brainchild - Kommentare

Alle Kommentare von brainchild

  • 8

    D.
    Stringer Bell.
    McNulty.
    The Bunk.
    Omar.
    <einer von ca. 25 anderen Namen>.

    'The Wire' lebt von seinen Charakteren. Von Charakteren, die mehr als Figuren sind. Die echt sind. Man begleitet sie in ihrem Alltag in Baltimore, die Polizisten, die Lehrer, die Blue-Collar-Arbeiter, die Dealer, die Junkies. Die Guten, die Bösen, und vor allem die irgendwo dazwischen. Manche über fünf, andere nur über eine Staffel. Einen Eindruck hinterlassen sie alle. Und alle sind sie irgendwie miteinander verbunden. Der gemeinsame Nenner ist Baltimore. Eine Stadt, die für Kriminalität steht, für Armut und soziale Ungleichheit. Probleme, die jeden betreffen. Wie entstehen sie? Wozu führen sie? Wie lassen sie sich bekämpfen? 'The Wire' versucht sich an Antworten und spinnt dabei ein unglaublich komplexes Netzwerk an Beziehungen und Kausalitäten, das jegliche Tradition des Serienformats sprengt. Man sieht Bilder, man hört Dialoge, that's it. Alles weitere muss der Zuschauer selbst erledigen. 'The Wire' mag man für diese radikale, fordernde Authentizität oder eben nicht. Den Machern gebürt so oder so aller Respekt dieser Welt. Für ihren Mut und für ihre Konsequenz. Vor allem aber für diese Charaktere, die mich von jetzt an immer begleiten werden.

    9
    • 3 .5
      über Stone

      Ich versuche es kurz zu machen, schließlich hat mir der Film schon 100 Minuten meines Lebens gestohlen. Also: Die Story ist wirr und unentschlossen, schwankt von Szene zu Szene – zusammengehalten lediglich von missionarisch eifernden Rundfunkbeiträgen – und kentert gegen Ende dann komplett. Irgendwas will einem der Regisseur sagen. Etwas über Schuld, über Sünde und über Gut und Böse (wobei Böse > Gut). In der Umsetzung ist das aber nicht mehr als zutiefst religiös verbrämter Blödsinn, der seine manipulativen Absichten weder dezent noch verständlich rüberbringt. Dazu passend verhält sich keine der Figuren auch nur halbwegs nachvollziehbar, weder die atheistische Hobbyhure (Milla Jovovich), noch das brandstiftende Werkzeug Gottes (Edward Norton), noch der erstaunlich inkompetente und irgendwie suizidale Bewährungshelfer (Robert de Niro). Erstaunlich auch, dass keine einzige Figur auch nur ansatzweise als Sympathieträger oder gar zur Identifikation taugt. Obwohl, für christliche Fanatiker vielleicht schon. Achja, die Bilder waren recht schön.

      Ansonsten ein ärgerlicher Film.

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      • Zu dem Anlass wär auch eine Hommage an Tony Leung nicht verkehrt :)

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        • Großartiger Auteur, der leider hinter einem Scott, einem Scorsese oder einem Spielberg immer nur in der zweiten (Hollywood-)Reihe stand.

          Und zur Frage: Ja, der zelebrierte Digitallook seines Spätwerks sagt mir zu. Scheiß auf 3D und 48fps, DAS ist die wahre Revolution!

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          • Levinson wollte doch mal ein Biopic über John Gotti drehen, mit Al Pacino und John Travolta. Schade, dass das scheinbar nix geworden ist, aber 'Black Mass' scheint ja ein adequater Ersatz zu sein :)

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            • 7
              • Hoffentlich weiß Spike Lee nichts von der 'Killer Crow'-Idee.

                • 3
                  • Natürlich darf jeder schauen was er will und dazu seine Meinung haben, aber das hier sind drei Seiten prätentiöser Bullshit.
                    Alles, was zum Thema gesagt werden muss, steht in diesem Artikel: http://www.sueddeutsche.de/medien/reaktionen-auf-rtl-dschungelcamp-alles-nur-spaaahass-1.1576021
                    Und ab jetzt BITTE wieder Berichterstattung über Filme und Serien. Danke.

