RolfMuller - Kommentare

Alle Kommentare von RolfMuller

  • 9

    Ich liebe es wenn man überrascht wird, wenn man das Gefühl hat etwas anderes zu erleben. Wenn man überhaupt was fühlt während man sich einen Film hingibt. Und wenn man sich selber wiederfindet in einem filmgewordenen Chaos. Mit dem japanischen Regisseur Sion Sono hatte ich bereits einen „Tag“ mit einem „Cold Fish“ verbracht und sein vielseitiger Stil hat mich sofort fasziniert. Derartiges habe ich vorher noch nie auf einer Leinwand vernommen. Mit „Love Exposure“ treibt es Sono auf die Spitze.

    Wie selbstverständlich er verschiedene Genres und Gegensätze miteinander verwirbelt und verschmelzen lässt ist kaum zu greifen. Ein unfassbar langer Film, der sich aber ziemlich kurz anfühlt. Über Liebe und Hass, Glauben und Gotteslästerung, ehrliche Versprechungen und perfider Perversionen, Aufrichtigkeit und Lüge, Vollkommenheit und Zerstörung. In trashigen, aber auch hochwertigen Szenen verwebt Sono brutalen Splatter und absurd komische Martial-Arts-Szenen mit wirklichen Gefühlen. Pathetisch mit dem bisweilen typisch dramatisch fernöstlichen Spiel ausgestattet aber im Kern wahrhaftig und echt. Sono zieht sein Ding mit ganz dicken Eiern durch und erschafft einen ungemein fließendes Spektakel aus unerschöpflichem Stilwillen, akustischer Innovation und emotionaler Erzählgewalt.

    Eine simple Geschichte über die Irrungen und Wirrungen der Liebe ummantelt von irren inszenatorischen Ideen. Eine filmgewordene pulsierende Erektion, die uns Sono da fast 4 Stunden um die Ohren prügelt. Manche wird das abschrecken, manche schalten ab. Ich konnte mich völlig hingeben, mich fallen lassen. Und auf unvergleichliche Art und Weise fühlte ich mich emotional angesprochen und persönlich aufgehoben. Einzigartig!

    24
    • 5

      Independence Day für Teenies

      Die Russen können also auch Blockbuster-Kino! Mit ordentlich Aufwand und massig rollendem Rubel wurde hier eine in seinen Effekten wirklich überzeugende Alien-Invasion auf der Erde inszeniert. Da braucht man sich tatsächlich nicht hinter dem Bombastkino aus Amerika verstecken. Leider ist das alles aber eben genauso schablonenhaft erzählt und die interessante Ausgangssituation wird dann zunehmend mit Kitsch verwässert und einer schnöden Welten-Romanze geopfert.

      Alles in allem wirkt es zunehmend ein wenig wie eine Verfilmung für Teenies und anhand der Thematik in der es im Kern um die Gewalttätigkeit der Menschheit mit Hang zur Selbstzerstörung geht hätte ich mir fast mehr Ernsthaftigkeit und Düsternis gewünscht und nicht so eine naive Abhandlung der Ereignisse. Auch eine gewisse Eigenständigkeit hatte ich mir erhofft aber man passt sich formal und erzählerisch leider den amerikanischen „Vorbildern“ nahezu komplett an.

      Dennoch funktioniert der Film als Blockbuster ganz gut, die optischen Schauwerte beeindrucken, die unverbrauchten Gesichter sind erfrischend und die Botschaft ist simpel wie wichtig.

      21
      • 7 .5

        Nach einer wahren Geschichte wird der Brite Billy Moore in Thailand des Drogenhandels überführt und in ein Höllenloch von einem Knast gesteckt. Nur seine Boxkünste lassen ihn darin überleben.

        Was grundlegend wie ein martialischer Kampfsportfilm klingt ist in Wirklichkeit ein bierernstes, hartes, unkonventionelles Drama um einen jungen Mann denen die Erlebnisse im thailändischen Gefängnis fast völlig zerreißen. Die Herangehensweise ist ungewohnt, denn über Billy Moore erfährt man kaum etwas, aber doch ist er immerzu im Mittelpunkt, die Kamera ist immer dicht an ihm dran und verfolgt ihn leicht wackelig auf Schritt und Tritt durch jede Erniedrigung, jeden Schmerz und jede Pein die Billy Moore aushalten und erfahren muss. Das alles wirkt ungemein authentisch, fast ein wenig dokumentarisch und das starke Schauspiel aller Beteiligten trägt dazu bei dass man diese wahre Geschichte auch in keinster Weise anzweifelt. Gerade Joe Cole in der Hauptrolle überzeugt mit seiner wütenden aber auch völlig verzweifelten Darstellung, der hin- und hergerissen scheint zwischen Hoffnung auf Besserung und Wunsch nach endgültiger Erlösung. Auch die Kampfszenen die meist ohne Schnitt auskommen ohne aber an Dynamik zu verlieren wirken sehr realistisch und runden das glaubwürdige Szenario ab.

        „A Prayer Before Dawn“ ist ein authentischer, sehr ungemütlicher Einblick in ein thailändisches vergittertes Höllenloch. Und ein dramatischer und intensiver Ritt durch die verletzte und zerstörte Seele eines wahrhaftigen Kämpfers!

        20
        • 6 .5
          RolfMuller 09.11.2022, 08:41 Geändert 09.11.2022, 08:59

          So habe mir mal die Jacke aus Wildleder drübergezogen. Und was soll ich sagen? Is schon irgendwie geil!

          Tatsächlich war dies meine erste Erfahrung mit dem französischen Künstler und Filmemacher Quentin Dupieux ("Rubber"). In knackigen 70 Minuten serviert er uns hier eine Klamottenauslage der etwas anderen Art. Skurril, ironisch und seltsam komisch begleiten wir einen Typen der sein Leben hinter sich gelassen hat und sich einer Wildlederjacke vollends verschrieben hat. Das klingt so panne, aber ist in seiner Darstellung nie übertrieben sondern immer in unserer Realität verortet. Gerade das macht es so herrlich verschroben, total merkwürdig und dennoch irgendwie glaubwürdig.

