Stefan Ishii - Kommentare
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Alle Kommentare von Stefan Ishii
Die deutsch-japanische Co-Produktion "Die Tochter des Samurai" aus dem Jahre 1937 ist wie man anhand des Entstehungsjahres erkennen kann, in erster Linie zeithistorisch interessant. Mit wirklich schönen Bildern und einigen wunderbaren Darstellern (allen voran natürlich die großartige und hier noch äußerst junge Setsuko Hara und der damals bereits sehr bekannte Sessue Hayakawa) wird eine nette, wenn auch oberflächliche Liebesgeschichte erzählt.
Der für seine Bergfilme bekannte Regisseur Arnold Fanck, sowie sein japanischer Kollege Mansaku Itami für die japanische Version namens "Atarashiki Tsuchi", was wörtlich soviel wie „Neue Erde“ bedeutet, schufen im Auftrag des japanischen Kultusministeriums allerdings einen dokumentarisch-verklärten Spielfilm über propagandistische Themen, dessen politischer Unterbau mehr als ekelhaft ist. Ein Vorkriegsfilm, der offenkundig die Blut-und-Boden-Ideologie der Nationalsozialisten gutheißt und diese auf das japanische Volk überträgt. Die Mandschurei soll als neuer Ackerboden für die viel zu große Bevölkerungszahl Japans gewonnen werden. Man müsse doch den armen Chinesen zeigen, wie man effektiv arbeitet. Diese verklärenden Euphemismen stellen natürlich nicht das dominierende Thema des Filmes, doch wirft dieser fraglos fragwürdige Aspekt ein mehr als schlechtes Licht auf den Gesamteindruck von "Die Tochter des Samurai".
Viele haben hier bereits ihre Kritikpunkte und ihre Meinungen hinterlassen und wahrscheinlich wiederhole ich sehr vieles, aber ich will auch meine Meinung abgeben:
Für die große Anzahl an Usern mag diese Veränderung Vorteile haben, für diejenigen, die in erster Linie gerne schreiben und die Bewertungen und Kommentare ihrer Freunde in einer Übersicht haben wollen, ist eure "Verbesserung" absolut keine. Ich sehe da GROSSE Probleme für Leute wie mich zukommen, wenn dieses Format auf Filme übertragen wird - Serien interessieren mich glücklicherweise weniger, sodass es mir im Moment noch nicht wehtut.
Ich BRAUCHE hier zu allererst eine Übersicht über Bewertungen und Kommentare meiner Freunde. Alles andere ist für mich zweitrangig!
Ich bin bis heute davon überzeugt, dass die eigentlich großartige Blogfunktion komplett in den Sand gesetzt wurde, weil es schlicht keine direkte und übersichtliche Erreichbarkeit der befreundeten User gibt. Noch haben wir die Spalte mit den Bewertungen und Kommentaren der Freunde, die für mich die Seele dieser Seite ist. In irgendeiner Form hätte der Blog dort mit eingebunden sein MÜSSEN. Fällt jedoch auch diese Spalte nun komplett weg, dann verschwinden unsere Kommentare im Nirgendwo. Man muss im Grunde wissen, dass solche Kommentare existieren (so wie derzeit ja auch die Blogs), damit man entsprechend (und verbunden mit etwas Mühe) nach diesen suchen kann. Unglaublich wertvolle Artikel und Kommentare gehen wie so einige Blogartikel dann vielleicht einfach in der Nichtbeachtung verloren.
Meine Meinung ist vielleicht nicht relevant, aber möchte hiermit trotzdem meine Bedenken äußern. Mir gefällt diese Entwicklung nicht! Der "richtigen" (bitte nicht falsch verstehen) Community tut man damit in dieser Form keinen Gefallen!
Die aktuell im Berliner Kino Arsenal gezeigte Tsai Ming-liang Retrospektive läuft unter dem Titel "Anatomie der Einsamkeit". Auf den Film "Hei yan quan - I Don't Want to Sleep Alone" passt dieser Titel wie nahezu auf keinen zweiten. Der Film ist bevölkert von Verlorenen, Ausgegrenzten und Einsamen. Doch Tsai erzählt nicht einfach von der Einsamkeit. Er zeigt uns in langen Einstellungen Menschen in einem desolaten Umfeld, genauer gesagt Tsais Heimat Malaysia, zu der er für diesen Film nach etwa 30 Jahren im Ausland zurückkehrte, und verknüpft Mozarts Zauberflöte, einen pflegebedüftigen Komatösen (Lee Kang-sheng), einen ebenfalls pflegebedürftigen, verletzten Obdachlosen (ebenfalls Lee Kang-sheng), diese Personen pflegende Menschen (aus Mitmenschlich- und Selbstlosigkeit oder einem kompensationsgetriebenen Helfersyndrom?), Smog in Malaysia, indische Migranten und einem alles umschließenden, nie fertiggestellten und nun vom Wasser zurückgewonnenen Hochhausgerippe zu einem alptraumhaften Märchen; einem Geflecht aus Sehnsüchten, Eifersucht und sexuellem Begehren. Ungewöhnlich anmutende Beziehungansätze, die in diesem Fall durch vergleichsweise dezentem Einsatz der Tsai-typischen Absurdität nach und nach ihre mystisch angehauchte Atmosphäre entfalten. Doch "I Don't Want to Sleep Alone" ist einer dieser Filme, die ihre Faszination nicht zwingend von vornherein offenbaren. Er lebt nicht von seinen Momenten - zumindest nicht zunächst. Tsai macht es uns nicht leicht. Sehr behutsam entwickelt er seine Geschichten und Personen. Nur wenig wissen wir über ihre Lebensgeschichten. Und doch saugt uns dieser Film immer mehr in seine Welt. Niemand schläft gerne alleine!
