RolfMuller - Kommentare

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    RolfMuller 14.09.2020, 10:38 Geändert 14.09.2020, 10:48

    Gaming-Nerd Oh Joon-woo ist an der Konsole ein echter Held, doch als die Zombieapokalypse unmittelbar um ihn herum hereinbricht muss er versuchen auch im echten Leben stark zu sein. Eingeschlossen in seiner Wohnung muss er sich der Apokalypse erwehren. Der Ansatz ist nicht neu, denn bereits im französischen Isolations-Thriller „The Night Eats The World“ (2018) oder im deutschen Genre-Beitrag „Rammbock“ (2010) eskalieren die Zombies direkt vor der Haustür.

    Gerade die Frage ist interessant wie lebenswert eine Welt voller Zombies ist, wenn man eingesperrt ist in den eigenen vier Wänden und das Dasein limitiert wird auf das bloße Überleben. Damit setzt der Film ein klares Statement zur Corona-Krise, die viele Menschen auf der Welt in die Isolation und die Einsamkeit getrieben hat. Denn was ist ein Leben ohne andere Menschen schon wert? Überzeugend dabei ist Hauptdarsteller Ah-In Yoo, der schon in „Burning“ brillierte und auch hier absolut zu überzeugen weiß und der manchmal in lustiger Art und Weise seine Unfähigkeit zum Überleben aber auch glaubhaft die immense mentale Probe der Apokalypse, verkörpert.

    So richtig Neues kann der Film dem Genre aber leider nicht abgewinnen und das Gesehene fühlt sich auch insgesamt alles andere als frisch an. Dafür sind die Ideen im Plot größenteils zu bekannt und auch die Action-Szenen reißen einen trotz guter Inszenierung nicht gänzlich vom Hocker. Die wild umherzuckenden hochaggressiven Zombies wie man sie bereits aus „Train to Busan“ kennt sind aber nach wie vor effektiv und angsteinflößend. Durch das starke Darstellerduo überzeugt #alive vorallem in den ruhigeren Szenen, rutscht aber immer wieder nur halbgekonnt in die Survival-Action-Schiene hinein und liefert am Ende einen immerhin noch brauchbaren Zombiebeitrag ab.

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    • Ein klasse Meinungsartikel, der wunderbar ausdrückt wie der Film auf den Betrachter wirken kann, vielleicht sogar soll! Habe das ebenso empfunden. Der Film will erlebt werden!

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        über Tenet

        Größer, mutiger, wahnwitziger kann das Blockbuster-Kino gar nicht mehr werden! Nolan haut einen während der Corona-Krise, wo viele Filmliebhaber die Leinwand über Monate so schmerzlich vermissten, ein unvergessliches Erlebnis vor die Linsen. Ganz ehrlich, ich habe genau so einen Film gebraucht. Denn Nolan schuf mit seinem neuesten Streifen, der sich irgendwo zwischen druckvollen Actionreißer, verkopftem Sci-Fi und klassischem Agentenfilm ansiedelt etwas für mich völlig Neues.

        Als hätte ich das Kino wiederentdeckt. Ich liebe es einfach wenn man etwas erlebt was eigentlich nicht erlebbar ist, wenn man etwas erspürt was man so nie greifen konnte. Wenn man angeregt wird neu zu sehen und anders zu denken. Genau das schafft Nolan! Drauf geschissen, dass die Figuren vielleicht etwas zu blass daherkommen, der Bösewicht etwas zu überzogen dargestellt wird (trotzdem ein geiler Auftritt von Branagh) und der Erklärbär etwas zu häufig und skrupellos mit den selben Schwingern auf das eh schon zermarterte aufgeweichte Hirn einschlägt. Oder dass das Gesehene den Gesetzen „unserer“ erschaffenen Logik nicht standhält. Denn wenn wir nur noch als Materie im Kino sitzen und förmlich zersetzt werden von den Denkansätzen und der handwerklichen Kunst Nolans und förmlich zersprengt werden von den dröhnenden, arrythmetischen und doch harmonischen Klängen von Ludwig Göransson dann hat Nolan genau das erreicht wozu Kino gemacht wurde. Eine Zeitmaschine, in der wir Platz nehmen, in der der Sessel vibriert, die Netzhaut gespannt ist. 150 Minuten lang und nicht eine davon tat mir mein Arsch weh. Im Gegensatz zu meinem Kopf. Ich gebe zu beim letzten Drittel hatte ich nur noch Kopfkrämpfe, während meine Seh- und Hörnerven nach wie vor, vor Freude Purzelbäume schlugen.

        Der Film ist passiert wie er passiert. Zerrüttet, beeindruckt und völlig orientierungslos schlurfte ich in fast invertiertem Zustand aus dem Kinosaal. Und irgendwas treibt mich dahin zurück. Und mittlerweile ist mir eines bewusst. Ich will diese faszinierende Welt nicht mal unbedingt weiter erschließen. Sondern nur weiter erleben.

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          RolfMuller 10.08.2020, 11:01 Geändert 10.08.2020, 12:13

          „Hör mal wer da hämmert“ in der „Purge“ Nacht. Schema F-Reißer der höchst durchschnittlichen Sorte. Ein paar Jugendliche wollen mächtig einen drauf machen und sich mal richtig gruseln und finden sich dann pünktlich zur „Tool Time“ in einem alten Fabrikgebäude wieder wo ein Haufen selbstgebastelter Fallen lauert.

