SaulGoodmann - Kommentare

Alle Kommentare von SaulGoodmann

  • Hey, du hast Buffy mit einer 9 bewertet? Ich habe gerade spontan die Möglichkeit erhalten sie zu sehen, dank Disney+. :D So wie ich das sehe, hat sie bei dir ein höheres Ranking als Twin Peaks und immerhin gleich auf mit Akte X? Hat Buffy mit ähnlichen Problemen wie Supernatural zu kämpfen oder ist sie nochmal etwas stärker? Mit 144 statt 327 Episoden ist sie auf jeden Fall wesentlich kürzer.

    Hätte schon mal wieder Lust auf Mysteryabgründe. Zur Auswahl stehen Buffy, Akte X oder einfach Supernatural weiterschauen.

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      SaulGoodmann 01.08.2023, 02:53 Geändert 06.08.2023, 03:59

      So, nachdem ich es meinem User Pyro91 versprochen hatte, hier mein Kommentar zu The Return:

      Nachdem ich mit der Originalserie schon sehr viel anfangen konnte und ich eine schöne, atmosphärische Faszination für die ersten beiden Staffeln verspürt, die sympathischen, kitschigen und integranten Charaktere sehr gemocht sowie ein außerordentliches Faible für die lynchesken Szenen schon durch Mulholland Drive und Lost Highway (und Blue Velvet) plus Fire Walk With Me entwickelt habe, war es an der Zeit sich mit The Return näher auseinanderzusetzen. Dafür habe ich mir sogar die fette Twin Peaks von Z bis A Limited Deluxe Edition Box geholt. Nur als Anmerkung: ich bin kein großer Sammler und habe neben der Box nur eine Blu-ray von Mulholland Drive. :D Tja, und was soll ich zu The Return sagen. Lynch schickt uns hier auf eine geniale und faszinierende 18-Stunden-Odyssee, die ihresgleichen sucht. Beginnen tut die neue Staffel mit einer horrorhaften Sequenz (Glasscheibenwand eine Referenz zu 2001?) sowie einer spannenden Referenz an Kafkas Prozess gleitet dann über in die Atombomben-Zombie-Dramaepisode in 03.08, die sehr isoliert vom Rest der Serie wirkt, aber absolut abliefert. Die ersten 20 Min rund um Mr. C sind sehr schockierend, dann folgt für weitere 20 Min eine surreale Sequenz über die Entstehung des BOB, um in den letzten 20 Min nochmal die Woodmen auf Jagd gehen zu lassen. Ich weiß nicht, welcher Part mich innerhalb von Part 8 am meisten beeindruckt hat. Nach Part 8 wird die Handlung zunehmend zusammengeführt und zum Teil auch abschließend behandelt; insbesondere in Part 17. Die ruhigen und langsamen Autobahnfarten in der allerletzten Episode strahlen jedoch genau die dunklen Schwellen aus, die Twin Peaks Düsternis ausmachen. Die letzte Folge wirkt ebenfalls isoliert, hoch eigenartig und mysteriös befremdlich. Der intuitive Horror, der durch BOB in der Originalserie noch personifiziert wurde, weicht 2017 einem diskursiven Horror, der zwar unbewusst keine Angst macht, aber deutlich zum Nachdenken anregt; etwa wenn ein Kind überfahren wird und der Täter flüchtet. Nichtsdestotrotz muss aber gesagt werden, dass die Originalserie noch etwas schauriger und im Gruselfaktor verklemmter daherkommt als The Return. Dies mag auch daran liegen, dass Lynch auf eine hochgradige audiovisuelle Qualität Wert legt. Auf digital gedrehte, fein fabulierte, glatt polierte, hochqualitative, schöne, komische und düstere Bilder sorgen für eine eigenartige und einzigartige Atmosphäre sowie Faszination.

