SmooliEntertainment - Kommentare
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Alle Kommentare von SmooliEntertainment
Adam Wingard ist ein begabter Regisseur, der sich innerhalb von kürzester Zeit und zwei Filmen heimlich in mein Herz katapultiert hat. THE GUEST und davor YOU’RE NEXT sind einfach toll und in ihrer Art so sympathisch wie erbarmungslos. Nur ein Jahr vor letzterem inszenierte Windrad einen Film, der es seinem Publikum dagegen extrem schwer macht. Die Inszenierung und der Inhalt stoßen vor den Kopf, verwirren. Möglich, dass manche Rezipienten diesen Stil als „nervig“ empfinden, doch zeigt sich darin glasklar die wahre Stärke des Films. Ebenso wie die Charaktere fühlt sich der Zuschauer hier nie sicher. Man kann sich nirgends festhalten, mit niemandem identifizieren oder sich an ein Element gewöhnen. Windrad lässt die Kamera nie länger verweilen und wenn er es doch tut, dann stülpt er das mitunter extreme Innenleben der Figuren nach außen. In diesen Momenten grausamer Hässlichkeit fühlt sich der Zuschauer am sichersten - ein filmgewordenes Paradoxon. Die zahlreichen Close-Ups sind dabei stets auf der Suche, es wirkt fast schon so, als würde Windrad selbst etwas in den Gesichtern finden wollen. Wahrheit, Ruhe, Friedfertigkeit. AJ Bowen mimt auf ruhige aber intensive Art einen Mann, der unter seiner Mordlust leidet, der gerne anders können würde. Wunschdenken, das stets mit einem Hieb als solches enttarnt wird. Der titelgebende schreckliche Weg zu sterben ist dann auch konsequenterweise nicht zwangsläufig als ein Opfer des Killers, sondern allgemein in einer Situation, in denen man seine letzten Momente zerfressen von Vorwürfen verbringen muss.
_Smooli
Darf ich sonst auch gewinnen? :)
[...] Vor Kurzem erst wurde auf Youtube das Crowdfunding-Nostalgie-Projekt „Kung Fury“ veröffentlicht, ein etwa 30-minütiger Actionfilm über einen Polizisten, der den Kung Führer aufhalten muss. Alles stilecht im 80er Retrolook mit Hommagen, Referenzen, undundund. Kurz gesagt: ein Heidenspaß. „Big Game“ kann man wohl durchaus als ein ähnliches Projekt bezeichnen, das lediglich zu keiner Zeit derart exzessiv über die Grenzen sprintet wie der Kurzfilm es tat. Aber dennoch ist dieser Film ein Ziehen des Hutes, ein kleiner aber feiner Gruß an die alten Actionfilme der 80er. Ganz stilecht mit Zitaten, ziemlich coolen Onelinern (wenn Mr. Jackson sie abliefert) und natürlich dem guten alten Bomben-Countdown. Immer wieder erinnert das Geschehen und Gezeigte an Filme aus vergangenen Tagen, in denen ein noch glatter Sylvester Stallone durch das Bild hetzte und seinen Bizeps aufpumpen konnte. [...] Regisseur Jalmari Helander sammelt jedoch einen ganz fetten Pluspunkt, wenn er seine Hommage nicht zu einer bloßen Abkupferung verkommen lässt, sondern die Situation und Geschehnisse durchaus auf die moderne Zeit anwendet und den gesellschaftlichen und politischen Wandel behandelt. So wird aufgezeigt, wie leer jedwedes Weltmachts-Gerede eigentlich ist, wie zerrissen die United States eigentlich sind und dass sie versuchen eben jene Schwäche durch oberflächliche Härte zu kompensieren. [...] Das Steckenpferd des Streifens ist dabei natürlich der Witz, der einigermaßen saftig daherkommt. Ansonsten ist der Film in seiner Dramatik stets vorhersehbar, nie sonderlich überraschend und deshalb auch nicht großartig überdurchschnittlich. Nett für zwischendurch, aber nicht obligatorisch.
Hallo Moviepilot,
gesponsert - schön und gut. Ist halt so, wird man sich dran gewöhnen können. Aber wenn das sein muss, könnt ihr dann nicht wenigstens Filme nehmen, die moralisch und ethisch nicht so verwerflich sind, wie dieser hier?