          Von sadistischen Folterfreunden quer durchs Indoor-Abenteuerlabyrinth gejagt nippelt immer mal wieder einer ab bis es zum Showdown kommt. Eine psychologische Komponente darf natürlich auch nicht fehlen. Diese wird dann einfach aufgesetzt und scheinbar willkürlich auf die Hauptdarstellerin draufgeschraubt. Eine Bindung zu den Darstellern findet man ohne doppelseitigem Klebeband hier definitiv nicht.

          Gut gebastelt ist das immerhin alles und der Film überzeugt zumindest mit einem schön düster-realistischen Look. Das wars aber auch schon. Zum Schluss wird noch eine fast schon peinliche Post-Credit-Scene an die ganze blutige Bastelstunde getackert um jeglichen Qualitätssiegeln endgültig zu entgehen.

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            RolfMuller 23.06.2020, 17:13 Geändert 23.06.2020, 17:18

            Viele sagen Bastian Schweinsteiger verdiene so eine Würdigung gar nicht. Da gab es doch viel bessere Fussballer wie Pele, Beckenbauer, Maradona, Messi etc... ja die Gegner dribbelte er nicht schwindelig und für Spektakel als solches stand er wirklich nicht. Aber Schweini hatte aus seinen Mitteln das Größtmögliche herausgeholt, er konnte ein Spiel lesen und andere um sich herum glänzen lassen. Und er konnte kämpfen wie kaum ein Zweiter. Und wer seine Größe anzweifelt der soll von mir aus gerne auch mit Lionel Messi zusammen noch einmal das WM-Finale 2014 anschauen. Wer in den größten Spielen Großes vollbringt kann nur ein Riese sein.

            Sein Kumpel Til Schweiger produzierte in Zusammenarbeit mit Amazon Prime dieses Denkmal aus Zelluloid. Und man merkt an einigen Stellen, dass der gute Til seine Finger im Spiel hatte, so wird die Doku von einer nervigen Hintergrundmusik fast zu Tode geklimpert. Til selbst muss natürlich auch noch Platz in seinem Kumpeldienst finden und man erfährt wie sympathisch der gute Til doch ist und wie gut er Pasta kochen kann. Das sind klar die schwächsten Momente, wenn Schweini z. B. zur Bucket Challenge antritt oder die Interviewpartner in steriler Hochglanzstudiokulisse über Bastian palavern gleicht der Film einem aufgepeppten aber völlig belanglosen Instagram-Post. Ansonsten weiß man aber wie man den Zuschauer mitnimmt und man kann sich in einigen gänsehauterzeugenden Momenten völlig verlieren. Mit vielen neuen Bildern und interessanten Blickwinkeln erlebt man die sportliche Berg- und Talfahrt auf dem Grün hautnah mit.

            Und Basti ist eben einfach ein guter Typ. Die Doku verpasst dabei vielleicht auch mal öfter kritische Stimmen einzustreuen, das ist oft zu geleckt und mit zuviel Lobhudelei verbunden und erreicht damit in keiner Sekunde die Klasse und die Tiefe von z.B. Asif Kapadias „Diego Maradona“. Allerdings schafft man es letztendlich dennoch den Typ Schweini ganz und gar einzufangen. Einer mit dem Herz am rechten Fleck. Einer, der nie aufgegeben hat, der den Fußball über alles geliebt und dem er alles gegeben hat... Fußballgott!

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              Eine faustdicke Überraschung! Götter in Menschengestalt die sich an einer Schule in einer Kleinstadt Skandinaviens treffen um ein wenig rumzumorden und Umweltprobleme auszudiskutieren! Klingt total hanebüchen und ist es auch! Aber es funktioniert! "Ragnarok" entwickelt trotz seines biederen Hauptdarstellers einen gewissen Sog, hat einen fetzigen Soundtrack, trashig-schöne Effekte und einen guten Drive in der Storyline. Herkömmliche Coming-of-Age Probleme trifft auf göttliche Verantwortung. Die Geschichte von "Ragnarok" präsentiert sich frisch, mutig, wenn auch völlig belanglos und macht als Feierabendabschalter ne Menge Laune. Irgendwie das bessere "Riverdale". Gern mehr davon...

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                RolfMuller 20.04.2020, 14:32 Geändert 20.04.2020, 14:33

                "Herr der Ringe" für Kinder! In düsteren Bildern aber mit wenig inhaltlicher Substanz versucht Netflix die berühmte Fantasyvorlage (die ich nicht kenne) an den jungen Mann zu bringen. Der ernste Look gefällt mir und ist fernab von einer kitschig-romatisierenden Welt für heranwachsende Elfenträumer.

                Der Cast allerdings ist durchwachsen und die Crew aus jungen Rittern schlägt sich mal schlecht mal recht durch die bisweilen recht zerrige Grundstory, die eben genau das beinhaltet was der Titel verspricht. Ansonsten ist es die allseits bekannte Thematik des Kampfes des Lichts gegen die Dunkelheit.

                In mitunter einigen eindrucksvoll getricksten Momenten kann die 6-episödige Fantasyserie durchaus überzeugen und bietet durch einer stimmungsvollen Atmosphäre, kleineren Lachern und einem unvorhersehbaren Twist durchaus gelungene Familienunterhaltung. Mehr aber auch nicht.

