Thomas479 - Kommentare

Alle Kommentare von Thomas479

  • 10

    Nach über 14 Jahren mal wieder gesichtet. Und ich bin immer noch beeindruckt. Wo Haneke drauf steht, ist auch Haneke drin. Es geht wieder mal um das Thema "Gewalt", was eine Tat in Gang setzen kann und was das am Ende für Auswirkungen hat. Eine Wahnsinnsbesetzung, grandiose Schauspieler bis in die kleinste Nebenrollen, tragen den Film. Der Film ist natürlich keine leichte Kost, aber wie meistens bei Michael Haneke wird eher selten die Kamera drauf gehalten. Vieles spielt sich im Kopf des Betrachters ab. Einen Soundtrack gibt es keinen. Die Schwarz-Weiß-Bilder sind eine Wucht. Auch wenn "Das weiße Band" kein Film zum nebenbei sehen ist, so würde ich ihn doch als leichter zugänglich als viele andere Werke des Regisseurs einstufen, vielleicht sogar als Einstieg empfehlen, um ihn kennenzulernen.

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    • 7 .5

      Die Messlatte lag nach den Vorgänger-Filmen hoch. "Planet der Affen: New Kingdom" kann sich aber mit ihnen messen. Es ist halt ein Neustart und keine direkte Fortsetzung, deshalb sollte man auch ein wenig Geduld mitbringen. Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich, machen es aber leichter reinzukommen und vor allem die emotionale Auftaktszene zu verstehen. Die weitere Story hier ist relativ einfach und passt fast auf einen Bierdeckel. Es ist im Prinzip eine Art "Coming-of-age" unter Affen und das soll gar nicht lächerlich klingen und es ist das Verdienst von Wes Ball, dass es auch niemals lächerlich wirkt. Man hat als Betrachter genügend Zeit, die grandiosen Bilder und den Sound zu genießen. Das ist wieder so ein Film, der den Kinosaal zum erbeben bringt. Es gibt aber auch wunderbar ruhige Szenen, die Action ist wohldosiert. Am Ende werden dann recht geschickt die Weichen gestellt, in Richtung der möglichen Fortsetzungen. Trotzdem bleibt der Film nicht zu offen und ist für sich geschlossen.

      3
      • 8 .5

        Nicht vom Trailer in die Irre führen lassen! Wer einen beliebigen Film über eine Dreiecksbeziehung unter Sportlern erwartet, wird vor den Kopf gestoßen werden. Zusammengefasst geht es um drei mehr oder weniger junge Menschen, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne können. Durch die ständigen Zeitsprünge muss man übrigens auf der Hut sein. Tennis ist hier eigentlich nur Mittel zum Zweck, aber die Tennisszenen sind grandios, mit viel Liebe zum Detail. Als Tennis-Fan glaube ich sagen zu können, dass dieses Turnier-Szenario, dass hier vor den alljährlich Ende August/Anfang September stattfindenden US Open angesiedelt ist, sehr realistisch ist. Auch wenn ein potenzieller Titelkandidat sich sicher nicht auf ein Challenger-Turnier einlassen würde. Geschenkt. Vor diesem Hintergrund wirkt dieses "Dreieck" wie in einem Fiebertraum, es ist faszinierend, dem Treiben zuzusehen, untermalt von elektronischen Klängen. Interessanterweise ist keiner der Charaktere so richtig sympathisch, aber das spielt keine Rolle. Im Gegenteil, das steigert fast noch das Interesse. Allerdings habe ich in der Vorstellung erlebt, dass einige jüngere Kinobesucher vorzeitig den Saal verließen und andere am Ende ratlos zurückblieben. "Challengers" ist ein Film, den man entweder "feiert" oder mit dem man wenig bis gar nichts anfangen kann. Dazwischen gibt es nicht viel. Einige feiern ihn als 5-Sterne-Meisterwerk, das finde ich persönlich etwas hochgegriffen. "Challengers" ist aber so ein Film, für den das Kino gemacht ist. Auch ohne ein Feuerwerk an Spezialeffekten glüht hier die Leinwand und wird die Leinwand zum erbeben gebracht.

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        • 6 .5
          über Hostel

          Nach langer Zeit den Film jetzt endlich mal gesehen. Bin ja ein bisschen zwiegespalten, bei diesem Genre. Doch "Hostel" hat mich vor allem ab der Hälfte überzeugt. Der Anfang vor allem in Amsterdam wirkt ein bisschen überdreht und inzwischen fast schon aus der Zeit gefallen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Regisseur Eli Roth zieht wirklich alle Register und bringt die Folterszenen auf den Punkt. Vor allem als wir mit Paxton in die Folter-Gemäuer einsteigen wird es nicht nur unangenehm, sondern auch sehr spannend. Mir hat gefallen, wie diese Spannung bis zum konsequenten und sehr blutigen Finale aufrechterhalten wird. "Hostel" ist Geschmacksache, wer aber gerne mal Horror schaut und nicht zu zimperlich ist, für den lohnt sich eine Sichtung.

