ziehen.
Red Sparrow ist ein falsches Spiel, dass mit offenen Karten spielt, aber mit einem Schlusstwist aufwartet, der alles Gesehene noch einmal über den Haufen wirft. Mit Dominikas Charakter, mit dem man eigentlich die ganze Sympathie als Zuschauer aufbauen möchte, zögert man, denn bis zum Ende hält uns Francis Lawrence an der kurzen Leine. Er hat uns zwar die ganze Lösung über 2 Stunden auf dem Silbertablett serviert, aber zumindest ich habe sie nicht gesehen. Das macht aus Red Sparrow ein wichtiges und vor allem psychisches Experiment, dass nicht nur an den Charakteren, sondern auch dem Zuschauer funktioniert.
Ein Lehrer meinte vor einiger Zeit mal, dass er vor vielen Jahren mit Menschen aus der ehemaligen DDR gesprochen hat. Nachdem die Mauer fiel und alle Menschen das Recht auf Einsicht in ihre Akten bei den Behörden hatten, sahen sie, dass einige der besten Freunde, die sie in dieser Zeit hatten, sie nur beschattet und ausgespäht haben. Der Feind konnte schließlich auch in den eigenen Reihen lauern. Sie notierten sich Gewohnheiten, wie die Sorte Bier, die derjenige gerne trank, wo sie zum Sport gingen, wo sie arbeiteten usw. Wie im kalten Krieg konnte der Feind überall lauern und gerade dieses Gefühl vermag Red Sparrow authentisch zu uns Zuschauern zu transportieren.
Manipulation, Bekehrung, Gehirnwäsche und Folter sind Thema in Red Sparrow und dank des R-Ratings (FSK 16) kommt gerade letzteres auch annährend authentisch rüber.
Die Schauspieler vollbringen hier Meisterleistungen, allen voran Jennifer Lawrence und die teilweise sehr ruhige und gefährliche Atmosphäre von Red Sparrow ist beeindruckend. Der Score rundet das Ganze schlussendlich gut ab und auch der Akzent von Lawrence (hier die synchronisierte Fassung gemeint) macht einen extrem guten Eindruck. Darüber hinaus finde ich es persönlich erstaunlich, wie viel Ausdruck in Lawrence Gesicht steckt. In vielen Szenen muss sie vor allem kalt und regungslos aussehen. Eben authentisch. Und selbst mit blond gefärbtem Haaren vermag sie dennoch unauffälliger auszusehen, als ein Schatten ihrer selbst. Sie trägt beinahe alle Emotionen in Red Sparrow und sie stemmt es. Mit Bravour!
Red Sparrow ist intelligentes Thriller-Kino mit zwei herausragenden Hauptdarstellern, einer kühlen Atmosphäre und einer nervenzerreißenden Handlung.
[...] Mit Die Verlegerin hat Steven Spielberg ein gut durchdachtes und wohl recherchiertes Werk über die Meinungs- und Pressefreiheit geschaffen. Die Pentagon Papers und die Geschichte hinter dieser riesigen Flut von Lügen der US-Regierung am eigenen Volk, bringt Spielberg mit ruhigen und spannenden Bildern, sowie zwei Top Hauptdarstellern prima zur Geltung. [...]
[...] In Dexter Staffel 4 trifft Dexter Morgan auf den berüchtigten Serienkiller Trinity, der ihm allem anschein nach ein Ebenbild ist. Er wird Dexter Morgans Leben wahrhaftig auf den Kopf stellen... [...]
[...] Auch in Dexter Staffel 3 wird wieder ordentlich gemordet, aber Dexter Morgan verändert sich immer mehr und mehr. Die Familie wird wichtiger, seine Schwester braucht auch viel Aufmerksamkeit und ein neuer Freund wird Dexters Welt schon bald ganz auf den Kopf stellen... [...]
[...] Dexter Staffel 2 macht großen Spaß, die Ermittlungen werden immer spannender und das Team aus allen Charakteren funktioniert. Vor allem mit dem einzigartigen Humor von Dexter Morgan kann die zweite Staffel überzeugen. [...]
[...] Dexter Staffel 1 ist noch ziemlich unreif, trampelt so vor sich her und wartet mit eher unausgefeilten Charakteren auf. Besonders Debra Morgan und Rita Bennett haben echtes Nervpotential und etwaige Rückblenden aus Dexters Vergangenheit kommen reichlich belanglos und viel zu einfach daher. Die Beweggründe für Dexters Verhalten oder den Kodex seiner Morde kommen dem Zuschauer unter Umständen in der ersten Staffel noch etwas zu dumpf rüber. Insgesamt ist die erste Staffel sehenswert, die Serie kommt aber erst in Staffel 2 richtig in die Gänge. [...]