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Alle Kommentare von YupYum
In diese herrlich schräge und durchgestylte Indie-Perle gelang ich 1979 mit damals 14 Jahren in ein kleines Kino, weil unsere Schule befand, es könne "nicht früh genug von den Gefahren des Alkoholismus gewarnt werden!". Haha und dann dies: Hier wird der Absturz nicht nur verherrlicht, sondern mit aller erdenklichen Eleganz vergöttert. Sämtliche Metaphern der damaligen Zeit sind hier unvergessen und unauslöschlich integriert: Verrauchte Kneipen, Bahnhofs-Atmo, kaputte Absteigen, öffentliche WCs voller hingekritzelter Telefon-Nummern, verpönte Gays & Transsexuelle (ein Coming-Out war damals für sie noch in weiter Ferne) und die ganze zelebrierte Kluft (mit ihrem Doppelleben) zwischen Spiessigkeit und Subversität der damaligen Zeit. Als Krönung erscheint noch Nina Hagen als Nachtclub-Sängerin. Leider gibt es die DVD erst immer noch völlig überteuert bei Ulrike Ottinger's Privat-Verlag.
Das umwerfende Schluss-Bild, wie Tabea Blumenschein mit ihren High Heels betrunken über einen Spiegelboden geht und mit jedem Schritt das Glas weiter crackt, haben sich für ewig in mein Hirn eingebrannt. Der tolle Film hat mehr Punk-Spirit als das meiste von damals überhaupt!
Der Film wird vor allem von europäischen Kritikern so über allen Klee gelobt, weil er in ihren Augen so "nah am Leben dran ist" und so typisch "unamerikanisch" sei - sie sehen in ihm quasi eine neue Form der allgegenwärtigen Bescheidenheit. Dem muss ich in aller Vehemenz widersprechen, natürlich ist "Manchester By The Sea" eine uramerikanische Tragödie. Sie spielt in einem kalt-grauen Kaff im nördlichen Massachusetts, in dem sehr selten die Sonne durch den dicken Hochnebel scheint und die eisige Kälte vom traurigen Gesang der Möwen begleitet wird. Protagonist Casey Affleck also verliert in einer merkwürdig geschnittenen Szene Hab- und Gut und muss sich erst noch mit einem ihm zugeteilten "Halbwüchsigen" (Neue Zürcher Zeitung) herumschlagen. Der kreative Junge hat immerhin das ausgefüllteste Leben von allen Portraitierten hier; hat Freunde, spielt Hockey und musiziert in einer Rockband, doch nichts geht von ihm auf Casey rüber, ausser dass er ihn als Eindringling und Perma-Nervensäge empfindet. Zu neuen Frauen empfindet der gescholtene, aber aufrichtige Mann nichts und die Reue seiner Ex weist er schroff ab - lieber zettelt er mal eine Schlägerei im Pub an. Casey Aflfeck kommt wiederum für die Rolle eines durch's Leben gezeichneten Nihilisten dann doch wieder viel zu durchdacht und zu sensibel herüber.
Nicht mal in den wenigen absurden Szenen (wie z.B. der zum Fundamentalismus bekehrten Ex-Alki) tischt hier Director Lonergan mal etwas Sarkasmus auf, er lässt seine Figuren in ihrem Schicksal und der Todernstigkeit des Ganzen gefangen und die drögen Haendel-Klänge sollen das zusätzlich unterstreichen. Immerhin sitzen einige Dialoge messerscharf, das befreit den Film dann und wann mal aus seinem eigenen Vakuum der omnipräsenten Hoffnungslosigkeit.
Es tut einem überaus gehypten Film gar nicht so schlecht, mit der Sichtung mal ein Jahr zuzuwarten, denn durch die angesteckte Gruppendynamik wird ihm eh nur von allen eine überdurchschnittliche Wertung verpasst - jegliche kühle Gelassenheit oder Objektivität geht so verloren. Wo hapert es denn für mich primär?
