SoulReaver - Kommentare

Alle Kommentare von SoulReaver

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    [...] Da erscheint es dann auch gerne mal so, dass der Tod eines Freundes nur so lange betrauert wird, bis die nächste Maniküre ansteht. „Scream“ bewegt sich auf Soap-Opera-Niveau, alles ist unangenehm technisiert, ständig hat man das Gefühl, dass sich die Teenies ihr Handy nur vor die Nase halten, um den Lippenstift akkurat nachzuziehen – oder eben ihre Muskeln zu begaffen. Dabei kommt der Killer dieses Mal immer wieder über die Nutzung von Social Media und Malware, betreibt gepflegtes Cybermobbing und sorgt dann, schlägt er denn mal analog mit gewetzter Klinge (oder größerem Gerät) zu, für den entsprechenden Blutzoll der Serie. Aber „Scream“ taugt schlichtweg nicht zum blutig-primitiven Vergnügen für zwischendurch, dafür ist die Serie zu klinisch, jeder Physis beraubt und in den forcierten zeitgenössischen Verflechtungen eben auch zu belanglos. [...]

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    • 6

      [...] Qualvoller Abstieg in den Orkus; eine Vorhölle aus gebrochenen Neonlichtern, aus monströsen Schatten, die ganze Gesichter verspeisen. „Alléluia – Ein mörderisches Paar“ ist nach „Colt 45“ wieder genau der ästhetische Rausch, den man von einem Regisseur wie Fabrice Du Welz erwartet: Hier werden keine Gefangenen gemacht – und wenn man sich dem Film nicht mit aller Kraft anhängen möchte, dann bleibt man eben auf der Strecke. [...] Jedoch ist „Alléluia – Ein mörderisches Paar“ weniger daran interessiert, auf die Taktik der Verbrechen einzugehen, Du Welz inszeniert keinen handelsüblichen Thriller, in dem wir das Gespann auf ihren blutigen Streifzügen durch die Lande begleiten, sein Ansatz ist ein weitaus abstrakterer: Seine Charaktere treiben, stampfen, keuchen in fiebrigen Fotografien durch ein der Welt entrücktes, grobkörniges Inferno. Der Schmerz, die Gefühlseruptionen, sie allerdings ziehen „Alléluia – Ein mörderisches Paar“ immer wieder zurück auf den Boden, bevor er in seiner Hysterie und seiner Tobsucht gänzlich davon schwebt. Ein exzentrischer Brocken. Ein echter Du Welz, in jedem Frame steckt es, sein ganz persönliches Poem des Abtrünnigen.

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      • 8

        [...] „Die Nacht der lebenden Toten“ ist, sieht man von seiner fiebrigen Zeitgeistreflexion ab, in der sich, zum Beispiel, auch viel Anklage an den Vietnamkrieg widerspiegelt, auch heute noch eine äußerst treffliche Gesellschafts- respektive Sozialkritik: Die Zombies, als Symbole und Allegorien zu verstehen, verdeutlichen, inwiefern sich unser gesellschaftliches Miteinander von jeder gesunden Form von Sozialität distanziert hat. Wenn man möchte, könnte man die Wiedergänger als die kollektive Manifestation all des Verdrängten werten, welches sich mit der Zeit wieder in unsere Mitte vorgekämpft hat. Da nimmt „Die Nacht der lebenden Toten“ nicht umsonst ungemein apokalyptische Züge an, wenn er den Untergang der Gesellschaft als bestialischen Akt der Selbstzerfleischung interpretiert. Das abgelegene Haus, in dem sich die Hauptakteure von „Die Nacht der lebenden Toten“ verbarrikadieren, versorgt die Inszenierung zudem nicht nur mit einer gar klaustrophobisch-bedrückenden Stimmung. Auf dem komprimierten Raum der Behausung sieht Romero auch die Chance, gruppendynamische Prozesse in Extremsituationen zu analysieren. [...]

