ZeddaZogenau - Kommentare

Alle Kommentare von ZeddaZogenau

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    ZeddaZogenau 02.06.2021, 17:27 Geändert 02.06.2021, 17:42

    Italienische Sexkomödie mit Lando Buzzanca und Catherine Spaak

    Dieser Film von Giorgio Capitani, der im deutschsprachigen Raum auch als "Ein Glücksschwein muss kein Ferkel sein" bekannt ist, macht seinem oben genannten Titel alle Ehre. Ein leichter Knall ist noch untertrieben. In den Jahren um 1970 war der 1935 geborene Lando Buzzanca der Star in vielen italienischen Sexkomödien, die auch im Nachhinein durchaus zum Fremdschämen (dabei sollte man allerdings lieber verschweigen, was für ein unsinniges Zeug zur selben Zeit im deutschsprachigen Raum gedreht wurde...ich sage nur "Reportfilme"!) einladen.

    In diesem Film aus dem Jahre 1973 spielt Lando Buzzanca also Demetrio Cultura, einen Fiat-Händler im schönen Palermo, der ein bizarres Luxus-Problem hat. Zwar ist er mit der reichen und schönen Elena (Catherine Spaak) verheiratet, kann aber deren snobistische Art immer weniger ertragen. Und auch von den allzu temperamentvollen Ausbrüchen seiner leidenschaftlichen Geliebten Elena ist der verwirrte Demetrio schwer genervt. Irgendwie ist der gute Demetrio ein Mann von sehr altem Schlag und nicht gemacht für die modernen Frauen. Da hört er zufällig von einem durchgeknallten Deutschen in Argentinien (Muskelprotz Gordon Mitchell in einer genialen Nebenrolle), der ähnlich überforderten Männern wie Demetrio unterwürfige "Sklavinnen" aus Lateinamerika vermittelt. Kein Scherz! Demetrio setzt sich ins Flugzeug, begibt sich mit dem verhaltensauffälligen Herrn von Thirac in den Urwald (...und sofort kommt einem wieder "Mondo Cane" in den Sinn) und sucht sich dort tatsächlich eine reizende Dschungeldame namens Manua (Veronica Merin) aus. Zurück in Palermo lässt sich der strunzdoofe Pascha von seiner "Sklavin" von vorne bis hinten bedienen. Der Höhepunkt der Eskapaden ist erreicht, als sich Demetrio von seiner Manua in der Rikscha durch Palermo ziehen lässt. Die Reaktionen seiner Mitbürger lassen nicht lange auf sich warten...

    Diese Sexkomödie ist nun wirklich gewöhnungsbedürftig. Politisch sowas von unkorrekt kann man nur staunen, was die italienischen Filmemacher da geritten hat. Nur wie schon erwähnt: Im deutschsprachigen Raum wurden in jenen Jahren noch merkwürdigere Machwerke auf das Kinopublikum losgelassen. Zumindest funktioniert "Der große Schwarze mit dem leichten Knall" noch leidlich als Satire auf Machismo und dem Wunsch nach Unterwürfigkeit. Irgendetwas lag wohl in jenen Jahren in der Luft, dass dieser Film einen gewissen Nerv treffen konnte. Das Tolle an Lando Buzzanca ist, dass er sich immer selbst zum Affen macht. Der von den Zeitläuften überforderte Mann macht sich lächerlich und nicht die "versklavte" Frau. Die übrige Besetzung ist sehenswert und macht den Film zu einem großen Klamauk, der unterhält und nicht allzu ernst zu nehmen ist.

    Man kann sich immer wieder wundern, was in den wilden Siebzigern so alles im Kino zu bestaunen war.

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      Deutsch-italienischer Giallo mit Luciana Paluzzi und Robert Hoffmann

      Inspektor Franz Bülow (John Mills, 1908-2005, der in jenen Jahren oft als Ehemann viel jüngerer Frauen besetzt wurde) untersucht im heimischen Hamburg eine mysteriöse Mordserie, bei der ein Killer mit schwarzen Handschuhen (Robert Hoffmann / der 1939 geborene Salzburger startete nach "Neues vom Hexer" in der römischen Filmindustrie durch) sein Unwesen treibt. Privat ist der in die Jahre gekommene Inspektor ein wahrer Glückspilz. Seit kurzem ist er mit der bildschönen Lisa (Luciana Paluzzi / die 1937 geborene Römerin ist und bleibt seit "Feuerball" die schönste Bond-Bösewichtin) verheiratet, die zudem auch noch um einiges jünger ist als ihr Göttergatte. Den treiben die Eifersucht und das Misstrauen um. Unaufhörlich kontrolliert er seine Frau - aus Angst, sie könnte ihm fremdgehen. Die auf die Spitze geführte Paranoia führt zu einer Entladung, die so nicht vorherzusehen war...

      Der Tod kennt kein Geschlecht, so der italienische Originaltitel, ist ein meisterhaftes Verwirrspiel von Massimo Dallamano, das im Titanus-Verleih in die Kinos kam. Wunderschöne Bilder vom Hamburg der späten 1960er Jahre werden mit schwarzen Handschuhen und gelben Tulpen kontrastiert.
      Auch die Auswirkungen des Haschisch-Konsums werden in Bilder übersetzt und lassen die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen.
      Elemente des Kriminalfilms, des Giallo und des Beziehungsdramas werden miteinander vermischt. Großartiges Filmhandwerk und ausgezeichnete Schauspieler machen diesen Film zu einem rätselhaften Vergnügen.

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        Italienischer Mafiafilm mit Antonio Sabato und Florinda Bolkan

        Acht Jahre lang musste der Sizilianer Rosario Inzulia (Antonio Sabato) mit seinem inzwischen verstorbenen Kumpel Pasquale in einem Steinbruch malochen. Unschuldig waren die beiden zu einer hohen Haftstrafe verurteilt worden. Zurück in Palermo hat Rosario einen schweren Stand. Seine Frau ist inzweischen tot, normale Arbeit gibt es für jemanden wie ihn kaum. Kommissar Modica (Silvano Tranquilli) drängt ihn dazu, zum Kronzeugen gegen die Machenschaften seiner einstigen Mitstreiter aus der "ehrenwerten Gesellschaft" zu werden. Doch Rosario fühlt sich an seine Ehre gebunden. Da greift ihm der reiche Bauunternehmer Lo Presti (Peter Carsten) unter die Arme. Und auch privat gibt es eine Annäherung an Rossana (Florinda Bolkan), die Witwe seines verstorbenen Kumpels. Die würde mit ihm am liebsten auswandern, doch Rosario fühlt sich noch immer an die alten Verpflichtungen der sizilianischen Ehrenmänner gebunden. Allmählich merkt er aber, welches Spiel mit ihm gespielt wurde. Und was sein Wohltäter Lo Presti damit zu tun hat. Gemeinsam mit dem gewalttätigen Aldo Caponi (Don Backy) findet er immer mehr Hintergründe heraus. Schließlich entführen sie den studierenden Sohn (Massimo Farinelli) von Lo Presti und fordern so die Mafia heraus...

        Dem Regisseur Camillo Bazzoni ist mit dem Tag der schwarzen Zitronen (Übersetzung des Originaltitels) ein durchaus spannender Kriminalfilm gelungen, der aber in der Charakterzeichnung und der Gesellschaftsanalyse allzu oberflächlich bleibt. Es gibt wieder viel Gewalt gegen Frauen, wie das in so manchem italienischen Film jener Jahre üblich gewesen ist. In die deutschen Kinos ist der Streifen nie gekommen. Zum ersten Mal ist er im September 1989 im deutschen Privatfernsehen gelaufen.

        Sehenswert ist die Besetzung! Antonio Sabato (1943-2021) kennt man auch aus anderen Gangsterfilmen wie "Der Mafiaboss" und "Blutiger Schweiß". Der deutsche Schauspieler Peter Carsten (1928-2012) wurde durch "08/15" und "Hunde, wollt ihr ewig leben?" bekannt. In Italien konnte man ihn neben Antonio Sabato auch noch in der Westernkomödie "Fünf Klumpen Gold" sehen. Die bezaubernde Florinda Bolkan (*1941) aus Brasilien ist im wahren Leben die Schwägerin des Mode-Designers Willy Bogner. Und Don Backy (*1939) ist nicht nur ein italienischer Sänger, sondern war auch neben George Eastman einer der Stars in der Prügel-Klamotte "Prügel, dass die Fetzen fliegen".

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          ZeddaZogenau 31.05.2021, 19:15 Geändert 31.05.2021, 19:21

          Französische Krimikomödie mit Brigitte Bardot und Henri Vidal

          Die französische Filmschauspielerin Brigitte Bardot war schon ein Phänomen. Seitdem sie Hauptrollen spielte, entwickelten sich französische Filme mit BB zu wahren Exportschlagern. Selbst der vorliegende Film, der zum ersten Mal etwas weniger einspielte als erwartet, wurde in sämtlichen Ländern der westlichen Welt im Kino gezeigt. Die west-deutschen Kinobesucher konnten ihn bereits vier Tage nach der Premiere in Paris sehen. Mit ihrer blonden Mähne, dem berühmten Schmollmund und ihrer üppigen Figur war BB aber auch eine Augenweide! Und dazu noch ihre natürliche Sinnlichkeit. Zum Dahinschmelzen!

          In diesem französisch-italienischen Film von Michel Boisrond (Drehbuch: auch Gerard Oury, nach einem Roman von Kelley Roos (The Blonde Died Dancing)) geht am Anfang alles ganz schnell. Die bildhübsche Virginie (BB) verliebt sich in einen attraktiven Zahnarzt (Henri Vidal), heiratet ihn und hat schon bald den ersten Ehekrach. Das kann ein Ehemann der 1950er Jahre natürlich nicht ungetröstet überstehen. In einem Nachtclub gerät der überforderte Mann an eine atemberaubende Rothaarige (Dawn Addams), die ihn zu sich nach Hause komplimentiert und dabei fast vernascht. Gar nicht zufällig ist der Liebhaber (Serge Gainsbourg) der unternehmungslustigen Dame mit einem Fotoapparat zur Stelle. Am nächsten Morgen startet die auch als Tanzlehrerin arbeitende Anita ihren Erpressungsversuch, dem der wieder mit seiner Ehefrau versöhnte Herve kaum gewachsen ist. Virginie schöpft Verdacht und folgt dem Göttergatten in die Tanzschule der Erpresserin, wo es zu einer handfesten Überraschung kommt. Ein Mord ist geschehen, und Herve scheint der Hauptverdächtige zu sein. Von seiner Unschuld überzeugt nimmt Virginie eine vakante Stelle als Tanzlehrerin und macht sich mit viel Charme und vollem Körpereinsatz auf Mördersuche...

          Dieser charmante Spaß lebt natürlich von seinen attraktiven Akteuren. BB kann jeden Film tragen, auch wenn sie nur das Telefonbuch verlesen müsste. Diese Schauspielerin Mambo tanzen zu sehen, ist schon ein sinnvoller Zeitvertreib für knapp 90 Minuten.
          Henri Vidal (1919-1959), der auch in dem sehenswerten Kriegsklassiker "Das Boot der Verdammten" zu sehen war, überzeugt als gutaussehender Ehemann der blonden Filmgöttin. Eine Woche vor der Premiere des Films verstarb Henri Vidal im Alter von nur 40 Jahren an einem Herzinfarkt.
          Die britische Schauspielerin Dawn Addams (1930-1985) hatte man schon an Charlie Chaplins Seite in "Ein König in New York" gesehen. Ein Jahr nach dem Film mit BB sollte sie in Berlin "Die 1000 Augen des Doktor Mabuse" auf sich gerichtet fühlen. In weiteren Rollen sind Dario Moreno, Paul Frankeur, Noel Roquevert, Philippe Nicaud, Maria Pacome und Georges Descrieres zu sehen.

