YupYum - Kommentare

Alle Kommentare von YupYum

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    YupYum 02.04.2018, 02:32 Geändert 05.04.2018, 23:36

    Es gibt Filme, die einem unheimlich aus der Seele sprechen, kaum beinhalten sie die nötigen Bezugspunkte, wie z. B. die Stadt oder die Zeit aus der sie stammen. Wiederspiegeln sie dazu noch eigene Jugenderinnerungen, sind die Bewertungen (aus sentimentalen Gründen) dementsprechend hoch. Auch ich selbst sammle eigentlich jeden Film aus der Punk-Zeit um 1979, doch "Solo Sunny" empfand ich bei aller Sympathie und Wohlwollen leider recht zähflüssig inszeniert. Der Mikrokosmos rund um die talentierte und sehr coole Hauptdarstellerin Renate Krössner wurde für mich irgendwann zur Durchhalteprobe. Viele Einstellungen wiederholen sich und wirkten einfach zu langfädig, der skurille Humor war mir zu rar gesät und vor allem fehlte es mir schlussendlich an Musik - nur eine einzige ganze Song-Performance war mir bei diesem Thema einfach zu wenig.

    Trotzdem möchte ich dem DDR-Film seinen eigenen Charme nicht absprechen und freue mich für die vielen Leute, die ihre Freude an solch minimaler Kleinkunst gerne teilen.
    (ohne Wertung)

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      YupYum 01.04.2018, 00:59 Geändert 03.04.2018, 01:38

      Hier gibt es als Premiere mal eine "irisch-chinesische Connection" und der zweifache 007-Director Martin Campbell macht mit dem Film so einiges bei Pierce Brosnan wieder gut: Denn der wollte eigentlich nach "Die Another Day" (2002) noch gerne James Bond bleiben, wurde aber durch das Re-Concepting der Figur hoffnungslos abserviert - und der Mann, der "Casino Royale" drehte war eben ausgerechnet Campbell (dessen 007-Überraschungserfolg "Golden Eye" (1995) sie damals zu Freunde werden liessen). Jackie Chan wiederum war es sich leid von Hollywood immer nur auf massgeschneiderte Fliessband-Comedy-Schnell-Action å la "Rush Hour" abonniert zu werden, er ersehnte sich nach dem ernsteren "Karate Kid" nach noch etwas dramatisch authentischeres. Mit 61 Jahren ist er immer noch fit wie ein Turnschuh und ist im Nahkampf nach wie vor cool wie eine Sau. So entstand also mit dem ungewöhnlichen Trio "The Chinaman" - und wenn hier die ersten harzigen 30 Minuten mal überstanden sind, wird man tatsächlich mit einen recht komplizierten und intelligenten IRA-Polit-Thriller überrascht, der mit authentischer Action (und tollen Explosionen) von der unteren Gosse auch nicht geizt.

      Abzüge gibt es für die uninspirierte und völlig billige Synth-Bumm-Bumm-Musik und die deutsche Synchro - wieder hat Brosnan eine neue (und viel zu bedächtig-strenge) Stimme, die zu seiner Non-Chalance so gar nicht passen will: Im Original redet der Ire gar echtes irisch, doch die Geschichte des Films mag für Untertitel dann doch zu schnell und zu kompliziert sein - hier haben wir den bekannten DVD-Sprach-Auswahl-Salat halt wieder! Immerhin wird im Film so viel Irischen Whiskey getrunken, dass man Lust bekommt, wiedermal dazu ein Gläschen echten "Single Malt" aus dem unteren, verstaubten Alk-Gestell zu kippen. Anyway, "The Chinaman" wird nach dem ersten schleppenden Viertel zum recht turbulentem und höchst explosiven Film-Erlebnis der gediegenen (Spannungs-)Unterhaltung und lässt einem angenehm erfüllt zurück.
      Frohe verregnete Ostern 2018 wünscht Euch YupYum!

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        YupYum 21.03.2018, 01:33 Geändert 19.08.2018, 23:53

        Erstaunlich zu wissen, dass dieser gotische und viktorianische Reigen aus den Händen sehr junger Leute stammt: Autor Ransom Riggs schrieb seinen Jugend-Roman 2011, als er kaum dreissig war, Screenwriter Jane Goldman hat die vierzig noch nicht überschritten - und zusammen entführen sie uns also ins verschrobene Wales des Jahres 1943. Und natürlich fischte Tim Burton den Stoff auf und zusammen sind sie die perfekte Mélange eines toll umgesetzten Märchenstoffes. Einen Film nur mit rein mystisch inspirierten Metaphern abzudrehen, geht im (Post-)Milleniumszeitalter kaum mehr (dafür sind wir mittlerweile zu sehr abgestumpft), das Publikum erwartet auch bei subtilen Stoffen ein ordentliches Mass an Kau-Wumm-Action. Doch "Touch Wood", die fürchterlichen Fehler von "Alice im Wunderland" (mit einer überbordenden und nervigen Action, die die ganze Story unter sich begraben liess) wird einem hier von Burton gottseidank erspart. Hier punktet ganz klar die Mystik, die verschachtelte Geschichte, der Symbolismus und die der Charme der Kinder und ihrer beschützenden Gouvernante Eva Green - und lässt sie nachhaltiger wirken, als sämtliche später erscheinenden Pflicht-Monster.

        So zimmerte also Ransom Riggs ein tolles neuzeitliches Nostalgie-Buch zusammen - und seine Inspiration dazu waren lediglich alte und vergilbte Fotografien, die er sich auf Jahrmärkten als collective Junkie zusammen suchte. In den Extras auf der DVD sehen Sie die Original-Fotos (links) und dazu als Kontrast die damit entwickelten Charakteren und ihren abgeleiteten Abilities der Kinder dazu (rechts). Das extravagante Bild der jungen Lady, die gerne Pfeife raucht (also Eva Green), hatte es ihm besonders angetan. Genial, wie im ersten Teils des Films sämtliche Fähigkeiten dieser "Peculiar Children" witzig in der Story eingearbeitet werden und sie ihnen später als effektive Waffen gegen die bösen "Hollows" unverhofft sehr nützlich werden. Jeder Zuschauer entwickelt da ein Lieblings-Motiv: Mein Favorit war Milo Parker, der die Bienen versammelt - er fiel schon so toll auf neben Ian McKellen im Sherlock-Drama "Mr. Holmes" auf (als Bienen ebenschon ein Thema waren). Als Fazit macht "Miss Peregrine's Home for Peculiar Children" ziemlich alles richtig und bewahrt sich vor allem die vorgegeben Grundpfeiler von Mystik und liebevoller Rätselhaftigkeit.

