Stefan Ishii - Kommentare
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Alle Kommentare von Stefan Ishii
Sehr schön, Balti. Ich liebe solche Übersichten.
Und ich finde es ziemlich interessant, dass "Persischstunden" disqualifiziert wurde. Gilt etwa Deutschland als Hauptproduktionsland? Dieser Film hatte mir dann tatsächlich besser gefallen als der nun nominierte "Und morgen die ganze Welt". Oder doch Russland?
PS: Immerhin habe ich sage und schreibe ganze 6 Filme von den hier gelisteten Werken gesehen. Naja... Aber wenigstens steht in den nächsten Tagen noch ein weiterer Film hier auf meinem Plan.
"Die Sage von Anatahan" ist zweifellos eine sehr merkwürdige Angelegenheit. Man könnte es sich leicht machen und Josef von Sternbergs letzte Regiearbeit als fehlgeschlagen oder gar als Katastrophe abtun, die seine Karriere beendete. Aus finanzieller Sicht stimmt das auch ganz sicher. Für die eigens für dieses Werk gegründete Produktionsfirma Daiwa sollte es der erste und letzte Film sein. Und eben auch seine letzte Arbeit.
Überhaupt erscheint es erstaunlich, dass von Sternberg, dessen Karriere in Hollywood zuletzt nicht sonderlich erfolgreich war, nach Japan ging, dessen Sprache und Kultur er nicht verstand. Aber für von Sternberg machte es wohl Sinn, da er eine vollständige Kontrolle über seine Arbeit erhielt. "Anatahan" wurde fast vollständig im Studio gedreht und wurde nach den Wünschen des Regisseurs realisiert. Die Idee zum Film stammte vom Österreicher, aber am Drehbuch arbeitete er nur bedingt mit.
Das Ergebnis erstaunt auf mehreren Ebenen. Zunächst einmal ist da die Frage, für wen er diesen Film eigentlich drehte. Und die Antwort darauf macht wohl auch klar, warum der Film überall scheiterte. Er dürfte "Anatahan" wohl in erster Linie für sich selbst gemacht haben. Und so ist der Film so eigenwillig, dass er kommerziell nur scheitern konnte.
"Die Sage von Anatahan" erzählt - tatsächlich nach wahren Begebenheiten - von japanischen Seeleuten, dessen Schiff gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von einem amerikanischen Flugzeug zerstört wurde und die auf der Insel Anatahan, die zu den Marianeninseln gehört, stranden. Sie entschließen sich diese kleine Insel gegen mögliche Feinde zu verteidigen. Dabei akzeptieren sie die Nachrichten vom Kriegsende nicht und "verteidigen" Anatahan noch bis in die ersten Jahre der 1950er hinein. Dass die Japaner aufgegeben haben sollen, können sie nicht glauben. Was nach einer vielversprechenden Ausgangslage klingt, interessierte von Sternberg allerdings nur bedingt. Ihn faszinierte ein anderer Fakt vielmehr, den er dann in das Zentrum seines Filmes rückte. Denn auf der Insel befand sich damals auch eine Frau, die wohl mehrere sexuelle Beziehungen zu den Männern pflegte. Und so erschuf von Sternberg einen Film über Sex, Gewalt, Macht und Hörigkeiten in all den verschiedenen Ausprägungen. Ein Film über eine Frau, die ihre sexuelle Macht auszuspielen weiß, aber auch zum Opfer gewalttätiger Männlichkeit wird. Ein auf eine Extremsituation reduzierte Gruppe von Personen, die so in einer Art von psychologischem Experiment unter die Lupe genommen werden können. Dabei scheint der Film sich zeitweise im Kreise zu drehen. Man hat das Gefühl, die immer gleichen Szenen wiederholen oder variierten sich, was durch die eingeschränkte Anzahl an Set-Kulissen noch verstärkt wird. Und das Ganze ist dann auch tatsächlich etwas repetitiv.
Dass dabei weder die Frau noch die Männer besonders sympathisch erscheinen liegt auf der Hand. Aber der Film musste in Japan aus zwei anderen Gründen einfach scheitern. Zum einen waren die "blamablen" historischen Ereignisse der Geschichte von zu frisch. Dass die Japaner hier in einem abgründigen, aber gleichzeitig fast schon lächerlichen Licht erscheinen, konnte in der Heimat nicht gut ankommen. Zum anderen wurde "Die Sage von Anatahan" zwar auf Japanisch gedreht, aber nahezu durchgängig mit einem von Josef von Sternberg persönlich in Englisch eingesprochenen Off-Kommentar versehen.
Dieser Fakt allein erscheint mir so außergewöhnlich, dass ich "Die Sage von Anatahan" dann eben doch nicht so einfach abtun möchte. Denn der Off-Kommentar erläutert zwar in gewisser Weise das Geschehen, aber der Film wäre ein völlig anderer, wenn man diese Stimme aus dem Off einfach weglassen würde. Die Aussagen stehen niemals wirklich im Widerspruch zum Geschehen und ergänzen das Gesehene auch nicht einfach nur. Sie lassen alles allerdings etwas mysteriös erscheinen. Wer erzählt da eigentlich? Die Person gibt sich als einer der Männer aus. Er ist sich über bestimmte Ereignisse aber nicht sicher. Zu sehen ist allerdings eine eindeutige Handlung. Ist er nicht vielleicht doch ein (englischsprachiger) Außenstehender? Von Sternberg verleiht dem Film damit etwas ganz Besonderes, etwas Hinterfragendes, das ich persönlich so noch nicht gesehen habe.
