ZeddaZogenau - Kommentare

Alle Kommentare von ZeddaZogenau

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    Sandalenfilm mit Mark Forest als Maciste

    Nach dem Tod von Dschinghis Khan (Giuseppe Addobbati) kommt es zwischen seinen gewalttätigen Söhnen (stark besetzt mit: Ken Clark, Howard Ross und dem italienischen Männermodel Nadir Moretti) zu heftigen Diadochenkämpfen um das Erbe. Darunter müssen vor allem die von den Mongolen angegriffenen Polen leiden. Als die schöne Bianca (Jose Greci) entführt wird, greift die italienische Filmlegende Maciste (der 1933 geborene Bodybuilder Mark Forest, der später sehr erfolgreich als Opernsänger aufgetreten ist) ein. Und wenn der Muskelprotz dafür Bäume ausreißen muss!
    Man merkt schon, dass die Handlung des Films nicht allzu ernst genommen werden sollte. Nationalheld Maciste wurde von den Filmproduzenten gerne auf der ganzen Welt und in sämtlichen Kulturkreisen eingesetzt. Hauptsache, dass es darum ging, Unrecht zu verhindern und ein schönes Mädchen zu retten. In diesem Film sind also die Mongolen dran. Von der Maske her sehen die allerdings nicht sehr überzeugend aus, aber darauf kommt es auch gar nicht an. Die Action-Szenen sind durchaus unterhaltsam und kurzweilig. Außerdem ist es interessant, den baldigen James-Bond-Nachahmer Ken Clark (Vollmacht für Jack Clifton) mal in einer Schurken-Rolle zu sehen. Regie führte Domenico Paolella, der sich keinen großen Namen in diesem Genre gemacht hat.
    Trotzdem: Für Peplum-Fans durchaus empfehlenswert!

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    • 6

      Italienischer Kriegsfilm mit Ken Clark und Horst Frank

      In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre wurden in der italienisch-europäischen Filmindustrie vermehrt Kriegsfilme gedreht. Bezeichnet werden diese in Analogie zu den ebenfalls populären SpaghettiWestern als MakkaroniKombat. Ein weiterer geläufiger Name für dieses Genre ist EuroWar, was nicht ganz zufällig an die EuroSpy-Filme erinnert, die in der Nachfolge der James-Bond-Reihe entstanden sind.
      Bei diesem Film von Kult-Regisseur Umberto Lenzi (1931-2017) geschieht etwas Ungewöhnliches: Im Mittelpunkt des Geschehens stehen doch tatsächlich fünf überzeugte Nationalsozialisten, die mit einem Spezialauftrag in Marokko unterwegs sind. Das sind schon mal ungewöhnliche und gewöhnungsbedürftige Anti-Helden. Angeführt wird das Kommando von dem gefühlskalten Hauptmann Schöller (Ken Clark, 1927-2009), der mit seinen vier Mitstreitern (Horst Frank, Carlo Hintermann, Howard Ross, Hardy Reichelt) doch tatsächlich die großen Drei (Roosevelt, Churchill, De Gaulle / Stalin war wegen Stalingrad unabkömmlich) auf der Konferenz von Casablanca ermorden soll.
      Mann o Mann, sowas kann aber auch nur die italienische Filmindustrie bringen! Wobei auch Filmfirmen aus Deutschland und Frankreich mitfinanziert haben. Hauptproduzent war der jüngst verstorbene Alberto Grimaldi (1925-2021), der auch "Gangs Of New York" (2002) produziert hat.

      Zurück zur Handlung! Die fünf NS-Soldaten springen per Fallschirm in der Sahara ab und müssen sich von da nach Casablanca durchschlagen. Überraschende Hilfe gibt es von zwei bezaubernden Frauen, der Marokkanerin Faddja (Jeanne Valerie, die große Ähnlichkeit mit der phantastischen Geraldine Chaplin hat) und der Französin Simone (Fabienne Dali). Natürlich gibt es noch weitere Schwierigkeiten, die gelöst werden müssen, bevor es schließlich in Casablanca zum alles entscheidenden Showdown kommen kann. Als undurchsichtiger Mittelsmann ist auch der vielbeschäftigte Gianni Rizzo (Zwei Schlitzohren in der gelben Hölle, 1974) mit dabei.

      Kontrafaktische Geschichtsschreibung? Aber so ganz anders als bei Quentin Tarantino, der ja bekanntlich Hitler und Goebbels in "Inglourious Basterds" (2009) in einem Pariser Kino verdienterweise einen gewaltsamen (und vor allem viel früheren) Tod finden ließ? Das soll hier natürlich nicht verraten werden, aber man sollte unbedingt ein Auge auf den von Horst Frank (1929-1999) gespielten Charakter behalten. Der deutsche Schauspieler, der mit Rollen in deutschen Kriegsfilmen wie "Hunde, wollt ihr ewig leben?" bekannt geworden war, gehörte zu den oft in italienischen Filmen eingesetzten deutschsprachigen Cinecitta-Stars.
      Für Fans des MakkaroniKombat-Genres durchaus zu empfehlen!

      6
      • 8

        Was für ein schöner Film! Im Juni 1959 begab sich der italienische Schriftsteller und Filmregisseur Pier Paolp Pasolini auf eine ganz besondere Reise. Im Auftrag einer Illustrierten umrundete er von Ventimiglia bis Triest den gesamten italienischen Stiefel. Von Strand zu Strand fahrend schrieb er auf, was er dabei erlebte und sah. Zu der Zeit war Italien im Aufbruch: Massentourismus, gewaltiger Wirtschaftsaufschwung, Veränderung der traditionellen Lebensweise von Millionen Italienern. Nebenbei: Auch die italienische Filmindustrie, die in dem kommenden Vierteljahrhundert eine Art europäisches Hollywood werden sollte, setzte in jenem Jahr zu ihrem goldenen Zeitalter an.
        Im Spätsommer 2018 fuhr der im Jahre 1955 geborene Oscar-Preisträger Pepe Danquart die Strecke nach und zeigt seinem staunenden Publikum, was sich in den letzten 60 Jahren alles so (oder eben nicht) verändert hat. Und dabei wird klar, wie prophetisch Pasolinis Blick gewesen ist. Nachzulesen in "Die lange Straße aus Sand", der großartige Ulrich Tukur spricht erhellende Passagen aus dem Buch. Zu Wort kommt auch die wunderbare italienische Schauspielerin Adriana Asti, der man ihre 90 Jahre nun wahrlich nicht ansieht. Die Musik steuert die isländische Band Amiina bei.
        Dieses kleine Filmjuwel gewährt einen Einblick in unser aller Vergangenheit und Gegenwart. Hier geht es vor allem um die Entwicklung in Europa, mit Italien als dem Land, das diese Veränderung für uns alle am deutlichsten macht. Stichworte wie Globalisierung, Massentourismus, Einwanderung und Konsumismus geben erste Orientierungspunkte. Aber da ist noch so viel mehr. Dieser Film erleuchtet die eigene Wahrnehmung und bringt viele neue Erkenntnisse. Unbedingt sehenswert!

        6
        • 6 .5

          Poliziottesco mit Joe Dallesandro und Stefania Casini

          Nach seiner Abnabelung von Underground-Regisseur Paul Morrissey und der Factory des Jahrhundert-Genies Andy Warhol startete der im Jahre 1948 geborene Joe Dallesandro eigene Gehversuche im europäischen Genre-Kino. Unter der Regie des Napolitaners Pasquale Squitieri, der von 1975 bis 2001 der Lebensgefährte von Claudia Cardinale war, spielt er Aldo, den Aufsteiger. Als kleiner Mafioso in Neapel ist er im Zigarettenschmuggel tätig, betrügt seinen Boss (Raymond Pellegrin, in "Manhunt in the City" war er noch der Inspektor), wird aus der Bande rausgeworfen und fängt in Rom neu an. Dort lernt er eine naive Supermarktkassiererin (Stefania Casini, die man auch aus "Suspiria" (1977) kennt) kennen und lieben. Als Aldo mit Hilfe einer Motorrad-Gang in der Verbrecher-Hierarchie immer weiter aufsteigt, zeigen sich aber auch die privaten Schattenseiten des Gangsterlebens.

