The_Comedian - Kommentare

Alle Kommentare von The_Comedian

  • 7 .5

    ´Midnight Run´ ist wohl eine der Vorzeige-Buddy-Actionkomödien des Hollywood-Kinos. Witzig, rasant und schauspielerisch dem Genre überdrüssig geartet, zeigt sich die Gabe des auch für `Beverly Hills Cop´ verantwortlichen Regisseurs. Das vielseits bekannte Rezept vom ungleichen Duo und die schablonenhafte Umsetzung des Roadmovie mit verschiedenen Interessengruppen schmeckt zwar heutzutage ausgelutscht, wurde aber vor mehr als zwanzig Jahren spannend und tough gestaltet.

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    • 7 .5

      Düster und von einer psychedelischen Melancholie setzt sich `No Country For Old Men´ mit menschlicher Gier und deren Preis, dem direkten und erbarmungslosen Kampf mit dem Tod auseinander, stoisch und manisch-fokussiert als dessen verlängerter Arm vorgetragen von Javier Bardem. Ob das gleich einen Oskar wert gewesen ist, wage ich zu bezweifeln, genauso wie selbige Auszeichnung für den besten Film, da sich mir die innovative Vormachtstellung, die von ihm ausgehen soll, nicht erschließt. Mit stellenweise vermeidbaren Längen versehen, funktioniert die zu sehr gewollte Kontradynamik mit den Gegenspielern Ruhe und Gewaltausbruch lediglich im Bereich Styling, denn dieses ´Coen-Werk´ wirkt zweifelsohne im Lookout straight, schonungslos brutal und mit einer gewissen Botschaft an die Sünder versehen, welche im Film alle darstellen, bis auf Bardem als Vollstrecker und Jones als Zaungast. Für die Dramaturgie und dadurch letztlich auch die Spannung allerdings erzeugt die ruhige Erzählweise eher auf die Dauer Schläfrigkeit, da alles bereits früh vorhersehbar wirkt. (...die Münzenspiele wurden zu früh ausgespielt, dort zeigte sich die Gleichgültigkeit des Sensenmannes...) Als späten, schonungslosen Abgesang auf US-Westernmythen sollte der Film ebenfalls nicht angesehen werden, da dies bereits häufig früher (und besser) thematisiert wurde, zum Beispiel in Eastwood´s ´Erbarmungslos´. Ein Pluspunkt ergibt sich noch für den ´Coen-typischen´ schwarzen Humor, nicht unfreiwillig, sondern stets pointiert gesetzt und bösartig-blutrünstig präsentiert.
      ´No Country For Old Men´ sollte als sehenswert, jedoch streitbar-polarisierend durch schwierigen Zugang aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen und Erwartungshaltungen angesehen werden, wodurch er letztlich, allen voran durch die Academy, zu früh, also vorschnell überbewertet wurde.

      • 2

        Ärgerlich! Dieses Wort trifft den Nagel auf den Kopf. Mein Interesse an Musicals und mein (heimlicher) ABBA-Fetisch ließen mich nicht abschalten, trotz brutal-nervigem ´Wer-mit-wem-Kitsch´ a la ´Traumschiff´, mit teils gestandenen Schauspielern, welche sich zum Affen machen. Dann doch lieber das Musical, mit echtem Tanz, echtem Gesang und echten Gefühlen. Für diese seelenlose, pseudo-fröhliche Clip-Show, trotz tollen Songs der größten Pop-Band aller Zeiten, kann man vom cineastischen Standpunkt ausgehend eigentlich kaum Verständnis haben.

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        • 7 .5

          Eines sei von vorne herein festzustellen: Nick Cage liefert hier die beste Leistung seiner Karriere ab! Wenn sein bisheriges Schaffen nah an Wahnsinn und Zerrissenheit angesiedelt war, funktionierte dieser Mann bisher sowieso am Besten, siehe ´Face Off´ (...partial böse & wahnsinnig) , ´Leaving Las Vegas´ (...zerissen) oder auch ´Bringing Out The Dead´ (...partial zerissen & wahnsinnig). Sicherlich wirkten auch die (Action) Heldenrollen wie z.B. in ´The Rock´, sein ganzes Können zeigt sich allerdings nur im Zusammenhang mit o.a. Attributen.
          Auf die Spitze dessen treibt es ´Bad Lieutenant`, der Film lebt von und ist unabdingbar angewiesen auf Cage´s Spiel, gleich verhielt es sich beim `92er Original mit dem großen Harvey Keitel. Im Remake schleppt sich der `böse Cop´ rotzend, fluchend, rauchend, drohend und vögelnd durch Werner Herzog´s erfrischend-andersartigen, dunklen und dreckig-psychedelischen Bullen-Krimi mit Film-Noir-Flair, dass es ein Genuß ist. Abzüge bringen leider zum Einen Eva Mendes, welche als drogenabhängige Nutte zu oberflächlich und glatt wirkt, zum Anderen Xzibit, der an Boshaftigkeit und psychologischer Tiefe keinen adäquaten Gegenpart zum famosen Nicholas Cage bildet.

