Stefan Ishii - Kommentare
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Alle Kommentare von Stefan Ishii
Ich werde jetzt das Projekt Zee.One entgültig beenden. Nachdem ich zunächst einige richtig schlechte Filme erwischte, habe ich zuletzt doch auch ein paar etwas erträglichere Werke gesehen. Trotzdem ist das Gesamtpaket einfach mies. Die schlechte Programmauswahl, die grottigen Synchronisationen (manchmal habe ich das Gefühl, es wird etwas völlig anderes erzählt, als es im Original der Fall sein könnte; Vereinfachung oder Umschreibung der Handlung?), die unglaublich nervigen Werbepausen und Musikpausenfüller, das verachtenswürdige Zerhackstückeln und Runterkürzen von Filmen (mal auf Kosten von Tanzszenen, ein ander Mal leidet der Erzählfluss darunter) sowie das irritierende abrupte Ende der Filme (teilweise bevor der Film eigentlich tatsächlich zu Ende wäre) lassen nur einen Entschluß zu: Schluß damit! Ich hab allerdings noch 2 aufgenommene Filme auf meiner Rekorderfestplatte. Die werde ich noch schauen. Aber das war es dann auch, bis auf weiteres. Vielleicht ändert sich ja was. Die Hoffnung hab ich jedoch nicht!
Satyajit Ray schuf nicht nur die großen, fast epischen Filme mit soziokulturellem Hintergrund und die seinen Weltruhm begründeten. Auch kleine, aber feine Filme mit leiseren, zwischenmenschlichen Themen lassen sich im Werk des Inders entdecken. Obwohl natürlich festzuhalten ist, dass auch dort gesellschaftskritische Zwischentöne zu spüren sind. Ein solches kleine Filmjuwel ist "Kapurush - Coward" (1965). Allzu viel über die Handlung, deren Ausgangsposition vielleicht etwas zu konstruiert erscheinen mag, möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten. Nur so viel: Soziale Umstände liessen die Hauptfigur des Filmes in der Vergangenheit Fehlentscheidungen treffen, die später vielleicht bereut, aber niemals zurückgenommen werden können. Die Endszene ist möglicherweise vielfältig interpretierbar, stellt aber ganz sicher einen emotionalen Abschluß dar, den man erstmal akzeptieren muss. Die tolle Kameraarbeit und eine starke Atmosphäre, die die Bewegtheit und Gefühlslage der Hauptfiguren betont, machen "Kapurush" zu einem kleinen, leisen Highlight in Rays Filmographie.
Man mag sich zunächst nach der Notwendigkeit von "Der Karski-Bericht" fragen. Claude Lanzmann zeigt in 49 Minuten Filmmaterial aus dessen Interviews mit Jan Karski aus dem Jahre 1978, das nicht für das Mammutwerk "Shoah" Verwendung fand, da dies thematisch nicht in das Projekt passen sollte. Karski, eine durchaus kritisch betrachtete Figur der Weltgeschichte, blieb mir nach "Shoah" von all den Gesprächspartnern Lanzmanns am nachhaltigsten in Erinnerung. 2010 liefte Lanzmann nun Teile dieser Interviews nach, in denen Karski von seinen Gesprächen mit Führungspersönlichkeiten in den USA berichtet. Seine Beobachtungen als katholischer Widerstandskämpfer und aus den Ghettos Polens fanden seinerzeit in Europa Gehör und so wurde er in die USA geschickt, um US-Präsident Franklin D. Roosevelt Bericht zu erstatten. Der Film verzichtet auf Wiederholungen aus "Shoah", sodass das in den Gesprächen behandelte Thema mehr oder weniger in "Der Karski-Bericht" außen vor bleibt. Die Kernaussage, die nach dem Schauen von "Der Karski-Bericht" bleibt, ist, dass die "Weltführer" während des 2.Weltkrieges unfähig waren, die Judenvernichtung als Realität zu akzeptieren und entsprechende Schritte einzuleiten. Roosevelt hatte das Große Ganze im Kopf. Der Holocaust, in seiner Unvorstellbarkeit, konnte einfach nicht wahr sein. Die Möglichkeiten der handelnden Personen war sicherlich auch beschränkt. Damit war der Massenmord an den Juden einfach nicht vorzeitig aufzuhalten. Ab dem Moment, wo er beschlossen wurde, war das Schicksal der Menschen besiegelt, so die Quintessenz des Karski-Berichts. Insofern hat dieser kurze Film durchaus seine Daseinsberechtigung. Er spricht nicht über den Holocaust selbst oder wie dieser von den Nationalsozialisten ausgeführt wurde. Dazu war in Lanzmanns "Shoah" bereits genügend Platz. "Der Karski-Bericht" thematisiert letzten Endes die Versäumnisse seitens der Amerikaner.
