Sonse - Kommentare
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Alle Kommentare von Sonse
Benedict Cumberbatch und David Thewlis? Verdammt, jetzt muss ich mir die Pferdestory wohl tatsächlich vormerken. Damn you, casting agent!
Das erste Mal im Kino geweint? Vermutlich gleich beim "Dschungelbuch" damals. Moment, ich schau mal auf meine chronologische Kinobesuchsliste (ja, die gibt es)... Wenn da nicht, dann spätestens bei "Homeward Bound" (Zurück nach Hause).
Zu regelmäßigem Geschluchze führen die meisten meiner Lieblingsfilme:
Aus Rührung: Shawshank, LiT, Cinema Paradiso, Trust, The Fall...
Vor Lachen (nur das sorgt bei mir für richtige Sturzbäche): Priscilla, Noises Off!, Galaxy Quest...
"Almanya - Willkommen in Deutschland" ist eine Art "East is East" für Deutschland. Charmant und sympathisch wird hier eine deutsch-türkische Familiengeschichte erzählt. Von der Ankunft Hüseyins als 1.000.001ster Gastarbeiter in Deutschland bis zu seinem Enkel Cenk, der sich die Frage stellt, ob er nun Deutscher oder Türke sei? Man lernt alle Familienmitglieder kennen, die Schauspieler sind wunderbar, insbesondere Vedat Erincin und Lilay Huser.
Sehr angenehm ist die Leichtigkeit des Films im Umgang mit kulturellen Missverständnissen und Identitätsfragen, aus welchen einige amüsante Szenen hervorgehen. Hüseyins Albtraum über seine (demo)bürokratischen Pflichten als Deutscher zum Beispiel (Schweinefleisch, Schützenverein, Tatort, Mallorca...). Am besten gefiel mir der kleine Cenk und sein Problem mit der Europakarte in der Schule, die kein Anatolien kennt. Auch die Kamera fiel mir immer positiv auf, sobald sie Cenks Blickwinkel übernimmt. Schöner Film mit dem Herz am rechten Fleck.
Bei dieser Auswahl eindeutig "Steinfeld for Katniss"!
@Überschrift: Katniss zollt übrigens keine Tribute, sie ist ein Tribut. ;)
Ganz großartige Neuigkeiten! Das ist mir auch viel lieber als die Bond-Rolle.
"House of Cards" kannte ich auch noch gar nicht. Wird sogleich geordert.
P.S. "Margin Call" hat doch nichts mit Politikern zu tun, da geht's um Banker.
Aber Spacey selbst ist "ganz dicke" mit Bill Clinton. Insofern...
Wer "Pastewka" kennt, der weiß was er von "Curb Your Enthusiasm" zu erwarten hat, da man sich für den deutschen Ableger eindeutig hier hat "inspirieren" lassen. Nur treibt es "Curb" noch deutlich weiter was Situationen, Sprache und Charaktere angeht.
Larry David, eine Mischung aus Woody Allen und Alfred Biolek, kennen hierzulande vermutlich die meisten höchstens als Allens Alter Ego in "Whatever Works", in den USA ist er als der Produzent und Autor der Neunziger-Obersitcom "Seinfeld" bekannt. In dieser Serie stolpert er nun durch seinen Alltag und bringt gekonnt seine Umwelt gegen sich auf.
Der Humor ist eigenwillig und zumindest ich brauchte eine ganze Staffel bis es bei mir Klick machte und ich richtig Spaß an Larrys Fettnäpfchen-Bauen-und-Kopfüber-Hineinspringen hatte. Er ist die meiste Zeit über ein asozialer Arsch, verfügt jedoch über die ein oder zwei Qualitäten, die ihn als Protagonist erträglich machen, zusätzlich zu jenen Momenten, in denen man feststellen muss, dass man die Situation genauso sieht wie er. Die Nebenfiguren bekleckern sich allerdings auch nicht gerade mit Freundlichkeiten. Fast möchte man sagen, dass die Prostituierte, der Sexualstraftäter und die eine Frau in der Burka, die vielleicht nettesten Figuren der Serie bisher waren. Trotzdem ist der reguläre Cast wirklich gut, ganz besonders Susie Essmans Rolle ist klasse, das größte Schandmaul der Serie. Allein für ihren Sergio Leone-Auftritt ist "The Doll" schon meine absolute Lieblingsfolge.