1. Mit ganzen 2 1/2 Stunden Laufzeit unterstreicht der Regisseur zwar die bewusste Schwerfälligkeit des Stoffes, zu einer dramaturgischen Stringenz hilft das jedoch nicht wirklich. Der Zuschauer wird so durch immer ähnliche Einstellungen und sich wiederholende Bedrohungsszenarien müde gemacht - damit der Racheakt im letzten Fünftel dann umso dramatischer empfunden wird. Ein schwacher Kniff!
2. Kein noch so abgebrühter Mensch kann einfach tausend Tode überleben: Im eiskalten Wasser zu treiben und danach in der Nacht so angeschlagen in Minus-Temperaturen zu überleben, ist schlicht nicht möglich. Und wenn man sich dabei dann noch Schutz in einem wärmenden Pferde-Kadaver sucht, warum ist dann die durchnässte Jacke am Baum am Morgen nicht tiefgefroren?
3. Für eine Geschichte nach wahren Begebenheiten fehlen mir die üblichen Informationen in den End-Titles. Nicht mal zu Beginn wird der Zuschauer aufgeklärt, in welchem U.S.-Staat und in welchem Jahr das alles eigentlich stattfinden sollte (anscheinend in South Dakota Mitte 19Jrh, gemäss schäbigen Angaben im Netz).
"The Revenant" ist bestimmt ein schön "krass" gestalteter und gemeinter Survival-Ausflug für harte Jungs in verborgene Zeiten und mystische Welten, doch wenn ein Film den Zuschauer ohne einen einzigen gesalzenen Dialog nicht abholen kann und seine Dramatik lediglich über äussere Umstände manifestiert, wird das Ganze irgendwann zum ziemlichen Müssiggang.
Erstaunlich: Die Musik stammt vom berühmten, aber völlig vergessenen Japan-80's-Synth-Pionier Ryuichi Sakamoto.
"Atemlos" (1983) bringt die Leute noch immer zum schwärmen, zum verklärt philosophieren und zum endlos vergleichen mit Godard's Original-Stoff. Bestimmt gehört der Film zu den gelungeren Remakes der Film-Historie.
Wer es einfach mal so unbescholten wie ich ansieht, den erfreut bestimmt das 80's-Kolorit, die schräge Logik, die coolen Sprüche, die edlen Karossen und die augenzwinkernde Leichtigkeit des Seins des Ganzen. Es tut nicht weh, hinterlässt heute aber auch nicht mehr wirklich Spuren.
Immerhin erspart uns hier Michael Mann hier einen blöden End-Twist, trotzdem wirkt der Thriller "Blackhat" seltsam abgegriffen. Mit dem letzten Viertel ist die Geschichte dann ganz verpufft, denn zu erzählen gibt es nach dem Attentat auf viele tragende Figuren nichts mehr.
Vergisst man die Schwächen grosszügig, wird man immerhin durch wahnsinnig schöne Sights vom nächtlichen Neonlicht exotischer Städte belohnt. Und der tollen Viola Davies.
Das Biopic "Dalton Trumbo" ist weniger Unterhaltung als vielmehr ein geschichtliches Lehrstück über die Traumfabrik Hollywood - und daher eigentlich Pflichtprogramm für alle Leute, die über das Film-Business eh alles schon zu wissen denken. Zugegeben: Die ersten 35 Minuten gestalten sich harzig, bis man emotional endlich mal warm wird mit allen Figuren. Dann wird man aber durch die tolle Cast, viel verstecktem Humor und unzähligen archivierten (oder akribisch nachgespielten) Schnipsel mehr als belohnt. In echt: Der geniale, immer augenzwinkernde Bryan Cranston, der seine Scripts am liebsten in der Badewanne bei Whiskey schreibt (und seine Oscars nur als Pseudonym "empfangen" durfte), die ultrafiese Klatscherin Helen Mirren, der schräge B-Filmproduzent John Goodman, die aufmüpfige Tochter Elle Fanning (köstlich in "Live By Night") und Ehefrau Diane Lane, die den ganzen Alltags-Wahnsinn zusammenhält und bestätigt, dass ein Genie ohne tolle Frau an seiner Seite leider unmöglich genial sein kann. In "unecht": John Wayne, Edward G. Robinson, Kirk Douglas und Meister-Regisseur Otto Preminger.
