Stefan Ishii - Kommentare
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Alle Kommentare von Stefan Ishii
Ich möchte dir an dieser Stelle respektvoll widersprechen. Filme im Kino zu schauen kann für mich niemals überholt sein. Ist wohl eine emotionale Angelegenheit. Vielleicht bin ich auch nur dickköpfig...
"New Mutants" und Horror? Na, das klingt doch ganz stark nach der "Demon Bear"-Storyline rund um Danielle Moonstar, die bereits in Ausgabe 3 der ersten "New Mutants"-Reihe von 1983 ihren Anfang nahm und in den Heften 18 bis 20 ihren Höhepunkt fand. Die beeindruckend furchterregenden Bilder von Bill Sienkiewicz habe ich bis heute nicht vergessen. Ob daraus ein toller Film unter den gegebenen Mainstream-Kinobedingungen werden kann, ist allerdings fraglich. Wahrscheinlich wird mal wieder eine tolle Comicstory ihrer Seele beraubt und auf ein Minimum an Qualität und Anspruch heruntergeschraubt, um möglichst eine breite Masse an Kino-Smombies anzusprechen. Aber wer weiß?
Was in meiner Nachbarschaft geschieht interessiert mich sehr, sodaß ich sogar gegen Gesetze verstoße, die ich früher zu ehren geschworen habe. Das Weglaufen meines Haustieres führt eine neue Person in mein Leben.
Man merkt "Prosperos Bücher" regelrecht an, dass Peter Greenaway seiner lustvollen und kreativen Kunst freien Lauf liess. Fast schon größenwahnsinnig anmutend nähert sich hier der Brite einem Spätwerk William Shakespears an. Mit beeindruckenden Plansequenzen, die man sich aufwändiger, prachtvoller und überladenener kaum noch verstellen kann (und heute vielleicht sogar in 3D nochmal gewonnen hätten), herausfordernden Bildüberlagerungkompositionen und viel Fantasie und Freude am Genuss wird "Der Sturm" aufgearbeitet. Das Theaterstück gehört aufgrund seiner fantastischen Elemente nicht unbedingt zu meinen liebsten Shakespeare-Werken, aber es eignet sich ausgesprochen gut für einen Film wie Greenaway ihn hier anstrebt. Man sollte sich jedoch, so man das Stück nicht kennt, vor dem Schauen des Filmes möglicherweise mit dem Inhalt des Werkes von Shakespeare auseinandersetzen, da Greenaways Film auf andere Aspekte abzielt und die Handlung als bekannt voraussetzt oder zumindest das narrative Element als zweitrangig einordnet, denn "Prosperos Bücher" erzählt nicht einfach nur die Geschichte von "Der Sturm" nach; zumal dies durch die titelgebende Hauptfigur des Stückes selbst geschieht: Sir John Gielgud verkörpert sowohl Prospero als auch in gewissem Sinne Shakespeare selber. Er berichtet während sich das Geschehen entwickelt und erläutert unter anderem seine Ansichten und inneren Veränderungen. Er ist Handelnder, Erzählender und Schreibender zugleich. Der Film erinnert den Zuschauer von Zeit zu Zeit an diesen Umstand. Damit verändert sich der Blick auf das Geschehen, der Selbst- oder Wiederfindungsprozess wird zentraler und der abschließende Monolog Prosperos macht so in meinen Augen sogar noch mehr Sinn, da sowieso bereits mehr als nur eine Betrachtungsebene existiert. Doch keine Angst: Letztenendes ist "Prosperos Bücher" weniger komplex oder anspruchsvoll als es vielleicht anmuten könnte. Greenaway liefert hiermit den puren Genuss an der Pracht und dem Spiel mit visuellen Möglichkeiten.
Was mein Vater mit mir vorhat, verstehe ich nicht so ganz. Vielleicht bin ich ja auch tatsächlich der Auserwählte. Aber für die Rettung der Menschheit müssen halt Opfer gebracht werden, selbst wenn ich noch ein Kind bin.
Jim Jarmuschs Dokumentarfilm "Gimme Danger" entführt uns in die Welt von Iggy and the Stooges. Auf dem ersten Blick könnte man vermuten, dass es sich dabei um eine der unzähligen (und zumeist uninspirierten oder gar relativ langweiligen) Dokus handeln könnte, in dem die behandelten Personen die Zuschauer über die gesamte Laufzeit des Filmes zuquasseln und am Ende nicht wirklich viel übrig bleibt. Jarmusch geht dieses Problem jedoch offensiv an und dreht den Spieß einfach um. Vollkommen ungeniert läßt er Jim Osterberg, wie Iggy Pop mit bürgerlichem Namen heißt, und andere Bandmitglieder (sowie weitere Personen aus dem Umkreis) die Bandgeschichte von den Anfängen über die Probleme bis hin zur Gegenwart mehr oder weniger chronologisch berichten. Dabei sind die Erzählungen und letztendlich auch der Film unweigerlich massiv subjektiv. Dabei büßt der Film vielleicht etwas an Ernsthaftigkeit ein, aber ist das wirklich ein Problem? Und insbesondere diese mitunter filmisch unreflektierte Innenansicht der Band macht den Film so stark und liebenswert. Es macht einfach unglaublichen Spaß dem Ganzen zuzuschauen oder zu lauschen. "Gimme Danger" lebt doch gerade von den faszinierenden Erzählungen der Personen und läßt diesen nahezu freien Lauf. Unterstützt wird dies durch dazu passende Spielereinen, wie Animationen, Ausschnitten aus von Iggy als Inspirationsquelle genannten Werken aus Kino und Fernsehen (was irgendwo zwischen skurril bis naiv angesiedelt, aber immer witzig ist), unterstützendes Archivmaterial oder diversen Bildverfremdungeffekten. Der Film ist alles mögliche: Lustig, traurig, bewegend, verrückt, wirr, verspielt; aber eines ganz sicher nicht: Zu keinem Zeitpunkt ist "Gimme Danger" langweilig.
