Stefan Ishii - Kommentare

Alle Kommentare von Stefan Ishii

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    Stefan Ishii 13.11.2019, 06:23 Geändert 13.11.2019, 06:34

    "Ban-do-ui bom - Spring on the Korean Peninsula" von Lee Byong-il erscheint mir vor allem vor seinem eigenen Entstehungshintergrund interessant. Zu Kriegszeiten 1941 unter japanischer Besatzung gedreht, zeigt der Film die schwierigen Umstände, unter denen koreanische Filmemacher damals arbeiten mussten - finanziell als auch künstlerisch.

    Die Handlung von "Spring on the Korean Peninsula" dreht sich um ein Filmteam, dass eine berühmte koreanische Geschichte auf die Kinoleinwand bringen möchte. Diese Chunhyang-Geschichte wurde später mehrmals verfilmt; die vielleicht international bekannteste dürfte die Version von Im Kwon-taek aus dem Jahr 2000 sein. Darin geht es um eine Liebesbeziehung zwischen Menschen verschiedener Klassen: Die Tochter einer Kurtisane und dem Sohn eines Staatsangestellten.

    Es ist jedoch gar nicht so sehr die Chunhyang-Geschichte selbst, die in "Spring on the Korean Peninsula" so eine wichtige Rolle spielt, sondern dass überhaupt eine derart berühmte koreanische Erzählung ausgewählt wurde. In einer Zeit, in der die Japaner das 'naisen ittai', die Leitidee von Japan und Korea als 'Einheit', propagierten; abgezielt auf die Unterdrückung der koreanischen Kultur. Im Film läßt sich eine Rede in einer Art Vorstandssitzung entdecken, die dem japanischen Kolonialismusdiktat folgt, aber damit auch subtil als Kritik daran verstanden werden kann. Dass nun ausgerechnet eine ur-koreanische Erzählung aufgegriffen wurde, verstärkt diese Interpretationsmöglichkeit des Widerstandsdenkens. So stellen im Film nicht nur die finanziellen Schwierigkeiten ein Problem für die Filmemacher dar, sondern vor allem auch die kulturell fremdbestimmten Zwänge. In vielen Szenen sind übrigens an den Wänden einige Filmplakate zu sehen, darunter auch deutsche Produktionen, aber ich konnte interessanterweise keine japanischen Plakate entdecken.

    "Spring on the Korean Peninsula" erzählt darüberhinaus eine Geschichte von Abhängigkeiten und Liebesleid. Eine Stärke des Filmes ist dies jedoch nicht. Vielmehr kann man die Kameraarbeit, die allgemeine Atmosphäre sowie natürlich die zuvor beschriebene Interpretationsmöglichkeit hervorheben. Und nicht zuletzt transportiert schließlich der Filmtitel vor diesem Hintergrund eine gewisse hoffnungsvolle Haltung.

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    https://www.moviepilot.de/liste/korean-film-archive-top-100-filme-stefan-ishii

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    • Stefan Ishii 12.11.2019, 15:33 Geändert 20.11.2019, 18:45

      Ich bin mit meiner Beziehung eigentlich sehr zufrieden. Aber aufgrund eines Veränderungswunsches bringe ich diese in Gefahr.

      Wie heiße ich?

      Hinweis 1: Der Wunsch betrifft einen lebensverändernden Einschnitt.
      Hinweis 2: Fred gefällt mein Wunsch überhaupt nicht...
      Hinweis 3: Tipp 1 ist ziemlich wörtlich zu nehmen. Ich wünsche mir etwas "weggeschnitten"...
      Okay, direkter: Ich möchte als Transgender-Frau leben und für meine Freundin bricht die Welt zusammen.

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      • Stefan Ishii 10.11.2019, 22:08 Geändert 10.11.2019, 22:47

        2014 hat das Korean Film Archive (KOFA) die aus ihrer Sicht besten koreanischen Filme zusammengestellt. 1996 gab es bereits eine frühere Version dieser Top 100, aus welcher natürlich dann einige Filme aussortiert werden mussten, um neuere Werke aufzunehmen.

        Die besten 12 Filme wurden für die Auflistung in eine Rangfolge gebracht; der Rest ist chronologisch aufgeführt. Wie das immer mit solchen Listen ist: Über einige Auswahlfilme kann man diskutieren; andere Werke vermisst man vielleicht. Und inzwischen gibt es sicherlich noch neuere Filme aus Korea, die hier perspektivisch aufgenommen werden könnten.

        Besonders toll: Auf der Internet-Seite des Korean Film Archives sind YouTube-Links zu ziemlich vielen dieser Filme zu finden; überhaupt ist der Kanal vom KOFA sehr zu empfehlen. Ich hab da natürlich noch einiges aufzuholen. Bisher hab ich 26 von 100 der aufgelisteten Filme gesehen.