                    5
                    • 6 .5

                      How to Make It in Berlin. Inspirierender Inhalt, inspirierende Menschen. Definitiv informativ. Sehr nicer Soundtrack auch.

                      Konzept der Umsetzung aber irgendwie nicht so. Künstler reiht sich an Künstler reiht sich an Künstler. Freier, assoziativer in der Struktur wär spannender gewesen. Die Stadt selbst fehlt irgendwie. Stärkere Impressionen, um die Faszination noch besser nachvollziehen zu können. Mehr "echtes" Lebensgefühl. Ansehnlich beschrieben zwar, aber nicht so spürbar gemacht.

                      6.5, trotzdem sehenswert :)

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                      • 1
                        • "Breath of fresh air in that category..."

                          • 3

                            Avantgarde ist anstrengend.

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                            • 6 .5

                              'Der dritte Mann' — klingt nach Hitchcock, hat aber seinen ganz eigenen Stil. Im Guten wie leider auch im Schlechten, so muss ich hier verschiedene Gesichtspunkte einzeln analysieren.

                              1. Selten haben mich Kameraeinstellungen in einem Film so begeistert wie genervt. Robert Krasker, der einen Oscar für die Kinematografie gewann, ist fast durchgängig sehr nah dran an den Figuren, erschafft dadurch eine hohe Intensität und setzt sich gleichzeitig ab von der Vielzahl an damaligen Produktionen, die Long Shots den Vorzug vor Close-Ups gaben und dadurch oft zu sehr ans Theater erinnern. Ein paar Szenen (Riesenrad, Schattenmann, Kanalisation) graben sich regelrecht ins Gedächtnis ein. Leider war Regisseur Carol Reed aber anscheinend auch ein vehementer Verfechter der Dutch Angle. Da ich auf den Begriff das erste Mal im Zusammenhang mit dem Scientology-"Film" 'Battlefield Earth' gestoßen bin, könnte man mir möglicherweise Befangenheit attestieren. Aber auch so ist diese ständig schiefe Bildperspektive in meinen Augen einfach unglaublich anstrengend. Natürlich wird Reid sich dazu etwas gedacht haben, durch die omnipräsente Verwendung kann sich die gewünschte Wirkung (Verwirrung? Entfremdung?) aber kaum einstellen, dafür ist das Stilmittel in seiner Penetranz einfach viel zu ablenkend. Soll heißen: Weniger wäre mehr gewesen.

                              2. Die allgegenwärtige Zithermusik reiht sich gleich hinter der Dutch Angle ein in puncto "WTF". 'Der dritte Mann' ist ein spannender Film, zumindest könnte er das sein, gerade in Kombination mit den Close-Ups, wenn mich dieses beschwingte Gedudel nicht ständig in einen Woody-Allen-Film versetzen würde. Ich steh auf kontrastierenden Stilmitteleinsatz und cineastischer Overkill à la Hans Zimmer muss ja auch nicht immer sein, und in zwei, drei Szenen war das hier auch irgendwie sehr passend, aber den Großteil der Spielzeit fühlte ich mich einfach nur extremst irritiert.

                              3. Die Story: joa. Antiheld tappt die meiste Zeit ahnungslos im Dunkeln, wird des öfteren getwistet, bleibt aber letztlich trotz Femme fatale der Held. Die unmittelbare Wiener Nachkriegskulisse weckt Interesse, der Rest nicht so wirklich.

                              4. Orson Welles! Alter! ♥! Ich kenne bisher nur 'Citizen Kane', da war er natürlich großartig. Aber wie mühelos er hier in seinen wenigen Szenen zum Showstopper avanciert, mit subtilem Charisma, mit Verschlagenheit, letztlich auch mit blanker Angst, und dabei den Hauptdarsteller Joseph Cotten selbst für schwarz-weiß-Verhältnisse blass aussehen lässt, das ist einfach nur groß. Ich bin schon unglaublich gespannt auf weitere Rollen.

                              5. Das Ende ist toll. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verspoilern.

                              Summa summarum also nicht leicht, solche Eindrücke in einer Zahl zu bündeln. Gerne würde ich diesem Kunstwerk — das es zweifellos ist! — mehr Punkte geben, dafür fallen die negativen Aspekte für mich aber zu gravierend ins Gewicht. Vielleicht würde eine Zweitsichtung daran etwas ändern. Empfehlen würde ich 'Der dritte Mann' aber so oder so.

