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Alle Kommentare von angucker
Die vermutlich kürzeste und beste Serie deutscher Produktion seit "Raumschiff Orion" und Fassbinders "Berlin Alexanderplatz" / "Welt am Draht". Großes Kino. Ein Vermächtnis. Kein deutscher Schauspielstar durfte einfach so sein Ding durchziehen. Komplexe Handlung. Unendlich viel Lokalkolorit. Grandiose Bilder. Sex unter dem Fallschirm. Mafia Paten, die diesen Namen verdienen. Das bürgerliche Haus im Grunewald, wo die Kinder der Gangster am Sonntag die Resultate ihrer Klavierstunden vorführen müssen.
Darf ich als Erster? Schön genug, um zu wirken. Seriös genug für praktisch jede Rolle. Mittlerweile auch Falten an den richtigen Stellen.
Und sie hat es: Taucht auf und strahlt. Am deutlichsten für mich in Dominik Grafs Kurzserie "Im Angesicht des Verbrechens".
Wie kann man nur diese Blondine mit dem leeren Gesicht besetzen? Dieser Film war für die Karriere der langweiligsten aller deutschen Filmblondinen wichtiger als der Film für den Rest der Welt. Das manische Genuschel von Götz George geht mir auch immer wieder auf den Zeiger. Aber ansonsten: Gutes Handwerk, feine Dialoge, schöner Schnitt, tolle Kamera und die offen angelegte Form des Films erinnert fast an Robert Altmann und seine scheinbar belanglosen Anekdoten im Film. Hannelore Hoger, Joachim Krol - tolle Schauspieler machen da ihren Job.
Leider haben wir da aber auch die Ferres und immer wieder kommen die Manierismen einer ziemlich selbstreferentiellen Filmproduktion durch. Wenn etwa die blitzeblauen Augen von George immer wieder und völlig unpassend mit dunkelblauem Licht ausgeleuchtet werden - wie platt ist das denn? Das haben die Ufa-Produzenten mit Hans Albers schon vor 50 Jahren besser hinbekommen.
In schlichtem Schwarz-Weiß folgt der Film dem beruflichen und privaten Alltag einer Sexdienstleisterin, die tantrische Massagen mit diversen "Erweiterungsoptionen" anbietet. Sozioökonomisch ist die recht wortgewandte und computeraffine Protagonistin dabei der selbständigen und selbst organisierten Berufsausübung zuzuordnen. Daher gibt es in ihrer Arbeitswelt auch weder Zuhälter, noch Menschenhandel, Ausbeutung, Abhängigkeit von Club-Betreibern, Verpächtern oder andere Erscheinungsformen von Zwang und Abhängigkeit anderer Kolleginnen und Kollegen.
Geschickt vermeidet der Film durch sehr langsames Erzähltempo und lange Einstellungen auch zu so berufsnahen Tätigkeiten wie Handtücherwaschen oder Duscheputzen jeden Voyeurismus. Die politischen Aktivitäten von Lena Morgenroth werden eher beiläufig erwähnt, ohne dass dies näher vertieft würde. Durch die unaufgeregte, manchmal etwas belanglose Art der Protagonistin bekommt der Zuschauer einen ebensolchen Einblick in deren Alltag. Mehr aber auch nicht. Ich fragte mich im Film und auch bei der anschließenden Diskussion mit Frau Morgenroth manchmal, ob dies so eine Art Imagewerbung für einen verfemten Beruf ist. Ist es und dies ist wegen der fehlenden Vielfalt und der vollständig fehlenden sozialen und politischen Einordnung des Tuns von Lena zugleich die Schwäche des Films. Die vielfältigen Probleme und gesellschaftlichen K(r)ämpfe dieses Berufs bleiben unbehandelt. Und das ließ mich etwas unzufrieden und ratlos aus dem Kino gehen.
P.S.: Der Soundtrack zu diesem Film besteht aus einem (!) Song, der durch eine Frau mit wild geschüttelter Blondmähne im Abspann einmal komplett und zwischendurch immer wieder gesungen wird. Das war wegen der Wiederholung und dem bemüht englischen Text ziemlich schwer erträglich.
Ein Upper-Class-Kid mit Abschluss einer britischen Eliteuni in Altphilologie, das Vampire, Superhelden und Shakespeare am Theater spielt? Und sich für den legitimen Bond-Nachfolger von Daniel Craig hält?