Jim Jarmusch nimmt sich selbst weitesgehend aus dem Film heraus. Nur ganz vereinzelt setzt er Texttafeln mit Informationen ein. Ganz zu Beginn von "Gimme Danger" ist Jarmusch für Bruchteile einer Sekunde zu sehen und er stellt Iggy eine erste Frage. Danach verschwindet er (scheinbar) aus dem Film komplett und läßt die Akteure einfach mal machen. Auch der Zuschauer müßte ihm im besten Falle dies gleichtun: Einfach in die verrückte Welt von Iggy and the Stooges eintauchen und für eine kurze Zeit nachempfinden, wie deren Leben sich eigentlich anfühlen dürfte.
Natürlich könnte man seinen eigenen moralischen Kompass anlegen oder sich bestimmten Aspekten auf intellektueller Ebene nähern, schließlich sind Themen wie Drogenmissbrauch oder Probleme mit der Polizei oder mit Managern sowie natürlich der unvermeidliche Umgang mit dem Tod von Bandmitgliedern filmisch interessant. Iggy spricht solche Themen auch durchaus an, wenn eben doch aus einer subjektiven und stets augenzwinkernden Sicht. Stoff für einen spannenden Spielfilm liefert die Bandgeschichte in rauen Mengen. Doch daran ist "Gimme Danger" nicht interessiert; zumal es ja auch schon so einige tolle Filme dieser Art gibt. Ob man als Zuschauer dies nun gern verfolgt (und man muss schon ehrlich zugeben, dass Jim Jarmusch an dieser Stelle sehr wohlwollend mit der Problematik umgeht), ist wohl Geschmackssache.
Ich bin auch dabei und habe mal meine Lieblinge zusammengestellt:
http://www.moviepilot.de/liste/10-meiner-liebsten-regiseure-stefan-ishii
Um die Filme von Dario Argento hatte ich bisher einen großen Bogen gemacht. Die Bilder (oder vielmehr meine Vorstellung davon), die ich von Argentos Werk im Kopf hatte, entsprachen überhaupt nicht meiner Interessenslage. Ich dachte, der Italiener würde sich größtenteils durch überzeichnete Gewalt, Ekel und rauen Menge an Blut auszeichnen. Ich hätte mir bis vor kurzen nicht träumen lassen, dass mir seine Filme tatsächlich doch gefallen könnten, denn extreme Gewalt und expliziter Mord sind in den meisten Fällen Zutaten, die mir einen Film kaputt machen. Natürlichen tauchen solche Dinge in seinen Werken auf, prägen die Filme aber nur bedingt. Zu meiner Überraschung sind die Filme (zumindest die, die ich bisher gesehen habe) tatsächlicher eher durch Horror- oder Fantasyelemente angereicherte Kriminalfilme. Zumeist gibt es eine Mordserie, die am Ende des Filmes aufgelöst wird. Über weite Strecken zeichnen sich diese Filme durch eine erstaunlich dichte Atmosphäre aus, was gleichzeitig in meinen Augen die größte Stärke des Dario Argontos sein dürfte. Zwar werden die Filme immer wieder durch mehr oder weniger überzeichnete Mordsequenzen unterbrochen, die ich persönlich aus verschiedenen Gründen nicht gut finden kann, aber darumherum lassen sich ungemein ansprechende Figuren und in den meisten Filmen fesselnde Handlungsstrecken entdecken. Unterstützt wird das ausgezeichnete Atmosphärische der Filme durch eine fast ebenso stark ausgeprägte visuelle Kraft. Es hat mir insofern wirklich Spaß gemacht, diese Filme zu verfolgen, und ich kann den fast schon mythischen Kultstatus in gewisser Weise nachvollziehen. Dario Argento entwickelte in den 1970er bis 1980er Jahren einen unverwechselbaren Stil, den auch ich wertzuschätzen weiss.
Doch natürlich habe ich auch so meine Probleme mit dem Werk Argentos, wie sich zweifelsohne an meinen wohl wenig beeindruckenden Bewertungen sehen läßt. Wer die Filme Argentos kennt, wird wissen, dass sie sich nicht unbedingt mit einer ausgefeilten Story oder einem stets schlüssigen Handlungsaufbau hervortun. Böse Zungen werden ihm sicherlich eine gewisse Unfähigkeit auf diesem Gebiet attestieren. Man könnte etwas neutraler behaupten, Argento lege darauf keinen Wert. Unter den Verteidigern Argentos ist zweifelsohne auch die Behauptung zu finden, Argento wollte durch seine Filme weniger einen Plot verfolgen sondern vielmehr einen Spannungsbogen erzeugen, der sich in kreativen Momenten entfesselter Gewalt entlädt. Das mag eine valide Herangehensweise sein, denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass man Argentos Figuren auf emotionaler Ebene wirklich näher kommt. Doch wenn ich als Zuschauer keinerlei Interesse an Gewalt und Ekel besitze, und auch nicht hinschauen möchte (also den hierfür nötigen Spaß am Voyeurismus nicht an den Tag lege), muss dieser Ansatz verpuffen. Und es ist verständlich, dass sich die Handlung zwangsläufig als banal, unausgereift oder mitunter sogar dämlich darstellt. Ist es also meine eigene "Schuld", dass ich nicht auf die "richtige" Art und Weise an Argentos Filme herangehen kann? Diese Frage muss jeder selbst für sich beantworten.
