SmooliEntertainment - Kommentare
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Alle Kommentare von SmooliEntertainment
[...] „Demonic“ ist ein öder Trittbrettfahrer von Lahmarsch-Horrorfilm, der keinerlei Kreativität, Mut oder Veränderung einbringen kann, dafür aber kein Fettnäpfchen auszulassen scheint, wenn es darum geht, sich selbst bloßzustellen. Der stete Wechsel zwischen den Handlungsebenen, die einen zeitlichen Unterschied von einer Woche aufweisen, ist ruckelig, ermüdend und dient wohl nur dazu, um die sinnbildliche Schraube immer enger zu ziehen. Dass das hier auf voller Linie in die Hose geht, ist dann eigentlich nur noch konsequent. Die stete Dunkelheit und omnipräsente düstere 08/15-Musik können auch an der absoluten Spannungsarmheit nichts ändern, gehen dafür aber mit ordentlich Motivation auf die Nerven. Die „Atmosphäre“ und jegliches Wohlwollen und jedweder Optimismus im Hinblick auf das Können des Regisseurs werden dann mit hilflos hingeprickelten Jump-Scares so in Grund und Boden getrampelt, dass man als Zuschauer irgendwann kapitulieren will. [...]
"IN YOUR FACE, FRIEDBERG & SELTZER!!!!!!!!!"
- Uwe Boll
Schade, die wollte ich demnächst einmal antesten... Mag auch den Coogan sehr.
[…] Nun kommt es bei einer guten Hommage an einen Film, eine Ära oder ein Genre doch nicht nur darauf an, dass der Ton dieser zu ehrenden Werke oder Zeiten sinngemäß wiedergegeben wird. Viel mehr ist auch wichtig, dass die Ansichten, Einstellungen und Motive dersolchen mit zeitgenössischen Werten und Vorstellungen abgewogen werden. Dies wird sich auch der Regisseur und Debütant José Manuel Cravioto gedacht haben, der dem Genre kurzerhand den eigentlich entbehrlichen ersten Akt entreißt und seinen Film „Bound to Vengeance“ mit dem klassischen zweiten Akt [der Rape-and-Revenge-Filme] beginnt. Es wird nicht lange gefackelt, stattdessen lernt der Zuschauer kurz die Protagonistin kennen und wird nach der kurzen Credits-Szene sofort Zeuge ihres Befreiungsversuches. Cravioto vertraut der Kraft seiner kurzen aber klaren Bilder eines schäbigen Kellers, einer verdreckten Matratze, einer dicken Eisenkette und einer Rolle Klopapier, die auf dem Boden liegt. Wieso die Vergewaltigung zeigen, wenn es auch anders geht? Grausamer als jeglicher Schauwert und Bluteffekt, der auf Zelluloid gebannt wird, ist der Gedanke des Zuschauers, der die Lücken füllt, die der Film für ihn lässt. Schrecklicher als gezeigte Gewalt ist nur nicht gezeigte Gewalt. […] Blutig, spannend und ziemlich chic anzusehen, teils makaber, pechschwarz und grandios ekelhaft und intensiv ist das Erstlingswerk von Regisseur José Manuel Cravioto geworden, das trotz all der Pluspunkte nicht den so wichtigen überspringenden Funken entfachen kann. Um eine (vorsichtige) Empfehlung kommt man hier jedoch nicht.