Hier der Clip:
http://www.youtube.com/watch?v=WbQ2vnSNCwc
Wie sie "decapitateeeeeed" brüllt. Ganz, ganz groß!
Gegen Sie ist Larrys "Trophy Wife" Cheryl "Doris Schröder-Köpf" Hines unsäglich langweilig und unlustig. Da war ich richtig froh, als die netten Blacks, sie in Staffel 6 und 7 temporär ersetzten.
Einen extra Bonus bekommt die Serie dafür, dass sie ungescripted ist (David schreibt nur ganz kurze Outlines) und trotzdem prächtig funktioniert.
Hier mein grobes Staffel-Ranking, von sehr gut zu okay:
2,4,3,5,6,7,1
Allerdings sind überall witzige Episoden dabei. Hier meine persönliche Top Ten:
1. The Doll
2. Shaq
3. The Survivor
4. The Car Pool Lane
5. Trick or Treat
6. The Anonymous Donor
7. Krazee-Eyez Killa
8. The Seder
9. The Surrogate
10. Denise Handicapped
Ein großer "Seinfeld"-Fan war ich übrigens nie, dies doch zu sein, kann für "Curb" zwar nicht schaden, ist aber scheinbar nicht notwendig. Am besten einfach mal ausprobieren, ob man mit dem Humor hier was anfangen kann und der Serie zur Not etwas Zeit geben. So eine Staffel ist bei nur 10 Episoden à 30 Minuten jedenfalls flott durchgekuckt. Ganz besonders, wenn man wie ich krank mit Fieber im Bett lag und nicht Schlafen konnte. Hell, 'Curb' kept me sane! ;)
Wie schon bei "Stromberg" hat man sich hierfür schamlos im lustigeren Ausland bedient. Doch wenn die zahmere, deutsche Variante des US-Vorbilds "Curb Your Enthusiasm" so gut funktioniert und ihren eigenen Ton findet wie "Pastewka", ist dagegen rein gar nichts einzuwenden.
Weil ich gesehen habe, dass Spacey hier und an anderer Stelle mehrmals erwähnt wurde: Der würde das sofort machen. Sagt er schon seit Jahren. Da kann er seinem Held Johnny Carson nacheifern. Er hat 'nen trockenen Humor, kann singen und schnell improvisieren, dazu würde es garantiert unzählige Impressions geben. "Classy" wäre er, erwartet aber nicht, dass er so bösartig werden würde, wie einer der etwas mehr Distanz hat (wie Gervais).
Bisher hat die AMPAS bei ihm aber noch nicht angeklopft.
Die Show kann ich nur teilweise beurteilen, da ich manchmal nur die Hälfte mitbekommen habe, weil ich pausenlos am Freischalten eurer Comments im Chat war. ;)
Nochmals danke an alle die dabei waren sowie Marie und Kängufant für's Mithelfen! :)
P.S. Für alle die es interessiert: Im Chat wurden 4584 Kommentare geschrieben und insgesamt 2198 Leser haben mal reingeschaut.
Kompetent inszenierter reißerischer Schund mit Richard Gere sowie Claire Danes als Hirten ihrer Herde Sexualstraftäter, von Andrew Lau, dem Regisseur von "Infernal Affaris", dem man ein besseres Drehbuch für sein Hollywood-Debüt gewünscht hätte.
Oscar-Tipps können übrigens bis vor Beginn der Veranstaltung noch hier im Forum eingereicht werden:
http://www.moviepilot.de/forums/film-forum/threads/oscar-2011-das-neue-tippspiel?page=1
Ich werfe mal noch Terry Gilliam, Warren Beatty, Jacques Tati, Billy Bob Thornton und Tim Robbins in die Runde.