Ich habe jedoch noch (mindestens) zwei weitere Schwierigkeiten mit Argento. Zum einen mag ich seinen Einsatz von Musik leider nicht. Es ist tatsächlich nicht so, dass ich die Musik schlecht fände; sogar im Gegenteil. Sie ist faszinierend und, so absurd es auch klingen mag, sogar schön. Aber Argento setzt sie für meinen Geschmack schlicht falsch ein, was mir persönlich insbesondere in den Momenten ausufernder Gewalt sauer aufstößt. Dass auch Songs von solch tollen Bands wie Motörhead oder Iron Maiden zu hören sind, die ich beide sehr mag, macht mein Problem mit der musikalischen Gestaltung nicht gerade kleiner. Ein weiteres (unüberbrückbares) Hinderniss stellt für mich Argentos Hinwendung zur Fantasy und zum Märchen dar, Genres denen ich leider so gut wie nichts abgewinnen kann. Gerade dieser Aspekt hat mir "Suspiria" und in noch größerem Maße "Phenomena" kaputt gemacht. Dabei fing zweiterer Film so wundervoll an und ich hatte Hoffnung auf eine wirklich hohe Wertung, aber was folgte, ließ mich schließlich nur kopfschüttelnd und enttäuscht zurück. Im Falle von "Suspiria" empfand ich die Auflösung sogar - ich kann es leider nicht wohlwollender formulieren - einfach nur lächerlich.
Die Filme, die ich bisher aus meiner Sicht als die ansprechensten empfand, sind der wunderschön gefilmte "Profondo Rosso" (mit David Hemmings aus Antonionis "Blow Up" in der Hauptrolle) und der wohltuend zurückhaltende "Tenebre".
Nichtsdestotrotz bin ich (und ich möchte an dieser Stelle insbesondere "Professor Chaos"/Janusch danken, mir seine Blu-rays zur Verfügung zu stellen) keineswegs unglücklich, mich näher mit Dario Argento auseinander gesetzt zu haben. Das hat meinen Blick auf dessen Schaffen ins rechte Licht gerückt. Weder sind die Filme langweilig noch lassen sie sich auf ihre Gewalt reduzieren. Ich konnte mir also ein treffenderes Bild von Argento machen. Und dieses Bild ist überraschend positiv ausgefallen, sodass mich auch weitere Werke des Italieners interessieren dürften. Von den aktuelleren Film hört man ja leider fast nur schlechtes, aber unter den mir noch fehlenden Werken aus den 70er und 80er Jahren dürften sich sicherlich ein paar ganz ansprechende Werke verstecken.
Ich weiß nicht, ob ich richtig liege, und bin vielleicht etwas stur, aber es ist meine Pflicht meine Zweifel gegenüber den anderen zu äußern, auch wenn sie alle anderer Meinung zu sein scheinen.
"Une vieille maîtresse - Die letzte Mätresse" ist eine Literaturverfilmung, basierend auf den gleichnamigen Roman von Jules-Amédée Barbey d'Aurevilly aus dem Jahre 1851. Ein Kostümfilm also von der Provkokateurin schlechthin: Catherine Breillat, die bis zu diesem Film immer eigenes Material verfilmte. Und auch wenn der Film letztenendes vielleicht etwas weniger provokativ oder direkt erscheint als man es von ihr gewöhnt sein dürfte, so setzt Breillat dem Ganzen doch deutlich ihren Stempel auf. Einige ihrer markant-typischen Themen lassen sich selbstverständlich auch hier finden: Die sexuelle Dynamik zwischen Frau und Mann auf psychologischer Ebene, Wahrnehmung der Sexualität im Rahmen gesellschaftlicher Konventionen, Beziehungsdynamiken, aber auch die Stellung der Frau im allgemeinen. Unterstützt wird Breillat dabei durch eine Fülle an wunderbaren Darstellerinnen, die man teilweise bereits aus weiteren Filmen Breillats kennt; zum Beispiel Roxane Mesquida, Anne Parillaud, Caroline Ducey oder Amira Casar. Hinzu kommen noch bekannte Namen wie Yolande Moreau oder Léa Seydoux. Doch am beeindruckendsten ist zweifelsohne die Hauptdarstellerin Asia Argento. Ihre heißblütige und unzähmbar wilde Verkörperung der weiblichen Hauptfigur passt perfekt zu diesem Film und läßt ihren männlichen Gegenpart (gespielt von Fu'ad Ait Aattou) auf der Handlungsebene stets schwächer und unterlegen wirken. Eine starke leidenschaftliche Leistung, die nicht zuletzt ein modernes Frauenbild präsentiert, das noch in gewissen Schranken nach Wegen zur Selbstverwirklichung sucht, dafür jedoch Opfer bringen muss oder gar unglücklich wird. Mit der Welt des Adels, in der die Handlung verankert ist, beschäftigt sich der Film jedoch weniger, obwohl natürlich wunderbare Kostüme zu bewundern sind. Breillat will kein Sittengemälde zeichnen, kein zwingend akurates Zeitbild wiedergeben. Ihre Themen interessieren sie mehr und dies auf durchaus sehenswerte Weise.
Meine Mutter ließ sich gerade scheiden und ich leide unter schweren Anfällen von Zuckerschock. Da kann ich es gerade nicht so gut gebrauchen, dass uns der Joker, Charlie Parker und ein wahrhaftiger Country-Sänger terrorisieren.
Ich wurde 1972 "geboren", aber mein misanthropischer Besitzer ist deutlich älter. Unser junger Nachbar hat ein Auge auf mich geworfen.
Tipp: Ich bin kein Mensch. Ich habe ja nicht mal Beine... Und der Nachbarsjunge ist Asiate, während ich ein amerikanisches Original bin.
