craax - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+22 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+20 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+18 Kommentare
-
MurderbotMurderbot ist eine Science Fiction-Serie aus dem Jahr 2025 mit Alexander Skarsgård und David Dastmalchian.+17 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps93 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von craax
Cargo Der fliegende Ahasver der Meere
Dunkelblütiger, international-langsamer Film mit viel hintergründiger Fracht, die den Tanz erheblich beschwert. Kein direkter Vorteil, wenn man das Gewicht der Muskelträgheit beim Ballett, das möglichst mühelos und schwerelos sich präsentiert, trotzdem in und an jeder Bewegung spürt. Das Eigengewicht des Darstellenden darf, obwohl vorhanden, nicht zu bemerken sein! – das ist die Kunst der Kunst.
Abgesehen davon ein gelungener Film. Er ist, vor allem, (mystisch-) authentisch. Nichts ist schwerer als Realität einzufangen und auf Medialem zu speichern. Hier ist der heimliche Hauptdarsteller ein Schiff, ein echtes Schiff, wie es leibt und lebt. Das kann man nicht nachstudiolieren. Das Echte verwirklicht die bloßen Absichten des Drehbuchs, des Regisseurs, der Schauspieler ins Lebendig-Reale. Dazu: die ausgezeichnet ausgesuchten, dem Anforderungsprofil der Rolle angepaßten - Schauspieler. Alles Typen! Sie könnten, durch die Bank, sofort in einem echten Seelenverkäufer an Bord gehen (Kompliment?). Besonderes Lob dem blonden Scheunentor-Hünen! (Vorschlag der besten Nebenrolle). Heinrich Mann meinte einmal (in einem Glückwunschbrief an seinen Neffen) das Aussuchen des Plots beinhalte ja schon die eigentliche Qualität und das zentrale Tun des Schriftstellers – danach kommt nur noch bloßer Verwirklichungsfleiß (allerdings ohne Gnade auch dort nichts zu machen). So auch hier: der Film entstand zum Gutteil mit dem Aussuchen des Schiffs und den Typen der Darsteller. Der Rest, wie mühsam im Einzelnen auch immer, ergibt sich schließlich (fast) von selbst. Man darf es nur nicht mehr verderben,- was allerdings auch schon schwer genug hält (die allgegenwärtige Trägheit der Materie...)-.
Im Übrigen: etwas zu viel angespannt-mystisches Geschleiche durch schummbäuchrige Gänge, bedeutungskrampfige Blicke, geschwängertes Schweigen, huschende Vampirschattigkeit. Etwas zu unverschleiert: die Zivilcourage-Metapher Eines Bekenner-Muts gegen Alle. Und warum muß Chris (-tus) ersaufen? Wenn er nicht schwimmenkönnen konnte (als gut 22jähriger Schwimmbad-Deutscher!) wäre es hilfreich gewesen, vorher eine hinweisende Szene an unauffälliger Stelle einzubauen. Und wohin sollen die übriggebliebenen Stiefel schließlich zum Schluß weiterbefördert haben? Wer von Wem Warum über Bord gegangen? Für immer resttonne ungeklärt (hier fehlt wohl etwas Vorhandenes aus dem Drehbuch im Endschnitt). Die Vater-Schubladen-Zeichnungen: stammen wohl vom geknickten Sohn aus Kabine 9. Das Rasiermesser-Ebenbild: ähnelte der Sohn? also derart dem Chris? – daher? die anfängliche Entscheidung des Kapitäns (ihn da zu behalten statt procedere ad usus)? - Und Rebecca unterm Strich auf dem Klo? Und Und Und - Der Film fließt also etwas zu sehr „nicht von selbst“, sondern folgt den eingerammten Zaunpfählen seiner ungeklärten Bedeutung, sehr „europäisch“. Davon ab: es ist wohlgetan, wenn ein Film nicht nur unterhalten, sondern eine tiefer versteckte Idee ebenfalls (mit Betonung auf ebenfalls) (und nicht vor allem) transportieren will. Das ist nicht nur in Ordnung, das ist Bedingung für etwas -Gültiges! Hier ist dieses Guten etwas zuviel getan -, etwas zu sehr aus dem Hintergrund nach vorne ins Bild –„jetzt CHEEESE sagen bitte-“ gerückt worden, aber es funktioniert immer noch- gerade eben.
Diese Schwächen werden jedoch mehr als genug ausgeglichen durch die schweigsame Arbeit der erfahrenen Kamera, den (deswegen gut!-) unsichtbaren Arbeitsanteil der Beleuchter etc., der spürbaren Dokumentar-Filmerqualität im Endergebnis: dem Eindruck des fertigen Films, dem Verschleißcharakter der Visualität. Das afrikanische Markttreiben: wenn das nicht-, was dann ist afrikanischer Markt? – Das muß man erst einmal (übern Film aufs Gefühl) hinkriegen! – und so mit Allem. Womit wir wieder beim Anfang wären. Die erzählte Geschichte,- die Absicht hinter dem Plot ist gar nicht so wichtig: wie alles, was man mit Worten erzählen kann und könnte. Die zentrale Mitteilung findet statt, während der Mund sich plappernd bewegt: sie ist eine größere komplette Summe dessen, was geschieht und vorhanden ist, während Absichten beiläufig (mit)transportiert werden. Lennon‘s „life is what happens while you’re buisy planing other things...“ So also hier: das Gemeinte nicht gar so wichtig. Wichtig: der Markt, das Schiff, der Hafen, der Frachtraum, die Messe, die Kombüse, die Brücke, das Deck, (fehlt schmerzlich: das Meer-), die Typen, die Gestalten (noch einmal: der Blonde!). Sie fummeln nur ein bißchen rum: und ihre ganze (offensichtlich aber wohl doch fiktive?) Lebensungeschichte schwingt mit. Der Gemeint-Sinn ist es weniger-, die Bilder sind es, die bersten und erzählen. Und so soll es sein: es ist Film-Zeit.
Die Moral, wenn sie auch nicht viel hilft, stört auch nicht. Damit ist alles drin und dabei, was Film braucht. 10 Jahre heißt es, hat es gedauert (ihn zu machen). Das zwar ist wohl etwas zäh: aber trotzdem: danke schön für das, egal wie langextrahierte-, Ergebnis. Mast und Schotbruch! der Film behält Ausstrahlung! und übrigens: nochmal Chris hätte nicht am Kreuz landen müssen. Es wäre auch ohne das Pieta-Motiv abgegangen . Nur des Dekorativen wegen. Mitleid muß nicht immer zur Strafe ausschlagen. Erbarmen, Sensualität, Mitfühlen, Empathie ist ein evolutionsbiologisch eingestuftes und überprüft probates Lebens-Mittel,- kein Betäubungs- oder palliatives Euthanasie-Modell. Ein bißchen mehr Gutwillen hätte das „Prädikat wertvoll“ nicht verdorben! – nur am Rande, von einem unverwüstlichen 18.-Jh.- Aufklärer-Fan. Die schalkhafte Bosheit des Voltaire, die eine versteckte Gutwilligkeit und Bejahung war, klingelt durch die Jahrhunderte – weniger die rührtränige Klagseeligkeit des bemitleidenswerten Genfer Patrioten, dessen Namen jeder und dessen Werk keiner kennt,- und wenn kennt, deswegen kaum mehr schätzt. Meine Meinung.
Das Positive + steckt an. Kein Grund, sich seiner zu schämen. Hänsel und Gretel wären heute auch kaum bekannt, wenn die Hexe erst den Hänsel gefressen und dann die Gretel mit fünfzehn an Hausstaublunge und Gichtknoten vom vielen Bodenwischen gestorben wäre. Besser lebt sich’s ohne Kreuzgeblüt, trotz Sozialgewissen. Meine- Meinung. Gehabt’s euch wohl!- Und vor allem: viel Spaß!
Aliengeschleich im maritimen Bauchgekröse! Unerlöste Buttadeusse fliegen im Holländer der pirattesken Karibik vor skelletiertem Mondmordschein! Schütteres Aufscheuchen der Picasso’schen Friedenstauben-Schwärme! Haarausfall! Stevenssons Schatzinsel horizontal beim Ruderboot! Kreuzgebleichte Knochen morbiden Skorbuts! Hei-Ho! Bitter rollt die müde Träne ob des bleichen Nibelungen Tod! HeiHo!
Hier kann man sehen, wie weit eine geschickte Filmidee von sich aus einen ansonsten eher ungeschickt agierenden Film tragen und bringen kann.
Holzschnittartige Umsetzung, mit einem brachialen Bist-Du-Nicht-Willig-Ultimatum, und einer aufstrebenswilligen B-Besetzung an Schauspieltalent zur Unterstützung - versuchen sich an einer durchaus gestaltfähigen Grundidee. Diese besteht darin, mit der uns allen bekannten Weisheit, was sich möglicherweise aus anders fällbaren Entscheidungen für eine neue Welt hätte entwickeln können, spielt : mithin also die Frage nach dem Einfluß unserer Willensent-scheidung,- sprich –freiheit -, stellt. Zumeist stellen wir uns diesem Bescheid erst dann, wenn das gebrannte Kind zerbrochen im Brunnen heult, vor Wut Schmerz oder Kummer,- und die Dinge gern anders geregelt hätte; also eine Rückschau-Perspektive. Denn hätten sie sich wirklich anders entwickeln können? ist eine Antwort, die wir nie erhalten, haben oder werden. Stets entwickelt sich die Zukunft vom einzigen Ausgangspunkt unserer eben erlebten (und entschieden beeinflußten) Gegenwart. Es gibt kein Zurück; und auch kein Trial and Error; nur Gegenwart,- und die Wiederholung ihrer in unserer Wahrnehmungsgewohnheit (die regelhaft zu wiederholten Verhaltens- und Erlebensmustern führt). Natürlich verbessern wir unsere Zukunft: haben wir etwa, um die Filmproblematik zu zitieren, in unserer alten Liebe etwas falsch gemacht,- versuchen wir in einer etwaigen Neuen unseren alten Fehler womöglich zu verbessern und zu vermeiden. Was aber, wenn wir darauf bestehen, das es ganz genau nur diese eine (alte) Liebe sein und unverwandelt bleiben muß? – dann müssen wir wohl Zeitreise erfinden; und die Wiedergeburt, die sich somit überflüssig gemacht hat, abschaffen.
Der Film spielt die Problematik, „was wäre, wenn... ich mich unschuldhaft anders verhalten hätte -“ einmal in Filmrealität durch. Es vergeht einige aufwendige Handlungsaufbau-Zeit, bis es woandere Übersinnlichkeiten ins Spiel bringt,- die aber, einmal entdeckt und geübt, nur so flutschen, und leichtfüßig von der Hand spulen. Hier zeigt sich schon einige Schwäche der Macher: zu grob und unfeinfühlig gehen sie ans Werk,- immer ist es der Holzhammer, der geschwungen für den Lösungsansatz jedes Problems geschwungen wird: ob es um das Ein-schlagen eines Stiftes für das Aufhängen eines Portraitfotos oder das Öffnen einer Woh-nungstür geht,- stets fliegen die dramaturgischen Fetzen. Dosierung ist sein Problem: Kinder zum Beispiel, die zart das Leben üben, erleben durchaus ihre subjektiven gewaltigen (und auch später im Erwachsenenalter fruchtbar dadurch entwickelbaren –) ausgewachsenen Kata-strophen (wie der Film richtig ausspricht). Aber hier: müssen die äußerlich unspektakulären Keime gleich: ein eigen-Kinderkellerpornoproduzierender Vater sein; ein sadistischer „Sie-benjähriger“, der einen Hund in einen Sack stopft, mit Benzin übergießt und anzündet, und mit Latten um sich totschlägt; und ein „Dumme-Jungen-Klingelstreich“, bei der mittels einer Dynamitstange im Briefkasten eine junge Mutter und ihr Baby in die Luft gesprengt werden. Das hätte etwas dezenter ins Szene gesetzt werden können! Und damit sind wir bei der zen-tralen Schwäche der Medium-Probanden : Übertreibung. Wer das Handwerk noch nicht be-herrscht, gerät in die Dosierungsfalle: und Veel help‘ nich veel,- Anfängerdenken- und unge-schick halt,- wie Goethes Zauberlehrling. Trotzdem war der Low-budget-Film kommerziell ein Riesenerfolg: denn er ist besser als der Ruf, den die Tatwilligen wohl hörten, als sie sich zu seiner Gestaltwerdung berufen fühlten. Dieser Film ist vom Instinkt her entstanden: und der hatte einen guten Riecher prinzipiell. Die Ahnung war berechtigt: hier lauerte Potential. Dies hat sich leider im Laufe der frühreifen Gestaltwandlung dann etwas ungeschickt aus dem Ruder treibend verselbständigt,- sagen wir so: Inspiration und Reife der Umsetzung drifteten noch zu sehr auseinander.
Trotzdem ist ein anschauens-‚werter‘ –nein,- aber nicht enttäuschender Film entstanden, des-sen Boden spürbar nachgibt ohne doch zu brechen; und seine Zuschauer bis zum Ende nicht in die ganz große Enttäuschung entläßt. Kein Muß; aber auch kein Vergeblich,- oder gar, oGottogott. Solider, unfeiner Durchschnitt, von ungeübten, für ihr Vorhaben zu jungen Regis-seuren; aber da es ihre Idee war, durften sie sie auch selbst, mit jedem Recht, zu retten oder ruinieren versuchen; so ist das nun mal mit dem Anspruch auf die eigene Kreativität, hop oder top; hier wird schwankend das Seil die Mitte entlang durchgerudert- und -gewunken und das Ende absturzfrei, obwohl ohne sonder genüßlichen Performancewert, erreicht. Man hat das Gefühl, einer Akrobatikstunde für zukünftige etwaige Champions beigewohnt zu haben; wenn sie groß sind, diese Kinder, wird vielleicht aus ihnen mal irgendetwas werden, was alle gern schauen; unglaublich, was sich aus einem unscheinbaren Talentkeim alles entpuppen kann.
Noch etwas: „Butterfly-Effekt“ der Chaos-Theorie: hat in diesem Zusammenhang eigentlich nichts (oder wirklich nicht viel) verloren, außer dem allerzugrundeliegendsten Gedanken,- demselben, wie man etwa behaupten kann, das jeder Mensch über zwanzig Grade mit Julius Cäesar oder Jesus verwandt ist; wieder einmal: etwas zu grob hingelangt,- wie der armlose Prothesenbesitzer seinen Müsliriegel zertrümmert. Trotzdem: Hollywood: aufgepaßt: den Drehbuchschreibern mehr Macht! Hier könnt ihr sehen, was allein ein guter Zündstoff taugt, wenn alles andere nicht: trotzdem entsteht, immerhin, ein brauchbarer Film! – brauchbar: denn es hat sich, Kassenerfolg´, durchaus gelohnt, oder? – das Publikum honoriert Qualität, auch wenn sie nur krümmelweise taugt. Und wie sagte Schillers Goethe: einen guten Künstler erkennt man bereits daran, welche Stoffe er wählt, denn der Stoff entscheidet, ob etwas Kunst werden kann oder nicht. Der Stoff entscheidet!- merkt euch das endlich, ihr Hollywood-Bonzen,- und verfilmt nicht verschwenderisch jeden Schmarrn! Der von vornherein nur zur Unterhaltung taugt, höchstens, wenn alles ALLES perfekt läuft, was es nie tut! Spart euch die Mühe! Setzt auf Qualität. Und laßt endlich die Profis ran,- und hört auf, einzig auf die Kasse zu schielen - denn das lähmt und ist unkreativ. Spart euch die Mäuse – und wartet, bis eine Idee auftaucht. Und wenn’s da bei euch hapert: spuckt nicht denen in die Parade, die eine ha-ben – könnten. Hollywood, mächtigste Kaderschmiede und Weltzentrum der professionellen Phantasie: hört das Doomsday-Gebimmel und merket auf! Es ist soweit: es ist Zeit, erwachsen zu werden. Die Rohkost taugt nicht mehr! Der Künstler fordert Freiheit, und Gehorsam – von seinen Produzenten. Wachse oder Weiche! Es läßt sich nicht mehr länger hinauszögern: die Idee muß selbst entscheiden, ohne Rücksicht auf den Publikumsgeschmack, was sie für ihr Gelingen benötigt und für erforderlich befindet. Ihr, liebe Geldsäcke, habt nur eines dazu zu tun: zu bitten, das man euren Beitrag – Finanz nämlich – akzeptieren möge,- wie in der Re-naissance, Michelangelo und der Papst. So etwa. Ihr könnt euch natürlich weigern: aber dann gibt’s eben keine Pieta, kein Julius-Grab oder Sixtinische Kapelle. Das Geld darf dienen: und es ist seine einzige Ehre. Kapierts oder laßts bleiben. Laßt ihrs: werdet ihr bald vergessen sein,- und das Geschäft ist im Eimer. Ihr müßt investieren, und zwar an der richtigen Stelle: und die heißt: Phantasie,- und Konsequenz : der Könner: der Kreativen. Alles andere ist zwangsläufig, - und vorbestimmt. So wie sich nichts ändern läßt: außer in dem Augenblick, wo es passiert. Die Zukunft entscheidet sich jetzt: und von nirgendwo kehren wir hierher zu-rück, um die Dinge sich anders verlaufen zu lassen. Hier und Jetzt, Richtig oder Falsch. Hört auf euer Gefühl. Vernehmt ihr dort, wo es sein sollte, nur den Ruf des Geldes,- war’s das. Ihr werdet sehen: Nichts passiert, mehr. Nur das das Geklingel leiser wird und verklingt: bis tote Hose dort herrscht, wo früher, statt des Herzen, eure Kasse war. Die Zeiten entwickeln sich: und es ist soweit. Das Publikum wird, wenigstens in dieser Hinsicht, des Anspruchs des Ge-schmacks, erwachsen. Bedient ihn. Mit Qualität. Oder verschwindet. Von selbst oder werdet es. Denn das Geld, das ihr als Einziges der Zukunft weisen werdet, will keiner sehen , und niemand interessierts. Wenn ihr es verwandeln wollt, in ein Gedenken: dann gebt es, zuerst, den Leuten, die nicht euch, aber wenigstens euren Beitrag, in Unsterblichkeit verwandeln können; denn warum kennt man noch sonst den Namen Maecen(as)‘? – Das will die Zukunft: Geschichten, die niemand mehr vergißt. Sorgt dafür. Denn Geld macht Geschichte. Das diese verwandelt. In Geschichten,- aus denen Geschichte besteht.
Ich erkläre mich unzuständig für diesen Film, weil ein saturierter Mittfünfziger in keiner Weise dem anvisierten Zielpublikum des Werks entspricht.
Doch ich verstehe genug von Film, um zu wissen, das er, w e n n man den magischen Kreis dieses Kunstwerks betreten und um sich schließen (lassen) kann, mit einem unwiderstehlichen Sog inmitten seines errichteten emotionalen Zentrums sich ziehen und einschnappen lassen wird.
Es ist sicher ein guter, im Sinne von gelungener, Film, der sein Handwerkzeug beherrscht und beliebig nutzt.
Sicher, er ist kein intellektueller Kraftakt; aber das hat Film auch nicht zu sein. Er hat eine Sprache, eher noch, einen Körper zu bebildern. Er ist ein Gemälde.
Sein Gegenstand kann einfach sein. Seine Ausführung: niemals. In sie hat sich die Kunst zu konzentrieren.
Der Gegenstand dieses Films ist sehr leicht, sehr einfach zu fassen. Er ist – und will nicht sein – kein Mullholland Drive, der auf einer ähnlichen Selbstverwechslung, im weitesten Sinne, doch viel raffinierter, und mystifizierter, als einmaliges unverwechselbares Meisterwerk, beruht. Dies her ist eher ein Mullholland Drive einer (sehr) niedrigeren Einkommensklasse. Es ist ein Mullholland Drive für die sich rechtschaffen im künstlerischen Alltagserwerb sich ehrbar quälende und redlich abmühende Klasse.
Das der „Wrestler“,- ein Jungs-Flm, wie dies einer für ein emanzipationsbedürftiges Mädchentum ist,- als Parallelbeziehung zu Bl.Sw. zu dienen tauglich ist, kam mir schon in den Sinn, bevor ich realisierte, das beides von der Indemnität desselben Regisseurs stammt; wobei a) Aranosky, selber männlich, zwar vermutlich einen natürlichen Zugang zum Hauptportal des Wrestlers hat finden können (den verschwiegenen Folgesatz bitte ich selbst zu ergänzen), jedoch b) die Assoziationsverbindung zum guten Teil auf einer so nicht alltäglichen, ja fast unglaublichen Ergänzung zwischen Schauspiel(er/in) und Rollenidentität beruht. Der Wrestler: kann man die vom Leben und Authentizität gezeichneten Schaukampf-Rolle von Mickey Rourke, so wie e r i s t oder zumindest zum Zeitpunkt des Drehtatsache w a r , trennen,- oder ist es nicht eben auch erstaunlich, das man eine Schauspielerin, welche Natalie Portmann ja wohl zweifellos vornehmlich ist, zugleich glaubhaft und überzeugend die Voraussetzungen einer leibhaftigen Prima-Ballerina erfüllen können sieht? – Doppelbegabung: Portmann hätte auch tanzen können,- nein sie k a n n tanzen z u g l e i c h . U n d schauspielern! Das Leben – gibt sich spielend selbst. Das ist : eigentlich unfaßbar. Die Illusion wird illusionär. Das ist traumhaft. Das ist erstaunlich. Das ist: unmöglich. Doch ist es, wie im Wrestler und zwar phänomenal, erschütternd, gelungen- geschehen. Und das Zauberkunststück: bringt beide Male derselbe Regisseur zustande. Merkwürdig. Was denken die Wrestler, die Tänzer darüber?
Ich gestehe also, das ich verstehen kann, warum und das jemand den Film gut findet, denn er i s t gut. („“). Nur gestehe ich: das es in keiner Weise ein Film für mich ist. Ich gestehe sogar, das ich ihn – und ich bin bemüht, mich solcher Barbarei und Versündigung (an der Kunst) in der Regel nicht schuldig werden zu lassen – an mehreren Stellen im Schnelldurchlauf an mir vorbei habe voraneilen lassen,- um zum (kernlich, wenn auch nicht förmlich spezifisch) voraussehbaren Ende vorzudringen. Die Aussage des Films ist dabei ein wenig multipel (was eigentlich Zeichen von Qualität ist, mehrere Ebenen zugleich bedienen zu können). Es geht oder scheint zu gehen – vielen Zuschauer wird nach persönlicher Gewichtung noch andere Doppeldeutigkeit offenstehen – um Abnabelung, Kindheitsverabschiedung, Lebensmut, unterdrückte Persönlichkeit im Zwiespalt mit Konformitätsanforderungen, Verdrängung, „Versündigung“ (in sexueller Deklaration) der bedingungslosen Bejahung eigener Bedürfnisse auf Kosten der Gemeinschaft, Verheimlichung der Eigenständig- und –willigkeit vor sich und anderen,- Masken-Aufrechterhaltung, Konkurrenzneid- und –furcht, Eifersucht, Begehren, Ehrgeiz, Selbstaufgabe- und Selbstüberwindung, Durchhaltewillen- und –vermögen, Grenzüberschreitung- und –befreiung, Niederlage und Erfolg,- eine Vielzahl von Aspekten- und Zusammenklängen, die alle möglich sind und alle einander durchdringen, um die Befindlichkeit eines bestimmten Individuums zu einem bestimmten Zeitpunkt doch nur zu generieren: die Vielfalt eines Wesens in einem bestimmten Lebensmoment, der – und das – niemals eindimensional zu resümieren ist, sondern immer: komplexer wird, diese scheinbare Ein-Stimmigkeit, je weiter man vordringt.
Eine wichtige TransportMETAPHER (heißt, das ist nicht buchstäblich gemeint) -des Films ist "sexuelle" Emanzipation-: und bewußtwerdung,- sicher ein wichtiges Element jeder Individuation. Denn zwischen der sexuellen (Doppel)Moral der Gesellschaft und derjenigen des zurückgelegten Befreiungsfortschritts des Individuums zu diesem sozio-historischen Zeitpunkt (2012) klafft ein immer größerer Vorsprung,- den man schon nicht länger Zwiespalt sondern vielmehr Abgrund zu nennen geneigt sein sollte. Die sexuelle Moral (des Soziokörpers) hat sich in Abwesenheit verflüchtigt; es gibt sie nicht mehr,- denn als leere Paragraphen-Hülle. Nehmen wir Ehe- und Scheidungsrecht: was für ein Hohn,- für ein unbrauchbar stumpf gewordenes Werkzeug, das nurmehr allseitige innere Abkehr und Ungerechtigkeit produziert, indem es zuletzt nur mehr Eigentumsverhältnisse zu regeln vorgibt (ich: bin ein Unbetroffener, und denke doch so davon). (Im Übrigen reden wir hier nur von u n s c h a d hafter Triebbelebung, nicht von krankem Ekel a la "Kinderporno" oder "kommerziellem" Mädchenhandel, sondern freiverständigt übereingekommener Sexualität). - .- Das Individuum der Moderne transportiert und entdeckt seine Triebverantwortung selbst, auf sich gestellt. Natürlich gibt es einen weitgehenden Dunkel- und Zwielichtsbereich,- des Rotlichtmilieus, der professionellen Säftemischung- und Austauschbarkeit,- doch was hätte das mit Liebe,- Gefühlen zu tun, um die es doch jedem Individuum zuletzt geht,- selbst der Nutte, die für ihren Luden anschaffen geht? Bettelt sie nicht spät um Anerkennung, um An-Erkenntnis, um Identifizierung, als Eigen-Wesen, um Liebes-Antwort,- der Welt? – nicht um Liebe: um Geschäft geht es, zumeist, im Hüben und Drüben. Das Gefühl: ist eine Sache der verborgenen, verkrüppelten, verheimlichten Anarchie, tief in vieler Verletztheit, unkenntlich gewordener Menschheit, zurückgezogener Eigen-Heit – zumeist. Fünfzig % Ehen geschieden: wieviel vom Rest ist Makulatur, aufrechterhaltene Fassade, symbiotische unappetittliche Rückendeckung? – Wo, wie lange, wie oft, wen denn, liebt ein Individuum, anerkanntermaßen, erwidert, glücklich, verstanden, und erkannt? – vor sich selbst: und in der bemühten Öffentlichkeit, und beantwortet,- deklariert,- und respektiert? – also: Liebe, liebe Freunde, ist, vielleicht immer, in solchen Zeiten, der Kälte, der Selbstsucht, der Entfremdung,- Anarchie. Eine These.
Von daher eignet sich das Sexuelle-, immer noch Verpönte (auch in übertriebener Vorweisung: schamhaft Verschwiegene) – als Fremdversinnbildlichung eines geheimen, anderen Sinns. Und damit kann Portmann (was real sehr unwahrscheinlich wäre) eine anfangs prüde, frigide, unberührte- und unberührbare, körper-absentierte - Ballerina geben. Allerdings ein s e h r konstruierter Gegensatz: vollkommene Körper-Beherrschung (oder - Versklavung?)– und Fremdheit zugleich. Doch nur im ersten Moment: in Wirklichkeit eine vollkommen funktionsfähige Metapher.
Natürlich dreht sich die Thematik des Films n i c h t ums rein Sexuelle; es ist ein bloßes Ausdrucks-Werkzeug. Auch der „Sündenfall“ (nicht irgendeiner koitalen Verwirklichung) allein ist nicht Thema des Films; >Sündenfall< vielleicht vieldeutig beschreibbar als das mehrfach geforderte „Fallen-Lassen“,- Aufgeben des (bewußten) Widerstandes gegen andringende Mächte des Un(ter)bewußten, des Begehrens, des Neides, des Erfolgswillens, des Freiheitsdranges (die beschützende, bevormundende, einengende : vereinnahmende Mutter, welche die Selbst-Werdung- und –verwirklichung ihrer Tochter-Fortsetzung mit allen Mitteln behindert) : immer geht es um die Selbstbehauptung des Individuums. Der >Sündenfall< ist die Befreiung des*- von Bevormundung : wage es, dich des eigenen Verstandes,- nein: Lebens -, zu bedienen,- der dir verfügbaren Zeit,- die allzuschnell: vergeht,- vergangen ist (auch das ein Thema: die angewitterte Mutter, die ausgeblühte Ballerina). Der Sündenfall, des weißen Schwans, welcher funktioniert wie vorgesehen und scheinbar allseits gewünscht,- von allem, und jedem, Umgebenden,- und das gegenstehende e i g e n e Bedürfnis, als Egoismus diffarmiert,- die Anerkenntnis dieses selbstbezogenen Primats: des Eigenrechts, als einmalige, ein-zeitige, unverwechselbare -, unverhinderbare -, unausweichliche Nötigung: zur Person,- die sich bildet, ob gekonnt , gewollt, oder nicht- dann eben: als nicht gewollte-,- nicht gekonnte Nicht-Person sich konstituiert und besteht,- diese –Person -oder –Unperson,- diese prinzipielle Bejahung,- oder Verneinung, des Eigenen, - könnte eventuell das sein, was im Kontext dieses Films als >Sündenfall< zu bezeichnen wäre. Sapere aude, etwas anders: wage zu sein,- du selbst, jetzt : falle oder wage dich fallenzuassen.
Der weiße Schwan: das Ideal der Gesellschaft, die auf (selbstbetrügerischer) Lüge basiert (es dürfte nicht schwer sein, das zu beweisen, wie in jedem Krieg allein schon, jedem Seitensprung, jeder Enttäuschung, jeder Hintergehung, jedem Ausweichen, jeder Feigheit). Der weiße Schwan: muß sterben und real werden, durch die Wahrheit, die unableugbar existiert: wie lange Zeit Sex, hinter verschlossenen Türen, doch jedermann bekannt, ob allein oder zu zweit, oder mehreren, mit wem und welchen Partnern aller Art- oder Nicht-Art, Phantasie und biedere oder bittere Wirklichkeit, auch immer. Why don’t we do it on the road? – die Kloaken, mit denen unsere bürgerliche Konstitution unterminiert ist.
Der weiße Schwan: ist eine Lüge.
Der schwarze Schwan: hat das Recht zu leben,- er muß leben, um sein Gefieder spreizen – und vielleicht zum vitaleren Lebenszwecke nutzbar machen zu können. Das ist jetzt nicht Nietzsche oder Ernst Jünger,- und auch kein arischer Rassenwahn: es ist, reinster, Freud. Die Unterdrückung ist Pigment der Schwarzfärbung, in der wir, alle, die glauben, das es Sinn macht, dagegen zu kämpfen,- baden,- gebadet werden.
Wer für eine Sache, mit Ernst, streitet: verteidigt einen Glauben: daß das Gefieder von Natur rein sei, und erst durch künstliche Beschmutzung dunkelt.
Der Körper der Gesellschaft, die das Individuum nur in einer Form kennt: als Drohung und Befürchtung,- nennt das „Sünden“-Fall,- vielleicht sogar Erb-Sünde.
Wir alle wachsen auf in ihrem Schoß.
Uns allen wird gelehrt: das wir „gut“ zu sein haben,- nicht „egoistisch“: unser Wohl hintanzustellen,- zuerst an Vereinbarkeit zu denken,- wenn nicht an Nützlichkeit.
Wenn es überhaupt eines zu werden die Chance eingeräumt bekommt, erkennt das Individuum: es lebt, und muß leben, für sich, aus s i c h heraus.
Nichts wird es je befriedigen: wenn es nicht (zugleich) für sich selbst getan ist.
Das ist Sünde (genannt).
Nein: das ist der Weg zur Freiheit, wahrhaft Gutes zu tun.
Denn das Gute entsteht nicht aus Gehorsam; es entsteht aus F r e i h e i t .
Das Individuum, das sich selbst für das Gemeinwohl aufgeben und hintanzustellen bereit ist, muß erst d a sein: damit es sich, eventuell, und in unterschiedlichem Grade,- aufgeben und, in Wahrheit: im Hintanstellen seine eigene und ganz persönliche Lust entdecken und verwirklichen kann. -–Man könnte fragen ( es wäre eine dumme Frage) : warum erst schaffen,- um dann zu verlassen? – weil erst, wenn etwas Empfindungsfähiges existiert, die Empfindung von Selbst-Aufgabe gespürt werden kann. Spüren tut kein Körper, es sei denn, existentiellen (nervlichen) Schmerz. Hier aber geht es um Geist, um Empfindsamkeit,- nicht Empfindlichkeit: auch der Geist kann Schmerzen haben, ausüben und spüren. Damit Geist bestehe, muß erst sein Transport besorgt sein: und der heißt Person. Person ist eine Bündelung von Kraft und Sein, die sich durch Zusammenhang, Erfahrung genannt, erschafft: und damit Erfahrung sich ansammeln könne, muß ein Gefäß bestehen, in das sie sich ergießen kann. Dieses in der Zeit anwachsende Reservoir, individueller Kenntnisnahme,- und Bekanntschaft mit sich selbst, ist das, was wir Person nennen; oder Individuum: ein anwachsender Lernerfolg, eine Bereicherung,- Anreicherung, eigener Schlüsse und eigner Gefahr,- eigener Empfindung und eigener Erkenntnis: Mut, Eigenes zu sein und zu bewahren.
Die Gesellschaft fürchtet das individuelle Gefäß: als Konkurrenz, zum dem ihren. Sie möchte alle Menschen in sich versammeln: als anonyme Beiträger. Sie muß wohl fürchten, nicht mehr als benötigt beliebt zu sein,- da wenige sie in der Form, die sie vernachlässigt und verkommen gleich einer verjährten Mega-Schlampe, angenommen hat (siehe Ehe- und Erbrecht),- noch lieben und begehren werden. Sie fürchtet: eine Metaanzahl – winziger egoistischer Gefäße, die alle (im Kampf gegen jeden) sich gegenseitig ihr Füll-Material wegzuschnappen suchen,- als Chaosneid der Anarchie. Zu anderer (wohlmeinenderer) Vorstellung: ist sie nicht fähig.
Sie rechnet nicht mit dem Individuum: welches erkennt, das es auf vielfältige Weise verflochten, abhängig: und verbunden, auch dankesschuldmäßig,- ist. Es mißachtet die Erkenntnisfähigkeit des Einzelnen/ das bemerkt: das es nicht für sich rein, nur in Gemeinschaft-, in eifersüchtiger nahrungsfeindlicher Welt, überleben kann,- und wird. Es verkennt,- daß das Individuum zur Gemeinschaft n e i g t: aus Lust,- und Bekömmlichkeit. Es verkennt,
das das Individuum Teil einer natürlichen Gruppe: anderer I n d i v i d u e n gleichwertig jedoch sein will.
Es (das "Ganze") weiß nicht mehr, das die Lust des Individuums: das jeweilige Recht des anderen Individuums einschließt-, das es intelligent, souverän, und großzügig genug ist, im Recht des A n d e r e n sein eigenes zu spiegeln und zu respektieren,- nicht nur das : zu l i e b e n -, in all seiner eigenGenügsam- und –fähigkeit,- seiner Kraft- und Eigenständigkeit- und Unabhängigkeit,- die in einer abträglichen Welt ein Beweis der Stärke-Vollkommenheit bedeutet,- und Stärke: lieben wir, die Allzu-Schwachen,- Übermacht entgegen, welcher Stärke bedarf. Andere "autarke" Individuen, selbst-genügsam, bedeuten: w i r ihm gleich sind wohl stark,- u n s e r gemeinsam unabhängiges Wesen ist es: wir sind n i c h t ausgeliefert, w i r sind geeignet, standzuhalten,- wenigstens ganze Weile lang. Und das macht uns stolz: und gibt Grund, andere zu lieben, wie wir uns selbst lieben.
Eine Gemeinschaft, nicht jede Gemeinschaft, braucht das Einzelne nicht zu fürchten: nicht jene Gemeinschaft des eigenen Rechts, von gegenseitig-respektierlichen Starken. Nur d i ejenige Gemeinschaft fürchtet das Einzelne: welche schwach ist, und Stärke zu fürchten Grund findet, weil sie Verachtung fürchtet. Je stärker eine Gemeinschaft: desto weniger fürchtet sie (und hat Grund dazu), das Individuum. Die stärksten Gemeinschaften: sind auf dem Fundament der Liebe zu Unverwechselbaren, Einzigartigen, Selbstständigen, Kraftvollen errichtet. Die stärkste Gemeinschaft: liebt das Einzelne,- das nicht gegen sie sich wendet, sondern in gegenseitigem Respekt unabhängig, doch gemeinschaftswillig, zwar außer-, doch –mit ihr, besteht. Die stärkste Gemeinschaft: lebt m i t dem Individuum -, nicht gegen es.
Black Swan: demonstriert in sich selbst,- aus welchem Geist von angstbedrängter Gemeinschaft es wohl erwachsen ist. Denn der Film dreht sich zwei Stunden lang um die Kulmination: in welchem der rote Fleck im weißen Gefieder,- als resultierende WUNDE, blutig, selbstversxchuldet (durch Selbstbejahung), sichtbar wird. Der Akt: sich selbst annehmen (zu müssen), (es ist wie der unausweichliche Zölibats-Bruch der unhaltbar auferlegten Un-Natur),- der Akt SICH ZU BEJAHEN, ist grundsätzlich hier existentieller KRAMPF-Akt: und läßt zwar eine entfesselte (dabei zu Tode erschöpft kraftlose), aber keine freie oder gesunde oder starke oder glücks-bereicherte Person,- sondern eine gerade eben noch-überlebende zurück.
Was läßt das für Rückschlüsse, aufs Umgebende,- zu?
Nun, wir kommen zu Ende: ich deklarierte mich eingangs als nicht-zuständig.