          Was diesen von der UFA-Sofradis verliehenen Film aber hervorhebt, sind die herrlich frivolen Zutaten, die man einem Film der späten 1950er Jahre so gar nicht zugetraut hätte. So kann man eine üppige und vor allem unbedeckte Brust von Dawan Addams in Großaufnahme bewundern. BB und Henri Vidal sind mit erstaunlich versautem Bettgeflüster dabei. Durch ein Dachbodenfenster in der Tanzschule beobachtet BB drei stramme Kerle beim Duschen. Mit einem üppigst ausgeschnittenen Cocktailkleid stolziert BB in eine Schwulenbar. Sowas konnte man damals wohl nur in einem französischen Film zu sehen bekommen. Natürlich entspricht es auch der Zeit, wenn es dabei etwas homophob zugeht. Auch die Deutschen bekommen mal wieder ihr Fett weg. So heißt einer der Verdächtigen ausgerechnet Lalemand mit Nachnamen. Musste wohl!

          Geschenkt! Tout le monde liebt die reizend aufreizende BB. Und das macht diesen Film auch aus, der seinem Superstar ein paar herrliche Auftritte gönnt, die zeitlos sehenswert sind. Interessant ist vielleicht noch, dass BB bei den Dreharbeiten in Nizza mit ihrem einzigen Kind schwanger war. Das Titellied, bei dem man sicherlich nicht nur ans Tanzen mit der sinnlichen BB denkt, singt Serge Gainsbourg, dessen von France Gall gesungenes Lied "Poupeede cire, poupee de son" den Eurovision Song Contest 1965 gewann. Gainsbourg war außerdem als Gegenspieler von Brad Harris in den Sandalenfilmen "Herkules im Netz der Cleopatra" und "Samson - Befreier der Versklavten" zu sehen. Außerdem ist der Film zwar in Farbe, aber nicht im Breitwandformat gedreht.

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            ZeddaZogenau 31.05.2021, 17:02 Geändert 31.05.2021, 17:22

            Indischer Action-Kracher mit Vidyut Jamwal

            Dieser indische Actionfilm von Dilip Ghosh ist echt eine Überraschung. Der exzellente Hauptdarsteller Vidyut Jamwal (*1980) war bereits zwei Jahre vorher als Gegenspieler von John Abraham im Action-Kracher "Force" (2011) extrem positiv aufgefallen. Daraufhin versprach ihm der Produzent Vipul Amrutlal Shah (hat auch "Force 2" produziert), seinen nächsten Actionfilm ganz auf ihn zuzuschneiden. Und das geschah dann auch mit Hilfe von Reliance Entertainment, der indischen Produktionsfirma, die zur Quelle von herausragenden indischen "action flicks" (dem größtenteils in Berlin gedrehten "Don 2" mit Shah Rukh Khan und Florian Lukas / "Bang Bang!" mit Hrithik Roshan und Katrina Kaif / "Rocky Handsome" mit John Abraham) und richtig guten englischsprachigen Filmen ("Bridge of Spies" / "1917") geworden ist.

            Was aber macht diesen Film zu solch einem Kracher? Die eindimensionale Story ist es natürlich nicht. Ein unschuldig verfolgtes Mädchen (Pooja Chopra, *1985) läuft zufällig einer indischen Kampfmaschine (natürlich: Vidyut Jamwal), einem "Commando" namens Karan, über den Weg. Der verteidigt das Mädchen gegen unzählige Widersacher, und gemeinsam fordern sie einen Oberbösewicht (Jaideep Ahlawat, *1980) heraus, der sich mit der Politik und allen anderen Institutionen verbunden hat und wie ein Tyrann über eine Stadt im nordwestlichen Indien herrscht.
            Das Besondere sind die faszinierende Beweglichkeit von Vidyut Jamwal und die erstaunlichen Kampfkenntnisse, die er sich in langem Training erworben hat. Seit seiner Jugend trainiert der Ausnahme-Athlet die indische Kampfkunst Kalaripayattu, und das sieht man in jeder Szene der außergewöhnlichen Kampfchoreographien. Sehr hilfreich war sicher auch, dass er Schützenhilfe aus Südafrika bekommen hat. Action-Choreograph Franz Spilhaus (*1976), der auch an der Serie "Black Sails"und dem späteren John-Abraham-Kracher "Force 2" mitgearbeitet hat, leistet mit seinen Stuntleuten hervorragende Arbeit. Leider sind in der deutschen Fassung die hervorragenden Kämpfe erbarmungslos zerschnitten worden. Also unbedingt die Originalfassung gucken! Die für einen Bollywood-Film typischen Songs sind zwar auch aus dem Film herausgeschnitten worden, können aber im Bonus-Material noch entdeckt werden.
            Ein weiteres Plus dieses sehenswerten Actionfilms sind die ungewöhnlichen Originalschauplätze, an denen der Film gedreht worden ist. Die ersten Kämpfe, in denen Vidyut Jamwal seine bemerkenswerten Fähigkeiten demonstrieren kann, finden in einem originalen Busbahnhof in Chandigarh statt. Dort sind die Wände mit Postern von John Abraham aus dem Film "Force" (in dem Jamwal ja noch die zweite Geige spielen musste) geschmückt, was aber vom neuen Actionheld zu einer demonstrativen Wachablösung genutzt wird. Hier zeigen sich schon erste selbstironische Zitate, die diesen Film auch für von Hollywood verwöhnte Augen so anguckbar macht.
            Der zweite coole Kampfplatz ist der Dschungel von Manali, 2000 Meter hoch am Fluss Beas im Himalaya gelegen, wo der durchtrainierte Karan erneut unzählige Gegner zu Kleinholz verarbeiten kann, bis...
            Der Schlusskampf mit einem gedungenen Killer (Nathan Barris, *1988, der sein Stunt-Debüt in "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" absolviert hat) findet schließlich im ehemaligen Fürstensitz Patiala statt, ebenfalls eine sehr eindrucksvolle Kulisse.

            Dieser Film wurde zu Recht zum Ausgangspunkt der "Commando"-Reihe, in der inzwischen drei Filme entstanden sind. Mit "Force" und "Commando" hat das indische Action-Kino einen Standard erreicht, der sich auf jeden Fall sehen lassen kann. Action-Stars wie Vidyut Jamwal und John Abraham brauchen die Konkurrenz nun wahrlich nicht zu scheuen. Dafür kann man auch das Gesinge und Gehoppse zwischendurch mal ertragen. :-)

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              ZeddaZogenau 30.05.2021, 18:40 Geändert 30.05.2021, 18:55

              Italienische Sexkomödie mit Lando Buzzanca und Pamela Tiffin

              Dieser herrlich überdrehte Italo-Spaß hat es leider nie bis nach Deutschland ins Kino geschafft. Premiere hatte der von Steno (Regisseur der Plattfuß-Filme mit Bud Spencer) gedrehte Film am 12.08.1971 in Italien. In der englischsprachigen Welt ist er auch als "The Blonde in the Blue Movie" bekannt.

              Der umtriebige Sizilianer Rosario Trapanese (Lando Buzzanca) hat es in seiner Mailänder Firma zu einer gewissen Karriere geschafft. Er genießt das Leben mit seiner attraktiven Geliebten Priscilla (Dominique Boschero), freut sich aber doch, als ihn sein Chef (Gigi Ballista) in die Firmenfiliale nach Kopenhagen versetzt. In jenen Tagen ist Dänemark das Zentrum der sexuellen Freizügigkeit, da vor kurzem die dänische Regierung (als erstes Land der Welt) Filme der Erwachsenenunterhaltung legalisiert hatte. Der sich sexuell nicht ganz ausgelastet fühlende Rosario hofft nun, in einem freizügigeren Land als dem heimatlichen Italien in Liebesdingen mehr auf seine Kosten zu kommen. Nach dem ersten Kennenlernen der neuen Kollegen stürzt er sich auch schon ins Getümmel. Bei einer Party seines Mitarbeiters Gustav Larsen (Renzo Marignano, der auch als Zigarre schmauchender Anwalt in "Charleston"(1977) bekannt ist, der begriffsstutzig im Büro wartet, während Bud Spencer in aller Seelenruhe die Handlanger des Gangsterbosses vermöbelt) kommt es mittels Flaschendrehen zum gerade in Mode gekommenen Partnertausch. Wie gut, dass das gemütliche Wohnzimmer gleich an vier Schlafzimmer grenzt! Da aber die gute Frau Larsen schon ordentlich einen gebechert hat, bleibt ausgerechnet der sexuell ausgehungerte Rosario erst einmal unversorgt. Aber auch beim sich anschließenden Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel verpasst der heißblütige Sizilianer immer wieder die sich öffnenden und wieder schließenden Türen. Es ist ein großer Spaß, dabei zuzusehen, wie sich die biederen Dänen von einem Schlafzimmer zum anderen vorarbeiten, während gerade der hormongeplagte Südländer leer ausgeht.
              Doch die nächste Gelegenheit kommt bestimmt. Bei einer geschäftlichen Besprechung in einem schicken Kopenhagener Kaufhaus lernt Rosario die bildhübsche Dänin Karen (Pamela Tiffin) kennen und lieben, die beim angesehenen Professor Grutekoor (Ferdy Mayne) studiert. Nach einigen dänisch-italienischen Mentalitätsunterschieden und Missverständnissen heiraten die beiden, was aber schon bald aufgrund der unterschiedlichen Temperamente zu ehelichen Spannungen führt. Bei einer Geschäftsreise ins heimatliche Mailand hat der gute Rosario für die Daheimgebliebenen aus der Chefetage natürlich ein Mitbringsel aus dem schönen Dänemark dabei: ein Filmchen der Erwachsenenunterhaltung, das natürlich gemeinsam auf der Party angeschaut wird.
              Doch da erlebt Rosario eine faustdicke Überraschung. Neben Carl Gunner (Kjeld Norgaard), einem standhaften Pionier der dänischen Erwachsenenunterhaltung, ist doch tatsächlich seine Frau Karen der absolute Star des Films. Von so viel Freigeistigkeit dann doch absolut überfordert stellt Rosario seine Frau entrüstet zur Rede, die ihm daraufhin auch noch gesteht, dass sie inzwischen beim Produzenten Bosen (Steffen Zacharias) einen Vertrag für einen weiteren Film unterschrieben hat. Um die drohende Vertragsstrafe zu umgehen, muss sich das wieder versöhnte Paar nun ganz dringend etwas einfallen lassen...

              Ein herrlich alberner Film, der unterschiedliche Welten aufeinander prallen lässt. Nicht nur Südeuropa vs. Nordeuropa, sondern auch die Herausforderung des in die Jahre gekommenen Machismo durch eine gelockerte Sexualmoral. Ganz herrlich sind die Aufnahmen von Kopenhagen, das von seiner schönsten Seite gezeigt wird. Sehr schön sind auch die herrlichen Seventies-Klamotten und die aus dieser Zeit bekannten Inneneinrichtung.
              Sehr gut funktioniert auch das Zusammenspiel der Stars. Lando Buzzanca (1935 in Palermo geboren) spielt wie immer den lendengesteuerten Bilderbuch-Italiener, der durch seine überdrehte Art von einer verrückten Situation in die nächste gerät. Ein tolles Wiedersehen gibt es mit der bezaubernden Pamela Tiffin (1942-2020), die man hierzulande vor allem aus dem Billy-Wilder-Klassiker "Eins, zwei, drei" kennt, wo sie sich als hoffnungslos verwöhnte Coca-Cola-Prinzessin Scarlett Piffl in Ost-Berlin ausgerechnet einen strammen Parade-Kommunisten (Horst Buchholz) als Ehemann angelt. In diesem zehn Jahre danach entstandenen Film überzeugt sie als Vorzeige-Dänin, die mit ihrer offenherzigen und gleichzeitig damenhaften Art ihren sizilianischen Gockel um den Finger wickelt.

