SmooliEntertainment - Kommentare

Alle Kommentare von SmooliEntertainment

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    • Bei David O. läuft mir immer ein Schauer über den Rücken. Der ist einfach unheimlich, der Typ.

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                Als ich zuerst von diesem Filmprojekt gehört habe, war ich natürlich von schieren Menge an Stars im Cast begeistert. Steve Carell, Brad Pitt, Ryan Gosling, Christian Bale (leider haben die weiblichen Darstellerinnen wie Melissa Leo und Marisa Tomei hier wenig bis gar nichts zu sagen) sprechen doch schon eine deutliche Sprache. Verunsicherung kam jedoch dazu, sobald der Regisseur des Projektes genannt wurde. Adam McKay? Der Typ von den „Anchorman“-Filmen will jetzt ein Polit-Drama über die Weltwirtschaftskrise machen? Es ist ein wenig beschämend, mit welcher Ablehnung ich reagiert habe. Jedoch verweilt dieser ungemütliche Moment nur kurz, denn viel größer ist die Freude darüber, wie großartig McKay diesen Film geschrieben und inszeniert hat. Bezüglich der Wahl des Regisseurs muss ich eine 180°-Drehung vollziehen, denn die Wahl von Adam McKay war perfekt.

                Dass der seine ganz eigenen Stärken und Schwächen hat, ist klar. Schön ist jedoch, wie es ihm gelingt, seine Schwächen zum Großteil verschwinden zu lassen oder sie aber in den Dienst der Sache stellt, während er seine Stärken so geschmeidig wie nie zuvor ausnutzt. Auch wenn die Nummer hier anfangs noch etwas wackelig anfängt und McKay versucht, die wunderbaren narrativen Montagen eines Martin Scorseses zu kopieren, fängt sie sich alsbald und wird zu einem gut ausbalancierten Film. Ein wichtiges Werk ist es noch dazu, dem es gelingt, ein eher trockenes aber immens wichtiges Thema, überaus unterhaltsam anzupacken. Frei nach einem im Film gezeigten Zitat. Die Wahrheit ist wie ein Gedicht. Und Menschen hassen Gedichte. Die Weltfinanzkrise hatte einen überaus negativen Einfluss auf die Welt und hat, wie am Ende gezeigt wird, allein in Amerika sechs Millionen Obdach- und acht Millionen Arbeitslose zur Folge. Das ist aber nicht das Ende, sondern nur der Handlungsstrang, der wieder zum Anfang führt.

                Wie erwähnt, braucht der Film ein paar Minuten, um völlig unbefangen leben zu können. Etwa zehn Minuten dauert das, bis Steve Carell auftaucht und der zeigt, was er kann und wieso er seine Golden Globe-Nominierung verdient hat (eine bei den Oscars sollte eigentlich folgen). Und hier wird dann auch zum ersten mal in aller Klarheit deutlich, was Adam McKay kann, wozu niemand anderes im Stande wäre. McKay zieht „The Big Short“ wie ein absurdes Theaterstück auf (seine Impro-Comedy-Vergangenheit kommt deutlich zum Vorschein), wie eine Komödie aus den guten alten Zeiten. Immer wieder lässt er die vierte Wand durchbrechen, immer wieder schneidet er die letzten Millisekunden ab, wenn Charaktere ihren Missmut äußern oder Menschen aus Archiv-Material beteuern, wie sicher der Immobilienmarkt sei. McKay lässt die Welt ins Verderben reiten, erzählt aber eine Geschichte von Menschen, die aus dem Verderben profitieren und es deshalb so großzügig wie möglich gestalten wollen - die dunkle Kehrseite der Medaille des American Dream.

                Adam McKay setzt hier überaus pessimistische weil wahre Akzente, gleichmäßig verteilt über die gesamte Laufzeit des Films. Sei es ein Zitat, ein Bild oder weiße Schrift auf schwarzem Grund, in gesunden Abständen, wird der Zuschauer auf den tragischen Boden zurückgeholt. Zwischen diesen Akzenten jedoch dominiert der Humor. Der ist überaus zielsicher, teils zum Schießen komisch und nutzt immer wieder die Macht des Mediums aus - vor allem, dem Himmel sei Dank, abseits von der standardisierten US-Komödie. Richtig clever und manchmal gar entlarvend, ein überaus angenehmer Mix also, der den Humor nicht nur aus dem grotesken Exzess kommen lässt (wie in „The Wolf of Wall Street“), sondern vor allem über die Tatsache, wie die Gesellschaft seit jeher mit der Krise umgegangen ist; mit Desinteresse. Lass uns doch über was anderes reden, es ist so schönes Wetter. Kann man ein so ernstes Thema besser an den Zuschauer bringen, als mit gelungenem Witz mit einer Basis aus ernstem Material? Wahrscheinlich nicht.