          ACHTUNG: SPOILER!!!

          Außerdem hätte sich eine deutlichere Anti-Haltung zum (Quasi) Happy-End besser als Finale geeignet.

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          • 8 .5

            Durch ein abgetrenntes, menschliches Ohr gelangt der Zuschauer, wie durch ein Portal geführt, von bewusst übertrieben-inszenierter Kulisse der humanen Reinheit in die Welt des Schmutzes und der niederen, düsteren und teils abartigen Gefühle der Menschen. Kyle McLachlan´s Charakter fungiert dabei als Mittler zwischen diesen Welten, denn er funktioniert in beiden. Die Kontraste bilden Laura Dern als prinzessinnen-hafte, personifizierte Unschuld und Güte und Dennis Hopper, welcher nach überstandenem Alkohol,-und Drogenentzug die ihm von David Lynch gebotene Comeback-Chance ergriff und die von perversen Gelüsten getriebene sowie von wahnsinniger, stets rezidivierender Raserei unter wer weiß was für dämonischen, ständig mitgeführten Gasen fremdgesteuerte Bestie Mensch in Perfektion darbietet. Isabella Rosselini wird die Opferrolle zuteil, ihr labiler Filmcharakter schwankt sowohl geistig als auch körperlich zwischen Gut und Böse.
            Regisseur Lynch wollte eigentlich Maler werden, sein durch kluge Kameraarbeit und durchweg gelungene ´Film Noir-Elemente´ optimiertes Schaffen in ´Blue Velvet´ mutet häufig als düsteres, bewegtes Gemälde an, die Detailverliebtheit und sein Hang zu einem perfekt-passenden Score tragen zusätzlich dazu bei, daß dieser Film nicht nur als modernes Märchen, indem das Gute wie zu allen Zeiten (fast) dem Bösen verfällt, sondern auch als Lynch´s zugänglicherer, weil schonungslos-offener, Streifen gelten sollte.

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            • 7 .5

              ´Stichtag´ ! - Oder auch `Der Fluch von Hangover´ ! Die allgemeine ´Sell-Out-Diskussion´ scheint reichlich überzogen, denn (be)wertet man den Film unvoreingenommen, zeigt sich ein skurril-komisches Roadmovie mit einem ungleichen, sich schauspielerisch durch perfektes Call-and-Response ergänzenden Männer-Duo, daß stellenweise an das große ´Ticket für Zwei´, damals im Zwiespalt: Steve Martin und John Candy, erinnert. Zach Galifianakis wäre allerdings gut beraten, seine Rollenauswahl in Zukunft durch vorsichtige aber wahrnehmbare Veränderung neu zu gestalten, um der Schublade zu entkommen, die sich zur Zeit einladend für ihn öffnet. Das Zeug dazu hat er allemal, siehe die im Film gelungene ´Brando-Adaption´, köstlich-avantgardistisch improvisiert, neben einem Meister der Improvisation: Robert Downey Jr., der die Bühne in ´Stichtag´ größtenteils aber eher Zach Galifianakis überläßt. Durch diese womöglich bewusste Zurücknahme funktioniert die Kombination allerdings erst richtig prächtig, sodaß eine zu krasse Überzeichnung der Geschichte ausbleibt und der Film seine ruhige Grundsympathie neben pointiert gesetzten Chaos-Einlagen bewahrt. Insgesamt ist `Stichtag´ eine erfrischende, überaus sehenswerte Komödie und hat die ´Hangover´- Last auf den Schultern nicht verdient.