      Der Inszenierungsstil ist also grundsätzlich ein ganz anderer als der in Twin Peaks. Ebenso ist das Erzähltempo weit langsamer und hypnotischer in The Return, während die Originalserie das Tempo von Beginn an ganz schön anzieht. Auch inhaltlich gibt es deutliche Unterschiede. Gab es in Twin Peaks noch eine in dunklen Wäldern liegende, einsame Kleinstadt, zeigt uns The Return durch seine unendlich lang wirkenden Autofahrten die Größe Amerikas. Nicht selten sitzt mach auch im Flug. Twin Peaks ist nur hin und wieder zu sehen. Stattdessen spielt das große Geschehen in Las Vegas, South Dakota oder New York. Gerne auch mal in der Vergangenheit oder im Weltall. Es ist eine Welt, in der alle möglich ist. Jede Episode weist was neues auf. Drama, Mystery, Crime, Sci-Fi, Comedy. Lynch und Frost kreieren hier einen unglaublich diversen und wilden Genremix, der mit einer heftigen Unvorhersehbarkeit daherkommt. Man weiß nie, was möglich ist und was als nächstes passiert. Die Detektivarbeit, die man als Zuschauer bei Lynch leistet, bleibt auch hier erschwert, aber immer verständlich genug, so dass der Sehgenuss unter der narrativen Zersplitterung nicht leidet. Kann sein, dass in der nächsten Folge eine Reise ins Jenseits stattfindet, eine Atombombe gezündet oder minutenlang nur der Boden einer Bar aufgewicht wird. Immer wieder werden zudem zahlreiche Film- oder Literaturwerke zitiert. Insbesondere auf Lynchs eigene Werke wird immer wieder Bezug genommen, sodass hier nicht nur Easter Eggs zur Originalserie zu finden sind, sondern auch Bilder, Figuren oder Sprachen von Lost Highway, Blue Velvet, Mulholland Drive, Eraserhead oder Inland Empire übernommen und weitergeführt werden.

      Zwar gibt es vereinzelte Nostalgiemomente (Ed und Norma, Shellys toxische Partnerwahl), aber ein Zurück nach Twin Peaks gibt es auch für die Charaktere nicht. Auf unseren als Orientierungspunkt dienenden Dale Cooper wird weitgehend verzichtet. Dieser dient hier - zwecks Großstadtmotiven - vor allem als eine ohne geistige Fähigkeiten gestattete Verfügungsmasse der Gesellschaft in Form vom maschinell bewegenden Dougie. Das war ein extrem riskantes Vorhaben, die allseits geliebte Hauptfigur so neu umzugestalten. Ebenso wirken die übrigen Figuren ganz neu, etwa Audrey, die ganz anders daherkommt als in Twin Peaks. Ein Leitmotiv, das The Return durchzieht, ist die Tatsache, dass man in die Vergangenheit nicht zurückkehren kann. Immer wieder könnten Symboliken auch an die Zuschauer gerichtet sein. Sei es beim Glasboxmotiv aus der ersten Episode oder bis hin zur letzten Schlusszene. Je nach Lesart, kann man sich auch als Zuschauer angesprochen fühlen.

      Wichtig zu wissen ist, dass The Return weit surrealer, mystischer und lynchesker daherkommt als die Originalserie und einen inhaltlichen Bezug zum Prequelfilm hat. Auch Soap-Anteile gibt es hier nicht; ebenso wenig wie moderne Charakterstudien. Stattdessen ist was ganz eigenes Grandioses entstanden, das so auch mit nichts anderem vergleichbar ist und einen tragischen, aber sehr lynchesken Abschluss findet. Eine einmalige 18-Stunden-Odyssee, die beweist, dass David Lynch es heute immer noch drauf hat und eine meditative Inszenierung auch in 4K (Episode 8) möglich ist.

      Mir hat The Return unglaublich zugesagt und das aus verschiedensten Gründen. Wer auf eine tiefere inhaltliche Debatte mit mir einsteigen will, kann das gerne in den Antworten tun.

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      • Fringe so schlecht? :D Ich hatte eher gedacht, dass es ein würdiger Nachfolger für Akte X ist und vielleicht auch vergleichbar gut wäre. Naja, schauen tue ich es vorerst ohnehin nicht.