          2
          • 8 .5
            Thomas479 05.05.2024, 15:11 Geändert 05.05.2024, 15:12

            Man muss sich schon rantrauen an den Film, vor allem wegen den Untertiteln. "Drive my car" ist ja doch sehr dialoglastig und hat auch noch eine Lauflänge von knapp drei Stunden. Wenn man sich überwindet wird man mit einem wunderbaren Film belohnt, bei dem es um Verlust, Schuld und Sühne geht. Das Ganze kommt trotz der Schwere irgendwie gar nicht so schwer rüber und wird einfach toll erzählt. Nur ganz langsam öffnen sich die Hauptprotagonisten für den Betrachter, dafür wird es mit zunehmender Spieldauer immer emotionaler, ohne dabei zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Die stimmungsvollen Bilder unterstützen dabei, genau wie der zurückhaltende Soundtrack. Kann nur jedem empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen.

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            • 8
              über Sterben

              Zwei Sachen vorweg: ich habe selten einen 3-Stunden-Film gesehen, der gefühlt so schnell vorbei war. Ich hielt Lars Eidinger schon vorher für einen großartigen, einen der besten deutschen Schaupsieler, aber zu meinen persönlichen Favoriten zählte er warum auch immer nicht. Das hat sich hiermit geändert. Seine Performance in "Sterben" ist eine Wucht. Er ist Dreh- und Angelpunkt, trotz weiterer Schwergewichte steht zu keiner Zeit des Films außer Frage, dass er hier der Mittelpunkt ist. Dabei ist auch seine Figur ein schwieriger Charakter und trotzdem schafft es Eidinger mit seinem Spiel einn wenig Ruhe, eine gewisse Ordnung in den Reigen reinzubekommen.

              Es ist ganz schwer "Sterben" zu bewerten, weil hier sehr viel und viele unterschiedliche Stimmungen auf den Betrachter einprasseln. Es gibt unfassbar emotionale Momente, die einen teils mit, teils aber auch ohne Vorankündigung treffen. Manche Dinge passieren auch ganz nebenbei und wie ganz selbstverständlich. Es wurde im Vorfeld viel geschrieben und ja, die Szenen zwischen Corinna Harfourch und Lars Eidinger gehören zu den Highlights des Film, wie überhaupt viele Szenen bis zum Tod des Vaters. Ein längeres Gespräch zwischen Mutter und Sohn nach der Beerdigung dürfte in diesem Kinojahr in einer deutschen Kinoproduktion nur schwer zu toppen sein. Was hier auf den Tisch kommt ist und wie es auf den Tisch kommt, wie und was Corinna Harfourch und Lars Eidinger hier performen, ohne Over-acting, das ist ganz großes Kino.

              "Sterben" hat auch viele skurrile Momente und das wird in dem Moment deutlich, wenn die Schwester von Tom alias Lars Eidinger die Bühne betritt. Hier ändert sich der Tonfall, der Fokus verrückt, sicher werden auch einige Klischees bedient. Doch der Regisseur schafft es auch hier die Fäden wieder zusammenzufügen, auch wenn man ein wenig Geduld braucht. Im Finale wird es dem Zuschauer nicht einfach gemacht und das dürfte einige auch vor den Kopf stoßen. Doch es ist konsequent und so ganz überraschend dann auch nicht. Zumindest absehbar.

              Es lohnt sich also, auf "Sterben" einzulassen, es ist ein Brocken von Film, aber trotz des Titels gar nicht so schwer und teils mit einer überraschenden Leichtigkeit. Das heißt aber nicht, dass es dem Zuschauer einfach gemacht wird. Die drei Stunden vergehen wie im Flug.

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              • 8 .5
                über Caché

                "Cache" ist schon ein typischer Haneke-Film. Habe ihn jetzt das erste Mal seit der Kinoaufführung Anfang 2006 gesehen. Damals waren mir die Hintergründe nicht ganz klar und das Ende ließ mich etwas ratlos zurück. Jetzt nach der erneuten Sichtung rund 18 Jahre (!) später wurde mir einiges mehr klar.

                Obwohl Michael Haneke wieder all seine typischen Elemente reinbringt und der Film damit auch wieder in großen Teilen gegen die Sehgewohnheiten geht ist er meiner Meinung nach einer der zugänglicheren Filme des Regisseurs. Voraussetzung ist allerdings, dass man in den Film reinfindet, denn gerade zu Beginn braucht man viel Geduld. Doch dann steigert Haneke subtil die Spannung und durch einige Einschübe wird es für den Betrachter einfacher, allerdings auch immer ungemütlicher. Dabei funktioniert "Cache" durchaus als eigenständiges Psycho-Drama, aber auch als Gesellschaftsdrama mit realem politischen Hintergrund.