Ich bin ein Polizist, obwohl ich eigentlich mehr wie ein Kopfgeldjäger arbeite und erst im Verlauf der Geschichte Empathie für Flüchtlinge entwickle.
Hinweis: Der Begriff "Flüchtlinge" sollte nicht aus tagesaktueller Sicht betrachtet werden. Vielleicht nennt man diese Figuren besser "Entflohene". Der gesuchte Film spielt im Übrigen nicht in der Gegenwart.
46.Christy Brown (Mein linker Fuß): DDL ist immer grandios... Und eine wirkliche Alternative gab es auch nicht, obwohl ich beispielsweise Louis aus "Interview mit einem Vampir" durchaus mag.
47.Songlian (Rote Laterne): Mein Lieblingsfilm von Zhang mit einer umwerfenden Gong Li in der Hauptrolle. Etwas schade, ich hätte unter anderen Umständen auch Jeffrey Wigand gewählt, aber an Songlian geht kein Weg für mich vorbei.
48.Mr. White (Reservoir Dogs): Knapp vor Nixon und Helge. Und manchmal muss ich auch mal für die bekannteren Charaktere sein, insbesondere wenn sie von Harvey Keitel verkörpert wurden ;-)
49.Gilbert Grape (Gilbert Grape): Schwächere Gruppe. Meine Wahl fiel auf Johnny Depp in einer seiner schönsten Rollen.
50.Matilda (Léon - der Profi): Gegen Matilda hat auch ein Henry Hill keine Chance.
Wieso kommt es eigentlich so (gefühlt?) häufig vor, dass Figuren aus bestimmten Filmen an einem Tag auftauchen (heute "Ein Herz im Winter") oder (so wie heute im Falle von Takeshi Kaneshiro) ein Schauspieler gleich in zwei Rollen in der selben Vorrundengruppe steckt? Naja, ein Johnny Depp oder Schwarzenegger sind mit einigen Rollen im Rennen - kein Wunder, wenn diese mal aufeinander treffen; Kaneshiro wohl eher nur mit zwei... Egal, spielt natürlich letztendlich keine Rolle!
Hier sind meine heutigen Favoriten:
41.Polizist 223 (Chungking Express): Er ist für mich nur die zweit- oder gar drittbeste Figur in diesem Film, aber auch einfach unglaublich sympathisch. An die Ananasdosen wird sich auch in Jahrzehnten noch jeder erinnern, der den Film gesehen hat.
42.Christian Klingenfeldt (Das Fest): Ulrich Thomsen in einer seiner vielleicht besten Rollen. Überhaupt ist der Film der womöglich bekannteste Vertreter der Dogma-Bewegung, wenn auch nicht der für mich persönlich beste.
43.Ada McGrath (Das Piano): Allein beim Gedanken an diese Figur in diesem Film kommen Gefühle in mir hervor. Unglaublich starke Leistung von Holly Hunter in einem der bewegendsten Filme der 90er Jahre.
44.Camille (Ein Herz im Winter): Nochmal Frauenpower mit Emmanuelle Béart. Claude Sautets spätes Meisterwerk lebt natürlich auch von seinen drei Hauptfiguren und im Zentrum der Dreiecksbeziehung steht natürlich die Frau...
45.Stéphane (Ein Herz im Winter): ...aber auch die Männer sind großartig; Daniel Auteuil genauso wie André Dussollier (kommt der noch oder hab ich den übersehen?).
31.Polizist 663 (Chungking Express): Tony Leung, mein Lieblingsschauspieler, in einem meiner liebsten Filme? Da zögere ich keine Sekunde.
32.Clarice Sterling (Das Schweigen der Lämmer): Eine großartige Figur, die in der öffentlichen Wahrnehmung leider viel zu stark im Schatten Lectors steht. Aber gerade in diesem Film geht es doch eigentlich viel mehr um sie.
33.Valentine (Drei Farben - Rot): Der für mich beste Film der Trilogie. Valentine verkörpert (für mich) darin das hoffnungslos hingebungsvolle und uneingeschränkte Mitgefühl - Menschlichkeit und... natürlich Brüderlichkeit!
34.Kikujiro (Kikujiros Sommer): Ich bin kein großer Fan von Kitano, aber in diesem Film bricht er etwas mit seiner Figur. Eine wirkliche Alternative gab es für mich in dieser Gruppe allerdings auch nicht.
35.Marge Gunderson (Fargo): Eine wunderbare Frau in einem herrlichen Film. Ihre trockene aber einnehmende Persönlichkeit finde ich einfach grandios. - Insgesamt die für mich stärkste Gruppe heute (die Figuren von Keitel, Allen, Fiennes oder auch Cruise gefallen mir persönlich auch).
Wow, heute waren aber so einige hochkarätige Filme in der Auswahl; mit "Chungking Express" und "Rot" sogar zwei meiner 10-Punkte-Filme.
Ich kann mich noch daran erinnern. Im November 2013 zog ein Supertaifun der höchsten Hurrikan-Stufe über Südostasien hinweg und richtete insbesondere auf den Philippinen massiven Schaden an. Haiyan (oder Yolanda, wie er auf den Philippinen genannt wurde) war einer der stärksten tropischen Wirbelstürme seit das Wetter verlässlich aufgezeichnet wird. Tausende Menschen starben, Millionen verloren ihr Zuhause, ganze Landstriche - vor allem auf der Insel Leyte - wurden verwüstet. Bei fatalen Naturkatastrophen wie dieser hier werden solche Fakten nüchtern in den Nachrichten verbreitet. Ein wirkliches Bild vom Ausmaß des Leids der Betroffenen läßt sich nur schwer machen; insbesondere aus den für die Medien nur schwer zugänglichen Gebieten. Doch das Leben muss weitergehen. Die Menschen, selbst unter den dramatischsten Umständen, haben keine Wahl. Und schnell tritt so etwas wie Alltag ein. Natürlich ein neuer Alltag, denn auch wenn die Folgen der Katastrophe unübersehbar sind, so werden sie von den Betroffenen schnell als gegeben hingenommen.