Vor einigen Tagen bezeichnete ich Tsai Ming-liangs "Vive l'Amour" als so etwas wie eine Komödie über Einsamkeit und Entfremdung im modernen Großstadtleben. Durch die vielleicht nicht auf dem ersten Blick naheliegende Nebeneinanderstellung der traurigen Thematik mit heiteren Versatzstücken aus amüsanten Detailbeobachtungen im alltäglichen Leben der Protagonisten wurde ein umso tragischeres Bild der Gesellschaft gezeichnet. In seinem vierten Spielfilm "Dong - The Hole - Der letzte Tanz" geht Tsai mit diesem Ansatz noch einen Schritt weiter und macht aus seiner Idee eine grotesk-absurde Auseinandersetzung mit einer ähnlichen Problematik. Nun haben wir es nur noch mit zwei Figuren zu tun, beide gespielt von Darstellern, die auch bereits in "Vive l'Amour" tragende Rollen hatten (Lee Kang-sheng und Yang Kuei-Mei). Das Leben der zwei Personen, die in ihrem anonymen Hochhauskomplex direkt untereinander wohnen, ist gekennzeichnet von Einsamkeit, Depression und Antriebslosigkeit. Sie leben in der nahe Zukunft und eine in Taiwan auftretende ominös-apokalyptische Seuche sowie ein nie enden wollender Dauerregen unterstützen die Dramatik ihrer Gefühlslage. Ihre einzige Anlaufstelle für Kommunikation bietet sich, als ein Loch zwischen ihren Wohnungen, hervorgerufen durch Wasserschäden und einen Klempner, eine mehr als merkwürdige Form von Beziehung erzeugt. Ob sich der Mann nun von oben in das Loch übergibt oder sie aus Panik vor der Seuche Desinfektionsmittel nach oben schickt: Es beginnt so etwas wie eine Kommunikation. Wenn das noch nicht skurril genug ist, zeigt uns Tsai immer mal wieder bunte, träumerische Musicalstücke, die die Wünsche und Sehnsüchte der Figuren unterstreichen oder einen kitschigen Gegenpunkt zur Handlung erzeugen. In späteren Filmen wie "Tian bian yi duo yun - The Wayward Cloud" sollte Tsai diese Methode erneut aufgreifen. Und dann ist da das Ende. Obwohl als solch ein Musicalmoment dargestellt, gewinnt der Film hierdurch an erschütternder Dramatik: Gleichzeitig tragisch und voller Hoffnung. Unkommuniziertes Unglück und verklärte Schönheit gehen hier Hand in Hand. Ein wundervoller wie bitterer letzter Tanz.
"Ai qing wan sui - Vive l'Amour" als Komödie über Einsamkeit und Entfremdung im modernen Großstadtleben zu beschreiben, ist vielleicht zu weit gegriffen, aber der Humor, der teilweise schon an Absurdität grenzt, macht einen nicht unerheblich großen Teil nicht nur dieses zweiten Spielfilmes Tsai Ming-liangs aus. Wie auch in späteren Filmen stellt der chinesisch-malaysische Regisseur die bittersten Augenblicke neben Momente voll trockenem, lakonischen Witz. Durch diesen Tsai-typischen, sehr eigenwilligen Humor wirken die schmerzhaften Szenen, insbesondere das Ende, dann doppelt schwer. Tsai untersucht mit seinen Filmen die Nebenkriegsschauplätze einer unerbittlich voranschreitenden Welt voller Vereinsamung, Lebensmüdigkeit und fast schon selbstquälerischer Suche nach Liebe. Doch die Beziehungen, wie sie im tsaischen Filmkosmos dargestellt werden, sind alles andere als "normal". Und auch wie er sie insziniert ist in keinem Buch über Kinoregeln zu finden. In den 1990er Jahren gab es in seinen Filmen noch das Erzählerische. Dies ist im Verlauf immer mehr einer Form gewichen, die mit Geschichten nichts mehr gemein hat und sich auf das Zeigen und Beobachten als inszinatorischer Akt der Installationskunst zuwendet.
In "Vive l'Amour" lassen sich zweifelsohne bereits solche Tendenzen erkennen, doch hier veranschaulicht Tsai Ming-ling sein Thema mittels eines tristen, wortkargen Reigens dreier Charaktere: Großstädter, die sich aus verschiedenen Gründen immer wieder in dem gleichen Appartment aufhalten. May Lin ist Wohnungsmaklerin und nutzt die Wohnung für ihre sexuellen Affären. Eine dieser Bekanntschaften, Ah-jung, der auf der Straße mit kleinen Geschäften sein antriebslosen Leben führt, stiehlt einen Schlüssel für das vielräumige Appartment, genauso wie der ebenso ziellose Vertreter für Urnenschrankplätze, der lebensmüde (und wahrscheinlich homosexuelle) Hsiao-Kang, der von Tsais Lebensdarsteller Lee Kang-sheng gespielt wird. Beide Männer brauchen einen Schlafplatz beziehungsweise Rückzugsort.
Warum "Rückzugsort", wo doch der Film von Isolation erzählen möchte? Anfänglich wissen die Männer nichts von der Gegenwart des anderen. In sehr absurden Momenten verstecken sie sich voreinander, fliehen in dunkle Räume oder verbergen sich unter Betten. Sie haben Angst, mit anderen in Kontakt zu treten. Eine Welt voller Regeln zwingt sie zu einer neuen Form von Einsamkeit und Entfremdung. Doch die zwei Männer kommen sich im Verlauf näher, wenn auch nur auf einer Ebene von gegenseitiger Akzeptanz; keine Freundschaft, aber in einer lieblosen Welt nimmt man jede Beziehungsform an, die sich einem bietet. Auch die Maklerin Lin (gespielt von Yang Kuei-Mei, die ebenfalls wie Lee Kang-cheng und Chen Chao-jung in mehreren Tsai-Filmen zu sehen ist) ergreift jede sich bietende Chance auf selbstbetrügerischer Liebe, die sich natürlich dann nur auf den rein körperlichen Aspekt beschränkt. Das Beziehungsverhältnis zwischen den drei Figuren ist nun alles andere als ausgeglichen. Ah-jung nutzt lediglich seine Chancen auf Sex und Unterkunft opportunistisch aus, während May Lin nach Nähe und Liebe sucht. Hsiao-Kang hingegen scheint den Mann körperlich zu begehren, doch ist er aufgrund von einem unausformulierten Gefühl von Andersartigkeit und Aussenseitertum bereits so stark entfremdet, dass er sich zu Beginn des Filmes das Leben nehmen möchte. Ob die Bekanntschaft mit Ah-jung eine Rückbesinnung auf das Leben ermöglicht, läßt der Film offen.
