Schlopsi - Kommentare
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Alle Kommentare von Schlopsi
Gladiator, Lady Vengeance, Election, The Rock - Fels der Entscheidung, James Bond 007: Skyfall, Stoker, In the Mood for Love, The Unforgiven, Ex_Machina, Exiled, Fluch der Karibik, The Grandmaster, Sicario.
Wenn ich die Aufzählung so betrachte: Gerade wenn die Farben richtig satt und herausstechend sind, hat mich ein Film viel schneller eingetütet, als es bei kalten Bildern der Fall wäre.
Nachtrag: Bei solchen Filmen wie Alice im Wunderland und Co. wird es allerdings schwierig. Da wird es mir schnell too much, was aber generell am Fantasyaspekt und den Kostümierungen etc. liegen mag. Ansonsten gibt es da oben einige, die ich auch so sehe! ;)
Andrew Haighs Drama "45 Years" handelt zwar nicht vom Älterwerden, jedoch von der Gnadenlosigkeit der Zeit.
"45 Years" erzählt genaugenommen nicht viel. Vielmehr begleitet der Film still und unkommentierend den zunehmenden Verfall einer glücklichen Zeit, die immerhin 45 Jahre andauerte. Als sich mit einem Schlag die Situation ändert und Kate und Geoff sich gezwungen sehen damit umzugehen, entfaltet sich ein klammheimliches Kammerspiel der Liebe, die zusehends zur Last wird. Dass sich deren Bewältigungsmethoden unterscheiden, dürfte dabei nicht verwundern.
Herausragend an diesem britischen Drama sind die darstellerischen Leistungen, denen eine anmutige Charlotte Rampling vorausgeht. Was die grande Dame hier leistet, dürfte sich in ihrer Vita im oberen Bereich ansiedeln. Exakt dem Tonus des Films folgend, braucht auch sie nicht viel zu reden. Hier reichen Gesten und Bewegungen, welche doch umhin so viel mehr sagen, als es Worte je könnten. Mit ihren Blicken leitet sie das Spiel und spricht all das aus, was einem in ihrer Situation durch den Kopf zu gehen vermag. Äußerst vereinnehmend trägt sie die gesamte Last der Dramatik auf ihren Schultern und hält das Interesse an der nüchternen Art des Films durchgehend aufrecht. Ihr unterstützend zur Seite stehend, agiert Tom Courtenay so, als könne er nur vom starken Schauspiel seiner Kollegin profitieren. Dennoch ergänzen sich die beiden hervorragend und heben jeweils unterschiedliche Aspekte ihrer Persönlichkeiten hervor.
In seinen Sternstunden gelingt es "45 Years" zudem, sich ohne unerwünschte Konstrukte gänzlich seiner Geschichte hinzugeben, ohne in Kitsch oder nervenaufreibendes Melodram zu verfallen. Haigh beweist Fingerspitzengefühl bei seiner durchdachten und entschleunigten Idee der Liebe mit all ihren Lasten, die in den glücklichsten Jahren der Ehe in die Ecke gedrängt werden, ehe ein unabsehbarer Zwischenfall all diese Gefühle wieder zu Tage befördert. So authentisch und geerdet, fühlt sich die Liebe schon fast unerträglich an. Vielleicht ist es daher ganz gut, es hier "nur" mit einem äußerst sehenswerten Film zu tun zu haben, der mit einem feinen, aber umso schmerzlicheren Ende den "Smoke in the Eye" drückt.
Du sprichst einem so aus der Seele. Okay, schon damals als du den Kommentar gepostet hatttest. Leider warte ich noch immer auf einen solchen Befreiungsschlag, wie es bei dir "The Tale of lya" veranstaltet hat.
(Mit dem Kommi hast du dich übrigens >mal wieder< selbst übertroffen *huschundweg*) :)
Ui. THE MOBFATHERS mit u.a. Chapman To, Gregory Wong und Anthony Wong lehnt sich sehr dicht an Johnnie To's ELECTION, aber gerade das lässt mich nach dem Trailer mit den Hufen scharren:
https://www.youtube.com/watch?v=W3kFD3nbEGo
Ich muss die nachfolgende Besprechung in zwei Teile aufgliedern, in der letzten Hälfte könnten sich leichte Spoiler in Bezug auf die Art des Films befinden. Aber das wird an entsprechender Stelle gesondert erwähnt.
The 8th Film by Quentin Tarantino – Allein diese Lettern während der Openingcredits deuten es schon an: "The Hateful 8" ist ein selbstverliebtes Werk. Übelnehmen kann man es ihm ja nicht, dazu sind Tarantinos Filme zu markant, zu persönlich und unverkennbar mit seiner Handschrift versehen. Dennoch bleibt natürlich immer wieder die Frage, in welche Richtung sich seine Filme entwickeln werden. Denn ein Western ist nicht gleich ein Western, das bewies er bereits mit "Django Unchained". Mit welcher Erwartungshaltung geht man also am besten ran an den Speck? Müssen zwangsweise die vorigen Filme vergessen werden, um nicht ständig werksübergreifende Vergleiche zu ziehen, ob er sich nun von hier oder dort hat inspirieren lassen? Ja und nein. Es ist nicht einfach, bei solch einem Kultregisseur wie Tarantino zu vergessen, was er sonst geleistet hat. Um aber in die Welt von "The Hateful 8" einzutauchen, war es zumindest für mich unabdingbar, genau das zu tun – gerade da mir nach "Kill Bill Vol.2" die Qualität in seinen Filmen verloren gegangen schien. Lange Rede kurzer Sinn: Egal wie… schwach ist ein zu harter Begriff… schwächelnd ich seine letzten beiden Filme auch sehe, auf seinen neuesten Streich war die Vorfreude unglaublich groß, wenn auch mit einer ordentlichen Prise Skepsis beladen. Aber dazu später mehr.
169 Minuten heißt es auszufüllen und auch wenn der Openingshot allein gefühlte drei Minuten in Anspruch nimmt, so schafft es "The Hateful 8", der noch dazu zu den dialoglastigsten Filmen in Tarantinos Œuvre zählt, erstaunlich kurzweilig zu wirken. Zumindest in der ersten Hälfte, während die einzelnen Figuren präsentiert werden. Es wird viel gesprochen. Unendlich viel. Und doch wirkt das in keinster Weise ermüdend. Denn wenn sich Marquis Warren (Samuel L. Jackson), John Ruth (Kurt Russell), Daisy Domerghue (Jennifer Jason Leigh) und Chris Mannix (Walton Goggins) einander vorstellen, so reden sie nicht nur, sie erzählen Geschichten. Ob das nun alles wahr ist, oder nur erstunken und erlogen, es spielt keine Rolle. Sie geben dem Zuschauer schon früh etwas eigenes in die Hand, womit er lange Zeit beschäftigt sein wird. Womit er hadern oder dem ganzen Glauben schenken kann. Und bei dieser langen Laufzeit ist das eine zwangsläufige Notwendigkeit, die sich bis zum Aufeinandertreffen aller “Hateful 8” in Minnies Miederwarenladen irgendwo in der Pampa Wyomings durchzieht.
