Stefan Ishii - Kommentare
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Alle Kommentare von Stefan Ishii
Kim Ki-duk ist zurück! Und wie...
Nachdem sich das südkoreanische Regiewunder durch eine schwere Depression (und Schaffenskrise?) kämpfen musste - was mit dem höchst interessanten Selbstporträt "Arirang" eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht wurde - kommt mit "Pieta" eine Rückbesinning auf Kims typische Lebensthemen: Schuld und Sühne, Leid und Vergebung...
Ähnlich wie in meinem Lieblingsfilm von Kim, dem unglaublich berührenden und aufwühlenden "Samaria", erfolgt am Beispiel einer repräsentativen Hauptfigur die Übertragung dieser Kernthemen auf die aktuelle koreanische Gegenwart. Dabei werden erneut christlich-religiöse Motive (selbstverständlich ohne sie als solche explizit im Film darzustellen) in die für Kim Ki-duk typischen, wunderbaren Metaphern bildlich auseinander genommen und diskutiert.
In erster Linie geht es um die zuvor beschriebenen Martyrien des Menschen, aber der Film ist mehr. Die dargestellten Grausamkeiten und der Ekel stehen in einer direkten Verknüpfung zu einer eindrucksvollen antikapitalistischen Moral. Die tatsächlichen Graumsamkeiten gehen garnicht von der Hauptfigur aus; vielmehr sind die Opfer bereits vor seinem Erscheinen emotional verstümmelt. Sie vegitieren in Selbsthass und -mitleid in einem fast surreal wirkenden aber umso realistischeren Umfeld vor sich hin und gehen sogar soweit, dass sie bewusst für Geld ihre Gesundheit und gar ihr Leben aufs Spiel setzen. Die Frage sollte also sein: Wie kann es zu so etwas kommen?
Manch einem Zuschauer mag diese Herangehensweise zu einfach sein oder allzu abstossend erscheinen, ich finde sie stark. Ähnlich wie in "Samaria" oder "Seom -Die Insel" wählt Kim ein zutiefst verstörendes metaphorisches Bild, um der Gesellschaft auf radikal einfache Weise seine Probleme und Fehler aufzuzeigen. Dass Kim Ki-duk dabei auf sadistisch wirkende Darstellungsformen setzt, muss und darf eigentlich auch niemandem gefallen. Ich finde es niemals "schön". Aber es ist das gewählte filmische Mittel des Regisseurs seine Geschichte zum Ausruck zu bringen. Und das finde ich dann wiederum großartig.
Einen kleinen Kritikpunkt hätte ich allerdings dann schon. Und der liegt in der Motivation der mariagleichen Mutterfigur. Im Detail will ich an dieser Stelle nicht darauf eingehen, weil ich ansonsten zuviel von der Handlung preisgeben würde, aber diese Motivation steht leider in einem starken Gegensatz zum Filmtitel, soviel sei gesagt. Und dies hinterläßt einen leichten Nachgeschmack, weil die eigentliche Aussage des Filmes in meinen Augen dadurch in den Hintergrund gedrängt wird.
Trotzdem mein Fazit: Auch wenn "Pieta" nicht an "Samaria" heranreicht, der Meister ist zurück.
"Mach weiter so, Ki-duk!"
Ich hätte diesen noch im Angebot: "Die Geschichte der Auma Obama", Doku über Baracks Schwester.
http://www.moviepilot.de/movies/die-geschichte-der-auma-obama
Äh... interessant... irgendwie...
Ist ja wirklich eine bunte Mischung!
Als ich die Überschrift sah, dachte ich spontan an Kubricks Napolean-Projekt. Und der hats in die Top 7 geschafft... Wirklich schade, dass der nie produziert wurde. Aber vielleicht hätte Kubrick dann niemals "Barry Lyndon" gedreht. Und das wäre ein wahrer Verlust aus meiner Sicht.