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                • 6 .5

                  Es ist doch immer wieder eine angenehmen Erfahrung, wenn man im Kino überrascht wird. Der schweizerische Film „Nichts passiert“, dessen Titel auf spektakuläre Weise trügt, ist eine solche Überraschung. Er handelt von einem nun trockenen Familienvater, der versucht ist, seine zumindest leicht eingeschlafene Ehe zu retten, seinen Chef zu beeindrucken und generell einfach Harmonie in seinem Leben zu finden. Als einen ruhigen, netten Mann bezeichnet Thomas sich hier ganz zu Anfang in einer Sitzung mit seiner Therapeutin. […] Danach versucht Thomas nämlich alles, um seinem Selbstbild und Ziel gerecht zu werden. Er will ruhig und nett sein, er weicht Konflikten und Streit aus, möchte den Urlaub in den Alpen mit seiner Frau, Tochter und der Tochter seines Chefs möglichst angenehm und gesund überstehen. Vor traumhaften Kulissen scheint es zunächst so, als würde der Film sich auf die kriselnde Ehe konzentrieren - bis sich die Ereignisse überschlagen und die Welt um Thomas beginnt, sich immer schneller zu drehen. Er wird plötzlich gefordert, er muss schnell handeln, um mitzuhalten und den Überblick nicht zu verlieren. Und in jeder Sekunde wird dabei in dem tollen Spiel von David Striesow („Zeit der Kannibalen“) deutlich, wie sehr er sich an seiner Aussage aus Szene 1 festklammert. […] Kulminieren tut das alles dann irgendwann, wenn Figuren die Grenze der Legalität überschreiten und die Beschuldigungen plötzlich keinen Spaß, kein Ungefähr und vor allem kein Ausweichen mehr zulassen. Jetzt gibt es nur noch Ja oder Nein, An oder Aus, Eins oder Null. Für Thomas die Hölle, obwohl es nicht primär um ihn geht in den Konfliktsituationen, zieht er sich selbst immer wieder mit hinein und sorgt damit für seinen eigenen Untergang. Er will eigentlich die Situationen entschärfen und sorgt so nur dafür, dass immer alles schlimmer wird. „Ich will jetzt zur Polizei.“ - „Willst du nicht vorher was essen?“ […]

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                      […] Mit wem Minnie gerade Geschlechtsverkehr hatte, dürfte längst bekannt sein, wenn man sich entschieden hat, diesen Film zu sehen. Der gesuchte Herr ist groß, blond, hat einen Schnauzer, ist zufällig der Lebensgefährte ihrer Mutter und deshalb locker doppelt so alt wie Minnie. „The Diary of a Teenage Girl“ erzählt die wahre Geschichte eines Teenagers und ihrer Entdeckung der eigenen Sexualität. Die Verantwortlichen für den Film haben dafür nicht nur Zeit und Ort der Handlung passend ausgesucht; sie haben vielmehr die einzig richtigen gewählt. Die 70er Jahre in Kalifornien. Die 68er-Bewegung stecken Minnies Mutter Charlotte (Kristen Wiig) und ihrem Freund Monroe (Alexander Skarsgaard) noch gehörig in den Knochen und in Kalifornien, dem Sonnenstaat der Freizügigkeit und Liberalität schlechthin, wandern sie von einer Kokain-Party zur nächsten. […] Auf den ersten Blick ist „The Diary of a Teenage Girl“ ein weiterer von vielen Teenie-Coming-of-Age-Filmen im Stile von „Juno“ oder „Ich und Earl und das Mädchen“ und natürlich schlägt der Film auch deutlich in diese Kerbe, jedoch gibt es etwas, was ihn wahrlich von den beiden anderen Filmen abhebt. Und das ist Mut. Mut, den man in Amerika eben nur aufwenden darf, wenn man kein Multimillionen-Projekt am Wickel hat. Die Regisseurin Marielle Heller geht die überaus brisante Thematik (immerhin geht es um Sex zwischen einem Erwachsenen und einer Minderjährigen) überaus wertfrei an. Es ist leicht und wahrscheinlich auch richtig, die Figur des Monroe zu verachten; das ist aber, dass eben dies nicht der Film für einen tut, sondern dem Zuschauer überlässt. Das, gepaart (ein vollkommen unfreiwilliger Wortwitz, versprochen) mit den durchaus freizügigen aber stets zutiefst ehrlichen Sex-Szenen, ist ein kleines Novum und beweist; das hier ist Indie-Kino für Menschen, die der Differenzierung fähig sind. […]

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                      • 8 .5