                Grundsätzlich ist es für den Zuschauer nicht zwingend notwendig, aber doch gut zu wissen, dass hier Bezug auf ein Massaker aus dem Jahr 1961 in Paris genommen wird. Vieles spielt sich in dem Flm in geschlossenen Räumen ab, es gibt viele Dialoge und natürlich keinen Soundtrack. Es wird realativ schnell klar, in welche Richtung das hier läuft, aber ganz so einfach macht es Michael Haneke dem Zuschauer natürlich nicht. Vieles bleibt im Hintergrund, wird angedeutet und erst gegen Ende wird der Hauptprotagonist gezwungen, die Wahrheit, wenn es denn die Wahrheit ist, an seine Frau und ans Publikum weiterzugeben. Dabei muss der Betrachter selbst entscheiden, welche Schuld unsere Hauptfigur hier trägt. Es wird auch nicht im Ansatz eine Wertung oder Bewertung vorgenommen.

                Und ganz am Ende, wenn man dann auf eine Auflösung hofft oder auf eine Erlösung für unsere Hauptfigur, dann schickt Haneke noch einen hinterher und schaftt stattdessen noch mehr Unbehagen. Er lässt die Geschichte offener, als einem lieb ist und öffnet ausgerechnet im Finale noch einen Erzählstrang bzw. stellt neue Fragen. Eigentlich ist alles gesagt und doch nicht. Wer konventionelles Geschichtenerzählen mag, der wird wieder mal gewaltig vor den Kopf gestoßen. "Cache" ist wieder mal ein Dialog des Regisseurs mit dem Publikum, das am Ende selbst entscheiden muss, wie es das Gesehene zu bewerten hat.

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                • 7

                  Kann die negativen Kritiken nicht ganz nachvollziehen. Ja, einige Klischees werden bedient und es wird ein wenig auf die Tränendrüse gedrückt. Was hat man denn sonst von dem Film erwartet? Arthouse-Kost um einen Extremsportler, dem ein Hund zuläuft? Hier wird eine anrührende Geschichte erzählt, die auf wahren Begebenheiten beruht. Die Charaktere bleiben an der Oberfläche, die Story geht nicht wirklich in die Tiefe. Die eigentliche Geschichte wird aber ohne Schnick-Schnack erzählt, vom vermeintlich letzten Rennen bis hin zum Comeback. Auch die Strapazen kann man gut nachempfinden, auch wenn das eigentliche Rennen im Film noch etwas ausführlicher hätte ausfallen können. Mark Wahlberg performt nicht Oscar-preisverdächtig, aber man nimmt ihm trotz des Alters, denn er ist im Prinzip etwas zu alt für die Figur, seine Rolle absolut ab. Dass seine Figur dabei auch etwas egoistisch gegenüber der Familie rüberkommt dürfte noch nicht mal so unrealistisch sein. Somit ist "Arthur der Große" ein idealer Film für einen schönen, emotionalen Kinoabend. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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                  • 6

                    Irgendwas hat mir am Ende in diesem Film gefehlt. "Wolfzeit" beginnt ganz stark, mit der Ankunft der Familie in ihrem Ferienhaus. Dort kommt es schon nach wenige Augenblicken direkt zum im wahrsten Sinne des Worte großen Knall. Erinnerungen an "Funny Games" werden wach. Die Mutter und die beiden Kindern flüchten anschließend durch eine mehr oder weniger menschenleere Landschaft und erreichen anschließend einen Bahnhof. An und in diesem Bahnhof laufen alle Fäden zusammen.

                    Doch Haneke bleibt Haneke. Es gibt so gut wie keine Erklärungen, der Regisseur setzt das trotz einer explosiven Stimmung gewohnt nüchtern und kalt um. Musik gibt es nur einmal kurz im Film von einer Musikkassette. Immer wieder werden wie bei Haneke gewohnt kleine Nadelstiche gesetzt, die auch wehtun, aber einen trotzdem nur bedingt berühren. Immer mehr Menschen treffen an diesem Bahnhof ein und dabei geht der auf die zu Beginn im Fokus stehenden Personen ein wenig verloren. Es ist zwei Jahre nach dem preisgekrönten "Die Klavierpielerin" der nächste Auftritt von Isabell Huppert in einem Film von Haneke und trotz einiger prägnanter Szenen bleibt sie trotz ihrer Hauptrolle als Mutter vor allem in der zweiten Hälfte überraschend im Hintergrund.