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        • Suche nach Six Feet Under und Twin Peaks mal wieder eine Serie. Hat einer Empfehlungen? (Im Idealfall mit Verfügbarkeit auf WOW)

          Ein Rewatch der Sopranos würde mich auch sehr reizen, aber irgendwie will ich dann doch lieber was neues ausprobieren. :D

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          • Mad Men schon durch? Und welche Stellung nimmt die Serie bei dir nun ein? Ich hab ein paar deiner Diskussion mit Pyro bzgl Mad Men gelesen gehabt. Scheinbar lassen die letzten Staffeln etwas nach, aber sie scheint wohl besser zu sein, als noch nach deinen ersten beiden Sichtungen?

            Nach SFU und bald The Return brauche ich auch mal wieder neues Futter. Mad Men wäre da schon ein Kandidat auf meiner Watchlist, der als nächstes rankommen könnte. :D

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            • SaulGoodmann 02.03.2023, 04:40 Geändert 02.03.2023, 05:23

              Hey Pyro, habe heute Abend die Originalserie von Twin Peaks zu Ende geguckt. War vorhin zu faul, dir noch was zu schreiben, aber jetzt um 4 Uhr nachts musste ich dann doch einfach nochmal Bescheid geben. xD

              Alter Falter, die Serie endet mit Cliffhanger über Cliffhanger über Cliffhanger. Die letzte Szene ist dabei vielleicht die beste der gesamten Serie! Was für ein Ende! BOB, der sich die Seele von Dale Cooper schnappt oder die seines Doppelgängers!? Ist der "normale" Dale jetzt also im RedRoom? Kann er auch tot sein und der teuflische Doppelgänger lauert in Twin Peaks? Ich hab so viele Fragen, dass ich das Gefühl bekomme, ich hätte das Ende nicht verstanden. :D Ich denke mal, dass der "gute" Cooper im RedRoom verblieben ist. Man sieht ihn ja auch in der zweiten Episode dort mit Falten und deutlich älter unterwegs und die Lücke zu dem Wiedersehen in 25 Jahren mit Laura Palmer würde sich so schließen, aber selbst dann bliebe die Frage, welches Unwesen BOB mit Coopers Seele in Twin Peaks treibt? Cooper ist aber auch ein echter Held, wenn er sich für Annie bereit erklärt, seine Seele zu opfern ... Wie viel Gutes braucht es, um Dämonen zu besiegen, um dem Bösen resilient zu widerstehen? Oder ist das ohnehin nicht möglich? Die Frage nach Annie hingegen vor dem Spiegel hab ich als BOBs Hohn und Freude interpretiert, weil das Gute schlechthin geschnappt und besiegt wurde. BOB hat mich ein Stück weit auch an die ganzen Teufel und Dämonen in Supernatural erinnert. Auf jeden Fall einer der größten Antagonisten der Fernsehgeschichte! Man, bin jetzt echt gespannt wie The Return den zum BOBs Wirtskörper verwandelten Cooper wieder zurückbringt ..., aber vorher wird erst der Film geschaut. Muss aber zum Finale noch sagen, dass ich das Gefühl nicht loswerde, dass hier Windom Earle zum reinen MacGuffin verkommt, wenn BOB dieses "Problem" so schnell löst. Auch, die Frage, ob Audrey und Ben Horne gestorben sind, wird offengelassen. Und was ist mit Leo passiert? Cliffhanger über Cliffhanger über Cliffhanger ...

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              • Habe im Übrigen noch meine Blue Velvet - Antwort vorher gespeichert gehabt, also falls du Lust hast weiterzudiskutieren, kannst du hier gerne antworten. :D

                Ja, tatsächlich ein Lynch, der im Gegensatz zu Lost Highway oder Mulholland Drive eine im Grundsatz verständliche, linear erzählte Geschichte im Neo-Noir aufweist, aber gleichzeitig nicht gänzlich auf seine surrealistische Dichte wie etwa Elefantenmensch verzichtet. Muss aber sagen, dass es bei den Motiven wieder sehr viel Rätselraten geben kann, gerade wenn man sich die Figur der Dorothy anschaut. Blue Velvet ist wieder so ein Film, dessen (malerische) Fassade aufgerissen und uns typisch lynchesk die abgründigsten Reize offenbart werden. Am Ende schließt die Handlung sich nicht wieder wie bei Lost Highway im Möbiusband, sondern durchläuft den Reset und die Fassade bleibt aufrechterhalten. Es beginnt mit der Fahrt ins Ohr und endet mit der Fahrt aus dem Ohr.