          Gerade Jean Dujardin in der Hauptrolle legt einen herrlich kauzigen Auftritt hin und zeigt eigentlich nur Emotionen wenn es um seine scheiß Jacke geht. Man könnte wirklich meinen irgendwo da draussen läuft so einer rum. Total abwegig ist das ja eben nicht, wenn man hin und wieder liest, dass sich jemand in seine Modelleisenbahn oder in seinen Kronleuchter verliebt hat.

          So ich muss los, mein Bürotelefon ruft mich. Als ich letztens den Hörer in der Hand hatte, hat es mich so niedlich angezwinkert! Geil!
          Vielen Dank Buddys für den Tipp! Dupieux werde ich ab sofort auch im Auge behalten.

          23
          • 6
            RolfMuller 07.11.2022, 15:02 Geändert 07.11.2022, 15:14

            Dieser Film war ein Gedicht,
            doch anschauen liebe Leut solltet ihr ihn besser nicht.
            Vorher solltet ihr ordentlich einen heben,
            denn das Zwerchfell das soll beben.

            Ja so kann es gehen im Leben,
            einer wills dir mal so richtig geben.
            Dieser schöne Jemand heißt Cornelius,
            der am Tampon lutschen muss,
            die Rübe ist gar voll von Stuss,
            und duscht die Leut per Samenerguss.
            Dazu geselln sich ein paar hohle Pratzen,
            die spieln vergnügt auf den Matratzen,
            Und kabbeln sich mit Zombiefratzen.
            Und Obacht vor dem Typ mit Hosenlatzen,
            der tut wohl gern an Öhrchen schmatzen.

            Eklig, brutal, strunzbescheuert,
            war das alles gar nicht teuer,
            richtig billig-beschissener Dreck,
            da lachst dich einfach weg.

            viel mehr gibt es nicht zu sagen,
            einen Blick solltet ihr auf keinen Fall wagen,
            denn der Film schlägt auf den Magen,
            wehe ich hör euch klagen…

            Frei nach Johann Wolfgangs Floethe

            23
            • 5
              RolfMuller 07.11.2022, 11:33 Geändert 07.11.2022, 11:41

              Ich in einem alternativen Paralleluniversum

              WTF?! Was ein berauschendes Fest für die Sinne! Die Regisseure Dan Kwan und Daniel Scheinert verbeugen sich in einer irren Sci-Fi Show vor der Magie des Kinos in all seinen Facetten und schaffen es dabei Komik und Tragik zu vereinen. Selten hat man so etwas auf der Leinwand erlebt. Mehrere Paralleluniversen. Mehrere Genres. Mehrere Gefühle. Ein Film zum Durchleben, zum Durchdenken und Durchfeiern! 10 von 10

              Ein anderes Ich in einem anderem alternativen Paralleluniversum

              WTF?! Was ist das denn für eine überambitionierte durch mehrere Universen gequirlte Scheiße? Dildos als Nunchakus? Menschen mit Hotdog-Fingern? Bizepsfinger? Verarschen kann ich mich alleine. Wenn ich sowas sehen will dann schaue ich SpongeBob. In dieser Arty Farty Party aber geht nix zusammen, total drüber funktionieren weder Witz, Anspruch, noch Emotionen. Total abgedreht und überdreht geht einen der Welten-Wimmelbildspielfilm schnell richtig auf die Nüsse! Total daneben! 0 von 10

              Ich jetzt hier in unserem Paralleluniversum

              Ich war ja durch einige hier vorgewarnt und andere wiederum aus meinem Freundeskreis sprachen vom besten Film der letzten Jahre. Solche Filme sind finde ich im Vorfeld schon unfassbar interessant. Und ja das ist auch „EEAAO“. Allerdings war ich wohl dermaßen hin-und hergerissen wie bei kaum einem Film zuvor. Richtig starke Bildmontagen, mitunter geniale Einfälle und teilweise ein frenetischer Flow der sich entwickelte. Andererseits auch total albern, komplett abwegig und einfach nur anstrengend. Diese Mixtur aus grenzdebil und grenzgenialem Witz kombiniert mit ehrlichen Emotionen hat für mich kaum funktioniert. Die emotionalen Schläge am Ende schwangen an mir komplett vorbei, weil man sich in der durchaus innovativen Grundidee zwischendrin fast komplett verliert und das Erzählen dabei nahezu vergisst. Die Botschaft ist schön und klar. Auch über andere Paralleluniversen hinweg sind wir füreinander bestimmt und auch da. Der Weg dahin ist zwar stellenweise berauschend inszeniert aber teilweise auch zu verkaspert und zu anstrengend. Insgesamt eine ziemliche Enttäuschung!

              29
              • 7 .5
                RolfMuller 02.11.2022, 13:20 Geändert 02.11.2022, 13:22

                Hereinspaziert, hereinspaziert in das kakerlagike Kloaken-Kloster von „Hellhole“.

                Augen auf bei der Berufswahl könnte man meinen als 1987 ein augenscheinlich junger Geistlicher in einem abgelegenen Kloster als staatlich geprüfter Exorzist in Oberschlesien anheuert. Gleich zu Beginn ertappte ich mich mit dem Gedanken „Boah nee, nicht noch ein Exorzistenhorror“. Denn seit Friedkins Klassiker von 1973 wurde man mit Austreibungsfilmen regelrecht zugeschüttet und zugemüllt.

                Aber die polnische Produktion „Hellhole“ entwickelt sich spürbar anders. Was als fast schon ungemütlicher Krimi im Stil der „purpurnen Flüsse“ beginnt, entpuppt sich immer mehr als eine durchaus geschickt erzählte und gegen Ende entfesselt inszenierte Horrorshow. Regisseur Bartosz M. Kowalski („Nobody Sleeps Tonight“) sorgt mit düsteren, dreckig-detaillierten Bildern für eine richtig unangenehme Atmosphäre. Man fühlt sich in diesem Kloster auch als Zuschauer einfach nicht wohl. Dieses Gefühl wird dann auch (ohne etwas inhaltlich zu verraten) mehr als bestätigt. Absolut ekelerregend, brutal und zunehmend verstörend nimmt das Ganze mit gelungenen und zumeist handgemachten Effekten seinen Lauf und erinnert an modernere Klassiker wie „Pans Labyrinth“, ohne sich darin zu verlaufen. Das berauschende Ende könnte dann bei vielen die Rosen vom Kranz schütteln lassen, mich hat das jedoch komplett aus meinem Sünden-Sofa heben lassen. Ziemlich geiler Scheiß!