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                • 7 .5

                  Der Film passt zum derzeitigen Zeitgeschehen wie Arsch auf Eimer. In Zeiten von Corona wird unsere Gesellschaft getestet inwieweit unser Modell funktioniert und wir aufeinander Rücksicht nehmen. Der Schacht im gleichnamigen spanischen Netflix-Thriller ist ein vereinfachtes Abbild unserer Welt. Alles Lebensnotwendige ist ungleich verteilt. Die da oben haben zuviel davon, die unten rein gar nichts. Daweil könnte es für alle reichen. Warum so viel Klopapier gehortet wird, kann man sich nur damit erklären dass manche auf alles und jeden scheißen.

                  Die Menschen im Schacht werden pro Monat anderen Etagen scheinbar wild zugeteilt und je höher sie sich befinden umso gefüllter ist die Fressplatte, die immer weiter mit immer weniger Nahrung darauf nach unten wandert. Und jeder versucht nur sein Maul zu füllen und seinen Arsch zu retten. Die Allegorie ist recht plump, allerdings weiß der Regisseur Galder Gaztelu-Urrutia das Beste aus dieser Prämisse rauszuholen. In dystopischen atmosphärisch dichten Bildern vermittelt er gekonnt die Verdammnis in der sich jeder im Schacht befindet. Eng auf der Etage in der man sich zusammen mit einem Mitbewohner befindet, schier endlos in der Höhe wenn man in den Schacht runter und hoch blickt. Brutal und sehr konsequent setzt er seine Idee um und erzielt damit trotz einiger Ungereimtheiten in der Story (die zum Glück nicht auserklärt werden) Wirkung bei dem Zuschauer.

                  Denkanstöße durch ein abstoßendes gesellschaftliches Experiment. Und wenn wir nicht alle an einem Strang ziehen und auf uns alle schauen und acht geben dann ist vielleicht schon bald Schicht im Schacht.

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                    RolfMuller 24.02.2020, 16:09 Geändert 24.02.2020, 16:36

                    Ein einziger Rausch von einem Film! Ich würde schon behaupten eine Menge gesehen zu haben. Aber sowas wie „Enter the Void“ habe ich sprichwörtlich noch nie erlebt! Schon gleich der Beginn saugt einen direkt ein. Wir sehen alles durch Oscars Augen. Ein junger Drogendealer, der mit seiner Schwester Linda in Tokio Fuß fassen will. Visuell ist allein Tokio so atemberaubend dargestellt. Diese hektischen Lichterwelten der japanischen Großstadt erdrücken einen schier. Alles wirkt so überladen und ausweglos gleichermaßen. Oscar wird angeschossen und seine Seele und wir verlassen seinen Körper. Fortan kreisen wir um ihn herum, über Tokio hinweg und switchen zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her.

                    Regisseur Gaspar Noé („Irreversibel“) schafft es dabei nicht nur auf inszenatorischer Ebene ein absolutes Ausnahmewerk zu erschaffen sondern vermag es einen im Laufe der Zeit auch emotional zu involvieren. Die Rückblenden versetzen uns als Zuschauer immer wieder Stiche ins Herz und das Ganze wird dadurch obwohl so verkünstelt extrem greifbar. Extrem schmerzvoll. Wer sein Werk „Irreversibel“ kennt der weiß das Noé immer die Zumutbarkeit des Zuschauers auslotet. Sie regelrecht provoziert. Mehrmals sagte meine Stimme in mir er solle doch bitte aufhören. Gleichzeitig hat das alles eine Faszination bei mir entwickelt, die ich in der Form von mir noch nicht kannte und mich regungslos vorm Fernseher verharren ließ.

                    Eine Bereicherung. Ein Film wie eine Droge! Ein alptraumhafter Trip! „Enter the Void“ ist gefilmt wie der Fluss des Lebens selbst. So gleitend und schwebend. Ohne Unterbrechungen, denn selbst wenn man die Augen schließt hört es ja nicht einfach auf. Es fließt einfach weiter. Und auch wenn gegen Ende die Verlorenheit von Oscar in den endlos farbenfrohen Weiten Tokios etwas überstrapaziert wird gipfelt das Ganze in einer unfassbaren Montage aus Sex, dunklen Abgründen und widerwärtigen Menschen in einem Hotel. Ein Leben den man sich entziehen will, aber nicht kann! Ein Leben in dem der Tod nur der Anfang von einem neuen Ende ist! Grandios!

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                      RolfMuller 06.02.2020, 14:25 Geändert 06.02.2020, 15:48

                      „Tatü Tata, die Neger sind wieder da!“

                      Überraschend gelungene Fortsetzung der beiden Bay-Actionklassiker. Der Trailer und ein Martin Lawrence mit Triple-Kinn und „Big Mama“-Figur ließen nichts Gutes erahnen. Doch weit gefehlt. Der etwas angefutterte Martin Lawrence präsentiert sich zusammen mit Will Smith in Topform und die beiden hauen wie in guten alten Zeiten einen trocken-geilen Spruch nach dem anderen aus. Und die Action ist absolut top, auch wenn sie nicht diesen eskapistischen Wahnsinn des zweiten Teils erreicht. Mehr als solide knallt und rummst es hier unter der Regie von Adil El Arbi aber an allen Ecken und Enden, auch wenn zum Schluss mal wieder ordentlich übertrieben wird.