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              • 8
                über Ronin

                Die Zusammenfassung der Beschreibung für John Frankenheimer´s ´Ronin´ in nur einem Wort kann lediglich ´undurchsichtig´ lauten, denn nahezu alles bleibt lange oder gänzlich im Verborgenen. Die Spannung und der dramaturgische Aufbau leben alternativlos und einzig von diesem Umstand, das Spiel der großartigen Schauspielerriege verhilft dem Film nochmals zur Aufwertung, ebenso das ´Action-Handwerk alter Schule´, vorallem die atemberaubenden Verfolgungsjagdszenen. Die Absicht des Regisseurs, den Zuschauer in das Milieu von ´Ronin´ nur phasen,- und ansatzweise immer mal wieder hineinschnuppern zu lassen, wurde glaubhaft umgesetzt, sogar letztlich definiert. Die gelungene Definition dieser geheimnisvollen Welt mutet dabei paradox an, weil eben nichts definiert oder erklärt wird, also eine Definition per Nicht-Definition. Die undurchschaubaren Charaktere wissen dabei selbst nicht, was oder warum etwas geschieht, so entwickelt sich auch die Geschichte spontan und verwirrend. Das Ende der Geheimniskrämerei macht dann ohne Wenn und Aber Sinn, denn es beschließt die Definition, was der vorangegangene Wortstamm verraten könnte, und es zeigt sich final auch die Tatsache, daß der Inhalt des Koffers völlig nichtig und unerheblich ist. Hätte man gesehen oder wäre explizit gezeigt worden, was drin steckt, hätte man ´Ronin´ seines Statements beraubt und die positive Beurteilung wäre in´s negativ-Bodenlose gefallen.

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                • 8

                  Das fundamental Besondere an Stevenson´s ´Mary Poppins´ ist die Zeitlosigkeit des Themas, welches da lautet: Geistiges Bewahren der Kindheit! Walt Disney´s Meisterwerk lieferte mit diesem Film das archetypische Plädoyer. Figuren mit hohem Wiedererkennungswert treffen auf unvergessliche Melodien, vergangene, jetzige und wohl auch kommende Generationen werden vereint durch Musik, Farben, Choreographien, Gags, Gesellschaftskritik und Spaß, zusammengefasst mit einem Wort:

                  superkalifragilistigexpialigetisch!

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                  • 10
                    The_Comedian 14.12.2010, 22:40 Geändert 22.02.2015, 12:46

                    Johnny Depp lebte einige Zeit auf der Farm von Hunter S. Thompson, dem revolutionären Vertreter des Gonzo-Journalismus, jener Form von Berichterstattung, welche es dem Verfasser erlaubt, seine Ausführungen lediglich auf ungeordnete Spontan-Notizen zu einem beliebigen Thema zu stützen.

                    Diese unkonventionelle und rein intuitive Methode gipfelte in Thompson´s Reise nach Las Vegas zu einem Motorsport-Wüstenrennen, begleitet wurde der Journalist dabei von seinem Freund und Anwalt.

                    Die filmische Umsetzung entdeckte der ehemalige Comedian der legendären ´Monthy Python-Truppe´ aus Großbritannien, Terry Gilliam, für sich, sein virtuos-wahnwitziger und schonungslos-amoralischer Stil sucht bis heute seinesgleichen, denn ´Fear And Loathing In Las Vegas´ geriet zum Tritt in die Fresse des amerikanischen Traums oder besser seiner ewigen Illusion, sowie zu einem Streifen FÜR und GEGEN Drogenkonsum, denn die fatalistische Überzeichnung des Themas spielt exakt auf die verklärt-romantische Zeit der sogenannten ´68er-Generation´ an, theoretisch traumhaft, jedoch praktisch nicht umsetzbar.

                    Genau diesem Traum jagen Journalist Raoul Duke und sein Anwalt Dr. Gonzo hinterher, dieser Ära bereits längst voraus. Der chaotische Reportage-Stil in Verbindung mit wilden Drogen-Exzessen gräbt sich in Story, Handlungsverlauf und sogar den einzigartigen Score.

                    Das Rennen in der Wüste gerät zur nichtigen Nebensache, die krude-anmutende, musikalische ´Bastard-Mischung´ aus unsterblichen Sixties-Songs und experimentiellem Wahnsinn zieht den Zuschauer mit in den verstörenden wie amüsanten Trip der beiden Hauptprotagonisten.