                Sicherlich auch ein Vorläufer für Twin Peaks, in der das kleinstädtische gebrochen wird und Kyle MacLachlan als eine Art Prequel zu Dale Cooper zu sehen ist. Zudem gibt es ja auch hier den Vogel aus dem Twin Peaks Theme, kann das sein?

                Also ja, "Lynch-Wahnsinn im engen narrativen Korsett" trifft es ziemlich gut. Inhaltlich absolut animalischer, abgründiger und brachialer Lynch, aber erzählungstechnisch vergleichsweise konventionell. Toller Film, der bei mir zwischen 8-9 Punkten steht. Gibt da erstmal eine 8,5.

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                • In den Gästebucheinträgen finden mit die fruchtbarsten Diskussionen statt! Wie könnt ihr das denn bitte abschaffen???

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                  • SaulGoodmann 07.02.2023, 18:51 Geändert 07.02.2023, 20:14

                    Ich liebe Dexter, aber wie kann man sich denn bitte dieses Universum ohne Michael C Hall vorstellen? Wenn die Macher ihre Fehler korrigiert hätten wollen, dann hätten sie Dexter am Ende von New Blood zurück nach Miami schicken lassen und dort dann eine finale Season geführt. Das haben sie aber nicht.

                    Allen voran seine Vorgeschichte wurde doch in der Dexter-Serie ziemlich durchleuchtet.

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                    • Ruhe in Frieden, Angelo Badalamenti. Deine magische Musik in Mulholland Drive wird für immer faszinierend sein.

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                        SaulGoodmann 15.11.2022, 20:56 Geändert 15.11.2022, 21:01

                        Ich als jemand, der nicht viele Horrorfilme schaut und zum aller ersten Mal jetzt einen im Kino gesehen hat, fand Smile sehr gut. Der Tiktok Hype hatte mich dann doch irgendwie etwas gespannt gemacht. :D Passend zu Halloween hatte ich mir also Smile gegeben. :)

                        Der Film ist einfach unglaublich spannend und hat mich an meinem Sitz genagelt. Die Jumpscares, bei denen ich die pauschaule Generalkritik eher nicht nachvollziehen kann (ich finde sowas kann durchaus gut eingebaut sein), sind ziemlich innovativ und gut gelungen. Zielführend ist natürlich die inhaltliche Unvorhersehbarkeit gerade zu Beginn des Films, auch wenn manches dann wieder etwas zu konstruiert wirkt. Die Irrungen und Wirrungen, der Psychoterror, die "Halluzinationen", die Wahnvorstellungen im Kopf der Hauptfigur Rose gehen an die Haut des Zuschauers, die einen überaus guten Job macht. Einen Vorteil, den der Film hat, ist, dass nicht wie üblich im Horrogenre circa in der Hälfte des Films ein Freak auftaucht, der uns alles über den Fluch erklärt und wie man ihn besiegen kann. Bei sowas ist die Spannung und insbesondere die Angst dann ja komplett weg. Hier wird uns durchaus auch im Dunkeln tappen gelassen, im Prinzip bis zum Schluss, was einfach den Horror erhöht, weil die Angst vom Ungewissen bleibt. Besonders hervorstechen tut die Kindergeburtstagsszene. Smile hat also ordentlich Thrill, Suspense, Mindfuck und Schock. Ein Horrofilm, der mich nachhaltig verstört hat, aber ich bin ohnehin etwas sensibel. :)

                        Nicht vergessen zu erwähnen möchte ich den unglaublich gut gelungenen Soundtrack: so angsteinflößend, so entspannend, so fesselnd und gruselig, so beruhigend. Die musikalische Dichotomie ist sehr creepy. Gibt auf Youtube die gesamte Musik des Films zu finden, falls einer einen Vor- oder Nachgeschmack braucht. Auch die Experimente in der Kamerarbeit sind sehenswert.