        "Bee-Ing" - Explaining the Tricks:
        https://www.fxguide.com/quicktakes/bee-ing-in-tim-burtons-miss-peregrines-home-for-peculiar-children/

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          YupYum 18.03.2018, 23:07 Geändert 03.04.2018, 00:46

          Zufällig sah ich am heutigen Sonntag, am 18. März 2018 "Hitman's Bodyguard": Putin wurde gerade in einer manipulierten Wahl wieder Oberhaupt seines seit vier Perioden regierenden Schurkenstaates (der für das meiste Leid in Syrien verantwortlich ist) und davor hatten wir den Meuchelmord-Anschlag (mit typisch russischer Handschrift) mit tödlichem (und erst nach Tagen wirkenden) Nervengift auf einen russischen Doppelagenten und seiner unbedarften Tochter in einem Park in London. Angesichts des aktuellen Weltgeschehens, hat der Film (mit Gary Oldman als weissrussischer Despot) gleich noch eine andere, im aktuellen Zeitgeschehen, einholende Komponente - doch eigentlich wollten wir uns ja nur wieder harmlos unterhalten wissen. Irgendwie gut, wenn einem bewusst wird, dass hinter jedem fiktiven Überbau oftmals immer ein grosses Quantum Wahrheit steckt, das einem zu denken geben soll.

          Samuel L. Jackson und Ryan Reynolds geben also wiedermal ein sich gegenseitig verfeindetes Duo ab, dass sich unter den gegeben Zuständen zusammenraufen muss. Dieses cinematographisch oftmals gezeigte Grundmotiv sorgt jedenfalls für viel Spass, bishin zum Rande der Comichaftigkeit. Die (nicht zu überschnell geschnittene) 1-A-Action lässt in ihren Details keine Wünsche offen (grossartig die Szene mit Samuel auf dem Boot in Amsterdam), die Rückblenden des Hintergrunds der Akteure sind akribisch in das Script eingebettet und runden die Story ab - alles ist sehr kosmopolitisch gefärbt und Salma Hayek als "Puta-Mia-Madre"-fluchende Latina ist wiederum das i-Tüpfchen unter so vielen Männern. Der ewige "Motherfucker" Samuel L. Jackson hat hier wiedermal ein tolles Refugium für sich gefunden - viel besser hier als in vielen seinen letzten Rollen.

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            YupYum 16.03.2018, 00:53 Geändert 03.04.2018, 00:32
            über mother!

            "I saw its mother!" ("Das Omen", 1976), "Don't play the good mother to me!" ("Notes On A Scandal", 2006) oder eben hier: "I am his mother!". Als überbetontes Fluchwort scheint "Mother" immer noch gut zu funktionieren, doch was in aller Welt war denn das hier Abgegriffenes? Schon in "Black Swan" (das immerhin eine abgerundete Story im Köcher hatte) lernten wir, dass Darren Aronofsky wohl nicht alle Tassen im Schrank hat: Seine krankhafte Fixierung auf her-gezoomte und menschlich-anatomische Sekreten-Makel gehört einfach zum Psychiater. Waren es in "Black Swan" noch zerknackste Knochen, Perioden-Blut und Schweiss, sind die Körperflüssigkeiten in "mother!" noch zentrierter: Wiederum Blut-Wunden, Urin, Fruchtwasser und von Feuer zerfressene und halb verweste Körper sind hier sein persönliches Sex-Stimulat. Kein Wunder wurde "mother!" bei den diesjährigen Oscar-Verleihungen nicht mal in einer Nebenkategorie nominiert, der Film ist nicht mal eines B-Produkts von Stephen King ebenbürtig. Was in der ersten Hälfte mit der durchgeknallten Michelle Pfeiffer und dem äusserst ungemütlichen Ed Harris tatsächlich noch für einigermassen beklemmende Momente eines schrägen Amusement sorgt, wird in der Wiederholung des selben Motivs danach nur noch eine weitere Stunde zum unüberschaubaren, halb biblisch inspirierten "Sodom- und Gomorrha"-Apokalypse-Event und ist in seiner ausweglosen Uferlosigkeit einer Non-Story schlicht nur noch ärgerlich und grottenlangweilig. Wenn gar nichts mehr kommt, begräbt man halt alles unter Pyro-Effekten, Techno-Sound und doofen Maschinengewehr-Salven.

            Fazit: "mother!" beginnt zwar als tolles Psycho-Kammerspiel, verlässt aber nach einer Stunde diesen Weg und wird dann zum überfrachteten Rein-Set-Design, das weder visuell noch story-technisch inspirierend, überraschend oder annähernd mystisch ist. Javier Bardem's undurchsichtiger Charakter (als uninspirierter Autor) hätte er grad von vornherein veto-mässig korrigieren müssen und als bestbezahlte Hollywood-Actress macht Jennifer Lawrence in permanenter Opfer-Rolle und Hang zum Overacting eine seltsam de-emanzipierte Figur.
            Alles in allem, wirklich nicht meine Filmempfehlung!

