Stefan Ishii - Kommentare

Alle Kommentare von Stefan Ishii

  • Wow, du machst aber schon früh deine Pläne ;-)

    "REBELS OF THE NEON GOD"? Unfassbar! Da bin ich (hoffentlich) dabei. Hatte den seinerzeit bei der Retrospektive im Arsenal verpasst...

    Meine ersten Vormerkungen:
    "Grâce à Dieu" (Frankreich) von François Ozon
    "Ich war zuhause, aber" (Deutschland) von Angela Schanelec
    "Répertoire des villes disparues" (Kanada) von Denis Côté
    "37 Seconds" (Japan) von HIKARI
    "The Souvenir" (Großbritannien) von Joanna Hogg
    "Ordet" (Dänemark) von Carl Theodor Dreyer
    und einige Sachen aus der Charlotte-Rampling-Hommagereihe

    Naja, da kommt bestimmt noch einiges hinzu...

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    • 7
      Stefan Ishii 04.01.2019, 19:39 Geändert 04.01.2019, 20:14

      Seit Ende der 1940er Jahre waren in Japan auch Gangsterfilme sehr populär. "Ikari no machi - The Angry Street" von Mikio Naruse schlägt in gewisser Weise ebenfalls in diese Kerbe. Allerdings verwendet der Japaner diese Thematik teilweise als Anknüpfungspunkt, um davon ausgehend ein Nachkriegsgesellschaftsmelodram zu schaffen. Es dreht sich hier alles um Studenten, die sich die Universitätsgebühren nicht leisten können. Während in einer desolaten Wirtschaftslage der Nachkriegszeit Frauen und junge Männer aus finanziell schwachen Schichten zum Beispiel zu Straßenverkäufern werden, greifen Sudo und Mori in "The Angry Street" zu moralisch fragwürdigen und letztlich kriminellen Mitteln. Sie gehen in moderne Tanzlokale, um junge, reiche Mädchen kennenzulernen und schließlich auszutricksen. Obwohl also in diesem Film die zwei jungen Männer im Mittelpunkt des Geschehens stehen, blickt Mikio Naruse eigentlich - wie es typischer für diesen Filmemacher nicht sein könnte - vielmehr auf die ausgenutzten Frauen oder die vor Probleme gestellten Familien. Naruse ist also nur bedingt an einem Genrefilm interessiert und konzentriert sich auf negative Auswirkungen und Begleiterscheinungen der finanziellen Situation, in der sich sehr viele Japaner in den Nachkriegsjahren befanden. Und nicht zuletzt ist Naruse an Frauenbildern interessiert. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eine leicht ältere Frau namens Tagami, die Sudo im Tanzlokal trifft. Sie ist nicht nur selbstbewusster und moderner als die anderen Frauen, sondern verdient ihr Geld durch illegale Geschäfte mit Dieben.

      "The Angry Street" beschäftigt sich mit Fragen der Moral in Zeiten der Krise, was leider jedoch etwas in den Hintergrund rückt, da der Film ständig zwischen Gangsterfilm und Melodrama hin und her pendelt. Trotzdem ist dies ein sehenswerter Film; nicht zuletzt auch wegen der guten Darsteller. In Nebenrollen sind zum Beispiel Chieko Higashiyama ("Die Reise nach Tokio") als Sudos Großmutter oder Takashi Shimura (bekannt aus unzähligen Filmen von Akira Kurosawa) als Vater eines der jungen Frauen zu sehen.

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      • Schön, dass dir "Branded to Kill" so gut gefallen hat. Ich fand den Film zwar auch visuell richtig stark, aber insgesamt dann doch etwas dünn. Vielleicht müsste ich den auch nochmal gucken. Wie überhaupt mehr von Suzuki. Andererseits hab ich die Tage erst seinen letzten Film geschaut "Princess Raccoon": Daran scheiden sich ja auch die Geister.

        Aber richtig gefreut hab ich mich, als ich gesehen habe, dass du "Hongkong Love Affair" ebenfalls eine 8,0 gegeben hast. Maggie Cheung, *hach*...

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          Skandalregisseur Nagisa Ôshima schuf mit "Nihon shunka-kô - Sing a Song of Sex" 1967 einen unangenehmen Improvisationsfilm über Politik, Gewalt und Sex - oder vielmehr Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien. Der Film spiegelt dabei die Ängste und die Orientierungslosigkeit japanischer Jugendlicher der Nachkriegszeit wider. Insgesamt ist das eine bizarre Mischung: Interessant, aber eben auch unangenehm. Einerseits kann man die politischen Haltungen und Beweggründe nachvollziehen, andererseits machen es einem die dargestellten Fantasien der jungen Männer nicht leicht. Sicherlich hat man von Ôshima auch drastischere Filme gesehen, aber in diesem Fall kommt ein deutlich beklommeneres, beschämenderes Gefühl auf. Was sicherlich auch mit der zurückhaltenden Verwendung expliziter Szenen zusammenhängen dürfte. Auch schwingt stets etwas Verwirrendes mit: Man ist sich nicht zu jedem Zeitpunkt sicher, was man nun eigentlich vom Gesehenen halten soll. "Sing a Song of Sex" ist ein fraglos schwieriger Film, der mir persönlich paradoxerweise jedoch stilistisch sehr gut gefallen hat. Irritierend!

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          • Stefan Ishii 01.01.2019, 16:47 Geändert 01.01.2019, 16:47

            Dieses Jahr kommt mein Jahresrückblick lediglich in Form dieses Kommentars in etwas verkürzter Form.