        https://eng.koreafilm.or.kr/kmdb/trivia/2014

        1996 noch aufgeführte Filme, die nun Platz machen mussten:
        - "Fisherman’s Fire" (1939) von Ahn Chul-yeong
        - "Viva Freedom!" (1946) von Choi In-Kyu
        - "A Public Prosecutor and a Teacher" (1948) von Yoon Dae-Ryong
        - "The Hand of Destiny" (1954) von Han Hyeong-Mo
        - "The Widow" (1955) von Park Nam-Ok
        - "Yangsan Province" (1955) von Kim Ki-Young
        - "Hyperbolae of Youth" (1956) von Han Hyeong-Mo
        - "The Bell Tower" (1958) von Yang Ju-Nam
        - "Nameless Stars" (1959) von Kim Kang-Yun
        - "Mother and a Guest" (1961) von Shin Sang-Ok
        - "The Sea Knows" (1961) von Kim Ki-Young
        - "A Happy Businesswoman" (1963) von Park Sang-Ho
        - "Bloodline" (1963) von Kim Su-Yong
        - "The Body Confession" (1964) von Cho Keung-Ha
        - "The Devil's Stairway" (1964) von Lee Man-Hee
        - "The Empty Dream" (1965) von Yoo Hyeon-Mok
        - "A Water Mill" (1966) von Lee Man-Hee
        - "Burning Mountain" (1967) von Kim Su-Yong
        - "Love Me Once Again" (1968) von Jeong So-Young
        - "The Old Jar Craftsman" (1969) von Choi Ha-Won
        - "Thousand Years Old Fox" (1969) von Shin Sang-Ok
        - "Yalkae, a Joker in High School" (1976) von Seok Rae-Myeong
        - "The Shower" (1978) von Seo Byeong-Jik
        - "A fine, Windy day" (1980) von Lee Jang-Ho
        - "Village of Haze" (1982) von Im Kwon-Taek
        - "Declaration of Idiot" (1983) von Lee Jang-Ho
        - "The Oldest Son" (1984) von Lee Du-Yong
        - "Scorching Sun" (1984) von Hah Myung-Joong
        - "The Age of Success" (1988) von Jang Seon-Woo
        - "Aje Aje Bara Aje - Der Pfad der Erleuchtung" (1989) von Im Kwon-Taek
        - "First Love" (1993) von Lee Myeong-Se
        - "To the Starry Island" (1993) von Park Kwang-Su
        - "A Hot Roof" (1995) von Lee Min-Yong
        - "Festival" (1996) von Im Kwon-Taek

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        • Wer bin ich?

          Zwischen mir und meinem "Besitzer" entwickelt sich eine romantische Beziehung. Leider trägt meine bloße Existenz zu seinen tatsächlichen Problemen bei.

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            Stefan Ishii 08.11.2019, 23:24 Geändert 09.11.2019, 02:15

            Wenn man sich den Inhalt von "Sando-me no satsujin - The Third Murder" anschaut, mag man sich wundern. Erscheint ein Film über einen Mord und die anschließende Gerichtsverhandlung doch als eher außergewöhnlich für Regisseur Hirokazu Kore-eda. Oder sogar für das japanische Kino im allgemeinen: Gerichtsfilme wie man sie aus dem amerikanischen Kino kennt, egal ob in Form eines Dramas oder eines Thrillers, sind im Land der aufgehenden Sonne tatsächlich doch sehr rar gesät.

            "The Third Murder" verbindet nun sogar beide Aspekte mit einandern: Der Film ist ein Gerichtsthriller, dessen Fokus allerdings auf Themen liegt wie sie für Kore-eda schließlich dann doch recht typisch sind: Familien, Außenseiter und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten. Inhaltlich werde ich hier nicht ins Detail gehen, um nichts zu verrraten, aber gebrochene Familienverhältnisse spielen schließlich eine zentrale Rolle in der Suche nach Wahrheit. Diese Suche in einem scheinbar eindeutigen Mordfall wird aus Sicht eines Verteidigers erzählt. Tatsächlich sieht man im Film relativ wenig von der Gerichtsverhandlung, was jedoch wohl auch am japanischen Verständnis dessen liegt. Die japanische Rechtsgeschichte ist eine sehr eigenwillige, in der sich seit dem 2.Weltkrieg zwar eine Vielzahl an Reformen vollzogen, es jedoch nur wenig Spielraum für die verschiedenen Parteien gibt. Und Kore-eda war es offenbar sehr wichtig, die festgefahrenen (und damit fragwürdigen) Vorgehensweisen im Gerichtssaal kritisch zu beleuchten. Der Verteidigungsanwalt steht irgendwann vor dem Problem, aus dem System ausbrechen zu wollen und tatsächlich nach der Wahrheit zu fragen. Einer Wahrheit, die sich im Laufe des Filmes ändert, und selbst bis zum Ende nie hundertprozentig sicher erscheint. Das Problem des Anwalts wird ihm jedoch schließlich von seinem Mandanten, der vom wunderbaren Kōji Yakusho gespielt wurde, in gewisser Weise abgenommen.

            Letztlich geht es in "The Third Murder" also gleichzeitig um Wahrheitsfindung aber auch um eine kritische Beleuchtung eines Systemes. Allerdings gibt es noch einen weiteren Punkt: Das Thema der Todesstrafe, die es bis heute in Japan gibt. Da in Kore-edas Film lediglich von zwei Morden die Rede ist, könnte ein dezenter Blick auf den Filmtitel Aufschluß darüber geben, welche Position der Film vertritt.

            "The Third Murder" ist ein außergewöhnlicher Film, in dem - wie man es ja eigentlich hätte erwarten müssen - dann doch sehr viel von Hirokazu Kore-eda steckt. Zudem ist das Werk neben dem hochinteressanten Drehbuch und der hervorragenden Regie auch in vielen weiteren Gesichtspunkten (wie Schauspiel und Kamera) richtig stark.