"Berlin, ich liebe dich! Du hast mich heute mal wieder richtig glücklich gemacht." Na gut, es war vielmehr die aktuelle Filmreihe im Kino Arsenal, die mich so begeistert. Denn dort wird diesen Monat mal wieder etwas ganz Besonderes aufgeführt: Eine Auswahl an Filmen mit einer meiner Lieblingsdarstellerinnen, nämlich Setsuko Hara. Okay, einige der gezeigten Werke kenne ich bereits (unter anderem ihre Noriko-Filme von Yasujirô Ozu), aber nun mal auch nicht alle der ausgewählten Filme. So lief heute "Anjô-ke no butôkai - The Ball at the Anjô House" von Kôzaburô Yoshimura aus dem Jahre 1947. Und zu meiner Überraschung war der Saal doch richtig gut gefüllt. Man kennt das ja von den großen Filmfestspielen oder Asiatischen Filmwochen, aber eine normale Aufführung eines (Verzeihung!) hierzulande eher unbekannteren Filmes im Sommer mitten in der Woche? Einfach wunderbar! Wissen die Leute hier wirklich das fantastische Schauspiel dieser großartigen Schauspielerin in diesem Ausmaß zu schätzen? Ich werde gleich mal morgen überprüfen, ob die Resonanz an diesen Filmen weiterhin so hoch bleibt, wenn Hara in einem Film von Mikio Naruse zu sehen sein wird.
Doch zum Film "The Ball at the Anjô House": Dieser Film zählt wohl nicht zu Setsuko Haras allerbesten (oder gar berühmtesten) Filmen, aber das ist angesichts ihrer großartigen Filmographie auch kein Wunder. Sie lieferte jedoch auch hier eine wirklich tolle Leistung ab. In "The Ball at the Anjô House", dessen Drehbuch übrigens von Kaneto Shindô geschrieben wurde, geht es um die Familie Anjô, die vor dem Krieg zur gehobenen Klasse gehörte, jedoch im Zuge der Veränderungen in Japan nach der Niederlage ihre aristokratischen Titel und Previlegien abgeben und Schulden machen mußte. Sie sind aus Geldnot gezwungen, das Familienhaus aufzugeben. Doch insbesondere der Vater der Familie, tut sich mehr als schwer, sich mit dem Verlust von Status und Reichtum abzufinden. Es wird ein letzter großer Ball veranstaltet, um sich vom alten Leben zu verabschieden. Es geht also hauptsächlich um Übergänge in moderne Gesellschaftsformen, jedoch auf mehr Ebenen als nur der offensichtlichen. So wird unter anderem in einigen der vielen Nebenhandlungen auch das Heiraten von nicht standesgemäßen Partnern thematisiert. Zusammengehalten wird die Familie von der optimistischen Atsuko (Setsuko Hara), die als einzige in der Anjô-Familie die Veränderungen annimmt und den Weg in ein neues Leben aktiv in die Hand nimmt, während ihre Geschwister und ihr Vater in den Verhaltensweisen der Vergangenheit stecken geblieben sind. Der Film besitzt viele starke Momente und ein wundervolles Ende. "The Ball at the Anjô House" ist also allemal einen Blick wert!
Sehr schön, was ihr beide da geschrieben und damit die BMIYC-Fahnen tapfer nach oben gehalten habt. Schade, dass es diesmal zu diesem doch eigentlich so ansprechenden Thema so wenig Beteiligung gab. Leider hat auch mich das "Sommerloch" (sprich Urlaub) erwischt.
"Le Lit de la Vierge - The Virgin's Bed" entstand deutlich unter dem Einfluss der sozialen Unruhen von 1968. Eine soziale Revolution fand nur bedingt statt und der noch sehr junge Philippe Garrel nutze jetzt filmische Mittel zum Protest: Kino als persönliche Fortführung einer Revolution. Garrel schuf nun eine lose auf der Bibel basierende, moderne Neuinterpretation eines Jesus Christus. Der hier porträtierte Prophet steht zwischen seiner Mutter, Jungfrau Maria, und der Prostituierten Maria Magdalena (beide gespielt von der ikonischen Sängerin, Schauspielerin und Model Zouzou). Jesus irrt scheinbar ziel- und motivationslos durch eine feindseelige Welt, die jedoch in wunderschönen Schwarz-Weiß-Bildern eingefangen wurde. Was Garrel mit seinem Film versuchte, mag in vielerlei Hinsicht leider nicht gelungen sein: Trotz seiner Einfachheit ist "The Virgin's Bed" etwas abstrakt und nur schwer verständlich ausgefallen. Was beim Dreh noch sinnvoll und einleuchtend erschienen haben muss, ist aus meiner Sicht leider nicht immer nachzuvollziehen. Einige allegorische Bilder und dekonstruierte Episoden der Jesusgeschichte erschlossen sich mir, andere Sequenzen verweigerten sich mir hingegen völlig. Auch wenn mir Garrels späteren Werke deutlich mehr zusagen, so ist "The Virgin's Bed" trotzallem ein durchaus interessanter Film.