            Gesehene Filme: 845 (834 erstmals), darunter 122 Kurzfilme
            Gesehene Serien: 12 (15 Staffeln, 145 Episoden)

            92 Kinobesuche (zum Beispiel erstmals einige meiner Lieblingsfilme im Kino: "Die Reise nach Tokio", "Letztes Jahr in Marienbad" oder "In the Mood for Love")

            Top 12 des Jahres erstmals gesehener Filme:
            1."Voyage of Time" (Terence Malick, 10.0)
            2."Der Tod von Ludwig XIV." (Albert Serra, 9.0)
            3."Die Geschichte von Prinz Genji" (Gisaburo Sugii, 8.5)
            4."Transit" (Christian Petzold, 8.5)
            5."Shoplifters" (Hirokazu Koreeda, 8.5)
            6."Burning" (Chang-dong Lee, 8.5)
            7."Twarz - Die Maske" (Malgorzata Szumowska, 8.5)
            8."Roma" (Alfonso Cuaron, 8.5)
            9."Distant Voices, Still Lives" (Terence Davies, 8.5)
            10."In Zeiten des Teufels" (Lav Diaz, 8.5)
            11."Leave No Trace" (Debra Granik, 8.5)
            12."Episode of the Sea" (Lonnie van Brummelen und Siebren de Haan, 8.5)
            außerdem die vierteilige Miniserie "Vier Schwestern" (Claude Lanzmann, 9.0)

            häufigste Produktionsländer:
            1.Deutschland (200), 2.Frankreich und USA (jeweils 144), 4.Japan (54), 5.Großbritannien (49), 6.Italien (25), 7.Hongkong (18), 8.Spanien, Portugal, Schweden und Russland (jeweils 16), 12.Belgien, China, Polen, Kanada und Österreich (jeweils 11), 17.Dänemark und Südkorea (jeweils 10)

            insgesamt Filme aus 52 Ländern (zum Beispiel aus Mozambik, Capverden, Senegal, Kosovo, Elfenbeinküste, Nepal, Kazachstan, Luxemburg, Indonesien, Kuba, Singapur, Tunesien, Peru, Bulgarien)

            häufigste Regisseure:
            1.Georges Méliès (29), 2.Heinz Emigholz (18), 3.Jacques Demy (15), 4.Joshua Oppenheimer (12), 5.Werner Herzog (11), 6.Ingmar Bergman (10)

            häufigste Darsteller:
            1.Georges Méliès (24), 2.Klaus Kinski (10), 3.Eddi Arent (9), 4.Jürgen Vogel, Jean-Louis Trintignant und Yves Montand (jeweils 7), 7.Michel Piccoli (6)

            häufigste Produktionsjahre:
            2018 (71), 2017 (59), 2015 (49), 2016 (47), 2009 (27) - erwähnenswert: 1976 (10), 1962 (10), 1971 (9), 1964 (8), 1985 (8)

            Statistiken 2017 zum Vergleich: https://www.moviepilot.de/news/personliche-superlative-in-einem-filmjahr-des-mittelmasses-1101299

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              Stefan Ishii 27.12.2018, 22:12 Geändert 28.12.2018, 11:20

              Im Laufe der Kinogeschichte gab es immer wieder außergewöhnliche Filmemacher. Der armenischstämmige Regisseur Sergei Parajanov gehörte ganz sicher zu diesen. Er schuf einige beeindruckende, einzigartige Filme und vielleicht ist "Sayat Nova - Die Farbe des Granatapfels" sein zugleich eigenartigster wie auch bedingungslosester.

              "Die Farbe des Granatapfels" könnte man als eine visuell-poetische Filmbiografie über einen armischen Poeten und Musiker des 18. Jahrhunderts bezeichnen. Doch die Lebensgeschichte Sayat Novas wurde von Parajanov extrem stilisiert und symbolisiert auf rudimentäre Eckpunkte wie Kindheit, Liebe und Tod reduziert. Der Film ist eine einzige Aneinanderreihung von an Tableaux vivantes erinnernde Bildern voller armenischer Folklore, Religion und Rituale. Womöglich, so scheint es zumindest, sind all diese Szenen von Kunstwerken inspiriert worden. Die blutrote Farbe des Granatapfels durchzieht dabei den ganzen Film. Die Symbolismen sind dabei jedoch für unsereins kaum entschlüsselbar. Nichtsdestotrotz ist das Gesamtergebnis ungemein faszinierend und wunderschön.

              Gerade die Undechiffrierbarkeit und die Unmöglichkeit eines vollständigen Verständnisses dürfte zumindest der Schlüssel zum Sinn des Filmes sein. Parajanov ging es, wenn man Filmkritikern glauben darf, um das Überleben der armenischen Kultur angesichts der sowjetischen Unterdrückung. Gleich zu Beginn sieht man beispielsweise ein mit blutrotem Saft getränktes Tuch und die Umrisse des entstehenden Fleckes erinnern möglicherweise an das armenische Reich.

              "Die Farbe des Granatapfels" ist ein 1968 in der Sowjetunion entstandener Film, in dem kein einziges russisches Wort zu hören ist. Die dargestellte Kultur stammt zweifelsfrei aus dem Kaukasus. Die Musik ist klagend. Die Gesichter der Menschen sind starr und rätselhaft. Parajanovs Film ist vielleicht nicht sein bester, aber ganz sicher einer seiner ambitioniertesten.