[…] April Mullen, die vorher eher durch Werke aus dem Komödienfach bekannt war, zeigt hier durchaus ihren guten Willen, einen rasanten und total verrückten Rache-Action-Kracher auf die Beine zu stellen. Das ist ein sehr lobenswerter Ansatz, der jedoch leider seinen Ansprüchen letztendlich vor allem in den so wichtigen Actionszenen nicht gerecht werden kann. Hebt die Filmemacherin stilistisch noch des Öfteren ihren imaginären Hut vor Regie-Bossen wie eben Nolan, Quentin Tarantino (gar das Filmplakat erinnert an Beatrix Kiddo aus „Kill Bill“), Robert Rodriguez (vor allem „From Dusk Till Dawn“) und etwas Adam Wingard, erreicht sie leider deren Klasse [nicht] in größerem Umfang, sondern eher in Dialogspitzen, die jedoch leider in Sekundenschnelle vergehen. […] Was aber für das Machwerk spricht, das auch auf dem gerade stattfindenden Fantasy Filmfest in Deutschland zu sehen ist, ist die Protagonistin. Hand auf’s Herz, mit dem Casting hat irgendjemand einen Geniestreich gelandet. Katharine Isabelle („Ginger Snaps“) haut hier derart geschmeidig auf die Kacke, dass die Motivation, dem formalen Chaos zu folgen, einzig und allein durch ihre Präsenz immer wieder hochgepumpt wird. Der Trash-Faktor bleibt mal mehr mal weniger hoch, kann aber auch diesen wundervollen Humor, der solche Produktionen so liebenswert macht, in sich vereinen und daraus Pluspunkte ziehen. […] So hat der Film durch seine Protagonistin zwar ordentlich Zugkraft, aber einen sehr geringen Mehrwert, der in Verbindung mit den deutlichen inszenatorischen Defiziten des Films, nicht über das Mittelmaß hinauskommen kann.
DER SCHLÄFER von Woody Allen mag bei mir nicht so recht zünden.
Ist die Liste hier alt bzw. wird sie immer weitergeführt und aktualisiert?
[...] In einem Interview in der Sendung „The Colbert Report“ beschrieb Michael Fassbender („Inglourious Bastards“, „Shame“) den Film als ein Zusammentreffen von Gegensätzen. Jon (Domhnall Gleeson, „Ex Machina“) ist ein motivierter aber talentbefreiter Musiker und wird in die Band von Frank (Fassbender) aufgenommen, die aus talentierten aber demotivierten Musikern besteht und die mehr mit ihren Marotten zu kämpfen haben, als mit ihrer Musik, während Jon eher mit seiner Musik kämpft. Er versucht krampfhaft die Eingebung zu finden, als würde ihn irgendjemand dazu zwingen, Musiker zu sein. Zudem möchte er nicht der Musik wegen Musiker sein, sondern weil es anscheinend „cool“ ist. Er klimpert ein wenig auf seinen Keyboard-Tasten herum und nutzt dann jegliche soziale Netzwerke, um zu tönen, was für ein doller Komponist er doch sei. Er sieht die Kunst als verpflichteten Weg zum Ruhm. [...] Frank genießt eine gottgleiche Stellung in der Gruppe, deren Name wahrscheinlich von ausgespuckter Buchstabennudelsuppe inspiriert wurde. Er ist musikalischer und spiritueller Führer und das mit Recht, scheint er doch eine seltsam weise Wirkung auf seine Umwelt zu haben. Der Großteil von Franks Innenleben ist jedoch eine riesige Wunde der Zerrissenheit. Er möchte keine Aufmerksamkeit, ist aber der Bandleader. Er trägt diese riesige Maske, fragt aber andererseits rhetorisch, wieso man Sachen verheimlichen sollte. [...] Regisseur Lenny Abrahamson („What Richard Did“) schafft mit seinem Film ein Werk über Unsicherheiten, Ausflüchte und Störungen, vor allem aber über Freundschaft und die Gegensätzlichkeiten und Kontraste des Lebens. [...]
[...] Man sieht eine schöne Palme, die sachte im Wind weht, bei schönem Wetter in der Mitte einer trockenen Landschaft steht. Langsam fährt die Kamera zurück, ein Türrahmen erscheint im Bild. Es erinnert an den großen Western "Der schwarze Falke" von John Ford, in dem eben jener Rahmen John Waynes Charakter als einen Verdammten und Heimatlosen brandmarkt. Aber die Kamera macht dort nicht Halt, sie fährt weiter zurück bis Jungs ins Bild kommen, die von bewaffneten Männern „rekrutiert“ werden. Später im Film wird gesagt, die Kindheit sei wie ein Messer, das in der Kehle steckt. [...] Die Nüchternheit, mit der hier Kinder erschossen werden und mit der eine Mutter ihren Fötus erschlagen will, geht so tief in die Seele, dass man sich als Zuschauer erst einmal erholen möchte. Nur, dass Villeneuve das nicht zulässt und zum Ende hin nochmal einen drauf setzt. Dramatisch, gefühlvoll aber seelisch so malträtierend, dass vor einer Zweitsichtung erst ein wenig Zeit ins Land gehen muss.
