Rocket Man - Kommentare
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Alle Kommentare von Rocket Man
Meinen Glückwunsch zu diesem "wegweisenden" Kommentar der Woche, der die Entwicklung eines der ersten echten SF Filme überhaupt in den Himmel, das Universum hebt. Ich bin Jahrgang 95' und kann unter anderem die Stimmen der heutigen Generation durchaus nachvollziehen. Bevor ich Alien das erste mal sah, ließ ich mich im Internet ein wenig ein, erforschte die Mittel, die damals zur Verfügung standen und die Mittel von heute. Man muss einfach wissen, wie bahnbrechend die Effekte, vor allem das Handgemachte darin war und wie viel Inspiration Scott für die zukünftige SF Ära gesetzt hat. Tja, hier kommen nur die besten der besten hin, woll? Auf dich, lieber Robo ;)
Wir. Sind. Venom
Eddie Brock (Tom Hardy) ist ein erfolgreicher und energischer Reporter, mit Hang zum Egoismus, der ihm immer mehr zum Verhängnis wird. Er möchte nicht der übliche Reporter sein, der die üblichen Fragen stellt, sondern Fragen stellen, die sonst keiner stellt. Er möchte sich abheben und ist in allen Augen nichts weiter als ein Nerd, den nicht mehr interessiert, als er selbst und seine Auftritte in Zeitung und Fernsehen. Infolge seines Strebens nach mehr Aufmerksamkeit und Wahrheit versucht Eddie den zwielichtigen, aber genialen Gründer der Life Foundation, Carlton Drake (Riz Ahmed), zu überführen. Carlton Drake gehört das riesige Wissenschaftsinstitut, dass Raketen ins Weltall schießt, um nach einer höheren Spezies zu suchen und womöglich die Unsterblichkeit selbst zu finden. Als jedoch die Landung einer dieser Raketen schiefläuft und Eddie sich durch seine unaufhörlichen Recherchen mit dem Venom Virus infiziert, ist sein Leben nicht mehr so angenehm langweilig, einfach und unbeschwert, sondern mündet in einen Albtraum. Wer sagt, dass das kein schöner Albtraum werden könnte?...
Wir kriminalisieren uns selbst – Der wahre Parasit
In Venom ist es nicht nur der Parasit, der mit Eddie spricht und ihn bzw. seinen Körper zwingt schlimme Dinge zu tun. Es ist vorrangig der Mensch, der, wie Eddie’s Egoimus ganz zu Anfang, alles zerstört, was die Erde ihm bietet. Nun, same Story like hundred other und nichts neues, aber dennoch erfrischend und mit einem düsteren und harten Humor, der überzeugt. Auch die Zwiegespräche zwischen Brock und Venom sind mehr als köstlich…
Nach meinem Kinobesuch stieg ich in die immer volle Bahn, mit den immer beschlagenen Scheiben. Ich fahre 8 Stationen. An Station 1 steigen ein paar Jugendliche ein. Leider ist es so voll, dass man sie mir quasi an den Arsch geklebt hat. Die Sprache, obgleich es zweifelsohne Deutsch war, erschloss sich mir erst nicht. Alter, Fotze, Hure, Saufen, Ficken, Wichsen und die üblichen Ich fi** deine Mutter, und die deiner Freunde und … ja, eigentlich alle Mütter. Was hat das mit Venom zu tun? Passender geht’s eigentlich nicht, wenn man direkt im Anschluss an Venom davon träumt mit demselben Virus infiziert worden zu sein, wie Eddie Brock. Einmal im Kreis alle Köpfe abbeißen, dann die Arme, dann die Beine und dann zusehen, wie die restlichen Überreste über die Straße rollen. Wie Venom es selbst im Film einmal sagt: “Wie ein Furz im Wind“. Und es ist diese Jugend, die die Zukunft entscheidet, die Eltern sich sowieso einen Dreck um sie kümmern und die, wie hässliche und beständige Parasiten, nur zerstören und Hass sähen wollen. Ich bin in meiner Berichterstattung zum Film also genau so ein Nerd, wie Eddie Brock. Ich möchte nicht den üblichen Blödsinn von tollen Kameras und voll geilen Effekten erzählen, sondern noch etwas mehr. Etwas trauriges, aber wahres über die Entmenschlichung und den Verlust von Kontrolle.
Wie wirkt sich so ein Verhalten aus? Der eine fängt an, der andere zieht mit, bis die ganze Jugend irgendwann mal auf der Deponie endet. In einem Ballungsraum wie Dortmund ist das auch gar kein großes Wunder, wo doch die Menschen, die von außen dazukommen, nicht migriert, sondern isoliert werden. Es gibt für alles eine Gegend… es gibt Teile, in denen Kultur X zumeist vorzufinden ist und Teile, in denen Kultur Y zumeist vorzufinden ist. Das gilt für die, die von hier kommen und umgekehrt. Es gibt auch sogenannte No-Go-Areas, in denen man sich nicht so unbedingt blicken lassen muss, wenn man im Zweifelsfall nicht mit einer Waffe umgehen kann. Dass das mehr zu Anfeindungen, als für Frieden und Gemeinschaft sorgt, ist vorprogrammiert, sodass wir uns gegenseitig kriminalisieren. Wenn also eines nicht unbedingt falsch ist in Venom, dann, dass der Mensch noch immer das Gefährlichste Tier auf der Erde ist. Er ist, wenn man die Aussage mal zulassen möchte, ein Parasit, der sich bis in die Unendlichkeit vermehren kann. Und wenn jemand die Erde mal zerstört, dann ist es wahrscheinlicher, dass wir das tun, als die Sonne oder Weltraumschrott, Wirtschaft oder Politik. Man könnte sagen, und huch, wie passend:
Wir.
Sind.
Venom.
Venom: mh. Solangsam schmeckt mir das auf der Erde aber doch ganz gut. So viel Böses, so viel Aggressivität, so viel Essen und so wenig Zeit…
Natur und ihre Opfer
Flammen schlagen hoch, bewegen sich, drehen sich, links, rechts, unten, oben, durch die Mitte und durch alles hindurch. Etwa so, wie Kugeln aus einer Schrotflinte. Sie streuen. Sie schlagen nicht punktuell ein, sondern hinterlassen willkürlich Einschlaglöcher in ihren Opfern. Wenn ein Feuer erstmal groß genug ist, unaufhaltsam ist, dann verbreitet es sich rasend, schlägt durch Entfernungen, die unvorstellbar sind.
Die Männer von den Granite Mountain Hotshots sind eines der Teams, die diese Feuer bekämpft haben. Wenn Rettung unmöglich, Hilfe zu weit entfernt scheint, tauchen sie auf und bekämpfen das Feuer. Sie bekämpfen es mit Äxten, Schaufeln, Kettensägen, Benzin und Feuer. Sie bekämpfen das Feuer mit Feuer. Was in No Way Out besonders heraussticht ist das Hintergrundwissen, um das sich Ken Nolan und Eric Warren Singer besondere Mühe gegeben haben müssen. Für den einfachen Zuschauer, den Laien, was Feuer und dessen Bekämpfung angeht, besticht natürlich jedes noch so kleine Detail darüber besonders. Dennoch: Es bestechen viele Szenen in No Way Out durch Logik, die man vorher nicht gesehen hat, auch wenn sie in No Way Out direkt vor einem steht. Dass man sich vor Feuer schützen kann, wenn man in einem großen Radius selbst Feuer um sich herum streut, darüber hat man vor No Way Out wohl noch keinen Gedanken verschwendet. Hier und da heißt es, die Geschichte ist verfälscht. Zwei Kommentare hierunter wird ein Artikel des Sterns eingebunden, der von der minderwertigen Ausrüstung der echten Hotshots erzählt, die ziemlich gute in No Way Out und welche Streitigkeiten es nach dem Tod 19 mutiger Helden gab. Und wo das Wort Held fällt, so ist ein wenig Patriotismus, Kameradschaft und Hoffnung in No Way Out nicht nur richtig, sondern menschlich. Diese Menschen, wie auch diese der Feuerwehr, Polizei o.ä., die ihr Leben riskieren, um das Leben anderer zu retten, macht sie unwiderruflich zu Helden. Es hinterlässt immer einen faden Beigeschmack, wenn man liest oder hört, dass der Film nicht die ganze Wahrheit erzählt. Auf der anderen Seite kann ich nicht behaupten jemals einen Film gesehen zu haben, der zu 100% von den wahren Begebenheiten einer Geschichte erzählt. Für mich bot No Way Out, der gar nicht groß Spannung aufbauen muss, eine Grundspannug, die dazu einlädt etwas über den Beruf der Hotshots, Feuer und Natur zu lernen. Da hat es mich nicht gestört, dass das Team der Granite Mountain Hotshots ein Haufen cooler und verspielter Typen ist, dass versucht ein normales Leben zu führen, obwohl auch ihr Leben, je mehr sie in den Beruf verwickelt sind, zu ihrem richtigen wird. Die Grundstimmung in No Way Out zieht sich durch den gesamten Film und besticht durch authentische Bilder, die man vorher nicht gesehen hat und bringt uns eine Gefahr näher, der wir uns alle noch nie stellen mussten. Hoffentlich müssen wir das auch nicht. Und dennoch: Es muss Menschen geben, die diesen Job übernehmen und ihnen allen ist Respekt entgegenzubringen. Ob das Drehbuch den wahren Begebenheiten nicht zu 100, sondern nur zu 80 oder 70 % entspricht, hindert nicht daran, die Nachricht, Intention und Meinung des Films an sich heranzulassen und sich die Gefahr, Natur und ihre Opfer vor Augen zu führen und den 19 Helden zu gedenken, die im Feuer ihr Leben gelassen haben. Das eigentliche Unglück zumindest ließ mich auch nach dem Film mit Tränen zurück und hat mir das Ereignis, die Tragödie, die Gefahr mehr als deutlich vor Augen geführt.