"Blue Valentine" ist für mich ein typisches Beispiel für den amerikanischen Indiefilm. Irgendwie ist der Film schon gut für amerikanische Verhältnisse. Er ist ambitioniert und versucht gewisse Konventionen zu brechen. Er schafft es aber nicht mich wirklich zu überzeugen. Im Vergleich zu anderen (internationalen?) Filmen bleibt "Blue Valentine" doch leider nur Mittelmaß. Auch wenn es einige Szenen gibt, die berühren und sogar schmerzhaft in Erinnerung bleiben, ist der Film als Ganzes leider viel zu oberflächlich und verfällt in manchen Momenten in die typischen Klischees des US-Indiefilmes.
Die Hauptdarsteller waren absolut überzeugend, wobei ich Michelle Williams noch etwas besser fand. Dies lag aber größtenteils an der Charakterzeichnung. Ihre Rolle war für mich einfach erheblich interessanter und weniger stereotyp im Vergleich zu den restlichen Figuren.
Was meine Bewertung angeht, bin ich etwas unschlüssig... Bin ich zu kritisch mit dem amerikanischen Kino geworden? Oder noch immer nicht kritisch genug?
Sehr kreativ.
Ich hoffe, die traurigeren Elemente der Geschichte entsprechen nicht der deinen...
Warum eine japanische Animeserie zu den X-Men eigentlich existieren muss, ist eine Frage, die ich an dieser Stelle einmal nicht diskutieren möchte. Ich stand dem allerdings zunächst etwas skeptisch gegenüber. Trotzdem haben mir die "Ekkusu Men" (hihi) in dieser Miniserie recht gut gefallen.
Von der Teamzusammensetzung her orientiert sich die Serie sehr stark an der Comicreihe "Astonishing X-Men" (ab Nummer 25 aus dem Jahre 2008): Cyclops, Wolverine, Beast, Storm, Armor und Emma Frost. Dies ist auch nicht verwunderlich, da Autor des besagten Comicmaterials gleichzeitig für das Skript der Animeserie verantwortlich ist: Warren Ellis. Eben jener Ellis ist in erster Linie für spannende Science Fiction bekannt. Dies spiegelt sich auch in der Handlung der Serie wieder, die allerdings inhaltlich rein garnichts mit den "Astonishing X-Men" gemein hat.
Ein kurzer Überblick über den Ansatz der Animeserie: Jean Grey opferte sich, um die Phoenixmacht in ihr nicht zu mächtig werden zu lassen. Die X-Men lösen sich daraufhin auf. Jahre später ruft Professor X eine Gruppe seiner Mutantenschützlinge zusammen um mysteriöse Ereignisse in Japan zu untersuchen. Ein Startpunkt, der extrem starkes Potential hat, dann allerdings eine Entwicklung nimmt, die eher von den Comics abweicht...
Leider sind Teile der vordergründigen Handlung nach meiner Meinung eher die eigentliche Schwäche der Serie von 2011. Die Auswahl der Gegnern fiel leider etwas enttäuschend aus. Da bekommt man Figuren aus dem X-Universum zu Gesicht, die nicht wirklich zuerst in den Sinn kommen, wenn man an die X-Men denkt: Die U-Men sowie Mastermind. Auch wenn dies zunächst kein Minuspunkt sein sollte, so schlägt es sich dann allerdings vielmehr in den Details nieder. Ständig bekommen es die Mutanten um Cyclops mit Robotern und monströsen Mutationsexperimenten zu tun, was sich auf Dauer etwas ermüdend auf mich auswirkte. Auch erinnern die Actionanteile eher an Cyberpunk-Animefilme á la "Akira" oder "Ghost in the Shell", von denen ich nicht wirklich begeistert bin...