                      Die Story ist natürlich nicht der Rede wert und schon gefühlt zigmal gesehen und zu guter Letzt auch tüchtig überkonstruiert. Aber das lache ich mit Martin und Will einfach weg. Ich hatte mich lange nicht mehr im Kino so amüsiert. Die Mischung stimmt einfach in diesem dritten Teil aus kuriosen und manchmal wehmütigen Momenten, wirklich traurigen aber auch schönen Vorkommnissen, und vergnüglich-lockerem Humor, der immer etwas klamaukig daherkommt aber in keinster Weise humoristische Ausfälle zu verzeichnen hat wie z.B. Teil 2 (z.B. „die vögelnden Ratten“).

                      Zudem erweist sich das unterstützende Team als durchaus sympathisch, zumindest geht einen da kaum einer groß auf den Zeiger. Und mit Alexander Ludwig hat ja mal einen richtig herrlich-charismatisch-lustigen Kleiderschrank mit an Land gezogen. Bad Boys for life? Ja gerne, so in der Form und in dieser Qualität, mit diesem herrlich knochentrockenen Witz kann das von mir aus noch eine Weile so weitergehen. Nach wie vor machen die „Bad Boys“ einfach ne Menge Laune und präsentieren sich gut aufgelegt und mit nach wie vor viel Leidenschaft für dieses Feierabendbier-Filmprojekt.

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                        RolfMuller 05.02.2020, 15:22 Geändert 05.02.2020, 15:35
                        über 1917

                        Unterwegs im Krieg. Wir begleiten die beiden Soldaten Blake und Schofield, die beide eine wichtige Nachricht übermitteln sollen. Ein Angriff soll abgeblasen werden, da sonst viele Opfer in den eigenen Reihen drohen. Auch der Bruder von Blake könnte darunter sein.

                        Mit diesem simplen Auftrag folgen wir den beiden Soldaten auf Schritt und Tritt und ohne Schnitt durch das feindliche Kriegsgebiet. Die Ausstattung ist grandios, die Kameraarbeit von Roger Deakins ist brillant und wir haben wirklich das Gefühl mittendrin zu sein. Ähnlich wie bei Nolans „Dunkirk“ soll der Krieg erfahrbar gemacht werden. Seltsamerweise erreicht Regisseur Sam Mendes mit „1917“ nie diese angsteinflößende Intensität, diesen druckvollen Terror. Und das obwohl die Figuren hier nicht anonym erscheinen. Man läuft zwar mit den Soldaten aber es fällt doch schwer emotionalen Zugang zu ihnen zu finden. Der Film leidet dramaturgisch etwas unter seiner Szenenanreihung die nicht nur dem Ansatz der One-Shot-Inszenierung verschuldet ist, sondern auch dass man einfach zu viel reingepackt hat. Eine kürzere Laufzeit und eine Fokussierung auf durchgängigen Survival hätte ihm vielleicht noch besser gestanden. Aber das ist Meckern auf ganz hohem Niveau, denn gerade gegen Ende gibt es ganz starke Szenen zu bestaunen, die nicht nur handwerklich fantastisch inszeniert sind, sondern so wunderbar Gegensätze aufeinanderprallen lassen.

                        Während man nach einer Flucht im Wasser entkräftet vor sich hin treibt und einem Blüten aus dem klaren und wunderschönen Himmel ins Gesicht regnen. Nur um danach auf eine aufgedunsene Wasserleiche zu prallen. Sagt das irgendwie alles aus über den Krieg. Indem man nur versucht die Hoffnung in einem selbst am Leben zu erhalten. Da nur die der Motor ist weiterzurennen. Weiterzukämpfen. Weiterzumachen.

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                          Gerade gestern hatte ich Szenen von den Auswirkungen des Corona-Virus in Asien gesehen. Überfüllte Wartezimmer in Kliniken, Menschen die zusammenbrechen und sterben und dort einfach nur abgedeckt und liegengelassen werden. Absolut schockierend! Das deckt sich ein wenig mit den Eindrücken in „The Bay“. Regisseur Barry Levinson („Rain Man“) kreierte einen Found-Footage-Thriller, der sich genau mit solch einer Epidemie und dessen Begleiterscheinungen auseinandersetzt.

                          Der Einstieg gestaltet sich dabei als schwierig und unübersichtlich, da man quasi von Filmschnipsel zu Filmschnipsel gejagt wird. Eine Archivaufnahme wird an die andere gesetzt und erzählt wird die Story rückblickend durch Videoeinträge von der Reporterin Stephanie, die den Ausbrauch damals vor Ort begleitete. Trotz der vielen Hühnerkacke (tatsächlich Auslöser der Epidemie) in der Story ist das ganze Geschehen glaubhaft und nachvollziehbar. Für mich überhaupt Grundlage dass die Wackelkamerafilme funktionieren. Mit der Zeit geht die Schnipselei auch überraschend flüssig einher und es entwickelt sich tatsächlich ein massives Gefühl der Beunruhigung und Bedrohung. Die Effekte dazu sind ziemlich realistisch und definitiv nix für schwache Mägen. Wenn Menschen Blut erbrechen, Asseln aus Mägen platzen und aus Mündern krabbeln wurde mir auch echt anders. Ziemlich ekelerregend aber effektiv.

