TheNumber - Kommentare

Alle Kommentare von TheNumber

  • 8

    Keine Serie, die man einfach bingen kann, dafür ist die Thematik zu hart und die Niedergeschlagenheit zu häufig. Michaela Coel schafft es aber, eine sehr einfühlsame Charakterstudie über eine sexual assault survivor zu erzählen, deren innere mentale Verwirrung und Impulsivität sich auch auf den Zuschauer überträgt. Es wird ganz klar sensibilisiert dafür, was alles zu sexueller Übergriffigkeit zählt, allein deshalb ist die Serie wichtig. Neben der psychologischen Belastung, die aus diesem schrecklichen Ereignis folgt, wird hier auch der langwierige Heilungsprozess eingefangen, der auch nur durch eine wunderbare Freundin wie Terry möglich ist. Es gibt hier und da etwas komische Folgen, mit denen man etwas weniger anfangen kann, dafür reißt das fantastische Finale sehr viel raus. Eine Serie, die ungemütlich ist, authentisch und trotz belastender Thematik ein gutes Gespür für Leichtfüßigkeit und Witz in gewissen Momenten beweist, und trotzdem hat sie mich nicht so 100% emotional mitgerissen, um für mich als herausragende Serie zu gelten. "Dennoch" eine sehr gute, intensive Serie, die zu wenige Leute kennen.

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    • 8 .5

      Ein interessanter Einblick hinter die Kulissen vom FC Bayern. Man sieht einige Halbzeitansprachen und Entscheidungsfindungen in der Chefetage, ansonsten geht es eher darum, die Saison 20/21 nach den großen Titeln und mit Lewandowski Jagd auf Gerd Müllers Rekord zu begleiten. Zwischendurch wird dabei auch natürlich das Vereinsumfeld beleuchtet (Training, medizinische Abteilung, Teammanagerin usw.) und mehr Einblick in die Persönlichkeit und das Leben einzelner Akteure beim FC Bayern gegeben, wie man es auch schon so ähnlich von der Man City kennt. Was diese Serie besonders macht (und damit für mich auch trotz Fanvorlieben etwas interessanter als die BVB-Doku) ist, dass sie darauf Wert legt, den Mythos FC Bayern zu erklären. Das gelingt der Serie tatsächlich ganz gut: Als hartgesottener Fußballfan kennt man zwar das meiste schon irgendwo, aber diese 6 Folgen gingen runter wie Öl, nichts fand ich langweilig, obwohl man die Ereignisse ja vor kurzem erst miterlebt hat. Es gibt sogar ein paar nett gemachte Cliffhanger (v.a. Ende Folge 5, aber auch 3) und generell ist das ganze sowieso sehr hochwertig produziert. Es ist natürlich auch ein Imagefilm, aber mir haben die Einblicke mehr gefallen als dass ich ständig die Augen hätte rollen müssen über irgendwelche selbstdarstellerischen Szenen, dafür war das Fingerspitzengefühl der beiden Regisseure zu gut.
      Die Bayern-Doku ist kein "The Last Dance", aber vielleicht bisher meine liebste Fußball-Doku.

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      • 6 .5
        TheNumber 14.11.2021, 00:02 Geändert 14.11.2021, 10:22

        Nachdem ich Schlimmes erwartet habe, war ich doch positiv überrascht. Red Notice ist ein recht kurzweiliger, unterhaltsamer Heist-Thriller, der nicht ohne Schwächen daherkommt, aber eben auch alles andere als unaushaltbar ist. Die Action ist leider ziemlich zerschnitten, was es schwer macht, den Überblick in den Verfolgungsjagden zu behalten. Einzig die Sequenzen im Gefängnis und in dem "Egg Room" waren cool. Auch die vielen Locations, an denen die Handlung spielt, wechseln teilweise viel zu schnell und sehen auch zu einem großen Teil echt schäbig aus, weil alles Greenscreen ist (Bali, Stierkampf, Dschungel).
        Auch wenn Ryan Reynolds diese Rolle zum x-ten Mal wiederholt, konnte er mir doch ein paar Lacher abgewinnen mit einigen seiner Sprüche. The Rock find ich so glatt und unansprechend wie oft, hat aber immerhin eine ganz okaye Chemie mit Reynolds (wenngleich einige der Neckereien zwischen ihnen bei mir gar nicht gezündet haben); Gal Gadot hat mir sehr gut gefallen als abgezockte, gewiefte Meisterdiebin - sie hat sichtlich Spaß in dieser Hybridrolle aus Toughness und overacteter Süffisanz. Es gibt durchaus einige Logiklöcher, was bei einem Heistfilm leider etwas schwerer ins Gewicht fällt als sonst, aber insgesamt können einige der Wendungen gegen Ende doch noch überraschen, auch wenn man andere 10 Meilen gegen den Wind kommen riecht. Overall etwas über dem Durchschnitts-Netflix-Original-Niveau, würde ich sagen; die 200 Millionen Dollar Budget sieht man trotzdem nicht. Leichte Empfehlung für einen gemütlichen Hirn-Aus-Abend, mehr nicht.