          Der Titel führt etwas in die Irre. Motorräder kommen zwar vor, einen Biker-Film haben wir hier aber nicht. Vielmehr geht es um die Aufstiegsgeschichte eines kleinen Gauners zum Verbrecherboss. Das ist stringent, aber auch nicht besonders originell erzählt. In einer kleineren Rolle ist auch der Vorzeige-Stuntman Giovanni Cianfriglia zu sehen.

          Ein typischer Gangsterfilm aus der italienischen Massenproduktion mit einer maßgeschneiderten Rolle für den immer etwas jungenhaft-verruchten Joe Dallesandro. Als es Anfang der 1980er jahre mit den Engagements in der römischen Filmindustrie bergab ging, kehrte er in die USA zurück. In den Jahren 1984 und 1987 war Joe Dallesandro beispielsweise als Gaststar in der Kult-Serie "Miami Vice" zu sehen.
          Sicherlich nicht der beste Gangsterfilm aus Italien, alles in allem aber durchaus sehenswert!

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          • 7 .5
            über Orgasm

            Erster gemeinsamer Giallo von Hollywood-Star Carroll Baker und Kult-Regisseur Umberto Lenzi

            Bei diesem Film, der im italienischen Original so schön "Orgasmo" heißt, hatten sich zwei gefunden. Nach ins Stocken geratener Hollywood-Karriere hatte sich die traumhaft blonde Carroll Baker nach Cinecitta, ins Herz der italienisch-europäischen Filmindustrie, begeben, um ihre zweite Karriere zu starten. Den römischen Frühling der Miss Baker also, in leichter Abwandlung eines berühmten Films ;-) Und Umberto Lenzi machte in der Kollabo mit dieser umwerfenden Film-Göttin die zu der Zeit schwer angesagten Gialli zu seinem Markenzeichen. Wobei, in Italien selbst sollten die Gialli erst mit Dario Argento so richtig durchgesetzt werden. Aber im Rest Europas waren Lenzis Filme mit der Baker enorm erfolgreich.

            Worum geht`s? Auf jeden Fall schon mal nicht um leichte Kost. Eine schon etwas in die Jahre gekommene Amerikanerin (Carroll Baker, vor wenigen Monaten erst 90 Jahre alt geworden!) kommt schwerreich verwitwet nach Bella Italia, um sich an die neuen Lebensumstände erst einmal zu gewöhnen. Ihr Anwalt (Tino Carraro) besorgt die entsprechende Villa und schirmt die Gute erst einmal ab. Bald lernt diese aber einen viel jüngeren Mann (Lou Castel, geboren 1943) kennen, dem sie nach und nach sexuell verfällt. Das ändert sich auch nicht, als plötzlich seine attraktive "Schwester" (Colette Descombes, ebenfalls 1943 geboren) auf der Matte steht.
            Was jetzt passiert, ist wahrlich schwer zu ertragen. Die reiche Amerikanerin, die sich wegen ihres fortgeschrittenen Alters verunsichert fühlt, gerät immer mehr in einen Strudel aus sexueller Hörigkeit, Alkohol und Drogen.
            Abhängigkeit und Demütigung werden dabei krass ausgespielt, was sicherlich nicht jedermanns Sache sein dürfte. Die Situation gerät immer mehr außer Kontrolle. Und es wird immer zweifelhafter, wer was gegen wen im Schilde führt.

            Willkommen in der absolut verdorbenen Welt des Giallo! Alle Personen sind moralisch verkommen, alle Schandtaten sind möglich. Dazu kommt eine quasi gleichnishafte Grundidee dazu. Eine sexuell ausgehungerte Frau aus der mittelalten Oberschicht wird mit der jungen FlowerPower-Generation und ihren lockeren Moralvorstellungen konfrontiert. Die Zeit der 68er eben! Als der Film am 07.02.1969 in Italien Premiere hatte, währte der "Summer Of Love" ja schon fast zwei Jahre. Und die schreckliche Augustnacht der Manson Family sollte ja erst noch kommen...

            Auch wenn man Umberto Lenzi und seine prophetischen Gaben nicht überschätzen sollte, so ist hier doch ein äußerst beunruhigendes Kinoerlebnis geschaffen worden, was sicherlich niemanden kaltlässt. Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind brillant. Besonders der fabelhaften Carroll Baker dürften die Zeitgenossen so einen Film nicht zugetraut haben.
            Für Giallo-Fans ein Muss!

            6
            • 7
              ZeddaZogenau 15.08.2021, 08:48 Geändert 15.08.2021, 08:53

              M...wie Mörder - Frühe Giallo-Perle mit Sergio Ciani und Mary Arden

              Dieser Schwarz-Weiß-Film von Angelo Dorigo ist eine kleine Entdeckung. In diesem Giallo aus der Frühzeit des Genres geht es um die Ermordung eines schwerreichen Familientyrannen namens John Prescott, der sein Geld mit dubiosen Diamantengeschäften gemacht hat. Da trifft es sich gut, dass die verkommene Verwandtschaft sowieso vollzählig im Anwesen aufgeschlagen war. Dadurch sind natürlich alle verdächtig, man kann aber auch gleich das Testament verlesen lassen. Dies übernimmt der stramme Giacomo (Sergio Ciani, 1935-2015), getreuer Sekretär (und vielleicht auch willfähriger Lustknabe!?!) des verstorbenen Tyrannen. Und das Testament hat es in sich. Um überhaupt etwas erben zu können, müssen alle Familienangehörigen einen Monat lang in der schaurigen Villa verbleiben. Und am Ende dürfen nicht mehr als drei aus der Mischpoke überlebt haben. Das ist mal eine Ansage! Und schon geht das Hauen und Stechen los! Gehasst haben sie sich ja schon immer. Da wären die scharfzüngige Angela (Mary Arden, 1933-2014): blond wie ein Engel, aber so verdorben! Der schwache George (Ivano Staccioli, 1927-1995) mit seiner aufreizenden Gattin Adriana (Nana Aslanoglu, 1936-2014), die ihren Aufstieg von der Striptease-Tänzerin zur Schlossherrin unbedingt vollenden will. Da ist der undurchsichtige Armando (Ivano Davoli, 1931-2010), der den Reizen schöner Frauen nur mit Mühe widerstehen kann. Und schließlich Tante Marta (Giovanna Galletti), die sich aufopferungsvoll um den schwachsinnigen Julian (richtig gut: Charlie Charun) kümmert, aber vielleicht auch noch ein Hühnchen mit dem ermordeten Bruder zu rupfen hatte. Alle sind sie miteinander verstrickt, alle belauern sich gegenseitig. Während der pfiffige Inspektor Matt (Gilberto Mazzi) noch die Ermordung des alten Prescott untersucht, kommt es schon zu den ersten weiteren Todesfällen. Wer wird am Ende übriggeblieben sein, um das gewaltige Erbe anzutreten?

              Dieser Film überzeugt durch seine schaurige Atmosphäre und die geschliffenen Dialoge, die erstaunlich gehässig sind. Auch die Schauspieler überzeugen in ihren Rollen. Eine große Überraschung ist dabei der italienische Herkules Sergio Ciani (Herkules - Rächer von Rom), der auch als Intrigant im Anzug eine hervorragende Figur macht. Er erweist sich als guter Schauspieler, der später nicht zu Unrecht auch im Teatro piccolo von Giorgio Strehler zum Einsatz kam. Mary Arden kennt man aus dem Giallo-Ur-Klassiker "Blutige Seide" (1964) von Mario Bava. Ivano Davoli hat man auch an der Seite von Uschi Glas und Antonio Sabato in "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" (1972) von Umberto Lenzi gesehen. Und Ivano Staccioli tauchte als John Heston in dem Brad-Harris-Sandalenfilm "Goliath - Kampf der Makkabäer" auf. Das Tolle am Film ist auch, dass alle Handlungen aus den Charakteren selbst entstehen. Soviel kann verraten werden: Es gibt nicht - wie sonst im Giallo oft üblich - den einen Slasher, der für alles verantwortlich ist. Dieses absolut verkorkste Familiengefüge geht vor allem an sich selbst zugrunde. Das zu beobachten, ist ein wahrhaft diabolisches Vergnügen!
              Einziges Manko: Die Verhörszenen durch den Inspektor in der Mitte des Films sind etwas zu langatmig erzählt. Das mindert aber die erstaunliche Qualität dieser Perle nicht, die nicht über die italienischen Kinoleinwände hinausgekommen ist.
              Nicht davon abschrecken lassen! Einfach diese schaurig-schöne Familienaufstellung der ganz verkorksten Art genießen!