Tarantinos Händchen für schrullige Einfälle mündet dann in besagtem Gemischtwarenladen, wenn sich das erwartete Kammerspiel von der Kutsche in eben diesen Laden verlagert und auf alle Beteiligten erweitert. Was mir handwerklich sehr zugesagt hat, ist das Ausloten jeder einzelnen Ecke dieses Ladens, die Nutzung des gesamten Raums. Ob nun allein durch die Misé-en-Scène oder ganz förmlich durch die Handlung selbst, wenn der Raum durch das entstandene Konfliktpotential salopp einfach geteilt wird. Im selben Atemzug sei daher auch die präzise Kameraarbeit von Robert Richardson erwähnt, der stets eine perfekte Beleuchtung schafft, selbst wenn draußen vor der Tür der heftigste Schneesturm tobt. Die klingende Ironie hier soll jedoch nur halbherzig gemeint sein, denn die Ausleuchtung verleiht dem ganzen etwas harmonisches, gemütliches und rückt zudem wichtige Details in den Fokus oder lässt sie in der Dunkelheit verschwinden.
Und genau das ist das Spannende an "The Hateful 8". Die Intrigen und das vorherrschende Konfliktpotenzial zwischen jeder einzelnen Partei, dazu stets die Frage im Hinterkopf, wem man überhaupt trauen kann. Mit schnittigen Dialogen verschärft sich die Situation zusehends, ehe sie zu eskalieren droht. Ein Kammerspiel, das von den zahlreichen Geschichten lebt und die Fantasie in gleichem Maße anregt. Dabei ist es jedoch schade, dass sich die einzelnen Akteure nicht auf gleicher Höhe befinden. Samuel L. Jackson lässt wieder den Bad Motherf*cker raushängen und bringt diese grundlegende Coolness, die der 67 Jährige nun einmal ausstrahlt, wieder gekonnt rüber. Er gibt den Ton im Film an und dominiert über weite Strecken. So weit, so Tarantino eben. Wo er nun aber ins Taumeln gerät, nimmt bereits hier seinen Lauf. Neben Sam Jackson stechen einfach nicht alle Figuren so hervor, wie es sich für ein Kammerspiel dieser Sorte gebührt. Überraschend gut ist hier tatsächlich Walton Goggins zu nennen, aber ein Michael Madsen wird gnadenlos verschenkt. Da nimmt es der schweigsame Cowboy doch etwas zu ernst. Tim Roth, der hier glatt den Christoph Waltz macht, kommt ebenso zu kurz wie Bruce Dern, der wohl den gemütlichsten Schauspieljob der Welt abgegriffen hat. So ganz bequem am Kaminfeuer im Sessel sitzend. Am Ende bleibt das Gefühl, hier kaum mehr als eine One Man Show zu sehen, die mit einer Handvoll gelungener Momente von anderen Figuren versehen wird, welche zwar alle spezielle Züge tragen wie sie in einem Tarantino Standard sind, es aber letztendlich zu ermüdend wird, um wirklich etwas gegen das immer lascher werdende Drehbuch anzukämpfen.
Und nun betreten wir leichte >Spoilerarea<, für all diejenigen, die es vorziehen völlig unbedarft an den Film zu gehen.
Ziemlich genau zur Hälfte hin verändert sich dann die Situation in "The Hateful 8". Als würde es Tarantino schon selber ahnen, kreiert er nun aus der Situation heraus eine Sherlock Holmes Einlage á la “Who dunnit”. Die aufgebauschte Konfliktatmosphäre erreicht ihr erstes Hoch, ebenso die ersten Gewaltausläufer. Zu letzterem später mehr. Natürlich ist es wieder Jackson, der die Führung übernimmt und die anderen wortwörtlich an die Wand drängt. Hier hätte ein frischer Impuls durch einen anderen Charakter aus meiner Sicht mehr Spannung und Interesse erzeugen können, als diese doch recht ernüchternde Art der Wende, wie sie stattdessen zum Einsatz kommt. Um in dieser genannten Wende für mehr einschlägige Schauwerte zu sorgen, dreht Tarantino nun zusätzlich auch an der Gewaltschraube. Dagegen ist das Prügelknabenopfer Daisy Domerghue ein wahrer Engel, so oft wie ihr der Gewehrkolben oder ein Ellbogen in die Visage gerammt wird. Übrigens eine ansehnliche Performance von Jennifer Jason Leigh, die die abgedrehte Gangsterbraut ganz vorzüglich und irre verkörpert. Und singen kann sie…
Wer bereits im Finale zu "Django Unchained" die Wände beschmierenden Blutfontänen Leid war, der dürfte hier an seine Grenzen geführt werden. The Hateful 8 ergötzt sich an einem Gewaltexzess, der sich durch die komplette zweite Hälfte zieht und sich nicht zu schade darum ist, das alles ins absurd lächerliche und Bodenlose abdriften zu lassen, dass es regelrecht peinlich und einfallslos wirkt. Statt überhaupt etwas Kerniges vom Stapel zu lassen, werden in derben Overacting Blutschwälle über den Dielenboden verteilt, um von der mangelnden Finesse abzulenken (Die FSK 12 Freigabe ist… mal wieder mehr als fragwürdig). Als ob da ein geleckter Channing Tatum im Cowboy-Kostüm noch etwas reißen könne. Genauso wenig vermag die Musik zu locken, welche doch sonst immer so exotisch und dominant gewählt ist. Es ist fast schon der leiseste Film im Œuvre Quentin Tarantinos, und tatsächlich blieben mir gerade einmal zwei Stücke im Gedächtnis haften. Und das eine Stück auch nur, weil es sonst nicht viel Abwechslung für die Augen gab. Aber was sag ich da: Musikalisch war es doch genauso – trotz dem Maestro Ennio Morricone.
"The Hateful 8" ist schon fast ein zu gewöhnlicher Tarantino, der zwar durchaus einen netten Westerncharme aufweist, jedoch in der zweiten Hälfte nicht auch zuletzt wegen der zu lächerlich geratenen Gewalt schlichtweg langweilt. Die gewohnte Prägnanz, ob durch Dialoge, Musik oder Handlungen erreicht, eliminiert sich selbst zu häufig, wodurch sich die Filme des Kultregisseurs doch sonst regelmäßig grandios auszeichnen. Ein Esprit, welcher hier zusehends ab geht.
https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2016/03/02/film-the-hateful-8-2015-us/#more-9520
Yeah! Wohl verdient, Werteste! :-)
Gehe fast anstandslos mit, außer bei "21 Gramm". In meinen Augen die Geschichte über Leid, bei der mir die Figuren zu keinem Zeitpunkt egal waren. Außerdem mag ich das Gefühl sehr, dass der Film bei mir auslöst. Vllt. suhle ich mich aber auch nur zu gerne im filmischen Leid anderer...