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        • 9

          About Time bietet eine einzigartige Verknüpfung aus Liebesfilm/Rom-Com und Zeitreisefilm. Mit Domhnall Gleeson konnte ich mich voll identifizieren, als er mit seiner Fähigkeit rumprobiert und die Konsequenzen regelmäßig erfahren muss. Rachel McAdams ist hier noch mal charmanter und süßer als in The Notebook und es ist echt schön, die Beziehung der beiden über die Jahre zu verfolgen. Ich fand auch die Vater-Sohn-Beziehung zu Bill Nighy sehr stark, denn sie liefert eine sehr schöne (und teils auch philosophische) Ansätze darüber, wie man sein Leben leben soll; eine Frage, die durch diese Fähigkeit natürlich noch mal wichtiger wird. Der Film hat mich emotional gepackt, deckt fast die ganze Palette ab und ist ein absoluter Feel-Good-Geheimtipp, der intelligent, romantisch und spannend ist. Einer meiner liebsten Liebesfilme.

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          • 7 .5

            Ein Kammerspiel, dessen Schwarzweiß-Optik nicht so ganz einen ersichtlichen Mehrwert liefert, außer artsy zu wirken :D
            Wie für ein Kammerspiel üblich, ist der Film sehr dialoglastig, die aber ziemlich interessant geschrieben sind und eine gute Dramaturgie im Gespräch über viele verschiedene Themen aufbauen. JD Washington und Zendaya machen das auch sehr inbrünstig und überzeugend, der Film porträtiert deren Beziehung als etwas wankelmütig zwischen heftigem Streit über unangesprochene Konflikte zu Versöhnung und kreuz und quer. Auch die Themen in diesem Beziehungsdrama reichen von der Kritikfähigkeit eines Künstlers und der Umgang mit seiner Rezeption über geistiges Eigentum an persönlichen Erfahrungen zu Wertschätzung und Kommunikation in Beziehungen. Für die teils feministische Agenda war da vielleicht etwas viel Male Gaze von der Kamera dabei, aber inhaltlich war der Film durchaus gelungen. Insgesamt mag Malcolm and Marie mitunter kurz mal langatmig wirken, aber ich bin diesem Konfliktgespräch gerne gefolgt.
            Ein Film, der nicht jeden ansprechen oder jedem gefallen wird, aber ich war größtenteils ziemlich interessiert bei der Sache, ohne dass ich jetzt emotional mitgerissen war. Vielleicht eher ein Film, den man als Zuschauer schätzt, als dass man ihn mitfühlt...

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            • 7 .5

              Die Warriors schafft es, eine sehr stickige, dichte Atmosphäre in dieser heißen Sommernacht in NYC zu erschaffen, die von den Gangkonflikten hervorgerufen wird. Wir folgen den Warriors auf ihrer Odyssee durch das chaotische und wirklich gefährlich wirkende New York und lernen dabei verschiedene andere Gangs kennen, die alle ganz cool designed sind, wodurch sich die Welt größer und greifbarer anfühlt. Natürlich ist der Film mit seinem Machismo nicht unbedingt gut gealtert, dennoch sind die reine Story und ihre Entwicklung und die Kämpfe immer noch sehenswert und spannend. Die Charakter sind nur skizziert, allerdings passt das zum Setting. Ein Kultklassiker mit minimaler wie neugierweckender Prämisse, der vielleicht einige Probleme hat, aber immer noch mit unterhaltsamem Plot und Action und seiner dichten Atmosphäre zu unterhalten weiß. Bin froh, dass ich den noch mal im Kino sehen durfte.

