Mimuschka - Kommentare

Alle Kommentare von Mimuschka

  • 8

    tetsuya nakashimas beachtliches spielfilmdebut erzählt die geschichte einer dysfunktionalen familie in einem japanischen vorort. ein einfühlsames coming-of-age drama über die probleme des jungen hiroko mit dem sinnlosen ordnungs- und regeldrill des japanischen schulsystems, der emotionalen unerreichbarkeit seines vom arbeitsleben desillusionierten vaters und den quälereien seiner tyrannischen schwester. hier zeigt sich bereits das händchen des regisseurs für greifbare und fein ausgearbeitete charaktere, die zum lachen und weinen einladen. was den film weiterhin von einem üblichen coming-of-age-sozialdrama abhebt ist die leichtigkeit mit der tetsuya nakashima die story voranfließen lässt. es fehlen zwar die ausufernden exzesse und formalen spielerein der späteren filme, doch auch hier gibt es ein paar surreal wirkende tagträume die geschickt eingewoben werden, erklärende rückblenden und zeitsprünge mit sinn für situationskomik und einer angenehm schwelgenden melancholie, die gleichzeitig wunderschön und traurig ist. der soundtrack mit seinem allgegenwärtigen grillenzirpen verstärkt gleichsam die atmosphäre, vor allem aber die sehr zurückhaltenden aber effektiv eingesetzten melodien.
    kameratechnisch wurde ich bei den innenaufnahmen teilweise an ozu erinnert, tiefe kamera, unbewegliche und lange szenen mit strenger kadrierung, aber gleichsam interessanter komposition. irgendwie eine mischung aus humorvollem hipster-film und arthouse-drama. steht in meinen augen dem späteren werk in nichts nach, auch wenn es erst sowas wie "kamikaze girls" brauchte, um den regisseur im westen bekannt zu machen, da dies eher dem klischeeblick auf die japanische filmindustrie entsprach und sich wohl besser vermarkten ließ. sehr schade, aber dieser film wird in deutschland wohl nie erscheinen. verdient hätte er es!

    9
    • 8

      es scheint mir leider so, dass sich wes anderson mit fortschreitendem alter zunehmend in seinen manierismen verliert. und so mutet auch grand budapest hotel bisweilen wie ein bloßes schaulaufen hochkarätiger stars an, die mittlerweile sicherlich mit reisebussen zum drehort gekarrt werden müssen, um dort in allerlei skurrilen sets für cameos zu posieren. leider wirkt das alles wenig konsistent oder formal geschlossen, sondern schlimmstenfalls wie eine aneinanderreihung von sketchen.
      emotional hat es zumindest mich total kalt gelassen, wenn ich auch oft lachen musste, denn die dialogkunst ist weiterhin genial [z.b. die ganzen fiktiven deutschen (orts-)namen]. und es sieht halt einfach fantastisch aus, formalismus hin oder her, ich liebe sowas. und daher gebe ich auch trotz dieses eher nach einem verriss klingenden texts wieder solide 8 punkte. ein typischer anderson sozusagen, wenn auch kein herausragend guter.

      14
      • 10

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        Die Serie Battlestar Galactica als Spiegel des Zeitgeschehens (SPOILER)
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        Populärkultur und Politik sind eng miteinander verbunden. Sie können nicht als komplett eigenständige und voneinander isolierte Sphären betrachtet werden, beide sind verwurzelt in den Praktiken und dem Verständnis des jeweils anderen. Es erscheint somit sinnvoll, zum besseren Verständnis von politischen Zusammenhängen und Problemfeldern auch die Populärkultur zu untersuchen. In den heutigen modernen Gesellschaften, die vorrangig visuell geprägte Kulturen sind, erscheinen hierfür Filme als Ausdruck und Bestandteil einer jeweiligen Politischen Kultur besonders geeignet. Der erhöhte Stellenwert des Films im Vergleich zu anderen Medien zeigt sich darin, dass Filme als erzählende Kommunikationsgattung in ästhetisch verdichteter Form ganze politische Ontologien zu inszenieren vermögen, und zwar gleich auf mehreren Zeichenebenen – visuell, sprachlich und akustisch-musikalisch.
        Gleiches gilt natürlich auch für Serien und dort vor allem für die neueren amerikanischen Primetime-Serien, deren kulturelle Bedeutung in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Dies ist primär darin begründet, dass das narrative Prinzip der Serialität viel mehr Raum bietet, die Komplexität einer als postmodern empfundenen Gegenwart adäquat darzustellen als beispielsweise ein 2-stündiger Kinofilm dies zu leisten vermag. Politische Problemstellungen können so ausführlicher dargestellt und von mehreren Seiten beleuchtet werden.
        Im Folgenden soll dargelegt werden, warum sich die Serie Battlestar Galactica für eine Analyse aktueller politischer Themen besonders eignet, obwohl sie angesichts ihres settings auf den ersten Blick nichts mit der realen heutigen Welt zu tun hat. Aber es wird sich zeigen, dass sie soziale, religiöse und moralische Probleme bearbeitet, die heutzutage nur allzu gut gekannt sind, und unter anderem starke Parallelen zu den Fragen bestehen, welche im Rahmen von 9/11 un den folgenden Militäroperationen in Afghanistan und im Irak aufgeworfen wurden.

