ZeddaZogenau - Kommentare

Alle Kommentare von ZeddaZogenau

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    ZeddaZogenau 13.07.2021, 04:29 Geändert 13.07.2021, 04:52

    Österreichischer Gruselkrimi mit Ruth Leuwerik und Peter van Eyck

    Drei Jahre nach ihrem gemeinsamen Auftritt im Renate-Müller-BioPic "Liebling der Götter" (1960) konnte man dieses Traumpaar des deutschen Kinos erneut gemeinsam in einem Film erleben. Die Karriere des deutschen SuperStars Ruth Leuwerik hatte in der Zwischenzeit einige Blessuren (ihr Auftritt als "Die Rote" war auf der Berlinale 1962 gnadenlos untergegangen) abbekommen, so dass es diesmal ein auf der Edgar-Wallace-Erfolgswelle schwimmender Krimi sein sollte. Und der in Wien und in den dortigen Rosenhügel-Studios gedrehte Film ist sehr interessant geworden. Das Drehbuch stammt von der Derrick-Legende Herbert Reinecker, die Regie führte Alfred Vohrer, den nicht nur Quentin Tarantino für "a genius" hält.

    Ruth Leuwerik (1924-2016) spielt Dr. Maria Rohn, eine Pflichtverteidigerin. Tüchtig im Beruf und glücklich verheiratet mit dem Architekten Günther Rohn (Peter van Eyck, 1913-1969), der den Ausbau von Wiens Trabantenstädten vorantreibt. Eines Tages bekommt die patente Rohn den Fall eines Lastwagenfahrers, der in einen merkwürdigen Unfall verwickelt ist, der wirkt wie das gezielte Überfahren eines geheimnisvollen Mannes. Zuerst glaubt sie den Beteuerungen ihres Mandanten überhaupt nicht, aber nach und nach kommt die Pflichtverteidigerin einem Komplott auf die Spur, in das auch ihr eigener Ehemann verwickelt zu sein scheint.

    In weiteren Rollen dieses ungewöhnlichen Films glänzen Charles Regnier (1914-2001), der zuletzt mit der wunderbaren Sonja Ziemann verheiratet war, und Sieghardt Rupp (1931-2015) und Hannelore Elsner (1942-2019) als skrupelloses Ehepaar.
    Die vordergründige Krimihandlung spielt gekonnt mit den dunklen Schatten der jüngeren Vergangenheit. Das ist in diesem Schwarz-Weiß-Film spannend und dramatisch inszeniert. Ruth Leuwerik überzeugt wie gewohnt als moderne und unabhängige Frau, die hier aber in eine ausweglose Lage gerät. Toll spielt auch Sieghardt Rupp, der trotz oder gerade wegen seines guten Aussehens die dämonischen Abgründe seiner Figur perfekt verkörpert. Damit war der Weg geebnet für die Besetzung in internationalen Produktionen wie "Unter Geiern" und "Für eine Handvoll Dollar". Für die großartige Hannelore Elsner war dieser Film einer der ersten Auftritte in ihrer langen und erfolgreichen Karriere. Unvergessen ihr Auftritt als "Die Unberührbare" (2000), mit dem sie auch bei den Filmfestspielen in Cannes für Furore sorgte.

    Leider war dieser Film nicht besonders erfolgreich an der Kinokasse. Ruth Leuweriks großartige Filmkarriere endete in dieser Zeit. Das Publikum stand jetzt eher auf Edgar-Wallace-typischere Gruselkrimis mit bizarren Morden und witzigen Albernheiten zur Entspannung zwischendurch.

    Wer Lust bekommen hat, Ruth Leuwerik in einer weiteren Krimi-Rolle zu bewundern, dem sei die Derrick-Folge "Ein Hinterhalt" (1978) wärmstens empfohlen.

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      Indischer Superhelden-Film mit Hrithik Roshan und Priyanka Chopra

      Dieser Film ist der dritte Teil der Superhelden-Reihe, in der Indiens SuperStar Hrithik Roshan (Jahrgang 1974) nicht nur als "Krrish", sondern auch als dessen Wissenschaftler-Papa glänzen darf. Die Story ist schnell erzählt: Krrish muss gegen den Oberbösewicht Kaal (Vivek Oberoi) kämpfen, der mit seinen Mutanten die Weltherrschaft erobern will. Sein Vater, der Wissenschaftler ist, unterstützt ihn dabei nach Möglichkeit. Nichts Neues an der Superhelden-Front also! Interessant wird es durch die Bösewichtin Kaya (Kangana Renaut), der es zwischenzeitlich gelingt, die Gestalt von Krrishs Ehefrau Priya (Priyanka Chopra, die in "Dostana - Echte Freunde" (2008) zwischen John Abraham und Abhishek Bachchan stand) anzunehmen, was selbstredend für einige Verwicklungen sorgt.

      Für 20 Millionen USD entstanden, macht der Film schon ganz schön was her. Weltweit hat er 50 Millionen USD eingespielt. Neben den Dreharbeiten in Mumbai gibt es auch Szenen, die in den Schweizer Alpen und in der jordanischen Wüste gedreht worden sind.
      Für Filmfreunde, die dem Superhelden-Genre so gut wie nichts abgewinnen können, kann es ganz erfrischend sein, zu sehen, wie diese Art von (Teenager-affinen) Filmen in anderen Filmindustrien angegangen wird. Bollywoods B-Movie-Charme kommt den wilden Handlungsverrenkungen solcher Filme durchaus zugute. Auffallend ist das übertriebene Pathos. Das merkt man vor allem an den Szenen mit dem Denkmal für Krrish und an der Überbetonung der geistigen Behinderung von Krrishs Vater. Darin zeigt sich aber auch der besondere Charme dieses Films. Eine Handlung, die sowieso nicht ernstzunehmen ist, wird dadurch wohltuend aufgelockert.

      Die Doppelrolle, die SuperStar Hrithik Roshan unter der Regie seines eigenen Vaters Rakesh Roshan spielt, ist absolut sehenswert. Diesem Schauspieler gelingen nicht nur die unterhaltsamen Action-Szenen, in denen er seine gewaltigen Muskeln spielen lassen kann, sondern auch die leisen Momente, in denen er berührend die Schwäche des Vaters porträtiert. Hrithik Roshan ist zu Recht eine globale Ikone geworden, was er ja auch in seinen weiteren Filmen "Bang Bang!", "Mohenjo Daro" und "War" (mit dem tollen Tiger Shroff als Gegenspieler) unter Beweis gestellt hat.

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      • 5 .5

        Rennfahrerfilm mit Brad Harris und Olga Schoberova

        Nach Erfolgen in verschiedenen Genres (vor allem als antiker Muskelprotz in diversen Sandalenfilmen und als schlagkräftiger Captain in der KommissarX-Reihe) versuchte es Brad Harris mal mit einem Film über den Rennzirkus der Formel Eins. Neben der Hauptrolle übernahm er auch die Produktion und schrieb am Drehbuch mit. Regie führte Guido Malatesta, dem er seine erste Hauptrolle in "Die Irrfahrten des Herkules" (1961) zu verdanken hatte.

        Herausgekommen ist ein Film, der selbst für Fans der Formel Eins nicht viel Neues zu bieten hat. Im Grunde erleben wir die Intrigen und Abgründe hinter den Kulissen eines Rennstalls. Beinharte Konkurrenz, schnelle Autos und ein paar hübsche Mädchen.

        Brad Harris (1933-2017) liefert sich als Rennfahrer Ken Stark ein fiktives Duell mit dem tatsächlichen Weltmeister Graham Hill (1929-1975), der auch der Vater des späteren Formel-Eins-Weltmeisters Damon Hill ist. Nach Unfällen im eigenen Rennstall bekommt Stark unliebsame Konkurrenz durch den smarten Giacomo Agostini, der vom 15fachen Motorrad-Weltmeister Giacomo Valli (Geburtsjahr 1942) gar nicht mal schlecht gespielt wird. Der flotte Junge spannt dem gestandenen Renn-Profi Stark dann auch noch die Geliebte Gladys Donovan (Olga Schoberova, im wahren Leben noch mit Brad Harris verheiratet) aus, die eigentlich mit dem Rennstall-Besitzer Frank Donovan (Franco Ressel) verheiratet ist. Lockere Verhältnisse also, aber verdammt kompliziert!
        In einer weiteren Rolle als Teamkollege von Stark ist der gutaussehende Hans von Borsody (1929-2013) zu sehen, den man auch aus dem Schlagerkrimi "Das Rätsel der grünen Spinne" (1960) kennt. Als seine kleine Tochter ist übrigens Sabrina Harris Calley dabei, die im wahren Leben die Tochter des Traumpaares Olga Schoberova und Brad Harris ist. Family Business!