Fazit: "Trumbo" ist liebevoll gemachtes und akribisch recherchiertes Ausstattungs-Long-Term-Kino, das mit seinem Anspruch des genauen Hintergrunds oft auch den Unterhaltungswert für den Zuschauer etwas vergessen lässt; ein Faktum, das letztendlich auch gerne in Grosszügigkeit verziehen werden darf, denn hängen bleibt schlussendlich als Lektion viel.
"Demolition" ist eines (in der seiner Tradition) ur-amerikanisches Indie-Feel-Good-Dramödien-Movie voller typisch schrägen (und harmlosen sozialkritischen) Untertönen und halb-surrealen Ideen, das in der Machart voll an die 90er erinnert und wohl mit keinem der Zuschauer viel zu tun haben wird - und trotzdem unterm Strich viel Deja-Vue-Spass bereitet. Denn die 100 Minuten sind bestimmt so inspiriert wie Artverwandtes, also z.B. "Juno", "Transamerica", "Little Miss Sunshine" oder "Happy Tears". Oder erinnert sich noch jemand an "The Chumbscrubber" (mit hysterischer Glenn Close und Jung-Mime und damaligen Hot-Spot Jamie Bell aus Schottland)?
Für die Schauspieler muss das Drehbuch eine willkommene Alltags-Abwechslung bereitet haben: Jake Gyllenhaal ist im Hollywood-Zenit schon lange zuoberst, Naomi Watts kann nach so vielen gelackten Rollen endlich wieder mal eine kiffende Nurd und (leicht ungepflegte) Slacker-Sympathieträgerin "von nebenan" spielen und Gentleman Chris Cooper ist eh für jeden Spass zu haben. Und ein Rotzlöffel darf auch nicht fehlen: Judah Lewis nimmt den Part ein, der oft immer Rory Culkin damals inne hatte. Anyway, der Film geht leicht von der Hand und die moralische Komponente ist easy zu verdauen. Einen leichten Drink kann dazu jedenfalls genehmigt sein.
"Frenzy" (1972) ist die langersehnte Rückkehr von Hitchcock aus Hollywood nach London und man sieht im ganzen Look die Siebziger schon sehr an: Die Swinging Sixties und Carnaby Street lassen sich nur noch erahnen, das Technicolor wich schon ansatzweise den typischen milchigen Filtern aus den damaligen 70's-Thrillers. Die grässlichen Kottletts und langen Hemdkragen sprechen herrlich-schrecklichen Mode-Zeitkolorit. Skurrile britische Alltags-Szenen (wie das berühmte Essen) und Figuren (wie die zugeknöpfte Sekretarin oder die Ehefrau des Inspektors) bereiten viel Spass. Eine Novität jedenfalls war in diesem Krimi-Spiel erzählerisch, dass der Zuschauer mehr weiss, als alle Beteiligten, er wird wiedermal zum Voyeur und Mittäter: Schon ganz früh wird nämlich klar, dass der höchst schmierige, rothaarige Gemüseverkäufer Barry Foster der Kravattenmörder ist und nicht der zu Unrecht verdächtigte Jon Finch, doch die Polizei muss (ganze 16 Jahre vor der DNA-Erkenntnissen) vor allem auf psychologischen Indizien ermitteln. Hitchcock's beliebtes und morbides Spiel mit toten und unkontrollierbaren Gliedmassen (in Leichenstarre) treibt er hier nochmals auf die Spitze (man vergleiche die Mord-Szene im Gasofen in "Torn Curtain"; 1966). Und natürlich wird dramaturgisch den Konflikt im direkten Kontakt der beiden auf die Spitze getrieben, als der vermeintliche Mörder ausgerechnet beim echten Zuflucht sucht.
Fazit: Hitchcock's Thriller ist dramaturgisch voll auf dem Zenit der Zeit angekommen, seine relativ schnellen Schnitte, die humorvollen Einlagen und die ungewöhnlichen Kamera-Perspektiven machen den kurzweiligen Film auch heute noch immer sehenswert. Und die ausdrucksstarke Billie Whitelaw ("Das Omen") ist als Bonus in einer Nebenrolle mit dabei.