              7
              • 7

                Sandalenfilm mit Gordon Scott und Wandisa Guida

                Das Römische Reich unter Kaiser Caracalla (etwa 217 n. Chr.): Das Landhaus der angesehenen Valerier wird von den Schergen des Kaisers überfallen, da sie im Verdacht stehen, Anhänger des aufkommenden Christentums zu sein. In Abwesenheit des jungen Valerius (Roberto Risso), der gerade seinen miltärischen Verpflichtungen nachkommt, werden dessen Eltern grausam ermordet und alle Sklaven des Hauses zum Straßenbau verdammt. Unter den Sklaven, die den Valeriern noch immer treu verbunden sind, befinden sich die schöne Nisa (Wandisa Guida) und der bärenstarke Marcus (Gordon Scott). Nisa, die eigentlich eine Prinzessin (So isses!) ist, liebt den jungen Valerius aufrichtig, der sie auch heiraten will. Der treue Marcus wird auf ihrem gemeinsamen Leidensweg zu ihrem kampferprobten Beschützer. Dabei kommt es zu allerhand Verwicklungen. So gerät Nisa in die Fänge einer skrupellosen neuen Herrin, und Marcus wird kurzerhand zum Gladiator in der Arena. Dabei kommt aber auch für den breitschultrigen Helden die Liebe nicht zu kurz. Aglaja (Ombretta Colli), die große Liebe des Muskelmannes, wird dem heimkehrenden Valerius den entscheidenden Hinweis geben, um seine geliebte Nisa wiederzufinden. Die befindet sich nämlich in großer Gefahr, aus der sie aber auch der wackere Valerius nicht retten kann, bis es zu einer Spartacus würdigen Aktion kommt...

                Von der Handlung her passiert in diesem klassischen Sandalenfilm von Regie-Routinier Mario Costa also nichts Außergewöhnliches. Interessant ist die Zeit der Christenverfolgung, in der das Ganze spielt. Das Gladiatorenthema steht nicht so zentral im Mittelpunkt, wie man es anhand des Titels erwarten könnte. Kämpfe mit Fäusten und Schwertern gibt es aber genug zu sehen. Ein großes Plus des Films sind die Darsteller. Gordon Scott (1926-2007), umgeschulter Tarzan aus dem US-Kino, überzeugt wie immer als antiker Muskelheld. Auch die 1935 geborene Wandisa Guida ist eine erfahrene Peplum-Darstellerin. Richtig gut agiert Roberto Risso (1925-2010), den man vor allem als Verehrer von Gina Lollobrigida in "Brot, Liebe und Phantasie" (1953) kennt. Und die schöne Ombretta Colli (geboren 1945) überrascht mit ihrem weiteren Werdegang. So war die Schauspielerin auch als Sängerin erfolgreich und wurde später Abgeordnete des Europäischen Parlaments. In kleineren Rollen als Gladiatoren sind Raf Baldassare und Nello Pazzafini dabei.

                Solider und kurzweiliger Sandalenfilm, der durch die Spielfreude der Akteure ungemein punkten kann. Für Genre-Fans ein Muss!

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                  ZeddaZogenau 13.08.2021, 09:40 Geändert 13.08.2021, 09:47

                  In den 1990er Jahren konnte man im deutschsprachigen Raum Zeuge eines unerwarteten Phänomens werden: Die Schauspielerin Katja Riemann entwickelte sich zu einem SuperStar und zu einem wahrhaften Kassenmagneten. Jeder ihrer Filme entpuppte sich als Treffer, der mehr als eine Million zahlende Menschen in die Kinos zog. In den 1990er Jahren schaffte das sonst niemand. Menschen gingen ins Kino, um Katja Riemann zu sehen. Und was war der Dank? Hämisch und respektlos wurde über Katja Riemann und ihre Filme hergezogen, als ob man nur neidisch darauf sein könne, endlich mal wieder einen deutschsprachigen Filmstar zu haben.
                  Tempi passati!
                  Inzwischen ist die CoppaVolpi-Preisträgerin des Jahres 2003 (Rosenstraße) eine anerkannte Größe. Ihre Filme aus den Neunzigern boten aber auch anderen Schauspielerinnen und Schauspielern die willkommene Gelegenheit, sich beim Publikum bekannt zu machen. So auch bei diesem Film, der eigentlich als "Kleines Fernsehspiel" konzipiert war, dann aber doch 1,5 Millionen Tickets verkaufen konnte. Martina Gedeck fiel durch diesen Film erstmals einem größeren Publikum ins Auge, und auch für Moritz Bleibtreu, der am heutigen Tage 50 Jahre alt wird, bedeutete dieser Streifen den endgültigen Durchbruch. Und was sollte da noch alles folgen! "Das Experiment" (2001), "Agnes und seine Brüder" (2004), der Silberne Bär für "Elementarteilchen" (2006), "Der Baader Meinhof Komplex" (2008)! Und auch neben Brad Pitt in "World War Z" (2013) wusste sich Moritz Bleibtreu durchaus zu behaupten. Die Bilanz kann sich sehen lassen. Alles Gute zum Geburtstag!

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                    ZeddaZogenau 13.08.2021, 09:00 Geändert 13.08.2021, 09:03

                    Indischer Polit-Thriller mit John Abraham und Katrina Kaif

                    Im nächsten Monat jähren sich die furchtbaren Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon zum zwanzigsten Male. Auch das Bollywood-Kino hat sich mit diesem die Welt verändernden Ereignis befasst und einen interessanten Blickwinkel darauf gefunden.

                    Alles beginnt mit einer Rückblende. Der gerade verhaftete Omar (überragend: Neil Nitin Mukesh) erinnert sich nach einem heftigen Verhör an seinen Beginn in New York im September 1999 zurück. Er hatte ein Stipendium für eine New Yorker Uni bekommen und lernte so nach und nach neue Freunde kennen, die ebenso wie er einen indischen Hintergrund hatten. Zuallererst ist da natürlich die wunderschöne Maya (Katrina Kaif), in die sich der schüchterne Omar natürlich unsterblich verliebt. Und dann ist da noch die allseits beliebte Sportskanone Sameer (John Abraham), genannt "Sam", zu dessen engem Freundeskreis Omar bald gehören wird. Sam ist ein bereits in Amerika geborener Sohn muslimischer Eltern aus Indien. Der erste Teil des Films ist aufgebaut wie eine typische College-Komödie, die vor allem unter indischen ExPats spielt. Farbenfroh, mit frechen Sprüchen und ganz viel Sport und Liebe! Natürlich entscheidet sich die schöne Maya für den unschlagbaren Supertypen. Omar muss das erkennen, als am 11. September 2001 in ihrer neuen Heimatstadt New York etwas ganz Furchtbares geschieht...

                    Die Wege der einstigen Freunde trennen sich. Beim heftigen Verhör durch den ebenfalls indischstämmigen FBI-Agenten Roshan (Bollywood-Legende Irrfan Khan, 1967-2020) erfährt Omar etwas Unglaubliches. Sam, sein bester Kumpel von damals, soll sich in den vergangenen sieben Jahren zu einem gefährlichen Terroristen islamistischer Gesinnung entwickelt haben. Er, Omar, solle jetzt als verdeckter Ermittler erneut den Kontakt zu Sam und Maya, inzwischen dessen Ehefrau und Mutter des gemeinsamen Sohnes Danyal (Aidan Wagner), aufnehmen. Nach langem Zögern stimmt Omar zu, wenn auch die Zweifel überwiegen. Kann es sein, dass Sonnyboy Sam völlig unverdient in diesen schlimmen Verdacht geraten ist? Oder hat sich der einstige Strahlemann durch die einschlägigen Maßnahmen des Home Security Acts wirklich radikalisiert und einen gefährlichen Weg eingeschlagen? Und dann ist da noch Maya, in die Omar noch immer hoffnungslos verliebt ist. Wie wird sich das Ganze weiterentwickeln?