              Pamela Tiffin ist erst vor wenigen Monaten verstorben. RIP

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                Agentenfilm-Perle mit Van Heflin und Heidelinde Weis

                Dieser in London nach dem Roman "Double Agent" von Gene Stackleberry entstandene Film bietet eine hervorragende Agentengeschichte aus dem Kalten Krieg. Regie führte der weitgehend unbekannte Samuel Gallu. Der Film kam am 25.08.1967 in die west-deutschen Kinos.

                Der langjährige CIA-Mitarbeiter Bill MacLean (Van Heflin) glaubt nicht daran, dass ein alter Kumpel von ihm ein Verräter sein soll. Seine Zweifel stoßen bei seinen Vorgesetzten auf wenig Gegenliebe. Mit Hilfe der Schwester (Heidelinde Weis) des guten Freundes recherchiert er auf eigene Faust. Als ein sowjetischer Spion (Pinkas Braun) überlaufen will, eskaliert die Situation...

                In weiteren Rollen des sehr spannenden Films sind Peter Vaughan, Charles Gray, Paul Maxwell und Ronnie Barker zu sehen.
                Neben der tollen Atmosphäre sind es vor allem die großartigen Schauspieler, die diesen fast vergessenen Film zu einem Geheimtipp machen.
                Van Heflin (1908-1971), der für "Der Tote lebt" bereits 1943 einen Oscar als bester Nebendarsteller erhalten hatte und in "Zähl bis 3 und bete" (1957) besonders gut in Erinnerung geblieben ist, überzeugt als mit allen Wassern gewaschener Geheimagent. Die bezaubernde Heidelinde Weis (geboren 1940) begibt sich nach ihren Erfolgen im deutschen Kino ("Die Tote von Beverly Hills", 1964) erstmals auf internationales Parkett und darf elegante Sixties-Klamotten tragen, die sie wie eine jüngere Ausgabe von Audrey Hepburn wirken lassen. Es ist so schade, dass dieser phantastischen Schauspielerin keine größere Karriere vergönnt war.
                Als Überläufer beeindruckt der in Zürich beborene Pinkas Braun (1923-2008), den man auch aus "Himmel ohne Sterne" (1955) und "Die schwarzen Adler von Santa Fe" (1965) kennt.

                Für alle, die Agentenfilme lieben, wird dieser Film eine Entdeckung sein. Realistischer als James Bond und noch spannender!

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                  Bangkok-Reißer aus der Rapid-Film-Schmiede des Erfolgsproduzenten Wolf C. Hartwig

                  Dieser in Thailand gedrehte deutsch-italienische Abenteuerfilm von Jürgen Roland (1925-2007) feierte am 15. März 1963 seine Weltpremiere. Produziert wurde von Routinier Wolf C. Hartwig, der seit "Heißer Hafen Hong Kong" (1962) viele GERMAN ADVENTURE FILMS in die Kinos brachte. Eine spannende Krimi-Handlung vor exotischer Traumkulisse war das Erfolgsrezept dieser in den 1960er Jahren sehr erfolgreichen Filme.

                  Diesmal geht es um eine Verbrecherbande im schönen Thailand, die es auf Edelsteine und eine Zinnmine abgesehen hat. Und natürlich geht es um seltsame Todesfälle durch eine geheimnisvolle schwarze Raubkatze, die das Dörfchen Ratana in Angst und Schrecken versetzt.
                  Mit diesen schrecklichen Geschehnissen bekommen es Heinz Drache (1923-2002) als Bergwerksingenieur Richard Paddberg und Marianne Koch (wird am 19. August 90 Jahre alt!) als patente Dschungelärztin Dr. Marina Keller zu tun. In weiteren Rollen sind einige Stammschauspieler der Rapid Film zu sehen: Horst Frank (1929-1999) als Jack Roller, Brad Harris (1933-2017) als Larry Finch, Dorothee Parker (1938 in Köln geboren) als hübsche Sekretärin Madeleine, Luciana Gilli (1944 in Rom geboren) als verführerische Tänzerin Yvonne und für die gute Laune ist Chris Howland (1928-2013) als Barmann Charly zuständig. Für die Action ist natürlich (wie nahezu immer bei der Rapid Film) Stuntman-Tausendsassa Brad Harris zuständig, diesmal aber in einer durchaus überraschenden Rolle. Bis die hinterhältige Raubkatze erlegt ist, wird es allerdings noch so manch andere Überraschung geben.

                  Insgesamt betrachtet ist das ein typischer Abenteuerfilm aus der Rapid-Werkstatt, der nur mal nicht in HongKong, sondern in Bangkok spielt. Als Zugpferde an der Kinokasse sind Marianne Koch (als Filmstar, Werbegesicht, Ärztin und "Was bin ich?"-Ratetante über Jahrzehnte nahezu allgegenwärtig) und Heinz Drache (bekannt aus den Edgar-Wallace-Gruselkrimis und als gescheiterter Tatort-Kommissar im West-Berlin der späten 1980er Jahre) gesetzt. Regisseur Jürgen Roland (mit der Krimi-Serie "Stahlnetz"quasi der Erfinder des Fernseh-Krimis) war zu der Zeit einer der innovativsten Filmemacher, was er schon beim Edgar-Wallace-Film "Der grüne Bogenschütze" (1961) und dem allerersten Rapid-Abenteuerfilm "Heißer Hafen Hong Kong" (1962) bewiesen hatte.
                  Interessant ist vielleicht noch, dass Dorothee Parker in ihrer Zeit als Lebenspartnerin (1959-1964) von Wolf C. Hartwig in jeder Rapid-Produktion einen Auftritt hatte. Nach "Die Goldsucher von Arkansas" (1964) war damit jedoch Schluss. Fortan kümmerte sie sich um ihre Model-Agentur.

                  Für Fans der GERMAN ADVENTURES durchaus empfehlenswert!

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                    ZeddaZogenau 10.05.2021, 12:51 Geändert 10.05.2021, 12:58

                    Alt wird man nicht im "Haus der Angst" - nervenzerrender Giallo mit Raf Vallone und Brad Harris

                    Dieser italienische Gruselkrimi von William Rose ist inzwischen als "Das Haus der Angst" auch auf Blu-Ray veröffentlicht worden. Produziert hat den blutigen Spaß Dick Randall (1926-1996), ein Großmeister des Exploitations-Film.

                    Nach ihrer Haftentlassung weiß die attraktive Margaret Bradley (Daniela Giordano) nicht so recht, was sie mit ihrem weiteren Leben anfangen soll. Auf Vermittlung der reizenden Sozialarbeiterin Alicia Songbird (Rosalba Neri) kommt die Gestrauchelte im luxuriösen Haus von Mrs Grant (Giovanna Galletti) und ihrem etwas sonderbaren Sohn Frank (Angelo Infanti) unter. Schon bald kommt Margaret einiges merkwürdig vor. Sie träumt von einem schönen Mädchen in Ketten (Carla Mancini) und muss immer wieder einen seltsamen Blutfleck wegputzen. Seltsam! Besonders die Gegenwart der Herren Dreese (Raf Vallone) und Johnson (Frank Latimore), die immer wieder in der Nähe des Hauses auftauchen, bereitet dem jungen Mädchen Angst.
                    Da lernt sie den charmanten Jack Whitman (John Scanlon) kennen, dessen Schwester vor ihr im Zimmer 2a gelebt hat und offenbar Selbstmord beging, was Jack nicht so recht glauben mag. Schon bald liegt Margaret mit dem lendenstarken Jüngling im Bett, was dem heimlich in die gefallene Schönheit verliebten Frank nicht verborgen bleibt. Margaret und Jack beginnen - nachdem sie ausgiebig Matratzensport betrieben haben - die Hintergründe des Selbstmords seiner Schwester zu recherchieren. Dabei besuchen sie Jacks Ex-Schwager Charlie (Brad Harris), der einiges mit dem Abrutschen der Verstorbenen zu tun hatte und schon wieder die nächste Augenweide am Start hat. Auch wenn Jack seinem Ex-Schwager durchaus noch nicht alles verzeihen kann...man weiß ja nie, wofür man so einen schlagkräftigen Rabauken noch alles brauchen kann!
                    Das Geheimnis lüftet sich schließlich in einer wunderschönen Villa auf dem Lande, das sich als Hauptquartier einer Bande von Satanisten entpuppt, die sich sogleich ans blutige Werk macht, um der sündigen Maria (die 1944 in Hamburg geborene Karin Schubert, die man auch aus "Alle für einen...Prügel für alle" und "Zwei Schlitzohren in der gelben Hölle" kennt) das Lebenslicht auszuknipsen. Um seiner holden Margaret dieses Schicksal zu ersparen, ist Jack noch einmal auf die Hilfe des bärenstarken Charlie angewiesen, der dann auch sogleich einige der fiesen Bösewichte ordentlich zu Brei schlägt. Wird es den beiden Recken gelingen, die Oberhäupter der Satanisten-Bande zu enttarnen...?

                    Das Schöne an diesem Giallo ist, dass er wirklich herrlich blutig geraten ist. Die Handlung ist wie bei den meisten Gialli weniger beachtenswert. Ganz wunderbar gelungen ist der Auftritt von Raf Vallone (1916-2002), der zwar schon etwas älter geworden ist, aber immer noch den virilen LatinLover von einst (mit Simone Signoret in "Therese Raquin" und mit Maria Schell in "Rose Bernd") in Erinnerung bringen kann. Brad Harris (1933-2017) in einem Giallo zu sehen, ist etwas ungewöhnlich. Man braucht ihn aber in den zünftigen Prügeleien mit den vermummten Sadisten. So hat man auch die zahlreichen Fans der sehr beliebten italienischen Prügel-Klamotten auf ihre Kosten kommen lassen. Die 1939 geborene Rosalba Neri spielt gekonnt Ihre Erfahrung in diversen Filmen des Genres aus.

                    Hier wird Freunden des Genres einiges geboten: viel Sex, viel Gewalt, gutaufgelegte Stars und dazu noch Prügeleien satt mit Brad Harris! Macht Spaß!

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                      Deutsche Literaturverfilmung mit Gert Fröbe und Christine Kaufmann

                      Im Jahre 1961 wagte sich Paul May (erfolgsverwöhnt durch "08/15" (1954) und "Und ewig singen die Wälder" (1959)) an die erneute Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans von John Knittel. Die Produktion übernahm Artur Brauner mit seiner CCC-Film. Gedreht wurde am Originalschauplatz im schweizerischen Kanton Graubünden.

                      Jonas Lauretz (Gert Fröbe) ist ein wahres Scheusal: Er demütigt seine Frau (Edith Schulze-Westrum), misshandelt Tochter Hanna (Anita Höfer), hat Sohn Niklas (wie immer hervorragend: Christian Wolff) zum Krüppel geschlagen. Nur Töchterchen Sylvia (Christine Kaufmann) hat es etwas besser, da sie im Dorf arbeiten und so dem Einfluss des Alten etwas entfliehen kann. Als Sägewerksbesitzer ist der noch immer ganz angesehen, aber die Schulden drücken. Eines Tages muss er für eine ganze Zeit ins Gefängnis, und die Familie kann aufatmen. Zumindest kurz! In der Zwischenzeit hat Sylvia eine Erbschaft gemacht und einem alten Maler (Rudolf Forster) Modell gestanden. Als der alte Lauretz aus dem Knast heimkehrt, wird es schlimmer als jemals zuvor. Die Lage wird unerträglich. Da fassen Hanna, Niklas und der Knecht Jörg (Joseph Offenbach), der den alten Lauretz genauso leidenschaftlich hasst wie dessen Kinder, einen verhängnisvollen Plan. In einer dunklen Nacht verschwindet der Familientyrann auf geheimnisvolle Weise. Eine ganze Weile später wird ausgerechnet der Gerechtigkeitsfanatiker Andreas von Richenau (Joachim Hansen), der inzwischen mit Sylvia Lauretz verheiratet ist, damit beauftragt, Licht in die dunklen Familienangelegenheiten zu bringen. Manchen Staub sollte man lieber nicht aufwirbeln...

