RolfMuller - Kommentare

Alle Kommentare von RolfMuller

  • 7 .5

    Die erste Hälfte von "Sleepers" ist einfach großartig. Stark erzählt und bebildert wird uns das spannende und interessante Heranwachsen mit Höhen und Tiefen von einer Gruppe Kindern in einem New Yorker Arbeiterviertel gezeigt.

    Die Atmosphäre ist unheimlich dicht und erinnert an eine Mischung der hervorragenden "Die Verurteilten" und "Stand By Me". Kevin Bacon spielt erschreckend überzeugend einen ekligen Jugendanstaltswärter, den man schnell nur alles Schlechte der Welt wünscht. Dem gegenüber steht der absolut sympathische Robert De Niro als Pater Bobby. So sympathisch und weltoffen da würde man am liebsten selbst der Kirche beitreten.

    In der zweiten Hälfte des Films sind aus den Kindern Männer geworden. Und ab da verliert der Film tatsächlich ein wenig an Spannung und Intensität. Die Gerichtsverhandlung und der damit verbundene Racheakt ist zwar immer noch gut erzählt und interessant, aber da kann er einfach das Niveau der herausragenden ersten Hälfte nicht mitgehen. Zu vorhersehbar, was natürlich der Geschichte geschuldet ist, zu erwartbar schreitet der Film dem Ende entgegen ohne dabei Gänsehautmomente oder derart intensive Moemente zu erzeugen, wie das in der ersten Hälfte des Films noch der Fall war.

    Dennoch ist "Sleepers" ein stark erzähltes, erschütterndes, immens atmosphärisches Coming of Age- Rachedrama mit tollen Schauspielerleistungen.

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    • 7 .5

      Filme über Entführungen sind immer harter Tobak. Dieser Film aber ist etwas Besonderes. Und das aus mehreren Gründen. Reigsseur Simon North, der mir rein gar nichts sagt, inszeniert hier eine erschreckende wie auch faszinierende Schilderung einer Entführung, die sich im März 1999 in Australien wahrhaftig zugetragen hat.

      Der Fall, die Entführung von Rachel, soviel sei gesagt kommt über Krimi-Einerlei nicht darüber hinaus. Weder überraschend, noch besonders originell ist diese tragische Geschichte. Aber Simon North konzentriert sich hierbei nicht auf tolle, krampfartige Wendungen, die uns Zuschauer mit Wow-Effekt zurücklassen sollen. Er konzentriert sich auf seine Darsteller und die Inszenierung der Geschichte. Schier endlose schöne ruhige Kamerafahrten nehmen uns mit in das Melbourne der 90-er. Man ist sofort drin. Das Schaupiel, das Setting, alles wirkt sehr echt und realistisch. Das was passiert berührt einen und nimmt einen emotional mit. Erschreckend gut spielt Ruth Bradley, als depressiv-verstörte Caroline und sticht aus dem aber auch ansonsten gut aufspielenden Cast um die namhaften Guy Pearce, Miranda Otto und Sam Neill, hervor. Unterstützt wird das Ganze durch einen klangvollen Score, der dem Gezeigten bisweilen sogar magische Momente mit guten und bösen Absichten verleiht.

      "I am you" oder im Original "In her skin" hat nicht nur einen der erschreckendsten Szenen der Filmgeschichte zu bieten, sondern ist trotz aller Tragik und mitschwingender Melancholie so unpassend es klingen mag auch schön. Es ist kein Film, den man fingernägelkauend verbringt, aber einer, wo man mit reingezogen wird und sich am liebsten mit auf die Suche nach der vermissten Rachel begeben würde.

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      • 6 .5
        RolfMuller 15.03.2015, 11:06 Geändert 15.03.2015, 11:09
        über Legacy

        Was kann man schon von einer Blu Ray für 1 Euro aus der Krabbelkiste von MÄCGEIZ erwarten? Nicht viel dachte ich mir. Aber ich wurde überrascht.

        Denn "Legacy" ist ein ambitionierter B-Movie-Streifen mit einem gut aufgelegten Idris Elba in der Hauptrolle. Überzeugend spielt er ein traumatisiertes Mitglied einer Anti-Terror Einheit. Das Besondere ist, dass der Film fast ausnahmslos in einer Wohnung spielt. Elba betreibt ein Kammerspiel mit sich selbst. Schnell wird dem Zuschauer klar, dass hier Nichts klar und eindeutig ist. Realität und Wahnvorstellungen vermischen sich und als Zuschauer fällt es einen unheimlich schwer das einzuordnen. Das führt dazu, dass man fast ein wenig die Interesse am Gezeigten verliert. Aber Idris Elba nimmt einen mit seinem facettenreichen Spiel schnell wieder ein und mit.