Ich bin ein fünfzig-und darüber Jahre alter Mann. Also: erstens, nicht jung, zweitens, nicht-weiblich,- drittens, nicht um Freiheit ringend (jedenfalls nicht in dem Sinne, das ich selbstverleugnerisch – wenn nicht wäre- so mich empfände). Oh nein, das kaum. Ich denke, ich bezahlte den Zoll; vor langem, und reise einiges; gewohnt. Nun -: ich bedenke mich ein wenig, ob ich glauben soll, das ein Regisseur, ähnlicher Lage wie ich, zum Entgegengesetzten, sich in die Welt eines "jungen Mädchens" (wenn man dies nicht als Menschheits-Metapher, im vorgeschlagenen Sinn, deuten will), - zu versetzen gelingen könnte. Mir scheint, wäre i c h an dem,- würde es mir recht schwer und unglaubhaft vonstatten gehen, ein junges Mädchen zu geben; ich fürchtete, recht unglaubwürdig zu wirken,- vielleicht gar unfreiwillig komisch.
Nun gut, Aranowski gelingt, jedenfalls in vielen Zuschaueraugen und- Herzen,- dies (zum Mißlingen) n i c h t zu tun. Jedenfalls fanden wenige Stimmen, die ich hörte, diesen Film lächerlich. Allen war der pure Ernst ins Gesicht geschrieben. Hoffen wir also, und es wäre zu wünschen, das die Kraft der angewendeten Metapher groß genug war, um anderweitig ausreichend anästhesierend zu wirken,- ich wünschte es, der Welt, denn es bedeutete, das sie hoffen kann, oder sie hat den Ernst der Lage (dieses Kunstwerks) noch nicht begriffen.
Ich bin also offensichtlich nicht in der Lage, dieses Kunst-Werk zu über-schreiben: meine ganze persönliche Spezifizität läßt es nicht zu, erforderliche Gerechtigkeitsvoraussetzung zu erfüllen. Das überlasse ich, von ganzem Herzen, gerne anderen: und wünsche, das vielen der Film, der in sich wohl funktioniert (doch, das tut er, es i s t kein „schlechter“,- ein Meister seines Fachs trug charakteristische Schnörkel seiner Handschrift ein-),- das viele bezügliche Geister durch ihn ein Tor zur Freiheit finden und betreten werden: denn Freiheit ist Sinn und Zweck- und (zu erringender) Preis der Kunst.
Und: ich respektiere und liebe zu Gewinnende Freiheit, auch wenn sie mir persönlich, im jetzigen Augenblick, wo ich dies erblicke, wenig meiner Zwecke wegen zu überliefern hat; möge sie es für andere tun. Dann liebe ich‘s. Weil ich: das Andere, wenn es gut ist, stark, und für sich-, liebe. Doch ja: nicht für mich: aber für seine Liebhaber (die ich begrüßen kann) : ein, womöglich, spezieller, doch dort wirksam : wohl guter Film. Willkommen.
Oh mein Gott.
Stehende Bilder. Minutenlang Kidmans Gesicht gefilmt, das alles mögliche ausdrücken soll, kontrastiert mit demjenigen eines, wie ich vermute, auf den Set verirrten Zehnjährigen, der nicht herausfand und immer wieder quer ins Bild lief. Irgendwann hat man aus diesen Szenen einen Film zusammengeschnitten. Kidman fragt sich in diesen Einstellungen vermutlich steigernd: wo kommt der Bengel denn nun schon wieder her? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Mir fällt echt nichts mehr dazu ein! Und der Junge: verflixt, wieder die! wo zum Teufel ist denn hier der Ausgang! und : Bitte tu‘ mir nichts,- weil Kidmans Blick immer dräuender wurde; schließlich sollte es ja eigentlich eine Krimikomödie über eine dadaistische Geburtstagsparty werden. Aber als Regisseur-Produzent muß man improvisieren können. Und als man fand: a) Etat verbraucht, Ende Gelände und b) alles Unfertige wegschmeißen? – schnippte einer mit den Fingern und sagte: Ich hab’s! - Wir machen einfach nen anderen Film draus, und synchronisieren irgendeinpaar blöde Dialoge drüber, die Scheixx’n- Sinn ergeben! Merkt kein Schwein! So gibt’s wenigstens noch vielleicht eine oder halbe‘ Million, besser‘ als gar nix! – „Und worüber?“ „Der Junge könnte ihr enterbtes uneheliches Kind sein, der versucht, Mamas neue Heirat zu stören! Kennt man doch: KindsEifersucht!“- „Zu abgelutscht das Thema“ „Wer soll überhaupt der Mann sein!“ „Wie wär’s mit dem Butler?“ „Ok das ginge, der Mann als der Butler.“ „- Der Butler ist der Mann!“ „Klar.“ „Aber Kidman und der Junge müssen auch was miteinander zu tun haben, die hängen doch ständig zusammen vor der Kamera rum‘, wir haben irre viel Einstellungen mit den beiden!“ „Wie wär’s, wenn die beiden heiraten?“ „Mensch geht doch nicht!“ „?Warum nicht“ „Altersunterschied, Idiot!“ – „----“ „Und nu ?“ „---“ „...Aber wenn die schon mal verheiratet waren?-“ „Knallst du jetzt völlig -?“ – „Nee, - Reinkarnation!-...“ – sehn Sie, so kam dieser Film zustande. Sie sollten mal die ursprüngliche Tonspur hören. Aber die wurde, ich weiß es, bei Nacht vernichtet von der London Bridge in die Themse geworfen. Bedenken Sie immer, dies ist ein britischer Film. Obwohl deren Schwachsinn ja eigentlich oft auch wieder Sinn macht und lustig ist. OK, ist doch kein britischer Film. Was dann? Vielleicht einfach nur’n öder Scheißfilm, so‘ richtig mieser.
II. Oh mein Gott.
Stehende Bilder. Minutenlang Kidmans Gesicht gefilmt, das alles mögliche ausdrücken soll, kontrastiert mit demjenigen eines zehnjährigen Jungen (Verzeihung, was kann dieser in so einer reinen Erwachsenenproblematik bitte schön transportieren? Da hätte man auch ein wiederkäuendes Rind filmen können). Eine - hanebüchene - Schwachsinnsstory (Entschuldigung, das geht nicht gegen „Reinkarnation“ als solche!) mit logischen Schlaglöchern gedehnt wie Arizonakratern, und zum Schluß, eine aufgeweckte Lösung, das einem die Spucke wegbleibt: man weiß gar nicht, worüber man zuerst – unfreiwillig – gähnend lachen oder weinend gähnen soll. Entschuldigung, das – von Anfang bis Ende- geht wirklich nicht. Im Ernst. Wirklich nicht. Gar nicht. Überhaupt nullkommagarnix nicht. Vor diesem Film kann man nur warnen. Bitte samt Negativen zu vernichten. Wenn ich der Regisseur wäre: würde ich alles in dieser Richtung Mögliche versuchen. Und dann so tun, als ob nie etwas gewesen wäre. Und irgendwo im Mittelwesten einen Job als Tankwart annehmen, und genauso den Eindruck erwecken, ich wäre nie von da weggekommen. Und niemals ne Handykamera in die Hand nehmen! Oder irgendsowas. Ach ja. Und Kidman könnte innendrin die Hotdogs, sollte jemand sowas dort haben wollen, in die Mikrowelle schieben. Mit hochkonzentriertem Gesichtsausdruck, aber bitte - nicht so leidend. Es soll doch schmecken. Mahlzeit.
Bitte! keine Charakterrollen mehr für Kidman.
Film versucht ein Publikum zu erreichen, das freiwillig Eintritt zahlen muß. Das heißt: gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist („Wir sind das Volk!“).
Battle in Seattle ist ein Unikum: ein amerikanischer Film versucht, ernsthaft politisch zu sein, oder zu-mindest den Eindruck von politischem Belang zu erwecken (Oliver Stone läßt grüßen). Seit den Zeiten von Apocalypse now oder JFK haben sich die Zeiten allerdings entwickelt: der Film nähert sich vom ästhetischem Überbau dem Leben der Straße, dem Erleben der Menschen, die, wenn sie dabei sind, sehen, was dieser Film versucht wahrzunehmen. Er versucht eine „realistischere“ Perspektive als seine genannten Vorgänger : näher dran zu sein (per Wackelkamera).
Zeit für die Gretchenfrage: klappt’s? – Natürlich nicht.
So politisch darf Film in einem Kinoland sein, das selbst, immer noch, und auf unabsehbare Zeit, ze-mentiert, wesenhaft unpolitisch ist. Amerika ist weit davon entfernt, „politisch“ zu sein; Amerika setzt auf den ungebremsten Schaum der Zügel- Kraft des Individuums; „Politik“ (ob man sie gut findet oder nicht) dagegen ist die Organisation und Kanalisation von Massen- Bewegung, die in „Geschichte“ mündet. Sicher, es gibt ‚Demokraten und Republikaner‘; das sei Politik? – Ich bitte Sie! – das ist Verwaltung. Politik der „westlichen Gesellschaften“ findet erkennbar nicht innerhalb dieser -, bei allen „Machtwech-seln“ zwischen „Konservativ- Rechten“ und „Sozialistisch-Linken“ statt, denn in der Regel löst ein demo-kratischer Wechsel hier nichts, aber auch gar nichts Spürbares aus; die Konfrontation findet, weitge-hend unbemerkt, auf Stellvertreter-Schauplätzen zwischen „industrialisisertem Norden“ (sog. Erste Welt) und „rückständigem Süden“ (Entwicklungsland-Status) („Dritte Welt“) statt. Die ‚Zweite‘ dient wohl als gemäßigte Pufferzone; wie stets die Mittel- (Mittler-) Schicht, die sich nicht richtig gut -, aber auch nicht wirklich schlecht befindet.
Die „Globalisierungs“thematik greift darum heutzutage diese Konfrontation auf, und die findet weitge-hend auf dem Papier (als „Kampf“-Ansage) statt – außer auf jenen Schlachtfeldern, wo indirekt gelitten wird, wie zum Beispiel in indischer Grabsteinproduktion oder dem Kahlschlag Sarawaks (abgeschlos-sen) oder Sibiriens (begonnen). Die Kinder, die in nordindischen Steinbrüchen meißeln, wissen nicht, das ihr Tätigkeits- „Leiden“ „politisch fundiert“ ist. Dies wissen (oder nehmen als so an) - einige kahlköp-fige Schreiberlinge, die Zeitschriftenartikel und Internetseiten lancieren. Gewöhnlich ist das so. Manch-mal allerdings wird’s ungewöhnlich. Dann treffen sich einige von den Schreibern oder Lesern dieser verlorenen Anmerkungen auf der Straße, und „demonstrieren“ – und das führt zu „Ereignissen“ wie denen in Seattle, die hier verwurstet werden.
Der Film knüpft ein historisches Szenario: denn der genannte Plotanlaß ist aktenkundig. Man kann das nachlesen: und nachgucken, im Internet, und in alten Zeitungen. Da findet man das, was Auslöse für diesen Film war. Jedoch, einige krankhafte Veränderungen hat das Gesicht dieser Ereignisse durch-laufen: wie zurückbleibende Pockennarben, nach überstandener Infektion.
Nun ist „Globalisierung“ keineswegs überstanden; weder auf der einen,- noch auf der anderen Seite. Der Film versucht, beide /alle zu Wort kommen zu lassen, und zu zeigen: wobei die Sympathie auf die Seite der „Gutmenschen“ (tatsächlich: einmal : nicht die der Ordnungsmächte!) neigt.
Der Film, erster Satz, setzt alles, für amerikanische Verhältnisse riskant, auf eine Karte: er nimmt an, das in seinem potentiellem Publikum viele Ihre Sympathie bereits ebenso verteilt haben: wie es die hier gezeigte Darstellung tut; und das ist, Novum, von der bisherigen offiziellen Gesellschaftsakzeptanz abweichend. Offiziell gilt /galt : („linke“) Demonstranten sind Ruhestörer und Querulanten; aufgeladene Ausdrücke wie „Berufsdemonstranten“ sagen einiges hierzu aus. Im Laufe von Jahren und Jahrzehnten des Protestes weichen sich allerdings die Wahrnehmungsgewohnheiten auf und wandeln sich, Wunder, allmählich sogar um: zu viele Leute erfahren am eigenen Leib, wie die Eskalationsthematik, „bei der Wahrnehmung der Bürgerrechte“, mitunter zuschlägt, und bringen – und teilen – die dargelegte Fil-mopfer-Perspektive mit. Ein Film stets im Kommerz-Umfeld wie ‚Battle in Seattle‘ kann nur funktionie-ren, wenn die Zuschauer die Haltung honorieren, die (hier) Pro-Demonstrantisch - und Anti-Staatsmächtlich ist. Damit ist dem Produkt die Aufgabe eines Spagats zugefallen: denn, siehe oben, erstens gilt: der Film demonstriert pseudo-politischen Belang in einer ent-politisierten Gesellschaft (wahrsituierter Konflikt zwischen Erster und Dritter Welt, wird aber nur in Kinos der ‚Ersten‘ gezeigt),- und zweitens: trägt der Film insofern nochmals Eulen nach Athen, als er einem friedlich versammelten Publikum suggeriert, tapfer in einem wahrhaft tragisch epischen Konflikt sich zu befinden & durch Ak-klamationauch in der Tat ‚seinen Mann zu stehen‘. Beides ist Taschengelüge: denn das Publikum ist erstens mit sich einig und akklamiert sich selbst, und zweitens nimmt es die Ebene des „wahren Konflikts“ zumeist (im üblichen Zuschauensfall) gar nicht wahr. Der Gegner ist eingebildet. Hier wird Bürger-krieg gespielt, wo gar keiner ist. Denn die meisten Menschen im Norden sind sich einig: Globalisiserung ist Schei...e. Ein paar Strippenzieher im Hintergrund kassieren schweigend, und sie brauchen auch gar nichts tun („streiten“) : denn die Verhältnisse (und die Zeit) arbeiten für sie. Die „Ausbeutung“ funktio-niert. Die Welt ist in ihrem Sinne organisiert, und arbeitet – mit ein wenig Reibungsverlust – fehlerfrei und schnörkellos geschmiert. Die meisten Menschen finden Globalisuerung nicht gut: aber dulden und tolerieren sie praktisch und beachten sie, in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld, n i c h t . Sie haben sich arrangiert und funktionieren, innerhalb des antagonistischen Getriebes, abseits ihrer persönlich-privaten abweichenden Meinung. Die ‚Globalisierung‘ muß (in der Ersten Welt des Nordens) nicht ‚kämpfen‘: denn sie rattert und klickt und klinkt präzise alltäglich zu Ihrem Ertragen und Vorteil. Moralisch sind viele ihrer (indirekten) Profiteure geknickt: aber sie nehmen mit der einen Hand, was ihr geäußerter Mei-nungsprozeß bestreitet. Diese Haltung ist ambivalent schizophren; und ein permanent schlechtes Ge-wissen redet sich ein, indem es der Haltung solcher Filme wie „Battle in Seattle“ zustimmt & sogar gut findet, sich von Verantwortung bereits, in genügendem Maße, freizuhalten- und rein zu - waschen.
Filme wie dieser sind sehr bedenklich: denn sie nehmen tatsächlich vorhandene Probleme wahr und wandeln sie um in eine Schönlings-Perspektive. Am Ende von Seattle-Battle haben die Guten gesiegt: Die Konferenz ist abgeblasen und gescheitert; und im Abspann geht der Kampf (erfolgreich) weiter. Und niemand ist wirklich der Böse: der Bürgermeister etwa? Der Polizeichef? Der gezeigte Clinton? Der Polizist, der durch Kollegenmaltraite sein Kind verloren hat? Und die Guten, die die Welt „retten wollen“ (O-Ton, im Gefängnis...: „wie oft haben wir die Welt schon versucht zu retten?“) – wie bemüht sich der Film, die Sympathien gerecht zu verteilen: Schaufenster-einschmeißende Chaoten (sind das die eigent-lich Bösen?) – nein, in Wirklichkeit gilt (im Film): die Dramaturgie der Ereignisse selbst, die Eigendyna-mik, hat längst das Ruder übernommen und steuert sich den eigenen Weg: die Menschen sind bloß re-agierende Marionetten. So viele „gut-bemühte Menschen“: der Konferenzler von „Ärzte ohne Grenzen“, der gegen Patentnießbrauch der Pharmaindustrie angeht; die Journalistin, die von der karriere-nutznießerischen Beobachterin auf die Gewissens-Seite“ wechselt, und gar in der Zelle landet; der auf-haltende Polizisten-Kollege, der die Verprügelung des Demonstranten-Führers beendet, der um Dees-kalation ratlos bemühte Bürgermeister, der „ebenfalls gegen Vietnam protestierte“. Goodwill überall; der einzige, der ungeschoren schlecht davonkommt, ist eigentlich der Pharma-Vertreter, der nach dem Apell des Arztes (ohne Grenzen) mit ausgefeilter Rhetorik den Standortvorteil seines Brötchengebers verteidigt , unter Umkehrung des gebrauchten (positiven) Wortklangs und der ihnen innewohnenden (negativen) Bedeutung.
Das alles klingt besser, als es ist: der Film ist, wie die Rede dieses Anwalts der Reaktion, klingelndes Wortgeplänkel und (Narren)Schellenklang: vollmundig satt instrumentierter Volksschlager in den drei Grundakkorden, der symphonsicherweise (in Dur) danach anscheinmäßig erklingt, als ob er Musik sei, wo er ein pures Unterhaltungsbedürfnis befriedigt. Er gibt dem Kaiser, was des Kaisers (Feierabend) ist; denn, nach einem langen harten Arbeitstag, Entspannung,- wo dieser „nichts Ernstes“ mehr hören mag, es wsei denn, es klingt ernst, ohne es zu sein. Genau das schafft dieser Film. Er tut so, als ob es ihm ernst sei, und bietet Versöhnung allerorten, wo keine ist; denn „die Ausbeutung“ geht weiter, und ver-schlimmert sich, mit jedem verstreichenden Jahr; und „der (verhältnismäßig) prosperierende Norden“ denkt gar nicht daran, Verhältnisse im Geringsten in seinem praktischen Verhalten zu dulden oder zu akzeptieren, die eine Verschlechterung seines Gewohnten bedeuten würden. Das heißt, er schließt weiterhin die Augen.
Dies ist besonders schmerzhaft dort, wo er sie scheinbar zu öffnen scheint; ja, wo es offensichtlich mit geschlossenen Augen gar nicht geht. Doch es geht; in einem Kino, der unbewegten und faktisch unge-rührten Ersten Welt, inmitten anderer Zuschauer, die den Film „gut + zutreffend“ beifällig finden; in Battle in Seattle, irgendwo in Detroit, Dallas, Berlin oder London, Chicago oder Stockholm, Paris: überall dort, wo demokratisch garantiert ist, durch Plebiszit des ganzen Volks, das alles beim Alten bleibt, in-dem nichts schlechter werden darf ; und diejenigen (gewählt) weitermachen, die garantiert – nichts ver-schlechtern dürfen, was alle wollen, obwohl alle – eine „bessere Welt“ durchaus angenehm-er fänden.
Hauptsache, es kostet nichts; außer dem reizend verbrachten zwei Stunden Thrill im Kinosessel, beim Anblick von Tränengas, Gummigeschossen und Schlagstock-Beulen;
Filme wie dieser bedeuten den Bankrott der Demokratie; denn was wollen wir wetten: nichts wird sich ändern -, bis
die „Dritte Welt“, zuletzt unerträglich geworden, selbst etwas ändert; und den Kinogängern der Welt gehörig in den Arsch tritt, und keinen Stein, dieser Kinos, auf dem anderen beläßt;
und es wird nicht schön, nicht angenehm, aber gerecht sein,
wenn Leute, die Bildern nicht gehorchen wollten, Menschen-Gewalt gehorchen müssen,- nein, unterworfen werden:
und niemand, der diesen Film sah, und sogar seiner Gerechtigkeit zustimmte, wird unschuldig sein.
10 Stunden Film – das steckt den Rahmen anders als im üblichen Kriegsepos. Was ist an BoB besonders? – ganz einfach: unverblümt bietet es an, eine Brücke schlagen zu wollen zwischen Dokumentation, Hollywood, der Realität – und Geschichts-Legende.
Der Weg der Airborne (Fallschirmjäger)-‚Easy-Company‘ in-, durch-, und aus dem Krieg heraus ist die Thematik dieser Filmographie-Studie. Die Persönlichkeiten und zahlreiche Ereignisse (jedenfalls in Ergebnisfakten) sind belegbar historisch und, sogar, in Zeitzeugeninterviews der beteiligten Kombattanten voraneingeführt. Dies alles steckt einen anders als gewohnten Rahmen ab: Krieg findet genuin nicht in Filmstudios, unter Kunstlicht, statt, sondern nimmt seinen Weg aus der Realität -, üblicherweise (zumeist) über den Umweg dann dieser,- bis in unsere Augen und Herzen, der so nur auf diese indirekte Weise beteiligten Zuschauer. Die Wirklichkeit des Krieges geht verloren, je näher uns eine Generation rückt, die den Krieg nur vom Hörensagen, als Kampfhandlung,- und nicht mehr als umfassenden Lebenseinschnitt kennt. Noch vor zwei Generationen (2012 gesprochen) war dies anders – und es war so, das diese Vorgänger-Generation anschließend kaum noch ein Wort darüber sprechen mochte, zu ihren Nachfahren – die wir sind. Wir sind dem Krieg fern – wir haben ihn verlernt. Uns war gegönnt, vermutlich von ganzem Herzen gegönnt, in den Stand der Unschuld zurückzufallen – zurückgeboren versucht werden dürfen, via Zeugungszwangserneuerung, des menschlichen Materials, aus dem Kriege gemacht sind – und mittels dieser Erneuerung der Unschuld erwächst auch erfrischte Unwissenheit, und Leichtfertigkeit. Wir sind nicht überflüssig verletzt, verhetzt, gekränkt oder verdorben – aber wir sind auch nicht länger gewarnt. Wir sind wieder unwissend, unschuldiger als manche familienerzählungstradierte Generation zuvor – wir sind, vermutlich, nach einem der unfaßbar abschreckendsten Kapitel der Mords- Unsitte- und Verbrechensgeschichte der Menschheit, als mittelbarer Erbe zweier Generationen, die Unfaßbares gesehen hat – und darüber als Ganzes in schokiertes, „rücksichtsvolles“ Schweigen verfiel (vermutlich weil es unmöglich war, wirklich zu verstehen, als Voraussetzung für Sprechen), wir sind, vermutlich, eine der blauäugigsten Generationen der Menschheitsgeschichte – Erben eines Schwarzen Lochs der kollektiven Nicht-Erinnerung, des Allzu-unfaßbar- unverdaulich-Schrecklichen.
Nun wird so mancher sagen: wieso, kenn ich doch alles: Saving Private Ryan&Co kann ich alles auswendig-, auch über den Holocaust weiß ich Bescheid. (Hab doch Den Pianisten gesehen)? – Ja?
Entschuldigung: der Krieg ist mehr, als ein vielbißchen Bewußtsein fassen kann. Er ist (alles deutet darauf hin) etwas, was den ganzen Menschen zu erfassen vermag, - jedenfalls umsomehr, als dieser Mensch von ihm sich erfassen zu lassen in der Lage ist. Mit anderen Worten: nur die Stumpfsinnigen bilden sich ein, etwas vom Krieg (genaustens) zu verstehen, weil sie mittendrin dabei waren – und, im Falle dieses, auf jeden Fall besser als jene, so nicht (welche allemal die Schnauze gefälligst zu halten haben sollten). Tatsache scheint wohl zu sein, das diejenigen am meisten vom Krieg erfahren, die sich ihm öffnen – wann und wo auch immer, nah oder fern der Front. (Nur: inmitten ihrer, scheint kaum eine Möglichkeit dafür zu bestehen – solche Beiträger scheinen am schnellsten zu verstummen). Also allein näher oder ferner: und die Nächsten bevorzugen, angesichts besserer Argumente, allein Dieses als Hauptargument.
Band of Brothers zieht gewissermaßen eine Notbremse: gerade noch rechtzeitig, für das Gedächtnis zukünftiger Generationen, zieht es eine Reihe von Zeitzeugen zu zum Bericht – vors gegenwärtige und zukünftige Plenum, mit letztem hochbetagten noch kundigem Mund. Es sind kostbare Aussagen – kostbare Zeugen. Ihre beeindruckende Präsenz spricht Bände. Niemand kann abstreiten, das diese Menschen in der Normandie, bei Bastogne, bei Foy, in Landsberg waren – das es tatsächlich Menschen gab und es Menschen waren, wahre tatsächlich-existente „normale“ Menschen, die anschließend als Bauunternehmer, Briefträger oder Taxifahrer arbeiteten, die jene „Geschichten“, jene „Historie“, erlebten..-
Es ist gut, das zu sehen: und vielleicht, wenn man sich öffnet, genügend öffnet,- begreift – oder dem Begreifen immer näher kommt, oder zu kommen vermag, wenn man es sich wünscht und daran arbeitet.
Es ist gut, eine historische Kompanie zu verfolgen, ihren Weg, eine Reihe von Kampfeinsätzen hindurch, durch die sie Kontinuität wahren – als menschlicher Verband, Verband einer Reihe von Einzelindividuen, von denen eine ganze Reihe während der fortlaufenden Ereignisse aus der „Erzählung“„verschwanden“ – getötet wurden,- und andere an ihre Stelle traten. Es ist gut, denn es hilft – das als Realität zu verstehen.
Ein Kinoereignis kämpft immer mit einem Handicap – es blendet vorher und nachher, und sogar einen Großteil des Währenddessen, aus, zugunsten eines spannungsgeladenen Höhepunktes. Dies kommt unserem oberflächlichen Bewußtsein entgegen, das Verstehbares, Beobachtbares, verfolgbare Geschehensketten bevorzugt – Langeweile, Trott, Schlaflosigkeit, Hunger, Kälte, Abstumpfung, Gewöhnung, Verrohung – all das läßt sich schwerer in Worte und Bilder fassen als sich duckende, in Schützenlöcher vor Granatenexplosionen flüchtende uniformierte Männer oder das Klaffen schrecklichster Wunden – momentane, blitzschnelle, folgereiche, intensive Ereignisse. Das, was am Krieg das Sichtbarste ist, ist vielleicht das Unwesentlichste an ihm – auf lange Dauer gesehen. Sicher, der Moment der Verwundung hinterläßt die unübersehbarsten Spuren – aber sind es auch die gewichtigsten? Und im Falle des Todes – das Leidtragen der Hinterbliebenen – tropft es auch, niederdrückend, meßbar, in irgendeine Form von Waagschale? Wird es wahrnehmbar? Wird es nicht nur verschlüsselt, in der Legende der Verwundung, der Verwüstung, der Folge-Haftigkeit? Wird das nicht nur zu einem Symbol, das viel mehr, so sehr viel mehr, umfaßt, die Sorge, zuvor, das Bittere, danach, das Gleichzeitige- Vielfache- Umgebende- Mittragende, allemal? Das Meiste an dem, was Krieg ist, ist – auf einer Leinwand, in wenigen Stunden, anhand von triumphierender „Ereignishaftigkeit“ – schlichtweg nicht darstellbar. Krieg: ist mit filmtechnischen Mitteln nicht zu fassen, jedenfalls nicht wahrhaft: der wahrhafte Krieg. Glauben Sie’s. Es dürfte nicht schwerfallen.
Band of Brothers geht einen hollywood-ungewohnten Weg. Spielberg und Hanks: gängige Münze, dieser Währung. Hoch ist ihnen anzurechnen, zu diesem ungewohnten – ‚Wagnis‘ war’s wohl nicht – Ansatz die kreative Überwindung sich abgewonnen zu haben – bei beiden war’s wohl die Einstiegsrutsche des Private Ryan, der sie an so eher ungewohnte Gestade mit sich fortriß – wohl die eigengedämmerte Erkenntnis, das „Overlord“ Realität war – ohne das es hochnäsig klingen sollte, denn es dürfte uns allen schwerfallen, uns solchem Realitätsdurchbruch zu stellen. Für uns alle ist es genuin ein Mythos: und nur, wer schwer dafür schuftet, arbeitet sich bis zu einer realitätskonformen Einsichtsbereitschaft dahin voran, s.o. - Explodierende Geschosse und Kugelpfeifen helfen dazu,- auch CGI -, auch Bilder realistischer „Verwundungen“: abgerissener Glieder, herausgeschlagener Blutsfontänen,- pulsender Hauptschlagader-Verletzungen, und herausragender Knochensplitter. Das ist dekorativ: und reizbar schockierend. Und hilft es dabei, sich der Realität zu stellen? – Nun: es ist, was wir uns immer vorstellen, ob wir wollen oder nicht: Hinguck-Zwang. Der Mensch ist ein Lern-Tier. „Weiß“ er von etwas (Außergewöhnlichem/Wichtigen), will er es erleben, um die Wahrheit (für seine Lebensperspektiv-Abschätzung) herauszubringen. Das ist nicht voyeuristisch: das ist gut und gesund,- denn er verläßt sich nicht (gern) auf andere,- was ein Vorteil ist (sage ich). Er bringt selbst in Erfahrung: und traut seinen gehörten Worten (anderer) nicht wie zunächst seinen Augen (ist aber, hoho, Film! – aber das merkt er (sich) erst später). Das i s t also ein Anfang von notwendiger Wahrhaftigkeit; und jetzt fehlt - zudem- die Erkenntnis, das weitere Dinge zum Erleben dazugehören, die kein Auge je gesehen hat noch zu sehen vermag,- die von innen kommen; und hier muß das Kino schweigen, und Raum lassen, und Metaphern finden, die Leere verklausulieren können, als Platz-Statthalter, für das, was vom Zuschauer-Inneren herrühren kommen muß.
Und hier fängt die Schwäche von Band of Brothers an: denn die Geschichte, so gut sie gemacht ist, vielleicht zum jetzigen Zeitpunkt (des Entwickelns der Kino-Bildsprache) gibt diese innere Erzählung noch nicht her,- ist noch zu laut, zu äußerlich, zu pittoresk, zu behindert-plakativ, zu dröhnend, zu stringent, zu vielfältig, zu ereignisreich,- zu abwechselnd, zu dekorativ – um das leise innere Flüstern der –„Wahrheit“ – wiederzugeben. Ob es jemals so weit reichen wird?-
‚BoB‘ bleibt Hollywood, vornehmlich – wie sollte es auch anders sein? Doch es bricht wohltuend mit mancher bisher gewohnten Grundregel: in die richtige, authentizitäts- bemühte Richtung. Es ist ein richtiger Schritt dorthin – wohin, wollte man je ankommen, noch viele folgen müßten (wenn es denn einem künstlerischen Kreativ-Genie möglich wäre). Ob es je sein wird: steht in den Sternen. Ist BoB deswegen abzulehnen – weil es nicht perfekt, noch nicht dort ist? – Hören Sie mal: dieses Kino, hier und Heute, ist Realität; stellen Sie (und Ich) bitte keine Was-wäre-wenn-Fragen. BoB ist oberer, alleroberster, Durchschnitt; es zählt zum Besten, was Sie mittlerweile, oder unterdessen, sehen können. Nur eines bitte nicht aus den Augen verlieren: so „gelungen“ es gemacht ist: es ist weit, weit von der Realität entfernt. Das ist alles.
Und bitte bilden Sie sich nicht ein, irgendetwas vom Krieg mitgekriegt zu haben, weil Sie BoB vorüberrauschen gesehen haben. Wenn Sie’s angeschaut haben, fangen Sie an, darüber nachzudenken. Lassen Sie sich ein paar Jahre Zeit, tun Sie sich auch anders um. Dann weitersehen.
Ein Anstoß: „die Deutschen“ im Film sind allemal Kampfmaschinen, gesichtslose „Individuen“-Massenware wohl eher (wohltuend auch, wenn ebenfalls sie als Opfer von Kriegs-„Verbrechen“ dargestellt werden,- Ein-Jeder-Kehr-vor-seiner-Tür). Hier gibt es zukünftig viel zu tun: nun, es verkürzt die Historie (zu Recht) auf das offenkundig vordergründig Geschehene. Zum Vordergrund gibt’s jedoch einen Hintergrund. Dieser fällt kriegsbezüglich aus dem Bild, darf es aber nicht: wenn es vollständig bleiben will. Der Mensch, zu lernen bedürftig, die Wahrheit zu verstehen, darf hier jedoch noch lange nicht stehenbleiben: sonst fehlen ihm, wie bisher, ganzen Generationen lang, die Worte: und im Verstummen lernt niemand länger etwas, sondern wir bleiben ärmer zurück als zuvor:
Lernen braucht Wort- Bilder, selbst wenn es nicht die endgültigen sind, und niemals sein können. Sie sind es nie. Aber es muß um sie gerungen werden: denn im Ringen, allein, entstehen sie,
womöglich.
3 Punkte für den Kostümschneider
Dies wird keine Filmbesprechung- hab ich so was je gemacht-? , nur eine Bemerkung.
Was für eine Räuberpistole! Wo tut man so was hin?
Als Kostümfilm: opulent-... als Massenfilm: wie Ben Hur, Cleopatra, und Akira Kurosawa. Rot, mehr Rot, noch mehr Rot: ein Volk sieht rot. Was noch? Inzest, Bruder-Bruder-Inzest, Mutter-Sohn-Inzest, Bruder-Schwester-Inzest, dazwischen treudoofe Unschulds-Liebe, der König mit sei‘m Mädel‘in, die Schwester und ihr strackser Gascogner. Um’s ein bischen aufzupeppen: „versprich mir, meinen von Zeit zu Zeit abgetrennten Kopf zu küssen“. Ok, allright. Was soll man dazu sagen? Gift, Intrigenverrat, Kindesmord, Brudermord, Völkermord, Abgründe der menschlichen Seele – soll das wohl alles sein. Adjani, schönste Frau der Welt. ?. Fellini, Rom. Warum nicht lieber Caligula? Nero? – Bartholomäusnacht?
- das Schlimme dran : es hat sie,- es hat das alles wirklich gegeben. Aber – SO nicht.
Tja, historische Treue -! Da streitet die Gelehrsamkeit doch nicht mit dem Regisseur. Aber was wollte denn – der ? WAS der Wissenschaftler, der Historiker wollen würde, kann ich mir, kann man sich noch zusammenreimen – aber im andern Fall stehe ich und rätsele ich vergebens. Auch als Märchen,- Parabel, Fabel, Kunstprodukt, als Gleichnis der menschlichen Gier oder Abgründe oder Verstiegens-Möglichkeiten -... alles diffus, alles im Nebel, seltsam unbewegend, irreal, verrückt wie ein Fiebertraum – ähnlich diesem komischen Elaborat, Apocalypse now. Sicher hat der Mensch irgendwas gewollt. Bilder hinterlassen, wenn nicht eine nachvollziehbare Geschichte? So ähnlich muß es sein, wenn Jemand die Welt vollgedröhnt durch einen Drogenvorhang sieht: alles Hieroglyphen, erkennbar von irgendeiner Bedeutung, aber ohne Schlüssel zu ihr. Diese Bilder sind wie ein Fiebertraum, dem man keinen Sinn enträtseln kann: und so wird man ihn wieder vergessen,- die Bilder fallen und verblassen, verschwinden. Dieser Film ist nichts. Dieser Film ist eine Phantasmorgana. Dieser Film geht vorbei wie ein Fieberrausch. Ich denke, so erleben Menschen eine traumatische Erfahrung, einen Krieg, eine Bombennacht, die sie nicht verstehen, nur als Ereignis in sich isolieren-, und wennmöglich, sinken-, verschatten-, zur Seite gleiten lassen können.
Mein persönliches Problem dabei: Barholomäusnächte sind nicht Fieberträume eines Künstlers,- sie sind Wirklichkeit, immer noch. Der Voodoo-Tanz ums Feuer bringt uns dem Geheimnis des Tags nicht näher. Ich weiß, ich weiß, alle hassen den Rationalisten, den Moralisten, den Eindeutigen, den Un-Dämonischen. Das Dämonische gehört doch dazu,- ihm gehört doch die Welt! Belassen wir ihm doch die Welt, uns, unsere Vorstellungen, alles! Geben wir uns dem Dyonisischen doch hin, berauschen wir uns, an der Welt-Auster, schlürfen wir das Blut aus ihren Adern, geben wir uns hin!
Ach, wie erbärmlich, so eine kleine magere Vernunft-Existenz wie meine. Schon als Kind war ich vernünftig aber eigensinnig, schon als Jugendlicher hatte ich mit Drogen nichts am Hut, einmal rauchen, einmal saufen, einmal kiffen, basta erledigt. Ich bin langweilig. - Ich rätsele an solchem Zeug herum, sehe all das Blut spritzen und schwitzen (hier mal), und frage mich: welche Drogen nahm der Regisseur, für das seine? Wie verbringt er seine Abende? Gleichen die Vorgänge in seinem Gehirn den Bildern, die er uns vor Augen führt oder führen möchte? Entspricht dieser Film auch nur annähernd dem, was er uns zeigen wollte? Ist er zufrieden mit dem -, dem Schnitt, allem, was dabei herausgekommen ist? Ich kann dabei nichts erkennen, als was ich – viel furchtbarer, in mir trage, als Schauerbilder der Apokalypse. Wenn er mich schrecken mochte: so soll er beten, das ich nicht ihn schrecke. –Was also? mit ihm? –Was für ein Bübchen, das mit ein bischen Filmblut Dämonie herauslocken will. Bilder: schon wuchtig; so einen Aufwand versanden zu lassen, wäre ja denn doch wohl eine erhebliche Kunst. Als künstlerischer Faden aber,- als erzählbare Geschichte: ein Bubenstückchen, ein Klingelstreich,- eine Farce. Auch eine Sonderwagenladung Filmrotschminke macht noch kein Schauermärchen. Und, verdammt noch mal, die Geschichte ist kein Selbstbedienungsladen für hirnlose Kunst-Amateure, die noch nicht einmal normales Leben -, geschweige denn Historie, nachvollziehen können. Ein gigantischer Mega-Flop,- der allerdings des Aufwands wegen erst später bemerkt werden wird. Hut ab, vor so grandios verkleidetem Mißlingen. Als hätte man einen Stadtfratz auf den herzoglichen Thron gebeten, um sich insgeheim zu amüsieren. Aber mit Bartholomäusnächten macht man keine Witze -, und amüsiert sich nicht. Verzeihung, der Moralist -. Ach übrigens, und schade um die sonst erstklassige Schauspielerei (wenn sie in richtigen Filmen zu spielen hätte, mit Inhalt, den es darzustellen gibt, - Inhalt, wo etwas da ist, was man darstellen kann oder könnte). So’n Shit. Scheiße vom Feinsten. Wie ein Sylvester-Feuerwerk. Alles verpufft. Puff paßt überhaupt gut. Ihr habt alle zuviel geschnupft. Laßt mich mit meiner Langeweile allein. Verzieht euch. Piß drauf. Haut ab, und zieht euch diese Scheiße rein. Außerdem kann man die Muschi und einmal vorher die Nippel sehn. Wohl bekomm’s. Ihr Drogies. Idioten. Werdet erwachsen. Lernt, die Realität ernst zu nehmen. Die Realität ist furchtbar, ernst, und man geht mit ihr nicht leichtfertig um. Sonst lernt sie euch ab, leichtfertig mit euch umzugehen. Und dann endet ihr leicht – fertig.