                      Ein sehr gelungener Film mit großartigen Schauspielern, der auch an den damaligen Kinokassen ein immenser Erfolg war. Besonders Gert Fröbe (unvergessen als Auric "Goldfinger"), Christine Kaufmann (an der Seite von Steve Reeves auch in "Die letzten Tage von Pompeji" (1959) zu sehen), Christian Wolff ("Verbrechen nach Schulschluss" und "Der blaue Nachtfalter", beide 1959) und Joachim Hansen (der junge Dag aus "Und ewig singen die Wälder" (1959) und auch in der legendären Mini-Serie "Der Feuersturm" (1983) sehenswert) waren zu Recht große Stars der deutschen Filmindustrie. Die 1944 geborene Anita Höfer überzeugte im selben Jahr auch im Klassiker "Schwarzer Kies".
                      Die wunderschönen Aufnahmen aus der Schweizer Bergwelt tun ihr Übriges, um diesen Film zu einem besonderen Erlebnis zu machen.

                      Die Familientragödie um einen Tyrannenmord und die Schatten der Vergangenheit war einfach immer noch der richtige Stoff in passender Zeit, der unzählige Kinogänger direkt ansprach. Interessant ist ebenfalls, dass es 1985 zu einer erneuten Verfilmung des Stoffes als Mini-Serie für das Fernsehen kam. Diesmal glänzte Mario Adorf als Familientyrann, und die niederländische Schauspielerin Maruschka Detmers legte ihre Rolle als Sylvia erotisch um einiges direkter an. Ihr Nacktbad im Bergbach war für einige Tage das Thema in der Zeitung mit den großen Buchstaben. An der atemberaubenden Oberweite der Maruschka Detmers kam in jenen Tagen absolut keiner vorbei.

                      Schon interessant, wie ein Filmstoff zu verschiedenen Zeiten auf ein für diese Thematik empfängliches Publikum wirken kann.

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                        ZeddaZogenau 08.05.2021, 14:45 Geändert 08.05.2021, 15:04

                        Deutsche Liebeskomödie mit Sonja Ziemann und Dieter Borsche

                        Bei so einem Titel muss man erst einmal schlucken! Im Jahre 1955 drehte der Erfolgsregisseur Wolfgang Liebeneiner (1905-1987), der mit den Filmen über die "Trapp-Familie" noch einen der größten Kassenschlager der deutschen Filmindustrie hinlegen sollte und mit dem legendären Advents-Vierteiler "Die Schatzinsel" auch im Fernsehen sehr erfolgreich war, für Artur Brauners CCC-Film diese leichte Liebeskomödie. Nach dem gleichnamigen Roman von Annemarie Selinko wurde neben den Aufnahmen im Berliner Studio in Garmisch-Partenkirchen, Eibsee und Grainau gedreht. Seine Premiere feierte der Schwarz-Weiß-Film am 25.08.1955 in Duisburg.

                        Die Handlung erreicht lediglich das Niveau eines Heftchen-Romans: Ein unscheinbares Mauerblümchen (Sonja Ziemann) lernt zufällig einen berühmten Schauspieler (Dieter Borsche) kennen. Mit seiner Hilfe wandelt sie sich vom hässlichen Entlein (das wird sogar der Spitzname der jungen Frau) zu einem schönen Schwan. Daraufhin lernt sie einen jungen Erben (Karlheinz Böhm) kennen, der gern einen Urlaub in den Alpen mit ihr verbringen möchte. Hin- und hergerissen zwischen dem reichen Traumprinzen und dem berühmten Filmstar muss die junge Frau eine schwere Entscheidung treffen... :-)

                        Das passt natürlich ins Klischeebild der bräsigen 1950er Jahre. Ein junges Mädchen, das nichts aus seinem Aussehen macht, wird erst durch schöne Kleider und eine ausgiebige Kosmetik-Behandlung zu einer schönen Frau, der alle Männer zu Füßen liegen, so dass sie sich den Richtigen fürs weitere Leben (im Heim und am Herd) aussuchen kann. Doch ganz so einfach ist es hier nicht. Neben den schönen Aufnahmen vom Berliner Ku`damm sind es die herrlichen kleinen Spitzen gegen gesellschaftliches Treiben und vor allem die Filmindustrie selbst, die durchaus zu begeistern wissen. Einmal besucht das hässliche Entlein den großen Schauspieler bei Dreharbeiten und findet ihn im Kostüm eines Bischofs vor. Eine kleine Hommage an Dieter Borsches Erfolgsfilm "Nachtwache" (1949) - eine der erfolgreichsten Produktionen der FilmAufbau Göttingen! Mit diesem religiösen Film (ein häufig genutztes Sujet der Filme der Adenauerzeit) begann Borsches große Karriere in der Nachkriegszeit.
                        Überhaupt, die großartigen Schauspieler! Aus einem klischeebeladenen Groschenroman mit dem abgedroschenen Motiv des hässlichen Entleins machen drei hervorragende Hauptdarsteller eine augenzwinkernde Komödie, die bestens unterhält, aber auch klar macht, wie froh wir sein können, dass die Dinge nicht mehr ganz so sind wie in den 1950er Jahren. Denn auch für die Männer ist das ganze Anpassungsgetue um das richtige Erscheinungsbild kein wirklicher Spaß. Nach den allzu forschen Draufgängertypen in der katastrophalen Zeit des Nationalsozialismus bestimmen im Kino des Adenauerlandes andere Männertypen das Bild. Nicht umsonst wird ein Schauspieler wie Dieter Borsche (1909-1982), der eher zart und schmächtig wirkt, zum SuperStar jener Jahre. Auch Karlheinz Böhm (1928-2014) entspricht ja durchaus diesem Erscheinungsbild des wenig furchteinflößenden Mannes, aber seiner Figur wird in diesem Film ein interessanter kleiner Ausbruch gestattet. Im Urlaub in den Alpen darf er seiner Angebeteten mal richtig imponieren, indem er im Motorboot richtig Vollgas gibt und auch mal wildere Gefühle raus lässt. Allerdings nur nach ihren Anweisungen!

                        Der große Star des Films ist natürlich die wunderbare Sonja Ziemann (1926-2020), die selbst einem so ambitionslosen Filmstoff noch großartige Fassetten abtrotzen kann. Nach ihren phänomenalen Erfolgen als "Schwarzwaldmädel" oder in "Grün ist die Heide", mit denen das ur-deutsche Genre der Heimatfilme im Grunde überhaupt erst erfunden wurde, sieht man diesen beeindruckenden Filmstar hier auf dem Wege in ein neues Charakterfach. Bald sollten Rollen wie in den erschütternden Kriegsfilmen "Hunde, wollt ihr ewig leben?" und vor allem "Nacht fiel über Gotenhafen" folgen. Es ist so schade, dass diese bedeutende Filmschauspielerin schon allzu sehr in Vergessenheit geraten ist. Mit diesem überraschend unterhaltsamen Film, den man nicht allzu ernstnehmen sollte, lässt sich das ja nachholen.

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                          ZeddaZogenau 08.05.2021, 04:06 Geändert 10.05.2021, 06:00

                          Der erste Teil der Teufelskerl-Reihe

                          Nach den vielen (Schulmädchen-)Report-Filmen, die er bereits gedreht hatte, war Erfolgsregisseur Ernst Hofbauer im Jahre 1974 wohl mal danach, eine Prügel-Klamotte in der Tradition von Bud Spencer und Terence Hill zu drehen. Produziert wurde das Ganze von Theo Marie Werner ("Kommissar X" - Filmreihe), der mit Altmeister Geza von Cziffra auch das Drehbuch schrieb. Gedreht wurde in Kolumbien.

                          Als unschlagbare Prügelknaben wurden der deutsche Stuntman Wolf Goldan (Jim) und der italienische Stuntman Alberto dell`Acqua / Robert Widmark (Jeff) besetzt. Der kräftigere Jim spielte den Typen, der die Gegner einfach umhaut, während der akrobatische Jeff die Kontrahenten mit seiner Wendigkeit überrascht. Mit Rinaldo Talamonti (Giovanni Telli) hatten die beiden fäusteschwingenden Haudegen einen schnöseligen Kumpel dabei, der für die Bezahlung zuständig war und ansonsten alle Prügel abbekam. Ein ähnliches Dreiergespann also wie in der US-Krimiserie "Trio mit vier Fäusten" zehn Jahre später. Auch da hatte man zwei durchsetzungsstarke Muskelprotze (Perry King, Joe Penny) mit einem eher schwächlichen Computerfreak (Thom Bray) zusammengebracht.

                          Die Handlung des Films ist nicht der Rede wert. Es geht darum, möglichst viele Keilereien zu zeigen, bei denen Martial-Arts-Elemente aus Hong-Kong-Filmen mit Italo-Prügelei-Slapstick gemischt werden. Dabei verprügeln die beiden Taugenichtse, die ansonsten nicht viel auf die Reihe kriegen, ihre Gegner gleich dutzendfach. Dabei geht es auch erstaunlich rüde zu. Eine Besonderheit dieses Films und wohl auch ein Abkupfern von den erfolgreichen Sex-Report-Filmen ist, dass es eine Urwald-Expedition gibt, bei denen die drei Strolche auf kaum bekleidete Dschungelmädchen treffen, mit denen es dann zu heißen Sexabenteuern (natürlich nur für die beiden Raufbolde!) kommt. Aber auch im Dschungel darf eine Abschluss-Klopperei mit irgendwelchen Bösewichten, die mal eine ordentliche Abreibung nötig haben, nicht fehlen.
                          Der Film war wohl zumindest so erfolgreich, dass es in den kommenden Jahren noch drei Fortsetzungen in geänderter Produktionsweise geben sollte.

                          Wolf Goldan (1944-1986), der sich in vielen Bereichen ausprobiert (beispielsweise auch als Schlagersänger) hat, starb leider viel zu früh und war kurz vor seinem Tod noch in einer sehr actiongeladenen Derrick-Folge mit dem Titel "An einem Montagmorgen" (1986) zu sehen.
                          Der 1938 geborene Alberto dell`Acqua entstammt einer Artisten-Familie und ist mit seinen akrobatischen Fähigkeiten ein wahrer Tausendsassa, der in vielen Filmen begeistert hat.
                          Rinaldo Talamonti (geboren 1947) kennt man aus vielen deutschen Sexfilmen, in denen er meist den liebestollen Klischee-Italiener gespielt hat.

                          Für Fans der Prügelklamotten aus den Siebzigern ist dieser Film ein interessantes Phänomen, weil es eine hauptsächlich deutsche Produktion ist. Einen im künstlerischen Sinne guten Film sollte man hier nicht erwarten.