Doch wie bereits erwähnt tut man "Vive l'Amour" etwas Unrecht, wenn man den Film auf seine schwermütige Thematik reduziert. Stellenweise lassen die vielen wunderbaren und absurden Momente, die sich durch eine Freude am ausgiebigen Hinschauen auszeichnen, das Ganze fast leichtfüßig erscheinen. Einige Beispiele? Eine Wassermelone (die in Tsais Filmographie später nochmals auftreten sollte) findet vor ihrem Verzehr als Bowlingkugel Verwendung. Oder Hsiao-Kang liegt unter dem Bett, während die anderen zwei Sex haben. Und dann natürlich die unzähligen Momente des Versteckens und Voreinanderfliehens. Doch all diese Augenblicke von Heiterkeit sind vergessen, wenn in der Abschlussszene Yang Kuei-Mei minutenlang und völlig enthemmt in die Kamera weint. Eine Hoffnung auf die Liebe scheint nun in weite Ferne gerückt zu sein. Vive l'Amour!
"Uzak" - ein Film, der es dem Zuschauer wirklich nicht so leicht macht, ihn zu lieben. Nuri Bilge Ceylan präsentiert hier nur wenige Reize. Schönheit (vielleicht mit Ausnahme der verschneiten Istanbulszenen), Freude und Glück sucht man hier vergebens. Auch für die zwei zentralen Figuren, muss man eine gehörige Portion an Mitgefühl und Verständnis aufbringen. Die Hauptfigur des Filmes ist Mahmut. Ein Mann, der nach Jahren in Istanbul sein altes Leben in der fernen Heimat zurückgelassen hat. Er hat seine Verbindung zu den Menschen verloren und es fällt ihm schwer, persönliche Beziehungen zu anderen aufzubauen. Fast wie ein Eindringling taucht ein Verwandter vom Lande auf und bringt Unordnung in das ritualisierte Leben Mahmuts. Der deutlich jüngere Yusuf sucht in Zeiten der wirtschaftlichen Krise nach Hoffnung auf ein besseres Leben in Istanbul. Er steht erst am Anfang eines Prozesses, der Mahmut zu dem Menschen machte, der er heute ist. In teilweisen langen, trostlosen Einstellungen, die jedoch nicht ohne Ironie daherkommen, beobachtet Ceylan seine zwei Protagonisten. Auch wenn sich "Uzak" sehr stark auf diese zwei Männer konzentriert, denn alles außerhalb wird höchstens angedeutet, so ist das dargestellte Porträt genauso reduziert wie der Film selbst. Doch gerade diese filmische wie inhaltliche Reduktion sowie die grandiose Gabe Ceylans, Menschen trefflich beobachten und verstehen zu können, machen "Uzak" - vielleicht erst auf den zweiten Blick - dann doch so stark.
"Ako - White Morning" ist ein New-Wave-Kurzfilm über das Lebensgefühl und Ängste japanischer Teenager in den 1960er Jahren - veranschaulicht an einem Tag im Leben der 16-jährigen Ako. Hiroshi Teshigaharas Film mit dokumentarischen Einflüssen besteht größtenteils aus fragmentierten Momenten, die in rasanten, expressionistischen Schnittfolgen auf den Zuschauer einprasseln; ihn teilweise überwältigen. Geräusche von Maschinen und Autos prägen phasenweise den Film. Oder man hört aus dem Off Gespräche über die Lebenssituation junger Japaner, größtenteils vom bildlichen Kontext losgelöst. Dann wiederum werden Szenen von Jazzmusik begleitet, welche dem jugendlichen Zeitgeist der 60er entsprach. Im Zentrum all dessen steht Ako, gespielt von Miki Irie (die ein Jahr später ihren einzigen weiteren Filmauftritt in "Tanin no kao - The Face of Another" - ebenfalls von Teshigahara - hatte): Eine junge Frau, gerade neu in ihrem Beruf in einer Bäckerei, den sie für den Rest ihres Lebens ausüben soll? Sie macht einen Ausflug mit anderen Heranwachsenden. Doch die Unschuldigkeit der Jugend scheint zu kippen und eine Bedrohlichkeit, ausgehend von Sexualität und Ernsthaftigkeit, nimmt dessen Platz ein.
"Xia dao Gao Fei - Full Contact" ist ein Film, der mir persönlich eigentlich überhaupt nicht gefallen dürfte. Und doch hatte ich (mit jedoch nicht unerheblichen Einschränkungen) tatsächlich meinen Spaß mit dem in fast jeder Hinsicht extrem übertriebenen Actionfilm. Was nicht zuletzt an einem von der Idee her sehr interessanten Storyelement liegt: Eine faszinierende Dreiecksbeziehung zwischen Freunden. Ein Mann verrät aus Feigheit seinen Freund, läßt ihn sterbend zurück und beginnt mit dessen Freundin eine Beziehung, nicht wissend, dass ein gewisser Jemand tatsächlich nicht tot ist. Eine solche Dreiecksgeschichte unter den Drücken der Geldnot und den Zwängen des Gangstermilieus, würde ich mir als einen eigenständigen Film - natürlich mit einem völlig anderen Ton - wünschen.