                    Insgesamt ist der Film weniger brutal als andere von Michael Haneke und nicht ganz so abstoßend. Ausnahme ist der Umgang in einigen Szenen mit Tieren, der schon grenzwertig ist, aber auch mit Symbolik behaftet. Apropos Symbolik: man kann ganz sicher ganz viel hier hineininterpretieren, bis zum Schluss lässt Michael Haneke den Zuschauer zappeln und liefert auch keine Hintergrundinformationen. Der Filmtitel "Wolfzeit" dürfte einigen Ansatz geben.

                    Am Ende scheint es dann doch noch zu eskalieren, eine Szene im "Finale" ist vor Spannung kaum auszuhalten, aber im Gegensatz zu anderen Filmen erbarmt sich Michael Haneke und spendet sogar ein wenig Trost. "Wolfzeit" wird gerne als "Endezeit-Film" angepriesen. Nicht täuschen lassen. Dieses Genre ist nur Mittel zum Zweck. Michael Haneke lotet mal wieder Grenzen aus, beobachtet und zeigt einmal mehr, zu was Menschen fähig sind, wie Menschen sich in Ausnahmesituationen verhalten, wenn es um die eigene Existenz geht und welche Werte dann noch zählen. Da gibt es einige ganz starke Szenen, aber es fehlen auch ein wenig Emotionen. Trotz dieser Schwächen lohnt eine Sichtung dieses Films trotzdem, aber wohl eher für Fans für Michael Haneke und vor allem, wenn man andere Werke des Regisseurs schon kennt.

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                    • 7 .5

                      Wollte den Film schon seit Ewigkeiten sehen, jetzt war es endlich soweit. "Die Klavierspielerin" ist von der Machart und vom Thema her ein typischer Haneke-Film. Unterkühlt, auf den Punkt, gegen die Sehgewohnheiten, ein Blick in die Abgründe menschlicher Seelen. Es ist teils schwer zu ertragen, obwohl gerade in der ersten Hälfte wie in den Filmen von Haneke gewohnt sich vieles im Kopf des Betrachters abspielt. Im letzten Drittel wird der Regisseur dann in seiner Bildsprache etwas expliziter. Das Ende dürfte auch viele vor den Kopf stoßen, es kommt ziemlich abrupt und man sollte keine Auflösung im eigentlichen Sinner erwarten. Aucht nicht wirklich neu bei Michael Haneke. Die Story an sich spielt dieses Mal übrigens in einer Künstlerfamilie oder was von ihr übrig blieb. Übrigens sind viele Darsteller zu sehen, die schon vorher oder auch noch später zum Cast von Michael Haneke zählten. Man sollte sich nicht von den vielen Filmpreisen und Auszeichnngen täuschen lassen. "Die Klavierspielerin" ist in erster Linie ein Film für Fans von Michael Haneke. Nicht ganz so radikal wie "Funny Games", am Ende aber nicht weniger bitter und verstörend.

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                      • 7

                        Man schreibt ja oft, es braucht Geduld für einen Film. Selten traf das aber so zu, wie hier bei "Evil does not exist". Es braucht wohl auch selbst einen gewissen Bezug zur Natur und zum Wald, um überhaupt einen Zugang zu finden. Es wird wenig bis gar nichts erläutert, es wird umso mehr mit Symbolik gearbeitet.

                        ACHTUNG kleiner Spoiler: als dann gegen Ende ein Mädchen verschwindet wird es dramatisch und mündet in einem ungewöhnlichen, tieftraurigen und doch wunderschön bebilderten Finale. Wobei auch hier vieles der Sichtweise des Betrachters überlassen wird.

                        "Evil does not exist" ist also schön und traurig zugleich, ein kleiner, ungewöhnlicher Film, mit etwas dünner Story, aber umso großartigeren Bildern und Sound.

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                        • 7 .5

                          "Civil War" ist ein starkes Stück von Film, im wahrsten Sinne des Worte. Das Szenario ist schon harter Tobak. Regisseur Alex Garland verschont das Publikum nicht, die Kamera hält ziemlich genau und öfter mal etwas länger drauf. Manchmal kommt der Schockmoment auch völlig unvermittelt, was die Wirkung zusätzlich verstärkt. Manchmal bricht auch er eine Szene einfach ab und überlässt alles Weitere dem Zuschauer.

                          Durch die Rahmenhandlung, mit den Fotografen bzw. Reportern auf dem Weg zum Präsidenten, wird dem Betrachter das ganze Ausmaß dieser kriegerischen Auseinandersetzung vor Augen geführt. Wobei mich persönlich die direkten Auseinandersetzungen mehr verstört haben, weil hier deutlich wurde, wie beeinflussbar Menschen sind und was Fanatismus aus ihnen machen kann. Ein genialer, fast schon ein wenig provokanter Schachzug von Garland ist es, immer wieder wie aus dem Nichts heraus den Soundtrack über die Einstellungen zu legen.