                          Zudem werden immer wieder Situationen angedeutet, indem man versucht alles zu vertuschen. Infizierte werden ignoriert. Ärzte werden alleingelassen. Und das Image des Ausbruchsortes hat höhere Priorität als das Leben der Menschen dort. Und ja auch da lassen sich wieder Parallelen zum Coronavirus ziehen und den Umgang damit. „The Bay“ ist ein interessantes und im Verlauf auch packendes Pandemie-Szenario. Wer weiß was alles schon ausgebrochen ist und was noch alles kommen wird…

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                          • Negans erste Auftritte gehören mit zu den intensivsten Momenten der TWD-Seriengeschichte überhaupt. Mir stieß eher auf, dass man es mit ihm überreizt hat. Je häufiger er auftauchte umso mehr an Schrecken hat er verloren. Und sein karikatives Gehabe war auf Dauer dann auch eher ermüdend und anstrengend denn furchteinflößend. Hätte man ihn mehr im Hintergrund gehalten und nicht so verheizt wäre Negan immer noch eine faszinierende Figur. Schade. Schuld an den Absturz der Serie trägt er meiner Meinung aber so gar nicht. Sondern der massive Einbruch von Qualität in nahezu wirklich allen wichtigen Bereichen (Storytelling, Charakterentwicklung, Inszenierung, etc.). Das war zumindest mein Beweggrund meine ehemalige Lieblingsserie fallen zu lassen...

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                              RolfMuller 13.01.2020, 16:09 Geändert 13.01.2020, 16:12

                              Regisseur Martin Scorcese trommelt nochmal all seine alten Weggefährten zusammen und zieht sie mitunter durch den digitalen Jungbrunnen um die undurchsichtige Geschichte von Frank Sheeran zu erzählen. Einen Problemlöser im Dienst der Mafia.

                              Die alten Recken um Hauptdarsteller Robert De Niro zeigen dass sie es immer noch drauf haben. Vor allem Al Pacino in der Rolle des legendären Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa brilliert in meinen Augen. Aber auch de Niro, Joe Pesci spielen groß auf. Ja selbst die Akteure in den Nebenrollen wie Anna Paquin („True Blood“) können Akzente setzen. Es ist Schauspielkino in Reinform. Unaufgeregt. Geruhsam. Aber gehaltvoll. Scorcese wickelt einen mit seiner nach wie vor handwerklich perfekten, eleganten und sorgfältigen Inszenierung ein und erschafft einen Flow, den man so kaum noch heute kennt. Die 3,5 Stunden ziehen nur so, trotz weniger absoluter Höhepunkte in der Erzählung, an einem vorüber.

                              Beruhend auf einer wahren Begebenheit wird sich bis heute gestritten wie viel denn wirklich der Wahrheit entspricht. So wird gemunkelt dass der echte Frank Sheeran im Leben nicht einen einzigen Mord verübt haben soll. Vielleicht beruht das Ganze nur auf der Fantasterei eines sterbenden alten Mannes. „The Irishman“ ist ohne große Überraschungen erzählt, aber so stilsicher und voller Hingabe. Und wirkt wie eine Liebeserklärung an längst vergangene Kinotage und verblassende Schauspielgiganten. Und auch wenn „The Irishman“ hinter Scorceses eigens kreierten Mafia-Klassikern wie „Casino“ oder „Goodfellas“ hinterherhinkt, so hat er so vielen Gangsterfilmen doch einiges voraus.

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                              • 8 .5

                                Manchmal müssen wir etwas verlieren um etwas zu finden. Manchmal müssen wir loslassen um Neues zu greifen! Eine abgetrennte Hand sucht nach ihren Körper. Die Suche zu sich selbst gestaltet sich schwierig, ist voller Gefahren und Hindernisse. Der französische Animationsfilm besticht durch diese skurrile Herangehensweise, die zu Beginn bei mir etwas Ratlosigkeit und innerliche Abkehr auslöste.

                                Doch mit jedem Schritt der Finger kam mir auch der bestechend gezeichnete Film immer näher. Auf der Suche erinnert sich die Hand immer wieder an ihren Körper, an sich selbst. Wir lernen den jungen Pizzafahrer Naoufel kennen. Und im Verlauf der gerade mal 80-minütigen Netflix-Produktion entwickelt sich eine immer tiefergehende emotionale Bindung zu Naoufel und paradoxerweise auch zu seiner Hand! Dieser eigentlich total abwegig-irrationalen Suche der Hand nach Naoufel, stehen echte Gefühle, Empathie und auch durch wunderbar geschriebene Dialoge eine so selbstverständliche und geerdete Realität gegenüber. Und überrascht immer wieder visuell wie auch inhaltlich.