Über Theater
Auf der Bühne vermochte Theater mich schon immer zu überzeugen. Die wenigsten in meinem Alter verstehen das. Im Theater zählen zumeist die Dialoge und das Zusammenspiel aller Protagonisten eine Rolle. Nun, Tulpenfieber ist kein Theaterstück auf der Bühne und hat auch nicht diese gesteltzten Dialoge mit gesteltzter Aussprache, aber in der Abfolge und im Feingefühl ist es ein Theaterstück, dass über Liebe, Vergänglichkeit, Verrat und Fehler erzählt. Alicia Vikander als Sophia, die ohne Angehörige aufgewachsen ist und später von Cornelius Sandvoort "gekauft" wird, damit sie ihm ein Kind gebährt, überzeugt mit ihrer Ausstrahlung, ihrem unschuldigen Gesicht und ihrer ehrlichen Darbietung. Und Christoph Waltz überzeugt als verzweifelter Mann, der seine Familie verloren hat und in seiner Verzweiflung eine Frau ersteht, damit sie ihm ein Kind schenkt, um den Verlust seiner toten Frau und seiner toten Kinder, sowie seine eigene zerstörte Existenz zu vergessen. Der perfekte Stoff für ein Drama, denn Sophia liebt Cornelius, entdeckt aber auch die Liebe zum Maler Jan van Loos, der ebenfalls aus ärmlichen Verhältnissen kommt und in ihr eine "Tulpe" entdeckt, die schöner ist, als man es sich je vorstellen könnte. Zusammen versuchen sie einen Weg zu finden um glücklich zu werden und müssen feststellen, dass sich diese Lösung als Embargo für alle herausstellt. In Tulpenfieber bekommt der Name eine übergeordnete Bedeutung durch den aufkommenden Tulpenhandel in den Anfängen des 17 Jahrhunderts, in dem mit den seltenen Zwiebeln, die man heute zuhauf für wenig Geld in großen Körben erstehen kann, viel Geld erwirtschaftet werden konnte. Hierin lag eine große Geldquelle, die in Tulpenfieber aufgezeigt wird und die als ein möglicher Ausweg für Sophia und van Loos steht. Die Tulpe steht dabei ebenso für Vergänglichkeit und Schönheit zugleich. Ein altbekanntes Bild im Theater, ob nun rote Rosen, weiße Lilien oder weiße Tulpen. Sie alle sind wunderschön, wie Sophia. Sie sind begehrenswert, wunderschön, neigen dennoch alle dazu zu verwelken und sich mit der Zeit aufzulösen. Tulpenfieber ist unglaublich starkes und gefühlvolles Theater mit einer reizenden und authentischen Alicia Vikander und einem gebeutelten, emotionalen und dennoch auch herzhaften Christoph Waltz in der Hauptrolle. Beide tragen das Stück mit Leichtigkeit und überzeugen auf ganzer Linie!
Ich stimme für das Cinestar am Dortmunder Hauptbahnhof.
Große Sääle, guter Ton, gute Sitze, 1a Stehtoiletten und eine entspannte Atmosphäre ;-)
Meinen Glückwunsch zum Kommentar der Woche mein lieber Mr. Phil :-)
Dein Kommentar erinnert auch mich daran, wie wundervoll die Zeit in jungen Jahren war, wie man die Freunde und die erfrischende kindliche Naivität verabschieden und realisieren musste, dass die Zeit einzigartig, aber begrenzt ist. Aber sie ist zumindest eines nicht: Vergänglich, denn wir erinnern uns alle gerne zurück, denken an den vielen Blödsinn, den wir angerichtet haben, die Zeit ohne Handys, die Zeit, in denen man noch bei Freunden vorbeigegangen und geklingelt hat, um zu fragen, ob sie Bock haben ein bisschen Fußball zu zocken (nicht auf der WII, Playstation oder dergleichen...). Und dann gibt's noch Kommentare wie deinen hier, der uns in die Zeit zurückversetzt, die die schönste aller Zeiten war...und ein Film dazu, der nicht vergänglich, sondern ebenso unendlich ist !
Law makes us powerful
§1 Derjenige, der seinen Bruder, den Bruder eines Bruders oder das Blut seiner Familie beschmutzt, verfälscht oder anderweitig verunglimpft, ist mit dem Tod zu bestrafen.
§2 Wer dem Blut, dem er/sie abstammt nicht gehorcht, dessen Beispiel folgt oder sich selbst zum Herrscher macht, ist der Familie abtrünnig und soll nach §1 bestraft werden.
§3 Der Respekt gegenüber Partnern, kürzlich von Feinden zu Partnern avancierten oder sonst wie zu Partnern gewordenen Parteien, resultiert aus dem Respekt zum System. Dem System gebührt Respekt, sodass dieser Respekt auch zwischen den geeinigten Parteien bestehen muss. Fehlt dieser Respekt und es kommt folglich zu Abtrünnigkeit, bösem Blut oder Verrat, sind die abtrünnigen Personen ebenfalls nach §1 zu bestrafen.
§4 Wird eine Partei in einer Kooperation mit anderen Parteien gierig und besitzergreifend, so ist Krieg als Düngemittel unausweichlich. Muss das eigene Territorium geschützt und die eigene Wirtschaft bewahrt werden bzw. stet dem Erfolg eine andere Partei im Wege oder das Überleben der Mafia ist nicht mehr gesichert, so ist ein Bandenkrieg nur als Folge zu sehen, die zu neuem Ansehen und Vergrößerung des eigenen Marktes dient.
§5 Ist ein Herrscher für §4 nicht stark genug und besitzt nicht die Führungskräfte, die es benötigt, ist sein Platz unverzüglich einzunehmen. Das System duldet keine Schwächen, nur kalte und unbarmherzige Berechnung. Ein Herrscher muss zugleich auch die Eigenschaften des Teufels innehaben und durch Brutalität stets beweisen, dass er das Rudel antreibt.
§6 Das Kerngeschäft des Herrschers besteht darin (1) die Interessen der Kunden stets vor sich zu sehen, (2) die Komplizen und Soldaten in einer strikten Hierarchie zu unterweisen und (3) das Ziel des Geld- Drogen und Immobilienmarktes o.ä. niemals aus dem Auge zu verlieren. Ziel des Herrschers der Mafia ist (4) das Geld, (5) die stetige Entwicklung im Drogen- und Immobilienmarkt o.a. vergleichsweise lukrative Geschäfte, unter Einbezug seiner Soldaten, deren Treue, sowie Absatzwegen, Kalkulation und Gewinnmaximierung.
§7
Gomorrha überrascht in vielerlei Weise. In den Medien wird sie schon lange kritisiert, weil sie die Kriminellen und Machenschaften der Mafia verherrliche und diese auch schonungslos auf den Bildschirm projiziert. In Italien und anderen Teilen der Welt wird Gomorrha kritisch beäugt, weil die gezeigten Ereignisse durchaus der Realität entsprechen sollen. Davon merkt man in Stefano Sollima’s Mafia-Serie so einiges. Es werden hier und da mittlerweile sogar Vergleiche zu Sopranos und Breaking Bad gezogen. Das kann ich zwar nicht ganz unterschreiben, aber Gomorrha braucht sich mMn. vor keiner der beiden Serien verstecken. In Gomorrha geht es um das Mafia-Syndikat der Camorra, die sich in Neapel den Drogenmarkt gesichert haben. Die zwei Hauptcharaktere, von der aus Sollima alles erzählt, sind Ciro de Marzio und Genny Savastano. Zwei Charaktere, die zwar unterschiedlicher nicht sein könnten, aber trotzdem auch genauso viel gemeinsam haben.
Ciro ist zunächst noch Komplize des seit über 20 Jahren vorherrschenden Pietro Savastano, der die Macht über das Problemviertel Scampia in Neapel hat. Pietro hat sein ganzes Leben in der zweiten Reihe gestanden und mausert sich in Pietros Schatten immer weiter nach oben, bis dieser großen Respekt vor ihm hat und gerne mehr aus ihm machen möchte. Aber bevor es dazu kommt, führen einige Verstrickungen dazu, dass Pietro Savastano in den Knast muss und sein Sohn Genny Savastano die Zügel übernehmen muss. Wo wird Ciro de Marzio stehen, wenn der hungrige Genny die Zügel übernimmt?
Über drei Staffeln entwickelt sich in Gomorrha eine einzigartige Atmosphäre, die vor allem durch 4 immer wiederkehrende Musikstücke minutiös untermauert wird. Es sind 4 einleitende Melodien und der Outro-Song am Ende, die auf die Qualitäten einer jeden Folge einstimmen. Dabei untermalt die Musik immer rechtzeitig die emotionalen Ankerpunkte der Handlung und beweist hier klar Stärke und Mut.