Doch Ringo Lam präsentiert diese Story als eine völlig überdrehte und mit exzentrisch-charismatischen Figuren gespickte sowie explizit überzeichneter Gewalt versetzter Actionoper, in der auch homosexuelle Gangsterbosse, nymphomanische Gangsterbräute und hirnlose Gangstermuskelpakete nicht fehlen. Leider schaffte Lam es jedoch nicht, dies alles zu einem wirklich ausgereiften Unterhaltungsfilm zu vereinen, insbesondere die ersten 15 Minuten sind derart übertrieben, dass es dem Film insgesamt einfach nicht gut tut. Andere Storyelemente wiederum machen total Sinn, werden lediglich nicht effektiv und überzeugend genug eingesetzt.
Doch insgesamt machen die eingebrachten guten Handlungsideen, eine durchaus ansprechende Kameraarbeit mitsamt der Actionchoreografie sowie die wunderbaren Schauspielleistungen von Hongkong-Größen wie Chow Yun-Fat, Anthony Wong und Simon Yam "Full Contact" dann doch sehenswert. Insbesondere die zwei letztgenannten Schauspieler hab ich zumindest noch nicht in solchen Rollen gesehen, die sie hier jedoch grandios umzusetzen in der Lage waren. Und wenn man sich, anders als ich, nicht an den Deteils stört, sollte jeder Actionfan bei "Full Contact" absolut auf seine Kosten kommen.
Satyajit Ray versucht in "Die Schachspieler" etwas Außergewöhnliches. Er stellt das Schachspiel zweier Adliger historischen Ereignissen von 1856 gegenüber. Der indische Fürstenstaat Awadh (oder Oudh) mit der Hauptstadt Lucknow (heute ein Teil des Bundesstaates Uttar Pradesh) steht kurz vor der Annektierung durch die Briten. Der Film zeigt unter anderem, dass die Inder und Briten das Schachspiel nach unterschiedlichen Regeln spielen. Doch Ray liefert hier keinesfalls eine trockene Geschichtsstunde ab - obwohl man diesen Eindruck zunächst durchaus gewinnen könnte. Durch feinsinnigen Humor, der durch die fast schon lächerliche Unselbstständigkeit der zwei adligen Müßiggänger zum Ausdruck kommt, sowie den dazu dargestellten Parallelen zum damals führenden muslimischen Herrscher Awadhs namens Wajid Ali Shah, eine sympathische aber handlungsunfähige Person - ein Freund der Künste, der politisch jedoch nichts im Griff hat und sich von der Situation überwältigen läßt - stellt Satyajit Rays Film da, wie die Briten widerstandslos das Land übernehmen konnten.
"Die Schachspieler" ist Rays erster Film, der nicht in Bengalisch gedreht wurde, und sein wohl ungewöhnlichster. In jedem Fall sein teuerster... Es gibt Stars des Bombay-Kino sowie britische Darsteller zu sehen - allen voran Richard Attenborough, der den englischen General James Outram verkörpert.
"Nina - Diary of a Porn Star" ist, wie der Titel es bereits verrät, ein Dokumentarfilm, der auf das Leben und die Persönlichkeit einer Erotikdarstellerin blickt. Regisseur Thibault Staib begleitet Sophie auf Schritt und Tritt durch ihren Alltag und ihre Auftritte, egal ob Drehs, Shows oder ähnliches. Doch die meiste Zeit lässt er sie einfach erzählen; wobei es jedoch etwas störend erscheinen kann, dass er sich phasenweise etwas zu stark selbst einmischt. Nur ganz selten (und auch kaum als Gegengewicht zu Sophies Erzählungen gedacht) kommen andere Menschen vor; doch niemals verschwindet die Hauptprotagonistin aus dem Fokus.
Zwei Dinge empfand ich beim Schauen dieses Filmes mehr als überraschend. Einerseits hat mich erstaunt, dass ich, obwohl ich die Herangehensweise Staibs an sein Thema etwas befremdlich fand - zum einen wegen seiner eigenen persönlichen Präsenz, zum anderen, weil Momente gezeigt werden, die ich so in ihrer Form gefühlt eher fehl am Platze finde - konnte mich "Nina" tatsächlich durchgängig faszinieren. Der Film schafft es in jedem Fall, einige Botschaften zu übermitteln und Einblicke in eine sehr spezielle Welt zu gewähren. Er geht dabei eher vorsichtig vor. Und wenn man anklagende Aspekte über die Schattenseiten einer Parallelwelt finden möchte, sind diese natürlich durchaus vorhanden und werden auch angesprochen - jedoch stets aus Sicht der Hauptperson. Was mich direkt zum zweiten Punkt bringt, der mich verwunderte: Sophie selbst. Ich war mir nie wirklich klar, ob ich sie wirklich mag oder - und das ist noch viel entscheidender - wie ich ihr gegenüber fühlen soll. Ein solches "Soll" gibt es natürlich sowieso nicht. Vielmehr war ich mir meiner eigenen Einschätzung Sophie gegenüber einfach nur ungewiss. Es gibt da in ihr ein faszinierendes Spannungsfeld zwischen naiver Unreflektiertheit und einer traurigen Erkenntnis, die sich im Laufe ihres Rückblickens auf ein Leben (dass sie in Form eines Buches kürzlich selbst zusammenfasste) immer mal wieder hinter ihrer quirligen Fassade erahnen lassen kann. Es gibt sehr intime Momente, die durchaus zeigen, dass Sophie gewisse Themen durchaus reflektiert und durchdacht hat, dies jedoch immer wieder von sich wegschiebt und am liebsten ignorieren möchte. Zumindest habe ich dies so empfunden. Allerdings hat sie auch ohne Frage sehr unreife Anschauungen, insbesondere was den Umgang mit anderen Menschen anbelangt.