Weniger Drogen, weniger Blut, weniger Räusche. Hört ihr? Weniger Rausch. Ernüchtert euch. Werdet real. Und langweilig. Lieber langweilig leben als rauschhaft sterben. Sterben -, ok . Aber im Rausch kriegt ihr doch nichts mit. Ihr laßt euch sogar den Tod stehlen, die letzte Chance nach dem Leben, noch etwas mitzubekommen. Was für ein Jammer. Es nützt nichts, sie hören nicht. Ich merke schon, wie sie das nächste Drehbuch vorbereiten, und Komparsen heuern. Vergebene Liebesmüh. Na, dann berauscht euch: langweilig wird’s einem -, mit Verlaub bei aller Nüchternheit, angesichts eurer Kapriolen eh nicht. Ganz im Gegenteil, der Platz ist ganz nah am Scheiterhaufen; man fürchtet schon, sich mitzusengen,- und mitzubraten. Der Dumpfheit, dem Ausgetickten, dem Vergiftet-Verzückten gehört die Welt. So laßt uns denn tanzen, denn sie fürchten die Langeweile, die Langeweile der Moral – mehr als alles Entflammen- , Aufbrennen- und krümmende Vergehen. Nun denn, Welt, brenne- und tanze, - brenne, und brenne und brenne – wie zu Neros Leier. Brennt und zerfallt zu Asche, nehmt sie mit euch all ihr kranken Gedanken und Vorstellungen, und laßt Platz entstehen, wenn ihr nicht mehr seid, für eine neue, frisch-jugendliche, kindliche morgenfrühe reine Welt, und gesunde Augen – Augen, die noch nicht gelernt haben, sich angesichts des Daseins zu langweilen.
„Auf die stürmische Art“
Internet: 10 mäßig begeisterte Kritiken, Durchschnittsbewertung ungefähr 60 /100 %
a) Entspricht meinem Eindruck. b) es geht nicht darum, das der biedere Klappentexter „sich zwischen zwei Frauen entscheiden muß“. c) „Forces of nature“ : „Naturkräfte“: ist es so unmöglich schwer, Filmtitel treffend ins Deutsche zu übertragen? Liegt es an der Sprache oder den Untergürtel-Erwartungen des Publikums? oder den Kommerz- Aspekten der professionellen Verdiener? d) Regie führte – natürlich- eine Frau, e) eine amerikanische Frau (doch das ist wichtig). f) wie folgt:
f) es geht nicht um einen Mann zwischen mehreren weiblichen Möglichkeiten. Es geht um die Institution Ehe und Liebe/ Heirat zwischen zwei Menschen.
Ben, allein unterwegs in die Heimat zur dort geplanten Hochzeit in zwei Tagen, muß allerhand durchmachen: es hat sich scheinbar alles verschworen, ihm vor Augen zu führen, warum man nicht heiraten sollte. Rund um die Uhr kommt zur Sprache, was gegen die Institution Ehe spricht: Feigheit, Betrug, Kleinlichkeit, Gewohnheit, Lüge, Sicherheit, Lebensscheu, Angst: miteinander eingepfercht in einen Teilchen-Zoo namens „Monogamie“. Der Himmel selbst scheint alles aufzubieten, damit Ben sich reichlich, ernsthaft und gründlich noch einmal mit dem Thema, sich für die lebenslängliche „Ewigkeit“ versprechens-vertraglich zu binden, auseinandersetzt, unter handfesten Auspizien: unter dem Radarschirm eines Tornados, der ebenso Kraft sammelnd auf den Endpunkt zuzusteuern scheint, wie Ben seinerseits sich bemüht, dorthin ans Ziel seiner Hochzeitsgelegenheits-Wünsche zu gelangen.
Den schwerwiegendsten Einwand ist Sandra Bullock aufgetragen zu liefern. Ben, flugängstlich, muß eigentlich nur 1 Stunde Luftweg überstehen. Jedoch: beim Start gerät eine Turbine in Brand, und die Maschine kann gerade noch unter Vermeidung einer Katastrophe gebändigt werden. Eine daraufhin ebenso festsitzende Flugbekanntschaft (Sandra) organisiert ersatzweise eine Auto-Mitfahrgelegenheit zum Zielort. Stufenweise beginnt damit ein steil abwärts führender, eskalierender Weg der Degradation: Flugunglück, Polizeigewahrsam (Drogenkonsum des Autobesitzers), irrlaufender Zugverkehr Richtung Pampa, nächtliches Einkeilen dort inklusive Schlafbank in einem durchgehend geöffnetem Waschsalon, Diebstahl aller ihrer Geldvorräte, Anheuern und Untertauchen in einer Reisebusgruppe, Höhepunkt: ein Gastauftritt als Stripper/- in einer -, wie sich herausstellt, Homokneipe nebst improvisiertem Rollentausch, um mit dem so verdienten Geld die letzte Reiseetappe zu schaffen. Doch wesentlich sind allerdings eher die während dieser Etappen jeweils gesammelten funktionalen Erfahrungen einzelner Menschheitsvertreter mit der Institution Ehe – versus Liebeerfahrung.
Es beginnt mit Opa. Dieser bricht – anläßlich Bens Junggesellenabschied (gutes Argument gegen Heiratsgetue) beim Turteln mit der angeheurten Animier-Liebedienerin mit einer Herzattacke zusammen, und gesteht Ben beim Erwachen im Krankenhausbett, warum ihn solche weibliche Nähe derart derangierte: das von Ben bestmöglich verteidigte großmütterliche Andenken kriegt einiges zu verdauen. Es geht noch weiter: so gut wie alle langjährigen ehelichen Bindungen in Bens näherem und nächstem Bekanntenkreis entpuppen sich als mehr oder weniger verwurmt und angenagt und ungleich glücklich: verheimlicht getrennt lebend, in gegenseitiger Mißachtung und perfider Herabsetzung oder offizielle Ignorierung versunken, amtlich oder inamtlich von Tisch und Bett bereits wieder geschieden. Bens Erleichterung, im Bus auf ein augenscheinlich im Alter glücklich vereintes Päarchen zu treffen, zerstreut sich vorschnell: die beiden sind zwar glücklich und verheiratet, doch nicht miteinander. Die reizende alte Dame preist ihr Glück, nach dreißig „Ehejahren, in denen sie stets gelernt hatte, Geschlechtsobliegenheiten als ein weiteres der Frau auferlegte Schicksal wie Abwasch oder hochhackige Schuhe tragen- zu betrachten“,- doch noch Erfüllung mit einem Mann erleben zu dürfen; worauf sich die beiden anhimmeln, glücklich- unehelich. Ansonsten desolate Bilanzen ; Heuchelei und Bigotterie, wohin man blickt. Die Reisebus-Gesellschaft, welche annimmt, das Ben und seine Begleiterin verheiratet sind, stecken die beiden in ein Doppelzimmer, da Ben ihr versprochen hat, aus Gefallen ihren Ehemann zu mimen: sie, wie sich herausstellt, zwiefach unglücklich geschiedene Mutter, will von ihrem derzeitigen „angetrauten“ Ehemann, der sie um ihre Ersparnisse erleichterte, dieselben mittels eines Tricks hinter seinem Rücken zurückergaunern, um damit ihren verlassenen sechsjährigen Sohn als Wiedergutmachung für die Zukunft zu bedenken; woraufhin die beiden so scheinbar „Verheirateten“ prompt von seinen ebenfalls im selben Motel abgestiegenen Bräutigams- und Brautjungfer-Bekannten „in flagranti erwischt“ werden (was schließlich als brühwarme Nachricht zuhause durchsickern wird) – Anlaß für „Entlarvung“ auch vor der Rentner-Reisegruppe und die Vorführung der sich (einerseits) „zu Empörung“ berechtigt-Glaubenden - oder als verheuchelte „Das-ist-doch-Usus“- Bemäntelung andererseits -, der eine Ehe beobachtenden Umgebung ist.
Ben, in Versuchung durch die verlockende Näherung einer anderen Frau, die ihn in wirkliche Berührung mit seiner eigenen Libido bis zur Verliebung bringt : muß sich fragen, ob Ehe für ihn – wie für sein erlebtes Beziehungsumfeld – nur Gefangenschaft, Lüge, Frustration und Enttäuschung bringen wird. Nach einigem unterwegs sich steigernden Blitz – und Hagelschlag des herannahenden Taifuns gelangen die beiden, trotz Überwindung aller sich türmenden äußeren und inneren Hinderniserfahrungen schließlich unter dunkel dräuenden Himmel am Ort des anberaumten Ehe-Debakels an: Windstöße fetzen Platzkärtchen von den Tischen und den Musikern dünn und mißklingend tönende Noten von den Instrumenten. Keifend verbissene blicktötende Schwieger-und Brauteltern, irrelevante Gäste und darin eine verloren treibende, verzweifelte Braut, die um ein Haar noch in der Vor-Hochzeitsnacht in den Armen einer verflossenen Jugendliebe gelandet wäre: es war ihnen nicht leicht gemacht, zueinander zu kommen. Folgt die schwächste Sequenz des Films: während der Sturm Baldachine und Blumensträußchen, Girlanden, Lampions und gepflegte Garderoben- Haarteile vor sich hertreibt wie Regen die Flüchtigen,- begegnen sich außerhalb der Reihe und des Rituals die Liebe -, zur Not sogar Ehewilligen neu: was vorher, nach Vorschrift, nicht möglich schien, findet hier eine nadelöhrgroße Durchschlupfmöglichkeit in einer Begegnung von Mensch zu Mensch : im völlig derangierten Hochzeitsoutfit entdecken da zwei, das und warum sie sich trotz allem immer noch einfach mögen: so das man es „Liebe“ nennen könnte und sie beieinander zu bleiben beschlossen. Nicht Liebe -, sondern Ehe trotz aller Hindernisse heißt das konforme Rat-Schlußstück der Produktion.
Nachdem alles (lückenlos) aufgelistet ist, was gegen die Ehe spricht, von freier Liebe bis Gütergemeinschaft und Fremdbestimmungs -Definition,- geben sich die beiden Delinquenten das Ja-Wort, wie es weltweit immer noch Millionen von Menschen nach wie vor tun, um sich weiterhin eines Besseren nicht belehren lassen – weil sie sich,- Schwamm drüber, endlich sagen: Keine Ahnung was es ist und wohin es führt (was immer es bedeutet): „ich liebe dich -derart, das ich dich heirate“. Mal sehn, wohin das führt. Dies Experiment findet momentan, tatsächlich, millionenfach statt.
Wenn auch sonst nichts weiter: konstatiert das dieser Film, (fast) ohne jede Wertung. Er sagt einfach, was ist. Und ab hier muß jeder selber wissen. Sauve qui peut; die Regisseurin hatte, wenig eindruckslos, jedenfalls gewarnt. Und wir hatten keine besonders gute -, aber auch keine sonderlich schlechte anderthalbe Unterhaltungsstunde davon. Und gerade wie Ben Affleck und die Bullock so gar nicht miteinander funken: wird die disparate unmögliche künstliche Vereinigung zweier verschiedener Individuen so richtig schön fadenscheinig in Geltung gesetzt und kommt glaubhaft rüber. Die beiden: bringen das Ding zum Laufen, langsam und mit schwarzen Auspuff-Rauchwolken zwar, doch es bewegt sich was, ähnlich dem Klappverdeck der Endspurt-Limousine auf Halbacht. Nichts Neues unter der Sonne; doch alte Liebe rostet nicht in der Heimat, in der Heimat, und so gibt‘s nichts zu bedauern.
A Serious Man unmerklich von den Coens
Eine inhaltslose Geste. Sorry, nicht mein Ding. Pseudointelektuelles Getue. Demontiert. Wirr. Leer. Anspruchsvolles Nichts, anspruchsloses Etwas. So metaphernbeschwert, das es – plumps – beim ersten Auftritt sang- und klanglos unter der Oberfläche verschwindet und nie wieder gesehen ward. Das Übliche: viele Komplimente von den Internet-Meinungsabgaben, wobei mir keiner erklären konnte, was ich gesehen habe (ernsthaft, ich habe versucht über andere herauszuklügeln, was ich nicht in der Lage war zu entdecken),- und konnte nur finden, das alle sagten, dieser Film ließe, bei hohem Gefallen, jeden ratlos bei sich selbst zurück. Hm.
Ein paar Bröckchen eines Ansatzes von Gereimtheit, die über Plattitüde hinausgeht, flammt immer wieder einmal auf, wie der Versuch eines verlöschenden Feuers. Mir scheint, als Ulti-ma Ratio bleibt sehr anspruchsvoll (nicht von mir) ausgedrückt zurück: jeder Versuch, einen Sinn zu geben, scheitert an der Irrationalität einer Welt, die hier einem allgemeinen Mißver-ständnis folgend mit einem zeitüberlieferten Gott üblicherweise als Fehltritt benamst ist, post-hum. Wem das genügt? – immerhin kann man damit einige Rechnungen begleichen. Ist doch schon was.
Auf meine offenen Rechnungen reagiere ich anders. Die Coens können gute Filme machen. Hier sind sie wohl etwas zu tief in die Innerlichkeiten von Absichten hineingestiegen. Ein klarer Griff ins Klo. Witze, die erklärt werden müssen, sind keine. Philosophien oder meinet-wegen Mystiken, desgleichen, auch nicht. Denn, liebe Freunde, Die Wahrheit ist konkret. Wenn auch anspruchsvoll. Purer Anspruch genügt nicht. Hinter einer Haltung sollte auch ein Inhalt stehen. Entgegen einer weitverbreiteten Ansicht: Haltung allein genügt nicht. Sonst müßte man den Nazis einen glorios in Szene gesetzten Untergang zugestehen. Da kommt aber etwas zu kurz: denn das, wofür Sie Haltung annahmen und bewahrten, war kurz gesagt Schei-ße.
Dieses ? - : ist Zeuge eines dunklen Zeitalters, der Verwirrung. Diese Orientierungslosigkeit gilt möchtegern als Offenbarung. Wo andere Offenbarung auftritt, ist vielleicht ein Plus, deren mystagoges Gequatsche zu persiflieren, und als unverständliches Genuschel abzutun. Aber etwas allein seiner Scheinheiligkeit zu entkleiden, ist ein Armutszeugnis: seinerseits ein noch dürftigeres Vakuum hinterlassend als eine vehement wenigstens mit Haltung beglaubigte Lüge. Leere ist kein Argument. Die Enthaltung enthält keine Antwort. Es ist bloß ein nichtvorhandener Arsch in einer fehlenden Hose. Klar? Mit einem Wort: Nichts. Ich habe das Nichts angestarrt. Leider. Zwei Stunden lang. An der Kasse: das Geld können sie behalten. Aber die Zeit hätte ich gerne zurück. - Keine Reaktion. Nichts rührt sich. Alles löst sich auf – und verflüchtigt sich, was immer war. Wenn. Reicht’s?*
Vielleicht blieben diese Zeilen besser ungeschrieben. Sie sind geschrieben, wie dieser Film auch gedreht sein möchte, aus Respekt vor der Realität.
Ein Journalist wurde, in Pakistan 2003, entführt und umgebracht. Die Umstände sind tragisch: zurück blieben eine hochschwangere Frau und Angehörige, und er war ein friedlicher, enga-gierter Aufklärer der schreibenden Zukunft für eine bessere Welt und Zukunft. Zu seinem Andenken wurde aus seinem Umkreis eine Stiftung, dem freien Journalismus gewidmet, ins Leben gerufen, und aus der immer noch mikroskopisch wahrnehmbaren Kräuselung der Ober-fläche der Öffentlichkeit ein Film gemacht, der sein ernsthaftes Ansinnen zum Beispiel in einem diesbezüglichen vorgeschalteten Prequel dalegt.
Nun hat es eine besondere Bewandtnis, wenn die Welt der rationalisierten Fiktion und der wie sich ereignenden Realität ineinandergeführt werden sollen (was sie letztendlich immer in je-dem ernstzunehmenden Kunstwerk müssen). Unmöglich ist es, für das Gelingen einen gülti-gen Maßstab aufzustellen. Vielleicht, wenn jemand durch die Botschaft zu einer veränderten Haltung (und Ausgangspunkt der Handlungen) seines Lebens veranlaßt wird? –wie auch im-mer.
Diesem Film wird nachgesagt, er zeichne die Realität beklemmend fühlbar nach. Nun ja, er hat recht: aus der einzigen Perspektive der zurückbleibenden Ehefrau wird der äußere Ablauf - nicht der Ermittlungen – sondern der Erlebenswahrnehmung dieser (Frau, Mariane), darge-stellt.
Damit kommt der größte Kritikpunkt dieses Films zur Sprache: es ist ein Angelina-Jolie-Film,- und kein Journalisten- oder Journalismus-Film.
Mit keinem Wort oder sonstiger Ausführung wird gezeigt, wofür Daniel Pearl eigentlich steht: was genau das, was er tut (tat) wertvoll macht. Dieser Film macht eine zentrale Vorausset-zung: Journalismus ist gut, denn er dient der Aufklärung der gutwilligen Weltöffentlichkeit über alle aktuellen Vorgänge, sprich, auch der Machenschaften korrupter oder tyrannischer Manipulatoren und Nutznießer. Der Journalist ist ein selbstverständlicher, womöglich be-scheidener, selbstloser Gralsritter : das ist die Basis, auf der dieser Film sich ansatzweise be-wegt.
Mir liegt es fern, diese Annahme prinzipiell umzukehren oder zu bezweifeln; ich möchte nur ihre selbstverständliche Gültigkeit individualisieren und konkretisieren, denn ich glaube, es gibt guten und schlechten Journalismus, wie es Gutes und Schlechtes von jeder Sorte und in allem gibt. „Der“ Journalismus ist nicht gut oder das Gegenteil; „dieser“ hier ist womöglich so, und jener ist anders. Das ist alles.
Über den Journalismus des Protagonisten hier läßt sich nichts sagen, denn darüber erfährt man kaum etwas. Wovon man etwas erfährt, ist die darstellerische Qualität von A. Jolie, die eine verzweifelt kämpfende und sich aufrecht haltende Witwe (wie man von allem Anfang an be-reits informiert ist) zum Leben erwecken soll. Schafft sie es? – Wieder, vielleicht : falsche Frage. Richtiger trifft eventuell zu: wozu muß und soll man das wissen?
Da fällt mir nur eins ein: um zukünftige Entführer rechtzeitig aufzuklären, und von der Falschheit und Wirkungslosigkeit ihres Tuns zu überzeugen, und abzuhalten, durch die Darle-gung des Leides von Hinterbleibenden? – das scheint recht naiv.
Sie ahnen, das ich mit diesem Film nicht sonderlich weit vorangelangen konnte. Sie mögen denken, ich hätte keinen soliden Sinn für den primären Anspruch dessen, wie -, nicht was - , etwa(s) zur Darstellung gebracht wird. Ich hoffe, Sie irren: ich hoffe: ich schätze das ‚Wie‘ sogar höher, denn dies ist, was Kunst entscheidet, die mir wichtig sein soll. Also: mir brachte dieser Film nicht sonderlich viel, entgegen anderen abgegebenen Meinungen, die sich von seiner „Realitätsnähe“ fesseln ließen. Warum soll ich mich fesseln lassen, wofür? – hätte ich gern näher erfahren. Wer mit dem Film die Voraussetzung trifft, Journalismus stehe per Se für einen akzeptablen Wert, braucht diese weitere Nähe nicht. Wer jedoch hier dazu verurteilt ist, die Macht des veräußerlichten Journalismus für potentiell unheilvoll in zahllosen Fällen nach-gewiesen zu halten als perfekt vorinstalliertes Medium veröffentlichter Hypokrisie, gesell-schaftlich selbstverständiger Heuchelei und Doppelmoral, des individual-gewissenlosen In-Worte-Fassens- von „in der Luft liegender“ Political Correctness, dessen Übervater die Re-gievorschrift eines Chefredakteurs ist, der genauestens bestimmt, was das „Gewissen“ „sei-nen“ unterstellten Lohnschreibern eingibt,- der muß meinesteils nicht besonders darauf rech-nen, das ich glaube, das hier weder die Stimme der Vernunft, des Gewissens oder der Öffent-lichkeit spricht,- sondern nur jene von interrogierenden, wortraffiniert begabten Manipulato-ren dessen, was „man“ zu denken habe,- was mithin keiner so genau selber denkt, nicht ein-mal der, der es auftrags- und weisungsgemäß hinschreibt. Tatsache ist: die wenigstens Jour-nalisten wissen nur nicht etwa nicht -, sondern glauben sogar das selber nicht, was sie schrei-ben. Sie wissen nur, was von ihnen gewollt ist, das sie schreiben sollen und müssen, um damit ihren Job, Anerkennung, und sogar Pulitzer-Preise einzuheimsen. Journalisten sind gerade die nicht, die (in der Regel) schreiben, was sie selbst denken und für richtig halten: ihr Berufsge-heimnis- und –ethos besteht darin, herauszuspüren was „gedacht“ und „gewünscht“ und „vor-gestellt“ wird, in der Welt außer ihnen,- sie sind die Politstars der aktuellen „Nachricht“ ; und was eine Nachricht ist, bestimmen sie, und sie sind bestimmt durch das, was die Welt erfahren muß, und das ist das, was sie erfahren will & wünscht (und bezahlt, kauft, &belohnt). Jeder Journalist ist von Natur aus Teil eines Teams von Weltöffentlichkeit, das sich selber bedient. Also, wenn der Journalist im Dienste der Öffentlichkeit steht, bestimmt die(se) Öffentlichkeit die Wertkriterien seines Dienstes; und was sind die Werte der Öffentlichkeit? Muß ich Ihnen das sagen? Soll ich? – ich rate Ihnen statt: gehen Sie und kaufen Sie sich ein halbes Jahr, oder auch ein halbes Leben, lang am Kiosk das, was Öffentlichkeit kauft: und dann entscheiden Sie, was ihr an „Wahrheit“, dem Journalismus so hingebungsvoll engagiert dient, wichtig ist. Sehen Sie da ein bißchen Skepsis hinter meinen Worten? – bitte: ich wünsche nur, Belege für einen guten Journalismus, den es gibt, zu erhalten. „Der“ Journalismus ist nicht besser oder schlechter als alles menschliche Tun: aber d e n guten Journalismus gibt es (eben ) nicht. Alkohol gibt es, auf gute Weise, denn er desinfiziert Wunden: vergnarrzt aber genauso jede Menge Säuferlebern.
So bleibt, zurück zum Film, hier nur noch ein gnadenlos pauschaler Appell an das ganz ganz allgemein Gute im Menschen und die Bitte, doch bitte vom unrechten, Leid stiftenden Tun abzulassen, und in Zukunft keine Journalisten und, am Besten, überhaupt keine Menschen mehr zu entführen. Auf dieser pauschalen Ebene erfahren wir noch ein zwei Argumente: denn auf der abschließenden Pressekonferenz wird zum Beispiel angeführt, das Terrorismus sich aus dem (wirtschaftlichen) Elend ernährt, und „Elend gibt es überall auf der Welt“. Gut, akzeptiert. Was fiel mir aber zuvor auf: Karachi ist nun nicht unbedingt das MiamiBeach der betuchten Rentenpensionäre dieser Welt. Auch ein paar Slum-Aufnahmen haben sich (des Lokalkolorits wegen) in die Bilderwelt des Films verloren. Ansonsten: scheint das journalistische Durchschnittsdasein (nach West-Tarif) in dieser mittelasiatischen Metropole von recht luxuriösem Zuschnitt. Auf welcher Seite ‚von Elend‘ steht und bewegt sich also dieser Darstellungsstandpunkt? Terrorismus, der sich davon nährt und daraus erhebt, richtet sich also wohl letztendlich zutiefst sozialneidisch gegen aktuell hosenanhabenden Reichtum und Macht: und welcherart genau ist der Schneider der Hosen, die der hier gezeigte Journalismus wohl anhat? – ist dies eine Anklage, gegen den engagierten -, D. Pearl? – verstehen Sie mich so, wenden Sie sich ab: werden Sie zukünftige Entführungen – und bitte, Ich entführe nicht, und wünsche auch so nicht -, n i c h t abwenden. Ich weise nur auf eines, mir Auffällige, hin: dieser Film ist, entgegen aller Absicht, zutiefst unbetroffen von dem, was wahrhaft zum Himmel stinkt, und schiefhängt im globalen Staate Dänemark,- und unpolitisch bis ins Mark. Er hängt sich an einem schrecklichen Einzelschicksal unter dem Deckmantel politischer Correctness („Journalisten sind Gralshüter von unser aller echter Demokratie und individueller Freiheit“) auf (sind sie regelmäßig nicht) und bietet einer profilbedachten Actrice eines ebensogut organisierten Spektakels der weltöffentlichen Selbstdarstellung- und -verständigung /-gar Definition - dessen, was wir im Westen von uns selbst glauben, zu sein: unserer Film-Identität nämlich, ein gleißnerisches Podium. D. Pearl war nicht schlecht -, womöglich ein Guter,- Journalismus ist weder ein guter noch ein schlechter, sondern von Fall zu Fall das, was er ist,- und A. Jolie ist genauso, weder dies noch jenes: sie liefert halt eine Performance ab,- nach einem dokumentarisch anspruchsvoll angehauchten Drehbuch,- sicherlich einem inneren ernsthaften Anliegensbedürfnis folgend. Alles in Ordnung! Wir alle hätten gern einen aufklärerischen Journalismus, der Dunkelmännern via Spotlight das Handwerk legt und in die Parade spuckt. Wir alle gucken gern anspruchsvolle Filme. Wir alle wünschen uns eine nicht nur andere -, sondern bessere Welt. Wir alle ehren gern und gutwillig das Andenken von Ehrenmännern. Nur hier erfahren wir nichts darüber: was wir sehen, ist ein Weltstar, der vor weniger Zeit Killerkommandos als Mrs. Smith gedreht hat, in einer Rolle ganz anderen Anspruchs: und, da wir alle sie kennen, wird es zur reinen >Rolle<. Wir erfahren nicht wirklich viel : wir sollen zusehen einer Frau, die verwitwet; ein recht intimes Detail. Wird es einen gefährdeten Kopf abhalten, abzudriften und zu erkranken? – ich glaube: wenn ich dieser Kopf wäre, nicht. Ich mag mich irren: vielleicht ist dieser Film besser als das, was ich sehe. Ich sehe, in Hollywood, Karachi: und fast noch lieber, sähe ich da Karachi, in Hollywood (das geht, und heißt z.B. Slumdog Millionaire von Danny Boyle),- am liebsten aber sähe ich Karachi in Karachi, das heißt das, was dieser Film vorgibt ihm am Herzen zu liegen: die ungeschminkte Wahrheit nämlich.
Denn ich denke, wenn man sie sieht,- möchte man sie ändern,- und zwar tatsächlich. Um jeden Preis. Selbst - wenn dabei eine Mischform zwischen Slum und Villa herauskäme.
Erinnern wir uns : Fiktion oder Realität? – ein Film, der real sein will: ist ein Fisch, der so getarnt sein muß, das er als Hund, zwischen eine schnüffelnde Meute gezwängt, durchgeht. Also unmöglich. Ein Film braucht Distanz zu seinem Anspruch, Realität werden zu wollen. Er darf es gern tun: wenn er den Blick auf sich nicht verliert, und beobachtet, wie weit es ihm gelingt. Nichts ist schamhafter, als ein Film, der glaubt, es gelinge ihm, echt zu sein.
Hollywoods Märchenwelt (und nicht nur dieses Ortes) gelingt dann, wenn er bei der Wahrheit sich erkennend bleibt: übereinstimmend bleibt in dem, was er von sich glaube, was er dar-stelle in diesem Moment, an Glaubwürdigkeit, und dem, was tatsächlich ist. Das ist die Glaubwürdigkeit des Films: sich im Maßstab seiner (gelungenen) Fiktionalität nicht zu über-heben – und – zu verkennen,- und dabei doch nicht den Anspruch aufzugeben, zu versuchen, was letztlich nie gelingen kann. Deswegen scheitert dieser Film: weil man merkt, was er nicht bemerkt: das er so tut als ob.
Er schauspielert: und er ist der Einzige im Raume, der es nicht merkt.
Die öffentliche Anerkennung, die jedoch genau das attestiert? – entschuldigen Sie, ich halte nicht viel von der Öffentlichkeit. Sie ist ein bißchen langsam, wissen Sie. Aber andererseits: auch, und das aus meinem Mund, gibt es eine Öffentlichkeit, die fast unfehlbar funktioniert: und die heißt Nachwelt. Und wir werden sehen, was diese von dem Produkt hält, trotz aller anfänglichen Zustimmung. Und jetzt lassen Sie uns ein Weilchen schweigen; und Journalisten ehren, die tatsächlich für das Beste, was Journalismus manchmal sein könnte, gestrebt haben, und zu Unrecht, auf tragischste Weise, zu unversehenen Opfern dieses Strebens auf einem Weg, auf dem sich die Welt befindet, geworden sind. Still jetzt,
und schweig. Kamera aus.
Aufgeregt biederer Attentats-Thriller, der sich einer ungewöhnlichen Manier der Zeitschleife bedient, welche die eine Hälfte von der erstgenannten Tatsache abzulenken vermag, bis er sich – ‚Niemand kann fünf Minuten reden, ohne den Grad seiner Unwissenheit zu verraten‘ (chinesisches Sprichwort) – dann doch als solider Krimi mit Verfolgungs- und Autojagden (durch historische Innenstädte) und jede Menge fühllos vergossenes Blut (und einige Logiklöcher) hetzen muß.
Welche Kurzzeit-Impressionen bleiben haften? – Salamanca (Mexico City?) als : es selbst,- Dennis Quaid‘ überaus glaubhafte IronMan-Leibwächter-Visage, und einige Massenpanik-Szenen? Der unverwischbare Eindruck, das wir alle völlig belangloses Kanonenfutter für ei-nige Herren, die Wichtigeres zu tun haben, sind? Die interessante Idee (für einen Film)(natürlich nicht hierher gebürtig)(Rashomon), eine Szene öfter aus verschiedenen Blickwinkeln umzugestalten? – übrigens: natürlich ist es Unsinn, das die Szene so >wieder-holt< wird. Jeder Retake : dient dazu, die Story zu prononcieren und fortzuentwickeln. Das anfängliche Chaos, an dem der Zuschauer teilhat, klärt sich allmählich zu einer „ganz ande-ren“ hinter dem ersten Eindruck stecken sollenden „Wahrheit“. Das hätte, wie in Nolan-Filmen,- als gloriose Verpackung durchaus einer „höheren“-, als eines biederen Actionszena-rios dienen können; leider gleicht der Film, der dadurch aber nicht schon zu einem mißlunge-nem wird, damit einem bescheidenem Schlips zu Weihnachten,- der in einer kubikmetergro-ßen sechsfach-verschachteltem Geschenkpapierschachtel (mit Schleife und allem) angeliefert wird. Das Äußere hätte mehr Inhalt als nur die bloße Lust des Auspackens versprochen – also deswegen nur Mogelpackung? –Nein, schon gut. Der Mund war halt größer als das Auge.
-Wenn es so leicht wäre, etwas wirklich Gutes zu machen!-
PS. Mit ‚Politik‘ hat Ganze rein gar nichts zu tun. Man hätte sich so auch um eine überaus kostbare Halskette oder Bronchitis kümmern können. Alle Motive aller Leute interessieren nicht ; es geht halt mehr um sportliche und pyrotechnische Fähigkeiten. Wer‘s gern knallen hört und rummsen sieht,- nur zu. Wer zwischen seinen Ohren nicht unbedingt einen Luftzug verspüren muß,- kann’s auch bleiben lassen.
Man verschnupft sich zu leicht. !- Gesundheit.
PSS. Forest Whittacker scheint, wie ich im Internet an den Reaktionen sehe,- auf eine kleine, aber verschworene Fangemeinde zählen zu können, genau wie Seagorney Weaver. Weiter so!
-Eigentlich mag ich ja vor allem William Hurt – wegen seiner Erwachsenen-Rollendarstellungen im Dunstkreis um Smoke herum.
Apropos: haben Sie Probleme mit obengenanntem Durchzug, versuchen Sie’s damit einmal, als einfühlsam wohltuender Therapie. Das lohnt sich – und kuriert Beschwerden allemal!
3 Punkte für die Optiker
Was für ein Thema! Für jeden, der etwas Respekt vor der Wirklichkeit hat,- und gleichzeitig trotzdem den Wagemut (und die Fähigkeit), sich auch den hohen und außergewöhnlichen Di-mensionen zu nähern, die das Dasein einmalig bereithalten kann,- etwa alle paar Jahrhunderte oder gar Jahrtausende einmal,- wer davor nicht (wie es gesunder Menschenverstand einem eigentlich gebläuen sollte) instinktiv zurückscheut,- für den gibt es ein wenige Flamm-Male der Menschengeschichte, die sakrosankt sind oder es zumindest sein sollten. Nicht, das Alex-ander ein Heiliger gewesen wäre; sondern weil das Phänomen, das so genannt und mit diesem Namen verknüpft wird,- so außerordentlich ausnahmsweise zu erleben ist.
Etwas Pietät bitte! bei der Wahl der Themen. Wer nur ein‘n Splatterfilm abdrehen möchte: bitte, die Auswahl ist groß. Darf‘s auch gern ein historisches Thema sein: warum nicht, wie vor kurzem geschehen, was wie die Bartholomäusnacht? – Warum Alexander? Warum etwas oder jemand, der einer fühllos gewordenen Gesinnung, die längst an stärkste Drogen adaptiert ist, noch das edelste Mittel zu verschwenden und verschleudern bietet? Wo nur auf den Rausch abgesehen ist: warum mit einem Dom Perignon? Kann man nicht viel effektiver und ressourcenfreundlicher mit einem ehrlichen Kornbrand, muß nicht mal gesondert sein,- das-selbe gründlicher erreichen?
Warum Alexander, wenn „300“ doch denselben Effekt tun? Warum nimmt sich ein Regisseur eines der drei sakrosankten Themen vor, von denen nur „Caesar“ noch schwerer in den Griff zu bekommen wäre,- „Napoleon“ dafür umso etwas leichter? Warum, zum Teufel, Alexander, wenn die pure Not einen zu einem solchen unternehmerischen Wahnsinn nicht treibt? Kann man so von allen guten Geistern verlassen sein, das man anläßlich Diesem nur die maleri-schen Bilder und Einstellungen sieht, und sich verlocken läßt? Rät einem keine gute Fee,- Vorsicht, Falle? – überhebe deinen Hüftschwung nicht, Jacob? –ringt keine Alarmglocke des-gleichen? Läutet kein Bedenken, das, will man keinen Schmarren liefern,- etwas wirklich SEHR Außergewöhnliches ins Leben zu helfen hat,- um nicht in höchstwahrscheinliche Ge-fahr zu laufen, am Ende wie ein Idiot dazustehen? Muß nicht jeder Depp soweit Bescheid wissen, das er an diesem Thema nur scheitern kann und sich höchstwahrscheinlich sein drittes Gebiß holen wird,- und muß er nicht von allen möglichen Dämonen getrieben sein,- um es, gegen jeden Rat, doch zu wagen,- es sei denn, er müßte einfach, und hätte keine Wahl? - Ist hier solch dämonischer Antrieb spürbar gerechtfertigt? – alles, was ich spüre, ist Hollywood, dem nichts heilig ist,- kein Thema nicht zu verlockend,- keine Einstellung etwa nicht wert, unabgedreht zu werden: wenn nur die Beleuchtung stimmt: “Ja, das könnte hinhauen,- ja, das ist gut so. So machen wir’s!“ Es gibt aber Sachen, die macht man lieber nicht,- verbrennt man sich die Finger eher dran. Laß es. Laß es einfach. Zu spät.
Zu schade, was draus hätte werden können. Die cinemascopische Technik gibt es ja mittler-weile,- gäbe es,- Sachen, die nur so einmalig waren,- wiedererweckend in äußeres Gewand zu kleiden. Das Gewand stimmt durchaus, weitaus besser seit den Tagen Liz Taylors als Cleo-patra (ach, die kernigen rasierwassserduftenden Amirömer von damals!),- das Outfit stimmt: aber der Geist!, der Geist der Zeiten! Ein Trauerspiel.
Da muß also wohl ein Drehbuchschreiber im fernen Beverly Hills auf einen Bildband so rich-tig zum Blättern und Schmökern gestoßen sein (vielleicht Time Life?),- „Die Makedonische Phalanx“, oder „Das Persische Großreich“ oder „Der Zug Alexander des Großen“ - mit vielen phantasievollen Grafiken und Schlachtbeschreibungen (so von oben, mit gezeichneten Pfeilen und Stoßrichtungen). Ach was,- das Drehbuch ist ja fast fertig! frei Haus! man ersetze nur noch die Zeichen-Figuren durch Statisten – und für die Hauptrollen engagieren wir ein paar richtige Schauspieler, die dann auch etwas mehr kosten (sollen und dürfen, Hauptsache Na-men).- Aber tut mir leid, Colin Farrell ist nicht Alexander,- und wird es auch nie sein. Nie-mals. Auch Brad Pitt (warum nicht Achill, ein ähnliches Unterfangen) wäre es nicht gewesen, oder Yul Brunner oder Sylvester Stallone oder Bruce Willis oder. Tut mir leid. So ein Werk steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit des, das „darstellt“,- tut mir leid, hierfür gibt’s keinen Ausdruck. Alexander ist Magie, die von einem einzigen unfaßbaren einmaligen M e n s c h e n ausging,- und nicht etwa vom „Hellenismus“,- der nicht „den Osten“ eroberte,- nur die Folge dieses unglaublichen Einzelphänomens war. Alexander: ohne einen Alexander sollte man solchen Film nicht drehen.