        Bis zum Ende hielt zwar meine Ratlosigkeit an, was mich hier aber nicht störte. Und für mich neben der tollen Performance von Idris Elba nur einen weiteren Grund darstellt, den alsbald nochmal in den Player zu legen. Und das für nur 1 Euro.

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        • 1 .5

          Also hin und wieder sehe ich ja einen Sharknasenfilm gerne (ok, sehr sehr selten, aber immerhin). So wurde letztens im versammelten Gremium "Ghostshark" auserwählt. Der Titel klingt hohl, die Story ist es umso mehr. Eigentlich sind alle Voraussetzungen gegeben um einen unterhaltsamen Sharkshit zu bekommen.

          Die ersten Minuten klangen vorallem recht vielversprechend. Denn die deutsche Synchro ist so mies, das Sie fast schon wieder gut war. Bisweilen denkt man "Elsterglanz" wurde hier teuer verpflichtet, um das Geseiere zu übersetzen. Die hundsmiserable Synchro war allerdings auch das Beste an diesem vollkommen seelen- und spaßfreien Streifen. Die Tricks, die jeder 3.klässler mit Stift und Papier besser hinbekommt (ja gut, das ist immer so) sind ja noch zu ertragen, der ganze Rest eher nicht. Wenn man schon so eine schön bescheuerte Grundidee hat, sollte man diese auch absolut ausreizen. Am Ende ist der Streifen leider viel zu ideenlos heruntergekurbelt und weder freiwillig noch unfreiwillig komisch.

          Einfach stinklangweiliger, völlig überflüssiger Sharkmüll.

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            Zum Valentinstag ging es mit der Liebsten ins Kino. Da das Programm zur Zeit nicht mit Highlights gesegnet ist, haben wir uns für das neueste Werk der Wachowski Geschwister entschieden. Nachdem wir uns gegenseitig die Birne aufgesägt haben und unsere Gehirne ins unterste Fach des Gefrierfachs verstaut haben, ging es los.

            Und tatsächlich lohnte sich der Kinobesuch. Die Effekte sind richtig gut und die Welt, die vor unseren Augen erschaffen wurde weiß zu begeistern. Tolle Figuren und auch Nebencharaktere wurden entwickelt und es macht einfach Spaß diesem Treiben zuzusehen. Klar, da wurde von der Konkurrenz einiges zusammengeklaubt. Aber was solls. Das Universum, welches erschaffen wurde, weiß zu unterhalten und bietet mit dem existenziellen Hintergrund der Menschen eigentlich ungemein viel Potential für eine spannende Geschichte.

            Aber nein, die wird uns einfach nicht erzählt. Da wird uns eine Mila Kunis auf die Leinwand gepfeffert, die irgendwo zwischen "Lara Croft" und "plötzlich Prinzessin" am überzeugendsten agiert, wenn Sie "Ach du Scheisse" sagt. Dazu klebt ihr ein Ch-Ch-Ch-Charming Tatum wie Scheisse am Schuh. Einfach nicht von ihr und uns loszukriegen scharwenzelt er als "Willy Wuff" mit aufgesetztem Getretenem-Hund-Blick im Wayne Gretzky-Style durch die Galaxis. Ahuuuuu!

            Aus dem Drehbuch muss man Ihnen aber zu Gute halten, hätte auch ein LeoDiCaprio oder ein Daniel-Day-Lewis nicht viel mehr rausholen können. Da sind mitunter tatsächlich die bescheuertsten Dialoge des Universums dabei. Da ich mein Gehirn aber eh nicht dabei hatte, war das alles irgendwie zu verschmerzen. Und irgendwie auch schön anzusehen. Aber im Nachhinein ist es ungemein schade, dass man sich indem durchaus faszinierenden Kosmos auf eine ausgelutschte Love-Story konzentriert hat, die man dann noch mit zwei Hauptdarstellern besetzt hat, die zwar nicht talentfrei sind, aber im Zusammenspiel so gut harmonieren wie Magerquark auf ner Bratwurst.

            So genug Brühe geschaut und geschwafelt. Zeit, mein Gehirn wiederzuholen...

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              RolfMuller 08.02.2015, 11:55 Geändert 08.02.2015, 13:51
              über Oldboy

              "Oldboy" ist ein absoluter Ausnahmefilm. Innovativ, kreativ, schockierend und absolut durchdacht. In tollen Einstellungen gefilmt liefert uns der Film eine Rache-Story, die man so schnell nicht vergisst.

              Dass man bis Mitte des Films wie der überragende Hauptdarsteller Min-sik Choi völlig im Unklaren gelassen wird, stört überhaupt nicht. Zu stark ist der Film erzählt und bebildert. Es werden uns Szenen gezeigt, die sich bis heute in mein Hirn gebrannt haben. Der Hammerfight ohne jeglichen Schnitt im Gang eines Hochhauses ist einfach überragend inszeniert. Auch die Verspeisung des lebendigen Tintenfisches ist legendär.