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              YupYum 27.02.2018, 23:36 Geändert 27.02.2018, 23:49

              Hier in "Obecná skola" macht eine Klasse im Schulzimmer so viel unerhörten Klamauk und Radau, dass die gescholtene Lehrerin das Handtuch wirft und durch einen strengen Mann (Jan Triska) mit Kriegs- und Partisanen-Hintergrund ersetzt wird. Der gestaltet den Unterricht (nach einer neuen Regelgebung) dann so spannend, dass wirklich Ruhe im Klassenzimmer einkehrt. Er erzählt den Schülern viel über die tschechische Geschichte, über deren Nationalhelden Jan Hus und Komponist Antonín Dvořák, aber auch über seine Erlebnisse im grad beendeten Krieg. Zudem ist er ein wahrer Womanizer, was den Schülern auch nicht verborgen bleibt. Die verlagern derweil ihre Dummheiten einfach ins Dorf hinaus und ihre Streiche sind nicht gerade harmloser Natur à la Michel von Lönneberga.

              Der niedlich-naive Film ist mit viel Charme geprägt und ein Ausflug in eine andere Zeit - und vor allem in eine andere Welt und Kultur, was es uns Hollywood-Gewohnten nicht immer ganz einfach macht, ihm zu folgen. Das tschechische Traumata der russischen Invasion (was sie heutzutage als schlimmer empfinden als das ganze Nazitum) ist auch hier hintergründig erneut wieder Thema. Libuše Šafránková, die Prinzessin aus "Drei Nüsse für Aschenbrödel" (1973) ist in in einer grossen Rolle mit dabei - und sie sieht noch immer sehr hübsch aus.

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                YupYum 25.02.2018, 23:19 Geändert 27.02.2018, 23:44

                In dramaturgischer Rasanz, schnellen Schnitten und mit viel Humor erzähltes und in grossem Bilder-Reigen sehr kosmopolitisch-gefärbtes Bio-Pic - mit tollem Zeitkolorit, mit passenden Gelbstich-durchtränkter Kamera-Arbeit und den passenden 70's-Pop-Hits untermalt. Langweilig wird es gewiss keine Sekunde lang und die von Cruise gespielte Lässigkeit und Non-Chalance (auch bei ungemütlichen Situationen immer mit schön breit-aufgesetzem Lächeln im Gesicht) macht viel Spass. Man kann der Crew bestimmt zugestehen, dass sie Barry Seal als charakteristisches Unikum-Merkmal verstanden haben und eben auch bewunderten - und für Aviatik-Fans hat es erst noch tolle Details.

                Von allen erdenklichen Staats-Betrieben bis in die höchsten Polit-Kreisen plus dem Medellin-Cartel (unter Escobar) unter Druck, wirkt der ganze Film dann doch sehr harmlos, gemacht für das Feierabend-Kino. Ich kann mir schlussendlich kaum vorstellen, dass es hier keine brenzligeren Situationen gab, als die wenig einer wahren Bedrohung gezeigten, da war "The Inflitrator" (mit Bryan Cranston) schon um einiges beklemmender und spannender. An der guten Unterhaltung per se können hier jedoch kaum Abstriche gemacht werden, daher eine sehr wohlwollende Sieben in der Wertung.

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                  YupYum 25.02.2018, 00:15 Geändert 25.02.2018, 17:56

                  Wer nach der völlig missratenen Schlafpille "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" (mit Gary Oldman) sich vom Namen John Le Carré schon präventiv abschrecken lässt, solle "A Most Wanted Man" wenigstens eine Chance geben. Denn nicht nur bietet das amerikanisch-deutsche Ensemble eine toll aufeinender abgestimmte Leistung, dieser aktuelle Spionage-Film eröffnet einem zudem sehr erhellende Perspektiven, was der Kampf der (hierarchisch gegliederten) Geheimdienste gegen (islamistische) Terrorzellen angeht. Denn das Thrillerdrama malt zur Genugtuung mal nicht im üblichen Schwarz/Weiss-Schema: Weder ist der Banker (Klasse: Willem Dafoe!) partout ein gewissensloser Geld-Shark, noch wird die junge, linke Anwältin über jeden Zweifel als erhabener Gutmensch charakterisiert. Die unergründliche Spannung nimmt dabei über die ganzen zwei Stunden nie ab, die permanent zwischenmenschlichen Grundkonflikte fesseln in jeder Interaktion wieder neu. Robin Wright-Penn, Rachel McAdams und eben Dafoe sprechen ihr Englisch mit so tollem Akzent, dass sie locker als Deutsche herüber kommen. Die schön fiese Schlusspointe ist von selten eisiger Ernüchternheit.

                  Der ganze Film widmet sich selbst der "Memory" von Philip Seymour Hoffman. Nach der Sichtung ist es für einmal mehr schlicht unfassbar, was für ein grosses Schauspiel-Talent die Welt mit ihm verloren hat.

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                    YupYum 22.02.2018, 23:09 Geändert 23.02.2018, 23:39

                    Für die tschechische Vergangenheitsbewältigung mag "Closely Watched Trains" (1966) vielleicht noch einen gewissen Wert haben, aber bei allem Wohlwollen, hier findet sich nach 50 Jahren Film-Geschichte höchstens noch ein Müh Charme aus Grossmutter's Zeiten wieder - der Film ist einfach hoffnungslos veraltet. Eine Geschichte ist nur schwer auszumachen, viel mehr handelt es sich eher um einzelne Szenenfragmente. Kurz gesagt, hat der junge Hauptdarsteller Milos (der auf einem Landbahnhof arbeitet) Minderwertigkeitskomplexe als Mann und kommt mit seiner Sexualität nicht klar, denn sowas wie Aufklärung gab es wohl in der Kriegszeit nicht. Er bekommt jedoch mit, dass sein Chef in einem amourösen Spielchen einer jungen Frau mit Ink-Stempeln ihre Haut verschönert - was für ein Skandal! Irgendwann kommen die Nazis in die Gegend - und wären sie in Tat und Wahrheit nur so freundlich und gnädig gewesen, wie es dieser Film hier zeigt.