Ansonsten muss ich leider zustimmen (obwohl ich "Birdman" sehr mochte): Sein Drang zum Spektakel wird immer ausufernder und unerträglicher. Auch wenn es geil anzusehen ist, es wird auf Dauer doch zu anstrengend und monoton. Noch dazu geht mir der Hype um Leos Leistung dermaßen auf den Sender. Er hat mich einfach null berührt. Da kann er noch so viel Bisonleber fressen, das macht auch nicht besser, dass er vollkommen an meinem Empathiezentrum vorbeigespielt hat.
Fuck! Wer hätte gedacht, dass ich dem Babyface Ryan Reynolds mal 9 Punkte in die Fresse drücke, weil er einen verdammt scharfsinnigen Humor beweist? Und dass allein die Openingcredits von einem Film so verdammt komisch sein und hooken könnten?!
"Deadpool" ist das, was "Titanic" für die Liebenden ist, Whams Last Christmas für die Weihnachtszeit und wir könnten das jetzt ewig so weiter führen, daher kommt frühzeitig der Cut. Superheldenfilme haben derzeit Hochkonjunktur und verfolgen jeden Kinogänger ohne Gnade. Marvel hier, DC da, blablabla. Wie gut, dass Deadpool keiner dieser Superheldenfilme ist. Denn Deadpool ist kein Held. Super vielleicht… aber lasst ihn das nicht hören, sonst geilt er sich wieder daran auf… ein Held jedoch nicht. Genau genommen ist er mehr so etwas wie ein Unfall. Eine Massenkarambolage, die mit extrem viel Fingerspitzengefühl in die Wege geleitet wurde und sich im blutroten R-Rated-Gewand präsentiert. Es ist eine wilde Mischung aus Komödie, Liebes- und Actionfilm und natürlich mit Superkräften garniert. Um noch genauer zu werden, wird hier alles nur erdenkliche verarscht. Sei es das Superheldengehabe, Hollywood und seine Actionfilme, brandaktuelle Themen wie Sexismus und Co. Das alles wird auf die Klinge genommen und zu einem genüsslichen Kebabspieß verarbeitet. Mit viel roter (und weißer *hust*) Soße überdeckt und auf die Leinwand geklatscht. Wie pubertär! Ohja. Und wie.
Tim Miller macht aus dem Merc with a Mouth genau das was es impliziert. Gag um Gag jagt um die Ecke, die exzellent erwählte Musik bringt schon die Mundwinkel zum Zucken und das ständige Durchbrechen der Vierten Wand packt an den (imaginären) Eiern und wird sogar dazu verwendet, die einfache Geschichte voranzutreiben. Wortwörtlich. Es wird wie wild persifliert und geballert und gevögelt, dass es nur so kracht und dennoch schafft es dieser rotzfreche Film, verschiedene Knöpfe zu betätigen und sich je nach Bedarf als einen harten Actionfilm oder eine waschechte Liebesromanze auszugeben. Ob durch die Geschichte oder die inszenatorischen Mittel, durch die feinen Dialoge oder den gewitzten Einsatz der Musik. Überall steckt so viel Detailversessenheit und Leidenschaft drin, dass man diesen chaotischen Film irgendwo zumindest ein Stück weit mögen muss.
Obwohl das Budget von rund 58 Mio US-Dollar für einen solchen Film recht schmal ausfiel und viele visuelle Effekte zumindest etwas preisgünstiger aussehen als die, die in den großen Blockbusterbrüdern Verwendung finden, wird das alles durch die ganze Art des Films ausgeglichen. Die meiste Zeit über war ich zu amüsiert darüber, als dass ich hätte Anstoß an diesen Dingen nehmen können. Allein die Slow-Motion Einlagen rocken (denen man unter Umständen einen Grad an Monotonie vorwerfen könnte – wenn man denn böse genug wäre) und der Maßstab an gezeigter Gewalt ist nicht ganz ohne. Hier wird geschlitzt und geschossen, geplättet und enthauptet bis die Lunte brennt. Dass man das mal in einer Comicverfilmung aus dem Hause Marvel sehen würde, da hatten wohl die wenigsten Hoffnung. Und dann: BÄM – zählen Patronenhülsen einen Countdown runter!
"Deadpool" ist graphisch und explizit. Gewaltbereit. Eben kein Superheld. Allerdings wird alles schon wieder so in die Lächerlichkeit gezogen und mit humorvollen Gags aufgepeppt, dass sich dem ganzen narrative Nützlichkeit zusprechen lässt. Noch dazu führt der Film selbst nur zu gerne dieses Thema an und erhält durch das permanente Spiel mit der Vierten Wand, direkt als auch indirekt wenn es zum Beispiel um den jugendlichen Sidekick Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand) geht, aufklärerischen Charakter. Ansonsten muss das ganze eben so gesehen werden, als was es gesehen werden will: Als eine mordsmäßige Sause, die um das Spektakel willen auf den Putz drischt.
Schauspielerisch ist es natürlich leicht gesagt, dass der Actionklamauk von Ryan Reynolds getragen wird. Allein das ausufernde Marketing, in dem er in seinem blutroten Kostüm alles und jeden aufs Korn nahm, stellte den Film bereits im Vorfeld als ziemlich einzigartiges Werk dar. Und egal wie oft man schon einen Clip nach dem anderen über sich ergehen lassen musste, oder wie oft die romantischen Valentinstagsposter um Aufmerksamkeit buhlten, stets bewies er das Augenklimpern, dass nun im finalen Film auf die Spitze getrieben wird. Es ist ein vollkommen ironisches und nahezu satirisches Werk, dass es auf Gewalt und Action, und wie bereits erwähnt – Hollywood im Allgemeinen abgesehen hat. Und das tut ja sowas von gut. Es ist die Rolle, für die Reynolds geboren scheint. Der selbstironische Typ von nebenan, der sich auch einen Witz auf eigene Kosten gönnt und sich nicht zu schade ist, auch am Boden noch auf sich selbst einzutreten. Versaut und dreckig, aber auch köstlich amüsant verkörpert er den ehemaligen Söldner mit Bravour und drückt der roten Maske seinen Stempel auf. Wenn er in seine inneren Monologe verfällt, erinnert er sogar an den mordlustigen Serienkiller aus der gleichnamigen Fernsehserie "Dexter". Nicht minder erheiternd sind die beiden Sidekicks Negasonic Teenage Warhead (sic!) und Colossus (Stefan Kapicic) aus Professor Xaviers Schule für junge Begabte, die nicht nur stets die Brücke zu den X-Men-Filmen schlagen, sondern sich auch von ihrer besten Seite zeigen. Zwar gelingt es ihnen nicht, aus der ihnen zugewiesenen Rolle des Sidekicks auszubrechen, dennoch gönnt ihnen das Drehbuch genug Freiheiten und markante Augenblicke, um auch diese Figuren gebührend in die Action einzubinden. Auch für weitere Frauenpower ist gesorgt, denn neben Morena Baccarin, die hinreißend das Loveinterest spielt ohne dabei als zu weinerlich in die Ecke gedrängt zu werden, darf außerdem die ehemalige MMA-Kämpferin Gina Carano die Fäuste schwingen. Ich mochte ihre schweigsame Präsenz bereits in Fast & Furious 6 und finde es klasse, dass sie nun auch in einer dieser zahlreichen Comicverfilmungen Fuß fassen darf. Für den beinharten Deadpool genau das richtige. Der einzige, der etwas hinterherhinkt, ist Ed Skrein. Leider spielt er nicht ganz so markant wie erhofft und verkörpert einen ziemlich gewöhnlichen und austauschbaren Gegenspieler. Doch auch das fällt hier gar nicht so schwer ins Gewicht, denn die unzähligen witzigen Einfälle des Films machen so ziemlich das meiste wieder wett und sorgen für einen brachialen Showdown, der wiederum einen kleinen Seitenhieb auf die Avengers oder "Captain America: The Winter Soldier" austeilt.