                        Das Langzeitfilm-Debüt von Parker Finn ist alles in allem eine irre Gruselodyssee mit außerordentlich faszinierendem Horrorsound und nimmt uns mit auf einen Psycho-Trip der verstörendsten Sorte.

                        :)

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                          Hab nicht gewusst, wohin damit, weil man ja unter den Personen nicht mehr kommentieren kann, deshalb einfach bei seinem zuletzt erschienen Werk. Schaut euch unbedingt dieses Video an. Es ist surreal. :D

                          https://youtu.be/Uvkqr-S-1Ac

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                          • über Forum

                            Ich weiß nicht, wieso Internetforen nach ein paar Jahren immer die Neigung haben, ihre eigene Community samt ihrer User zu killen. MP hat hier echt reingesch*ssen. Das neue Update gehört sofort rückgängig gemacht. Es hat tatsächlich keinen einzigen Vorteil.

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                              SaulGoodmann 13.10.2022, 19:00 Geändert 14.10.2022, 21:44

                              Die Coming-of-Age-Serie Euphoria nimmt einen mit auf einem surrealen Drogentrip in eine Welt voller Nihilismus und Hoffnungslosigkeit und schafft es gleichzeitig noch so farbenfroh, cool und stylisch inszeniert zu sein, sodass Songs von Beyonce, Billie Eilish oder Lil Pump kein bisschen deplatziert wirken. Die Serie ist definitiv keine Serie für Jugendliche, sondern eine über Jugendliche. Angesprochen werden Themen wie Homosexualität, Transsexualität, BDSM, unkonventionelle Fetische wie Findom, bipolare Störungen, Familie, Schüchternheit, Sport,(Cyber-)Mobbing, Drogensucht und Drogenhandel, Entzug, Trauma, Pubertät, Rebellion, Geheimnisse, Freundschaft, Einsamkeit, Zurückweisung, Digitalisierung, soziale Medien und natürlich Identität. Die Schauspieler liefern so gut wie alle absolut ab, insbesondere Zendaya macht einen sehr guten und mitreißenden Job. Ich komme bei ihr aus dem Schwärmen nicht mehr raus. :D

                              Zwar ist noch kein klassischer Plot der Serie erkennbar, aber es geht um die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander. Dabei wird bewusst mit gewissen Stereotypen gespielt, wobei gerade die (männlichen) Charaktere vielleicht etwas zu klischeehaft gehalten werden, aber das ist ein Punkt, der sich gegenwärtig meines Erachtens absolut in Grenzen hält. Man sollte nicht den Fehler machen zu denken, dass die Serie ein realistisches Abbild der jugendlichen Gesellschaft sein möchte oder gar versucht repräsentativ zu sein. Euphoria möchte eher einen gewissen Flair und Vibe transportieren, der ihr definitiv gelingt. Alleine die Tatsache, dass eine Hauptfigur transsexuell ist, die zweite eine bipolare Störung hat und an Drogensucht leidet und beide in einer bisexuellen Beziehung sind, spricht in diesem Punkt der angeblich gewollten Repräsentanz denke ich Bände. Die Serie schafft es eine ziemlich hypnotische Atmosphäre zu kreieren, bei der die Grenzen zwischen Fiktion, Surrealität und Wirklichkeit zunehmend verschwimmen. Die ästhetische Over-The-Top-Inszenierung ist dabei etwas plakativ und pulsierend, was aber zum Jugendcharakter passt, schafft es jedoch trotzdem auf gewisse Weise durchaus auch subtil zu sein. Explizit und zynisch geht die Serie dabei in ihrer psychoanalytischen Teenagerdramatik und ihren soziologischen Untersuchungen zu ihren Themen vor. Das Ganze endet in Staffel 1 in einem musicalhaft inszenierten und tragisch geschriebenen Finale, das viele kontroverse Fragen offen lässt und mich mächtig auf die zweite Staffel gespannt macht.