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        • 5

          [...] Sicherlich kommt da beim Zuschauer nicht sonderlich viel Wanderlust auf, ist „Picknick mit Bären“ nicht darauf erpicht, das Bestreiten des Appalachian Trail als meditativ-spirituelle Erfahrung zu dokumentieren. Ja, manches Mal beschleicht einen sogar der Eindruck, dass es wohl keine allzu große Sache ist, was die beiden Männer hier auf sich nehmen, wenngleich der Weg zu Anfang noch mit einem metaphorischen Überbau abgesegnet wird: Er sei wie das Leben, schließlich wisse man nie, was vor einem liegt – man wagt es einfach. „Picknick mit Bären“ ist eben eine unbeschwerte Komödie, immer sympathisch, dafür harmonieren Robert Redford und Nick Nolte auch einfach zu gut, aber vor lauter Entspannung auch reichlich redundant. Da wirken gewisse Schlenker in die Ernsthaftigkeit wie ineffektive Umschweife in ein deplatziertes Gefühl von Pflichtschuldigkeit: „Irgendwie müssen wir doch noch etwas emotionalen Ballast daraufklatschen!“. [...]

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            SoulReaver: FILMSTARTS.de 13.10.2015, 15:12 Geändert 15.10.2015, 17:24
            über Colt 45

            [...] Mit „Colt 45“ werden nun hingegen andere Seiten aufgezogen und Du Welz zeichnet sich für einen Film verantwortlich, den man in dieser ruppigen Form vielleicht nicht von ihm erwartet hat: Ein waschechtes Cop-Kino-Konzentrat. Mit gewohnt sicherer Hand bedient Du Welz die obligatorischen Topoi des Genres, erzählt von Korruption im Polizeiapparat und hangelt sich an der gewaltvollen Verrohung des unbescholtenen Anfängers Vincent (Ymanol Perset) entlang. Diesen ständig auf Schwanzvergleiche insistierenden Männerzirkus, das Auseinander- und Zusammensetzen von Waffen als erotisierter Akt, kann man obsolet empfinden, wäre da nicht Benoit Debie, dessen verlässlich unfassbar stilbewussten Bilder „Colt 45“ zu einem regelrechten Augenschmaus erheben. Wie sich die Kamera am metallenen Glanz der groß- und kleinkalibrigen Schießeisen labt; wie man hier durch diesen maskulinen (und gleichwohl sich selbst zerstörenden) Moloch gleitet - da muss man ob der visuellen Sinnlichkeit schon mal schwach werden.

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              SoulReaver: FILMSTARTS.de 10.10.2015, 11:42 Geändert 10.10.2015, 11:45

              [...] „300 Worte Deutsch“ aber ist indes auch nicht in der Lage, sein angestrebtes Spiel mit Vorurteilen, Fremdenhass und Rassismus zu brechen, weil der Film in seinem (zuweilen) spielerischen Gestus einen entscheidenden Fehler begeht: Er knöpft sich ganz gezielt bekannte Klischees beider Kulturen vor, ob die anatolische Gemeinde oder die teutonischen Beamten, zerlegt sie aber nicht in einem Anflug geistreicher Weitsicht, sondern reproduziert sie unentwegt. [...] Zur komödiantischen Bankrotterklärung werden da die Momente mit dem an traditionellen Rollenmustern festhaltenden Verantwortlichen des Ausländeramtes (gespielt von Christoph Maria Herbst, der gerne mal die Bernd-Stromberg-Positur auspackt) und einer Prostituierten namens Daisy (Arzu Bazman), die in Wahrheit gar keine Österreicherin ist, sondern...man kann es sich denken. [...]

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              • 6

                [...] „Der Rattengott – Die Nacht der Verwandlung“ geht über die Ambition des bedrückenden Peroid Picture hinaus und möchte sich auch als schaurige Parabel auf den Faschismus auslegen lassen. Immer wieder werden nationalsozialistische Symbole eingefügt und die dekadente Gesellschaft im Untergang sprießt wie Unkraut aus den Fugen der Gesellschaft empor, um nach und nach die Weltherrschaft an sich zu reißen: Im Schatten der Wirtschaftskrise gedeiht so mancher Wahnsinn. Und dieser Aspekt ist, gerade in der Darstellung, dass wir es mit Ratten zu tun haben, die sich in Menschen verwandeln, plakativ und ungelenk, aber im Endeffekt nicht gänzlich ineffektiv. Papic nutzt die Anleihen des Tier-Horrors, um die schaurig-kafkaeske Atmosphäre weiterhin zuzuschnüren, betritt manches Mal sogar gefühlt das Terrain eines Body-Snatcher-Flics und bleibt sich durchweg treu: Karg und hoffnungslos muss es sein. Karg und hoffnungslos bleibt es.