                    Schließlich steht gegen Ende des Films dessen finale Erkenntnis:

                    ´´ ... als die Welle zurückschwappte - und schließlich brach... ´´

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                    • 10

                      ´The Quiet Earth´: Leise aber eindringlich, permanente Bedrohlichkeit im Downtempo, starke Akteure mit herausragendem Hauptdarsteller, dezente Hollywood-Untauglichkeit im positiven Sinne, Tragik vs. Komik par excellance, Durchleben ALLER Gefühlswelten zu denen der Mensch fähig ist: Reue, Scham, Angst, Neid, Größenwahn, Paranoia, Gottesfurcht,-und anmaßung, Spaß, (Selbst)hass, Idiotie, Katatonie, Selbstaufgabe - und vorallem: DIE ultimative Liebe - Dies alles in ungefilterter Reinform! Dazu: kontinuirlich steigernde Spannung, viel persönlicher Freiraum für individuelle Interpretationen und beeindruckende Bild,- und Tonarbeit sowie ein überraschendes Ende, welches einen etwas ratlos zurückläßt und dies auch soll und muß!
                      ´The Quiet Earth´: Neugierig geworden?

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                      • 5 .5

                        `Four Christmases` zeigt differenzierenden ´Family-X-Mas-Terror´, wobei sich der meist nervige Kitschfaktor in Grenzen hält und die Gags pointiert gesetzt sind. Somit bleibt einem das Prinzip: ´Ein schlechter Kalauer jagt sekündlich den Nächsten` erspart, dies läßt Raum für gezielt Sentimentales, vorallem zwischen den gut aufgelegten Witherspoon und Vaughn, beide mehrfach erprobt in solchen Filmen.

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                        • 6

                          ´Grandma´s Boy´ ist der beste Mel Gibson-Film seit den Achtziger Jahren! Der Hollywood-Tausendsassa aus Down Under sieht auch wieder aus wie damals zu ´Lethal Weapon´- Zeiten, nur eben bekifft, seine typische Mimik und Gestik ist und bleibt aber unverkennbar! Auch wenn er diesen Film unter falschem Namen gedreht hat, sorry, die Täuschung ist mißglückt! Es ist einfach genial, sich nach ernsten und völlig überambitionierten Projekten, von Buschmenschen bis Jesus Christus, inkognito in einer herrlich-bescheuerten, teils witzigen ( gleichzeitiger Konsum könnte als Aufwertung dienen!) , letztlich aber belanglosen Komödie zu verstecken und zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr verkrampft-lustig oder nervig-patriotisch zu wirken. Also, lieber Mel Gibson, gefallener Held vergangener, glorreicher Zeiten: Mach´ weiter so, zieh dich selbst aus dem Sumpf von Peinlich,-und Belanglosigkeit! Meinetwegen auch mit solchen soliden Kiffer-Zocker-Streifen!

                          Ach, leider alles zu schön, um wahr zu sein...! ;-)

                          • 9

                            Die Academy hätte Martin Scorsese für ´Shutter Island´ den Oskar verleihen sollen, nicht für ´Departed´! Getreu dem Motto: ´Dem müssen wir jetzt Einen geben, der hätte schon längst Einen verdient!´ zeichnete die altehrwürdige Institution das völlig überbewertete, krampfhaft auf Epos getrimmte, gewöhnliche ´Gangster-vs.-Cop-Filmchen´ aus, anstatt noch ein Weilchen zu warten, auf so viel Subtiles, Hintergründiges, Beklemmendes und Düsteres wie in ´Shutter Island´!

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                            • 7 .5

                              ´Rattennest´ funktioniert als düsterer Film-Noir prächtig, wenn man die Zeit berücksichtigt in welcher er gedreht wurde. Sicherlich passen gewisse Denk,- und Handlungsweisen nicht mehr in die heutige Zeit, am differenziertesten fällt das gesellschaftliche Bild von Mann und Frau auf. Wünschenswert wäre also eine heutige Mickey Spillane-Verfilmung, angebracht umgesetzt vielleicht im ´Sin City-Korsett`, meinetwegen auch mit den Nutten aus Oldtown...

                              • 5

                                Dieser Kommentar steht stellvertretend für alle von mir gesehenen JCVD-Filme der Marke sinnfreier Action-Trash. Die Bewertungen bewegen sich allesamt im unteren Durchschnittsbereich, einen tieferen Absturz verhindert meistens der Nostalgiebonus aufgrund durch diverse Privatsender fest-zementierter Jugenderinnerungen, was übrigens auch auf Seagal-Filme, Norris-Filme und Dudikoff-Filme zutrifft. Getreu dem Motto, man weiß, was man bekommt - und kriegt es auch, fällt eine objektive und differenzierte Kritik dieser Filme schwer, zumal es sich fast immer um das selbe Story-Grundgerüst mit diversen Variablen, wie Handlungsorte und Rollenhintergründe handelt. Somit sind und bleiben diese austauschbaren Action-Schablonen anspruchslose TV-Unterhaltung zur flimmendern Berieselung, welche weder weh noch gut tun. Bin in diesem Zusammenhang gespannt auf van Damme´s angeblich bemerkenswert tiefblickende Selbstabrechnung ´JCVD´. Dieser Film wäre also dementsprechend auf andere ´Schablonen der Vergangenheit´übertragbar...