Der Einstieg in Krzysztof Kieslowskis Dekalog-Zyklus dürfte mich persönlich vor die größten Probleme innerhalb dieses Zehnteilers stellen. Filmisch wie emotional finde ich "Jeden" ohne jeden Zweifel herausragend. Die Symboliken, der Erzählstil und -rhythmus sowie der behutsame, gefühlvolle Aufbau sind in diesem ersten Teil fraglos ausgezeichnet. Den Film als berührend zu bezeichnen ist in meinen Augen eine riesen Untertreibung; insbesondere da auch ich sowohl Vater als auch Wissenschaftler bin. Aber gerade mit der Thematik des Filmes habe ich so meine Probleme. Natürlich sind Handlung und Bedeutung einiger Szenen vielfältig interpretierbar. Wahrscheinlich sieht man je nach persönlicher Haltung durchaus unterschiedliche Dinge. Einzig die Grundthematik steht außer Frage: "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir." Der "andere Gott" kann in diesem Film nur die Wissenschaft sein. Die weitverbreitete Anschauung, die Wissenschaft als Gegenspieler des Glaubens zu erachten, kann ich nicht teilen. Doch, und das veranschaulicht dieser Film anhand von Vater und Tante dann auch wieder wunderbar, sind sowohl Glaube als auch Wissenschaft nicht unfehlbar. Das Schicksal, wenn es denn so etwas gibt, folgt seinen eigenen Gesetzen. Religion und Wissenschaft interpretieren dies jedoch von ihrer Warte aus gänzlich unterschiedlich.
Ganz großen Dank für diese Info.
Ist ja eine wirklich interessante Entwicklung. Naja, offensichtlich hat das Ganze noch so seine Haken oder Probleme und die Filmauswahl spricht mich auf dem ersten Blick auch noch nicht besonders an, aber ein paar gute Sachen werden da bestimmt dabei sein. Die Einschränkung auf Bollywood finde ich allerdings etwas enttäuschend. Naja, mal schauen...
Sollen da auch mal ältere Filme ausgestrahlt werden?
Eine junge Frau aus der DDR irrt verloren und ohne Orientierung durch eine gefühlskalte BRD der 60er Jahre. Sie wird von Männern ausgenutzt (oder läßt sich ausnutzen, um zu überleben?), möchte arbeiten und studieren, sie stiehlt, wird verhaftet, und sucht doch ohne aufzugeben nach einem Weg. Sie kämpft und gibt nicht auf! Das Schauspiel von Kluges Schwester Alexandra hat mir durchgängig sehr gut gefallen. Irgendwo verliert sich die Hauptfigur des Filmes jedoch zeitweise etwas und der Erzählfluß wird sekundär.
Alexander Kluges Versuch, die französische Nouvelle Vague auf das deutsche Kino zu übertragen, gelingt bei seinem ersten Spielfilm "Abschied von gestern (Anita G.)" in dem deutschen Umbruchsjahr 1966 doch recht passabel. Bestimmte Dinge, die man beispielsweise bei Godard beobachten, lieben oder hassen kann, lassen sich auch hier finden: Abrupte Schnitte, Tonexperimente, ein dokumentarisch anmutender Erzählstil, dann wieder fast schon expressionistische Sequenzen, die scheinbar komplett außerhalb des Filmkontextes stehen. Und übergeordneter: Das Nehmen von Freiheiten, politische Zwischentöne oder eine gewisse Intuition für Momente, die den Zeitgeist widerspiegeln. Vielleicht muss Kluge das Abgucken etwas vorgeworfen werden, aber andererseits sollte man ihm (zusammen mit Schlöndorff und Fassbinder) ein experimentelles Wegbereiten im neuen deutschen Kino zu Gute halten.
Einen kleinen Auftritt hat der berühmte Jurist und Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der unter anderem wichtige Arbeit auf dem Weg zu den Auschwitzprozessen leistete. Er darf in Kluges Film seine Meinung zur menschengerechten Behandlung von Straftätern äußern.