Ein Punkt hat mich jedoch im Nachhinein etwas enttäuscht. Sophies Familie, die immer mal wieder thematisiert wird, hat Staib in meinen Augen leider nicht ausreichend durchleuchtet. Vieles läßt sich jedoch zwischen den Aussagen und Geschichten Sophies erahnen. Die Mutter ist einmal zu sehen. Vom Vater erzählt Sophie ein einschneidendes Erlebnis. Und man erfährt, dass sie einen Sohn hat, auf den jedoch niemals innerhalb des Filmes niemals eingegangen wird. Es interessiert mich, warum das so ist. Es ist natürlich etwas unbefriedigens, mit solch einer Frage zurückgelassen zu werden. Außerdem frage ich mich, in welcher Beziehung Thibault Staib seiner Protagonisten selbst gegenüber stand.
Insgesamt war das Schauen von "Nina - Diary of a Porn Star" also durchaus zwiespältig für mich, jedoch stets faszinierend. Außerdem zeigt mir der Film einmal wieder, dass es Menschen und Welten innerhalb unserer Gesellschaft gibt, die unglaublich weit von mir persönlich entfernt zu sein scheinen; mit denen ich eigentlich nichts gemein habe und ich kaum in Kontakt damit komme - oder sogar kommen möchte - die mich dann jedoch zum Nachdenken anregen, da gegenläufige Emfindungen demgegenüber durch Filme wie diesem spannend zusammengebracht werden können. Ob das wiederum eine Leistung des Filmemachers ist, sei mal dahingestellt, schließlich finden weiterführende Gedanken im Kopf des Zuschauers statt. Jedoch lieferte der Film zumindest für mich spannende Ansätze.
"Yang and Yin - Das Spiel der Geschlechter im chinesischen Kino" ist aus rein formaler Sicht sicherlich kein guter Dokumentarfilm. Insgesamt ist das Werk von Stanley Kwan schon etwas chaotisch und unfokussiert. Kwan, dessen Filme sich bis zu dem Zeitpunkt größtenteils mit Frauen in Notlagen oder schwierigen Liebesgeschichten beschäftigten (er drehte beispielsweise ein Biopic über die Stummfilmschauspielerin Ruan Lingyu), betrachtet mit "Yang and Yin" die Geschichte des chinesischsprachigen Kinos in Hinblick auf Geschlechterrollen und sexueller Vieffältigkeit. Hierfür wurden Werke sowohl aus Hongkong, der Volksrepublik als auch Taiwan untersucht. Dabei finden bereits Filme aus den 30er Jahren Erwähnung. Homoerotische Themen aus Martial-Arts-Streifen der 70er Jahre werden ebenso aufgegriffen wie die Anpassung ausdrücklich homosexuellen Materials für einen Markt, dessen heterosexuelle Ausrichtung gewisse Einschränkungen diktiert. Kwan zeigt Ausschnitte und führt Interviews mit den Machern oder Darstellern. Es kommen unter anderem so prominente Regisseure wie beispielsweise Hou Hsiao-hsien, Ang Lee, John Woo, Chen Kaige, Tsui Hark, Edward Yang, Tsai Ming-liang oder Zhang Yuan zu Wort. Auch Leslie Cheung, der Hauptdarsteller aus Chen Kaiges "Lebewohl, meine Konkubine", wird befragt. Eigentlich vermisst man fast nur noch Wong Kar-wai, denn immerhin finden auch seine Filme Erwähung. Doch leider sind die Mehrheit der geführten Gespräche nur wenig ergiebig. Niemand der Befragten geht direkt auf das Thema Homosexualität ein. Es wird ausgewichen und man zieht sich beispielsweise auf "unterbewußte Entscheidungen" zurück. Auch die gestellten Fragen von Kwan sind sicherlich nicht sehr direkt und kritische Punkte, die explizit herausgearbeitet hätten werden können, lassen sich höchstens erahnen. Wirklich konkret wird der Film also leider nie und man bleibt so ein bisschen in einer unspezifischen Schwebe. Ende der 1990er Jahre war das Thema wohl offenbar noch eindeutig zu heikel. Der Einzige der sich hier wirklich festlegen möchte ist Stanley Kwan selbst, der den Film mit einem Gespräch mit seiner Mutter abschließt und so sein eigenes Coming-Out insziniert. Ein Akt der Befreiung, der sicherlich der Hauptmotivationsgrund für seinen Dokumentarfilm gewesen sein dürfte. In den anschließenden Jahren beschäftigten sich Kwans Filme folgerichtig mit LGBT-Thematiken.
"Yang and Yin - Das Spiel der Geschlechter im chinesischen Kino" hat ganz unübersehbar so einige Makel; beispielsweise über die Kameraarbeit von Christopher Doyle bei den geführten Interviews sollte man eher Stillschweigen bewahren, und doch ist der Film aus meiner Sicht trotzdem zu empfehlen, da er dann doch zumindest einen schönen Überblick über eine große Fülle an wunderbaren Werken aus dem chinesischen Raum liefert und so manche Denkanstöße liefert.
"Yue kuai le, yue duo luo - Hold you Tight" von Stanley Kwan ist zunächst einmal ein pulsierender Ausflug in die queere Welt Hongkongs der späten 90er Jahre, der stilistisch durchaus an Filme wie "Chungking Express" erinnert. Kamera, Schnitt und Musik erinnern an Wong Kar-wais Episodenfilm, doch der Regisseur versucht mehr als eine gute Kopie zu produzieren. Kwan realisierte kurz zuvor seinen Dokumentarfilm "Yang and Yin - Das Spiel der Geschlechter im chinesischen Kino", in dem er das Thema der Sexualität im chinesischen Film untersucht und sich inbesondere für homoerotische Entwicklungen interessiert. In "Hold you Tight" versucht er sich nun selbst an einem Spielfilm mit dieser Thematik. Er zeigt den Zuschauern verschiedene Figuren in einem Geflecht aus Liebe, Verlangen, Sehnsucht und Identitätssuche. Der hilfsbereite schwule Wohnungsmakler Tong (verkörpert vom wunderbaren Eric Tsang), der junge bisexuelle Bademeister Jie, zwei junge Frauen (die beide von Chingmy Yau gespielt werden) und der attraktive Ehemann Fung Wai werden in verschiedenen Beziehungen gezeigt, die sich über mehrere Zeitebenen erstrecken.