Aufsatteln! Nach "No Country for Old Men" haben sich viele einen reinen Western von den Coens gewünscht und da haben wir ihn: "True Grit" ist ein würdiger Vertreter seines Genres und durchaus noch ein erkennbarer Coen, trotz ihrer weitgehend schnörkellosen Inszenierung.
Sehr gut ist dieser Film gelungen, mehr nicht. Merkwürdige Formulierung, oder? Denn er hält der monstösen Erwartungshaltung womöglich nicht stand, die Werken der Gebrüder Coen derzeit entgegen gebracht wird. "Sehr gut" reicht da manchen nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass einige Fans der Coens es entweder ganz düster, distanziert und tiefsinnig wollen oder eben nihilistisch schräg und extra clever wie jüngst "A Serious Man". Joel und Ethan heben schon gerne einen tiefen Graben zwischen ihrem Film und ihren Zuschauern aus. Hier versuchen sie sich an einem Film, der außer der teils nicht leicht zu verstehenden Old West-Grummel-Lingo (OmU ist hier keine schlechtere Alternative zur OV), keine Barrieren zum Publikum aufbaut, im Gegenteil, "True Grit" ist nicht nur zugänglich, sondern will auch noch gemocht werden. Manch einem ist diese Motivation für einen Coen vielleicht zu seicht?
Doch da ist der Bären-Doc, der Wortwitz der eigenwilligen Dialoge und Namen (selbst wenn es sich um eine Adaption handelt, sind die sehr passend), der Humor und gleichzeitig dieser sachlich-nüchterne Tonfall, den man aus vielen Filmen des Duos kennt. Und ihr geschicktes Händchen in Sachen Casting natürlich. Ob Rooster Cogburn die Kinder von der Veranda tritt, vor Gericht aussagt oder sich Gockel BeinaheSchwanzbrand und LaRindvieh gegenseitig anzicken und vor Mattie profilieren wollen, ich hab mich königlich amüsiert.
"True Grit" machen trotz allem gerade die Schauspieler aus, die rundum brillieren. Die erste richtige Coen-Heldin seit "Fargo" ist Mattie Ross und Hailee Steinfeld spielt außerordentlich in der wohl schwierigsten Rolle des Drehbuchs. Sie ist durchweg authentisch ohne in die große Falle der Unglaubwürdigkeit und Nerverei zu tappen, wie viele junge Darsteller, wenn ihre Charaktere altklug sein sollen. Steinfeld wäre wohl eine wunderbare Katniss, wenn sie die Hauptrolle in den "Hunger Games"-Verfilmungen wirklich bekommen sollte, für die sie schon mal im Gespräch war. Bridges ist nach seiner geistesabwesenden Performance in "Tron: Legacy" hier wieder ganz in seinem Element als dauerbetrunkender Marshall, out'dude'ing The Duke. Barry Pepper und Josh Brolin machen das denkbar beste aus wenig Screentime, wer mich jedoch ausnahmsweise mal ein wenig beeindruckt hat war Matt Damon. Ich mache keinen Hehl daraus ihn meistens für okay, aber völlig austauschbar zu halten. Als "Big hat, no cattle"-Texas Ranger war er super: stolz, unfähig-fähig, prahlend, ein wenig creepy und doch irgendwie nicht unsympathisch.
Nur der Showdown hat mich ein klein wenig enttäuscht, der ist ein bisschen zu konventionell bzw. simpel und kurz geraten. Doch folgt auf ihn etwas, das nur sehr wenige zufriedenstellend hinbekommen, ein wirklich schöner, poetischer Epilog. Dennoch hätte man den schmissigen Cash-Song aus dem Trailer durchaus noch im Film unterbringen können.
Letzlich verfällt Deakins Kamera kaum in pathetische Landschaftsaufnahmen, sondern bleibt immer recht nahe am Geschehen. Es schneit in "True Grit" und man spürt die Kälte richtig im Kinosaal. In einem Genre, in dem Filmemacher gerne zum mehrstündigen Epos neigen, gelingt den Coens schließlich eine Erzählung in unter zwei Stunden - auch dafür: Lob.