1923 starb Raymond Radiguet im Alter von 20 Jahren an Typhus. Zuvor schrieb er Gedichte und zwei Aufsehen erregende Romane, die für ihre deutliche Beschreibung von Ehebruch und Verführung von Minderjährigen stark kritisiert wurden. Auch wenn Radiguet es zu Lebzeiten leugnete, so kann angenommen werden, dass sein erster Roman namens "Le Diable au corps" zu großen Teilen autobiographisch geprägt sein dürfte. Geschrieben wenige Jahre nach dem ersten Weltkrieg, provozierte der Roman neben der expliziten Geschichte einer Affäre zwischen einer jungverheirateten Frau und einem 16jährigen Jungen fast noch mehr aufgrund der Tatsache, dass der Ehemann der jungen Frau ein Soldat während des Weltkrieges ist und zumeist an der Front Dienst tut, und somit seine Frau die derzeitigen Freiheiten zu Liebesspielen mit dem Jungen nutzt. Doch natürlich ist diese Liebesbeziehung, die bereits vor der Eheschließung begann, aufgrund von gesellschaftlichen Konventionen von Anfang an zum Scheitern verurteilt, was wiederum zu Zweifeln, Ängsten und zwischenmenschlichem Fehlverhalten führt. 1947 wurde "Le Diable au corps" erstmals verfilmt, also kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Regisseur Claude Autant-Laras Film löste wie bereits Radiguets Roman heftige Kontroversen aus, doch die überaus realistische und ehrliche Darstellung menschlichen Verhaltens sowie die einfühlsame und wenig vorwurfsvolle Auseinandersetzung mit der tragischen Liebesbeziehung, was auch aus heutiger Sicht noch zu beeindrucken weiß, machen den Film mehr als sehenswert. Er ist mehr als "nur" ein romantisches Drama. Diese Verfilmung wird der Intention des Erstlingswerkes des viel zu früh verstorbenen Radiguet sehr gerecht. Sie ist wohl zärtlich und schön als auch ehrlich im Umgang mit der Schuldfrage.
In einer kleinen Nebenrolle als Offizier in einer Bar ist übrigens der Komiker und Regisseur Jacques Tati zu sehen, der mit Regisseur Autant-Lara befreundet war.
Ich tue mich wie so oft etwas schwer, wenn geschichtliche Umwälzungen (hier am Beispiel des Militärputsches 1973 in Chile) oder sozialkritische Themen (Armut, soziale Ungerechtigkeiten) in einem Film mit den Augen von Kindern verfolgt werden. Nicht weil das Werk dann kindisch oder naiv ist; "Machuca, mein Freund" ist ganz sicher alles andere als ein Kinderfilm. Wird die Geschichte aus Sicht von Jugendlichen erzählt, so muss man versuchen, sich in die kindliche bis naive Sichtweise der Hauptfiguren hineinzuversetzen, die die Welt um sie herum nicht verstehen und Ungerechtigkeiten nicht einfach akzeptieren können. Aus diesem Blickwinkel schmerzt das Ende des Filmes ungemein und "Machuca, mein Freund" vermittelt seine Botschaft. Gleichzeitig schwächt es sie aber auch etwas ab, da nur ein bestimmter Ausschnitt der Ereignisse und den damit verbundenen Themen angeschnitten werden kann. Der "kindliche Blick" kann ein kräftiges filmisches Mittel sein, schränkt aber auch etwas ein. Hinzu kommt, dass die angesprochenen Punkte stellenweise etwas plakativ oder vereinfacht erscheinen können; Gut und Böse schälen sich stärker heraus. "Machuca, mein Freund" versucht dies zu umgehen, indem zusätzlich parallel zum Zerfall des Staates sowie dem damit verbundenen Niedergang der Menschlichkeit ein Zerfall der Familie und das zerbrechliche Drama um Kinderfreundschaft sowie jugendlicher Liebe gegenüber gestellt wird. In der eigenen Familie oder den Familien der Freunde liegen Schwarz und Weiß erschreckend dicht beisammen, wenn dort verschiedene Sichtweisen vertreten werden.
Wahrscheinlich wenig einfallsreich (und vielleicht habe ich so manche Perle vergessen), aber nun auch meine Liste:
http://www.moviepilot.de/liste/top10-science-fiction-stefan-ishii
"Liebe bis in den Tod" ist einer jener Filme, die ihre Stärken nicht sofort offenbaren oder sogar erst nach dem Ende entfalten. In diesem Falle zeichnet sich Alain Resnais' Liebesdrama durch seinen Formalismus aus.
Was dem Zuschauer zunächst auffällt, ist der Fakt, dass die Musik in diesem Film eine besondere Rolle inne hat; weniger jedoch die Art der Musik als vielmehr wie sie eingesetzt wird. Die einzelnen Sequenzen werden durch Momente mit einigen Sekunden Länge unterbrochen, die lediglich mit Musik gefüllt sind und mit schwarzen Hintergründen unterlegt wurden, in denen Schneeflocken durchs Bild stoben. Die Musik trennt also die Szenen, entwickelt eine eigenständige Präsenz und überdeckt niemals die Dialoge oder Geräusche, sondern greift sie auf oder knüpft an diese an. In diesem Formalismus ist der Film äußerst strikt.