Wirklich super, dass du auch eine solche Liste angefangen hast. Bin gespannt, wie viel du davon schaffst.
Oha, aus dieser Aufzählung kenne ich bisher nur 5 Filme.
Ich habe nun endlich - nach so vielen Jahren Vorfreude - den einmaligen wie bewegenden Film "After Life" von Hirokazu Kore-eda gesehen. Und ich bin gerade restlos begeistert von diesem Werk. Mit so einer einfachen wie wundervollen Idee, die zwar phantastische Elemente enthält, aber doch so tief mit der Realität verknüpft ist, so viel über die menschliche Seele, unsere Träume, Wünsche, Bedürfnisse, Erinnerungen, aber auch unsere Fehler zu vermitteln und ganz nebenbei noch die tiefverwurzelten Probleme der japanischen Gesellschaft zu adressieren - Einstellung zur Ehe, zum Krieg, zum Konsum und zur Arbeitswelt -, überwältigt mich gerade. Allerdings vor Glück und Erfüllung, denn der Film ist zu keinem Zeitpunkt niederschmetternd oder dramatisierend. "After Life" ist so unglaublich ruhig und schön. Einfach sympathisch. Voller Liebe für Details und natürlich mit größter Menschlichkeit.
In dieser Liste fehlen noch einige Filme, die ich leider nicht eintragen kann (und derzeit ja auch nicht per Mitmachmodul einreichen darf):
1."Die Urszene" von Christine Noll Brickmann (Deutschland, 1981; Bewertung: 6,0 Punkte) - Nach Freud ist die Urszene die kindliche Beobachtung des elternlichen Beischlafes. Dieser sechsminütige Kurzfilm zeigt nun Schlafzimmerbilder - allerdings ohne Sex. Eher die Phantasie von Sex und damit irgendwie auch voyeristisch. (gesehen am 14.6.2020 auf vimeo/Arsenal3)
2."Die Bilek" von Percy Adlon (Deutschland, 1978; Bewertung: 6,5 Punkte) - (gesehen am 12.7.2020 auf DVD)
3."Quebramar - Breakwater" von Cris Lyra (Brasilien, 2019; Bewertung: 6,0 Punkte) - Dokumentarischer Kurzfilm über eine Gruppe von lesbischen Freunden, die sich über Silvester an einen abgelegenen Ort voller Ruhe und Geborgenheit zurückgezogen haben. (gesehen am 22.7.2020 auf Mubi)
4."Villa Empain" von Katharina Kastner (Belgien, 2019; Bewertung: 6,5 Punkte) - Der Versuch, die Vergangenheit eines Hauses abzubilden. Lebende Architektur: Die Bewohner und die Zeit hinterlassen ihre Spuren. (gesehen am 22.7.2020 auf Mubi)
5."Im Haus des Affemalers: Gabriel Max" von Percy Adlon (Deutschland, 1980; Bewertung: 6,5 Punkte) - (gesehen am 3.8.2020 auf DVD)
6."Apiyemiyekî?" von Ana Vaz (Brasilien, 2020; Bewertung: 7,0 Punkte) - (gesehen am 28.8.2020 auf Mubi)
7."In My Room" von Mati Diop (Frankreich, 2020; Bewertung: 5,5 Punkte) - (gesehen am 7.9.2020 auf Mubi)
8."Um den Menschen" von Joachim Hellwig (DDR, 1955; Bewertung: 5,5 Punkte) - (gesehen am 13.11.2020 auf DVD)
Super Liste, Smoover. Eine wirklich schöne, abwechslungsreiche Auswahl. (Einzig "Tommaso" stört für mich etwas, aber den Film fand ich immerhin noch selbstkritisch von Ferrara genug, um ihn nicht völlig abzulehnen wie seinen Nachfolgefilm "Siberia", wo ich ausschließlich Selbstmitleid durchschimmern sah.)
"Intrige" hätte es auch fast in meine Top 10 geschafft. Deine ersten zwei Plätze habe ich bisher noch nicht gesehen. Da muss ich wohl nochmal nachsitzen... ;-)
Ich wünsche dir ein schönes neues Jahr.
Auch sehr schöne Top 10. Wir haben hier doch einige Gemeinsamkeiten: "Days", "The Calming" und "Malmkrog". Sehr schön!
Fandest du "Degeneratsiya" tatsächlich besser als "Natasha"? Mir ging es da komplett anders. Allerdings sah ich letztgenannten Film noch offener. Bei "Degeneratsiya" war das dann etwas anders.
PS: "Tayoko Shiojiri im Shiotanibecken" hätte ich ja auch unbedingt noch gerne gesehen. Ob das noch irgendwie was wird?
Hallo liebe Marie,
das finde ich wirklich toll. Kann mir vorstellen, dass du da ziemlich glücklich bist, sowas auf die Beine gestellt bekommen zu haben. Und erleichtert, dass es jetzt erledigt ist. Wie geht's jetzt weiter? ;-)
Ich habe auch gerade spontan dein Buch bestellt.
Ich wünsche dir viel Erfolg. Und natürlich wundervolle Weihnachtstage.