Hier werden Kinder geschlagen, angelogen und für die eigenen Zwecke der Eltern missbraucht. Und all das als witzig und komödiantisch verkauft. Das ist verharmlosend im höchsten Maße und gehört nicht als Familienfilm in die Lichtspielhäuser.
Im Kino hab ich das Kotzen bekommen. Dieser Film hat es nicht verdient, beworben zu werden. So einfach ist das.
Beste Grüße,
euer Smooli
[...] Aber Ti West nimmt den Zuschauer mit in diese vergangenen Tage, in denen Filme mehr unmotivierte Gewalttaten als gesprochene Wörter zu verzeichnen hatten. Und er weiß um ihre Problemzonen, kommt aber nicht umhin, ihre Naivität ins Herz zu schließen. Und dabei geht Herr West genau richtig vor, wenn er den Spirit der vergangenen Jahrzehnte auferstehen lässt, was schon mit der eingangs erwähnten Bemerkung anfängt, dass es sich hier um die Verfilmung von realen Ereignissen handele. Hallo Texas Chainsaw Massacre. Denn West kopiert nicht stumpf die oberflächlichen Merkmale, was zu einem Film führen würde, der undifferenziert und gutgläubig alte und veraltete Werte übernimmt. Nein, West kennt sich gut genug im Genre und im Leben aus, um eben jenes verachtende Fehlen von jeglicher Moral in Frage zu stellen. Samantha (Jocelin Donahue) ist zwar eine Frau und auch sie wird zwangsläufig Gewalt erleben müssen, aber es wird nicht zelebriert und sie ist nicht bloß dazu da, um hübsch auszusehen und dann möglichst ranzig von der Bildfläche zu verschwinden. Sie ist die treibende Kraft dieses Haunted-House-Teenie-Slasher-Mixes und hat mit der Zeit die gesamten Sympathien des Zuschauers auf ihrer Seite. [...] Auf 16mm gedreht, mit schnellen Zooms, Freezeframes und alter peppiger Musik ausgestattet, tobt West sich so richtig aus und schafft einen zielstrebigen Film, der seine Kraft in der ersten Stunde vor allem aus der relativen Unscheinbarkeit ziehen kann und dann bis zum Ende eskaliert.
Kritik zu Farid Eslams neuer Dokumentation "Yallah! Underground"
[...] Der erste Teil der Dokumentation steht ganz im Zeichen der Musiker, die hier zu Wort kommen. Eslam nimmt sich viel Zeit, um uns die Menschen näher zu bringen, schafft in dieser Zeit aber auch eine enorme Intimität. Der Zuschauer ist fast schon auf einer persönlichen Ebene mit den Menschen, die sich als Politiker, als Aktivisten, als Kämpfer ansehen - mit der Kunst als Waffe. Sie kämpfen und ihr Ziel lässt sich bescheiden als persönliche Freiheit deklarieren, doch es ist so viel mehr. Es ist eigentlich die Veränderung ihrer Welt. Die Unterdrückung von ganzen Musik-Genres, wie Rock oder Rap, was sofort als „Teufelszeug“ bezeichnet wird, ist nicht nur das willentliche Verbieten einer Meinung, sondern eines Lebens. Wenn alle gleich sein müssen, dann sei das kein Leben, sagt eine Sängerin gegen Ende. Sie klingt müde, aber nicht minder bestimmt. Die Musiker widmen ihr Leben einem Zweck und leben ohne Sicherheiten. Opfer, die sie bringen. Nicht gerne oder ungerne, sondern einfach, weil es eine Notwendigkeit ist. [...] Die wahre Stärke des Filmes jedoch findet man nicht in der intellektuellen Ebene, sondern in der emotionalen. Von Anfang an besteht eine tiefe Verbundenheit zwischen Zuschauer und den gezeigten Personen, die durch die Liebe zur Kunst und Musik ein untrennbares Seil hat. Ein kurzes und knackiges Werk voller kleinen und großen Wahrheiten, Sehnsüchten, Träumen und Zielen. Blicköffnend und zutiefst inspirierend.
7 / 10
Ganze Kritik:
http://www.moviebreak.de/film/yallah-underground
Irgendjemand darf sich angesprochen fühlen und die Dokumentation mal in die MP-Datenbank aufnehmen. Die läuft immerhin auf dem Münchener Filmfest.