"Deadpool" ist eine rohe Gewaltorgie, in der jedoch so viel Liebe zum Detail und Leidenschaft steckt, dass einem diese Sause schon fast zu kurz vorkommt. Ich hätte nach dem köstlichen Abspann am liebsten gleich nochmal dem Söldner mit dem losen Mundwerk mein Gehör geschenkt und mich von diesem Spektakel bestens unterhalten lassen können.
So kann es gehen, wenn eine Comicverfilmung in den Händen der richtigen Leute landet, die einfach rotzfrech “ihr Ding durchziehen”. Ein eigensinniges und aberwitziges Highlight in der immer praller werdenden Welt der Comicverfilmungen.
https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2016/02/24/film-deadpool-2016-usca/
Zwischen Western und Horror angesiedelt, schleppen sich Kurt Russell, Patrick Wilson, Matthew Fox und Richard Jenkins durch die Prärie nahe der mexikanischen Grenze, um auf Rettungsmission gegen gefräßige Kannibalen zu gehen.
Regisseur S. Craig Zahler verzichtet in seinem Wildwest-Mix auf Effekthascherei und lässt es erstaunlich ruhig angehen. Dabei verkommen die gut zwei Stunden nicht zu einer müden Altherrenveranstaltung, sondern werden mit Präzision an exakt den richtigen Stellen mit Spannung gefüttert, um den Ball weiterrollen zu lassen. So sieht man die Truppe zwar noch immer größtenteils umherreiten, dennoch zieht die Intensität der einzelnen Begegnungen unterwegs mächtig an und lässt selbst eine Felsspalte als beinahe unüberwindbares Hindernis erscheinen, weil man in das typische Stereotypengedenke verfällt, das dahinter etwas lauern muss. Umso erfrischender ist es, dass sich Zahler, der sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeigt, stets gegen diese Klischees wendet und tatsächlich weiß, wie ein Film auch ohne diese Elemente auskommen kann. Genau hier liegen die großen Stärken von Bone Tomahawk und heben ihn das Stück über den müden Durchschnitt des B-Movie-Marktausschusses.
Zwar werden sich schauspielerisch keine Beine ausgerissen, aber auch das passt vollends ins Konzept. Während sich Kurt Russell als entspannter aber durchaus bestimmter Sheriff verdingt, mimt Richard Jenkins als alter Hase den pflichtbewussten Deputy. Patrick Wilsons Arthur O’Dwyer, durch einen schlimmen Schienbeinbruch ans Bett gefesselt, versucht irgendwie seine Frau aus den Fängen eines Kannibalenkults zu befreien und schleppt sich mit auf den anstrengenden Trip ins Tal der hungrigen Männer. Und wer sich fragte was Matthew Fox in den letzten Jahren so trieb, der… Ich weiß es auch nicht. Als ungehobelter und arroganter Typ, der jedoch sein Handwerk zu verstehen weiß, führt er die Männergruppe an und gibt den sachkundigen Anführer des Unternehmens.
Auch wenn die Dialoge zwischen ihnen etwas träge wirken mögen, so verleihen diese dem ganzen doch etwas alltägliches, ja fast schon realistisches und betonen die Bodenständigkeit dieses defragmentierenden Westernmythos rund um amerikanische Ureinwohner. Manchmal kommt man nicht umhin sich zu fragen, wo die Grenze zu zivilisierten Maßstäben gezogen werden kann und inwiefern sich die vier Männer nun anders gegenüber etwaigen Außenstehenden verhalten. Es sind gelungene Einschübe, die von jedem einzelnen aufgegriffen und auf unterschiedliche Weise verkörpert werden. Mal mit Nachdruck, mal etwas dezenter, aber immer zur richtigen Zeit und am richtigen Ort.
Erst im letzten Drittel wird die Gratwanderung zum angestrebten Horror auch sichtbar, die Action wird rauer und durchdringend. Zartbesaitete dürften sich bei einer bestimmten Szene kurz vom Fernseher wegdrehen, ansonsten wird jedoch auf zu explizite Momente weitestgehend verzichtet. Denn hier zuckt man schon zusammen, wenn der gehandicappte Arthur einmal falsch auftritt und das Knacken und Krachen seiner Knochen bis ins Mark durchdringt.
Es sind die kleinen Momente, die Bone Tomahawk seine Klasse verleihen. S. Craig Zahler verzichtet auf großes Getöse und präsentiert in diesem anständig besetzten Westernhorror eine erfrischende Bodenständigkeit, die in diesem Genremix nur selten zu finden ist. Das macht diesen ruhigen “Reißer” indes ziemlich cool.
Wow, starker Kommentar! Musste den Film gleich mal vormerken. :)
Damn, bei der 5 haben wir den selben Gedanken. Mir würde aber auch Kristen Wiig allein in verschiedenen Rollen taugen. :D
Irgendwo zwischen fu**ing Tourette-Humor und dem reminiszierenden Gefühl an die eigene Jugend ist "Sisters" eine lockere Partysause für zwischendurch. Die BFFs Tina Fey und Amy Poehler können es zwar deutlich besser, da nicht jeder (noch so derbe) Spruch den Weg ins Ziel findet, alles in allem aber veranstalten die beiden als ungleiche Schwestern eine gutgemeinte und irgendwo auch sympathische Fete, um endlich selbst erwachsen zu werden. Manchmal braucht es eben auch solchen Quatsch.
Und am Ende bleibt nur die Frage: Wo zum Teufel ist die nächste Party und wo bleibt mein Plastebecher?!
Da hat Frank -I-Know-This-Guy-Somehow- Whaley aber ein verzauberndes kleines Indiefilmchen gedreht.