Die Stärke von "Ekkusu Men" liegt eher woanders. Die Serie hat eine relativ erwachsene Atmosphäre. Sie läßt sich mit dem Erzählen der Geschichte seine Zeit; was mir ausgesprochen gut gefällt. Insgesamt besitzt der Anime ein für meinen Geschmack wohltuend ausgeglichenes Verhältnis zwischen Handlungsentwicklung und Action-Sequenzen. Letztere interessieren mich nun von Natur aus weniger, sodass aus meiner Sicht gilt: Weniger ist mehr... Gerade solche Momente mit persönlichen Gesprächen oder zwischenmenschlicher Interaktion stehen oftmals im Vordergrund. Dies war gerade bei vorhergehenden Zeichentrickserien eher selten der Fall.
Mein Gesamtfazit: Atmosphäre und Ansatz gefallen mir ausgesprochen gut. Leider verläuft sich die Handlung etwas in der Bedeutungslosigkeit. Trotzdem ist die Animevariante der X-Men in meinen Augen nicht nur für Fans (aber für die natürlich besonders) wirklich empfehlenswert.
Mein Lieblingsschauspieler Tony Leung hat es tatsächlich auf Platz 7 geschafft. Ich bin überrascht und begeistert. Michel Piccoli auf Platz 2 freut mich ebenfalls riesig.
"Vikaren" ist ein nettes kleines Filmchen, das wirklich nicht so dämlich ist wie deutscher Titel ("Alien Teacher") und Cover vermitteln könnten.
Da mit Ole Bornedal ("Nightwatch" und "Bedingungslos") ein Regisseur, der für spannende Thriller bekannt ist, verantwortlich zeichnet, kann man allerdings mehr erwarten. Insgesamt ist der Film für meinen Geschmack dann doch etwas zu oberflächlich und kindlich geraten.
Aber immerhin entschädigen mich die wirklich tollen Darsteller. "Vikaren" kann gleich mit vier dänischen Schauspielgrößen aufwarten: Allem voran die wundervolle Paprika Steen in der Titelrolle; dazu der charismatische Ulrich Thomsen, die schöne Sonja Richter (z.B. "Open Hearts" und "Unter die Haut") sowie Sofie Gråbøl (z.B. "Nightwatch" und "Mifune"). Mit Steen und Thomsen sind also zwei meiner Lieblingsdarsteller zu bewundern, die aus einer Vielzahl der Dogma-Filme der 1990er/2000er Jahre bekannt sind und schon bereits in "Das Fest" und "Adams Äpfel" zusammen zu sehen waren.
Alles in allem ist "In The Belly Of A Whale" durchaus interessant. In erster Linie fand ich es als Berliner extrem spannend, welche Parallelkulturen in der Stadt existieren, mit denen ich so gut wie garnicht in Kontakt komme. Klar, kennt man den einen oder anderen, oder man hat schon gewisse Sachen gesehen oder zumindest davon gehört. Aber wenn man sich ausserhalb gewisser Kreise bewegt, so erscheint vieles erstmal erstaunlich. Und allein dieser Punkt ist für mich sehr interessant. Wie würde ich persönlich in ein solches Umfeld passen? Käme ich mit den Eigenheiten der Mitkünstler klar oder würde ich als Einzelgänger oder Querkopf scheitern? Welchen Lebensstil kann man führen und trotzdem seinem inneren Drang nach Selbstverwirklichung nachgehen?
Leider kommt "In The Belly Of A Whale" trotz großer Bandbreite an verschiedensten Künstlern immer nur wieder auf die gleichen drei-vier Fragestellungen zurück. Das finde ich schade, weil spätestens ab dem dritten Mal hat man die Problematiken und Umstände verstanden; Vernetzung hier... Gentrifizierung dort... und das Finanzielle sowieso... In solchen oder ähnlichen Fragen, so interessant und wichtig sie auch sein mögen, dreht sich der Film im Kreis.
Wenn nicht eine viel spannendere Sache mein Interesse aufrecht gehalten hätte, die mich an Dokumentarfilmen sowieso erheblich mehr fasziniert: Die Menschen selbst. Immer mal wieder lernt man Seiten an den Menschen (nicht den Künstlern) lernen, die zumindest für mich fast spannender sind als ihre Kunst oder Verknüpfung zur Stadt Berlin. Denjenigen findet man dann persönlich doof oder sympathisch oder lächerlich oder schräg oder überraschend bodenständig oder sonst was... Mir hätte der Film tatsächlich noch einen Tick besser gefallen, wenn gerade die Persönlichkeiten mehr im Mittelpunkt gestanden hätten.