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                "L'Animale" von Katharina Mückstein ist im Großen und Ganzen ein schöner Coming-Out- (oder eben auch gerade nicht) beziehungsweise Coming-of-Age-Film aus Österreich. Zugegeben, der Film wirkt vielleicht etwas zusammengewürfelt oder überladen, da vielen Geschehnissen nicht immer genügend viel Platz eingeräumt wird. So gehen vielleicht einige der nur angedeuteten Aspekte der zwischenmenschlichen Verwirrung etwas unter oder müssen vom Zuschauer ausformuliert und weitergedacht werden. Eine Zumutung solte dies jedoch nun wirklich nicht darstellen. Auch vermag es Mückstein nicht immer gelingen, die typischen Klischeeklippen zu umschiffen, aber auch unsere konfuse Existenz ist niemals ohne Klischees, oder?

                Ich persönlich entdecke in "L'Animale" sympathische Figuren, gute Darsteller, wunderbare Bilder, eine ausgesprochen angenehme Atmosphäre und spannende, einfühlsame Momente. Etwas aufgesetzt und gar deplaziert wirkt hingegen der "Magnolia"-Gedächtnismoment mit dem titelgebenden Song von Franco Battiato.

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                • 7 .5
                  Stefan Ishii 17.12.2018, 09:40 Geändert 17.12.2018, 10:34

                  "Tatorte" ist bereits der dritte "Polizeiruf 110" unter der Regie von Christian Petzold. Wie bereits bei den beiden Vorgängern ist hier der ermittelnde Kommissar Hanns von Meuffels. Allerdings ist dies wohl dessen letzter Fall, denn Matthias Brandt verabschiedet sich mit dieser Folge nach 15 Auftritten von der Rolle des Münchener Kriminalhauptkommissars. Was 2011 unter der Regie von Dominik Graf mit "Cassandras Warnung" begann und unter anderem von Hans Steinbichler, Hendrik Handloegten, Leander Haußmann oder Hermine Huntgeburth fortgeführt wurde, endet nun mit Christian Petzold, der mit "Kreise" im Jahre 2015 einen der meiner Meinung nach besten TV-Krimis überhaupt ablieferte und im darauffolgenden Jahr mit "Wölfe" das fantastische Element in die Krimiserie einbrachte. Nun also "Tatorte".

                  Und wieder, ähnlich wie in "Kreise", stellt Petzold Klischees des Fernsehkrimis auf den Prüfstand. Er dreht und wendet sie, untersucht sie mit der gebotenen Ruhe, Geduld und Dauer. Fast schon genüsslich auskostend. Einiges wird bewusst entgegen der Erwartungshaltung über den Haufen geworfen, anderes in den Mittelpunkt gestellt. Die ganz große Stärke von "Tatorte" ist, wie Petzold das Augenmerk auf die alltäglichen Details legt. Er beobachtet seine Figuren mit großem Interesse am scheinbar Nebensächlichen. Die langen Autofahrten, das Begehen der Tatorte oder das Warten im Fahrstuhl: Was in vielen Fernsehfilmen oft nur lästige Notwendigkeiten sind, die manchmal nur mit Belanglosigkeiten gefüllt werden, stehen hier bei Petzold im Mittelpunkt des Interesses. Er konzentriert sich auf die Befindlichkeiten, Gespräche und Zwischenmenschlichkeiten seiner Figuren. Und die Kleinigkeiten sind es, die diesen Film so toll machen. Egal ob es das "Wendy"-Hörspiel im Auto ist oder der Stan-und-Olli-Film am Ende: All diese Dinge tragen zum Gesamtpaket bei. Der eigentliche Fall wird irgendwann einfach links liegen gelassen, wenn auch auf dramatischste Weise. Die oft heilige Krimiauflösung wird zwar geliefert, aber da spielt das eigentlich keine zentrale Rolle mehr. "Tatorte" macht aus Hanns von Meuffels einen Menschen, der mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat. Die könnten alltäglicher nicht sein und doch haben sie einen unbestreitbaren Einfluss auf ihn, seine Stimmung und Verfassung. Auch wenn sein Liebeskummer die Zusammenarbeit mit der neuen Kollegin Nadja zu Beginn beeinträchtigt, so gibt es eine wunderbar beobachtete Dynamik zwischen den beiden Polizisten.

                  Nadja wird übrigens gespielt von der aufstrebenden Maryam Zaree. Sie ist bisher bekannt aus "4 Blocks", als Gerichtsmedizinerin im Berliner Tatort aber hatte auch gerade, ebenso wie Matthias Brandt, in Petzolds "Transit" eine Nebenrolle als Mutter des kleinen Driss. Nun kann also die in Teheran geborene Zaree einen unglaublich sympathischen ersten, allerdings auch letzten Auftritt als Ermittlerin abliefern. Auch Willy Brandts Sohn darf nun von seiner Figur Abschied nehmen.

                  Ob damit auch der letzte TV-Krimi der etwas anderen Art von Christian Petzold zu sehen war, weiß ich noch nicht, aber er hat drei wunderbare Filme geschaffen, die für mich persönlich einen hohen Stellenwert innerhalb der Fernsehfilmlandschaft besitzen. Auch andere große Namen haben sich an deutschen Krimiexperimenten versucht, teilweise natürlich mit ähnlich tollen Ergebnissen, aber Christian Petzold ist es zumindest mit "Kreise" und "Tatorte" gelungen, seine eigene filmische Herangehensweise und seine Sichtweise auf das 90-minütige Fernsehformat eigenständig und selbstsicher umzusetzen. Ganz ruhig und zurückhaltend. Mit Liebe zum Detail.