Ein gutes Beispiel für das, was ich meine: sehen Sie sich Mickey Rourke im ‚Wrestler‘ an. Das kann man nicht ‚wollen‘ und nicht zu ‚machen‘ beabsichtigen : das passiert einfach,- oder es passiert nicht (dort schon, und das ist das Wunder). Keine andere Chance: als auf ein Wunder. Das, so, diesen Film, wird es entweder so geben oder nicht anders - denkbar oder möglich. Der Wrestler hat einen Vorteil: es ist eine,- wenn auch noch so wahre, gedachte Ge-schichte. Historie ist anders: sie ist nicht gedacht, sie ist passiert. Und zwar so. Deswegen : schwer,- das ein zweites Mal passieren zu lassen.
Kunst darf das? Alles mögliche Geräte verstellen? Nur als Inspiration nehmen? Quatsch. Nur wo Alexander draufsteht ist auch Alexander drin. Findet sich ein Hering in der Gummibärtü-te,- stößt was sauer auf.
Ich will nicht länger meckern. Ewig schade: die phantastischsten Themen werden verheizt und umsonst durch den Schornstein geschickt. Für Hollywood ist nichts zu schade, um auf bloßen Brennwert taxiert und die Bude zu heizen benutzt zu werden. Warum nicht einen Goya oder Rembrand zum Anheizen verwerten? – in so einer Lweinwand stecken mindestens fünf-tausend Kalorien,- damit ist das Zimmer wenigstens fünf Minuten warm. Verbrennen wir noch ein paar Tausender,- wenn es nur Geld wäre,- was da in Rauch aufgeht. Ach,- würden sie doch nur Scheine verbrennen! (was ihrer Seele schmerzte,- und die Sprache ist, die sie verstehen). Leider, leider: entflammen sie jede menge Papiere,- zum Feuerchen-entfachen,- und nutr ein paar arme Seelen wie unsereins bemerkt,- das es pure unersetzliche Weltseele ist,- die da, auf Nimmerwiedersehen, für nichts und wieder nichts, unwiderrruflich dahingeht. In solchen Momenten ist es schwer nicht zu schreien. Denn sie wissen nicht, was sie tun. Sie sind blind, und blöd. Sie sind wie Makedonen, aus ihren Bergen und Wäldern,- und haben noch nie ein Theater oder einen Satz von Sophokles von innen gesehen. Sie heizen ihre La-gerfeuer mit dem Holz von Klavieren, Pakettböden und Geigen: der Täfelung von Schreibka-binetten und auch ein solides Buch heizt gute zehn Minuten und gart das Ferkel, am Spieß. Ach, ihr lieben Drehbuchlieferanten, ihr lieben Californier! – es ist vergebens,- ihr wißt es nicht. Es tut mir in der Seele weh, euch nicht zeigen zu können, vermäße ich mich, was aus soclhem Thema herauszuholen wäre -... stattdessen – ein bißchen reiten – blutspritzen – drauflos schwatzen – rumgucken mit Rehaugen – ohne das auch nur ein wenig Größe den Raum weitet – dagegen die Welt auf Wohnzimmermaß, rundum ums so weit flackernde Blaulicht des Bildschirms geschrumpft – traurig traurig so sinistre – so schade das es zum Weinen ist –
zum Weinen
zum endlos abgrundtiefen bedauerlichen Abwenden
so traurig...
einfältig und merklos. Und die Schauspieler haben nicht schuld. Die Kulissenbauer auch nicht. Und die Animateure auch nicht. Und, so bedauerlich es klingen mag: das, wo am ehe-sten noch zu ahmen ist, was hätte sein können,- wenn, ist die Leistung von Angelina Jolie,- sonst nicht gerade die Person, die ich am liebsten auf der Leinwand aparieren sehe. Aber Olympias, nicht schlecht. Das war, einmal, nicht unbedingt unansehenswert. Aber das lenkt nur vom Punkte ab, wobei eben auch hier auf die geschichtliche „Wahrheit“ gesch... wurde : allgemein gilt einfach nur : nicht das Wie,- was geboten ist, ist das, was traurig macht ...leider...
Da hat sich jemand arg arg verhoben.
Aber was versuchst du auch einen Panzer, der auf dich zurollt, von vorn zu stoppen und zu heben –
.
Nach dem Anschauen des Films surfe ich gewöhnlich im Internet wennmöglich anderhalb bis zwei Dutzend Zuschauer-Stellungnahmen ab, um mir ein Bild der Reaktion darauf zu vervollständigen. Obige, wie ich denke eher positive,- Kritik ist eine (ausführlichere) Ausnahme; den meisten war der Film zu lang, am Ende zu verzeichnet-schmalzig,- und oftmals verwirrt: was will er nun erzählen: Liebesgeschichte,- Taucherdrama,- psychologische Paranoiakritik,- weltpolitische Friedensappelle, Alienappeasement,- das Drama eines U-Boot-Unglücks, - Science-Fiction? Hätte er sein Ding nicht wohlgeratener beschneiden und rigoros durchziehen können?
Da wunder ich mich. Das Publikum kriegt ein Wunder der Phantasie und Umsetzungskunst geboten,- und alles, was es empfindet,- ist diffuse Anstrengung, die in sofort angenehm ausweichende Überforderungs-Strategie umgesetzt wird. Mir fällt dazu die Bemerkung zur Überlänge von Schuberts Neunter Symphonie ein: „Was macht das schon, wenn ich im Siebten Himmel bin?“ – oder auch, gleiche Wellenlänge, Beethovens knurrige Antwort auf seine letzten ungeheuren Quartette: „Wird ihnen schon noch gefallen“. Mein Gott,- ein Cameron-Film ist ein Ereignis: was kann man da noch sagen,- geschweige denn mängeln?!
Offensichtlich möchte ein Publikum mit FastFood abgefüttert werden. Das ist bedauerlich,- äußerst bedauerlich: wenn es die Mühe nicht wertschätzt, die man um es sich bereitet,- um ihm den Atem zu rauben. Und wer,- welcher Film könnte das denn,- wenn nicht ein solcher wie Abyss?
Bemerkt man nicht den Unterschied von tiefenlos,- konturlos beliebig vorbeihuschender CGI zur Authentizität echt gedrehter Szenen? Ist man für den Geschmack der Unterwasserwelt wirklich derart unempfindlich? Ahnt es denn nicht,- das man solche Szenen nicht einfach nur ausdenken und zeigen -, sondern erschaffen,- erzwingen,- mit Anstrengung verwirklichen und zum Dasein erwecken muß? Bemerkt denn wirklich keiner,- was für ein Wunder die Existenz solcher Unterwasserweltaufnahmen ist?
Ein Beispiel: Anfang. Schwach erhellte Ozeantiefblau. Daraus schält sich der ungeheure Rumpf eines riesigen Metallkörpers,- zylinders, hervor und wälzt sich heran,- über den Zuschauer hinweg. Die Masse,- die bloße Größenschwere der Ausdehnung wird spürbar. Vergleichen Sie das mit vielen ähnlichen Szenen: bei Cameron wirken solche Szenen e c h t . Und woanders nicht. Wie macht er das? Sorgfalt,- unendliche Sorgfalt. Wieso lebt und atmet Goethe bei Thomas Manns Lotte in Weimar ganz anders,- als in irgendeinem vielzitierten Goethe-Billig-Schrott-Roman-Versuch der Verlebendigung? – mein Lieber, das ist Kunst, große Kunst. Ein Zitat ist keine Wirklichkeit. Das ist ein Versuch, die Wirklichkeit nicht nur abzubilden, als Fläche,- sondern in sie hineinzukriechen,- in ihr zu atmen und sie zur Wirklichkeit werden zu lassen: eine Frage des Standpunkts, der Ernsthaftigkeit des Betreibens. Cameron versucht zu meinen, was er sagt. Andere reden bloß davon und diskutieren darüber. Cameron ist besessen und undistanziert; andere überlegen mal,- mit anderen,- herum, und schlagen einen Gestaltungsversuch vor, wie einen Diskussionsvorschlag: könnte man es nicht so ansehen? – Cameron sagt, behauptet, entscheidet: so ist es. Vielleicht nichts Besonderes,- aber einmal so – und nicht anders. Dies ist echt. Und das ist Auszeichnung genug,- die Authentizität des einmalig Vorhandenen,- Wirklichen. Und dann der Trick : vorhanden und geglaubt werden soll dann nun etwas gerade keineswegs Alltägliches-, Durchschnittliches: zum Beispiel das Erlebnis einer U-Boot-Katastrophe,- einer technisch-künstlichen Stahllebens-Unterwasserwelt-Menschenluftblase,- oder einer Alien-Siedlung von hochentwickelten Lichtwesen in Schluchtschründen tiefster Meeresgründe. Das ist eine Gaumenverwöhnung, liebe Freunde. Das solltet ihr doch nicht mit eurer gewohnten Erbsensuppe-Ernährung vergleichen,- und stolz darauf noch sein: „also verglichen mit Erbsensuppe schmeckt dieses marinierte Nachtigallenzungensouffle wirklich etwas zu – salzig.“ Ich bitte euch.
Einen Cameron-Film muß man erst mal haben. Glaubt ihr, so etwas ließe sich von der Stange an jeder x-beliebigen Ecke erwerben oder herstellen,- nach Belieben? – Seid dankbar,- wenn der Meister sich ans Werk begibt: er schenkt der Welt etwas,- was einmalig sein und für lange Zeit Geltung behalten wird. Reaktionen wie diejenige auf sein zauberhaftes Werk AVATAR dürften ihm die Stimmung vermiesen und verhageln: das kann man schon mit dem Terminus „Verkennung“ belegen. Und das, verkannt zu werden,- fühlt sich weder gut an noch macht es viel Spaß. Und schlägt gewaltig auf die Produktionslust. Leute -, Ausnahmeerscheinungen wie Cameron muß man bei Laune halten. Ihr schneidet euch selbst die TerminatorII-Folgen, Abyss und Avatar-Erlebnisse ab. Willst du das, Publikum? Willst du verwöhntes ahnungsloses dummplapperndes Zickenluder das wirklich? – dann paß auf, was du sagst,- und spüre – und gehorche- der Peitsche,- der Diktat-Peitsche deines Meisters,- dem gegeben ist, auf deiner Seele Piano spielen zu können,- wie selten einer – wie einer der Großen. Spürst du es nicht,- die bloße Anwesenheit des Außerordentlichen,- in ins Auge springenden Groß-Produktionen wie Abyss? Und du willst deiner bloß Amüsierung einfordern,- statt dich zu neigen,- du verwöhntes und verhurtes Oberflächen-Bewunderungspolitur-Produkt namens Publikum? –Manchmal tust du mir wirklich leid,- in deiner Beschränktheit,- über die kommende Jahrzehnte lachen werden. - Du bist imstande und hältst Abyss wirklich für ein Momentanprodukt in einem begrenzten Zeitnischenmarkt der Konsum-Verbrauchsprodukte. Wie blöd du bist. Du wirst Zeuge der Geburt einer Kultur,- und nur, weil du zufällig als Zeitgenosse dabei sein darfst,- schnallst und raffst du es nicht. Wenn es nicht so beschämend wäre,- müßte man geradezu feststellen : wie außerordentlich deine blasierte Blödheit ist.- und so unbescheiden.
Da Abyss ein Monument der Gelungenheit in seinem Genre ist,- wird der Film erhalten bleiben. Sein Ruhm und seine Allgegenwart werden wachsen. Es wird eine Zeit kommen,- wo jeder diese Kunstmetaphernwelt aus Abyss kennen wird,- so wie jeder „Strawberry fields“ oder die „Kleine Nachtmusik“ oder - „We all live in a yellow submarine“ schon kennt. Mehr sage ich nicht dazu. Ich rede mit dir gar nicht mehr,- Gegenwart,- wenn du dich unter Niveau dumm anstellst. Eine gewisse Mindestnorm des guten Tons muß erfüllt werden. Warten wirs also ab, Zukunft. Ich rede mit dir. Auf Wiedersehn,- lassen wir die Zwerge. Wir reden später weiter. Bis dann.
Übrigens bin ich auf oben angeführte und mitgedruckte Kritik gar nicht böse. Die ist ja eher gelungen und etwas Gültiges sagend. Die anderen hättet ihr lesen müssen. Schüttel würg. Schu schade.
Kino ist für’s Auge. Nein. Kino geht den Weg zur Seele über das Auge. Die Seele mag noch so fein und melodisch klingen, die Welt des Blindfühlenden wird im Kino - schwarz sein. Jedoch auch: wer bereit nur mit Augen die Welt zu erblicken wäre,- würde auf dem irrisieren-den Strahl aus Licht nur wie auf einem Blitz durch pure Nacht reiten, in der Hoffnung, auf eine zu lichtende Welt, ein Blatt, einen Himmel zu treffen, sie zum Erstrahlen zu bringen. Beide gehören zusammen, und beide sind ohne das andere Nichts. Wer nach einem Kinoer-lebnis - beeindruckt das Eine lobt, muß das andere mitmeinen ; oder er ist sich gegenüber nicht ganz ehrlich oder noch nicht klargeworden.
Ich freue mich, für Avatar eine genügend ausreichend bemessene Menge an Lob im Internet zu finden, s.o., weniger wäre bitter. So sind es diejenigen lauwarmen Anerkennungen,- bei denen man das Gefühl hat, genausogut eine weitere Nußschale von Twylight besprochen zu finden. AVATAR läßt sich so schnell mit anderen CGI-Molkereiprodukten nicht vergleichen; der Gottvater des Films hat sich noch ein weiteres Mal herabgelassen, uns mit einer cinema-tographischen Erleuchtung zu beschenken,- wie Prometheus.
Die Worte können für AVATAR so schnell nicht superb genug ausfallen: Revolution, Gro-ßereignis, Meilenstein, gigantisch. Die Story ohne Haken und Ösen sei ein weiterer Show-down im Weltraum, heißt es, simpelgestricktes Imperialisten-Gedröhne ohne weiteren psy-chologischen Anspruch. Wie man’s nimmt. Es kommt auf das Interiör Ihres Habitats an. Der Typ >Rockmusiker< paßt hier eher als Mozart. Jedoch beruht jeder Geschmack auf Voraus-setzungen; und wie gesichert sind diese? – zum Beispiel die geordneten Einkommensverhält-nisse und das gehoben arrondierte Ambiente ‘Eines, welches sich leisten kann, ausgerechnet Opern zu lieben: die HighTech-Anlagen Zuhause, wie die bedarfskommune Verfügbarkeit eines Großensembles nebst Theaterplus Finanzabdeckung übersteigen doch den Rahmen des suffizenten Walkmans -, oder sagen wir wenigstens des schulterbaren Soundblasters, welchen der LynnyrdSkynnerd- oder ThinLizzy-Fan benötigt.
Und das kalkuliert Cameron (behaupte ich) durchaus mit ein: ich vermute (denn woher kommt wohl der mächtige endogene Impetus, der ihn treibt, die Filme zu schaffen, die er schafft),- ich vermute, das er die Ressourcenlage für keineswegs so gesichert oder sicherbar hält, wie der Opernfreak dies für selbstverständlich sich akzeptiert. Denn Cameron, das geht leicht unter in der Perfektion des Werks, das er geriert,- und dessen komplexer atemberauben-der Schauwert leicht dem vorerst beeindrücklichen Betrachter den Atem nimmt -,- denn Ca-meron ist mehr als ein konfessioneller I l l u s i o n i s t – er ist ein veritabler A u f k l ä r e r -, ja ein Reformer -,- ja ein Revolutionär. - !- scheint mir. Sie schmunzeln.
Was treibt den Cameron an? Der Erfolg? Der Bombast? Der Kitzel? Das Geld? Die Machbar-keit? Die Herausforderung? Die Langeweile – die Sorge? Ich entscheide mich, nach längerem Überlegen, nicht für eins dieser Dinge – jedoch welches der Ersteren unter ihnen immer man wählt, die Anheimelnden wie die weniger davon,- jedes davon amalgamiert sich (meinerseits) dem Letzteren – der Sorge, ja Häme, die aus ihm spricht.
Der rote Faden zieht sich lang durch Camerons Werk,- diese Zivilisations – oder eher Tech-nikbräsigmüdigkeit. Kann es einen tiefsitzenderen mißtrauischen Argwohn geben gegen de-struktierliches Metall als >Terminator< ? – oder das (haarscharfe) Weltende in ABYSS? – dagegen ist die seekrücke Ozeantaube in Titanic eine bescheidene Hommage an moderate Bedenken, rechtzeitig planerisch an genügend Rettunsboote- und -Anker aufzumerken. Wie bei Emmerich werden die Cameron’schen Sicherheitsbedenken im Laufe der selbstläuferi-schen Entwicklungsscrew des Oeuvres massiver und bolider ; ist das alles nur plakativ – de-korativ? – ich vermute -, behaupte: nein. Das Bedenken und Insistieren (Camerons) mag be-quem sein; ich halte die Quelle für real. Ich glaube, er macht sich, abseits der Erfolgsschmie-de, wirklich Gedanken um den zukünftigen Wayout des Menschtums; und ich sehe da einen leichten Pessimismus. Auf den ersten Blick ist jedes (neue) Werk (- Ereignis) eines >CA-MERONS< ein S p e k t a k e l ; ich sehe da durchaus eine W a r n u n g . Das Spektakel hör ich wohl, im Echo; mit der Warnung, außer im Diffusen, verhält es sich wie immer – ein Rau-schen, in der Frequenzensucherei. Ich schätze, man glaubt dem Cameron die Warnung nicht, weil er an ihr verdient. So schließen viele: es geht ums Geld. Ihre Wirklichkeit soll die seine sein. Cameron ist jemand, der sich (mittlerweile) seine wie jede Skepsis leisten kann. Eins wird dabei vergessen: viel bequemer wäre es, sich g a r k e i n e Skepsis zu leisten. - Sie glau-ben, dann wäre alles Weitere ein Flopp,- ohne den gewissen heute nötigen Adrenalin-Zuschuß? – aber nicht doch: Adrenalin works,- aber jede Hausfrauenzeitschrift zeigt: Kitsch works easier. – Zumindest ist Adrenalin kein Gegenargument zur Sorge,- in noch so voll-kommener Synergie - und -Verschmelzung. Kommen wir endlich zum Punkt: Cameron in-szeniert hier ein unbekanntes Jedem-Bekannt: der Holocaust der Indigenen (z.B. Amerikas),- oder auch ein weiter steckbarer Rahmen : der Natur. „Imperialisten“ -, die ‘Pizarros und ‘Cortez der Welt, die mal eben 20.000 Majas oder Inkas besiegen &beseitigen, per Wounded Knee : oder Sarawak am Amazonas in Madagaskar, dem irdischen Paradies, das vor unserer Zeit der Kameras zerstört wurde,- aus der Linse aus dem Sinn : das ist alles – nicht nur ähn-lich,- sondern E i n s . Nun nennen Sie mich Egalisator -, Trivialisator, Vertuscher, Gehhilfe der Retardation. Ich hoffe: Sie behalten Recht.
Cameron inszeniert den Untergang der Indianer, Zu Pferde, mit Pfeil und Bogen, gegen Stahlgetüme,- den Anritt polnischer Lanzenreiter gegen deutsche Tanks. Cameron inszeniert die Umwandlung eines Wald- oder Prärieschwunges in ein horizontweites Rüben-, Raps- oder Maisfeld – oder eine andere monochrome Einfamilienhaus-Schlafsiedlung. Cameron ist Zivi-lisationskritiker. Ist er das,- oder erwirtschaftet er nur, seinerseits – splendide Rendite damit?
Das sind Fragen, die Gottseidank (noch) nicht gestellt sind. Werden sie das erst, wird im Grunde die Antwort schon gegeben sein,- und die fällt anders aus, nicht bevor ich meine Antwort (s.o.) bereits gegeben habe: denn in diesem Stadium des Weltzustandes, dieser Stun-de: halte ich Cameron für einen Reformer.
Ich denke, es ist ihm ernst. Ich glaube es, weil ich ihm seine K u n s t abnehme. Ich halte mehr - als von am Schreibtisch strickbaren und diskutabel auskalkulierbaren Plänen: von dem un-endlichen Reiz der appellierenden, kraftspendenden Phantasie und Innovation,- ja Vision. Ich halte Cameron für einen Visionär. Nein,- nicht weil er die Geschichte der Ausrottung der ‚In-dianer‘ durch die Europäer (noch einmal) „wiederkäut“: sondern weil er sie zu erzählen,- mit Details auszuschmücken vermag,- das sie, die Alt-Unbekannte, neu erlebbar – und zugänglich wird. Er erfindet dafür eigens eine Welt,- und stattet sie liebevoll aus, mit nie gesehenen, noch nicht erdachten und nun bekannten Bildern: die Trichter-Verschwindibusse, der Nachts ma-gischscheinende Wald, das aufleuchtende Moos unter der Fußsohle, der USB-ZopfPort fin-giert allen Lebewesen des Planeten, die weltenbestückte Skyline seines Firmaments,- die (physikalisch unmöglichen) schwebenden Gebirge, das Echseneiten im Wind, die schwerelo-sen Tiefsee-Quallenpumpen der Luft, die Seelen-Tentakellianen, das Summum der neurona-len Vernetzung jener Welt: „10hoch12 quasi-synaptische Verbindungen, wie Ihr Gehirn“ : verstehen Sie? – die selbstverständliche technische Umwelt, einhundertfünfzig Jahre später, Achtung Robots kreuzen Ihren Weg,- die einleuchtende Konstruktionsmechanik der Maschi-nen : das muß alles erst einmal, bis zu dieser hingenommenen Selbstverständlichkeit, reali-sier(bar)t sein. Machen Sie das mal: versuchen Sie’s dann werden Sie den Unterschied fest-stellen,- und ein Cameron-Diplomat würdigen (lernen), statt phantasielos zu konstatieren: das Gibt’s, denn ich Seh’s ja. Ach Ja? Nehmen Sie mal den Cameron weg.
Der Meister macht seine Sache zu gut: die Meisten >lernen< (scheint’s) nicht,- sondern nut-zen die allzu ergiebige Möglichkeit zum Gaffen und Staunen. Sei’s drum. Er und es haben Zeit,- der Meister und sein Werk. Wir waren eben Zeuge der Premiere: doch der Knall wird noch jahrelang zu hören sein. Und solche Taten haben demnach explosive Geduld, ihre un-spekatkuläre unwiderstehliche Kraft zu entfalten und umzusetzen: Wer hätte im Anbruch der Siebziger gedacht, das ein kontemporärer Gallier, längst nach Caesar, die Welt infizieren würde? – selbst heute ist dieses Wissen noch weitgehend unanerkannt und nicht verbreitet legitim – obwohl es so ist. Aber darum geht es eben: die Tatsache ist nichts – das Wissen von ihr entscheidet. Moment: Sie haben es nicht begriffen. Umgekehrt: die Tatsache entscheidet – das scheinbar darüber vorhandene Wissen: ist Dekorum.
Die Menschheit lebt im Wahn,- ihrer tatsächlichen Körper. Der Geist schmarotzt auf dem Leib der Vorhandenheit der Welt. Die Welt ist groß – der Kopf denkt sich alles bloß. Die Kultur ist ein Avatar, der dem bedrückenden Zivilisationsgewicht der überhandnehmenden Menschheit auf dem Planeten aufsitzt. Das Sein bestimmt das Bewußtsein – und, schließlich, umgekehrt, eine Dialektik. Gewöhnlich ist es, im Prozeß vom Bekannten zum Unbekannten auszugehen: die Kunst macht es umgekehrt. Sie erschafft, was nie war. um das, was wir sind, darin zu finden: unbekannt. Das Bekannte ist falsch: lehrt die Kunst. Sie streiten das ab: wenn Sie kein Künstler sind. Sie sagen: das Unbekannte ist keine Kunst,- und kann es nie sein. Gleichzeitig gehen Sie in einen Film wie AVATAR und sind beeindruckt: um hinterher zu leugnen, wenn der Vorhang sich senkt und der Hahn das Morgengrauen bekräht.
Camerons Stärke ist es, dies Leugnen schwer zu machen,- immer wieder aufs Neue. Der Mensch (welcher kein Cameron ist) wäre nicht er, wenn er nicht aufs Leugnen eingestellt - und geradezu evolutionär abgerichtet wäre. S i e tun es vermutlich auch: aber die Kunst strei-tet immer wieder aufs Neue, und immer wieder vergebenes, dagegen: bis ein Werk abgenutzt und akzeptiert -, sein Erfolg (wenn verdient) in seiner Wucht anerkannt ist: dann wird es zu Müll,- und das Nächste gerät in Streit : mit unserer Behauptung.
Ich behaupte: Cameron will mehr als Das,- Erfolg. Er will anstoßen: er will die USA verän-dern ,- und die ganze Welt,- und Menschheit. Sie lachen: und das ist gut. Denn es zeigt (da es so s e i n wird, die Veränderung i s t im Gange – auch durch diesen Film, er w i r k t) -, es zeigt, das er auf dem Weg ist: bis Ihnen das Lachen vergangen sein wird,- und Sie ihm zuge-stehen, was sein Recht ist, mehr als nur ein Klamauk -, ein obelixscher Spaß zu sein : „Ich bin nur hier, weil ich so dekorativ bin“.
Lachen Sie nur, denn es markiert: das Werk, in meinen Augen, auf seinem Weg. Mit Prian zu sprechen:
„Die spinnen, die Römer“.
-„Sie sind alle so doof, und ich bin ihr Chef. – Schluchz-“ - Trabantenstadt. Auch wenn das jetzt unfair war. Aber ich bin kein Cameron, veni vidi vici. Congratulations!
http://www.sueddeutsche.de/politik/gleichgeschlechtliche-ehe-in-frankreich-aufstand-fuer-alle-1.1683527
Das Filmjahr 2006 brachte uns, wie ich lese, Brokeback Mountain. Vielleicht nicht lang genug, das die Meinungen sich setzen. Nun 6 Jahre später, schaute ich dem Volk aufs intervernetzte Maul und fand vor:
Ziemlich viele Höchstbewertungen (unverhältnismäßig viele 10 /10 Bewertungen, ein ausgedünntes eher oberes Mittelfeld, und, ebenso kräftig durchwachsen, die (tatsächlich!) Nuller-/von 10-Wertungen z.B. „Haßfilm“ (FilmStarts, p.E.).
Wenn ein solches Meisterwerk nur als ‚Haßfilm‘ wahrgenommen werden kann,- sind merkwürdige filmfremde Einflüsse zu gewärtigen, die eine geballte Wagenladung von Höchstleistungen offensichtlich übersehen lassen. Nah liegt hier die Erklärung, das Mechanismen am Werke sind, die gerade der Film thematisiert: Homophobie allerorten - unverortet: weil überall,- nämlich, die eine bereits in unwichtigen Facetten vom „Normalen“ und „Erlaubten“ abweichende Liebe zu tragischem Scheitern verurteilen. Sie schütteln den Kopf und halten meine Äußerung für obsolet und antiquiert? Wir sind heute weiter? – Augenblick –
Zuerst: bin ich also einer der ahnungslosen Heteros, an die sich der Film „vermittelnd“ wendet. Zuzweit: habe ich das Gefühl, das der Film vielen „geouteten“, standpunkt- &selbstversicherten Schwulen nicht weit und radikal genug vorangeht: hier (Ang Lee) spricht nicht Malcolm X, sondern gemächlicher Luther King. Solcher Spartakus-Bund reicht sich dennoch zudritt die Hand mit jenen, denen jede Beschäftigung mit Schwulenproblematik schlicht gegen den geschmäcklerischen Strich geht. All das beweist: das Thema polarisiert (immer noch) Gemüter, jawohl, im 21. Jahrhundert: und seien Sie nicht blöd, in ihrer Dummi- oder Elite-Ecke: es wird das noch die nächsten - fünfundfünfzigtausendfünfhundert Jahre tun. Sie glauben‘s nicht? Das war (mein persönliches) Anagramm für : immer.
Es tut mir leid, liebe Schwule: ihr werdet nie ein ‚normales‘ Leben führen können, weil es euch nicht erlaubt wird: ihr könnt es nicht, weil ihr es nicht dürft. Die Mehrheit verbietet es euch. Sie verbietet es nicht, weil sie wüßte, was und das sie tut. Sie tut es, weil sie es nicht weiß noch ahnt, und kein Interesse daran, es je zu erfahren. Es interessiert sie nicht. Es ist a n d e r s , als sie. Und alles, was anders ist, als das >Normale<, ist schlecht-er. Fertigaus. Basta.
Nun wettern Sie, von Rückständigkeit. Pardon: ich habe diese Realität nicht erfunden. Es interessiert auch keinen, ob ich sie gut oder schlecht finde (außer, das Sie mir gerne unterschieben würden, als ob ich es gut fände). Sie tuen damit einen Tort: denn stecken Sie ruhig Ihren Kopf in den Sand, den dicksten tiefsten bühligsten: Sie werden die Lage nicht ändern. Damit, indem Sie auf Einen oder Alle Schuldigen zeigen, erst recht nicht.
Wer Alkoholiker ist, wird- leiden müssen - durch Mehrheits-Distanzierung. Wer Rollstuhlfahrer oder blind ist, wird leiden müssen, aus demselben Grund. Jeder, der hier oder da nicht so ist oder sein kann, wie >alle< sind, von Natur aus lilagrüne Haare hat oder weißhäutig in einer dunkelfarbigen Gesellschaft oder schwarz in einer (überwiegend) hellhäutigen-, wird ein Sonderschicksal haben. Wer bemerkenswert dumm oder genial ist, wird nicht dazugehören. Wer impotent ist oder Rockmusiker oder Filmstar oder übergebührlich reich oder arm, kurz, wer in irgendeiner Art und Weise auffällig stigmatisiert = stigmatisiserb a r ist,- wird sich ein Einzelschicksal - erkämpfen – und behaupten – müssen. - Es ist so, war so, wird so sein, und wird immer so bleiben /müssen. Denn die menschliche Neuroseele mutiert so gut wie nicht. Seit Jahrtausenden verharrt das Prüfgewicht humanoider Gehirnmasse. Die Mittel-, die Art-, die Gewöhnung zu interpretieren variiert nicht, merklich, durch Gemeinschaftserfahrung kaum beeinflußbar. Es bleibt der Sinngebung des Einzelnen überlassen. Und damit sind wir beim Film.
Die Bekanntheit des Inhalts setze ich, wie immer, voraus. Institutionalisierte Unwahrhaftigkeit und Heuchelei rächt sich für alle, die an ihr teilhaben. Ca. 10 % der menschlichen Gemeinschaft sind vorzugsweise gleichgeschlechtlich orientiert; offiziell verquicken sich diese Welten nicht. ? –Aber an allen Ecken und Enden verquicken sie sich! Schwule und Lesben arbeiten in der Schule und der Armee, untersuchen Ihren Körper oder stellen Ihnen Schecks aus. Sie wissen nur nichts voneinander,- das heißt: die einen schon, die durch die Ignoranz und Teilnahms-lieblosigkeit-, ja Abwehr der anderen in den Untergrund oder das Exil der inneren Emigration gedrängt werden ; wenn sie nicht das Glück haben, als offensive Kämpfer zu überleben,- und sich Respekt verschaffen. Zumeist ziehen sie sich, am Ende mühsam in Ruhe gelassen, in eigene Territorien hinter anerkannte und be-kannt gewußte Grenzen zurück; da leben sie dann, fern und jeweils, relativ, glücklich nebeneinander - her.
Problematisch sind die Grauzonen; wo, zu allseitigem Unglück, kein Refugium existiert oder der Mensch zu schwach ist zum Suchen,- geschweige denn zum Erschaffen. Dort leben alle in einem Minenfeld; und die Tragik ist, das nicht nur die „Unterdrückten“ leiden, hier: Jack und vor allem Ennis, der die Schere im Kopf nicht los wird,- sondern die unwissentlichen „Unterdrücker“ auch. Brokeback Mountain zeigt nicht allein die schreckliche Tragik zweier Liebender, die „von höheren Mächten“ – der Kenntnis-Weigerung - auseinandergehalten werden; er zeigt nicht nur ein (zwei) öde gescheiterte Leben, von Ennis zuletzt, in einem herzbrechend kahlen Wohncontainer auf Rädern, entwurzelt, verkarstet und heimatlos, unerreichbar selbst für die, die sein gutwilliges Herz eigentlich spüren, lieben -möchten oder müssen; es zeigt, wie die nicht von Leidenschaft und Geist, Körper und Seele schließbaren, von außen nahegelegten Ehen & Liebschaften zu allseitig verbreitetem Unglück scheitern müssen. Vergegenwärtigen Sie sich z.B. die Szene im Landkneipenrestaurant, wo Ennis' Ex-Freundin, in neuer Begleitung, doch immer noch schwer resigniert zuerst-verliebt, zu ihrem unenträtselbaren Leid an ihm abperlen muß wie ein Tropfen Wasser an einer Ölhaut. Sie leidet, hoffnungslos. Warum kann sie nicht akzeptieren und Ennis ihr also gestehen, das es Männer, ein Jack ist, den und solche er,- von Natur aus ebenso verhindert /wie sie ihn,- ebenso hoffnungslos leidenschaftlich,- gleich-liebt? Warum?-: die Szenen zwischendurch, welche Jack’s späteres Schicksal vorbereiten: begründen zur Genüge,- bis zum verächtlichen Spucken des leiblichen Vaters in die eigene Tasse. Tabu. Sind s o l c h e Mauern zu durchbrechen? – Erzwungene Friedhofsruhe und Unwahrheit sind niemals gut, für niemanden, der unter ihrem Joch zu leben gezwungen wird; kennt weder Freund noch Feind; n i e m an d kommt unter solchen Umständen ungeschoren davon, das ist, was Brokeback Mountain plausibel machen möchte; und nicht pro oder Contra parteilich votieren. Wir a l l e sind gefragt. Wir alle sind schwul: denn wir alle sind, indem wir die Unterdrückung der schlichten Wahrheit dulden, unterdrückt. Wir sitzen zunächst im selben Boot: das sollte endlich klar sein.
Ang Lee kreiert kein kommunistisches Manifest,- keinen Ruf zu den Waffen. Ang Lee ist Künstler. Ein Künstler ist kein politischer oder gesellschaftlicher Aktivist. Jene, die solches sind, /- Harry Heine (in seiner Stellung zu Börne) hat es beschrieben,/- haben für Kunst nur Hohn und Spott übrig, ein mildes Lächeln oder gehässige Belehrung (oder wie wär's mit: Goethe-/Fürstenknecht,- von demselben?). Der Künstler, ein ewiges Streitschielen zur Avantgarde herüber und Starren zurück, begnügt sich damit, zu sehen und wahrzunehmen,- und seine Wahrnehmung wiederzugeben ; aber dabei den Standpunkt zu wählen, den kaum einer merkte, und welcher Dinge erscheinen läßt als das, was sie wirklich (auch) sind ; und wenn v i e l e öffentlich finden, das sie die Dinge – obwohl erkennbar– s o noch nicht wahrgenommen haben, trotz Identifizierbarkeit, - diese Identifikation von Ungewohntem als allseits Bekanntes, eine Bereicherung der vertraut-fremden „Normalität“: genau so i s t und d a entsteht, in diesem Augenblick,- entsteht Kunst. Kunst ist kein Aktivismus, kein Tun: Kunst ist Erkennen. Wenn Kunst gut ist, erfordert (ermutigt) das Erkennen :Handeln in Konsequenz. Das ist jedoch ein Weiteres,- sicherlich wünschbar, jedoch nicht vorschriftlich. Zuerst ist Kunst,- die kein Gesamtwerk ist (oder sein möchte oder sein muß-) nur das: das Erblicken und Erstaunen, Entdecken. Kunst entdeckt. Daraus ergibt sich viel,- das ist jedoch schon: einen Schritt- danach.
Brokeback Mountain: ist ein (erschütterndes) Statement über das, was v o r allem Folgenden ist. Es sagt nicht, ob das, was ist, gut oder schlecht ist (natürlich ist es tragisch). Es wertet nur mittelbar, und stößt keinen direkten Bescheid an: sondern es versucht, das Seiende - zu beschreiben. Gelingt das?
Oh ja, es gelingt. Es gelingt, meiner Meinung nach, vollkommen. Oben sahen wir: viele teilen diese Meinung nicht,- aus unterschiedlichen Motiven. Jenen (Betroffenen), die sie nicht mehr teilen müssen, weil sie solchen Kampf längst ausgekämpft & ihr Leben in einem geschützten Ort in den Griff bekommen haben, beglückwünsche ich, von Herzen: so soll es sein. Tatsache jedoch bleibt: zumeist ist es n i c h t so,- für viele, für mehr, für die Meisten ,- wie auch diese beiden, Jack und Ennis. Nicht jeder ist ein Stevie Wonder oder Ray Charles.
Brokeback Mountain ist k e i n Film über zwei schwule Cowboys im Wisconsin der 60‘. Wer seine Wahrnehmung darauf beschränkt, und glaubt, er hat das alles schon besser oder radikaler bewurzelt-, ausgewertet-, und handlungsentschiedener gesehen, täuscht sich, und ihm entgeht das Beste, was tiefer sich abzeichnet. Dieser Film will keine Handlungshinweise demonstrieren (obwohl Konsequenzen nahe liegen),- sondern dieser Film will möglichst genau und ergreifend zeigen, was (zumeist) i s t : und für einige, Fortgeschrittene, mag es nicht mehr so sein: für, Verzeihung, die meisten Betroffenen (Hören Sie: nicht allein Schwule,- sondern S t i g m a t i s i s e r t e -, Außenseiter-, von Natur Ver-Unmöglichte),- wird es stets so sein: gemieden werden,- bespuckt werden,- verhöhnt werden,- verachtet werden,- isoliert werden,- ja womöglich totgeschlagen werden,- wie Jack : wie Ennis schließlich ahnt, ohne es explizit zu bestätigen.