Bisher hat mich 3D nur in einem Genre überzeugt: Der Dokumentation. In Wenders "Pina" (genauso wie in "Die Höhle der vergessenen Träume ") schafft das 3D etwas, was sonst niemals mit der Kamera eingefangen werden kann. Auch für Theater- oder Konzertfilme macht diese Technik absolut Sinn.
Ansonsten empfand ich 3D bisher hauptsächlich als "visuellen Lärm" (Zitat Mr. Vincent Vega), der mich von der Handlung oft eher ablenkt oder gar die Bilder zerstört. Mein schlimmstes Erlebnis in dieser Hinsicht war definitiv "The Avengers".
Bei Animationsfilmen mag sowas ja okay sein, sind sie doch auf genau solche Erlebnisse aus. In dramatischen oder emotionalen Filmen finde ich sie jedoch als absolut fehl am Platze. Wenn das 3D nicht mehr als Schmuck und weniger als Handlungsträger dient, kann ich gerne drauf verzichten und ziehe eine 2D-Vorstellung vor. Ist ja auch 3€ günstiger.
Deutlicher und absolut verdienter Platz 1 für einen meiner 4 Lieblingsfilme :)
"Tote Erde" ist der schwächste, dümmste, rassistischste und langweiligste "Tatort", den ich in den letzten Jahren gesehen hab. Allein schon die Motivation des Mörders ist so unsinnig und hanebüchen, dass mir die Haare zu Berge stehen. Da passte von vorne bis hinten einfach nichts!
Es ist sogar so schlimm, dass dieser Film mich an die gruseligen Zeiten der 80er Jahre erinnert, in denen ich mir als Kind noch den totlangweiligen und absolut uninteressanten "Tatort" mit meiner Familie angucken musste. Etwas an das ich mich noch lange mit Schrecken erinnerte und das ich erst seit etwa einem Jahr (wenn auch zunächst nicht ganz aus freien Stücken) überwinden konnte. Zum Glück sind heute nicht alle Folgen so schlecht wie "Tote Erde".
Irgendwie wurden einfach ein paar vermeindlich aktuelle Themen, eine niedliche kleine Liebesaffäre mit verhängnisvollen Folgen, ziemlich üble Klischees über die verschiedensten Ausländergruppen (es bekommen tatsächlich Inder, Türken, Chinesen und Ex-Jugoslawen ihr stereotypes Fett weg) und weitere kleine Privatproblemchen der Ermittler in einen Topf geschmissen, einmal halbherzig umgerührt und lauwarm aufgekocht. Die Verantwortlichen für das Drehbuch sollten vielleicht mal über "eine Umorientierung im beruflichen Bereich" nachdenken.
Da hilft auch keine halbwegs gute Besetzung. Erwähnenswert vielleicht Mark Waschke: Wenn auch seine Figur so unglaublich dämlich ist, so war sie mir von Beginn an glaubwürdig unsympathisch (und in "Fenster zum Sommer" war es komplett umgekehrt).
Was mir nach dem Lesen des Briefes etwas unklar erscheint, ist die Frage, was genau ist jetzt eigentlich das Problem in Augen der Schreiber?
Die Vergabe der Preise an Konsenskino? Gut, das kann man schlecht finden (tue ich eingeschränkt auch), aber ist Realtität bei so gut wie jedem Filmpreis. Es sollen aber außerdem schließlich potentielle Kinogänger hervorgebracht werden, die sich möglicherweise die Filme nun anschauen wollen: Verdientermaßen wie ich finde.