"Never tell a soldier that he's not aware of the costs of war..." Der umstrittene Film von Gavin Wood (der selbst langjährige militärische Erfahrung hat) zeigt uns hier in Echtzeit ein höchst spannend umgesetztes Szenario eines Präventiv-Miltärschlages (in Nairobi) und den Gewissenskonflikt aller Beteiligten daran. Helen Mirren spielt Colonel Katherine Powell mit aller Entschlossenheit.
Nun ist damit also die hitzige Diskussion entbrannt, wie realistisch das alles ist und wie weit die Terror-Prävention denn gehen darf. Viele Leute, die ich kenne (und auch Kommentatoren hier), nennen den Film reine pro-westliche Propaganda, denn Rücksicht auf Kollateral-Schäden werde bei solchen Aktionen eh nie genommen. Da niemand jeden Verantwortlichen persönlich kennt und keiner in all diese Köpfe reinschauen kann oder dessen Hierarchien ganz checkt, konzentriere ich mich hier auf einen anderen Aspekt des Films, der nicht zu leugnen ist: Viele radikalisierte Konvertiten aus dem in den immigrierten Westen (die nie jemals auffielen, in Europa zur Schule gingen und als gut integriert galten) sind oft massgeblich an den Terror-Attacken beteiligt - im Film geht es gar um eine geborene Britin, die im Namen von Allah gerade einen Selbstmord-Anschlag am ausführen ist. Leider wird diese Tatsache ebenso von den "eifrigen Intellektuellen von morgen" ausgeblendet und nicht berücksichtigt - wenn man "Eye In The Sky" schon so grossherzig im Chor als reine Propaganda bezeichnet.
Eine Schauspielerin trägt eine grosse Geschichte - wer denn schon wieder? Natürlich die göttliche Helen Mirren! Zum Ersten: Unbedingt den Film im originalen englischen Band hier schauen, denn Helen's österreichischen Akzent und der schöne und leise Sarkasmus gehen in der deutschen Synchro völlig verloren.
Helen lebt also als betagte Dame seit Kriegsende im sonnigen California und liebt das Amerika, das sie als Jüdin vor den Nazis rettete - aber sie hat noch eine Rechnung mit ihrer alten Heimat und der Stadt Wien offen: Der smarte Anwalt Ryan Reynolds hilft ihr dabei - er kämpft zusehends mit der störrischen und smarten Lady um ein Gemälde von Gustav Klimt, das in Tat und Wahrheit ein Portrait ihrer Tante darstellt und ihrer eigenen Familie Altheim gehörte und in den Nazi-Kunstraub-Fundus verschwand. Mit tollen und teils sehr spannend erzählten Invasions-Rückblenden (mit vielen deutschen Schauspielern, wie Tom Schilling in Nazi-Kluft) erleben wir hier also Helen's ultimativen Racheakt am verräterischen "Nazi-Staat" Österreich. "Das Bild geht nie weg, "Die Frau In Gold" ist die Mona Lisa Österreichs". meinten die Staats-Funktionäre von damals. Heute hängt das Bild letztendlich jedoch in New York, und wie es dazu kam, müssen Sie durch die Sichtung von "The Woman In Gold" halt selbst herausfinden...
Natürlich sind uns im kalten Post-Milleniums-Zeitalter richtige und rare Old-School-Melodramen (wie sie Ende 50er/60er auch dramaturgisch voll auf Emotionen ausgerichtet waren) einfach herrlich hoch willkommen. Die Ausstattung von "Allied" lässt jedenfalls keine Wünsche offen und es lohnt sich, das Special Feature auf der DVD dazu anzuschauen. Der Beginn erinnert hier nicht umsonst an das legendäre "Casablanca" mit Bogey/Bergmann, er wurde gezielt als Déjå-Vue von der Crew so gewählt und gestaltet. Und die Geschichte allgemein? Die erste halbe Stunde ist leider sehr anstrengend und die sich wiederholenden Längen plagen - da wirkt die plötzliche Attentats-Action-Einlage wie eine Erlösung. Danach sind wir in kriegsversehrten London und auch hier folgt der Twist der Geschichte wiederum erst nach einer Stunde Laufzeit. Der soll die Story dann in Hochdramatik verwandeln, doch es gibt trotzdem Abzüge: Der Spionage-Hintergrund kommt hier viel zu kurz und wird in den zwei Stunden doch sehr knapp abgehandelt, da wäre weitaus mehr darin gelegen und man hat ein hohes Potential an Spannung hiermit verschenkt.