                        […] Der Film spielt in der Barentssee, ein Teil des Nordpolarmeeres, das an die europäische Küste Russlands grenzt. Es dämmert, gleich wird es ganz dunkel sein. Erst rauscht das Wasser wie in einem letzten Kraftakt in der Brandung, dann liegt es ganz still da und ist nur noch da ganz leise zu vernehmen, wo zahlreiche Gerippe von Booten am Ufer liegen. Die Natur, das Werk Gottes, ist grau, hart, leblos und steht kurz vor der Blässe der Bedeutungslosigkeit. Da, am Ende der Welt, wohnen die Protagonisten von „Leviathan“. […] Zvyagintsev reichert seinen Film überaus vielschichtig an und belohnt sein faszinierendes Drehbuch mit einer überzeugend intelligenten Inszenierung. Viele für den Film essentielle Dinge passieren außerhalb des Bildausschnittes und sind nur durch Ton zu erfahren oder durch logisches Denken zu erahnen. Die Gewalt, die hier immer wieder vorkommt, wird nie wirklich im Bild gezeigt. Man kann sie durchaus erahnen, manchmal wird sie leicht angedeutet, aber es geht dem Regisseur hier in aller Deutlichkeit eher um die Gründe und die Auswirkungen der Gewalt, nicht um die Tat selbst. Die sind eh nur die Spitze des Eisberges. Aber wie steht es denn im Medium Film um die Handlungen, die nicht gezeigt werden? Ist etwas Ungesehenes im Film nicht ein Äquivalent zum Sturz eines Baums, den niemand hört? Direkter ausgedrückt; existiert das Nichtgezeigte für den Zuschauer oder muss es kategorisch angezweifelt werden? Die Antwort liegt nicht im Film, sondern beim Zuschauer. Mit dem Fortschreiten der Laufzeit wird Zvyagintsev immer direkter, immer gnadenloser, was das Schicksal seiner Figuren anbelangt. Kolya wird weiter zerdrückt, er wird ein weiteres zahlenloses Opfer einer Institution, dessen Korruption und Kriminalität sich selbst nähren. Ein Film über Allmacht, beobachtet aus der Froschperspektive. […]

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                        • 6 .5

                          […] Victoria tanzt, hat Spaß, läuft ein bisschen orientierungslos und halbherzig im Club herum und will dann nicht mehr. Sie geht raus, hat es aber auch nicht wirklich eilig, nach hause zu kommen. Sie hat keine wirkliche Verpflichtung. Hat aber, wenn sie darüber nachdenken würde, eine immense Leere in sich, vor der sie aber nicht mehr fliehen will, denn die ist mittlerweile fester Bestandteil ihres Daseins. Die wenigen Informationen, die Schipper uns in den 140 Minuten über die Charaktere gibt, über ihre Vergangenheit und Wünsche, sie sind auch gewollt spärlich gesät, eben weil die jungen Erwachsenen hier blass aussehen sollen. Früher war die Jugend James Dean, Rebell ohne Grund, Destruktion war die Hauptsache. Heute hat die Jugend aufgegeben, zu rebellieren. Das selbstausbeutende Leben, das sie führen, es hat kein Ziel. Eine triste und bittere Aussage, die die Berliner Ghettojungs um Sonne (wieder einmal sa-gen-haft: Frederick Lau, Deutschlands bester) zu verdrängen versuchen. Lau spielt den vergessenen Jungen, der zwar nicht „zugezogen“ ist, was ihm sehr wichtig zu sein scheint, aber anscheinend sonst keine Rolle in Berlin zu spielen scheint. Er ist unsichtbar, sein Name ein Witz zynischster Art. […] In der Hinsicht weist der Film allerdings, das muss man beachten, deutliche Defizite auf. Vieles ist vereinfacht, selten ist inhaltliche Komplexität wirklich gegeben (wenn, dann in der magischen ersten Stunde) und je weiter die Heist-Story Gestalt annimmt, desto klischeehafter wird hier teils verfahren. Das geht dann gar zeitweise in ärgerliche Gefilde und das sind Punkte, die hier und da für harsche Kritik an dem Film sorgten - mit Recht. Die Stärke, die der Film sich vorher erbaut hat, sie wird mit einem Ruck weggewischt, vergessen, die reizvolle Spontanität des Films wird mit Füßen getreten. Das schmerzt merklich, das wirft den Film aus der Bahn und kostet ihn wahrlich Zeit, um sich wieder aufzuraffen. […]

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                            […] Das Wunder und Zeugnis Nakashimas Kunst ist die Tatsache, dass der Film dramaturgisch nie nachlässt, den Zuschauer, obwohl er langsamer wird, immer fester in seinen Würgegriff bekommt und man als Publikum immer mehr gewillt ist, Schweiß, Tränen und Hirnzellen zu investieren. Die Hektik aber, sie beginnt komplett unvermittelt. Hektik, die nicht nur aus der schnellen und chaotischen Schnitttechnik herrührt, sondern auch aus den Gegensätzen, die der Regisseur hier stets anwendet. Es ist Heilig Abend, die Stimme eines Mädchens flüstert ein Liebesbekenntnis, ein Mann murrt seine Mordesabsichten. Ein Chor besingt in engelsgleichen Tönen das Weihnachtsfest, nackte Frauenfeinde tanzen im Club. Die Heilige Maria schaut liebevoll, mit in Demut gesenktem Haupte an sich herab, Jugendliche eskalieren auf einer Party, in einem Konfetti-Regen. […] Auftritt Akikazu, Kanakos Vater und Ex-Polizist. […] Akikazu ist ein Energiefeld, eine Bombe. Ein Mann, der Schläge austeilt, um seine Liebe zu bekunden, der eigentlich seine Familie wiedervereinen möchte und deshalb seine Frau windelweich prügelt. Die Gegensätze dominieren den Film für eine ganze Weile, sie sind quasi das einzige Maß in dieser Welt, die einzige Chance zur Orientierung. Der Zuschauer soll es sich gar nicht erst gemütlich machen oder eine Anschlussmöglichkeit finden, er soll den Boden unter den Füßen verlieren und keine Ahnung haben, an wen oder was im Film er sich klammern sollte, um wenigstens heile rauszukommen. Akikazu ist ein Wrack, der Zuschauer soll es werden. […] Wahrscheinlich täte man gut daran, den Film als Komödie zu verstehen, als eine pechschwarze, kranke, ekelhafte, unmenschlich nihilistische Groteske zwar, aber als Komödie nichtsdestotrotz. Kann man sich damit von Beginn an arrangieren, gibt es wahrscheinlich nichts, was dem Film nicht gelingt, dann ist das Werk wahrscheinlich nicht zu toppen, quasi (einmal mehr im Gegensatz zu seinen Charakteren) unkaputtbar. Der Autor dieser Kritik hat diese Erkenntnis jedoch erst ab der Hälfte der Laufzeit bekommen und deshalb einen etwas schwierigeren Einstieg gehabt. Letzten Endes scheint es vollkommen überflüssig, nach tieferem Sinn zu forschen und nachzudenken, ob das hier ein Film über Liebe sein soll oder was zum Teufel hier eigentlich vor sich geht. Schließlich ist diese gedankliche Leere und Orientierungslosigkeit die Antwort selbst; die Aussage aus keiner Aussage. Die Antwort auf keine Frage. Der Widerspruch eben, der sich durch den ganzen Film zieht. […]