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                                • 5 .5

                                  `Last Man Standing´ letztlich doch zumindest über die 5er Hürde zu manövrieren, gelang lediglich durch meine Vorliebe für die Akteure Willis und Walken, welche hier allerdings auch weit unter ihren Möglichkeiten bleiben. Solide Action trifft auf nebensächliche Story, vorallem weil diese schon in Sergio Leone´s meisterhaftem ´Für Eine Handvoll Dollar´ ihre nahezu perfekte Umsetzung fand. Walter Hill passen Leone´s zu große Schuhe demnach nicht, darüberhinaus findet Akira Kurosawa´s Original `Yojimbo´von 1961 in diesem Kommentar noch nicht mal Erwähnung. Somit war der zweite Aufguß bereits einer zuviel und einen weiteren sollte es niemals geben.

                                  • 9

                                    ´Adams Äpfel´ bedient reihenweise Klischees und widerlegt sie zugleich auf unprätentiöse Art und Weise. Wer in dem Film ein gefühlvolles Drama sieht, dem stockt aufgrund des bitterbösen, schwarzen Humors der Atem, wer sich in einer bissigen Tragikomödie wähnt, den überrascht der kitschfreie Tiefgang mit Botschaft und die hohe Authenzität. Dosierte Gewalt trifft auf ehrliche Melancholie, die Kluft zwischen teils fanatischer Gottesfurcht und Realitätsentfremdung wird am Beispiel von Mads Mikkelsen´s Rolle hervorragend ausgearbeitet. Es ist zudem erstaunlich, daß ausgerechnet häufig von der Gesellschaft geächtete und verabscheute Menschen, wie Räuber, Alkoholiker und Vergewaltiger, hier Sympathien wecken, da sie weder fallengelassen noch gutmenschlich glorifiziert werden, nein, ein gemeinsamer Lebensentwurf wird teils behutsam, teils energisch vorangetrieben, sodaß alle mit einem positiven Outcome zu rechnen haben, ohne die eigene Vergangenheit leugnen zu müssen. Die Rollen von Therapeut und Patient sind dabei keineswegs festgelegt, erstaunlich, dass dem `guten Pfarrer´ erst das Böse zur Selbsterkenntnis gereicht, in Form seines Dieners, einem Neo-Nazi. Wobei wir zum Kern der Aussagekraft des Filmes gelangen, nämlich dem ewigen Kampf Gut gegen Böse und den in der heutigen Zeit unerläßlichen Arrangements dieser uralten Gegner, weil das Eine ohne das Andere nicht existent ist, so ist die Welt - und ihr Gleichgewicht. Die einzigartige Darstellung dieser schwierigen Balance obliegt seit Jahren den skandinavischen Filmemachern, sei es in harten Krimis und Thrillern mit kontroversem Humor oder in tragi-komischen Stoffen mit klischeefreier Note. Letzteres trifft bei ´Adams Äpfel´ins Schwarze, Regisseur Anders Thomas Jensen gelang ein kluger und seinesgleichen suchender Film über das Schicksal - und was man daraus macht.

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                                    • 8

                                      `Leon - Der Profi´ darf als ausgezeichnete Arbeit Luc Besson´s genannt werden, eine Aufwertung meinerseits nach dem zweitmaligen Genuß erfolgte wie bereits in meiner ´Nikita´- Kritik vorhergesagt. Ich vertrete jedoch weiterhin die Meinung, Besson habe bereits mit `Nikita´ sein Meisterwerk abgeliefert. Die Schnittmengen beider Filme machen die zwei Ausnahmewerke zweifelsohne zu Meisterwerken, hier seien die bereits erwähnte Balance zwischen Gefühl und Gewalt, der außergewöhnliche Cast (bei ´Leon´ hervorzuheben: Gary Oldman - Egomanie mit kolikartigen, gewissenslosen Gewaltausbrüchen - spielt alle an die Wand!) und die `Besson-eigene` Ästhetik zu nennen. Die größte Gemeinsamkeit liegt in der Wandlung der Charaktere: Nikita mutiert vom ´Saulus´zum ´Paulus´, was bleibt, ist das Töten. Leon wird erst durch Mathilda zum ´wirklichen´ Menschen, hier wird die Verteilung im Gegensatz zu `Nikita´ noch ´ad absurdum´geführt, denn Mathilda ist eigentlich die Erwachsene und erzieht Leon, das Kind. Als Gegenleistung erfolgt die nie erfahrene, familiäre Bindung, die schlichte und pure Liebe. Was bleibt, ist das Töten...
                                      Mir persönlich fehlt bei ´Leon´ die treibende Dynamik der Handlung samt passender, musikalischer Untermalung, also schlichtweg die Attribute des temporeicheren Vorgängers `Nikita´. Trotzdem ist und bleibt ´der Profi´ ein cineastischer Hochgenuß.