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        2. Battlestar Galactica als "Naturalistic Science Fiction"
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        Battlestar Galactica ist ein Quasi-Remake der von Glen A. Larson Ende der 70er Jahre entwickelten Serie gleichen Namens, das seinen Vorgänger allerdings an Umfang und Komplexität weit überschreitet und sich sogar so stark von diesem unterscheidet, dass Macher und Sender sich noch vor den Dreharbeiten auf eine Abwandlung des Remake-Begriffs einigten und von einem re-imagining sprachen. Ausgestrahlt wurde sie von 2003 bis 2009 auf der kleinen NBCUniversal-Kabeltocher Sci Fi Channel (seit 2009: SyFy) und war dessen bis dahin teuerstes Projekt, welches – eigentlich nach der Pilot-Miniserie schon gecancelt – nur durch Unterstützung des britischen Pay-TV-Kanals Sky 1 weiterproduziert werden konnte.
        Die Story konzentriert sich auf eine Raumschiffsflotte mit den letzten 50000 Überlebenden der menschlichen Zivilisation, welche sich in einer entfernten Galaxie auf der Flucht vor den Cylons befindet. Cylons sind kybernetische Organismen – von den Menschen einst selbst als Arbeitsmaschinen angefertigt – die sich gegen ihre Erschaffer gewendet haben. Vierzig Jahre vor Einsetzen der Handlung war bereits ein langer Krieg zwischen Cylons und Menschen durch ein Friedensabkommen beendet worden, was zu einem Rückzug der Cylons in einen anderen Bereich der Galaxie führte. Dort haben sie sich so weit entwickelt, dass sie dazu imstande sind, die menschliche Gestalt fast ununterscheidbar zu imitieren und somit „Schläfer" unter den Menschen einzusetzen. Dies ermöglicht ihnen in einer unerwarteten Rückkehr die Auslöschung der zwölf Kolonien von Kobol, Heimstätte der Menschheit, in einem koordinierten Nuklearschlag. Unter Commander William Adama, dem ranghöchsten Offizier und Kommandanten des letzten großen militärischen Kampfschiffs, der Battlestar Galactica, und der Präsidentin der Zivilregierung, Laura Roslin, macht sich die sonst nur aus kleineren zivilen Schiffen bestehende koloniale Flotte auf die Suche nach einem mythischen Planeten namens Erde, während sie konstanten Angriffen der weit überlegenen Streitkräfte der Cylons und der permanenten Gefahr durch „Schläfer" in den eigenen Reihen ausgesetzt ist.
        Diese auf den ersten Blick relativ gewöhnliche Science-Fiction-Handlung ist nun Ausgangspunkt, um den Zustand Amerikas nach dem 11. September mit Hilfe einer Science-Fiction-Allegorie regelrecht zu sezieren. Im Laufe der Serie werden nämlich politisch hochrelevante Themen, wie beispielsweise die Infiltration durch Terroristen oder die Rechtmäßigkeit von Folter aufgegriffen. Weiterhin adressieren einzelne Episoden eine Reihe von philosophischen und politischen Problemstellungen, die in aktuellen internationalen Debatten von zentraler Wichtigkeit sind. Dazu gehören unter anderem die Fragen nach der Legitimität einer Militärregierung, taktischen Erwägungen zum Völkermord, sexueller Gewalt an Kriegsgegnern, Wahlfälschung, Pressefreiheit oder gar philosophischen Erwägungen zur künstlichen Intelligenz, einschließlich der Kategorie des Menschseins an sich.
        Auf visueller Ebene mutet die Serie fast dokumentarisch an, da in den meisten Fällen mit einer Handkamera im Cinema-verité-Stil und pragmatischer Lichtsetzung gearbeitet wird. Auf genau austarierte establishing shots wird genauso verzichtet, wie auf saubere Kadrierung oder präzise Mise-en-Scène. Das Set Design ist funktional reduziert und die koloniale Technologie relativ realistisch. Es gibt beispielsweise keine Replikatoren oder Beamer, Kommunikation erfolgt analog und anstatt futuristischer Waffen wie Phaser werden gewöhnliche Waffen mit ballistischer Munition benutzt. Ein weiterer Unterschied ist die Abwesenheit von außerirdischem Leben und die Darstellung des Weltalls als weiten, leeren und lebensfeindlichen Ort mit düsteren und unwirtlichen Planeten. Produzent Ronald D. Moore nennt diesen Ansatz „Naturalistic Science Fiction", welche sich weiterhin dadurch auszeichnet, dass das Genre weg von Abenteuergeschichten und mehr in Richtung Drama bewegt wird. Somit fehlen auch eindimensionale Charakterisierungen von Protagonist_Innen oder einfache Gut-oder-Böse Schemata.