Was aber wirklich hängen bleibt, ist Marion Cotillard's umwerfender "errlich fransösischer" Charme. Sie schafft es denn auch, dem Zuschauer am Ende das berühmte Melodram-Tränchen aus den feuchten Augen zu zaubern.
Bathasar Kormákur's Filmographie ist schon sehr durchzogen: Mit "Run For Her Life" lieferte er den wohl besten Thriller des Jahres 2010 ab, mit dem U.S.-Remake seines eigenen "Contraband" fiel er danach wieder deutlich ab - das kürzliche "Everest" wiederum beschrieb den Egomanie-Wahnsinn extremer Bergsteiger ziemlich gut und entblössend. Nun haben wir hier seine europäische Rückkehr von Hollywood und aus der Film-Historie wissen wir, dass Trailers, die einen Film (in den 2 Minuten) im 1-zu-1-Ablauf schon ziemlich spoilern, oft nicht wirklich toll werden. Das ist hier nun genau wieder zutreffend.
Kurz gesagt: Die altbekannten Zutaten von "Der Eid" haben im Film ausser ein paar schönen, verschneiten Island-Landschaftsbildern ziemlich wenig zu bieten. Psychologisch ist der Vater/Tochter-Konflikt zu oberflächlich, das Rache-Muster an ihrem vermeintlich halbkriminellen Unterwelts-Freund beginnt schnell zu langweilen und als Krimi ist alles einfach kaum wirklich packend oder glaubwürdig umgesetzt. Der Soundtrack mit den drögen Cello-Klängen ist zudem schlicht grauenvoll. Und wer (wie ich) keine blutigen Chrirurgie-OP-Szenen erträgt, kann eh grad davon ablassen.
"Reisender Krieger" ist ein lang verschollenes, semi-dokumentarisches und oft improvisiertes Zeitdokument und Indie-Meisterwerk aus der Schweiz. Es entstand just 1979, ein Jahr vor den Jugendunruhen und inmitten der Punk-Bewegung und ist durchtränkt mit Sarkasmus und versteckter Gesellschaftskritik. Es geht um die Person von Herrn Krieger, der mit seinem Auto quer durch die Schweiz (bis in die Bündner Berge) fährt - denn er ist Vertreter von Gratis-Muster neuer Kosmetik-Produkte für Coiffure-Salons. Nur schon diese schräge Ausgangslage allein ist schon zum Schiessen komisch. Da er sämtliche Kunden schon kennt, muten die Konversationen oft wie eine Fortsetzungsgeschichte an, was letztendlich völlig egal ist, denn was hier zählt ist nur der Moment. Und natürlich die ganze Symbolik von grauen Beton-Häusern, Werbetafeln von Produkte-Gläubigkeit, neu eröffneten Tunnels und der ganze Zeitkolorit, der die Leute in naivster Weise an den Fortschritt der Moderne glauben liess.
Was genau damals vom Filmteam empfunden wurde, weiss leider nur noch der Wind - 40 Jahre später ist diese, erst kürzlich auf DVD (mit deutschen Untertiteln!) erschienene Bestandesaufnahme jedenfalls urkomisch - und für Leute, die die Zeit erlebten, ein unglaublich wertvolles Zeitdokument.
Höchste Empfehlungsstufe!
Wie wurde nur das ehemalige Sex-Symbol Hollywoods so schändlich durch die Klatsch-Presse gezogen? Jenseits der 50 sei er nur noch ein fetter, versoffener Archetyp seiner selbst, schrieben die frustrierten Frauen in ihren billigen Spalten über Jonny Depp. Und dann dies? Er spielte Jimmy Whitey Bulger, einer der brutalsten Mafia-Kriminellen (im Boston der 70er) mit träniger, grantiger Maske (mit Gel-Frisur und stahlblauen Kontaktlinsen) wieder so toll, dass niemand von denen mehr einen Mucks machte!