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              über Kolyma

              Kolyma. Eine über 2000 km lange Straße in Jakutien und der Oblast Magadan im russischen Nordosten. Um diese Straße, die von Regionen mit hohem Bodenschatzvorkommen bis an die Pazifikküste führt, zu bauen, wurden Jahrzehnte lang Millionen an Gulag-Häftlinge eingesetzt. Da eine große Zahl an Menschen dabei starben, nennt man die Kolyma auch Straße der Knochen. Stanislaw Muchas Dokumentarfilm befasst sich mit den Menschen, die heute in der Region leben. Da es nur noch wenige Zeitzeugen gibt, ist es höchste Zeit, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Unweigerlich musste ich bei diesem Film von Zeit zu Zeit an Werner Herzog denken. Nun hat Mucha sicherlich weder die Klasse noch die Eigenarten eines Herzog, aber die Persönlichkeiten, die der polnischstämmige Filmemacher hier interviewt sind ähnlich interessant oder skurril.

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                Stefan Ishii 17.10.2019, 15:35 Geändert 17.10.2019, 17:32

                "Operai, contadini - Arbeiter, Bauern" empfand ich dann letztlich doch noch als interessant und sehenswert.

                Anfänglich sah es noch gar nicht danach aus. Ich spielte sogar mit dem Gedanken abzubrechen. Zumindest unterbrechen musste ich den (zugegeben sehr anstregenden) Film von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub tatsächlich kurzzeitig, da man an dieses Werk doch ziemlich fit herangehen sollte. Ich hab es mir aber auch wieder unnötig schwer gemacht und mich vorher nicht eingehend darüber informiert, was mir hier eigentlich geboten wird. So hatte ich zunächst den Eindruck, ein ausschließlich politisch motiviertes Stück Filmkunst vorgesetzt zu bekommen. Ein kommunistisches Pamphlet, dem es an Emotion fehlt. Ersteres ist zum Teil natürlich auch der Fall, aber Straub-Huillet schufen dann noch deutlich mehr. Sie liessen Amateurtheaterschauspieler Textpassagen in einem extrem überdeutlich artikulierten Italienisch aus einem Buch von Elio Vittorini rezitieren, von dessen Schaffen sich die beiden Filmemacher bereits 1999 zu "Sicilia" inspirieren liessen. Erzählt wird aus einer Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als sich die Menschen in einer veränderten Gesellschaft neue Lebensweisen und ein anderes Miteinander erarbeiten mussten. Als ich dies alles dann schließlich verstanden habe, liess sich "Operai, contadini" doch überraschend gut schauen. Trotzdem (und das muss ich leider zugeben) ist das Ganze sicherlich nicht für jedermann geeignet. Es existiert zwar ein gewisses Narrativ, aber dies ist aufgrund von Fragmentiertheit und der eigenwilligen Darstellungsform nicht sofort zugänglich. Hat man sich jedoch etwas länger, und dies ist es was den Film zunächst so mühselig macht, mit dem Geschehen auseinandergesetzt, so kann man schließlich doch noch etwas Außergewöhnliches geniessen. Es ist dann fast so, als würde man sich von Oma aus einer anderen Zeit erzählen lassen.

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                • Stefan Ishii 08.10.2019, 10:44 Geändert 08.10.2019, 11:28

                  Ich trage den Namen eines griechischen Gottes und bin meinen Gegnern überlegen - bis ich auf einen 'italienischen' Niemand treffe.

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                    Stefan Ishii 07.09.2019, 12:46 Geändert 07.09.2019, 13:02

                    Mit "Le camion - Der Lastwagen" habe ich mal wieder eines dieser schönen Kinoerlebnisse gehabt, die einen zu überraschen wissen. Toll, dass das Berliner Kino Arsenal immer mal wieder solche Schätze ausgräbt und präsentiert.

                    Marguerite Duras' Roman "Der Liebhaber" gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Die entsprechende Verfilmung von Jean-Jacques Annaud aus dem Jahr 1992 ist sogar einer der prägendste Filme meiner Jugend gewesen. Auch ihre Arbeit an "Hiroshima, mon amour" von Alain Resnais steht bei mir unglaublich hoch im Kurs. Ich weiss um ihre politische Einstellung und das Einbinden autobiographischer Aspekte in ihre Bücher. Ich ging jedoch ohne weiteres Vorwissen auf das, was mich erwartet, ins Kino. Und tatsächlich konnte mich dieser unglaubliche und andersartige Lastwagen-Film doch sehr überraschen.

                    In jedem Moment des Filmes ist Duras' eigensinniges Verständnis von Kino zu spüren. Zudem erscheint mir "Le camion" äußerst persönlich zu sein. Da stecken so einige Anspielungen auf ihr privates und politisches Leben drin. Wenn sich dann Gérard Depardieu und Duras höchstpersönlich über den Inhalt eines nicht realisierten Filmes unterhalten, ist das viel mehr als nur ein Gespräch in einer entspannenden Atmosphäre. Es ist ein Diskurs über Film, über Figurenmotivation (und Darstellung dieser), über den Einfluss der Kunstschaffenden auf ihre Produkte - sei es das private Leben oder die politische Einstellung, über erzählendes und erlebendes Kino, aber auch über Sprache, Stille und technische Aspekte der Filmkunst (Einsatz der Kamera, von Musik und so weiter) oder nicht zuletzt auch über das Budget, das für Filme eingesetzt werden sollte.