Bei genauerer Betrachtung fallen jedoch noch weitere formelle Dinge auf. Zum einen ist der Film größtenteils in roten beziehungsweise schwarzen Tönen gehalten und Kleider oder Gegenstände in diesen Farben akzentuieren so gut wie jede Einstellung. Der Symbolgehalt dieser Farben ist natürlich offensichtlich, geht es in "Liebe bis in den Tod" doch um Liebe und Tod: Kann Liebe den Tod überdauern oder wird auch sie sterben? Gibt es verschiedene Formen von Liebe? Welche religiösen Ansichten gibt es zu Liebe und Tod? Überhaupt spielt die Religion eine wichtige (wenn auch etwas oberflächlich behandelte) Rolle.
Ein weiterer Punkt ist die Zweigeteiltheit des Filmes: Es gibt einen einschneidenden Moment, der alles verändert. Es lassen sich daraufhin Szenen entdecken, die so ähnlich bereits in der ersten Hälfte zu sehen waren, nun jedoch aufgrund der Handlung etwas variiert wurden. Ich würde an dieser Stelle nicht zwingend von Parallelität oder gar Spiegelung sprechen, aber das Spielen mit der Variation ist nicht von der Hand zu weisen. Das hat etwas von Erinnerungen...
"Liebe bis in den Tod" könnte sicherlich auch ein gutes Theaterstück abgeben. Auch wenn sich die Figuren frei in der Welt bewegen, so vermittelt der Film ein Gefühl von In-sich-Abgeschlossenheit. Ein solcher Film, der etwas kammerspielartiges hat, steht und fällt natürlich mit seinen Darstellern. Glücklicherweise konnte Resnais bei seinen vier Hauptdarstellern auf großartige Vertreter ihrer Kunst zurückgreifen. Besonders überrascht hat mich übrigens insbesondere Fanny Ardant, die ich in der hier gezeigten Vielseitigkeit bisher so noch nicht erlebt habe. Begründet in ihrer Rolle muss sie sowohl einfühlsam als auch belehrend harte Facetten ihres Charakters verkörpern.
Der strikte Formalismus mit als fast experimentelles Schnittmittel fungierender Musik, die Farbsymboliken, die zweigeteilte Struktur mit Variationen und Erinnerungen sowie das hervorragende Schauspiel machen "Liebe bis in den Tod" zu einem beeindruckenden Werk, in das man sich jedoch erst einmal hineinsehen muss.
"Die Bankiersfrau" ist ein merkwürdiger Film. Darin kämpft die bisexuelle und ehrgeizige Präsidentin einer Bank in 1920er Jahren um ihren Ruf, der seitens der Konkurrenz mit Unterstützung der Regierung in Frage gestellt wird. Ob die Angriffe auf die von Romy Schneider verkörperte Frau, die beim Volk aufgrund der vielversprechenden Gewinnprognosen geliebt wird, gerechtfertigt sind, hinterfragt der Film nur bedingt. Vielmehr wird sie - und das Ende des Filmes hat daran maßgeblichen Anteil - als Märtyrerin dargestellt. Aus feministischer Sicht mag dies gerechtfertigt sein, doch dass ihre finanziellen Vorgehensweisen mehr als fragwürdig erscheinen können, wird aufgrund dieser Heroisierung zunehmend verschleiert. Auch die Hinterfragung der Geschlechterrollen, die ein Kernthema des Filmes sein sollten, geraten verstärkt in den Hintergrund. Überhaupt verliert sich der Film streckenweise in seiner opulent ausgestatteten und mit einer unglaublichen Fülle an Stars besetzten Inszinierung. Auch dass Ennio Morricone für diesen Film die Musik komponierte, ist nur aufgrund seines Namens erwähnenswert. Regisseur Francis Girod, der mit seiner bissigen bis grotesken Krimisatire "Trio Infernal" (ebenfalls mit Romy Schneider) 1974 für Aufsehen sorgte, versuchte sowohl die melodramatischen als auch die finanzpolitischen Aspekte der Handlung mit einem humoristischen Unterton zu vermischen, was leider nicht vollkommen zu überzeugen weiß. Am stärksten erscheint "Die Bankiersfrau" in den dramatischen Momenten. Dort kann Romy Schneider dann auch wirklich glänzen.
Na wenn so viele sich hier äußern, kann ich mich ja auch "vor wagen".