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                            ZeddaZogenau 08.05.2021, 03:27 Geändert 15.05.2021, 10:10

                            Venezianische Liebesfeuer - Sinnlicher Erotikfilm mit Laura Antonelli und Jason Connery

                            Dieser kleine Film aus dem Jahre 1986, der alle Jahre unter dem Titel "Die Venezianerin" im MDR (in der wunderbaren DDR-Synchro) wiederholt wird, ist ein echtes Schmankerl, sozusagen ein venezianisches Betthupferl. Attraktive und gut aufgelegte Schauspieler agieren vor der bezaubernden Kulisse Venedigs und lassen erotische Geschichten aus der Zeit der Renaissance gegenwärtig werden. Regie bei diesem Spaß hat Mauro Bolognini (1922-2001) geführt, der auch "Ein heißer November" (1969) mit Gina Lollobrigida gedreht hat. Die herrliche Musik stammt von dem erst kürzlich verstorbenen Ennio Morricone.

                            Ein strammer Blondschopf aus dem Norden (Jason Connery) ist auf Durchreise in Venedig angekommen. Die Stadt hat gerade die Pest überstanden und ist wieder sinnenfroh wie eh und je. Davon lässt sich auch der attraktive Jüngling anstecken, der auf der Suche nach einem Liebesabenteuer die Gassen Venedigs durchstreift. Er muss auch nicht lange warten, denn seine blonden Haare kommen auch bei den Venezianerinnen gut an. So ist zum Beispiel die jungverheiratete Valeria (Monica Guerritore) auf den Prachtkerl aufmerksam geworden. Und da ihr Gatte passenderweise gerade auf Reisen ist, beauftragt sie ihre schusselige Zofe Oria (Cristina Noci) damit, ein Schäferstündchen für die kommende Nacht zu vereinbaren. Gleichzeitig ist auch die schöne Witwe Angela (Laura Antonelli) an dem unbekümmerten Jüngling interessiert. Da sie auf ihren guten Ruf bedacht sein muss, kann die gute Angela bisher nur in den Armen ihrer vollbusigen Dienerin Nena (Clelia Rondinelli) kurze Momente des Glücks genießen. Da käme ihr so ein liebeshungriger Draufgänger auf Durchreise gerade recht. Als der blonde Nordmann am Abend sein Rendezvous mit Valeria aus verschiedenen Gründen erst einmal verpasst, gelingt es dem umtriebigen Bernardo (Claudio Amendola), den begehrten Reisenden ins Bett der darbenden Witwe quasi umzuleiten. Doch damit ist diese wunderbare venezianische Nacht für den ausdauernden Jungspund noch lange nicht vorbei...

                            Mit viel Charme, Humor und erotischer Raffinesse wird hier eine wunderschöne Geschichte erzählt, die auf ein venezianisches Theaterstück aus dem 16. Jahrhundert zurückgeht. Die Inszenierung ist sehr sinnlich, geschmackvoll und ganz und gar nicht pornographisch. Alle Schauspielerinnen und Schauspieler sind sehr überzeugend. Besonders zu erwähnen sind die beiden Hauptdarsteller. Laura Antonelli (1941-2015) war der weibliche Star vieler italienischer Sexkomödien (commedia sexy all`italiana) und überzeugt hier als liebeshungrige Witwe, die trotz aller Sinnlichkeit niemals ihre Würde verliert. Der 1963 geborene Jason Connery, Sohn von Diane Cilento und dem kürzlich verstorbenen Sean Connery, stand hier am Anfang seiner Filmkarriere, die er in einigen anderen italienischen Filmen und als "Robin Hood" in einer damals sehr beliebten britischen Serie fortsetzte.

                            Wer Pikantes zu schätzen weiß, sollte diesen Film unbedingt mal gesehen haben.

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                              Skurriler Komödienspaß aus Italien mit Senta Berger und Mario Adorf in ungewöhnlichen Nebenrollen

                              Dieser gewöhnungsbedürftige Film des Regisseurs Salvatore Samperi wurde im Po - Delta und in der wunderschönen Küstenstadt Caorle gedreht. Es geht um (vermeintlich) typisch italienische Charaktere , die in einer (vermeintlich) typisch italienischen Kleinstadt leben.

                              Der liebenswerte Taugenichts Bissa (Lino Toffolo (1934-2016), den man auch als Put aus der Steinzeit-Satire "Als die Frauen noch Schwänze hatten" kennt) kann von seiner kärglichen Kriegsrente nicht recht leben, aber auch nicht sterben. Also fischt er mit seinem Kumpel Lino (Rodolfo Baldini) in der Lagune nach fetten Aalen, was allerdings aus Gründen des Naturschutzes strengstens verboten ist. Darüber wacht der penible Gemeindebeauftragte Mora (Mario Adorf), mit dem sich der gewitzte Bissa einen regelrechten Kleinkrieg in den Gewässern der Lagune liefert. Ansonsten hat Bissa nicht viel zu tun - es sei denn, er geht gerade der mannstollen Gräfin (Senta Berger, die in genau einer Woche 80 Jahre alt wird) zur Hand, um deren überbordende und seit ihrer Verwitwung brachliegenden Bedürfnisse zu befriedigen. In der Wahl des Ortes ihrer regelmäßigen Zusammenkünfte scheut die unternehmungslustige und überaus aufgeschlossene Adlige kein Tabu.
                              Eines Tages geschieht doch etwas Unerwartetes: Ein ehemaliger Kriegskamerad (Gabriele Ferzetti) taucht auf und bittet Bissa um Hilfe. Seine missratene Tochter (Ottavia Piccolo) sei drogensüchtig und brauche unbedingt eine Entgiftung, die am besten in der abgelegenen Fischerhütte zu bewerkstelligen sei. Aus so manchen Kriegserlebnissen geschuldeter Dankbarkeit lassen sich Bissa und Lino darauf ein. Doch mit der drogensüchtigen Tina stimmt was nicht. Sie stellt die Geschichte und das Handeln ihres Vaters ganz anders dar. Die Verwirrung ist groß, und auch der Zuschauer wird trickreich in die Irre geführt...

                              Bis zum überraschenden Ende vermag dieser ungewöhnliche Film durchaus zu unterhalten. Er lebt vom italienischen Flair und den spielfreudigen Darstellern. Senta Berger und Mario Adorf laufen zu ganz großer Form auf und liefern kleine Kabinettstückchen ihrer großen Kunst. Ein Jahr später sollte das Jahr des Mario Adorf kommen, als er in den Poliziottesci eines Fernando Di Leo sich nahezu berserkerhaft in die erste Reihe des ItaloCinema spielte. Und Senta Berger war in ihren italienischen Filmen sowieso immer großartig. Unvergessen bleibt ihr tollkühnes Hantieren mit der Kettensäge in "Der Mann ohne Gedächtnis / Puzzle" (1974). In einer weiteren Nebenrolle ist noch Daniele Dublino als Priester dabei.

                              Sicherlich kein Klassiker des ItaloCinema, aber originell und überraschend!

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                                ZeddaZogenau 03.05.2021, 17:42 Geändert 03.05.2021, 17:57

                                Österreichischer Heimatfilm mit Marisa Mell und Horst Janson

                                Dieser Film des früheren DEFA-Regisseurs Hans Heinrich (1911-2003) entstand nach einem Roman von Martha Ostenso und hatte seine Premiere am 22.09.1961 in Nürnberg. Das Besondere ist, dass die zahlreichen Außenaufnahmen in Kanada entstanden sind, was erheblich zur guten Atmosphäre des Films beiträgt.

                                In einer Vorgeschichte sehen wir im Manitoba des Jahres 1886 ein junges Liebespaar mit Kind auf der Flucht. Der junge Mann wird getötet, das Kind wird der Frau genommen, die Frau findet Unterschlupf in einem dunklen Farmgebäude.
                                Etwa 25 Jahre später setzt die eigentliche Handlung ein. Der gottesfürchtige Caleb Gare (Ewald Balser, 1898-1978, gebürtig aus Wuppertal) herrscht wie ein Tyrann über seine Frau Amelia (Heidemarie Hatheyer) und die beiden Töchter Judith (Marisa Mell) und Ellen (Gertraud Jesserer). Nur heimlich können sich die Mädchen kleine Fluchten ins Dorf zu Lehrerin Mrs Sandbo (Brigitte Horney) und deren Sohn Sven (Horst Janson) erlauben. Das bizarre Familiengefüge gerät ins Wanken, als ein junger Landvermesser namens Mark Jordan (Hans H. Neubert) in die Gegend kommt. Der Fortschritt lässt sich auch durch Gebete nicht aufhalten. Bald stellt sich heraus, dass zwischen Amelia und dem jungen Mark eine besondere Verbindung besteht. Es kommt zur Katastrophe...

                                Die Handlung ist sicherlich sehr übersichtlich und bietet nicht allzu viele unerwartete Wendungen. Die Stärke dieses Films liegt in den wunderschönen Aufnahmen von Kanada und den ausnahmslos starken Schauspielern. Besonders Marisa Mell (1939-1992) und Horst Janson (Jahrgang 1935) begeistern als lebenshungriges Liebespaar. Ewald Balser ("Sauerbruch", 1954) und Brigitte Horney (war in einer Schauspielklasse mit Inge Meysel und Lilli Palmer) brillieren in jedem ihrer Filme. Der junge Hans H. Neubert (Jahrgang 1937) war noch in einigen Filmen zu sehen, nach 1967 aber verliert sich seine Spur. Sehr geheimnisvoll! Die noch sehr junge Gertraud Jesserer (Jahrgang 1943) stand ganz am Anfang ihrer großen Karriere. Im Jahre 1991 musste sie einen schweren Schicksalsschlag erleben. Ihr Sohn Nikolas Vogel (1967-1991) starb als Kriegsfotograf in Ljubljana, in den Anfängen des Jugoslawien-Krieges.

                                Und dann natürlich Heidemarie Hatheyer (1918-1990)! Diese große Tragödin ist aus der deutschen Filmindustrie gar nicht wegzudenken. Nach ihren Anfängen als "Geierwally" (1940) wurde sie in den 1950er Jahren zur großen, aber meist unterlegenen Rivalin von Maria Schell. Beispielhaft in "Dr. Holl" (1951), wo sie zu Gunsten der Schell auf ihr Liebesglück mit Dieter Borsche verzichten musste. Oder aber im Berlinale-Klassiker "Die Ratten" (Goldener Bär 1955!), wo sie sich mangels eigenem Mutterglück gar das (Film-)Kind der Schell unter den Nagel reißen wollte. Da blieb kein Taschentuch trocken. Kurz vor ihrem Tod konnte man Heidemarie Hatheyer noch als DieseDrombuschs-Gaststar bewundern. In der ZDF-Erfolgsserie spielte sie im Jahre 1990 Herma Hohenscheid, eine enge Vertraute und Gönnerin von Onkel Ludwig (Günter Strack). Dadurch bekam diese große Schauspielerin verdientermaßen noch einmal ein Millionenpublikum.

                                Dieser ungewöhnliche Heimatfilm ist allein schon wegen der Aufnahmen aus Kanada sehr sehenswert!

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                                  Frühes Meisterwerk von Ingmar Bergman

                                  In diesem schwedischen Liebesdrama aus dem Jahre 1951, das Ingmar Bergman (1918-2007) in Saltsjöbaden, einem der schönsten Badeorte in den Schären, und auf Dalarö gedreht hat, klingen schon viele Motive an, für die der Meisterregisseur weltberühmt werden sollte. Vor allem ist der in Schwarz-Weiß gedrehte Streifen ein wunderschöner Sommerfilm, der die lichtdurchflutete Energie eines schwedischen Sommers unmittelbar erspüren lässt. Ein wunderschöner Film!