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                  • Wer bin ich?

                    Empathie und Zwischenmenschliches sind nicht gerade meine Stärken, aber in meinem Beruf bin ich top - auch wenn ich häufig mit Kollegen anderer Nationalität arbeiten muss.

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                    • Wer bin ich?

                      Ich komme aus den USA, dringe in ein fremdes Land ein, kämpfe gegen lokale Diktatoren, hab dann aber mit der "Exit-Strategie" so meine Probleme.

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                      • Wer bin ich?

                        Ich lebe in der Nähe eines beschaulichen Ortes am Meer im Nordosten der USA, wo ich kurz vorm Unabhängigkeitstag für Unruhe sorge. Der Bürgermeister reagiert zu spät.

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                          Stefan Ishii 08.12.2018, 01:42 Geändert 08.12.2018, 09:05
                          über Climax

                          Ein Erlebnisbericht zu "Climax" oder: die Unfähigkeit, den eigenen Kopf ausschalten zu können

                          Stefan und Noé passen einfach nicht zusammen. Das war mir schon vorher klar. Seit ich vor mehr als zehn Jahren "Menschenfeind" gesehen hatte, ist in meinem Kopf eingebrannt, dass Noé in seinen Filmen genüsslich alles Schöne oder Hoffnungsvolle in den Abgrund zieht und die Widerwärtigkeit der menschenlich Exzistenz in den Mittelpunkt stellt. Dass mir hingegen "Irreversible" so gut gefiel, hat vielleicht mit der Tatsache zu tun, dass der Film mit einem Moment der Schönheit endet - trotz der Präsenz aller kommenden Abgründe, die sich rückwirkend aufgetan hatten. "Enter the Void" hatte es dann noch in meine DVD-Sammlung geschafft, liegt aber seit dem ungesehen in meinem Regal (und wird es nun wohl noch für einige weitere Jahre tun). "Love" hatte ich seinerzeit für mich gleich direkt gestrichen.

                          Nun also "Climax" im Kino. Warum ging ich da eigentlich mit hinein? Interesse? Hoffnung, dass Noé mal etwas anderes zu erzählen hat? Neugierde? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Spielt auch keine Rolle...

                          Die erste Hälfte des Filmes hat mich dann erstmal total überrascht - im positivsten Sinne. Nach 45 Minuten war der Film bei mir auf dem besten Wege, eine 8-Punkte-Wertung abzuholen. Die Tanzszenen (nennt man das überhaupt noch Tanz?) hätte ich unglaublich gerne in 3D gesehen; hier hätte das in meinen Augen total Sinn gemacht. Faszinierend. Intensiv. Beeindruckend. Auch die Figuren, mit ihren so unterschiedlichen und durchgängig interessanten Persönlichkeiten und den sich anbahnenden Problemen bereiteten mir eine ungemein angenehme Zeit. Ich finde es erstaunlich, wie stark mich zum Beispiel Thea Carla Schott in ihrer Rolle der Psyche faszinierte. Wohl gerade der Aspekt der postiven Überraschung lies den Film bis zu diesem Zeitpunkt zu einem solch starken Erlebnis für mich werden. Der Grund? Die merkwürdigen Einflüsse von Erwartungshaltungen irgendwie... Doch dabei konnte es leider nicht bleiben. Ab einem gewissen Moment kippt alles. Die von mir befürchtete, und eigentlich schon früh angedeutete Hinwendung des Geschehens auf (für mich) menschenverachtende Widerwärtigkeiten trat nun leider doch noch ein. Und die 8 Punkte schmolzen im wahrsten Sinne des Wortes SCHLAGartig ein. Noé konnte es wieder nicht lassen, alles Schöne kaputt zu machen.

                          Das mag innerhalb der Logik des Filmes total Sinn machen: Wir sehen lange Zeit fasziniert zu und treiben dann langsam, aber unaufhaltsam in die schockierende zweite Hälfte des puren Horrors. Mich erreichte dies jedoch nur noch oberflächlich. Die Enttäuschung, meiner doch eigentlich aussichtslosen Hoffnungshaltung auf dem Leim gegangen zu sein, lies die restlichen Szenen in einem nochmals überhöhten Licht erscheinen. Nur diesmal halt leider in dem negativsten aller Sinne. Die eigentlich doch so interessanten Einzelschicksale rückten im Angesicht der Enttäuschung in den Hintergrund und konnten bei mir nur noch selten Gefühle wie Mitgefühl und Anteilnahme in mir hervorrufen. Der Drogenhorror, der mir als jemand, der nie Rauschmittel konsumiert hat, ein merkwürdig difuses Kinoerlebnis der schockierensten Art bescherte, machte sich selbst in der scheinbar unbedeutensten Kleinigkeit breit. Das muss ich dem Film zugestehen, doch hatte das keinen Einfluss auf meine Gemütslage der Abscheu.