                                Der soghafte Score hat mir dann endgültig den Rest gegeben und mich mit der Hand und Naoufel unwiederbringlich mitfiebern lassen. Ich war gefangen wie in einem Tagtraum. Und konnte mich der Faszination dieses wunderschönen, wie auch bittersüßen Animationsfilms nicht mehr entziehen. Mir zog es durch es Herz und Seele. Die Suche nach wahrhaftiger Selbstbestimmung ist immer schmerzhaft und verlustreich. Verlockungen birgen Enttäuschungen. Enttäuschungen liefern Erkenntnisse. Und die Suche nach einem selbst beginnt…

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                                  Mau wars! Passable Lichtschwerterduelle, gewohnt tolle Effekte und Masken und das solide Schauspiel der beiden Hauptakteure. Und das wars! Mehr hat der neue Teil nicht zu bieten. Der Abschluss der neuen Trilogie ist inhaltlich enttäuschend, ist einfallslos ohne Ende und mit einem käsig-löchrigen Drehbuch ausgestattet.

                                  Es fällt hier trotz pompöser Austtattung schwer sich in das Universum reinzufühlen, was doch so viele Möglichkeiten bietet. Wieder mal bleiben Sie ungenutzt und man erlebt das zigste Jedi-Déjà-vu. Stattdessen wird alles vor die Kamera gezerrt, was den waschechten Star-Wars-Fans funkelnde Augen beschert. Vom Ford-Ghost übers Hamill-Holo hin zu den Ewoks etc. Phasenweise wirkt der neunte Teil wie eine seelenlose Abhak-Liste, garniert mit quatschig-peinlichen Onelinern.

                                  Das ist jammerschade. Wie es funktionieren kann zeigte der Ableger Rogue One, der sehr viel richtig macht. Es wird wohl nicht lange dauern bis die nächste Trilogie auf uns losgelassen wird. Dafür schießt die Star-Wars Kuh einfach noch genug auf die Milch-Straße!

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                                    RolfMuller 05.12.2019, 10:49 Geändert 05.12.2019, 10:54

                                    Die größten Schlachten toben in uns. Netflix haut mit „The King“ ein richtig schön düster-dreckiges Mittelalterdrama raus, indem es weniger darum geht die Schwerter in die Körper seiner Widersacher zu führen, sondern elementar um die Entscheidung ob man die Klingen überhaupt erhebt.

                                    Ein viel zu junger König, der ein König sein muss. Der fortan keine Freunde mehr hat, sondern nur noch Berater. Der Entscheidungen treffen muss, obwohl ihm jegliche Erfahrung fehlt. Dessen Schultern noch viel zu schmal sind um die Verantwortung für ein ganzes Land tragen zu können. Timothée Chalamet („Call Me By Your Name“) glänzt in der Rolle als Heinrich V und verleiht der Figur mit seiner Verletzlichkeit, seinem Mut, seiner Würde und seinen Zweifeln eine immense Glaubwürdigkeit. Auch in den Nebenrollen namhaft besetzt bleibt einem vor allem die diabolisch-überzogene aber ungemein präsente Darstellung Robert Pattinsons als französischer Prinz in Erinnerung.

                                    Optisch und akustisch (toller Soundtrack von Nicholas Britell) ist der Film von Regisseur David Michôd ein einziger Genuss. Das Bild was gezeichnet wird ist düster, unterkühlt und mit sehr scharfen Kontrasten. Nicht nur visuell ein wenig vergleichbar mit dem ebenso empfehlenswerten „Macbeth“, auch „The King“ basiert auf den Werken von Shakespeare. „The King“ aber beinhaltet zeitgenössische Dialoge, die aber merkwürdigerweise ähnlich distanziert und emotional undurchdringbar wirken. Das aber bekräftigt nur den Eindruck der Misere, in der der junge König steckt. Irgendwie völlig verloren im Jubel seines Volkes. Und auf der Suche nach sich selbst, nach Wahrheiten und den richtigen Entscheidungen inmitten falscher Berater und trügerischer Verheißungen. Die glänzende Krone auf dem Schopf, aber ein zerrissenes und dunkler werdendes Herz in der Brust. So lange es schlägt muss man König sein.

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                                    • RolfMuller 24.11.2019, 10:32 Geändert 24.11.2019, 10:32

                                      Ich sehe es gerade anders. Keanu Reeves ist ein Stroh(ball)halm in der sich überselbstinzenierten ADHS Fabrik. Ein zurückhaltender, bodenständiger Typ, den ich auch deshalb gern sehe. Einen den man jeden Erfolg gönnt, weil er (zumindest was man so liest) auch ehrlich was zurückgibt. Einer den man nicht oft genug sehen kann, weil er sich sonst kaum zeigt und das Rampenlicht oft meidet. Ein authentischer Kerl, bei dem man nur hoffen kann dass er sich nicht zu sehr auspressen lässt. Der kann ruhig noch mehr noch öfter zu sehen sein. Bei Keanu gilt überall ist noch nicht genug. :D

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                                        RolfMuller 06.11.2019, 13:16 Geändert 06.11.2019, 13:40

                                        Ist das Schrott oder kann das weg?
                                        Als wirklicher Nachfolger der legendären ersten beiden Terminator-Teile nicht wirklich zu gebrauchen. Da treffen sich 5 Mann inklusive des legendären James Cameron auf eine Runde Bierpong und entwickeln ein dummbatziges Script vom Feinsten. Der strunzbesoffene Gewinner durfte auch gleich noch das Drehbuch schreiben. Anders ist folgender Abriss der Story nur schwer zu erklären.