                    Dieser in New York und Philadelphia gedrehte Film bietet im Grunde mehrere Filme auf einmal: College-Komödie, Polit-Thriller, knallharter Actionfilm, Liebesdrama. Und das macht er gut. Regisseur Kabir Khan bringt die verschiedenen Genres gekonnt zusammen. Produziert wurde der Film von Aditya Chopra und der Yash Raj Films. Die Darsteller sind grandios. Katrina Kaif und Neil Nitin Mukesh sind völlig zu Recht für ihre Rollen bei den Filmfare Awards nominiert worden. In kleineren Rollen sieht man Nawazuddin Siddiqui (hat 2015 in dem großartigen "Badlapur" den Bösewicht gespielt) und Samrat Chakrabarti.
                    An den indischen Kinokassen war der am 26.06.2009 gestartete Streifen ein großer Erfolg, beim Filmfestival in Kairo war er für die Goldene Pyramide nominiert.
                    Ach ja, bei den Songs ragt "Hai Junoon" heraus, der auch im Verlauf der Handlung eine besondere Rolle als Erinnerung an die glückliche College-Zeit spielt.
                    Absolut sehenswert!

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                      ZeddaZogenau 12.08.2021, 10:57 Geändert 12.08.2021, 11:01

                      Abenteuer aus der Zarenzeit mit John Derek und Elsa Martinelli

                      Russland um 1890: Der aufrichtige Rittmeister Alexej (John Derek) heiratet die bildschöne Irina (Dawn Addams), muss aber bald feststellen, dass die die von ihrem fiesen Schwager General Gorew (Wolfgang Preiss) verführt und geschwängert wurde. Aufgrund dieser himmelschreienden Untat geht Alexej den räudigen Vorgesetzten ordentlich an und wird dafür nach Sibirien verbannt. Die schöne Irina folgt ihrem Ehemann dorthin, kann ihm auch zur Flucht verhelfen, wird dabei aber getötet. Nun ist Alexej auf der Flucht vor Gorews fiesem Handlanger Lisenko (Rik Battaglia), findet aber Zuflucht bei den Wolgaschiffern um den "Professor" (Gert Fröbe). Auch die schöne Mascha (Elsa Martinelli) lernt er dort kennen...

                      Ein aufrechter Offizier des Zaren lernt die Schattenseiten der Herrschaft und die Alltagsnöte der einfachen Bevölkerung kennen. Obwohl diese Produktion eine durch und durch westeuropäische ist, atmet sie doch wie einige Jahre später Carlo Pontis Großproduktion "Doktor Schiwago" ganz viel von der russischen Seele ein. Wunderbar!

                      Regie führte Viktor Tourjansky, das Drehbuch schrieben Damiano Damiani und Salka Viertel, die in den 1930er Jahren ganz eng mit SuperStar Greta Garbo zusammengearbeitet hatte.
                      In der männlichen Hauptrolle glänzt der amerikanische Schauspieler John Derek (1926-1998), der am heutigen Tage seinen 95. Geburtstag gefeiert hätte. Nachdem er in "Die zehn Gebote" (1956) schon positiv aufgefallen war, ging er nach Rom, um in Cinecitta Hauptrollen spielen zu können. Privat war John Derek reihenweise mit den wunderschönsten Schauspielerinnen verheiratet: Ursula Andress, Linda Evans, Bo Derek. Letztere setzte er als Regisseur in den 1980er Jahren derart pikant und provozierend (Tarzan - Herr des Urwalds / Ekstase / Mein Geist will immer nur das Eine) in Szene, dass beide immer wieder in die Schlagzeilen gerieten. Regelmäßig für die Goldene Himbeere nominiert, fanden diese Filme aber doch ihr zumeist schwer pubertierendes Publikum ;-)
                      In den weiblichen Hauptrollen sieht man die bezaubernden Schauspielerinnen Elsa Martinelli (Hatari!) und Dawn Addams (Wollen Sie mit mir tanzen?). Da mit der Regina Film und der Rialto Film auch deutsche Produktionsfirmen an dieser Ko-Produktion beteiligt waren, sieht man - wie bereits erwähnt - auch einige deutsche Schauspieler. Hervorzuheben ist die 1933 in Danzig geborene Ingmar Zeisberg als gedemütigte Ehefrau des bitterbösen Generals. Später konnte man die beeindruckende Schauspielerin noch in dem sehenswerten Klassiker "Schwarzer Kies" (1960) und im Gruselkrimi "Das Wirtshaus von Dartmoor" (1964) erleben.
                      In einer kleineren Rolle als Schankwirt ist noch das französische Urgestein Charles Vanel (1892-1989) dabei, der so manchen Klassiker wie "Lohn der Angst" (1953), "Die Teuflischen" (1954) und "Die Wahrheit" (1960) mit seiner Präsenz veredelt hat.

                      Klare Empfehlung!

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                        Lässt sich das eigene Leben mit einem gewissen Alkoholpegel besser ertragen als ohne? Das fragen sich vier befreundete Lehrer in einem wohlhabenden Vorort (Gentofte) von Kopenhagen und starten den Selbstversuch. Und es scheint zu klappen. Mit 0,5 Promille im Blut gelingt so manches besser, beruflich und privat. Es funktioniert so gut, dass die vier Freunde bald darauf die Dosis erhöhen...

                        Was für ein guter Film! Man lacht und weint gleichzeitig. Dabei geht es nicht ausschließlich um das Thema Alkohol, das für viele Menschen in Europa durchaus ein Problem ist. Gefeiert wird vielmehr die Freundschaft zwischen vier Männern mittleren Alters, die lernen müssen, mit ihren (mittelprächtigen) Existenzen klarzukommen.
                        Die hervorragenden Schauspieler Mads Mikkelsen (Casino Royale (2006), Die Königin und der Leibarzt (2012)), Thomas Bo Larsen (Das Fest, 1999 / Die Jagd, 2012), Lars Ranthe (Die Jagd, 2012 / Die Kommune, 2016) und Magnus Millang spielen das grandios.
                        Der weltweite Erfolg (Oscar 2021 für den besten internationalen Film / Felix 2020 für den besten europäischen Film) bestätigt das. Regisseur Thomas Vinterberg, der zusätzlich noch den tragischen Verlust seiner Tochter Ida zu verkraften hatte, ist wieder ein richtig guter Film gelungen. Es ist erstaunlich, wie viele gute Filme im letzten Vierteljahrhundert in Dänemark entstanden sind! Großartig!
                        Und Mads Mikkelsen hat man so noch nie tanzen gesehen. Allein dafür hat er den Felix als Bester Hauptdarsteller mehr als verdient. Lohnt sich!

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                        • 7 .5
                          ZeddaZogenau 10.08.2021, 18:53 Geändert 10.08.2021, 18:57

                          Gruselkrimi mit Hildegard Knef und Götz George

                          Zur Abwechslung von den vielen Edgar-Wallace-Krimis wollte Produzent Horst Wendlandt von der Rialto Film wohl mal einen anderen Schriftsteller verfilmen lassen. Und so machte sich Alfred Vohrer ans Werk und brachte "Zahle oder stirb" (Mission to Siena) von James Hadley Chase auf die breite Leinwand (Ultrascope). Gedreht wurde in Schwarz-Weiß, im Studio Hamburg sowie in London und Triest.