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                • 7

                  [...] Ja, motivisch lässt sich dort viel von dem erkennen, was Tim Burton in seinem Output immer wieder thematisierte: Die entrückte Andersartigkeit, der man sich annehmen sollte, anstatt sich vor ihr zu verschließen, schließlich ignorieren die Menschen viel zu gerne das Seltsame und Ungewöhnliche, anstatt sich mit diesem ein Stück auseinanderzusetzen und es als wichtigen Teil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens zu akzeptieren. [...] So richtig dreht „Beeltejuice“ erst am Rad, wenn der ikonische (und titelgebende) Bio-Exorzist auftritt: Dreimal muss sein Name ausgesprochen werden und wir dürfen als Zuschauer Zeuge eines wie von der Tarantel gestochenen Michael Keaton werden, der sich in der Rolle des Beetlejuice mit einer ungezügelten Spiellaune bereits tief in das Kultpersonal des Tim-Burton-Œuvre gefräst hat. Beetlejuice ist ein reinrassiges Comic Relief, was die knalligen Soundeffekte immer wieder quittieren, indes aber genauso unweigerlicher Antiheld des Films, weil auch er sich inbrünstig gegen Regeln und Etikette widersetzt – vollkommen belanglos ob im Diesseits oder Jenseits. [...]

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                  • 7

                    [...] „Cartel Land“ bohrt tiefer, er offeriert dem Zuschauer die Frage, wie lange man sich einem Bündnis, einer Bewegung, einem Krieg anschließen kann, bis vollkommen in Vergessenheit gerät, warum man diesen Schritt einst gegangen ist. Schwerwiegend ist dieser Umstand natürlich dann, wenn man sich als Kopf eines Widerstandes präsentiert, das Vertrauen in das eigene Handeln aber längst verblasst ist. Was zu Anfang noch als Kampf von David gegen Goliath beschrieben wird, geht in diesem Fall jedoch für den Größeren aus – die Drogenkartelle sind zu stark, sie korrumpieren zu effektiv, sie expandieren zu schnell. Übrigbleiben gebrochene Ideale, zerstörte Leben und ein Gesetzesorgan, welches sich über die staatlichen Institutionen hinauszusetzen glaubt, letztlich aber doch nur in von Hass, Angst und Verzweiflung angetriebenen Träumereien versandet. „Cartel Land“ schildert den Drogenkrieg als soziale Replik, entlang einer imaginären Schnittstelle zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch. Vielleicht ist das Ganze zeitweise etwas zu berechnend, es wäre aber eine Lüge, würde man „Cartel Land“ nicht als aufwühlende Bestandsaufnahme titulieren.

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                      SoulReaver: FILMSTARTS.de 06.10.2015, 11:22 Geändert 06.10.2015, 15:31

                      [...] Diese Verzerrung in der visuellen Aufmachung verstärkt den Eindruck weitergehend, dass sich „All the Boys Love Mandy Lane“ seiner Wurzeln vollkommen im Klaren ist, um, seit Wes Cravens Meisterwerk „Scream“ ist der Slasher ohnehin mit jeder Pore in der Postmoderne angelangt, am entscheidenden Element, dem Final Girl, eine harsche Umkehrung zu vollführen. „All the Boys Love Mandy Lane“ torpediert irgendwann ganz gezielt die erwartbare 3-Akt-Dramaturgie und trägt einen Aspekt in den Primärtext, der seit jeher elementarer Bestandteil der Slasher-Deutung ist: Die Unberührtheit als wahren Urquell des Bösen, des Umtriebigen, des Liederlichen zu erklären. Jonathan Levine durchbricht dort ein einspuriges Schema, hat das Subgenre aber richtig bedient, weil er den primitiven Stalk'n Slash durch seine feinen Charakterporträts bereits besiegte.