                „Hellhole“ ist formvollendetes kulinarisches Klärwerk-Kino für ausgehungerte Freizeit-Exorzisten die einfach mal wieder Bock auf ein überraschendes, widerwärtiges und höllisch-heißes Creepy Meal haben. Wohl bekomms!
                (HORRORCTOBER 13/2022)

                26
                • 6 .5

                  Bei der Thematik geht einen sofort das Messer in der Tasche auf. Da sitze ich schon mit Puls 180 vorm Fernseher obwohl noch gar nichts passiert. „The Boy Behind the Door“ macht dann einfach verdammt viel richtig, damit der Puls auch oben bleibt. Zwei Jungs die sich gegenseitig ewige Freundschaft schwören werden entführt...

                  Die Story ist sehr simpel gestrickt, aber lässt einen lange im Unklaren darüber wer die Jungs entführt hat und warum. Stilistisch stark und intensiv schildern David Charbonnier und Justin Powell den nervenaufreibenden Fluchtversuch der beiden Jungs. In dunklen Bildern und mit geschickten Bild-Montagen wird nicht nur Spannung erzeugt sondern werden auch Emotionen übertragen. Die Jungdarsteller spielen glaubhaft und dadurch dass es Kinder sind, sind auch die jeweiligen Handlungsweisen alles andere als abwegig. Immer herrlich wie hier einige urteilen, wie man sich doch in gewissen Situationen zu verhalten hat. Die möchte ich mal erleben wie sie in vergleichbaren dramatischen Momenten reagieren würden wenn die Buxe voll ist.

                  „The Boy Behind the Door“ hält die Spannung mit wenigen Mitteln bis zum Schluss hoch, auch wenn sich gegen Ende alles etwas zu generisch entwickelt, sollte jeder mal einen Blick hinter die Tür riskieren. Es lohnt sich. Vielen Dank kaiserofhorror für den prima Tipp!
                  (HORRORCTOBER 12/2022)

                  21
                  • 5
                    RolfMuller 31.10.2022, 12:48 Geändert 31.10.2022, 13:36

                    Früher wurde zu Schulzeiten unzählige male in Freistunden das Werwolf-Spiel gespielt, indem jede Nacht ein Dorfbewohner das Zeitliche segnet. Und dann wird wild diskutiert wer der Mörder ist. Das hatte schon einen besonderen Kitzel, besonders wenn man selber der Werwolf war. Und auch heute noch treffen wir uns hin und wieder um das Spiel in der klassischen Form zu spielen, das macht echt ne Menge Laune und man lernt sich und seine Freunde oft noch besser kennen.

                    Mit „Werewolves Within“, was eine Verfilmung des gleichnamigen Videospiels darstellt, hatte ich dann insgesamt leider nicht ganz so viel Spaß, weil es mir einfach viel zu überdreht war. Ich mochte zwar die eigenwillig-skurrilen Charaktere, das atmosphärische Wintersetting und die grenzdebil-genialen Dialoge. Allerdings war mir das alles schlussendlich einfach zu panne und turbulent um in irgendeiner Art und Weise noch die Rätsellust und Spannung bei mir aufrecht zu erhalten. Als quatschig-haariges Vergnügen funktioniert er allemal, als spannender Wer-Wolf-Wars-Film dann im Verlauf leider bei mir nicht.

                    Kann man sich sicherlich mal geben. Ansonsten empfehle ich eher eine klassische Werwolf-Runde unter Freunden.
                    (HORRORCTOBER 11/2022)

                    20
                    • 6 .5
                      RolfMuller 31.10.2022, 12:31 Geändert 31.10.2022, 12:50

                      Zombieköpfe fliegen durch die Botanik, Körper werden zersägt und zerschossen, Arme und Beine abgehackt, eine Meute wird überfahren.

                      Das liest sich doch nach einem richtig entspannten Halloween-Familienfilm oder?
                      Dann spielt auch noch Marlon Wayans mit, der uns mit seinen strunzbescheuerten Filmen „White Chicks“ und „Ghost Movie“ und seinen schlechten Witzen oft weit unter der Gürtellinie das Fürchten lehrte. Doch ich war überrascht wie charmant und relativ geerdet der Witz hier ist, auch wenn nicht jeder Gag sitzt. Priah Ferguson in der Hauptrolle, die schon ab der dritten Staffel in „Stranger Things“ ihre besondere Präsenz und ihr Talent zeigte ist echt ne richtig kleine toughe Rotzgöre. Und es macht schon Spaß wenn sie mit ihrem Daddy lebendig gewordene und echt sympathisch getrickste Halloween-Deko mit allen Regeln der Tötungskunst wieder zurück ins Jenseits befördert.

                      „The Curse of Hollow Bridge“ ist anspruchslos, überdreht und sicherlich nicht besonders spannend. Er taugt aber als absolute Halloween-Partygranate, mit spektakulär-spaßiger Action und unfassbar vielen Verweisen auf alte und neuere Horrorklassiker. Und nebenher erfindet er ein Sub-Genre völlig neu. Den Familien-Splatter-Film. Das ist doch mal was!

                      Viel Spaß und ein schönes Halloweenfest euch allen! 👻👻👻
                      (HORRORCTOBER 10/2022)

                      19
                      • 7
                        RolfMuller 27.10.2022, 12:51 Geändert 27.10.2022, 12:53

                        Wolf oder Schaf?

                        Ein richtig fieser Bastard! „Hunter Hunter“ ist das beste Beispiel dafür, dass man nicht immer mit einer großartigen wendungsreichen Story begeistern muss. Sondern es viel mehr darum geht wie man eine Geschichte erzählt. Eine Familie lebt mitten in der Wildnis und verdient sich ihren Unterhalt mit der Jagd auf Tiere. Als eines Tages ein großer böser Wolf der Familie zu schaffen macht und vor allem Mutter und Tochter ängstigt macht sich der Vater auf das Tier zu erlegen...

                        Der kanadische Regisseur Shawn Linden geht dabei selber wie ein Jäger vor und wir als Zuschauer sind seine Beute. Er erzählt seine Geschichte in trist-kalten Bildern sehr behutsam, zu Beginn aufreibend langsam, aber im zunehmenden Verlauf sehr geschickt. Immer wieder legt er Fährten für uns aus, die wir weiterdenken müssen und nicht sofort Motive und Schicksale der beteiligten Personen erkennen lassen. Die Charaktere sind zudem sehr authentisch und glaubhaft dargestellt so fällt es leicht eine Bindung aufzubauen, die auch notwendig ist, damit man schmerzlich spürt, wenn am Ende die Falle zuschnappt.