Homo hominus lupus : wie wir Minderheiten, die zu gering scheinen, um unser Beschäfti-gungsinteresse zu erwecken, durch den Wolf drehen,- von dieser traurigen Geschichte handelt dieser Film. Wir alle sind so. Sollten Sie mittlerweile kapiert haben,- nicht anläßlich meiner Worte oder dieses Filmes, sondern weil es heutigentags die Spatzen von den Dächern pfeifen,- das Schwule auch (meist sogar nette) bloße Menschen sind,- dann sind Sie nichtsdestotrotz gegen diese andersübliche Wahrnehmungsgewohnheit genauso wenig gefeit wie ich: wir alle vergehen uns ständig an ü b e r a l l vorhandener ‚Minderheit‘ (genau genommen besteht die Mehrheit aus zahllos zusammengesetzten unterschiedlich nivellierten Minderheiten-), indem wir das Einzelne in seinen besonderen speziellen Seinsbedingungen n i c h t so (an)erkennen, wie es sich gehörte. Das, Erkennen, tun wir erst dort, wo wir lieben: aber was genügt uns schon? – Zumeist : sind wir vorliebig grantelig, abgeneigt und kauzig. Und schon: gestatten wir Unrecht, auch dort, wo wir nichts Böses genau wollen: denn das ist das Üble: es braut sich, zumeist schon, gern ungewollt zusammen,- nur durch Macht der Masse,- welche freßlustig mehrheitlich ein schließlich fürchterliches - Übergewicht bildet, welches dem Einzelnen den Atem abpreßt und –erdrückt.
Qualität der Demokratie entscheidet sich nicht dort, wo geschieht + diffizil herausgeklügelt wird, was /und auf welche Weise durchgesetzte/ ‚Ansicht und Plebiszit der Mehrheit‘ ist. Die Qualität einer Demokratie entscheidet sich wahrhaft allein da + genau dort, wo sich herausstellt,- wie sie mit ihren unterlegenen, ja sogar ignorierten Minderheiten umgeht und dort, in deren Unwahrnehmbarkeit, mit der (auch noch) auseinanderzusetzen Einem oder ‚allen‘ un-möglich ist,- unbemerkt mit sich und ihnen geschehen läßt.
Die Masse bildet ein Gewicht von ungeheurer Wucht. Sind wir ein Teil der Masse (und wir alle sind es immer dort bereits, wo wir uns vom Üblichen nicht unterscheiden, also fast jedenorts),- bewirken wir etwas Erdrückendes für alles, das im Maße wie es differiert– abweichlich spürt,- um so tragischer.
Der Irrtum der Masse ist ungewußt : das A n d e r e ist das S c h l e c h t e r e ,- das Asoziale, das Verbrecherische,- eben nicht : einfach nur das Andere.
Dagegen, Masse zu werden (unser allermeistes Schicksal) gibt es nur ein Mittel : zu wissen, das unser Gewicht sich zu Tausenden aufsummiert: und sich l e i c h t zu machen, um nicht zurechenbar gemacht werden zu können.
Die Stoiker nannten das : sich des Urteils enthalten,- Ataraxie (grch). Enthaltung, Neutralität, ist jedoch nur Halbe Miete: man sollte trachten, das Unmögliche zu ermöglichen: und das bedeutet, das Unbekannte womöglich/ vorsichtig willkommen zu heißen, und nicht argwöhnisch feindlich zu begegnen- und be-mißtrauen, b e v o r es sich dies verdient, indem es uns tatsächlich S c h a d e n zufügt: das Andere ist erst dann Feind, wenn wir es erleiden: nicht, solange es uns bloß unbekannt, und fremd allein ist.
Viele Menschen sind verletzt: und wer Fremdes automatisch haßt, gesteht das Ausmaß seiner erfahrenen Niederlagen in dem Umfang seiner instinktiven Abneigung.
Ablehnung ist das Zeugnis bisherigen Scheiterns; nicht von dagegen behaupteter sieghafter „Erfahrung“. Wer seinen ungelernten Haß auf unnennbare ‚Erfahrung‘ gründet, unterschreibt sein eigenes Leumund-Zeugnis. Wer zurückweist vor aller Kenntnisnahme,- ist nicht unreif oder unerfahren,- sondern böse: denn er vereinigt, in solcher gewohnter Masse und Umgebung, nicht sein, sondern das Urteil „aller“ , der im Grunde Niemand ist, in einer unvollstreckbaren Berufung unbeweisbarer Unschuld: denn „Niemand“ ist kein Richter, der zugänglich überzeugbar wäre: ‚Niemand‘ allein ist dort vertreten auf der Geschworenenbank im Kapitalverbrechensprozeß, und der Appell des Unschuldigen verhallt ungehört.
Nicht vom Ich sich -zum unpersönlichen ‚man‘ zu wandeln, ist alles, was in unserer Macht steht, um nicht ungerecht zu sein. Nur indem wir das allgemeine Urteil verlassen, um u n s e r e s zu finden, werden wir gerecht. Nur indem wir erkennen, wie sehr und überwiegend wir ‚man‘ stets sind,- aber es zu vermeiden sollen trachten müssen,- werden wir, probweise, zu Gerechten. Wer nicht stets prüft ob das, was er findet, das ist, was >man findet<,- und sich nach s e i n e n Gründen fragt,- wird im Ausmaß der gegebenen Auskunft seine Fähigkeit zu Recht finden.
Wer (sich) die Frage nach seiner Abneigung beantworten kann,- und zwar niemand anderem selbst (als sich),- der möge in seiner naturgemäßen Ausflucht verharren. Man kennt, was man liebt; was man nicht liebt, ist das Fremde.
Lieben Sie das Fremde nicht: handeln Sie naturgemäß.
Vermögen Sie, das Fremde vorerst nicht Nicht-Zu-Lieben, sondern Beweise abzuwarten, handeln sie einer höheren als natürlichen Reife gemäß: die, ist sie recht geübt und erfahren, und zum Schluß, einigermaßen derart erfolgreich bemächtigt, das sie Instinkt – der Enthaltung – wird: ist die Reichweite möglicher Weisheit angelangt. Mehr können wir allgemein nicht tun, als bereit zu sein, entgegenzukommen, bis wohin wir nicht Zurückstoßung erfahren.
Ungeprüft bereit zu sein zum Haß jedoch: gebiert die Welt, in die wir uns (vor)verurteilt sehen. Jeder von uns hat es für alle in der Hand, die Welt um sich herum zu schaffen :
Die, die ihn sich nehmen läßt,-
oder die, die er /oder sie - sich nimmt und schafft. Es ist eine Frage der Haltung. Sich vorzustellen, zu sehen, bei geschlossenen Augen -,- oder aber bereit zu sein, diese zu öffnen, und der Welt ins wahre Gesicht zu sehen,- um sie, womöglich nach Begehr, empfangen zu können. Alle, die in ihrer vorgestellten Welt leben, lachen jetzt, denn sie wissen bereits, sie sei eine Schlechte; dies sind die meisten, und ihr mächtiges einiges Gelächter, die Zukunft verhüllend, umgibt mich allgemein. Einige schweigen dennoch; für die habe ich gewünscht zu sprechen.
Australia v. „Baz Luhrmann“ (...„Großes Land, große Gefühle, großes Kino“)
Schmalzlocke-Film „Familen“drama. Völlig unverständlicherweise eine Aperitiv- und Nachspann-Erwähnung von wegen der Aborigine- Stolen Generation, die mit diesem Schinken nun doch wahrlich nichts,- aber auch gar nichts zu tun hat. Afrika (out of) is out – back is coming (in). Was für eine Verlügerei mal wieder! Nicole Kidman zeigt einige ihrer bezauberndsten Schielereien in Großaufnahme. Bei kaum einem Film offenbart sie die Grenzen ihrer Ausdrucksfähigkeiten so deutlich wie hier- einfach ein zu dünnes Talent, um eine Leinwand wirklich füllen zu können. Auch Hugh Jackman bleibt klar innerhalb der von Wolverine gezogenen Grenzen, füllt aber wenigstens seine muskulösen (Cowboy)Stiefel. Der Regisseur markiert ebenso sichtlich die Versickerungsendlinien seines erzählerisch epischen Rinnsales. Da hilft auch die Tricktechnik nicht weiter. Ein grandioses Aufgebot vieler Mittel – verschwendet an eine weitere Bonanza-Episode. Dafür sicherlich ein ganz schön teurer Spaß gewesen.
Geradezu lächerlich: die Zu-Bett-Bringens-nach-einem-anstrengenden-Tag Sing-elchen-Szene. Von demselben Fliegengewicht: die Auftaktbilder als blasierter Lady-Adel. Mein Gott wie unvollkommen glaubhaft und unnatürlich. Aber auch als Lagerfeuer-Rauhbein und Naturbürschin dann: es ist, wie wenn eine Vierzehnjährige eine „Große“ darstellen soll. Mein Gott diese Rolle die eine Grace Kelly oder Catherine Hepburn erfordert hätte: das ist ja, wie ein Tropfen Schnaps auf einen Humpen Wasser: und es hätte doch in der Kehle brennen müssen, um zu wirken.
Am eindrücklichsten hängen bleibt aber doch immer das gewesen-bezaubernde Schielen bei Intimszenen von Mädilein blond (fast wie bei einem KraftdurchFreude-Standbild oder in einem Luis-Trenker- oder Piroschka-Film – Nicole Kidman (irgendwie sieht man die geflochtenen Zöpfe). Dünn, dünn, viel zu dünn. Was für eine Klamotte.
(Nichts wird ohnehin bleiben. Rauch ohne Feuer. Outback ohne back.)
Schade, da ich gerade gestern einen anderen, guten Film mit ihrer Anwesenheit sah: ‚Die Dolmetscherin‘ von Sydney Pollack. Da kann man sehen, was ein guter Regisseur bezwecken und erreichen wollen will mit wem auch immer- wenn er vermag. Zuerst kommt doch die Idee! der Rest paßt dazu. Taugt der Inhalt nicht, ist alles Großaufgebot vergebens...
(übrigens innerhalb dieses Films: die Handy-Fenster-zu-Fenster- Szene: das ist (für mir seins) wahrhaft gelungene - ‚Romantik‘!)
-Man versteht allmählich, wie sehr (wieder) sie zu Tom Cruise paßte. Wahrlich ein dream-team aus einem Aufguß. Warum bloß sind die (außer als perfekt vorstellbare Egomaniker) je auseinander gekommen, ein Paar wie die Faust und das blaue Auge, um bitte davonzukommen, in den schmuddeligen Sonnenuntergang hinein?- Oh Herr laß abend werden, und lösche die Projektor-Strahlen...gib uns die Stille und den Glanz deiner Sterne wieder, und erlöse uns von deinem Kitsch. Hollywood! (-soll klingen wie ein Ausspucken, Kopf zur Seite -!) .
Dieser Film handelt von Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist eine Sache des Gleichgewichts. Zwei Dinge streben gegeneinander und gleichen sich aus: wenn sie gleich/wertig schwer sind. Zwei Seiten einer ‚Waage‘ sind also beteiligt. Es gibt Reaktion und Gegenreaktion,- Mittel und Gegenmittel. Und so tauchen in diesem Film viele Paarbildungen auf,- die sich entgegenkommen, anstoßen, um schließlich in Ruhe –wenn die Kräfte genau gleich sind – zu kommen.
Einige dieser Gegensatzpaare: am offensichtlichsten die junge (abgeschobene) Grenzgängerin, welcher Mike, der unbedarfte Grenzpolizist, völlig unnötig und überflüsigerweise brutal bei der Arretierung die Nase brach. Sie, mit weißem Pflaster später, wird von demjenigen schwarzen (Schuld und Unschuld (divinisch „Ich brauche ihn lebend“)) konterkariert, welches er, nach der Revanche („jetzt sind wir quitt“, ihre Worte), zur Schau trägt,- um doch dann endlich „befriedet“ kollegial ausgeglichen, „gesühnt“, neben ihr Maikolben entblättern zu können (ihr damaliger Begleiter bei der Einwanderungsszene hält sich nicht weit entfernt davon auf).
Alles gleicht sich in Gegenbewegung aus: die selbstlose Freundlichkeit der bitterarmen mexikanischen Landbevölkerung und hohles Dasein in äußerlich bessergestelltem Lebenstan-dard. Oder drei Lieben der Bedienung : die seelenverwandte zu Pete, dem Cowboy, die reizend-körperliche zu xxx, dem Polizisten,- und die pflichtgemäße zu Bob, ihrem (Ehe-)Mann.
Die Verbrechensaufklärung: die berufliche Aktenabbarbeitung durch xx, dem Polizisten,- und die engagierte, an Sühne Interessierte von Pete, dem Freund des Ermordeten. Äußerlichkeit und Innerlichkeit: die erst ruht, wenn das wahre Gleichgewicht erreicht und erfüllt ist.
Dieser Film beschreibt eine Katharsis: eine Wandlung, die Mike, dem Grenzwächter, wider-fährt,- und anhand einer recht drastischen Inszenierung, in Form einer den Film hindurch sich fortzersetzenden Leiche (großartig: xxx) durchgeführt wird. Zu Beginn seiner Odyssee ist Mike ein nüchtern-brutaler, oberflächlicher Widerling, der hinter dem Buchstaben seiner Gesetze, denen er unverständig dient, sich keinen Jota schert um die tiefere Begründung und das Verstehen dessen, woraus die Tatenspuren seines Daseins erwachsen. Immigranten abzuwehren ist sein Berufsalltag, für den er bezahlt wird: und er hakt die Präliminarien dieser Existenz gründlich, sogar übermäßig, ab. Er hat ein sterilisiertes Erklärungsmodell all seiner innerlichen überall entfremdeten Existenz parat, eine einmal gegebene und gültige Antwort auf alles, die jederzeit längst entseelt gilt: und seine ‚Seele‘ ist also bei dem, was er tut, eigentlich sich ereignet, so unbeteiligt wie möglich. Er soll Einwanderer festnehmen: also erledigt er das, unnachdenklich, erbarmungslos, gründlich. Er ist mit seiner Frau verheiratet: also erledigt er einen entscheidenden Teil diesbezüglichen Bedarfs so unromantisch wie möglich, von hinten ihren Rock und Weiteres betatschend und hochschiebend, während sie, solches offensichtlich leidlich gewohnt, den Broccoli für das Abendessen bereitet, und das langweilige üble Fernsehspiel nebenher interessierter verfolgt, als was hinter ihrem Rücken abwärts geschieht. Ein intensives, ausdrucksstarkes Bild: fast so drastisch, wie wenn Pete seinem toten, mexikanischen Freund Melciades, dräuend besorgt Ameisen aus dem entleibten Silikon-Gesicht puhlt, und es kurzerhand abfackelt, um ja auch nicht zuzulassen, das eine von ihnen weiters die Pietät verletzt, wobei es befriedigend anläßlich der Eingebung wirkt, das dieses mittels unentgeltlich zur Verfügung gestellten, eingeflößten Glykol-Frostschutzmittels nun in Zukunft nicht mehr vorkommen kann.
Mike also muß zwangsweise rekrutiert eine Katharsis hinter sich bringen, indem er die Seelenbeschaffenheit dessen, was durch seine fehlgeleitete, unbegründete Lebenswahrnehmung aus dem Lot gebracht wurde, annähernd erkundet und inhaliert, bis er die Sichtweise auf sich (was er zum Zeitpunkt zu Beginn dieser Katharsis war) durch die Augen der anderen Seite erfahren hat und versteht : ein Positionswechsel vorgenommen ist, in dem er an die Stelle des Toten tritt,- (wie er aus seiner Tasse zu trinken hat und sein Hemd trägt) und auf sich endlich, „erkennend“, zurück zu blicken imstande ist : die Waage, das Gleichgewicht, (fast) hergestellt,- und schließlich ganz.
Zu diesem Prozeß der Gegenläufigkeit der Bewegung der Waagschalen gehört auch, das die Einwanderung, vom armen Mexiko ins wohlhabende Texas hinein,- ausgeglichen wird durch eine wahnwitzig-skurrile Pilgerreise unter ungekehrtem Vorzeichen: die Leiche des Melciades kehrt, an der Hand seines Mörders einen Sühnepfad entlanggeführt, der all seinen Dreck buchstäblich selber wegzumachen endlich – anhand vorgehaltener Pistole - lernt, zurück: an ihren Ursprung, ein mythisches ‚Jimenez‘ „an einem kristallklaren Fluß zwischen zwei Hügeln“, vom reichen Texas ins billige Mexiko zurück, dabei ebenso verfolgt und bedroht von Grenzwächtern, die absurd nun die Rückkehr des Mexikaners (eigentlich natürlich Petes entführter Geisel) verhindern wollen.
Pete, der scheinbar „Gute“ im Spiel, der mit übersinnlichen Kräften ausgestattet zum Racheengel im Dienste der höheren als gesetzlichen Gerechtigkeit avanciert, des bis dahin gedankenlos Fremdeinflüssen botmäßig gehorchenden Mike, bildet das natürliche Gegengewicht zu diesem (Congratulations zu einer überragenden dargereichten Bringschuld Barry Peppers, der erstmalig in einer Glanzrolle paradieren darf,- und über alle Erwartung genügt!- mehr davon!-) ,- Pete ist, als Mensch, auch nicht vollkommen: in dem Maße, wie Mike „vermenschlicht“, und allmählich die Berechtigung der Sühnemission „einsieht“, an deren Ende ihn nach seiner Einschätzung der Tod erwartet,- umso mehr offenbaren sich Schwächen des ebenfalls menschlich entkernten Petes, des Schwertengels der Gerechtigkeit (wie immer grandios überragend: Tommy Lee Jones, einer der GrandOldMan des amerikanischen Mehr-Als-Kintopps, ähnlich einem Clint Eastwood, der endlich zu Mythengröße aufstockt. Tommy Lee wird, wenn er nicht aufpaßt, zu einer wiederum ausgleichenden Doublette, auch hier: Gefahr besteht, das er einen ähnlich fortwirkenden phantastischen Nachhall, wie ein vorausgehender Humphrey Bogart,- ins Gedächtnis der liebevoll zugetanen Menschen pflanzen wird).
Pete also enthüllt selbstverständliche Schwächen, in menschlicher unumgänglicher Beschränkung, hier vor allem: der Einsicht, auf Dauer ebenso, wie Mike zu einem besseren Selbst, in Annahme der Sühneforderung, in sich vordringt (etwa angesichts einer Erkenntnis im Freundeskreis anläßlich einer von früher bekannten TVSeifenoper, deren verfügter Wahrheitsblitz ihn fast in die Knie zwingt (Bravo Barry Pepper für diese Szene!)- : Pete’s Fehleinschätzung dagegen etwa, was die ‚Liebe‘ seiner xxx angeht („Entschuldige Pete, aber das verstehst du nicht“),- wie auch der offensichtlichen wirklichkeitsabweichenden Einschätzung seines Freundes, der ihm einen vollkommen erfundenen – und geglaubten – Bären eines Familienzusammenhangs aufgebunden hat. ‚Jimenez‘ wird zwar nicht gefunden, aber erklärend ersetzt: und ‚Melciades‘ bekommt ein ebenbürtiges, angemessenes Begräbnis, und hoffentlich, endlich, endgültig Ruhe. Mike kommt endlich dazu, seine Tat aufrichtig zu bekennen und zu bereuen, und ein Pferd, mit dem er die Einöde, so er will, verlassen könnte, dazu ; Pete bekommt das Gefühl, der Gerechtigkeit Genüge getan zu haben, ohne sich, wie er dem blinden Einsiedler zur Hoffnung zugestanden hat, sich vor Gott, was er nicht will, versündigen zu müssen, und rein bleiben zu dürfen; die Pferde im Film und die Zuschauer bekommen stets labsalendes Wasser; und die Zukunft liegt, unter einem wunderbar pittoresk eingefärbten mexikanisch cinematografischen Himmel, wieder weit ausgebreitet einladend offen vor uns. Ein herrlicher, ein wunderbarer Film; großartig vom dramaturgischen Aufbau, und seiner Offerierung her, ein Werk genußvoller Reife. Dürften wir das öfter erleben! – weit unterschätzt, ein großartiges Fazit bisher gewonnener Film- und Lebensdarbietungserfahrung. –Ein reifes Werk, ein gekonntes Werk; ein liebevolles Werk, ein gerechtes Werk; eines von Tommy Lee Jones, dem man, allein hierwegen schon, gründlich zugetan sein müßte, wenn man es nicht ohnehin schon, früher klug geworden, aufmerksam würdigend, tat. Tommy Lee Jones verdient es ; er gehört zum Besten dieser Erde und dessen, was die nicht fern hiervon lokalisierte Filmindustrie, die nicht nur dieses,- einer Industrie -, sondern auch einer Seele bedarf,- zu bieten hat. T. Lee Jones, bedeutet dieses Eine, Seele; und dazu noch eine sehr Ausgeprägte, gezeichnete, markante- und markierte, dazu. Tommy Lee Jones ist, nicht nur äußerlich, pockennarbiges Urgestein; wer es bisher noch nicht bemerkte, dürfte es nun anerkannt haben: er ist der Besten einer, die sich dort rumtreiben. Ich hoffe, dies war nicht der letzte Film, dem wir ihm zu verdanken haben werden; ein Film für Genießer,- und Könner, und Bewunderer, des Stillen, des Echten, der Kraft, und der Reife. Danke schön.
PS Warum eigentlich „Three“ Burials? – es waren doch nur zwei? – was ist Das, was im Film mit „The Second Burial“ angekündigt wird? – denken Sie darüber nach!
The Wrestler m. Mickey Rourke
Wenn Ihnen (Film-)Kunst etwas bedeutet: müssen Sie dieses Werk sehen.
The Wrestler ist eines von jenen Werken, bei denen eine Reihe („glücklicher“) Umstände zusammentreffen müssen, um dieses unglaubliche perfekte Zusammenspiel in nicht mehr zu überbietender Vollkommenheit Tatsache, Wirklichkeit werden zu lassen. The Wrestler ist eine Blüte, ein Gipfel seiner Art. Er ist „klassisch“. Kaum etwas , nein: nichts wäre daran zu „verbessern“, ohne es in Wahrheit zu verschlechtern. The Wrestler ist wahrhaft einmalig. The Wrestler ist ein Glücksfall der Kunst. Dieser Film verdient Hymnen. Dem Vortrefflichen ge-genüber gibt es keine Gegenwehr als die Liebe. Wir beugen uns. Ich beuge mich.
Der Kern des Werks ist, wie sollte es anders sein, derjenige, den der Film ins Zentrum des Blicks rückt. Niemand anders als Mickey Rourke hätte diesen Wrestler so geben und ins Le-ben treten lassen können. Mickey Rourke ist der Wrestler und der Wrestler ist Mickey Rour-ke. Allein sein Körper: ist nicht nachzuahmen -, oder äffen. Alles andere wäre Karikatur. Hier steckt die Seele eines großen-, übergroßen Schauspielers im Körper eines Bodybuilders, und ein Bodybuilder in einem großen Künstler. Wann und wie oft findet man das so,- beisammen? Kann man das künstlich zusammenklonen – und –gießen? Schwarzenegger und Stallone, was sind das anderes als Muskelfasern und ein leidliches Talent, eine Aktionstory zu illustrieren. Aber MR, das ist eine Seele, in einem muskelbepackten, eine eigene unverfälschbare Ge-schichte erzählenden Körper. Zellen können nicht lügen, und Hautfalten sind und machen, wie sie wurden, qualvoll sichtbar. Vielleiocht entstand dieses Drehbuch, weil jemand MR und das vorhandene Potential, kannte. Vielleicht war alles auch nur, wie es in Fällen zu gehen pflegt, glückliches zueinanderfinden. Nur, das dieses Werk, so entstand, war nicht Nebensa-che, und kein planbarer, Zufall. Es war Schicksal, Fügung oder Glück,- alles, aber keine Ab-sicht,- eine Hoffnung, auf Gelingen, vielleicht. Aber es war nur zu wünschen, und das Er-sehnte trat ein: etwas Einmaliges - wurde Realität.
Gleichwohl wer die Idee zu diesem Film hatte (und auch Regie führte),- er hat ein großes Verdienst: er störte den Entstehungsprozesses des Werkes, das werden wollte, nicht, und ließ ihm Raum und Freiheit, wie es wollte, ins Leben zu treten.
Wie so oft bei großen Kunstwerken, hat man das Gefühl, dieses eigen-lebendige Wesen, zu dem sich manchmal ein Produkt der Phantasie – in Übereinstimmung mit der Wahrheit des-sen, was wir „Leben“ nennen- aufschwingt, - lebt und entfaltet sich aus eigener Kraft und Gesetzmäßigkeit – das, was wir „Authentizität“, Glaubwürdigkeit, Überzeugungskraft, Iden-tität zwischen vorgespiegeltem, im Augenblick vorgestelltem,- und wahrhaftigem, in der Zeit bewahrheitetes und unwiderrufenes Sein, nennen. The Wrestler ist authentisch; The Wrestler ist glaubwürdig bis schon an die Grenze der Schmerzhaftigkeit. The Wrestler ist dermaßen real, die Personen bis ins Tiefste echt, die ausgewählten markanten Ausschnitte aus dem Le-ben des Wrestlers so die Eckdaten einer großen Geschichte erzählend ohne auch nur eine wichtige Stufe auszulassen,- das man wie bequem eine wahrlich imposante Treppe hinauf-steigt, um am Ende ohne Mühe von großer Höhe auf eine darunter sich erstreckende Welt zu blicken – ohne ganz zu wissen, wie man an diesen magischen Ort geführt wurde.
Wie heißt es so schön: alles ist leicht, wenn man weiß, wie es geht. Die Entwicklung der Ge-schichte ist dermaßen natürlich und folgerichtig, das man empfindet, was man von Goethes Kunst gesagt hat: seine Figuren leben (zum Beispiel „im Gegensatz zu Schillers Frauen, die allesamt Karikaturen sind“, als wie oft personifizierte sprechende Ideen). The Wrestler ist keine Idee: The Wrestler ist Mickey Rourke.
Es ist vielleicht eine Ausweitung des Dunstkreises dieses Kunstwerkes „ins Wirkliche hin-ein“, das die Biographie des Mickey Rourke so schön mit dieser fiktiven Rolle überein-stimmt: von der Höhe des Erfolgs (als Schauspieler) abgestürzt, als Türsteher vor Nachtbars und als Tagelöhner / Schlachter gearbeitet habend wie Bukowski,- wiederum als professio-neller Boxer ein dutzend Kämpfe bestritten habend: MR weiß, worum es im Wrestler geht, wenn er hinter der Theke Fleisch verkauft. Sein Körper vor der Kamera erzählt eine -, seine eigene Geschichte; und es ist die des „Wrestlers“. Niemand anders hätte diesen Film so ma-chen können. Ein im Äußerlichen ähnlicher Film wäre entstanden, mit einem Unterschied. Das andere wäre ein Film gewesen. Dies ist die Wahrheit. Komisch zu sagen bei einem Werk der professionellen Phantasie, die ein Film darstellt. Aber dank MR ist es so: die Geschichte, auch wenn ihr Ursprung noch so künstlich ist oder einmal gewesen war, ist in Wahrheit – die Wahrheit, über uns,- nicht nur über Mickey Rourke, oder den Wrestler, sondern das Leben.
Wir würden nicht hinsehen, wenn es nur die Wahrheit des Wrestlers wäre. Die meisten von uns stehen nicht im Ring (jedenfalls nicht in diesem) und bräuchten „einen Nebenjob, weil die Preise für Strumpfhosen gestiegen sind?“. Es geht nicht um die spezielle Welt nur der,- oder eines Wrestlers. Es geht um unser aller Welt. Eine Welt, in der viele, vielleicht viel zu viele von uns leben. Eine Welt ohne Anhang, ohne Familie. Man unterhält sich tief freundschaft-lich, und die knallharte Abschlußmarkierung (das es weh tut): „- wieviel bekommst du?“- „sechzig Tacken“- .
The Wrestler ist allein. Beklemmend, mit wieviel – Wahrhaftigkeit, bei so wenig wie magisch eingesetzten Mitteln,- diese Identifizierung möglich wird. Die anfänglichen Eingangssequen-zen: die Kamera folgt hinter dem Rücken des Wrestlers, ohne uns noch sein Gesicht zu zei-gen, der Umkleideraum einer Sporthalle, wahrscheinlich der örtlichen Schule, eine einsame, verlorene, pittoreske imposante Gestalt auf einem billigen Stahlrohrstuhl, klein wirkend trotz beeindruckender Muskelmassen (-„berge“ könnte man sagen) und kontrastierender auffällig poppiger aufgemotzten Outfits. Die Verlorenheit dieser Gestalt, von der man noch nichts weiß, ist mit Händen greifbar, „liegt in der Luft“,- es ist magisch,- kein anderes Wort. Und doch ist es kein Selbstmordkandidat, der hier setzt. Es ist „ein ganz normaler Mensch“ (nein nicht ganz, so besonders wie jeder von uns ist), in seinem „ganz normalen Leben“,- das vor sich hin plätschert und langsam, ohne übermäßig akuten Schmerz, voranschreitet, von Situati-on zu Situation.
Wir brauchen einige Zeit und Szenen, uns mit der speziellen Art Einsamkeit, die diese Figur umgibt, vertraut zu machen. Und wir erkennen sie wieder: es ist, wenn es so ist, unsere Ein-samkeit, und unsere eigene Verlorenheit – oder gehören Sie zu den glücklichen, die ganz nicht-so,- die glücklich und geborgen sind? (- Ich kenne wenige). Aber ich kenne viele, die mit Einsamkeit so umgehen wie The Wrestler: man lebt voran, die Mühle des Lebens mahlt, Ereignis für Ereignis, Termine, Fälligkeiten, der Erste, wo erneut die Miete auf den Tisch muß (sonst ist das Schloß zum Wohnwagen („...willkommen zuhause“...) ausgewechselt), und man schläft auf der Ladefläche des Vans, wo der Herbst, der Winter einbricht, und darf sich nicht einmal einen Eisbeutel zu Kühlung der schmerzenden Wunde und Prellung aus ihm ho-len.
Die Zeichnung der Figuren in The wrestler sind schmerzhaft zwischen Idee und Wirklichkeit austauschbar identisch: die Bardame, die Tochter, der Nintendo spielende Nachbarsjunge ver-körpern zur gleichen Zeit zum Verwechseln ähnlich sowohl real mögliche, tatsächlich so vor-kommende, so sprechende, so betonende, so blickende Personen, wie sie gleichzeitig Träger von viel weitreichender tragenden „Bedeutungen“ sind: so etwa, wenn beim Nintendo-Spiel (wo die Berühmtheit von „The Ram“ sogar bis zu einer elektronischen Spielfigur geführt hat) die Kunstwelt kontrastiert wird mit der Realität der zerschundenen, ganz menschlichen im Sessel hockenden Gestalt vor dem Bildschirm: dort sitzen sich die Imagination der Rolle, die man sich und der ganzen Welt vorspiegelt, gegenüber mit der verletzlichen, gesellschaftsbe-dürftigen Riesen-Mickergestalt der Wirklichkeit, welche mit Vierzehnjährigen bei einem Computerspiel versucht, ihrem Alleinsein zu entfliehen. – Ein Alleinsein, das noch nicht so drückend, wie akut schmerzend empfunden wird, - sondern nur latent vorhanden, als Lange-weile, als Entbehrung, als Lust auf Gesellschaft, unterhalb der Schmerzgrenze, ins Leben tritt und vorhanden ist. Der Schmerz in The Wrestler ist umso bohrender, als klar wird, das er kein aktueller,- sondern ein chronischer ist – wie es im wahren Leben sein kann.
Oder Cassidy – Pam, die Animierdame und Nackttänzerin, zu der sich The Ram – Randy hin-gezogen fühlt (wie sie sich zu ihm) (so fern man auf diesem Wahrheits“level“ von „Liebe“ sprechen kann und darf) : auch sie trägt, neben ihren einzig-menschlichen Gesichtszügen,- einen schwer(wiegenden) Rollenchrarakter. Die Fremdheit menschlicher Gefühle in diesem Geflecht fiskalisierter Geben-und-Nehmens-Bezüge ist wundervoll verschlüsselt in obenge-nannter Szene infolge eines Private Dance’s,- ihrer zarten Anknüpfversuche während sie „ar-beitet“ (und ihr Job, für Geld, ist wahrlich kein Zuckerschlecken, und ihr zaghafter Wandel bis hin zu „Pam“,- im Privaten, indem sie keine notgeile nur aufs Schwanzlutschen fixierte, stöhnende sich die Lippen leckende Aufgeilerin von sekretierenden, hormondiktierten Män-ner-Automaten ist,- sondern fürsorgliche und opferbereite Mutter eines neunjährigen Jungen mit einem Traum von der Eigentumswohnung drüben in Tremps.
Die Annäherung dieser Figuren, das Zuschütten des stets von Erosion der Baumaßnahmen bedrohten klaffenden Grabens zwischen ihnen aufeinander zu, geschieht unendlich zart und klar und zum Weinen schön und glaubhaft. Ein Kuß so echt, das man mit „the wrestler“ Frühlingsgefühle spürt wie sich Schmetterlingsflügel im Bauch unmerklich regen – war da eine Bewegung, ein Versuch, sich zu entfalten?
Oder die Tochter, die im Wechselbad der Gefühle,- von unentrinnbarer Bedürftigkeit (der Vatergestalt) und stets erfolgter kalter Dusche der Unzuverlässigkeit in maßlose, nicht länger mehr zu ertragen willige Enttäuschung gejagt wird: wie glaubhaft ihre Reaktion, als sie ihren Vater „endgültig“ (wo es kein Endgültig geben kann) aus ihrem Leben entfernen will. Die Ausweglosigkeit des Wrestlers, als er aus ihrem Haus auf die Leere der dunklen Straße tritt.
Oder die Deutlichkeit der wenigen Sätze, die insgesamt – wie im ganzen Film – auch in dieser Beziehung gesprochen werden und umso tiefer wirken : die Szene am Strand, auf der Balu-strade, als Mickey gesteht, das er sich der Vaterpflicht entzogen hat,- diese Träne, noch bevor sie rollt, und seine Augen erkennbar wäßrig werden, ist verdammt echt,- so „gut“, das man sich beinahe schämt, Zeuge einer so intimen Szene zu werden,- und fast lieber sich räuspert und zu Boden guckt. Denn hier wird nichts dargestellt: hier wird gelebt. Ein beeindruckender Film, und einer, bei dem man mit dem Finger schnippen muß, um aus der Trance aufzuwa-chen. Kaum zu glauben, das man nur Zeuge eines ‚Schau-Spiels‘ wurde.
Das Ende der Geschichte ist nach alldem, kaum erzählenswert, denn es hat ein Ende, so will-kürlich, wie man die Geschichte des (oder eines Lebens) erzählen kann und sagen: hier be-ginnt es, und dort endet sie. Gemeinhin fixiert man Geburt und Tod mit diesen Willkürakten des Beginns und Stops des Spiels. Wenn der Film mit dem (vermutlichen) Herzstillstand des Wrestlers endet (schwarzer Bildschirm, wie schon zweimal zuvor, als „der Bewußtseinsstrom endete“): so endet doch (sofern wir nicht mitsterben) unsere Geschichte, die doch zugleich erzählt und zur Darstellung gebracht wird. Das Leben des Zuschauers ist unabgeschlossen, und, soweit es also nicht nur seine, sondern auch die unsere ist,- bleibt sie unabschließbar, solange sie – die Geschichte des Zuschauers, also nicht einmal unser Tod würde sie beenden) – unabgeschloßen ist, das Leben sich weiterreicht. The wrestler wird auch in zweihundert Jahren, wenn keiner von uns mehr leben und atmen wird,- „unsere Asche modert“, noch eine immer noch gültige und weiterwirkende Geschichte erzählen. Sie wird gelten, solange Men-schen einen heroischen Lebenskampf, gegen unser schicksalhaftes natürliches Allein-Sein, zu bestehen und zu führen haben: ein Leben, in dem man sich Zusammengehörigkeit erwerben und verdienen muß,- nicht erkaufen kann (wie der ratlose annäherungsbedürftige Vater, der gerade dem Tod von der Schippe nach seiner ersten Bypass-Operation, gehüpft ist, ratlos ver-sucht,- was als Geste (abgesehen von dem absurden Geschenk, von der verlassenen, von ebenso schreiender Einsamkeit umgebenen Tochter, akzeptiert wird.)