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                            • Schön, dass du dir hier die Mühe gibst, Troublemaker!

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                              1. Bester Film - Birdman

                              2. Bestes Drehbuch - Aaron Sorkin (Steve Jobs) / Paul Thomas Anderson (Inherent Vice)

                              3. Beste Regie - Alejandro Gonzalez Inarritu (Birdman) / Tetsuya Nakashima (The World of Kanako)

                              4. Beste darstellerische Leistung - Michael Fassbender (Macbeth) / Elisabeth Moss (Queen of Earth)

                              5. Beste Technik (Sound, Kamera, usw.) - Macbeth

                              6. Wichtigster Film - The Walk / Going Clear

                              7. Bestes Popcorn-Kino - Steve Jobs

                              8. Bester Soundtrack - Macbeth / Inherent Vice

                              9. Bester Filmcharakter - Doc (Inherent Vice)

                              10. Bestes Filmpaar - David + ShortSighted Woman (The Lobster) / Macbeth + Lady Macbeth (Macbeth)

                              11. Bester Look - Macbeth / Das Märchen der Märchen

                              12. Bestes Feel-Good-Movie - Alles steht Kopf

                              13. Beste Direct-to-DVD Veröffentlichung - The Guest

                              14. Bester Genre-Film - Mad Max: Fury Road / The Guest

                              15. Sonderpreis: Kreativster Film - Tokyo Tribe

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                              • 3 .5

                                […] Wirklich Gespür für Atmosphäre hat hier niemand der Beteiligten, stattdessen kann man die Schockmomente quasi sekundengenau vorbestimmen (auch wenn man zugeben muss, dass es angenehm war, wie selbstzufrieden Verhoeven hier auf einen Jumpscare mittels geöffneter Kühlschranktür verzichtet). Ansonsten ist der Film nur auf den bloßen Schock ausgelegt, die versuchten Momente der Suspense funktionieren selten, was auch mitunter daran liegt, dass man sich auf Elemente verlässt, die gar nicht das gesamte Publikum verstehen kann. […] Während die anfänglichen Visualisierungen der sozialen Netzwerke und Lauras Aktivitäten durchaus gelungen sind, einen wirklichen Mehrwert haben sie nicht. Es wird versucht, Charaktertiefe aufzubauen - für einen Charakter, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, einen Charakter, für den sich selbst der Film nicht wirklich interessiert. Wie weitreichend die Dummheit der Geschichte aber ist, wird erst mit der finalen Einstellung deutlich, kurz bevor diese unpassende Abspann-Musik einsetzt. Dann nämlich verfehlt der Film sogar seinen nicht-verfehlbaren Versuch, den erhobenen Zeigefinger auszupacken und kommt zu einer Moral von der Geschicht’, die der gesuchten Botschaft des Subgenres komplett gegen den Strich geht. Pass auf, dass du kein Opfer wirst! Wer mag schon ungeschminkte Menschen?! […]

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                                • Ich würde mich über einen Kommentar zu "The Man Who Wasn't There" sehr freuen. :)
                                  Danke für die tolle Aktion und noch ein schönes Restjahr. :)

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                                  • 5
                                    über Dope