                        „Hunter Hunter“ ist ein abgrundtief-böser Slowburn-Horror, der sich ganz langsam immer weiter steigert und am Ende effektiv und heftig eskaliert. Und der uns erahnen lässt das in jedem von uns ein Wolf lauert, der aus dem Schafspelz herausplatzt, wenn wir in eine Falle tappen.
                        (HORRORCTOBER 09/2022)

                        27
                        • 7

                          „RRRIIING“ „RIIIING“

                          Ein totes schwarzes Telefon. Es klingelt, obwohl es nicht mit Strom versorgt wird.

                          Das Telefon bleibt aber fast das einzig Übersinnliche in dem atmosphärisch sehr dichten ansonsten fast bedrückend-realistischen Thriller von Scott Derricksen, der uns bereits mit „Sinister“ (ebenfalls mit Ethan Hawke) sehr effektiv das Fürchten lehrte. Ein wenig weg vom Horror und mehr hin zu den Charakteren erschafft Derricksen stilistisch eine perfekte Illusion der späten 70er-Jahre. In grobkörnigen Bildern transportiert er einen direkt hinein in die Zeit und stellt ein heranwachsendes Geschwisterpaar in den Fokus, welches sich dem Grauen in der Schule aber auch Zuhause erwehren muss. Indem selbst Schulprügeleien ungemein brutal skizziert werden und zu Hause auch nur emotionale Tiefschläge lauern macht Derricksen klar, dass das alles andere als eine Wohlfühloase ist, die die beiden umgibt.

                          Die Kinderdarsteller sind wirklich klasse und eine Szene brennt sich regelrecht ein, indem die Tochter von ihrem überforderten Vater drastisch sanktioniert wird. Ganz stark gespielt und ungemein intensiv vorgetragen. Ebenso überzeugt Ethan Hawke allein durch seine unheilvolle Präsenz und seine Gestik. Sein Gesicht bekommt man nämlich nur ganz kurz zu sehen.

                          „The Black Phone“ erinnert nicht ungefähr an Stephen Kings „ES“, indem das Grauen versteckt unter faszinierenden Ballons und Zaubertricks direkt in der Nachbarschaft lauert. Denn scheinbar hat Kings Sohn Joe Hill artig das Werk seines Vaters gelesen und sich davon inspirieren lassen und hier mit einer Kurzgeschichte die Vorlage geliefert. Die Verfilmung ist nicht nur ein unheimlicher Serienkiller-Thriller mit wenigen aber effektiven Schockeffekten, sondern dient fast als ein authentischer Coming-of-Age-Film, der die Heranwachsenden ernst nimmt. Es geht im Mantel des plump-personifizierten Horrors im Kern darum sich selbst zu behaupten, für sich einzustehen, sich wenigstens selbst zu akzeptieren auch wenn es schon kein anderer tut. Stark!
                          (HORRORCTOBER 08/2022)

                          23
                          • 5
                            RolfMuller 24.10.2022, 12:30 Geändert 24.10.2022, 12:39

                            Und jetzt alle: „AMEISENSCHEISSSEEE“!

                            Jaja jetzt weiß ich warum das jeder Kinder-Fotograf zu den kleinen Scheißern sagt. Die haben einfach Ahnung.

                            Im Rahmen von Schlefaz habe ich mich mal ganz allein ohne Unterstützung meiner trunkfreudigen und trashbelastbaren Kumpels an den Insektenhorror aus den 70ern rangetraut.

                            Im ersten Drittel treffen verschiedenste mitunter dauerspitze Partygäste und Immobilienkaufwillige jedweden Alters aufeinander um sich richtig schön beseiern zu lassen. Sowas Stinklangweiliges muss man erstmal auf Zelluloid gebannt bekommen. Zum Glück liess das Trinkspiel einen nicht ans Wegschlummern denken weil man ständig damit beschäftigt war sich einen einzuflößen wenn das „Dreamland Shore“-Logo irgendwo auftauchte. Wie ich schnell bemerkte ist es wirklich ziemlich oft aufgetaucht. Und zum Glück mutieren am Strand glückselig Ameisen zu Riesenviecher, weil irgendjemand (wer auch immer) da wie bekloppt Fässer mit radioaktivem Müll ins Meer geschüttet hat.

                            Danach ging es aber rund, mit einer irren POV- Einstellung (paar runde Öffnungen, Waaaaahnsinn) der radioaktive verseuchten Ameise, die anscheinend selbst mitten im Tag Sonnenuntergänge auf den Pupillen simuliert, durften die Viecher in der Miniaturbastelstube und an bemalten Wänden langkrabbeln (mit Wolken im Hintergrund hahaha). Die Kills sind dann einfach ein Wirrwarr an Kamerafahrten einer Riesen-Muppet-Ameise und Marmelade. Das erfeute dann doch schon mein Herz und meine Tierliebe kam doch deutlich zum Vorschein. Die asympathischen Bratzenbaracken von jung bis alt jucken einen nämlich trotz des ganzen Krabbelzeugs nicht im Geringsten. Da ist man doch ganz schnell im Team „Anton Ameise“.

                            Im letzten Drittel wartet dann aber noch die absolute Twist-Kanone auf uns und zerschießt uns mal so richtig schön den Restverstand aus der Weichbirne. Da kommt man im Leben nicht drauf. Und ich spoilere nicht, nein. Da müsst ihr schon schön selber durch!

                            6/10 TRASH-TONNEN 🗑🗑🗑🗑🗑🗑
                            5/10 FOLTER-FURUNKELN 💀💀💀💀💀
                            (HORRORCTOBER 07/2022)

                            20
                            • 3
                              RolfMuller 19.10.2022, 14:05 Geändert 19.10.2022, 14:06

                              Ich mag ja durchaus Slowburn-Horror aber eh „What Lies Below“ mal ausm Arsch kommt dauert das dann schon ne Weile. Und wenn man dann noch mit mau geschriebenen Charakteren die Zeit überdauern muss wird’s richtig schwierig. Mena Suvari, die in „American Beauty“ (ja is schon ne Weile her) Kevin Spacey und auch uns in Rosen gebettet um den Verstand brachte darf hier eine völlig aufgezogene Mutter spielen. Diese nervt nicht nur ihre Tochter sondern auch uns gleich zu Beginn gewaltig ab. Die Tochter, ein 1A Neve-Campbell-Double nur in blond, gibt leider auch nicht viel mehr her um uns wirklich an ihr zu interessieren. Weder Drehbuch noch Charaktere sind gut genug ausgearbeitet um einen an der Spannungs-Stange zu halten.