                    Oft mit Marschmusik untermalt und ziemlich sterilen Bildern versehen, ist dieser Film weit entfernt von dem, was die tschechische "New Wave" in den Sixties ausmachte.
                    (Ohne Wertung)

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                      YupYum 19.02.2018, 01:15 Geändert 25.11.2018, 04:17

                      Es gibt Filme von solcher historischer Relevanz, durch die man (um sein Möchtegern-Intellekt-Gewissen zu beruhigen) einfach mal im Leben hindurch muss, sei das z.B. "Satyricon" von Fellini, "Medea" von Pasolini - oder eben "Marketa Lazarová" von Frantisek Vlácil von 1967. Danach fühlt man sich grad um Welten besser, denn endlich sind die lästigen Hausaufgaben mal getan. Bei meinem Besuch in Prag vor zwei Jahren, landete ich ziemlich schnell bei "Terry's Filmposters", einem Fachgeschäft in einer Kinohalle, das ziemlich die ganze grosse Film-Historie von Tschechien beinhaltet - von DVD's, Postkarten, Memorabilia und natürlich den unzähligen Posters im Kellerarchiv, gibt es viel Rares zu kaufen und das Personal ist äusserst kompetent. Der erste Film, den einem natürlich empfohlen wird, ist eben das Mittelalter-Epos "Marketa Lazarová" - "the very best Czech Movie of all times", das quasi National-Heiligtum der "CZ New Wave" aus dem unliebsamen Kommunismus. So kaufte ich also die neu aufgegleiste Doppel-DVD (mit Booklet) des unzerstörbaren Klassikers.

                      Vorneweg: Die 2 1/2 Stunden brauchen bestimmt schon mal eine gesunde mentale Einstellung, denn bei allem Wohlwollen ahnt man schon, hier erwartet einem eine ziemliche Durchhalteübung und Durststrecke, das lässt sich auch durch das ganze verklärte, schwärmerische und verschachtelte Geschwafel der Kritiker unter meinem Comment nicht wegreden. Das liegt nicht nur an der fragmentarischen Erzählweise, den fehlenden Zusammenhängen und den sich immer wiederholenden Einstellungen, diese neue DVD-Edition war zudem mit einem so schlechten Englisch untertitelt, dass einem zu der ganzen Schwerfälligkeit des Stoffes schlicht der Faden abhanden kommen kann. Wörter wie "Shit" oder "Fuckers" in der Übersetzung lässt die Vermutung zu, dass es sich hier um eine Bürotisch-Translation nach Diktionär handeln muss. Die deutschen Sätze im Film der sudetischen Schauspieler wurden schon gar nicht untertitelt. Irgendwann liess ich mir die pathetischen und schwer religiösen Sätze einfach so zusammenhangslos auf mich niederprasseln und hoffte wenigstens auf einige visuelle Eindrücke. Doch wer hier was erwartet, wie z. B. beim bunten Hippie-Kult--Film "Valerie" (1968) wird leider wieder enttäuscht. Ausser der hübschen, Sharon Tate ähnlich sehenden, Magda Vásáryová hat der Film kaum nennenswerte Schauwerte und kommt einem fast wie ein Laien-Theater im Schnee vor - die ganze veraltete Machart erinnert zudem eher an die 30er-Jahre als denn an die swingenden Sixties. Zdeněk Liška's strenge Choralmusik erreicht nie die Magie anderer seiner Werke (wie z.B. "Die Kleine Meerjungfrau" (1975), "The Cremator" (1969) oder die dem tollen Kinderfilm "Rotfuchs, Mäuse(rich) und Galgenvögel", 1970)).

                      Anyway, ganz nüchtern betrachtet hab ich mir nun nach der anstrengenden Sichtung einen starken Drink gegönnt und werde bei solchen Werken immer den Verdacht im Nachhinein nie ganz los: Was man nicht wirklich kapiert, bewertet man dementsprechend hoch! Darum lasse ich hier mal eine neutrale und wertfreie Fünf stehen und richte freundliche Grüsse an all die begeisterte Kritiker-Garde da unten aus (an deren IQ ich ja eh nie heran komme!).
                      (Ohne Wertung)

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                        YupYum 17.02.2018, 23:11 Geändert 18.02.2018, 01:04

                        Was noch relativ locker startet und zu Beginn gar einige sarkastische Momente beinhaltet ("He always wanted to be on TV"), entwickelt sich in den drei Stunden Spieldauer zum einem knallharten Psychodrama mit einer permanent verwerflichen und immer ungemütlicher werdenden Note: Die Mélange und Aufwärtsspirale aus (psychischer) Gewalt, Lügen, Suff, Missgunst, innerfamiliären Vergewaltigung und immer unerträglicherem Misstrauen von allen Seiten wird spätestens dann für den Zuschauer zur Zerreissprobe, als das Gespinst auch vor den Kindern keinen Halt mehr macht. Die, Sandra Bullock ähnlich sehende, Charlotte Riley scheint dabei noch die einzige moralische Instanz und Gewissen in diesem hämischen Schmierentheater zu sein, man fragt sich, warum sie aus diesem Sumpf nicht endlich Reiss-Aus macht. Die fesselnden Brit-Dialoge sind teilweise von so einer absurden psychologischen Logik geprägt, dass man sie kaum aushält - die Brutalität des ganzen Stoffes findet sich schlussendlich gar mehr sich in ihnen, als in all den sinnlosen (Mord-)Taten. Der schwirrende Soundtrack taumelt den Zuschauer gleich mit in die nächste Tragödie rein, z.B. in den bewusst überaufdringlichen Chorälen an der (Kinder-)Beerdigung - die Klänge sind schier nicht zu ertragen. Tom Hardy's frühe Leistung sei schon als grossartig vermerkt, sein abgebrühter Zynismus bleibt einem im Hals stecken, aber auch sein häusliches Pendent, Kierston Wareing als versoffene Schmalhirn-Blondine im Mini-Röckchen, trägt ihr grosses Acting-Können bei.

                        "The Take" (2009) ist als Fazit ist ein schonungsloses Loser-Drama geworden, das jede Hoffnung grad im Keim erstickt und zwischenmenschlich so kaputt rüberkommt, wie es einfach nur die Engländer hinbekommen.