                                  Bei den Proben zu Schwanensee bekommt die erfolgreiche Ballerina Marie (Maj-Britt Nilsson, 1924-2006) anonym ein Päckchen zugesandt. Darin befindet sich das Tagebuch ihres Jugendfreundes Henrik (Birger Malmsten, 1920-1991), mit dem sie 13 Jahre zuvor einen wunderschönen Sommer in den Schären verbracht hat. Die Ereignisse jenes magischen Sommers erleben wir Zuschauer in einer Rückblende, die aber auch das tragische Ende der großen Liebe offenbart, die Marie und der junge Student Henrik erleben durften. Die Folgen jenes Sommers blieben bestimmend für das weitere Leben Maries, in dem auch ihr Onkel Erland (Georg Funkquist) eine ungewöhnliche Rolle spielen sollte. Erst durch die Erinnerung vermag sich die seit jenen Tagen seltsam verschlossene Marie ihrem neuen Freund, dem Reporter David (Alf Kjellin, 1920-1988), gegenüber zu öffnen. Ob Marie ein neues Lebensglück vergönnt ist, bleibt offen.

                                  In diesem Film, den auch Ingmar Bergman selbst sehr geschätzt hat, ist alles drin, was viele schwedische Filme einfach großartig macht. Ein schwedischer Sommer in den Schären, der als Sommer des Lebens die Weichen für das weitere Leben aller Beteiligten stellt. Vor allem in den wunderbaren Nebenfiguren (ein Pfarrer, eine schwerkranke Tante, die partout nicht sterben will) deuten sich schon Figuren und Themen aus den späteren Meisterwerken Bergmans an.

                                  Die wunderbare Maj-Britt Nilsson kennt man im deutschsprachigen Raum vor allem als "Schwedenmädel" (1955) und natürlich aus "Und ewig singen die Wälder" (1959). Dabei ist sie - noch vor Liv Ullmann - die erste Bergman-Heroine überhaupt.
                                  Während der großartige Birger Malmsten (der wohl als Alter Ego des Regisseurs zu verstehen ist) vor allem in weiteren Bergman-Filmen zu sehen war, kennt man Alf Kjellin auch aus internationalen Produktionen wie "Das Narrenschiff" (1965) und "Eisstation Zebra" (1968).

                                  Ein wunderschöner Film, den jeder, der Schweden liebt, gesehen haben sollte!

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                                    Als Olympia Dukakis (1931-2021) im Frühjahr 1988 ihren Oscar als beste Nebendarstellerin in diesem Film entgegennehmen konnte, nutzte sie ihre Dankesrede gleich dafür, für ihren Cousin Michael Dukakis zu trommeln, der sich anschickte, zum demokratischen Präsidentschaftsbewerber zu werden. Nach den Reagan-Jahren wirkte ihr Oscar wie ein politischer Appell des liberalen Hollywood, eben nicht den Reagan-Nachfolger George Bush sen. zum nächsten US-Präsidenten zu machen. Über alle Zweifel, ob dieser Oscar wirklich ihr und ihrer Leistung galt, war eine großartige Schauspielerin wie Olympia Dukakis zu Recht erhaben. Nach einer bis dato schon lange währenden Schauspielerkarriere war diese Auszeichnung mehr als verdient. Weitere schöne Auftritte in Filmen wie "Die Waffen der Frauen" (1988), "Geliebte Aphrodite" (1996) und zuletzt neben Diane Kruger und Bryan Cranston in "The Infiltrator" (2016) sollten noch folgen.
                                    Jetzt ist die große Olympia Dukakis kurz vor ihrem 90. Geburtstag gestorben. RIP

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                                      ZeddaZogenau 02.05.2021, 16:15 Geändert 02.05.2021, 16:36

                                      Das Vorzeigeprojekt der Rapid-Film: Ein deutsch-französisch-italienischer Kostümschinken von Christian-Jaque

                                      Dieser aufwändig produzierte Kostümfilm gehörte damals mit 5,3 Mio. DM zu den teuersten deutschen Filmen überhaupt. Regie führte der Routinier Christian-Jaque (1904-1994), der bereits solche Klassiker wie "Fanfan der Husar" mit Gerard Philippe und Gina Lollobrigida, "Madame sans Gene" mit Sophia Loren und Robert Hossein, "Die schwarze Tulpe" mit Alain Delon und Virna Lisi und natürlich "Pulverfass und Diamanten" mit Liselotte Pulver und Jean Marais gedreht hatte. In den 1980er Jahren steuerte der umtriebige Christian-Jaque noch zwei der damals sehr beliebten ZDF-Advents-Vierteiler bei: "Wettlauf nach Bombay" (1981) mit Christian Kohlund und Manfred Seipold und "Der Mann von Suez" (1983) mit Horst Frank und Constanze Engelbrecht. Produziert wurde die Lebensgeschichte der Lady Hamilton von Wolf C. Hartwig (1919-2017), der sich im Laufe der 1960er Jahre mit seinen exotischen Abenteuerfilmen, die oft mit Brad Harris besetzt waren, in die erste Reihe der deutschen Filmproduzenten emporgearbeitet hatte. Seine größten Erfolge mit den unsäglichen Filmen der Schulmädchenreport-Filmreihe standen ihm da erst noch bevor.

                                      Im England des frühen 19. Jahrhunderts sehen wir Zuschauer, wie sich die junge Bauernmagd Emily Lyon (Michele Mercier, bekannt aus den "Angelique"-Filmen) gegenüber dem strammen Nachbarsburschen Dick Strong (Howard Ross, am 10. Januar gerade 80 Jahre alt geworden!) und seinen fordernden Avancen mal wieder ihrer Haut erwehren muss. Zufällig erblickt ein vorbeikommender Maler (Boy Gobert) die dralle Provinzschönheit und macht sie zu seinem bevorzugten Aktmodell. Mit ihm in London lernt sie so manche Leute wie den kupplerischen Dr. Graham (Dieter Borsche, bildete sowohl mit Maria Schell als auch mit Ruth Leuwerik in den 1950er Jahren Traumpaare der deutschen Filmindustrie) und die reizende Puffmutter Mrs Love (Gisela Uhlen, 1919-2007) kennen. Der Karriereweg der leichtlebigen Emily scheint vorgezeichnet. Doch sollte man den Ehrgeiz der üppigen Schönheit nicht unterschätzen! Statt lediglich die Geliebte des jungen und verantwortungslosen Harry Featherstone (Harald Leipnitz, gebürtig aus Wuppertal!) zu werden, heiratet sie sogar dessen Onkel Lord William Hamilton (John Mills, 1908-2005, bekannt aus "Krieg und Frieden" und "Geheimaktion Crossbow") und wird so zu Lady Emma Hamilton. Gemeinsam mit ihrem viel älteren Gatten zieht sie nach Neapel, wo ihr Gatte zum Englischen Botschafter am Hof der Königin Maria Carolina von Neapel (Nadja Tiller) wird. Auch wenn Emma ihrem alten Gatten aufrichtig zugetan ist, so kann er doch ihre überbordenden körperlichen Bedürfnisse nicht einmal annähernd stillen. Das sieht der Gute auch ein, so dass die beiden Turteltauben eine offene Ehe führen können. Da trifft es sich gut, dass die Königin von Neapel, eine Tochter Maria Theresias und Schwester der unglückseligen Marie Antoinette, auch ein wohlwollendes Auge auf die üppig ausgestattete Emma geworfen hat. Leider wird das Liebesglück der beiden Damen schon bald beeinträchtigt, als Emma in Lord Horatio Nelson (Richard Johnson) ihre große Liebe kennenlernt. Für zusätzliche Verwirrung sorgen da die Umsturzpläne des fiesen Prinzen Caracciolo (Venantino Venantini, dessen Gesichtszüge man auch aus "Ein Zombie hing am Glockenseil" und "Fair Game" mit Cindy Crawford und William Baldwin kennt).

                                      Dieser Film hat ein großes Staraufgebot und bietet eigentlich alles, was ein großes Epos ausmacht. Man merkt richtig, wie man hier "Krieg und Frieden" und "Doktor Schiwago" Konkurrenz machen will. Doch trotz aller Schlüpfrigkeiten, die im Jahre 1968 inzwischen möglich waren und noch über die von "Tom Jones - Zwischen Bett und Galgen" hinausgehen, will der Funke nicht recht zünden. Das liegt vor allem an den beiden Hauptdarstellern Michele Mercier und Richard Johnson (1927-2015, der auch in "Heiße Katzen" und "Woodoo-Schreckensinsel der Zombies" zu sehen war), die sowohl ihren Rollen nicht gerecht werden als auch als Liebespaar nicht überzeugen können. Deswegen kann man mit dem Schicksal der Landpomeranze, der der große Aufstieg gelingt und die sich in den größten Kriegshelden verliebt, nicht recht mitfiebern. Ein interessantes Museumsstück aus der guten alten Zeit des Kintopps ist der Film aber durchaus.

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                                        ZeddaZogenau 02.05.2021, 10:47 Geändert 02.05.2021, 10:59

                                        Italienisch-französische Liebeskomödie mit Diana Dors und Vittorio Gassman

                                        Dieser bereits 1957 entstandene Film von Luigi Zampa (1905-1991) kam erst am 31.03.1964 in die deutschen Kinos. Zampa ist ein wichtiger Vertreter des Neorealismo und hat auch den sehenswerten Krankenhaus-Thriller "Die weiße Mafia" (1973) mit Senta Berger gedreht. Diese für ihn sonst eher untypische Komödie entstand nach einer Vorlage von Raffaele Gianelli.

                                        Diana Dixon (Diana Dors), die bildschöne Tochter eines texanischen Tankstellenbesitzers, gewinnt bei einem Fernseh-Quiz $3000,- und einen Cadillac. Damit erfüllt sie sich einen Lebenstraum und macht eine Reise ins schöne Italien. Da man mit einem Cadillac nur schwer durch die engen Gassen einer italienischen Stadt kommt, lernt sie bei einer leichten Karambolage den charmanten Piero di Montalcino (Vittorio Gassman) kennen. Es kommt, wie es kommen muss: Beide sind einander sympathisch und lernen sich näher kennen. Dabei ist die platinblonde Diana fasziniert vom adligen (und somit offenbar wohlhabendem) Hintergrund des schwarzhaarigen Schwerenöters, während er in der in kleinen Verhältnissen aufgewachsenen Miss Dixon eine schwerreiche Öl-Erbin vermutet. Natürlich fliegt das Missverständnis irgendwann auf, und beide verlieren vorübergehend das Interesse aneinander. Zufällig findet jedoch das alljährliche Palio-Pferderennen in Siena statt. Und da die patente Diana auch noch eine hervorragende Reiterin ist, meldet sie sich als Starterin an, um Piero von ihren weitergehenden Qualitäten zu überzeugen.
                                        In weiteren Rollen sind Franca Valeri als snobistische Comtessa Bernardi, Bruce Cabot als ebenfalls an Diana interessierter Amerikaner und Teresa Pellati als Pieros Verflossene zu sehen.