              Dass der Film dann eben noch mit einer so ebenso grandios vorgetragenen und ergreifenden Auflösung der Geschichte der unklaren Ausgangssituation aufwarten kann, macht dem Film zu etwas Besonderem.

              Bis heute viellicht DER FILM aus dem asiatischen Raum. Konsequent, ergreifend, fantastisch bebildert und einfach nur genial!

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              • 6 .5

                Lasst euch vom deutschen Titel "Regeln der Gewalt" nicht beirren. Denn damit hat er herzlich wenig zu tun. Was euch hier eher erwartet, ist ein von Joseph Gordon Levitt toll vorgetragenes Drama mit Thriller-Heistelementen.

                Regisseur Scott Frank inszenierte den Streifen atmosphärisch dicht, seine Erzählweise aber ist bisweilen zu schleppend. Durch die Tatsache, dass die Hauptfigur Chris Pratt aufgrund eines Unfalls immer noch stark eingeschränkt und vergeßlich ist, erwartet man leicht ein zweites "Memento" oder zumindest einen Thriller, der einige Überraschungen parat hält. Die bleiben weitestgehend aus.

                Der Grund, warum der Film dennoch funktioniert sind die gut geschriebenen Dialoge und die auch bis in die Nebenrollen toll besetzten Darsteller. Vorallem Jeff Daniels als blinder, gitarrespielender, süffisanter Sidekick überzeugt.

                "Die Regeln der Gewalt" ist ein Film über Schuld, Sühne und Sehnsüchte, der zwar wohltuend zurückhaltend inszeniert, aber auch etwas langatmig vorgetragen wird.

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                • 7

                  Wie weit würdest du gehen? Eine Frage, die der Film ständig und aus verschiedenen Perspektiven stellt und hinterfragt. Ich hatte hier mit einem genretypischen Vertreter gerechnet, der mich vielleicht unterhält aber keineswegs beschäftigt.
                  Aber das tut er.

                  Ein Haufen Verlierer wird hier zusammengeworfen. Die einen, weil sie zwar Kohle zuhauf haben, aber der Langeweile des Lebens überdrüssig sind. Sie verspüren keinen Nervenkitzel und sind aber ständig auf der Suche danach. Der andere hat Familie, verliert seinen Job und muss um seine Wohnung und Existenz bangen. Dazu gesellt sich ein Looser, der einfach Nichts hat und auf die Reihe bekommt. Da fällt es einem schwer wirklich Partei oder Sympathie bei den Charakteren zu ergreifen. Zumal hier eben auch nicht wirklich Partei seitens der Filmemacher ergriffen wird. Hier wird gut und böse, richtig und falsch durch die tolle Grundidee wild vermischt.

                  Alle Darsteller machen ihre Sache dabei gut. Und man wird öfters zum Lachen aufgefordert als einen lieb ist. "Cheap Thrills" ist ein Film der nicht nur spannend erzählt und passabel inszeniert ist. Sondern stellt uns Menschen kritisch betrachtet als geldgeile, lüsterne, egoistische, süchtige Tiere hin. Ist die Käfigtür offen, brechen wir aus. Wie weit würdest du gehen?

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                    RolfMuller 08.02.2015, 10:52 Geändert 08.02.2015, 11:18
                    über Beastly

                    Es war mal wieder soweit! Ein Folterabend wurde einberufen. Nach langem Hin- und Herüberlegen zwischen Sharkscheißfilmen und diversen Asylummeisterwerken haben wir uns an "Beastly" herangetrauert.

                    Ich habe mir so gedacht, so schlimm kann der doch gar nicht sein. Immerhin spielt ja Alex Pettyfer mit, den ich in "Tormented" durchaus unterhaltsam empfand. Aber doch kann er. Fast spielend leicht schafft es der Film wie kein anderer zu langweilen, zu nerven, und einen eigentlich fast sekündlich zum Kotzen anzuregen.

                    Nach 15 Minuten wollte ich dann auch schon kapitulieren. Nachdem eine von den Olsens (wer auch immer) als Hexe vom Gothic-Winxx Club erschien, flehte ich nur noch um Erbarmen. Doch die Regeln des Folterabends kennen keine Gnade. Jeder Strutz muss zu Ende geschaut werden. Komme was wolle. Vielen Mist-Filmen kann ich etwas abgewinnen oder wenigstens müde darüber lächeln. Doch dieses Machwerk völliger Geistlosigkeit frisst sich locker und beherzt auf meine Hass-Liste. Die is noch gar nicht so prall gefüllt. Aber wenn man so eine Gurke auf die Welt loslässt, wo aber rein gar nichts stimmt, ist das wohl verdient. Die Story ist hanebüchen, die Inszenierung im Stile einer Bravo-Foto-Lovestory absolut amateurhaft, die Dialoge so weit vom Leben weg wie der Mond von der Erde. Da stimmt rein, aber auch wirklich rein gar nichts. Dieser ganze Schnulli wurde dann sogar noch frecherweise in unseren Kinos präsentiert.