                    Und schließlich ist "Le camion" dabei auch noch ziemlich witzig. Wenn die zwei Akteure in bestimmten Momenten ein Schmunzel aufblitzen lassen, Duras durch ihre rhythmische, selbstsichere, glassklare Sprache etwas erklärt ohne zu erklären beziehungsweise etwas gerade nicht erklärt, oder Beethoven in gewissen Situationen erklingt, dann kann das unglaublich unterhaltsam sein.

                    "Le camion" ist ein interessantes, minimalistisches, zugleich vielschichtiges und unterhaltsames Kinoerlebnis; und dies obwohl es "nur" ein Gespäch und dazwischengeschnittene Sequenzen eines Lastwagens auf Landstraßen zu sehen gibt. Duras wusste ganz genau, was sie wollte und was sie tun musste, um dahin zu kommen. Um den Film so werden zu lassen wie er geworden ist. Und er ist toll geworden!

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                      Stefan Ishii 26.08.2019, 17:56 Geändert 26.08.2019, 17:59

                      Durch den Dokumentarfilm "War Photographer" von Christian Frei können wir uns mit der Arbeit und dem moralischen Dilemma des Kriegsfotografen James Nachtwey auseinandersetzen. Freis Film zeigt uns einen großartigen Fotografen mit der scheinbar richtigen Einstellung. Mir persönlich waren seine Ansichten gegen Ende dabei unglaublich wichtig. Warum braucht es überhaupt Personen, die ihr Leben aufs Spiel setzen oder uns am Leid und Elend vom Krieg betroffener Menschen teilhaben lassen? Oder, um es mal aus der anderen Sicht zu betrachten: Wie fühlen sich verzweifelte, trauernde Menschen, wenn sie in fürchterlichen Momenten von wildfremden Menschen fotografiert werden? Nachtwey spricht darüber. Und ich nehme ihm seine Ehrlichkeit und sein humanitäres Verantwortungsbewußtsein durchaus ab. Aber letztlich erscheint mir dies im Kontext des Filmes doch noch immer etwas zu wenig. Freis Film hätte vielleicht noch deutlich stärker den sich aufwerfenden, moralischen Fragen nachgehen können, bleibt aber lieber bei seiner Hauptfigur. Die wohlwollenden, lobenden Interviews am Anfang aus Nachtways Umfeld hätte es in meinen Augen allerdings nicht gebraucht. Ich finde, seine ruhige, selbstsichere Art spricht für sich selbst.

                      Ein etwas fragwürdiges Licht wird in meinen Augen jedoch auf die Motivation der Zeitungen geworfen, die Kriegsfotos veröffentlichen. Worum geht es denen eigentlich? Gibt es tatsächlich die von Nachtwey erhoffte Möglichkeit, dass wir, die wir nicht in Krisengebiete reisen, uns durch seine Fotos, die explizit keineswegs als Kunstform begriffen werden sollten, ein Bild von dem Zustand der Welt machen können? Von der Unmenschlichkeit der Menschen? Ich bin da etwas skeptisch. "Naiv" ist das erste Wort, das mir hier in den Sinn kommt.

                      "War Photographer" zeigt einen bedeutenden Kriegsfotografen. Der Film beeindruckt und fasziniert. Er wirft relevante Fragen auf, hinterläßt aber auch einige offene... Ich bin etwas hin- und hergerissen!

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                        Once upon a time... I was a Tarantino fan.

                        Das liegt jetzt aber seit einigen Jahren hinter mir. Obwohl... Ich sah vor einigen Tagen noch einmal "Pulp Fiction" und fand diesen Film noch immer großartig. Ein wegweisender, prägender Film, der mehr ist als nur die Summe cooler Typen, cooler Gespräche und einer (eigentlich nicht wirklich) komplexer Erzählstruktur. Auch mein Lieblings-Tarantino "Jackie Brown", ein Film, der anders als bei den meisten seiner Filmen auf einem Roman basiert, sollte mich noch immer mehr als nur ein wenig begeistern können. Was ich sagen will: Ich bin immer noch Tarantino-Fan. Doch seine Filme seit "Inglourious Basterds" kommen bei mir nicht mehr an. Dazu sind sie mir deutlich zu überzeichnet, zu übertrieben. Vor allem die Kombination aus exzessiver Gewalt und "Humor", ist in meinen Augen leider unerträglich. Ich persönlich - und jeder kann dies für sich selbst vertreten - komme damit einfach nicht klar. Mein persönlicher Blickwinkel auf diesen Punkt mag nicht repräsentativ sein, ist jedoch für mich im Gesamtkontext eines Filmes schlicht nicht zu ignorieren. Der Tiefpunkt in dieser Hinsicht war "Django Unchained", doch auch "The Hateful 8" widerte mich stellenweise sehr an.

                        "Siehst du, mein Freund, und in genau diesem Punkt unterscheiden wir uns."