[...] Zu keinem Zeitpunkt wird überdramatisiert oder überstilisiert, stattdessen versucht der Kanadier stets die Schauwerte zu minimalisieren, ohne jedoch an Wirkung oder Realismus einzubüßen. Die Darstellung der Gewalt wirkt eher wie ein trauriger Blick auf die Gesellschaft, als auf den Täter. Das weltberühmte Kunstwerk über den Krieg von Pablo Picasso ist in einer Szene im Bild zu sehen und es zeigt in dem für Picasso üblichen Kubismus eine gesellschaft, die trotz all der klaren und festgelegten Linien im Chaos zu versinken scheint. Wie kann es sein, dass der Mensch in einer so fortgeschrittenen Lebensweise so niederen Instinkten erliegt? Wie kann es sein, dass dieses exzessive Ausleben von Gewalt erfolgreich als Ventil genutzt wird? „Er ist tot. Ich lebe. Er ist frei, ich nicht.“ [...]
Manhattan ist gar mein liebster Woody geworden. <3
Platz 99 ist bloß 'n Spaß oder?
[…] Die Welten, in denen die Geschichte von „Oldboy“ spielt, darf man durchaus gerne als mehrere, geteilte, separate, aber sich gegenseitig bedingende Welten ansehen. In der einen ist Dae-su ein Trunken- und Raufbold, ein erbärmlicher Niemand, der ab und zu mal einen heben geht. In einer anderen ist er das Opfer, das nicht nur seiner Freiheit, sondern auch seiner Liebe, seinem Stolz, seiner Identität und allen Sinnen beraubt wird. In wieder einer anderen Welt ist er der Grund allen Übels, der Ursatan, das Sinnbild für alles Schlechte des Lebens. Je nachdem, aus welcher Perspektive man den Film anschaut, je nachdem, wie die Geschichte erlebt. Dae-su selbst ist dabei ein nicht wirklich verlässlicher Erzähler; inwiefern kann man die Handlung nun als echt bezeichnen, inwiefern als ersponnen? Oder, wenn man einen noch anderen Ansatz wählen möchte: Inwiefern hat Dae-su Macht über die Geschichte, die er dem Zuschauer erzählt und für dessen Aufmerksamkeit er sich am Ende artig bedankt? Der Mann ist de facto ein Mensch mit Problemen, der mit seiner Mittelmäßigkeit nicht zurecht kommen mag und versucht, seine Tochter krampfhaft zu etwas Besserem zu machen, als er selbst ist. Er hat ihr Engelsflügel zum Geburtstag gekauft. Sie soll nicht an seinen Machenschaften zu leiden haben. Die Gesellschaft, die Polizei, alle anderen kümmern ihn kein Stück, sie aber schon. Sie ist sein Ein und Alles und sie wird ihm binnen Sekunden genommen, wenn er im Regen auf einmal verschwindet und später als anderer Mensch wieder aufgefunden wird. […]
Teil VI der Reihe "Bilder des Zerfalls" mit SoulReaver
[…] Dass das 1995 auf wenig Gegenliebe stoßen würde, ist heute bekannt und war damals wohl abzusehen. Aber sind die Bezichtigungen zurecht ausgesprochen worden; beutet der Film seine Jugenddarsteller aus und zeigt er Szenen pornographischen Inhaltes zwischen Kindern? […] Larry Clark geht hinter die tabellarischen Wertungsschemata von gut oder schlecht, hinter die Geschmacksgrenzen von schön oder eklig und kommt in einem Bereich an, in dem es keine derartigen Adjektive gibt, sondern nur die Realität dieser „Kids“. Eine Realität, ein Lebenstrott der aus exzessiver aber seelenloser Ausbeutung jeglicher Substanzen, Werte, schließlich engen Freunde und der eigenen Person besteht. Sehr interessant ist in dieser Hinsicht auch der Titel des Films. […] Es ist das lächelnde Verneinen, das Abwinken, wenn es um die