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                          YupYum 11.02.2018, 22:46 Geändert 12.02.2018, 00:38

                          Eine den heutigen Sehgewohnheiten angepasste und sehenswerte Geschichtslektion, die mit toll eingestreuten Rückblenden die ganze Tragik eines Mannes dem Zuschauer quasi erst mit der allerletzten Szene wie eine Faust aufs Auge haut. Oft nur kammerspielartig verhalten gezeigt, sind die dramatischen Höhepunkte rar gesät, dafür sitzen die dann in ihrer ganzen Ausweglosigkeit des als Fazit sehr bitteren Stoffes. Tolles Kolorit, auch oder gerade trotz sehr wenig eingestreuter Kriegsbilder.

                          Die Hoch-IQ-Garde um Cumberbatch und Knightley runden einmal mehr einen historisch relevanten Stoff mit ihrer ganzen britischen Eleganz ab. Alexandre Desplat's Musik erinnert teilweise an die letzten Soundtracks von Philip Glass.

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                            YupYum 09.02.2018, 23:44 Geändert 16.02.2018, 01:49

                            Hoffnungslos angestaubtes, überlanges und doch im Kern so nichtsagendes High-Gloss-Filmchen (mit nicht nennenswertem Krimi-Überbau) auf unterstem Soap Opera-Niveau, in dem noch nach einer geschlagenen Stunde Endlos-Geschwafel nichts passieren will - da hat jede Folge vom "Denver Clan" mehr Spannung und Dynamik. Immerhin hat Kurt Russel eine herrlich schmierige Gel-Frisur, Michelle Pfeiffer toll designte Kostüme und die Views und Sonnenuntergänge von L.A. in den 80's sind einfach atemberaubend.

                            Fazit: Als Krimi Flop, als California-Tourismus-Werbung top!

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                              YupYum 09.02.2018, 00:26 Geändert 09.02.2018, 01:14

                              "Paradise Lost" ist entgegen anderer gängigen Mafia-Film-Strukturen völlig desillusionierender und sehr hoffnungsloser Stoff geworden, latente und machoïde Bewunderung für ein terrorisierendes Clan-Oberhaupt sucht man hier vergeblich - das sei mal zunächst positiv vermerkt. Mit Benicio Del Toro in der Rolle als Escobar ist gar das Casting (wenigstens in einer Rolle) gelungen, denn der Mann ist äusserst heikel geworden in Bezug auf seine Rollenwahl. Gefilmt wurde in Panama, das sich landschaftlich und architektonisch nicht gross von Kolumbien unterscheidet. Doch die Haben-Seite ist hier leider auch nicht grad ohne Makel: Trotz 120 Minuten (kurzweiliger) Laufzeit wirkt die Dramaturgie oft holprig und fräsig, die meisten Darsteller bleiben blass und gravierende Logiklöcher zweifeln an der ganzen Authentizität des brutalen Stoffes. Der berühmte Eingangssatz "Based On True Events" sieht man hier jedenfalls nicht, und am Ende gibt es auch keine erklärenden Sätze zur History. Die blauäugige Love-Story nervt schon zu Beginn, die Naivität des jungen Paares mit Maria, die nur Gutes über ihr "karitativer" Onkel zu verkünden hat, macht einem schnell stutzig. Sunnyboy Josh Hutcherson dann aus dem Nichts mit einem Mord-Komplott quasi als Loyalitäts-Prüfung zu beauftragen, macht so gar keinen Sinn mehr. Immerhin gibt es dann im zweiten Teil des Filmes ordentliche Spannungsmomente, aber das undefinierte Ende lässt den Zuschauer schlussendlich in einem Vakuum voller Fragen zurück.

                              Als Fazit verzichtet diese dreisprachige und multinationale Produktion immerhin auf jedes Helden-Pathos und zeigt jedem Dödel in die Fresse, dass mafiöse Machenschaften weder cool noch geil sind sind, sondern dass es dabei schlussendlich nur Verlierer gibt.

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                                YupYum 08.02.2018, 00:46 Geändert 08.02.2018, 01:34

                                Das britische Soundtrack- und Exotica-Label "Finders Keepers" hat nun Zdenek Liska's Filmmusik von "Malá morská víla" (1975) endlich als Vinyl und CD rausgebracht. Die Musik von diesem völlig unterschätzen und grandiosen CZ-Komponisten ist zum Weinen schön.

                                Und der Film mit all den genähten Kostümen ist es natürlich immer noch, ist in seiner auswegslosen Traurigkeit wohl der grösste Märchenfilm seiner Zeit - wen das kalt lässt, hat ein Herz aus Stein. Kennt jemand eigentlich den Kinderfilm "Rotfuchs, Mäuse(rich) und Galgenvögel" von 1970 noch? Auch dort komponierte Liska und es war wiedrum grossartig...

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                                  YupYum 05.02.2018, 00:24 Geändert 03.04.2018, 01:10
                                  über Elle

                                  Ähnlich wie bei Kollege Brian De Palma, ist es schon traurig mit anzusehen, wo grosse Regie-Namen so hindriften: 2006 machte Paul Verhoeven noch das passable Spionage-Drama "Black Book" mit Sebastian Koch, 6 Jahre später folgte das grauenvolle und völlig uninspirierte Film-In-Film-Thriller-Experiment "Tricked" und nun also "Elle", eine One-Woman-Show rund um Isabelle Huppert - und das Ergebnis kann man kurz mit diesen Attributen zusammenfassen: Nichtssagend, konfus, langfädig und unendlich langweilig. Die neuere französische Film-Tradition hat Verhoeven immerhin begriffen: Es wird endlos gelabbert, Wein getrunken und es geht allen schlussendlich nur um eins, ums Ficken als einziger Lebensinhalt - Mann, sind da alle ja voll frivol in unserem Nachbarland! Dummerweise wird Isabelle noch von einem maskierten Vergewaltiger aufgesucht, den sie selbst anscheinend sexuell attraktiv zu finden scheint. Diese Klammer läuft wie die anderen Film-Zutaten vollends ins Leere, dramaturgische Höhepunkte fehlen gänzlich. Das Schlimmste am Ganzen ist hier aber dieser aufgesetzte Intellektualismus und die pseudo-gescheite, leicht arrogante Note in allem. Vielleicht geht es Ihnen wie mir, diese angestrengten zwei Stunden (mit mehr oder weniger immer den gleichen Szenarien) kommen einem vor wie eine nicht endend wollende, vor sich hinplätschernde Odyssée der Belanglosigkeiten.