                        Umso freudiger war meine Erwartungshaltung als ich erstmals etwas über "Once Upon a Time ... in Hollywood" hörte oder sah. Vielleicht könnte das doch mal wieder etwas für mich sein? Zudem hat dieser Film einen erstaunlichen Tarantino-Hype ausgelöst, den ich im Umfeld der letzten Filmen weder bei mir noch im erweiterten Umfeld wahrnehmen konnte. Kinos zeigten seine älteren Filme noch einmal. Es gab interessante Artikel. Sogar ein Moviepilot-Voting-Turnier fand statt. So war auch ich nun grundsätzlich gespannt auf den neunten Film von Herrn Tarantino. "Es musste ja nicht gleich eine echte Gourmet-Krönung sein, ich wäre auch mit irgendeiner gefriergetrockneten Instantbrühe zufrieden gewesen..."

                        "Doch Gott ist aus dem Himmel herabgestiegen und hat meine verdammten Augen geöffnet..."

                        Dabei war "Once Upon a Time..." zunächst ein hübsch anzusehender, netter Film, der mir jedoch leider nur wenig gab. Okay, da ist ein melancholischer Blick auf eine vergangene Zeit. Oder ein endlich mal wieder stark aufspielender Brad Pitt. "Oh mein Gott, das ist ein verdammt guter Pitt. Ich weiss nicht ob er sein Geld wert ist, aber er ist verdammt gut!" Einige interessante Figuren (ich liebe Pussycat) und Themen (die nachvollziehbare Liebe zu einer im Untergang befindlichen Zeit) gibt es auch. Das kann und will ich dem Film sowieso nicht absprechen. Tarantino erzeugt tolle Momente und setzt eine ansprechende Kamera gekonnt ein. Aber nicht alles ist vollkommen großartig. Irgendwie fehlt da was. Zumindest in meinen Augen. Doch mit dem was dann schließlich kommt, konnte mich persönlich der Film zwangsläufig nur verärgern. Und wieder kam ich wütend aus einem Tarantino, wie es auch bei den letzten Filmen immer wieder der Fall war.

                        In meinen Augen ist der Film im Grunde eine einzige Pointe, die ich an dieser Stelle aber natürlich nicht verraten werden. Nur soviel: Mich konnte sie nicht begeistern. Ganz im Gegenteil. Ist das ein filmisches Ausleben von Rachefantasien? Mit ziemlicher Sicherheit.

                        Ich sollte noch erwähnen, dass ich mit dem Genre des Western noch nie viel anfangen konnte. Dreckige, knallharte Geschichten um Männerprobleme, Männerfreundschaften und Rache weckten nur in wenigen Ausnahmen mein Interesse. Und Herr Tarantino kann sich scheinbar von genau diesen Aspekten einfach nicht mehr lösen.

                        Es mag eine einfallsreiche Idee sein, was er uns hier (zumindest auf inhaltlicher Ebene) gegen Ende präsentiert. Der Wunschtraum, der hier dahintersteckt, ist nachvollziehbar. Doch letztlich dominiert - zumindest bei mir - der emotionale Aspekt. Und der spricht eine deutliche Sprache: Wut und Enttäuschung. Zum Teil wahrscheinlich auch, weil ich (wie zuvor bereits angedeutet) doch irgendwo sehnlichst hoffte, mal einen neuen Film von Quentin zu sehen, der mich endlich wieder etwas begeistern könnte. Aber das Ende hat den eh schon nicht so zündenden Film für mich schließlich völlig zerstört. All die postiven Aspekte verblassen bei mir. Dazu dominieren andere viel zu stark in meiner Wahrnehmung. Kanalratte schmeckt halt doch nicht wie Kürbiskuchen.

                        Ich werde in nächster Zeit erst einmal wieder einfach über die Erde spazieren. "Du weißt schon: Wie Kane in Kung Fu! Von Ort zu Ort gehen Menschen treffen Abenteuer erleben." Tarantinos neuen Filme können mir gestohlen bleiben. Naja, wahrscheinlich werde ich auch wieder zwangsläufig in den nächsten Film gehen. Doch ich habe für den Moment jeden Glauben in diesen Regisseur verloren und die Hoffnung auf eine guten Film muss ich wohl begraben. "Boxer werden mit dem Alter nicht besser." Trifft wohl auch auf Tarantino selbst zu! Die letzten 3, 4 Filme spielen für mich einfach nicht mehr in der selben Liga. "Sie spielen auch nicht im gleichen Stadion. Hör zu, es ist nicht das gleiche Spiel, es ist nicht die selbe Liga, es ist nicht mal derselbe verdammte Sport."

                        "Wenn ich mich jetzt entschuldigen darf... Ich fahr nach Hause und krieg 'nen Herzinfarkt."

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                        • Hm, ich bin ja schon etwas traurig, dass es nicht eine einzige Figur aus meinem Tarantino-Liebling "Jackie Brown" ins Viertelfinale geschafft hat. Und aus "Reservoir Dogs" sehe ich nur Mr. White, der allerdings auch in meinen Augen die beste Figur aus diesem Film ist. Immerhin sind noch einige Charaktere aus "Pulp Fiction" im Rennen.

                          Somit gehen meine Stimmen heute an:
                          1) Vincent Vega (Bill wäre bei mir auf der 2.)
                          2) Mia Wallace (Uma knapp vor Uma ;-) )
                          3) Mr. White (Jules nur an 2 bei mir.)
                          4) Wolf (Das ist im Viertelfinale die leichteste Wahl für mich, da ansonsten in dieser Gruppe niemand wählbar ist in meinen Augen. Wolf hätte aber auch sowieso gegen einige andere Figuren gute Chancen bei mir.)