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              • 7

                Ein bitterböser Film über fragwürdige Missstände bei unseren Umgang mit unseren Alten. Rosamund Pike spielt (wieder mal, und wieder mal macht sie es sehr stark) eine eiskalte kalkulierende Frau, die sich verschiedener Schlupflöcher bedient, um sich persönlich zu bereichern. Das ist natürlich erst mal so schockierend wie spannend zu beobachten, wie sie schafft, alle auszutricksen. Mir fehlt da ein bisschen die Charakterzeichnung zur Motivation hinter dieser kriminellen Ausbeutung. Irgendwann pisst sie halt die falschen Leute an und Peter Dinklage muss eingreifen, der hier meiner Meinung nach auch etwas verschwendet ist. Die Ereignisse werden dann spannend und unterhaltsam, gerade wenn man den Vergleich zwischen Gangstern und Marla Graysons Methoden hat, und am Ende sogar noch mal richtig verrückt, aber irgendwie hat mich das persönlich und emotional wenig mitgerissen. Dennoch ein kurzweiliger zynischer Sozialsatiren-Thriller, der mich aber etwas zu kalt gelassen hat, vielleicht weil alle Charaktere abstoßend sind.

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                • 6 .5

                  Ich hatte nach dem Trailer richtig Lust auf den Film, erhoffte mir "The Girl on the Train" meets Hitchcocks "Rear Window". Leider wurde ich ein bisschen enttäuscht. Amy Adams ihre agoraphobische Protagonistin, die eine leicht unzuverlässige Erzählerin ist, ganz ordentlich, Wyatt Russell als zwielichtiger Untermieter hat mir ganz gut gefallen. Die Entwicklung der Story ist an sich ganz spannend, wenn auch nicht mind-blowing, aber irgendwie stimmt das Pacing nicht so ganz und gegen Ende fand ich den Film etwas trashig. Trotzdem hatte ich während des Films durchaus Spaß und war teilweise auch angespannt. Durchschnittlicher, okayer Mystery-Psycho-Thriller mit gutem (etwas verschenkten) Cast und einigen Schwächen im Skript und Pacing, der das Ganze final etwas unterwältigend macht.

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                  • 8

                    Ein herrlich sympathischer Coming-of-Age-Film über Selbstfindung, Identitätskonflikte als Immigrant(enkind) und das Verhältnis zu den Eltern. Und das sage ich, ohne dass ich viel mit Bruce Springsteen anfangen kann. Trotzdem sind seine Songs und Botschaften der Katalysator für diese spannend mitzuerlebenden Wandlung von Hauptcharakter Javed. Der Cast ist gut (wenn auch teilweise weniger bekannt), ich mochte Hayley Atwell als Englisch-/Literaturlehrerin (hat mich bisschen an Bill Anderson aus Perks erinnert), und der Soundtrack macht auch Spaß, denn natürlich kenn sogar ich einige der Songs. Das Entlarven der Künstlichkeit von Kategorien und Abrenzungen ist universell, sodass man obviously auch als jemand ohne (diesen speziellen) Migrationshintergrund die Konflikte nachvollziehen kann. Der Konflikt indische/pakistanische Eltern gegen westliche Assimilation ist natürlich dabei nichts Neues, aber das wird hier so leichtfüßig und charmant anhand sympathischer Charaktere umgesetzt, dass man nach diesem Feel-Good-Film mit einem Hochgefühl rausgeht.

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                    • 7 .5

                      Zack Snyder hat es nicht so mit dem Kurzfassen. Ein zweieinhalb-stündiger Zombiefilm? Hm, Zack Snyders Dawn of the Dead war ja eigentlich ganz gut... Mal schauen...
                      Die Prämisse ist ja ganz nett, ähnlich aber auch verdächtig dem koreanischen Peninsula. Das Team um Dave Bautista sorgt jetzt nicht grad dafür, dass man all diesen charismatischen Charakterne verfällt und ihr Schicksal mit Spannung verfolgt. Da ist (und ich glaube nicht, dass das gerade schreibe) Matthias Schweighöfer einer der interessanteren und tatsächlich auch auf seltsame Art und Weise witzigeren Charaktere. Die mutierten Alpha-Zombies sind ne spannende Idee, die für einen Teil des Plots relevant sind und auch als "Endgegner" zum Einsatz kommen. Die Action ist solide und unterhaltsam, die Schleich- ebenso wie Flucht- und Kampfsequenzen. Dafür schaut man den Film ja auch zuletzt. Alles dazwischen funktioniert gut genug, um sich nicht zu langweilen, trotzdem muss man ein bisschen Sitzfleisch mitbringen. Insgesamt ein netter, unterhaltsamer Zombieactioner mit netter Idee, Überlänge und ausbaufähigen Charakteren sowie klassischen Zack-Snyder-Überstilisierungen. Für nen Gehirn-aus-Abend ganz gut geeignet.