Wer auf die tiefgründigen Mafia-Epen eines Martin Scorsese steht, ist bei "Black Mass" genau richtig - hier wird der Rise and Fall in jeder Facette schonungslos aufgezeigt. Die Dramatik ist gerade in den leisen Momenten unergründlich spannend - wenn dem Zuschauer einer genau bewusst bevorstehenden Meuchelei (oftmals eines nicht loyalen "Verräters") wieder durch ein Déja-Vue durch muss. Das alles trägt die Handschrift der grossen Traditonalisten. Gegen Ende erinnert Jonny Depp gar an Klaus Kinski, er wird zum "Nosferatu" des Post-Milleniums. Ganz toll sei hier auch die Schauspiel-Leistung von Joel Edgerson als korrupten FBI-Agent erwähnt - da er so schön selbstherrlich agiert, verspielt er sich gleich schon zu Beginn alle Sympathien beim Publikum - das ist grosses Kino!
Fazit: "Black Mass" gleicht einem cineastischen Sog, der den Zuschauer in die Tiefen der menschlichen Psyche ohne Erbarmen mitzieht und ihn am Ende selbst irgendwie mitschuldig zurücklässt.
"Incedies" ist ein Werbefilm für politisch korrekte Erziehung für Europäer und Amerikaner, der sich nahtlos in seiner Schwerfälligkeit und ansteckender Depression an die trägen Filme aus dem nahen Osten anreiht. Kaputte und auseinander gerissene Familien, religiöse (Islam-)Blind-Gläubigkeit, zerbombte Ruinen, Kinder im Krieg und Migration in den verhassten Westen - schön gemacht aus dem heilen Kanada für die gemütliche Stube zuhause. Diese traurige "Incedies"-Odyssée lässt einem schlussendlich nur ratlos zurück - und ich fragte mich danach, müssen wir hier eigentlich für all diese religiös-motivierten Mittelalter-Geschichten (im nahen Osten und im oberen Afrika) die Verantwortung übernehmen? Müssen sie als Konsequenz wirklich alle emigrieren und als Schatten-Gesellschaften salafistische Hass-Predigten in improvisierten Moscheen halten und ihre Frauen hier im Hochsommer unter eine Burka stecken? Warum ist es denn nicht möglich, diese Länder endlich - mit einer Art Renaissance - von jungen Leuten zu reformieren? Warum bedeutet Religion dort in der Konsequenz immer nur Vernichtung und nicht Spiritualtät?
Auch dieses staubige Frühwerk in den höchsten tropischen Temperaturen von Denis Villeneuve gibt uns keine einzige erbauliche Antwort und darum scheint mir hier schlussendlich alles halt nur für's Matinée pseudo-betroffener und konformer Westler konzipert, im Sinne von: "Schön, haben wir mal darüber geredet!" Morgen ist ja alles wieder vergessen...
Director Shirin Neshat hat den Titel ihres Films schon so toll gewählt: "Woman Without Men". Damit ist jeder linken Feministin (und ihren Softie-Männern) aus dem Westen schon in Pseudo-Hochachtung das Herz aufgeweicht. Und was sehen wir hier? Eine Bestandes-Aufnahme einer rückwärts-gewandten Kultur, die zwar in allen Belangen mit dem Westen gleichschalten will, aber sich in Grund und Kern nur ihrer Tradition zu verpflichten scheint.
"Woman Without Man" ist eine Durchhalte-Übung auf unterstem Dramaturgie-Niveau. Es ist so langweilig, dass es einem wie eine ewige Zeitlupe vorkommt. Man fühlt sich buchstäblich ins Mittelalter versetzt - umgeben von Menschen, die einem in ihrem Verhalten und Logik immer weiter befremdend vorkommen.