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                          • Stefan Ishii 10.08.2019, 18:07 Geändert 10.08.2019, 18:21

                            Mr. White, Wolf, Louis Gara und Max Cherry

                            Schweren Herzens musste ich mich gegen meine jeweiligen Zweitplatzierten Ray Nicolette, Mr. Pink, O-Ren Ishii und Earl McGraw entscheiden.

                            Gara wird in seiner Gruppe wohl leider keine Chance haben. Da ich die zwei vermutlich stimmenreichsten Figuren dieser Gruppe einfach fürchterlich finde, tut mir das ehrlich gesagt jetzt schon etwas weh. De Niro war in dieser Rolle immer etwas besonderes für mich. Mal eine völlig andere Figur als gewohnt... Ich hatte damals sogar ein Gara-Riesenposter in meinem Zimmer.

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                            • Puh, wieder ganz schön schwierig, teilweise...

                              4: Nach zwei knappen 2.Plätzen bei mir gestern, bekommt Tim Roth heute einfach endlich mal eine Stimme von mir. Sein Marvin Nash ist allerdings trotzdem keine leichte Entscheidung gewesen, aber mein zweitplatzierter Mr. Blonde ist für mich dann doch etwas zu sadistisch. Die Braut und Jimmie teilen sich Platz 3.

                              5: Autsch. Mia... Jackie... Jackie... Mia... Letztliche wählte ich Jackie Brown. So gern ich Mia Wallace mag, Jackie ist schlussendlich die Titelfigur meines Lieblings-Tarantinos. (Trotzdem die schwerste Entscheidung in allen Vorrundengruppen für mich.)

                              6: Okay, auch meine Stimme geht ganz klar an Jules Winnfield. Liegt aber (um ehrlich zu sein) ein bisschen an der schwächeren Konkurrenz in dieser Gruppe. (So richtig kommt hier keiner weiter für mich in Frage. Platz 2 wäre eventuell Stuntman Mike.) Jules ist aber cool und verdient das Weiterkommen sowieso, das ist mehr als okay. Gegen andere Figuren wird er es aber bei mir etwas schwerer haben.

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                              • Das ist mal wieder ein spannendes Voting-Turnier, bei dem ich auch gerne mit dabei bin. (Die letzten Turniere dieser Art waren leider nicht so interessant für mich persönlich.) Ich bin gespannt wie weit meine eigenen Lieblinge so kommen werden. Meine Favoriten kommen aus den früheren Filmen ("Reservoir Dogs", "Pulp Fiction" oder "Jackie Brown").

                                Zu den heutigen Runden:

                                1: Meine erste Wahl fällt auf Vincent Vega. Nicht weil ich Travolta-Fan bin, aber der Film (die anderen zwei Figuren aus "Pulp Fiction" hätten es in anderen Konstellationen auch sein können) und ganz besonders gerade diese Figur einfach so unglaublich kultig sind, dass da für mich kein Weg dran vorbei führt. Platz 2 wäre hier für mich Mr.Orange ("Reservoir Dogs").

                                2: Schon deutlich schwieriger, diese Vorrundenentscheidung. Ich mag Pumpkin natürlich sehr gerne, aber auch hier landet nun eine Figur von Tim Roth auf Rang 2 bei mir, da diese einfach etwas zu klein ist, um für mich wirklich in Frage zu kommen. Ich wähle ganz knapp davor den "guten alten" Bill. David Carradine spielt ihn einfach unglaublich charismatisch. Sofie Fatale mag ich aber auch sehr gerne.

                                3: Diese Runde erscheint in meinen Augen insgesamt etwas schwächer besetzt. Deshalb fällt meine Wahl vielleicht etwas überraschend aus. Im Grunde musste ich mich hier eigentlich nur zwischen Fabienne, Melanie und Budd entscheiden. Michael Madsen bekommt unter Umständen noch an anderer Stelle meine Stimme, aber heute wähle ich Bridget Fonda in der Rolle der Melanie Ralston hauchdünn vor Maria de Medeiros' Fabienne. Melanie ist vor allem in den Szenen mit Robert de Niro unglaublich prägend für mich gewesen...

                                Kurz: Vincent Vega, Bill, Melanie Ralston

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                                  Stefan Ishii 24.07.2019, 17:59 Geändert 24.07.2019, 18:01

                                  "Sarah joue un loup garou - Sarah spielt einen Werwolf" von Katharina Wyss würde ich gerne mehr mögen. Er ist einer dieser Filme, die (zumindest bei mir) nicht das erreichen, dass sie gerne möchten. Dazu steht dem Ganzen seine eigene Künstlichkeit und, ja, leider auch Verkopfheit etwas im Wege.

                                  Meine Gedanken zum Gesehenen: Ich werde auf inhaltliche und interpretatorische Details eingehen. Wer sich den Film aber erst noch selbst erschließen möchte, sollte an dieser Stelle bitte nicht weiterlesen.