Liebe Grüße aus Berlin. Stefan
"Schau mich nicht so an" ist zumindest inhaltlich ein sehr interessanter Film. Es geht um Selbstwahrnehmung, Gegensätze und Individualität. In jedem Fall klingt das Ganze auf dem Papier nach etwas, das bei mir gute Chancen haben könnte. Tatsächlich machen das stellenweise hölzerne Spiel der Laiendarsteller und die eher peinlichen Dialoge einen Sehgenuss phasenweise fast schon unmöglich. Umso überraschter war ich, als plötzlich ein Josef Bierbichler auftauchte. Ab diesem Moment kamen auch inhaltliche Aspekte zum Tragen, die in der Folge mein Interesse wecken konnten.
Da ich nun auf einige Handlungspunkte eingehen möchte, erscheint mir an dieser Stelle eine SPOILER-Warnung angebracht. Also Achtung!
Könnte es vielleicht sein, dass die Regisseurin Uisenma Borchu ihre eigenen Wunschvorstellungen auf die von ihr selbst gespielten Figur Hedi projeziert? Und im Gegensatz Catrina Stemmer dann Uisenmas Eigenbild als Iva verkörpert? Was aufgrund der eh schon merkwürdigen Eigenheiten Hedis teilweise etwas irritierend erscheint, wird dann natürlich ab dem Moment, in dem Bierbichler mitmischt, umso verstörender. Vaterkomplex galore! Iva hat seit Jahren keinen Kontakt zu ihrem Vater und in Hedis Leben gibt es nur die Großmutter, weil die Eltern wohl verstorben sind. Irgendwie wollen mir die von mir herausgelesenen Implikationen nicht gefallen.
In meiner Interpretation und Wahrnehmung riecht mir "Schau mich nicht so an" dann doch grenzwertig nach selbstdarstellerischem Exhibitionismus - sowohl auf körperlicher (ja, wir schauen uns eben doch deinen tollen Körper an, Uisenma) als auch gedanklicher Ebene. Dies und die teilweise zum fremdschämen holprige Umsetzung lassen zumindest bei mir den Film in keinem wirklich guten Licht stehen.
Bisher habe ich noch nie einen richtigen Rückruf auf einen Filmemacher geschrieben. Ob dies hier einer wird, kann ich auch nicht sagen. Aber eines weiß ich ganz sicher: Mit dem heute verkündeten Tod Kim Ki-duks verlässt uns der Regisseur, der sich wohl stärker und nachhaltiger auf meinen persönlichen Kinogeschmack und meine Entwicklung in entsprechender Hinsicht auswirkte als jeder andere Filmschaffende. Das mag nach Social Media typisch überzogener Reaktion auf den Tod eines Menschen klingen, wie es nicht selten nach dem Ableben einer berühmten Persönlichkeit zu lesen ist. Aber in meinem Falle kann ich ganz definitiv sagen, dass Kims Film "Samaria", den ich im Februar 2004 auf der Berlinale im inzwischen schon lange nicht mehr existenten Berliner Royal Palast sehen durfte (bei welcher Gelegenheit auch zum ersten Mal den mir bis dahin unbekannten Kim Ki-duk in persona erleben konnte), bei mir nicht nur eingeschlagen ist wie eine Bombe. Er löste ein regelrechtes Umdenken in mir aus. In kurzen Abständen konnte ich dann noch die nicht weniger eindrucksvollen "Bin-jip" und "Frühling, Sommer, Herbst, Winter und... Frühling" im Kino erleben. Meine Liebe für Kim, für Korea, für das asiatische Kino im allgemeinen war entfacht.
Kim Ki-duks Filmographie ist heftig, überzogen, eigenwillig, mitunter sogar provokant, aber zudem persönlich. Und auch wenn mir sein "Human, Space, Time and Human" zuletzt nicht mehr zusagen konnte, schließt sich für mich der Kreis, da ich diesen Film auf der Berlinale 2018 ebenfalls unter Anwesenheit des Koreaners sehen durfte. [Kims wohl letzter Film, "Dissolve" aus dem Jahr 2019, eine koreanisch-kasachische Koproduktion in russischer Sprache, konnte ich bisher leider noch nicht erleben.]
Als mich heute Nachmittag die Nachricht (übermittelt durch zwei Moviepiloten) ereilte, konnte ich dies noch gar nicht wirklich begreifen. Ich war im Kopf auch noch bei anderen Dingen. Inzwischen, nach einigen Stunden "Sacken lassen" und der Blick auf das "Bin-Jip"-Poster, dass über unserem Bett hängt, hat mich das Ganze dann doch stärker getroffen als ich zunächst dachte. Ich bin einfach nur traurig. Kim Ki-duk war ganz sicher kein einfacher Mensch. Womöglich sogar einer mit vielen Fehlern. Aber seine Filme werden mich immer irgendwie begleiten. Nicht weil sie perfekt sind oder so gesellschaftlich bedeutend. Ganz einfach deshalb, weil sie mich im richtigen Moment mit voller Wucht erwischen konnten und meinen Geschmack und meinen Blick auf das Kino grundlegend veränderten. Und dafür liebe ich ihn!