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        3. Die Multiperspektivische Darstellung von Terrorismus in Battlestar Galactica
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        Die zweite Staffel endet mit der Entdeckung eines bewohnbaren Planeten, welcher New Caprica getauft wird, und der Entscheidung der Zivilbevölkerung, sich dort niederzulassen, da sie die bisher erfolglose Suche nach der Erde aufgegeben haben. Die Galactica unter Adama und einem Großteil des militärischen Personals, welches im All verbleibt, muss allerdings fliehen, als die Cylons eintreffen und beginnen New Caprica zu besetzen, um dort eine Militärregierung zu errichten.
        Mit diesem Ereignis, welches klare Parallelen zur US-Besatzung in Afghanistan oder im Irak zulässt, ereignet sich eine interessante Umkehr der bisherigen allegorischen Rollenverteilung. Bis zu diesem Zeitpunkt lag der Fokus nämlich auf einer Schilderung des Lebens auf den kolonialen Raumschiffen, die der permanenten Gefahr durch Anschläge und Sabotage durch „Schläfer" der Cylonen ausgesetzt waren. Diese Paranoia, wer denn nun wirklich Mensch sei, wer loyal und wer nicht, zieht klare Parallelen zur damaligenAngst vor Al-Qaida Schläferzellen. Die Menschen nehmen in diesem Kontext also die Rolle der amerikanischen Bevölkerung ein, während die Cylon-Schläfer als ein Spiegel islamistischer Attentäter fungieren.
        Eng damit verknüpft ist die Taktik der Entmenschlichung des Feindes, der als absolutes Böses porträtiert wird, als radical other. Dieses othering, ein weitverbreiteter Mechanismus vor allem in Kriegszeiten, spielt in den ersten beiden Staffeln eine zentrale Rolle, wo die Cylons als gefühllose Maschinen, die nur ihrer Programmierung folgen, sozial konstruiert werden, und gegen die daher alle militärischen Mittel legitim sind. So wird schließlich, um wichtige Informationen über den Feind zu erhalten, auch das Mittel der Folter gerechtfertigt. Der Weg zur Folter beginnt letztlich mit dem 'Benennen' des kulturellen Anderen, mit der Entindividualisierung des Feindes und der damit zusammenhängenden Konstruktion eines gesichtslosen Kollektivs mit dem Ziel der Entmenschlichung. Doch auch wenn dieses Bild der Cylons als gefühllose Kampfmaschinen bald wieder gebrochen wird und sich eine moralische Ambiguität in den Handlungen beider Kriegsparteien kristallisiert, als sich herausstellt, dass Cylons sowohl über Emotionen und Schmerzempfinden als auch Selbstbewusstsein und individuelle Autonomie bezüglich ihrer Entscheidungen verfügen, bleibt die Sympathie der Zuschauer_Innen auf Seiten der Menschen.
        Wie bereits erwähnt, wird diese Rollenverteilung mit Beginn der dritten Staffel aber komplett umgekehrt, da sich nun plötzlich die Cylons als Besatzer in der allegorischen Rolle der US-amerikanischen Streitkräfte wiederfinden, während die Menschen das besetzte Land symbolisieren. Diese Entwicklung erscheint besonders interessant, denn plötzlich werden Figuren, mit denen sich der/die Zuschauer_In identifiziert hat, gefoltert, während bislang nur die scheinbar 'Bösen' die Qualen zu erleiden hatten. So gewinnt die Darstellung von Folter eine neue Dimension, da die Zuschauer_Innen nun mitfühlen und gleichsam Rachegelüste entwickeln sollen.
        Die menschlichen Protagonist_Innen, zu denen nach zwei Staffeln eine emotionale Einfühlung und Identifikation seitens der Zuschauer_Innen erfolgt ist, beginnen schnell, Widerstand zu leisten und Anschläge auf Einrichtungen der nun militärisch übermächtigen Cylons zu verüben. Durch diesen narrativen Trick werden die Identifikationsstrategien ausgenutzt, da man bei der Betrachtung gezwungen wird, die Perspektive von Terroristen einzunehmen. Der reale 'Feind', der irakische Selbstmordattentäter, wird mit den Mitteln einer lang laufenden Fernsehserie als Umkehr der medialen Entmenschlichung radikal 'vermenschlicht' und dessen Sichtweisen somit entradikalisiert, indem man sie mehr oder weniger plausibel begründet, wenn auch nicht rechtfertigt.
        Unter den menschlichen Bewohnern New Capricas entbricht eine Debatte darüber, wie man sich zu verhalten habe, die das moralische Dilemma verdeutlicht, mit dem gleichzeitig auch die Zuschauer_Innen konfrontiert werden. „What would you do if you were stuck on Cylon-occupied New Caprica? Would you work with the Cylons in the hope of peaceful coexistence or to protect your own life? Or would you resist?". Ein Teil wählt den Weg der Kooperation. Darunter der aktuelle Präsident New Capricas, Gaius Baltar, welcher kapituliert und somit das Bestehen einer menschlichen Marionettenregierung ermöglicht, die unter der Aufsicht der Cylons formal an der Macht bleibt, aber strenggenommen nichts zu sagen hat. Baltar veranschaulicht somit die Position des lokalen Verbündeten der Besatzungsmacht, der zwar versucht, die schlimmsten Maßnahmen gegen die Bevölkerung zu verhindern, aber trotzdem im Widerspruch zwischen den Anforderungen der Cylons und der feindselig gestimmten Menschen gefangen ist. So ist er beispielsweise einmal, nachdem er sich zuerst weigerte ein Todesurteil für mehrere Menschen zu unterschreiben, schließlich unter vorgehaltener Waffe gezwungen, dies doch zu tun.
        Einen ähnlich schweren Stand haben jene, welche sich dazu entscheiden, die Folgen der Besatzung abzumildern, indem sie sich als Polizeikräfte zur Verfügung stellen, damit Menschen nicht mehr den entwürdigenden Kontrollen durch Cylons ausgesetzt sind und mehr unter sich bleiben können. Oder einfach deshalb, um ihre Familie und Kinder zu schützen, beziehungsweise überhaupt überleben zu können. Sie werden genau wie Baltar und seine Regierung als Kollaborateure angesehen und verachtet.
        Doch bleibt die Frage, wie weit diese Verachtung reichen darf. Unter den Widerständigen bilden sich zwei Gruppen, die jeweils unterschiedliche Antworten darauf geben und damit eine der ältesten ethisch-philosophischen Debatten veranschaulichen. Der verbleibende ranghöchste Offizier Colonel Tigh, durch seine lange Haft und ständige Folter verbittert und hoffnungslos, vertritt eine klar konsequenzialistische Haltung, nach der der Zweck die Mittel heiligt. Nachdem er ein Scheitern des Widerstands befürchtet, entschließt er sich, Selbstmordattentäter einzusetzen, um eine Abschlusszeremonie der Polizei anzugreifen und gleichzeitig den dort anwesenden Gaius Baltar zu ermorden. Außerdem seien diese der einzige Weg um die Cylons so lange abzulenken bis die Galactica ein erfolgreiches Rettungsmanöver durchführen kann.
        Die ehemalige Präsidentin Laura Roslin oder auch Chief Galen Tyrol, der mit Tigh die Widerstandsbewegung anführt, vertreten im Gegensatz dazu eine deontologische Position, nach der gewisse moralische Standards auf jeden Fall eingehalten werden müssen, egal welche Konsequenzen dies nach sich zieht. Sie verurteilen daher die Selbstmordattentate, obwohl sie den Widerstand prinzipiell für richtig halten und ihn auch unterstützen.
        Ironischerweise geht Tighs Taktik auf und die Rettung durch die Galactica gelingt nur aufgrund der Attentate. Damit wollen die Autoren klarmachen, dass eine Widerstandsbewegung einer Logik folgt, die für sich selbst benommen unter gewissen Gesichtspunkten Sinn ergibt. Der Widerstand steht also vor einem prinzipiellen moralischen Problem, denn entweder können sie ihren Idealen folgen, aber den Krieg verlieren, oder versuchen den Krieg zu gewinnen und dabei zu etwas schlimmerem werden als der Freind den sie eigentlich bekämpfen. Doch auf der anderen Seite werden alle Taten, ob Anschläge, Exekutionen oder Selbstmordattentate aktiv diskutiert und theoretisiert, bzw aus einer tiefen Hoffnungslosigkeit geboren dargestellt, als taktische Entscheidungen, die auf stragetischen Überlegungen basieren. Das Verhalten der Aufständischen wird somit kontextualisiert und entdämonisiert, wodurch eine objektivere Betrachtung ermöglicht wird.
        Neben den verschiedenen Sichtweisen der besetzten Menschen wird aber zusätzlich auch die Position der Besatzer, also der Cylons, näher beleuchtet, mit denen man sich aufgrund eines double-move der Autoren schließlich auch zu identifizieren vermag. Denn diese repräsentieren eine technologisch und zahlenmäßig überlegene Kraft, die mit der US-Armee im Irak oder ähnlichen „westlichen“ Truppen vergleichbar ist. Das überwiegend amerikanische und europäische Publikum wird dadurch dazu angehalten, die eigene Armee mit den Augen des „Feindes“ zu sehen. Gerade in diesen Episoden auf New Caprica wird zum ersten Mal richtig deutlich, dass die Cylons keine einheitliche Masse von gleichgeschalteten Robotern sind, sondern auch dort höchst unterschiedliche Wertvorstellungen von autonomen Individuen aufeinander stoßen. In einem Streitgespräch über den Sinn und Zweck der Besetzung, welches sich in der ersten Episode der dritten Staffel zuträgt, kommen diese zum Ausdruck. Cylon Cavil möchte den Widerstand um jeden Preis brechen und im Notfall einen Großteil der Menschen töten lassen, damit dies gelingt. Moralische Bedenken äußert er keine. Caprica-Six plädiert hingegen dafür, das Töten zu beenden und eine friedliche Koexistenz anzustreben. Weiterhin scheint eine Parabel auf die „occupation for you own good“-Ideologie durch, da ein Teil der Cylons die Besatzung aus dem Grund rechtfertigt, dass sie den in ihren Augen unterentwickelten Menschen nur helfen wollen, eine bessere Gesellschaft aufzubauen.