Doch Stanley Kwan will mehr. Und dazu muss man den Film als Kind seiner Zeit betrachten. Das Kino in Hongkong sowie die ehemalige britische Kronkolonie im Allgemeinen waren in den Jahren 1997, 1998 im Umbruch, bedingt durch politische Veränderungen und den dadurch evozierten Ängsten. Man befand sich in einem Zustand des Ungewissen. Gerade verliess Hongkong die nicht ohne Reibungen empfundene britische Kolonialmacht und musste sich an die chinesische Volksrepublik übergeben lassen, was natürlich aus politischer Sicht zu Ängsten und Verunsicherungen führte.
Kwan läßt also "Hold you Tight" vor dem Hintergrund der Wiedereingliederung in China spielen. Die beiden jungen Frauen Ah Moon und Rosa Gao wollen beispielsweise nach Taiwan flüchten, doch nur eine kann das Flugzeug besteigen. Allerdings stürzt der Flieger ab. Alleine schon dieser Punkt bietet eine Reihe an Interpretationsansätzen, wenn man die Persönlichkeiten und Erlebnisse der zwei Frauen betrachtet. Doch im Zentrum des Filmes stehen der Ehemann Ah Moons sowie der selbst als Geflüchteter begreifbare Jie. Der eine ist Objekt der Begierde, der andere ein Begehrender. Auch wenn Homosexualität nicht durchgängig Thema des Filmes ist, so kann man das Interesse daran dem Film stets anmerken. Kwan, selbst schwul, erzählt von unterschiedlichen sexuellen Ausrichtungen. Doch egal ob hetero-, bi- und homosexuell, die Figuren befinden sich in einem ungewissen Zustand des Suchens und Verlangens. Ein zugleich melancholischer wie leichtfüßiger Film der Stimmungen und Gefühle sowie der Suche nach Halt und Sinn.
Das gesuchte Mitglied einer paramilitärischen Elitepolizei verliebt sich in die Schwester einer Selbstmordattentäterin, die in seinem Dienst starb.
Ich träume von einer Schriftstellerkarriere. Nach den Schulferien beginne ich eine gesellschaftlich nicht akzeptierbare Affäre.
Ich bin ein Mathematiker und wurde wegen homosexueller Handlungen verurteilt. Warum ich im Film autistische Züge habe ist mir ein Rätsel.
Meine Schauspielkarriere endete bevor sie überhaupt so richtig begonnen hat. Immerhin bin ich durch Heirat finanziell abgesichert. Wären da nur nicht die Drogen!
Ich bin klein und richtig sprechen kann ich auch nicht. Aber ich bin clever und nützlich, besonders überall dort wo die meisten Menschen Probleme hätten.
Hm, mal schauen, wie schnell das hier gelöst wird:
Ich bin Physiker, spezialisiert auf dunkle Materie, und will die Welt retten.
Nach einem Rendezvous mit mir hat ein Mann eine tödliche Auseinandersetzung mit seiner Ex-Freundin. Was genau passiert ist, weiß er jedoch selbst nicht so richtig. In einem weiteren Film mit mir, spielt mich übrigens die gleiche wunderschöne Darstellerin!
Es ist ja kein Geheimnis: Tony Leung Chiu-wai ist mein Lieblingsschauspieler. Und ich stehe mit dieser Meinung nicht alleine. Schauspielgrößen wie Robert De Niro zählen zu seinen Bewunderern. Leung macht es einem aber auch wirklich leicht ihn zu mögen. Jeder kann etwas in Leungs Filmographie für sich finden. Er wirkt stets sympathisch, kann aber auch dunklere Seiten durchblicken lassen, zum Beispiel wenn er als schwertschwingender, pistolenzückender oder im Kung-fu versierter Actionheld auftritt. Mich persönlich spricht jedoch seine melancholische oder schwermütige Seite am stärksten an, die er vor allem in einigen Filmen von Wong Kar-wai zeigen durfte, wie beispielsweise in "In the Mood for Love", "Happy Together" oder "Chungking Express".
Doch bereits 1989 glänzte Tony Leung in einer solchen Rolle, die ihm erstmals auch internationale Anerkennung einbrachte. Er spielte einen wichtigen Part im taiwanesischen Drama "Die Stadt der Traurigkeit" unter der Regie von Hou Hsiao-hsien.
Das auf historischen Umständen basierende Familiendrama war der erste Film überhaupt, der sich direkt mit dem sogenannten Weißen Terror beschäftigte, der durch die Kuomintang-Regierung nach einem gewaltsam niedergeschlagenen Aufstand vom 28. Februar 1947 auf das taiwanesischen Volk ausgeübt wurde. Der Zwischenfall ist auch als 228-Massaker bekannt, da schätzungsweise zwischen unfassbaren 10.000 und 30.000 Zivilisten ihr Leben lassen mußten. Die Schreckensherrschaft des Weißen Terrors endete erst 1987. Bereits zwei Jahre später dreht Hou seinen Film.