Meine erste filmische Begegnung mit Tom Hiddleston war in der BBC Autoshow Top Gear, wo er auch mal den Promiwagen fahren durfte. Ehrlich mal: Als Bond eine Fehlbesetzung, aber was für eine STIMME. Der Mann kann alles sprechen und es hört sich gut an. Alle wichtigen männlichen Kollegen stimmlich imitieren ohnehin. Bekomme ich Tom Hiddleston auch mal in einem halbwegs ernst zu nehmenden Film zu sehen?
Die Schauspielerin für den spektakulären Kurzauftritt in der Großproduktion. Mit dem süßen britischen Akzent und der lebhaften Mimik. Kann in 10 Sekunden jeden Mann um den kleinen Finger wickeln (zu beobachten in der Craig Ferguson Talkshow bei yt) und zeigt dabei eine große Bühnenpersönlichkeit und ist mit ihren dunklen Augenbrauen Garantin für feinstes Kino.
Effektvoll, aber leider doch an vielen Stellen sehr klischeehaft und konventionell inszeniertes Sportdrama, das vor allem durch das erdrückend wuchtige Schauspiel von Hilary Swank gewinnt. Besonders konventionell fand ich Clintwood selbst als Schauspieler. Immer das verkniffene Gesicht und seine zwei Gesichtsausdrücke. Zuletzt für meinen Geschmack zu tränenlastig. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es eine gute Idee war, ein zweites großes Thema einzuführen. Runder wird der Film dadurch für mich nicht. Dennoch: Großes Kino und sehenswert.
Eine sehenswerte Doku bei Netflix über das schizoide Alphatier, dem alle glauben, weil der Mensch ein sooo großes Bedürfnis nach scheinbar positiven Leitbildern, nach Helden hat. Als Armstrong im Abonnement siegte (auch über den ebenfalls gedopten Jan Ulrich) war mein Glaube an die saubere Leistung solcher Sportler, die wieder alle Vernunft Bestzeiten an großen Steigungsetappen der Tour de France um Lichtjahre unterboten, gering. Wer wie ich noch die offensichtlichen Dopingorgien der 80er und 90er Jahre in der Leichtathletik erlebt hat. Wo Katrin Krabbe mit Pickeln wie Streuselkuchen (Nebenwirkung von Clenbuterol und anderen Steroiden) und Oberschenkeln wie Baumstämmen lief und Jackie Joyner Kersee Muskeln wie Drahtseile mit einem Körperfettanteil von weniger als 15 Prozent kultivierte, glaubt nicht mehr an den Trainingseifer oder Talent solcher Sportler.
Das Bemerkenswerte an Armstrong (und da ist der etwas mäandrierende Film ganz klar) war nicht sein Betrug, sondern die brutale Aggressivität, mit der er seine eigenen Manipulationen deckte, mutmaßliche Zeugen und ehemalige Freunde bedrohte, einschüchterte, manipulierte und zuletzt sogar dank seiner großen kritiklosen Gefolgschaft auch in der Politik (Bush, Clinton, Obama, der halbe Kongress lag ihm zu Füßen) in der Lage war, eine praktisch zu Ende ermittelte FBI Untersuchung allein durch politischen Einfluss zu stoppen. Die erst nach etwa 10 Jahren von Betrug und Leugnen aufgedeckten Manipulationen zeigen Armstrong als den Prototyp des modernen Verbrechers: Er war nicht Dopingopfer, Dopinguser, sondern organisierte wie ein Mafiapate ein System von Sportbetrug. Einschließlich Supply-Chain (der Arzt und Drogenhändler), Boten, Verteilern und Laufburschen. Einschließlich Imagepflege durch eine ständig präsente Stiftung und direkter Bedrohung und Einschüchterung seiner Gegner. Verbrechen ohne Opfer. Denn Sponsoren und Sportveranstalter spielten mit und wollten es nicht so genau wissen; für sie zählte allein die zu jener Zeit enorme Massenwirkung des damaligen Radsport-Idols. Und so wird der Film zu einem Lehrstück über die modernen Verbrecher, die zum eigenen Nutzen manipulieren und dafür sogar noch von vielen Menschen bewundert und als positive Vorbilder verehrt werden. Oder wie ein Anwalt über Armstrong mit offener Bewunderung sagt: "Der beste Lügner, den ich je erlebt habe."