Aber auch die Schauspieler machen etwas Außergewöhnliches aus ihren Figuren. Marco D’amore als Ciro de Marzio und Salvatore Esposito als Genny Savastano sind dermaßen stark aufspielende Schauspieler, dass es verwundert, dass man von ihnen, wie vom Rest des Cast’s, noch nie etwas gehört hat. Gomorrha ist düster, gelacht wird selten und wenn es doch mal etwas zum Lachen gibt, dann gibt es dennoch selten ein Lächeln in Genny’s oder Ciro’s Gesicht.
Und auch, wenn die Ereignisse der ersten Staffel etwas anderes vermuten lassen, sind Ciro und Genny, egal wie unterschiedlich sie scheinen, Brüder im Geiste, die gegen sich selbst, ihre Abstammung, ihre Geister und ihre vermeidliche Zukunft wehren.
In Gomorrha gibt es echte, düstere und atmosphärische Gegebenheiten, die zumindest in Teilen nicht weit hergeholt scheinen. Im Storytelling sticht außerdem vor allem eines heraus, dass Stefano Sollima in Bezug auf die Härte und seines Stoffs voraussetzt: In Gomorrha gibt es selten bis gar keine Polizei zu sehen, von einem Gericht oder einer Verhandlung der vielen, unzähligen und brutalen Morde mal abgesehen. Sollima lässt das Geschehen auf uns los, beschönigt dabei nichts und überzeichnet auch gerne mal die Härte, die es in anderen Teilen dieser Welt sicherlich genauso geben mag. Er stellt dem Verbrechen keine Exekutive, Legislative oder Judikative entgegen. Das einzige Gesetz ist die Straße, das Geld, die Drogen und die Familie. Nicht umsonst stößt die Serie in anderen Teilen der Welt auf Ablehnung. Schauspielerisch ist Gomorrha auf der höhe der Zeit, die Erzählweise Sollima’s auf Genauigkeit und eine langsame Erzählung der Geschehnisse ausgerichtet, was angenehm und gut verfolgbar ist. In meinen Augen ganz klar eine der stärksten Mafia-Gangster-Drama-Serien aller Zeiten und von mir uneingeschränkt zu empfehlen.
Dome of thunder and sunshine
Man bedenke, dass man sich nach Truman Show selbst beobachtet fühlt. Man stellt sich vielleicht vor, sich selbst bei Nacht aus der hintersten Ecke seines Zimmers heraus beobachten zu können, wie die Beobachtungen schon von Menschen mit Nahtoderlebnissen berichtet werden. Truman könnte also einen toten Menschen darstellen, der in dem Moment, in der er der Kuppel von Blitz und Sonnenschein entrinnt, in einer neuen und echten Welt neu geboren wird. Peter Weir hat vor 20 Jahren die Zukunft vorausgesagt, zu einem Zeitpunkt, indem die Technik gerade ihren Aufschwung erlebt hat. Fernseher gab es schon lange, Kameras und richtige Filme natürlich auch, aber der Gedanke beobachtet werden zu können und wahrlich, gänzlich überwacht zu werden, muss ein Blickwinkel gewesen sein, der weit entfernt schien. Peter Weir verfilmte bis Dato einen eher fiktiv wirkenden Stoff, der in den Jahren darauf bis heute immer mehr an Wahrheit gewann. Heute können wir alle gefunden werden. Kameras und Satelliten dokumentieren unsere Schritte, sogar die Kameras unserer Handys werden angezapft. Es ist zu empfehlen die Kameras unserer Handys abzukleben. Truman ist der Star der größten Fernsehgeschichte der Welt und trägt dabei die Zukunft wissentlich voran, die unwiderruflich ihren Weg in unsere Welt findet. Selten war ein Film so nah dran, an dem, was mal passieren wird, ohne dass es zum Zeitpunkt der Entstehung so weit war, wie das Gezeigte.
Viele werden die Vorstellung kennen beobachtet zu werden, gerade weil es in der heutigen Zeit kein Mysterium mehr ist. Nach Truman Show fühlt es sich zumindest so an, als würden alle um mich herum nur schauspielern. Gar nicht schwer zu glauben, wenn ich mir meinen Chef anschaue. Der muss einfach ein verdammt gut bezahlter Schauspieler sein. Typische Qualitäten eines guten Schauspielers/Chef ist es zumindest immer Lächeln zu können, auch wenn es nichts mehr zum Lachen gibt. Vielleicht beobachtet uns auch der Herrscher und Schöpfer selbst, um eine Zeit zu erblicken, in der sich die Menschen nicht mehr gegenseitig töten und quälen. Mit Gewissheit kann man nichts sagen, nur, dass Peter Weir mit Truman Show eine Angst schürt, der aktueller nie sein könnte und bereits 1998 davor gewarnt hat. Spionage wie zu Zeiten des kalten Krieges muss es heute nicht mehr geben, denn die Daten eines PC’s, einer Cloud und des WWW werden täglich geleaked, offenbart, Leben zerstört und Reiche werden immer reicher. Truman Show gehört zu den besten Filmen aller Zeiten, mit Jim Carrey in seiner wahrlich besten Rolle und einem Soundtrack, der das Blut in den Adern gefrieren, Schweiß und Tränen als Tribut fordert. Ich verbeuge mich ehrfürchtig, denn hier steckt alles drin, für das Filme gemacht werden. Echte Emotionen, geschürte menschliche Ängste kompensiert auf 102 Minuten.
Die Vollendung des Lebens
Mr. Holmes ist das mutigste Werk unzähliger Versuche Sherlock Holmes als Detektiv in den Status eines mystischen, allwissenden Detektivs zu erheben, aber im Falle von Mr. Holmes vor allem das Herz am richtigen Fleck zu platzieren und außerdem dessen menschliche Seite hervorzuheben. Und Ian McKellen geht in seiner Rolle des Mr. Holmes richtig auf, findet für alles die richtigen Worte, belehrt den Zuschauer über Gut und Böse und rückt in den Vordergrund, was Dunkelheit, was Licht und welche Bedeutung auch Schmerz und Einsamkeit innehat. Mr. Holmes ist eine zutiefst natürliche Präsentation von Sherlock Holmes und verdient sich zumindest bei mir den allergrößten Respekt. Auch und gerade in den Dialogen kann ich versinken, sie mir wiederholt anschauen und von den weisen Worten des Mr. Holmes zehren.
Das einzige Mysterium in Mr. Holmes ist nur eines: Der Mensch.
Bosch
Über meinen guten Freund Harry Bosch kann man vieles sagen, aber sicherlich nicht, dass er kein Arschloch ist, nicht immer auf eigene Faust ermittelt oder nicht nur auf seine eigenen Ratschläge hört. Scheint nicht mehr viel gutes übrig zu bleiben, aber Titus Welliver verleiht Bosch eine ernste und kalte Ausstrahlung, lässt aber auch immer eine gewisse emotionale Brise mit seiner Darstellung um den Zuschauer wehen. Harry Bosch ist geschieden, seine Frau wohnt in Las Vegas und seine Tochter Maddie kann er nicht so oft sehen, wie er eigentlich möchte. Vor sehr langer Zeit wurde seine Mutter, die als “Professionelle“ gearbeitet hat ermordet. Harry Bosch wird Detektiv und baut sich eine lange Karriere beim LAPD auf. Jetzt fühlt sich jeder Fall für ihn an, als wäre es der seiner Mutter. Das könnte zumindest die Metapher in seinem Tun sein, denn er ist unnachgiebig, ein echter Kotzbrocken und folgt immer nur seinen eigenen Spuren. An seiner Seite ist stets der gute Jerry Edgar, der als moralischer Kompass agiert. Jerry Edgar hat im direkten Vergleich zu Harry Bosch das, was Bosch auch gerne hätte, aber durch das Trauma seiner Kindheit und dem Tod seiner Mutter in Kindesalter nie haben kann. Jerry Edgar hat eine wundervolle Frau, eine liebevolle Ehe und Kinder, die zu ihm hinaufschauen. Bei Harry ist das anders. Er hat zwar eine Ex-Frau, die er liebt und eine Tochter, die auch zu ihm hinaufschaut, aber ihm steht das einzig wirklich aufrechte in seinem Leben immer im Weg. Sein Job. Jeder Fall fühlt sich wichtig an, er fühlt sich durch jeden Fall wichtig. Jeder hat seine Passion. Harry ist Detektiv. Was Harry am Leben hält oder warum er zumindest für mich allerlei Freiheiten hat, mit der er seine Arbeit erledigen darf ist vor allem der Fakt, dass sein Kummer und sein Trauma aus Verbrechen besteht, dass er nach bestem Gewissen nun bekämpft. Dass Harry dabei oftmals gegen das Gesetz spielt und auch dagegen verstößt, wirkt meist nicht sonderlich anmaßend auf mich, sondern selbstsicher und gerecht. Harry ist ein moralischer Eckpfeiler unserer Gesellschaft, der sich selbst in Gefahr bringt, damit die Bösen hinter Gittern kommen. Bosch als Serie ist außerdem ein gutes Beispiel dafür, wie schwer es doch oftmals ist die Wahrheit auszusprechen, ohne sie beweisen zu können, auch wenn es alle bereits wissen. Die Gesetze und das Recht schränken Harry’s Detektivarbeit nur ein, als dass sie ihn bestärken würden. Und da er den Ton angibt und sich von niemandem etwas sagen lässt, bleibt er auch immer auf Abstand. Gefühle kommen nie nah an ihn heran und er nicht an sie. Reiner Selbstschutz würde Harry das nennen. Aber wie jeder Wichtigtuer, der das behauptet, weiß auch Harry Bosch, dass das Schwachsinn ist. Es ist die ständige Hoffnung den Mörder seiner Mutter zu finden und die starke Bindung zu seiner Tochter Maddie, die dieser Annahme widersprechen. Harry hat ein Herz und kein kleines.