Tony Leung spielt darin den taubstummen Wen-ching, dem jüngsten Sohn einer Familie, die im Verlauf des 228-Zwischenfalls zugrunde geht. Der älteste Bruder wird von einem Mafiaboss ermordet und der mittlere Bruder leidet unter mentalen Störungen, ist gewalttätig und muss in ein Kuomintang-Gefängnis. Ein weiterer Bruder wird lediglich erwähnt; der Arzt scheint wohl im Krieg verloren gegangen zu sein. Wen-ching möchte sich im Verlauf des Filmes dem Widerstand anschließen. Tony Leung verkörpert Wen-ching brilliant. Die Figur ist jedoch kein wirklicher Held oder erfolgreicher Widerstandskämpfer. Er ist vielmehr ein Symbol für die Hilflosigkeit des taiwanesischen Volkes angesichts einer verfahrenen, unverständlichen Situation. Unterstrichen wird diese Hilflosigkeit hervorragend durch Wen-chings Eigenschaft als Taubstummer.
Tony Leung sprach tatsächlich die taiwanesische Sprache nicht und musste seine Figur allein durch sein überzeugendes Schauspiel zum Leben erwecken, was ihm vorzüglich gelang. Tony Leung war also ein richtiger Glücksfall für Hous Film, der in Taiwan ein großer finanzieller Erfolg wurde und den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig gewinnen konnte.
Doch auch für mich ist Tony Leung Chiu-wai ein Glücksfall. Ich wünsche ihm heute zum 55.Geburtstag alles erdenklich Gute. Herzlichen Glückwunsch, Little Tony!
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Dieser Text entstand als Teil einer Community-Blogaktion anläßlich des Geburtstages von Tony Leung. Der komplette Artikel mit weiteren tollen Texten zu Filmen mit Leung kann man unter folgendem Link finden: http://www.moviepilot.de/news/vertonte-geburtstagswunsche-fur-tony-leung-chiu-wai-191189
In dieser Liste fehlen noch folgende Kurz- und Dokumentarfilme:
"Notwendige Lehrjahre" (1960) – 6,0 Punkte
Ein 25minütiger Dokumentarfilm über Erziehungsmaßnahmen an „schwer erziehbaren“ Jugendlichen in einem DDR-Heim (euphemistisch: Jugendwerkhof). Sowohl inhaltlich als auch in der Porträtierung der jungen Menschen durchaus faszinierend. Leider entstand der kurze Studentenfilm unter den geleiteten Konventionen des DDR-Systems, das den Einfluss westlicher Musik und Filme auf die Jugendlichen anprangert und die Erziehungsmaßnahmen unreflektiert als zielführend und erfolgreich proklamiert.
"Im Pergamon-Museum" (1962) – 6,0 Punkte
Kurzer Dokumentarfilm über das Berliner Pergamon-Museum, das ich nebenbei erwähnt sehr mag und in dem ich bereits des öfteren gewesen bin. Auch wenn es sich hier um eine Auftragsarbeit handeln dürfte, so ist es interessant, dass der Film verstärkt seinen Blick auf die Gäste und Kunstinteressierten wirft und weniger auf die teilweise beeindruckenden Gebäude und Exponate. Unterstützt wird Böttchers Herangehensweise durch die erfreuliche Abwesenheit eines erklärenden Kommentators.
"Ofenbauer" (1962) – 6,5 Punkte
Ein DDR-Dokumentarfilm über die Bauarbeiten an einem riesigen Hochofen, der tatsächlich einmal von der hart schuftenden Arbeiterklasse berichtet ohne dabei das Staatssystem zu glorifizieren, denn nur scheinbar beschäftigt sich der Film mit dem (parteipolitisch verordneten?) Erfolg im Bauern- und Arbeiterstaat.
"Stars" (1963) – 7,5 Punkte
Ein wunderbarer kleiner Dokumentarfilm über eine Gruppe von Fabrikarbeiterinnen, der er es nicht scheut, auch kleine Probleme anzusprechen (wenn auch eine ganz wichtige Szene später entfernt werden mußte, wohl weil diese zu stark auf gewisse Umstände verwiesen hätte). In erster Linie zeichnet der Film ein Bild vom freundschaftlichen Umgang untereinander, aber beschäftigt sich auch mit gesellschaftlichen Entwicklungen, vorrangig im Selbstverständnis der Frauen in Bezug auf ihre Position in der Welt. Sehr schön, wie Böttcher hier Wege findet, seinen Filmen innerhalb des Systems eine persönliche Note zu geben.
"Der Sekretär" (1967) – 8,0 Punkte
Ein Mann muss im Chemiekombinat Buna zwischen der Leitung und den hauptsächlich weiblichen Angestellten vermitteln. Dass Gerhard Grimmer von allen gemocht wird, macht seine Arbeit wohl leichter, aber die täglichen Herausforderungen lassen erahnen mit welchen Problemen Menschen wie er zu kämpfen hatten.
"Tierparkfilm" (1968) – 6,0 Punkte
Ein ähnliches Werk wie "Im Pergamon-Museum". Eine Auftragsarbeit. Diesmal steht jedoch nicht der Tierparkbesucher im Zentrum des Interesse. Es sind die Tiere. Allerdings kommt der Film erneut ohne Kommentar aus.
"Ein Vertrauensmann" (1968) – 6,5 Punkte
Interessante Einblicke in die Vermittlung zwischen Führung und den einfachen Arbeitern am Beispiel einer Baubrigade in der Nähe Rostocks. Die Ausführungen des Erzählers halten sich natürlich an politischen Vorgaben und müssen dementsprechend eingeordnet und bewertet werden. Doch die Aufnahmen von einer Versammlung mit dem Ansprechen bestimmter Probleme, die wiederum andere Probleme indirekt andeuten, machen diesen Dokumentarfilm dann doch sehenswert.
"Wäscherinnen" (1972) – 7,0 Punkte
Gespräche mit Auszubildenden in einem großen Wäschereibetrieb, ähnlich wie "Stars", jedoch noch mehr auf persönlicher Ebene.