                    Und dann nimmt sich dieser Bullshit von modernem Märchen tatsächlich noch Ernst. Wenn ich nicht soviel kotzen müsste, würde mir glatt die Spucke wegbleiben.
                    Wer mal so richtig Bock auf nen Scheißfilm hat, der sollte sogar um diesen einen weiten Bogen machen. Außer er steht auf Schmerzen oder diverse Gallensäfte müssen mal wieder ordentlich angeregt werden. Dann, ja dann ist er durchaus empfehlenswert.

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                    • 8
                      über Enemy

                      Es ist eine Erfahrung. Lange habe ich keinen vergleichbaren Film wie "Enemy" gesehen. Regisseur Denis Villeneuve spinnt uns mit seiner ungemein starken Bildsprache und seinem dezenten aber drängenden Score schnell in das Geschehen ein. Er entfacht eine unheilvolle Sogwirkung, die ich in so einer Intensität seit David Lynch nicht mehr gesehen habe.

                      Jake Gyllenhall spielt einen Geschichtslehrer, der jemanden in einem Video entdeckt, der ihm bis aufs Haar ähnelt. Er forscht nach und will sich mit ihm treffen... Gyllenhall liefert wieder mal eine starke Leistung ab. Und deutet an, dass er wohl die nächsten Jahre Hollywood schauspielerisch mitdominieren könnte und wohl einige Goldjungen seine Vitrinen schmücken werden.

                      Lange bleibt unklar, worauf der Film hinaus will. Mystisch, fast kryptisch wirft er uns immer nur Brocken hin. Die Figuren lernt man nicht wirklich kennen. Die Szenen sind gedehnt, immerzu fast ausnahmslos in Erwartungshaltung verharrend. Das ist fast anstrengend. Mal kurz in die Chipstüte schauen, vergesst es. Pause drücken zum Pinkeln gehen, vergesst es. Nur mal dranzudenken, sich jetzt mal ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen, vergesst es. Aber selbst mit meiner ganzen mickrigen Armee an bereitgestellten Synapsen habe ich den Film nicht durchschauen können.

                      Das aber stört mich nicht im Geringsten. Ich denke ich habe schon verstanden was der Film grundsätzlich sagen will. Darüber nachzudenken was wirklich ist, was nicht, macht mich nur ungemein fertig. Der Film lässt mich nicht los. Gefangen und ausgeliefert wie ein kleiner Käfer im Netz einer großen Spinne verwickelt er mich zusehends in Gedanken über den Film, aber auch über mein Leben. Vielleicht spinne ich auch einfach nur. Sagt es mir.

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                        RolfMuller 25.01.2015, 11:31 Geändert 25.01.2015, 12:04

                        Harry ist ein rüstiger Rentner und ehemaliger Marine, dem nicht mehr allzu viele Freuden im Leben vergönnt sind. Schach spielen mit einen seiner letzten verbliebenen Freunde Leonard hilft ihm über den Tod seiner Tochter und seiner Frau hinweg. Als auch sein Freund Opfer stumpfer Gewalt seitens der Jugendlichen in seinem völlig abgerissenen Wohnort wird sieht er rot. Die Polizei keineswegs unfähig, steht der arroganten, assozialen Jugendmeute aber völlig hilflos gegenüber. Harry Brown kann das nicht länger dulden.

                        Michael Caine in der Rolle als Harry Brown macht sein Rolle ordentlich und gibt der Figur genügend Tiefe. Die Action ist überraschend stark, konsequent und weitestgehend realistisch. Der alte Rentner hätte doch sehr leicht zu einer Superheldenopa-Parodie verkommen können. Aber nein, er agiert zwar ungemein zielstrebig, aber in seinem Tempo und seinen Aktionen seinem Alter entsprechend. Das ist glaubhaft und gut inszeniert. Klar, die Jugendmeute ist schon sehr stark runterstilisiert und sehr klischeebeladen. Da bleibt einem Nichts anderes übrig, als zu hoffen, das Harry diese unnützen Bälger mal so richtig ordentlich durch die Mangel dreht.

                        Mit "Harry Brown" bekommt man einen harten, düsteren, konsequenten Selsbtjustiz-Thriller serviert, der fesselt und nebenbei, wenn auch oberflächlich, Kritik an unserem Rechts- und Gesellschaftssystem übt.