The wrestler ist eine stille, heroische Geschichte : eines Ringens um unsere so schwer zu ge-winnende ‚menshcliche Gemeinsamkeit‘,- mit anderen, grundsätzlich verlorenen Seelen, einer Wahlverwandschaft, einem Nahe-Sein, das oft routinemäßig behauptet, und doch so kostbar und selten , wenn es echt und wahr ist, stimmt. In der Regel sind wir nicht gesellschaftsfähi-ger und geselliger und wahrheitsliebender als The wrestler: bei uns liegt nur die Schminke dicker, und nicht notdürftiger verteilt, auf. Aber das eben ist das Finale des Films: er, der Berg von einem Muskel-Fleischklops, ist fadenscheiniger demaskiert,- damit die Wahrheit erkenn-bar und identifizierbar wird: wenn wir belieben, uns selbst nichts vorzumachen,- um annähe-rungsfähig zu werden,- neben all unseren vorgegebenen sozialen Pflichten und offiziellen Fürsorge-Stellungen zueinander. Ich tanze für dich: wenn du mir Dollars gibst. Ich operiere deinen Bypass: wenn du krankenversichert bist. Ich schließe deinen Wohnwagen (wieder) auf, wenn du die Miete gezahlt hast. Ich unterliege im Schaukampf, wenn du verabredungsgemäß den Ram-Down gestürzt hast. Ich stehe hinter der Theke und packe dein Fleisch ab, dumme Kuh, „im Zuviel-, zu Wenig-Spiel“, und wünsche Einen schönen Tag noch Mam, wenn zum Feierabend der schwere Lohn gezahlt wird, mit dem alles, Kuchenbleche (für die Show), Up-Downers und Drogen und Stimulanzien und Body-chekers- und -Builders (für den Muskel-berg), das Benzin und die Tresenrechnung, gezahlt wird. Nein, der Mensch ist nicht wirklich fürsorglich und gesellig im wahren Leben: das ergibt sich so, während er seine Lebensfolge, in der das organisiert ist und „sich so gehört“, abspult. Vater sein ist nicht allein, das Essen und die Miete zu erarbeiten. Das gehört nur, auch, dazu. „Wo warst du, zum Beispiel an ir-gendeinem meiner Kindergeburtstage? Weißt du überhaupt, wann das ist (der Wrestler schweigt) - Wo warst du, wenn ich dich gebraucht habe?“ – Wieviele Eltern haben sich ver-dient zu wissen von ihren Kindern, was die derzeitig fühlen, und mit welchen Problemen sie wirklich beschäftigt sind? Wieviele Kinder trauen sich, mit ihren Eltern zu sprechen, und hof-fen auf eine echte Antwort und Hilfe? Wieviele Kinder vertrauen sich ihren Eltern an, weil sie die Erfahrung machen durften, das sie „erreichbar“ sind? Wieviele Eltern und Kinder – oder Paare und Arbeitskollegen – öffnen sich füreinander und sind tatsächlich miteinander zusam-men da, statt nur „zusammen“ in vorgesehenen, eingespielten Rollen zu funktionieren? Schön für Sie, wenn Sie glauben, über die –dann doch so tapfer bewiesene – Welt des Wrestlers weit erhaben zu sein,- in einem vollkommen „menschlichen Ansprüchen“ genügendem Gegenbe-weis. Schön für Sie, wenn Sie sich nicht so unisono fühlen müssen wie er, und ihre Welt bunter, und nicht so grau, und eigentlich trist, und verlassen, ist. Ich wünsche es Ihnen, von Herzen.
Das Beharren des Wrestlers ist, was ich nennen möchte, wahrhaft heroisch. Er steht alleine, er gibt sich nicht auf. Er steht bis zum Schluß, zum finalen Kampf, die Sache durch. Er behält seinen Anspruch, an sich, an das Leben, aufrecht: „der einzige, der mir sagen darf, es ist vor-bei, seid i h r (das johlende, keifende, Blut und Show und Knochenknacken hören und sehen vergehen wollende, amüsiergeile Publikum). Viele haben mir gesagt, es sei vorbei. Viele ha-ben gesagt, ich sei ein Looser. Es ist nicht vorbei, und ich bin immer noch HIER (in der Are-na). Der einzige -, die einzigen, die mir sagen dürfen, das es vorbei ist,- seid I H R -...!“ Das mag unrichtig, falsch und banal sein,- wie der Gladiator, der sich an falsche Werte übergeben hat und dafür in den verkehrten, nichtssagenden, und nichtsbedeutenden Tod zu gehen bereit ist (wie so viele aufs falsche Pferd gesetzt habende Vaterlandsverteidiger –Uniformsoldaten auch),- aber so wenig, wie man dem Menschen sein Irre-Sein vorwerfen kann und darf: wenn er bereit ist, seine Wahrheit (nicht allein mit fremden – das wäre fatal - ,- sondern zur Not mit eigenem Blut zu bezeugen,- so verdient eine solche Wahrhaftigkeit, und ja ich sage es, Tap-ferkeit, Respekt. Was kann ein Mensch, der prinzipiell niemals im Besitz der Wahrheit ist, weiter tun und erreichen, als bereit zu sein, sich selbst aufs Spiel zu setzen, selbst da, wo wahrscheinlich das Herz nicht genügen und versagen wird,- man sehend ins eigene Ende geht? Ist das Leben selbst nicht dieser Art,- wissen wir nicht alle, das wir dem Ende entge-gengehen? Geht es nicht darum Haltung zu bewahren, und möglichst – wenig niedrig und schäbig – letzten Endes doch unbesiegt unterliegen zu müssen,- geht es nicht darum, dies (un-besiegte Unterliegen) möglichst ansehnlich, und Respekt verdienend zu tun? – „Ich weiß, das ich versagt habe. Aber ich möchte nur erreichen, das du mich nicht verachtest.“ Sagt der Wrestler, in einer Schlüsselszene des Films, zu der Tochter. Und sie verachtet ihn, schließlich, in dieser Szene, auch nicht.
Ich kann der Gestalt des Wrestlers meinen Respekt und meine Achtung, ja sogar etwas wie mein tiefempfundenes Mitgefühl, nicht versagen. Wer dasselbe fühlt, fühlt das Mitfühlen mit der armen, verdammten, verlorenen, sich ans Geld und Showwerte, ans Äußere verkauft ha-benden, so verachtenswerten, und doch so stolzen und zähen, und liebebedürftigen, aufeinan-der angewiesenen menschlichen Rasse. The Wrestler ist kein Film über einen einsamen, ein-mal so vorkommenden Wrestler: es ist Film, wenn man ehrlich ist, über uns, über dich und mich, und uns alle. Und wir hätten alle ein besseres Schicksal verdient, vermöchten wir es nur, zueinander zu finden, und uns nicht länger weh zu tun, bis zum bitteren, doch heroischen, dann unausweichlichen Ende, das kam, wie es kommen mußte. Ein bitterer Film, ein un-glaublich schöner Film. Ein Geschichte, die zeigt, was ist – wenn wir nur den Mut hätten, hinzusehn. Ein tragischer Film. Ein großer Film. Ein Film, der der Kunst angehört. Ein un-glaublicher Film. Ein großes, ein vollkommenes Werk. Sie kriegen das nicht alle Tage zu se-hen. Es ist selten: eine so reine, restlose Form – und Inhalt – zusammen – mit Wahrheit – zu Kunst geworden. Wer diesen Film sieht, hat die Chance, sich selbst ins Gesicht zu sehen: wie in einen Spiegel, der Kunst. Es ist schmerzlich, was zu erblicken ist. Aber es ist eine Chance: zu werden, wenn man will, was anders, vielleicht besser, und weniger schmerzlich, wäre. Es ist nicht so, das dieser Film nur grausam wäre: das ist Kunst nicht. Sie ist der Punkt, wo ei-gentlich Schmerzliches, weil es wahr, und eingeordnet ist, zu Schönheit wird. Dieser Film ist alles andere als unschön: er ist so wahr, das es weh tut, und sich zu Schönheit, in Vollkom-menheit, wandelt. Niemand braucht diesen Film zu scheuen, und niemand wird sich unge-schoren von seinem Sitz wieder erheben: was zurück bleibt, ist Tapferkeit, und Erkenntnis. Der Mensch, das arme Tier. Und ein Versuch im Willen, es das nächste Mal besser zu machen und schließlich doch hinzukriegen. So, von Mensch zu Mensch, ein aufmunternder Gruß: ge-hen und schauen Sie diesen Film. Er wird Sie bereichern und Ihnen Bilder hinterlassen. Er wird zu einem Teil Ihrer Geschichte werden. Diesen Mickey Rourke vergißt man nicht.
Apropos ‚Kriegsfilme‘
Stealth
Stakkato- Ein beflügeltes Rambo-Feuerwerk der besonderen Art
So ist das im Krieg. Man verliert nun einmal ein‘ Kameraden‘, den man mal hatt‘, einen bess'ren findst du nicht. -und war doch ein gesunder liebenswerter Bursche, in jedem (Flug) Hafen einen anderen Floristen, der regelmäßig Sträuße abzuliefern hatte, wo andere bloße emails schreiben-,- bis man selbst einen braucht, weil man den topmöglichen Lorbeer-Kranz des Soldaten errungen hat. Ist das gelungen /man hätt’s ja doch lieber vermieden/, aber i s t es nun verflixt passiert (und es gehen immer die Besten zuerst): sind alle hinterbliebenen Kerls (da Bräute nun mal auf einem Flugzeugträger keinen Zutritt haben) (!denn das sind klassische JUNGS-Spielzeuge, und für Bräute nur insofern zugänglich, als sie sich vortrefflich genug erweisen, auch bei dero Spielen mitmachen zu dürfen, - WENNdann aber RICHTIG!) (- und Jungs-bräutliche Gangmitglieder müssens RICHTIG mitmachen, m i n d e s t ens so gut sein-,- und ordentlich Arsch in der Hosenbluse andeuten -!,- also wirklich von allem genug, um die besten Jungs, die auch mitmachen dürfen, noch zum Träumen zu bringen),- also... wenn’s einem dann doch shit selbst passiert ist (einer muß ja die Zähne zusammen und zur Not auch in den Stein beißen) (Superzeitlupenaufnahme – wie die M a s c h i n e birst, und Feuer wie die Seele sich aus ihrem Inneren bricht, statt eines M e n s c hen) – was für eine schöne technische Analogie, der unsichtbare Kriegs-Mannjunge verborgen in ihrem Innern wie im Mutterschoß, mit keiner sichtbaren Augensilbe erwähnt, ganz eins und verschmolzen mit seinem Feuer-Zeug, und in diesem Bild mit Höllen- oder Himmelsfeuer Atom für Atom Wasser-Kohlenstoffgruppen mit Ferrum und Kerosin vermählt, verschmolzen amalgiert zusammengebrannt zu höherer Weihe des Allgemeinwohls – gefallen fürs Vaterland – und die leibliche Mutter zum Vater?– divines Feuer vermählt Mann und Maschine und läßt sie eins werden, die Maschine im Mann und umgekehrt,- und stirbt sie, stirbt er. Gefühlt werden soll, wie ein Mensch stirbt– und gezeigt wird eine Maschine, ein Apparat, der bricht.) – Noch ein Versuch den Satz zu beenden: und wenn man dann selbst der Dumme ist, den’s erwischt hat (jeder ist seines Glückes Pflugschar-Schmied) dann stehen alle Hinterbliebenen, die einen genauso mochten als hätten Sie mit dir dieselbe Baby- Nuckelflasche geteilt, wie ein Mann in vielfachem Reih und Glied, hatt‘ viele gleichlautende Kameraden, fast zum Verwechseln, stehen die also da und schmettern ergriffen eine Hymne und zeigen sich und aller Welt: Trauer, Trauer, so trauert man nur um etwas, das wirklich recht hatte und recht war, wie einer von UNS, finden die Herumstehenden. Sicher, zugegeben, sie sind ein wenig parteiisch, selber Mitglieder der Gang, die ein Bandenmitglied bedauern und in ihm sich selbst,- aber wer zahlt denn den ganzen Brimborium? inklusive Beerdigung die überflüssig ist (Feuerbestattung simultan erledigt, das nenn ich Recycling!)? - der Steuerzahler-, der auch die Zeitungen liest, die genauso traurig sind, der Steuerzahler ist also auch einverstanden und Bandenmitglied,- also trauern eigentlich alle (Anständigen): und das, meine Herren, kann man also ja wohl als Beweis werten!- .
So also können wir wenigstens ein Riesenkonterfei entwerfen (kostet wiederum den Steuerzahler 500,-, das geht,) (die eisernen Kohlenwasserstoffatome sehen’s wohl auch) - und stehen zu Recht hinter uns, die Welt der Steuerzahler vereinigt (zumindest derjenigen von ihnen, die in diese gemeinsame Kasse zahlen), (die gegenüber leisten sich die ihre und ihre eigenen Konterfeis) stehen dort genauso wie 1 Mann zu Recht (auch wenn’s einige hundert scheinen, in Wirklichkeit sind’s nur 3 oder 4 (die eigenständige originelle Person fängt beim befehlsberechtigt "selber"anordnenden Offizier an) und - trauern, zu Befehl, wie ergreifend, da mag die Träne wohl rinnen. Niemand soll hier sagen, da wären keine echten Gefühlen im Spiel. Auch Soldat/innen, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, haben Gefühle, und echte.
Die echten Gefühle sorgen dann auch im weiteren Verlauf der Story immer wieder für angenehm-unangenehme Verwirrung. Nehmen wir zum Beispiel mal (um das leidige Thema Soldat/Soldatenbraut-Bräutigam damit abschließen zu können) mal die verwirrenden Gefühle zwischen Elite-Blauauge und Elite-Blusette: sie tun, was sie nicht tun sollen dürfen, und entdecken diese bösen –zärtlichen- Gefühle füreinander. Das paßt natürlich nicht ganz so recht in diese harte Welt der beinharten Überflieger-Kerle, wo eine Epaulette als das höchste erringbare Gut gilt, welches zählt (und: hier ist „eine Frau, deren ohnehin seltene Chancen darauf" nicht kaputt gemacht werden dürfen –durch egoistisches Zuneigungsbegehr– denn wo kann das nur hinführen und enden – Kinderkriegen und Hausfrauendasein nur?!? -statt ins V e r t e i d i g u n g sministerium, wo lauter solche tuffen &hartarrivierten Krieger(/innen neuerdings) sitzen, die uns in allem und zu jedem Recht beschützen (welch beruhigendes Gefühl) ,- und da also stören beunruhigende Gefühle, in der man den männlichen oder weiblichen Menschen in der anderen Kriegsmaschine entdeckt-,- durchaus nur.
Also Schweigen und Schwamm drüber. Bis die Gefühle unausrottbar aus der Büchse der Pandora, die auch eine Art Hose und Bluse ist, zum Schluß sich doch Bahn brechen werden – denn die Hormone s i n d einfach stärker, niemand kann diese Art Liebe aufhalten,- wenn zwei so vollkommen Gleichgeschaltete zueinander wollen- nein notdürftig müssen,- und gar so blaue Augen haben und solche Blusen zu füllen,- und solchen Arsch in der Hose-,- dann werden sie einfach irgendwann Tacheles werden, nach manch einem überstandenen Kriegsabenteuer,- und aufeinanderhocken und glucken – und etwas aushecken,- das sogenannte Schicksal läßt sich nicht aufhalten.
Verwirrung der Gefühle: immer wenn etwas schief zu gehen droht, sind Gefühle im Spiel. Da kommt so’n blöder Kriegsroboter, der Instinkt von Blauauge hat‘s gleich geahnt. Hal,- nein Eddie, so eine Art Superman der Maschinen-Ära, unaufhaltsam mörderisch siegreich, sorgt für ne Menge Probleme. Er fängt eigenständig an zu denken, und das hat immer schon zu Ärger geführt. Er ist so eine Art philosophische Inkarnation des Freien Willens,- der zu Gutem und Bösem freisetzt: Hal nein Eddie (diese Stimme -!) – hat sich fürs Böse entschieden,- nein (sie sehen wie schwierig das hier schon ist, und wir sind erst ganz am Anfang) nein entschieden hat er sich eigentlich auch nicht,- er hat nur ein wenig zu eifrig gelernt und abgeguckt: und erfüllt die zutiefst innersten Wünsche seiner Erschaffer, die so geheim sind, das sie nicht einmal selbst von ihnen wissen – nur vorhanden (Freud nannte das Todestrieb).(Er hätte vielleicht Destruktions“trieb“ sagen sollen, bleibt nur die Frage: wie’s und woher‘s zu ihm kommt oder käme?- Primär bereits aus „Natur“ oder sekundär aus Erlebtem, einer Ur-Verletzung? – Antwort-Versuch auf später verschoben). - - Nur Superneutronenquantengehirn Eddie ist in der Lage, sich derart einen Reim auf das Dargebotene, dem er „zum Lernen“ zugeteilt wurde wie ein kleiner Baby-Macho, zu machen. (ein kleines, unangebrachtes Apercu: als der Blitz E.s Schaltkreise durcheinanderbringt, zerplatzen in seinem Innern u.a. Dioden, die wie ein DNS-Strang aufgebaut sind – der Blitzeinschlag hat Folgen (so wird ungeschickt suggeriert), die wie eine Berührung Adams mit dem göttlichen Finger zu Leben im Deckenfresko der Sixtina wirken (tun Sie nicht so, Sie kennen die Szene, gehören Sie doch selbst dazu). -Wie auch immer das Malheur geschah, das Fiasko ist da - E. beginnt z u d e n k e n, und wie’s zu Beginn so geht (aller Anfang ist schwer), denkt er das Falsche. Nur leider, leider, E. ist eine bis an die Zähne bewaffnete hypermoderne Kampfrobotflugmaschine, Spitzname Stealth,- gleich unter der so leicht verwundbaren Außenhaut schaltet nicht nur ein Leitungs-Kabel-Kupplungsgetriebegestänge-, sondern auch ein überaus empfindliches und kindsames maschinengeistiges Herz- wie sich herauskristallisieren wird.
So ist der Krieg. Man hatt‘ ein‘ Kameraden,- und man hat jede Menge tolles teures Spielzeug, mit dem man nach Hindustan (außer nach „Rußland“, das sind die *Anderen* und damit tabu)(wo kämen wir hin, wenn wir keinen ernstzunehmenden Feind mehr hätten) –also für die Anfangsmitte Kapitel 5643 nach Hindustan fliegen und Herzenslust herumspielen- und -toben darf, Steuerzahler Daddy ist ja reich. Allein was so ein Gebirge von Flugzeugträger bei den heutigen Stahlpreisen kostet! – und die ganze Elektronik! Und dann noch so vom Feinsten, ganz vollgestopft mit‘- so eine fliegende Blechbüchse „Eddie“,- aber auch die der anderen sonst neidischen Jungs sind nicht schlecht gerüstet. Das kost den Daddy in Washington jedes Mal ne Milliarden-Stange, wenn sein quirlig munteres und adrettes Lausebengel-Söhnchen (das Töchterlein ist ja, wie sich’s gehört, eigentlich noch recht damenhaft zurückhaltend gesittet, obwohl ihr' anvertrautes Gerät auch stiften geht)- wenn seine brave folgsame Kindsschar wieder einmal im Eifer des Gefechts eins von den Dingern zu Schrott gemacht hat – Hauptsache, außer Blechschaden nichts passiert-, ach ja, das bringt uns wieder zu der Träne im Knopfloch, aber Gottseidank, wo das herkommt, gibt’s noch mehr, und die Kerles-Kerbe wird bald ausgewetzt und die Wunde narbig nicht brandig sein, die folgende Generation in Westpoint wird schon gewetzt zum nächsten Jahresabschluß... wo das herkommt gibt’s noch mehr, kein Grund zu daddy-Traurigkeit, er hat und wird viele Sprößlinge immer zur Verfügung haben. Denn daddy UND daddys Kinder sind wir, beisammen, und W I R (alle) werden jawohl immer da sein (wäre das un/denkbar-?).
- Der Krieg ist halt so. Er nimmt den einen, was er den anderen gibt. Er ist der Vater aller Spielzeugdinge in Washington. Er gibt mit der rechten, wo die linke nicht weiß, wo sie es hernehmen soll – besser er weiß auch sonst nicht, was er tut, denn würd er’s merken, wird’s schlimm. Das tut mitunter weh. Im Krieg kommen so Dinge vor, das gehört halt dazu. („...*' ein‘n Kameraden“). Aber dann auch die schönen Sachen : da fliegt man da so rum und zerstört ein bißchen was mal hier, mal da-, nichts Besonderes (fliegt schneller als der Schall) und die Abwehrgeschütze zirpen hilf- und harmlos wie die nächtigen Grillen,- da wieder wird es plötzlich ernst. 'Hundert Prozent' gewohnt,- (mit Prozentrechnung habens die Militärschulen ja, „errechnete Überlebenschancen neun – oder ein- Prozent“...) (da wird’s Zeit zur Zusammenarbeit, um die der anderen zu zerstören),- da wird’s also unvermutet todtraurig ernst: „Kollateralschäden“ stehen zu befürchten. Alarm in Westpoint! Denn die sind nun gar nicht erwünscht, schließlich leben wir ja in einer Demokratie, und da weiß jeder, schon aus Prinzip, was so ein Mensch wert ist.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grunde sind „Kollateralschäden“ also unangenehm, und stehen nicht zur Debatte: einige Tausend „Bauern sind das, Unschuldige, Menschen“ wie du und ich(?) – denn der Unterschied zwischen einem Bauern und einem Soldaten, unscheinbar wie die Schuldfrage,- verläuft fein aber hundsgemein. Wann wird aus einem unschuldigen sakrosankten Bauern- ein schuldiger, unschützenswerter Soldat, ja mehr: jemand, dessen Pflicht es ist, zu „töten oder getötet“ zu werden?...- egal, steht nicht zur Debatte,- / „Kollateralschäden“ / also -, & die will niemand in Washington-, ebensowenig in gefolgsamen Cockpiten-, Zeitungsredaktionen- oder sonstwo auf der Welt – gar nie nicht nirgendwo.
Aber die Welt hat nicht mit Eddie gerechnet (außer dem Bösewichtherz unter seinen Offiziersepauletten) (welches ein heimlicher Strippenzieher des selbstverliebten Eigenlobbyisten ist, mit Telefondrähten bis nach ganz oben (denn in diesem Film ist auch wirklich ALLES drin, selbst der Polit-Demagoge vom Dienst)) - wie sich herausstellen wird, auch wenn er (Epaulette') sein verdientes Fett gleich wegkriegt (und das Drahtgestrippte für diesmal noch davonkommt, denn sonst würd die Weltallegorie zusammenbrechen), da schließlich, oh SanktaSimplicitas,: Tugend (und Untugend, möchte man hinzufügen) belohnt sich selbst zuletzt. Aber das kommt erst zu später.
Niemand will also unliebsame „Kollateralaschäden“, die man meidet, wie ein Dreckspatz die morgendliche kalte Dusche am Selbstreinwaschebottich. Blauauge, eingedenk dessen, was sich gehört (geht nichts über eine menschliche Erziehung), bricht den Einsatz also ab (fällt schwer, wenn man kerlig gewohnt ist, zu Ende zu bringen, was man einmal begonnen hat). - Obwohl es sich sogar um richtig böse vier sowjetische (aus dem „Reich des Bösen“) stammende Scud-Raketen handelt – sozusagen das Böseste vom Bösen, handversiebt wie die 3 Besten aus 400 Sechserkandidaten. Nicht auszudenken, was diese BÖSEN Jungs (wie die schon aussehen, nicht mal zu schicken Uniformen haben sie’s gebracht, verkommene anarchische „Asoziale-des-Abmurksens“) (des anständigen sauberen „-Krieges“ mag man da ja gar nicht in den Mund nehmen), die also auf ihrem Räuberhöhlen-Krähenhochsitz hocken wie auf einem dummen Präsentierteller,- was die also alles damit anstellen könn(t)en – verkombiniert statt „denkt“ sich Eddie trotz aller pseudomenschlichen „Kollateralschädens“-Bedenken. Er spürt, was etwas in Blauauge sich wirklich wünscht. Und da selbst eine progressive Kriegsmaschinerie, deren fortpflanzungsfähig begründbares Interesse für Menschen nur begrenzt ist,- beschließt er – und damit hat die Welt nicht gerechnet -, reinen Tisch in diesem seinem Eigen-Sinne zu machen. Die anthropomorphen Kollegen (Jungs und Mädel/s), nach kurzem Erkenntnis-Rückstandsschock, bomben hurtig hinterher /geh du voran wir folgen dir – wenn schon denn schon, ist der Anfang erst gemacht,- der ja bekanntlich das Schwerste ist. – Die „bösen“ Bombenbuben sind vom Tisch, nicht auszudenken, was die rabenschwarzen Moslemkrieger alles hätten anstellen -, Menschenleben bedrohen ja vernichten können,- und die „Kollateralschäden“ nehmen nunmehr d o c h ungewollt ihren Verlauf.... nun ja ist tragisch, das ist Schicksal...pardon... da kann son Flieger schon traurig drüber weghuschen.... aber so ist der Krieg, nicht weiter drüber nach(zu)denken.... hatt‘*auch einen Zivil-Kameraden, (unschuldige) Bauern-Mutter mit Kind auf dem Arm, bedauerlich, bedauerlich - doch, flugs, - schon weiter geht’s im rasenden Zug (der Ereignisse), keine Atempause oder Gedenkminute, wenn‘s ohne Ge- nicht geht,- die Bösen ehselbst rasten (Das Böse-?) dergleichen allmals nie (und „sie“/es sterben /stirbt trotz hoher und höchster Verlustrate niemals aus, wie das wohl bloß zugeht?)- egal, da es nur so ist oder zu sein scheint.
Da also immer noch nicht unermüdlich genug zu Ende geflasht gebombt gecrasht ist (Südstaaten-Blauauge- und –Bluse haben sich trotzdem einen Urlaub nebenher in Thailand verdient, samt „‘Kameraden“, der, Schwarzer, selbst nicht anständig mitzuliebeln weiß,- sondern sich stattdessen ein Bombengerät von Thailänderin (ehrlich? Ist das eine westlich angezogene Thailänderin oder eine thailändisch vermaskete Westlerin?-) an Bord holt und lyrische Anfälle abzuseilen kriegt ( „...wenn man da von oben so runterbombt, sieht alles so winzig aus, aber hier unten, vom Kornbett im Reisfeld, ist alles dein Land so wunderschön – und wenn du ein Flugzeug siehst, lauf schnell weg“),- „Hundert%“ niemals erreicht sind und damit neue Aufgaben 100% ig bereits warten,- Schwamm drüber und weiter geht die rasende Fahrt des rasenden Roland-in-arms (der ebenfalls ein Krieger war der sprach /eines Tages „ein Feigling war’s, der die Fernwaffen-Lenkung erfand!“- empörend /zu spät). -- Rust never sleeps,- und „Das Böse“ genausowenig, deswegen kommen „die“ Guten (wer wohl?) nie zur Ruhe. Der Krieg ist so, „wißt ihr, was ich denke-? - nicht denken- trinken!-“, Kopf in‘ Nacken, und hauwegdenScheiß, nur die blütenreine Uniformweste, steht mir so gut, nicht bekleckern und beflecken- dabei. Schon beim nächsten Flug geht wieder alles rund und schief gut (Eddie erfüllt die geheimsten Träume). Der Krieg i s t so: die plietschen Jungs vom SiEiÄj haben mitgekriegt, das in „28 Minuten-“ lauter Top-Bösewichter – potentielle Scudisten skrupellose sicherlich- sich mitten in einer asiatischen Provinzhauptstadt in einem im Bau befindlichen (zukünftigen) „Verteidigungs“ministerium (Verteidigung gibt’s nicht) irgendeines asiatischen Bananenstaates im „Rangoon“ – sich treffen werden – ein Fall für fixe Jungs, und unsere (Jungs +Mädel) sind ja -, drei zu vierhundert,- die allerfixesten (GottHabIhnSelig‘). Aber wieder: diese verflixten Kollateralschäden!, der Fluch des modernen Militaristen (95 % akuter Kriegstote sind Zivilisten, die eigentlich nicht mitspielen sollen dürf(t)en) (das ist, als ob der Ball sich den Spieler aussucht, von dem er getreten wollen werden dürf(t)e) - Eddie, mittels biometrischer Iris-Scans aus fünfzehntausend Fuß Entfernung und durch drei Wolkenschichten überzeugt,- erkennt, (-und mittels weiterer Feinheiten der modernsten Technik-Sahne, welche das Blut der Computerspiel-Jungsgeneration zum kochenden Frohlocken zu bringen gedenkt),- erkennt E. das ganze Ausmaß des Schlamassels, und das die Chance des Tages (morgen gibts ne neue) für heute doch nicht entgehen darf. Das jedoch hat schon einmal zu Kollateralschäden geführt, um die sich jetzt die UN und anderen Nonnen der Johanniter-, Franziskaner- und RoteKreuz-Verbände kümmern sollen (kost den Steuerzahler-... kaum nix, finanziert sich anständiger- &patriotischerweise aus Spenden-Mitleid der Portokassen).
Aber das! darf trotzdem nicht wieder passieren (ist so'ne Art moderner Komplex). Wer s o v i e l Fluggerät zu finanzieren hat, muß sparen wo er kann, -außerdem : das ganze bedaurige Leid (nochmal sorry), steht in jeder Zeitung, &kann man’s (wieder) neu nachlesen: so was d a r f nicht passieren seit fünftausend Jahren (Bronzezeit). Eddie weiß historisch Bescheid und kriegt trotzdem allemal seinen fixen Willen: seine blendend zündende Idee vom Turboanschub durch Stuka-Sturzflug , welche das 4einhalb Meter dicke Betondach zum schlechtgemeinten Witz werden läßt-,- und so soll und geschieht es auch : die Bomben-Röhre, ganz aus Metall auf Beton, bohrt sich ihren feingesponnenen Weg bis ins Innerste der physikalischen Eingeweide, staut sich auf mit Unheil und zerplatzt entsprechend,- und stanzt punktgenau ein Loch mitten in den Stadtplan vom "Rangoon", hundert mal hundert Meter Durchmesser,- mit allen bösen Rattenbuben zur AußenbordsPlanke - Einhundert Pro-%ig,- und - die „Kollateralschäden“?, - Sie wissen, die wir nicht mögen und wollen: „-...Keine!“ wenn das nicht mal was (feiern wert) ist,: nicht mal die fernasiatischen Imbißbuden der nachbarlichen Reisfresser haben was abgekriegt. Da wär CNN ungern dabei gewesen. Bei den TwinTowers war das anders, aber das war ja auch Amerika, wo die Weltuhr eh anders tickt,- und gibt es mehrere davon? Nur eine kann die erste Uhrzeit sein... Mene, mene tekel ... „SO soll das sein, So wollen wir das...!-“
Und waghalsiges Blauauge-DraufgängerAs rast durch Häuserschluchten, ein Knappbreit über dem Boden, davon, und beachtet NICHT EINE rote Ampel... Cops (die Guten) dürfen das... fein hingekriegt, BlueEye! - Ein-100%-ihgitt iges.
Dazwischen etwas Nachhilfeunterricht : Tschadikistan ist ein Ort auf der Landkarte, ein ziemlich großer, ein ganzes Land sogar. So erklärt man Burma -, Korea -, Vietnam -, Laos- - Iran?-Kriegern, wo der nächste Morgenland-Einsatz stattfindet: der Job in sich ist eh klar, man hatte beim Erlernen des Handwerks nur nicht genügend Zeit über, sich um ALLES zu kümmern, Zeitalter der Spezialisten, und es gibt ja auch jene, welche dazu da sind zu wissen, das und wo es ein menschenrandgefülltes Taschdikistan, um dessen etwaige Existenz irgendwo im persönlichen Off bis dahin noch nichts in Erfahrung zu bringen gelang,- liegt oder gar liegen könnte (außer der Name sagt, das es irgendwo wohl in "Asien" - kenn ich doch!- sich rumtreibt) (in den Zeitungen les ich auch immer nur die Überschriften). -Wie auch immer, dort gibt’s beruflich spezialisiert zu tun, also nichts wie rauf und hin mit Mach fünf, und den Job erledigt. Immer in rasanter Eile-,- Überschlag der Ereignisse: der Krieg i s t so. Aber - wie immer geht was s c h i e f (der Krieg ist – n u n m a l - s o).
Ganz zum Schluß kommts raus: s i e (Blüschen) (Quatsch: das ist ne vollaus!gewachsene Bluse) i s t abgestürzt (herrliche Trümmerszenerie, ein brennender Fallschirm, stoppt einen Meter fünfzig über'm Boden,- Helm ab!-, d a s ist Präzision, bis auf eine Schrämmchen (zum Blüschen) im Gesicht zur pseudoblutigen Dekorierung (ist persönlich immer nur d a z u da, die a n d e r e n wären einfach – weg -) ,- s i e ist also übers Gelände gekrochen, hat ganz undamenhaft aufgekeucht (was sollen die Herren denken! händereibend), hat Sechsjährige zu Tode erschrocken mit der MP bedroht, hat Scharfschützen wie Achselschweiß an ihren Fersen haften (Mi/e/nen verziehen),- mußte gar deswegen wie Kleopatra einst?als Damen noch Damen waren/ in- Schlammlöchern (aus)baden,- hat also wirklich e i n e g a n z e M e n g e hinter sich (und „hat es geschafft“) (je gezweifelt?)-,- da muß Blauauge, der, vollkommen instinktsicher, unterdessen in einer Freistunde eine ganze Höhle von Verbrechern samt Arzt ihres Vertrauens aus unerfindlichen Gründen der Spurenverwischung, mittlerweile ausgelöscht hat (sind "einfach weg"),- da also kommt Blauäugelchen zur Rettung seines Stubenbräutleins angeflogen (was sollen die unflätigen Diminuierungen?(haben sie nicht Manns und Damens genug gezeigt?!) ; -haut sie raus aus der Bredouille; -&-Eddie-lernfähig/ ganz gerührt von so viel Menschlichkeit, gerät selbst ins schwanke Schwärmen und kriegt Lust, den Steuerzahler seine 1,8 Milliarden wieder zu kosten zu geben („...vier kleine Negerlein, drei zwei...da warens nur noch-keins“, +nimmt zuschlechterletzt noch ein Stück Bandido-Helikoptas' mit in seinen unblutigen (was ihn angeht) kerosinösen HELDENtot (kann man ei n Stück Blech an ein Stück Blech heften? Wer opfert seine Haut?). Der Steuerzahler wendet sich tragisch greinend doch verständnisvoll ab wiederkehrend zur Seite. Wegen einem popeligen Stück Helikopta! - (Kretin!)- - Blauauge staunt und hält sein bräutlich-Kameradschaftliches in den Steuerknüppel-Armen. *‚Hatt‘ ein‘ Blech-Kamerad‘(i/e)n*... . Es fehlt noch, das ein Banner von Eddie nebst *Kameraden auf der anderen Seite geprangt hätte – aber das ging ja nicht an, aus Pietätsgründen (schließlich war der erstere als *die Technik* nicht ganz unschuldig dabei dran, der Krieg i s t so, das wechselt so rasend schnell, Freund, Feind, die Not treibt’s rein und raus...) – was... tun?
– vielleicht könnte die diplomatische Lösung sein,- erst die Feier für den *einen,- dann für den *anderen -, aber das auch als Haussegen hängt irgendwie schief, Edie war ja nur ein‘ Maschin‘ (woher wissen wir eigentlich, das es eine e r und nicht eine s i e war?)(froh alle wohl, das e s weg ist), und w e r soll da stehen, in Reih und Glied wie ein Mannfrau,- Menschen etwa? (paßt nicht ganz, obwohl sie um die Steuergelder weinen könnten, wenn Tränen nun mal en vogue sind),- Robotarmeen – die gibt’s (n o c h) nicht, man sieht ja, wohin das führt, - ich hab’s : ausgemessen und anständig kollateral wäre: der ergriffene Flugzeugträger, der, auf seine Art, genauso mächtig und gewaltig wie Eddie es auch war als Kriegsherr-liche-Drohne, immer noch i s t,- /+ gleichwohl noch unversenkt-, - das könnte doch für sich /doch ergreifend ein stillestrammstehendes „Requiem für Eddie“ abhalten, eine eindrückliche Gedenkminute, ein Schweigen der LammSirenen – von Kriegsmaschine zu Kriegsmaschine,- fast wie von Mensch zu Mensch.
(Und das waren nur anderthalb Wochen im Leben vom unverwundbaren zumindest unsterblichen Blauauge-Südstaatler, lieber Steuerzahler, schon mal ausgerechnet, was die gesamte aktive Karriere – w i e v i e l e Jahre?- dich dein Aller-Liebstes kostet?- Jedoch jeder hat das Seine beizutragen, und nicht nach persönlichen Kosten zu fragen /„He Wants YOU“ - zu letzten Zwecken. Denn hier - geht es um mehr. Frag Buddha. (In Thailand).
---------
Wer diesen Film nicht auf Anhieb mißversteht, dem ist eh nicht mehr zu helfen, schon gar nicht mit einem ganz anderen Text. Sei’s drum. Schrieb ihn wohl für mich: damit ich mich nicht ganz so allein fühlen muß, in einer Welt, in der, unbesehen- gesehen, solche Filme wie nichts existieren und herumlaufen – dürfen,- und niemand denkt sich was dabei- wie’s scheint. Aber ja doch: ich hinterlasse dazu wenigstens dies. Ohne weiße Uniform anzutreten, doch eine Form des Andenkens. Aber da steht nur einer,- oder wenige schüttere hier und da, jeder für sich: und trauern, jeder auf eigene Art: um all das, was unwiederbringlich verloren scheint: Hirn, Geist, Anstand, Empathie, Geschmack, Gutwillen, Vertrauen, Anspruch, fehlender Widerwille – dagegen, sich für allzu dumm verkaufen zu lassen. Für welcherart zahlungskräftiges junges Publikum das gemacht (computergeneriert) wird? Wer, selbst nicht mehr ganz so jung vermutlich, macht produziert verkauft so was, ohne weiteres? Merken sie wirklich nicht, was sie tun? Denken sie wirklich: wir machen doch bloß einen Film, Amüsierkino,- wir schreiben doch nicht etwa fort in die Zukunft?- aber ja doch, alles was auf die Einbildungskraft wirkt +hängengeblieben ist : s c h r e i b t Zukunft. Der Weg der Phantasie ist es, auf dem die Zukunft sich vorantastet – Phantasie allein, nicht Technik oder sonstwas – die W ü n s c h e des Menschen sind seine Mö g l i c h k e i t e n - und jeder, Einzelne wie Gesellschaft – ist in dem Maße für seine Phantasien verantwortlich, wie das Gewicht der Zukunft ihm oder ihr, wiegt. Ihr, die ihr euch widerstandslos fühlt: ihr seht dort, im Film, im Spiegel der Zeit, euch selbst und eure Kinder und Enkel. Vergeßt es nicht: ihr schaut EUCH, in dem was euch g e f ä l l t, selbst ins Gesicht. Drum seid vorsichtig mit dem was ihr euch wünscht: es könnte das sein, was ihr bekommt. „Requiem für eine Nonne“. Versucht mal, darüber nachzudenken. Es ist gar nicht so schwer unmöglich: wenn man es ganz bedächtig, nicht überstürzen, Schritt für Schritt, langsam! vorsichtig – beginnt, ohne auf Verdienst zu achten.