Lav Diaz zeigt uns in „Storm Children: Book One“, aufgenommen nur wenige Monate nach dem Taifun, Momente aus dem Leben der Kinder des Sturms. Menschen in alltäglichen Situationen. Sie wühlen im Schutt, tauchen nach Rohstoffen, schlagen sich irgendwie durch. Mit normalem Alltag hat das sicherlich nur wenig zu tun, aber für die Leute ist das Realität. Eine Realität, die für Aussenstehende unnatürlich wirken muss. Fast postapokalyptisch wirken die Einstellungen, in denen sich das Leben abspielt. Auch wenn die Welt angesichts der gespenstisch an Land fixierten riesigen Schiffe scheinbar um einige Meter verrückt wurde, ist der Kampf um die eigene Existenz noch immer der gleiche – nur die Rahmenbedingungen haben sich verschoben.
Diaz geht es in seinem Dokumentarfilm nicht primär um die eigentliche Katastrophe, auch wenn die Schäden stets unübersehbar präsent sind. Er setzt seine Bilder ja nicht einmal in einen konkreten Kontext. Er schlachtet die Situation auch keineswegs aus, indem er beispielsweise auf die emotionale Wucht von Verlust und Leid setzt. Er läßt den Zuschauern vielmehr einen Einblick in die gegenwärtige Situation der Menschen gewinnen. Wir beobachten in langen ungeschnittenen Sequenzen das mal mehr, mal weniger abwechslungsreiche Treiben der Menschen. Nur einmal, nach fast 2 Stunden Laufzeit, kommt Lav Diaz mit einem Jugendlichen ins Gespräch. Dessen Aussagen stehen exemplarisch für die familären Umstände, unter denen die Betroffenen leben. Fast jeder hat Todesopfer im direkten Umfeld zu beklagen. Die Häuser sind zerstört und die Menschen leben in notdürftig zurechtgemachten Behausungen, manchmal nicht mehr als einfache Zelte. Und immer wieder bricht Diaz das in unseren Köpfen erzeugte Bild und präsentiert uns unwirklich scheinende Gegensätze. Gerade die Jüngsten nutzen beispielsweise die neuen stadtbildprägenden Riesenschiffe als Orte des Abenteuers oder Spiels. Sie erfreuen sich an einfachen Dingen, spielen Basketball oder springen von den meterhohen Frachtern ins Meer. Nur große Fortschritte bei den Aufräumarbeiten scheint es nicht zu geben...
Mein 5+1 Favoriten heute sind...
26.Lula Fortune (Wild at Heart): Sailor hat es nicht gepackt, aber vielleicht schafft es ja Lula in die nächste Runde...
27.Jesse (Before Sunrise): Das war allerdings nur eine Wahl ohne Leidenschaft, da in dieser Gruppe niemand für mich dabei war, den ich wirklich mag.
28.Donnie Brasco (Donnie Brasco): Ähnliche Situation wie in der Runde 27. Beide Figuren sind aber gut genug, um eine Stimme von mir zu bekommen. (Ich hätte aber fast auf "Cry Baby" geklickt, weil der Film so schön doof ist.)
29.Das junge Mädchen (Der Liebhaber): Hier habe ich wirklich andere Probleme, da es die aus meiner Sicht stärkste Gruppe heute ist, aber die Wahl fällt doch eindeutig auf Jane March. Ihr Geliebter ist in seiner Vorrundengruppe sang- und klanglos untergegangen, aber der Film ist einfach grandios, da "verschwende" ich meine Stimme keineswegs (man sollte sowieso nie "taktisch wählen"). Schade um die 3 (!!!) anderen Figuren, die ich in dieser Gruppe auch gerne gewählt hätte (Xu Fugui, Michael Faraday und Miss Kenton).
30.Rose (Die Lust der schönen Rose): Einfach, weil ich es toll finde, dass es dieser Film überhaupt in die Vorauswahl geschafft hat... Andy Kaufman hätte es ansonsten auch sein können.
Oha, Runde 7 wird also wiederholt. Beim ersten Durchlauf wählte ich noch Sheriff Freddy Heflin, aber heute nehme ich den Neuzugang Ted aus "Four Rooms".
Auch wenn ich fast immer auf Figuren setze, die dann auf den hinteren Plätzen bleiben, klicke ich weiterhin auf meine Lieblinge...
Hier meine heutigen Favoriten:
21.Scott Favor (My Private Idaho): Meine Stimme geht an Keanu Reeves ;-)
22.Bess McNeill (Breaking the Waves): Ich hätte genauso gerne auf Axel Blackmar (Arizona Dream) gesetzt, aber auch ich habe hier schwierige Entscheidungen zu fällen...
23.Fritz Haarmann (Der Totmacher): Was der Götz da spielte, hat mich tatsächlich schwer beeindruckt. Da hat auch die süße Julie Delpy keine Chance (zumal mir "Weiß" aus der Trilogie am wenigsten gefallen hat).
24.Mills (Sieben): Aus Mangel an Alternativen fällt meine Wahl auf eine Figur, die vielleicht tatsächlich Chancen auf's Weiterkommen hat.