ernsten Probleme der eigenen Kinder geht. Die haben was Dummes angestellt? Ach, das sind doch nur Kinder. Wie schlimm kann es denn eh schon werden? Die Reaktion der Jugend ist eine Rebellion, die jegliche Grenzen zu sprengen weiß. Die ältere Generation bekommt hier sehr passiv und verdeckt ihr Fett weg - ihr Rat scheint sich wenn überhaupt auf Plattitüden zu beschränken. Vergiss einfach deine Probleme und genieß das Leben. Die Hilflosigkeit steht in Momenten wie diesen beiden Generationen auf die Stirn geschrieben. […]
-> http://www.moviepilot.de/liste/bilder-des-zerfalls-soulreaver-smooli-im-klammergriff-der-kontroverse-smoolientertainment
SAUBER! Der ist ganz oben auf einer meiner zahlreichen Vormerk-Listen. :)
[...] Das wird vor allem in den ersten fünf bis zehn Minuten deutlich, wenn die Kamera in mehreren Schwenken eine der wohl besten und genauesten Expositionen einfängt, die je auf Film gebannt wurden. Man erfährt so ziemlich alles, was man über die Ausgangsposition, die Zeit, den Ort und die Figuren wissen muss. Allein dafür wäre Applaus angebracht. Aber dann setzt Hitch noch die Kirsche auf das Sahnehäubchen und bringt seinen verdeckten, britischen Humor mit ins Bild, wenn wir erst den Fotografen Jeff (James Stewart, „Vertigo“) mit Gipsbein sehen, dann eine zerstörte Fotokamera und schließlich ein großes Foto an der Wand - von einem Rennautounfall, mit Reifen, die auf den Zuschauer, respektive den Fotografen zufliegen. Es sind Momente wie diese, die „Rear Window“ (so der Originaltitel) zu einem Erlebnis machen und einen gelungenen Ausgleich zu der ansonsten so spannungsgetränkten Arbeit des Alfred Hitchcock schaffen. [...] Mit der Kraft von Grace Kelly und James Stewart im Gepäck spielt sich die wahre Situation auf engstem Raum - Jeffs Apartment - statt, was den Zuschauer ebenso bewegungsunfähig werden lässt wie den Protagonisten. Das ist in Sachen Bildregie und Spannungsaufbau elegant und ganz einfach große Klasse, da muss man den Hut ziehen und anerkennend nicken. [...]
[...] Ihre Karriere glich einem raketenhaften Aufstieg, der sie von einem geschätzten Insider zu einem Weltstar machte, und das von einer Woche auf die nächste. Ihr Freund möchte sie für sich behalten, ihre Produzenten brauchen sie an der Öffentlichkeit, um Geld zu machen und sie möchte verstehen, was eigentlich um sie herum passiert. Sie war 23 Jahre alt, als die Welt um sie herum in die Luft flog und von ihr erwartet wurde, auf dem Boden zu bleiben. Selbst die Chefs der Plattenlabels sagen, dass es nicht eine Möglichkeit auf der Welt gebe, um einen Menschen auf das Berühmtsein vorzubereiten. Es klingt fast so, als wollten sie sagen „Tja, Pech gehabt, Amy.“ [...] Die Lebensgeschichte von Amy Winehouse eignet sich großartig für eine Abhandlung über Prominenz, Medien, Sucht, Liebe und Akzeptanz. Fans der Sängerin werden sich hier über einige intime Momente und die Naturgewalt von Amys Stimme freuen können. Dennoch rutscht das Werk ab und zu in die reizvolle, aber auch etwas einfache, weil vorprogrammierte Kapitalismuskritik ab und erhebt den Zeigefinger gegen die sensationsgeilen Medien. Das wirkt hier und da ein wenig formelhaft, ist aber im Gesamtbild zu verkraften. Denn in den besten Momenten darf man über Amys Witze lachen und dann zu ihrer Musik weinen. [...]