                                  Fazit: Besser wiedermal den Klassiker "Basic Instinct" (1992) mit Sharon Stone reinziehen, denn dort knisterte es voll von "Hidden Thrill-Erotica" tatsächlich noch in echt.

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                                    YupYum 30.01.2018, 22:57 Geändert 07.03.2023, 00:56

                                    "Atomic Blonde" empfinde ich als die ziemlich grösste Enttäuschung des Filmjahres 2017. Der Look in Neon hat zwar einen gewissen Schauwert, dahinter verbirgt sich jedoch nur ein laues Dramaturgie-Lüftchen - und cool sein geht für mich anders. Zu bemängeln sei zuerst mal die "Story", die schon gar nicht wirklich erst existiert: Wer macht sich hier schon nach 30 Minuten überhaupt noch die Mühe, bei diesem Kuddel-Muddel von russischen Agenten-Namen (die alle nur rhetorisch existieren zu scheinen) zuzuordnen, wer da überhaupt gemeint sein soll. Bekanntlich machen Thrillers ohne jeglichen Spannungsaufbau nicht im Kern Spass! Die Action ist so unglaubwürdig, blutig und brutal, dass hier sogar noch wandelnde Leichen in den Nahkampf einsteigen.

                                    Der Hintergrund des Mauerfalls von 1989 wird immer wieder billig als TV-Flash eingeblendet, um dem Müll einigermassen Authentizität zu verleihen - vergebliche Mühe! Permanent wird zudem gesoffen und geraucht, aber Charlize Theron erreicht dabei nie die Klasse des Zigaretten-Anzündens einer Sharon Stone. Ihr pseudo-laszives Flüstern wirkt nur lächerlich, statt geheimnis- und stilvoll. Die Männer tragen alle Bärte, und einer ist bekloppter wie der nächste. Nur Sofia Boutella als lesbische Französin hat hier noch etwas Seele und Grace, das uninspirierte Drehbuch wird auch sie nicht vor dem Tod verschonen. Der 80's-Soundtrack besteht nur aus übergespielten. abgegriffenen und abgestandenen Chart-Hits (von Bowie in seiner miesesten Phase, Depeche Mode, New Order und Nena), die kein Mensch mehr freiwillig anhören will - die 80's hatten tatsächlich auch tolle Musik!

                                    Fazit: Hinter dem schnell durchschaubaren, pseudo-coolen Deckmantel verbirgt sich nur eine ärgerliche und billige Splatter-Orgie, die in ihrer umgesetzten Routine schnell langweilt und noch schneller vergessen ist. Keine Überraschung, von der Gebetsmühle von Director David Leitch stammt schon der bescheuerte "John Wick".

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                                      YupYum 29.01.2018, 23:46 Geändert 30.01.2018, 02:07

                                      "Another Year" des völlig überschätzten Directors Mike Leigh ist für mich der Inbegriff eines Hass-Filmes, der mir in seiner Aussage von A bis Z sämtliche Haare zu Berge stehen lässt. Es gibt wohl kein Land in Europa, das sich so heterogen zusammensetzt wie das britische Königreich: Absturz, Subversivität, Kultur und unendliche Biederkeit geben sich die Klinke an jeder Strassenecke gleich die Hand. Mike Leigh hat sich nun hier entschieden, gerade Letzteres zu porträtieren und das Ergebnis ist ein wahres Grauen: Hier dreht sich alles um den Mikrokosmos des unsäglich nervigen End-60er-Ehepaar Tom und Gerri (wie witzig, diese Comic-Namen!), die eine harmonische Vorbild-Langweil-Ehe führen: Sie haben ein mit blöden Nippes eingerichtetes Häuschen, arbeiten im Sozial-Bereich, wünschen sich sehnlichst Enkelkinder, züchten Bio-Gemüse in einem Schrebergarten, trinken nie mehr als ein Glas Wein pro Abend und lesen vor dem Zubettgehen trendige Trivialliteratur im geteilten Ehe-Bett. Das Schönste am Ganzen ist aber: Sie sind in ihren 68er-Baby-Boomer-Herzen äusserst "tolerant" gegenüber Mitmenschen, denen es nicht so gut geht. So laden sie also in einer gesetzten Zeit am Nachmittag Leute in ihr Anwesen, die ihnen in letzter Instanz aufzeigen, wie reinen Herzens sie doch selbst sind. Die hysterische Alkoholikerin Mary (die auf Permanent-Männer-Defizit abonniert ist) ist dafür ihre liebste Bestätigung ihres funktionierenden heterosexuellen Spiesser-Lebens. Da irgendwann diese (kaum je witzige) Formula aufgebraucht ist, konzentriert sich Leigh auf das symbolische Älterwerdens in Form der kahlen Seasons Herbst und Winter - gähn! Gäbe es auf der Welt keine Biederkeit, Mike Leigh hätte sie mit seiner Kernaussage hier glatt erfunden.

                                      Die Langfädigkeit und dramaturgische Langeweile des politisch überrkorrekten Pseudo-Indie- und Möchtergern-Hochintellekt-Films wird mit über zwei geschlagenen Stunden irgendwann für die Nerven des Zuschauers so unerträglich, dass er sich den Müll nicht mal mit britischem Whisky schön saufen kann.