Und Filme wie "Vier Minuten", "Auf der anderen Seite", "John Rabe", "Das weiße Band" oder "Halt auf freier Strecke (5 der letzten 6 Sieger) finde ich nun allerdings absolut auszeichnungswürdig. Klar, finden sich möglicherweise in ein oder zwei Fällen manch "bessere" Filme, aber das ist ja auch persönlicher Geschmack
Was für Filme hätten denn bitte schön gewinnen sollen? Filme wie "Anonymus", "Der Baader Meinhof Komplex" oder "Wüstenblume"?
Oder wird die kulturelle Subvention an sich in Frage gestellt? Klar ist (und diese Ansicht teile ich dann auch), dass weiterhin Geld hin zu wenig experimentellen oder grenzwertigen Projekten fließen wird. Das ist sicherlich ein Nachteil für den "kleinen" Film. Aber sind wir mal ehrlich, in Deutschland ist jeder ernstzunehmende Film "klein".
Nach dem großartigen "Reconstruction" verlegte sich Regisseur Christoffer Boe mehr auf herkömmliche Thriller, die sich zwar noch immer mit der Frage nach der Wirklichkeit beschäftigten (exemplarisch das eher durchschnittliche "Der Kandidat"), aber dann doch viel zu wenig einfallsreich oder originell waren. In "Everything Will Be Fine" geht Boe glücklicherweise wieder einen Schritt zurück.
Auch wenn "Everything Will Be Fine" niemals an "Reconstruction" heranreicht, so hat der Film durchaus seine Stärken. Leider aber auch leichte Schwächen! So überzeugen beispielsweise die sonst grandiosen Darsteller Jens Albinus und (leider noch eklatanter) Paprika Steen niemals wirklich. Das liegt meines Erachtens nach aber eher an der Inszinierung Boes: Was theorethisch genial erscheinen mag, funktioniert stellenweise nur mit Abstrichen. Viele Szenen (besonders die, die gewöhnliche Thriller- oder Dramenelemente enthalten) und Wendungen wollen zumindest zu Beginn nicht so richtig passen. Im Nachhinein macht natürlich alles Sinn, aber leider ist der Film deshalb nicht richtig rund.
Trotzallem ist "Everything Will Be Fine" sehenswert: Größtenteils spannend und berührend. Für Freunde des innovativen, dänischen Filmes ist dieses Werk Christoffer Boes also durchaus weiter zu empfehlen.
Interessante Liste... Auch wenn ich in manchen Punkten eine etwas andere Meinung habe... Insbesondere was das "Weiße Band" anbelangt, weil hier eine völlig andere Herangehensweise präsentiert wird. Trotzdem kann ich in diesem - wie auch in den anderen Fällen - deine Meinung sehr gut nachvollziehen.
George Cukors Filme konnten mich bis dato nicht wirklich begeistern. Einzige Ausnahme war bisher "Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft" von 1956, aber dieser Film ist ja auch eigentlich ein Vincente-Minnelli-Werk. Nun hab ich "Sylvia Scarlett" mit Katharine Hepburn und Cary Grant gesehen und habe Hoffnung, dass auch andere Cukor-Filme sehenswürdig sind.
Zumindest für diesen Film zeigte Cukor Originalität. Was ihm seinerzeit allerdings wenig Erfolg bescherte: "Sylvia Scarlett" scheiterte 1935 kommerziell erheblich; wahrscheinlich war der Film einfach vor seiner Zeit. Tatsächlich gibt es Szenen, die erstaunlich in Bezug auf die Entstehungszeit sind; lange bevor Homo- oder Transsexualität im Kino überhaupt thematisiert werden konnten. Allerdings handelt es sich in diesem Fall eher um humoristische Motive, nichts desto trotz erscheinen sie mir sehr ihrer Zeit voraus.