Handwerklich gut gemachtes (Choreo, Score, Trickaufnahmen), aber wegen andauerndem HauDrauf und BumBum extrem monotones Blockbusterkino. Die ganze Zeit musste ich rätseln, ob Scarlett Johansson ein geschickt eingesetztes Body Double oder ein ganz hartes Fitnessprogramm hatte. Im engen Lederdress sieht man vor allem von hinten viel und eigentlich ist diese Schauspielerin doch eher moppelig. Ich tippe auf Body Double. Der exzessive Einsatz von CGI nervt ziemlich. Und leider auch wenig Humor und keine gelungenen ruhigen Zwischenepisoden.
Ich mag bei diesem Film den skurrilen Humor, die entspannte Nacktheit (auch den wirklich zauberhaften Hintern eines schwedischen AuPair, der die Treppe hoch wackelt) und die Tatsache, dass Menschen auch zur Arbeit müssen (was in den meisten Komödien schon überhaupt nicht mehr vor kommt). Das effektvoll (und für meinen Geschmack etwas zu oft) eingesetzte Stilmittel des Freeze, die liebevoll übertriebenen Nebenrollen und die formale Geschlossenheit des Films haben mich auch überzeugt. Nix für die LiebhaberInnen der klassischen RomCom und mit kleinen Längen im letzten Drittel, aber wirklich sehenswert.
Als Dokumentarfilm völlig vergurkt. Schreckliche effekthascherische Musik, grauenhafte Zwischentitel, bei denen mir die Augen flimmerten und ziemlich belangloses Archivmaterial. Aber dennoch: Die klugen Ansichten und (ich meine das genau so) Weisheiten von Noam Chomsky, einem der profiliertesten linken Köpfe in den Staaten reißen wohl jeden halbwegs vorurteilsfreien Betrachter vom Hocker. In ganz einfacher Sprache erklärt Chomsky, wie die Konzerne Amerika und die Welt regieren und warum das mit Demokratie überhaupt nichts mehr zu tun hat. Mir war vieles von dem, was Chomsky da im Interview sagt, bekannt. Aber eine so bündige und eingängige Darstellung dieser Themen habe ich noch nie zuvor gesehen.
Politik und Wirtschaft erklärt auf die andere Art. Und nicht nur für Erwachsene.
Die Geschichte muss umgeschrieben werden. Der amerikanische Präsident liegt betrunken in der Ecke, seine Begleiter vertreiben sich die Langeweile mit Polit-Kabarett und die Terroristen springen aus dem Flugzeug, weil sie diesen dekadenten Schexxx nicht mehr ertragen. Holla die Waldfee: Mr. Ford muss total verzweifelt oder im patriotischen Rausch gewesen sein, um so ein Drehbuch anzunehmen.
Peter O'Toole ist einer der wenigen Darsteller, dem ich sein gnadenloses Overacting, seine hemmungslose Theatralik jederzeit nachsehen kann. Wenn der mit seinen großen blauen Augen rollt, ist großes Kino angesagt, keine Zurückhaltung. Das nimmt zwar manchmal skurrile Züge an, wenn er etwa in der Joseph Conrad Verfilmung "Lord Jim" minutenlang mit lustvoll schmerzverzerrtem Gesicht (und natürlich weit aufgerissenen Augen) von einem dicklichen und bärtigen Mann in Lederweste SM-mäßig ausgepeitscht wird. Aber dafür hinterlässt dieser Schauspieler eben (nicht nur als Lawrence von Arabien) immer einen bleibenden Eindruck. Und seine späten Filme, in denen er eher den eleganten und feinsinnigen älteren Mann gab, warten noch auf mich. Und er vermied es stets, als Karikatur seiner selbst zu enden wie Klaus Kinski, mit dem sein Schauspiel einige Ähnlichkeiten hat.
Gibt es größeres Kino? Selten. Zusammen mit Bertolucci und seinem "1900" für mich einer der großen und gut gelungenen Versuche, Geschichte und das Leben an sich in einen ganz großen Film zu packen. Selten war Peter O'Toole so fiebrig, so intensiv und so genial besetzt wie hier (wenn man mal von seinen sehenswerten SM-Einlagen in Lord Jim absehen will). Eine interessante Geschichte, gut und auch für ein Massenpublikum sehenswert erzählt mit einem Cast, bei dem jeder Schauspieler an die Grenzen gehen darf. Und Anthony Quinn in seiner kleinen feinen Nebenrolle sorgt für eins meiner liebsten Filmzitate ever:
"Ich tue das, weil es mir so gefällt!"