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                                        YupYum 28.01.2018, 23:32 Geändert 29.01.2018, 04:06

                                        "Unlocked" ist eine kurzweilige, rasante und ebenso belanglose Thriller-Hatz-Angelegenheit mit einigen tollen Action-Einlagen (wie z.B. die Szene mit den Rottweiler-Hunden im Lift des Council-Hochhauses) und hat immerhin einige Spannungs-Momente zu bieten. Viele Versatzstücke erinnern an 007 - von Michael Apted stammt doch die allerbeste 90er-Jahre-James Bond-Variante "The World Is Not Enough", mit Sophie Marceau. Die Twists sind hier en masse gestreut, nicht gerade jeder trifft ins Schwarze. Noomi Rapace zeigt wiedermal, dass sie die coolste Sau auf dem Planeten ist, der Film lebt eigentlich nur durch ihre Präsenz - von sämtlichen anderen hochkarätigen Schauspielern hat man hier kaum viel: Gerade von einer Toni Collette wünschte man sich hier einiges mehr, Michael Douglas' Rolle ist seiner auch nicht wirklich würdig und Orlando Bloom wiederum, wurde regelrecht verheizt. Dafür haben sich alle wieder mal (auf ein Backstage-Glas Champagner) getroffen, das ist doch auch noch schön. Easy, "Unlocked" eignet sich einfach mal für einen Abend des anspruchslosen Film-Füller-Vergnügens für zwischendurch.

                                        PS: Da ich die Synchro-Stimmen von Noomi und Michael sehr mag, hab ich diesen Film wiedermal auf deutsch angesehen.

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                                          YupYum 23.01.2018, 23:46 Geändert 29.01.2018, 04:08

                                          "Moonlight" ist in jeder Hinsicht und mit allen Ingredients typisches "Arthouse-Kino": In extremer Slow-Motion erzählt, mit vielen offenen Metaphern (die vom Zuschauer verlangen, dass er quasi mit seiner Imagination das ausgestreute Puzzle selbst im Kopf fertig denkt), einer Thematik kreisend um eine sogenannte Randgruppe (hier Schwarze, die nicht gay sein dürfen), soziologisch angesiedelt in der Unterschicht, (zwischen Crack, Knast und Entziehungskur), handwerklich eher in einer unteren Qualität - und um das Ganze noch anspruchsvoller erscheinen zu lassen, wurde in typischer Arthouse-Manier der Film noch in drei Kapitel unterteilt, ohne ein solches jeweils zu Ende zu erzählen. In der letzten Szene sind die Dialoge dann so minimalistisch gehalten und in die Länge gezogen, dass ich fast verzweifelt bin.

                                          Diese Art von Filmen kommen beim (Indie-)Publikum immer sehr gut weg, denn böse Zungen behaupten, was man nicht wirklich versteht, bewertet man dementsprechend hoch. Vor allem die ausufernde und ermüdende Dramaturgie machten mir hier (mit allem Wohlwollen zu Beginn) zusehends Mühe. Oscar hin oder her, ein im Kern deprimierender und langfädiger Film, den ich als Fazit sicher nicht ein zweites Mal anschauen werde.

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                                            YupYum 21.01.2018, 23:12 Geändert 23.01.2018, 01:21

                                            Atmosphärisch gibt es bei "Comancheria," nichts auszusetzen, der Film bringt mit seiner amerikanischen Slur-Sprache, der Country-Musik aus dem Auto-Radio, den stimmigen Abend-Himmel und der ganzen Slow Motion den Lebens-Feel von West Texas dem Zuschauer sehr authentisch nahe. Gewisse Interaktionen sind dabei ur-komisch, wie z.B. die servierenden Frauen in den Burger-Imbiss-Läden oder die gefakten Shine-Einrichtungen in den Casinos - doch sind sie eher rar gestreut. Das Ganze kann unterm Strich als eine Art soziale Bestandesaufnahme empfunden werden, die Heist-Story tritt als Interesse seltsam in den Hintergrund. Wirklich unsympathisch kommt hier niemand weg, sogar das Motiv der Brüder kann man nachvollziehen (bis ihnen schlussendlich alles aus dem Ruder läuft), dann versinkt der Film wieder in seine fast meditative Ruhe, wirklich stringent ist die Story leider nicht wirklich.

                                            Jeff Bridges als zweifelnder Sergeant zu haben, ist natürliche das grosse Casting-Plus des sand-staubigen Movies, die Zwiegespräche mit seinem Appalache-Partner (in the middle of nowhere), sind hier fast als Höhepunkt des Films zu taxieren.

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                                              YupYum 21.01.2018, 00:38 Geändert 31.01.2018, 01:22

                                              Grosses, doppelbödiges und äusserst komplexes Kino-Epos (in bester Scorsese-Tradition), das vom Zuschauer so einiges an IQ abverlangt. Denn die (Erzähl-)Kunst und den Sog in beginnender Slow-Motion von "American Hustle" besteht vor allem darin, dass der Zuschauer selbst Teil dieses raffinierten Puzzles wird, denn obwohl hier keine der Figuren vordergründig sympathisch scheint, verbindet man sich immer wieder mit ihnen und den Teilen ihrer Handlungs-Strängen und ihren Motiven - in einer genialen Wechselwirkung in den einzelnen Szenen: Denn gut auf Erden war eigentlich nur Jesus, wie Christian Bale ihn mal zitiert. Hier wird ohne Ende beschissen, hintergangen, ausgetrickst und fremdgegangen. Die Dialoge sind so erlesen (und teilweise ebenso anstrengend), dass man sie oft nochmals mit der Rückspultaste ein zweites Mal anhören muss, denn die Schlüsselsätze fallen unverhofft und blenden sich oft durch das unglaublich gewiefte Editing des Films hindurch: Meistens sind wir hier schon in einer neuen Szene, bevor die alte erst grad verdaut ist. Das Schauspiel, das wir hier serviert bekommen, ist von so hohem Niveau, es erlaubt allen Protagonisten (die man sonst oft immer nur als voll "cool" wahrnimmt, wie z.B. Bradley Cooper), wahre charakterliche Defizite auszuspielen. Und als Wucht erwähnt sei Jennifer Lawrence, die Art wie sie ein echtes wasserstoff-gefärbtes Blödchen mimt ist grandios, denn das Drehbuch gibt ihr dabei so viel Spielraum für ihre eigene Dumm-Logik, dass es nur noch ein entblössender Segen ist - so gut hat man sie noch nie zuvor gesehen! Schlussendlich kommt gar (aus Respekt) noch kurz Robert de Niro in diese Korruptions-Saga vorbei, und er wollte sich nicht mal in den End-Titles crediten lassen. Und dank dem Film letztendlich, war E.L.O.'s allererste Single (von 1971) "10538 Overture" wieder auf jedem I-Pad.