                          Leider wird etwas zu wenig über die Hintergründe erzählt. Grundsätzlich finde ich es immer spannend, wenn man nicht alles haarklein aufbereitet und auch dem Zuschauer etwas überlässt. Hier wäre es aber im Sinne der Story gewesen, zumindest ein wenig mehr Einblick zu geben, um den brutalen Auseinandersetzungen einen tieferen Background zu geben. Ich spoilere hier nichts wenn ich schreibe, dass das Ende richtig heftig und konsequent ist. Hier bleibt dem Zuschauer nichts erspart und es wird bis zum Abspann auch nichts abgemildet.

                          "Civil War" ist vielleicht kein Meisterwerk, aber der Film kann einen nicht kalt lassen und er regt zu Diskussionen an.

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                          • 8 .5

                            Ein epischer, teils surrealer Abenteuerfilm, vor erschütternd realem Hintergrund. Der politische Aspekt bleibt hier im Hintergrund. Es gibt auch keine realen Zahlen oder Fakten oder Hintergrundinformationen, der Film und die Story stehen für sich. Dabei gibt gibt es mehrere Schlüsselmomente, die wichtigsten für mich: die Abwicklung mit den Pässen, als plötzlich auch ein Stück Identität verlorgen geht, die drastischen Folterszenen in einem Gefängnis und gegen Ende ein Notruf, als dem Hauptprotagonisten plötzlich die Augen aufgehen. Der Filmtitelt ist ein wenig irreführend, denn die meiste Zeit spielt der Film in der Wüste bzw. auf dem Land. Die titelgebende Überfahrt ist sehr eindringlich, nimmt aber gar nicht soviel Zeit ein. Geringfügige Abzüge gibt es bei der Story, weil einige Begebenheiten, die letztendlich überhaupt dazu führen, dass die Überfahrt noch möglich wird, etwas konstruiert wirken. Das ändert aber nichts daran, dass "Ich Capitano" ein starkes und erschütterndes Stück Kino ist.

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                            • 7

                              Bei Hans-Christian-Schmid weiß man was man bekommt. Mal wieder einen auf den Punkt inszenierten Film, der auf wahren Begebenheiten beruht. Mit einer stimmigen Atmosphäre und tollen Darstellen. Insbesondere der junge Hauptdarsteller ragt heraus. Der Film ist ohne Schnick-Schnack, eher unspektakulär. Es geht darum, was die Entführung mit den Angehörigen macht. Dass die Polizeit hier nicht immer die glücklichste Figur abgab wird auch noch gezeigt, ohne dass zu bewerten. Da das Ende bekannt ist hält sich die Spannung verständlicherweise in Grenzen. Deshalb ist das hier auch mehr Drama, als Thriller.

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                              • 10

                                Ein Film, der lange nachhallt und mich so richtig durchgeschüttelt hat. Wunderschön, tieftraurig, tragisch, tröstlich, surreal, schmerzlich. In tollen Farben und Bildern und mit einem wunderbaren Soundtrack. Mehr kann und möchte ich gar nicht schreiben. Ein Meisterwerk.

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                                • 8 .5

                                  Eigentlich hatte ich den Film nicht unbedingt auf dem Seh-Plan, aber nach den hervorragenden Kritiken war ich doch neugierig. Und ich war froh dafür im Kino gewesen zu sein. Der Film ist großartig inszeniert, er schafft wunderbar die Balance zwischen Komödie und Drama. Gerade diese Balance zu halten ist großartig mitanzusehen und anzuhören. Denn der Inhalt von "Morgen ist auch noch ein Tag" ist nicht einfach und tut oftmals weh. Aber Paola Cortellesi schafft es geschickt gerade die unangenehmen Dinge angenehmer zu machen, ohne etwas zu banalisieren. Ganz im Gegenteil. Und das ist der größte Verdienst von ihr. Sicherlich kommt dem Film zugute, dass die Regisseurin hier auch die Hauptrolle spielt. So konnte sie ihre Figur genau nach ihren Vorstellungen auf die Leinwand bringen. Das Ganze hätte auch ein schnödes Gesellschaftsdrama werden können. Heraus kam aber ein tolles Kinoerlebnis, dass den Finger in Wunden anlegt, ohne erhobenen Zeigefinger, uns ab und zu den Spiegel vor Augen hält und am Ende in gewisser Art und Weise einen Bogen spannt. Das Ende ist nicht spektakulär und trotzdem war ich selten in jüngerer Vergangenheit so überrascht, denn irgendwie hat uns die Regisseurin ein wenig an der Nase herrum geführt. Ganz so einfach und billig konnte sie die Story aber doch nicht zu Ende bringen. Dieses Ende stellt dann doch so einiges auf den Kopf.