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                              • Herc und Carver aus 'The Wire' :)

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                                • Freut mich. Gerade innenpolitisch wohl einer der besten Präsidenten des 20. Jahrhunderts.

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                                  • 6 .5

                                    "When he died he would not end. The world would end."
                                    (aus Don DeLillos Roman)

                                    Für einen Film, der mich in so hohem Maße enttäuscht hat, ist 'Cosmopolis' immer noch unglaublich faszinierend. Einerseits, weil Cronenberg als Regisseur schlicht weiß, was er tut. Kamerapositionen, Farbgebung, Score-Einsatz, der Dualismus zwischen Limousine und "echter" Welt, alles toll. Dazu ein für diese Rolle geborener Lead-Actor. Andererseits, weil Don DeLillos Vorlage keinen Satz enthält, den man nicht auch zwischen den Zeilen lesen könnte. Eine Gesellschaftsskizze, die ihren Protagonist als abschreckend, aber eben auch höchst faszinierend darstellt. Weil er keine tatsächliche Person, sondern vielmehr eine Einstellung repräsentiert. Ein analytisches, losgelöstes, unter konstant zu geringer Erregung leidendes Denken und Fühlen, dem es nur um die größtmögliche Menge an Input geht.

                                    Und an diesem Aspekt verhebt sich Cronenbergs Drehbuch leider auf spektakulär uninspirierte Weise. Da es fragmentarisch Dialoge und Situationen aus der Vorlage entnimmt, ohne sie in einen Kontext, geschweige denn in einen Makrokosmos einordnen zu können. Oder sie zumindest als Denkanstöße zu betrachten. Die Figuren reden und reden, ohne Intention, ohne echte Emotion, dafür extrem plakativ. Und als Zuschauer ist man irgendwann geneigt, die mögliche Bedeutung des Gesagten einfach zu ignorieren. Vereinzelte Szenen mehr "wirken" zu lassen, hätte dem Film definitiv gut getan. Zu Cronenbergs Verteidigung muss ich hier aber festhalten, dass dieser Haufen an postmodernen, teilweise auch schlicht sinnfreien Aphorismen wohl unverfilmbar ist. Faszinierend ist das Ding aber so oder so.

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                                      • 'Family Guy' ist immer mal gut für nen Lacher, aber MacFarlane schafft es doch noch nichtmal 20+ Minuten lang eine vernünftige Geschichte zu erzählen. Naja, die Hälfte der Spielzeit ist wahrscheinlich eh schon für das epische Chicken-Fight-Endgegner-Duell verplant.

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                                        • 6 .5

                                          Tolles Ensemble, das man hier geboten bekommt. Streep, Keaton und DiCaprio lassen die dramaturgischen, wohl der Theater-Herkunft geschuldeten Schwächen größtenteils verzeihen, zumal das Drehbuch bedeutende Themen en Masse anspricht. Schwermütig wird's dabei aufgrund des sehr direkten Humors nie.

                                          Ein schöner unperfekter Film.

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                                          • So tieftraurig und doch so wunderschön. Ein besonderer Film.

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                                            • >>Anstatt an einem Format rumzuschnippeln und in unverständlichen Aktionismus zu verfallen, sollten die Simpsons dann ausgestrahlt werden, wenn die Zielgruppe – keine Kinder! – den Fernseher zurückerobert hat.<<
                                              Das ist bei Serien wie South Park, Drawn Together und evtl auch Family Guy angemessen, die Simpsons eignen sich aber gleichermaßen für Kinder und Erwachsene, gerade das macht sie ja so genial.

                                              • 7 .5

                                                'Die Ermordung des Jesse James...' war ein toll gemachtes Epos, nur leider mit dem doch nicht unerheblichen Makel, dass ich mich während den zweieinhalb Stunden so sehr wie selten zuvor in meinem Leben gelangweilt habe. Und so spannend ist mein Leben eigentlich nicht.