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                                SaulGoodmann 13.10.2022, 18:15 Geändert 14.10.2022, 21:40

                                Mein erster Film von Clint Eastwood und gleich ein solcher Kracher, wenn auch sicherlich nicht sein typischster Film.

                                Million Dollar Baby ist zwar auf dem ersten Blick ein herkömmlicher Box- bzw. Sportfilm, aber entpuppt sich im Laufe des Films doch mehr als ein klassisches Drama heraus, das (nur) in einem Boxumfeld gedreht wurde. Relativ konventionell gehalten und inszeniert, teilweise auch klischeehaft agierend (dabei immer mit den Klischees variierend und spielend) mausert sich Million Dollar Baby mit einem unerwarteten Ende zu einer schönen, melancholisch erzählten Geschichte zweier hervorragend gespielter Figuren mit einem Vater-Tochter-ähnlichem Verhältnis.

                                Ein sehr emotional mitreißender Schluss; Clint Eastwood als alter Haudegen und etablierter Boxtrainer, der partout keine Frau trainieren will und Angst vor Titelkämpfen hat; eine super sympathische, taffe, hübsche und zähe Maggie sowie eine schöne Nebenrolle von Morgan Freeman katapultieren den Film zu einer 8 / 9 mit Herz. Das Ende hätte dabei auch ein ganz anderes sein können, aber dieses stereotypische Ende entfacht eine emotionale Wirkung auf den Zuschauer, die es selten in Filmen zu spüren gibt. Wenn ein Film das Herz des Zuschauers erreicht, muss man da von ihm noch mehr erwarten?

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                                  SaulGoodmann 08.10.2022, 23:31 Geändert 08.10.2022, 23:37

                                  Als ehemaliger Jurastudent und Minjobber in einer Anwaltskanzlei kann ich bestätigen, dass das Klischee, Juristen seien eitel oder arrogant, durchaus seine Daseinsberechtigung hat. :D

                                  Der Film selbst ist in erster Linie ein Anwaltsthriller, der verpackt wird mit einigen Horrorelementen und einem diabolischem Finale. Keanu Reeves hatte ich gar nicht erst erkannt, aber ich kannte ihn ohnehin nur aus Matrix. Al Pacino ist jedoch genauso, wenn nicht sogar noch mehr, der Mann des Films als Großkanzleichef und Teufel. Kurz dachte ich, dass er hier tatsächlich etwas overacting betreibt, aber das hat auch zur inhaltlichen Handlung am Ende gepasst. Leider wirkten gewisse inhaltliche Komponenten doch etwas banal und manche Charakterhandlung doch oberflächlich. Die Inszenierung wirkt für meinen Geschmack an manchen Stellen irgendwie auch zu sauber oder modern für solch eine Art von Thriller. Nichtsdestotrotz schließt die Handlung sich wie eine Möbiusschleife und wird getragen von zwei herausragenden Perfomances. Die Botschaft, dass manche Anwälte eitel sind, kann ich so auch unterschreiben. :D Alles in allem handelt es sich hier um einen sehr sehenswerten Thriller. Die Chemie zwischen Reeves und Pacino ist dabei das Herzstück des Films.

                                  P.S. Warum kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Friedrich Merz in so einer Kanzlei arbeiten würde? :D

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                                    SaulGoodmann 06.10.2022, 18:08 Geändert 07.10.2022, 01:22

                                    Das erste Mal, als ich den Film gesehen habe, war der 17.01.22 um 20:15 Uhr auf arte HD. Völlig unvorbereitet und ganz spontan auf mp entdeckt, dass er an jenem Tag lief. Es war bis gestern noch mein einziger und damit erster Film von Lynch (gestern folgte noch Lost Highway, den ich noch schwieriger zu erfassen fand). Generell vermutlich auch mein erster richtiger "Mysterythriller", wenn man ihn denn in diesem Genre einordnen mag.