25.Jerry Lundegaard (Fargo): Oha, noch ein Kandidat, der die nächste Runde schaffen müßte :D
Das hier ist mal eine wirklich interessante Abstimmung. Als (Kino-)Kind der 90er fühle ich mich da natürlich sehr heimisch, obwohl die Figurenauswahl (wie natürlich zu erwarten ist) etwas zu US-lastig ausfällt. Nichtsdestotrotz hier meine Stimmen für heute:
1.James Conway (GoodFellas): Wird es sicher schwer haben, aber in einer persönlichen Top-1990er-Figurenliste käme der womöglich sogar in die Top 10.
2.Neil McCauley (Heat): Nochmal De Niro, aber in dieser Runde gibt es für mich einfach keine Alternative. Dass die Figur, die ich hier am wenigsten mag, gewinnen wird, mag sein, aber vielleicht kommt McCauley ja auch weiter...
3.Auggie Wren (Smoke): Harvey Keitel hat hier bestimmt kaum Chancen, aber meine Stimme bekommt er.
4.Leon (Leon - Der Profi): Ich habe damals "Waterworld" sogar zweimal im Kino gesehen, aber ganz ehrlich: Nur Leon und Gerry Conlon haben es verdient weiterzukommen...
5.Thelma (Thelma & Louise): Großartiger Film, großartige Frauen (und Männer in Nebenrollen). Clarence Worley mag ich auch unglaublich gerne, aber ich stimme hier für Thelma.
"Rojô no reikion - Souls on the Road" dürfte einer der ersten, wenn nicht sogar der erste wirkliche Spielfilm in der Geschichte des japanischen Kinos gewesen sein. In jedem Fall stellt der Film einen Meilenstein dar. Doch wenn man glaubt, dass diese ersten Versuche simples Geschichtenerzählen seien, sieht sich relativ schnell getäuscht. Denn wirklich einfach zu schauen ist der Film tatsächlich nicht. Die Handlung basiert auf zwei literarischen Vorlagen: Maxim Gorkis "Nachtasyl" (das 1957 auch durch Akira Kurosawa verfilmt wurde) sowie "Mutter Landstrasse" von Wilhelm Schmidtbonn. Das, was der Film zu erzählen versucht, wurde von Regisseur Minoru Murata und Drehbuchautor Kiyohiko Ushihara sehr komplex gestaltet und mittels Rückblicken, Traumvorstellungen und Visionen vermittelt. Das macht das Ganze auch etwas schwer verständlich; insbesondere wenn der Zuschauer zunächst die Sprünge zwischen den Zeiten oder Erzählebenen nicht als solche wahrnimmt. Hinzu kommt, dass der Film drei Geschichten verfolgt, und teilweise versucht diese mittels Rück- und Vorblicken ergründen möchte.
Der Musiker Koichiro muss (zusammen mit Frau und Kindern) aufgrund beruflicher Misserfolge zu seinen Eltern zurück. Die kleine Familie wird jedoch vom kaltherzigen Vater verstoßen - mit tragischen Folgen. Eine junge Dame namens Yoko verliebt sich in einen Angestellten (gespielt vom Regisseur Murata) von Koichiros Vater. Zusätzlichen suchen zwei aus dem Gefängnis kommende Männer nach einem Platz zum Schlafen. Während die letzteren zwei Geschichten von Toleranz gegenüber gesellschaftlich niedriger gestellten Menschen erzählen, stellt die Borniertheit gegenüber des 'gesellschaftlichen Versagers' Koichiro einen starken Kontrast dar, der durch eine unfassbar traurige Szene kurz vor Ende wirklich lange in meinem Gedächtnis blieb. Der Film versucht (zumindest für mich) zum Ausdruck zu bringen, dass die Menschen sich zwar nach Toleranz und Akzeptanz sehnen, dies jedoch durch Engstirnigkeit und Kaltherzigkeit seitens derer, die Macht oder finanzielle Möglichkeiten besäßen, zunichte gemacht wird. Hoffnung auf Besserung darf zwar immer bestehen, aber wirklich aussichtsreich präsentiert uns der Film dies nicht.
"Souls on the Road" ist kein leichter Film, aber aufgrund der Aussage sowie der filmhistorischen Relevanz ein wirklich empfehlenswerter.
Ewan Gordon McGregor, wirst du wirklich schon 46 Jahre alt? Hast du nicht gerade erst Mark Renton gespielt? Äh... ja, hast du tatsächlich, okay. Die 20 Jahre ältere Version. Aber ich meinte den originalen Renton von 1996. Im selben Jahr verkörpertest du auch den nicht minder faszinierenden Jerome in Peter Greenaways "The Pillow Book", einem bizarren, verkünstelten, gewagten Film über unterkühlte Erotik ohne Erregung, Sex ohne Sex, Kunst, Schönheit, Besessenheit und Wahnsinn.
Dort spieltest du einen etwas eingebildeten, selbstgefälligen, bisexuellen jungen Mann, der trotzdem jugendlich, verschmitzt, ja fast schamlos daherkommt und sich etwas unerwartet in den Fantasien einer jungen Frau namens Nagiko verliert, bis hin zur buchstäblichen Selbstaufopferung. Du präsentiertest uns deinen mit asiatischen Schriftzeichen verzierten nackten Körper. Unverkrampft und natürlich. Auch dein prächtiges Glied hieltest du der Welt nicht vor. Wie sinnlich muss es gewesen sein, für diese Rolle den eigenen nackten Körper stundenlang als Oberfläche für Kalligraphien bereitzustellen. Im Film sieht man lediglich das fertige Ergebnis, aber ich stelle mir die Erfahrung des Entstehungsprozesses äußerst erregend vor. Du warst da gerade mal Mitte 20. Mich würden deine Erinnerungen daran interessieren.