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                                  • 8

                                    Der Film macht einfach riesigen Spaß, wenn man den Stil von Guy Ritchie und überhaupt das Genre mag. Idealerweise weiß man möglichst wenig über den Inhalt, nur das Notwendigste und lässt sich von den Geschehnissen einfach treiben. Es ist schon irre, wieviele Personen hier mitmischen und mit welcher Selbstverständlichkeit die Fäden zusammengeführt werden. Dabei muss man schon mal aufpassen, nicht den Überblick zuverlieren. Guy Ritchie inszeniert flott und straff und tiefergehende Charakterstudien darf man nicht erwarten. Die Sprüche sind teils derb und es geht ziemlich heftig zu, nicht nur bei den Boxkämpfen. Klar werden hier einige Klischees bedient, aber das kommt nie abgenudelt rüber. Klar ist auch, der Film ist inzwischen fast 25 Jahre alt und aus heutiger Sicht sind ein Hund, der einen Diamanten verschluckt und Schweine, die etwas anders gefüttert werden, nicht mehr das große Ding. Trotzdem ist das im Kontext dieser Story und dieses Films zum brüllen komisch. Die Darsteller fügen sich hervorragend ein und obwohl ich eigentlich kein Jason Statham Fan bin, finde ich ihn hier und überhaupt in den Filmen von Guy Ritchie hervorragend besetzt.

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                                    • 6 .5

                                      Ganz netter 80er Kultfilm, mit einigen Schauwerten. Für mich persönlich nicht ganz der Klassiker, der es für viele ist. Vielleicht kommt das mit der Zeit noch. Der Anfang ist irgendwie etwas holprig, dann nimmt der Film im Mittelteil Fahrt auf, ehe es in einem irrwitzigen Finale endet. Die Story mit diese "Gottheit" habe ich gar nicht erst ernst genommen, das war wohl auch mehr Mittel zum Zweck und mündet in einer meiner Lieblingsszenen, der mit dem "Marshmallow Man". Die Kulissen und das Drumerherum sehen toll aus, der Soundstrack ist das sowieso, aber es ist jetzt nicht so, dass ich 105 Minuten vor Lachen auf dem Boden gelegen habe. Ein Grinsen hatte ich aber ehrlich gesagt schon öfters im Gesicht. Die Figuren und ihre Ausstattung sind schon klasse und mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Bill Murray´ gibt einige Sprüche von sich, die heute so wohl auch nicht mehr möglich wären. Was auch schon klang: die Stimmung verändert sich, irgendwann wird aus Komödie ein wenig Horror und dann wieder Komödie. Kann man so machen, aber dann ein wenig konsequenter. "Ghostbusters" ist als Popcorn-Film absolut sehenswert, ist ganz gut gealtert, auch wenn man bei den Effekten schon ein Auge zudrücken muss. An Filme wie z.B. "Zurück in die Zukunft" kommt er für mich aber nicht ran.

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                                      • 8

                                        Es dauert ein bisschen bis man drin ist im Film. Es gibt eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die etwas in Gang setzen und die wir insgesamt aus drei verschiedenen Blickwinkeln zu sehen bekommen. Zu Beginn sehen wir die Ereignisse aus Sicht einer alleinerziehenden Mutter und ihres Sohnes, um den es letztendlich geht. In diesem ersten Abschnitt geschieht alles relativ schell und auch die Schnitte sind so. Im zweiten Abschnitt sieht man es dann aus der Perspektive eines im Fokus stehenden Lehrers. Hier werden einige wichtige Punkte aus dem ersten Abschnitt klarer. Vor allem aber erscheinen einige Dinge plötzlich in einem anderen Licht und stellen einiges auf den Kopf. Der letzte Abschnitt erzählt dann endgültig, was wirklich geschehen ist, wie manches zusammenhängt und noch ein bisschen mehr. Da sind auch einige Banalitäten mit dabei. Aber dieses letzte Drittel wird aus der Perspektive zwei 5-Klässler geschildert und ist sehr berührend und emotional. Übrigens passt der Originaltitel "Monster" deutlich besser zu dem Film, dieser Begriff fällt auch relativ oft im Film. Auf jeden Fall sehenswertes Kino, dass einen nicht kalt lässt.

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                                        • 7 .5
                                          über Requiem

                                          Der Film ist nichts für einen "Gute-Laune-Film-Abend", das ist schon harter Tobak für eine deutsche Produktion. Dabei wird gar nicht soviel explizit gezeigt, vieles geschieht eher beiläufig und es lohnt sich genauer hinzuschauen. In einer Szene gibt es ein Filmplakat zu sehen von "Der Exorcist".