"Like Sunday, Like Rain" reduziert sich auf das Zusammentreffen eines kleinen höchst intellektuellen Jungen mit seiner neuen Nanny, deren Leben gerade mächtig aus den Fugen geriet. Ohne überhaupt Erfahrung in dem Metier zu haben, findet sie jedoch schnell einen Zugang zum jungen Reggie und es entwickelt sich eine feinfühlige Geschichte rund um zwei vollkommen unterschiedliche Menschen, die sich dennoch wunderbar ergänzen.
Manchmal braucht es keine aufgeblasene Geschichte, um viel erzählen zu können - und um es wieder in den musikalischen Fingern jucken zu lassen. Am Ende ist mir sogar ein kleines Sandkörnchen ins Auge geflogen...
Absolute Empfehlung für einen Sonntagnachmittag.
Wäre ja alles cool, kämen sie doch nur selbst mal mit Beispielen an, abseits von "Creed" oder "Beasts of No Nation". Wenn denn überhaupt. Die meisten erkennen einfach das grundlegende Problem nicht, oder wie im Falle von Smith erkennen sie es zwar, legen aber trotzdem keinen großen Wert darauf, wo das Problem überhaupt begraben liegt.
Aufstufung von 6,5 auf 8 Punkte. Manchmal tut es eben gut, Filmen eine zweite Chance zu geben.
Bei der ersten Sichtung ging vieles aus "Lady Vengeance" schlicht und ergreifend an mir vorbei. Dann war er noch so lang und überhaupt…
Jetzt kam ich aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Wie konnte ich diese feinfühlige Symphonie der Rache damals nicht erkennen? Wird man älter oder einfach nur aufmerksamer, wenn man sich mehr und mehr mit Film beschäftigt? Wahrscheinlich beides.
Jedes Mal wenn ich einen Film aus der Rachtrilogie sehe, bin ich versucht zu sagen das ist der groteskeste Film der Reihe! Weil… so und so! Tatsächlich lässt sich das aber gar nicht so einfach festmachen, denn dazu ticken "Sympathy for Mr. Vengeance", "Oldboy" und eben "Lady Vengeance" viel zu unterschiedlich. Natürlich finden sich Parallelen, dennoch achtet man viel mehr auf die Unterschiede, die sich zwischen den Filmen auftun. Und das ist das wirklich herausragende an den Arbeiten von Park Chan-wook: Er nimmt sich ein einziges Hauptthema und kreiert daraus drei vollkommen andersartige Filme. Und doch erkennt man seine Handschrift. Immer und immer wieder. Aber genug der Schwafelei.
Anders als die beiden anderen Filme empfinde ich diesen hier nicht im gewohnten (Park-)Maße als emotional gravierend. Das mag dem wirklich grotesken Grundton geschuldet sein, welcher bereits in der ersten Einstellung zum Tragen kommt. Die eiskalte Killerin mit dem roten Lidschatten Lee Geum-Ja (perfekt: Lee Young-Ae!) wirkt durchgehend beherrscht, während sich die abstruse Szenerie vor ihr eröffnet. Wohlplatzierter zynischer Humor trifft auf völlige Distanz und fast schon willkürliche Charakterkonstellation. Es sind klitzekleine Humorspitzen, die das an sich recht trockene Handlungsgerüst rund um die Frau mit der kalten Ausstrahlung aufpolieren. Was nun aber so klingt, als würde die Geschichte nur so vor sich hinsiechen, stimmt keinesfalls. Peu à peu gewährt Park Chan-wook seinem Zuschauer Einblicke in das Leben Geum-Jas. Er lässt die Sprünge in der Zeit so elegant in die Geschichte einfließen, das man sie kaum wahrnimmt und offenbart gleichzeitig in kontinuierlicher Vorwärtsbewegung die Beweggründe und vor allem das Ziel, auf welches der “letzte” Teil der Rachetrilogie zusteuert: Erlösung. Erlösung durch Rache.
Doch an wem will sie sich überhaupt rächen? Und vor allem: warum will sie sich rächen?
Eingangs erwähnte ich bereits, dass ich "Lady Vengeance" nicht ganz so gelungen fand und erst jetzt nach der Zweitsichtung den richtigen Zugangspunkt zur Geschichte erwischt habe. Kaum zu glauben, wie mir damals die feinen Schnitzereien entgangen sind, auch wenn allein die Visualität im Zusammenspiel mit der nicht selten gewählten klassischen Musik – wie nicht anders zu erwarten – atemberaubend ist. Subtil ist der Film dabei gar nicht. Er drückt sich sofort selbst den Stempel aufs Bild, dass er sich vom gewöhnlichen abhebt. Ohne zu zögern. Und doch wird dieser Thriller, der zu einem wesentlich größeren Teil aus ruhigem Drama besteht, von einer grundgelassenen Subtilität beherrscht. Es verhält sich wie mit der Zeit. Man merkt es, nimmt es aber nicht aktiv wahr. Klingt nach Wirrwarr? Eigentlich nicht. Es gibt die Szene, mit der nordkoreanischen Gefängnisinsassin, von der Geum-Ja ein Notizbuch erhält, was sich letztendlich als eine Blaupause für eine Pistole herausstellt. Nicht nur die vollkommen abstruse Idee mit dieser Agentin, deren Geschichte wir in aller Knappheit zu hören bekommen, entpuppt sich als ein Lacher, auch die Konsequenz die aus dieser kurzen Einlage entspringt – nämlich die der doppelläufigen Pistole – wird weitergeführt und obwohl sich der Gedanke wie lächerlich das doch bloß alles ist, nur schwer umgehen lässt, nimmt man es einfach an. Vielleicht mit einem amüsierten Grinsen quittiert, letztlich aber auch jeglicher Grundlage entbehrend wieder akzeptiert. Willkommen in der verrückt verschobenen Welt eines Park Chan-wook, in welcher Regeln gebeugt und gestreckt werden und doch als erfüllt betrachtet werden können.
Natürlich muss man sich auf solche Filme einlassen können. Das ist eine Tatsache, an der es nichts zu rütteln gibt. Egal wie toll die Optik auch sein mag oder wie punktgenau die Darsteller agieren, letztendlich braucht es einen Zugang zu dieser besonderen Art von Film. Und das ist gut so. Dennoch gibt sich dieser Film nicht ganz so extravagant, respektive eigen, wie die anderen beiden Rachegeschichten. Zwar biedert sich "Lady Vengeance" mit einem emotionalisierenden Einschub etwas an, dennoch bleibt er dabei seiner Linie treu. Geht dabei aber wiederum nicht so hart ins Gericht, wie man es nach den beiden Quasi-Vorgängern hätte erwarten können. Tatsächlich zeigt sich das Ende auf eigene Weise versöhnlich, ohne alles Vorangegangene als nicht geschehen zu deklarieren. Alles trägt Konsequenzen und das muss jede Partei irgendwann im Laufe der Zeit begreifen. Dazu braucht es hier gar keinen Holzhammer, der den Nagel noch tiefer ins Fleisch treibt. Man sieht und versteht. So einfach und noch dazu effektiv ohne an die Tränendrüse appellieren zu müssen. Eben irgendwie subtil.