                                  An der Oberfläche scheint "Sarah spielt einen Werwolf" ein Coming-of-Age-Film über den Horror des Erwachsenwerdens zu sein. Die Unsicherheiten eines Aussenseiters, der versteckte Hilferufe aussendet, sind allzu bekannt. Sarahs Fantasien über das Eindringen eines Dolches in ihren Körper (in Analogie zu "Romeo und Julia") könnten sexueller Natur sein. Doch etwas tiefer liegt ein viel dramatischeres Thema. Der Film versucht, ein Gefühl des eigenen Kontrollverlusts zu vermitteln. Sarah spielt in ihrer Verzweiflung ihrem Umfeld immer wieder etwas vor. Sie lügt sogar. Begründet ist dies alles im nur angedeuteten Missbrauch. Nur selten zeigt sich bei Sarah so etwas wie Selbstkontrolle oder Widerstand. Sie möchte zumindest ihre kleine Schwester vor etwas bewahren. Doch scheint Sarah zumeist völlig hilflos, fast schon apathisch ihrem eigenen Leben gegenüberzustehen. Vor diesem Hintergrund bekommen die Hilferufe einen fürchterlichen Grund und der Dolch eine andere, erschreckende Bedeutung. Erlösung durch die ultimative Flucht? Wohl kaum...

                                  Noch kurz etwas zu den Schauspielern. Loane Balthasar liefert in der Rolle der Sarah eine eindringliche Leistung ab. Ohne sie könnte der Film kaum (oder zumindest nur schwer vorstellbar) eine Faszination aufbauen. Eine Faszination, die es jedoch umbedingt braucht, bis man den Punkt erreicht hat, die Absicht des Filmes etwas besser verstehen zu können. Balthasar rettet in gewisser Weise "Sarah spielt einen Werwolf" damit sogar. In einer Nebenrolle ist außerdem (für mich erfreulicherweise) noch Sabine Timoteo als Theaterlehrerin zu sehen.

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                                    Stefan Ishii 21.07.2019, 21:19 Geändert 21.07.2019, 23:11
                                    über Kursk

                                    "Kursk" von Thomas Vinterberg hat mich auf mehreren Ebenen positiv überraschen können. Dabei hat es mir dieser Film zunächst nicht leicht gemacht. Sind die computeranimierten Bilder aus Nordrussland oder unter Wasser manchmal doch etwas künstlich ausgefallen. Außerdem irritierte es mich, dass so viele der russischen Matrosen oder Politiker von nicht-russischen Schauspielern verkörpert werden - so gerne ich die Schoenaerts, Diehls, von Sydows, Simonischeks oder Brambachs auch sehe - und durchgängig Englisch statt Russisch sprechen. Aber letztlich überzeugte mich hier deren Klasse dann doch, sodass ich darüberhinweg sehen möchte. Und so richtig stark war neben (dem so sowieso fast immer großartigen) Matthias Schoenaerts vor allem Léa Seydoux. Wenn ich nicht wüsste, dass sie Französin ist, würde Seydoux glatt als Russin durchgehen.

                                    Zu Beginn hatte ich noch etwas Sorge, "Kursk" könnte ein die reale Tragödie, an die ich mich noch relativ gut erinnern kann, ausschlachtender U-Boot-Thriller werden. Zumal der Film von Luc Besson produziert wurde. Zwar sind so einige Aspekte der Dramaturgie wegen verändert worden, aber wohl nur, um die emotional-menschlichen Seiten des Geschehens stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Im Übrigen ist Vinterbergs Film in meinen Augen in erster Linie auch kein politischer. Natürlich wird eine reale Situation aufgegriffen, in der Politik eine übergeordnete Rolle spielte. Aber letztlich ist die Botschaft für mich eine rein menschliche. Im Kern setzt sich diese Botschaft für Zusammenhalt ein. Das trifft sowohl für die Soldaten zu wie für die Länder im Allgemeinen. Natürlich könnte man "Kursk" als (sicherlich vollkommen gerechtfertigte) Kritik am russischen Verhalten in der entsprechenden Krisensituation verstehen, aber damit würde man dem Film etwas Unrecht tun. So wirklich überzeichnet boshaft kommt Russland hier schließlich nicht weg. Sogar der von Max von Sydow so eindringlich gespielte Admiral Petrenko, der für die ablehnende Haltung gegenüber westlicher Hilfsunterstützung steht, agiert aufgrund festgefahrener und natürlich (insbesondere in dieser Situation) total sinnloser Antagonismusdenkweisen, die unter Umständen auch in westlichen Ländern in dieser Form hätten beobachtet werden können.

                                    Aber gerade solche Denkstrukturen sollten zum Wohle der betroffenen Menschen - auch wenn es noch so naiv klingt - doch unbedingt überwunden werden. Vinterberg rückt deshalb die Angehörigen der Betroffenen nicht nur aus emotionalen Gründen in den Blickpunkt. Sie stehen für den Zorn gegen Machthaber, denen letztlich auch nur die Hände gebunden sind. Dass Vinterberg einen solchen Film über Zusammenhalt und -arbeit gerade jetzt in die Kinos bringt, erscheint angesichts sich wieder verhärtender Fronten zwischen den (alten und neuen) Weltmächten sowie erneut vermehrt aufkommendem Nationaldenkens umso sinnvoller.

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                                      "Popioły - Legionäre" von Andrzej Wajda aus dem Jahr 1965 ist thematisch einer der interessantesten Filme über Napoleon Bonaparte und dessen Einfluss, den ich bisher gesehen habe. Der polnische Regisseur liefert hier einen Blick auf das polnische Volk um 1800 unter dem Druck der Napoleonischen Feldzüge. Der Film erzählt hier nicht zuletzt von falschen oder zerstörten Hoffnungen in den "kleinen" europäischen Ländern. Der Originaltitel bedeutet wörtlich Asche. Und genau das hinterlassen Kriege. Opfer sind immer die Menschen. Und trotzallem ist Wajdas Film auch erstaunlich selbstkritisch. Es werden ebenso Fehler und Verbrechen der polnischen Soldaten aufgegriffen. Der Krieg macht aus niemandem einen besseren Menschen.