"Großkochberg - Garten der öffentlichen Landschaft" (1977) – 6,0 Punkte
Der Farbfilm wurde während eines Festrkonzertes im Rahmen der 1000-Jahr-Feierlichkeiten Weimars auf dem damals für die Öffentlichkeit neugestalteten, ehemaligen Landsitz der Familie von Stein gedreht. (Mehr oder weniger) Passend dazu werden Passagen aus Goethes Briefe an Charlotte oder über Kochberg verlesen.
"Im Lohmgrund" (1977) – 6,0 Punkte
Der Zuschauer beobachtet Steinbildhauer im Lohmgrund bei Arbeit und Alltäglichkeiten. Die Steine werden aus dem Berg gespalten und direkt vor Ort bearbeitet. Wirklich von Interesse ist der Film abseits von oberflächlichen Eindrücken jedoch in meinen Augen nicht.
"Potter’s Stier" (1981) – 7,5 Punkte
Erster Teil der Übermalungstrilogie „Verwandlungen“. Böttcher schlägt hier nach seinen Dokumentarfilmen eine komplett andere Richtung ein. Hauptsächlich werden 22 Kunstpostkarten des "Der junge Stier" vom holländischen Maler Paulus Potter durch Böttcher (unter dem Pseudonym Strawalde) übermalt, entfremdet oder auf bewegliche Hintergründe projeziert, wodurch das Bild in sich ständig verändernde Kontexte eingebettet wird. Unterstützt wird diese Form der Entfremdung von Kunst durch experimentelle Klangteppiche. Eigentlich erstaunlich, dass so etwas auch in der DDR (durch die staatlichen Studios finanziert) entstehen konnte.
"Venus nach Giorgione" (1981) – 7,0 Punkte
Zweiter Teil der Übermalungstrilogie. Strawalde übermalte für diesen Film 28 Kunstdrucke der Motive „Schlummernde Venus“ und „Ländliches Konzert“ des Italieners Giorgione. Böttcher wurde hier noch freier im Arbeiten und experimentierte verstärkt mit den Projektionshintergründen.
"Frau am Klavichord" (1981) – 7,0 Punkte
Letzter Teil der Übermalungstrilogie. Böttcher entfremdete diesmal unter anderem 27 Kunstpostkarten von Emanuel de Wittes „Frau am Klavichord“.
"Rangierer" (1984) – 7,5 Punkte
Unkommentierte Einblicke in die raue Arbeit von Waggonrangierern. Schweigsame Männer, die fast schon stoisch und archaisch ihrer Tätigkeit nachgehen, aber stets Würde ausstrahlen. Dass dies im Februar bei Schneefall gedreht wurde, verleiht dem Film ein eindringliches Gefühl von Härte und Gefahr.
"Kurzer Besuch bei Hermann Glöckner" (1984) – 7,0 Punkte
Wie der Titel bereits andeutet, zeigt der Dokumentarfilm einen Besuch bei dem Maler Hermann Glöckner. Böttcher interviewt ihn und läßt den von geometrischen Formen und konstruktivistischen Herangehensweisen faszinierten Künstler über sich und seine Arbeit sprechen beziehungsweise einige Werke präsentieren.
Ein neues Rätsel:
Okay, zugegeben, ich war mal im Gefängnis und mit meiner Schwiegermutter verstehe ich mich wohl nicht sonderlich gut, aber ich finde sie übertreibt etwas.
Tipp: Ich bin ein großer Elvis-Fan.
Der estnische Film "Risttuules - In the Crosswind" ist ganz ohne Zweifel ein unfassbar emotionales Werk. Regisseur und Autor Martti Helde thematisiert darin die ethnischen Säuberungen (ein fast schon widerwärtiger Begriff) zu Zeiten Stalins in den baltischen Ländern durch die Sowjets. Die Veranschaulichung geschieht anhand eines Einzelschicksals, den persönlichen Erlebnissen einer kleinen Familie, vermittelt ausschließlich durch die Kombination von eingesprochenen Briefen auf akustischer Ebene und "lebenden Bildern" im visuellen Bereich. Mal unterstreichen die Bilder das Gehörte, mal stehen sie ihnen in gewisser Weise gegenüber. Die Kamera bewegt sind in den an Tableaux vivants erinnernden fast stummen Einstellungen durch die dargestellten Szenen zwischen den Darstellern hindurch und offenbart so erst schrittweise die entsprechenden Szenerien sowie deren niederschmetternd traurigen Ereignisse. Doch es handelt sich dabei keinesfalls um Standbilder. Der Wind bewegt Pflanzen, Kleidung und Haare. Aber noch wichtiger: Manchmal verändern sich die Bilder etwas, während sie zwischenzeitlich aus dem Sichtbereich verschwunden waren, und zeigen somit Entwicklungen auf. Ohne Frage arbeitet der Film mit einer sehr künstlerisch geprägten Herangehensweise und bis zur Hälfte hatte ich noch Bedenken, die Erzählweise könnten den Film auf Dauer nicht tragen oder die Emotionalität würde zu einseitig ausfallen, aber das legte sich im Laufe des Filmes. Natürlich fokussieren sich die "lebenden Bilder" etwas verstärkt auf die besonders emotional ergreifende Aspekte der Thematik. Ich persönlich kann Martti Helde dies jedoch nicht übelnehmen. Zumindest in meiner Einschätzung hat "Risttuules" sein Ziel und mich damit auf emotionaler Ebene erreicht. Wobei letztere Formulierung fast noch eine Untertreibung darstellt.
Auf ein Neues:
Mein Verhältnis mit einem Kriminalgeschichtenautor läßt meinen Mann, einem einstigen Tennisspieler, Mordpläne schmieden. Was ist wohl der Schlüssel zur Überführung meines Mannes?
Neues (wahrscheinlich nicht wirklich schweres) Rätsel:
Ich bin ein Widerstandskämpfer und will die Mutter meines ungeborenen Sohnes beschützen.