                              Dazu gesellt sich eine leckere Schmalzstulle von einem Mann, wo bei Mama und Tochter gleichermaßen der Schlüpper wegfliegt wenn er nur mit der gezupften Augenbraue zwinkert. Fing fast an wie ein astreiner Softporno, denn auch von der Inszenierung her vermag es Braden Duemmler kaum zu vertuschen, dass der Taler nicht ganz so locker saß. Die Schmalzstulle sorgt dann aber mit seinem komplett merkwürdigen Verhalten immerhin für einige unwohle Momente, wo man nicht weiß ob man sich jetzt ängstigen oder lachen soll. So richtig Tempo, bringt das trotz des Scores, der einen immerzu erinnern soll, das hier was gewaltig schief läuft, aber auch nicht in den Phflegma-Streifen. Nach gefühlt endloser vergangener Zeit indem ich auch oft den heimischen Fernseher saumüde angezwinkert habe, geht’s dann aber am Ende richtig los...

                              ...naja zumindest passiert mal was, mehr will ich nicht verrraten, aber für mich war das alles andere als hochklassig und überraschend. Vielleicht hat man in dem Bereich auch schon zuviel durch. Wer es thematisch ähnlich und mit ebenso wenigen Mitteln besser sehen will geht mal im „Beach House“ vorbei. Fängt ähnlich dröge an entwickelt sich aber in allen Belangen effektiver!
                              (HORRORCTOBER 06/2022)

                              20
                              • 5

                                Wir leben in einer Welt, in der Traum und Wirklichkeit nah bei einander liegen, in der Tatsachen oft wie Fantasiegebilde erscheinen, die wir uns nicht erklären können. Können Sie Wahrheit und Lüge unterscheiden?

                                Es gibt Menschen mit denen man schreibt, denen wünscht man dass sie endlich unter der Erde liegen. Doch was ist, wenn die bisher nicht so liebgewonnenen Daseinsberechtigten auch da nicht aufhören sich mitzuteilen? Ähnliches widerfährt Craig in unserer Episode. Er freundet sich mit einem alten Mann an, der irgendwann das Zeitliche segnet aber über Steve Jobs Mobilerrungenschaft nach wie vor keine Ruhe geben will. Nun was sagen Sie? Ist diese Geschichte wirklich so passiert oder handelt es sich hierbei nur um ein bekritzeltes Stück Klopapier aus dem marmoriert bestuhlten Badezimmer von Stephen King?

                                Ist diese Geschichte wirklich wahr? Oder ist es nur ein durchaus gut dargestelltes und wohlig gruselig durchsetztes Narrenstück unter charmanter Beihilfe von Star-Senior Donald Sutherland?

                                Spricht es eher für die nachvollziehbare Realität, dass dies die längste Folge in der Geschichte unserer Frakes-Show ist? Oder warum ergibt es für Sie irgendwie Sinn so etwas Gehaltloses auf Spielfilmlänge zu strecken?

                                Sind Ihnen vielleicht vorher schon Unstimmigkeiten aufgefallen, ist es wirklich so dass sich Cliquen heutzutage nur noch nach Handymarke aufteilen? Oder sind Sie einfach nur unwissend und das alles geschieht wirklich so jeden Tag in der Schulkantine? Doch erspürten Sie andererseits nicht auch diese echten Gefühle über Freundschaft, Verlust und Trauer? Vielleicht zu echt um wirklich wahr zu sein?

                                Nun machen Sie sich selbst ein Bild. Und vergewissern Sie sich dass Sie diesem Bild auch wirklich trauen können.

                                Ihr Jonathan Frakes
                                (HORRORCTOBER 05/2022)

                                21
                                • 6 .5
                                  RolfMuller 18.10.2022, 12:21 Geändert 18.10.2022, 14:26

                                  „Was ist denn hier passiert???“
                                  „Schwiegereltern!“

                                  Jaja so kann es einen ergehen wenn man in eine neue Familie einheiratet und die falsche Karte zieht. Grace Le Domas stolpert nichtsahnend genau in so ein Szenario, welche sich ihre Hochzeitsnacht sicherlich ganz anders vorgestellt hat. Hinreißend dargestellt von Samara Weaving wird die Braut gejagt bis ihr Hochzeitskleid nur noch blutbesudelt in Fetzen von ihr hängt. Das ist im Verlauf alles völlig abwegig und weder spitzfindig noch sonderlich originell in den Dialogen.

                                  Aber „Ready or Not“ entwickelt einen ganz eigenen kurzweiligen Drive und geht völlig respektlos mit überspitzten Messern und plump-blutigem Vorschlaghammern auf uns los und greift dabei unsere allheiligen Familienwerte an. Satire wird hier grobschlächtig eingeschlitzt und die Themen um Eheversprechungen, Verbundenheit und Verpflichtungen offensichtlich ausgeweidet. Wer hier feingeistigen Humor erwartet bekommt nen Kopfschuss, wer hier Anspruch drin sehen will dem werden die Augäpfel rausgestochen. Und wer sich hier an Logik stört der explodiert sofort. Alle anderen werden voll auf ihre Kosten kommen.

                                  Denn „Ready or Not“ ist ein völlig überdrehter blutig-kurzweiliger Quirl der das Hirn zersiebt, das Zwerchfell zum Beben bringt und uns ein irres Grinsen schenkt (wenn man sich darauf einlässt). Jenes Grinsen welches wir beim Besuch der Schwiegereltern immer aufsetzen wenn uns grade keiner beobachtet.
                                  HORRORCTOBER 04/2022

                                  22
                                  • 7
                                    RolfMuller 13.10.2022, 13:09 Geändert 13.10.2022, 13:13

                                    Die „Critters“ sind für mich als Kind der 80er natürlich ein gefundenes Fressen. Denn typischer und unterhaltsamer geht es kaum. Lustige Weltraumigel, käsig-lächerliche Alienjäger, eine supersimple Story und ein Junge mit Fahrrad. Als „Gremlins“-Abklatsch mitunter verpöhnt schwört Regisseur Stephen Herek darauf, dass er die Idee doch schon viel eher hatte, weit bevor Gismo & Co. unzählige Fans auf der Kinoleinwand verzückte.