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        4. Zusammenfassung
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        Battlestar Galactica ist ein gutes Beispiel für eine Serie im Sinne eines „kulturellen Forums", in dem vorherrschende Ideologien, gesellschaftliche Werte und Ängste und verschiedene politische Standpunkte dargestellt und diskutiert werden können. Dabei eröffnen sich durch das Genre der Science Fiction Möglichkeiten, die über strikt an der realen Welt angelehnte Formate hinausgehen. Denn Science Fiction erzeugt Verfremdung auf der Ebene der Handlung. In dieser Verfremdungsleistung, der Fähigkeit, Bekanntes in vollkommen neue Zusammenhänge zu setzen, steckt ein kritisches, sogar subversives Potential. Dies wurde im vorliegenden Fall am Beispiel der Identifizierung mit Aufständischen deutlich, die in den Medien üblicherweise lediglich als radical other gezeigt werden. Battlestar Galactica ist daher geeignet, Vorstellungen des Publikums über bestimmte Sachverhalte in ein neues Licht zu setzen und damit zu hinterfragen.

        Indem Themen von vielen verschiedenen Standpunkten aus diskutiert und problematisiert werden, kann ein besseres Verständnis politischer Zusammenhänge erreicht werden. Gerade am Beispiel der Episoden, die Terrorismus und Besatzung zum Thema hatten, wird deutlich, dass es auf allen drei Seiten, seien es Kollaborateure, Aufständische oder Besatzer, rational gut begründete Positionen gibt, mit denen man sympathisieren könnte, von denen aber keine völlig unproblematisch ist.
        Die Katastrophe der Vertreibung und des „totalen Krieges“ wird hier überwunden, nicht durch Befehl und Entscheidung, sondern durch Aushandlung darüber, welche Verfasstheit in der perennierenden Katastrophe denkbar sein könnte. Battlestar Galactica steht somit in einer Reihe mit anderen neueren Primetime-Serien, die die Krise des demokratischen Staates in fiktionalen Formen und sehr unterschiedlichen Genres und mit wechselndem Ergebnis durchzuarbeiten versuchen. Die Serie bleibt dabei stets einem kritischen Humanismus verpflichtet und führt vor, wie sich eine liberale Demokratie im Ausnahmezustand bewähren kann.

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        Literatur
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        * Nicholas J. Kiersey & Iver B. Neumann: Battlestar Galactica and International Relations. Abingdon/New York 2013.

        * Ekkehard Knörer: Battlestar Galactica. Zürich/Berlin 2013

        * Tiffany Potter & C. W. Marshall: Cylons in America. Critical Studies in Battlestar Galactica. New York/London 2008.

        * Jason T. Eberl: Battlestar Galactica and Philosophy. Oxford 2008.

        * Ronald D. Moore: Battlestar Galactica. Series Bible. 2003.

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        • hi, mal eine frage: wie ist denn deine definition von "geheimtipp"? denn ich sehe hier ja schon ziemlich bekannte großproduktionen dabei.

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          • 9

            für mich neben "let the right one in" und "thirst" einer der drei großen filme die die vampirthematik ins neue jahrtausend gerettet haben. in einer zutiefst melancholischen grundstimmung bebildert "only lovers left alive" den verdruß und ekel an der modernen gesellschaft und der inneren leere nach der erkenntnis, dass im leben nichts mehr übrig bleibt das noch großartig interesse zu wecken vermag.
            es bleibt die flucht in endloses schlafen, todessehnsucht und psychedelische klangwelten, die von einer wunderbaren kameraarbeit getragen und unterstützt werden. in dieser hinsicht ist only lovers left alive nämlich auch ein update des 68er drogenfilms, quasi ohne drogen [ok, mit blut], aber mit deftig psychedelischer atmosphäre. und somit auch ein musikfilm, ein film über gitarren und die suche nach dem perfekten sound (und liefert nebenbei einen der besten soundtracks der letzten zeit).
            ein sehr langsamer und schwermütiger film, der gerne mit einem glas wein genossen wird. insgesamt einfach großartig!

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            • 7

              Dieser Kurzfilm aus dem Hause Ghibli sollte nur als Ergänzung zu "Nausicaä" gesehen werden und macht für sich alleine stehend nicht allzuviel Sinn. Als Nachspeise zu jenem ist er allerdings sehenswert, wenn nicht sogar Pflichtprogramm für Ghibli- bzw Kaijū-Fans, da er die Vorgeschichte der 7 Tage des Feuers, also der Apocalypse visualisiert, welche in "Nausicaä" als Stunde Null, der Geburt der neuen Welt gelten, aber dort nur nebenbei angedeutet wurden.
              Optisch ist er durchaus ansprechend und für Ghibli-Verhältnisse im ungewöhnlichen Realfilm/CGI-Mix umgesetzt. Der angenehm nachdenklich/philosophischen Monolog, welcher die Bilder begleitet, ist bisher leider noch nicht untertitelt verfügbar, daher hefte ich die Übersetzung hier untendran. Weiterhin kann man ihn momentan noch bei VIMEO anschauen, also viel Spaß:

              http://vimeo.com/64987176

              Übersetzung des Monologs ***SPOILER (duh!)***

              0,0:00:22.00: "THE GIANT GOD WARRIOR APPEARS IN TOKYO"
              0,0:00:38.46: It was yesterday evening,
              0,0:00:41.99: My brother appeared without warning...
              0,0:00:44.00: ...in my apartment where I live alone.
              0,0:00:47.10: He had never entered my bedroom, not even in our parent's house.
              0,0:00:51.30: Thus seeing him in the same place where there were my bed or clothes,
              0,0:00:54.20: ...was a scene...
              0,0:00:56.00: ...quite estrange.
              0,0:00:57.70: Then my brother said:
              0,0:00:59.20: [These days I feel that everything is going to disappear. I feel it...]
              0,0:01:01.85: What's the matter with you? Are you drunk?
              0,0:01:04.50: [A great disaster is coming.]
              0,0:01:06.70: What are you saying?
              0,0:01:08.80: Wasn't that a fake rumour on the internet?
              0,0:01:11.20: How could I believe that?
              0,0:01:13.70: I'm not such a fool.
              0,0:01:16.80: [I'm sorry to say it all of a sudden... ]
              0,0:01:18.80: [But it's true.This city will be destroyed tomorrow.]
              0,0:01:27.98: [There's already a warning, soit won't be a surprise attack.]
              0,0:01:31.07: We were alone face to face...
              0,0:01:35.60: I thought he couldn't be saying that to me,
              0,0:01:38.20: and I started to feel afraid.
              0,0:01:40.59: Who are you?
              0,0:01:43.00: [I'm the warning.]
              0,0:01:46.00: I'm afraid.
              0,0:01:47.80: Weird things are happening.
              0,0:01:50.30: But I should have remembered it.
              0,0:01:53.26: Weird things happen, things that make no sense.
              Dialogue: 0,0:01:57.45: My brother said:
              0,0:01:59.23: [Although I was spending a quiet day...]
              0,0:02:01.59: [...now you must consider this warning.]
              0,0:02:03.35: Wait...
              0,0:02:05.00: I feel chills down my spine.
              0,0:02:07.81: This boy isn't normal,
              0,0:02:09.62: ...is very estrange,
              0,0:02:11.98: When my legs started to shake...
              0,0:02:15.20: ...my brother smiled.
              0,0:02:21.30: [I'll leave it in your hands little sister.]
              0,0:02:23.57: [Seems to be said with malice, but it's quite the opposite.]
              0,0:02:26.60: Then he softly faded away.
              0,0:02:29.20: ...and disappeared.
              0,0:02:56.50: Last night I should have properly warn everybody.
              0,0:03:01.69: I should have screamed louder,
              0,0:03:05.61: ...that the city where we live disappears,
              0,0:03:08.00: ...that our day by day is over,
              0,0:03:11.00: How could I warn them?
              0,0:03:14.60: In the end that warning didn't came.
              0,0:03:17.94: It wasn't transmitted.
              0,0:03:24.10: And the tragedy, raises...
              0,0:03:26.60: ...now before our eyes.
              0,0:03:33.68: [Run away from the city before tomorrow arrives.]
              0,0:03:38.41: It isn't a creator god.
              0,0:03:41.24: Even though we transmit it our prayers and wishes,
              0,0:03:43.46: It isn't a god who will hear us.
              0,0:03:49.00: A great tragedy...
              0,0:03:50.80: ...came down from heaven with a human-like shape.
              0,0:03:54.40: Everybody understood it that way.
              0,0:03:57.30: It's a god to fear.
              0,0:04:00.67: So the humans...
              0,0:04:02.50: ...with great pain, put together their palms...
              0,0:04:04.20: ...towards the one that was going to take away their lives.
              0,0:04:07.80: They knelt down, they begged, they prayed...
              0,0:06:32.06: The world has a finite life.
              0,0:06:36.20: Though, thanks to our care...
              0,0:06:39.30: ...the world has been prolonging that lifee.
              0,0:06:43.20: So these beings were called to finish it by force.
              0,0:06:49.35: In that moment we knew the end was inevitable.
              0,0:06:57.00: Nevertheless, we only wanted to keep on living.
              0,0:07:05.87: We didn't wish the end of the world.
              0,0:07:20.94: [The first day, life on the surface disappeared.]
              0,0:07:23.40: It's said that god made the world in 7 days.
              0,0:07:27.22: [The second day every trace of life disappeared.]
              0,0:07:30.00: We have also\Ncreated many things
              0,0:07:32.60: [The third day, the sun and the moon felt, disappearing days and nights.]
              0,0:07:39.20: [The fourth day, earth sank and everything became flooded.]
              0,0:07:42.18: [The fifth day, water and heaven disappeared.]
              0,0:07:44.80: I see how so many things are destroyed in an instant.
              0,0:07:50.20: But destruction should only last that dark instant.
              0,0:07:56.10: [The sixth day light went off...] If it takes fire 7 days to consume the world...
              0,0:07:59.70: [...and everything became darkness] ...then there is a chance to escape.
              0,0:08:03.08: Run away, keep on living.
              0,0:08:05.70: You must build a new world.
              0,0:08:08.30: [The seventh day destruction ended. And tranquillity cried in silence]
              0,0:08:13.40: I don't know what was the point of the world,
              0,0:08:16.60: ...and I don't care the gods thoughts.
              0,0:08:21.05: In this ending world
              0,0:08:22.43: ...and hoping that there still exists something besides me...
              0,0:08:25.92: ...I breath, and wait while I run away.
              0,0:08:29.79: [This is the beginning of the seven days of fire.]
              0,0:08:32.17: the great fire comes close...
              0,0:08:34.37: ...before the arrival of the new world.