                          Worum geht`s? Ein reicher Lord (Hans Paetsch) und seine Lady (Adelheid Seeck) werden von der Schildkröten-Bande erpresst. Ihr smarter Neffe Donald (Götz George) eilt zu Hilfe, kann die fiese Ermordung des Onkels aber nicht verhindern. Gemeinsam mit seinem Kumpel (Hans Clarin) macht sich der smarte Sonnyboy auf Mördersuche und trifft auf eine mondäne Gesellschaftsschlange namens Laura Lorelli (Hildegard Knef). Kann diese bezaubernde Dame, die dem jungdynamischen Helden mit Gurkenmaske im Gesicht oder im Schaumbad ihre Aufwartung macht, etwas mit den hinterhältigen Machenschaften der Schildkröte zu tun haben? In den dunkelsten Ecken Londons kennt sich die Lorelli jedenfalls bestens aus. Dort umgibt sie sich auch mit den finstersten Typen (Carl Lange, Klaus Kinski). Da weiß dann auch der Inspektor (Heinz Reincke) von Scotland Yard nicht mehr weiter.
                          Szenenwechsel!
                          Durch einen Tipp gelingt es dem Neffen und seinem Kumpel, der sonnenbebrillten Schönheit nach Triest zu folgen. Dort stellt sich heraus, dass die Gute mit dem Markgrafen Mario (Richard Münch) verheiratet ist und auf Schloss Miramare residiert. Der Markgraf ist in Triest mehr als angesehen, doch insgeheim ist ein kleiner Doktor Mabuse an ihm verloren gegangen. Der Überwachungsapparat, den er im Schloss installiert hat, ist beachtlich. Das bekommt auch Neffe Donald zu spüren. Und welche Rolle spielt der undurchsichtige Sekretär (Pinkas Braun) des Markgrafen, der so auffällig um die launenhafte Lorelli herumschleicht? Fragen über Fragen...

                          Alfred Vohrer hatte für diese Produktion eine Top-Besetzung zur Verfügung, und doch hat dieser Film an der Kinokasse nicht so richtig funktioniert. Die großartige Hildegard Knef ist für diese Rolle ein Traum, undurchsichtig, lasziv, kapriziös. Dazu der agile Götz George, jung und drahtig. Von Anfang an ist zwischen beiden eine unterschwellige Erotik zu spüren, die aber immer wieder von Kratzbürstigkeiten unterbrochen wird.
                          Problematisch ist sicherlich eine gewisse thematische und räumliche Zweiteilung des Films. Die Aufnahmen in London sind düster, die gezeigten Gegenden sind ranzig und verfallen. In lichtdurchfluteten Triest spielt sich alles in einem Schloss ab. Hier kommen aber die Dr.-Mabuse-haften Aspekte der Geschichte wunderbar zum Tragen. Ganz herrlich wird es, als Knef und George in einen Raum geraten, dessen Decke immer weiter auf sie zu kommt und beide zu zerquetschen droht. Herrlich gruselig!

                          Auch wenn der Film nicht völlig gelungen ist, ist er doch so etwas wie eine kleine Perle. Weltstar Hildegard Knef und den skandierenden Action-Spezi Götz George gemeinsam in einem Gruselkrimi von Alfred Vohrer zu haben, ist ein zu großes Vergnügen, dass nicht unter 7,5 Punkte zu bewerten ist. Schaurig schön!!!

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                            ZeddaZogenau 10.08.2021, 07:13 Geändert 10.08.2021, 18:19

                            Karl-May-Orientabenteuer mit Lex Barker und Rik Battaglia - Zum 81. Geburtstag von Marie Versini

                            Im Jahre 1964 kam mit "Der Schut" das erste von Artur Brauner und seiner CCC-Film produzierte Karl-May-Abenteuer in die Kinos. Sein ehemaliger Produktionsleiter Horst Wendlandt hatte sich seit seinem Weggang zur Rialto-Film im Jahre 1961 zum größten Konkurrenten auf dem deutschsprachigen Markt entwickelt. Erfolge wie "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" hatten dann zur Idee geführt, es selbst auch einmal mit Karl May zu versuchen. Verliehen wurde der Streifen von Ilse Kubaschewski und ihrer GLORIA.
                            "Der Schut" spielt im Orient, im damaligen Osmanischen Reich, im Land der Skipetaren (Synonym für Albaner). Für die Hauptrolle des Kara Ben Nemsi konnte man für eine Gage von etwa 200.000 DM Lex Barker gewinnen. In weiteren Rollen sind Ralf Wolter, Rik Battaglia, Dieter Borsche, Chris Howland, Friedrich von Lebedur (der Queequeg! aus "Moby Dick", 1956) und Heimatfilm-Star Marianne Hold zu sein.
                            In der weiblichen Hauptrolle glänzt die französische Schauspielerin Marie Versini, die am heutigen Tage 81 Jahre alt wird. Heute ist sie vor allem noch als Winnetous Schwester Nscho-tschi aus dem Film "Winnetou I" bekannt. In dem vorliegenden Film ist sie als unerschrockene Tschita zu erleben, die von Banditen entführt wird, flieht und noch manches mehr erlebt. Die vielbeschäftigte Schauspielerin aus Paris war auch in den 1980er Jahren noch präsent. So konnte man sie im ZDF-Vierteiler "Die schöne Wilhelmine" (1984), durch den Anja Kruse ihren Durchbruch beim Publikum hatte, in einer charmanten Gastrolle erleben.
                            Gedreht wurde der sehr gelungene Film in Serbien, Montenegro und auf dem Kosovo. Action und Tempo wissen durchaus zu gefallen, aus heutiger Sicht nerven die komischen Einlagen von Ralf Wolter (als Hadschi Halef Omar) und Dieter Borsche / Chris Howland (als Lord und Butler! Puh!) etwas. Das Drehbuch stammt von Georg Marischka, die Musik kommt vom bewährten Martin Böttcher. An der Kinokasse war Artur Brauners erster Karl-May-Film ein großer Erfolg. Fortsetzungen in Sachen Karl May konnten folgen. Einen interessanten Einblick hinter die Kulissen bietet der WP-Eintrag zum Film. Neben den bereits erwähnten 200.000 DM für Hauptdarsteller und Kassenmagnet Lex Barker (1919-1973) fällt auf, dass die anderen Schauspieler in tragenden Rollen etwa 30.000 DM Gage erhalten haben. Gewaltige Abstände, das Starsystem zeigt sich in seiner vollen Ausgestaltung! Für das Drehbuch wurden 25.000 DM bezahlt, der Regisseur erhielt 80.000 DM.So waren damals die Preise!

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                              ZeddaZogenau 07.08.2021, 06:45 Geändert 21.11.2021, 20:28

                              Überraschend guter Film, der sich im Nachhinein betrachtet als der dritte Teil einer von Helmut Dietl erdachten Tetralogie über die deutsche / deutschsprachige Mediengesellschaft entpuppt. In "Schtonk" (1992) ging es um die in Hamburg ansässigen Print-Medien (vor allem natürlich der STERN), "Rossini" (1997) befasste sich mit der in München ansässigen Filmbranche (Constantin Film), "Late Show" (1999) hat natürlich das verkommene Privatfernsehen (RTL) im schönen Köln zum Thema und mit "Zettl" (2012) ging es dann nach Berlin, ins Zentrum der Macht. So passen natürlich auch die dialektalen Einfärbungen, die allenthalben herauszuhören sind. Alle vier Bereiche, alle vier genannten Städte fungier(t)en als Schmelztiegel des deutschsprachigen Raumes, in denen Dietl quasi einen Abgesang auf die Kulturindustrien alt-bundesrepublikanischer Prägung zelebrieren kann. Der Film "Late Show" ist natürlich mit den 1990er Jahren auch in einer Zeit entstanden, die von entscheidenden Umbrüchen geprägt war. Einerseits Aufbruchstimmung (man erinnere sich an die euphorische Gründung neuer Sender wie VOX, n-tv und VIVA in der ersten Hälfte des Jahrzehnts), andererseits bittere Ernüchterung, als sich immer mehr Plattnasen wie Beckmann, Kerner und Pilawa als neue Fernseh-Stars (, die teilweise noch heute das Fernseh-Geschäft prägen!!!) durchsetzten und der Weiterentwicklung des Mediums Fernsehen ein vernichtendes Zeugnis ausstellten. Man erinnere sich auch an die Geschehnisse des Jahres 2004, als Rudi Carrell quasi im Alleingang via Interview die Late Night Show von Anke Engelke zerstörte, da sie ja als Frau so eine Show angeblich nicht stemmen könne. Dietl weiß also durchaus, was er hier erzählt.
                              Gut gelungen sind Dietl auch die Zitate aus der deutschen Filmgeschichte: Der Heimatfilm, Fassbinder und die verlogenen Weichzeichner-Bilder (vor allem in den Pferde-Szenen mit Veronica Ferres) im Nachklapp der "Emmanuelle"-Nachmacher lassen immer wieder grüßen. In diesem Film steckt mehr drin, als man damals wohl zu sehen bereit war. Es ist eine untergegangene Welt, die hier porträtiert wird. Im Jahre 1999, als der Film herauskam, war diese aber noch quicklebendig. Die sozialen Medien wie Facebook und You Tube hatten ihren kometenhaften Aufstieg noch vor sich.
                              Man sollte diesem Film unbedingt eine Zweitsichtung gewähren, es könnte überraschende Einsichten geben!