                                        Ein weiblicher Hybrid aus Mensch, Maschine und Junkie mit ner Akkulaufzeit eines Samsunghandys beschützt ein mexikanisches IT-Girl vor einem Teer-minator. Der kann sich wie Robert Patrick in Teil 2 fließend in andere Gegenstände verwandeln, fließt aber in schwarz statt silber und hat zusätzlich noch ein Skelett. Warum auch immer. Oma Sarah kommt mit ihrer Wumme in der Handtasche natürlich auch mal um die Ecke um die bestehende Truppe des völlig austauschbaren Girlies und die Amalgan-Amazone zu unterstützen um den bereits geteerten bösen Terminator noch ordentlich zu federn. Da wird auch ein festlicher Roadtrip to Arnie veranstaltet. Erst gehts mit der Karre auf die Autobahn (geile Actionszene) um dann mitm Bummelzug zum netten Schlepperonkel zu fahren, der dann sein Gummiboot aufpustet und die Crew netterweise durch das Loch in Trumps Mauer navigiert. Von dort geht’s direkt ma ins Gefängnis, dann raus da und ab in den Hubschrauber. Dann landet man bei Arnie, der ist mittlerweile ein Terminator im Ruhestand und hat seine Bestimmung in Gardinen verkaufen, Football schauen, SMS schreiben und Corona verteilen gefunden. Von Arnies Hinterwaldhütte gings dann mit ner Karre in ein Flugzeug, welches man dann in der Luft natürlich wieder in alle Einzelteile zerlegt. Um sich zu erfrischen springt man dann noch ins kalte Wasser. Um sich wieder zu erwärmen macht man dann noch ein Riesenlagerfeuer zum Schluss mit allem Gedöns was brennen und auch nicht brennen kann. So richtig warm wurde ich mit dem Film aber dennoch nicht.

                                        Für eine waschechte Terminator-fortsetzung fehlte mir einfach die Düsternis, was Originelles, etwas Tiefgründiges. Betrachtet man das Ding aber losgelöst von der Reihe kann man durchaus Spaß damit haben. Die Actionszenen sind wuchtig, auch wenn die CGI-Effekte durchwachsen sind und gegen Ende alles sehr überfrachtet wirkt. Die kanadische Darstellerin Mackenzie Davis aber überzeugt in ihrer Rolle als beschützender Terminator. Mit ihrer Dynamik und Entschlossenheit würde ich sie zukünftig gerne öfter in einem Actionfilm sehen. Und Arnie sorgt für einen feinen Humor, der zum Glück nicht ganz so albern daherkommt wie in den unsäglichen Teilen 3 und 5. Terminator „Dark Fate“ fühlt sich als reiner Actionfilm betrachtet gar nicht so schlecht an, die Reihe jedoch kann er leider nicht bereichern.

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                                          RolfMuller 24.10.2019, 11:27 Geändert 24.10.2019, 19:00
                                          über Wounds

                                          Firlefanz 2.0
                                          Man mag kaum glauben, dass dieser Film auch von Regisseur Babak Anvari stammt, der mit "Under The Shadow" einen ungemein effektiven und psychologisch tiefgründigen Horrorfilm erschaffen hat. In "Wounds" verschwurbelt er zusammen mit hochtalentierten Schauspielern (die aber hier nur halbtalentiert wirken) eine Story von einem fremden Smartphone in Verbindung mit gnostischen Ritualen mündend in mauen Body-Horror. Einzig die leicht verstörende Athmosphäre mit manch eindringlichen, aber oft auch strapaziösen Soundeffekten können überzeugen. Ansonsten plätschert das Teil dermaßen uninspiriert und unrund vor sich hin und kann überhaupt keinen Nachhall erzielen. Das alles ergibt auch überhaupt keinen Sinn. Und noch schlimmer man will auch gar keinen darin finden. Nichtmal diese Motivation kann der Film auslösen. Schade. Ich hoffe auf Babaks nächsten Streich.

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                                            Ein irres Grinsen auf der Leinwand. Manchmal fast schon zu breit, immerzu schief. Schwer zu greifen, aber leicht zu deuten. Von der Inszenierung her ein kleines Kichern im Gegensatz zu den sonstigen lauthals losprustenden Comicverfilmungen.

                                            Altmodisch inszeniert erinnert „Joker“ nicht von ungefähr an „Taxi Driver. Eine verlorene Seele, die seinen Platz in der Gesellschaft nicht finden kann und der nur Beachtung geschenkt wird, wenn er in unpassenden Situationen lacht. Lachen ist keine Medizin, sondern eine Krankheit. In einer Welt, in der es nichts zu lachen gibt mimt Joaquin Phoenix den späteren Erzfeind Batmans absolut hinreissend. 120 Minuten im Fokus stehend währt er jegliche Längen gekonnt ab und übertüncht mit seinem faszinierend-einnehmenden Schauspiel jederzeit ein paar Unzulänglichkeiten im Skript und Plot. Dabei spielt seine Figur mit uns und eine wilde Mixtur aus Abscheu und Sympathie, Verständnis und Ratlosigkeit wird in uns ausgelöst.