Ähnlich wie Peter O'Toole (aber ohne dessen manchmal in den völligen Wahnsinn abdriftende Tiefe) verkörpert er den eleganten Mann, dessen gutes Aussehen nicht nur Fassade, sondern sozusagen Lifestyle ist. Und mit den Dornenvögeln brach er (ich erinnere die Schwelgereien sämtlicher Frauen in meiner Bekanntschaft) die Herzen der weiblichen Welt in den frühen 80ern. Um sich dann (im nicht mehr ganz zarten Alter von +50) zu outen. Respekt!
Der kleine Alex in den 70ern mochte diesen Film genau wie heute. Die Urmutter aller Action-Komödien modernen Zuschnitts und völlig zeitlos. Richard Lester führte beim ersten Kinofilm Regie, den ich jemals im Kino sah: Help mit den Beatles. Und damals schon beeindruckte mich die für jede Altersstufe geeignete Umsetzung von visuellen Phantasien in Bilder. Richard Lester kann es einfach: Den großen Kostümfilm, die heitere Komödie mit vielen vielen Anzüglichkeiten, einer saftigen (aber völlig jugendfreien) Portion Erotik, wenn etwa der unwiderstehlich gut aussehende Michael York mit den langen Haaren den charmanten Verführer und Haudrauf gibt, der (es sind ja noch 10 Minuten Zeit) mit der Zofe auf die Matratze springt um nach exakt 10:10 Minuten zur sagenhaft schönen und unheilvollen "Milady", verkörpert durch Faye Dunaway, zu wechseln. Woraus sich natürlich eine wilde Hauerei mit Messern, Säbeln und explosiven Giften sozusagen postkoital entwickelt. Der sagenhaft seriös und elegant daher kommende Richard Chamberlain (bald darauf mit den Dornenvögeln in der Gefühlswelt praktisch aller Frauen der 80er zwischen 18 und 80 angekommen) als über den Dingen stehender Aramis, Christopher Lee und Charlton Heston für die erwachsenen Rollen zuzüglich einige echte Sexbomben wie Raquel Welch und Sybil Danning - dieser Film lässt nie Zweifel aufkommen, dass die Darsteller die Hauptrolle spielen und nicht Kostüme oder Action. Und die Darsteller geben dem Affen Zucker, spielen ihre Rollen entspannt und heiter mit dem bei jedem Darsteller reichlich vorhandenem Können, geben auch den manchmal etwas flacheren Gags und Dialogen genug mit, um das Publikum jede Sekunde zu unterhalten. Außerdem: Gelungene Fechtszenen, schöne Stunts (aus dem Fenster springen und dieses Zeug, das in jeden ordentlichen Film dieses Genres gehört). Und zwischendurch immer wieder gekonnte Regie mit sensationellen Außenaufnahmen (die Werbung für Frankreich kommt nicht zu kurz) und ein Score vom Feinsten, der an genau den richtigen Stellen Akzente setzt, ohne zu nerven. Lalo Schifrin - der kann das eben. Bestes Unterhaltungskino mit großem Etat von und mit Könnern gemacht.
Nur Geballer, aber wie: Atemberaubend geschnitten, gekonnte Wechsel zwischen rasanter Action und langsamen Szenen, auch witzig in der Bildsprache (wenn sich die Patronenhülsen förmlich stapeln) und vor allem mit Schauspielern, die es bringen. Clive Owen spielt so unerschütterlich und breitschultrig wie der junge Harrison Ford, der Killer im Stile eines soliden Handwerkers. Paul Giamatti erdrückend in seiner Rolle - bösartiger und präsenter geht es kaum noch. Und Moncia Bellucci sieht auch noch gut aus. Wenn also Geballer um seiner selbst willen, dann hier und nicht Stirb Langsam 1,2,3!
Geschickt aufgebauter, formal anspruchsvoller Film im Niemandsland zwischen Truffaut (wir gleiten so dahin), Jim Jarmusch (kleine Geste, großer Witz) und Kaurismäki (deprimierend kann Humor haben). Fesselnde Montagen genauestens komponierter Schwarz-Weiß Aufnahmen (nur die Schlüsselszene, der Turning Point der Figuren ist in Farbe, dass es mich aus dem Sofa riss) verlieren sich scheinbar im Nichts, sagen aber viel über die Gefühle und Befindlichkeiten der handelnden Personen. Menschen essen Pilze, sprühen höchst professionelle Liebeserklärungen auf Bestellung, kotzen, küssen und sterben ganz beiläufig, ohne dass es jemals moralisch oder logisch wird. Und wenn das Paar in der Sommerwiese liegt unter dem aufsteigenden Verkehrsflugzeug, dann ist das bildlich übersetzt so explizit wie "ich lass meinen Drachen steigen" - nur poetischer. Leider ergeht sich der Film aber auch im mittleren Teil in Fingerübungen der Regie, die Handlung kommt nicht voran und die pennälerhaften Klamaukszenen mit "Opa" bekommen ihre Längen. Obwohl die praktische Schiedsrichterprüfung eines ungevögelten Fettklopses mit zwei skandinavisch blonden und selbstbewussten weiblichen Fußballmannschaften durchaus Unterhaltungswert hat. Der aber (wie bei manchen anderen Szenen auch) ebenso unentschieden durch eine gemächliche Regie und nicht auf Effekte bedachten Schnittfolge verdaddelt wird wie häufig im übrigen Film.