Mensch, was könnte man letztlich aus Bond mal machen. Lasst den Film komplett in London und verschiebt den Fokus auf eine Detektivgeschichte, macht mal nicht auf modern, sondern auf "period" und schickt Bond zurück in die Fünfziger, wo er herkommt, oder, wenn ihr richtig Mumm habt, macht ihn zum Bösewicht.
Der Neuanfang mit Brosnan blieb dann doch der gängigen Formel treu. Der Plot ist ein Remix aus aus bereits bekannten Zutaten: böse Sowjets, böser Satellit, Karibik und Chaos am globalen Finanzmarkt.
Brosnan - for better or worse - tauscht die Ernsthaftigkeit Daltons gegen die albernen Oneliner, und versucht sich auch gar nicht erst an Connery.
Für eines muss ich "GoldenEye" jedoch wirklich gern haben. Nicht nur Famke war nett, sondern er hat uns mit Judi Dench als M beschenkt:
M: "You don't like me, Bond. You don't like my methods. You think I'm an accountant, a bean counter more interested in my numbers than your instincts."
Bond: "The thought had occurred to me."
M: "Good, because I think you're a sexist, misogynist dinosaur. A relic of the Cold War, whose boyish charms, though wasted on me, obviously appealed to that young woman I sent out to evaluate you."
Bond: "Point taken."
M: "Not quite, 007. If you think for one moment I don't have the balls to send a man out to die, your instincts are dead wrong."
Wie erwartet. (...)
"It's time travel, shit like that can happen."
Drei Kumpel sitzen in einem Pub und quatschen über Filme und Zeitreisen. Am Ende sind sie zu ihrer eigenen Überraschung selbst ein wenig durch die Zeit gereist.
Was für ein großartiger, kleiner, viel zu unbekannter Film! Ich hatte die kurzweilige Laufzeit von rund 80 Minuten tierisch Spaß an "Frequently Asked Questions About Time Travel".
Der Plot ist clever, kreativ, witzig und gut geschrieben, die Atmosphäre und der strikte Fokus auf das Pub stimmen und die drei Hauptdarsteller machen ihre Sache als "Every-Nerds" gut.
Was "Shaun of the Dead" für die Zombiefilm-Fans ist, das sollte FAQATT für Zeitreise-/Science Fiction-Fans sein. Eine klasse Low Budget-Sci-Fi-Komödie! Absolute Empfehlung!
"So wait, that means you're going to drink your pint a little bit later, which means... You're going to go to the bathroom a little bit later... My God Ray, you're right! That's terrible, we're all doomed!"
Ines, von wann sind die Daten denn? Ende 2010? Die haben doch mittlerweile alle deutlich mehr Fans.
Akzeptable Liste übrigens. Vor der Damen-Version graut es mir allerdings schon.
Europäischer Sci-Fi Noir mit Berührungspunkten von "Blade Runner" bis Frank Miller. Nach einer kurzen Gewöhnungszeit wird das kontraststarke Schwarzweiß der Bilder atmosphärisch. Allerdings wurde den Mo-Cap-Darstellern reichlich Seele weg-rotoskopiert und das halbherzige Drehbuch glänzt nicht gerade mit neuen Ideen, schlüssigem World-Building und erträglichen Dialogen. Hübsch anzuschauen ist "Renaissance", insgesamt bleibt er aber auf dem Level einer überlangen Filmsequenz zu einem beliebigen Videospiel.
Wahhh, du hast das böse Wort mit B erwähnt - sogar zweimal!
Jenny, sag dem Alan bloß nicht, dass er "tolle Bösewichter" spielt, das bringt ihn immer auf die Palme. Das sind "very interesting people"... ;)
Bloody brilliant: "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" ist eine außerordentlich geniale BBC-Miniserie von der ich nach einer Woche noch immer ganz begeistert bin. Eine absolute 10! Ich hab nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Denkbar tiefste Verneigung.