Und damit schließt sich auch der Kreis der Rachetrilogie. Mit "Lady Vengeance" fügt Park Chan-wook das letzte Stück ein, und zeigt eine weitere – andere – Sicht auf eines der Themen, das dem Menschen seit jeher tief in den Adern steckt. Doch wie die Rache letztendlich auch aussehen mag, ob direkt oder elegant zurückgehalten, schön ist sie nicht. Sie ist dreckig, abscheulich und zerstörerisch über alle Grenzen hinaus. Nur schafft es dieser koreanische Meisterregisseur auch hier wieder, das ganze audiovisuell in absoluter Vollkommenheit auf die Flimmerkiste zu übertragen, sodass einem die Blässe ins Gesicht schlägt. Noch dazu hätte die Besetzung mit Lee Young-Ae und Choi Min-Sik kaum besser sein können. Ja. Genau so muss ein zweiter Anlauf aussehen.
https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2016/01/22/film-lady-vengeance-2005-kr/
Wäre als Bösewicht extrem sehenswert. Ob es nun aber ein glorreiches Comeback von ihm wird... nunja.
Fallout 4 schafft es zu keiner Sekunde, wirklich eine Atmosphäre aufzubauen. Anders als in den beiden geliebten Vorgängern, Teil 3 und NV, habe ich hier nur das Gefühl, völlig ohne Antrieb durch das Wasteland zu stapfen, Müll mit mir rumzuschleppen und ständig zwischen den Siedlungen zu hoppen. Wobei selbst da nur zwei wirklich relevant für mich sind. Die Story selbst wirkt noch dazu ziemlich leblos mit ihrer Fülle an Charakteren, die meist einfach nur da sind. Und wenn ich jetzt noch wüsste wo ich die blöde Töle Dogmeat hingeschickt habe...
Jetzt bereitest du einem aber wirklich Lust auf die Serie! Dabei scheust du keine Mühen. Klingt alles toll, aber irgendwie sprichtmich das Figurendesign leider so gar nicht an. Dabei mag ich Madhouse mit ihren Farbgestaltungen sehr... Mhh. Zwickmühle. Aber vielleicht kann ich mich nach dieser gelungenen Lektüre doch noch dazu aufraffen. :-)
Ghibli-Filme zeichnen sich stets aufs neue damit aus, ihre zumeist fantastischen Geschichten mit Subtext zu versehen, die auch - oder gerade - erwachsene Menschen ansprechen und zum Grübeln anregen. Obwohl ich mich im Œuvre des Animationsstudios unter Leitung Hayao Miyazakis noch zu wenig auskenne ("Chihiros Reise ins Zauberland" konnte ich leider kaum etwas abgewinnen), wage ich jedoch trotzdem schon vorab die These, dass es sich bei "Prinzessin Mononoke" um einen Film handelt, der mit seinem inhaltlichen Anspruch überrascht. Ob nun im offensichtlichen Sinne, wie zum Beispiel die profitorientierte und skrupellose Gesellschaft und ihre interne, komplexe Verzweigung, auf die der junge Prinz Ashitaka während seiner Suche nach Rettung trifft, oder im unterschwelligen Sinne der belebten Natur, was teils auch nur mittels kleiner, mit den Köpfen klappernder Waldgeister vorgeführt wird.
Die wahre Kunst dabei ist, wie Miyazaki es schafft, all diese Themen und Ebenen miteinander zu verknüpfen. Ohne dass es den Anschein erweckt, er würde sie lediglich aneinanderreihen, konzipiert er mit der Geschichte rund um den Prinzen Ashitaka ein Geflecht aus unterschiedlichen Konzepten, die nahtlos ineinander übergehen ohne sich dabei auch nur in einem einzigen überflüssigen Handlungsstrang zu verirren. Alles hat seine Ordnung, alles ist an seinen rechten Platz gerückt. Ein durchdachtes Konstrukt, dessen ökonomischer und ökologischer Lehrcharakter vielleicht etwas plakativ geraten sein mag, aber durch so viele Kleinigkeiten glänzt, dass man dieses Konstrukt nur als ein großes Ganzes wahrnehmen kann. Niemand stört sich daran, wenn eine Horde Wildschweine geradewegs in ihr Verderben rennt. Warum auch, wenn in diesem Film das einzig rationale das eigene Herz ist. Das Herz, das sich vom ersten Augenblick an in diese fantastische Geschichte verguckt hat und mitfiebert. Bei dem jede Partei ihre Berechtigung hat und die Sympathien lange aufrechterhalten werden. Bis man hinter die Fassade blickt.
Allein hier entpuppt sich eine weitere subtile Stärke des Films: Er lehrt Motive auf gewisse Weise zu hinterfragen. Lässt den Zuschauer an bestimmten Stellen moralische Aspekte genauer betrachten und anschließend ein Urteil fällen. Zwar gibt er später die Richtung seiner Antwort durchaus vor, lässt aber vorher noch genug Raum frei, um den Betrachter selbst mit seinem Denkprozess zu involvieren und diese Gedanken im Anschluss auch zu evaluieren. Denn in simple schwarz/weiße Schubladen lässt sich hier rein gar nichts stecken.
"Prinzessin Mononoke" mag vielleicht das Herz offen mit sich herumtragen. Doch gerade darin verbirgt sich dessen Quintessenz. Dass der Mensch Güte zeigen muss, um in dieser Welt zu bestehen. Es ist nicht nur die Tat eines einzelnen notwendig. Die Menschen müssen gemeinsam anpacken, ehe sie aufgrund fehlgeleiteter Überzeugungen ins Elend stürzen - und ihre Umwelt gleich mit.
Kaum ein Film vermag das so klar und gleichzeitig so feinfühlig zu vermitteln, wie dieser Animationsfilm. Was für eine Perle, die auch weit über ihre Genregrenzen hinaus strahlt.
Und ich sage es gleich: Beim nächsten Mal fällt bestimmt die 10.
Und er leidet. Und hier ein Naturshot. Und wieder leidet er. Und dort wird der Mond, den man in all seinen Phasen bestimmt wenigstens einmal gesehen hat von neuem gezeigt. Dort sieht man Wölfe, die ihren Trieben frönen und ein Bison erlegen. Hier sieht man den Trapper, der nur nach Rache sinnt... natürlich ist alles miteinander verbunden. Aber man muss es ja nun wirklich nicht so übertreiben, damit auch ja die letzte Pfeife den Metakontext erkennt.