        Die Aufnahmen von den Formel-Eins-Rennen sind ganz nett anzusehen, aber nicht wirklich spektakulär. Die erzählte Geschichte ist nicht wirklich ausgereift. Die Atmosphäre, die vermittelt wird, trägt nicht genug, um den Streifen vor gepflegter Langeweile zu bewahren.
        Immerhin konnte man Brad Harris mal als Rennfahrer bewundern und Olga Schoberova als Boxenluder (mal mit kurzen, mal mit langen Haaren).
        Nur für Fans!

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          Als im März 2015 das Inselkino auf der wunderschönen Insel Spiekeroog wiedereröffnet wurde, war diese geistreiche Komödie der Eröffnungsfilm. Als Stargast stellte die wunderbare Mina Tander den Streifen vor und erzählte auch einiges von den Dreharbeiten und ihren eigenen Erfahrungen mit der Schule. Gut möglich, dass ich durch diese charmanten Einlassungen eine etwas übertriebene Vorliebe für diesen Film habe! Doch auch mit dem Abstand von inzwischen sechs Jahren sage ich weiterhin, dass diese Bühnenverfilmung wirklich nicht soooo schlecht ist. Natürlich werden Klischees präsentiert, die von den tollen Schauspielerinnen und Schauspielern mit großer Spielfreude zum Leben erweckt werden. Ganz besonders sind mir Gabriela Maria Schmeide (für mich unvergessen: ihre Darstellung der Blanche in "Endstation Sehnsucht" , Theater Bremen 2004) und Anke Engelke in guter Erinnerung geblieben. Jeder, der im Bereich Schule arbeitet, weiß, dass diese Klischee-Typen nicht bloß ausgedachte Papiertigerinnen und -tiger sind.
          Deshalb bin ich dankbar für diesen deutschen Komödienklassiker, der damals auch an den Kinokassen ziemlich erfolgreich war. Und ich denke gern an den Abend auf Spiekeroog mit dem wunderbaren Auftritt der bezaubernden Mina Tander zurück.

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            ZeddaZogenau 10.07.2021, 14:23 Geändert 10.07.2021, 14:50

            Vierter Teil der Teufelskerl-Reihe

            Bereits mit dem dritten Teil ("Zwei Teufelskerle auf dem Weg nach Istanbul") waren die von Ernst Hofbauer inszenierten Teufelskerle in Istanbul angekommen. In den dortigen Yesilcam-Studios konnte munter weitergeprügelt werden. Die türkische Filmindustrie war in den 1970er Jahren zeitweise die drittgrößte Filmindustrie der Welt. Hauptsächlich wurden erfolgreiche Filme aus Hollywood und Cinecitta "kreativ" nachgeahmt. Mit der Originalmusik ging man oft sehr vereinnahmend um, ohne lästige Tantiemen zu zahlen. :-)

            Diese Prügel-Klamotte ist im deutschen Sprachraum auch als "Drei Teufelskerle lachen alles nieder" bekannt, in Italien als "Mettetemi in galera" und in den USA als "The Three Superboys in the Snow". Von der Ursprungsbesetzung war noch der akrobatische Alberto Dell`Acqua als Arti dabei. Wolf Goldan war schon seit dem dritten Teil abgesprungen. Mit dem attraktiven Tarik Akan als Homer und dem bulligen Beyk Imanverdi (hier als Jim Gordon geführt) als Jim gab es aber schlagkräftige Prügel-Verstärkung.

            Wie immer in den Filmen der Teufelskerl-Reihe ist die eigentliche Handlung nicht der Rede wert. Die Kleinganoven Arti und Homer schlagen sich mit Charme und harten Fäusten mehr schlecht als recht durch. Dann erfahren sie, dass ein gewisser Jafar (Öztürk Serengil) viel Geld unterschlagen und versteckt hat. Obwohl er im Gefängnis sitzt, will er das Versteck nicht verraten. Zusammen mit dem durchsetzungsstarken Jim machen sich die beiden Tagediebe im Gefängnis an Jafar ran, um sein Vertrauen zu gewinnen. Als sie endlich wissen, wo die Beute ist, und die Tunichtgute wieder draußen sind, will auch der Gangsterboss Smerlock (Hüseyin Alp) mit seinen Schergen an die Kohle ran. Es gibt also genug Gründe für etliche Raufereien, in denen die drei Teufelskerle unzählige Kontrahenten nach Herzenslust verprügeln können. Im Gefängnis, im Hamam, in einer Wäscherei und sogar im Schnee kommt es zu irrwitzigen Kloppereien, bei denen die drei Superboys natürlich immer die Oberhand gewinnen. Die smarten Jungs wissen aber auch die Waffen einer Frau gezielt einzusetzen. So sorgen sie denn auch in Frauenkostümen für so manchen Lacher, was wohl beim damaligen türkischen Kinopublikum besonders gut ankam. Ob sie mit all diesen Fähigkeiten auch an das gesuchte Geld kommen, soll hier natürlich nicht verraten werden...

            Hier ist also kein Meisterwerk zu erwarten. Natürlich nicht! Wichtig in diesem Film ist, dass es viele lustige Prügel-Szenen zu sehen gibt. Alberto Dell`Acqua begeistert wieder mit seiner zirkusreifen Beweglichkeit. Beyk Imanverdi gibt den bärenstarken Haudrauf. Eine große Überraschung ist der smarte Tarik Akan (1949-2016), der nicht nur als fescher Womanizer überzeugt, sondern auch knallhart zuschlagen kann. Tarik Akan kann im türkischen Film eine sehr interessante Karriere für sich verbuchen. So spielte er auch die Hauptrolle in "Yol - Der Weg", der im Jahre 1982 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Also mal ein richtig guter Schauspieler als fäusteschwingender Teufelskerl, der auch im ArtHouseCinema Akzente setzen konnte!

            Nach diesem Film war mit der Teufelskerl-Reihe endgültig Schluss. Die Zuschauer waren der Raufereien müde. In Sachen Prügel-Klamotte waren die Originale Bud Spencer und Terence Hill von nun an ohne Konkurrenz.

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              ZeddaZogenau 04.07.2021, 07:24 Geändert 04.07.2021, 07:27
              über Erotica

              Italienisch-deutscher Episodenfilm mit Starbesetzung

              Nach dem sensationellen Erfolg von Boccaccio 70 (1961) waren Episodenfilme mit erotisch angehauchten Geschichten schwer in Mode gekommen. Im unübertroffenen Original hatten Anita Ekberg, Sophia Loren und vor allem Romy Schneider den Kinobesuchern ordentlich eingeheizt, sodass auch weiterhin mit Stars in den jeweiligen Kurzfilmen geklotzt werden konnte. Dieses Exemplar, das man laut Originaltitel eher "Die schwierige Liebe" nennen sollte, hatte am 06.08.1963 im Berliner Gloria-Palast Premiere. Die vier Episoden sind eher durchwachsen, nur ganz am Ende gibt es etwas wirklich Sehenswertes zu bewundern.

              Episode I: Der Junggeselle (Buchvorlage: Ercole Patti / Regie: Sergio Sollima)
              Sehr anzügliche Episode mit einem allzu machohaften Enrico Maria Salerno, dafür gibt es einen zauberhaften Auftritt der ganz jungen Catherine Spaak. Ebenfalls dabei: Adriano Celentanos Ehefrau Claudia Mori.