Da ich kaum Serien gucke und mit Videospielen seit etwa 15 Jahren abgeschlossen habe, flimmern bei mir eigentlich nur Filme und Sport über den Fernseher. Ich schau ja wirklich viel (dieses Jahr sind es inklusive Kurzfilme bereits 330) und das seit etwa 25 Jahren. Ich komme schätzungsweise jedoch im Vergleich zu anderen "nur" auf ca. 5500 Filme. Bewertet habe ich hier auf MP momentan 4904. Dann gibt es noch etwa 50 Filme, deren Bewertung ich habe, die jedoch nicht in der Datenbank sind (größtenteils Kurzfilme). Und die Dunkelziffer setzt sich aus meiner (viel zu lang zurückliegenden) Jugend zusammen. Beispielsweise die vielen Bud Spencer oder Christopher Lee Filme und einige Louis de Funès Streifen sowie unzählige Tatort-Folgen hab ich zwar gesehen, aber sie konnten einfach nicht von mir bewertet werden.
"Im Lauf der Zeit" von Wim Wenders ist formell betrachtet zweifelsohne ein wunderbarer Film. Entschleunigung pur. Wer so etwas liebt und viel Empathie für die Figuren in Filmen entgegenbringen kann und möchte, kommt hier vollkommen auf seine Kosten. Der Film kann auch ansonsten mehrere starke Momente vorweisen und der geneigte Zuschauer wird hier sehr viel Wenders-typisches wiederfinden. Auch die Einbettung der Handlung in einen Diskurs über Vergangenheit (Prolog) und Zukunft (Epilog) des Kinos ist hervorragend (beziehungsweise kann nachdenklich stimmen).
Doch ich habe ein persönliches Problem, das in die Beurteilung eines Filmes nicht wirklich hineingehört, mich jedoch so sehr stört, dass dies sogar Einfluss auf meine Bewertung von "Im Lauf der Zeit" hat: Leider ist mir Rüdiger Voglers Figur Bruno Winter extrem unsympathisch. Seinen Rückzug aus der hektischen Welt mag man bewunderswert finden und wahrscheinlich wäre eine tiefergehende Untersuchung seiner Gründe sehr interessant gewesen, doch so erscheint mir sein Charakter bewußt weltantagonistisch, egoistisch und stellenweise sogar etwas menschenfeindlich. Immerhin konfrontiert Hanns Zischler ihn kurz vor Ende mit seinen Fehlern, doch reicht mir dies noch nicht wirklich aus. Somit fehlt mir in diesem ansonsten wirklich schönen Road Movie letzten Endes etwas, mit dem ich mich persönlich identifizieren kann oder das eine gewisse Botschaft transportiert.
"The Assassin" empfand ich einfach als unglaublich schön. Der Film ist auf sehr vielen Ebenen einfach wunderschön. Das fängt natürlich mit den grandiosen Bildern des Kamermannes Mark Lee an, der ja überhaupt meine Entdeckung des Jahres 2016 ist (insbesondere nach "Crosscurrent"), auch wenn ich bereits zuvor viele seiner Arbeiten gesehen hatte. An den nebelverhangenen und in herbstlichen Farben getauchten Landschaften hätte ich mich ewig satt sehen können. Auch die Wahl des fast schon quadratisch wirkenden 1,37:1-Formates (von dem Hou Hsiao-hsien hier nur ganz selten abweicht) hat mir unglaublich gut gefallen. Doch nicht nur die Bilder sind schön: Auch die Musik, die insgesamt ausgestrahlte Ruhe, die Hauptdarsteller (über Hous Stammschauspieler Chen Chang und Qi Shu muss man wohl nicht viel sagen) und in noch viel größerem Maße die Sprache. Mit Sprache meine ich sowohl die gewählten Worte (zumindest die der Untertitel, aber ich gehe mal davon aus, dass das aus dem Original adäquat übernommen wurde) als auch die Artikulation dieser. Manchmal ertappte ich mich dabei, dass ich meine Augen nicht auf den Untertiteln halten konnte und nur den Personen beim Sprechen zu sah. Die eigentliche Handlung des Filmes ist nun nicht sonderlich einfallsreich oder gar unkonventionell, sodass dies zumindest für mich kein wirklich dramatisches Problem darstellt. Dieser Umstand muss Regisseur Hou Hsiao-hsien wahrscheinlich mehr als bewußt gewesen sein. Er hielt die Geschichte vergleichsweise einfach und die emotionale Haltung der Figuren wird zwar deutlich, steht jedoch nur selten im Fokus des Interesses. Was aber nicht bedeutet, dass die Szenen inhaltlich leer sind; ganz im Gegenteil. Hou setzt jedoch alles auf die Schönheit. Das mag diejenigen, die hauptsächlich wegen der Handlung ins Kino gehen, vielleicht etwas langweilig oder mitunter gar schwer nachvollziehbar erscheinen. Ich konnte es absolut geniessen!