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                          RolfMuller 18.01.2015, 11:38 Geändert 19.01.2015, 11:11

                          Die Idee der Erschaffung eines menschlichen Tausendfüßlers klingt so bescheuert, das musste ich mir einfach antun. Und man bekommt auch einiges an Unterhaltung geboten.

                          Der Film in traditioneller ARD-Fernsehoptik liefert uns strunzdoofe Hauptcharaktere, die in einer völlig hirnrissigen Story von Dr. Heiter glücklicherweise zu einem Tausendfüßler zusammenoperiert werden. Scheiss drauf! Auf eine komische nicht nachzuvollziehende Art und Weise hat mich das unterhalten. Vorallem Dieter Laser als Dr. Heiter spielt den irren Füßlerfetischisten so drastisch überzeichnet, das es einfach Spaß macht. Der hat meines Erachtens auch nicht ganz umsonst ein paar kleine (wahrscheinlich völlig unwichtige) Preise dafür erhalten.

                          Am Ende bleibt ein charmanter Scheissfilm, der durchaus unterhalten kann.

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                            Das Beste an dem zweiten Teil ist wohl der hässlichste (und doch keineswegs untalentierte) Hauptdarsteller der Filmgeschichte. Ein unfassbar ekliger kleiner dauerschwitzender Gnom, der seine Rolle nicht nur optisch auf den Zuschauer glaubhaft überträgt.

                            Sonst ist der Film kann man hier schon passenderweise sagen, ziemlicher Dünnschiss. Da wird mit Blut, Scheisse, Urin und anderen aus den Körpern und in den Körpern gelangenden Flüssigkeiten in bisweilen sogar erlesenen Schwarz-Weiß-Bildern nur so um sich geschmissen. Alles natürlich gänzlich frei von Sinn und Verstand. Auch ein ironischer Ansatz, den man in Teil 1 durchaus hineininterpretieren kann, fehlt hier nahezu völlig.

                            Wer auf scheiss Filme mit viel Scheisse steht, der kann hiermit scheisse viel Spaß haben. Der Rest wohl eher nicht. Apropos ich muss mal...

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                              RolfMuller 08.01.2015, 20:42 Geändert 08.01.2015, 20:44

                              "Expendables 3" ist klar der schwächste Teil der unterhaltsamen Reihe um die von Stallone zusammengescharte Altherren-Söldnertruppe. Es ist schön dass Wesley Synipes mit an Bord ist, der sich auch herrlich selbst parodiert. Antonio Banderas darf Barney Ross und Co. und mitunter auch uns gehörig auf den Sack gehen. Mel Gibson darf den Bösewicht mimen und macht das auch schön ironisch und unterhaltsam. Die meisten Sprüche der Söldnertruppe sitzen und es ist einfach immer wieder toll diese alten Haudegen auf der großen Leinwand zu sehen. Da sitz ich doch die meiste Zeit schmunzelnd in meinem Kinosessel, weil man merkt, dass die Jungs echt Spass hatten, den Streifen abzukurbeln.

                              Was mir missfällt ist neben der bisweilen ermüdenden Action allerdings der Einbau der neuen Teenie-Gruppe. Die sind alle so interessant wie Michaela Schäfer angezogen und notwendig wie eine Flasche Wein in der Wüste. Warum in aller Welt hat man die eingebaut? Sympathisch wie ein Einlauf und mit ner Ausstrahlung wie en leerer Kasten Bier nerven die sich durch den Film und zerstören nebenbei das geile Konzept der Expendables. Eben die alten Recken vereint zu sehen, wie sie sinnlos um sich quatschen und ballern. Das will ich sehen. Und nicht irgendwelche Actionsternchen von morgen, die man nicht mal nachts leuchten sieht.

                              Sly hau die Teeniebande bitte wieder raus. Und ruf stattdessen lieber Steven Seagal, Jackie Chan, Michael Dudikoff, Carl Weathers und wie die alle heißen an. Die sind günstiger und geiler.
                              Dann wird das auch wieder was.

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                                RolfMuller 08.01.2015, 19:09 Geändert 08.01.2015, 19:09

                                Wahrhaftig wunderschön. Bei der Inhaltsangabe von "Ame & Yuki - Die Wolfskinder" war ich doch sehr skeptisch. Eine Frau, die Kinder mit einem Wolfsmann zeugt. Die Kinder müssen sich irgendwann entscheiden, ob Sie eher Wolf oder eher Mensch sein wollen.

                                Das klang mir doch arg nach vorprogrammierten Kitsch und märchenhafter Verklärung. Doch nichts da. Sehr nah am richtigen Leben dran liefert uns der Anime nicht nur tolle Animationen und ganz starke Landschaftsaufnahmen untermalt mit traumhaften Klängen. Er zeigt uns auch die Welt und das Leben in seiner ganzen Schönheit und Tragik, ohne eben zu verklären oder gar zu verdramatisieren. Man lacht und fiebert mit den kleinen Wolfskindern und seiner Mutter mit. Das ist mir so intensiv noch nie vorher mit animierten oder gezeichneten Figuren passiert.