                          Auch die offenkundigen Huldigungen an bestimmte Vorbilder empfand ich dann zunächst nur noch ärgerlich. In einer frühen Szenen sehen wir einen Stapel Filme, die dann wohl allesamt auf die eine oder andere Weise in "Climax" wiederzufinden sind. Das sind vor allem "Suspiria" (Argento), "Possession" (Zulawski), "Querelle" (Fassbinder), "Inauguration of the Pleasure Dome" (Anger), "Saló - Die 120 Tage von Sodom" (Pasolini) oder "Un chien andalou" (Buñuel). Im Nachhinein und mit etwas Abstand finde ich es nun doch durchaus spannend über diesen Aspekt von "Climax" nachzudenken, doch retten kann dies den Film für mich voraussichtlich erstmal nicht. Auch nicht die positiven Erlebnisse der ersten, faszinierenden Hälfte und die absolut nachvollziehbare Auseinandersetzung mit der Drogen-Party-Jugendszene und deren düsteren Abgründen.

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                          • 8
                            Stefan Ishii 02.12.2018, 16:47 Geändert 02.12.2018, 16:55
                            über Oasis

                            Würde man "Oasis" von Lee Chang-dong als romantischen Liebesfilm beschreiben, käme man Teilen des Filmes mit vielen wunderbar einfühlsamen und liebevollen Momenten zwischen den zwei Hauptfiguren doch recht nah. Erst in Passagen, die aus dieser Zweisamkeit ausbrechen, wird uns vor Augen geführt, dass hier etwas nicht "normal" ist.

                            Dass ich das Wort normal zuvor in Anführungszeichen setzte, ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass gerade dieses Empfinden, was "normal" ist, auch von Ausnahmeregisseur Lee Chang-dong infrage gestellt wird. Denn die zwei Protagonisten sind kein gewöhnliches Liebespaar. Jong-du, gerade wegen fahrlässiger Tötung aus dem Gefängnis entlassen und in seinen geistigen Fähigkeiten stark eingeschränkt, und Gong-ju, die unter so etwas wie infantiler Zerebralparese leidet und von ihrer Familie stark vernachlässigt wird, finden aufgrund des Faktes zusammen, dass Gong-jus Vater ausgerechnet von Jong-du bei einem Autounfall getötet wurde. Doch nicht nur Gong-jus Familie behandelt die junge Frau sehr fragwürdig, auch Jong-dus Brüder zeigen kein Verständnis für dessen Einschränkungen. Und gerade dieses Außenseitertum und das Stoßen auf Unverständnis seitens der Gesellschaft thematisiert der Film sehr stark.

                            Nach und nach schlägt man sich als Zuschauer auf die Seite der zwei jungen Menschen. Was als Vergewaltigungsversuch beginnt, mündet in einer liebevoll freundschaftlichen, wenn auch naiven Beziehung. Obwohl sie beide nur über schwach ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten verfügen. Sie sprechen aber immerhin über ihre Lieblingsfarben, - speisen oder -jahreszeiten. Sie führen mitten in der Nacht Telefonate, weil Gong-ju Angst im Dunkeln hat. Er hilft ihr im Haushalt, den sie durch ihre körperlichen Einschränkungen kaum selbst bewältigen kann. Sie waschen sich gegenseitig die Haaren. In einigen Momenten verläßt der Film die sonst so realistische Wirklichkeit und taucht in die Fantasien und Wünsche der Figuren ein. Sogar in Restaurants oder zu einer Familienfeier nimmt Jong-du sie mit. Doch da beginnen die Probleme: Die Behandlung durch das Umfeld.

                            Ein weiterer Zwischenfall, der von der Umwelt konsequent missinterpretiert wird, bringt womöglich alles zum Einstürzen. Lee Chang-dong zeigt uns wie schwer es bestimmte Personen haben, ihnen so etwas wie "Normalität" und gesellschaftliche (beziehungsweise zwischenmenschliche) Wärme zuteilwerden zu lassen. Wir sehen hier nun mit den Augen Gong-jus oder Jong-dus und der romantische Liebesfilm ist plötzlich keiner mehr.

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                            • 7 .5

                              Als ich das erste Mal las, dass Claire Denis einen Science-Fiction-Film dreht, kam mir dies im ersten Moment etwas merkwürdig vor. Dieses Genre wollte in meinem Kopf so überhaupt nicht zu dieser Filmemacherin passen. Und dann auch noch zum ersten Mal in ihrer Filmografie in englischer Sprache. Aber das Ergebnis stellt sich nun lediglich in zweiter Ordnung als ein Beitrag zum Science-Fiction-Genre heraus. Es liefert in "High Life" lediglich die Voraussetzungen für die für Denis so tyischen Untersuchungen der menschlichen Koexistenz. Die Französin steckt eine Gruppe Menschen zusammen, um zu beobachten, was geschieht. Ein existenzialistisches Big Brother im Weltall quasi; nur ohne votierende Zuschauer natürlich. Das für die Filmemacherin, die ihre Jugend in Afrika verbrachte, so typische Thema der französische Kolonialgeschichte spielt hier natürlich keine Rolle, aber ihr Interesse an dem weiblichen Blick auf Probleme des Zusammenlebens der Geschlechter sowie dem Umgang mit Sexualität und Gewalt steht auch in "High Life" im Mittelpunkt. Nur sehr pointiert und überhöht vielleicht... Während viele ihrer Filme eher Frauen als zentrale Figuren beinhalten, rückt mit Robert Pattinson nun ein Mann ins Zentrum, doch eigentlich sind es wieder die ihn umgebenden Frauen, an denen der Film interessiert ist. Alles dreht sich ums Mutter- (aber eben auch Vater-)Sein und Machtgefüge.