"Sylvia Scarlett" war die erste gemeinsame Arbeit von Katharine Hepburn und Cary Grant, allerdings sollte man erwähnen, dass der Film definitiv von Hepburn bestimmt wird. Grants Leistung ist zwar bemerkenswert (wohl die erste bedeutende Rolle in seiner Karriere), Hepburn spielt jedoch grandios und ist jederzeit absolut überzeugend: Ob in der Rolle des Androgynen oder als süßes Mädchen, Katharine Hepburn begeisterte mich durchgängig. Wie sie stellenweise mit ihrer Körperlichkeit spielte, ist wirklich erstaunlich.
Allerdings hat "Sylvia Scarlett" in meinen Augen auch einige Schwächen. Stellenweise ist mir der Film einen Tick zu lustig. Außerdem empfinde ich das Ende als zu überhastet und ziemlich schwach. Und schließlich wirkt die tragisch-dramatische Nebenhandlung um die Verehrerin des Künstlers Michael Fane in meinen Augen etwas deplaziert. Sie bindet sich, wenn sie auch wirklich interessant ist, nur schwer in den Film ein.
Die traurige Erkenntnis hat uns doch schon lange ereilt. Aus den USA (aber auch inzwischen teilweise aus einigen anderen Ländern) kommen doch kaum noch originelle, neuartige oder gar innovative Filme. Aber das kann doch auch nicht wirklich verwundern: Ein System, das auf Blockbuster und Geldverdienen setzt, wird zwangsläufig auf Individualität und Originalität verzichten. Aber irgendwann wird das Ganze (analog zum New Hollywood in den 1970ern) auch wieder kippen, hoffe ich.
Und ins Kino gehe ich eigentlich zu großen Anteilen (natürlich mit Ausnahmen) sowieso nur noch in internationale Produktionen. Wenn ich auf meine Lieblingsfilme der letzten Jahre schaue (Eigenwerbung: http://www.moviepilot.de/liste/meine-lieblingsfilme-der-2010er-jahre-stefan-ishii), so finden sich fast keine US-Filme.
Beim "Tatort: Hochzeitsnacht" bin ich sehr zwiespältiger Meinung.
Im Nachhinein empfinde ich die Story als durchaus interessant und insbesondere in der zweiten Hälfte des Filmes kam für mich auch wirklich Spannung auf. Leider haben die Produzenten und der Regisseur schrecklich vieles kaputt gemacht. Viel zu häufig musste ich kopfschüttelnd oder lachend reagieren; leider aus den falschen Gründen. So manche Szene oder Entwicklung war mir persönlich einfach zu albern, zu unmotiviert und gar zu lächerlich und unglaubwürdig.
Ein besonders gravierendes Beispiel (Achtung SPOILER): Genau in dem Moment, in dem die Polizei das Haus stürmt, ist der Geiselnehmer plötzlich schon weg, obwohl er vor einer Sekunde noch mitten im Raum war. Sowas darf einfach nicht passieren!
Wirklich genervt haben mich die "Nebenschauplätze" außerhalb des Hauses. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich so manche Randhandlung einfach unter den Tisch fallen lassen, denn sie lenken doch allzu arg von der eigentlichen Geschichte ab und schmälern so dessen Stärken.
Aber es gab auch Positives. Die Darsteller (insbesondere die Geiselnehmer) waren überzeugend. Die Landschaftsaufnahmen (ganz besonders die nebelverhangenen Wiesen) waren sehr atmosphärisch.
Mein Fazit: Streckenweise spannend, aber leider wurde nichts draus gemacht. Schade: Dieser "Tatort" hätte aus meiner Sicht besser sein können.
Die Niederlande entwickeln sich neuerdings als kleiner Geheimtip von mir. In den letzten Jahren habe ich den ein oder anderen starken Film aus Holland entdeckt. Beispiele dafür wären "Hemel" von Sacha Polak, "Brownian Movement" von Nanouk Leopold und ganz besonders "Kan door huid heen" von Esther Rots. Eines ist allen Filmen gemein: Alle stammen von weiblichen Regisseurinnen und haben gebrochene Frauen als zentrale Charaktere. So auch in "Code Blue" von Urszula Antoniak.