                                        Der Film ist ein durchaus unterhaltsamer Werbefilm für eine Italien-Reise. Man sieht wunderschönen Menschen dabei zu, wie sie beliebte Touristenattraktionen (Piazza del Campo in Siena / Piazza dei Miracoli in Pisa / Villa Garzoni, wo Carlo Collodi, der Erfinder von PINOCCHIO einen bezaubernden Garten anlegen ließ) abklappern. Diana Dors (1931-1984) mit ihren platinblonden Haaren und einer wahrhaft atemberaubenden Figur wurde damals als britsche Antwort auf Marilyn Monroe betrachtet. Zwar hat sie nicht so große Erfolge wie ihre amerikanische Kollegin vorzuweisen, hier kann man ihre blendende Schönheit, die sie in herrlichen Kleidern präsentieren darf, aber in prachtvollen Farben und im Breitwandformat bewundern. In Großbritannien war ihre Beliebtheit so groß, dass sie es immerhin auf das legendäre Beatles-Cover von "Sergeant Pepper`s Lonely Hearts Club Band" geschafft hat. Einen schön-makabren Auftritt hatte die leider viel zu früh verstorbene Diana Dors noch in dem Grusel-Klassiker "Theater des Grauens" (1973).
                                        Vittorio Gassman (1922-2000) war als italienischer Vorzeigeschauspieler noch in vielen Klassikern zu sehen. Als Beispiele seien "Bitterer Reis" (1949), "Krieg und Frieden" (1956), "Die schwarzen Ritter von Borgoforte" (1956) und "Der Duft der Frauen" (1974) genannt.
                                        Den amerikanischen Schauspieler Bruce Cabot (1904-1972) kennt man als draufgängerischen Helden in "King Kong und die weiße Frau" (1933) und als von einem Nashorn böse verletzten "Indianer" in dem Großwildjagd-Klassiker "Hatari!" (1962).

                                        Dieser Film bietet keine überragende Handlung, ist aber mit seinen wunderschönen Stars und den herrlichen Bildern vom Italien der 1950er Jahre nicht der schlechteste Zeitvertreib.

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                                          ZeddaZogenau 26.04.2021, 18:53 Geändert 26.04.2021, 19:22

                                          Knallharter Poliziottesco mit Antonio Sabato und Giacomo Rossi-Stuart

                                          Dieser italienische Kriminalfilm von Sergio Grieco und Mmassimo Felisatti (hat auch die Vorlage für "Calling All Police Cars" ebenfalls mit Antonio Sabato geschrieben) kam am 12.08.1976 in die italienischen Kinos. Nach Deutschland hat er es damals leider nicht geschafft. In der englischsprachigen Welt kennt man den Film auch als "Terror in Rome", die genauere Übersetzung des Originaltitels müsste etwa "Die gewalttätigen Schnösel aus der römischen Oberschicht" heißen. Der Regisseur Sergio Grieco ist vor allem für seine EuroSpy-Filme (aus den 1960er Jahren) mit dem smarten Ken Clark, den Action-Reißer "One Man Against The Organization" (1975) mit dem muskelbepackten Howard Ross und natürlich für seinen Klassiker "Der Tollwütige" (1977) mit einem wie entfesselt aufspielenden Helmut Berger bekannt. Zwischen den beiden letztgenannten ist diese reißerische Perle entstanden.

                                          Rom wird seit einiger Zeit von einer skrupellosen Jugendbande auf Motorrädern terrorisiert. Unter der Führung von Stefano Donini (Pierre Marfurt), einem Studenten aus äußerlich wohlgeordneten Verhältnissen, agieren die reichen Schnösel derart brutal und zügellos, dass die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt ist. Raubüberfälle, brutalste Vergewaltigungen, Drogenhandel, gewalttätige Erpressung und sogar Mord gehören zum Programm dieser degenerierten Rabauken, die ihre Missetaten mit Nietzsche-Zitaten zu verklären versuchen. Der zuständige Commissario De Gregori (Antonio Sabato) schäumt vor Wut, da er bei der kleinsten Befragung von Doninis einflussreichem Papa (Giacomo Rossi-Stuart) einen Anwalt auf den Hals gehetzt bekommt. Als die junge Elena (Gloria Piedimonte) von der Bande extrem brutal (ihr Gesicht wird dabei durch Stacheldraht schwer verunstaltet) vergewaltigt wird, ist das Maß voll. Der übermotivierte Commissario verstärkt sein Trainingsprogramm in der Sporthalle, um der übermächtigen Bande Herr zu werden. Unterstützt wird er dabei von seiner schönen Frau (Giuliana Melis), die ihn wiederholt - noch im Mantel - in der Halle besucht, um andächtig dabei zuzusehen, wie ihr bärenstarker Göttergatte reihenweise seine Trainingspartner auf die Matte legt. Dabei kommt es auch zu einem Überfall auf den Commissario, dem es aber mit nacktem Oberkörper gelingt, die vier gedungenen Spitzbuben plattzumachen. Einer dieser Bösewichte ist übrigens der bekannte Stuntman Claudio Ruffini, dem von Sabato im Film die Gesichtszüge ganz ordentlich poliert werden. Ein Jahr später sollte der großartige Ruffini als "Fettbacke" einen Auftritt in "Charleston" (1977) haben, bei dem ihm von Bud Spencer ein paar ordentliche Backpfeifen verpasst werden.
                                          Zur Jugendbande gehört auch der junge Marco (Gianluca Farnese), der eigentlich als Arbeiterbengel nicht recht zu den Schnöseln passt und einfach dazugehören will. Das nutzt der teuflische Stefano auch weidlich aus und entlockt Marco einen Tipp für einen Überfall in der Fabrik, wo dessen Vater (Raffaele Di Mario) arbeitet. Bei diesem Raubüberfall geht so manches schief. Etwas zeitversetzt gehen Marcos Schwester (die bezaubernde Franca Gonella), die etwas in Stefano verliebt ist, und ihre Freundin mit den beiden Haupttätern mit, die dann ihr wahres und schreckliches Gesicht offenbaren. Es ist an der Zeit, dass der schlagkräftige Commissario eingreift...

                                          Dieser Poliziottesco bietet die ganze Bandbreite eines typischen Kriminalfilms aus Italien, und ja manchmal übertreibt er auch etwas. Aber in dieser Zuspitzung begreift man auch, was den italienischen Polizei- und Gangsterfilm in den 1970er Jahren so populär gemacht hat. Höchst unterhaltsam immer auf die Zwölf und dabei ganz dicht dran an den Menschen und Problemen seiner Zeit. Ganz gegenwärtiges Kino, das die Kolportage nicht scheut!
                                          Man kann dem großartigen Antonio Sabato (1943-2021) dabei zusehen, wie er mit unverstellter Freude einem der üblen Spitzbuben die Seele aus dem Leib prügelt, bevor der Vater, der seinen verkommenen Sohn so absolut unfassbar verzogen hat, mit anwaltlicher Hilfe wieder eingreifen kann.
                                          Man sieht richtig, wie viel Spaß es Antonio Sabato (ähnlich wie als prügelnder Rabauke in "Zwei Schlitzohren in der gelben Hölle", 1974) macht, als viriler "Superbulle" inszeniert zu werden, der so ganz nebenbei seine Mega-Muskeln und die üppig behaarte Heldenbrust präsentieren darf.
                                          Giacomo Rossi-Stuart (1925-1994), den man aus "Aeneas - Held von Troja" mit Steve Reeves, "Katharina von Russland" mit Hildegard Knef und dem Mario-Bava-Klassiker "Die toten Augen des Doktor Dracula" kennt, überzeugt als skrupelloser Vater, der zum Schutz seines missratenen Sohnes auch Leichen in Kauf nimmt.
                                          Die bezaubernde Franca Gonella (Jahrgang 1952) hat auch in "Zwei Teufelskerle auf dem Weg nach Istanbul" einen sehenswerten Auftritt, wo sie sich eine herzhafte Prügelei mit Gülsen Bubikoglu im Schwimmbecken liefert.

                                          Die in diesem Film gezeigten Gewalttaten sind durchaus schrecklich und richten sich oft, aber nicht nur, gegen Frauen. Das ist politisch inzwischen zu Recht inkorrekt geworden. Die italienischen Poliziottesci nehmen mit diesen Gewaltentladungen allerdings eine Stimmung auf, die in den 1970er Jahren in vielen europäischen Ländern vorherrschend war. Man denke nur an die Gewalt des damaligen Terrorismus, die Folgen des Drogenkonsums, aber auch die gesellschaftlichen Umbrüche im Allgemeinen, die durchaus Auswirkungen auf das Alltagsleben hatten, denen sich viele Menschen nicht gewachsen fühlten. Solche Filme, die gewissermaßen als seismographischer Apparat für gesellschaftliche Entwicklungen fungieren, fehlen heutzutage leider. Deshalb macht es so großen Spaß, die Filme der wilden Siebziger wiederzuentdecken.

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                                            ZeddaZogenau 26.04.2021, 12:36 Geändert 08.05.2021, 04:16

                                            Billiges Heist-Movie mit Brad Harris

                                            Nach den Erfolgen von Jules Dassin mit "Rififi" (1955) und "Topkapi" (1964) war das Genre der Heist-Movies fest etabliert und ist es bis heute noch, wie man am Erfolg von "Ocean`s Eleven" und seinen Nachfolgern sehen kann. Einen spektakulären Einbruch zu inszenieren ist allerdings gar nicht so einfach. Versucht wird es trotzdem, und so kam es zu zahlreichen möglichst kostengünstig produzierten Nachahmer-Filmen, die auf der Erfolgswelle mitschwimmen wollten. Konnte "Topkapi" mit Peter Ustinov und Maximilian Schell noch zwei Oscar-Preisträger aufbieten, so ist es hier Action-Spezialist Brad Harris (1933-2017), der sich mit seinen Kumpanen an das Unmögliche wagt.

                                            Brad Harris spielt den Einbruchsspezialisten Robert Colman, der seinen eigenen Tod inszeniert, um seinem einstigen Boss (Dana Andrews(1909-1992), der ältere Bruder von Schauspieler Steve Forrest) wertvolle Diamanten abzuluchsen, die dieser vorher selbst gestohlen hat. Das Ganze findet spektakulär unter Wasser mit Hilfe eines U-Bootes statt und ist auch ganz ansprechend inszeniert. Bei dieser schweißtreibenden Angelegenheit hat Brad Harris auch die willkommene Gelegenheit, seine prächtigen Muskeln ganz mächtig anschwellen zu lassen. Lange bleibt das Vorhaben auf der Kippe, und am Ende sorgen Brad Harris und die schöne Elina DeWitt (war als Modell auch in "Red Wedding Night" zu sehen) als seine Herzensdame Gaby noch für eine faustdicke Überraschung.

                                            Inszeniert hat den Film Bitto Albertini (1923-1999), der mit Brad Harris auch noch das Urwald-Abenteuer "Sie nannten ihn Zambo" (1972) drehen sollte. In einem Heist-Movie hatte man den Tausendsassa Brad Harris bis dato noch nicht gesehen. So bot sich die Gelegenheit, auch in diesem Genre sein Können zu zeigen. Gedreht wurde in Italien und in London.

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                                              ZeddaZogenau 26.04.2021, 11:23 Geändert 26.04.2021, 11:39

                                              Sehenswerte Lando-Buzzanca-Sexkomödie von Lucio Fulci

                                              Der italienische Schauspieler Lando Buzzanca (Jahrgang 1935) spielte ab 1970 in zahlreichen "Commedias sexy all`italiana" den immer wiederkehrenden Typus des lendenstarken Draufgängers, der aber mit seinem maniriertem Latin-Lover-Gehabe teils schon neurotische Züge annimmt. Damit wurde er zum männlichen Aushängeschild der in den 1970er Jahren durchaus erfolgreichen Sexkomödien aus Italien. Auf weiblicher Seite sind hier unbedingt Laura Antonelli und Gloria Guida zu nennen, die eine ähnliche Popularität erreichten.