                                    Einen Innovationspreis haben die „Critters“ schon damals nicht einheimsen können. Aber ich mag diesen schwarzen Humor der sich den ganzen Film hindurchzieht. Das Farm- und Familienleben wird immer mal schön auf die Schippe genommen, die bescheuerte Romanze im Heu samt Heuallergie (Billy Zane grandios 😀) ist einfach nur zum Schießen oder eben die Critters, die mit einem richtig trashig-niedlich-grausigen Artdesgin daherkommen und sich tatsächlich bis heute mit ihrem Gequassel in mein Herz gerollt haben. Dazu gesellen sich mitunter brutale Kills und Szenen, die hingebungsvoll trashig umgesetzt wurden. Also wie sich der Alienjäger in einen Popsänger verwandelt ist schon immer noch ne geile Nummer!

                                    Überraschenderweise hatte ich mit den „Critters“ so viel Spaß wie früher auch. Die Igelviecher aus dem All sind zu Recht Kult. Der Streifen ist proppevoll mit Humor, Herz und dem naiv-sorglosen Gefühl der 80er. Und ich hätte eigentlich mal richtig Bock auf ein galaktisches Battle "Gremlins vs. Critters". Oder wie seht ihr das?

                                    HORRORCTOBER 03/2022

                                    31
                                    • 7 .5
                                      RolfMuller 10.10.2022, 12:11 Geändert 10.10.2022, 12:11
                                      über X

                                      Ti West ist ja mittlerweile bekannt für seine Slowburn-Horrorfilme. Mit „Innkeepers“ und „The House of the Devil“ konnte er mich leider überhaupt nicht überzeugen, auch wenn die Atmosphäre passte und sein Talent unheilvolle Stimmung zu erzeugen durchaus durchdrang, waren mir seine Werke bis dato oft einfach zu lahmarschig, zu sinnentleert und mit zu wenig Klasse inszeniert. Mit „X“ aber macht er einen Riesenschritt nach vorne, gerade was die Inszenierung betrifft. Wirklich sehr stimmungsvoll bringt er das Feeling Ende der 70er rüber und kombiniert klassische und moderne Sehgewohnheiten zu einem optisch richtig runden Filmerlebnis.

                                      In „X“ erleben wir eine Gruppe von Filmemachern die in einem Kaff in Texas einen Porno abkurbeln wollen. Der Besitzer der angemieteten Bude ist ein grimmiger häßlicher alter Mann mit einer Flinte in der Rheuma-Pranke. Perfekte Voraussetzungen für einen Slasher den man schon gefühlt zig mal gesehen hat. Wohltuenderweise aber entwickelt sich doch alles anders als man zuerst vermutet und Ti West lässt sich damit auch viel Zeit. In dem unverbrauchten Pornoszenario, mit den verschiedenen gut verkörperten Charakteren (allen voran Mia Goth) und den Dialogen die sich thematisch oft mit Eigenermächtigung, Prüderie und Selbstbefindlichkeiten befassen nimmt man das auch gern in Kauf ehe es dann richtig zur Sache geht. Brutal, hart und konsequent wird dann wie in den guten alten 70er und 80 er Jahre Slashern gekillt was das Zeug hält.

                                      Ti West verbeugt sich mit „X“ vor den Klassikern des Genres ohne einzuknicken. Sondern formt mit Hilfe einer bockstarken Inszenierung eine eigene, sehr stimmige Schlachtplatte. Als Trilogie geplant kann man sich in Kürze auf das Prequel „Pearl“ welches wieder mit Mia Goth in der Hauptrolle besetzt ist und derzeit in den US-Kinos und diversen Festivals läuft sicherlich freuen.

                                      HORRORCTOBER 02/2022

                                      24
                                      • 7
                                        RolfMuller 06.10.2022, 11:24 Geändert 06.10.2022, 11:48

                                        In der Zukunft darf aufgrund massiver Überbevölkerung nur noch ein Kind in die Welt gesetzt werden. Bei Mehrlingsgeburten sollen die Geschwisterkinder in einen Kryoschlafe versetzt werden um unseren lieben schönen Erdball zu entlasten.

                                        Eine (gar nicht mal so abwegige) Dystopie abgekurbelt von Trash-Spaßgranate Tommy Wirkola, der mit „Dead Snow“ und „Hansel und Gretel“ bisher eher seine Vorliebe zur splattrigen Blutwurst und zum herrlich bescheuerten Humor zum Ausdruck brachte. Nun wird es ernst und Noomi Rapace darf gleich alle sieben Geschwister spielen die von ihrem Vater versteckt gehalten werden, damit diese nicht auseinandergerissen werden. Die Herangehensweise erinnert ein wenig an die Serie „Orphan Black“ (2013), da schlüpfte Tatiana Maslany in die Rolle verschiedener Klone. In der Serie konnte die unterschiedlichen Charaktere noch besser angelegt werden und Maslany machte da einen Bombenjob. Aber auch Rapace überzeugt hier (wie eigentlich immer) in ihren sieben nach Wochentagen benannten Rollen. Dieses B-Movie lastige wird der Film unterschwellig trotz der ernsten Grundlage nicht wirklich los, aber gerade das gefällt mir an „What Happened to Monday?“. Der Film schlägt ein ordentliches Tempo an, hat ein grundsolides SciFi-Setting zu bieten und lebt von der innovativen cheesigen Grundidee.

                                        Gerade in Sachen Action kann der Streifen vollends überzeugen. Der Häuserkampf indem sich die Geschwister gegen Eindringlinge erwehren ist richtig satt und krachend inszeniert und bildet (leider) schon früh das absolute Highlight (für mich) des Films. Auch wenn die Story gegen Ende immer krampfig-konstruierter zusammengeschustert wirkt kann auch der Verlauf mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten und bleibt so bis zum nicht ganz so überzeugenden Ende eine richtige fetzige Action-Sci-Fi-Sause mit einer starken Hauptdarstellerin. 7 mal Rapace ergibt 7 Punkte. Is doch logisch oder?!