                                      • 4

                                        Christopher Nolan sei Dank! Er befreite den dunklen Ritter mit seinen der Vorlage angemessenen und der heutigen Realität angepassten Interpretationen von dessen grell-bunter ´Disko-Phase´, welche mit ´Forever´ begann und glücklicherweise lediglich mit einer `Quasi-Fortsetzung´ bedacht wurde. Joel Schumacher verlor nicht nur das Gespür für den Charakter ´Batman´, er trat auch die Tim Burton-Originale, düstere, opulente Märchen, mit Füßen. War ´Batman hält die Welt in Atem´ aus den Sechzigern noch liebenswerter Trash, gerieten die hektisch auf spektakulären Hollywood-Kommerz getriebenen Blockbuster zur ´Tour de Farce´des Themas. Obwohl ´Batman & Robin´ als negativer Gipfel bezeichnet werden sollte, denn ´Batman Forever´ wartet noch mit Lichtblicken auf, allen voran die Bösewichte Jones und Carrey wissen zu gefallen, und, gepresst in ihr überzeichnetes Konzept, mit ihren Qualitäten zu überzeugen, was man später dem heutigen Gouverneur von Kalifornien nicht bescheinigen konnte. Aber wie gesagt, die Diskozeit gehört der Vergangenheit an, man darf sich getrost auf den dritten ´Nolan-Flattermann´ freuen.

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                                        • 9
                                          über Nikita

                                          Ein etwas anderes Resozialisierungskonzept wird hier in Luc Besson´s Action-Reißer vorstellig, welches die für einen solchen Film außergewöhnlich komplex gestaltete Handlung unterstreicht, ohne ´Nikita´ zu verkopft wirken zu lassen. Im Gedächtnis bleibt die kalte, vor natürlicher Coolness strotzende Ästhetik mit treibendem, pumpendem Score. Dies konnte das Remake `Codename: Nina´ nicht mehr ausstrahlen, obgleich es doch als gelungen bezeichnet werden kann. `Nikita´darf getrost als Meisterwerk des französischen Zelluloidkünstlers genannt werden, gewinnt es doch aus meiner Sicht das Duell mit dem allseits gefeierten, gar gehypeten ´Leon - Der Profi´. Jedoch dürfte die Aufwertung, welche ´Nikita´ nach zweitmaligem Schauen erfuhr, auch ´Leon´ demnächst zuteil werden. Läßt man sich in jüngeren Jahren lediglich von rasanter Bilderflut eines Actionthrillers beeindrucken, gewinnt man doch später dem selten offensichtlichen künstlerischen und damit anspruchsvollerem Aspekt solcher Filme etwas ab und lernt so die feinen Niancen dieser Abstimmung zwischen gefühlvoller Kunst und brutaler Härte zu schätzen. Viele Regisseure scheiterten an diesem schmalen Grad, Luc Besson setzte Anfang der 90er Jahre eine Marke, die bis heute seinesgleichen sucht.