                                      Sicherlich könnte es sehr helfen, den gleichnamigen Roman von Stefan Żeromski aus dem Jahr 1902 zu lesen. Denn trotz seiner 4 Stunden Laufzeit fühlen sich viele Sequenzen von "Popioły" noch etwas zu fragmentiert und losgelöst an.

                                      Gesondert erwähnen möchte ich noch die Schauspielleistung von Daniel Olbrychski, der in der ersten Hälfte des Filmes den Aufstieg des einfachen Bauern Rafał in aristoratische Kreise und zu einem Offiziert verkörpert. Olbrychski, einer der vielleicht bedeutensten polnischen Darsteller und häufiges Gesicht in Wajdas Filmen, mausert sich bei mir gerade still und leise zu etwas wie einem Geheimtipp. Den Film "Popioły" möche ich allen ebenfalls als einen solchen Geheimtipp ans Herz legen.

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                                      • Wie heiße ich?

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                                        • 1. Mathematik
                                          2. Physik
                                          3. Englisch
                                          4. Erdkunde
                                          5. Französisch

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                                            Stefan Ishii 02.07.2019, 18:34 Geändert 03.07.2019, 01:41

                                            Mit "Geschichtsunterricht" untersuchten 1972 das Regisseurenpaar Jean-Marie Straub und Danièle Huillet mittels Textfragmenten aus Bertolt Brechts nicht fertiggestellten (zwischen 1938 und 1939 im dänischen Exil verfassten) Romans "Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar" diverse politische Aspekte rund um Macht und Einfluss am Beispiel des berühmten römischen Staatsmannes Gaius Julius Caesar. Dazu schicken sie einen jungen Mann der Gegenwart auf eine Reise durch Rom und Italien, um mit Zeitzeugen und Beobachtern Caesars aus der Vergangenheit zu sprechen. Nacheinander läßt der junge Mann - ähnlich wie der Journalist Thompson in "Citizen Kane" - einen Bankier, einen Bauern, einen Anwalt sowie einen Dichter zu Wort kommen bevor der Bankier abschließende Einschätzungen geben darf. Damit folgt der Film durchaus Brechts unfertiger Vorlage, in der die Figuren auch nur teilweise real existierende, historische Persönlichkeiten waren, die für den erwünschten Zweck wohl etwas angepasst wurden.

                                            Ob der junge Mann im "Geschichtsunterricht" - und wir als Zuschauer damit ebenso - als Folge seiner Untersuchungen und Unterrichtungen tatsächlich ein eindeutiges und korrektes Bild des römischen Herrschers bekommen kann, muss jedoch zwangsläufig offen bleiben. Und gerade darin besteht die große Stärke von und sogar der Spaß an "Geschichtsunterricht". Denn jeder der beteiligten Berichterstatter hat seinen eigenen persönlichen Blick auf die Persönlichkeit, die Politik und die Wirkung Caesars. Diese Sicht äußert sich durch ihre eigenen Wünsche, Bedürfnisse oder Absichten. Straubs und Huillets Film beschäftigt sich also weniger mit tatsächlicher Geschichte, sondern vielmehr mit der Wahrnehmung eben dieser - gesehen von den verschiedenen, beeinflussten Blickwinkeln aus, die sich teilweise sogar widersprechen. Das kann trotz der scheinbar "trockenen, unspektakulären" Inszenierung durchaus spannend und faszinierend sein. Und dann gibt es nicht zuletzt natürlich noch die Verknüpfungen zur Gegenwart, die durch den Film aufgeworfen und diskutiert werden können. "Geschichtsunterricht" ist also ein vielschichtiges, anspruchsvolles Werk, das sich jedoch sehr lohnen kann. Man sollte jedoch keinen buchstäblichen Geschichtsunterricht erwarten, da gerade dies hinterfragt wird.

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                                            • Ein Arzt soll meine Schuldfähigkeit an dem Tode mehrerer Jungen feststellen. Aber ich wollt's doch nich...

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                                              • Ich äußere offen meine Ansichten, dass unsere Stadt ein härteres Strafgesetz und die Ausweitung der Hinrichtungen auch für kleinere Straftaten benötigt.

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                                                • Stefan Ishii 15.06.2019, 12:49 Geändert 17.06.2019, 06:00

                                                  Ich habe mein Kind an Drogen verloren. Ich kann da nichts mehr retten. Deshalb biete ich meine Dienste einer kleinen Gemeinde an, die mit einer schrecklichen Tragödie zu kämpfen hat.

                                                  Hinweis: Ich verspreche, Schmerzensgeld für die trauernden Eltern herauszuholen.

                                                  Hinweis 2: Schulbusunglück.

                                                  Hinweis 3: Der Rattenfänger von Hameln.

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                                                  • Aus einer jugendlichen Freundschaft wird sportlicher Wettkampf, der für mich wohl (ähnlich wie für meinen Vater vor 20 Jahren) tödlich endet.

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