                                            Der neue“ Joker“ lacht für sich allein, ist auch als DC- und Comicfilm ein absoluter Außenseiter. Aber einer den wir umarmen sollten. Denn sein Lachen ist zwar unbequem, aber ehrlich. Es schmerzt und fährt einen in die Glieder. Und ist dabei nicht nur provokant und blutig. Sondern in seiner Einzigartigkeit auch besonders. Ein triumphierendes Grinsen auf der Leinwand.

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                                              Ansonsten bietet der neueste Ableger erschreckend wenig an. In seinen schlechtesten Momenten (leider erstaunlich viele) wirkt der Film austauschbar ohne Ende. Nicht nur rein inhaltlich von der 0815 Stange (was noch zu verschmerzen wäre) sondern auch in seinen Actionszenen versagt er zu oft. Zwischendrin dachte ich scheiße ist das ein neuer Film mitm Wackelzopf Steven Seagal?, so unsichtbar erscheinen hier die 50 Millionen Dollar Produktionskosten. Nur wenig konsequent-eindringliche Szenen gibt es da zu bestaunen. Ansonsten geht Sly zu oft im Schnittgewitter einfach baden.

                                              Ich liebe Sly. Und ich liebe Rambo. Und ich habe mich zumindest gefreut ihn nochmal auf großer Leinwand bestaunen zu dürfen. Aber zu sehen bekomme habe ich weder einen richtigen Rambo noch einen guten Action-Kinofilm. Sondern eher eine ramschige Direct-to-Video Produktion, immerhin mit Sly.

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                                                Als Kind von seinem Vater (Tommy Lee Jones) im Stich gelassen, soll Roy nun Kontakt zu seinem totgeglaubten Vater aufnehmen, der vor zig Jahren im Weltall ein letztes Lebenszeichen von sich gegeben hat. Zunehmend wird Roy mit seiner Vergangenheit und damit zwangsläufig mit seinen Gefühlen konfrontiert. Seine Schale wird langsam aufgebrochen. Es geht weniger um das All da draußen, sondern viel mehr um all das in uns. Elegant gefilmt, aber ungemein bodenständig wirkend vermeidet „Ad Astra“ großen Kitsch, übertheatralische Inszenierung und unterscheidet sich dahingehend von den Weltraumabenteuern „Gravity“ und „Interstellar“, die in den letzten Jahren für Furore sorgten.

                                                Allein Max Richters fulminante Musikkomposition zeigt das Wesen dieses Films auf. Zurückhaltend, geerdet, fast schon meditativ. Allein das Ende hätte man für meinen Teil gar nicht so sehr ausformulieren brauchen. Denn die Botschaft ist klar und gefällt mir. Such nach den Sternen in dir und den Menschen in deiner Umgebung und bring diese zum Leuchten. Und halte diese fest, solange sie erreichbar sind und lass los, welche du nicht (mehr) erreichen kannst.

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                                                  RolfMuller 18.09.2019, 16:29 Geändert 19.09.2019, 09:06

                                                  Die geniale Angstmachervorlage von Stephen King wird abermals nahezu ignoriert. Und dient hier nur noch als Eintrittskarte für einen auf Dauer ermüdenden Jahrmarktsausflug. Noch schlechter als Teil 1 erzählt wirkt alles wie eine Abhandlung von Stationen, kein wirklicher Fluss will zu Stande kommen. So ist die stärkste Szene überhaupt eigentlich die Szene zu Beginn als alle Charaktere am Tisch beieinander sitzen um sich wieder und neu kennenzulernen und sich dem Monster ihrer Vergangenheit entgegenzustellen. Das wirkt impulsiv, natürlich und löste zumindest bei mir noch etwas aus.

                                                  Ansonsten wird man erschreckend tot zurückgelassen. Fast episodisch muss jeder Charakter seine Vergangenheit nach exakt gleichem Schema aufarbeiten. Der Clown, der früher in der Buchvorlage bei mir große Angst auslöste, wobei ich das Buch öfters zur Seite legen musste, verkommt hier endgültig nur noch zur Witzfigur. Nicht wirklich bedrohlich, völlig überraschungsfrei und mitunter einfach nur aberwitzig musste ich öfter lachen als Pennywise die Bühne betrat. Mit unzähligen Jump Scares, Gummigesichtmonstern und flackernden Lichtern wirkt alles wie ne öde Geisterbahnfahrt, die einfach nicht enden will. Sauber inszeniert ist das Ding, auch solide von den Darstellern runtergespielt aber man bekommt kein Gefühl, keinen wirklichen Zugang zu den Figuren und zu der Materie. Der Charme der zumindest aus der jungen Gruppe in Teil 1 herausstrahlte und einen teilweise einfangen konnte verliert sich hier trotz vieler Rückblenden nahezu gänzlich.

                                                  Echte Befangenheit und greifbare Angst verhindern plumpe Oneliner und die actionhastige Erzählweise. Da wird „ich liebe dich“ gesagt, doch es wird nicht gefühlt. Da wird Angst gezeigt, aber nicht gespürt. Da steht Horror drauf, aber es steckt nicht drin. Bisweilen wirkt das Ganze wie erwachsene „Goonies“ vs „Killer Clown from Outer Space“ und ist gänzlich nicht mehr ernst zu nehmen. Da geh ich lieber auf nen richtigen Jahrmarkt und fahr Geisterbahn und Autoscooter. Oder lese einfach nochmal das Buch und scheiße mir ordentlich ein.

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                                                    Gut gemacht!

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