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                      • 8

                        Der Film fühlt sich mitunter so komisch wie sein Protagonist an. Pete Davidsons Hängi-Hauptcharakter wird sehr ausführlich (ungewöhnlich ausführlich) eingeführt, um ihn richtig kennenzulernen. Nachdem er mir zunächst ziemlich unsympathisch war, war es die Umstellung bei der Zusammenarbeit mit Bill Burrs Charakter (der seine Rolle übrigens überraschend gut spielt), die den Film emotionalen Aufschwung verleiht. Es geht um die Themen Trauerverarbeitung und Erwachsenwerden und ich mag, wohin sich der Film entwickelt und welche Botschaften er aussendet. Pete Davidson macht seine Sache auch gut und Apatow verleiht dem Film trotz für Coming-of-Age-Verhältnisse immenser Laufzeit von fast 140 Minuten eine gelungene Balance von Humor/Leichtigkeit und emotionaler Aufrichtigkeit. Da merkt man auch, dass Davidson autobiografische Elemente ins Buch und in sein Spiel eingebracht hat. Ein witziger wie trauriger Film, der bei mir etwas Anlaufschwierigkeiten hatte, aber dann emotional ziemlich eingeschlagen hat, vielleicht gerade, wenn man selbst schon mal in einer ähnlichen Situation war.

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                        • 8
                          über Waves

                          Waves ist geprägt von einem emotionalen Auf und Ab, wie es der Titel schon andeutet. Die erste Hälfte fokussiert sich auf Tyler und seine Sportkarriere sowie seinen Vater, der ihn extrem pusht, sehr stark gespielt von Sterling K Brown (wie immer also). Der Film wird ziemlich dramatisch und spitzt sich zur Mitte hin zu und wird dann in der zweiten Hälfte ziemlich anders und ruhiger. Dort er hat er mich persönlich stellenweise nicht mehr so ganz abgeholt und sich dann auch etwas länglich angefühlt, der Film hat aber insgesamt als Gesamtwerk einiges Deepes zu sagen über Familie, Erziehung und Vergebung. Starker Film, der mich angesichts der dramatischen und intensiven Ereignisse nur nicht so ganz erreicht hat, wie ich es mir gewünscht hätte.

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                          • 8

                            Dass das kein cleveres Arthouse-Kino wird, sollte der Titel ja schon verraten. Aber ich mochte die beiden neuen Godzilla-Filme und ich fand Kong: Skull Island sehr spaßig und freute mich nun auf den Clash dieser beiden Titanen. Und den Clash kriegt man hier zur Genüge - in unterschiedlichen Settings, unterschiedlich gut beleuchtet und anders als in Godzilla 2 erkennt man hier auch endlich mal was. Die Hochglanz-Klopperei macht viel Spaß und ist ein richtiges Kino-Spektakel mit guten VFX, die den Impact halbwegs spürbar machen und sich nicht nur wie digitales Plastik anfühlen, und nem ordentlich Cast. Leider kann der nicht so ganz glänzen, weil das Skript wieder mal nicht das Gelbe vom Ei ist und alle Szenen mit den Menschen, v.a. der Strang mit Millie Bobby Brown und Brian Tyree Henry (dessen Verschwörungstheoretiker sehr nervtötend ist), ziemlich doof und ziemlich uninteressant. Es reicht grad noch, um die Szenen zwischen den Kämpfen zu überbrücken und irgendwelche absurden Erklärungen zu liefern. Den Strang mit Rebecca Hall, der Kleinen und Kong fand ich da noch ganz ordentlich.
                            Adam Wingard inszeniert hier einen imposanten Blockbuster, in dem man das kriegt, was man erwartet, und dazu nicht ganz das, was man sich vielleicht darüber hinaus wünschen würde. Echt unterhaltsame und brachiale knappe 2 Stunden, die man sich hier im Kino bespaßen lassen kann.

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                            • 9
                              TheNumber 23.08.2021, 10:53 Geändert 23.08.2021, 11:01

                              Ein krasser Film, den man so schnell nicht mehr vergessen wird. Carey Mulligan ist überragend vielseitig und subtil als Cassie, die sich in Clubs als sturzbetrunken ausgibt und die sogenannten Gentlemen, die sich ja ach so sehr um sie sorgen, als opportunistische Schweine zu entlarven und ihnen eine Lektion zu erteilen. Das macht sie nicht einfach so, sondern das hat eine Vorgeschichte. Die, und das will ich Regisseurin Emerald Fennell besonders hoch anrechnen, wird nur durch sie und die Dialoge und das Weltwissen des Zuschauers so eindringlich erzählt, ohne dass man schlimme Bilder sehen/zeigen muss. Die Geschichte mutet manchmal etwas gewöhnlich und generisch an, überrascht aber immer wieder durch ihre cleveren Wendungen. Cassies innerer Konflikt und ihre Rache für besagte Vorgeschichte erschließen sich dem Zuschauer erst nach und nach, was das Storytelling so gut macht. Das Ende ist deshalb auch überragend. Der Film wirkt extrem authentisch in dem, was alles dargestellt wird an Missständen, ist teils extrem zynisch - als Mann fühlte ich mich nach dem Film noch mal etwas demütiger und als Frau muss der Film wirklich empowering wirken. Stilistisch ist der Film ziemlich schick, mit ein paar tollen und cleveren Einstellungen von Fennell, inklusive eines coolen Soundtracks. Sehr intensiver hochfeministischer Film mit gutem Cast und einer herausragenden Carey Mulligan, der einen aufgrund der heftigen Thematik etwas auslaugt zurücklässt, aber während des Films durchweg spannend und kurzweilig ist. Für mich einer der besten Filme des Jahres, und ein wichtiger Film.