                                          Zu Beginn wirkt es etwas befremdlich, einigen wird es vielleicht sogar ein Lachen entlocken, die Ritualien dieser erzkonservativen Familie, z.B. auf der Wallfahrt oder wie das Zuhause eingerichtet ist. Aber aus eigenen Erfahrungen in meinem Umfeld kann ich sagen, dass dies absolut realistisch dargestellt ist und es sowas, wenn auch nicht mehr so extrem, auch heutzutage noch gibt.

                                          "Requiem" zeigt die Abnabelung der jungen Frau bzw. den Versuch. Denn so ganz kommt sie doch nicht von ihrem alten Leben los. Sandra Hüller spielt diese Rolle der biederen jungen Frau mit einer Vorerkrankung, die endlich auf eigenen Beinen stehen und ein eigenes Leben leben möchte, hervorragend. Die Entwicklung, die sie durchmacht, wird durch Sandra Hüller regelrecht spürbar. Ein wenig mehr Laufzeit um noch mehr in die Tiefe gehen hätten dem Film gut getan. Aber Regisseur Hans-Christian Schmid lässt die 1970er Jahre perfekt wiederauferstehen, er schafft passende Bilder, in der süddeutschen Provinz. Es ist tatsächlich mehr die Charakterstudie einer jungen Frau, mit dem Background einer Familie, in der die Mutter die undankbarste Rolle hat und die, wenn man so will, auch etwas klischeehaft rüberkommt.

                                          Es liegt eine fast zum greifen nahe Spannung in der Luft. Die "Schübe", die Michaela alias Sandra Hüller hier erleidet, sind wohldosiert, ehe es dann im Finale zum großen Knall kommt. Fast zumindest. Achtung, kleiner SPOILER. Der Regisseur tut den Zuschauern nicht den Gefallen, er erliegt nicht den Sehgewohnheiten, den Weg bis zum bitteren Ende zu gehen. Es gibt sogar eine eher versöhnliche Schlußszene. Dieses offene Ende ist im ersten Moment vielleicht ein wenig unbefriedigend, aber es passt irgendwie zum gesamten Film, hier nicht in einem Hollywood-Finale zu enden. Eine kurze Texteinblendung klärt dann auch, wie der Fall, auf dem "Requiem" beruht, in der Realtiät ausgegangen ist.

                                          "Requiem" ein kleiner Film, aber ein starkes deutsches Drama, zeitlos, mit einer fantastischen Sandra Hüller, die hier, im Jahr 2006 schon ihre Schauspielkunst unter Beweiß stellte und wegen der alleine schon eine Sichtung des Films lohnt.

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                                          • 7

                                            Wer mal Lust auf ein anderes Setting und andere Kulissen hat, dem sei "Only the River flows" ans Herz gelegt. Der ruhige Film kommt in düsteren Farben daher, mit Bildern aus dem tristen ländlichen China der 1990er Jahre. Und trotzdem haben diese Bilder oft eine rauhe und mystische Schönheit, die durch die einfachen, aber wirkungsvollen Klänge noch verstärkt werden. Es handelt sich zunächst um einen eher konventionellen Mordfall, der schon bald ziemlich bald große Kreise zieht. Wer genauer hinschaut und hinhört, findet auch gewisse politische Anspielungen und Symbolik zwischen den Zeilen. Im letzten Drittel gibt es dann eine Wendung, in dem der Kriminfall plötzlich eine eher untergeordnete Rolle spielt und statt dessen immer mehr der Charakter des ermittelnden Polizisten im Fokus steht. Interessant ist, dass von Anfang an das Motiv für die Mordfälle eher zweitrangig ist. Es ist auch nicht zuviel verraten, dass das Ende eher offen bleibt.

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                                            • 8 .5

                                              Es wurde und wird viel geschrieben über "The Zone of Interest". Am Besten macht man sich selbst ein Bild. Der Film sorgt für Erschütterungen, aber dafür muss man sich darauf einlassen, dass sich fast alles über die Tonspur abspielt und damit im Kopf des Betrachters. Als Zuschauer ist man Betrachter im Hause der Protagonisten und das wird mit zunehmender Dauer immer schockierender, ohne dass man groß etwas sieht. Das Ende ist ein genialer Kniff, hier gibt es ohne Worte und Infotafeln die ganze Wahrheit. Kleiner Kritikpunkt am Film: die Dialoge gerade zu Beginn laufen teilweise nebenher und übereinander und sind schwer verständlich. Das mag auch ein guter Kniff sein, aber hier wäre für den Kinobesucher eine höhere Verständlichkeit schon besser gewesen.