                                    […] Denn „Dope“ ist ein Film wie ein Lied, auf Rhythmus ausgelegt, in dynamische Wellenform aufgelegt. Ein Coming-of-Age-Film, allein diese Beschreibung dürfte in Verbindung mit dem Wort Sundance zu erhobenen Augenbrauen und reichlich Skepsis führen, der seine Charaktere die drei Bedeutungen von „dope“ durchleben lassen wird. Ein Film, der seine Aussage lebt, ein Herzensprojekt. Ein Werk, dass sich in „Das musste mal gesagt werden“-Gefilde traut, aber auch einige ernste Thematiken und Vorurteile, die zumeist mit der Rassenthematik zu tun haben, sehr entspannt und leicht angeht. Die lesbische beste Freundin von Malcolm (großartig dargestellt von Shameik Moore), die von allen nur „Diggy“ genannt wird, muss da einmal wöchentlich mit ihrer Familie in die Kirche „to pray away the gay“ - um ihre Homosexualität wegzubeten. Ein Ritual, das Diggy (Kiersey Clemons) selbst bloß mit schmachtenden Blicken in Richtung Frauenbeine einer weiteren Kirchgängerin bedenkt. […] Der Film ist feinste Lebensenergie, unheimlich lustig, er scheint locker-frisch und ist immer wieder entlarvend - und das mag der Zuschauer. Was er nicht mag, ist, belehrt zu werden. Leider tut „Dope“ das am Ende, wenn er seine durchklingende Aussage nimmt und sie wortwörtlich und mittels Durchbrechen der vierten Wand an den Mann bringt. Die schleimige „Glaub an dich“-Aussage kommt da mit Lichtgeschwindigkeit angerauscht. […] Dieser bittere Nachgeschmack bleibt nach dem Film leider erhalten, die besagten Momente wirken ein wenig wie ein Fremdkörper in diesem Film und würden genau das in jedem Film sein. Nun ist die Frage natürlich, wie man damit umgeht, denn in den neunzig vorangegangen Minuten bewies Regisseur Famuyiwa Stil und Intellekt in seinem Umgang mit Moral und Kunst. […]

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                                    • 7 .5

                                      […] Moore ist ein überaus fähiger Mann, der hier einen kleinen Filmschatz abliefert. Der Film selbst erinnert von Aufmachung und Erzählstil her vor allem zu Beginn an die gute alte Gute-Nacht-Geschichten, die man von seinen Eltern so gerne gehört hat, sobald man sich unter die warme Decke gekuschelt hat. Eine Sage, vollgestopft mit allerlei mystischen Wesen und dem Geschwisterpaar Saoirse (um Verwirrung zu verhindern; man spricht es „Sirsche“ aus) und Ben. Ben, der seine kleine Schwester nicht zum aushalten findet, der sich ungerecht von seinem allein erziehenden Vater behandelt fühlt, der seine olle Oma nicht mag und der all den Frust, der sich in ihm aufstaut, nach unten weiterleitet - zu Saoirse. Die kann sich schließlich schlecht wehren, sie ist sechs Jahre alt, hat noch nicht ein Wort gesprochen und scheint generell irgendwie hilflos zu sein. Aber halt, da steckt etwas in ihr, der Schein des kleinen machtlosen Mädchens muss trügen. Etwas will aus ihr heraus, sie redet zwar nicht, aber sie niest immerzu. Und während Ben panische Angst vor dem Wasser hat, scheint die kleine Prinzessin vor gar nichts Angst zu haben, außer vor den Gruselgeschichten die Ben erzählt, um sie zu ärgern. […] Das alles wird von Tomm Moore wirklich überwältigend schön visualisiert. Der Zauber und das Wunderbare verschmelzen mit Bildern, die die Magie förmlich real werden lassen. Abseits von Pixars glattgezogenen Animationen überzeugt das Visuelle mit atemberaubender Schönheit und reichlich lustvoller Kreativität. Man wird gebannt sein von den Bildern, man wird in wohler Zufriedenheit dem Geschehen folgen und sich zeitweise selbst wieder wie ein kleines Kind fühlen, dass die Magie der Welt neu für sich entdeckt. Die Musik streichelt die Seele, die unschuldige und sanfte Inszenierung von Moore bettet den Zuschauer ein und nimmt ihn mit auf auf das Abenteuer, das durch die engsten Tunnel und in die weitesten Ozeane führt. […]

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                                      • 8 .5

                                        […] Ganz zu Beginn lässt der Franzose von einem Sprecher die Credits zum Film „Die Verachtung“ verlesen. Währenddessen zeigt der Film einen Filmdreh; eine Kamera fährt auf einer Dolly und filmt eine Frau. Die Kamera fährt dabei immer dichter an den Zuschauer selbst heran, schwenkt irgendwann und filmt den Zuschauer selbst, durchbricht die vierte Wand. Die Kamera sieht auf den Zuschauer herab, aber im gleichen Maße blickt sie auf Jean-Luc Godard selbst hinab. Godard untersteht einem dokumentierenden Druck, eben kommerziellen Interessen. Dabei macht er sehr deutlich, als was sein Film, seine Arbeit, sein Schaffen eigentlich anzusehen ist. Als ein Kunstwerk, was nicht als snobistischer Qualitätsanspruch gemeint ist, sondern als das, was es ist. Produziert von einem Menschen. Nicht mehr, nicht weniger. Es ist eine demütige und leicht bescheidene Sichtweise auf seine eigene Arbeit, die auch als entschuldigende Abwehrhaltung interpretiert werden kann, wenn man sich einmal bewusst macht, wie rigoros Godard doch manchmal in Erscheinung tritt. […] Paul, Drehbuchautor von Beruf, beginnt schließlich mit seiner Arbeit für Jeremys Film, der von Fritz Lang inszeniert werden soll. Er hat sich letztendlich des Geldes zur Arbeit breitschlagen lassen, hat aber ein überaus schlechtes Gewissen deshalb und droht auch noch, seine Frau Camille deshalb und wegen des unkommunikativen Umganges zu verlieren. Wie durch ein Loch in der Wand kommt Camille in einer Szene in den Raum, in dem Paul an seinem Drehbuch schreibt und antwortet kurzerhand auf das, was er vor sich hin gemurmelt hat, während er es abtippte. In diesem Moment verbindet Godard die drei narrativen und reflexiven Ebenen des Films. Der Film als Kunstwerk, die Handlung zwischen Kunst versus Kommerz und Paul selbst mit seiner Beziehung zum Medium Film. Der Kreis schließt sich und das ist so elegant gelöst, dass man aufspringen und applaudieren möchte. Paul, dem alles irgendwann zu viel wird, hält schließlich ein flammendes Plädoyer gegen die Geldgier als oberste Instanz - und wird prompt von allen allein gelassen. Er findet sich am Boden von nicht enden wollenden Treppenstufen wieder. […] „Man soll stets beenden, was man angefangen hat.“ sagt Herr Lang als eine Art letzten wichtigen Satz im Film und spricht damit Godards Zuversicht an. Seine Motivation, seine leichte Müdigkeit, aber auch seinen unbedingten Willen. Man muss sich einmal mehr vor Augen führen: Die Nouvelle Vague war zum Entstehungszeitpunkt des Films gerade einmal drei Jahre alt. […]