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                        SoulReaver: FILMSTARTS.de 05.10.2015, 09:46 Geändert 05.10.2015, 09:47

                        [...] Und da kommt dann der tolle Milan Peschel ins Spiel, der wohl eine gute Freundschaft zu Matthias Schweighöfer pflegt, angesichts seines Talents aber riechen seine Auftritte in den jeweiligen Schweighöfer-Peschel-Kollaborationen immer ein Stück weit nach Prostitution. Peschel jedenfalls gibt Rolf, ein Mann des Volks, und mit dem klaren Ziel vor Augen, dem Clemens für seine Herzlosigkeit mal richtig auf die Omme zu kloppen. Ehe es aber zu Handgreiflichkeiten kommen kann, wird Rolf von Clemens kurzerhand als neue Nanny eingestellt. Gut, so weit, so abenteuerlich, so erträglich. Was folgt, ist die altbackene Läuterungsgeschichte, die uns Schweighöfer seit Beginn seiner Regiekarriere in die Suppenschale rotzt: Der Immobilienhai wird durch wahre Güte in seiner Gefühlskalte gebrochen und daran erinnert, was im Leben wirklich zählt. Natürlich pflegt der leidlich komische „Der Nanny“ die konservative Botschaft, dass Familie immer über die Karriere geht. Was ja auch nicht verwerflich wäre, würde Schweighöfers Kapitalismuskritik und sein Umgang mit sozialen Realitäten nicht so unfassbar grobmotorisch und rückständig ausfallen.

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                          SoulReaver: FILMSTARTS.de 03.10.2015, 20:56 Geändert 09.10.2015, 21:59

                          [...] Das irre Spiel mit Farben und Formen allerdings bleibt lange Zeit aus, stattdessen verfängt sich „American Ultra“ nach den ersten wirklich guten 15 Minuten, in denen die Harmonie der beiden Hauptdarsteller wirklich zur Geltung kommt, in repetitiven Handlungsmustern: Der von Eisenberg gespielte Mike wird angegriffen, präsentiert daraufhin seine verborgenen Kampffähigkeiten und ist anschließend entweder verwirrt, schockiert oder angsterfüllt – und das wieder und wieder. „American Ultra“ veranschaulicht dabei auch ganz trefflich, wie überdrüssig man sich diesen Pseudo-Hippen-Blutwürsten inzwischen zeigt. Gerade, wenn derart abstruses Gewäsch so phlegmatisch und unkoordiniert vorgetragen wird, wie hier. „American Ultra“ kann sich nie entscheiden, ob er die Scheiße, die er sich da gerade aus dem Arsch zapft, wirklich ernst nehmen soll, ob er sich nicht doch lieber als Satire auf die Bürokratie hinter Geheimorganisationen verstehen lassen möchte, oder es letztlich doch nur um den anarchischen Überschwang, gespickt mit popkulturellen Verweisen, geht. So wirkt die ganze Nummer nur wie ein gewaltgeiler, lahmarschiger und inkohärenter Quälgeist.

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                          • 7

                            [...] M. Night Shyamalan aber distanziert von seinen bedeutungsschwangeren Mystery-Szenarien, möchte nicht jedem Aspekt eine tiefergehende Bedeutung einräumen, sondern macht sich auch ein Stück weit über sich selbst lustig, wenn er dann auch mal eines der Mysterien dahingehend auflöst, dass hinter diesem nur ein kräftig muffelnder Haufen Scheiße wartet. Ebenso dürfen die Seitenhiebe auf das Erfolgsformat Reality TV nicht fehlen, die quasi wie ein Meta-Boomerang zurückschwingen und an der (pseudo-)amateurfilmischen Oberfläche der Found-Footage-Optik konkreten Anklang finden. Ja, Shyamalan ist nun auch in der Lage, seinen eigenen Ruf zu ironisieren – und nur weil etwas dämlich anmutet, muss es noch lange nicht dämlich sein. Ohnehin ist „The Visit“ nicht nur die packende multigenerationelle Konfrontation, die von Minute zu Minute stärker ausartet, sondern auch mit einem luftigen Jugendhumor gesegnet, der das engmaschige Konzept des eigentlichen Horrors immer wieder angenehm auflockert. Zum Ende, und da kommt der alte Shyamalan wieder durch, muss das konservative Ideal der Familie (samt Vergebung) wieder herhalten. So viel Spaß indes hatte man trotzdem seit drei Ewigkeiten nicht mehr mit dem Inder.