              Episode II: Der Hausfreund (Buchvorlage: Alberto Moravia / Regie: Luciano Lucignani)
              In dieser sehr veralteten Episode geht es auch noch allzu betulich zu. Schön ist, dass man ein Wiedersehen mit Nadja Tiller und Vittorio Gassman geboten bekommt. Es knistert allerdings zu wenig zwischen den beiden. In einer Nebenrolle ist Lilla Brignone zu sehen, die man aus dem herausragenden Michelangelo-Antonioni-Klassiker "Liebe 1962" kennt.

              Episode III: Der Ehemann (Buchvorlage: Mario Soldati / Regie: Alberto Bonucci)
              Lilli Palmer und Bernhard Wicki als ein auf Sizilien urlaubendes Ehepaar sind natürlich eine Schau. Besonders schön sind die Aufnahmen der griechischen Tempel von Agrigent. Die Handlung ist allerdings ein wenig zum Fremdschämen. Besonders die großartige Lilli Palmer kommt dabei nicht gut weg. Schade um die vertane Chance! In einer Nebenrolle ist Gastone Moschin zu sehen, der ein Jahrzehnt später eine gerngesehene Visage in den unzähligen Poliziottesci des ItaloCinema werden sollte.

              Episode IV: Der Soldat (Buchvorlage: Italo Calvino /Regie: Nino Manfredi)
              Bei dieser Episode knistert es vor Erotik und Sinnlichkeit. Nino Manfredi und die atemberaubende Fulvia Franco liefern sich ohne viele Worte einen Stellungskrieg des Begehrens, der absolut sehenswert ist. Italo Calvino (1923-1985) war einer der bedeutendsten italienischen Schriftsteller der Nachkriegszeit und ist mit seinem schönsten Roman "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" (1979 / dt. 1983) auch ein wichtiger Vertreter der Postmoderne.

              Für Fans der Stars natürlich noch immer beachtenswert, für alle anderen nur noch eine Erinnerung an ein besonderes Genre der Filmgeschichte.

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                Der Film bietet eine interessante Milieuschilderung der von Armut und Verfall geprägten Unterwelt Sevillas. Er funktioniert auch durchaus als hartgesottener Gangsterfilm, ist aber an manchen Stellen doch etwas zu langatmig erzählt. Sehr überzeugend ist Spaniens SuperStar Mario Casas als verzweifelter Familienvater, der sich immer mehr in den Schlingen seiner Herkunft verfängt. Schon erstaunlich, welche unterschiedlichen Rollen Mario Casas in so vielfältigen Filmen der letzten zehn Jahre spielen konnte. Das spanische Kino ist schon seit einiger Zeit mehr als ein Geheimtipp.

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                  ZeddaZogenau 03.07.2021, 18:27 Geändert 03.07.2021, 18:33

                  German Adventure Flick mit Brad Harris und Dietmar Schönherr

                  Zwei Jahre zuvor mit "Heißer Hafen Hong Kong" hatten Schmuddelproduzent Wolf C. Hartwig und seine Rapid-Film das ultimative Erfolgsrezept für die Kinokasse gefunden: Man nehme eine Krimi-Handlung mit Drogen und Prostitution, würze mit etwas Abenteuer-Flair und lasse das Ganze an einem exotischen Schauplatz (Hong Kong, Bangkok, Caracas, Beirut) spielen. Beim deutschen Kinopublikum kam das blendend an, so dass ein Film dieser Art nach dem anderen gedreht wurde. Um die Kosten breit zu streuen, wurde international (mit italienischen und französischen Partnern) produziert.
                  Man brauchte noch einen Star wie hier Maria Perschy, die üblichen Rollen wurden eher stereotyp besetzt. Der Gute wurde von Dietmar Schönherr gespielt, der Böse von Horst Frank, für ein wenig Sexyness hatte man Dorothee Parker, für die Action Brad Harris. Regie führte diesmal Helmuth Ashley. Der Gloria-Filmverleih brachte den Ultrascope-Streifen am 20.03.1964 in die west-deutschen Kinos.

                  Dieses Mal können wir die Entwicklung eines Handlangers zum Oberbösewicht bestaunen. Der Geschäftsmann Robert Perkins (Horst Frank) führt die dunklen Geschäfte für einen Boss im Hintergrund. Zufällig bekommt er die Chance, im Drogenhandel der britischen Kronkolonie ganz groß mitzumischen. Dafür benutzt er ohne Skrupel Menschen aus seiner Umgebung: seine Freundin Susan (Dorothee Parker), seine brave Schwester Margaret (Pascale Roberts), die pfiffige Mitarbeiterin Claudia (Maria Perschy), aber auch den neu eingestellten Piloten Ted (Dietmar Schönherr) mit seinem bärenstarken Bordmechaniker Larry (Brad Harris).
                  Die beiden schlagkräftigen Herren sind es denn auch, die dem Durchmarsch von Perkins zum Drogenboss von nun an im Wege stehen. Hat doch der charmante Ted auch ein Auge auf die attraktive Claudia geworfen! Wer der große Boss im Hintergrund ist, bleibt allerdings bis zum überraschenden Ende unklar.

                  Hier wird alles aufgeboten, was zu einem gelungenen GermanAdventureFlick dazugehört: schöne Aufnahmen von HongKong und Umgebung, sehr viel Action mit Folter und Feuerwerk. Brad Harris darf sich als etablierter Stunt-Koordinator nach Herzenslust durch die Handlung prügeln. Die Schauspieler liefern im Übrigen alle eine hervorragende Leistung ab.
                  Schade ist nur, dass der große Kassen-Star Maria Perschy (1938-2004) in diesem Film allzu sehr auf die Rolle des zu rettenden Opfers beschränkt bleibt. Dabei hatte es die österreichische Schauspielerin seit ihrem Beginn in dem Heinz-Erhardt-Klassiker "Natürlich die Autofahrer" inzwischen sogar bis nach Hollywood ("Ein Goldfisch an der Leine") geschafft. Ob sie nun Erik Schumann oder Rock Hudson bezirzte, immer machte die lange Jahre mit Schauspiel-Kollege Joachim Hansen verlobte Maria Perschy eine blendende Figur.

                  Natürlich hat dieser Film inzwischen fast 60 Jahre auf dem Buckel. Er ist aber ein gelungenes Beispiel aus einer Zeit, in der sich deutsche Filmproduzenten noch an Genrefilme herangetraut haben und damit auch noch großen Erfolg hatten.
                  Schöne alte Zeit!

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                    ZeddaZogenau 29.06.2021, 21:31 Geändert 29.06.2021, 21:36

                    Gediegene Fernsehunterhaltung mit charmanten Jungstars und einer großartigen Thekla Carola Wied

                    So kann es gehen: Freitag Abend nach der Tagesschau, die Fernbedienung nicht rechtzeitig zur Hand, und schon ist man im Kerker der öffentlich-rechtlichen Mittelmäßigkeit gefangen. Man wird quasi hineingezogen in diesen Mahlstrom des Mainstreams.
                    Doch dann...o Wunder, entdeckt man ein ganz unterhaltsames Filmchen mit zwei attraktiven Schauspielern (Henriette Richter Röhl und Jochen Matschke), die charmant, kess, selbstironisch und auch ein klein bisschen sexy den ewigen Konflikt zwischen Stadt- und Landleben nachspielen dürfen. Verbitterte Karrierefrau trifft auf knackigen Handwerker - schon oft gesehen und doch immer wieder schön. Herrliche Bilder aus München und Baierbrunn gibt`s noch obendrauf. Der Fernsehabend ist gerettet - angerührt von der Degeto Film und den umtriebigen Produzenten Quirin Berg und Max Wiedemann, die sich ja auch manchmal Kino trauen.

                    Doch so richtig abgerundet wird das vergnügliche Glotzen-Schmankerl durch die famose Thekla Carola Wied in der Rolle der bodenständigen Mutter der Karrierefrau. Die 1944 im schlesischen Breslau geborene Schauspielerin wurde in den 1980er Jahren durch ihre Hauptrolle in der ZDF-Serie "Ich heirate eine Familie" im deutschsprachigen Raum nahezu berühmt. Was für eine großartige Schauspielerin sie abseits des TV-Einerleis war, konnte man schon damals bei Auftritten im Tourneetheater erleben. So begeisterte sie einst das Publikum der Eichsfeld Halle im wunderschönen Duderstadt, als sie dort in einer dramatischen Dreiecksgeschichte an der Seite von Volker Brandt und Christian Kohlund, ebenfalls bewährte Fernseh-Nasen, gastierte.