Und Bosch als Serie ist großartige Krimi-Thriller-Drama Kost, mit einem herausragenden Titus Welliver, der vorher auch schon in Sons of Anarchy überzeugen konnte. Manchmal geschehen eben doch Wunder und Titus Welliver war auch als Nebendarsteller in einigen kleineren Produktionen immer charismatisch und hatte schon immer diese trockene und böse Miene, die aus seinem Charakter Harry Bosch etwas Glanzvolles macht.
Sein genervter Gesichtsausdruck, wenn die Augen schon beinahe zu sind, aber nicht geschlossen, sagt mir: “Komm mir besser nicht in die Quere du mieser Wixxer oder ich tret dir mit meinem Fuß so tief in deinen Arsch, dass er dir aus deinem beschissenen Maul wieder herauskommt.“. Einfach ein verdammt cooler Typ!
Und auch insgesamt ist Bosch sauber aufgenommen, die Staffeln verlieren nur leicht an Qualität, halten sich aber alle in einem guten bis sehr guten Rahmen. Auch das jazzige Intro ist ein Alleinstellungsmerkmal und rundet jede Folge schon zu Beginn ab. Da bekommt man richtig Lust auf die Folgenden 40-50 Minuten. Am besten haben mir Staffel 1 und 4 gefallen, aus Gründen, die ich gar nicht mal wirklich erklären kann….
[...] Im Zweifel glücklich ist eine sanfte Sinfonie des Lebens, dass sich um Vergleiche dreht, sowie die eigene Autonomie und den eigenen Platz in der Welt. [...]
Eine einzige Katastrophe
Ich muss jedem Kommentar hier recht geben, der meint, San Andreas ist eine einzige Katastrophe. Und genau das zeichnet ihn aus, auch wenn die meisten damit etwas gänzlich anderes meinen. Aber wie könnte ein Erdbeben Stärke 9,5+ aussehen? Der zweistündige Film ist im Endprodukt keine Charakterstudie seiner Charaktere, besitzt keinen großen Plot und benutzt die Sympathie, die zumindest ich für Dwayne Johnson hege, um eine kleine Bindung zu den Charakteren aufbauen zu können. Viel mehr braucht ein Film nicht, der von zwischenmenschlichen Beziehungen so viel wissen möchte, wie die brisanz der Gebäude, die in San Andreas auf den Zuschauer niederprasseln. Gewiss hätte man San Andreas auch ohne sympathische Charaktere und ohne echte Hauptfiguren drehen können, sodass der Film wirklich und wortwörtlich eine einzige Katastrophe von Stufe 9,5+ geworden wäre.
Es fühlte sich oft so an, als wollte Brad Peyton genau das machen, denn in den zwei Stunden Laufzeit lässt er alles zusammenbrechen und das besser, als in vielen mir bekannten Katastrophenfilmen. In 2012 waren die Bilder schon gut, aber das Ende der Welt fehlte, mit dem sich der Film gerühmt hat. In San Andreas ist es nicht das Ende der Welt, sondern die unter Erdkundlern bekannte Plattentektonik, die sich ständig bewegt und schon zu vielen uns bereits bekannten Katastrophen geführt hat. Im Gegensatz zu The Day after Tomorrow, 2012 und ähnlichen Filmen zeigt San Andreas allerdings keinen Zeigefinger und richtet sich mit der Schuld nicht an uns Zuschauer, sondern überlässt alles der Natur selbst und der Beschaffenheit unserer wunderschönen Erde. Dass die Natur vollkommen eigenwillig ist und die ganzen Gebäude und die Wolkenkratzer, die wir errichten, dass ganze Geld, das wir lieber darin vergeuden, als in die Versorgung von uns allen zu investieren, vollkommen belanglos sind, wenn die Natur sich erhebt, dass bringt Brad Peyton in San Andreas mit spektakulären CGI Bildern auf den Bildschirm und macht dem Zuschauer mehr als gekonnt Angst.
Ich erwischte mich selbst oft bei dem Gedanken, dass mir hier in Deutschland sowas wohl nie passieren wird, solange ich noch lebe, aber bis ich sterbe sind die Tage sicherlich auch nicht gezählt. Was die Natur durchsetzen möchte, das beeinflusst niemand von uns. Man könnte in San Andreas noch einiges hineininterpretieren, wenn man wie ich immer nach einer größeren Aussage sucht, als diese, die man tatsächlich sehen kann. Man könnte einerseits vermuten, dass eine derartige Katastrophe, wie wir sie in San Andreas erleben, einer Bestrafung biblischen Ausmaßes gleichkommt oder auf der anderen Seite auch einer „Ausdünnung“ unserer Population zu verstehen ist. Ich würde es zu gerne als Botschaft verstehen, die sagt, ich zerstöre eure ganzen errichteten Wolkenkratzer, auf das ihr ihr Geld ab sofort für den Wohlstand aller benutzt, statt die Reichen reicher und die Armen ärmer zu machen. Gewiss, zwei Interpretationen, die nur meinem Hirn entspringen, aber das ist das wunderbare an San Andreas, denn Brad Peyton selbst interpretiert seine Bilder in San Andreas nicht und schreibt uns auch nicht vor, was wir zu denken haben, wer schuld ist oder welche Folgen diese Katastrophe im Denken der Menschen hervorrufen könnte.
Brad Peyton erzählt uns nicht, dass wir Schuld an dieser oder einer anderen Katastrophe wären, dass wir den Erdball zerstören, die Weltmeere zumüllen, bis dort nichts mehr leben kann oder dass wir alle zu den schlechten Menschen gehören, die daran schuld hätten. Wäre alles nicht abwegig oder falsch.. Nein, er setzt Dwayne Johnson in den Helikopter, lässt ihn seine Arbeit machen, garniert seine perfekt durchkomponierten und rasanten Bilder mit etwas Humor, lässt Katastrophe auf Katastrophe folgen und unterlegt alles mit etwas Erdkunde Unterricht und ein wenig Wissen über Plattentektonik und Erdbeben.
San Andreas ist eine der besseren Katastrophenfilme, der uns nicht schuldig macht oder den Zeigefinger erhebt, sondern schlicht und einfach ein monströses Erdbeben und den Zerfall des Erdballs zelebriert. In diesem Zustand befindet sich die Erde vielleicht noch nicht, aber in ein mögliches Szenario zu blicken ist sicher nicht ganz uninteressant. Auch, wenn Brad Peyton in seiner Interpretation des schlimmsten Erdbebens seit Aufzeichnung sicherlich auch gerne maßlos übertreibt.
San Andreas ist eine einzige Katastrophe… auf ganzer Linie ;-)
Geschichten, Details und Filme
Eigentlich zog mich nichts weiter als Poker zu Molly's Game. Natürlich auch die bezaubernde und hervorragend agierende Jessica Chastain, sowie die erzählerische Raffinese von Aaron Sorkin. Bei all den Monologen und Dialogen im Film muss das Drehbuch so viele Seiten betragen haben, wie ein Teil der Herr der Ringe Reihe. Vielleicht betrugen die Seiten des Drehbuches auch mehr, die ihrer eigenen Wahrheit entsprechen, weil es zu einem Film werden würde, dass wiederum auf einem Buch von Molly Bloom beruht, die aus ihrer Sicht und bestimmt mit einiger Fantasie ihre Geschichte bestmöglich und schön erzählt, dass also wiederum auf echten Begebenheiten, echtem Stolz, eigener Würde und sicher auch einiger Fiktion gegründet wurde.
Man fragt sich dann oft im fertigen Film, was davon wirklich wahr ist, wo etwas erfunden ist und was wirklich passiert ist. Außer Molly Bloom wird das wohl auch nie jemand erfahren. Zumindest ich habe von ihrem Namen nur wegen dieses Filmtitels überhaupt etwas wahrgenommen und könnte mir wohl das Buch aus ihren Händen zu Gemüte führen, dass vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringt. Oder eben nicht, bedenkt man, dass man in einem Buch und einem Drehbuch künstlerische Kreativität hat. Würde die nicht genutzt werden, wäre Molly's Game eine Doku und würde auf N24, BBC oder einem ähnlichen Fernsehsender ausgetrahlt werden, aber sicherlich nicht im Kino.
So wie ich es in meinen Texten versuche, wird Molly Bloom und auch Aaron Sorkin die Geschichte so erzählt haben, wie sie es für richtig halten. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Molly ihre Geschichte im Buch und danach auch Aaron Sorkin so erzählten haben, dass aus ihr eine starke Frauenfigur wird, die sich der Egozentrik, der Habgier und der Sucht der Männer nach Glückspiel und Unterwerfung zu Nutze gemacht hat. Das macht sie nämlich ganz klar zu einer starken Frauenfigur und Jessica Chastain drückt der Person Molly Bloom nochmal ihren ganz eigenen, talentierten Stempel auf.