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                                        • 3 .5

                                          […] Und das liegt daran, dass das Genre des Weihnachtsfilms nicht an bloßen Formalien zu erreichen ist. Es genügt eben nicht, Schnee im Film zu zeigen oder - jetzt wird es etwas wild - de facto Weihnachten zu behandeln. Denn das tut der Film. Um zu einem Weihnachtsfilm zu werden, liebe Leser, die ihr den geistigen Zustand dieses Autoren nun hinterfragt, muss ein Film jene Gefühle verursachen, die man verspürt, wenn man mit seiner Familie zusammensitzt, das Feuer knistern hört und vollkommen satt und rundum zufrieden auf dem Sofa entspannt. „Tatsächlich Liebe“ macht das hervorragend. Das ist ein Werk, das sich mit Fug und Recht als Weihnachtsfilm bezeichnen darf. „Die Geister, die ich rief“ ist ebenso gut darin. „Der Polarexpress“ ist kein guter Film und darf sich deshalb nicht Weihnachtsfilm schimpfen. […] Bei all diesen Irrungen und Wirren, in denen sich der Film immer wieder verrennt, kommt leider der sentimentale Schmalz nie beim Zuschauer an. Und kein Schmalz ist (bei einem angeblichen Weihnachtsfilm) noch schlimmer als zu viel Schmalz. Denn zu Weihnachten, wenn der Zuschauer sich in oben beschriebenem Szenario wiederfindet, entspannen und einfach nur einen Film sehen will, ist eine gut gemeinte und eskapistisch ausgelegte Geschichte nicht nur okay, sie ist erwünscht. „Der Polarexpress“ versucht, eine solche Geschichte zu erzählen, kann sie aber dem Zuschauer nicht vermitteln. Das liegt auch (aber nicht nur) an den haarsträubenden Schwächen, die der Film in seiner Dramaturgie aufweist. Das Herzstück des Weihnachtsfilms, ja eigentlich eines jeden Films, die Emotion nämlich, sie ist ein Funken, der hier nie überspringt. Und an dieser Stelle wird dann auch deutlich, weshalb „Der Polarexpress“ noch lange kein Weihnachtsfilm ist, nur weil er so Elemente wie den Nordpol, Mr. C und Geschenke für Kinder vereint. […]

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                                          • 7