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                              [...] Durch die wiederholt verwendete Point-of-View-Einstellung werden wir in die Rolle des Täters gezwängt, er selbst dominiert das Suspense-Szenario als Silhouette, als aufgerissenes Auge im Schlüsselloch, als hervorschießende Hand in den Haaren der Protagonistin, als ordinär grunzend-röchelnde Stimme im Telefon. Mit dem abstoßenden Telefonterror, der von seiner Person ausgeht, behandelt „Jessy – Die Treppe in den Tod“ am Rande, sehr schwammig, wohl gemerkt, dass das Böse von nun an nicht mehr länger auf eine übersinnliche Provenienz zurückzuführen sein muss, sondern als ein von der Gesellschaft verstoßener, derangierter, sexuell fehlgeprägter Wahnsinniger zu verstehen ist. Das Grauen kommt aus unserer Mitte, und womöglich tragen wir an der bestialischen Veräußerlichung seiner Psychopathologie eine Teilschuld, weil wir ihm nicht die Aufmerksamkeit haben zukommen lassen, die ihm eigentlich gebührt hätte. [...]

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                                SoulReaver: FILMSTARTS.de 30.09.2015, 15:31 Geändert 30.09.2015, 17:19

                                [...] Dramaturgisch vollkommen ineffizient, darstellerisch indiskutabel, antiquierte Effekte, schale Sets und eine sich jeder einnehmenden Strahlkraft verschließende Bildsprache machen dieses (Pseudo-)Sci-Fi-Spektakel zu einem regelrechten Krampferlebnis, für das sich eigentlich auch das Nachtprogramm von Tele5 unlängst zu schade geworden sein sollte - Die reinste Eskapismusverweigerung eben. „Battlefield Earth – Krieg um die Erde“ ist in seiner immanenten Minderwertigkeit ein exaktes Paradebeispiel dafür, warum die Leidenschaft Film manchmal so zum Kotzen sein kann: Nichts ist wohl schlimmer als (Anti-)Kino, das so leer, so debil und so billig ist, das es nicht einmal mehr in der Lage scheint, die simpelsten Genre-Parameter abzugrasen. Aber warum so viele Worte über Roger Christians 70-Millionen-Dollar-Ramsch verlieren? Das Mittelfinger-Emoji auf dem Smartphone fasst das Gefühl, das man dem auf endlose zwei Stunden gedehnten Schrott entgegenbringt, eigentlich recht treffsicher zusammen.

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                                  SoulReaver: FILMSTARTS.de 28.09.2015, 20:21 Geändert 28.09.2015, 21:01

                                  [...] Sagenhaft an „Last Knights – Die Ritter des 7. Ordens“ ist nur, in welcher Geschwindigkeit es ihm gelingt, dem Zuschauer einen pelzigen Geschmack schierer Obsoletheit auf die Zunge zu legen – Nichts an diesem Film wirkt in irgendeiner Weise frischt, in keiner einziger Szene möchte man ein Quäntchen kreativen Drang erspähen. Stattdessen verlässt sich Kazuaki Kiriya auf eine verkrustete Helden-Rhetorik, die das obligatorische Geseier von Tapferkeit mit hohlen, maskulinen Posen kombiniert. [...] Und es spricht im Prinzip nichts dagegen, würde sich „Last Knights – Die Ritter des 7. Ordens“ als primitiver Mittelalter-Flic definieren, der dem Zuschauer eine ganz simple Rache-Sülze auf die Stulle klatschen möchte, würde die ganze Chose auch nur einmal einen Ansatz von narrativer respektive stilistischer Dringlichkeit entwickeln. „Last Knights – Die Ritter des 7. Ordens“ hingegen havariert, weil er nicht nur Versatzstücke, die schon unzählige Male zuvor aufbereitet wurden, serviert, er tut dies auch viel steifer, als man es von den vorherigen Groß- und Kleinkalibern schon gewohnt war. [...]