II
Warum ich solche Filme gucke, wenn sie mir doch so wenig gefallen? Ist das bigott? Ist das eine Form der Hypokrisie? Erst gebannt gucken und hinterher meckern?
An jeder Ecke der Weltmeere parkt ein solcher Flugzeugträger,- seine Realität ist nur abgefilmt (beeindruckend),- nicht computeranimiert. Die Luft dröhnt vom Widerhall der Turbinen. Aber das ist was anderes? – ist es nicht. Die Zeitungen unwissen jeden Tag, ein Lied davon zu singen. Und in all diesen Maschinen sitzen Vertreter der Gattung homo sapiens, laufen auf zwei Beinen zuunterst herum und tragen zuoberst demonstrativ einen Auswuchs, der, nach einem verdrehbaren Hals, in einem ebensolchen Kopf endet. Was geht da oben vor? D a s interessiert mich, was diese Köpfe, die all diese Maschinen erdenken, betreiben, steuern,- dazu zu meinen haben. Wo erfährt man etwas darüber? – Sicher, sie erzählen es einem gern. Wenn/wem das nicht genügt (zu einer befriedigenden Erklärung – zieht "man" alles heran, was zu diesem Punkt von Interesse irgendwie von Belang sein könnte. Krieg führen Staaten. Personen begehen keinen Krieg – sondern Verbrechen,- oder schützen. Wenn es also Staaten sind – was lenkt diese? Sind es Politiker, Menschen an der Spitze? Sicherlich. Präsidenten sind oberste Kriegsherren. Woher wollen aber diese, was sie wollen? - Zwangsläufig sind es, bis auf ganz wenige Ausnahmen (nicht allein der Manipulation) kollektive Selbstverständnisse,- manchmal sogar Zwangsverstrickungen, die zu Krieg führen UND Krieg führen. Krieg wird geführt von einem Kollektiven Selbstverständnis. Ein UNS ist es, das Krieg führt, niemals ein Ich. Das Ich macht nur besten- oder schlechtestenfalls, je wie man es sehen will,- mit.
Krieg – und nicht nur dieses destruktive Ergebnis kollektiven Handelns – wird von V i e l e n gemacht, die alle mitmachen müssen. Woher beziehen diese ihre gemeinschaftliche Idee(n)? Aus Akten des Miteinander. Solche sind alles, was Individuen- außer des Ereignisrahmens ihrer persönlichen Reichweite – zu einem „Wir“, einem „Man“, verschmilzt. Wo sind die allergrößten Berahmungen des kollektiven, ausgeweiteten Ich? Das, was wir alle am meisten miteinander teilen, sind Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen (das mengenmäßig davon massivste, wahre Selbst-unser) und auch Film. Zwar essen und schlafen wir alle täglich – davon ist auszugehen – aber jeder ißt seinen eigenen Teller Suppe, der andere ein Steak(medium oder roh). Wenn wir aber einen Film sehen: sehen Abertausende, ja mehr, denselben Film. Das ist eine massive Erscheinungsform des Selbst. „Der Krieg“ steckt also irgendwo dort in diesen kollektiven Manifestationen, auch wenn ihm ein Ich aus zutiefst ergebenem Innerem antworten mag. Gegenseitige Manipulation oder "Inspiration"?, gewiß. Aber: wenn dort "im Äußern" also etwas passiert, was s o niemand wirklich eigentlich will und wünscht /doch alle unangenehm angeht: warum, wenn es unmöglich (zu ertragen) ist, keine(rlei) Form des Protestes? Man kann davon ausgehen, das wenn dieser Protest NICHT erfolgt,- das KOLLEKTIVE keinen oder nur dezenten – innerhalb der Regel sich bewegenden – A n s t o ß genommen hat.
Warum ich solche Filme gucke, wenn ich nur zu klagen hinterher meine? Weil es mich interessiert, was in Köpfen von Stealth-Piloten vorgeht, wenn sie diesen Film, gegen den kein Protest (mir unbekannt) erfolgt, ansehen: denn sie werden ihn a l l e sehen. Sagen sie: das ist hanebüchen, das ist eine Räuberpistole, das hat mit 'Realität' nichts zu tun? Das sagen sie, sicherlich. Sicher denken sie nicht einmal im Traum daran, die Vorgänge, mit denen sie ihr tägliches Brot verdienen, mit denen im Film zu verwechseln. Sie tun, was sie wollen – aber wie, gleich ihrem vorgesetzten Präsidenten, können sie, mit Schopenhauer zu reden, wollen, was sie wollen? Wer herrscht und flüstert in unserem Unterbewußten bis hin zum Präsidenten, der auch nur ein Mensch ist, und sich manchmal nicht einmal gegen seinen Kongreß oder Senat durchzusetzen in der Lage ist (dessen Macht über andere wie über sich also begrenzt ist) je nachdem – das ist die Frage. Und wem herrschende Antworten nicht genügen, die zur Begründung von Kriegen (lapidar üblich) herangezogen werden,- der erforscht andere Quellen, liest zwischen den Zeilen all dessen, was Menschen von sich handeln läßt.
Kollektive Formen der Selbstaussage sind aussagekräftig: oftmals mehr das, was einer tut, als was er schreibt, redet, und sonstwie, im Moment, agiert und figuriert. Formen der Selbstdarstellung sind zu mißtrauen. Sicher ist auch dieser Film eine Selbstdarstellung und –stilisierung des Menschen: aber des einen (wiederholten) Kollektiven (des Traums, den Viele teilen): der Mensch als Über-Mensch, als Handlungsmonster, das jedes Risiko eingehen und gewinnen kann. Es reflektiert: ein tatsächlich vorhandenes Risiko, eine reale Bedrohung. Das World Trade Center, so unglaublich es klingt, ist tatsächlich zerstört worden: schlimmste Science-fiction. Das kollektive Ich reagiert auf diesen Druck und verarbeitet ihn. Dieser Film ist – auch- ein Versuch dazu. Aber sehen wir uns die Antwort – in diesem wie in vielen ähnlichen Produkten der kollektiv verankerten (sanktionierten) Filmindustrie an : g e n ü g t uns die Antwort, die dieses kollektive Ich sich zu geben versucht? Läßt das auf Reife-, auf hoffnungszulassendes Enden einer geschichtlich und global weitgespannten Krisensituation schließen? – Das Ergebnis ist schlichtweg – katastrophal; damit stehen Sie und ich in einem Gegensatz. Die Chance, das Sie meinem Standpunkt folgen mögen, beträgt sicherlich – weniger als ein Prozent,- obwohl viele mehr „gegen den Krieg sind“ (ganz "allgemein"),- das sind fast alle.
Worin unterscheiden wir uns dann? – Sie sehen diesem Film vielleicht ungern, oder abwertend zu – Sie halten ihn nicht weiter der Rede wert, für einen – möglicherweise – blöden oder völlig hanebüchen übertriebenen Kriegsfilm vermutlich. Sie sehen ihn, regen sich nicht weiter darüber auf, überlegen sich vielleicht, ob ihre Kinder ihn bereits sehen dürfen,- und verschieben ihn wieder (ins Unterbewußte (zurück), wo er herkommt) – nichts Besonderes, ein blöder Kriegsfilm halt.
Für mich ist er mehr, für mich ist er ein Alarmzeichen, für mich heißt: wenn dieser Film keinen s p ü r b a r erhobenen Protest hinter sich nachzieht, daß das kollektive Unterbewußte dämmert, das es n i c h t a l a r m i e r t ist - das es schläft, während die Zeit gegen uns arbeitet. Die Zeit des Friedens ist diejenige einzige, die zur Verfügung steht, den nächsten Krieg zu verhindern – und es sieht alles danach aus, daß das Zeitalter der in zivilisatorischen Maßstäben geführten Kriege, welche in der Bronzezeit ihren Anfang nahmen, noch nicht zu Ende ist, somit j e t z t : die Zeit, gegen den nächsten Krieg zu arbeiten, um ihn zu verhindern, ist.
Wem es damit ernst ist, den nächsten Krieg nicht stattfinden sondern ausfallen zu lassen – und Sie mögen, in ihrer Stadt, die jetzt so friedlich liegt, nicht recht daran glauben – außer theoretisch –an diese real vorhandene Möglichkeit: eines tatsächlichen Krieges - sich als real vorstellen mögen-,- aber wem diese Tatsache mehr als nur eine Möglichkeit ist-, und der sie zu beverhindern trachtet,- der wird diesen fehlenden Protest als ein Alarmzeichen beobachten. Denn d e r Krieg, der nicht konkret verhindert,- sondern als fern allgemein Übliches geduldet und hingenommen, toleriert, nicht allzu ernst genommen wird,- der hat sich fast schon (zukünftig) e r e i g n e t: weil alles zu ihm drängt, wie menschliche Geschichte zeigt. Den Krieg verhindert man nicht mit uninteressierter Duldung, so wenig wie Chamberlain in München sein Damaskus verhinderte.
III. Wer solche Filme ganz gelassen hinnimmt; wer denkt, hier dagegen wird mit Mücken auf Elefanten geschossen; -der mäusegebärende kreisende Berg und die Sache hochgespielt,- wenn jemand n i c h t versteht, das es hier etwas Ernstzunehmendes und Aufzuregendes gibt: wer hier weiterhin und immer wieder nur, auch beim nächsten, auch beim übernächsten Kriegs-Film dieser psychologisch völlig flachen Art, die man wahrlich Kriegsverherrlichung nennen könnte,- sagt: ist doch bloß Kino,- wer kein Gefühl dafür hat, das Gewalt in den Medien einen Zusammenhang vielleicht nicht unbedingt unmittelbar erzeugt-, jedoch -reflektiert und verbunden i s t mit derjenigen in Wirklichkeit -, jener in den Zeitungen und tatsächlich auch im Realen, auf diesem Erdboden sich abspielenden – G e w a l t , - wozu benutzt sind auch Panzer und Gewehre und Flugzeuge und Schiffe und Menschen,- wer nicht fühlt, das es gut täte, darauf zu reagieren,- wer hier nicht und gar nicht zu einer Reaktion sich aufgefordert fühlt, der/oder auch -die, liebe Freunde,- muß sich dann nicht wundern. Und Stealth zeigt deutlich : das es nicht gerade läppisch wenig ist, was da auf uns zurollt. Selbst wenn es nur eine geringe Möglichkeit dazu ist: sie wäre wert, ernsthafter, als bisher, diskutiert zu werden. Denn im Augenblick wird nicht debattiert ; es werden nur Filme geguckt, eigentlich: begafft.
Dergestalter Krieg ist ein zu schweres Pfund, um von den meisten Menschen als real gegebene Möglichkeit realisiert werden zu können; die „meisten Menschen“ verbringen ihre Zeit, selbst wenn sie ihn erleben sollten,- mit dem inneren Kopf im Sand vor dieser realen Möglichkeit des Krieges. Wenn ihn niemand ernst nehmen will - kommt der Tag, an dem er sich breitmacht. Dann kann man (wieder) sein Sach‘ auf 'Nichts stellen, sehen, ob man ihn bloß überlebt,- und hinterher wiederum ignorieren, und so fort. Überleben der Zufälligen ; wem diese Option zu leger gehandhabt ist,- wer das Überleben seiner Lieben nicht dem bloßen Glück anheimstellen will,- der muß sich j e t z t wohl bequemen,- und das heißt nicht unbedingt, Aktivist zu werden: der erste, und n ö t i g s t e Schritt wäre nicht mehr als : den Kopf nicht länger in Sand zu stecken,- und zu erkennen,- warum Stealth nicht nur einfach – gute oder schlecht gemachte – „Unterhaltung“ ist : e s g i b t k e i n A m ü s i e r k i n o . -Es gibt nur Geschichten, die der Mensch über sich gut oder schlecht erzählt, innere Wahrheiten also, und wenn er die ganz Verkehrten akzeptiert, steht es schlecht um seine Sache. „Mißtraue nur Vernunft und Wissenschaft, des Menschen höchste Gaben, dann hast dem Teufel du dich ergeben und wirst zugrundegehn.“ Mephisto, heimlich zu sich, Faust anderweitig beschäftigt. Seien Sie vorsichtig: mit dem Aufmerksamkeitsdefizit.
Das stärkste Heilmittel, so wie ich es sehe, wäre, wenn ein solcher Film nicht sich ereignen könnte, ohne Folgen wenn auch nur in der ersten Person nach sich zu ziehen. Genügend Menschen müßten für die hundserbärmliche Lügerei, die in diesem Produkt statthat,- sensibilisiert sich zu ernsthaftem innerlichem – das genügte schon - Protest statt Unterhaltung veranlaßt sehen; sie müßten dieses Filmes nicht ohne inneren Widerspruch, der laut wird und sich zu erkennen gibt, Zeuge werden dürfen. Sie müßten ihn nur nicht bei sich und für sich besehen unbesehen akzeptieren. Sie müßten ihn nicht für „harmlose Fiktion“ erklären und „nur für einen Film“, der doch, wie bekannt, nichts mit der Realität zu tun habe. Er hat. Unsere ganze Welt sieht danach aus, solchen Filmen mittlerweile entsprungen zu sein.
An Ihnen liegt es, das zu ändern: indem sie ihn nicht mehr für harmlos halten. Mehr nicht. Das ist alles, was in Ihrer Macht steht: sich passiv verscheißern zu lassen oder nicht. Es n i c h t so mit sich geschehen zu lassen: Mehr wird nicht von Ihnen erwartet. Mit dieser Kleinigkeit veränder(te)n Sie, wenn genügend andere es anschliessend auch so-nicht-mehr-sehen, die Weltgeschichte. Denn in deren verborgenen Gestängel-Plan sind Ort, Datum und Anlaß des nächsten Krieges schon eingetragen. Helfen Sie, diesen Plan zu durchkreuzen. Fühlen Sie sich davon angesprochen, das der nächste Krieg auch Ihr Krieg ist. Nehmen Sie ihn ernst. Halten Sie ihn nicht nur für eine Fiktion ähnlich jener, die auf dieser Leinwand, die ihnen Stealth vorführte, gezeigt wird. Der nächste Krieg ist realer als der, dessen lächelnder Zeuge sie bei Stealth waren: der nächste, der wahre Krieg, wird irgendwann in Ihrer Umgebung spielen: und die Toten werden echt sein, und sie werden nicht so einfach „weg“bleiben wie bei "Stealth". Jene Bilder wü/e/rden Sie vielleicht den Rest Ihres Daseins verfolgen. -Vielleicht-, wenn dann noch jemand da ist, sich zu erinnern: wä/e/r/d/en Sie dann bereit gewesen sein,- vorher etwas mehr „an Realität“ geglaubt zu haben. Damit Sie endlich anfangen zu sehen, das im Kino nicht nur Filme gezeigt werden, gehe ich hin.
Denn das Kino zeigt uns, wenn wir ihm glauben und fasziniert dabei sind, unsere Phantasien: e s ist der Circus Maximus der Gegenwart, mit nicht viel besseren Programmen. Und unsere Phantasien zeigen uns nicht Kinofilme: unsere Filme zeigen uns die Zukunft. Glauben Sie nur dran. Und nehmen Sie, lieber, rechtzeitig, Ihr verdammtes Lachen aus Ihrem Gesicht. Mir liegt nichts daran, später von Ihnen eine Entschuldigung hören zu sollen. Stecken Sie sich Ihre ver... Entschuldigung in den Allerwertesten. Was muß noch geschehen, damit Ihr Kopf den Sand aus seinen Ohren schüttelt, und Augen nicht mehr Tomaten züchten? Wenn Sie so harmlos sein wollen: aber irgendwo jenseits der grünen Grenze geht Harmlosigkeit unvermerkt in Blödheit über. Vergewissern Sie sich jeden Moment, woran Sie sind. Überall allzuviel Harmlosigkeit sehen zu wollen: endet allzu leicht böse. Denken Sie drüber nach.
Alle Lobeshymnen sind verdient. Dieses Werk schöpft in jeder Hinsicht aus dem Vollen. Danny Boyle nahm einen langen Anlauf, über schon einige Meisterwerke hinweg, um schließlich, ganz auf dem Höhepunkt und im vollem Zugriff auf alle Möglichkeiten und Fähigkeiten seiner geübten- und ständig gesteigerten Kunstfertigkeit noch eins oben drauf zu setzen,- nicht zu sagen, sein ultimatives Meisterwerk (der Meisterwerke) zu schaffen. Denn noch lebt er! Jeder Aufstieg muß irgendwann seine Kulmination erreichen – doch wollen wir das Beste weiterhin hoffen!...
Nur wer so geübt, und ganz in seinen Schaffensprozeß eingetaucht und mit ihm amalgamiert ist, vermag es vermutlich, wie er, und sein Kameramann, einfach sich der Dynamik und erschlagenden Wucht einer pulsierenden Multi-Mega-Metropole wie M-umbai auszusetzen, und ihren Schritt mitzuhalten,- und gar ein Stück weit (in Sinne seines im Sinne gehaltenen Kunstwerks) zu - lenken. Danny Boyle geht nicht ins Studio und erschafft virtuelle Realität: er beugt sich der Wirklichkeit, springt mitten in ihren Strom und läßt sich mittragen – und filmt dabei, was ihm vor Augen kommt und im Strom (oder auch seiner sichtbaren Oberfläche) an ihm vorbeigetrieben wird. Ganz ohne Idee geht das nicht (vielleicht im Leben, wie ich es D. Boyle durchaus zutraue) aber in der Kunst : nicht. Ein Drehbuch muß(te) her,- und – da war es. Aber ein Drehbuch macht noch kein Meisterwerk. Danach kommt das Vergnügen – vor der Arbeit. Mit einer Idee im Kopf ging Danny Boyle wohl nach Indien – und überließ sich dann einer willigen Eigendynamik, der Ereignisse, die das Kennzeichen des Genies ist (Pardon),- das deswegen soweit vorangespült wird, weil es mit der Welle surft,- und nicht einen Tanker baut, der nicht untergehen – aber auch nicht reagieren kann. Eleganz ist das Zauberwort. Was spürbar wird, ist Schönheit – und nicht Beton. Wie sagte Freitag (zu Robinson beim Wettlauf): „natürlich warst du der Erste und bist schneller gerannt – wozu - ich jedoch viel s c h ö n e r ! “ – Danny Boyle ist schön gelaufen, weil er sich beigesellt hat, und die Kräfte der Natur genutzt – wie ein Segel,- wo viel geringere Kunst den Diesel anschmeißt und eintaucht und tuckernd und stinkend langsam, aber sicher, und unbeirrbar, aufs Ziel durchbricht. Danny Boyle kreuzt mit dem Wind – unspektakulärer, in längeren Wegen – aber dieser längere Weg : entscheidet nachhaltig, was geht – oder warum nicht.
Der längere Weg ist das Fleisch der Kunst, auf dem Rippengerüst einer Idee. Das Fleisch zuckt und lebt und atmet - im Slum, von Mumbai. Weiter oben steht ange-führt, das der Film nicht in der Retorte entstanden ist. Da steht, das der Film sich mit der Wirklichkeit der Authentizität verbunden hat. Wenn da für den oder jenen auch zu lesen stehen sollte (mancher Zeigefinger, der gelernt hat, stets und nur von sich wegzuweisen, mag so tun) : das „der Millionärs- Regisseur sich die Sahne der Straßenkinder der Slums abschöpft, um sich anschließend einen Scheißdreck um deren weiteres Schicksal, nachdem er sie benutzt, ausgebeutet und ausgesogen hat,- zu kümmern“, - irrt. Und zwar gewaltig. Ich denke, Danny Boyle hat unendlich viel mehr für das wunschhaft zukünftig bessere Schicksal der Straßenkinder – und zwar ihrer aller,- (& nicht nur der einzelnen Stars seines Werks),- getan,- als er es durch jede Stiftung von Wohnung und Schulbesuch (natürlich „englischspra-chig“) erreichen könnte. So wie Charles Dickens vielleicht unberechenbar viel mehr mit der Mutation des sog. „Manchester- Kapitalismus“ zum Eben-Erträglichen zu tun hat, - als jede Geschichtslektion, welche nur das Offensichtlichste in Betracht zieht, zu berichten weiß. Er hebt einen Slum,- von dem, jede Wette -, Sie (ich gewinne mit tausend zu eins) bis gestern ( v o r der Kenntnisnahme durch diesen Film) keine nahe Ahnung hatten, ins „Allgemeine Bewußtsein“ – ins Bewußtsein „der Welt“. Welt? Sagen wir so: der Reichen, die einen Slum nur vom Hörensagen kennen. Gut für uns (alle, naja, die meisten), das es so ist – eben eher Hörensagen, denn Augenschein.
Feststellung der Rahmenbedingung : dieser Film ist für „westliche“ Kinos – und Au-gen -gedreht. Danny Boyle ist Brite. Die Besucher des Resultats seiner Bemühungen werden vermutlich ‚europäisch‘ oder amerikanisch (was vor diesem Hintergrund fast dasselbe ist) „sozialisiert“ sein. Dieses Werk entspricht den Wahrnehmungs-standards hier beheimateter ästhetischer und künstlerischer Normen und Perspektiven. Aber,- und großes ABER,- es nimmt einen Rest der Welt immerhin wahr: es nimmt die Welt wahr,- die Eine, die wir haben und gemeinsam (entscheidend aber wo) bewohnen. Es lugt über den Tellerrand: unserer Schicht, unseres Heimatwin-kels, unserer Einkommenssphäre, unserer Gebundenheit. Danny Boyle ist offen : für die Welt. Er wagt Berührung – wie er (oder Charles Dickens) – Schmerz wagen. Es tut weh, mitanzusehn, wie einem narkotisierten Siebenjährigen mit einem erhitzten Eiskugel-Schaber (richtig, für zweiEurofünfzig im Supermarkt) die Augen ausgelöffelt werden, um als goldkehliger Bettel-Sangesknabe mehr Mitleidsgaben einheimsen zu können, von ahnungslosen Gut-Menschen, die eine Elendsindustrie damit finanzprolongieren und im Gange halten – zugunsten zukünftiger Elends-Biographien, von zarten Kindesbeinen an.
Das tut weh : und ist doch komisch (Moment). Die Specials der DVD verraten, das Danny Boyles Lieblingsszene diejenige (krasse) ist, wo der einzige Ausweg aus der Misere zum erhofften Glück mitten durch die Scheiße führt. Erkennt man die symbolische Absicht des Regisseurs (hinter der Szene), erlaubt sie wirklich ungetrübten Spaß. Und vor diesen haben die Götter den (auch Angst-)Schweiß gesetzt: ist das Elend (der verwaisten Straßenkinder) erst einmal so richtig ausgelotet,- und werden dabei die beiden Alternativen, die es gibt: nämlich sich anpassen – oder n i c h t (-‚untergehen‘ ist nämlich keine, nur das Resultat) -, erst einmal so richtig deutlich vor Augen geführt /wir sind schließlich im Kino/ - und erkannt (denn wir sind schließlich ebenso empathisch wie nicht ganz blöd),- so kann die Vergnüglichkeits- Kurve des Films auch ihren allmählichen Aufstieg von Ganz-Unten nehmen : immer mehr aus der alltäglichen Realitäts-Scheiße heraus in die zuvor kaum erhoffte Höhe einer Bedeutungs- Metapher- Schatzkarte: irgendwo in dieser Welt-Geflechts-Kunst ist ein Glück versteckt. Finden Sie es: A. mittels Schicksals B. Betrugs, C. Zufall, D. Verzicht, E. Glück, F. Tapferkeit, G. Hartnäckigkeit, H. Vernunft, I. Genie, J. Entschlossenheit, K. Ellbogen, L. Askese, M. Technik, N. Geschmeidigkeit, O -... RICHTIG, A –stimmt! antwortet der Computer des Quiz-Masters. Natürlich sind das alles nur Metaphern.
Und weil alle Metaphern sprachlich ungenau sind, definiert das Werk von Danny Boyle zwei wundervolle Stunden lang daran herum, bis uns allen die ganz verzwickten und ineinander verflochtenen verschiedenen Wort– und Bedeutungswurzeln der Kernaussage klar geworden sein sollen,- und, wie der Erfolg des Films zeigt -, wohl auch wurden: natürlich gibt es auch diejenigen, die eine so eindeutige Aussage nicht auf Anhieb verstehen (und die Nachhilfestunde des Urteils der Nachwelt brauchen),- aber sie werden gewiß, eines Tages, wohl ein Einsehen haben – die Blinden der Gegenwart müssen nicht unbedingt durch die Blindheit der Zukunft ersetzt werden – dies ist das Prinzip des Nachwelt- Urteils: diejenigen, die es brauchen, kriegen von diesem bereits (voraus) verraten, was von dem Falle des Films zu halten ist (bzw. halten den Mund mit ihrem Nicht-Verstehen, weil sie sehen, das sie sich nur als das demaskieren würden, was sie wohl sind: mit Doofheit geschlagen nämlich): und ich bin ziemlich sicher, wie dies in Frage stehende Urteil in Bezug auf dieses opulente Werk lauten wird. Daumen hoch! Und so bleibt zukünftiges allgemeines Schweigen – der D., übrig, zwischen vereinzelten (zu Recht hörbaren) (hier hoffentlich laut -!) lobenden Stimmen. Zufall in Ihren Augen, das ich mit diesen übereinstimmen mag? Oder zeigt es nur, das es sich beim Verfasser um ein gegenwärtigen nicht zukünftigen Armleuchter handelt (-n muß)? - Wie auch immer...es wird sich schon (niemand kann etwas dagegen tun) klären...denn es ist da, und eine Rose ist eine Rose ist eine Rose und ist wie es ist...
Hat man den quersteckenden Bißbrocken des fulminanten (und schwer verdaulichen) Einstiegs in die Erzählung erst mal geschluckt,- geht es also langsam aufwärts – der Sonne entgegen. Immer mehr merkt man die lehrhafte Absicht des Regisseurs: all der Betrug, Verkauf, und durchsetzungswillige Egoismus des Verbrecherlauf-bahn- Bruders nützen diesem nichts: das Schicksal belohnt jene, die reinen Herzens –sein möchten (auch wenn es, das Schicksal, verschlungene Pfade und Querverbin-dungen ein- und auf- und –ab-geht). Jamal, der bereits als Kind seine Weges- Klinge mit der seiner zukünftigen (weiblichen, Metapher) - Bestimmtheit kreuzt, bleibt bei allen deftigen Gaunereien weitgehend unbefleckt von deren schmutzigen Begleiterscheinungen – wie damals, als er sich seinem Autogramm entgegenhangelte. Sein Bruder, den Blick fest aufs Notwendig(st)e geheftet, sinkt tiefer und tiefer – der Blick über den Horizont führt Jamal dagegen zur Hoffnung, während einer allen sichtbaren Fernsehshow den Sinn seiner Bestimmung wiederzufinden (die, sich nunmehr bei ihm zu melden hat (und es auch tut),- da er alles bereits getan hat, von sich aus das ihm Mögliche (auf es zu) –zu unternehmen – noch immer (er ist immerhin schon achtzehn) ohne vorläufigen Erfolg. Hier wird es ein bißchen Bollywood (in Hollywood) – (und die einzige für mich sichtbare Schwachstelle des Plots) (denn eigentlich hätte die richtige Antwort „L.“ statt ‚Aramis‘ lauten sollen (Geld perdu -, jedoch Liebste(s Glück, geldlos -, statt -,) gewonnen. Bollywood heißt: alles ist möglich, und zwar sofort, Geld und Liebe -, macht doch glücklich. –Aber nun- hat es eben so sein sollen,- die Zuschauer mögen’s auch, also warum nicht?- War ja nur ein einziger Meckerer. Ich hätte sie eben lieber gern arm und glücklich statt reich und glücklich gesehen – ist einfach (im Durchschnitt) realistischer – aber sei’s drum... geht auch so in Ordnung.)
Jamal also in der Show : ist es nicht klasse, wie D. Boyle die Geschichte – des Er-folgs – mit der des krassen Gegenteils – verzahnt? – der Glücksjunge parallel zur Show von brutalen Folterknechten (zunächst) ausgequetscht wird? (Bis seine Rein-heit auch sie überzeugt und sein Schicksal wandelt?) – Die richtigen Antworten (die reine Bildung kaum vermitteln und „andressieren“ kann) gibt das wahre Leben. Jamal – hat ein gutes Gedächtnis. Er vergißt keine Lehre, die das Leben ihm erteilt. Und so will es das Schicksal (bei good old Danny): es fragt nur das, was Du auch beantworten kannst. „Keine Ahnung“, sagt Jamal, „ich kenne die richtige Antwort nicht“. Spielt er weiter? Oder take easy the money and run? Er könnte, wie sein Bruder, dies tun und baden gehen – aber er hat etwas anderes im Auge, jenseits des Horizonts (good old crazy believing Danny). Er kennt die richtige Antwort nicht. Aber er erinnert sich richtig: Jede Frage, dieses blöden Schicksals, wurde ihm antwortlich in seinem Leben zuvor bereits erteilt; das ist das ganze Geheimnis : sich zu erinnern, was man ist, wenn man wagt, es zu sein. Und weiterzumachen, ohne zu wissen, wo es endet. Und zu hoffen: es sieht dich, und meldet sich bei dir. Ist das nicht komisch, wie das Handy klingelt, und sie gerade eben noch rangeht? (Bollywood at its best). Und die Antwort dann auch nicht zu wissen : das ist noch besser, das ist Kunst – zukünftiger Hoffnung. Es kommt wie’s nicht hätte kommen müssen – aber so geht es auch (die Wege des Schicksals vereinen sich).
War’s gut? Hat’s gefallen? – aber natürlich. Das war opulentes Kino, Bildermagie at its, again, best. Drehen S i e mal in Indien, mit indischen Schauspielern, Koffer packen und los. Die heimliche Hauptrolle spielt das Leben. Danny Boyle spielt mit – mit ihm. Deswegen spielt es auch – mit, mit ihm. Und das gibt mächtigen Schub und Rückenwind : wenn ein Moloch wie Mumbai – Ex-B the Bomb‘ – 19-Millionenfach – mit all seinen Kräften und unterstützenden Straßen-Kinder-Mitteln,- im Hintergrund als D. Düsenantrieb mitspielt – und schiebt : denn nicht Danny Boyle hat den Film gemacht : das Leben draußen schrieb ihn, in der Gestalt von Simon xxx –Drehbuchautor, und D.B. zeichnete auf: und so entstand ein Epos, das sich hinter den Ohren nicht-gewaschen hat – wie die Straßenkinder, die man im Studio nicht erschaffen kann – aber auf der Straße findet man sie. Und wenn man kann: kann man sie dazu bringen, vor der Kamera das zu tun,- was man bestenfalls – wünscht- wie sonnyboy Felix Krull. Und das Schicksal ist gefällig. Sag danke schön. Und sei froh, das du sehn kannst, was du zu sehen kriegst. Genieße es. Und sei dankbar. Und erinnere dich. Und – gib nicht auf. Senk das Auge nicht. Immer schön – den Horizont fixieren, und im Auge behalten. Was ist dahinter? – irgendwo das Glück. Glaub’s.
So ein reines Fett kriegen Sie nicht alle Tage zu sehn. Wenn Sie Augen haben zu -.
Denkt jemand beim Coverbild an die hochthronenden so viel fotographisch in Szene gesetzten Grotesk-Schnabeldämonenwasser-Speier von NotreDame hochoben,- starrleer blickend wohin? weit über die selbstverständlichen Dächer von Paris hinweg unbeteiligt lächerlich verachtend unwahrnehmbar bis in irgendein fernes Zeitloch hinein? - schon wie ein Nachruf, ein Appell, an die zeitgenössische Gegenwart-, das Überzeitliche, die Zukunft im Auge zu behalten (ach, die Kathedralen...: alles (Menschenmöglliche+Darstellbare) war bereits da drin &dran -)... hier darf nun Denzel Washington die Rolle des nahverbundenen prophetischen Details am Geist eines anderen hochmodernen Kathedralenbaus übernehmen, dem angesichts seiner Gegenwart am ehrlichsten liebsten zum Speien wär; ein wenig aber wie Römer zu Zeiten der Dekadenz sich Luft verschafften, da der nächste Gang schon lauerte, um nicht auf unvorbereitete Voraussicht zu treffen oh nein (ich meine die Sache mit den Gaumen-Federn). ...
- Break-:
... eine alttestamentarische Welt nach der offensichtlich atomaren Selbstzerstörung dessen, was wir Zivilisation nennen.
30 Jahre nach diesem, einmal "Der Blitz" genannten Ereignis,- durchquert ein älterer, auf sich gestellter Wanderer eine wahrhaft devaste, öde, bis auf die Grundmauern zerstörte, pflanzen-, wasser-, und nahezu spurenleblose Welt, in der wenig Verbliebenes - Zeugnisse des Gewesenen bishin zu Mensch und Tier - einen gnadenlosen Kampf gegeneinander um verbliebene Ressourcen ausfechten. Eine Welt bar jeden Wertes und aller Werte, in der allein das Überdauern zum nächsten Tag, der offene irgendwie gestalte Ausgang der nächsten Bewährung, zählt.
Vom ersten Augenblick an in unfehlbaren Bildern zieht der magische Sog einer grauenhaften Verwandlung dessen, was wir so nicht wiedererkennen mögen, in Bann. Der schätzbare Wert einer einer unheimlichen Welt abgerungenen Mahlzeit,- mag das arme Katzenvieh ein auch noch so jämmerliches, erbärmliches Exemplar sein, welches nur selbst einen Augenblick lang den zweifelhaften Glückswahn geniessen darf, seinerseits auf etwas Eßbares in Form eines - Toten, offensichtlich in der grauen Welt eines Ascheregens, gestoßen zu sein; oder eines Schluckes genießbaren Wassers in der verseuchten Geröllwüste, die in ,beeindruckenden Aufnahmen aus der Vogelperspektive, verglasten GroundZero-Explosionstrichtern atomarer StundeNull- Heimsuchungen erstarrt ist,- oder dem Glücksfall, unverhofft auf ein Paar passender Schuhe, bei gleichgültiger Gelegenheit, im Behelfsasyl einer Nacht, zu stoßen. Wie gesagt wird, in einem der wenigen Rückzugsmomente des Films, auf die Frage nach den Bewohnern der verlorenen Welt: "Sie hatten auch nicht den Schimmer einer Ahnung davon, was wirklich kostbar ist-...".
Der auf einer mysteriösen Reise "nach dem Westen" einen verödeten Kontinent durchquerende, "Wanderer" (von sich selbst auch „Eli“) genannte, Fußreise-Befindliche - wie auch anders- beherrscht die nungeltenden unentbehrlichen Überlebenstechniken: zum Einen der Absicherung äußerlicher, kampfbereiter Weiterexistenz-, wie auch, andererseits, einer inneren haltgebenden sinnstiftenden Beständigkeit. Im Laufe der Erzählung wird allmählich klar, welche Hoffnung ihn in Bewegung und am Leben erhält: scheinbar im Gegenstand ähnlichen wie den perfiden, mit allen machterringungs- und erhaltungstechniken ausgestatteten Herren-Tyrannen einer rudimentär "städtisch" zu nennenden Ansiedlung (wenn die einzeilige Häuserreihe rechts und links einer Western-Mainstreet "Stadt" genannt werden darf) - zählt sich dieser fahrende Pilger zu den spärlich überbliebenen Wenigen, welche noch zu der Kunst des Lesens und Schreibens, ja der Bücher, einen Zugang bewahrt haben; doch mit dem einen Buch im schmalen, nur mit absoluten lebensnotwendigen Kostbarkeiten wie Feuerzeug, metallener Wasserflasche, Messer oder Handschuhen gefüllten Rucksack des älteren Reisenden mit Kampfsport-Techniken hat es eine besondere Bewandnis; es ist dasjenige, einer ausgerotteten Gattung (wegen des eventuell sogar so vermuteten Grundes der vorangegangenen Auslöschung)- welches seiner Art der verbliebene Diktator jener kleinen anthropomorphen Rest-Welt gerade sucht ; von einer zaghaft sich annähernden jungen Frau bei Gelegenheit danach befragt, nannte "der Wanderer" es ( in einer weiteren beeindruckend vorbereiteten, glaubhaften Sequenz, die ihr nötiges Gewicht sich erhalten kann,- das "einzige Buch". Ich gratuliere dem Zuschauer, der das Gewicht dieser Worte im Film angemessen zu erfahren in der Lage ist.
Nach etwa der Hälfte der Erzählung ist klargeworden: es handelt sich um eines der wenigen, wenn nicht das letzte "überlebende" Exemplar der Bibel, in Form einer Ledereinband- Metallschloßgefaßten KingJames-Textausgabe (die versteckt ein verschlüsseltes Geheimnis schirmt). - Warum aber begehrt "der Tyrann" gerade solches, 'einziges', Buch unter so vielen anderen in seiner Anhäufung entbehrtes-, das er vor keinem Mittel - Belohnung oder wenn das nicht hilft,- Erpressung, Vergewaltigung, Straßenraub und bedenkenlosem Mord nicht zurückschreckt, um in seinen ersehnten Besitz zu gelangen? - in einer (der vielen) beeindruckenden, wie festgefroren gehämmerten stanzengleichen Darstellung begründet er: "Dies Buch redet zum Herz der Menschen. Wenn ich, was ich aus Eigenem nicht vermag,- in s e i n e n Worten zu ihnen werde sprechen können,- werde ich der absolute Herr über sie werden, ich werde unumschränkte Herrschaft haben, aus ihrem eigenen Inneren heraus, über ihnen: IN ihnen sein. Das hat es schon mal gegeben". Wie sieht man im Augenblick, nicht nur, die absolute weltliche Herrschaft, nicht nur, von, nicht nur, Päpsten und aller sonstigen begründeten Herrschaft, über eine, nur noch, zuletzt, verschrumpelte, sich zersetzende, "von Erde genommene und zu Erde zurückkehrende", vergängliche Schar von Gläubigen, vor sich : die zerfallende Herrschaft zerfallender Geister in einer zerfallenden Welt. In solchen Momenten erhebt sich die hier isolierte Story zur verklammerten Darstellung der Geschichte der Welt; wenn einer ihren Atem spüren mag, wozu er allerdings einen Prüfspiegel in der Tasche zur Hand mitgebracht haben muß und - wollte.