Basierend auf der George Smiley-Romanreihe vom alten Spion David Cornwall, besser bekannt als John le Carré, entstand Ende der Siebziger diese siebenteilige Serie mit dem unvergleichlichen Sir Alec Guinness in der Hauptrolle. Die Fortsetzung "Smiley's People" habe ich bereits geordert.
Hier sucht Smiley nach der Identität eines Maulwurfs in den obersten Etagen des britischen Geheimdiensts. Ohne offiziellen Auftrag ist niemand unverdächtig und die Operation ist hochgeheim, oder wie eine Figur später sagt: "You have my total deniable blessing."
Was für eine wunderbare Spionage-Oper, ganz nach Churchills "A riddle, wrapped in a mystery, inside an enigma", symbolisiert durch die zunehmend zornigeren und schließlich gesichtslosen Matroschka-Puppen im wunderbaren Vorspann.
Le Carrés George Smiley und sein MI6 sind die Antithese zu Ian Flemings James Bond-Welt. Oder wie es in "The Spy Who Came in from the Cold" heißt: "What the hell do you think spies are? Moral philosophers measuring everything they do against the word of God or Karl Marx? They're not! They're just a bunch of seedy, squalid bastards like me: little men, drunkards, queers, hen-pecked husbands, civil servants playing cowboys and indians to brighten their rotten little lives. Do you think they sit like monks in a cell, balancing right against wrong?" Es gibt keine Gadgets, keine Schießereien, keine großen moralischen Kämpfe, Gut oder Böse, nur die Banalität des Alltags und die einzig wirklich mächtige Waffe ist Wissen.
Melancholisch, trocken, nihilistisch - so ist "Tinker, Tailor, Soldier, Spy". Männer reden. Sie reden in Räumen, an Tischen, in Parks, im stehenden Auto, im fahrenden Auto, in Büros, in Restaurants... Ein klein wenig Action gibt's nur ganz am Anfang und am Ende, Gewalt findet fast nur off-screen statt, und es war trotzdem oder gerade deshalb unglaublich spannend.
Denn diese Serie tut das, was ich immer enorm zu schätzen weiß, sie respektiert den Zuschauer. In dem scharfsinnigen, komplexen Plot mit seinen zahlreichen Figuren wird nichts wiederholt, Aufmerksamkeit und Mitdenken werden vorausgesetzt. Manche Handlungsentwicklung wird nicht mal in Dialogen ausgesprochen, sondern ist nur in Nuancen, den Gesichtern der Darsteller abzulesen.
Sicher nicht jedermanns Geschmack, aber ich hatte bereits nach der ersten Szene ein breites Grinsen im Gesicht. Nach und nach betreten Männer, die sich kurze Zeit später als Hauptverdächtige herausstellen werden, einen Raum und setzen sich an einen Tisch. Jeder tut dies auf eine ganz spezielle, ihren Charakter bereits definierenden Art und Weise. All das dauert zwei Minuten, in denen kein Wort gesprochen wird. Als alle vier da sind, richtet sich der Mann am Kopf des Tisches auf, zündet sich eine Pfeife an, schlägt die überdimensionierte Akte vor sich auf und sagt ruhig: "Right... We shall start." Dann beginnt der Vorspann. Große Klasse!
Le Carrés eigene Agentenlingo von "Circus", "Lamplighters", "Scalphunters", "Babysitters" usw. hat man schnell erlernt. Die Dialoge mit ihrem trockenen Humor in teils wundervoll überakzentuiertem Englisch sind zum kringeln:
Roy Bland: It isn't ordinary flight information, Peter. The source is very private.
Toby Esterhase: Ultra, ultra-sensitive, in fact, Peter.
Peter Guillam: In that case, Toby, I'll try and keep my mouth ultra, ultra-shut.
Hach. Herrlich. :)
Daneben fühlt sich alles sehr deprimierend authentisch an. Von den Bezügen zu echten Fällen ganz zu schweigen. Während das Vorbild, Kim Philby, der für den Verräter hier Pate stand, wurde dessen Verrätergenosse Anthony Blunt just zur Zeit der ersten TV-Ausstrahlung überführt.