[...] Claire nämlich ist eine junge Frau, die nicht weiß, wie ihre Zukunft aussehen soll. Die nicht weiß, was sie eigentlich machen/ werden/ sein möchte. Sie hat keine Vergangenheit, keine Zukunft und kein wirkliches Profil, sie ist beinahe selbst für den Zuschauer nicht greifbar - und damit wie ein Geist selbst, der in den Fluren und Räumen des (real existierenden) Yankee Pedlar Inn haust. Sie jagt etwas nach, weiß aber nicht genau was. Als sie es herausfindet, verliert sie den Mut, weil Konkretes oft Unheimlich sein kann, wenn es frischen Wind mit sich bringt. Claire ist quasi eine verlorene Seele, die zwischen mehreren Leben und Welten umherwandert und nicht weiß, wohin. Die Zielstrebigkeit, mit der West diese Geschichte bis zum Ende durchexerziert, gleicht einer Wohltat inmitten all der zeitgenössischen Hokuspokus-Horrorfilme, die nur auf den nächsten billigen Schock aus sind. [...] Selten war die sinnbildliche Schraube, die sich immer weiter zuzieht und die Augen auf den Bildschirm bannen und die Kehle zuschnüren, so konstant am drehen und die Wirkung auf den Zuschauer so extrem. Die stete Steigerung der Handlung und Stimmung, die exponentielle Anschwellung der intensiven Atmosphäre sind so weitsichtig wie unterschwellig von Ti West inszeniert. [...]
[...] Es ist ein erbärmlicher Ort, die Stadt der Engel, Los Angeles, in der sich die Handlung abspielt. Man könnte ihn beinahe als Hölle bezeichnen, wäre die Stadt nicht so trostlos und unterkühlt. Die Hölle mag zwar schlimm sein, gefühllos ist sie sicherlich nicht. Stattdessen gleicht die Welt einer modernen Legebatterie, wie man sie von Massentierhaltungsfarmen kennt. Vollgestopft, stickig, dunkel, feucht, ungemütlich. Der Mensch als Teil eines Massenverarbeitungssystems. Der Mensch als käuflicher Wert. Wenn etwas umsonst ist, ist der Käufer das Produkt. So auch hier, wo an jedem Hochhaus riesige Werbung auf den Menschen herabstrahlt. Die Sonne muss nicht existieren, solange es das Licht der Firmen gibt, die ihre Produkte bewerben. Die Stadt der Engel hat vergessen, was ihr Name eigentlich mal bedeutete. Aus dem Tor zum Himmel wurde eine verstopfte Sackgasse ohne Wendemöglichkeit. [...] „Wach auf, Zeit zum Sterben.“, sagt ein Replikant. Es ist ein Satz voller Widersprüche und Gegensätze, der die zerrissene und unsinnige Welt der Replikanten, Menschen, Ideen und Gesellschaften darstellt. „Geh zur Hölle, geh in den Himmel!“ Ein weiterer dieser Sätze, der den Zuschauer gedanklich innehalten lässt. [...] Kurz nach Alien kehrt Scott zurück in das Science-Fiction-Genre und erneut nutzt er opulente, ja überwältigende Kulissen, um seine Geschichte zu erzählen. Im Gegensatz zum Weltall-Klassiker herrscht in Blade Runner jedoch weniger eine klaustrophobische Stimmung des Gefangenseins als eine trostlose Atmosphäre, die einen gar nicht mehr realisieren lässt, dass man keinerlei Freiheiten hat. Es gibt keine Träume, nur die Sehnsucht nach dem kleinen Bisschen an Information, das alles in die richtige Perspektive zu setzen vermag. Die Antwort auf die einfache Frage: Wieso? [...]