[...] Altbackene Witze, Klischees, Schema F. Was fehlt noch, wenn nichts wirklich zünden mag und die Ideenlosigkeit derart deutlich auf der Stirn jedes Beteiligten steht? Richtig, der Fäkalhumor. Kotzwitze sind total lustig. Kakawitze sind total lustig. Nacktsein ist total lustig. Omasex ist auch total lustig. Total. Und wenn dann das arg zusammengeschusterte Finale kommt und der Film sich auf den Humor, der oft aus dem Chaos aufersteht, konzentriert, dann breitet sich das mangelnde komödiantische Talent der Macher des Films ganz deutlich vor dem Publikum aus. Statt chaotisch-lustig ist es hier stets nur chaotisch. Und darauf wird so herumgeritten, dass es einfach nur ermüdend ist. Aber das ist der Film schon von Anfang an, wenn die Figuren die ultimative Moral von der Geschicht schon wortwörtlich in einer der ersten Szenen aussprechen. Und danach passiert nichts, sodass der Zuschauer über eine weitere Stunde der Bedeutungslosigkeit Zeuge sein darf.
„3 Türken und ein Baby“ scheitert als Komödie in nahezu allen Belangen. Die Geschichte und die Witze sind ebenso lahm wie platt, ebenso altbekannt wie uninspiriert. Dem durchaus sympathischen Hauptdarsteller Kostja Ullmann wegen mag man hier und da noch drei oder vier Augen zudrücken, aber wenn in einem Film die Plage der „Youtube-Stars“ noch das kleinste Problem ist und Eko Fresh nicht der darstellerische Tiefpunkt im Ensemble ist. Dann ist das gleichzeitig überraschend und alarmierend. [...]
Du scheinst moderne Horrorfilme nicht zu mögen. :D Sind das alles Found-Footage-Dinger?
In Toulouse gibt es im Stadtkern vier Kinos. Zwei gehören großen Ketten und zwei sind Programmkinos. Das kleinste Kino ist das "Utopia". Dort laufen jegliche Filme in der Originalvertonung mit französischen Untertiteln.
Was das Kino aber so richtig gemütlich macht, ist dass in dem Haus früher ein Theater war. Die Bühne ist noch da, statt Vorhang nun mit Leinwand. Sogar ein Klavier steht noch am Rand. Und an den Wänden hängen ringsum von lokalen Künstlern angefertigte Portraits von Heisenberg, Bill Murray, Nosferatu, Tony Stark, undundund. Kann man sogar kaufen.
Ich glaube nicht, dass Filme wie 20.000 DAYS ON EARTH ihre Wirkung in großen Multiplex-Kinos so ruhig und angenehm entfalten können wir in dem kleinen Utopia, wo man tief in die Sessel rutscht, seinen Geist schweifen lassen kann und zum letzten Menschen auf der Welt wird.
Yes, please!
[...] Denn die Art, wie dem Zuschauer das so abstrakte Konzept der Emotionen, Gedanken und generell dem Innenleben eines jeden Menschen dargelegt wird, lässt einen förmlich jubelnd aufspringen. Gedankengänge, Vorstellungen, imaginäre Freunde, Erinnerungen, Assoziationen, Gefühle, Albträume, … Es sind eine Vielzahl von Konzepten und nicht greifbaren Dingen, die wir nicht steuern können und derer Existenz wir uns oft nicht einmal bewusst sind, die von Pixar jedoch scheinbar so spielend leicht aufgenommen und dargestellt werden, dass es eine Freude ist. [...] Der Film fängt stark an, hält die Position und kann sich sogar über die Zeit noch verbessern, wenn das Werk zu einem pädagogischen Geniestreich wird. Die Kinder werden ermutigt, sich selbst zu erforschen, über sich nachzudenken, aufeinander einzugehen und sich und seine Mitmenschen zu verstehen. Und gleichzeitig bekommt das Publikum eine Geschichte über Hoffnung, Vertrauen, Zusammenhalt und Freundschaft, vor allem aber über die Signifikanz von Gefühlen serviert. Louis CK, der wohl lustigste weil ehrlichste Melancholiker, sagte einmal, dass die Menschen viel zu oft versuchten, Emotionen mittels Ablenkung zu unterdrücken. Das ist schade, da die Emotionen, egal welcher Art, ob fröhlich, traurig, ängstlich oder wütend, das ehrlichste sind, was wir Menschen haben. [...]