Schließlich thront jedoch Alec Guinness in seiner vielleicht besten Rolle als George Smiley über allem. Wortkarg und autoritär zieht er dich als Zuschauer in seinen Bann. Man kann den Blick nicht von ihm abwenden, aus Angst man könne auch nur den kleinsten Hinweis in seiner Mimik verpassen. Versnobt, verstockt, verletzlich und sarkastisch wenn nötig ("Have you noticed, Peter, that whenever I really trouble one of our acquaintances with my questions, he'll raise the matter of my failure as a husband... to confound me. Instructive!"), ist er ein durch und durch britischer Held. Er ist kein Typ den die meisten auch nur ein zweites Mal ansehen würden, er fährt keine teuren Autos, legt keine spärlich bekleideten Models flach, oder schlägt sich mit seinen Gegnern. Doch ist Smiley ein bei weitem stärkerer und bewundernswerterer Charakter als James Bond es je sein könnte. Meisterlich subtiles Schauspiel, Sir Alec!
Er ist jedoch nicht der einzige tolle Schauspieler hier. Sehr gefallen hat mir noch Michael Jayston als Peter Guillam, Ian Richardson als Bill Haydon, Bernard Hepton als Toby Esterhase, Ian Bannen als Jim Prideaux und Joss Ackland, der in keinem Film, der mit dem Kalten Krieg zu tun hat, fehlen darf. Schließlich ist auch noch Sir Patrick Stewart mit von der Partie, als Smileys russischer Gegenspieler Karla, der nur einen langen, wortlosen Auftritt hat, aber als Mann der die Fäden aus der Ferne zieht, durchweg präsent ist. Seine Besetzung verleiht "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" für alle Sci-Fi-Fans einen zusätzlichen Bonus, nämlich das Quasi-Duell Captain Picard vs. Obi-Wan Kenobi.
Ich bin jetzt jedenfalls noch viel neugieriger auf die Neuverfilmung, die (hoffentlich noch) dieses Jahr in die Kinos kommen soll und mit Tomas Alfredson ("Låt den rätte komma in") als Regisseur und einer prächtigen Besetzung (Oldman als Smiley, Cumberbatch als Guillam (Juhu!), Christian McKay, Mark Strong, Ciarán Hinds, Colin Firth, Tom Hardy...) mich bereits vor Monaten halb ekstatisch den Vormerk-Knopf drücken ließ. Bring it on!
"The King's Speech" ist ein klassischer Publikumsliebling. Eine Underdog-Story im adligen Samt mit Charme und Humor, schicken Kostümen, Hochglanzbildern und einem hochdekorierten Cast. Da kann nicht viel schief gehen und das tut es auch nicht. Dennoch versetzte mich hier nichts in große Bewunderung, die den aktuellen Lobeshymnen, die über den Film ergossen werden (er gilt derzeit als der Oscar-Favorit mit seinen unzähligen Nominierungen), annähernd gerecht würde.
Einzig Colin Firth als stotternder König in spe war wirklich hervorragend, verleiht seiner Figur die richtige Tiefe, und lässt "The King's Speech" über das reine Prädikat "Gut" hinaus glänzen. Hier hat er mich überzeugt, jedoch nur weil diese Rolle letztlich wie angegossen zu seinem Repertoire passt, da sie auch nur eine weitere Variante seines Mr. Darcy ist, und seine Anziehungskraft aus einem Appell an den weiblichen Mutterinstinkt funktioniert: "Och, is' er nicht goldig? lch glaub' der brauch' mal 'ne Umarmung..."