                                Und weil er so schön ist, und das Wort schön auch zurecht hier fast in jedem Kommentar auftaucht. Und weil das Wort schön so schön ist. Sag ich es noch einmal. Der Film ist einfach schön. Wunderschön.

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                                  über Fall 39

                                  Wer einen grundsoliden Horror-Thriller ohne jegliche Innovation sehen möchte kann sich gerne "Fall 39" anschauen. Der Film macht so gut wie nichts verkehrt.

                                  Die Verantwortlichen scheinen aber selbst etwas Angst vor Ihrem Projekt bekommenzu haben. Angst davor, das Projekt etwas mutiger anzugehen. Vielleicht auch Angst davor Fehler zu machen. So weiß man eigentlich schon recht früh Bescheid wohin der Film einen mitnehmen will. Er schafft es aber dennoch, dass man mitgeht. Unterhaltsam ist er. Eine bedrohliche Atmosphäre erzeugt er auch. Auch die Besetzung ist ok. Frau Zellweger nimmt man die herzensgute Sozialarbeiterin ab. Der bis dato unbekannte Bradley Cooper ist eher verschenkt. Jodelle Ferland sticht als vermeintlich gebeuteltes Kind heraus und erzeugt bisweilen schon ein wenig Gänsehaut.

                                  Der Film geht in allen Belangen in Ordnung. Kann aber auch in keinem Bereich eine bleibende eigene Spur hinterlassen.

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                                    "Gone Girl - das perfekte Opfer" - der perfekte Film?
                                    Sicherlich nicht. Gut aber ist er allemal.

                                    Fängt der Film doch fast zu gemächlich an wird man von Fincher immer weiter eingesponnen, bis man sich aus seinen Fesseln kaum noch lösen kann und gebannt dem Ende entgegenfiebert. Die Inszenierung ist stark. Ben Affleck spielt den etwas abgetakelten Verlierertyp annehmbar. Rosamunde Pike hingegen spielt sehr stark auf. Und erinnert ein wenig an das grandiose Spiel von Sharon Stone in "Basic Instinct".

                                    Die Buchvorlage kenne ich nicht. Kennt man diese, wird man aber sicherlich kaum noch überrascht. Der Film zielt es darauf ab den Zuschauer gehörig an der Nase herumzuführen. Das schafft er auch. Aber eine Zweitsichtung wird sich trotz der stilsicheren Inszenierung wohl kaum lohnen.

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                                      RolfMuller 02.01.2015, 11:10 Geändert 02.01.2015, 11:29

                                      "Das Mädchen Wadjda" ist einfach ein kleiner feiner schöner Film. Die Story ist sehr einfach gehalten. Das 10-jährige Mädchen Wadjda, welche in Saudi-Arabien lebt möchte unbedingt ein Fahrrad kaufen. Da stellen sich Ihr gleich mehrere Probleme in den Weg. Sie hat weder Geld noch die gesellschaftliche Akzeptanz ihren Mädchenhintern auf einen Fahrradsattel hieven zu dürfen.

                                      Auch wenn das Erzähltempo ruhig etwas höher hätte angeschlagen werden können, entwickelt sich mit der Zeit eine sympathische, bisweilen lustige und auch traurige Geschichte. Das liegt vorallem an Waad Mohammed, die Ihre Rolle Wadjda mit sehr viel Seele ausfüllt. Man muss sie einfach gern haben. Überhaupt sind alle Darsteller gut gewählt und wissen ihren Part überzeugend darzustellen.

                                      Richtig spannend ist Wadjdas Weg an sich nicht, aber eben die Steine die sie in den Weg gelegt bekommt. Da ist man schon noch erstaunt, welche Zustände in Saudi-Arabien heute noch vorherrschen und auch noch gepriesen werden. Umso erfreulicher ist die Grundaussage des Films, der es schafft nahezu ohne Kitsch den wichtigsten Glauben der Menschen in den Vordergrund zu stellen. Nämlich den Glauben an sich selbst.

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                                      • 5 .5

                                        Optisch ein wahrhaftiger Leckerbissen. Das Märchen "Schneewittchen und die 7 Zwerge" wird hier düster, aber auch fantasievoll neu adaptiert. Vergisst dabei aber die Vorlage keineswegs. Die wichtigsten Inhalte des klassischen Märchens bleiben erfreulicherweise erhalten. Ich habe ein seelenloses Machwerk erwartet. Doch das ist es keineswegs. Die Atmosphäre ist stimmig und saugt einen regelrecht ein.