                                        23
                                        • 7

                                          Ich bin immer wieder überrascht wie gut die klassischen Universal-Horrorfilme aus den 1930-er Jahren gealtert sind. 90 Jahre auf dem Monsterbuckel aber die funktionieren immer noch. „Frankensteins Braut“ gilt als einer der stärksten Vertreter aus dieser Zeit. Und das in meinen Augen völlig zu Recht. Das Make-Up des Monsters ist absolut legendär. Und die von Boris Karloff verkörperte Erscheinung von Frankenstein, wie er hier präsentiert wird hat sich bis heute in unseren Köpfen manifestiert. Erstaunt bin ich immer wieder über die Effekte und die Kreativität wie diese erzeugt werden. „Der Unsichtbare“ (1933) liess mich mehrmals darüber grübeln wie verdammt nochmal die das zu der Zeit hinbekommen haben. Und auch „Frankensteins Braut“ hat vor allem mit der Szene der in Gläsern befindlichen Miniaturmenschen denselben Effekt auslösen können. Das Besondere aber an der Fortsetzung zu „Frankenstein“ (1931) ist die Story und der Umgang mit der Monsterfigur.

                                          Regisseur James Whale (führte bereits bei Frankenstein und auch „Der Unsichtbare“ Regie) wurde freie Hand gelassen und nur durch die strenge (religiös fokusierte) Zensur musste er sich winden. Dabei deckt der Film sehr viele Facetten ab und reduziert sich nicht nur als Monsterfilm. Vielmehr wird hier mit der Figur Frankenstein Warmherzigkeit und Trostlosigkeit verknüpft. Ein Wesen was nicht weiß was er ist und zu wem es gehört. Eine Kritik an Kirche und Gesellschaft kommt immer wieder in herrlich bissigen Dialogen durch. Und „Frankensteins Braut“ hat tatsächlich auch Humor. Da steckt einfach eine Menge drin.

                                          Natürlich sollte man einen Faible für die theatralisch-überzogene schauspielerische Aufführung jener Zeit mitbringen um sich auch heute noch dafür begeistern zu können. Und trotz toller Effekte und ungemein detailversessener Kulissen und Settings löst das Gezeigte heute kaum noch Angst und Schrecken aus. Aber die spezielle, charmante Atmosphäre kann immer noch für einen wohligen Schauder sorgen.

                                          HORRORCTOBER 01/2022

                                          20
                                          • 6 .5

                                            „NINJJJAAAAAA“

                                            Nur 2 Jahre nach dem Überraschungserfolg „Taxi“ wurde der Nachfolger abgekurbelt. Und man bleibt größtenteils bei der bewährten Erfolgsrezeptur. Diesmal sind es nicht die bösen Deutschen denen das Handwerk gelegt werden muss, sondern den japanischen Yakuza.

                                            Teil 2 ist in allen Belangen dann nochmal übertriebener als der Erstling. Und ist dabei stellenweise noch rasanter, lustiger und besser inszeniert. Das Gaspedal wird einfach noch mehr durchgetreten. Allerdings verliert er hier etwas die sympathische Bodenhaftung des ersten Teils. Durchaus waren da noch ernsthafte Momente zu finden und die Figuren einfach glaubwürdiger. Hier verkommen diese leider mehr und mehr zu Karikaturen. Nichtsdestotrotz sind es aber gerade die völlig überzeichneten Nebenfiguren die meinen Lachmuskel komplett übertrainiert haben (wieder mal der Polizeichef, der General Schwiegerpapi). Überhaupt trifft der Humor bestehend aus Kalauern und Albernheiten aber auch mit viel Selbstironie und kulturellem Trash-Talk genau mein Zwerchfell.

                                            „DINGSDAAAAAA“

                                            20
                                            • 6 .5
                                              über Taxi

                                              Mittlerweile kleben schon wieder 24 Jahre an der Stoßstange von „Taxi“ doch Rost hat er glücklicherweise kaum angesetzt. Immer noch funktioniert die von Luc Besson produzierte Buddy-Cop-Komödie aus Frankreich als perfekter Drive-In Snack für zwischendurch recht gut.

                                              Die turbulenten flotten Autorennszenen und irrsinnigen Karambolagen sind immer noch ansehnlich und der Humor bietet eine breite Palette von völligem Stumpfsinn, überbordenden Slapstick bis hin zu Multi-Kulti-Trash. Allein der Polizeichef (Bernard Farcy) der von ein Fettnäpfchen voll ins nächste hineinstolpert ist dabei zum Niederknien. Extrem charmant ist auch, dass hier unfassbar viel rumgeballert wird, aber nicht einer dabei getroffen oder verletzt wird. Dazu gesellt sich eine blutjunge und einfach nur wunderschöne Marion Cotillard in der Rolle als Lilly. Eine absolute Augenweide. Überhaupt lebt die ganze Reihe von den sympathischen Figuren und dem talentierten Cast. Für eine kurzweilige Fahrt kann man in das „Taxi“ also immer noch problemlos einsteigen.

                                              21
                                              • 0

                                                Man hat ja schon viel Scheiße im Leben gesehen! Und immer wenn man denkt beschissener kann es NIEMALS werden. Dann kommt ein Zauberer um die Ecke und Simsalabim puuuuh wird’s richtig schlimm.

                                                Manchmal kann man gar nicht fassen, was man sich da gerade anschaut. Fremdschäm-Fröhlich-Frosch Küblböck, der mir eigentlich immer am Allerwertesten vorbeiging, hat damals die Massen gespaltet. Für die einen (meist Frauen) war er der vollsympathische Bühnenbambino ausm Phantasialand für die anderen (meist Männer) war er der nervig schmerzhafte Pickel am Arsch, den man nicht ausdrücken konnte weil man nicht richtig rankommt. Natürlich gingen die ganzen Emotionen die ihm entgegenschlugen nicht spurlos an ihm vorüber.