Offensichtlich entstand der Film aus einem sehr persönlichen, intimen Blickwinkel und einer gewissen Notwendigkeit heraus, die ich als Voraussetzung für einen guten Film bezeichnen würde. Wenn mich "Code Blue" auch nicht völlig begeistern konnte (wie die zuvor genannten Filme), so hat er mich trotzdem überzeugt. Diese Erzählweise, Emotionalität und Visualität des Filmes sind absolute Pluspunkte. Bitte mehr davon!
Der Film hat von Anfang an diese gewisse Präsenz, Intensität und Bedrohlichkeit, die den Zuschauer gebannt auf die Leinwand starren läßt. Nachdem sich diese Anspannung in einem emotionalen Klimax entläd, sinkt man "zerstört" in den Kinosessel und ist erstmal völlig fertig.
Schauspielerisch ist "Code Blue" durchaus gut besetzt. Hauptdarstellerin Bien de Moor ist absolut in der Lage, den Film zu tragen und der Figur Marian sowohl Körperlichkeit als auch emotionale Tiefe zu verleihen. Lars Eidinger (der mir in letzter Zeit recht häufig filmisch begegnet) ist in einer kleinen, aber eminent präsenten Nebenrolle zu sehen.
"Ashes of Time" (Redux) ist ein merkwürdiges Erlebnis. Oberflächlich mag es sich dabei um ein 'Wuxia' handeln, doch natürlich steckt da noch Wong Kar-wai drin. Und das ist auch gut so...
Wong Kar-wais Filme wußten mich immer zu begeistern. So hatte ich natürlich eine große Erwartungshaltung gegenüber dem letzten Film, den ich von Wong noch nicht gesehen habe. Doch er machte es mir zunächst nicht einfach. Der Handlung zu folgen - wenn man mal ganz ehrlich ist - ist nicht wirklich einfach. Aber Christopher Doyles Bilder, die Musik und ganz besonders die so typische melancholische Atmosphäre, die den Regisseur auszeichnen, liessen mich dabei bleiben. Wenn man schließlich genügend lange dem episodenhaft und nichtlinear erzählten Handlungen zuschaut, zieht einen "Ashes of Time" in seinen fesselnden Bann. Nachdem der Film zu ende ging, hatte ich tatsächlich Lust, ihn mir sofort ein zweites Mal anzuschauen.
Ganz besonders begeistert war ich von der (viel zu kurzen) Präsenz von Maggie Cheung. Sie ist so unglaublich toll. Dank ihr ist das Ende des Filme so emotional und ergreifend. Leider war ich von Tony Leung Chiu-wai weniger erfreut. Als großer Fan von Leung hätte ich ihn mir in einer größeren Rolle gewünscht, aber er kann ja auch nicht in jedem Film die Hauptfigur übernehmen. Und schließlich spielt mit Leslie Cheung (den ich in "Happy Together" jedoch stärker fand) auch ein durchaus guter Darsteller die zentrale Rolle.
Mal wieder ein unglaublich starker Jahrgang, wie ich (aus der Ferne betrachtet) finde. Zumindest namentlich stark besetzt: Kim Ki-duk, P.T. Anderson, Terrence Malick und Brian de Palma gehören zu meinen Lieblingsregisseuren und Seidls Filme mögen zwar "schwierig" sein, aber gut sind sie allemal.
Dass Kim Ki-duk (jetzt schon zum zweiten Mal) den besten Film in Venedig stellt, freut mich ganz besonders. Schließlich war er es mit "Samaria", der mir in vielerlei Hinsicht die Augen für das Kino geöffnet hatte.
Schade, dass die Meinungen über Malicks neuen Film so schwach ausfallen, aber das war nach "Tree of Life" ja teilweise auch schon so und gefallen hat er mir trotzdem.
Also für mich gilt: Vorfreude auf großartige Filme steigt und steigt bei mir...
"Incident at Loch Ness" ist ein merkwürdiges Stück Film, aber trotzallem höchst interessant. Das Werk ist extrem vielschichtig - besonders in der Frage, als was er vom Zuschauer eigentlich betrachtet wird.