Spannend. Bei den meisten Filmen würde ich zustimmen oder sie zumindest in die engere Auswahl nehmen. Meine persönliche Liste sähe vielleicht so aus (und es ist wirklich schwer, besonders in den 60- und 70ern, finde ich):
2010er - "Das Turiner Pferd" (Tarr)
2000er - "In the Mood for Love" (Wong)
1990er - "GoodFellas" (Scorsese)
1980er - "Amadeus" (Forman)
1970er - "Der Pate" (Coppola)
1960er - "2001: Odyssee im Weltraum" (Kubrick)
1950er - "Die Reise nach Tokio" (Ozu)
1940er - "Citizen Kane" (Welles)
1930er - "Frau, sei wie eine Rose!" (Naruse)
1920er - "Die Passion der Jungfrau von Orléans" (Dreyer)
1910er - "Ich klage an" (Gance)
1900er - "Die Reise zum Mond" (Méliès)
1890er - "Arbeiter verlassen die Lumière-Werke" (Lumière)
Portabella versuchte in "Die Stille vor Bach" neben der Variation ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den verschiedenen Sequenzen und Themen zu erzielen, ähnlich wie es Bach in seiner Musik gelang. Abwechslungsreichtum und ein Selbstbewußtsein gegenüber dem verwendeten Tempo stehen ganz oben. Und nicht zuletzt - und das sollte an dieser Stelle niemals vergessen werden - untersucht der Film das Verhältnis zwischen Bachscher Musik sowie der kinematographischen Kunstform und schafft damit selbst pure Schönheit. Es lassen sich wunderbare Bilder entdecken, die für sich allein schon einfach schön sind. "Die Stille vor Bach" ist ein Genuss!
Der Film bewegt sich ständig zwischen den unterschiedlichen (fiktionalen, essayistischen und dokumentarischen) Erzählweisen hin und her - ohne ein erzählerisches Zentrum zu besitzen. Die Sequenzen sind vielmehr ein Geflecht, dass um Bach herum gewoben wurde. Doch der Film geht sogar über die Biographie Bachs hinaus und untersucht dessen Einfluß auf mehrere gesellschaftliche Bereiche bis zum heutigen Tage. Im Grunde gelang ihm sogar die Variation auf das Kino zu übertragen, da er für seinen Film zwar den Fixpunkt Bach wählt, aber sogar auf den späteren Holocaust durch die Nazis verweist, in deren Vernichtungslagern inbesondere christlich-religiöse Musik wie der Bachs missbraucht wurde. In diesem Kontext entstand übrigens das markante Bild des scheinbar aus dem Nichts stürzenden Pianos, das auf der Wasseroberfläche zerschellt.
[Auszüge, kopiert aus meinem Blog-Artikel: http://www.moviepilot.de/news/die-schonheit-durch-bach-174364]
Öh. Als ich soeben nach Hause kam, fand ich ein Paket von MP im Postfach. Hab doch tatsächlich übersehen, dass ich hier etwas gewonnen habe. Verrückt. Danke schön!
[Äh: Muss ich, um die Folgen 10-18 der 15.Staffel CSI verstehen zu können, die 14,5 Staffeln davor auch kennen?]
Sehr schön!
War mir nicht wirklich bewußt, dass dieser großartige Film in Anbetracht des Regisseurs und der Darsteller (mit Ausnahme von Richard) tatsächlich eine französische Co-Produktion sein könnte. Naja, immerhin stammen die Kostüme von Jean-Paul Gaultier. Okay, die Produzenten sind in der Tat fast allesamt Franzosen. Gedreht wurde jedoch woanders... Wieder etwas gelernt!
Sehr schöner Artikel.
Ich lese es immer wieder mit Freude, wenn jemand einen neuen Regisseur für sich entdeckt. Auch wenn ich selbst kein großer Fan von Kiyoshi Kurosawa bin (vielleicht habe ich bisher auch einfach nur die "falschen" Filme und Serien von ihm gesehen; die drei hier beschriebenen kenne ich beispielsweise noch nicht), so kann ich die Faszination für dessen Werk absolut nachvollziehen. Wunderbar!
Auch von mir: Viel Spaß beim Schauen der anderen Kiyoshi-Kurosawa-Filme!
"The Adjuster" von Atom Egoyan ist einfach wundervoll gefilmt. Er ist ruhig an der Oberfläche, aber ungemein brodelnd darunter. Um die Atmosphäre des Filmes kurz zu umschreiben: Surreal, witzig, geheimnisvoll und berührend. Es ist, das muss man schon sagen, etwas schwer in den Film hineinzukommen. Das kann mitunter etwas dauern und kann den Zuschauer durchaus fordern. Doch es lohnt sich ganz sicher. Drei Dinge machen für mich diesen Film aus: Zum einen die angesprochene Atmosphäre sowie die Erzählweise, die für mich persönlich ein wahrer Genuss ist. Doch noch wichtiger erscheint mir ein dritter Punkt zu sein: Die faszinierenden und psychologisch höchstinteressanten Charaktere. Jede der Hauptfiguren ist für sich genommen bereits unglaublich spannend, doch erst das Zusammentreffen dieser Charaktere liefert ein unfassbar beeindruckendes Panoptikum der menschlichen Bedürfnisse und Fantasien. Die eigentliche Handlung spielt dabei in "The Adjuster" eine eher untergeordnete Rolle.