Ich konnte mir im Vorfeld eine "Watchmen"-Serie nur bedingt vorstellen. Bereits eine Verfilmung ist für mich heute nicht mehr ohne massive Änderungen denkbar - trotzdem mochte ich Snyders Film (was aber natürlich in erster Linie mit meiner Liebe zur Graphic Novel von Alan Moore zusammenhängen dürfte.) Und insgesamt bin ich nach dem Schauen der neuen Serie von Damon Lindelof auch nicht wirklich vollkommen begeistert; was sicherlich eben von Natur aus nur schwer möglich erscheint. Völlig ablehnend stehe ich dem Ganze jedoch nun auch nicht gegenüber - wie man nicht zuletzt an meiner (etwas wohlwollenden) Bewertung sehen kann.
Achtung: Spoiler sind enthalten!
Inhaltlich ist "Watchmen" aber eigentlich nicht mehr als eine Variation der genialen Graphic-Novel-Vorlage. Es wäre sicherlich etwas hart, einen Vergleich zur neuesten "Star Wars"-Trilogie zu ziehen, die eben auch nur die erste Trilogie variiert und zugleich weitererzählt. Aber schaut man sich bestimmte Handlungselemente der "Watchmen"-Serie an, so drängen sich mir solche Analogien auf. Ich soll einige Beispiele nennen? Da wäre ein Mord an einem (wie sich später herausstellt mit nicht nur postiven Absichten oder Eigenschaften charakterisierten) Verbrechensbekämpfer, was als Auslöser und Aufhänger für die folgenden Entwicklungen fungiert. Dann sind da die Weltverbesserungs- und Allmachtsphanatasien egomanischer Drahtzieher (zumal nun in der Serie die Analogie mit einer Vater-Tochter-Geschichte unterstrichen wird), die bereit sind unzählige Leben Unschuldiger zu opfern. Oder auch die Art und Weise wie ein Dr. Manhattan seine Rolle sieht und ausführt. Und die zentrale Hauptfrage der Graphic Novel, nach der moralischen Verantwortung der Gesetzeshüter, bleibt natürlich bestehen. Außerdem erinnern einige der neuen Figuren nicht wenig an Charaktere der Vorlage: Looking Glass ähnelt Rohrschach beispielsweise doch wohl nicht nur zufällig, oder?
Zugleich versucht Lindelof den Spagat zwischen einer Weitererzählung der Ereignisse und einem anderen, gegenwärtig relevanteren sozialem Fokus hinzubekommen. Die hochaktuelle Rassenproblematik der USA zu thematisieren ist mehr als lobenswert - inklusive der Einflächtung des Greenwood Massacres in Tulsa von 1921. Die (zuvor nie beleuchteten) Hintergründe rund um Hooded Justice sind in diesem Lichte hochinteressant (auch wenn ich mir in diesem Kontext nicht wirklich vorstellen kann, dass Laurie Juspeczyk gerade Hooded Justice jahrelang für ihren Vater halten konnte).
Meine jedoch viel größeren Probleme habe ich mit der Inszenierung. Mit dem pseudowitzigen und -coolen Getue 'moderner Serien' komme ich einfach nicht klar. Gerade in den ersten Episoden hatte ich häufig das Gefühl, dass die meisten Figuren nie ganz ernstgenommen werden oder in irgendeiner Form satirisch überzeichnet sind. Das legt sich im Laufe der Handlung, bleibt aber in meiner Wahrnehmung stets im Hinterkopf. Jetzt kann man natürlich dagegenhalten, die Graphic Novel tat dies auch nicht anders - Moore war ja klarer Kritiker der gängigen Superheldenklischees. Allerdings ist die Darstellung im Comic auch stets mit einem damit verbundenen Schmerz oder einer kritischen Botschaft verbunden. Das habe ich so in der Serie nur bedingt entdecken können. Die überzeichnete Gewalt in den ersten Folgen erscheint mir eben überhaupt nur an der Oberfläche als Kritik an Willkür und unangebrachter Gewalt. Das hinterläßt einen faden Beigeschmack bei mir.
Auf der anderen Seite gibt es immer mal wieder so Kleinigkeiten, die in die Geschichte eingebunden wurden, die mir das Schauen versüßt haben. Das können sowohl Anspielungen oder inhaltlich neue Ideen sein oder eben mein Suchen nach Parallelen zur Vorlage. Und dann ist da noch der wundervolle Soundtrack von Trent Reznor, der tatsächlich stellenweise nach seinem Nine Inch Nails Sound klingt - mir kommt da natürlich vor allem die "Ghosts I–IV"-Instrumentalreihe aus dem Jahr 2008 in den Sinn.
Zusammenfassend habe ich die Serie tatsächlich sehr gerne geschaut. Auch wenn ich so einige Kritikpunkte habe und für mich persönlich eine wirklich der Vorlage (die einfach zu stark in ihrem damals vorherrschenden Zeitgeist verankert ist) gerechtwerdenden Serie sowieso nur schwer vorstellbar ist, so ist den Machern ein guter Versuch gelungen, ein derzeit aktuelles Thema einzuflechten und der Serie somit eine Berechtigung zu geben. Für mich muss man nun allerdings nichts mehr weitererzählen. Ich wüßte nicht, was eine zweite Staffel nun noch liefern soll, das über das Gezeigte hinaus noch von Relevanz sein könnte. (Ich lasse mich natürlich gerne eines Besseren belehren.)