                                        Chris Hemsworth als Jäger ist passend besetzt und Charlize Theron liefert eine herrlich überdrehte Vorstellung als böse Hexe ab. Kristen Stewart ist rein optisch auch ein gut gewähltes Schneewittchen. Allerdings schaut sie dauernd und in jeder Lage wie ein lippenstiftverschmierter Briefkasten drein und verdirbt einen fast den Spass. Ihr kauft man die Rolle als kampferprobtes Schneewittchen einfach nicht ab. Schon fast lächerlich ihr Aufruf zur Schlacht gegen Ende des Films. Da hat der Regisseur Rupert Sanders wohl etwas zuviel Gefallen an der guten Kristen verspürt.

                                        Dennoch ist "Snow White and the Huntsman" ein netter, überraschungsfreier Zeitvertreib, der es bisweilen sogar schafft einen in seine Märchenwelt zu entführen.

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                                        • 4

                                          Nicht gänzlich frei von Charme kämpft sich eine Gesichts5 als "Nummer 4" durch eine 0815-Story im "H2O-Plötzlich Meerjungfau gesucht"-Look.

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                                          • 5 .5

                                            Das Wichtigste zuerst. Maniac, die 2 Euro kannste behalten. ;)

                                            "Kinder wie du kotzen mich an!" So sensibel geht hier ein Sportlehrer mit seinem gemobbten Schüler um. Das klingt erstmal traurig ist hier aber ziemlich lustig.

                                            In "Tormented" muss man sich erstmal reinsehen. Es hat schon eine Weile gedauert bis der britische Humor bei mir angekommen ist.
                                            Ein dicker asthmatischer Geist, rächt sich an seinen gemeinen total bescheuerten Mitschülern, die ihn in den Selbstmord getrieben haben. Ja nee is klar!

                                            Aber tatsächlich funktioniert der Streifen als überspitzte Horrorsatire gar nicht mal so schlecht. Alle Figuren sind zwar dermaßen überzeichnet, irgendwie beschleicht einen aber immer das Gefühl solchen Leuten schonmal tatsächlich begegnet zu sein. Da werden einfach alle Typen zusammengetrommelt, die eine gut geführte Schule ebenso zu bieten hat. Die Vorzeigestreberin, der bratzdoofe Atzensportler, der fiese Gangleader, der unsensible Sportlehrer, der begriffsstutzige Direx, 3 lebensverneinende Grableuchten... Und alle warten Sie auf den dicken asthmatischen Geist, der aber zum Tauchen noch artig seine Taucherbrille aufzieht. Klingt bescheuert. Ist auch so. Ist aber auch spaßig.

                                            Aus dem Thema Mobbing hätte man auch ein gefühlvolles Drama oder ein knallharten Revenge-Streifen machen können. Doch beides ist er und will er auch gar nicht sein. Er ist weder gruselig, nur leidlich spannend und erzeugt keinerlei Mitgefühl. Doch begegnet er dem Thema so direkt und respektlos, das es Spass macht den dicken asthmatischen Geist bei seinen meist auch nur durchschnittlich inszenierten Racheakten zu begleiten. Den erhobenen Zeigefinger lässt er stecken. Und wenn er mal gezückt wird, wird er sogleich abgesäbelt!

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                                            • 7
                                              RolfMuller 22.12.2014, 13:55 Geändert 22.12.2014, 13:56
                                              über Ali

                                              Es ist schwer einem Sportler, einem Menschen wie Muhammad Ali gerecht zu werden und dessen bewegtes Leben in einem Film einzufangen.

                                              Michael Mann hat es versucht und pickt sich dabei auch Alis wohl intensivste und denkwürdigste Zeitspanne heraus. Das ist ein richtige Entscheidung. Genauso wie die Besetzung des Hauptdarstellers. Unfassbar wie der ehemalige "Prince von Bel Air" körperlich und auch schauspielerisch zugelegt hat. Will Smith kann den Film tragen. Das Setting ist stark und Michael Mann schafft es mit einem tollen Setting, stilsicherer Inszenierung und passender Musikuntermalung uns problemlos in die Zeit hineinzuversetzen.

                                              Die Story an sich besitzt aber zu viele Brüche und ist der Vielzahl dessen was passiert geschuldet, zu sprunghaft und unentschlossen wird ein Abriss von Muhammad Alis Leben gezeigt. Da wird von Alis Frauen bis hin zur religiösen Ansicht und den tollen Boxkämpfen alles mit reingepackt. Das Eine bedingt sicherlich im Leben auch das Andere. Aber hier hätte man sich doch eher auf Wesentliches beschränken sollen. Denn so fehlt dem Film nämlich das, was das wahre Leben des Schwergewichtsweltmeisters im Boxen nämlich beinhaltete. Gänsehautmomente! Diese bekommt man z.B. hervorragend in der sensationellen Doku "When We Were Kings - Einst waren wir Könige" vermittelt.