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                                          • 7

                                            Das San Fernando Valley bietet mit seiner mitunter spröden aber auch ansprechend-vielfältigen Natur die Kulisse für David Jacobson´s sehr eigenen und unkonventionellen Genre-Mix fernab maßregelnder und dadurch oft stupide und einfallslos wirkender Hollywood-Maschinerie. Der ´San Fernando Cowboy´ (so auch der alternative Titel, womöglich zur TV-Vermarktung und besseren Identdifikation mit dem Hauptcharakter gewählt) platzt in die eingeengte und stereotype Familienwelt zweier Teenager, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sowohl untereinander als auch in Bezug auf den sonderbaren Fremden. Wo sich auf der einen Seite zarte Bande aus jugendlicher Schwärmerei knüpft, spielen im anderen Falle Dinge wie Vaterersatz und der Aufbau von Selbstvertrauen,- und bewusstsein eine große Rolle. Edward Norton dürfte die Charakterzeichnung des poetischen Vagabunden mit Hang zu Freiheit und Natur auf der einen und die hoffnungslos auf Neuanfang getrimmte paranoide und schleichend- zunehmend gefährliche Seite des Anti-Helden am Herzen gelegen haben, hier vermisse ich allerdings die letzte Konsequenz, diese spannende Figur auch final auszumalen, sodaß die Sympathieverteilung des Publikums genauer hätte ausfallen können. Oder sollte dies etwa beabsichtigt sein, alles letztlich zugeschnitten auf die nachdenklich stimmende Schlußsequenz? Jedenfalls, ohne jetzt spoilern zu wollen, würde dies auch die undurchsichtige weil ungenaue Definition der Vater-Rolle von David Morse erklären, wo der geneigte Zuschauer ebenfalls fast über die gesamte Filmlänge zwischen Sympathie und Antipathie schwanken dürfte. Gegenseitige Toleranz in einer heutigen Welt aus Rücksichtslosigkeit und Ellenbogen-Mentalität möchte geradezu als Fazit herhalten, wirkt ebendies jedoch stellenweise zu bemüht, auch weil sämtliche Bereiche von `Down In The Valley´, nämlich Romantik, Drama, Thriller, Erwachsenwerden usw. nur angekratzt statt sinnvoll ausgereizt werden. Trotzdem entstehen sogar noch eigentlich vermeidbare Längen obwohl der Film die passende Spieldauer aufweist. Der Spannungsbogen wird nahezu ausschließlich durch die Dualität von Morse und Norton bestimmt, mit den Kindern als flirrenden Fixpunkten. Das Ensemble spielt hingegen durch die Bank sehr überzeugend, der Score aus Country, Bluegrass u.ä. ist stilvoll und passend arrangiert. Als Neo-Western gesehen, mit gelungenen Zitaten und Anspielungen für Hollywood-Experten gespickt, ist diese Low-Budget-Produktion unter Beteiligung von Edward Norton als nüchterner Abgesang auf die goldene Wildwest-Helden-Ära anzusehen, welche erbarmungslos von der Realität aufgefressen wird. Wie gesagt: Überall noch vorsichtig eine Schippe drauf, ohne den Independent-Charakter des Filmes zu (zer)stören, wäre hier vielleicht der ganz große Wurf gelungen, so bleibt ´Down In The Valley - San Fernando Cowboy´ ein überaus sehenswertes Stück leises Understatement-Kino.

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                                            • 6 .5

                                              Dieser Kommentar bezieht sich ausschließlich auf die Rolle des Profikillers in ´ Red Rock West´ und ist als kurze, spontan-emotionale Huldigung zu verstehen, im ewigen Gedenken an gleich zwei große Persönlichkeiten ihres Fachs, die für immer von uns gegangen sind, unterschiedlich in ihrer Kunst, jedoch, ich denke beabsichtigt, geeint im Charakter des ´bösen Cowboys´ Lyle aus Texas. Gespielt wird dieser Killer von Leinwandlegende Dennis Hopper, der gewohnt lakonisch-diabolisch und mit diesem gefährlich-charmanten Charme eiskalte Berechnung und Erbarmungslosigkeit zelebriert, wie nur er es vermag. Sein Auftritt als freundliche Mitfahrgelegenheit für Nick Cage entpuppt sich als verkappte Hommage an den unvergessenen Johnny Cash, sein Anzug allein spricht Bände, man erlebt tatsächlich den ´Man In Black´, mutiert zur professinonellen, menschenfeindlichen Exekutive und Hopper-Paraderolle! Toll, wenn unbeabsichtigt, grandios, wenn gewollt!... und im Autoradio des pechschwarzen Buick läuft ´The Man In Reno´.... R.I.P., tough guys...