Hin und wieder passiert es, dass man sich einen Film ansieht und sofort eine Verbindung zwischen Bild und Publikum besteht. Dass jede Entscheidung, jede Tat und jedes Wort in jedem Satz echt wirkt und man das Gefühl hat, selbst ein tragender Charakter in der Geschichte zu sein, die man verfolgt. Mit „Norman“ ist Jonathan Segal so ein Film gelungen. Er erzählt die Geschichte eines Teenagers, dessen Mutter bei einem Autounfall starb und dessen Vater aufgrund von seiner Krebserkrankungen bloß noch ein paar Monate zu leben hat. Es ist eine schwierige Familiensituation, in der der Vater seinen Sohn auf das Waisendasein vorbereiten möchte und der Sohn sich lieber Gedanken machen will, die man sich als Jugendlicher normalerweise macht. Ein Junge, der dem letzten und vielleicht spannendsten Teil seiner Jugend beraubt wird und sich versucht mir aller Macht dagegenzustemmen. In der Schule erzählt er seinem besten Freund dann, er selbst leide an Krebs - was bald daraufhin die ganze Schule weiß. Und auch wenn sich die Geschichte des Filmes an bekannten Punkten entlanghangelt und zum Beispiel das Aufeinandertreffen von Norman und Emily in feinster Klischee-Manier ein unachtsames Rempeln auf dem Schulflur ist; der Film weiß davon abzulenken. Indie-ComingofAge-Geschichten sind oft sympathisch absurd und witzig. Das trifft zwar auch auf „Norman“ zu, jedoch ist dieser Film in einem viel größeren Maße düster, zynisch und gleichzeitig zu jeder Sekunde abgrundtief berührend. Liegen mag das zum Großteil an den hervorragenden Darstellern, die allesamt ihre Rolle leben. Einmal mehr hervorzuheben ist natürlich der großartige Richard Jenkins, der stets kleine Rollen ausfüllt, aber dies mit einer ruhigen Bravour, dass es immer wieder ein Genuss ist. Indie-Kino kann auf Dauer anstrengend mit den bonbonsüßen Charakteren, Lieder voll Gitarrengeplänkel und den perfekten Enden; „Norman“ ist eine willkommene Abwechslung, die den dauerhaft wehenden frischen Wind aus dem Genre nimmt und sich ein wenig in seinem eigenen Kosmos bequem macht, um ein Stück Gefühlskino der bitteren aber intensiven Art zu werden.
[...] Denn während die (politischen) Metaphern und Motive hier so überdeutlich ins Bild rezitiert werden, dass sie schon nicht mehr gut gemeint, sondern penetrant herüberkommen, sind die Witze zum Großteil derart krampfhaft auf geschmacklos und kontrovers getrimmt, dass Fremdscham vorprogrammiert ist. Es scheint, als hätte MacFarlane vergessen, wie man einen Witz strukturiert und in die Situation ordentlich eingliedert. Witze per Vorschlaghammer. Witze ohne Sinn und Witze ohne Geschmack. Die minutenlangen Gaga- und Nonsens-Dialoge, die in der früheren Arbeit des Regisseurs ihren Charme hatten, haben ihren Glanz verloren und existieren nur noch weil wegen. Und wenn man der Meinung ist, dass MacFarlane seine Filmkarriere nicht noch deutlicher zu Grabe tragen kann, fällt auf, dass nach gefühlten 40 Minuten die einzigen Lacher von den Figuren selbst kommen. Nein, „Ted 2“ ist ein herzloses Stück Fließbandarbeit, voller Szenen ohne Grund, dafür mit Nichtig- und Peinlichkeiten, das versucht die Laufzeit von 110 Minuten irgendwie zu rechtfertigen - und dabei kläglich scheitert. [...]
Robert Wise würde ich noch vorschlagen. Der hat den hervorragenden "Bis das Blut gefriert" gedreht.
Bitte, bitte ändert niemals diese großartige Titelmusik.