Ich stehe noch immer relativ am Anfang beim Versuch, das indische Kino (eigentlich ja vielmehr DIE indischen Kinos) kennenzulernen. Über die berühmten bengalischen Regisseure Satyajit Ray und Ritwik Ghatak bin ich dabei bisher leider noch nicht hinausgekommen, aber deren Schaffen interessiert mich für den Anfang auch einfach am meisten. Insbesondere Ghataks Werk "Subarnarekha" (1962) hat es mir wirklich angetan, weshalb ich mich nun einem weiteren Film Ghataks widmen wollte. Meine Wahl fiel auf eines seiner letzten Werke, "Titas Ekti Nodir Naam - Ein Fluß namens Titash" aus dem Jahre 1973, der Ghataks Trauer über die Trennung seiner Heimat aufgreift und zu einem unglaublich ambitionierten und kraftvollen Film formte. Tatsächlich ist der Film gar kein wirklich indisches Werk, sondern hauptsächlich eine Produktion aus Bangladesch.
"Ein Fluß namens Titash" ist sicherlich alles andere als perfekt. Viele Kleinigkeiten wirken auf den ersten Blick irgendwie merkwürdig, das Schauspiel ist (für meinen Geschmack) stellenweise übertrieben und die Handlung driftet manchmal zunächst etwas unnachvollziehbar in andere Geschichten ab, um dann wieder zur Haupthandlung zurückzukehren. Das macht den Film etwas ungewöhnlich, aber ermöglicht ein interessantes Seherlebnis. Der Regisseur war zu dieser Zeit bereits schwer krank (egal ob nun Tuberkulose oder Alkoholsucht) und sollte Ghataks vorletzter Film sein. Möglicherweise führte diese Krankheit zu den merkwürdig anmutenden filmischen Entscheidungen, aber mit der niemals geradlinig erzählten Geschichte schuf Ghatak etwas ungemein Faszinierendes. Auch thematisch ist der Film relevant, da er die Abtrennung Bangladeschs und dessen Einfluß auf den Regisseur, der die Veränderungen als tragisch wahrnahm, anhand des Lebens einfacher Fischer am Ufer des Grenzflußes Titash behandelt. Der Film erzählt von der folgenschweren Trennung eines Paares sowie dem damit verbundenden Leid und dem Verlust. Fast nebenbei zeigt Ghatak die Lebensweisen, Zeremonien und Ängste einer ärmlichen Kultur, die vor dem Aus steht. "Ein Fluß namens Titash" ist wirklich kraftvoll!
Ich mag es für gewöhnlich sehr, wenn Filme sehr langsam und ruhig erzählt werden; auf hektische Schnitte und unnötige Kamerabewegungen verzichtet wird; wenn die Bilder ihre eigene Geschichte entwicklen dürfen und es in der (scheinbaren) Leere etwas zu entdecken gilt. "The Room" von Shion Sono macht es dem Zuschauer allerdings wirklich schwer. Dieser frühe Film des Japaners ist der stilistisch gesehen komplette Gegenentwurf zu seinem sonst zumeist zum Exzess und Überreiz greifenden Filmschaffen. "The Room" ist nicht nur sehr langsam und dialogarm, er ist auch in den Bildinhalten extrem reduziert. Teilweise gibt es minutenlange Einstellungen, die keinerlei direkte Information außer dem Verstreichen der Zeit selbst beinhalten. Natürlich läßt sich in einigen dieser Einstellungen etwas Interessantes entdecken, beispielsweise wenn man in die Gesichter der Figuren starren kann oder die Umgebung merkwürdig unnatürlich erscheint, allerdings herrscht in anderen Sequenzen völlige Leere. Mir persönlich gefällt diese Seite Shion Sonos dann doch besser als das nihilistisch-gewalttätige Chaos, in das seine Filme manchmal zu versinken drohen, nur leider transportiert der Film im Endeffekt dann doch zu wenig. Dass die Handlung von "The Room" sehr minimalistisch ist, erscheint mir als kein großes Problem, nur fehlt mir etwas Übergeordnetes oder Essentielles. Außerdem kann ich dem Film seine Ernsthaftigkeit leider nicht wirklich immer abnehmen. Vielleicht tue ich Shion Sono damit auch Unrecht, aber ich sehe stets das rebellische, ungezähmte Augenzwinkern eines Regisseurs auf Konfrontationskurs, der stellenweise übers Ziel hinauszuschießen droht.