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                                              • 10

                                                Was für ein Film!!! Unfassbares Erlebnis, wie lange nicht mehr. Der größte Saal im Trier Cinemaxx hörte nicht mehr auf zu vibrieren. Die Bilder dazu sind fantastisch. Und der treibende Sound erst. Aber: Dennis Villeneuve schafft es auch wirklich eine Geschichte zu erzählen, die dazu nahtlos an Part One anknüpft und alles konseqent weitererzählt. Es macht schon Sinn, sich vorher nochmal den ersten Teil anzuschauen, um gewisse Aspekte und Figuren, aber auch den einen oder anderen Twist besser zu verstehen.

                                                Timothee Chamalet als Paul steht über allem und seine Entwicklung und seine Wandlung vor allem in der zweiten Hälfte ist grandios dargestellt. Dabei hilft ihm natürlich sein Widersacher in Person von Austin Butler. Es dauert ein wenig bis er im wahrsten Sinne des Wortes die Bühne betritt, aber die Szenen mit Butler gehören zu den eindruckvollsten. Es wirkt ein wenig, als hätte Chamalet auch genau ihn gebraucht, um den nächsten Schritt zu machen und das ist ja auch rein Storytechnisch logisch.

                                                "Dune Part Two" ist allerdings auch ziemlich brutal und darauf muss man sich einlassen. Das könnte den einen oder anderen Kinobesucher vor den Kopf stoßen. Schon vor 20 Jahren bei "Herr der Ringe" gab es brutale Kampfszenen, aber in dem Kosmos wirkte alles irgendwie lieblicher oder wurde immer wieder etwas abgefedert. Auf dem Wüstenplaneten gibt es das nicht, es gibt kaum Zeit durchzuatmen, das Setting und die Story sind viel düsterer und natürlich politischer. Mit der Einteilung in "Gut" und "Böse" ist es hier nicht getan. Für Blockbuster-Gucker bzw. klassisches Popcorn-Kino ist das schon sehr ambiotioniert.

                                                Alles mündet in einem prägnanten Finale, das schnell auf den Punkt kommt und mit einem Cliffhanger endet, den man auch erst mal verdauen muss. "Dune Part Two" ist ein Meisterwerk, mit klitzekleinen Schwächen in wenigen Dialogen. Im Prinzip sind die beiden Teile ein gemeinsamer Film. Jetzt darf man gespannt sein, ob ein drittes Kapitel aufgeschlagen wird. Das wäre überfällig, gerade auch durch den Schlusspunkt in Part Two. Man kann es sich nur wünschen.

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                                                • 7
                                                  über Argylle

                                                  Grundsätzlich fand ich den Film gar nicht so lustig, wie erwartet. Die Charaktere sind natürlich herrlich überzeichnet, aber es ist jetzt nicht so, dass hier ein Gagfeuerwerk gezündet wird. Vielleicht gab es auch genau in diese Richtung falsche Erwartungen, womit sich einige doch sehr negative Kritiken erklären lassen. Denn ansonsten ist "Argylle" sehr unterhaltsam und gelungen und nicht aus der Schublade. Tolle Bilder und Kulissen und dazu ein stimmiger Soundtrack. Die Story schlägt einige Haken und dennoch kann man folgen. Die Twists passen, auch wenn man natürlich nicht immer alles hinterfragen sollte. Trotz seiner Laufzeit von etwas über 2 Stunden gibt es kaum Längen, auch wenn es im Mittelteil eher Action-arm zugeht. Das letzte Drittel ist herrlich überzeichnet und macht riesigen Spaß. "Argylle" wird wohl kaum Filmgeschichte schreiben, aber für einen launigen Kinobesuch zu Beginn des Jahres ist er perfekt.

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                                                  • 8

                                                    Ein Film entgegen der Sehgewohnheiten. Dazu ein wilder Genre-Mix aus Love-Story, Drama, Thriller und zwischendrin sogar ein wenig Horror. Der Film an sich kann in zwei Hälften eingeteilt werden, wobei ich da gar nicht so sehr inhaltlich drauf eingehen möchte. Schauspielerisch ganz stark, wobei es zu erwähnen gilt, dass hier unbekannte Darsteller vor allem in den Hauptrollen besetzt sind und daneben gestandene Größen wie Robert Stadlober und Thomas Thieme angenehm zurückhaltend agieren. Gerade letzterer hat in der zweiten Hälfte einige ganz starke und entscheidende Auftritte, ohne den Hauptdarstellern die Show zu stehlen. Das ist bemerkenswert. Der hervorragende Soundtrack spielt eine ganz große Rolle. Am Ende wird nicht alles aufgeklärt und es bleiben einige Fragen, was war denn jetzt Traum, was war Wirklichkeit. Man muss sich auf "LasVegas" einlassen. Dann wird man belohnt mit einem sehr intensiven Filmerlebnis. Unbedingt mehr davon.

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