                                                Insofern bin ich mit der Entscheidung, Andrew Dominiks neuestem Streich nur noch 97 Minuten einzuräumen, sehr zufrieden. Ob der Regisseur sie selbst getroffen hat, muss mich zu diesem Zeitpunkt der Postproduktion ja nicht mehr interessieren (angeblich war auch diesmal wieder Überlänge geplant). 'Killing Them Softly' jedenfalls schrammt immer wieder haarscharf an der Langatmigkeit vorbei, kriegt dann aber jedes Mal doch die Kurve. Souverän, irgendwie.

                                                Bei der stilistischen Mischung insgesamt bin ich mir da nicht so sicher. In den Mixer kommen authentisches Rumgelabere aus der Tarantino-Filmografie und ästhetisierte Gewalt-Exzesse à la 'Drive', beides skurril verquickt im Stile der Coen-Brüder. Trotzdem schwingt stets etwas sehr eigenes mit, etwas nüchternes, beinahe trübseliges, ziemlich abgefucktes, sogar versteckt episches. Insofern summiert die erste, genial geschnittene Szene bereits den ganzen Film auf. Deren Qualität erreicht er danach dann zwar auch nicht mehr. Auf jeden Fall aber hat Dominik in meinen Augen bereits jetzt einen eigenen Trademark-Stil.

                                                Ich liebe es, wenn Filme auf mehreren Ebenen funktionieren. Auf einer ästhetischen, einer inhaltlichen und im allerbesten Fall auch auf einer allegorischen. 'Killing Them Softly' schafft das, und zwar zum Glück so, dass die Allegorie-Ebene gar nicht von Belang sein muss. Die nicht gerade subtil zynischen Verweise auf den Casino-Kapitalismus der letzten Jahre und Barack Obamas "Change"-Versprechen sind spannend eingestreut, geben dem Ganzen Tiefe, und trotzdem bräuchte es sie gar nicht. Intellektualisiert wird hier glücklicherweise nichts, banalisiert aber auch nicht wirklich. Ernst nehmen sollte man den Film definitiv.

                                                Trotzdem ist das Ding in seiner Gesamtheit nicht wirklich rund, wobei es das wahrscheinlich auch nicht sein soll. Zumindest das Gelabere ist teilweise aber halt auch etwas zuviel des Guten. Auf jeden Fall ist 'Killing Them Softly' in jeder Hinsicht schwer einzuordnen. Manche würden wohl von Einzigartigkeit sprechen.

                                                PS: Danke, Moviepilot :)

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                                                • Danke dafür, dass ihr den Artikel nicht gesplittet habt!

                                                  • 8

                                                    'Miami Vice' erinnert mich ein wenig an den zwei Jahre jüngeren 'Friday Night Lights', und zwar in der Hinsicht, dass man beide fast beliebig weitererzählen könnte, oder noch besser sogar prequelmäßig vorherige Geschehnisse. Die Charaktere scheinen schon existiert zu haben, bevor die Kamera an war, und sie werden es auch noch tun, wenn die Kamera längst aus ist. Franchise-Shit, eigentlich.

                                                    Im Gegensatz zu FNL ist das "beliebig" hier aber doch ein ziemliches Problem. Setting, Plot und irgendwie selbst die Charaktere sind es nämlich allesamt. Nur weniges schafft tatsächliche emotionale Anknüpfpunkte. Das geht soweit, dass man zwischendurch gedanklich auch einfach mal aussteigen kann. Wiederreinkommen ist jederzeit möglich, ohne etwas wirklich entscheidendes verpasst zu haben.

                                                    Dass sich dieser Aspekt nicht mit Langeweile gleichsetzen lässt, ist Michael Manns Bildern zu verdanken: Kühl, dynamisch, hochwertig und jegliche Facetten der Szenerie integrierend. Typische Mann-Qualitäten, die er hier auf die Spitzen treibt. Wobei es manchmal etwas weniger Schnitte auch getan hätten. Der Soundtrack ist dann teilweise wieder erstaunlich beliebig, da ist man eigentlich mehr Fingerspitzengefühl gewohnt.

                                                    Fazit: Optisch faszinierend, emotional aber insgesamt enttäuschend leer. Einfach einen Tick zu cool, das ganze.

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