                                                Mit dem Film wollte Daniel scheinbar aufräumen mit seinen Hatern. Hier hat er sich aber unmöglich einen Gefallen getan. Dabei liegt es nicht mal an Daniel selber, sondern an allen und allem anderen um ihn herum. Da weiß man gar nicht wo man anfangen soll. Das ist abgefilmt wie ein Schulprojekt in der Praktikumswoche. Handwerklich durch und durch Grütze. Hautnah darf man die Küblböcks so beim Frühstück miterleben. Wenn in der Runde vorgelesen wird wie inspirierend der Daniel doch ist aber auch wie verhasst. Da gibt’s ne Schüssel Folter-Frosties für den Zuschauer gratis dazu. Schon die ersten Minuten sind kaum auszuhalten. Nachdem man sich dann so einige zwischendrin vorgequakte Lieder über sich ergehen lassen musste wird auch mal sowas wie ne Handlung vorangetrieben. Denn fiese Fieslinge haben es auf Daniel abgesehen und wollen ihn bei einem seiner Auftritte ermorden. Seiner positiven Energie ist es natürlich zu verdanken dass es nicht dazu kommt. Ja so einfach kann das Leben sein! Gegen Ende stossen die Folter-Frosties nachdem man im Wachkoma alles runtergewürgt hat dann auch noch übel auf.

                                                Positive Energie konnte ich hier leider nicht finden. Ein durch und durch beschissener Film, der es warum auch immer wie auch immer zur Entstehung und auch noch in die Kinos geschafft hat. Ein Film der mich völlig ratlos zurückgelassen hat und tatsächlich fast alles bisherige an Folterfilmen in den Schatten gestellt hat. Ist ja dann doch auch irgendwie ne Leistung!

                                                10/10 TRASH-TONNEN 🗑🗑🗑🗑🗑🗑🗑🗑🗑🗑
                                                10/10 FOLTER-FURUNKELN 💀💀💀💀💀💀💀💀💀💀

                                                Hier gehts zur Folterliste:
                                                https://www.moviepilot.de/liste/folterfilme-rolfmuller

                                                25
                                                • 4 .5

                                                  „Oh zapft is“

                                                  Eine Zombieinvasion in der Apres Ski Hütte. Nein, es ist keine Real-Life-Doku aber genau damit wird hier stellenweise herrlich gespielt, wenn sabbernde Zombies an der Theke abhängen und die Untoten über die Tanzfläche zucken und schlurfen. Da merkt keiner einen Unterschied ob besoffen oder befallen. Is ja eigentlich alles wie immer!

                                                  Trotz einiger gelungener Gags und ein paar netter handgemachter Effekte wird das Potential zur Riesenhüttengaudi jedoch kaum genutzt. So ne richtig geile (Ab)Fahrt will der billige Ösi-Alpenslasher nicht hinlegen. Während man zwar mit Hüttenbesitzern Rita ne richtig toughe Granny am Start hat, die für ordentlich Zombiegulasch sorgt sind die Hauptdarsteller an sich weder sympathisch noch ausdrucksstark. Dann wird uns auch noch eine Love-Story ohne Boob-Einsatz kredenzt. Was soll das?! Sowas geht in dem Genre einfach nicht. Eine Hüttengaudi ohne genug Holz vor den Hütten??? Als würde man beim Pissen im Winter den Schnee nicht treffen.

                                                  „Angriff der Lederhosenzombies“ hat ne richtig fetzige Grundidee mit spürbarer Liebe zum Trash, aber letztendlich schöpft man das Potential bei weitem nicht aus. Für ne gesellige Runde mit genug Alkohol und paar Suffzombies in der heimischen Hütte aber durchaus zu gebrauchen.

                                                  7/10 TRASH-TONNEN 🗑🗑🗑🗑🗑🗑🗑
                                                  3/10 FOLTER- FURUNKELN 💀💀💀

                                                  Hier gehts zur Folterliste:
                                                  https://www.moviepilot.de/liste/folterfilme-rolfmuller

                                                  18
                                                  • 7
                                                    RolfMuller 27.09.2022, 11:17 Geändert 27.09.2022, 15:51

                                                    Mit dem Fahrrad raus aus dem Hamsterrad!

                                                    Dennis Kailing hat die Schnauze voll von seinem langweiligen Leben und den monotonen Abläufen. Sofort finde ich mich in ihm wieder und ich bin überrascht wie selbstbewusst und mutig sich so ein junger Kerl den vorgegebenen Formen in die wir gepresst werden komplett entzieht. Das Leben muss doch mehr zu bieten haben als tagtäglich mechanisch seinen Aufgaben und betäubt seiner Existenz nachzugehen. Dennis steigt einfach aufs Rad und fährt los. Über 2 Jahre wird er unterwegs sein und die ganze Welt bereisen.

                                                    Dennis Kailing ist ein sympathischer Typ und seine Weltreise wirkt erfrischend authentisch. Keine geschönt-geleckten Instagram-Postkartenmotive sondern unverfälschte Bilder. Kein Weltverbesserer-Auftrag im Gepäck sondern nur Abenteuerlust und Zuversicht. Er bereist viele Länder, lernt viele Menschen und ihre Kulturen kennen und trifft dabei natürlich auch auf einige Schwierigkeiten. Gerade die Hürden sind es die die Weltreisedoku so spannend macht, wenn er aufgrund einer umgerechnet 7 Cent Suppe eine Woche nix essen kann und am Ende seiner Kräfte ist. Wenn er sein Fahrrad durch krokodilbesetzte Sümpfe schleifen muss. Wenn er gegen massiven Gegenwind bei ungemütlichen Regenwetter ankämpfen muss um an sein Ziel zu kommen. Die dazugehörigen Einblicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt hätten gerne noch intensiver sein können. Dennoch wird ersichtlich dass seine Weltreise auf zwei Rädern keine romantisiert-kitschige Feel-Good- Veranstaltung war.

                                                    Gegen Ende seiner Produktion merkt man dem Dennis aber an, dass er scheinbar immer noch nicht genau weiß welche Lehren er aus dem Trip gezogen hat, welchen Weg er im Leben einschlagen wird und was er dem Zuschauer mit auf den Weg geben soll. Das ist letztendlich nur ehrlich und er verliert sich dabei nicht in Binsenweisheiten. Letztendlich sollte das Leben ein Sammeln von Momenten sein und nicht von Geld, Autos, Häusern und Doktortiteln. Und wenn die erlebten Momente dann noch von einem Lächeln begleitet werden dann hat man verdammt viel richtig gemacht.

                                                    23