Kennst du viel von Buñuel? Erleuchte meinen Geiste. :)
Schöner Artikel übrigens. Mehr davon, bitte. :)
Einer der interessantesten Filmemacher, die wir momentan haben. PTAs Filme scheinen stets von einem Geheimnis umgeben zu sein. Eines, das es nicht zu lüften gibt, weil sie zum Gesamterlebenis gehören.
Alles Gute, Mr. Anderson. Weitermachen!
[...] Und wenn dann die letzten dreißig Minuten eingeläutet werden und man sich fragt, ob man sich schnell etwas Essbares holen sollte, dann kommt Jon Watts daher und beantwortet die Frage für einen. Nein, sollte man lieber nicht. Denn in der letzten halben Stunde holt der Film all die Gore-Momente nach, die vorher ausgelassen wurden und verdient sich seine 18er-Plakette überdeutlich. Die verrückten Szenen in dem Kindertobeland und der finalen Wirkungsstätte gehen unter die Haut und bannen den Blick gekonnt auf den Bildschirm. Da war eine ordentliche Portion Spaß und Freude am eigenen Beruf mit im Spiel und das überträgt sich zeitweise auch auf den Zuschauer. Über jedweden Mehrwert des Films lässt sich dabei natürlich nur spekulieren. Ist es hier die zwanghaft notorische Unterhaltungssucht der modernen Gesellschaft, die behandelt wird? Ist es die Schadenfreude, die so perverse Züge annimmt, dass der Mensch zu einer Art mentalem Kannibalen verkommt? Ist es einfach nur, dass ein Clown mal auf die Kacke hauen sollte? Wer weiß. [...] Unterhaltsam und eklig, aber mit Luft nach oben.
[…] Und hier offenbart sich auch die größte Stärke des Filmes, in den Szenen, die besonders ruhig sind und sich abseits des Justiz-Rummels wiederfinden. Da gibt es eine Szene, in der die Anwältin Hiruts Familie besucht und danach zurück in ihr Büro möchte. Hiruts Eltern jedoch bestehen darauf, dass sie noch mit ihnen eine Mahlzeit einnimmt, schließlich sei das Tradition. Tradition ist hier das Stichwort, denn die ist auch dafür verantwortlich, dass Hirut auf ihre Hinrichtung wartet. Ein bitteres Paradoxon. […] Es herrscht eine generelle Verunsicherung, die die Frauen zu sehr zwiegespaltenen Menschen macht. Natürlich ist nicht fair, dass sie so viel weniger Rechte haben als Männer. Aber die Angst vor der Moderne, der Gleichberechtigung, sie ist da. Die Angst, den neuen Aufgaben nicht gewachsen zu sein, die Angst vor dem Unbekannten eben. Sie ist nicht omnipräsent, aber sie existiert stets leise im Hinterkopf. In solchen subtilen Momenten begeistert der Film. Und die Ruhe, die über die ganze Laufzeit hinweg vorhanden ist, entfaltet ihre Stärke vor allem dann, wenn das Drehbuch wieder einmal mit einem Schnitzer zur Stelle ist. Denn wie sich das für Filme, auf denen Angelina Jolie drauf steht gehört, gibt es auch hier jede Menge Daumendrücken, leidende Streichinstrumente, weinende Gesichter im Close-Up und altruistisch-schmalzige Sätze. Aber darüber sieht man gerne hinweg, da man stets wieder mit Pluspunkten belohnt wird. […]
Teil II der Reihe "Bilder des Zerfalls" mit SoulReaver
[...] Es ist beinahe, als hätten die beiden Regisseure sich die Rettung des Slasher-Kinos auf die eigenen Fahnen geschrieben. In Zeiten, in denen in Slasher-Filmen mehr Wert auf das Gelaber von egalen Opfern und weniger Wert auf gute, alte und ranzige Gewalt gelegt wird, wirkt dieser Film schon fast wie ein bockiges Manifest, dass gleichzeitig in neue Richtungen vorstoßen will und gleichzeitig auf alte Zeiten verweist. Und das mit zahlreichen Reminiszenzen an tolle Filme von Hitchcock bis Tarantino. Es ist eine Art Gegenentwurf zum weichgewordenen Horrorfilm; das Terrorkino. Als menschenverachtend ist das alles nicht einzustufen, denn auch wenn man hier formal nur einer Kette von immer ekliger werdenden Gewalttaten zuschaut, ist man stets bei den verzweifelten Figuren, denen man folgt. Man ergötzt sich nicht an der Gewalt, man erschrickt, kneift die Hände zusammen, knirscht mit den Zähnen und guckt vielleicht sogar weg. Man geilt sich nicht auf, man leidet seltsam beruhigt unter den Händen von Bustillo und Maury und hofft, dass alles bald ein versöhnliches (weil schnelles) Ende findet.