Er kann zunächst als "Mockumentary" gesehen werden. Dann auch wieder einfach nur als unterhaltsamer Spass. Aber eigentlich ist er sicherlich ein Kommentar auf so vieles: Der Film spielt mit dem Image von sowie mit den Erwartungshaltungen des Zuschauers an Werner Herzog und Zak Penn (stellvertretend für ein gewisses Hollywood) als auch auf Strömungen in der Filmwelt wie "Found-Footage"-Streifen (z.B. "Blair Witch Project").
Streckenweise beschäftigt sich "Incident..." mit Dingen, die an Werner Herzogs tatsächlichen Dokumentarfilmen oft kritisiert werden. Man kann den Film also durchaus als augenzwickernde Reflektion Herzogs mit seinem Ruf interpretieren.
Größtenteils hat mich der Film sehr amüsiert und unterhalten. Zum Ende hin geriet "Incident..." dann allerdings doch etwas übertrieben, sodass eine bessere Bewertung in meinen Augen nicht gerechtfertigt erscheint. Trotzdem ist der Film allemal sehenswert.
Der dänische Regisseur Per Fly war bisher für Sozial- oder Gesellschaftsdramen ("Die Bank" oder der herausragende "Das Erbe") bekannt. Dabei beschäftigte er sich mit den verschiedenen Gesellschaftsschichten Dänemarks. Mit "Unter die Haut" widmet sich Fly einem Thema, das eher an das französische Kino erinnert: Erotische Obsession. Vielleicht spielt auch deshalb der Anfang des Filmes in Paris.
Überhaupt ist der Film ziemlich international: Die Darsteller kommen aus den verschiedensten Ländern (Sonja Richter aus Dänemark, Marcin Dorocinski aus Polen oder Michael Nyqvist aus Schweden) und im Film werden unterschiedliche Sprachen gesprochen (hauptsächlich englisch und dänisch, aber auch etwas französisch und polnisch).
Die Entwicklung einer erotischen Beziehung spiegelt sich in "Unter die Haut" subtil durch die Wahl einer entsprechenden Darstellungsweise wider. Sie beginnt zunächst prickelnd und ansprechend (der Film bediehnt durchaus einen gewissen Voyeurismus), geht dann aber schnell über zu purer Befriedigung sexuellen Verlangens. Dem Regisseur gelingt dies durch karge und gefühlskalte Bilder.
Der Grundton des Filmes ist insgesamt eher kühl und distanziert. Optisch bietet "Unter die Haut" elegante Schlichtheit. Der Film ist jedoch emotional höchst aufgeladen. Stellenweise wirkt er sogar merkwürdig bedrohlich, ja vielleicht auch ein wenig kafkaesk.
Bei Pedro Almodóvar weiß man nie so genau was man bekommt. Trotzdem und irgendwie auch wieder schon... Seinen Filmen ist das gewisse Etwas eigen, das manchmal bizarr, manchmal pervers oder manchmal auch nur leicht merkwürdig daher kommt. Egal was für ein Thema der Film hat oder was für einem Genre er angehört, irgendwie reiht sich jeder Film in das Gesamtwerk des Spaniers nahtlos ein. So auch bei "Die Haut, in der ich wohne" aus dem Jahre 2011.
Zunächst wollte mir "Die Haut, in der ich wohne" nicht so recht gefallen. Die ersten 30 Minuten trafen einfach nicht meinen Geschmack. Aber ab einem gewissen Punkt faszinierte mich die Handlung, die sich langsam aber fesselnd entfaltete. Dies geschieht auf eine erstaunlich altmodisch wirkende aber doch extrem frische Art und Weise - nicht zuletzt weil sich Almodóvars Film zwischen verschiedenen Genres ansiedeln läßt ohne den filmischen Mikrokosmos des Regisseures zu verlassen. Genial!
Wenn nur leider der Anfang nicht wäre...