Im Fazit muss man schon sagen, dass Molly mit exklusiven Pokerspielen ein heiden Geld gemacht hat und es etwas komisch anmutet, dass sie dieses behalten und ohne größere Strafe davon kommen darf. Aber, wenn ich den Film als solches betrachte, fiebert man mit Molly mit und wünscht ihr die endgültige Entscheidung des Gerichts. Und Aaron Sorkin verwöhnt unsere Sinne mit einer temporeichen Erzählung, spannenden Pokerspielen und einer denkwürdigen Geschichte von exklusiven Pokerspielen mit vielen der reichsten und berühmtesten Gesichter auf dem Globus. Molly's Game ist ein hervorragender Film über Glückspiel, Therapie, Kindheitstraumata und wahren, sowie unwahren Erfolg. That's it.
Herzlichen Glückwunsch zum verdienten Kommentar der Woche Sachse :-) Wie @Robo schon richtig erkannt hat, hast du dich hier einem filmischen Jungbrunnen angenommen und einen richtig guten Kommentar dazu verfasst.
"That's the good stuff"
-WWW-
[...] Was wäre, wenn…..? Drauf geschi**** sag ich. WWW braucht man bei Skyscraper nicht fragen, denn man bekommt einen durchaus hinterfragenden, actiongeladenen, unterhaltsamen Actionfilm, der mit seinen einzigartigen Bildern, seinen vollkommen neuen Situationen und inhaltlichen Innovationen überzeugt. Da braucht es bei mir keine allzu komplizierte Handlung, sondern eine zweckdienliche. Was den Actionfilm als solches angeht, ist dieser Film selbst ein echter Skyscraper, der die Messlatte hoch anlegt und gewinnt. [...]
-Greatest Gun-
Im Haus meiner Kindheit stehen kaum noch Schränke. Kaum noch Möbel. Die Treppe ist nicht mehr ganz, das obere Stockwerk nach oben nur noch durch Sprünge zu erreichen. Etwas hat das Holz zermürbt, modrig gemacht. Da war keine Kraft mehr in den Holzfasern, die Stufen waren zu alt. Es war Zeit für sie. Sie waren gebrochen. Durch die Fenster scheint keine Sonne mehr, rotes Licht strömt aus ihnen. Man kann sich selbst in ihnen noch immer verlieren.
Als gebrochener Mann betrat ich das Haus. Meine Waffen schmiss ich weg. Mein letzter Feind stand vor mir. Er nannte sich Zukunft. Wo er herkam, strahlte sicher kein rotes Licht durch die Fenster. In ihm leuchteten Buchstaben der modernen Technologie. Ich konnte die Buchstaben in seinen Augen erkennen, die Augen lesen. Der Fortschritt erhebt sich, die Tage der Agenten sind gezählt. Körperlicher Einsatz ist nicht mehr notwendig, um die Welt zu retten, die sich schon seit langer, langer Zeit selbst zerstört. Seit langer, langer Zeit.
Einige Möbel im Haus meiner Kindheit sind noch ganz, zumindest in einem Stück. Man sieht ihnen ihr Alter an, aber sie sind noch zu gebrauchen. Die Angst aus alten Tagen schwebt lediglich über ihnen. Seit langer, langer Zeit. Das Haus wurde schon so lange nicht mehr betreten, dass noch mehrere Flaschen Spiritus, einige Glühbirnen, Nägel, Zement und ein Gemisch aus Chemikalien übrigblieb. Letztere schien sich durch die Jahre in etwas höchst Explosives verwandelt zu haben. Ein Tropfen auf den Boden, mit dem Schuh darauf getreten und man schwebte durch die Luft, durch die Decke und im verwahrlosten Garten in den Boden. Ein dunkler Schatten ist in diesem Haus. Durch das rote Licht, dass durch die Fenster strömt, kann ich ihn sehen. Ich hasste dieses Haus schon immer.
Den letzten Kampf, den letzten Feind, den wahren Feind bekämpfte ich nicht mit den üblichen Mitteln, denn durch die Kraft des Leides der Vergangenheit, durch die ich ging. Die Zutaten des Elternhauses retteten mir das Leben. Egal, wie sehr ich es hasste. Egal, wo hin ich gehe, ich komme immer wieder zum Anfang zurück. Von hier aus gelangte ich zu einem Ende. Bis ich wieder zum Anfang zurückkehren muss.
Ich verlor meine Eltern als ich sehr jung war. Als Waisenkind bin ich zu dem geworden, was ich bin. Gezeichnet. Wir sind, was wir sind. Ein Teil unserer Vergangenheit. Teile mehrerer Leben, in einem Leben. Ich trinke, ich bin zynisch, arrogant, selbstverliebt und sarkastisch. Aber eines weiß ich ganz sicher. Meine Vergangenheit ist meine größte Waffe.
Meine Berufung? Geheimagent. Mein Status? Doppelnull.
Mein Name?
Bond.
James Bond.
Spoilerwarnung
- Menschliches Versagen -
Wie weit reichen Entscheidungen, die der Emotionalität entspringen? Es fängt bei der kleinen Freundschaft an, die durch Lügen in die Brüche geht, bis zur ersten Liebe, die dahinschwindet, weil der Mensch sich auf jemand Neuen und das Gefühl, etwas besonderes zu sein, viel zu schnell einlässt und alles kaputt macht, bis hin zur Polizeiinspektorin Raquel, die das vielleicht schwerste Verbrechen aller Zeiten geschehen lässt, weil sie sich in den äußerst intelligenten und charmanten “Professor“ verliebt, der den größten Banküberfall in der Geschichte plant.
Alles beginnt mit der jungen “Tokio“, einer von vielen Figuren in Haus des Geldes, die nichts mehr zu verlieren hat. Sie und 7 andere werden nacheinander vom “Professor“ aufgesucht. Er erzählt ihnen von einem Raubüberfall in einer staatlichen Gelddruckerei, der zum größten der Geschichte werden soll. Über Jahre plante der “Professor“ diesen Überfall, der seiner Erinnerung an seinen Vater entsprang, der in dessen Kindesalter selbst bei einem Banküberfall das Leben verlor.
Der “Professor“ hatte also sein ganzes Leben lang Zeit, einen Banküberfall auf die staatliche Gelddruckerei zu planen, bei dem 2,4 Milliarden Euro gedruckt und gestohlen werden sollen. Da es nach den Berechnungen des Professors knapp 11 Tage dauern soll, das Geld vollständig zu drucken, ist die größte Schwierigkeit, wie und ob die Geiselnehmer und die Geiseln diese Zeit überstehen. Wie übersteht man einen 11 tägigen Raubüberfall, bei dem Unmengen an Geiseln im Spiel sind und die ganze Polizei stets ihre Finger mit im Spiel hat?
Haus des Geldes überspannt den Bogen gekonnt, erzwingt für alle Figuren eine Grenze, die sie entweder überschreiten oder hinnehmen müssen, um überhaupt lebend davonzukommen. Dass Besondere an Haus des Geldes ist daher der Verlauf des Falles innerhalb und außerhalb der Gelddruckerei, bei dem die Menschen sich selbst ständig und unaufhaltsam im Weg stehen. Ihre Gefühle, ihre Entscheidungen, ihre eigenen Verluste, ihre Bedürfnisse lassen sie scheitern. So verliebt sich die Polizeiinspektorin Raquel in den selbsternannten “Professor“. Sie schläft mit dem Kopf des Verbrechens. Und auch der Professor verliebt sich in sie, nachdem er sie als leichte Beute erkannt und manipuliert hat…
Vieles im Leben ist nicht geplant. Die Liebe gehört abermals dazu. Sie kann etwas erwachsen, erwachen, aber ebenso sterben und ausräuchern lassen. Dazu kommt es innerhalb der Gelddruckerei zu sentimentalen, psychischen und echten WOW Momenten, denn die Geiseln werden nicht die ganze Zeit über Angst haben und sich einschüchtern lassen. Nein, sie werden es nach bestem Vorbild Jigsaws halten: Sie werden schon bald zeigen, dass ihr Wille zu Überleben größer ist, als die Angst vor dem Tod.
Haus des Geldes verteilt die Sympathie zwischen Geiseln und Geiselnehmern sehr ausgewogen, sodass sich der Zuschauer beinahe immer fragt, auf wessen Seite er sich schlagen würde. Auf die Seite der Geiselnehmer und des legendären “Professors“, der in seinem Plan keine tote Geisel, edle Absichten und keine Opfer duldet bzw. einplant oder den Geiselnehmern, die 11 Tage lang das Geld drucken und die anstehende Flucht, auch unter widrigen Umständen, vorbereiten müssen? Denn egal, wie gut sie ihre Geiseln behandeln werden, diese werden immer denken, dass sie letztendlich sterben werden. Sie sind gefangen.
Unter den Geiseln, Geiselnehmern und dem “Professor“ selbst tun sich Barrieren auf, die immer wieder zu schwanken anfangen, letzten Endes aber in einem fulminanten Finale enden. Und so bleibt am Ende zu sagen, dass in Haus des Geldes das Unmögliche möglich wird und menschliches Versagen die Ursache und Folge für den Erfolg war. Grandios!