Wie aus Folk der moderne Rock wurde.
In der Tat: Mehr Doku und mehr Musik geht kaum noch. Scorsese hat hier (und mit The Last Waltz) Großes vollbracht. Das aus irgend welchen Archiven ausgegrabene Material über die frühe Zeit in der endlos langen Karriere von Dylan. Der schon drei große Alben hatte und auf der Bühne stand, als die Stones noch auf der Kunsthochschule waren. Sauber gesichtet, packend montiert. Nie zuvor gesehene Aufnahmen von Presseterminen des häufig wie auf Tablette/Speed wirkenden Dylan und aufschlussreiche Interviews etwa mit seiner später brutal abgelegten Freundin und musikalischen Weggefährtin Joan Baez. Dazu die Musik (natürlich O-Ton und keine Fakes wie in den meisten neuen Bio-Pics über Musiker).
Durch die Länge von 3 1/2 Stunden und das erstklassige Material wie auch die gekonnte Montage entsteht hier nicht nur ein Zeit- und Sittenbild der frühen 60er Jahre. Sondern auch der Nicht-Fan bekommt einen guten Eindruck von den Macken und auch der enormen Wirkungsmacht, die Dylan zu einem Wegweiser (in den 60-70ern) und später immer noch zu einem Radar (seit den 80ern) für die amerikanische Musik machte. Es muss ja mal gesagt werden: Die brutale Hinwendung Dylans zur elektrisch verstärkten Musik war der wohl radikalste Bruch eines Musikers mit seinen eigenen musikalischen Wurzeln und der mühsam erworbenen Fangemeinde, den jemals irgend ein Musiker vollzogen hat. Allein dies im Film zu sehen, ist schon gigantisch. Die künstlerische Bedeutung der chaotisch verlaufenen Sessions mit Kooper und Bloomfield, die zu dem wegweisenden Album Highway 61 Revisited (Like A Rolling Stone) führten, wird detailfreudig und aufschlussreich dokumentiert. Dies war (da bin ich mir mit Scorsese und wohl allen Fachleuten einig) die Geburt des Rock moderner Prägung und einer der spannendsten Momente der Musikgeschichte der 60er Jahre. Und wird sind durch den Film sozusagen mittemang dabei.
Und der Film macht an der richtigen Stelle den Cut: Mit dem Motorradunfall Dylans im Juli 1966 ist die Geschichte des Films, nämlich "wie aus Folk Rock wurde" und ein wichtiger Teil der professionellen Biographie Dylans erzählt. Das soll wohl reichen nach 3 1/2 Stunden, die jedenfalls mir nie langweilig wurden.
In grellen Bonbonfarben wird hier das Leben des wohl am meisten überschätzten Musikers in der Geschichte der Countrymusik als massenkompatibles Hollywoodmärchen entworfen. Die Bedeutung von Cash, der das Genre des zu stumpfem Wechselbass gebrummten Schlagers amerikanischer Machart eigentlich nie verlassen hat, erschöpft sich in musikalischer Hinsicht wohl darin, dem "white Trash", den nicht von Erfolg, Bildung und Wohlstand verwöhnten Weißen am unteren Ende der Gesellschaft als Identifikationsfigur zu dienen. Deswegen funktionierte der Film für mich auch am besten in der langen Szene über den legendären Auftritt von Cash in San Quentin. Und unterschlägt weitgehend, dass Cash vor allem der räudige Schwiegersohn in der musikalisch ungleich wichtigeren und einflussreichen Familie Carter war. Was die musikalisch drauf hatten, wie wichtig die musikalisch waren, kommt leider komplett nicht vor. Von daher könnte man bereits darüber sinnieren, ob es diesen monoton die Stationen des Lebens seiner Figur abhandelnden Film überhaupt gebraucht hätte. Aber es war wohl zu offensichtlich, dass sich dieser Stoff verkaufen würde.