              8
              • 7 .5

                der "etwas andere" dokumentarfilm über roberto rossellini, den einflussreichsten regisseur des italienischen neorealismus. inszeniert in guy maddins typischem und einzigartigem experimentellem s/w-stil und geschrieben/erzählt von robertos tocher isabella rosselini, ist dieser kurzfilm ein emotionaler nachruf und eine liebeserklärung auf ihren vater. gleichzeitig eine reflektion über den realistischen filmstil und seine nachwirkungen.
                höhepunkt für mich ist die fiktive diskussion zwischen r. rosselini, dargestellt durch einen dicken wabernden bauch und seinen "ideologischen widersachern" hitchcock, selznick, chaplin und fellini, alle wundervoll verkörpert/imitiert von isabella, in welcher sie über vor- und nachteile des realismus im gegensatz zum formalismus sprechen, über moralische vs unterhaltende filme, etc.
                emotional mitreissend danach das fiktive gespräch zwischen mutter und tochter, ingrid bergmann (wiederrum gespielt von isabella) und isabella selbst; und schließlich das melancholische finale, das einen nachdenklich und mit einer träne im knopfloch zurücklässt. ist das "moralische", das "aufrichtige", das "linke" kino wirklich tot? sollten robertos errungenschaften umsonst gewesen und bald vergessen sein?

                fazit: ein muss für menschen mit interesse an filmgeschichte, neorealismus, italienischem kino oder natürlich guy maddin

                ------

                legal auf youtube anschaubar: www.youtube.com/watch?v=7hMdNihop3c

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                • 7
                  über Nails

                  experimenteller arthouse/kunst-horrorfilm von andrey iskanov (philosophy of a knife), mit dem er erstmals im "westen" bekannt wurde:
                  ein berufskiller erträgt seine stechenden kopfschmerzen nicht mehr und schlägt sich immer mehr nägel in den kopf, was zwar temporäre linderung bringt, jedoch mit starken sinnestäuschungen einhergeht. ein immer heftigerer strudel von schmerz und halluzinationen ist die folge...

                  "nails" ist mit sehr geringem budget gedreht, was man ihm auch ansieht, vor allem bei den spezialeffekten. die psychedelischen bildwelten wurden aber für die verhältnisse sehr gut umgesetzt und mit experimentellen klängen unterlegt. wirkt alles schon recht verstörend und auch glaubwürdig und wird gegen ende, also mit steigendem wahnsinn des protagonisten, immer konfuser; wie die filmversion eines LSD-trips.
                  trotz teilweise expliziter szenen mit blut und gehirn nichts für reine gorehounds, sondern eher für experimentierfreudige grenzgänger_innen mit faible für eigenwilliges lowbudget/underground-kino. iskanov ist ein regisseur mit einer klaren künstlerischen vision und origineller ästhetik, was ihm bei mir noch einen pluspunkt einbringt. freue mich schon auf die folge-filme!

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                  • 6 .5

                    "wo gestern noch vegetarier waren, stillt heute fleischgeiler glibber seinen blutdurst an menschlicher beute"

                    diese geniale tag-line aus dem deutschen trailer hat mich tief im innersten gepackt und in eine unruhe versetzt, die nur durch das einverleiben des film wieder trockengelegt werden konnte. und wie es sich gelohnt hat! dramaturgisch zwar nur auf solidem niveau ohne größere höhepunkte, wird allerdings auf der klaviatur des ekels beständig und virtuos das lied des schleimigen würgereizes geklimpert bis man für mindestens 3 tage keine schnecken mehr küssen kann. lohnenswerter tier-horror-trash, der niemals gruselt aber die glibberigen widerwärtigkeiten bis ins extrem ausreizt und somit in jede gut sortierte [...] gehört.
                    und vor allem: zwanzig bis 30 meter feinstes garn umwickeln die [...], "nein" rief ich, "das ist nicht nötig!" [...] limax cinereoniger §

                    p.s: [...]

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                    • 8

                      im vergleich zu seinem vorgänger, dem ziemlich straight erzählten "hedgehog in the fog", ist yuriy norshteyn bis dato letzter film "tale of tales" ein weitaus herausforderndes werk geworden. der assoziative erzählstil verwebt ohne chronologische kohärenz erinnerungsfetzen des regisseurs (kindheit in einem russischen dorf, auswirkungen des krieges, etc) zu einem schillernden gedankenmosaik, das berührt und zum nachdenken anregt. als zuschauer_In muss man vollste aufmerksamkeit mitbringen um den überblick zu behalten und die symbolüberfrachteten bilder entschlüsseln zu können; beileibe nichts für eben mal zwischendurch und schon gar nichts für kinder, trotz der teilweise "niedlichen" animationen (siehe z.b. das cover). diese sind dann aber auch wirklich beeindruckend und ihn norshteyns einzigartigem visuellen stil gehalten, einer art "cut and paste"-stopmotion, unterlegt mit wunderschönem nordischen tango. auf jeden fall eine empfehlung für freund_innen des experimentelleren films, des russischen kinos oder der stop-motion-technik.

                      bleibt nur noch zu hoffen dass norshteyns langerwarteter erster langfilm "the overcoat", der sich seit sage und schreibe 30 jahren in der produktion befindet, noch das licht der welt erblickt bevor das lebenslicht des regisseurs (* 1941) erlischt.

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                      • ich kann dir noch werner nekes "johnny flash" und schlingensiefs "mutters maske" empfehlen, da hat helge auch größere rollen und die haben mir beide auch sehr zugesagt.

                        • hei,
                          erstmal danke für deine tolle liste die mir schon seit geraumer zeit immer wieder als inspirationsquelle dient, wenn ich mal lust auf kurzfilme habe. besonders schön, dass auch gleich immer der passende link dabei steht :-)
                          hab hier noch 2 tipps für dich, die ich besonders beeindruckend fand. vielleicht gefallen sie dir ja auch.
                          lg, m

                          Elukka (2005)
                          www.moviepilot.de/movies/das-tier--2
                          vimeo.com/3266114

                          The External World (2010)
                          www.moviepilot.de/movies/the-external-world
                          www.youtube.com/watch?v=OxPyN6IK1tM

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                              entgegen der populären meinung finde ich dass diese zweite verfilmung des chandler-romans "farewell, my lovely" locker mit dmytryks "murder, my sweet" (1944) mithalten kann und würde es als gelungene wiederauflebung des klassischen film-noir-stils bezeichnen. wo andere filme dieser zeit, die man gemeinhin als post- oder neo-noirs klassifizert, mit den klassischen elementen spielen, sie persiflieren, ironisch brechen oder abändern, hat man es in dieser version mit einem fast schon archetypischen vertreter par excellence zu tun, der alles enthält was das nostalgiker_innen-herz höherschlagen lässt: der film als rückblende, die mit zynisch-coolen offkommentaren unterlegt ist, einen heruntergekommene alkoholiker-detektiv (sehr gut getroffen: robert mitchum als marlowe), der sich mühsam durch schmierige-düstere settings arbeitet, eine junge und extrem gutaussehende charlotte rampling als femme fatale und eine übertrieben kompliziert-verworrene geschichte mit den obligatorischen wendungen, die man niemals beim ersten anschauen versteht. über allem liegt ein ziemlich cooler jazzsoundtrack, dessen titelmelodie knallhart im ohr hängenbleibt (youtube-link siehe unten). also wenn man das hört und nicht sofort rauchend unter einer neonreklame whiskey trinken will, dann weiß ich auch nicht weiter ;-)

                              www.youtube.com/watch?v=VKmq9BivBL4

                              FAZIT: ein passender film für jene stunden in denen man gern nochmal einen "typischen film-noir" anschauen möchte, der alles vereint was der "volksmund" sich unter diesem genre vorstellt und einen mit seiner düster-melancholischer atmosphäre in den bann zieht.