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                              • 7 .5

                                Ich hatte Spaß mit dem Film. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich nur Purge 1 gesehen hab und mich aber jetzt der Trailer mit seinem Konzept angelacht hat. Ich muss anderen Stimmen Recht geben, dass das bis auf die Tatsache, dass die Purge nicht endet, der Film genauso wirkt wie ich mir jeden anderen Purge-Film vorstelle, bloß mit größerem Ausmaß der Gewalt. Ich mochte die Integration der rechten Tendenzen und dass wir drei mexikanischen Immigrant:innen folgen, die ja in der (Post-)Trump-Ära vielen Anfeindungen ausgesetzt sind, und in seinem Subtext das Konzept von einem "purifizierten" Amerika mit einigen guten Script-Entscheidungen in seiner Falschheit und Engstirnigkeit entlarvt. Ich war bei der Action ziemlich angespannt, weil diese Apokalypse bedrohlich wirkt (mit paar guten intensiven Soundtrack-Choices), und ziemlich gut unterhalten. Die Schauspieler kannte ich jetzt nicht bis auf Ana de la Reguera, waren aber solide für den Job.
                                Insgesamt ein kurzweiliger, unterhaltsamer Actionthriller mit der typischen Purge-Prämisse (mit kleinem Twist, der nicht so groß ist wie man denkt) und angespannter Atmosphäre, interessantem Subtext und einer spannenden und nachvollziehbaren Untersuchung, wie sich die Gesellschaft entwickeln könnte, sollte das Konzept über Jahre bestehen. Vielleicht ist das für Purge-Fans unstimmig mit dem Rest der Reihe und einfach nur noch mal das selbe, aber als Nicht-Kenner für mich einen Blick wert.

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                                • 7 .5

                                  Tom Hanks als Nachrichtensprecher würden sich viele wünschen - hier wird dieser Wunsch erfüllt, allerdings im Amerika des 19. Jahrhunderts. Man hat nie so richtig darüber nachgedacht, wie damals Nachrichten übermittelt wurden, und wie einfach es war, auf Fake News reinzufallen, daher wirkt dieser Aspekt erstaunlich aktuell und spannend. Davon hätte ich mir sogar noch etwas mehr gewünscht, weil die Geschichte um Johanna (gut verkörpert von Systemsprenger-Star Helena Zengel) nicht so außergewöhnlich ist. Sie ist interessant genug, dass man ein wenig mitfiebert, aber emotional kam das nicht so 100%-ig an mich ran. Auf ihrer Reise gibt es mit einer fantastisch ruhigen und langsamen Verfolgungsszene das Highlight des Films, der allgemein von einem wunderbaren Soundtrack untermalt wird. Solides, mitunter etwas langatmiges Western-Drama mit netter Prämisse, die etwas zu kurz kommt.

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                                  • 8

                                    Eine echt coole Welt, die ein bisschen an Kipo and the Age of Wonderbeasts erinnert, ist das Herzstück dieser Außenseiter-Geschichte. Natürlich ist (bis auf die Welt und die kreativen Monster) vieles vorhersehbar, aber ich konnte mich ganz gut mit dem Hauptdarsteller identifizieren und mochte seine eigene Heldenreise. Dylan O'Brien (Maze Runner) macht das ganz gut und Michael Rooker als sein etwas zynischer Mentor hat mir gut gefallen, ebenso wie seine freche Begleiterin. Die Reise ist etwas unterhaltsamer als der letzte Teil, wenngleich der dann mehr für die Emotionen und das Charakterwachstum sorgt. Etwas abgefahrener, kurzweiliger und bis auf die Welt nicht außergewöhnlicher Genrefilm, der mir viel Spaß und Laune gemacht hat.