17
[...] Vieles hiervon thematisiert Lady Bird stimmungsvoll, gerade aber durch die immer stillstehende Kamera. Wie ein Standbild einer 17-jährigen suggeriert die Kamera, wie sehr man mit 17 noch in einem unendlichen Kreis herumläuft, bis man sich selbst erkannt und gefunden hat. Saoirse Ronan spielt dabei ganz hervorragend auf, erinnerte mich durchaus an mich selbst in diesem Alter und konnte die unterschiedlichen Probleme dieses Alters gut aufzeigen [...]
[...] Hürden und komplettes Chaos in Free Fire und satte 3000 Schuss sorgen für unvergleichbare Unterhaltung. [...]
No Difference at all.
Greatest Showman ist zwar einfache Unterhaltung, mit simpler Story, simplen Charakteren, natürlich auch einer Romanze, aber auch einer Geschichte, die zwischen dir und mir keine Unterschiede machen möchte.
P.T. Barnum, der in der Unterschicht aufgewachsen ist und sich schon jungen Jahren der jungen Jenny Lind verfiel, die aus der Oberschicht kam, möchte durch einen großen und einzigartigen Zirkus, mit noch einzigartigeren Menschen, eine unvergessliche Show auf die Beine stellen.
In der Show vertreten sind dicke Menschen, kleine Menschen, große Menschen, farbige Menchen und eine Frau mit Vollbart und wunderschöner Stimme. Auch eine "Wolfsfrau" ist dabei. Greatest Showman fühlt sich phasenweise wie ein Film für Jugendliche und Teenies an, schafft aber mit seiner zwar simplen, aber herzhaften Geschichte um einen einfachen Mann und einfachen Menschen, die zusammen The Greatest Show erschaffen, wunderbares und außergewöhnliches.
Die Bilder, das Bühnenbild und die Songs muten herzlich an, laden zum feiern ein und versüßten mir einen sonst müden und stressigen Tag. Hugh Jackman als P.T. Barnum ist überzeugend, voller Herz und Kraft für seine Ziele, Zac Efron beweist, dass er auch größere Rollen füllen kann und alle übrigen Darsteller runden das Ganze sorgsam ab.
Greatest Showman ist witzig, voller moderner Songs und Stimmen, die die altherkömmlichen Seifenopern-Klänge vieler Musicals ablöst. Hier gibt's was auf die Ohren, mit satten Klängen, brummenden Drums, ordentlich Bass und talentierten Sängern. Ein Vergleich zu anderen Musicals der letzten Zeit kann ich hier nicht ziehen, denn Greates Showman ist Greatest Showman und erzählt eine eigenständige Geschichte auf herzhafte und erfreuliche Weise. Mehr braucht es nicht für ein Live-Action-Musical.
[...] Über das Bild der Frauen in einer der schmerzvollsten Geschichten in Brimstone. Brimstone ist der vielleicht schmerzvollste, schwerste und psychisch brutalste Western aller Zeiten. Zumindest was mich angeht! [...]
Magie
Olivier Nackache und Eric Toledano, zwei eher unbekannte Regisseure, drehen einen Film über eine Hochzeitsfeier, die außer Kontrolle gerät, über den Kampf der Individualität, über kleine Unternehmen, mit wenig wirtschaftlichen Gewinn, Organisation, Akzeptanz und Liebe. Aber vor allem darüber, dass die kleinen und unscheinbaren Momente uns nicht aus der Hand gleiten dürfen…
Das mag erstmal nach recht vielen Motive für einen einzelnen Film klingen. Aber was bleibt ist der Eindruck, dass nicht eine Sekunde ohne Bedeutung daherkommt, diese vordergründige Komödie niemals flach oder inhaltlos wirkt, sondern sich erzählerischer Raffinesse bedient, die erst im Laufe des Films zur Gänze entfaltet und dann letztendlich zum zeitlosen Geniestreich wird. Hier wird gelacht bis zum abwinken und doch steckt hier auch eine ganz besondere Szene drin, so magisch wie die vollen und roten Lippen einer Frau, einem sanften Streichen über reine Haut, ein Kuss von Liebe und Film.
Lippen sind wundervoll. Es gibt sie in jeder erdenklichen Weise. Es gibt volle Lippen, es gibt dünne Lippen und manchmal, da beobachtete ich sogar schon mal, dass es sogar Frauen gibt, die beinahe gar keine haben. Manchmal, wenn ich als stiller Beobachter in der Bahn sitze, dann fällt mir eben das auf. Ich schau gerne mal hin, um mich herum, über mich und unter mich, sollte ich stehen. Bis auf langes Haar und dem Gesicht vermag ich an einer Frau nichts Schöneres zu sehen, als die Lippen. Ich meine, ist das nicht auch immer das erste, worauf man schaut? Mag sein, zuerst die Augen, aber sobald man in ein Gespräch verwickelt wird, wo schaut man dann meist automatisch hin? Ich denke das Gesicht und die Lippen gehören zu diesen berühmten Millisekunden, in denen sich ein Mensch bereits entscheidet, ob es die oder der Richtige ist oder eben nicht. In Das Leben ist ein Fest brauchte besagte Szene kein bisschen mehr. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Max Angély (Jean-Pierre Bacri) ist der Chef eines mittelständischen Veranstaltungsbetriebs mit Schwerpunkt auf glamouröse Hochzeitsfeiern und durchkomponiertes, authentisches Personal. Bei der nächsten geplanten Hochzeitsfeier soll aber nicht alles ganz rund laufen, was in einem nicht gerade kleinem Chaos endet. Und ist das Chaos erstmal in vollem Gange, dann beginnt der Fotograf auch schon die Häppchen aufzufuttern, die für die Gäste bestimmt waren der Sänger der gebuchten Band bedient sich jeder arroganten Verhaltensweise, die im strikt untersagt wurde, Max’s Freundin bandelt mit einem anderen an, Max selbst versucht immer gut gelaunt und akzeptant zu sein und trotzdem haben diese witzigen und auch haltlosen, schrägen Figuren vor allem Folgende Wirkung, die an uns herangetragen wird:
Unvollkommenheit.
Der Fotograf pflegt seine Mutter, ist ganz alleine, Max hat noch mit einer anderen was am Laufen, der hochnäsige Sänger möchte eigentlich nur eine wenig Zärtlichkeit und Liebe. Das Leben ist ein Fest ist keine schwere Kost, macht sich aber die Seh- und auch Fühlgewohnheiten der Zuschauer zu Nutze. Hat man bis ¾ des Films noch herzlich gelacht und erwartet den nächsten Brüller, den nächsten Fehler, ein größeres Chaos, präsentieren uns Olivier Nackache und Eric Toledano dann plötzlich eine Szene, die alles vorher Gesehene in einem übergeordneten Zusammenhang bringt. Eine Szene, so schön, dass einem die Tränen kommen müssen. Und ich muss ehrlich zugeben, dass nicht erwartet zu haben. Ganz im Gegenteil. Aber ich habe mich in dieser Sekunde wohl in diese Szene verliebt, kamen die Tränen schon nach dem Einklang der Musik, diesen wunderschönen und simplen Kameraaufnahmen und einer urplötzlichen Liebesszene, die aufrüttelt, von Akzeptanz und Veränderung erzählt, die Schönheit selbst ist. Schöner als jedes Gemälde und in jeder Weise pures Gold, dass direkt aus den Bildschirm in unsere Augen läuft.
Viel Lob um eine Szene, mögt ihr sagen. Max sagt in Das Leben ist ein Fest des Öfteren, dass das man sich anpassen müsse. Gewiss, ist das Team gemeint, aber wer gerne zuhört und bemerkt, dass er eben jene Worte wie Butter, streichzart über den Film verteilt verwendet, der wird die Botschaft darin erkennen. Dabei spielt vor allem der Bräutigam eine große Rolle, der jedes Detail bemängelt, mit nichts zufrieden ist und auch erst gegen Ende verstehen möchte, dass das Wertedenken der heutigen Gesellschaft immer weiter ins unermessliche steigt. Ebenso der arme Fotograf, der neben Handy’s, Iphone’s, Tablet’s etc. echte Fotos kreiert und dabei im selben Moment auch belanglos und Fehl am Platz erscheint. Ganz klar steckt hier auch eine nicht minder große Gesellschaftssatire drin, die das Wertedenken der modernen Zeit anprangert und hinterfragt. Ich zumindest finde diese echten Fotos, diese authentischen Fotos einer echten und professionelleren Kamera und seines Fotografen noch immer magischer, als die eines glattgebügelten, überteuerten und glamourösen Iphone 100 s Extra Limited Collectors Special Edition aus China.
Das Leben ist ein Fest ist wunderschön, wie die vollen und runden Lippen einer Frau und nicht nur eine irrwitzige Komödie über eine schief gelaufene Hochzeitsfeier in Frankreich. Und komischerweise kriegen gerade solche Kontraste auch nur die Franzosen in dieser Weise hin. Ich denke da auch an Ziemlich beste Freunde, der auch vor Liebe und Akzeptanz nur so strotzte. So bewegend und trotzdem über alle Maßen lustig.
Und, wie der Film es schon selbst sagt Leute:
Das Leben ist ein Fest.
Und.
Magie.