                              Einige der Science-Fiction-Elemente, die als Aufhänger für die Geschichte herhalten, sind in meinen Augen nicht durchgängig konsequent und sind eher vernachlässigbar. Auch die Bilder (insbesondere die Außenaufnahmen) sind in dieser Hinsicht nicht wirklich überzeugend; was natürlich als Folge des geringen Budgets von lediglich 7 Millionen Dollar auch kaum überraschen dürfte. Ich finde dies jedoch als nur wenig problematisch. Letztlich spielt dies alles keine Rolle. Der ungeschliffene, dreckige Look, der etwas an die Raumfahrt der 70er Jahre erinnert, passt hervorragend zum Geschehen. Der Film baut eine faszinierende, angespannte, von Gewalt und Angst erfüllte Atmosphäre auf, die fesselnd genug ist, um die inhaltlichen Stolpersteine mehr als nur vergessen zu machen. Der Film ist einfach erzählt, wenn auch zwischen verschiedenen Zeitebenen hin- und hergesprungen wird. Die Herausforderung des Ganzen liegt eher im Verständnis für die Handlungsweisen der Figuren. Was treibt sie an? Warum agieren sie so? Es sind die Kleinigkeiten im Schauspiel, die Blicke und Reaktionen, die so wunderbar beobachtet wurden, und den Kinogänger fordern, letztlich jedoch belohnen. Auch wenn "High Life" natürlich stellenweise abstoßend ist (und unbestreitbar sein möchte), so läßt sich sogar in der Hoffnungslosigkeit ein Schimmer der Gnade mit dem menschlichen Sein spüren. Die Geburt als Neuanfang? Ob dies gerechtfertigt ist, weiss ich nicht. Schön wirkt dies jedoch allemal.

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                              • 5

                                "Bullet in the Head" ist John Woos reißerische, überemotionalisierte Hongkong-Version vom "Deer Hunter" mit Gangstereinschüben.

                                Woo verwendete unterschiedliche Genreeinflüsse: "Bullet in the Head" beginnt ein wenig als Gaunerkomödie, aber wird im Verlauf zu einem Kriegsdrama. Dass der anfänglich alberne Ton irgendwann komplett weichen muss, ist in meinen Augen immerhin positiv, aber die überzeichneten Emotionen und Schießereien im Vietnamteil sind für mich einfach Mist. Vom Vietcong bleiben nur sadistische Zerrbilder übrig, die einzig des Brechens einer der Hauptfiguren dienen, dies jedoch so übertrieben tun, dass die Entwicklung in der Folge nichtmal ansatzweise so berührend wirkt wie die von Christopher Walkens Charakter in Michael Ciminos Referenzwerk.

                                Auch das Einbinden bekannter Bilder aus dem Vietnamkrieg empfinde ich eher ärgerlich. Eigentlich gar nicht mal so sehr der Fakt an sich, dafür bin ich durchaus empfänglich, sondern vielmehr, dass die Hauptcharaktere ausgerechnet diesen medial prägenden Momenten innerhalb einer Geschichte beiwohnen, die sich im Kern überhaupt nicht für die eigentlichen Hintergründe interessiert.

                                Ich wollte Tony Leung und Simon Yam sehen. Naja, immerhin habe ich dies bekommen. Abseits davon bekam ich einen Film zu Gesicht, der mich (wenn ich ganz ehrlich bin) von vornherein überhaupt nicht ansprechen konnte. Ich suchte jedoch irgendwann gezielt nach den "Deer Hunter"-Verbindungen; was ja auch seinen Reiz haben kann.

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                                • Mein Vater wollte mir doch nur ein knuddeliges Haustier schenken. Fast hätte er damit allerdings Weihnachten ruiniert.

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                                  • 6 .5

                                    Das Thema Mobbing wurde schon vielfältig in Thrillern oder Horrorfilmen aufgegriffen. Nichts läge näher, als Mobbing in solchen Genrefilmen zu verarbeiten. Insbesondere Jugendliche sind aufgrund ihrer noch nicht völlig gefestigten Persönlichkeit oftmals außerordentlich stark betroffen. Das Ausmaß des psychischen Drucks, dem Mobbing-Opfer ausgesetzt sind, kann mitunter fürchterlich sein. Das erkannte auch Horrorautor Stephen King als er von einer schüchternen, introvertierten Schülerin erfuhr, die wegen altmodischer Kleidung von ihren Mitschülern gemobbt wurde. Er griff dies auf, verstärkte das Gefühl der Wehrlosigkeit, indem er seine Hauptfigur Carrie ihre erste Periode beim Duschen mit Mitschülerinnen bekommen lies, was sie aufgrund der konservativ verklämmten Erziehung ihrer krankhaft religiös-altmodischen Mutter nicht verarbeiten konnte. Das unaufgeklärte Mädchen gerät bereits allein durch diese sie überfordernde Situation in Panik. Doch der hinzukommende Spott und die unerträglich demütigenden Hänseleien durch ihr Schulumfeld bringen Carrie in einen Zustand, der sie zu schrecklichen Reaktionen treibt. King baute dies noch aus, verlieh der verstörten Carrie telekinetische Kräfte und macht einen entfesselten Racheengel aus ihr.

                                    Diese negative Überhöhung des Opferseins findet leider auch in der Realität oftmals seine Parallelen. Mobbingopfer in der Schule werden häufig zu Schulverweigerern, um sich ihrer Qual zu entziehen. Aber auch selbstverletzende oder gar -tötende Reaktionen sowie Gewalttätigkeiten als letzte Möglichkeit des Ausweges können die Folge sein.