"Wasp Network" ist ganz sicher nicht herausragend, aber mir gefällt der Film über die Infiltrationen von Anti-Castro-Netzwerken durch kubanische Spione Anfang der 90er Jahre ganz gut. Olivier Assayas versucht hier die Anspannungen, verwirrenden Geheimnisse, die damit verbundenen Schmerzen aber auch die der Motivation zugrundeliegenden Leidenschaften der verschiedenen beteiligten Personen (und ihrer Angehöriger) in den Fokus seines Filmes zu rücken. Dies gelingt Assayas vielleicht nur bedingt, ist aber in meinen Augen jederzeit spannend. Mich persönlich irritiert eher der inkohärente Filmstil, der in manchen Momenten so garnicht zu dem Franzosen passen möchte und vielmehr an andere Filme ähnlicher Thematik erinnert.
Vergleiche zu Assayas' "Carlos", die sich nicht nur wegen der Beteiligung von Edgar Ramírez aufdrängen, erscheinen mir allerdings nur bedingt passend. Es geht zwar auch um das Engagement für eine Revolution. Dabei spielt es aber erstmal keine Rolle, ob dieser Kampf gerechtfertig oder gar falsch ist. Vielmehr steht die Treue zum Heimatland im Mittelpunkt der Wahrnehmung. Aber schließlich wurden einige Personen in dem hier dargestellten, auf wahren Ereignissen basierenden Geschehen möglicherweise zu ihren Taten manipuliert. Der Film ist ein Vexierspiel der Gefühle, Moralanschauungen und Motive und damit eher nur am Rande ein Politthriller.
In "Nostalgia de la luz" (oder "Heimweh nach den Sternen") bringt Patricio Guzmán zwei Themen, die auf den ersten Blick scheinbar nichts miteinander gemein haben, auf mehr als natürliche Weise zusammen. In seiner Heimat Chile sind die Erforschung des Weltalls und das Aufarbeiten von Leid aufgrund einer Militärdiktatur verknüpfbar. Beides richtet seinen Blick in die Vergangenheit und möchte Antworten auf Fragen finden.
Die Atacama-Wüste im Norden Chiles ist die trockenste Wüste der Erde. Der Wassermangel begünstigt - ähnlich wie in der Geologie oder Archäologie - die atronomische Forschung. Die riesige menschenfreie Gegend bietet weder Lichtverschmutzung noch für die Astronomie störende Wolkenbildung. Die Forscher können also ungestört in die Vergangenheit der Sterne und Galaxien schauen, um die großen Fragen nach dem Ursprung von allem zu untersuchen.
Während diese Erforschung des Weltalls interessierte Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringt, ist die neuere Vergangenheit Chiles, wie beispielsweise die Verdrängung der indigenen Bevölkerung oder eben die Militätjunta und Diktatur Pinochets zwischen 1973 und 1990, im Bewußtsein des Landes nur bedingt aufgearbeitet worden.
Nicht weit von dem berühmten Paranal-Observatorium lassen sich die Überreste von Chacabuco finden. Inmitten der scheinbar unermeßlichen Leere der Wüste befand sich das größte Konzentrationslager Pinochets, das 1924 ursprünglich als Arbeiterlager angelegt wurde und in dem später mehrere Tausend Menschen (Ärzte, Künstler, Anwälte, Professoren oder einfache Arbeiter) gefangen gehalten, gefoltert und getötet worden sind. Die Leichen wurden zunächst in der Wüste verscharrt und wahrscheinlich später wieder ausgegraben und über dem Meer abgeworfen. Die auf diese Weise verschwundenen zehntausenden Menschen sind unter dem Namen Desaparecidos in die Geschichte eingegangen.
Die historischen Aufnahmen von Baracken des Lagers Chacabuco erinnern unweigerlich an Bilder aus Auschwitz. Doch noch eindringlicher als diese Verknüpung in meinem Kopf sind für mich die Passagen des Filmes, die sich mit Frauen beschäftigen, die bis in die heutige Zeit hinein im trockenen Staub nach Überresten ihrer Angehörigen suchen. Es wurden manchmal kleine Knochenreste entdeckt: Nur Knochensplitter, ganz selten mal kleinere Körperteile, die beim Ausgraben durch das Militär zurückblieben. So gut wie keine Skelette konnten im Laufe der Jahrzehnte vollständig an die Hinterbliebenen zurückgegeben werden. Und die Frauen suchen verzweifelt weiter...
Während sich Kalzium, das ein wesentlicher Bestandteil unserer Knochen ist, problemlos mithilfe der Astrophysiker in den Lichtjahre entfernten Sternen als Absorptionslinien deren ausgestrahlten Lichtsprektrums entdecken lassen, gibt es leider keine Möglichkeit, das Kalzium der Verschwundenen in der unendlich erscheinenden Atacama-Wüste zu finden. Eine 70-jährige Witwe sagt an einer Stelle: "Ich wünschte, die Teleskope würden nicht nur in den Himmel schauen, sondern könnten auch durch die Erde sehen." Doch das ist natürlich nicht möglich.
Und genau hier liegt einer der großen Unterschiede zwischen den zwei verschiedenen Blicken in die Vergangenheit, die der Film wirft. Während die Wissenschaftler beruhigt in die vergangene Zeit schauen können, immer erfreut über neue Entdeckungen, müssen die Betroffenen und Angehörigen der Opfer von Folter oder Tod noch heute mit großer Angst vor der Ungewißheit leben. Und noch viel schlimmer: Sie müssen sogar teilweise den damaligen Tätern auf der Straße begegnen, die aufgrund der fehlenden Aufarbeitung frei herumlaufen dürfen.