                    Erinnerungen sterben bekanntlich nie. Und können selbst durch eine harmlos-charmante Provinzposse ausgelöst werden.

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                    • Großartig! Ich bin sprachlos und verneige mich vor diesem gewaltigen Werk! Spitzenklasse!!!

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                            ZeddaZogenau 29.06.2021, 15:08 Geändert 29.06.2021, 15:32

                            Französischer Abenteuerfilm mit Jean Marais und Liselotte Pulver

                            Diese Gaumont-Produktion von Erfolgsregisseur Christian-Jaque (1904-1994), der auch schon mit Gina Lollobrigida (Fanfan der Husar), Brigitte Bardot (Babette zieht in den Krieg) und Sophia Loren (Madame sans gene) gedreht hatte, macht richtig Laune. Hier geraten der schweizerische Superstar Liselotte Pulver und der französische Tausendsassa Jean Marais (1913-1998) aneinander. Gedreht wurde in Elfenbeinküste, das wenige Jahre zuvor die Unabhängigkeit von Frankreich erlangt hatte.

                            In der Nähe von Cocody ist ein bizarrer Mord an einem Schmetterlingssammler geschehen. Die örtliche Polizei ermittelt und ist dabei auch auf keine französische Hilfe angewiesen. Unabhängigkeit, eben! Der umtriebige Botschafter Herve (Jean Marais) schnüffelt trotzdem herum und heftet sich an die Fersen einer attraktiven Schmetterlingssammlerin (Liselotte Pulver), die sich in guten Momenten "Baby" rufen lässt. In Begleitung eines gewissen Renaud Lefranc (Philippe Clay) geht es ab in den Dschungel. Und damit fängt das Abenteuer erst an. Dabei ist nichts so, wie es scheint. Statt Schmetterlingen soll etwas ganz anderes eingefangen werden.

                            Dieser turbulente Spaß bietet keine ausgereifte Story, aber spielfreudige Darsteller, viel Action, schnelle Schnitte und ein wunderbares Lokalkolorit. In Elfenbeinküste gedrehte Filme bekommt man nicht so oft zu sehen. Erstaunlich ist dabei auch, dass man neben den ganzen Abenteuern auch einen Einblick in das Alltagsleben des Landes bekommt. Famos!
                            Jean Marais, langjähriger Lebensgefährte des zu dieser Zeit gerade verstorbenen Kult-Regisseurs Jean Cocteau, und die auch in internationalen Produktionen (noch immer grandios: "Eins, zwei, drei" von Billy Wilder) erfahrene Lilo Pulver harmonieren ganz wunderbar. Wunderbar zu sehen, wie sich die großartige Lilo Pulver in einem ihr eigentlich ganz fremden Filmgenre und in einer anderssprachigen Filmkultur schlägt. Phantastisch! Diese Schauspielerin ist ein waschechter Weltstar, der leider allzu sehr unterschätzt wurde.
                            In weiteren Rollen sind die zauberhafte Maria Grazia Buccella (1940 in Mailand geboren und in einer Nebenrolle auch in "Die Furchtlosen von Parma" mit Hildegard Knef zu bewundern) als eifersüchtige Sexbombe und Nancy Holloway als Sängerin (singt auch den Titelsong über den "Gentleman von Cocody ") zu sehen.
                            Als Handlanger von Lefranc ist auch der am Anfang seiner Karriere stehende Remy Julienne (1930-2021) am Start. Beginnend mit "Fantomas" (1964) sollte dieser zu einem der berühmtesten Stuntmänner (mit Auto-Stunts als Spezialität) der Filmwelt werden. Neben diversen James-Bond-Filmen bereicherte er auch die französische "Taxi"-Reihe und etwa "Maximum Risk" mit Jean Claudevan Damme mit seinem Können. Am 21. Januar 2021 starb Remy Julienne an einer Infektion mit Covid 19.
                            RIP

                            Diese Abenteuer-Perle, die nur noch selten zu sehen ist, sollte man nicht verpassen!

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                              ZeddaZogenau 28.06.2021, 19:39 Geändert 28.06.2021, 19:50

                              Italienischer Historienfilm mit Vittorio Gassman

                              Die Geschichte von Giovanni de Medici, der als Ritter mit dem schwarzen Band berühmt wurde, ist in Italien weit verbreitet. Als Sohn von Caterina Sforza kämpfte er zu Beginn des 16. Jahrhunderts als verwegener Söldnerhauptmann für den italienischen Adel gegen die Armee des französischen Königs Franz I.
                              Vittorio Gassman (1922-2000) spielt ihn als heldenhaften Kämpfer, der sich mit allerhand Intrigen auch in den eigenen Reihen herumschlagen muss. Hinter seinem Rücken verhandelt Giovannis Vertrauter Gasparo (Gerard Landry) mit den Abgesandten des deutschen Kaisers Karl V., was die verworrene Lage nicht übersichtlicher macht. Dazu kommen noch Probleme in Liebesdingen mit der Verflossenen (Anna Maria Ferrero) und der aktuellen Herzensdame (Constance Smith), die in dem heldenhaften Tausendsassa zumindest anfangs nur den grausamen Schlächter sehen kann. Da kann auch Bruder Salvatore (Philippe Hersent) nur mühsam vermitteln.

                              Bei diesem sehr unterhaltsamen Film von Regie-Routinier Sergio Grieco (1917-1982), der am Drehbuch von Luchino Viscontis Meisterwerk "Ossessione - Besessenheit" (1943) mitschrieb und später einige EuroSpy-Klassiker mit Ken Clark inszenierte, bekommt man Nachhilfe in europäischer Geschichte (auf ansprechendem, weil durchaus forderndem Niveau) und spannendes Kampfgetümmel geboten. Sehr sehenswert!

                              Wer diese Geschichte noch realistischer und drastischer erzählt bekommen will, sollte zusätzlich noch einen Blick auf Ermanno Olmis "Der Medici-Krieger" werfen, der im Jahre 2001 im Wettbewerb des Filmfestival von Cannes lief. Dort bekommt man einen heftigen Einblick, wie grausam diese Machtkämpfe und wie illusionslos diejenigen, die sie ausfechten mussten, waren.

                              Die Schauspieler dieses Historienspektakels im Gewand eines Abenteuerfilms sind einen genaueren Blick wert.
                              Den italienischen Publikumsliebling Vittorio Gassman ("Keine Schonzeit für Blondinen") und die schöne Anna Maria Ferrero (1934-2018) konnte man auch in "Krieg und Frieden" (1956) von King Vidor bewundern. Dort durfte Vittorio Gassman ja sogar Audrey Hepburn verführen!
                              Die rothaarige Irin Constance Smith (1928-2003) fiel nach einem verheißungsvollen Karrierebeginn in Hollywood im Umfeld der Cinecitta vor allem durch ihr verkorkstes Privatleben auf. Neben Problemen mit Alkohol und Drogen stand sie auch wegen eines Mordversuchs an ihrem Geliebten vor Gericht. Mann oh Mann!
                              Der französische Schauspieler Gerard Landry (1912-1999) war neben Burt Lancaster, Gina Lollobrigida und Tony Curtis auch in "Trapez" (1956) zu sehen. Außerdem ist er auch der Vater des Schauspielers Marc Porel (1949-1983) gewesen.
                              Philippe Hersent kennt man aus "Goliath - Kampf der Makkabäer" (1962), in dem er neben Brad Harris auftrat.

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                                ZeddaZogenau 26.06.2021, 18:19 Geändert 26.06.2021, 18:42

                                Italienisches Meisterwerk mit Philippe Noiret und Rupert Everett

                                Dieser wunderschöne italienisch-französische Film von Giuliano Montaldo ("TopJob" (1967) mit Janet Leigh und Robert Hoffmann) entstand nach dem Roman von Giorgio Bassani.