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                              • 7 .5

                                Fortsetzung des Action-Krachers mit Vidyut Jammwal

                                Vier Jahre nach dem ersten Film ist Karan (Vidyut Jammwal), die Ein-Mann-Armee, wieder zurück. Diesmal ist er auf der Jagd nach Schwarzgeld, das armen indischen Bauern vorenthalten wird. Dabei muss sich Einzelkämpfer Karan diesmal als Teamplayer bewähren, denn allein ist diese gewaltige Aufgabe nicht einmal für ihn zu stemmen. Zum Team gehören: ein echter Computerfreak (Sumit Gulati als Zafar), eine shoppingverrückte Kampfexpertin (Adah Sharma als Bhavna Reddy) und ein undurchsichtiger Chefstratege (Freddy Daruwala als Bakhtawar Khan). Ob die alle mit Kampfmaschine Karan kooperieren können? Naja, man wird sehen.
                                Zuerst geht es erst einmal nach Malaysia, wo der Hauptverantwortliche des Schwarzgeldskandals, ein Bankmitarbeiter namens Vicky Chaddha, festgesetzt werden konnte. Die zuständige Ministerin (Shefali Shah) aus der indischen Regierung kann ihr Glück kaum fassen, wenn es da nicht so manche Probleme in ihrem privaten Haushalt gäbe...
                                In Malaysia lernen Karan und seine Mitstreiter dann auch die wunderschöne Ehefrau des verhafteten Vicky kennen. Von dieser absoluten Traumfrau namens Maria (Esha Gupta) kann nicht einmal der sonst so asketische Karan die Augen lassen. Und auch die scheint - trotz der Gegenwart ihres im Rollstuhl sitzenden Ehemannes - von dem kampferprobten Muskelgebirge ganz angetan. Kurze Zeit später kommt es zu einem unerwarteten Ereignis, durch das alle Karten neu gemischt werden...

                                Man merkt schon, dass sich vor allem in der Figurenzeichnung von Protagonist Karan einiges verändert hat. Das schafft aber Raum für skurrile Nebenfiguren. Die Einkaufssucht von Bhavna Reddy ist für so manchen Lacher gut. Und Freddy Daruwala, der bereits in "Force 2" (auch von Reliance Entertainment produziert) kurz als alter Kumpel von Yash (John Abraham) dabei war, überzeugt als undurchsichtiger Mitstreiter / Gegenspieler. Esha Gupta als Maria ist die reinste Augenweide, die aber auch für Überraschungen gut ist.
                                Die Action ist wie im ersten Teil überragend. Vidyut Jammwal liefert einfach ab, alle seine Kämpfe sind absolute Knaller. Heraussticht lediglich sein Fight mit Bodybuilder KP (Thakur Anoop Singh). Eigentlich müsste Vidyut Jammwal inzwischen viel bekannter sein, seine Beweglichkeit ist einfach phänomenal.
                                Für die Stunt-Koordination war wieder der Südafrikaner Franz Spilhaus verantwortlich, der zu Recht eine Nominierung (for Best Action) bei den Filmfare Awards erhalten hat.
                                Für Action-Fans durchaus sehenswert! Gesungen wird auch nicht, lediglich das Commando-Thema aus dem ersten Film wird mal angespielt.

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                                  ZeddaZogenau 06.08.2021, 07:10 Geändert 08.12.2021, 20:45

                                  Erfolgreicher Poliziottesco aus Italien mit Franco Gasparri und Lee J. Cobb

                                  Dieser Film aus dem Jahre 1975 begründet den Auftakt zur sehr erfolgreichen Trilogie um den Polizeibeamten Mark Terzi. Diese Rolle wurde der Durchbruch des jungen Schauspielers Franco Gasparri (1948-1999). Es geht um einen jungen Polizeiinspektor in Mailand, der seinen Beruf motiviert und engagiert ausübt. Ihm geht es darum, die Hintermänner eines Drogenrings auszuheben. Dafür hilft er auch schon einmal ganz unkonventionell einer jungen Drogensüchtigen (Sara Sperati, die man auch aus "Salon Kitty" und "Die heißen Engel" kennt) beim kalten Entzug. Damit eckt er natürlich auch bei seinen Vorgesetzten (Giorgio Albertazzi) an. Auch schnelle Autos hat dieser Polizist der jungen Generation nicht nötig. Dann sprintet er eben den Bösewichtern hinterher. Das gibt Regisseur Stelvio Massi die Gelegenheit, tolle Action-Szenen zu Fuß zu drehen. Dabei kommt es während der Verfolgung eines ganz üblen Zeitgenossen (der argentinische Einmal-Schauspieler Carlo Duran als gerade aus dem Knast entlassener "Deutscher" ! Handlanger) zu der skurrilen Situation, dass Terzi von einem Priester, der ihn für den Spitzbuben hält, böse angegangen wird. In Italien kam dieser weniger machohafte und ohne Rücksicht auf Verluste zulangender Polizist hervorragend an. Der Film spülte allein in Italien 1,6 Milliarden Lire in die Kinokassen. Ein Triumph! Die Italiener selbst mochten also eher Gasparri als Merli. Im deutschsprachigen Raum konnte eher Merli vermarktet werden.
                                  Mit seinem Partner Bonetti (Giampiero Albertini, auch in "Die Viper" und "Gunman" zu sehen), einem Bruder im Geiste, gelingt es, dem angesehenen Geschäftsmann Benzi (Lee J. Cobb, der legendäre Lt. Kinderman aus dem Horror-Klassiker "Der Exorzist", 1973) als Chef des Drogenrings immer mehr auf die Schliche zu kommen. Wird es Terzi gelingen, den Bösewicht zu verhaften?

                                  Zwei weitere Teile mit Franco Gasparri sollten noch folgen. Als Kinderstar war er in drei Peplumfilmen mit Brad Harris zu sehen gewesen: "Die Irrfahrten des Herkules" (1961), "Herkules im Netz der Cleopatra" (1961), "Samson - Befreier der Versklavten" (1962). Dann war es wieder ruhiger um ihn geworden, die Schule ging vor. Als junger Mann wurde der sehr attraktive Franco Gasparri zum Star der in Italien äußerst beliebten fotoromanzi, was wiederum zu seiner Wieder-Entdeckung als Filmstar führte. Dauerhaftes Glück brachte ihm das leider nicht. Bei einem schweren Motorradunfall verletzte sich Franco Gasparri so schlimm, dass er fortan querschnittsgelähmt war. Er kämpfte sich ins Leben zurück, arbeitete als Redakteur der fotoromanzi, die ihn berühmt gemacht hatten, und starb im Jahre 1999 an den Spätfolgen seines Unfalls. Geblieben sind die drei Filme aus der Trilogie um "Mark il poliziotto", die ein anderes Bild von den berüchtigten Polizei- und Gangsterfilmen aus dem Italien der 1970er Jahre zeichnen. Das Leben ist immer vielschichtiger, als man denkt.