-> http://www.moviepilot.de/liste/bilder-des-zerfalls-soulreaver-smooli-im-klammergriff-der-kontroverse-smoolientertainment
Film-Professoren, ja eigentlich jeder Mensch, der anderen Menschen die Regeln und Künste des Films lehren möchte, dürfte mit einem lachenden und einem weinenden Auge den Kopf schütteln, wenn er sich den Auftakt von Sono Sions Hass-Triloge anschaut. Der erste Plot-Point, mit dem der Film vom ersten in den zweiten Akt voranschreitet, kommt hier nach 60 Minuten. Davor und danach gibt es eine wechselnde Stimme aus dem Off, Zeit-Sprünge als wäre es die einzig richtige Methode, um einen szenischen Aufbau zu konstruieren. Sono macht wieder einmal was er will - und das vier Stunden lang. Ein Film über Religion, Familie, Hass, Liebe und Perversion. […] In fünf Kapitel erzählt Sono mehrere Geschichten, die sich alle auf das Ereignis an der 60-Minuten-Marke, welche im Film schlicht „das Wunder“ genannt wird, hinbewegen oder von ihr ausstreuen. Im ersten Kapitel, das dem Protagonisten Yu gewidmet ist, ist die Liebe ein zwangsweise enttäuschendes Konstrukt, weil ihre bedingungslose Erfüllung unmöglich erscheint. […] Es ist Yu unmöglich, die Liebe seines Pfarrer-Vaters zu erreichen, ohne anständig beichten zu können. Also fängt er an zu sündigen. Er begeht Sünden der Vergebung wegen. Es ist eines der deutlichsten Motive, das in Sonos Gedankenwelt führt, aufzeigt, wie absurd Liebe und Glauben sein kann. Und dennoch wird auch deutlich, wie dringend der Mensch beides braucht. […] „Love Exposure“ ist ein Film voller Gegensätzlichkeiten. In ihm wechseln sich ruhige und laute Momente ab, Gewalt und Zärtlichkeit, Liebe und Abscheu, Klassik und Moderne, richtig und falsch. All das wird im Sono-typischen chaotisch-anmutenden Stil-Mix aus Drama, kindischem Humor und deftigstem Splatter, mit hektischen Kamerazooms, assoziativen Einwürfen, Bildern von dunkelster Unmenschlichkeit und beeindruckender Poesie so elegant verbunden, dass die vier Stunden unfassbar kompakt, schnell und unterhaltsam ohne Durststrecke auskommen. […]
Teil I der Reihe "Bilder des Zerfalls" mit SoulReaver
[...] Kinder halten sich für unsterblich. Das gehört dazu und das ist gut so. Kinder in Xenia allerdings sind sich der Vergänglichkeit bewusst, der Schwäche der menschlichen Existenz. Sie leben ein Leben ohne Aussichten, ohne Ziele oder Möglichkeiten, in der jeder Tag aus 24 langen Stunden besteht, die es zu füllen gilt. Solomon sagt, dass das Gute am Leben sei, dass man nicht tot ist. Er sagt das mit einer so traurig-leeren Stimme, dass einem gar nicht in den Sinn kommt, über die kindliche Weisheit zu lächeln. Das Leben der Bewohner von Xenia ist so erbärmlich, dass sie am Boden jeder gesellschaftlichen Hierarchie angekommen sind. Eine ziellose Leere, in der einem in jeder freien Minute die eigene Sinnlosigkeit einholen kann. Ablenkung muss her, Selbstvertrauen muss her. Zeigen wir der Welt, dass wir stärker sind als die anderen. Es bleibt bei Versuchen, die so lustlos sind, dass sie nicht einmal mehr verzweifelt wirken. [...]