                                Die Geschichte spielt in Ferrara im Jahre 1938. Italien ist seit anderthalb Jahrzehnten faschistisch. Anders als in NS-Deutschland werden Juden hier geduldet, haben aber auch nichts zu lachen. Das bekommt auch das junge Liebespaar David (Rupert Everett) und Nora (Valeria Golino) zu spüren, das Teil einer Freundesclique ist. Als Juden geraten sie immer mehr an den Rand der italienischen Gesellschaft. Aber es gibt auch noch andere Diskriminierungen. Der junge Boxer Eraldo (Nicola Farron) kann wirtschaftlich nicht mithalten und beneidet seine Freunde um deren angebliches Luxusleben. Und dann ist da noch ihr gemeinsamer früherer Kinderarzt Dr. Athos Fadigati (Philippe Noiret), der mit großer Mühe seine Homosexualität verbergen muss. Die zunehmende Strenge der italienischen Politik, die den deutschen Verbündeten zunehmend Zugeständnisse machen muss, wird immer mehr zur Belastungsprobe für David und Nora. Schließlich geht Dr. Fadigati aufs Ganze und wagt es, sich seiner Liebe zu dem schönen Jüngling Eraldo, der sich ihm natürlich nicht ohne Hintergedanken ganz offen anbietet, hinzugeben. Doch damit fängt die Katastrophe erst an...

                                Dieser Film zeigt ein meisterhaftes Porträt von Außenseitern in einer immer feindlicher werdenden Welt. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Ferrara und am Meer in Opatija, Kroatien. In weiteren Rollen sind Luca Zingaretti und Stefania Sandrelli zu sehen. Bei den Filmfestspielen von Venedig des Jahres 1987 war dieser sehr berührende Film im Wettbewerb zu sehen.

                                Die Schauspieler sind allesamt phantastisch. Philippe Noiret (1930-2006) war in den Folgejahren auch noch in den Oscar-prämierten Meisterwerken "Cinema Paradiso" (1988) und "Der Postmann" (1994) zu sehen.
                                Der 1959 geborene Rupert Everett ist wohl vor allem als enger Vertrauter der Sängerin Madonna (mit ihr auch im Videoclip zu "American Pie" (2000) zu sehen) bekannt. Tolle Filmauftritte hatte er auch noch in "Chronik eines angekündigten Todes" (auch 1987), "King George - Ein Königreich für mehr Verstand" (1994) und neben Julia Roberts in "Die Hochzeit meines besten Freundes" (1997).
                                Die 1965 in Neapel geborene Valeria Golino startete nach diesem Erfolg in Hollywood durch. Neben Dustin Hoffman und Tom Cruise sah man sie im Oscar-Kracher "Rain Man" (1988). In den "Hot Shots" - Filmen neben Charlie Sheen brachte sie das Publikum zum Lachen. Auch im französischen Kino brillierte sie neben Daniel Auteuil und Gerard Depardieu in "36 - Tödliche Rivalen" (2004), mit dem das Genre des französischen "Polar" -Films wiederbelebt wurde.
                                Der 1964 auf Sardinien geborene Nicola Farron ist etwas in Vergessenheit geraten. Der gutaussehende Schauspieler war noch neben Ornella Muti und erneut Philippe Noiret in "Die Liebhaberin" (1988) zu sehen. Privat war er von 1990 bis 1995 mit Monica Bellucci verlobt. Im Jahre 2008 war Nicola Farron noch einmal in zwei Folgen der Krimi-Serie "Kommissar Rex" dabei.

                                Als dieser Film im Jahre 1988 in die deutschen Kinos kam, war er eine Erscheinung. Seit spätestens 1982 hatte der amerikanische Film die Vorherrschaft in den deutschen Kinos übernommen. Italienische Filme kamen kaum mehr in die Kinos, sondern wurden gleich auf Video veröffentlicht. Selbst Bud Spencer und Terence Hill zogen nicht mehr so richtig an den Kinokassen. Da stach ein so sinnlicher Film wie "Brille mit Goldrand" natürlich heraus. Mit seiner natürlichen Nacktheit (von Frauen und Männern!) und der direkten Sexualität in einigen Szenen konnte er ein Kinopublikum, das inzwischen an Produktionen aus dem puritanischen Hollywood mit ihrer Disney-tauglichen Familienfreundlichkeit gewöhnt war, durchaus irritieren. Man konnte aber auch mit Begeisterung feststellen, zu welcher Sinnlichkeit und Unmittelbarkeit das Kino fähig sein konnte. Aber die Glanz- und Hochzeiten des italienischen Films waren fürs Erste vorbei. Die Dominanz des amerikanischen Kinos hatte ihren Höhepunkt noch längst nicht erreicht.

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                                  Der zweite Teil der Teufelskerl-Reihe

                                  Ein Jahr nach dem Erfolg ihrer ersten Prügel-Klamottemachten sich Regisseur Ernst Hofbauer ("Schulmädchen-Report") und Produzent Theo Maria Werner ("Kommissar X") in Kolumbien wieder an die Arbeit. Für das Drehbuch der deutsch-italienisch-spanischen Co-Produktion war erneut der Routinier Geza von Cziffra zuständig. Als Mit-Produzenten hatte man dieses Mal sogar Erfolgs-Produzent Artur Brauner mit an Bord.

                                  Als Hauptdarsteller waren wieder Wolf Goldan als Jim, Alberto Dell` Àcqua`als quirliger Jeff und Rinaldo Talamonti als trotteliger Giovanni Telli dabei.
                                  Die Geschichte ist nicht weiter erzählenswert. Dieses Mal geht es um ein Kloster mit Nonnen (wirklich?) und eine wertvolle Madonnen-Statue, an welcher der reiche Schnösel Giovanni interessiert ist. Das Wichtigste an diesem Film sind allerdings die zünftigen Prügeleien, die erheblich rüder und fieser ablaufen als bei den großen Vorbildern Bud Spencer und Terence Hill.

                                  Jim und Jeff sind einfach zwei unverbesserliche Tagediebe, die keine Gelegenheit auslassen, anderen Leuten Ärger zu machen. Es gibt wilde Prügeleien wegen Zechprellereien und offensivem Fremdknutschen. Dabei hauen die beiden Raufbolde Jim und Jeff auch schon mal Unbeteiligte um. Trotzdem sind die Keilereien ganz witzig inszeniert, vor allem Alberto Dell`Acqua, der auch in den kommenden Teilen "Zwei Teufelskerle auf dem Weg nach Istanbul / Drei Teufelskerle machen alles nieder" dabei sein sollte, begeistert mit seinen akrobatischen Kunststücken. Für den deutschen Stuntman Wolf Goldan (1944-1986) war aus mir unbekannten Gründen nach diesem Teil Schluss. Anschließend war er als Fotograf im deutschen Emmanuelle-Abklatsch "Griechische Feigen" (1977) zu sehen.

                                  Für Fans der italienischen Prügel-Klamotten der 1970er Jahre ist dieser deutsche Sonderling auf jeden Fall eine Sichtung wert. Ein Meisterwerk sollte man natürlich nicht erwarten. Auch (Teutonen-)Trash kann allerdings ganz vergnüglich sein.

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                                    Frühe Wallace-Verfilmung mit Lilli Palmer

                                    Dieser britische Schwarz-Weiß-Film von Norman Lee ist eine kleine Überraschung. In einer wendungsreichen Geschichte mit einer gehörigen Portion Schaueratmosphäre kann man die junge Lilli Palmer (1914-1986), die aufgrund der unseligen NS-Zeit ihre große Kino-Karriere im britischen Exil starten musste, in einer Hauptrolle bewundern.

                                    Die Geschichte ist wohlbekannt und wurde im Jahre 1962 von Alfred Vohrer unter dem Titel "Die Tür mit den sieben Schlössern" mit Heinz Drache und einer farblosen Sabina Sesselmann neu verfilmt.