Welchen Eindruck machten der großartige Peter Greenaway und die wunderschöne Vivian Wu auf dich? Bist du auch heute noch glücklich über diese mutige, wunderbare Nebenrolle in solch einem Film? 20 Jahre später? Ich für meinen Teil danke dir dafür.
Alles Gute zum Geburtstag!
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Dieser Text entstand als kleiner Beitrag zur Community-Aktion "Textgeschenke zum Geburtstag" anlässlich des Geburtstages McGregors am 31.3.2017 und beschäftigt sich dementsprechend hauptsächlich mit dem Darsteller. In dem von mir gewählten Film, "Die Bettlektüre" von Peter Greenaway, spielte er zwar nicht die Hauptrolle, doch stellte dies für mich einen wichtigen Punkt in der Karriere des Schotten dar.
Den kompletten Artikel kann man hier lesen:
http://www.moviepilot.de/news/sei-unser-geburtstagsgast-ewan-mcgregor-186315
Wow, danke schön, Phil. Die Links sind natürlich Gold wert.
Aber dafür, dass du "stellenweise wirklich begeistert" warst, sind deine Bewertungen aber nicht so beeindruckend. Angers Beitrag zu "42 One Dream Rush" war aber ja auch nicht beeindruckend... Ich schaue mir das trotzdem sehr gerne an. Beim Begriff "avantgardistischer Filmemacher" werde ich hellhörig!
"42 One Dream Rush" krankt wie so viele Omnibus- oder Anthologiefilme an der durchwachsenen Qualität der einzelnen Segmente. Und dies trotz der erstaunlichen Ansammlung namhafter Filmemacher und Künstler. Eine Aneinanderreihung der Kurzfilme lässt ein tieferes Verständnis der einzelnen Episoden kaum zu, wenn man nicht die Möglichkeit hat, den Film zwischendurch zu pausieren. Eine richtige Auseinandersetzung mit den Kurzfilmen wäre dann größtenteils unmöglich. Doch "42 One Dream Rush" treibt das Ganze ins Extrem: Sämtliche Segmente, die sich mit dem Thema Traum auseinandersetzen, besitzen nicht einmal eine Laufzeit von einer Minute, 42 Sekunden um genau zu sein, was teilweise schon wirklich grenzwertig ist. Dass einige Kurzfilme aber auch nicht mehr brauchen, spricht ebenso für sich. Ich habe trotz allem versucht, zu jedem Segment eine Wertung und Einschätzung zu finden, was nicht immer ganz leicht war.
Kenneth Anger: "DEATH" (4,0) - Wirkt sehr dilettantisch und hat eigentlich nichts mit Träumen zu tun.
Asia Argento: "S/HE" (6,0) - Der Traum, den Argento hier hegt, liegt im sorglosen Ausleben der sexuellen Identität. Vielleicht eine Spur übertrieben, aber in der Kürze der Zeit musste die Botschaft klar vermittelt werden.
Tadanobu Asano: "FOR MY DEAR DEAD DOG" (6,0) - Hat zwar eine ansprechende Atmosphäre und Asanos Präsenz ist gut, aber inhaltlich kann der Kurzfilm bei mir kaum punkten. Und warum verbinden eigentlich so viele Filmemacher das Thema Traum mit Tod?
Sergei Bodrov: "WE ONLY LIVE TWICE" (fehlte leider, aber scheint ein Vodka-Werbefilm geworden zu sein)
Charles Burnett: "42 SECOND DREAM" (5,0) - Ein Mann träumt in farbverfälschten Bildern von seiner Jugend? Okay.
Brian Butler: "NIGHT OF PAIN" (4,5) - Geht in eine ähnliche Richtung wie Angers Segment, kann aber immerhin Vincent Gallo aufbieten.
Jonathan Caouette: "ROTOAURORAE" (5,5) - Naja, Chloë Sevigny ist in diesem Gruselkurzfilm zu bewundern. Ganz nett...
Leos Carax: "NAKED EYES" (5,0) - Der Titel ist Programm. Irgendwie typisch Carax, aber leider auch sehr dünn.
Niki Caro: "RUBY TRAVEL" (5,5) - Caro läßt ein Kind (ihre Tochter?) einen Traum erzählen. Süß, ich mag auch die Idee, aber irgendwie ist es für das Gesamtprojekt belanglos.
Yung Chang: "ALISHAN" (5,0) - Hab ich nicht verstanden. Leute fahren mit einem Zug in die taiwanesische Hochgebirgsregion Alishan und schauen sich dort eine Sonnenfinsternis an?
Michele Civetta: "ASTARTE" (5,5) - Astarte ist der Name einer Liebesgöttin einiger semitischer Völker, deren Verehrung allerdings gegen religiöse Gebote verstoß. Civetta zeigt hier so etwas wie eine Orgie, sexuell geprägt, satanistisch orientiert.
Larry Clark: "CHAVO" (3,0) - Genau der Mist, den man von Clark erwarten musste. Porno und Bruce Lee; blöde Kombination.
Joe Coleman: "BIT RARE FIEND" (5,0) - Religiöse Fanatiker. Und?
Zachary Croitoroo: "THE WATCHER" (4,5) - Wirkt wie der klägliche Versuch David Lynch zu imitieren.
Abel Ferrara: "DREAM PIECE" (6,5) - Rückwärts laufende Bilder der einstürzenden Twin Towers, fallender Menschen oder herannahender Flugzeuge. Ein amerikanischer Traum: Wäre es doch nur nie dazu gekommen.
Mike Figgis: "DREAM FORWARD" (6,0) - Schön anzusehen, ansprechende Atmosphäre. Leider habe ich nicht wirklich verstanden, worum es eigentlich genau geht.