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                              • 6

                                überraschend annehmbarer exploitation-cop-thriller aus der b-film-ecke. joe don baker gibt eine erinnerungswürdige performance als räudiger drogenfahnder, der ständig nach dem nächsten schluck whiskey dürstet und überdurchschnittlich viel screentime für die nahrungsaufnahme verwendet. manieren oder übermäßige intelligenz sind unserem schmierigen, oft etwas doof aus der wäsche schauenden antihelden fremd, er ist ein mann der tat, der das gesetz gern in die eigenen hände nimmt und dabei, das versteht sich von selbst, die dienstvorschriften nicht allzu genau nimmt.
                                es geht dabei erfreulicherweise ziemlich hart und brutal zur sache und mitchell schafft es doch tatsächlich so bis zum ende des films vom zuschauer ungeliebt zu bleiben, obwohl er in einer genialen szene, wo er ein extrem nerviges kind fertig macht, doch ein paar pluspunkte bei mir sammeln konnte :-D siehe hier, um einen guten ersten eindruck vom film zu bekommen: http://www.youtube.com/watch?v=HSWgkcGvSig

                                in weiteren rollen sieht man die bekannten gesichter von john saxon, martin balsam und linda evans, die allesamt solide spielen und durch ihre "prominenz" das abrutschen in die c-kategorie verhindern.

                                herauszuheben ist außerdem noch der geniale funk-soul-country soundtrack, der einige hits abliefert und direkt ins ohr geht. daher hier zum abschluss noch der titelsong:

                                http://www.youtube.com/watch?v=bBuRvsLK1Pc

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                                • 5 .5

                                  dieses höchst merkwürdige kleine filmchen aus spanien hat mich vollkommen unerwartet getroffen, da ich einerseits fasziniert war, es aber anderseits vollkommen dämlich fand. es fängt damit an dass sich die macher wohl im unklaren darüber waren was für einen film sie überhaupt gerade drehen, da er ständig hin und her springt, von szene zu szenen die zuerst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. gerade in der erste hälfte fragte ich mich: ist es nun eine sci-fi-familienkomödie im sinne von E.T. oder ALF über einen kleinen jungen der sich mit einem süßen außerirdischen mit magischen kräften anfreundet, diesen aber verstecken muss? oder ist es ein backwood-teenie-slasher über eine junge popband und ihre freunde, die zur inspiration für ihr neues album einen ausflug ins nirgendwo macht und dort mit eifersüchteleien und konflikten konfrontiert bis eine von ihnen in den tod getrieben wird? oder ist es gar ein survival-monster-horrorfilm über zwei jäger die sich in den tiefen des waldes gegenüber einer schrecklichen kreatur behaupten müssen?
                                  all diese fäden laufen zwar, permanente plotlöcher grabend, irgendwann auf wundersame weise zusammen, doch passt das hinten und vorne nicht. man schaue sich einfach mal das hier abgebildete cover an und vergleiche es mit dem screenshot rechts daneben, um einen eindruck von diesem dilemma zu bekommen (englische verleihtitel schwanken von "RETURN OF E.T." bis "THE POD PEOPLE").
                                  doch ich muss zugeben: irgendwie hat gerade das auch die faszination ausgemacht und mich bis zum ende mit der frage beschäftig wie sich alles wohl auflösen wird, selbst wenn die zahlreichen strunzdummen dialoge und ungereimtheiten einem den weg dorthin gehörig schwer machen.
                                  ich kann mir auch gut ein paar leute aus meiner freundesliste vorstellen die hier ihren spaß hätten, vor allem die kommentierte version von mystery science theater, die ich hier am ende verlinken werde, ist äußerst gelungen, da sich joel, crow und servo mit ihren sprüchen am laufenden band selbst übertreffen, gnadenlos die schwachstellen offenlegen und ausbeuten und auch mit popkulturellen zitaten und anspielungen nicht geizen. der kommentar ist wirklich ein kleines meisterwerk für sich und entlockte mir viele lacher und 90 spaßdurchtränkte minuten.

                                  wertung für den film: 5/10
                                  wertung für die kommentierte fassung: 8/10

                                  http://www.youtube.com/watch?v=AphlL6esfZU

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                                  • 4

                                    die mexikanische (!) produktion "the aztec mummy against the humanoid robot", ein horror-sci-fi genre-mix, liest sich im erstem moment spannender, als sie im endeffekt dann ist, denn statt eines total verrückten trash-fests bekommt man eher gepflegte langeweile serviert. leider versuchen sich die produzenten gar nicht erst in einer eigenen note, sondern orientieren sich in design und story größtenteils an den universal-vorbildern der 30er jahre, namentlich "the mummy" und "frankenstein", nur eben auf viel billigerem niveau.
                                    das könnte zwar so alles trotzdem funktionieren, doch leider ist die geschichte unglaublich träge erzählt und zieht sich an manchen stellen so kaugummimäßig, dass offensichtlich wird, mit wieviel ach und krach das dünne drehbuch auf spielfilmlänge von sage und schreibe 65 minuten gestreckt wurde. richtig ärgerlich wird die einfallslosigkeit der autoren, wenn in der ersten hälfte des films einfach szenen aus den beiden vorgängern für flashbacks recycled werden. zwar ist es für personen wie mich, die die anderen filme nicht gesehen haben, nicht allzu tragisch, da so etwas mehr hintergrundwissen erzeugt wird, doch wirken die flashbacks innerhalb der dramaturgie völlig deplaziert und viel zu lang und erwecken den eindruck, dass hier jemand kosten sparen und das "franchise", falls man es denn so nennen kann, noch weiter melken wollte.
                                    als historische trivia sind noch zu erwähnen, dass die azteken weder hieroglyphen verwendeten (das waren die maya), noch ihre toten mumifizierten (das waren die inka), sondern ein vor-schriftliches piktogramm-system nutzten und einfache begräbnisse oder einäscherungen durchführten.