Helena Bonham Carter als zukünftige Queen Mum ist sehr gut, da sie ausnahmsweise mal zurückhaltend und nicht "her usual batshit-crazy self" gibt. Guy Pearce ist gut, Geoffrey Rush ebenso, mir jedoch zu kalkuliert, und Derek Jacobi, Michael Gambon, sowie die wunderbare Jennifer Ehle und die göttliche Eve Best in ihren winzigen Rollen ein wenig verschenkt. Grausam ist nur Timothy Spalls Churchill-Parodie, dessen Figur man besser gänzlich gestrichen hätte. Denn mit der Historie nimmt's "The King's Speech" ohnehin nicht zu genau (Appeasement, anyone?).
Was bleibt ist ein schöner, wenn auch kein außergewöhnlicher oder brillanter Film, den man tunlichst im Original schauen sollte. Mir blieb hier leider nur die lahme Synchronfassung. Außerdem war der Ton von unglaublich mieser Qualität, blechern und Mono wie aus einer weit entfernten Dose. Vermutlich aber lag's an Kopie, Vorführer oder Kino... bzw. Wie war der Ton bei euch?
Da saß ich also gestern am Rand des Kinositzes, nach vorne gebeugt, die Arme auf der Lehne des leeren Platzes vor mir und biss angespannt in meinen Unterarm, während ich tapfer James Francos unvermeidliche Selbstverstümmelung verfolgte. Knirsch. Knochen Eins. Ahhhhhhh. Knirsch. Knochen Zwei. Sch......! Weiter geht's. Stech, säbel und reiß mit dem stumpfen, kleinen Messerlein. Was ist das da jetzt? Ein Band? Ein Nerv!? Nein, Franco, nicht ohnmächtig werden. Rupf. Holy, holy, holy... Schon wieder Geheul nach "Howl".
Das waren sie, die Minuten, auf die man als Zuschauer wartet und sich gleichzeitig vor ihnen fürchtet. Die stärksten Minuten des Films, der ganz offensichtlich von Danny Boyle stammt. Alles so gewohnt "flashy", viele Bilder, schnelle Schnitte, prachtvolle Farbpalette, guter Sound... Gefällig. Boyle macht selbst aus der einsamen, langen, statischen, quälenden Feuertaufe Aron Ralstons ein dynamisches Filmerlebnis, dessen Plot wider dem üblichen Publikumsgeschmack gekonnt auf Mainstream-Kompatibilität getrimmt wird. Ob einem das nun gefällt oder nicht ist eine reine Geschmacksfrage, denn ausgezeichnet gemacht ist "127 Hours" allemal.
Während Ryan Reynolds jüngst in einer Kiste feststeckte und die Kamera auch durchweg (sicher sowohl aus Budget- als auch aus Gründen der klaustrophoben Konsequenz) darin verblieb, verpackt Boyle seine "True Story" so kreativ und schmückend wie möglich. Er zeigt uns in einem zwanzigminütigen Prolog den Weg von Ralston, bis dieser zwischen dem sprichwörtlichen "rock and a hard place" stecken bleibt. Erst dann wird der Titel eingeblendet. Jetzt beginnt die Franco-Solo-Show und die kann sich sehen lassen. Der Auftakt und Boyles Shots des Geländes geben einem einen guten Eindruck der Geographie und des Hintergrunds sowie der Situation in welcher Ralston steckt. Da macht man es sich natürlich einfacher als "Buried", gleichzeitig erspart man uns jedoch auch Gimmicks wie Reynolds unermüdliche Telefonate mit seinem Mobiltelefon.
Während Reynolds als netter, unschuldiger, bedauernswerter Kerl gezeigt wird, hat man hier einen Protagonisten, der sich mit seinen Egotrips schon so manches verbaut hat und in den Augen der meisten Zuschauer vermutlich ganz klar selbst Schuld an seinem Schicksal ist. Was hatte ich im Vorfeld schon gehört, was der echte Ralston für ein unsympathischer Typ wäre. Ich weiß es nicht. Mit Franco habe ich dennoch mitgefiebert, letztlich mehr als mit Reynolds, bei welchem ich am Ende das Gefühl hatte, der wolle das gar nicht überleben, und mehr noch als mit Christopher McCandless in "Into the Wild", der naiv an der angebeteten Natur zugrunde geht. Ralston kann ich verstehen. Er kämpft. Da ist der Wille und da ist auch rationaler Geist vorhanden. Er verdient, dass ich mitleide.