Vielleicht kann der Blick ins All etwas Linderung schaffen. Uns helfen zu begreifen... Vielleicht.
Danke für diese Liste.
Allerdings empfinde ich die Auswahl um ganz ehrlich zu sein schon etwas merkwürdig - was jetzt aber nichts Schlechtes bedeuten soll. Zwar sind von Kim Ki-young und Im Kwon-taek Filme vertreten, aber irgendwie nicht die, an die ich jetzt denken würde. Immerhin ist mit "Aimless Bullet" einer der ganz starken koreanischen Filme darunter. Aber letztlich spiegelt eine Best-of-Liste immer auch persönliche Vorlieben und Geschmäcker wieder. Deshalb ist jede individuelle Auflistung spannend und interessant.
Das Korean Film Archive selbst hat 2014 ebenfalls eine eigene Liste zusammengestellt. Da sind noch viele weitere, großartige Filmen aus Korea zu entdecken (und fast alle sind über den KOFA-YouTube-Channel zu sehen):
https://www.moviepilot.de/liste/korean-film-archive-top-100-filme-stefan-ishii
PS: Auf jeden Fall erinnert mich deine Liste daran, dass ich mich wieder mehr auf der YouTube-Seite des Korean Film Archive herumtreiben sollte. Danke auch insbesondere dafür :-)
Philip Scheffners Dokumentarfilme sind eigenwillig, fordern den Zuschauer, meandern sind mitunter in unerwartete Richtungen, belohnen aber auch ungemein. In seinem 2007 entstandenen "The Halfmoon Files" werden von Scheffner Geschichte, Recherche, Archivierung und Medien auf erstaunliche Weise audivisuell miteinander verknüpft. Dabei werden der Ausgangspunkt (etwa 100 Jahre alte Tondokumente von hauptsächlich indischen Kriegsgefangenen aus dem Wünsdorfer "Halbmondlager") und ein Abschluss (der sowieso offen bleiben muss) fast zweitrangig. Deutlich spannender sind die Entdeckungen, Entwicklungen und Erzählungen, die der Film durch seinen Prozess des Entstehens offenlegt. Mit viel Liebe und Empathie für die Arbeit von Rechercheuren und Archivaren, versucht Philip Scheffner etwas über Menschen herauszufinden, die in den Wirren des Ersten Weltkrieges in Deutschland gefangengehalten wurden und als Forschungsexemplare für Ethnologen und Linguisten herhalten mussten. Interessant ist es schließlich auch, dass ihm dabei eher private Personen helfen können, während ihn staatliche Institutionen im Stich ließen. Und indirekt bietet dieser vielschichtige Dokumentarfilm auch nicht zuletzt einen kritischen Blick auf die Politik und 'Wissenschaft' zur Zeit des Kolonialismus.
Mit deiner Auswahl beim Nippon Connection Online-Festival scheinst du ja leider nicht so wirklich glücklich geworden zu sein. Stets zwischen 4 und 5 Punkten? Ich fand die Auswahl allerdings auch nicht überragend, sodass ich nur 3 Filme geschaut habe. "An Ant Strikes Back" fand ich allerdings echt sehenswert. SABUs "Dancing Mary", der einzige Film, den wir beide geschaut haben, erschien mir hingegen auch nicht wirklich überzeugend. Da hat der Regisseur bereits deutlich besseres geschaffen.
Bei den Begriffen Indien und gesellschaftliche Ungerechtigkeit kommen mir sofort zwei Themen in den Sinn: Zum einen natürlich das Kastensystem; zum anderen der soziale Status von Frauen. In Shyam Benegals Debütfilm "Ankur - Tränen auf heißem Sand" kommen beide Themen zusammen, wenn sich der privilegierte Sohn eines Großgrundbesitzers in seine junge Haushälterin Lakshmi verliebt.
Was zunächst den Eindruck vermitteln könnte, dass der Universitätsstudent Surya fortschrittliches Denken in das ländliche Leben tragen könnte, wendet sich im Laufe der auf den ersten Blick scheinbar einfachen Liebesgeschichte dann doch schmerzhaft ins patriachale Gegenteil, wenn das gesellschaftliche Ungleichgewicht zwischen Besitzer und Angestellten auf die Probe gestellt wird. So unschuldig ist Suryas Liebe tatsächlich nämlich nicht; ist er doch bereits mit einem noch sehr jungen Mädchen verheiratet. Aber auch Lakshmi, welche unglaublich eindringlich von der jungen Shabana Azmi gespielt wird, ist mit dem taubstummen Trunkenbold Kishtaya verheiratet. Dass Kishtaya ihr kein Kind zu zeugen vermag, macht die junge Frau bereits unglücklich, aber als der leidgeplagte Kishtaya nach einer kleinen Strafttat in Schande das Dorf verlässt, droht dies Lakschmi in die Katastrophe zu stürzen. Eine Situation, die Surya auszunutzen vermag. Letztlich spiegelt sich Suryas Verhalten in dem seinen Vaters wider, gegen den er ursprünglich Widerstand leisten wollte.
Benegals Drehbuch ist großartig. Die Geschehnisse und adressierten Themen sind bereits vielschichtig, aber die Bandbreite der Gefühle ist schier unglaublich. "Ankur" ist ein gleichzeitig betörender, einfühlsamer wie auch ungemein mitreißender Film. Nur sehr langsam entfalten sich die Anklagen an Patriachat und Kaste. Aber dann entladen sie sich durchdringend und niederschmetternd.