                                              In diesem kleinen Meisterstück, das auf Englisch auch als "The Eroticist" bekannt ist, führt der Meister Lucio Fulci (1927-1996) Regie, der ja nun wohl in jedem Genre zu Hause war. Ob Giallo (Die sieben schwarzen Noten, 1977), Western (Silbersattel, 1978) oder Poliziottesco (Das Syndikat des Grauens): Immer kam eine Besonderheit heraus. Bei den meisten Fans ist er natürlich für seine wegweisenden Horrorfilme (Woodoo-Schreckensinsel der Zombies (1979) und Ein Zombie hing am Glockenseil (1980)) bekannt. Übrigens war er auch einer der Mit-Entdecker von Elke Sommer, als er die junge Schauspielerin in seiner Musikkomödie "Ragazzi del Juke-Box" (1959) besetzte. Hier nimmt er sich nun der italienischen Sexkomödie an und macht daraus eine interessante Satire über die Politik, die katholische Kirche und die Mafia.
                                              Als Produzent war Edmondo Amati (1920-1992) aktiv, der auch die sehenswerten EuroSpy-Filme mit Ken Clark und die Prügelklamotten "Alle für einen - Prügel für alle" und "Das Pferd kam ohne Socken" mit dem großartigen Giancarlo Prete herausgebracht hat.

                                              Gianni Puppis (Lando Buzzanca) ist ein erfolgreicher Politiker, der nach Höherem strebt, aber ein erhebliches Problem hat: Er kann seine Hände nicht bei sich behalten. Sobald er ein wohlgeformtes Hinterteil erblickt, kann er nicht mehr an sich halten und muss grabschen. Dabei sind nicht nur die Frauen in seiner unmittelbaren Umgebung beliebte Opfer. Auch beim Allerwertesten seines Chauffeurs Carmelino (Aldo Puglisi) kann der geplagte Gianni nicht an sich halten. Als das alles immer schlimmer wird und er gleichzeitig Aussicht hat, der nächste Staatspräsident zu werden, entschließt sich Gianni zu einer Radikalkur. Auf Vermittlung von Kardinal Maravidi (Lionel Stander) lässt er sich ins Institut von Pater Lucian (Renzo Palmer) einweisen, wo sich die wunderschönen Ordensschwestern Hildegard (Laura Antonelli) und Brunhilde (Agostina Belli) aufopferungsvoll um seine zahlreichen Bedürfnisse kümmern. Inzwischen haben allerdings auch sein politischer Gegenspieler Senator Torsello (Feodor Chaliapin Jr. - der Jorge von Burgos aus dem "Namen der Rose" (1986)) und der Mafia-Boss Don Gesualdo (Corrado Gaipa) Wind von der kleinen Schwäche des aufstrebenden Politikers bekommen, was sie selbstredend für ihre eigenen Zwecke zu nutzen gedenken.
                                              Leider haben die klösterliche Abgeschiedenheit und die heilversprechenden Behandlungen ihre lindernde Wirkung auf Gianni verfehlt. Bei einem wichtigen Staatsempfang überkommt es den hormongeplagten Schwerenöter, und er verzieht sich mit der äußerst attraktiven Frau (Anita Strindberg) des französischen Botschafters kurzentschlossen in die umliegenden Büsche. Nun nimmt das Verhängnis seinen Lauf und es kommt zu einem mehr als überraschendem Ende...

                                              In diesem frivolen Spaß bekommen alle Institutionen der damaligen italienischen Gesellschaft ihr Fett weg. Daraufhin musste Fulci schwer mit der italienischen Zensur ringen, um seinen Film überhaupt in die Kinos zu bekommen, was er mit einer gewissen Verzögerung dann auch schaffte. Politisch korrekt ist dieser Film nach unseren heutigen Maßstäben natürlich nicht. Man darf aber durchaus staunen, was sich Filmemacher vor 50 Jahren so alles getraut haben. Und ein bisschen träumen darf man auch.

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                                                ZeddaZogenau 26.04.2021, 10:34 Geändert 26.04.2021, 10:49

                                                Sandalenfilm mit Sergio Ciani

                                                Bei diesem italienisch-französischen Film hat Piero Pierotti (1912-1970) Regie geführt. Das Drehbuch schrieb der aus Ungarn stammende Arpad De Riso (1909-1983), der unzählige Drehbücher für die unterschiedlichsten italienischen Filme verfasst hat. Produziert wurde von der Romana Film des Fortunato Misiano (1899-1976), der auch "Katharina von Russland" (1963) mit Hildegard Knef und "Poppaea - Kaiserin der Gladiatoren" (1969) mit Olga Schoberova und Brad Harris finanziert hat.

                                                Die Geschichte spielt zur Zeit von Kaiser Gordianus III(238-244), der in Ravenna residiert, obwohl die Stadt erst von 402 bis 476 Hauptresidenz der weströmischen Kaiser wurde. Historische Genauigkeit sollte man von einem Sandalenfilm allerdings nicht erwarten.
                                                Als der Markt eines kleinen Dorfes brutal überfallen wird, kommt der bärenstarke Schmied Ercole (Sergio Ciani) den hoffnungslos unterlegenen Dörflern um den wackeren Darius (Alberto Cevenini) erfolgreich zu Hilfe. Dabei erfährt er, dass es in seiner Heimatstadt Ravenna große Probleme gibt. Kurzerhand besucht er seine Schwester Arminia (Dina De Santis), die als Zofe für die schöne Kaisertochter Ulpia (die 1935 geborene Wandisa Guida agiert gewohnt bezaubernd) tätig ist. Tatsächlich wird Kaiser Gordianus (Carlo Tamberlani) auf Betreiben seines Gegenspielers Philipp (Daniele Vargas) von dem finsteren Mansurio (Livio Lorenzon) ermordet. Bei der Flucht aus dem Palast erleidet Ulpia einen so schweren Schock, dass sie ihr Gedächtnis verliert. Erst bei der Pflege ihres verletzten Verlobten Lucius Trajanus (Mimmo Palmara), der auf dem Weg nach Pannonien verletzt wurde, erlangt sie ihr Gedächtnis zurück, wird dann aber durch eine Intrige des hinterhältigen Rhodius (Andrea Aureli) entführt. Erst in letzter Sekunde kann Ercole, der zwischenzeitlich viele Kämpfe zu bestehen hatte, die zerbrechliche Schönheit vor der Zwangsheirat mit dem Usurpator bewahren.

                                                Die Handlung ist relativ unübersichtlich und auch unnötig kompliziert. Das Tolle an dem Film ist, dass Sergio Ciani (1935-2015), der als Double von "Herkules" Steve Reeves und als zweite Geige neben Brad Harris in dessen Sandalenfilmen begonnen hatte, viele tolle Kampfszenen hat. Da geht auch schon mal die Taverne von Lucilius (Tullio Altamura) zu Bruch. Manchmal wird es auch überraschend brutal, als der muskelbepackte Recke einmal seinen Amboss auf einen bereits am Boden liegenden Kontrahenten wirft. Es war durchaus etwas Besonderes, dass ein italienischer Bodybuilder wie Ciani Hauptrollen, die sonst der besseren Vermarktung wegen mit amerikanischen oder zumindest englischsprachigen Muskelmännern besetzt wurden, spielen durfte. Nach dem Ende der Peplum-Erfolgswelle spielte Sergio Ciani auch im Mailänder Piccolo Teatro des erfolgreichen Theaterregisseurs Giorgio Strehler, wo auch die gerade verstorbene italienische Sängerin Milva zu seinen großartigen Kolleginnen gehörte.
                                                Auch Mimmo Palmara (1928-2016), der als Urgestein des italienischen Sandalenfilms schon neben Steve Reeves, Brad Harris und Reg Park vor der Kamera gestanden hatte, konnte seine Filmkarriere nach dem Ende der goldenen Peplum-Ära fortsetzen. In kleineren Rollen als leicht zu verprügelnde Kontrahenten sind Nello Pazzafini und Sal Borgese (auch in den Dudu-Filmen zu sehen) dabei, die in späteren Bud-Spencer-Filmen von diesem noch so manche Abreibung verpasst bekamen.

                                                Sicherlich nicht der bedeutendste Sandalenfilm aus der italienischen Serienproduktion, aber aufgrund der vielen Kampfszenen durchaus sehenswert!

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                                                  "Douze Points" für elf ESC-Stars

                                                  Auch wenn ich den Film selbst nur mit mageren sechs Punkten bewertet habe, gehen selbstverständlich zwölf Punkte an das sagenhafte Medley der elf ESC-AllStars so ziemlich in der Mitte des Films. Da diese elf glorreichen Mitstreiter leider nicht im MP-Cast auftauchen, so seien sie wenigstens hier in alphabetischer Reihenfolge genannt:

                                                  1) Netta Barzilai (ESC-Siegerin 2018 für Israel)
                                                  2) Bilal Hassani (ESC-Teilnehmer 2019 für Frankreich)
                                                  3) Jamala (ESC-Siegerin 2016 für die Ukraine)
                                                  4) Loreen (ESC-Siegerin 2012 für Schweden)
                                                  5) John Lundvik (ESC-Teilnehmer 2019 für Schweden)
                                                  6) Jessy Matador (ESC-Teilnehmer 2010 für Frankreich)
                                                  7) Elina Nechayeva (ESC-Teilnehmerin 2018 für Estland)
                                                  8) Anna Odobescu (ESC-Teilnehmerin 2019 für Moldau)
                                                  9) Alexander Rybak (ESC-Sieger 2009 für Norwegen)
                                                  10)Salvador Sobral (ESC-Sieger 2017 für Portugal)
                                                  11)Conchita Wurst (ESC-Siegerin 2014 für Österreich)

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                                                    ZeddaZogenau 22.04.2021, 16:25 Geändert 26.04.2021, 19:33

                                                    Kurioser Bibel-Film aus Mexiko mit Jorge Rivero

                                                    Dieser Film (die wörtliche Übersetzung müsste etwa "Die Sünde von Adam und Eva" lauten) ist nun wirklich verblüffend und sehr speziell. Der mexikanische Regisseur Miguel Zacarias (1905-2006), der als eine der wichtigsten Persönlichkeiten aus der Goldenen Ära des mexikanischen Films gilt, erzählt die Geschichte von Adam und Eva relativ bibelgetreu. Dabei geizt er nicht mit betörender Nacktheit und knallbunten Farben.

                                                    Quasi als Rückblende sehen wir, wie sich die bereits aus dem Paradies vertriebenen Adam und Eva an dieses zurückerinnern. Das Paradies erscheint als knallbunter Traumort mit leuchtenden Farben und niedlichem Getier. Der mexikanische Bodybuilder Jorge Rivero (geboren 1938) und das amerikanische Fotomodell Candy springen pudelnackt und atemberaubend attraktiv durch die reizende Szenerie. Von den beiden Ausnahmeschönheiten sieht man freilich nur die wohlgeformten Hinterteile und sonst nichts, was man nicht sehen dürfte. Aber das reicht schon, der muskelbepackte Oberkörper Adams und die nur notdürfig vom wallenden Haar verhüllten üppigen Brüste Evas bieten enorme Schauwerte. Sowas konnte man wohl erst im Jahre 1969 wagen.
                                                    Über die bezaubernde Candy, die später auch als Candy Wilson bezeichnet wurde, ist wenig bekannt. Auf jeden Fall ist sie eine Augenweide. Genau wie der kraftstrotzende Jorge Rivero, der auf eine Jahrzehnte umspannende Filmkarriere zurückblicken kann und in bekannten Filmen wie "Rio Lobo" (1970) mit John Wayne und Mike Henry und als "Fist Fighter" (1989), wo er mit seinen ultraharten Fäusten den deutschen Martial-Arts-Star Matthias Hues derbe verdrischt, zu sehen war.

                                                    Zwei wunderschöne Menschen, die in einer bonbonbunten Plastikwelt herumhüpfen und dabei niedliche Kaninchen herzen - was will man mehr? Und als Bonus bekommt man nahezu ohne Dialog die biblische Geschichte von Adam und Eva erzählt. Da kann nicht einmal die garstige Schlange stören!!!

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