[…] Die bedrückende Atmosphäre steht von Anfang an, das extreme Gefühl der Unsicherheit wird jedoch erst nach und nach deutlich, wenn man einen Comic Relief erwartet - und einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Tranceartig, fast schon schüchtern überliefert das Final Girl ihren Voice-Over in der Episode. Alles klingt vorgelesen, als würde sie ganz brav aus ihrem gedanklichen Tagebuch vorlesen. Und gerade wenn der emotionale Druck so stark wird, dass man sich befreien will, erweist sich das Meerschweinchen als wahrer Retter, vor dem man anfangs noch ein wenig angewidert war. Buttgereit bedrückt, verwirrt, widert an und transformiert den Zuschauer nach und nach. Elegant. […] Es muss nicht einmal ein Vergleich zur guten ersten Episode herbeigezogen werden, um zu erkennen, was für eine Katastrophe die zweite Episode ist. […] Vergleichsweise mag der Film nicht allzu brutal sein, der geneigte Fan hat all das schon schlimmer, blutiger und expliziter gesehen, jedoch ist es diese misanthropische Einstellung, die anwidert und der FSK wahrscheinlich sauer aufstieß. Verachtend, ekelerregend und ehrlich gesagt strunzdumm. Eine filmische und ethische Vollkatastrophe. […] Andreas Marschall schafft das visuell eindrucksvollste Segment dieser Kollaboration. Die Atmosphäre kommt vor allem durch die vielen Kniffe und die interessante Beleuchtung zu Stande, die die Neugier stets hoch hält, wodurch auch der ein oder andere lange Moment zu verschmerzen ist. Wir folgen einem Fotografen in der Berliner Kunstszene, ein professioneller Voyeur, wenn man so will, der von ganz oben nach ganz unten alle Stationen abgeklappert hat und nun eine ihm fremde Welt erkunden will. […] Ein ansehnlicher Trip, der letzten Endes auch einigermaßen viele Höhepunkte liefern kann, der einen jedoch ein wenig hilflos zurücklässt. […]
[...] Zudem nimmt sich Gibney im dritten Block des Films noch die Zeit, um über das Gefängnis des Glaubens zu sprechen. Der Glauben ist eine schwierige Angelegenheit, weil er so menschlich ist. Das Unbekannte, das Unkontrollierbare macht dem Menschen Angst, weil er in einem Zustand der Paranoia für unsere Auslöschung sorgen könnte. Deshalb ist es so gemütlich, an ein übergeordnetes Wesen zu glauben, dass das Unkontrollierbare kontrolliert und uns bewacht. Es ist Emotionalität in seiner reinen Form und siegt dabei vollkommen über Rationalität. Ganz einfach, weil Gefühle uns eher bewusst sind, als Gedanken. Weil wir, wenn wir Schlechtes denken, nicht so beeinflusst werden, wie wenn wir uns schlecht fühlen. [...] Etwas, was der Film (zumindest nach Außen hin) nicht behandelt, ist wie weit die Macht der Organisation eigentlich reicht. Wenn ein Jerry Seinfeld nämlich sagt, dass die Kirche seiner Karriere behilflich war, dann nimmt das „Eyes Wide Shut“-Ausmaße an und wird noch gruseliger, als es ohnehin schon ist. [...] Denn natürlich hat man das Recht, über die Dokumentation zu glauben, was man will. Man kann sie als subjektiven Humbug oder als geplante Rufschädigung ansehen. Aber wenn eine kritisierte Institution so reagiert, wie Scientology es getan hat, wenn Kritiker gezwungen werden sollen, negative Kommentare über die Dokumentation zu veröffentlichen, wenn ehemalige Mitglieder um das Wohlergehen ihrer Familienmitglieder bangen und in die Paranoia getrieben werden. Wenn von der Kirche wie ein bockiges Kind im Rundumschlag gegen alles und jeden gehetzt wird, der eine andere Meinung vertritt. Dann muss da irgendwas faul sein, dann schießt die Kirche sich selbst ins Bein und bejaht quasi unfreiwillig all das, was Alex Gibney und HBO hier in 120 Minuten darlegen. [...]