                                    1976 verfilmte Brian De Palma den Roman von Stephen King mit der noch sehr jungen Sissy Spacek in der titelgebenden Rolle. De Palma macht aus der Geschichte einen effekteorientierten Horrorfilm, der sehr faszinierend und kraftvoll durch Kamera, Schnitt und Musik die Gefühlslage der gepeinigten Hauptfigur sichtbar macht. Gerade als Studie menschlicher Verhaltensweisen, die mit Metaphern arbeitet, ist der Film allerdings ganz sicher äußerst sehenswert. Die Ausnahmesituation der aufkeimenden Sexualität, das Gefühl der Unzugehörigkeit und Fremdartigkeit, die seelischen Verletzungen, die überfordernde Unwissenheit der jungen Carrie sowie das letztlich ausschlaggebende Moment des Mobbings durch die Mitschüler und der damit verknüpften sozialen Isolation setzen sich zu einem komplexen, tiefenpsychologisch aufgeladenen Pulverfass zusammen, das zwangsläufig explodieren muss und dies auch ungezügelt tut. De Palma schuf mit Carrie einen der einflussreichsten und vielleicht sogar besten Horrorfilme - zumindest eine der besten King-Verfilmungen.

                                    Doch was den Film so gut macht, ist nicht die bereits erwähnte Explosion, sondern der sich stetig und unausweichlich aufbauende Druck, der zu dieser führt. Carrie kann ihrem Umfeld, sprich der eigenen Mutter und den hänselnden Mitschülern, nicht entrinnen. Sie weiß sich nicht zur Wehr zu setzen. Das Mobbing wird zum puren Horror.

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                                    Dieser Text entstand im Rahmen einer Community-Schreibaktion zum Behaupte-Dich-gegen-Mobbing-Tag. Im Artikel findet ihr noch weitere Beiträge:
                                    https://www.moviepilot.de/news/behaupte-dich-gegen-mobbing-so-vielseitig-zeigen-filme-und-serien-das-thema-1113295?filter=all

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                                    • 9 .5
                                      Stefan Ishii 19.11.2018, 09:08 Geändert 19.11.2018, 19:03

                                      "All the animals come out at night - whores, skunk pussies, buggers, queens, fairies, dopers, junkies, sick, venal. Someday a real rain will come and wash all this scum off the streets."

                                      Travis Bickle. 26 Jahre alt. Einsamer Ex-Soldat; wahrscheinlich Vietnamkriegsveteran. Leidet unter Depressionen und chronischer Schlaflosigkeit. Travis geht in Pornokinos. Er sagt: "Loneliness has followed me my whole life. Everywhere. In bars, in cars, sidewalks, stores, everywhere. There's no escape. I'm God's lonely man... June 8th. My life has taken another turn again. The days can go on with regularity over and over, one day indistinguishable from the next. A long continuous chain. Then suddenly, there is a change."

                                      Er wird Taxifahrer, der alles und jeden durch ganz New York fährt. 12-Stunden-Schichten; jeden Tag. Ganz egal. Travis verliebt sich in die Wahlkampfhelferin eines New York Senators, Betsy. Eine andere Welt, die er nicht versteht und die ihn nicht versteht. Düstere, gewalttätige Fantasien und Gedanken sind die Folge. Sich aufstauende Frustrationen. Die Welt muss vor dem ganzen Dreck beschützt werden: Huren, Stinktier-Muschis, Arschlöcher, Transen, Schwule, Dopers, Junkies, Kranke, Korrupte. Irgendwann kommt ein echter Regen und wäscht den ganzen Müll von den Straßen. Travis will dieser reinigende Regen sein. Die Menschen, wie die 12-jährige Prostituierte Iris, müssen vor all dem Scheiß gerettet werden. Er trainiert. Bewaffnet sich. Er sagt: "Too much sitting has ruined my body. Too much abuse has gone on for too long. From now on there will be 50 pushups each morning, 50 pullups. There will be no more pills, no more bad food, no more destroyers of my body. From now on will be total organization. Every muscle must be tight."

                                      "Now I see it clearly. My whole life is pointed in one direction. I see that now. There never has been any choice for me." Travis ist ein Retter. Ein Mann. Ein Held. Richtig?

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                                      Dieser Text entstand im Rahmen der Community-Schreibaktion "Textgeschenke zum Geburtstag" anläßlich des 76. Jubiläums Martin Scorseses. Im Artikel findet ihr noch weitere Beiträge:
                                      https://www.moviepilot.de/news/martin-scorsese-mafiosi-geistliche-und-der-amerikanische-traum-1113301

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                                      • Mein vermeintlich imaginärer Freund und Beschützer stellt sich als real heraus. Mit einer List fürchten mich dann aber alle.

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                                        • Ich musste vor Jahren für meine todkranke Mutter sorgen, da uns mein berühmter Vater verlies als ich noch sehr jung war.

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                                          • 7 .5

                                            Der Kurzfilm "L'oracle de Delphes - Das Orakel von Delphi" von Georges Méliès aus dem Jahre 1903 ist trotz seiner kurzen Laufzeit von 1:30 Minuten mehr als nur ein Gag. Méliès erzählt tatsächlich eine richtige, kleine Geschichte, die mit den für ihn damals typischen Tricks ermöglicht wurde: Ein Dieb raubt eine Kiste aus einem ägyptischen Tempel. Eine mysteriöse Gestalt erscheint aus dem Nichts und verwandelt die den Tempel bewachenden Sphinxfiguren in lebendige Frauen. Diese halten den Räuber auf. Zur Strafe wird der Kopf des Diebes zu dem eines Esels verzaubert.