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                                    [...] Die schnellen Schnitten, die markanten Lichtwechsel zwischen den Episoden und Zeitebenen, die aufbrausenden, wilden Sequenzen, die ein Hauptbestandteil von „Als wir träumten“ sind, gehören zum Neuland, welches Andreas Dresen mit seinem Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase („Solo Sunny“) betritt. Und diese – eigentlich – dezidiert deutsche Geschichte, pflegt eine erzählerische Spannweite von universaler Resonanz: Das Aufrechterhalten von Individualität, die Zerstörungslust, im Freuden- und Aggressionstaumel, die Suche nach Identität und Selbstverwirklichung. Mit all diesen Motiven bricht „Als wir träumten“ selbstverständlich aus den städtischen Grenzen des zwischen Sozialismus und Kapitalismus oszillierenden Leipzigs aus. Es sind allerdings die wirklich starken Schauspielleistungen, die mitreißen, die berühren, weil Andreas Dresen sein frisches Ensemble genau zu nehmen weiß, weil er sie niemals irgendeinem gesellschaftlichen Ideal anbiedernd unterwirft, sondern genauso Pickel, fettiges Haar und Lidschwellungen festhält, wie er es sich erlaubt, seinen Hauptdarsteller durch seine Feigheit zu charakterisieren. Das macht die Figuren sympathisch, gibt ihnen Ecken und Kanten, weil sie nicht penetrant nach Gegenliebe heischen.

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                                      SoulReaver: FILMSTARTS.de 26.09.2015, 13:27 Geändert 26.09.2015, 13:40

                                      [...] Die Figuren wirken etwas zu sicher, zu koordiniert in ihrem Gebaren, was sie dann auch etwas zu zahm macht, weil hier nicht immer aus dem Leben gefallene Individuen mit dem Scheitern der Ehe ringen, sondern anerkannte Bühnenveteranen diese affektiven Zustände schauspielerisch nachempfinden und tragikomisch koppeln. Dass „Halbe Treppe“ aber immer noch ein wirklich guter Film geworden ist, spricht auch für Andreas Dresen, dessen Einfühlsamkeit im Umgang mit aufgeriebenen Beziehungsgeflechten unverkennbar über jeder Szene thront: „Halbe Treppe“ versucht sich nicht an intellektuellen Erläuterungen, sondern baut auf ein sensitives Erfahren. Nicht nur die Liebe kann Menschen verschmelzen lassen, auch der Schmerz verbindet, während das (gebrochene) Herz zunehmend jede gesunde Ratio torpediert. Die emotionalen Eruptionen spart „Halbe Treppe“ zwar aus, das große Brodeln ist nur hinter den Gesichtslandschaften zu erahnen, aber doch wird vollkommen ersichtlich, worauf Andreas Dresen schlussendlich hinaus will: Nichts muss verloren sein, wenn man noch in der Lage ist, das Fenster zu seiner selbst ein Stück weit offen zu halten – Wer weiß, was eines Tagen durch dieses hineingeflattert kommt.

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                                        SoulReaver: FILMSTARTS.de 25.09.2015, 13:44 Geändert 28.09.2015, 14:07

                                        Brad Bird. Das ist ein Name, den man bisher wohl am ehesten mit Schwärmen, Schwelgen und Staunen assoziierte. Ob „Der Gigant aus dem All“, „Die Unglaublichen“, „Ratatouille“ oder „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ - Wenn Brad Bird eine Sache beherrscht hat, dann die symbiotische Verknüpfung von Schauwerten und Herzlichkeit. Und auch in „A World Beyond“ steckt ein so wundervoll nostalgischer, mit popkulturellen Verweisen gespickter Film, der überdies vor allem mal wieder Brad Birds unbändige Liebe zum Science-Fiction-Kino der 1950er Jahre widerspiegelt. In seinen besten Momenten ist auch „A World Beyond“ ein wirklich herrlich-retrospektives Abenteuer durch die kahle Gegenwart und die von silberverchromten Wolkenkratzern bestimmte Parallelwelt (eine utopische Zukunftsvision). Naivität korrespondiert da in flotter Taktung mit reichlich Kreativität und Britt Robertson (die zusammen mit George Clooney für die duale Narration verantwortlich ist) liefert als agile Heldin wider Willen eine durchaus sympathische Darbietung ab. Allerdings kommt „A World Beyond“ (da merkt man auch, dass das ganze Projekt hier doch immer noch dem kapitalistischen Disney-Banner unterliegt) nicht ohne die konservativen Wertevorstellungen des Medienkonzerns aus, um dann zum widersprüchlichen Ende hin sogar noch ordentlich ideologische Schlagseite zu offenbaren. Schade, denn eigentlich hat „A World Beyond“ Leidenschaft genug, um durchweg das charakteristische Schwärmen, Schwelgen und Staunen zu evozieren, leider aber verbaut er sich seine nostalgierte Seele auf Dauer etwas zu deutlich.