                                    Diese britische Version setzt leicht andere Akzente als der deutsche Gruselkrimi. Es wird mehr Wert auf die Vorgeschichte gelegt, wir bekommen Lord Selford auf dem Sterbebett zu sehen. Die Handlung ist überraschend action-lastig für einen Film der 1940er Jahre. Besonders der flotte Romilly Lunge (1904-1994) überzeugt als smarter Inspektor Dick Martin, der auch in einigen knackigen Kampfszenen brilliert. Schade, dass dieser Film Romilly Lunges letzter gewesen sein sollte! Das war wohl dem furchtbaren Krieg geschuldet.
                                    Es gibt freche Dialoge, für die vor allem Gina Malo als kesse und erstaunlich mannstolle Freundin der wunderschönen June Lansdowne (wie immer ein Genuss: Lilli Palmer) zuständig ist. Interessante Tricks und skurrile Situationen mit allerhand Getier machen das Anwesen des geheimnisvollen Dr. Manetta (Leslie Banks) zu einem schauerromantischen HotSpot des Schreckens. Und dann kommt ja auch noch die berüchtigte Tür mit den sieben Schlössern zum Einsatz...

                                    Weniger gut gelungen ist die deutsche Synchronisation, die an einigen Stellen zu vulgär und einfach nicht "sophisticated" genug ist. Aber geschenkt! Es geht einfach darum, gut unterhalten zu werden und das besondere Vergnügen zu haben, die ganz junge Lilli Palmer in einem interessanten Frühwerk bestaunen zu können.
                                    Lohnt sich nicht nur für Fans dieser großartigen Filmschauspielerin!

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                                      ZeddaZogenau 15.06.2021, 14:24 Geändert 15.06.2021, 14:26

                                      Flotter Schlager-Spaß mit Caterina Valente und Rudolf Prack

                                      Zum Einstieg kann man La Valente und Richard Allan Calypso ("Tipitipitipso") tanzen sehen. Wow! Dass die gerade erst 90 Jahre alt gewordene Caterina Valente ein Showstar erster Güte ist, weiß man. Und Richard Allan (1923-1999) machte schon als Eintänzer von Hildegard Knef in "Schnee am Kilimandscharo" (1952) eine blendende Figur.
                                      In "Das einfache Mädchen" sieht man die beiden als Newcomerin Caterina Bastiani und als Filmstar Robert Holden. Caterina soll die Titelrolle des "einfachen Mädchens", eines Bestsellers von Thomas Krauss (Rudolf Prack), in der anstehenden Verfilmung spielen. Doch der in der Provinz mit seinem kleinen Sohn lebende Autor lehnt die angebliche Glamourtante ungesehen ab. Um ihm die Meinung zu geigen, macht sich Caterina mit ihrer Agentin Milli (wie immer famos: Ruth Stephan) auf in die Provinz. Zufällig erhält sie an Stelle von Eva (Helen Vita) die Arbeit als Hausmädchen im Schloss (!) des Autors, wo Caterina ihrem dünkelhaften Autor nun ein ganz besonders "einfaches Mädchen" vorzuspielen gedenkt. Wenn doch bloß die Liebe nicht dazwischen käme... Keine Angst: Ruth Stephan kommt natürlich auch nicht zu kurz. Sie lässt sich von Rudolf Platte als versoffenem Künstler sogar nackt malen!

                                      So turbulent und auch ein kleines Bisschen anstößig konnte es in den 1950er Jahren zugehen. Wie jeder andere Valente-Film auch entstand dieser Spaß in den Berliner CCC-Studios von Artur Brauner. Das Drehbuch kam von Curth Flatow (1920-2011), dem Erfinder des 80er-Hits "Ich heirate eine Familie", der auch eng mit Hans Rosenthal (1925-1987), mit "DalliDalli" einem weiteren SuperStar der 80er, befreundet war.
                                      Als bescheidener Wohnsitz des Bestseller-Autors fungierte Schloss Matzen in Reith, Tirol. Weitere von Caterina Valente gesungene Lieder: "Wenn in zwei Herzen die Liebe fällt" und "Bravo Caterina (Es gibt noch Märchen)".
                                      Premiere hatte der Film am 23.08.1957 im Wiesbadener Thalia. Ach ja, der Regisseur war Werner Jacobs (1909-1999), der mit La Valente noch "Hier bin ich - hier bleib ich" drehen sollte.

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                                        Nostalgischer Schlager-Spaß mit Caterina Valente

                                        Eine mit einem einflussreichen Minister verheiratete Sängerin hat inkognito ein paar Hits gelandet, sodass sich nun alle Welt fragt, wer der erfolgsverwöhnte Gesangsstar nun eigentlich ist. Versehentlich bucht ein umtriebiger Impresario (Hubert von Meyerinck) mit Hilfe seiner bezaubernden Assistentin Trudchen Putzke (wie immer goldig: Ruth Stephan) die Bühne der prestigeträchtigen SCALA, um den unbekannten Star endgültig bekannt zu machen. Dumm nur, dass Frau Minister unbedingt unbekannt bleiben will! Was liegt da näher, als eine noch unentdeckte Nachwuchssängerin namens Caterina Duval (natürlich: La Valente!), die mit ihren Partnern Silvio (Silvio Francesco) und Nico (Richard Allan) auf den Pariser Hinterhof-Bühnen tingelt, als vermeintlichen SuperStar zu engagieren! Schade nur, dass die stolze Dame partout nicht unter einem fremden Namen auftreten will! Da muss der Regisseur Robert Mertens (Gerhard Riedmann) wohl noch ganze Arbeit leisten...

                                        Mehr Handlung brauchte man nicht für einen Schlager-Spaß der goldenen Fünfziger. Caterina Valente konnte mit Produzent Artur Brauner (CCC-Film) und Drehbuchautor Curth Flatow ("Ich heirate eine Familie") auf ein bewährtes DreamTeam setzen. Als Regisseur fungierte die spätere Fernseh-Legende Erik Ode (1910-1983, "Der Kommissar"). Premiere hatte der turbulente Streifen am 22.02.1958 im Stuttgarter Universum.

                                        Caterina Valente singt mit "Spiel noch einmal für mich, Habanero" einen ihrer größten Hits. Weitere Lieder: "Eine Nacht am Rio Grande", "Musik liegt in der Luft". In kleineren Rollen sind Brigitte Mira und Monika Peitsch dabei.
                                        Als Manko kann man anfügen, dass Gerhard Riedmann (1925-2004) als Hauptdarsteller allzu blass bleibt. Die Chemie mit La Valente stimmt auch nicht richtig. Dafür überzeugen die Tanzszenen mit ihrem Bruder Silvio Francesco und dem großartigen Amerikaner Richard Allan, den schon Marilyn Monroe in "Niagara" zum versuchten Mord an ihrem Gatten Joseph Cotten anstiften konnte. Diese Drei gemeinsam singen und tanzen zu sehen, war schon das damalige Eintrittsgeld wert!

                                        Erst im Januar hat die großartige Caterina Valente ihren 90. Geburtstag gefeiert. Es ist an der Zeit, diese großartige Unterhaltungskünstlerin wiederzuentdecken!

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                                          Deutsch-französischer Gefängniskrimi mit Hardy Krüger

                                          Dieser kleine, aber feine Film von Alain Brunet ist ganz auf seinen Hauptdarsteller, den großartigen Hardy Krüger, zugeschnitten. Er spielt hier einen Berufseinbrecher, der dieses Mal unschuldig in einem Gefängnis in Marseille einsitzt. Der einzelgängerische Typ sehnt sich nach seiner kleinen Tochter, die er bei Freunden zurücklassen musste. Alles würde dieser Eric Lambrecht dafür geben, aus dem verhassten Knast ausbrechen zu können. Da kommt ihm das Angebot eines Wärters gerade recht. Sollte Lambrecht für ihn einen Bruch übernehmen, könnte das was werden mit dem Türmen...

                                          Die Geschichte vom Gefängnis und der Flucht wird hier beileibe nicht neu erzählt, ist aber sehr spannend geraten. Besonders der Einbruch nach der Flucht ist gut inszeniert. Der Film lebt von seiner passenden Atmosphäre und den guten Darstellern. Neben Hardy Krüger, der den Film fast "Im Alleingang" trägt, seien noch Raymond Pellegrin und Jean Lefebvre lobend erwähnt.