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                                  • 7 .5

                                    In den 1980er Jahren gab es im ZDF die schöne Tradition des Weihnachts-Sechsteilers, in dem spannende Geschichten von Kindern und Jugendlichen erzählt worden sind. Zum Weihnachtsfest 1983 war das "Nesthäkchen" von Else Ury an der Reihe. Es geht darin um die kleine Annemarie Braun, die als mit Abstand jüngstes Kind ihrer Eltern (Doris Kunstmann und Christian Wolff) im Berlin des Kaiserreichs kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs lebt.
                                    Im fünften Teil der Serie muss Annemarie zur Kur auf die wunderschöne Nordseeinsel Amrum. Dort verbringt sie eine gewisse Zeit im Kinderheim einer Kapitänswitwe (Evelyn Hamann), die herzlich und spontan ist. Die Szene, als diese Frau von der Insel die immer etwas zu steife und dünkelhafte Mutter von Annemarie zum Toben am Strand anstiftet, werde ich nie vergessen.
                                    Das war eine Paraderolle für die großartige Schauspielerin Evelyn Hamann (1942-2007), die an der Seite von Loriot quasi unsterblich geworden ist. In diesem Seriendebüt von Heinz Erhardts (1909-1979) Sohn Gero Erhardt als Regisseur hat sie zwar nur eine kleine Rolle, sie spielt sich aber wie gewohnt mit einer Leichtigkeit in den Vordergrund, dass es eine Freude ist.
                                    Am heutigen Tage wäre die phantastische Evelyn Hamann, auf die wir schon so lange verzichten müssen, 79 Jahre alt geworden.

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                                    • 7 .5

                                      Dritter Einsatz für Commissario Betti - Gangsterjagd in Turin und Mailand mit Maurizio Merli und John Saxon

                                      Nach Stationen in Rom (Verdammte heilige Stadt, 1975) und Neapel (Camorra - Ein Bulle räumt auf, 1976) ist der wenig zimperliche Commissario in die Industriestadt Turin (straf-) versetzt worden. Und auch da geht`s heftig zur Sache. Entführung eines Schulbusses mit anschließender Geiselnahme der Kinder, Banküberfall mit falscher Geisel, versuchte Vergewaltigung eines zufälligen Opfers, Tod eines gefangenen Kindes, Betti bietet sich im Austausch mit der Befreiung der übrigen Kinder als Geisel an, wird bei rasender Fahrt aus dem Auto geworfen. Da ist ganz schön was los in Turin und Umgebung!. Zum Nachdenken kommt man als Zuschauer kaum. Hinter all diesen Perfiditäten steckt wohl ein kerniger Geschäftsmann namens Albertelli (John Saxon (1936-2020), der am heutigen Tage 85 Jahre alt geworden wäre), der auch prompt mit allen Wassern gewaschen ist. Einen enttarnten Polizeispitzel aus Mailand, der für Commissario Arpino (Raymond Pellegrin) arbeitet, wird grausam zu Tode geschleift. Turin und Mailand? Man sieht, dass das Verbrechen in Italien nicht vor den Stadtgrenzen Halt macht ;-) Schließlich heißt der Film im Original ja auch "Italia a mano armata" und nicht mehr nur "Roma violenta" oder "Napoli violenta" wie noch in den ersten beiden Teilen. Es geht also ums Ganze! Da trifft es sich gut, dass auch Commissario Betti selbst nach dem Sturz auf die Autobahn nicht auf den Kopf gefallen ist. So konnte er einen eigenen Mann (Toni Ucci) als Fahrer beim fiesen Albertelli einschmuggeln. Es gelingt sogar, dem Bösewicht einen schweren Unfall vorzutäuschen, so dass ihm eingeredet werden kann, er müsse verletzt im Krankenhaus bleiben. Prompt verrät der verdutzte Mafiaboss seinem Chauffeur den Treffpunkt mit seinen Spießgesellen. Es läuft vieles in die richtige Richtung für Betti. Privat deutet sich mit der bezaubernden Schwester (Mirella D`Angelo) des bei der Entführung ums Leben gekommenen Jungen sogar ein glückliches Ende für den strammen Commissario an. Aber wird jemand wie er je zur Ruhe kommen?

                                      Mit dieser Trilogie spielte sich Maurizio Merli (1940-1989) in die erste Reihe des extrem erfolgreichen Poliziottesco-Genres. Er blieb allerdings - anders als der bessere Schauspieler Franco Nero - allzu sehr auch in Zukunft diesem Rollenfach verhaftet. Auf jeden Fall macht Maurizio Merli in seiner Rolle keine Gefangenen. Der von ihm gespielte Typ entsprach dem Zeitgeist in einem Jahrzehnt, das - nicht nur in Italien - von vielen Verwerfungen und gewälttätigen Umbrüchen geprägt war. Der Film enthält eine der besten Autoverfolgungsjagden, die man im Kino zu sehen bekommen konnte. Über die genauen Drehumstände will man lieber nichts Genaues wissen.
                                      Der famose John Saxon spielt wie gewohnt sehr solide. man nimmt ihm beide Seiten ab. Wie in "Die Killer der Apocalypse", der im schönen Bari gedreht wurde, hätte auch er den knallharten Commissario spielen können.

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                                        Am heutigen Tage wäre der im letzten Jahr verstorbene John Saxon (1936-2020) 85 Jahre alt geworden. Seit Beginn von FALCON CREST im Jahre 1981 war Saxon gelegentlich als Tony Cumson, Ex-Schwiegersohn von Angela Channing (Jane Wyman), Ex-Ehemann von Julia Cumson (Abby Dalton) und damit Vater von Lance Cumson (Lorenzo Lamas), zu sehen gewesen. Erst in der sechsten Staffel 1986/87 wurde er zu einem festen Ensemble-Mitglied, war er doch vorher im italienischen Kino, als Widersacher von Freddy Krueger und als Rashid Ahmed, gelegentlicher Liebhaber von Alexis Carrington Colby (Joan Collins) im DENVER CLAN, anderweitig beschäftigt gewesen.
                                        Das Tuscany Valley war gerade von einem verheerenden Erdbeben erschüttert worden, "Überlebende und Opfer" mussten erst einmal ermittelt werden. Im weiteren Verlauf der Staffel sollte sich dann alles um das Baby von Maggie Hardford Gioberti (Susan Sullivan) drehen. Aber das ist eine andere Geschichte.
                                        Nach Jahren in Europa taucht Tony Cumson also wieder im Tuscany Valley auf. Ex-Frau Julia wurde zwar gerade aus der Serie geschrieben und erblindet ins Kloster abgeschoben, aber mit dem lange vernachlässigten Sohnemann Lance gab es ja genug Konfliktstoff aufzuarbeiten. Und dann sollte da noch die Liebe in Gestalt der mysteriösen Skylar Kimball/Kit Marlowe eine Rolle spielen. Diese undurchsichtige Person gab die Filmstar-Kollegin Kim Novak (Jahrgang 1933), die genau wie John Saxon für die gesamte Staffel engagiert war. An Gaststars hat es auf FALCON CREST ja nie gemangelt!