Nicht gefallen haben mir nur die etwas zu große Anzahl an Erinnerungen und Hirngespinste, die einen stets von der eigentlichen Problematik ablenken, insbesondere die Halluzinationen oder Visionen der eigenen Familie gegen Ende, welche die für mich nicht notwendige Botschaft von "127 Hours" all zu dicke vermitteln wollen. Ein stärkerer Fokus und weniger Moralkeule wäre hier sicher die bessere Wahl gewesen. Mehr Werner Herzog, weniger Danny Boyle: "I love nature, but against my better judgment."
Nichtsdestotrotz bleibt dies ein sehr gutes Drama, das in seinen besten Momenten mitreißt wie kaum ein anderes. Und hey, dieses Foto am Ende, das hätte ich auch gemacht!
"Holy! Holy! Holy!" Moly.
Allen Ginsbergs berühmtes Gedicht "Howl" ist Gegenstand des gleichnamigen Films von Jeffrey Friedman und Rob Epstein. Sein Text, vor Publikum von Ginsberg (James Franco) vorgetragen und mittels Animationen illustriert, ein unveröffentlichtes Time-Interview mit Ginsberg, indem ein paar biografische Daten vermittelt werden, sowie Highlights der Gerichtsverhandlung von 1957, in dem der Verleger des Gedichts für die Obszönität von "Howl" vor Gericht gestellt wurde, bilden die drei Ebenen, auf denen der Film erzählt.
Leider funktioniert nichts davon vollständig und so bleibt "Howl" schlicht "gut gemeint". Die Animationen haben mir nicht gefallen und die beiden anderen Stränge blieben zu sehr an der Oberfläche. Am interessantesten ist der Abschnitt vor Gericht, in dem "literarischer Wert" verhandelt wird - außerordentlich stark besetzt mit David Strathairn und Jon Hamm als Ankläger und Verteidiger (die ich genau andersrum gecastet hätte...), sowie Jeff Daniels, Mary-Louise Parker und Alessandro Nivola als Experten und Bob Balaban als Richter. Hiervon hätte ich mir viel mehr zu sehen gewünscht, doch nach ein paar Soundbites, schneidet der Film immer direkt wieder weg.
Was bleibt ist ein schönes Gedicht und ein nur mittelprächtiger Film.
Mich gruselt es ja bereits vor den schottischen Schafsinnereien, doch auch bei Paul Haggis werde ich höchstwahrscheinlich nie den Like- bzw. Fan-Button hier klicken.
Nichtsdestotrotz ist der lange, gut recherchierte Text von Lawrence Wright im aktuellen "The New Yorker" lesenswert:
"The Apostate: Paul Haggis vs. the Church of Scientology"
http://www.newyorker.com/reporting/2011/02/14/110214fa_fact_wright
Wem das halbe Buch etwas zu lang ist, hier wurden ein paar "juicy bits" daraus zusammengefasst, inklusive der Travoltaschen Wunderheilung Brandos:
http://preview.tinyurl.com/635yj9d
Alle bitte mal "herlesen"! :)
Ich erlaube mir diesen ungarischen Film zu missbrauchen, um euch auf Kängufant aufmerksam zu machen. Er kümmert sich ab jetzt ebenfalls um die moviepilot-Community, also um eure Fragen und Anliegen.
Falls ihr es noch nicht getan habt, sagt ihm mal ganz lieb Hallo und löchert ihn mit allem, was ihr euch bisher nicht getraut habt, mich zu fragen! :)
Mehr dazu im Forum:
http://preview.tinyurl.com/5sqaq5k
Sein Profil:
http://www.moviepilot.de/users/kngufant
Nettes, leider mit Valium gedoptes, kreuzbraves Knallbonbon, dem auch ein Dustin Hoffman mit der Hand in der Steckdose keinen wirklichen Zauber einzuhauchen vermag.