                                    FAZIT: ich tue mich schwer den film irgendjemand empfehlen zu wollen, für ein trashfest zu lahm und für einen ernsthaften horrorfilm zu billig. lediglich in der kommentierten version von "mystery science theatre 3k", kann man hier eine amüsante zeit haben. diese gibt es hier:
                                    http://www.youtube.com/watch?v=ERXD-SHbwyU

                                    die originalfassung ist public domain und findet sich bei archive.org:
                                    https://archive.org/details/TheRobotVs.TheAztecMummylaMomiaAztecaControElRobotHumano1958-

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                                        "'Searching For Sugarman' is perhaps one of the most heartwarming music-documentaries i have seen for years.
                                        With a nearly perfect story-arc that derives from an insanely tight written script, it will make you stare at the screen in wondrous joy as the mystery 'Rodriguez' gets liftet step by step, and put a contented smile on your face, that will stay there for hours still after leaving the cinema. A pure delight and a must-see for all music aficionados young and old!"

                                        (World-renowned film-critic "Mimuschka" on Letterman 16.10.2013)

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                                        • sehr cool diese ganzen schönen filme mal zusammen in einer liste zu sehen. hatte damals in den glorreichen omdb-zeiten gefühlt 20% davon angelegt um die große osteuropalücke in der datenbank zu schließen ;-)
                                          aber wie man sieht fehlen ja leider immer noch viel zu viele :-(

                                          • das buch ist so großartig geschrieben, gehört mit zu meinen liebsten filmbüchern. schön dass es nun hier auch die liste dazu gibt. nach der anlegung von "1001 movies" war mir das persönlich dann nämlich zu aufwendig ;-)

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                                              bevor er selbst in den regiestuhl stieg, hatte sich jerzy skolimowski bereits als drehbuchschreiber für roman polanksi und andrzej wajda einen namen gemacht. sein folgendes halbbiographisches debut, wo er neben regie und buch gleich auch noch die hauptrolle übernahm, ließ ihn schließlich zu einem bedeutensten vertreter der "polish film school" werden, die stark vom neorealismus beeinflusst war und sich als eine der ersten filmbewegungen osteuropas gegen die herrschende repressive norm des sozialistischen realismus wandte.
                                              "rysopis" erzählt die letzten stunden des jungen andrzej vor seiner einberufung zum militär, dem er sich zuvor einige jahre entziehen konnte indem er vorgab fischkunde zu studieren. in diesem "nicht-ort", einem zeitlichen niemandsland zwischen zwei leben, die beide gleichermaßen sinnlos erscheinen, wandert er ziellos umher, vielleicht auf der suche nach etwas, vielleicht um die stunden totzuschlagen. zahlreiche geheimnisvolle begegnungen ereignen sich, bleiben unerklärt. alles scheint absurd und fast surreal, wenn beispielsweise alle weiblichen rollen von der gleichen schauspielerin verkörpert werden, wir aber niemals erfahren warum.
                                              dabei fast durchweg: die kamera ganz nah dran, in unglaublich langen, nicht endenwollenden plansequenzen federleicht durch den raum schwebend, "bis wir dann merken, dass das leben selbst hier als undurchdringliches, vielleicht gar bedeutungsloses geheimnis angesehen wird." besondere kennzeichen: keine. ein menschliches nichts, aufgelöst in der sinnlosigkeit des daseins: andrzej, ein slacker lange bevor es slackerfilme gab.
                                              stilistisch zeichnet sich skolimowsis werk aus durch eine "verwerfung des allzu simplen realismus und vorliebe für offene erzählstrukturen und flüssige komposition, dessen verblüffender, durchweg dynamischer visueller stil ihn direkt der internationalen modernistischen schule zuordneten."
                                              "der film bestätigte von neuem deutlich das vorhandensein einer neuen generation im osten, die sich von der starren ideologie frei gemacht hatte, aber den preis der desorientieung und der persönlichen entfremdung zu zahlen hatte." und genau darin bleibt sein thema bis heute aktuell, einer neuen phase des nihilismus und der zerstörung aller überlieferten werte durch die immer allumfassender werdene durchdringung aller lebensbereiche durch die kapitalistische warenlogik.

                                              [alle zitate aus: amos vogel - film als subversive kunst]

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                                                doch glücklicherweise gelingen reitman und seiner autorin diablo cody (juno) die schwierige gratwanderung zwischen bloßstellung und empathie, so dass charlize theron im grunde genommen sympathieträgerin bleibt. lobend hervorheben möchte ich auch die stellenweise genial subtile inszenierung von kleinsten zwischentönen der menschlichen kommunikation und körpersprache. der sinn vieler szenen erschließt sich erst aus der dekodierung von flüchtigen blicken, kurzen gesten oder dem auslesen von gesichtsausdrücken, was auf zuschauerseite eine gewisse kenntnis sozialer mechanismen und auch ein mindestmaß an "emotionaler intelligenz" voraussetzt. ansonsten könnte man hier wohlmöglich nur eine gewöhnliche "komödie" sehen (siehe einige der anderen rezensionen).
                                                ich kann dieser vorzüglichen charakterstudie allerdings eine klare empfehlung aussprechen (vor allem in richtung von todd solondz-fans).

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                                                  exzeptionell guter und düsterer western aus der "klassischen periode", der mit einem recht fatalistischen grundton aufwartet. die nüchterne schwarz-weiß photographie erzeugt bewusst eine realistischere atmosphäre als man es von anderen filmen dieses genres zu dieser zeit gewohnt war und hilft dabei, den mythos des westernhelden gnadenlos zu dekonstruieren. hier gibt es keinen sonnenuntergang, keine rettung in die liebe, keine hoffnung und wenig soziale wärme. am ende möchte man vor verzweiflung den kopf in den fernseher schlagen.
                                                  mit diesem film brach die zeit der adult-western/psychological-western an und ein jahr später folgte dann "high noon". wobei ich die beiden durchaus auf eine stufe stellen würde. genre-fans können also bedenkenlos zugreifen!

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                                                  • 1