                                            Das hier wird kein langer Kommentar, geschweige denn eine Kritik. Es wird nur ein kleiner Text sein, der notwendig zu sein scheint. Denn mit „The Walk“, der in den Kinos spektakulär untergegangen ist, hat Robert Zemeckis vielleicht nicht den besten Film des Jahres abgeliefert, aber einen der wichtigsten. Einen Film, der es verdient hat, gesehen zu werden. Wie nicht zuletzt die Daily Show mit Trevor Noah zusammengefasst hat, 2015 war ein „shitty year“. Von Charlie Hebdo, über Paris 2.0 und San Bernardino, den Libanon, Syrien, Thailand und Mali und all den unzähligen anderen Plätzen, an denen Terror-Gefahr herrschte. Das war 2015. Natürlich nicht nur, es gab bestimmt auch positive Dinge, aber die negativen neigen doch dazu, sich eher ins Gedächtnis zu brennen. Und das weiß der neue Film von Robert Zemeckis, weshalb er sich hier eines einmaligen Stoffes bedient, um eine Geschichte zu erzählen, die das Jahr 2015 angenehmer und wachrüttelnder nicht ausklingen lassen könnte. Da die Story um den französischen Drahtseilkünstler Philippe Petit, der ein Seil zwischen den Twin Towers des World Trade Centers spannte und von der einen auf die andere Seite und wieder zurück spazierte (allein das Verfassen dieser Zeilen gibt mir schweißnasse Hände), weitestgehend bekannt ist, nimmt Zemeckis sich die Freiheit der gewitzten und leichtfüßigen Inszenierung. Er springt vor und zurück, nutzt Farbe und schwarz/weiß und vor allem bedient er sich immer wieder der Macht des Films, der es ohne weiteres gelingt, den Zuschauer an der Nase herumzuführen. Das ist wahnsinnig erfrischend, macht Spaß und hat mit Joseph Gordon-Levitt eine Charisma-Bombe als emotionales und moralisches Zentrum. Die größte Stärke des Films aber - und gleichzeitig der Punkt, weshalb der Film so immens wichtig ist - liegt in der Bedeutung, die Zemeckis der Aktion und dem Film beimisst. Die Twin Towers haben nunmehr (die Drahtseilaktion fand anno domini ’74 statt) eine andere Bedeutung für die Gesellschaft. Sie standen als ein Symbol der Macht, unerschütterlichen Stärke des freien Westens und wurden durch Terror zerstört. Zemeckis nutzt diese Türme und erzählt eine Geschichte des Mutes, der Willenskraft und der nicht erschütterlichen Lebensfreude; Werte, die zu Zeiten des (Medien-)Terrors nicht nur mir irgendwie abhanden gekommen sind. „The Walk“ ist ein Film, der zur richtigen Zeit kommt, der ein riesiger Hit hätte werden können, wenn das Publikum gewusst hätte, was es da ignoriert. Mitnichten ist es nur ein Film über einen Typen, der über ein Stahlseil balanciert. Es ist ein Film, so kitschig es klingt, über uns alle, die in einer Welt leben, in der leben selbst wie ein Drahtseilakt wirkt. Wenn ihr die Chance haben solltet, „The Walk“ noch zu gucken, dann ergreift sie.

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                                            • Zeilen für Zimtmond:
                                              http://www.moviepilot.de/movies/mary-und-max-oder-schrumpfen-schafe-wenn-es-regnet/comments/1452814

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                                              Danke an alle, die mitgemacht haben. Hat mir wieder mal Freude bereitet mit euch zu schreiben und zu lesen. :)
                                              Und danke an Razzo für die Mühe und Ausdauer, ich bin mir sicher, man liest sich nochmal.

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                                              • 8 .5

                                                Dies ist ein Wichtelkommentar im Rahmen der User-Wichtel-Aktion-2015 für die allerliebste Zimtmond. Einen frohen Advent wünsche ich dir und euch allen.

                                                Mit diesem Kommentar schließt sich gewissermaßen ein Kreis, der vor etwa anderthalb Jahren begann. Da hat Zimtmond nämlich einen ganz wunderbaren Text zu diesem Film geschrieben, mit dem ich mich in ihren Schreibstil verguckt habe. Wird ja wohl noch erlaubt sein. Ich wusste bis vor ein paar Wochen dann nicht allzu viel über den Film, habe aber, mit Zimtmonds Kommentar in Herz und Hinterkopf, einfach zugegriffen, als er auf einmal vor mir lag. Wird schon gut sein, kann gar nicht schlecht sein, mit Zimtmond als Filmpatin von Mary & Max. Als wir beide - sie und ich - uns dann für diesen vierten Advent zusammen getan haben, stand der Gedanke an den australischen Knetgummi-Film natürlich schon im Raum, noch bevor sie ihn oder irgendwer ihn aussprechen konnte. Und nun ist es soweit, ich hab mir „Mary & Max“ mit großen Erwartungen angesehen. Normalerweise ist die Folge von hohen Erwartungen, dass sie unterlaufen werden und der Zuschauer enttäuscht ist. In seltenen Fällen werden die Erwartungen vom Film bestätigt, sodass selbst ein guter Film auf einmal wie ein Meisterwerk erscheint. Das aber, was „Mary & Max“ geschafft hat, ist mit gutem Gewissen als einzigartig zu bezeichnen. Der Film hat meine Erwartungen weder enttäuscht, noch sie bestätigt, er hat sie mich vergessen lassen. Innerhalb kürzester Zeit. Jetzt weiß ich beim besten Willen nicht mehr, was ich von diesem kleinen Film erwartet habe und das ist auch nicht mehr wichtig. Das war auch schon nach fünf Minuten nicht mehr wichtig, wenn Marys Mutter Sherry trinkt (was ein Tee ist, den man immer kosten muss) und ihr Vater die Bändchen an die Teebeutel heftet. Nichts war mehr von Bedeutung, von dem, was in meiner Welt relevant war oder auch nur in irgendeiner Art und Weise real. Ich vergaß mich selbst und war sofort ein stiller dritter Freund im Bunde, ein Freund von Mary und auch von Max und Heinrich dem VIII. Ich war versunken in der Welt, in der die schwierigsten Probleme und herzzerreißendsten Schicksale mit der lieben Direktheit eines Kindes angegangen werden, in der man die ganzen komplexen Beziehungen und festgefahrenen Ansichten unserer Realität vergessen darf. In der Unschuld noch leibhaftig existiert. Das Seherlebnis von „Mary & Max“ zu beschreiben ist, zumindest für mich, unmöglich. Zu schön, zu lustig und unverblümt, zu schnell hat man alles ins Herz geschlossen, zu gern lässt man sich zu Tränen rühren, zu verdammt liebevoll wird hier alles angepackt und dem Zuschauer behutsam beigebracht. Zimtmonds Kommentar, in den ich mich so verliebt hatte, ist tatsächlich genau wie dieser Film, eine Weiterführung des Stils, den Adam Elliot so königlich beherrscht. Ihr Kommentar ist ein Paradebeispiel für die schriftliche Erschaffung und Vermittlung einer Emotion, eines Weltbildes und dem Kern eines Films. Für diese Zeilen, die sie vor langer Zeit verfasst hat, möchte ich ihr danken, weil sie mich jedes mal was fühlen lassen und weil sie mir diesen wunderbaren Film gebracht haben. Zimtmond, vom ganzen Herzen, wünsche ich dir eine schöne Weihnachtszeit.