Teil V der Reihe "Bilder des Zerfalls" mit SoulReaver
[...] Die Prämisse des Filmes ist durchaus als gesellschaftskritisch anzusehen (zumindest wäre es dankbar, dass der Mensch als Monster, der kannibalistische Kapitalismus, das Buñuel’sche Messer im Augapfel der Gesellschaft dargestellt werden soll). Das Problem ist jedoch, dass Regisseur Eli Roth den „Grundbausteinen“ des Splatter-Genres erliegt und die Gewichtung zwischen nüchterner Entlarvung und dem Inszenieren von Körperzerstörung im Close-Up in Schieflage gerät. „Hostel“ ist da, um zu schocken - und das gelingt dem Film. Das liegt jedoch an der straffen Inszenierung von Roth. Die Gewaltspitzen ekeln bloß; würde man sie rausschneiden, die Wirkung auf den Zuschauer wäre von gleicher Intensität. Aber sie sind da und das aus (k)einem Grund: dem des Schauwertes. [...] Spricht man „Hostel“ von jeglicher Verantwortung gegenüber seines Hintergrundes ab, so bleibt sicherlich ein heftiger und saftig inszenierter Ritt durch dreckige Flure und dunkelste Kammern übrig, mit Splatter-Effekten, die man sich nicht vorstellen möchte. Als Genre-Beitrag also solide. [...] „Hostel“ findet seine Splatter-Momente toll, aber feiert der Film sie? Ergötzt er sich an ihnen? Nein, die Gewalt erzeugt nämlich zu keiner Zeit Befriedigung, sondern stets Abscheu.
-> http://www.moviepilot.de/liste/bilder-des-zerfalls-soulreaver-smooli-im-klammergriff-der-kontroverse-smoolientertainment
[...] Es geht hier nicht um die Sensation der Gewalt, um den blutigsten Effekt und den lautesten Schmerzensschrei. Es geht darum, was die Brutalität und die Verzweiflung mit den Beteiligten macht. Ihr Effekt auf den Menschen ist stärker als jeder Hieb oder Messerstich es je sein könnte. Der deutsche Titel beschränkt sich bloß auf die Anzahl der Tage. Der originale Titel wird da genauer und spricht von sieben Tagen der Vergeltung. Die Vergeltung wird schnell jedoch als Hokuspokus entlarvt. Als ein Scheinkonstrukt, das den Ausführenden die seelische Erlösung geben soll, die sie suchen. Ein scheinbar so erstrebenswertes Ziel, dass gar vergessen beziehungsweise übersehen wird, dass die ausgeführte Gewalt echohaft ebenso starken Schaden an der eigenen Person anrichtet. Mit seiner Rache verkommt Bruno zum Täter, er verwandelt sich zu dem Wesen, das er zeitgleich bekämpfen zu versucht. Noch drastischer ausgedrückt: Er wird zu dem Typus Mensch, der seine Tochter vergewaltigt und getötet hat. Ein Kreislauf des Zynismus. [...] Bruno entledigt sich jeglicher Ambivalenz und Fähigkeit zur Differenzierung. Sein Opfer sagt irgendwann, das Schlimmste sei, dass Bruno es nicht einmal zu genießen scheint. Die Welt und das Wesen des Menschen ist aus den Fugen geraten. Bruno ist Gott in seinem eigenen Kosmos, der Menschen richten kann, der sich nichts sagen lassen muss und der agieren und reagieren darf, wie es ihm beliebt. Nach Hochmut kommt der Sturz, der sich hier schon in frühen Stadien des Filmes ankündigt. Bruno nutzt die Folter zur Vernichtung jeglicher Illusionen, Gedanken und Aktivität seines Opfers. Er will den Lebenswillen aus seinem Opfer aussaugen - und tut sich eben dies selbst an. Folter als extremste Form der Selbstdestruktion. [...] Wegschauen geht nicht, obwohl man sich unwohl fühlt in diesem ziemlich düsteren Film, in dem alles, was von einem Menschen, einem Wesen mit Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Träumen und Ängsten, übrig bleibt, ein Abdruck im Gras ist.