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                                    • 7

                                      Nun ja. Nach all den Witzeleien der Fans und Kritiker nach Teil 8, die man diese wahnsinnige over-the-top Action noch toppen kann, kam der Trailer raus und beantworte diese Frage. Da dachte ich mir schon, dass höher,schneller,weiter (literally) vielleicht nicht jedes Mal der richtige Approach sein kann. Wo ich grad beim Trailer bin: Ich find es immer wieder eine Frechheit, wie aus JEDER(!) einzelnen Actionsequenz des Films eine Szene sich im Trailer wiederfindet.
                                      F&F 9 hat den Vogel abgeschossen, was man auch an der schlechten Resonanz merkt. Die völlig irrwitzige Action, die ja F&F-Fans in den Teilen 5 bis 8 wirklich begeistert hat, dreht hier völlig ab und wird zu oft zu unglaubwürdig. Was mit Roman und Tej am Ende passiert, ist ein schlechter Scherz. Dominic Toretto ist scheinbar unverwundbar, denn aus welchen Situationen er unbeschadet rauskommt, lässt einen zu oft den Kopf schütteln. Klar kann man sagen, dass das vorher schon so war, aber hier werden gefühlt wirklich gar keine F***s mehr auf Physik und Logik gegeben. Kein Wunder, dass Tyrese sich fragt, ob sie Superhelden sind, denn so fühlt sich die Action oft an - und dieses Mal not in a good way. Ins Bild passt dann auch die völlig hanebüchene Story um John Cena als Doms Bruder. John Cena als Baddie gefällt mir ganz gut, auch wenn er hier wirklich wenige Gesichtsausdrücke auspackt, aber körperlich scheint er ein guter Widersacher für Vin Diesel zu sein.
                                      Insgesamt fehlt mir der Team- und zwar oft belächelte, aber für die Reihe so zentrale "Familia"-Vibe, auch weil das Team zu oft zerstückelt am Werk ist. Natürlich kann man nicht die ganze Zeit alle Charaktere zusammen on screen haben, aber hier wirkt das mehr wie Stückwerk anstatt wie viele einzelne Zahnräder, die in das gut geschmierte Getriebe der Mission ineinander greifen. Das liegt wohl auch daran, dass F&F zu sehr dem Marvel-Approach mit riesigen Charakterrostern folgt und einzelnen Charakteren gar keine Zeit, geschweige denn Entwicklungen gibt. Klar gibt es wieder Roman & Tej - Neckereien und Dom & Letty Liebesbekenntnisse, klar ist es ganz nett, Lucas Black und Bow Wow aus Tokyo Drift mal wieder zu sehen, aber man will hier zu viel und die Stakes (die nach Teil 6 und 7 durchaus da waren) fühlen sich mit Hans Auferstehung wieder völlig nichtexistent an. Cipher im Hintergrund fühlt sich völlig verschwendet an nach einem tollen Auftritt in Teil 8 und auch Michael Rookers Besetzung für eine völlig läppische Nebenrolle fühlt sich seltsam an.
                                      Und trotzdem muss ich sagen, dass ich als F&F-Fan wieder einen Heidenspaß hatte. Ich fand keine Sekunde langweilig, ich mochte den wie immer coolen Soundtrack, ich musste nur ein paar Mal zu oft den Kopf schütteln. Die Sequenzen auf der Dschungel-Insel sowie die Verfolgungen in London fand ich klasse, zumal London die ähnlich irrwitzige, ebenso wesentlich kreativere Idee mit der Magnet-Technologie einführt. Das sorgt für viel Spaß und Zerstörung. Es gab auch wieder viele witzige und z.T. auch doofe (und deshalb witzige) Sprüche und die Teamchemie stimmt auch.
                                      Somit verbleibt mir zu sagen, dass ich Nicht-F&F-Fans völlig von diesem Film abraten muss, denn die werden sich wirklich aufregen. F&F-Fans werden auch etwas enttäuscht, denn die dieses Mal wirklich zu übertriebene Action (und ich sehe die Ironie in dieser Aussage) reißt einen zu oft zu sehr raus und auch die Story fühlt sich etwas wirr und seltsam und unglaubwürdig an - und trotzdem hatte ich durch die hohe Schlagzahl an Action-Sequenzen, von denen viele doch viel Spaß machen, noch eine echt gute Zeit. Neben Teil 4, der sich irgendwie wie ein Ausreißer aus der Reihe anfühlt, ist das mein un-liebster Teil und wahrscheinlich insgesamt mit Abstand der schwächste. Ich hoffe, in Teil 10, auf den ich jetzt wirklich nicht mehr so Lust habe, besinnen sie sich wieder auf ihre Stärken, die Teil 5 - 8 so grandios spaßig gemacht haben.