                                              • 0

                                                Generell läßt sich sagen, daß es nicht förderlich für eine positive Bewertung eines Filmes ist, wenn der Zuschauer wiederholt einnickt. Speziell läßt sich sagen, daß der negative Effekt noch stärker wirkt, wenn es sich um einen Horrorfilm, noch dazu um ein weiteres, unsägliches Remake, handelt. Das Resultat bleibt von diesen Relevanzen unberührt, es handelt sich um früh,- und vorzeitiges Abschalten, nicht nur geistiger, sondern technischer Art und Weise. Der Hauptgrund für diese Reaktion besteht darin, daß man nach über einer Stunde gähnender Langeweile, trotz namhafter Akteure wie Pete Postlewhaite und Tim Roth, das Ende derart selbstüberzeugend erahnt und dadurch herbeisehnt und diese offensichtliche Zeitverschwendung nicht weiter hinnehmen kann. Sogar das Interesse am vielleicht besseren Original wird dadurch zunichte gemacht und so gelangt der Cursor zielstrebig zum Totenkopf, der Streifen versinkt für immer im dunklen Wasser.

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                                                • 9
                                                  über Stay

                                                  ACHTUNG: DIESER BEITRAG KANN SPOILER ENTHALTEN!

                                                  Marc Forster´s ´Stay´ ist die beeindruckende Darstellung einer Vorstellung von Kopfkino im Todeskampf. Da Tod und Nahtod rein beruflich zu meinem Beschäftigungs,- und dadurch zwangsläufig auch Interessenfeld gehören, ist meine Bewertung,zugegebenermaßen erst am Ende des Films, nochmals in die Höhe geschossen. Nochmals, weil das seinesgleichensuchende Artwork, die (wirklich) oskarreife Kameraführung, phänomenale, teils illusorische Licht,- und Schattenspiele samt wohl dosierten Effekten sowie vorallem selten bis nie gesehene Schmankerl (z.B. Szenenwechsel durch Luftballon, Unfallhergang aus Betroffenenperspektive, etc.) diesen modernen Film Noir zu einem herausragenden Ereignis machen. Als Sahnehäubchen seien die (scheinbar) belanglosen, kleinen Details genannt, allen voran Ewan´s zu kurze Hosen! Mal ehrlich: Wem rutschen nicht in der Hocke die Hosenbeine hoch? ;-) Ein Kunstwerk braucht die individuelle Signatur des Künstlers. Dies ist Forster mit ´Stay´gelungen, die Aufnahme in die Liga von Lynch oder Nolan ist geglückt. Der Film eröffnet mir persönlich einiges, nämlich ein noch intensiveres Befassen mit diesem Genre: Die zweite Chance für ´Mulholland Drive´, einen (vielleicht) intensiveren Bezug zu ´Memento´, die nun noch immens gesteigerte Vorfreude auf ´Donnie Darko´ und, daß ich vielleicht endlich meinen Frieden mit ´Lost Highway´ mache, welcher mich immer noch nach Jahren quält und spaltet, zumal ich auf das Foren-Sezieren gänzlich verzichte und dies auch weiterhin in Bezug auf solche Filme tun werde. Dieser Kommentar erfolgte dementsprechend ohne multimediales Vorwissen, einzig habe ich mich nach dem gemeinsamen Genuß dieses Meisterwerkes mit meiner Freundin kurz ausgetauscht und lediglich einen spoilerfreien, witzigen und tollen Kommentar gelesen, von einem Mann, der meine cineastischen Marotten bestens kennt und mir auch nicht böse ist, wenn ich bei meinem Beitrag auf jegliche, bewusst gestreute Absätze verzichtet habe, um den Text länger erscheinen zu lassen. ;-)

                                                  • 7 .5
                                                    über Narc

                                                    ´Narc´ ´s Grundgerüst nährt auf einem trockenen Boden aus brutaler Härte und nüchternem Cop-Drama, übertriebenes Pathos sucht man glücklicherweise vergebens. Die Würze bestimmen das glaubwürdige Zusammenspiel von Jason Patric und Ray Liotta als (scheinbar) böser und sehr böser Bulle und der ´Neo-Film-Noir-Mantel mit sehenswertem Licht,- und Schattenspiel, zwischen welchem ´Narc´schwebt. Der dreckige, gefährliche Strudel aus Sucht, Selbstaufgabe,- und Zerstörung bildet die spürbare Glut, nur schwerlich, oder mit zunehmender Spieldauer gar nicht mehr, abgelöscht durch Familienehre,- und Verantwortung, auch und gerade hier gelungen weil fast gänzlich entglorifiziert. Abgeschmeckt durch wohl dosierte, kompromißlose Action und etwas versalzen durch vereinzelte Längen sowie unnötige Splitscreens und dergleichen, dürfte ´Narc´zu den gut überdurchschnittlichen und absolut sehenswerten Thrillern zählen.

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