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                                          SoulReaver: FILMSTARTS.de 24.09.2015, 15:44 Geändert 24.09.2015, 17:17

                                          [...] Dass „Eragon – Das Vermächtnis des Drachenreiters“ die Allgemeinplätze dieser Gefilde abklappert und mit dem blonden Schnorchelpeter in der Hauptrolle einen aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Burschen zum Erlöser seines Volkes aufbaut, ist zwar irgendwo recht altbacken, aber für die Wirkung derlei phantasievoller Sagen nicht abträglich: Letzten Endes nämlich geht es doch nur um den verlockenden Eskapismus. „Eragon – Das Vermächtnis des Drachenreiters“ scheitert hinsichtlich dieses elementaren Aspekts allerdings auf ganzer Linie. Zwei namhafte Spezialeffektfirmen (Industrial Light and Magic und WETA) haben die Hochleistungsrechner vergeblich Tag und Nacht rödeln lassen, um Alagaësia und all seine Fabelwesen adäquat auf die Leinwände zu projizieren. Herausgekommen allerdings ist ein seelen- und ausdrucksloser Flickenteppich, der niemals versteht, was es bedeutet, sich in tiefer Nacht die Druckerschwärze von den Fingerkuppen zu waschen, weil man beim gebannten Lesen vollkommen die Zeit verloren hat. [...]

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                                            [...] Irgendwo zwischen verhärmten Griesgramen (Billy Bob Thornton, „Der Richter – Recht oder Ehre“), kurzsichtigen Postboten (Bruce Dern, „Nebraska“) und Gesetzeshütern, die nicht mit Verbrechen umgehen können (John Malkovich, „R.E.D. - Älter, härter, besser“), pflegt „Cut Bank – Kleine Morde unter Nachbarn“ den pelzigen Retorten-Charakter, den eine solch einförmig-energielose Ultralight-Version von „Fargo“ nun mal mit sich bringen muss. Matt Shakman ist zu keiner Zeit in der Lage, seinem moralisierenden Narrativ einen gewissen eigendynamischen Flow einzuverleiben, stattdessen dümpelt „Cut Bank – Kleine Morde unter Nachbarn“ als furchtbar dröge Luftnummer durch das provinzielle Nest, von dem maximal die pittoreske Rapsfelder im Gedächtnis bleiben. Nein, „Cut Bank – Kleine Morde unter Nachbarn“ ist einer dieser Fehlschläge, die man vollkommen teilnahmslos über sich ergehen lässt, um schlussendlich höchstens der durchaus ansehnlichen Besetzung hinterher zu trauern. Aber selbst der merkt man fortwährend an, dass sich die Lust an diesem prinzipiell vielversprechenden Projekt dann doch in klaren Grenzen gehalten hat.

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                                            • 7 .5
                                              SoulReaver: FILMSTARTS.de 21.09.2015, 15:52 Geändert 22.09.2015, 07:29

                                              »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«

                                              #05 (Staffel – 2)
                                              E...wie Endzeitfilm