Von Shabana Azmi möchte ich nun mehr sehen. Und wie ich gerade nachlesen konnte, hält sie mit fünf National Film Awards für die Beste Hauptdarstellerin den Rekord für indische Schauspielerinnen. Mit "Ankur - Tränen auf heißem Sand" gewann sie tatsächlich ihren ersten dieser Preise. Weitere Filmpreise, die der Film einfahren konnte: Second Best Feature Film und Bester Hauptdarsteller (Sadhu Meher, der Kishtaya verkörperte).
Auf "Ankur" folgten noch weitere politisch engagierte Filme von Shyam Benegal über das ländliche Leben. Diese Filme möchte ich natürlich nun unbedingt sehen. Bei indischen Produktionen, die derart kraftvoll gesellschaftskritische Themen angehen, kamen mir bisher lediglich die bengalischen Filmemacher Ritwik Ghatak und Satyajit Ray in den Sinn. Mit Shyam Benegal drängt sich nun hoffentlich auch ein Hindi-Regisseur in diese Riege.
Für sein Drama "Didi mtsvane veli - Ein großes grünes Tal" ließ sich Regisseur Merab Kokochashvili offensichtlich ziemlich stark vom italienischen Neorealismus beeinflussen: Trostlose Schwarzweißbilder von kargen Landschaften georgischer Täler. Das Grün aus dem Titel ist in dem Film nicht zu entdecken, was nicht nur mit dem Schwarzweiß zusammenhängt. Der Film erzählt vom Aufeinanderprall traditioneller Landwirtschaft und fortschrittlicher Entwicklungen, die zur Ausbeutung der Natur sowie zur schleichenden Zerstörung der Lebensgrundlage von Hirten und Bauern führen. Im Zentrum steht Sosana, der mit der Industrialisierung nicht mithalten kann und vom Erdölabbau in der Region bedroht wird, und damit das Leben seiner Tiere aber auch das Familienleben gefährdet. Seine Frau Pirimse hat sich von Sosana entfremdet und auch an seinem Sohn Jotam gehen die Spannungen nicht vorrüber.
"Ein großes grünes Tal" ist einer jener traurig stimmenden Filme, die sich mit Menschen beschäftigen, die in ihren Traditionen verwurzelt sind. Für sie ist das Wegziehen undenkbar. Damit machen sie die Menschen um sich herum und letztenendes auch sich sehr unglücklich. Aber kann man ihnen das wirklich vorwerfen? Ständig wird ihnen aus allen Richtungen gesagt, was für sie das "Richtige" wäre. Eine Lösung kann das für die Betroffenen doch kaum sein. Aber Hoffnung gibt es ziemlich sicher auch keine, denn das bereits angesprochene Grün läßt sich wohl nur noch in den Erinnerungen finden.
"Der Wind wird uns tragen" ist irgendwie auch ein Road Movie. "Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg", sagte der legendäre chinesische Philosoph Loatzi. Doch was ist wichtiger? Der Weg? Oder das Ziel? Nach Konfuzius ist bekanntlich der Weg das Ziel. Aber man kann außerdem auf dem Weg, unabhängig vom Ziel, Entdeckungen machen, oder? Der französische Schriftsteller André Gide schrieb dazu: "Ein gerader Weg führt immer nur ans Ziel."
Wie so oft in den Werken Abbas Kiarostamis fahren gebildete Männer in alten Autos staubige Wege in kargen, aber beeindruckenden Landschaften entlang. Der Film ist dabei wunderschön, faszinierend, mysteriös und abstrakt zugleich. Wir beobachten ein sich ständiges Bewegen auf gewundenen Pfaden. Es gibt keine direkten Wege, keine klaren Ziele und ob es ein Ankommen oder Abschließen gibt, bleibt ebenso offen. Es werden Gespräche geführt, teilweise sieht man die Partner dabei nicht einmal. Auch Telefonate, deren Hintergrund man höchstens erahnen kann, werden geführt. Dazu muss zunächst jedoch immer eine Autofahrt auf einen hochgelegen Punkt erfolgen. Was die Hauptfigur in "Der Wind wird uns tragen" erreichen möchte, hat vielleicht auch keine größere Bedeutung. Eine alte Frau könnte sterben und eine traditionelle Trauerfeier würde stattfinden. Der scheinbar sehr einfache Film beschäftigt sich mit nicht weniger als dem Leben und dem Tod zwischen Tradition und Moderne.
Außergewöhnlich. Wir haben "SLOW WEST" eine identische Bewertung gegeben. Mich würden ja an dieser Stelle ein paar Worte von dir dazu interessieren.
Dient diese Umfrage dem Ziel, die Community-Aktivitäten endgültig in die Irrelevanz verschieben zu dürfen?
Ich finde, dass die gewählte Überschrift hier leider mehrere (in meinen Augen negative) Dinge bewirkt, die so doch nicht gewollt sein können. Zum einen trifft der viel zu reißerische Titel (vor allem "Verstörender Nazi-Schocker") den Kern des besprochenen Filmes doch eher nicht (auch wenn ich verstehen kann wie es gemeint ist). Die Leute, die davon auf einer anderen Ebene angesprochen werden könnten, werden nach Betrachten des Filmes genau dies massiv kritisieren, da sie nicht bekommen werden, was ihnen suggeriert wird beziehungsweise in ihren Köpfen an Erwartungshaltungen aufgebaut werden.