"The Revenant" ist kein Spaß. Er ist zu lang, berührt mit diesen fürchterlich aufgesetzten Flashbacks nicht ein Stück und ergötzt sich selbst unaufhörlich an diesen zugegebenermaßen außergewöhnlichen Bildern, was man vom Genie hinter der Kamera (Emmanuel Lubezki) aber auch nicht anders erwartet hätte.
Für einen Film war es mir zu sehr auf sich selbst konzentriert, für ein Erlebnis nicht intensiv genug. Dafür hat "The Revenant" immerhin selbst gesorgt, indem er mit all seinen audiovisuellen und narrativen Möglichkeiten auf Biegen und Brechen mein Empathiezentrum erreichen wollte. Dort kamen jedoch weder er, noch Leo DiCaprio, noch Tom Hardy hin. Mit etwas Glück vielleicht Domhnall Gleeson und ja, ich sage es zum ersten Mal, Will Coulter.
Wenigstens war der Score angemessen, der auf weite Klangteppiche verzichtet, und stattdessen nur in den Schlüsselmomenten auf ein passendes Ambiente setzt.
Vielleicht kann ich das alles die Tage noch genauer ausführen. Vorerst soll dies jedoch reichen.
Stell dir mal vor du guckst einen Film aus 1979, der einen fiktiven nuklearen GAU zur Grundlage hat... Und dann überlegst du mal, über welche GAUs man heute, 37 Jahre später, noch spricht: Tschernobyl (1986) oder Fukushima (2011).
Da mag man kaum glauben, dass es schon vor diesen einschneidenden AKW-Unfällen eine äußerst beängstigende Haltung gegenüber dieser Technologie gab. Wer nun aber einen kurzen Blick auf folgenden Artikel wirft,
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unf%C3%A4llen_in_kerntechnischen_Anlagen
den dürfte das nicht mehr wundern. Ebensowenig die Tatsache, dass dieser Film beinahe vorausschauend die Ereignisse im Kraftwerk Harrisburg, Pennsylvania beschrieben hat, die nur wenige Monate nach dem Film geschahen.
"Das China-Syndrom" von James Bridges ist auch heute noch so topaktuell wie schon vor knapp 40 Jahren. Und das ist das wirklich erschreckende daran. Hat sich irgendetwas an der Situation geändert? Natürlich sind die Sicherheitsstandards heutiger Kernkraftwerke besser, aber das muss ja trotzdem nichts heißen. Passieren kann immer etwas. Umso raffinierter ist hier jedoch die Aufarbeitung dieses Themas.
Statt einen Reißer aus der Thematik zu produzieren, wird sich angenehm zurückgehalten. Zwar wird dabei das obligatorische Schema verwendet, speziell den Anfang und das Ende als besonders intensiv zu gestalten, dennoch schafft es Regisseur James Bridges bereits zu Beginn eine Spannung zu vermitteln, die im weiteren Verlauf stetig ansteigt und am Ende die Schweißtropfen aller Beteiligten zu Tage fördert. Dabei wird vermieden, unnötig durch den Film zu hetzen. Stattdessen werden der Reporterin Kimberly Wells (Jane Fonda) nach und nach Steine in den Weg gelegt, die dem Film eine durchaus dramatische Bodenhaftung aufzwingen, die wiederum das Handlungskonstrukt mit Glaubwürdigkeit ausstattet. Eben dieser Herangehensweise ist es geschuldet, dass keine Langeweile aufkommt. Wenn einem überhaupt die Zeit bleibt, selbst darüber nachzudenken, wie nah das alles an der Realität angesiedelt sein könnte...
Doch auch abseits dieses Bezuges überzeugt "Das China-Syndrom" mit einem herausragenden Darstellergespann. Jane Fonda mimt die vermutlich glaubwürdigste Reporterin im Fernsehen. Gebunden an ihr völlig überflüssiges Ressort mit Walreportagen oder Tigergeburtstagen, legt sie (nach einiger Überzeugungskraft Michael Douglas') den Willen an den Tag, diese Story über den vermutlichen Fehler im Kernkraftwerk abzudrehen. Dabei ist sie weder die Überreporterin, zu der heutzutage viel zu stark die Tendenzen gehen, noch ist sie eine, die die Regeln beugt. Sie ist eine Karrierefrau, dennoch kennt sie die Grenzen und überschreitet diese nicht. Und das ist das gelungene, bzw. gar sehenswerte an ihrer Darstellung. Es bedarf weder einer Überstilisierung der Materie, noch überdramatisierter Handlungswege. Alles ergibt sich in logischen Bahnen, die hier und da vielleicht etwas glücklich ausgespielt werden, aber trotzdem über so viel Aussagekraft verfügen, sodass man locker darüber hinwegsehen kann. Mit tatkräftiger Unterstützung und mitreißendem Spiel von Jack Lemmon als leitender Ingenieur des Kernkraftwerks Jack Godell entwickelt sich dieser eigentliche Katastrophenfilm mehr und mehr zu einem Drama, bei dem der Begriff nüchtern wohl eine negative Konnotation ausüben würde, weswegen an dessen Stelle wohl eher der Begriff 'vehement' eingefügt werden muss. Die Erzählung ist stringent und schneidet wichtige Themen wie die Endlagerung in Zusammenhang mit Kernkraft an, dessen Beantwortung aber weder heute, noch damals eine zufriedenstellende Antwort erhält.
Vermutlich macht das den Film so gut: Er ist zeitlos und hält der wirtschaftsorientierten Menschheit den Spiegel vors Gesicht. Dabei muss er nicht einmal übertreiben, er muss sich nur so bodenständig geben, wie er es unter der Regie James Bridges tut. Und genau aus diesem ungestellten Realitätsanspruch zieht "Das China-Syndrom" all seine Effizienz und beeindruckt mit simplen Mitteln.
https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2016/01/11/film-das-china-syndrom-1979-us/
Independentfilme sind so eine Sache für sich. Sie können lebensnah sein, authentisch wirken und die Welt – anders als Mainstreamproduktionen – unberührt erscheinen lassen. Und "Short Term 12" macht genau das.