                                          Am Gefängnis-Set dieses Films hat Hardy Krüger im Herbst 1972 einen Wahl-Werbespot für Willy Brandt gedreht. Im Dezember sollte es ja zur legendären "Willy-Wahl" bei der Bundestagswahl 1972 kommen, bei der Brandt als Bundeskanzler bestätigt wurde. Diese kleine Episode kann man auch in der sehenswerten Doku "Die Hardy-Krüger-Story", die kürzlich auf Arte lief, begutachten.

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                                            Liebesgrüße aus Venezuela - Abenteuerfilm aus der Rapid-Film-Schmiede mit George Ardisson und Harald Leipnitz

                                            Seit 1962 waren Wolf C. Hartwig (1919-2017) und seine Rapid-Film zu Experten in der Produktion von Abenteuerfilmen, die an exotischen Schauplätzen spielen, geworden. Wie am Fließband wurden diese GERMAN ADVENTURE FLICKS gedreht - meist in Hong Kong, Beirut oder Bangkok, hier zur Abwechslung mal im Ölparadies Südamerikas. Nach diesem Film widmete sich Hartwig erst einmal ambitionierteren und kostenintensiveren Projekten: Zwei Jahre später sollte "LadyHamilton - Zwischen Schmach und Liebe", der bis dahin teuerste deutsche Film, in die Kinos kommen.

                                            Im schönen Venezuela war aber noch einmal der attraktive Giorgio Ardisson (1931-2014), der "italienische James Bond", am Start. In der Rolle des Privatschnüfflers Jeff Milton ist er einer entführten Millionärstochter (Christa Linder) auf der Spur, die aufgrund ihrer investigativen Recherchen am schönen Karibikstrand hopps genommen wurde. Bei seinen Ermittlungen stehen ihm die schöne Florence (Pascale Audret, 1935-2000)) und Inspektor Alan Shepperton (Harald Leipnitz, 1926-2000, ein gebürtiger Wuppertaler) zur Seite. Gemeinsam kommen sie einer Verbrecherorganisation auf die Spur, die Drogen aus Hong Kong über Caracas als Umschlagplatz in die USA verticken will. Was der mysteriöse Dr. Soarez (Horst Frank, der quasi zum Inventar der Rapid-Film gehörte) und die aparte Violet Watson (Luciana Angiolillo) damit zu tun haben könnten, bleibt lange ein Rätsel. Der drahtige Jeff Milton darf sich ein paar schöne Kloppereien mit den Entführern (Patrick Bernhard, Sal Borgese) der reichen Journalistin liefern. Die Action kommt definitiv nicht zu kurz. Ganz zum Schluss kommt noch der Ölreichtum Venezuelas in Gefahr, als doch tatsächlich die schönen Bohrtürme in die Luft gejagt werden sollen...

                                            Für Fans des Genres ist dieser deutsch-italienisch-französische Film von Marcello Baldi (1923-2008) schon sehenswert, er ist aber auch schnell vergessen, da allzu sehr nach Schema F inszeniert.

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                                              Mord mit Aussicht - Packender Grand-Canyon-Krimi mit Cornel Wilde

                                              In diesem spannenden US-Krimi (1959) von Don Siegel (1912-1991, Regisseur von "Dirty Harry") bekommt man so einiges geboten. Gedreht im CinemaScope-Format sieht man wunderschöne Bilder vom Naturwunder Grand Canyon. Ins Kino gebracht wurde der Film von den Columbia Pictures.

                                              Am Anfang steht ein bizarrer Mordversuch. Der Killer lockert die Handbremse eines Autos. Der Wagen rollt langsam auf einen Touri zu, der sich gerade mit einem Fernglas den beeindruckenden Grand Canyon anschaut. Nur mit Mühe gelingt es ihm, dem anrollenden Wagen auszuweichen. Bei einem Kampf mit dem Killer stürzt dieser in die Tiefe des Canyons. Dem völlig geschockten Beinahe-Mordopfer schenkt dummerweise keiner Glauben. Der an sich gewissenhafte Deputy Les Martin (Cornel Wilde) jagt lieber einer hübschen Raserin (Victoria Shaw) hinterher. Währenddessen wird der Touri doch noch ums Leben gebracht.
                                              Was nun?
                                              Voller Gewissensbisse macht sich der kernige Deputy an die mühsame Aufklärung des Falles. Dabei lernt er auch die Familie der hübschen Raserin kennen: ihren Vater (Alexander Lockwood), der in der nahen Mine arbeitet, in der Guano-Düngemittel abgebaut wird, und ihren versoffenen Bruder (Rian Garrick), der den ganzen Tag in der Bar von Scotty (Mickey Shaughnessy) abhängt. Es wird immer klarer, dass der geheimnisvolle Mord mit der Mine zu tun haben muss. Denn es gibt beim Abbau des Guano-Düngers ein interessantes Nebenprodukt: GOLD!
                                              Der spektakuläre Showdown in einer Seilbahn über dem Grand Canyon ist nicht mehr weit...

                                              Das ist ein echt spannender Film mit einem wie immer großartigen Cornel Wilde (1912-1989). Der aus Ungarn stammende Schauspieler war als Fechttrainer von Laurence Olivier zum Film gekommen. Mit beeindruckender Physis avancierte er in den 1940er Jahren zu einem von Hollywoods "Leading men", der sogar mal für den Oscar nominiert war. Seinen bekanntesten Auftritt hatte er wohl als Trapezkünstler im Zirkus-Klassiker "Die größte Schau der Welt" (1952) von Cecil B. deMille. In den 1950er Jahren wurde der vielseitig begabte Cornel Wilde zu seinem eigenen Regisseur und Produzenten. Sehr gelungen ist ihm das in dem großartigen Film "Sturm-Angst" aus dem Jahre 1955.

                                              In "Der Mann aus Arizona" beeindruckt Cornel Wilde zur Abwechslung mal wieder "nur" als Schauspieler. Als "love interest" an seiner Seite agiert die australische Schauspielerin Victoria Shaw (1935-1988).

                                              Spannend und sehenswert! Lohnt sich!

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                                                Niederländischer Klassiker von Paul Verhoeven

                                                Vor seiner großen Hollywood-Karriere als Filmregisseur (mit "RoboCop", "Basic Instinct" und "Starship Troopers") drehte der im Jahre 1938 geborene Paul Verhoeven einige der wichtigsten Filme der niederländischen Filmgeschichte, die nicht nur für den Regisseur selbst folgenreich waren. Durch "Türkische Früchte" (1973) wurde Rutger Hauer (1944-2019) zum international gefragten Star ("Blade Runner"). "Der Soldat von Oranien" (1977) machte den im Jahre 1944 geborenen Jeroen Krabbe bekannt, der zehn Jahre später auch als Bond-Bösewicht in "Der Hauch des Todes" zu sehen war. Beide Stars sind in Nebenrollen auch in diesem sehr besonderen Coming-of-Age-Drama dabei.

                                                In diesem Film geht es um drei junge Männer aus einer Kleinstadt in der Nähe von Rotterdam, bei denen sich alles um Party, Sex und MotoCross dreht. Der talentierte Rien (Hans van Tongeren) und der eher tapsige Hans (Maarten Spanjer) eifern als begeisterte MotoCross-Fahrer ihrem großen Vorbild Gerrit Witkamp (Rutger Hauer) nach, der kurz vor dem Gewinn der Weltmeisterschaft steht. Hilfreich zur Seite steht ihnen der gewiefte Mechaniker Eef (Toon Agterberg). Gemeinsam erleben die drei Draufgänger in ihrer kleinen Heimatstadt und im nahe gelegenen Rotterdam so manche Abenteuer. Als sie bei einem Rennen die bildhübsche und sexuell sehr aufgeschlossene Pommesbuden-Verkäuferin Fientje (Renee Soutendijk) kennenlernen, kommt das wilde Leben der drei Kumpels erst so richtig in Fahrt. Dabei hat auch ein schmieriger TV-Sportreporter (Jeroen Krabbe) seine Finger im Spiel. Die Drei müssen aber auch erkennen, dass nicht alles im Leben so läuft, wie man es sich selbst erhofft hat.