                                            Ich fand diesen Kurzfilm von Méliès im Vergleich zu vielen seiner anderen Kurzfilme tatsächlich spannend und unterhaltsam. Einzig der irreführende Titel erschließt sich mir nicht. Ein Orakel gibt es in diesem Film nicht zu sehen und Delphi liegt schlichtweg in Griechenland.

                                            Was ich im Bezug zu Méliès "L'oracle de Delphes" jedoch zusätzlich interessant finde, ist die Tatsache, dass der Filmpionier hier tatsächlich, wenn auch unbewusst, das 3D-Kino erfand. Und das im Jahr 1903! Um zwei verschiedene Negative simultan zu produzieren, zeichnete der erfinderische Franzose mit zwei separaten Filmlinsen und -rollen auf. Dass er damit stereoskopische Filme erzeugen konnte, war ihm jedoch nicht klar. Er tat dies tatsächlich nur, um separate Negative für den einheimischen sowie für den ausländischen Filmmarkt herzustellen. Erst in den 2000er Jahren fanden Filmforscher diesen Fakt heraus. Im Zuge dessen konnten sogar die verschiedenen Negative von "L'oracle de Delphes" (sowie von "Le Chaudron infernal" und "L'Alchimiste Parafaragaramus ou la Cornue infernale") synchron miteinander kombiniert werden, sodass ein 3D-Effekt erzeugt werden konnte. Diese 3D-Versionen würde ich tatsächlich mal unglaublich gerne sehen.

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                                            • Stefan Ishii 04.11.2018, 11:11 Geändert 12.11.2018, 23:12

                                              Am 17.11. wird Martin Scorsese seinen 76. Geburtstag feiern. Wir möchten zu diesem Anlass gerne wieder einen MP-Artikel verfassen. Wer möchte mit welchem Film dabei sein?

                                              Bisher der Plan:
                                              1- Nonkonformist: "King of Comedy" (1982)
                                              2- TommyDeVito: "After Hours - Die Zeit nach Mitternacht" (1985) ✔
                                              3- Cooper: "GoodFellas" (1990)
                                              4- Amarawish: "The Age of Innocence" (1993)
                                              5- Adrian.Cinemacritics: "The Departed" (2006)
                                              6- Amon: "Shutter Island" (2010)
                                              7- Iamthesword: filmübergreifender Text (Martin Scorsese und der amerikanische Traum)
                                              8- Stefan Ishii: "Taxi Driver" (1976)?

                                              Natürlich können auch noch andere sich gerne hier beteiligen! Je mehr, desto besser ;-)

                                              Ich würde vorschlagen, dass mir jeder seinen Text (inklusive einem Zitat aus dem Film und einen Bildvorschlag) bis zum 15.11. per Facebook, Mail oder moviepilot zukommen läßt, damit ich genügend Zeit habe, alles vernünftig zusammenzupacken...

                                              Es wird bestimmt wieder ein toller Artikel entstehen. Ich freue mich auf eure Texte! Hinweise, Anregungen, Fragen gerne direkt an mich.

                                              Liebe Grüße. Stefan

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                                              • Ich kann meiner geheimen Liebe, die mich einmal vor schrecklichen Qualen bewahrte, meine wahren Gefühle nicht offenbaren. Ich schreibe lieber weiter Briefe.

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                                                • In den letzten Monaten habe ich bereits unzählige (naja, so unzählig sind sie natürlich nicht) Listen für einzelne Filmemacher erstellt. Mich hatte es einfach etwas geärgert, dass man hier nirgends seine Bewertungen aller Filme eines bestimmten Regisseurs auf einem Blick überschauen kann. (Welche Filme habe ich von ihm/ihr noch nicht gesehen? Welche Filme gefallen mir am besten oder schlechtesten? etc.)

                                                  Hiermit möchte ich diese Listen nun (im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten halbwegs übersichtlich) sammeln. Das hat natürlich auch den Hintergrund, dass ich einfach mal sehen wollte, von wem ich wieviel kenne. Und in welcher Reihenfolge: Von wem kenne ich die meisten Filme?

                                                  Es gilt natürlich: Masse ist nicht gleich Klasse; Quantität natürlich nicht Qualität. Und doch wollte ich einfach eine Liste der von mir am häufigsten gesehenen Regisseure erstellen. Hier werden allerdings nur Regiearbeiten an Filmen miteinbezogen. TV-Serien oder Drehbücher spielen hier (mit ganz wenigen Ausnahmen) keine Rolle.

                                                  Neben den Namen habe ich im Kommentarfeld die Anzahl der von mir gesehenen Filme vermerkt. Dazu kommt meine durchschnittliche Bewertung des Gesamtwerkes und der Link zur entsprechenden Liste.

                                                  Wahrscheinlich habe ich eine große Zahl von Filmemachern noch nicht berücksichtigt, von denen ich mehrere Filme kenne, aber das kann ja nach und nach noch hinzugefügt werden. Für sachdienliche Hinweise wäre ich natürlich ausgesprochen dankbar!

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                                                  • Stefan Ishii 30.10.2018, 09:34 Geändert 30.10.2018, 09:37

                                                    Ich bin unerklärlicherweise scheinbar die Einzige, die nicht von der Krankheit betroffen ist. Das hilft mir, mich gegen unsere Unterdrücker zur Wehr zu setzen.

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