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                                                  […] Eine solch mutige und verständnisvolle Inszenierung von Panikattacken, ja psychischen Problemen generell, ist wahnsinnig selten. Das liegt daran, dass eine verständnisvolle Reaktion auf derartige Fälle im echten Leben wahnsinnig selten ist. Viele Menschen trauen sich mit ihrer Erkrankung gar nicht an die Öffentlichkeit, zu groß sind Scham, Sorge und Angst vor dem Verlust des Berufs und der Freunde. Das ist bittere Realität und unbedingt zu ändern, schließlich leben wir im 21. Jahrhundert. Der Umgang mit psychisch Kranken ist zwar schon (auch dank dem „Kuckucksnest“) einen weiten Weg gegangen, am Ziel angekommen ist man noch nicht. „Hedi Schneider steckt fest“ macht das deutlich, ohne je einen bösen Blick oder gar den Zeigefinger rauszuholen. […] Lustige Dialoge wie „Das ist Maulwurfkacke.“ - „Ja, was andres gibt’s aber nicht.“ treffen da auf kleine Sätze á la „Es tut mir so leid, dass ich das hab.“ Gerade darin findet sich eine so tonnenschwere Wahrheit. Heiss findet in dem Spaß Momente, in denen sie die Krankheit, die Leidende selbst und die Angehörigen behandelt, Momente, in denen Hedi denkt, sich entschuldigen zu müssen, ungenügend zu sein. Momente der Selbstschuld-Zuweisung und des Zweifels, die wirklich ans Herz und in den Kopf gehen. Jeder, der ähnliche Probleme hatte, wird hier einige Wahrheiten und Gedanken/ Sätze zu hören bekommen, die schmerzlich bekannt vorkommen. Und sie helfen dabei, dem Zuschauer deutlich zu machen, dass ein Leben voller Stigmata, Zwänge und Ausgrenzung ganz einfach nicht existent sein sollte. […]

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                                                  • 7 .5
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                                                    […] Paul Schrader (der das Drehbuch zu Marty Scorseses „Taxi Driver“ geschrieben verfasste) hat sich fünfzehn Jahre nach Mishimas Freitod daran gemacht, das Leben des (Ausnahme-)Künstlers zu erforschen. Einer Untersuchung kommt der Film gleich, die sich dem Autoren auf die scheinbar einzig richtige Art und Weise nähert. Als Rahmenhandlung dient hier die tatsächliche Lebensgeschichte des Japaners; von seiner frühen Kindheit, über seine Jugend, hinein in das junge Erwachsenenalter und die letzten Momente. Eine viel zentralere Rolle spielen hier jedoch die stückhaften Adaptionen dreier Mishimas Werke. Der Titel des Films „Mishima - Ein Leben in vier Kapiteln“ bezieht sich dabei gleich auf die dramaturgische Aufteilung des Filmes. Vier Kapitel, namentlich beauty, art, action und harmony of pen and sword, die zu Großteilen gar nicht den Star des Films zeigen, sondern sich seiner versteckten Persönlichkeit, die in seine literarische Werke floss, widmen und diese Kapitel stets mit stilistischen Eigenarten gezeigt werden. […] Als Autor sind es Wörter für Mishima, die etwas bewegen können - und damit sind sie das Gegenteil der Welt, die für ihn rein körperlich ist. Konflikt, Gewalt, Sex. Die ganze Welt, das normale Leben scheitert an seiner Körperlichkeit, an der Vergänglichkeit von Schönheit; niedergeschriebene Wörter aber überdauern alles. Später wird Mishima diese Ansicht von einem neuen Blickwinkel aus betrachten; währenddessen springt Paul Schrader vor und zurück in der Zeit und von einer Roman-Adaption in die nächste. Die eigens nachgestellten Szenen kommen mit eigenen Farbeigenschaften daher. Schrader, großer Fan von Yasujiro Ozu, lehnt seine Inszenierung an die Japanischen Filme der 30er an, wechselt von Farbe zu schwarz-weiß und vermischt alles zu einem wahrlich bunten Mix aus verschiedenen Stilen, Stimmungen und Ansätzen, die in der Summe ein großes Bild zeichnen. Ein Bild über einen Menschen mit einer polarisierenden Existenz und ein Bild über ein paradoxes Leben. […]

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