Auch wenn ich in keinster Weise an den gutgemeinten Beweggründen und Intentionen des Teams von "Ich werde nicht schweigen" (2017) zweifle, ist dieser TV-Film auf "Kleinem Fernsehspiel"-Niveau doch sehr unausgegoren und informativ äusserst dürftig ausgestaltet. Die relativ wenig bekannten Verbrechen durch "T 4"-Euthanasie in NS-Regime bedürften einer weit besseren und klarer gezeigten Aufarbeitung in einem Spielfilm. Die praktizierten Methoden sieht man hier mit paar Filter-verzerrten Einblendungen. Der Zuschauer hat das Gefühl, dass man hier die Patienten lediglich durch Unterernährung eines mehr oder wenigen "natürlichen" Todes sterben liess, doch die Grausamkeiten waren so krass (und durch Hitler persönlich und seiner Gesundheitskanzlei abgesegnet), dass man die Fakten ruhig hätte zeigen dürfen: Morphium-Überdosen, Lizium-Spritzen und und systematische Kohlenmonoxyd-Vergasungen waren noch die "humansten" Tötungen. Es gab regen Austausch mit den KZ's und Vernichtungslagern, allen voran "Belzec". Die Psychiater fanden selbst so grossen Gefallen an der "Senkung des Staatshaushaltes durch den Gnadentod", dass ihre Experimentierfreude keine Grenzen kannte. In Österreich waren die Verbrechen gar noch heftiger als in Deutschland: Es sei an Emil Gelny (1890 - 1961) erinnert, der die Patienten langsam durch immer höhere Elektro-Schocks tötete (ähnlich dem elektrischen Stuhl) und diese Praktika noch öffentlich einem geladenen Ärztekongress voller Stolz präsentierte. Er setzte sich nach dem Krieg nach Syrien und Irak ab, wo er unbescholten als Arzt weiter praktizierte. Überhaupt wurden sehr wenige Verantwortliche im weissen Kittel jemals vor ein Gericht gestellt.
Statt diesem doch sehr harmlosen Film, empfehle ich zur Thematik den Dok-Film "Unwertes Leben" aus Österreich von 1984, als viele der Betroffenen noch lebten und alles 1 zu 1 bezeugen konnten.
"Unwertes Leben" - Österreich, 1984; You Tube
https://www.youtube.com/watch?v=SPnQkaCPztY
"Schade um sie - weg mit ihr" - "Spiegel - Online"; Artikel vom August 1984:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13509157.html
Dennis Gansel macht bei seinem Hollywood-Debut ziemlich viel geschickt richtig. Mit Vic Armstrong hat er einen der profiliertesten Action-Directors mit an Bord. Dieser choreographierte schon Bond, Indiana Jones oder Charley's Angels. Und man sieht viele Einfälle auch zum ersten Mal, wie z.B. der schwebende Swimming Pool. Mit Jessica Alba hat Straham eine toughe Frau zur Seite, die selbst Kampfsport-Kurse absolvierte. Die vielen Sights geben dem Film zusätzlich Abwechslung. Mit Tommy Lee Jones und Michelle Yeoh haben wir diesmal gar zwei "echte" Schauspieler mit dabei.
Und die Story? Die ist zwar nicht so dünn wie beim ersten Teil, trotzdem lässt die (fehlende) Spannung doch wieder sehr zu wünschen übrig.
Dreht das Team um Stratham ein Remake, ist es oft nur bekloppt (vergl. das ähnlich schwache "Wild Card"). Ohne ein Müh von annähender Story bleibt "The Mechanic" völlig inhalts- und spannungslos. Die paar Ideen von Action reichen einfach nicht aus.
Eigentlich hab ich mir das nur wiedermal als "Prequel" zu Dennis Gansel's Fortsetzung angetan, besser wurde der Film dadurch nicht!
Schnörkelloser und schnurgerader Thriller, der schnell zur Sache kommt und einen schön ausgedehnten und herrlich übertriebenen Showdown bietet. "Good People" sind eben selbst nicht immer "good" - der moralische Twist schlägt hier tolle Haken. James Franco und Kate Hudson haben als geldgeplagtes Paar eine tolle Chemie zusammen, Omar Sy sah ich bisher noch nie in einer bösen Rolle voller gemeiner Eleganz. Der Zuschauer wird hier zusätzlich mit vielen kleinen Überraschungen belohnt, was die Story so wie auch die Action-Einfälle betrifft. Der Synth-Soundtrack gefällt zusätzlich. Anyway, der spannende Film ist einfach genau das Richtige, um sich von Alltags(-Sorgen) abzulenken.