Short Term 12 steht hier für die Bezeichnung eines Jugendheims, das minderjährigen Kids als soziale Auffangstation dient. Viele von ihnen mussten in ihrer Vergangenheit physisch oder gar psychisch einiges einstecken und sind infolgedessen als schwere Fälle verbucht. Unter der offiziellen Aufsicht des Heimleiters, obliegt es jedoch dem Trio Grace (Brie Larson), Mason (John Gallagher Jr.) und dem neu zum Team gestoßenen und noch unerfahrenen Nate (Rami Malek), die Kinder und Jugendlichen auf dem rechten Pfad der Tugend zu behalten. Dabei sind sie nicht nur rechtlich arg eingeengt, sondern müssen sich auch emotional distanziert geben. Dass so etwas bei dieser Arbeit nicht immer klar zu trennen ist, dürfte klar sein…
Eingangs erwähnte ich es bereits: "Short Term 12" ist ein Independentfilm und das erkennt man in jeder einzelnen Pore des digitalen Materials. Allein die Kameraführung deutet dies schon an. Mittels leichter Verwacklungen und Schräglagen haucht der Film diesen unabhängigen Dunst aus, der weit weg von sämtlichen Mainstreamproduktionen angesiedelt ist. Es ist ein stiller Film, mit einer hochentzündlichen Geschichte. Sind doch Kinder unter Umständen wie ein Pulverfass, das bei falscher “Handhabe” an die Decke zu gehen droht. Das schnell mal sämtliche Fassung verliert und einfach abhauen möchte. Aus dieser Anstalt, in der man sich nur schwer auf Freundschaften einlassen möchte, sind die neu gewonnen Freunde doch sowieso bald wieder weg oder liegen im nächsten Straßengraben – tot. Dabei sollte man die von Destin Cretton erzählte Geschichte nicht als Versinnbildlichung solcher Institutionen sehen. Vielmehr ist es ein trauriger Einblick in das Leben, wie es für manche eben ist. Die es nicht einmal selbst verschuldet haben, sondern einfach reingerutscht sind und auf lange Sicht enorme Schwierigkeiten damit haben, sich aus dieser Situation wieder frei zu strampeln.
Dabei fängt es auf äußerst amüsante Weise an, wenn sich die Truppe rund um Grace dem neuen in der Runde, Nate, vorstellt. Es wird gelacht und mit den eigenen Geschichten übertrieben, Anekdoten werden vom Stapel gelassen, ehe plötzlich der ganz normale Wahnsinn über sie hereinbricht. Oftmals sind es nur kurze Momente, in denen hier Luft geholt werden kann. Die einem auch mal ein herzhaftes Lachen entlocken oder zum schmunzeln anregen. Dennoch bleibt es ein waschechtes Drama, mit vielen vielen unterschiedlichen Ebenen, bei denen einem oft genug der Atem stockt. Hoffnungsvolle Augenblicke werden im Keim erstickt, der Gedanke wie schwer dieses gemeinsame Wohnen mit den anderen sein muss, immer omnipräsent. Und doch gibt es sie. Kurze aufflammende Wimpernschläge lang, in denen alle Sorgen zumindest für den Hauch einer Sekunde aus den Gesichtern verschwinden. Wäre es nicht so schön in Szene gesetzt, man müsste sich wohl mit Trostpflastern eindecken, um daran nicht zu zerbrechen, wenn auch diese wieder verschwinden.
Dadurch, dass die Altersunterschiede zwischen den Jugendlichen (unter 18) und den Aufsehern (Mittzwanziger) nicht so gravierend ausfallen, verzichtet das Drehbuch auf dahin geschmissene Weisheiten, die sonst typischerweise von erfahrenen und alteingesessenen Erwachsenen kommen würden. So ergibt sich eine völlig andere Situation, mit der der Film meist gekonnt umgeht. Darstellerisch kann nicht ein einzelnen über die anderen gestellt werden, dennoch sticht besonders Brie Larson in der Rolle der Grace heraus. Sie verkörpert von Anfang an eine gewisse Strenge, macht den Kids aber auch klar, dass sie für sie da ist, wenn es sein muss. Nur eben nicht auf die familiäre Art und Weise, sondern mit Distanz. Dennoch strahlt von ihr eine enorme Wärme ab, die einen oft genug an die innere Belastungsgrenze des Tränenkanals führt. Leider macht Destin Cretton jedoch den Fehler, gerade diese Figur zu überdramtisieren. Aufgrund des Breittretens ihrer eigenen Probleme geht auf diese Weise zu viel von dem dramatischen Gefühl verloren, das hier mit aller Sorgfalt aufgebaut, und die meiste Zeit auch aufrecht erhalten werden kann. Warum nun unbedingt die Tür zu dieser zweiten Ebene der Geschichte aufgestoßen werden musste, ist für mich nur schwer zu verstehen. Trübt es doch den Blick auf die anderen Schicksale, von denen schon genug mit persönlichem Leid und Elend besuhlt sind. Musste etwa wieder der obligatorische Bogen geschlagen werden, damit sie weiß wovon die anderen sprechen? Vielleicht soll es nur dazu dienen, den Nebenfiguren etwas Platz einzuräumen, damit Brie Larson nicht all zu dominant in ihrer Rolle erscheint? Wer weiß das schon…
Was man jedoch aus dem Film mitnehmen kann, ist folgendes: "Short Term 12 – Stille Helden" ist ein emotionalisierendes Drama, welches (ausnahmsweise) den klug gewählten deutschen Beititel mit Fug und Recht verdient. Es braucht keine Pauken und Trompeten um aufregendes, aber nicht aufgeregtes zu erzählen, und sich dem Leben so ehrlich anbiedert, wie es nur möglich ist.
Unabhängiges Kino, wie es leibt und lebt.
https://infernalcinematicaffairs.wordpress.com/2016/01/08/film-short-term-12-stille-helden-2013-us/
Und da fragt man sich noch, was in der Welt verkehrt läuft?
Wozu man sich noch die Mühe für einen Eintrag mit Handlungsangabe macht...
Ryu Seung-beom spielt den Mathelehrer Suk-go, der zurückgezogen nur der Mathematik zu frönen scheint. Als er jedoch mit anhören muss, wie seine Nachbarin Hwa-Sun (Lee Yo-won) von einem unbekannten Mann bedrängt wird und die Handgreiflichkeiten eskalieren, bietet das schüchterne Genie seine Hilfe an...
Schauspielerisch gibt es hier nichts zu meckern, besonders Ryu Seung-beom mimt den vereinsamten Durchschnittstypen unglaublich nuanciert. Doch auch der Rest braucht sich nicht zu verstecken und unter der Regie von Eun-jin Pang entwickelt sich hier ein dramatisch angehauchtes Katz- und Mausspiel, das sich dem Kern der Geschichte entsprechend stets um Rationalität und Logik bemüht. Nur genau dabei stellt sich der Film oft genug selbst ein Bein und verlässt sich zu sehr auf unglücklich konstruierte Zufälle, die dem ganzen so offensichtlich in die Karten spielen, dass es dem Geschehen den potenziell vorhandenen Pfiff raubt.
Aber davon sollte man sich nicht all zu sehr beirren lassen. Am Ende bleibt ein durchschnittlicher und ruhiger koreanischer Film über, der interessante Fragen aufwirft. Kann man durchaus mal schauen, wenn man gerne in der Ecke unterwegs ist.
Ganz wunderbar! Vielen Dank für die selbst auferlegten Mühen aller Beteiligten. Top Aktion, top Finale, top Zusammenfassung. Habe schon den ein oder anderen Artikel gesehen, der mir vorher wohl durch die Maschen gerutscht ist. Schön das alles so kompakt und immer abrufbereit zu haben. Dann mal auf ein Neues! :-)