James Franco: "UNTITLED" (5,0) - Eine explodierende Hütte. Wahrscheinlich eine Aufzeichnung aus der Jugend? Puh, keine Ahnung...
Chris Graham: "DAYDREAMERS: MOE MOE A" (6,5) - Hier hätte ich mir definitiv mehr Zeit gewünscht. Lebensträume und Rituale... Schön gefilmt!
Florian Habicht: "LIEBESTRÄUME" (5,0) - Eine Schwarzweißeinstellung einer felsigen Meeresküste, unterlegt mit Kirchenglocken. Ein offensichtlich frisch vermähltes Ehepaar. Absurde Sexdarstellung. Das sind also Herr Habichts Liebesträume.
Rinko Kikuchi: "RINKO K. IN 42 SECONDS BY RINKO K." (6,0) - Eine Großaufnahme von Frau Kikuchi, schwarzweiß, eine Melodie summend, traurig. Der Film endet mit einer Träne.
Terence Koh: "YEAR OF THE RABBIT" (4,0) - Eine verqueere Sexphantasie mit einem Kaninchen?
Harmony Korine: "CRUTCHNAP" (5,0) - Ich hatte zunächst das Gefühl, solch einen Filme hätte auch ich beigesteuert. Allerdings finde ich das Ende total doof...
David Lynch: "DREAM #7" (6,0) - Man hat immerhin das Gefühl, einen David-Lynch-Film zu sehen. Schon mal etwas, oder?
Griffin Marcus: "TIEMPO" (6,0) - Auch hier habe ich keine Ahnung, was mir der Kurzfilm sagen soll. Er war allerdings durchaus faszinierend anzuschauen.
Chan Marshall: "I CAN'T REMEMBER" (4,0) - Vollkommene Leere in meinem Kopf!
Ryan McGinley: "POP" (6,5) - Der Hang zur Nacktheit stört vielleicht etwas, aber ich fand dieses Segment ebenfalls sehr faszinierend.
Rajan Mehta: "ARGIA" (5,0) - Den Namen Argia findet man in der griechischen Mythologie des öfteren. Leider erschließt sich mir hier der Zusammenhang nicht.
Jonas Mekas: "A DAYDREAM" (5,5) - Ein alter Mann und Vogelgezwitscher in einem Baum.
Chris Milk: "LAST DAY DREAM" (6,5) - Ein Leben in Zeitraffer. Wunderschön.
Grant Morrison: "THE 42-SECOND MINUTE" (4,0) - Banal. Ich frage mich, ob das der Comicautor Grant Morrison ist. Dann wäre ich jedoch nochmal enttäuschter.
Charlotte Kemp Muhl/Sean Lennon: "PLAYTHINGS" (6,0) - Morbidität, ein sich hier wiederholendes Thema.
Gaspar Noé: "42" (5,0) - Bis auf die letzten Sekunden fand ich das irritierenderweise gut.
Dee Poon: "AN EXERCISE IN FUTILITY" (6,5) - Ein schönes Musikvideo. "Tonto" ist ja auch ein toller Song von Battles.
Matt Pyke: "HORIZON" (6,5) - Das genaue Gegenstück zu Noés Segment. Erst die letzten Sekunden haben mich eingefangen.
Carlos Reygadas: "BABIES ARE HAPPY" (5,5) - Schade, Carlos. Das hatte ich in den letzten Jahren zur Genüge...
Lola Schnabel: "AQUA-RÊVE" (6,0) - Julians Tochter ist also auch Obsessionen von nackten Körpern. Okay, schön ist das ja schon...
Floria Sigismondi: "ELAPSE" (6,0) - Verstreichende Zeit am Strand in ominösen, symbolischen Einstellungen.
Mote Sinabel: "CATHARSIS" (5,0) - Nur ein Wort: Kunstquark! Aber hübscher ;-)
Taika Waititi: "LAST NIGHT" (5,0) - Diese Episode habe ich wirklich überhaupt nicht verstanden.
Arden Wohl: "JACOBIAN" (4,0) - Religiöse Fanatiker? Exorzisten? Schwangere?
Lou Ye: "42'' " (6,5) - Ich nehme an, das sind Kinderzeichnungen zum Thema Träume. Bilder mit vielfältigen Themen: Modernität, Natur und Krieg. Bietet im Kontext von Lou Yes konsequenzenreiche Auseinandersetzung mit staatlichen Institutionen durchaus Interpretierungsmöglichkeiten.
Zhang Yuan: "UNTITLED" (5,0) - Unkommentiert.
Sergei Paradjanov, dessen "Feuerpferde" (1964) mich erst kürzlich begeisterte, erzählte 1986 in "Die Legende der Festung Surami" eine georgische Sage um den Wiederaufbau einer Festung. Folkloristische, kulturelle, übernatürliche und religiöse Themen wurden dabei aufgegriffen und als essenzielle Bestandteile der Legende in wunderschönen Bildern, die im Grunde statische Tableaus sind, in denen sich das Geschehen sehr bunt und theatralisch abspielt, sehr fragmentarisch erzählt. Das macht das inhaltliche Verständnis erstmal etwas schwierig. Einige Punkte der Handlung dürfte ich wahrscheinlich nicht einmal begriffen haben. Und von verwendeten Allegorien und Symboliken will ich erst gar nicht anfangen. Mir gefallen jedoch der folkloristische Ansatzpunkt und natürlich die bildgestalterische Herangehensweise Paradjanovs, die den narrativen Aspekt sowieso in den Hintergrund rücken lassen. In jedem Fall ist "Die Legende der Festung Surami" eine Entdeckungsreise in eine völlig andere Welt.