Footsteps
Das jeder Schritt Spuren hinterlässt, dass macht uns Wind River in düsterer Atmosphäre, mit einem packenden Thema und einem gesunden Einwurf zur Diskussion, wann das Leben eines Menschen verwirkt ist, auf kalte, düstere und mitreißende Weise klar.
Cory Lambert ist Jäger in der Region Wind River, in der ganz weit draußen im Indianer-Reservat ein junges Mädchen tot aufgefunden wird. Die erst 18-jährige Natalie wurde brutal misshandelt, vergewaltigt und durch die unüberwindbare Kälte in die Flucht getrieben, bis nach 6 Meilen im Schnee ihre Lunge aufgrund der herben Kälte geplatzt ist und sie an ihrem Blut erstickt. Cory, der bereits selbst ein Kind in dieser tristen, ruhigen und kalten Region verloren hat, wird von der jungen und unerfahrenen FBI Agentin Jane Banner, die kurz darauf ohne Unterstützung eingeflogen wird, zur Hilfe gebeten.
Durch Cory’s Fähigkeit, jeder Spur bis zu ihrem Ende zu folgen, kann der Fall immer mehr und mehr vorangebracht werden, bis er schlussendlich in einer aufrüttelnden Szene endet, die die wahre Größe filmischer Kunst selbst ist. Seine Kraft zieht Wind River aus der kalt-düsteren Atmosphäre, bei der selbst dem Zuschauer die Lunge beim zusehen platzen könnte, seinen atemberaubenden Bildern und der Metapher, die in dem Handlungsort höchst selbst liegt.
Fußspuren werden hinterlassen, da, wo man sie vielleicht nicht vermutet, der Schnee sie irgendwann wieder überdecken könnte, sodass niemand für diesen Mord verantwortlich gemacht werden könnte. Die Einstellung lässt sich freilich auch auf alles andere in der Welt transportieren, da auch wir alle Fehler begehen, von denen wir denken, dass sie niemals herauskommen werden. Man lässt mal was verschwinden, vergisst bewusst ein paar Details, lügt und betrügt überall in der Welt. Wer aber an die Gerechtigkeit oder zumindest eine Form der Gerechtigkeit glaubt, der weiß, dass, wie Coreys es selbst sagt, das Leben gewinnt und die Wahrheit immer ihren Weg findet. An dieser Stelle könnte man über die Formen von Gerechtigkeit sprechen, die zwar alleinstehend funktionieren können, nie aber alle zusammen. Jeder verbindet eine persönliche Gerechtigkeit mit seiner eigenen Persönlichkeit, sodass es niemals eine vollkommene Gerechtigkeit geben kann. In Wind River stellt uns Taylor Sheridan das Leid, dass die junge Natalie durchmacht, schonungslos dar und lässt die ganze trübe Ermittlung in pure Grausamkeit und bitterböser Brutalität enden.
Am Ende bleibt der süße Geschmack von Gerechtigkeit am Zuschauer haften. Denn es waren mehrere an der Vergewaltigung beteiligt und die Verachtung eines jeden natürlichen menschlichen Wesens wird in besagter Szene ohne wenn und aber ad absurdum geführt. Sie ist verschwunden und dafür muss jemand zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Endsequenz mit dem Hauptpeiniger belässt Taylor Sheridan, der sich an einer wahren Begebenheit orientiert, dennoch ohne typische Klischee’s und lässt ihn ebenso die Möglichkeit Barfuß und ohne warme Kleidung 6 Meilen zu rennen und zu überleben. Sheridan verteilt hier keinen schlichten Kopfschuss, sondern eine aus dem Vergehen resultierende Entscheidung, die gerecht erscheint. Und in der Tat, bewies der Film damit wahre Größe und Jeremy Renner’s Corey Taylor ist charakterlich mit das Beste aus 2018, was es bisher zu sehen gab, aber auch die beste Leistung seiner bisherigen Karriere für mich.
Ganz davon ab, war es auch der Soundtrack, der die Stimmung und die Gefühle in Wind River trug. Ich holte mir im Vorfeld keine Info’s ein und verließ mich auf die wohlwollende Bewertung von Community und Kritik. Schon nach wenigen Minuten fühlte ich mich stark an den Soundtrack von “Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ erinnert, der natürlich aus der Hand von Nick Cave entstammt. Und es ist mit einer der emotionalsten und schönsten Soundtracks der letzten Zeit.
Und das macht aus Wind River ein nachhaltiges, beeindruckendes und starkes Erlebnis, dass nicht weniger als 10 Punkte von mir bekommen kann.
K.O.
Tote Mädchen lügen nicht, Staffel 2. Ich weiß noch genau, wie sehr mich die erste Staffel berührte, weil ich aus meiner Schulzeit einige Erlebnisse teilen konnte. Mitten auf dem Schulhof von mehreren Überfallen und verpfügelt zu werden bspw. war mir ein sehr bekanntes Erlebnis.
Die ersten Folgen von Staffel 2 waren toll, alles fing gut erzählt an. Clay hat neues Glück gefunden, Tyler findet auch endlich einen Freund, wenn auch einen verdammt schrägen und die Figuren haben sich entsprechend des tragischen Todes von Hannah Baker, trotzdem weiterentwickelt und Zusammenhalt wurde nie größer geschrieben, als jetzt.
Dann kommt das endlose Gerichtsverfahren daher, da sich in 12 der 13 Folgen endlos und sinnlos hin zieht und außerdem die Einführung neuer Fragmente aus Hannah's Leben beinhaltet, die jetzt doch plötzlich mit mehreren Jungs was am Laufen hatte und nicht mehr das vernünftige, ruhige, aber doch schräge und liebenswürdige Mädchen sein darf. Die Serie entkräftigt sich selbst, das Buch, dass schier grandios gewesen sein muss und die Grundidee außerdem. Erste Staffel war Mut, die 2 Staffel reine Gleichgültigkeit...
Von allem, was man bewundern konnte, sind nur noch ein paar herausragende Schauspieler übrig, die zumindest das, was im Drehbuch stand, sehr gut transportieren konnten. Aber das ändert leider nichts an mindestens 5 Folgen oder mehr mit unnötiger Handlung.
Keiner möchte über die schlimmen Ereignisse der ersten Staffel reden, sodass sich der Konflikt immer weiter und weiter, wie endloser Kaugummi in die Länge ziehen lässt. Kein Konflikt zieht Konsequenzen nach sich, obwohl so verdammt viel Potential in der Thematik steckt.
Und mit der letzten Folge und einer ganz speziellen Szene hat sich die zweite Staffel für mich selbst unumkehrbar abgeschossen. Es geht um die Szene, in der ein "rehabilitierter" Tyler Durden auf der Schultoilette verprügelt, mit dem Kopf ins Klo gesteckt und anschließend mit einem Besen im Arsch so gefoltert wird, bis die Spitze voller Blut ist. Abgesehen von vielen realitsfernen Mitteln, derer sich die Autoren bedienen, um die Teenager gegenseitig Druck ausüben zu lassen, ist das hier eine Frechheit. Nach alledem, was Tyler in der ersten und zweiten Staffel durchgemacht hat, Bryce Walker ohnehin bald weg sein soll, seine "Gefolgsleute" dennoch so eine Aktion starten, das sorgt bei mir letztlich nur für eine Menge begründeten Hass. Pfui. Wie kann man so gezwungen, gekünstelt und vorschnell eine solch biedere Situation einbauen, die sich unter keinen Umständen rechtfertigen lässt?
Mich hat die erste Staffel mitgenommen, ich respektierte den Mut, das Allgegenwärtige in unserer modernen Zeit, authentisch und überzeichnet darzustellen. Aus diesem Konflikt hätte man mehr zum Nachdenken machen können und vor allem Konsequenzen ziehen müssen. Die erste Staffel wird mir im Gedächtnis bleiben !
Man bedenke, dass der Antagonist Bryce Walker und seine "Gefolgsleute" von Teenagern in einem "Clubhaus" Mädchen vergewaltigt und eine Box voller Beweisfotos gleich hinter der Sportanlage versteckt haben. Und als alles vor Gericht aufgedeckt werden soll, denkt sich eines der Opfer, sie verstecke die Box einfach mal und verhindert so jegliche Strafe für die Peiniger. Und dann in der letzten Folge verbrennt sie einfach mal alle Fotos. Das ist so dermaßen realitätsfern und abartig. Darüber hinaus gab es gen Ende noch genügend Aussagen diesbezüglich und natürlich bleibt es bei einer Strafe von 3 Monaten auf Bewährung. Die Welt ist ungerecht, ja, aber die zweite Staffel versucht sich irgendwie in Drama, Horror, Thriller, Krimi, Komödie, Liebeskomödie, Gerechtigkeitsdrama, aber die Gerechtigkeit bleibt leider vollends aus.
Merke: Nach dieser Staffel kann man für das Vergehen an Frauen also mit keiner ernsthaften Strafe rechnen. Das ist doch mal eine Message...
Die zweite Staffel von Tote Mädchen lügen nicht entkräftig so ziemlich alle Knackpunkte der ersten Staffel und selbst Hannah Baker, die auch ich in der ersten Staffel verehrte und für die ich großes Verständnis aufbaute, mit der ich fieberte und weinte, verkommt in der zweiten Staffel zu einer verbrauchten, unwichtigen und sogar nervenden Person. Und wäre alles nach 12 Folgen nicht schon schlimm genug, zerstört sich die Staffel in der letzten Folge selbst...