                                              [...] Die destruktiven Urtriebe, denen nicht nur die Soldaten auf dem Militärposten erlegen sind, sondern auch die anonymen Horden der Infizierten, weil sie (womöglich?) das wahre Naturell des Menschen metaphorisch widerspiegeln, stellt „28 Days Later“ fortwährend zum Diskurs: Sind es tatsächlich die Infizierten, die dem hinter der domestizierten Fassade verborgenen Wesen des Menschen am nächsten kommen, weil sie sich der gesellschaftlichen Maskerade um Etikette und Sittsamkeit vollständig entledigt haben? Es geht schließlich nur noch ums Fressen. Und da gliedern sich auch die Soldaten ein, denen es indes nur noch ums Ficken geht. Ist der Mensch von Grund auf böse? „28 Days Later“ möchte diese Frage nicht affirmieren, aber er lässt diese Deutungsmöglichkeit offen, wenngleich er unsere Protagonisten als intakte Gemeinschaft beschreibt, die sich durch Liebe die Hoffnung in dieser grobkörnigen Endzeit-Vision bewahrt. Schlussendlich aber ist es nur die Natur, die bestehen bleibt, die sich eigenständig reguliert, die Einkehr und Poesie bereithält, wo sich der Mensch durch Selbstverschulden früher oder später doch auslöscht.

                                              [http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]

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                                                [...] In der verschlafenen Kleinstadt nimmt Miss Meadows das Gesetz gerne mal selbst in die Hand und pustet um, was ihr ein Dorn im Auge ist: „Die Wahrheit ist nicht illegal“, so ihr Kredo. Allerdings denkt „Miss Meadows – Rache ist süß“ nicht so weit, als dass er erkennt, dass die Wahrheit – und damit auch was sie aussagt - nicht immer zu bekräftigten ist. Das lässt sich daran festmachen, dass „Miss Meadows“ am tagespolitischen Geschehen um die Rehabilitation von Straftätern rührt, dabei jedoch nur auf die Sünden der Verbrecher, anstatt auf den Menschen, der sich eine zweite Chance verdient hat, blickt. Irritierend reaktionär geht „Miss Meadows – Rache ist süß“ seinen Weg und sucht angestrengt nach dramaturgischen Zuspitzungen, um wenigstens auf den letzten Metern noch eine gewisse Emotionalität zu evozieren. [...]

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                                                  [...] „The Reach – In der Schusslinie“ ist ein reiner Stimmungsfilm: Der ästhetische Bildreigen, der die so majestätische wie letale Wüstenlandschaft in erschlagenden Panoramaeinstellungen (Kamera: Russell Carpenter, „Ant-Man“) einfängt und die poröse Haut, die Schweißtropfen, die sich ihren langsam ihren Weg ins Auge bahnen, die Mürbheit im Schädel, als Folge der immanenten Sonnenbestrahlung, erfahrbar macht - „The Reach – In der Schusslinie“ lässt die Klamotten am Körper kleben und zieht den Zuschauer in einen geographisch (und moralisch?) toten Winkel Amerikas, in dem es vor allem zu spät für Gefühlsbekundungen scheint. Dass es sich „The Reach – In der Schusslinie“, wenn es um logische Kausalitäten geht, gerne mal etwas zu einfach macht, sollte man dem Film nicht ankreiden, dafür ist er eben doch zu sehr seinem Genre-Muster verpflichtet. [...]

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                                                    SoulReaver: FILMSTARTS.de 14.09.2015, 14:30 Geändert 14.09.2015, 15:20
                                                    über Homies

                                                    [...] Junge, Junge, „Homies“ ist schon ein Krampf. Die furchtbaren Darsteller, die es selbst beim Casting zu „Schloss Einstein“ nicht in die nächste Runde geschafft hätten, sind eine Sache; wie extrem das Drehbuch aber Sozialrealismus mit Sozialromantik verwechselt, tut dann schon weh: Vermutlich hat man sich wirklich gedacht, „Homies“ als gesellschaftspolitische Milieu-Studie anzulegen und den Aufstieg eines Schickeria-Sprösslings zu dokumentieren, der sich durch den forcierten sozialen Abstieg die Zuversichts- und Durchhalteparolen zunutze macht, die er über einen schier endlosen Zeitraum von gut 90 Minuten propagieren darf: Leb deinen Traum! Es kommt nicht darauf an, wo du herkommst, sondern darauf, wo du hingehst! Mach die Hasenscharte zum Schönheitsideal! Dumm ist das neue sexy! Dass „Homies“ dabei mehr und mehr Klischees und Ressentiments bekräftigt, ist ihm redlich egal – Hauptsache die Verkaufszahlen bei der nächsten Jimi-Platte stimmen.

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