Zum anderen ruft die Überschrift leider mal wieder Leute auf den Plan, die das Thema des besprochenen Filmes zum Anlaß nehmen, um ihre fragwürdigen Anschauungen unters "Volk" zu bringen.
Ich persönlich fand übrigens "Wintermärchen" filmisch ganz gut, wenn auch nicht so wirklich herausragend. Dazu habe ich einfach persönlich zu viele Schwierigkeiten damit, dass den Tätern hier viel Mitgefühl entgegengebracht wird. Auch wenn ich dies natürlich absolut vernünftig finde, sind sie doch auch (zumindest zum Teil) Opfer ihrer Umstände oder kognitiven Veraussetzungen, so ist aber der Blickwinkel, den der Film wählt, trotzallem etwas problematisch. Aber diese Problematik läßt sich bei dieser Art Film wohl nur schwer auflösen. Was mir am Ende offenbar wurde: "Wintermärchen" ist die filmgewordene Umsetzung des Ärzte-Songs "Stummer Schrei nach Liebe"! (Die Ärzte mag ich übrigens nicht.)
Na dann leg mal los, Phil. In der Tat: Eine Liste der Schande ;-)
Vielleicht als Vorgabe: Immer einen Film pro Woche aus dieser Übersicht schauen und dann entsprechendes Werk hier herausnehmen...
Bis auf "Die besten Absichten" und "Die roten Schuhe" hab ich sämtliche Werke von den 25 geschaut und ich sehe hier wahrlich nicht wenige Bewertungen mit 8.5 und aufwärts; sogar drei 10er sind darunter (inklusive meines Lieblingsfilmes überhaupt).
Aber eine witzige Idee. Ich hab auch noch einen Stapel an Filmen abzuarbeiten. Vielleicht lege ich mal auch solche eine Übersicht an :D
Interessante Entwicklung. Komplizierte Rechtslage, die eine Veröffentlichung per Stream im Moment unmöglich macht. Ich finde es in diesem Zusammenhang immer etwas befremdlich, wie einfach es sich bestimmte Filmgucker machen. Wenn alles nur immer so einfach wäre. Da stecken aber gerade bei so großen Produktionen doch zeimliche viele Parteien, Personen und eben Interessenslagen dahinter. Sicherlich: Dies ist hier nochmal eine besondere Situation, die es so noch nie gab. Aber die Forderung, "einfach" mal die verschobenen Kinostarts ins Reich der Streams zu verschieben, wird nur den wenigsten dabei gerecht. Geht solch ein Schritt doch so gut wie immer mit massiven Einbußen einher.
Zum Film: Mein erster Gedanke war: "Gut, dass ich den Film bereits im Kino sehen konnte." Dann stiegt jedoch auch die Erinnerung mit ein. So toll fand ich den Film dann leider nicht. Eines muss man dem Thriller aber wirklich lassen: Er ist unglaublich spannend. Leider geht die zweite Hälfte in eine Richtung, die für mich mehr Horror entspricht. Einem Horror der sadistischen Art: Psychopathische Mörder, die einfach schockartig zuschlagen oder schiessen. Mit meiner ablehnenden Haltung dem gegenüber stehe ich wohl sicherlich wie so oft etwas alleine, aber ich würde "Time to Hunt" nicht unbedingt empfehlen, auch wenn Choi Woo-shik mit dabei ist. Andererseits: Genrefans werden den Film sicherlich lieben!
Zwanzig Jahre nachdem zwei Menschen auf einem Feld in der Nähe der deutsch-polnischen Grenze erschossen wurden, angeblich ein Jagdunfall, blicken Regisseur Philip Scheffner und Co-Drehbuchschreiberin und Produzentin Merle Kröger in "Revision" auf eine Strafttat zurück, die beklemmende Fragen aufwirft. Der Film ist dabei allerdings mehr als nur eine Dokumentation der tatsächlichen Geschehnisse, deren Klärung seitens der Behörden nie wirklich erfolgte und heute kaum noch abschließend möglich erscheint. Es gab zwar Jahre später ohne Wissen und Beteiligung der Angehörigen der rumänisch-stämmigen Opfer eine Gerichtsverhandlung, allerdings ohne Verurteilung der Täter. Zeitweise sollte der Fall sogar komplett eingestellt werden. Philip Scheffner nähert sich dem Thema auf sehr eigene, aber sehr aufwühlende und dichte Art und Weise. Er stellt ein Kaleidoskop aus Gesprächen mit Zeugen, Behördenmitarbeitern und Angehörigen sowie Akten und Landschaftsbildern zusammen, und stellt zudem die Vorkommnisse mit anderen Geschehnissen der Zeit in Konstellation, sodass über den eigentlichen Fall hinaus noch deutlich mehr Fragen über Deutschland und ein gesellschaftliches Miteinander in Europa aufwirft. Eine gewählte Technik von Scheffner, seinen Interviewpartnern ihren eigenen, aufgezeichneten Aussagen vorzuspielen, gibt diesen die Möglichkeit zur Ergänzungen oder Revision. Ein Überdenken der Tatsachen ist 20 Jahren später mehr als überfällig.