Gut gefallen hat mir das Casting. Joaquin Phoenix hat natürlich keinerlei Probleme, den stets düster guckenden Mann mit dem umflorten (oder vernebelten?) Blick zu spielen und fast noch besser die intensive Darstellung von Reese Witherspoon, die in ihrer angespannten, fast ausgezehrt wirkenden Physis ihrer Rolle so nahe kommt, dass es mir richtig unheimlich wurde im Film. Übrigens: Die geniale Sängerin Shelby Lynne (Carrie Cash), eine der wichtigsten Figuren im neueren Country, ist mir damals im Kino überhaupt nicht aufgefallen.
P.S.: Es ist offen gesagt Geschwurbel im Klappentext von MP, dass Cash den Weg für Rock, Punk (!), Folk und Rap (!) bereitet hätte. Reaktionärer kann Musik eigentlich überhaupt nicht sein als die von Cash. Und wer ein gutes Bio-Pic über einen wichtigen Musiker sehen möchte, muss immer noch No Direction Home sehen. Von wegen Bedeutung, von wegen Weg bereitet.....
Der Greis ist heiß (singt "Uns" Udo Lindenberg selbstironisch) und bringt es damit eigentlich auf den Punkt. Gemeint ist die leider sogar medizinisch erklärbare Enthemmung älterer Menschen. Natürlich ist "älterer Mann" oder "ältere Frau" (letzteres noch nicht so lange) ein gutes Rollenfach, wie man gerade in den letzten Jahren von Michael Keaton, Judi Dench, Christopher Walken (immer wieder) und vielen Anderen sehen und erleben konnte. Aber De Niro? Der hat doch schon in Silver Linings nur noch De Niro gespielt. Und den Kult um diesen Schauspieler werde ich ohnehin nie verstehen. Nur berühmt, aber auch wirklich überzeugend in der Mehrzahl seiner Rollen? Doch wohl eher eine Identifikationsfigur als italoamerikanischer Durchschnittsmann. Wer wie beispielsweise Walken sogar noch einen unterirdischen Film etwas erträglich machen kann. Oder wie Keaton als der "alte Superheld" ein ganz neues Rollenfach schafft. Aber De Niro?
Diese dunkle, leicht fremdländisch klingende Stimme. Das haben sie bei der Synchronisation von The Americans gut hinbekommen.
Starke Bilder, eine starke Frauenfigur, die durch Alina Levshin so physisch und später auch so zerbrechlich verkörpert wird, dass sich der Film schon dafür lohnt. Stipe Erceg kann da mithalten, setzt seine bullige Physis gegen die immer mehr verfallende Levshin. Interessante Locations, tolle Kamera. Wenn da die etwas wirre Story nicht wäre, mit der ich zunehmend weniger anfangen konnte. Aber bei mir gibt es keine Verrisse für gutes Handwerk und das ist hier allemal zu finden. Und wie jemand (hallo @Donnos) den Beginn (eine lange Schneeszene mit Hunden, Schlitten und Gedöns) grauenhaft finden kann, ist mir ein Rätsel. Das ist bestes Handwerk und gut investiertes Produktionsgeld.
Es ist eigentlich egal, wie man persönlich diesen Film findet. Er hat sich gut verkauft, bietet ordentliche Unterhaltung und schöne Effekte.
Orlando Bloom gibt dem Mantel-Und-Degen Genre ein neues Heldengesicht und Keith Richards spielt den Jack Sparrow mit viel Spaß und Übertreibung und schafft damit eine klassische Figur. Verzeihung, das war ja Johnny Depp in der letzten ordentlichen Filmrolle seines bisherigen Berufslebens. Aber Depp hat sicherlich stundenlang Dokus und Interviews mit dem Gitarristen der Stones geschaut, um die Rolle dann nach dessen Vorbild zu gestalten. Einschließlich der aus der Hüfte gerissenen Armschlenker ist das die Hollywoodvariante von Richards. Der selbst war für die anstrengenden Dreharbeiten altersbedingt und aus terminlichen Schwierigkeiten nicht verfügbar. Gut gefallen hat mir auch Jonathan Pryce und sein bösewichtelnder Gouverneur.
Ohne Christopher Walken hätte der Film echt Längen, aber wenn der Meister der Verlangsamung dann seinen Auftritt hat (in voller Montur natürlich) kann ich nur noch lachen. Nett Idee, gut umgesetzt.