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                                        TheNumber 20.08.2021, 11:05 Geändert 20.08.2021, 11:05

                                        Optisch imposant kommt dieser schräge Animationsfilm daher und zitiert links und rechts visuell vieles, was nicht bei drei auf dem gemalten Band ist. Als Nicht-Kenner maße ich mir nicht mal an, alle Easter-Eggs erkennen zu wollen, noch alle Epochen und Stile wiederzuerkennen, aber obwohl der Film in sich und seinem Stil durchaus stimmig wirkt und seinen Stil nicht nur als Gimmick, sondern auch für den Psychothriller-Plot nutzt, wirkt es hier und da doch stellenweise etwas beliebig. Die Geschichte um die Kunst-Heists und die Traumsequenzen mit den berühmten Gemälden ist aber sehr spannend und mitreißend. Hier und da braucht man vielleicht etwas Sitzfleisch, aber insgesamt ein fulminanter, weil einzigartiger, Animationsthriller, der Kunstinteressierten ein feuchtes Höschen bereiten dürfte. Geheimtipp.

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                                          über Cortex

                                          Ein durchaus spannender Thriller mit einigen schönen Einstellungen, den Bleibtreu hier in seinem Regiedebüt inszeniert. Leider muss ich sagen, dass ich Probleme hatte, der Auflösung zu folgen und mochte sie auch nicht so ganz, wodurch das interessante Mysterium irgendwie für mich nen doofen Beigeschmack hatte. Insgesamt auch mit ein paar kleineren Längen, aber gut gespielt und inszeniert, regt zum Mitdenken an, schafft es am Ende in meinen Augen aber nicht ganz, den ambitionierten Film rund abzuschließen.

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                                          • 10

                                            Bong Joon-Ho liefert hier ein absolutes Meisterwerk ab. Wie er die soziale Kluft symbolisch und im Skript verankert, wie er so sehr Spannung aufbaut, dass man sie körperlich fühlt und nach dem Film erschöpft ist, und wie er Überraschung um Überraschung in diesem Sozialthriller aufdeckt, hat mich über die gesamte Laufzeit an den Bildschirm gefesselt und sprachlos zurückgelassen. Die Schauspieler spielen super, zwischen subtiler Verachtung auf beiden Seiten über gewieftem Schauspiel innerhalb des Schauspiels als Hochstapler zu Überraschung, Wut, Angst, Schadenfreude ist alles dabei und nichts wirkt theatralisch oder nicht nachvollziehbar. Parasite ist ein ganz fieser Film über die Kluft zwischen reich und arm und über Listen und Täuschungen, der aber hellauf begeistert. Top-Film aus 2019, von dem ich mir erhoffe, dass er mehr Leute für das Asia-Kino begeistern kann.

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                                            • 8 .5

                                              A Quiet Place 2 startet mit dem Beginn der Apokalypse, was ähnlich wie bei guten Zombiefilmen sehr spannend zu beobachten ist, wie schnell die Leute die Regeln raffen und wie sie sich an die Bedingungen anpassen. Das deutet schon die deutlich action-orientierte Ausrichtung dieses Sequels an, was ich insgesamt als positiv empfunden habe. Während Teil 1 diese geile Prämisse neu einführte und alle Leute zur absoluten Stille im Kino brachte, wird dieses Gefühl der Anspannung, bloß keinen Mucks zu machen, größtenteils erhalten, wofür man Krasinski ein großes Lob aussprechen muss, es gibt aber deutlich mehr Konfrontationen mit den Viechern, auch weil die Welt verrohter geworden ist. Emily Blunt erfüllt die Rolle wieder gut, aber die wahren Helden hier sind für mich Cillian Murphy und die taubstumme Tochter, gespielt von Millicent Simmonds, die mit einer guten Mischung aus Selbstbewusstsein und Ehrfurcht ihren Hintern riskieren. Im Vergleich zu Teil 1 ist die Zahl der Situationen, wo die suspension of disbelief gebrochen wird, deutlich runtergegangen. Auch wenn Teil 1 gerade in der ersten Hälfte atmosphärisch etwas dichter war, hat mir Teil 2 noch mal ein Stückchen besser gefallen, weil Krasinski die dichte Atmosphäre inszenatorisch beibehält und trotzdem ein besseres Pacing und mehr spannende Sequenzen in den Film einbaut, ohne beliebig zu werden und die Angst vor den Monstern zu nehmen.
                                              Wer Teil 1 nicht mochte, kann es trotzdem mal mit Teil 2 probieren, da er sich schon anders anfühlt. Tolles Genrekino mit guten Darstellern und einer packenden Prämisse und Atmosphäre.