                                              Anyway, "American Hustle" ist eine hochkomplexe und -karätige "Wer betrügt hier wen?"-Angelegenheit und wer den Film nur als "langweilig" taxiert, hat ihn wohl einfach nicht wirklich verstanden.

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                                                YupYum 19.01.2018, 23:29 Geändert 31.01.2018, 00:51

                                                Total missratene "Leon - Der Profi"-Variante mit einem völlig tumb und gelangweilt spielenden Sam Worthington. Der gönnt sich da statt einem Glas Milch lieber einen Schuss Heroin - lächerlich! Und genau wie beim umstrittenen Vorbild von Luc Besson, nervt die blöde Göre auch hier ohne Ende. Die paar wenigen Action-Einlagen reichen bei dieser spannungslosen Non-Story nicht aus, um 90 Minuten zu füllen, deshalb half man sich halt noch mit dem Trick, quasi ein Road-Movie daraus zu zimmern. Die Dialoge sind dabei so hölzern, dass sie glatt aus einem Schüler-Theater stammen könnten.

                                                Für etwas Abwechslung sorgen wenigstens die paar Sights von der Schweiz, Frankreich und einer schönen englischen Mansion.

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                                                  YupYum 19.01.2018, 00:01 Geändert 24.01.2018, 23:26
                                                  über Gold

                                                  Ach, wie sehr ich diese Bio-Pic-(Wirtschafts-)Krimis (nach wahren Begebenheiten) mit dem ordentlichen Schuss Zeitkolorit (bis in jedes erdenkliche Detail und Soundtrack) liebe: Wer so Sachen wie "The Wolf Of Wall Street" oder "Blood Diamond" mag, sollte unbedingt auch Matthew McConaughey's grosse One Man-Show in "Gold" abfeiern, denn alle tollen Versatzstücke sind auch hier vorhanden: Der bekannte Rise and Fall mit gänzlicher Ernüchterung der nackten Tatsachen, tolle Views der Welt und dekadenten Schauplätzen des Pseudo-Glamours und ein grosses Mass an absurdem Grössenwahn und Selbstüberschätzung. Das immer gepaart mit dem geistigen Fuel, nämlich Whisky und Zigaretten bis die Welt untergeht. Auch schön entlarvend wird gezeigt: Wer über Nacht erfolgreich wird, dem stehen die Leute in Heuchelei plötzlich sofort Schlange und die Frauen vergessen grad sehr schnell ihre sexuellen Prinzipien.

                                                  "Gold" hat im wundervoll erzählten Storyboard tatsächlich ca. vier Main-Twists bis zum überraschenden Schluss, der Film ist so ein tolles Abtauchen in fremde Welten - man wünschte fast, die zwei Stunden würden nie zu Ende gehen. Ohne (politisch motivierte) Brutalitäten (wie etwa im o.e. Diamantenfilm) dafür mit viel sarkastischem Humor, kommt man relativ unbeschadet davon. Das Casting ist zudem genial gewählt, bewusst gibt es neben McCounaughy keine grosse Namen, denn psychologisch soll der Zuschauer voll in seinen Mikrokosmos abtauchen.

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                                                    YupYum 18.01.2018, 00:36 Geändert 24.01.2018, 00:21

                                                    Ähnlich in der Form, was Joseph Gordon-Levitt 2012 in "Premium Rush" auf dem Fahrrad vorwegnahm, sehen wir nun als konsequente Konzept-Weiterführung mit Shooting Star Ansel Elgort als "Baby Driver" im Auto. Auch diese wiederum ebenso leicht autistisch gefärbte Comic-Variante hat ihr Herz schön angenehm am rechten Fleck. Nur schon die rasante Eingangssequenz zeigt dem Zuschauer gleich, wo es hier in den nächsten 100 Minuten lang gehen wird. Aber nicht nur die ungewöhnliche Action setzt Massstäbe, langweilig wird es auch dank den äusserst spassigen Dialogen nicht. Hier kam Director Edgar Wright natürlich vor allem das unvergleichliche Talent von Jamie Foxx zu Gute, seine wundervoll absurde One-Man-Show-Szene in einem Schnellimbiss empfinde ich fast den (versteckten) Höhepunkt des Films. Die Kumulation weiterer schrägen Figuren (wie etwa Eiza González mit ihrem Typ als moderne Bonnie and Clyde-Variante) mit dem immer um sie als Mittelpunkt zentrierten, sich selten artikulierenden Teenager "Baby", der vordergründig nur seinen Job macht und sich immer seine Sache zu dem übertriebenen Schmierentheater denkt, wird damit quasi zur psychologisch beruhigenden, guten Seele stilisiert. Der Soundtrack (voll mit ungewöhnlichen Soul-Perlen und etwas Punk fernab des gängigen Radio-Mainstream-Grundwissen-ABC's) ist diesmal so toll konzipiert, dass er auch für echte Musik-Nerds zur Herausforderung wird. Ich wette hier zudem auf eine Fortsetzung.

                                                    Die einzige befremdliche Note des Films ist wohl der Abgesang von Kevin Spacey. Wie wir mittlerweile wissen, muss er seine Rolle als Machtmensch über jüngere Leute gar nicht wirklich gross spielen. Schon damals im Las Vegas-Film "21", fand ich seine cholerische Art in Bezug auf "in seinem Besitz" agierende Studenten recht widerlich. Wenn er hier in einer Drohung zu Ansel sagt "You were always my baby!", holt einem die Gegenwart (auch ohne moralischen Zeigefinger) wohl in aller Ungemütlichkeit ein.

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