Ich bin erstaunt, dass das ein U.S.-Produkt ist, hier kam mir alles so britisch vor - die Location ist London und der fabelhafte Tom Wilkinson spielt den umtriebigen Cop - wie immer brilliant!
Der relativ unbekannte Hammer-Studio-Film hat eine schöne Ausstattung und viele Spielereien mit Lichtkompositionen, ausserdem ist er gut fotografiert und geschnitten. Tallulah Bankhead als religiös bekloppte Fanatikerin macht viel Spass und der junge Donald Sutherland ist mit dabei.
Und die Story? Da hapert es leider mit so vielen Logiklöchern und Längen, dass der Gothika-Film irgendwann recht ermüdend wird. Und man fragt sich, warum sich die junge Patricia denn nie (körperlich) wehrt? Aber easy, wir sind ja alle Fans der 60's.
Eigentlich ist es bedauernswert, dass Kiefer Sutherland nach drei grossartigen Regie-Arbeiten damit aufhörte, waren sie alle auf höchstem Niveau - der Gangster-Spass "Truth Or Consequences" (1997) oder das bewegende Dreiecksdrama "Woman Wanted" (2000) oder sein hier Debut "Last Light". In sehr ruhiger Erzählweise findet ein, in den Hinrichtungstrakt versetzter Cop (Klasse: Forest Whitaker) immer mehr Verständnis an der Geschichte eines todgeweihten Häftlings. Gleichzeitig bekommt er die Missstände in dem Knast immer näher selbst zu spüren. Zuhause läuft die Ehe mit der sensiblen Lynne Moody auch nicht zum Besten.
Auch wenn man dem Film in Bild und Schnitt seine 25 Jahre anmerkt, ist er nach wie vor sehenswert und auch sehr bewegend, denn viel wird sich in der Praktika bis heute kaum geändert haben.
Überlang, überfrachtet, völlig überladen - zu viele Figuren, zu kurze und zu oft wechselnde Plotfäden (die in der Leere versanden) und letztendlich seltsam spannungs- und überraschungsarm - ohne einen zu erwähnenden Climax oder gar Showdown. Keiner gibt das gerne zu, aber wer hier noch den Überblick behält, werfe den ersten Stein.
Schade: Weder Kate Winslet als Russenmafia-Luder (mit leicht aufgedunsener Maske) noch Woody Harrelson als Koksnase-Sergeant im Beinahe-Overacting bringen hier Farbe rein. Schwaches Kino!
Schön ausgestattete 60's-Agentenkost (mit einem frischen Trio), das auch wirklich Bezug auf das damalige Zeitgeschehen nimmt und am Schluss auch eine Fortsetzung offen lässt.
Elzabeth Debicki als eiskalte Chefin eines Verbrecherkonglomerat macht richtig Spass und es ist eigentlich schade, dass sie hier eliminiert wurde.
Nach den Geschehnissen von Charlottesville gibt "Imperium" dem Laien in Europa recht gute Inside-Views über die rechtsradikale Szene in den U.S.A. Der Film zeigt das Psychogramm ganzer vier Splittergruppen auf, vom Unterschichts-Bier-saufenden Hooligan-Proll über christlich-geformte, gut organisierte Terrorgruppen - vom anonymen Hassprediger bis hin zu hochgebildeten und -kultivierten Fanatikern. Auf wahren Begebenheiten beruhend, wurde aus dem Stoff ein sehr spannender Inflitrations-Thriller geformt, der auch in der Ausstattung nicht mit allerlei bedrohlicher Symbolik spart.
Top gespielt bis in jede Nebenrolle und Radcliffe und Colette's tolle Wortduelle haben hohen tragenden Unterhaltungswert - das macht den Film auch in den Zwischentönen keine Sekunde langweilig. Wem "Green Room" zu plakativ (und letztendlich auch zu doof) war, schaut lieber das fast zeitgleich gedrehte "Imperium"!