Und jetzt stelle man sich vor, Stanley Kubrick hätte diese Folge gedreht.
[...] Zugegeben, die Ausgangssituation eignet sich nicht nur für einen Trailer, in dem ein Mann mit tiefer Stimme „In einer Welt…“ haucht, sondern auch für allerlei Tiefgang, Philosophie und Forschungen am eigenen Wesen. Wenn es doch nur so wäre. Denn die Probleme kündigen sich ziemlich früh an, sodass man ein wenig hofft, dass sie später nicht eintreffen mögen - und dann tun sie es. Der Film spielt in der Zukunft, bedient sich jedoch Handlungselementen aus Romanzen und Thrillern, verbindet die verschiedenen Teile jedoch nicht, sondern baut sie etwas ungestüm aufeinander, sodass das Endergebnis keine elegante Fusion, aber ein ungelenkes Tohuwabohu wird. Fisher verpasst von Anfang an die Chance, sein Publikum bei der Hand zu nehmen und ihm diese seine Welt zu zeigen, was elementar gewesen wäre, damit man den weiteren Verstrickungen der Personen freiwillig folgen mag. So verkommt der Großteil der Laufzeit leider zum kalten Gelaber, das, durch die zusätzliche Einteilung in (parallel laufende) Kapitel auch noch mit einigen Wiederholungen auf die Nerven gehen kann. [...]
[…] Der Druck, der auf der Polizei lastet, kommt jedoch nicht nur von innen, sondern vor allem von außen. Und das in einem Maße, das schon fast unvorstellbar erscheint. Wer hat noch nicht grundlosen Hass gegenüber Polizisten mitbekommen? Wer hat noch nie den Schriftzug ACAB gesehen? Die Polizisten sind Freunde und Helfer von und für eine Gesellschaft, die ihnen weniger Signifikanz beimisst, als all den Straßenkriminellen, die sich mit Gewaltdelikten die Zeit vertreiben. Das wird besonders bitter, wenn der Film ein paar Minuten auf dem Buckel hat und die Szenerie Newtons drittem Gesetz gleich. Auf jede Aktion folgt eine umgekehrt gleichstarke Reaktion. Die Gewaltspirale dreht sich und dreht sich, nur ihr Radius wird immer enger, sodass mehr Gewalt auf weniger Fläche Platz finden muss. Und irgendwann den Rahmen sprengt. […] Wer die titelgebenden Könige eigentlich sein sollen, weiß man über die Laufzeit hinweg nicht. Niemand scheint edel, niemand scheint mächtig, niemand scheint über anderen zu stehen. Doch dann, ganz am Ende, bringt Leinemann alles auf den Punkt und stößt die Maschinerie im Kopf des Zuschauers an. Könige? Das waren sie einmal, in einer vergessenen Zeit. Bevor Hass aufschäumte und dominierte und als noch niemand wusste, dass man sich selbst so weit verlieren kann, dass selbst die eigene Vergangenheit seltsam fremd erscheint.
[…] Connor dagegen reagiert auf eine andere Weise. Er baut sich einen Schutzwall um seine Person, seinen Lebensbereich. Einen Wall aus Sarkasmus, Zynismus, Desinteresse und Selbstzerstörung. Probleme und jedwede Sinneseindrücke, die sein gerades Ungleichgewicht noch weiter ins Wanken bringen, werden nicht absorbiert sondern reflektiert. Er gibt die Eindrücke direkt wieder zurück. Im Gewalt-erzeugt-Gegengewalt-Prinzip. Nur dass die ursprüngliche Gewalt nicht mehr erreichbar ist und die Gegengewalt ein wenig ziellos und schwingend durch die Welt geistert. […] Anders als Eleanor ist Connor aktiver, er fährt aus sich raus, lässt abprallen und prallt ab. Und so nimmt auch der Film an der Action teil. Hier wird nicht abgeblendet oder weggeschwungen, hier wird mitgerannt. In der Hoffnung, irgendwann aus dem Nebel herauszutreten und endlich wieder frische Luft atmen zu können. Solange es auch dauern mag.