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                                        • 8 .5
                                          über Nebenan

                                          Mit scheinbar geringem Aufwand wird hier wie in einem Kammerspiel eine gar nicht mal so kleine Geschichte großartig erzählt. So wunderbar kann deutsches Kino sein. Zwei phantastische Schauspieler (Regisseur und Hauptdarsteller Daniel Brühl und der kongeniale Peter Kurth) liefern sich ein Psycho-Duell, das wie aus dem Leben gegriffen zu sein scheint, dabei sehr viel von Problemen erzählt, denen wir alle irgendwie ausgesetzt sind. Das kammerspielartige Setting in einer Berliner Eckkneipe spielt mit der im deutschsprachigen Raum üblichen Theatertradition. Besonders gut gefällt mir aber, dass durchaus inszenatorische Elemente des Genrefilms miteinfließen. So entwickelt sich die scheinbar zufällige Begegnung zweier Nachbarn zu einem Thriller, einem Western und am Ende sogar kurz zu einem Actionfilm. Und das immer mit Witz und Ernst zugleich. Und mit Selbstironie! Was hier über die Mitwirkung eines deutschen Schauspielstars in einem der im Moment so erfolgreichen Superhelden-Filme nebenbei miterzählt wird, ist so köstlich und erhellend. Aber keine Angst: Die Leute von Warner Brothers/DC Films verdienen auch hier mit ;-) Trotzdem beweist auch dieser deutschsprachige Film wieder, dass das Kino hierzulande endlich auf dem richtigen Wege ist. Die großen Budgets der amerikanischen Filme wird man hier niemals haben. Deshalb braucht es Pfiffigkeit, das Spielen mit den eigenen Traditionen und die Nähe zum heimischen Publikum, um sehenswerte und erfolgreiche Filme zu machen, die dann auch außerhalb des deutschsprachigen Raumes anschlussfähig sein können. All das bietet "Nebenan". Schöne Bilder vom trubeligen Berlin und einen bezaubernden Gastauftritt des luxemburgischen Weltstars Vicky Krieps gibt`s noch dazu. Sehr gut!

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                                            Dieser eher langatmig erzählte Episodenfilm, der im Jahre 1966 als österreichisch-italienisch-französische Ko-Produktion in die Kinos kam, versammelt mit Stewart Granger, Pierre Brice und Lex Barker die drei größten Karl-May-Stars in einem Film. Allerdings spielen sie in unterschiedlichen Episoden. Zusammengehalten wird das durch eine Rahmenhandlung, in der ein überfallener Gelehrter (Richard Münch) einem vermeintlichen Frauenmörder (Peter Vogel) drei spannende Geschichten erzählt. Hinhalte-Taktik nach dem Vorbild von Scheherazade!
                                            In der gelungensten Episode 1 geht es nach Wien mit Stewart Granger, Johanna Matz und Walter Giller.
                                            Episode 2 spielt in Rom mit Pierre Brice und der bezaubernden Margaret Lee, die am heutigen Tage 78 Jahre alt wird.
                                            Beim Karneval in Rio de Janeiro dürfen sich Lex Barker, Karin Dor und Klaus Kinski nach Herzenslust austoben.
                                            Nicht sehr gelungener Kompilationsfilm, der eher langweilt als spannende Unterhaltung zu bieten. Am Drehbuch war auch Rolf Olsen beteiligt, produziert hat der umtriebige Karl Spiehs.

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                                              ZeddaZogenau 03.08.2021, 18:45 Geändert 27.04.2025, 10:50

                                              RomCom der ganz besonderen Art - Maria Schraders Geniestreich mit Maren Eggert und Dan Stevens

                                              Hier stimmt praktisch alles. Ein unglaublich schöner Film! Großartige Schauspieler, allen voran die vollkommen zu Recht mit dem Silbernen Bären ausgezeichnete Maren Eggert! Große Fragen werden verhandelt, aber witzig und sehr unterhaltsam! Tolle Bilder aus der Hauptstadt! Was kann es Romantischeres als eine Nacht im Pergamon-Museum (am Markttor von Milet) geben? Maria Schrader ist ein Genie! Bitte von jetzt ab jedes Jahr einen neuen Film ;-)
                                              Unbedingt ansehen!

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                                                Dieser Film aus dem Jahre 1960 ist der letzte Tarzan-Auftritt von Gordon Scott (1926-2007), der am heutigen Tage 95 Jahre alt geworden wäre. In der gewöhnungsbedürftigen Mischung aus Dschungelabenteuer und Western agiert Jock Mahoney als Widersacher. Mahoney konnte sich damit schon mal warmspielen, um beim nächsten Film die Titelrolle selbst zu übernehmen.
                                                Gordon Scott dagegen ging ins schöne Italien und wurde in den nächsten Jahren zu einem vielbeschäftigten Star in diversen Sandalenfilmen. Ein Höhepunkt ist dabei sicherlich "Romulus und Remus" (1961), in dem er seine ungeheuren Kräfte mit Ur-Herkules Steve Reeves (1926-2000) messen konnte. Aber auch im Kostüm machte der muskelbepackte Schauspieler aus dem schönen Oregon eine gute Figur, so gesehen in dem Venedig-Film "Der Löwe von San Marco" (1963). Und auch im später einsetzenden EuroSpy-Genre tummelte sich Gordon Scott: "Mike Morris jagt Agenten in die Hölle" (1967).

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                                                  ZeddaZogenau 03.08.2021, 08:52 Geändert 03.08.2021, 08:53

                                                  In Arnold Schwarzeneggers zweitem Komödien-Ausflug gibt es ein wunderbares Wiedersehen mit der bezaubernden Carroll Baker, die am 28. Mai stolze 90 Jahre alt geworden ist. Für ihre einprägsame Rolle als Oma aus der Hölle konnte sie sicherlich auf ihre zahlreichen Erfahrungen aus den italienischen Gialli zurückgreifen, in denen sie äußerst erfolgreich mitgespielt hat. Ende der 1960er Jahre ging Carroll Baker, nachdem ihre Hollywood-Karriere etwas ins Stocken geraten war, nach Italien, um dort zur unumstrittenen Königin des Giallo zu werden. Der Giallo, eine Mischung aus Kriminal- und bizarrem Slasher-Film, ist ein typisch italienisches Genre-Phänomen, das nach den gelben Krimi-Groschenheften, die damals in Italien sehr beliebt waren, benannt ist.

                                                  Los ging es im Jahre 1968 mit "Der schöne Körper der Deborah". Der Name ist Programm. Anders als in Hollywood konnte man sehr wohl den ein oder anderen Blick auf den wohlgeformten SuperStar erhaschen.
                                                  Und dann kam es zur legendären Zusammenarbeit mit Kult-Regisseur Umberto Lenzi: Ganze vier Gialli lang haben es die beiden miteinander ausgehalten. "Orgasmo" (1969), "So sweet...so perverse" (1969), "Paranoia" (1970) und zu guter Letzt "Knife Of Ice" (1972) hießen die aufsehenerregenden Früchte ihrer Zusammenarbeit. Und diese Filme sind richtig gut. Es ist eine Schande, dass es diese Ausnahme-Gialli mit ihrem Ausnahme-Star nie in die deutschen Kinos geschafft haben.
                                                  Wer die Möglichkeit hat, diese Filme zu sehen, sollte es schleunigst tun.
                                                  Ein dreifach Hoch auf die phantastische Carroll Baker! Und nachträglich noch alles Gute zum Neunzigsten!

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                                                    Vom Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991) und seiner Erzählung "Montauk" bleibt nur das grobe Handlungsgerüst. Der irische Schriftsteller Colm Toibin und der Regisseur Volker Schlöndorff machen ihr ganz eigenes Ding daraus. Und das ist gut so! Stellan Skarsgard überzeugt als Mann der verpassten Gelegenheiten, als gefeierter Schriftsteller, der vom wahren Leben aber überhaupt keine Ahnung hat. Man vergleiche seine Darstellung nur einmal mit der des Proleten in "Breaking The Waves"(1996), um zu ermessen, was für ein großartiger Schauspieler er ist.
                                                    Und dann ist da Nina Hoss. Die SilberBär-Preisträgerin (2007 für "Yella") bringt die Leinwand zum Leuchten. Auch wenn sie hier mehr Text hat als sonst in ihren Filmen, sagen ihre Blicke und Gesten alles. Was für ein Filmstar!
                                                    In einer kleineren Rolle ist die Lola-Preisträgerin Susanne Wolff dabei, die mit dem phänomenalen "Styx" (2018) längst bewiesen hat, dass sie einen Kinofilm ganz allein zu tragen vermag. Für mich bleibt ihre Darstellung der "Maria Stuart" (2007) am Hamburger Thalia-Theater unvergessen.
                                                    New York City wird in aller Schönheit und Hässlichkeit gezeigt, die diese Stadt zu bieten hat. Die Bilder am Meer sind traumhaft schön und bringen diesen überraschend gelungenen Film zum Schweben. Äußerst sehenswert!

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