                                              "Ali" ist sicherlich ein guter Film, der aber an der Größe und dem Wirken von Muhammad Ali beinahe scheitert.

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                                              • 5

                                                Herzlich willkommen in der Malick School of Life
                                                RIIIIINNNNGGGGG!!!!
                                                Erste Stunde Geographie und Biologie im Block: Der Lehrer flüstert, ich versteh ihn kaum. Und wenn, was will er mir sagen. Was hat des jetzt mit den Bildern zu tun. Kann der mal aufhören zu flüstern. Zum Glück ist die Stunde gleich vorbei.
                                                RIIIIINNNNGGGGG!!!!
                                                Auf zur zweiten Stunde Ethik& Religion: Oh Gott, oh Gott! Schlaf ich gleich ein oder höre ich der flüsternden Stimme weiter zu?
                                                RIIIIINNNNGGGGG!!!!
                                                Ah wieder wach und ab zur dritten Stunde, Kunst: Geile Bilder, das kann man wohl sagen, wenn bloß diese flüsternde Stimme nicht wäre.
                                                RIIIIINNNNGGGGG!!!!
                                                Endlich vorbei und ab ins richtige Leben.

                                                Das liest sich jetzt vielleicht härter als es ist. Aber Malicks Werk hat mich überhaupt nicht bzw. nur wenig gepackt. Das alles war mir zu trocken, auch zu bedeutungsschwanger. Er zeigt uns zwar scheinbar Alles. Doch hatte ich Nichts zum Greifen, zum Daranfesthalten. Das er das Leben begreiflich machen kann, erlebt man in der Mitte des Films. Da wird das Leben gezeigt, und ansatzweise lässt er es uns auch mitfühlen. Da werden mit großartigen Kamerafahrten nahezu unvergessliche Bilder von heranwachsenden toll aufspielenden Kindern gezeigt. Unbekümmert! Verspielt! Verletzlich! Das ist das Leben! Das ist stark! Davon hätte ich nur gerne mehr gesehen. Für den Rest geh ich in die Schule. Vielleicht nicht unbedingt in Malick seine.

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                                                • 10

                                                  Bis heute einer der besten Actionfilme aller Zeiten! Ich wollte als kleiner Zwerg immer so sein wie Edward Furlong in diesem Film. Fand das einfach nur stark wie der kleine rebellische Möchtegern-Coolie mit seinem Moped rumbrettert, coole Sprüche raushaut und Arnie Faxen beibringt. ;) Schade was aus ihm geworden ist. Über die spätere Besetzung seiner Rolle mit Nick Stahl braucht man glaube ich keine Worte verlieren. Aber nicht nur aus nostalgischen Gründen bekommt der Film das Herz von mir. Sondern weil er nach wie vor einfach super funktioniert. Er nutzt sich überhaupt nicht ab. Perfekt benutze ich bei Filmen äußerst selten. Hier passt das Wort wie Arnies Faust aufs Blechauge! Die ersten beiden Terminatorteile werden auch noch die nächsten 100 Jahre schramm- und schadlos überstehen und eine Referenz darstellen!

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                                                  • 6

                                                    Eins vorweg. Die Inszenierung, das Setting, die Musik, der Cast. Alles saustark. Das viktorianische London wurde selten so stimmungsvoll dargestellt. Dazu schlüpfen Josh Hartnett als Gunslinger, Eva Green als schizophrene besessene Vanessa Ives und Timothy Dalton als stoischer Sir Malcolm in Rollen, wie für sie gemacht.

                                                    Das einzig Störende hier ist die Grundstory an sich. Das ist alles zu sprunghaft, das reisst nicht mit. Und das ist aus oben genannten Gründen ungemein schade. Einige Folgen sind wahnsinnig stark von Anfang bis Ende, andere wiederum fast todsterbenslangweilig. Und man fragt sich oftmals, was das Gesehene mit dem großen Ganzen zu tun hat.

                                                    Doch gibt es wiederum Szenen, die Gänsehaut auslösen. Dabei dachte ich fast schon mir wurde die Erpelhaut heimlich wegtransplantiert. Das hatte ich schon ewig nicht mehr. Doch wenn Eva Green, die hier einfach überragend agiert, ihre schizophrenen Anfälle bekommt, dann läufts mir tatsächlich kalt den Rücken runter. Hier tauchen auch etliche passabel animierte Monster auf. Angst bekommt man allerdings nur vor Eva Green. Schon sie allein macht die Serie sehenswert. Wenn die Grundgeschichte noch stringenter erzählt und vorallem verfolgt wird dann könnte "Penny Dreadful" noch richtig was taugen.

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