Mehr Enttäuschung geht nicht. 3 Punkte, einzig und allein für die bemühten Schauspieler, die ihre Aufgabe dennoch hervorragend gemeistert haben.
Ja, und darum ist er für mich auch heute noch der glücklichste Mann, den ich kenne…
Wenn es Zeit, Geld und Möglichkeit dazu gab, saßen ich, meine Mama und meine beiden Geschwister im Auto Richtung Bayern. Richtung Heimat, wie meine Mama sagen würde. Manchmal nahmen wir auch den IC oder den ICE, denn hier gibt es preislich leider große Unterschiede, auch wenn man eine Bahncard 25 hat. Dann standen uns knapp 6 Stunden Fahrt von Dortmund nach Bayern oder knapp 5 Stunden Fahrt mit dem Zug bevor. Das war immer schön, kam man mal von Zuhause weg, aus Dortmund raus, nach Bayern, wo es sogar schöne Ecken, tolle Landschaften und echte Sehenswürdigkeit gibt. Der einzige Urlaub, den ich bisher kenne und ich bereue es nicht. Nie.
Angekommen sind wir dann in einem schönen, kleineren Städtchen bei meinem Opa. Mein Opa, der mich damals immer beim Schach spielen gewinnen ließ, auch wenn ich schon alt genug war, um zu wissen, dass ich niemals besser sein konnte, als er. Er war brillant darin. Er wusste, dass ich ein verdammt schlechter Verlierer bin. Er und meine Oma, ein Paar, wie aus dem Bilderbuch und das glücklichste, dass ich aus meinem Leben kenne.
Mein Opa hatte immer schon eine ruhige Art, eine einprägsame, tiefe Stimme und war auch im Alter immer wissbegierig, neugierig und so lang ich ihn kenne, genügsam. Ich bewunderte damals, wie heute, immer seinen Gang. Er ist viel größer als und wir laufen beide gleich schnell. Als ich noch klein war und mein Opa mit meiner Oma nach Dortmund zu Besuch kam, dann gingen wir ganz früh morgens frische Brötchen holen. Ich war noch sehr klein, mein Opa ziemlich groß, sodass ich Schritt halten musste. Seitdem gehe ich schnell und ständig werde ich darauf angesprochen. Dann habe ich immer diese kleine Geschichte vom Brötchen holen am frühen Morgen parat und die Münder stehen offen. Eine wunderbare kleine Begebenheit aus meinem Leben, die immer weitergeben werde, weil der Stolz in ihr einfach groß ist.
Zwischen ihm und meiner Oma war eine Liebe, die ich mir in meinem Leben auch immer wünschen werde. Und sie sind beide Teil meines moralischen Kompasses. Bei allem, was ich tue und sogar, wenn ich mal etwas Falsches denke, denke ich an die Worte meines Opas und frage mich, ob er gutheißen würde, was ich da gerade tue oder denke. Immer, wenn ich Menschen in meinem Umfeld sage, dass ich noch nie geflogen oder wirklich ins Ausland gereist bin, schauen sie mich traurig an. Das verleitet mich manchmal dazu dasselbe zu denken, aber ich habe wohl einen Teil von Opa’s Genügsamkeit mit auf meinen Weg gekommen. Ich brauche nicht viel, denke zwar viel nach, bin aber schon immer dankbar, wenn man mir 2 Euro in die Hand drückt und sagt, hol dir was Schönes beim Bäcker. Etwas, das man heute nicht mehr ganz so oft von der Gesellschaft behaupten kann.
Als ich dann heute dank eines Freundes und talentierten Schreibers “The Straight Story“ sah, wusste ich schon nach den ersten 20 Minuten, dass ich über nichts anderes schreiben konnte. Es ist das Schönste, das ich kenne und dafür muss ich nicht auf Mallorca oder Ibiza gewesen sein. Das ist der Wert der Familie und die Tugend der Genügsamkeit.
Alvin Straight (Richard Farnsworth) ist ein genügsamer, einfacher und glücklicher Mann. Auch er braucht nicht viel, um zufrieden zu sein und mäht immer zu den Rasen, auf dem Rasenmäher, den er so sehr mag. Er lebt zusammen mit seiner Tochter Rose Straight (Sissy Spacek), die ein trauriges Schicksal hinter sich hat und sich um das Haus und ihren Vater kümmert. Um Alvin stet es leider auch nicht mehr gut. Seine Augen sind schlecht, Auto fahren kann er nicht mehr, seine Beine machen ihm Probleme und ein Arzt gibt ihm bei all den Zigarren und schlechtem Essen auch nicht mehr lange. Als plötzlich der Anruf von einem Schlaganfall seines Bruders Lyle Straight (Harry Dean Stanton) kommt, macht er sich mit seinem Rasenmäher, an den er auch einen Anhänger kuppelt, auf den langen Weg von 240 Meilen, um seinen Bruder wiederzusehen und ihm Beistand zu leisten.
The Straight Story ist eine wunderschöne Lektion über die Vergänglichkeit. Alvin hat seinen Bruder schon seit 10 Jahren nicht mehr gesehen, wegen Fehlern, die der einfachen und unvollkommenen Menschlichkeit entsprangen. Trotzdem ist sie noch da, diese Liebe zwischen Brüdern, die sich auch vergeben würden, hätten sie sich gegenseitig fast totgeprügelt vor langer, langer Zeit.
Auf seiner Reise zu seinem Bruder, sich selbst, zu Frieden und Familie, macht er Bekanntschaft mit interessanten Menschen, Dörfern und der Natur selbst. Gerade ein Dialog zwischen ihm und einem Mädchen, das wohl von Zuhause ausgebüchst sein muss, gibt er Folgende Worte an uns weiter:
“Als meine Kinder noch klein waren, hab ich immer ein Spiel mit ihnen gespielt. Ich hab ihnen einen Stock in die Hand gedrückt, jedem einen. Und dann sollten sie ihn durchbrechen, was natürlich leicht ging. Und dann gab ich ihnen dieselben Stöcke in einem Bündel, und den sollten sie auch durchbrechen, was natürlich nicht ging. Dann sagte ich ihnen, dieses Bündel ist die Familie...“
Und Richard Farnsworth hat diese ruhige, genügsame, glückliche und leichte Art in seinem Wesen und seiner Stimme, die ich auch bei meinem Opa so sehr bewundere. Es ist die Weisheit, die ich und viele von uns noch nicht haben, weshalb wir unsere Oma’s und Opa’s so sehr bewundern. Dass das älter werden aber auch etwas Schlechtes an sich hat, das macht uns Alvin Straight mit Folgendem Zitat klar: "Das schlimmste am Altwerden ist die Erinnerung an die Jugend!"
Ja, die Jugend ist eine Zeit, die mir selbst ziemlich lang vorkommt, obwohl ich genau weiß, dass sie schnell verfliegen wird. Sie ist kostbar, darum muss man sie nutzen.
In einer weiteren Szene, in der zwei streitsüchtige Brüder seinen Rasenmäher reparieren, da macht er ihnen klar, was Familie, was Brüder eigentlich bedeuten und wie vergänglich doch alles ist. Er stellt sie zunächst auf die Probe, da sie ihm keine neuen Reifen verkauften und montierten und obendrein etwas hilflos erschienen. Letztendlich stellte er die Kosten für ihre Arbeitsstunden in Frage, weil sie sich die meiste Zeit weniger auf die Reparatur, als ihren Streit konzentrierten. Danach erzählte er ihnen von seiner langen und abenteuerlichen Reise zu seinem Bruder und das er einen Schlaganfall hatte. Auch, dass er ihn schon 10 Jahre nicht mehr gesehen hat und Brüder einfach Brüder sind, egal was kommen mag. Eine Szene, bei der ich mein Taschentuch nicht einfach hab liegenlassen können.
Mein Opa ist jetzt auch nicht mehr so fit, wie früher, eigentlich sogar sehr krank. Er kann nicht mehr bergsteigen gehen, was er immer so gerne tat. Auch diese Erinnerung an meine Kindheit, in der wir zusammen auf den Sonnengipfel stiegen und immer, wenn wir am höchsten Punkt angekommen waren, Landjäger aus unserem Rucksack holten und uns die wunderschöne Aussicht zu Gemüte führten, ist eine, die ich niemals vergessen werde. Er kann jetzt auch nicht mehr Rad fahren, was ihn immer so glücklich machte. Aber er erinnert sich an bessere Tage, Kindheit, meine Mama als sie klein war, Ich, als ich klein war und ist immer uneingeschränkt glücklich. Auch an schwachen Tagen findet er die richtigen Worte und verliert auch dann nie seinen Humor. Seit meine Oma nicht mehr ist, hat er stark abgebaut. Es war das stärkste Band zwischen den beiden, das ich selbst kenne und ich habe selbiges noch nie woanders gesehen. Liebe, so groß, dass man dahinschwindet, aber auch noch ewig von ihr zehren kann. Die Stärke des Bandes zu einer Frau oder einer Familie, ist wie das Bündel, von dem Alvin vorhin sprach. Auch, wenn heute vieles anders ist, ist mein Opa noch immer dieser genügsame, liebevolle, ruhige und zufriedene Teil meines Herzens. Und das ist, was bleibt.
Ja, und darum ist er für mich auch heute noch der glücklichste Mann, den ich kenne…