                                                Dieser rasant inszenierte Film (Kamera: Jost Vacano) bietet einen tollen Einblick in das Erwachsenwerden in einer niederländischen Kleinstadt. Dabei geht es lebensnah und sehr zupackend zu, Kleine-Leute-Milieu eben. Themen wie Gewalt, Religion und Sexualität werden eindringlich behandelt und sorgten bei der Veröffentlichung des Filmes für so manchen Skandal. Nacktheit ist in diesem Film ganz selbstverständlich. Neben blanken Brüsten bekommt man auch erigierte Penisse zu sehen, was aber immer zur Handlung passt und nicht aufgesetzt wirkt.
                                                Paul Verhoeven musste nicht erst in Hollywood lernen, wie man provoziert. Seine Darstellung der Kirche und des calvinistischen Glaubens in den Niederlanden hat so manche Demonstration ausgelöst.
                                                Der größte Aufreger bleibt sicherlich die Behandlung des Themas Homosexualität. Einer der drei Freunde entdeckt seine Faszination für das eigene Geschlecht, was er mit einer zur Schau getragenen Schwulenfeindlichkeit kompensiert. In einer der verstörendsten Szenen des Films wird diese Figur quasi als Strafe von mehreren Männern anal vergewaltigt, was wiederum zu einem sexuellen Erweckungserlebnis umgedeutet wird. Naja. Wie gesagt: Verhoeven wusste und weiß noch immer zu provozieren, wie man auch in seinen neueren Werken sehen kann, die wieder in Europa entstanden sind. Auch der niederländische Film "BlackBook" (2006) und der französische Film "Elle" (2016) sind sehr sehenswert.

                                                Gedreht wurde der von Joop van den Ende (später ein erfolgreicher TV-Produzent mit Endemol) produzierte Film in Maassluis und in Rotterdam. Die tolle Disco-Szene wurde in Eindhoven gedreht. Die großartige Musik spiegelt mit Abba-Songs und anderen Klassikern das Disco-Gefühl jener Zeit wider. Der Vater einer der Hauptfiguren hat eine Kneipe, in der auch mal "Griechischer Wein" von Udo Jürgens zu hören ist. Sehr authentisch das Ganze!
                                                Jeder, der den Spätsommer 1979 in einer Kleinstadt erlebt hat, ganz egal ob in den Niederlanden, in Deutschland oder einem anderen west-europäischen Land, wird in diesem Film sehr viel Bekanntes entdecken können. Das hat man selten, dass ein Film eine vergangene Welt wie in einer Nussschale aufzubewahren vermag. Wenn das gelingt, ist das eine großartige Leistung! Unbedingt sehenswert!

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                                                  ZeddaZogenau 05.06.2021, 18:42 Geändert 05.06.2021, 19:03

                                                  Deutscher Kriegsfilm mit Sonja Ziemann und Erik Schumann

                                                  Regisseur Frank Wisbar (1899-1967) war eine Ausnahmeerscheinung in der Filmindustrie des Adenauerlandes. Nach Anfängen in der UFA war er nach der Reichspogromnacht mit seiner Ehefrau in die USA ausgewandert. Dort brachte er es zu einem bedeutenden Fernseh-Produzenten. Mitte der 1950er Jahre kehrte er nach West-Deutschland zurück und begann mit dem Drehen von Kriegsfilmen. "Haie und kleine Fische" (1957) wurde zu einem großen Erfolg. Diese Produktion der Deutsche Film-Hansa, die am 25.02.1960 in Hannover Premiere hatte, war im Grunde das weibliche Gegenstück zu seinem Stalingrad-Film "Hunde, wollt ihr ewig leben?". Ein Kriegsfilm aus der Perspektive der an der "Heimatfront" verbliebenen Frauen.

                                                  Vor Beginn des 2. Weltkrieges macht Maria Reiser (Sonja Ziemann) mit ihrem Mann Kurt (Gunnar Möller) Urlaub auf dem KdF-Schiff "Wilhelm Gustloff". Die attraktive Frau bleibt nicht unbemerkt, so scharwenzelt auch der gutaussehende Offizier Hans Schott (Erik Schumann) um sie herum. Einige Jahre später - es ist bereits Krieg - trifft Maria den Schwerenöter, der in Berlin eine gemeinsame Freundin namens Edith (Mady Rahl) besucht, zufällig wieder. In einer furchtbaren Bombennacht kommt es, wie es kommen muss: Maria und Hans verbringen die Nacht miteinander. Kurze Zeit später ist Maria schwanger, was ihre Schwiegereltern und den auf Urlaub in Berlin weilenden Ehemann natürlich mächtig empört. Maria fährt ihrer Freundin Edith nach Ostpreußen hinterher. Dort lernt sie verschiedene Leute (Brigitte Horney als Generalin von Reuss / Dietmar Schönherr als französischer Kriegsgefangener Gaston) kennen, die zu engen Vertrauten werden. Bald rückt die Rote Armee immer näher. Es bleibt nur die Flucht in Richtung Westen. In Gotenhafen gelangen die Überlebenden auf die inzwischen zu einem Kriegsschiff um funktionierte "Gustloff", wo es ein unverhofftes Wiedersehen einiger Beteiligten gibt. Doch das ist noch nicht das Ende der Geschichte...
                                                  In weiteren Rollen agieren Wolfgang Preiss als Dr. Beck und Günter Pfitzmann als Oberleutnant Dankel. Als Sprecher ist Horst Frank zu hören.

                                                  Auch wenn dieser Film kein Meisterwerk ist, so bietet er doch eine schonungslose Darstellung der Bombennächte und der Flucht vor der Roten Armee. Für einen deutschen Film aus der Zeit ging das schon ganz schön weit. Der Untergang der "Wilhelm Gustloff" wurde zu einem Symbol für das Leid der Flüchtenden. Vier Jahrzehnte später griff der Literaturnobelpreisträger Günter Grass (1927-2015) dieses lange in Vergessenheit geratene Thema in seiner Novelle "Im Krebsgang" (2002) wieder auf.
                                                  Der Film vernachlässigt die Vorgeschichte und die Gründe, warum es zu dieser katastrophalen Situation kommen konnte. Das kann man ihm vorhalten. Frank Wisbars Mut ist es aber zu verdanken, dass solche Kriegsfilme in der deutschen Filmindustrie des Adenauerlandes überhaupt entstanden sind.

                                                  Drehorte der aufwändigen Produktion waren Berlin, Bremerhaven, Cuxhaven, die Ostsee, die Nordsee um Helgoland und Schloss Oberzwieselau im Bayerischen Wald. Teile der "Gustloff" wurden im Filmatelier in Göttingen nachgebaut. Die Szenen, die am ostpreußischen Bahnhof spielen, wurden im wunderschönen Eichsfeld gedreht. Dazu gibt es allerdings eine verwirrende Quellenlage. Laut IMDb und Wikipedia wurde am Bahnhof Bilshausen gedreht. In einem Buch über die "Filmstadt Göttingen" aus den 1990er Jahren ist aber Rollshausen als Drehort angegeben. Ich selbst tendiere auch eher zu Rollshausen, bin aber nicht völlig sicher. Bleibe auf jeden Fall am Ball und korrigiere, falls ich Genaueres herausfinden sollte.

                                                  Auf jeden Fall ein sehenswerter Film mit einer großartigen Sonja Ziemann, dem ich mit ganzem Herzen mehr Zuschauer wünsche!

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                                                  • ZeddaZogenau 04.06.2021, 04:43 Geändert 05.06.2021, 19:38

                                                    Großartiger Artikel! "Schwarzer Kies" gehörte auch zu den Filmen, die 2016 beim Filmfestival Locarno in der großartigen Retrospektive "Geliebt und verdrängt. Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland (1949-1963)" gezeigt wurden. Damals war der Festivalleiter Carlo Chatrian, der inzwischen künstlerischer Festival-Chef der Berlinale ist. "Schwarzer Kies" ist auf jeden Fall ein Klassiker des deutschen Films!