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                                              • 9 .5
                                                über Joker

                                                Eine sehr interessante Version einer möglichen Joker-Origin-Geschichte, die sehr nachfühlbar erklärt, welche Verkettung von Miss- und Umständen solch einen Psychopathen hervorbringt. Gotham wirkt richtig schmutzig und gritty; eine Stadt, die am Rande des Chaos bzw. des Bürgeraufstands gegen die Reichen steht; eine Stadt, in der man nicht wirklich leben möchte. Wir lernen Arthur Fleck als arme Wurst kennen, dem konstant nur Schlechtes widerfährt und der zwar Opfer seiner Umstände ist, trotzdem aber einige furchtbare Entscheidungen trifft. Der Film stellt das meiner Meinung nach recht unkommentiert dar, ohne Fleck als heroische Figur darstellen zu wollen (auch wenn das einige natürlich so interpretieren werden), da man zwar mit ihm mitfühlt und auch Mitleid empfindet, aber seine Taten schockieren dann doch so sehr, dass er für mich nicht glorifiziert oder ähnliches wirkt. Ich mag die Symbolik hinter seiner Lach-Kondition und finde den Klassenkonflikt und die psychische und moralische Entwicklung von Arthur und der Stadt super von Todd Philipps (who would've thought) in Szene gesetzt. Joaquin Phoenix verkörpert den Balanceakt zwischen Wahnsinn und Opfer super eindringlich (auch wenn ich den Ledger-Joker immer noch besser fand, aber das war auch ein ganz anderer Ansatz), de Niro fand ich in Ordnung für seine kurze Screentime. Es ist auch bemerkenswert, dass der Film ohne echten Gegenspieler auskommt und trotzdem intensiver und gefährlicher wirkt als die meisten anderen Comicverfilmungen.
                                                Ein Film, der unter die Haut geht, der intensiv ist und der einen ganz schön runterzieht. Ein absolutes Highlight aus dem Filmjahr 2019, das sich überhaupt nicht in das Comicverfilmung-Superheldengenre einreihen will, sondern seinen eigenen Weg geht und trotzdem geschickt stellenweise die bekannte Batman-Lore einwebt. Ein Must-See auch für Nicht-Comicfans!

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                                                • 7

                                                  Als Freaky losging und die Charaktere in der deutschen Synchro in relativ cringy Jugendslang miteinander redeten, schwante mir Böses. Doch es stellt sich raus, dass das Konzept, einen Slasher-Film und eine Bodyswitch-Komödie zu verbinden, absolut aufgeht. Nach kurzer Hinleitung geht es darum (wie der Trailer auch wunderbar andeutet), wie der große stämmige Vince Vaughn versucht, als Millie ernst genommen zu werden, und Kathryn Newton Leute abmetzelt - und das in spektakulärer und überraschend scheiße brutaler Manier. Die Slasher-Szenen sind sehr unterhaltsam und gleichzeitig leicht schockierend und die Struggles, die sich aus der Bodyswitch-Situation ergeben, sorgen für allerlei absurde und daher auch witzige Situationen. Man weiß teilweise auch nicht so ganz, ob er clever und subversiv Stereotype addressiert und dadurch anprangert und ob einiges/vieles auch einfach plump und doof ist. Tonal ist das ganze natürlich summa summarum etwas schwierig, wenn man um das körperliche Wohlergehen der Charaktere mitfiebern soll, aber insgesamt ist Freaky ein ziemlich kurzweiliger, blutiger Spaß, der definitiv nichts für Zartbesaitete ist und bei dem auch manche Witze nicht so recht zünden, der aber durch seine Kreativität und stellenweise Cleverness überzeugt.

                                                  • 2 .5

                                                    Absolut vergessenswerter, stinklangweiliger Film mit einer hanebüchenen Geschichte. Nicolas Cage, Tony Jaa und Frank Grillo können den Film auch nicht sonderlich aufwerten außer durch ein wenig Humor. Ich fand die Kämpfe teilweise okay (mit paar netten Kameraeinstellungen), teilweise nicht wirklich doll, und das war so ziemlich das einzig außer dem Nicolas-Cage-Faktor, weswegen ich mir den Film anschauen wollte. Der gesichtslose Antagonist hilft auch nicht, wenn man sich investieren will, und der Film ist ziemlich wirr.
                                                    Ich hoffte auf unterhaltsamen, witzigen Trash und bekam meiner Meinung nach einen öden und miesen Streifen.

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