                                    Mulholland Drive bewertete ich mit einer sehr, sehr guten 8. Trotzdem denke ich auch noch 10 Monate danach an diesem Film. Er hat eine so faszinierende Aura, die ihn umgibt, so dass ich Lust bekomme ihn nochmal zu sehen. Obwohl ich ihm eine 8 gab, habe ich Lust ihn zu meinen Lieblingsfilmen hochzustufen, denn so oft an einen Film (nach dem Schauen des Films) nachgedacht habe ich, glaube ich, noch nie. Die Zerstückelung des surrealen Hollywoods, die Desillusionierung der Traumfabrik und die Verwandlung dieser in Angst und Bedrohung ist absolut faszinierend. Vielleicht ist er sogar noch besser, wenn man sich lediglich den Bildern und der Musik hingibt statt auf Teufel komm raus versucht, die Handlung aufzulösen. Sich einfach der düsteren, rätselhaften, endlosscheinenden, hypnotischen, magischen Atmosphäre des Films hingeben. Gerade der so melancholisch-düster gemixte Main Theme zu Beginn des Films ist absolut faszinierend und einfach nur grandios. Mulholland Drive ist schlicht in seiner ganzen Aura und Mystik visuelle Poesie. Besonders angetan hat es mir natürlich auch Laura Harring in diesem Film. Die wohl grandioseste Femme Fatale, die es je in einem Kunstformat gab (und das obwohl es Alice aus Lost Highway gibt!).

                                    Aura, Mindfuck, Silencio, Femme Fatale, geschmackloser Kaffee, blondes Haar, schwarzes Haar, Regisseur, Cowboy, Monster, Obdachloser, Blaue Schachtel, Schlüssel, Mord, Selbstmord, Prostitution, Horror, Alptraum, Gestalt, Produzent, Traum, Aufstieg, Abstieg, Grausamkeit, Fremdgehen, Winkie's, Atmosphäre, der Traum Hollywood und dessen Dekontstruktion. All das ist Mulholland Drive. Eine filmische Hypnose. Kurz gesagt war es gewiss nicht das letzte Mal, dass ich den Film gesehen habe ...

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                                    • Vince Gilligan, Rhea Seahorn, Drama, schon zwei Staffeln bestellt, 15 Millionen Dollar pro Episode. Als riesiger Fan von Breaking Bad bin ich natürlich mächtig gespannt drauf!

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                                      • SaulGoodmann 03.07.2022, 22:02 Geändert 04.07.2022, 14:26

                                        Der erste Platz ist für mich gerechtfertigt, auch wenn ich das meiste in der Liste nicht gesehen habe. :D Die letzte Szene der siebten Episode ist so absolut schockierend, alleine deswegen rechtfertigt sich die Platzierung. Entscheidend ist für BCS aber jetzt die zweite Staffelhälfte.

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                                            • Grandioser Lalo Salamanca. Von wo haben Gilligan und Co. so einen schon wieder ausgepackt?

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                                              • Dann weiß ich ja, was ich nach dem morgigen Staffelfinale von Better Call Saul zu schauen habe. Die ersten beiden Staffeln von Mad Men hab ich schon gesehen. Heißt, dass ich 2,5 Folgen am Tag schauen muss. Dürfte vielleicht machbar sein.

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                                                  ACHRUNG SPOILER ZUR AKTUELLEN FOLGE 05.08 !!!!!!!!!!!!! WARNUNG!!!!! SPOILER!!!!!!

                                                  Wen erinnerte die neue Folge auch stark an die BrBa Folge 02.09 "4 Days Out"? Mal ganz vom Wüstenkammerspiel abgesehen, konnte man auch Parallelen zwischen den Figuren bemerken. Mike nimmt dabei die Rolle des Walter ein, Saul die von Jesse. Und nachdem ich mir in den letzten Staffeln bezüglich Kim sicher war, dass es zwar eine harte Trennung zwischen ihr und Jimmy geben wird, jedoch nicht mit ihrem Ableben rechnete, muss ich das Ganze spätestens nach der Folge nochmal revidieren. Allein der Gedanke an Kim und die mögliche Konsequenz, was mit ihr passieren könnte, bricht einem das Herz. Better Call Saul könnte, falls es tatsächlich so kommt und darauf deutet die heutige Folge an, eine ganz neue Stufe der Brutalität heranreichen, die es zuvor nur in der Mutterserie gab. Was denkt ihr?

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