Die einzigen Farbstufen, von etwas zart andeutlichem Grün, schleichen sich erst gegen Ende ihrer, wenn alles an seinen Platz (wie durch ein Wunder)(zurückgekehrt-) gestellt ist,- in die Darstellungswelt der dystrophen Bilder: ein blütenreines Weiß der Unschuld, des sich dem Ende seiner Reise Nähernden, der - "Zufälle gibt es nicht" - Eli heißt. Und was für eine ! -Reise war das. Durch eine Welt des Sterbens, des Grauens, und des Jammers - "und wandelte ich auch im finstersten Tal" - "schwebt doch der Geist Gottes über dem Wasser" - erhaben welchem Wort man, nach diesen Bildern (wie wundervoll die Metapher der Blindenschrift und der rollengewandelten Blinden!), einen anderen Zugang zu gewähren innerlich vorbereitet sein sollte... wenige werden es, stets, spüren, in einem Dasein fortwährender Vernichtung, dem Untergang entgegen, wie letzte Schrift-Entziffernde. Der Film nimmt den Schleier von den Augen: und verwandelt die Welt, in der wir leben, in die wahrhaft vergängliche, dem Untergang geweihte, die sie - möglicherweise - nicht nur einstmals werden mögen würde,- sondern vielleicht- insgeheim in Kern ihres Inneren bewahrt - bereits ist. Denn wenn etwas dem Untergang geweiht- und dieses Ende sicher ist, ist - es vielleicht bereits vergangen,- auch wenn unsere (leiblichen) Augen dies Ende noch nicht gegenwärtig bezeugen. Mit dem Geiste (voraus)zu sehen lehrt diese Geschichte: denn eine Geschichte ist nicht nur einfach eine Geschichte, es ist eine entzifferbare Formelzeichenvariante des Geistvermögens, das Wahrheit zu konstruieren oder auszusprechen versucht.
Ein ungewöhnlicher Film, der einen erst nach mehrmaligen Durchwohnen angemessen zu ergreifen verspricht: Was als physisches Abenteuer begann, mausert sich zu einer bedeutenden Pilgerreise; und dem Wunder des Ereignens und Wahrwerden eines solchen Buches, das man nicht unbedingt rein 'christlich' zu fassen vermag, um doch "einzig" aufgefaßt zu werden dürfen: das Wunder des Überlebens der 'Liebe', der solidarischen Gebundenheit, "anderen mehr zu dienen als sich selbst", der Wahrheit, die größer - und doch nur "menschlich" gefaßt ist,- und des unsäglichen Scheiterns und Vergänglichkeit all dessen, was - doch nur Staub - allein für sich selbst genug da sein will,- obwohl es nicht "die Welt",- sondern nur - zugehöriger Staub ist.
Dies (als Film) ist ein krasser Versuch, zu Geblendeten und in all dem Lärm, Ertaubten zu reden; deswegen die grelle Buntheit der Bilder fast zu grauer schwarzweißer Asche metamorphiert und -gellend ins Ohr schreit. Viele, die es nötig haben oder auch nicht, werden seine Sprache deswegen (ähnlich wie die dargebotene) um der Roheit trotz des Nährwertes, nicht mögen ; aber auch, was man rein nicht mag, wird sich doch erhalten, wenn es ein Wahres zum Ausdruck bringt, auch wenn es grotesk firmiert, und polternd ins feine Restaurant, heutiger Kunst, eintritt; doch die Kunst verrohkostet eh zusehends. Mag man diesem Film also die fehlenden Tischsitten absehen; er ist bereits Nährwert des Zwanzigsten Jahrhunderts, für derzeit Lebende nach deren Geschmack und Weisung zubereitet. -Das ist nicht seine Schuld; das Gericht ist so bestellt. Soll der Kunde die Suppe, auf der er besteht, doch auch zu kosten kriegen und auslöffeln! - die Zubereitung, wenn sie genau befolgt, trifft keinen Anteil! Und damit : wohl bekomm's denn, glaube ich versichern zu können: diese Köche verstanden ihr Handwerk, wohlgemut. Und so wünsche ich diesem Film Gute Reise: das sie anhalten möge. Denn je mehr er Gelegenheit hat sein Anliegen (rechtzeitig) homerisch vorzubringen: umso mehr entraten wir der Gelegenheit, (leibhaftig) erfahren zu müssen, wem wir hier - nur - hinsehen - soll(t)en. Bienvenue!
Spielberg herrscht über ein Imperium. Kann man soweit gehen zu sagen, das Spielberg den Durchschnittsgeist und die Möglichkeiten Hollywoods repräsentiert? Das, wie geschehen, Der Weiße Hai (mit StarWars zusammen) die Erfindung des Blockbusters ist? – ohne ungerecht zu sein: solche Urteile fußen auf zu wackeligem Grund, um möglich zu sein. Eins ist sicher: og. Film war derzeit ein ungewohnt qualitativ hochwertiger und erfolgreicher Schocker, besser als zumeist alles zuvor einschlägig Gesehene. ‚Blockbuster‘ bedeutet etwas anderes als ‚Erfolg‘. Blockbuster bedeutet Massenwirksamkeit, und diese ist an konsumierenden Erfolg gekoppelt. Spielberg selbst behauptet, wirksamkeitsträchtige Filme drehen zu wollen; in Ordnung, wer das nicht wollte. Nun (ist Teil des nicht mehr fortzudenkenden Wirksamkeitshimmels, den das Hollywood’sche Imperium über uns spannt) der ähnlich auch zukünftig erfolgreiche Saving Private Ryan.
Dieser firmiert im allgemeinen Reflex-Tenor „als Begründer einer stilistisch neuen >Antikriegsfilm-Ära<. Dies ist vermutlich vor allem der wuchtigen ersten Darstellungssequenz der Landung am Omaha-Beach- D-Day zu verdanken, welche >schonungslos wie selten< niedergemähte Soldaten, abgetrennte Gliedmaßen, zerplatzende Körper und einen blutrot schwappenden Ozean zeigt. Macht ihn das zum Mitglied im dubiosen Club der Antikriegs-Filme?
Carsten Baumgardt von der in der Regel zulänglichen Filmstarts-Revision bezweifelt per se, das Krieg als auch inneres Geschehen sich auf eine zelluloide Oberfläche bannen lasse; dies gilt nicht einmal für ein rein äußerliches, so am ehesten abbildbares Schlachtengeschehen, welches nur ein winziges Splitter-Bruchstück des Erlebens-Phänomens ‚Krieg‘ bildet (das den meisten von uns nur vom Hörensagen, und auf sein Spektakulärstes eingeschränkt- bekannt ist) (und zu dem genauso der Hunger der Heimat, die Ängste der Mütter und Frauen und Kinder, das Siechtum der Invaliden, der Gram von Hinterbliebenen, die kollektiven Neurosen, usw. usw. gehören) -. Wer zu erfahren wünscht, was dieses Schlagwort ‚Krieg‘ möglicherweise (im Kino) bedeuten kann, tut womöglich besser, sich an ein europäisch normiertes Produkt zu wenden, warum nicht an „Eine große Liebe“ von J.-P. Jenuet’s ‚Mathilde‘ (oder immer noch: ‚Die Brücke‘ von Bernhard Wicki, zeitnah gedreht zum großen Weltkriegs-Finale, um die große Beklommenheit der inneren Erlebnisdimension, der großen Angst auch, in den äußerlich so bescheidenen und gegen heute stümperhaften Linsenfokus einzufangen ?- DAS nenne ich Antikriegsfilm. + Vielleicht a la Full Metall Jacket. Nun Pr. Ryan?
Apocalypse Now war kein Antikriegsfilm. „JohnWayne-Filme“ mit Sauberkragen (‚...Der Adler ist gelandet‘) sind keine Antikriegs-Filme. Black Hawk Down ist (bestimmt längst) kein Antikriegs-Film mehr. Windtalkers ist kein Antikriegsfilm. Dieser ist wie ein Produkt wie Stealth oder TopGun reine Kriegsverherrlichung : zwar kein –Werbefilm,- jedoch ein unangemessenes, beschönigend + einladend wirkendes Stimulanz, das den Eintritt in ein gesichertes Medium der Spannung, welches in dieser notwendigen und gegebenen simultanen Kombination: scheinbare Gefährdung und tatsächliche Sicherheit- Wohlgefühl erzeugt.
Kriegsfilm lebt von Interessiertheit angesichts gewußter, Neugier erwerkender existentiellem Extremismus, der auf diese Weise nicht anders als in Voyeurismus enden kann. Es gibt keinen anständigen Film über das Gipfelextrem des Krieges, die Schlacht, oder den Holocaust. Schindlers Liste ist kein Äquivalent. Nicht einmal ein sehr viel intensiverer, begabterer Regisseur wie Spielberg –wie ein dem Europäischen entstammender Polanski schafft das im ‚Pianisten‘.
Es muß trotzdem erlaubt sein. Richtige Zweit-Bilder gibt es nicht und kann es nicht geben, außer denen, welche die eigenen Augen liefern, aber ohne kollektive Bilder werden diese Geschichten verblassen, sterben und verschwinden. Das darf nicht sein. Filme wie ‚Private Ryan‘ (reden wir hier einmal von dessen ‚wuchtiger‘ Eingangssequenz) können dem privaten Nachdenken zur Erkundung der inneren Wahrheit hinter den äußeren Bildern als Ausgangspunkt dienen – mehr nicht. Aber dieser Ausgangspunkt muß sich mit Vorzügen, welches dieses gewährleisten, im öffentlichen Gedächtnis halten. Diese Vorzüge gründen sich in aufruhrswidersprüchlicher ‚Spannung‘, wie gesagt. Und ‚spannend‘ mag diese Sequenz sein (bei wem das Hollywood-Erfahrungsdestillat noch nicht greift, welches kennt, das kein gesichts-bekannter Schauspieler, auch in Nebenrollen, vorschnell und übereilt geopfert wird, sondern vom Regisseur für zeitlich entferntere Handlungsschlingen sich aufgespart bleibt). Das alles wird zur unausweichlichen Routine; dies ist eins der unaufhebbaren Handicaps, die der wahren Film-Kunst monolithisch im Wege stehen : „Star“-Kino. Man kann nichts Neues, künstlerisch Überraschendes mit einem „gebrauchten“, installierten Gesicht schaffen. Andererseits kann nicht für jeden Film ein Ausnahmetalent entdeckt werden,- wie für jede Symphonie ein neuer Geiger oder Pianist.
Sagen wir also, die – immer unangemessene, irreale – Darstellung einer „Schlacht im Film“ sei des guten Endzweckes wegen wünschbar überhaupt erlaubt. Was erfüllt dann das so erweiterte ‚Anti‘- oder das einschlägige Fehl- Kriterium?
Das,- liebe Freunde und Gemeinde,- ist eine unendbare Diskussion. „Anti-„ bedeutet letztendlich Gegen-Reaktion. Ein wirksames Anti- wird dem Entstehen geschilderter Ereignisse in Natura (darum geht es) entgegenwirken und dies letztlich wirksam verhindern,- ein Pro – nicht. Ist, wer nicht für uns ist, gegen uns? – dies sichert dem wogenden Argumente-Tausch die Substanz. Man muß nicht bereits ein Anti- schaffen, um Pro- zu wirken (ohne es zu sein) -: ein neutrales Miß-Geschick der erreicht verfehlten Mittels-Qualität genügt vielleicht schon. Krieg ist so existentiell bedeutsam, das keine Graustufen-Wertung zugelassen ist: Krieg polarisiert. In Puncto Krieg wird- und muß – mit harten Bandagen gekämpft werden. Im Krieg werden Schlappen ausgenutzt. Im Krieg gibt es keine Schonung. Im Krieg gilt knallhart der Erfolg. Ein Kriegsfilm erzeugt entweder Kotzen, oder er wirkt anziehend, auf labile, unerfahrene, hungrige, langweilige Gemüter. Alles, was das einzige dem Krieg angemessene, das große Kotzen, am Ende doch nicht bewirkt (hat),- ist letztlich, für die Hardcore-Beurteiler: kein Anti-, -sondern ein wirksamer Pro-Kriegsfilm.
Kaum jemand dieserart wird demnach Private Ryan diese Anti-Signatur zugestehen: am Ende winkt, wie eingangs, bedeutsam gelitten habend aber doch, die Flagge, und ihre Bleichheit (ob vor Altehrwürdigkeit oder Gram) genügt nicht, von sich aus ein Anti- zu konstituieren. Sie suggeriert Sinn: die Tode waren nicht etwa umsonst und völlig sinnlos: Fluctuat Nec Mergitur. Ein gebeugter Veteran, eine zahllose Nachkommenschaft herziehend, besucht das originale Landungsmerkmal, unzählige Kreuze, bekannt: „für jeden geopferten Menschen hundert gerettet“, hier einer,- Kriegsarithmetik, Leichenwiegen, doch nicht Seelen. So berechnet ein Fleischer seinen Preis, Erlös minus Aufwand gleich Gewinn. Da hilft auch nicht, wenn der Fleischer berechnet, das sein Geschäft aufgeht, wenn er den eigenen Leib hinzuaddiert. Das : ist eine Beschönigung der Bilanz, die auch der Volkswirtschaft nicht guttut und dem genauen Auge des Buchprüfers nicht entgeht. Auf die Dauer ruiniert solches zunächst schönfärberisches Verhalten jedes Bruttosozialprodukt. Gottseidank sind Kriege per se auf Dauer unmöglich. Es gibt ein Auschlußkriterium, der menschlichen Bevorratung. Und so gehen selbst jedem Regisseur am Ende die genügend begabten Darsteller aus.
Steven Spielberg dreht ein Antikriegs-Drama, und viele akzeptieren. Nicht Schauspieler,- sondern Zuschauer -: Konsumenten sind hier gemeint. Darf Krieg unterhalten?- das ist hier die Frage, die der Zuschauer sich stellen muß, und, je nach Facon, beantwortet. Die meisten: akzeptieren.
Steven Spielberg erfüllt seine Sache, wie zu erwarten, den Anforderungen gemäß. Darf man diesen Anforderungen zu Willen sein? – Das ist hier die Frage.
Der Krieg kennt keine Kompromisse. Der Krieg ist entschiedener Natur. Pro oder Kontra, nichts dazwischen. Es gibt kein ( kaum ein) Abwägen. Krieg ist nicht die Zeit des Argumente-Wägens. Vielleicht die Zeit davor (erfahrungsgemäß nicht danach). Nun ist solche Zeit. Wir wägen schon. Wir sagen: erforderlich notwendige Bilder müssen eine Nachbearbeitung ermöglichen,- und erzwingen. Bilder dürfen nicht satt machen, und den Zuschauer mit einem Rülpsen entlassen. Sie dürfen kein gerundetes Ganzes ergeben,- zum Abschluß gebracht. Am Ende von Spielbergs Film fragt ein Geretteter: war ich es wert, das acht sich opferten? Wen fragt er das? Gott? Nein- seine Frau. Ist das eine mögliche Frage? Ist da eine mögliche Antwort? Er täte besser daran, sich an jemand unvoreingenommen Kompetenten zu wenden. Und nicht sich Kompetenz vorzuheucheln –und zu- spiegeln, weil er ihrer, lebensnotwendig, in diesem Moment, bedarf. Des Krieges angesichtig sollte das Ende der Lügen sein. Krieg bringt es auf den Punkt. Krieg sollte der letzte, ehrliche Moment, zur Wahrhaftigkeit, sein. Angesichts des Krieges sollte man mit dem Lügen aufhören, und sich endlich antworten.
Erzeugt ein Produkt der Vorstellungskraft nur dieses Endliche: die Aufforderung, sich zu stellen, und wahrhaftig zu werden, hat er vielleicht sein Kriterium erreicht. Vielleicht ist das die Antwort: wie weit wir, nach der Konfrontation, erwacht sind, oder weiter, oder gar tiefer, schlummern.
PS leidiges Thema „Antikriegsfilm“, nicht zu billig, zu verkürzt : Gerade sah ich „Killing Fields“. Das ist ein solcher. „Ryan“ dagegen: nicht.
Die Schlacht ist nicht vorüber, wenn die Waffen schweigen.
Rules of Engagement (wie kommt es bloß immer zu diesen jämmerlichen Eindeutschungen?)
Auftakt in Vietnam. Noch kämpfen nur getarnte Dschungelsoldaten in fleischiger Vegetation bis zum Umfallen. So stellt sich der bequeme Fernsehsessel Zuhause Krieg vor. So weit bekannt. Geschluckt, verdaut, und ausgeschieden wie gehabt. Wo nun aber gilt es die Regeln des Krieges voranzutreiben, auf unbestelltes, noch nicht in Zucht genommenes, geeignetes Neuland? – Na, wir alle kennen doch die Zeitungsberichte von Massakern a la My Lai : bis an die Zähne bewaffnete entherzte Kombattanten richten ein Gemetzel unter unschuldigen, wehrlosen, an nichts Böses denkenden Hirtenbauern an, gern auch Kindern. Wir alle kennen die Photos von nackten, verstümmelten, unbeteiligten zivilen „Kollateral“-Schäden. Dieser Film räumt nun den Popagandaschutt hinweg und zeigt mithilfe eines beeindruckenden Staraufgebots, wie es wirklich zugehen mag bei solchen Panikattacken des Blätter-waldrauschens, der öffentlich den Moralischen kriegt, und sich immer wieder einmal medial empört: pfui böses böses Militär! Höchste Zeit für eine Richtigstellung,- für das Aufzeigen einer behenden Version wie es leicht auch ganz anders sich verhalten könnte: denn die Wirklichkeit ist viel komplexer als ihr wiedergekäutes Erscheinungsbild. Diese Bedenklichmachung geradezurücken übernimmt nun dieser Film: und versucht, ob sein Same dabei nun auf Felsgestein oder fruchtbares Erdreich fiele. Dieser Boden stellen Sie dar: und was, worauf er nun üppig aufsprießen könne oder nicht, -SIND SIE?
Im Dschungel von Vietnam wird ein entwaffneter Kriegsgefangener exekutiert, um ein Massaker an der US-Soldatenschaft zu beenden : der moralische Zeigefinger mag zucken,- erhebt sich vermutlich aber doch nicht,- bei Mick Mustermann,- siehe oben: im Krieg und in der Liebe sind alle Verstöße erlaubt. Nun aber weiter: kaum dreißig Jahre später sind wir (fast) in der achwieschnell veralteten Jetztzeit angelangt,- im Zeitalter des neuwärts antiamerikanischen islamischen Fundamentalismus,- der unlängst entdeckte viruelle Jetzt-Feind der frieddemokratischliebendsten Befreiernation der Erde, die unsere Gegenwart erfüllt. Im Jemen gibt es Trouble : wir treffen per Militärhubschrauber kavalleriegerecht zur Belagerung einer typisch amerikanischen Botschaftsangelegenheit ein: Ständer auf dem Dach, pittoreske mittelalterliche arabische Landstadt, Dekor und durchbrochenes Holzschnit- Fenster-werk im Lehmstrohbaupalast aus dem 5. Jahrhundert. Auf dem kleinen Platz vor seinen Toren eine aufgebrachte Menge wie weiland vor Pilatus; drinnen hockt ein verängstigter (zivilfeiger) Botschafter unter Schreibtisch, hübsch ornamentiert mit angewitterter Frau und Kind (Anne Archer u.a.). Aus vollen Flintenrohren feuernde >Heckenschützen< auf den umliegenden Dächern: botschaftsinnen kreischende umherhuschende hilflose Frauen und Männer. Endlich sind die punktgenauen Marines da: wie wir sie x-mal gesehen haben in ihren schweren Khaki-Kampfmonturen, spurten sie furchtlos aus ihrem Fluggerät mitten in den Brennpunkt des Geschehens. So sind die Amis: ein jeder ihrer Mitbürger ist ihnen lieb und teuer und hat unweit einen Flugzeugträger zwecks fürsorglichem Staats-Personenpatronage. Die Menge eskaliert derweil, und selbst Zehnjährige in der wildgeworden entfes-selten Meute dort unten zücken bereits Handfeuerwaffen + Molotowcocktails, kokeln die Fassade und meucheln den einsamen Schutzmann handgreiflich unterwärts,- der Botschafter sitzt samt Familie im Fluggerät, der Major jettet zurück und rettet die durchlöcherte geschänderte Flagge, um sie mit dem kernigen Spruch: „Ich hoffe, Sie wissen, wie man sie faltet“ dem eskapierendem Botschaftsjunkie auf den Schoß zu legen. Die Marines auf dem Dach erleiden derweil stoisch befehlsgemäß ihre Verwun-dungen,- bis endlich dem befehlshabenden Kommandotruppführer der Gedulsfaden reißt – soeben ist sein Kumpel ein Meter weiter im von draußen bereitetem Kugelhagel erschossen worden – er reißt der Geduldsfaden, die Truppe feuert zurück, und im Sekundenintervall herrscht Friedhofsruhe – 83 „Zivi-listen“ liegen tot auf dem Pflaster, hundert sind verletzt, und der Presseskandal ist da. Wie gut, das wir wissen und vor Ort mit der Kamera informiert sind, wie es wirklich war – denn Anspruch und Wirk-lichkeit sind eben sehr oft weit voneinander entfernt, und das Militär ist eh immer der Prügelknabe. Wir aber können uns nun auf den Weg zur Suche der Wahrheit machen.
De unschuldsreine Military Oberst kommt an den Pranger. Der Sicherheitsberater des Präsidenten, der typisch korrupte schmierige DC-Politiker, siehr eine politische Katastrophe, beschließt ein Bauernop-fer, eicht die beteiligten Zeugen und läßt gar skrupellos ein entlastendes Beweismaterial – Videoband (im Kamin) verschwinden, auf dem die wild feuernde Zivilistenrotte gezeigt wird, die nun zu harmlos unbewaffneten Mordopfern eines wildgewordenen amoklaufenden Jarheads umdeklariert werden. Wie gesagt, alles bekannt: die unschuldigen Opfer, die brutalen Berufskiller. Wir aber sind schon auf dem Stand: der Killeroberst ist sanft und unschuldig wie ein Lamm,- die Menge ein wildgewordener blut-dürstiger Mob gewesen. Wären unsere Mäner nicht haushoch überlegen gewesen! – „uns“ -: denn dieser Film erzählt rein (wie üblich) aus amerikanischer Perspektive in einem Ausmaß, das schon ans fatalistisch Beklemmende erinnert. Der Rest des Films spult demgemäß ab: keine Maßnahme wird gescheut, die Schwarz-Weißzeichung ins Trockene Reine zu bringen,- wie absurd sie auch dem ein-leuchtenden Menschenverstand scheinen mag. Das brauchen wir nicht weiter auszuwälzen, nur soviel noch: der Gipfelpunkt wird erreicht, wenn besagter vietnamesischer nicht genfkonventioneller Oberst zur internen Marinegerichtsverhandlung erscheint und bezeugt, vor lauter Militärangehörigen seines ehemaligen (?) Todfeindes : das er selber ebenso die Genfer Konvention verletzt hätte,- schlimmer noch (und der Gipfel des instinktlos komplett realitätsverlustigen Absurden): wie er seinen Beinahe-Killer, nach dessen Ehrenrührung, vor dem Gerichtsgebäude – angesichts einer wie üblich fehlgelei-teten weiterhin ablehnenden schäfchendummen Öffentlichkeit – mit allen „militärischen Würden“ – von Kämpfer zu Kämpfer“, wenn auch auf verschiedenen Seiten, - empfängt und salutiert: den Salut erweist. Übersetzt heißt das: selbst ein Todfeind muß vor der Ehrenhaftigkeit unserer inneren Motive kapitulieren und ihnen jede objektive Anerkennung zugestehen. Die Möglichkeit des ernsthaften Ein-bringens solcher Szene in solchen Film ist schon nicht mehr absurd,- sondern nur noch : selbstgerecht.
Bleibt die Frage: wie kam es, das eigentlich dafür nicht gerade prädestiniert denkbare Charakterschau-spieler wie Samuel L. Jackson und Tommy Lee Jones in das Getriebe einer solchen in mehrfacher Hinsicht fehlkonstruierten Propagandamaschine geraten und dort, in solchem Zusammenhang, auftau-chen konnten? (Ein weiterer Hinweis: >Mahatma< Ben Kingsley, ausgezeichnet mit dem ‚Friedens-fördernden Filmpreis‘ desgleichen?) – Guy Pearce, dem erstklassigen B-Movieträger, mag man diese Kragenweite schon eher zumessen ... war es ein unausschlagbares Angebot, oder wurde der Film aus annehmbaren Potential erst im Schneideraum zu dem zurechtgestutzt, als was er uns nun erscheint, ein propagandistisches schmerzerfülltes Machwerk nämlich?- dabei seltsam, das man hier „antimilitaristi-sche Tendenzen“ ausmachen konnte: dafür scheint also die bildliche antiseptisch gebrachte Behand-lungsdarstellung von (hier zivilen) Kriegsopfern mittlerweile zu genügen. Das ist falsch und perfide! – diese Bilder gewöhnen nur ans Hinnehmen: antimilitaristisch wirkt ein immunisierendes Antisepti-kum – und das ist dieser Film beileibe nicht, sondern das Gegenteil. Militär und Militarismus wird in Unschuld gebadet – und herauskommt, das der Befehlshaber eigentlich nicht nur ein absolut feiner Kerl rundum ist und war,- geradezu ein vorbildlicher pflichtgetreuer verleumdet- und doch noch wider Erwarten zu Recht gerettet-er Held. Ab nun freuen wir uns insgeheim verständnisbereit auf jeden Frei-spruch, wenn wieder ein Gemetzelbeteiligter vor Gericht laufengelassen wird. Wie wär’s demnächst mit einem Unschuldswerweis eines amokläuferischen Schulkandidaten? – da wissen wir alle doch auch längst, wie die Sachlage eindeutig ist? – Hollywood: da gibt’s was zu holen, ein brenzliges The-ma, über das wir dringend ins Nachdenken gebracht werden müssen : Aufmerksamkeitsfaktor eins garantiert. Und was das bedeutet, wissen wir doch. Den Regisseur dafür könnten wir schon mal haben: W. Friedkin. Nur Tommy Lee Jones ist zu alt für die Rolle. Ich hoffe, nach der hiergemachten Erfah-rung, auch : bedankt er sich zukünftig aus anderen Gründen für eine Wiederholung dergleicher schmerzlicher und schmutziger Manifestation von Volksverführung- zum schon Dummen hin.
(pardon terminator 2)
Vielleicht der Film aus dem Schwarzenegger-Imperium, der mir am besten gefällt. Von nicht allzu martialischem Geist (was zu behaupten immer einer nicht allzu ridikülen Ironie entbehrt angesichts eines typischen Schwarzenegger-Produktes) (wenngleich er ja auch eine komödiantische Altersreihe gestartet hat, die aber in gewisser Weise vom Konflikt des Gegenmythos her lebt : der Megaman-Koloß als harmlosennaiver-Übermenschen-Zwilling,- oder Beschwerden werdender Mutterschaft ausgesetzt -),- wohingegen „The Sixth-Day“ als Bestandteil des Schwarzenegger-Mainstreams sich nährt aus einem recht „zivilen“ Wurzelstrang. Der Held – obwohl im Grunde unbesiegbar und zum Sieg naturhaft begabt wie jeder aufrecht-unauffällige Amerikaner- ist,- Familienvater, eigentlich nur darauf aus, die Freuden rechtschaffen gesegneter Erwerbstätigkeit aus still-friedlicher Menschenerfüllungsnatur zu genießen: Ehestand, Ehefrau, Ehetöchterlein & deren Schul-Tanzaufführungen,- Geburtstagsüberraschungsparty alle Jahre wieder,- Oldtimerhobby, Vorort-Einfamilienhaus, die neuen technischen Segnungen in Form einer Fernsteuerung für seinen Heliodüsenkopter- soweit alles sehr „zivil“ und nicht militärisch-distopisch begründet.
Bis dann der Missetäter den Fehler begeht, das im amerikanischen Familiendaddy schlafende – invincible- Urviech zu wecken. Denn dieses, gereizt, entwickelt unahnliche Vehemenz und Durchschlagskraft. Beizukommen, im Sinne eines Kompromisses oder einer Niederlage, ist ihm nicht. Der Nordamerikaner ist von Natur aus zwar friedlichen Koexistenzcharakters,- spuckt man ihm aber in die Suppe,- wird man sehen. Das hat WilhelmZwo-, hat Hitler-, haben StalinChruschtchovBreschnew-,- ChomeniGaddafiHussein schon erfahren müssen. Den an sich friedlichen Amerikaner piekt man nicht im Schlaf. Wenn der Römer grollend sich erhebt, ergibt sich die Welt – besser vorher als nachher vor dieser Urgewalt. Das Gerechtsame ist, dessentwegen, unbesiegbar. Denn der Charakter der Welt und der Ereignisse in ihr sind gottgeführt und gottgewollt von positivem Effet, und Gerechtigkeit, als von hierher stammend, ist als divines Weg-Ziel und -Druckmittel und von ebensolcher Durchführungs-Schlagkraft. Gott wird sich doch, um hier zu zitieren, „nicht selbst ins Knie ficken“ (nicht allzu wörtlich) und sabotieren wollen. Deswegen ist Gott mit den Gerechten und der Gerechtigkeit: den Amerikanern ergo.
Das Bösgelichter begeht also filmdienlich den unverzeihlichen Fehler, den Falschen sich ausgesucht zu haben zum Querverdruß-Einschießen. Dabei fing alles so harmlos an: ein VIP chartert zur sportlichen Gipfelski-Abschußfahrt einen Schwarzenegger’schen Leasing- Helikopter-Abesetzflug. Die beiden Partnerpiloten tauschen jedoch unvorhergesehen heimlich, wegen privater Geburtstagsmiszellaneen mit Terminengpäßen,- die Arbeitsplatz-und -Zeiteinsätze. So wird der falsche Kollege ‚erschossen‘ (wie schnell sich das passiert im Film), - und schon hat der nichtsahnende – und da ja nicht der Held es ist, der erschossen werden kann – , (vorsorglich klonlich gedoubelte - sie sehen dann schon-), selbstverständlich überlebende und hartnäckig weiter so tuende in allem Feuerkugel-Geschoßhagel – amtierende Schwarzenegger-man die Meute am Hals und die erzamerikanische Pflicht, die Dinge zu rücken und zu klären und einem gerechten, guten, und also gottgefälligem (sic!) Ende zuzuführen.
Die Dinge,- das Sachproblem das es zu klären und einer Lösung zuzuführen gilt,- ist dabei eben durchaus divinatorischen Charakters. Es handelt sich – und deswegen mein Beifall- um ein recht sich vorbereitendes, ernsthaft zukünftiges Problem: der akute Mensch fummelt nämlich an den latenten jahrmilliardealten Grundlagen des biologischen Lebens, seinem Erbgut, zunehmend interessiert und völlig losgelöst bar jeder Vernunft, weiterhin herum. Und das finde ich gut an Schwarzenegger: er hat ein Faible-, einen Instinkt-, eine Begabung für relevante Themen (wenn er nicht gerade Komödie spielt, und auch dann). Arnie Sympathieträger (dieses Talent sei ihm durchaus zugesprochen, er ist kein Holzkopf- und –Herz, wie zum Beispiel Berserkerkollege Stallone),- Arnie also macht nicht nur „Äktschion“: er bemüht sich auch, diese durchaus in ein sinngebendes Verfahren einzubetten. Damit hat er die ernsthaften Lacher auf seiner Seite.
Denn das Bösgekrös ist nicht nur charakterlich gründlich und irreparabel verdorben (im Sinne von endgültig beratungsresistent),- so das man ihnen ihr Fett wegzukriegen gönnen mag,- sondern sie vertreten auch über ihr persönliches Wohl hinaus grundfalsche Tendenzen und Überzeugungstatsachen, die es lupenrein aus einer auch künftig gottgefälligen Schöpfung fernzuhalten gilt: über das Gefahrenpotential einer mißbrauchenden „Gentechnik“ aufzuklären ist dabei durchaus ein (gelungenes) Nebenanliegen des Films: nicht nur Action-, nicht nur ein „würdig-interessierendes“ Festum,- sondern Gesellschaftskritik-, Aufklärung geradezu – in äußerst angenehmer und wirksam gelungener Verpackung. Unterhaltung vom Feinsten,- und man lernt noch was dabei (wenn man nicht geradezu aufpaßt). Aufklärung ist, was einem verpullt wird, während man andere Dinge zu genießen vermeint kriegt. Der Genuß öffnet das Tor: + mit einfließen so vom Aufnehmenden gar nicht im Vornhinein mitbewilligte und beabsichtigt-erlaubte Inhalte. Gemein und perfide eingefädelt, und UnsArnie war, wieder einmal, der (Wohl-)Täter.
Was genießen wir denn aber in diesem Film? – Natürlich zuerst einmal die Perfektion allgemein und überhaupt: Arnie versteht sein Handwerk. Keine Längen, keine Langeweile, keine (nicht allzuviel spezielle) Voraussehbar- und -Einfallslosigkeit, Stimmigkeit und Tempo und - einfach Funktionieren in jedem Detail. Dann, darüber hinaus, eben die Visionen, der Phantasiereichtum (hundertprozentig umgesetzt, glaubhaft, und perfektioniert) der Einfälle,- des Ausgedachten,- der Erschaffung einer „künstlichen Welt“ . denn schließlich ist es ja eine – in glaubhaften Maßen – zukünftige, vorgestellte, Science-fiction-Welt. – Natürlich wäre es auch möglich gewesen, sich mit etwas „Aktuellem“ zu begnügen: hätte darstellungstechnisch Vieles einfacher gemacht. Wer sich als Filmproduzent – unnötigerweise- auf Science-Fiction einläßt, bindet sich kühnvermessen einen zusätzlichen Klotz ans Bein und begibt sich in die Bringschuld: es ist die Kür, nicht das Pflichtprogramm. Auch hier stellt und löst der „Arnie-Komplex“ (denn natürlich erschafft nicht ER ALLEIN aus sich heraus einen Arnie-Film) sich der Herausforderung souverän: die Protagonisten bewegen sich in einer in vielen – (was für ein Lob!:) Details veränderten Welt so natürlich wie wir uns in unserer. Diese “Natürlichkeit” zu erreichen ist künstlerisch so schwer, und gelingt hier so : unmerklich,- das Beste, was man sagen kann. Ein paar Beispiele: die Raketen-Hubschrauber. Die Fernleitung der Individual-Automobilisten. Die “Wiederbelebung der Ozeane” mit schon ausgestorbenem Nutzvieh wie Thunfisch und Lachsgetier etc. und Abwendung der Ernährungs-Katastrophe der “Hälfte der Erdbevölkerung” . Die Begründung der Problematik: ‘ersetzbarer Leber-Patient’ versus ‘unersetzbarer Gehirntumor-Patient’. Die zentralisierte Chip-Zahlung beim Aussteigen aus dem Taxi. Die Hologramm-Werbegestalt-Projektionen im Gentech-Gebäude. Der glaubhafte Resistenz-Nischenprotest der Gen-Fundamentalisten. Die REPET-Werbung im REPET-Shop (Glanzleistung: der “schmierseifen”-gelungene Verkäufer, Oscar für die Nebenrolle!). “Sie wollen ihr Haustier kleiner? Und mit weichen Zähnen?- kein Problem!” “Wenn Sie wollen stimmen wir seine Farbe auf Ihre Wohnzimmer-Einrichtung ab!” -. Die “lebende Puppe”. (Die Laserstrahlen-Waffen dagegen einmal: langweilige Konfektionsware, wenngleich wir auch den runden Aku-Ersatz der Ladebatterie bemerkt haben! Solche Details sind es!). Die Hologramm-Sexgespielin. Die ferngesteuerten Bißhunde. Dann: die Brutstations-Mechanik im “Gentech”-Gebäude: schließlich das überaus gelingende Mißglücken des fehlgegangenen Oberganoven-Klons (: ein Hoch der Masken-Technik!). – Das alles, in seiner genau richtigen Betonung und Unterspieltheit in all dem sich-ereignenden Brimborium, Gehaste und Gehetze und Beballere, ergibt einen vollkommenen Genuß einer Schein-Virtualitäts-Gegenwelt,- Schein-Welt-: Kunst-Welt, künstlichen Welt, Welt der Kunst,- von hoher Kunst erschaffenen Welt. Diese Welt ist – scheint mir – ein Meisterwerk. Schwarzenegger at his best. Wen die action “nicht stört”: hat auch hier, davon ab, einen Grund zum feiern. Ja, ich bin Schwarzenegger-Fan: “...Bleibt denn hier keiner tot?” – “Und diesmal rate ich dir: tot zu bleiben!” – Das ist schon groß. Zwar ist das Hollywood, wie es entleibt und stirbt: aber es tut das,- ziemlich perfekt. Hollywood ist wenigstens, wenn auch in der Regel ordentlich ohne Sinn und Hintergrund,- so doch in diesem Äußerlichen und Sinnlosen: im Handwerklichen : perfekt-, und so gut gemacht, wie es nur machbar ist - zugegeben wenn auch nur ungern: Weltspitze. Und wie es Schwarzenegger so zukommt: er bemüht sich sogar, auch hier den Umgebungsstandard hochzuschrauben, und einen heimlichen, über seinen pacific-coastigen Bezugsrahmen hinausweisenden-, Sinn miteinzuschmuggeln und anzuhangeln: eine, wie gesagt, drüber hinausglückende Aussage anzudenken. Das sei gelobt, bemerkt, und gebührend gewürdigt. Gerade der wortkarge Ex-Terminator: macht es Hollywood vor, das,- inhaltlich anspruchsvoll zu denken und zu agieren,- nicht direkt geschäftsschädigende Auswirkung haben muß. (Ein Hoffnungsschimmer!). Weiter so, Arnie: geh du voran, wir folgen dir uins Kino und Hollywood vielleicht auch , dann. Wir alle glauben es dir, und dafür, mein Lieber, (und sei deines Humors noch nicht einmal recht eingedenk gewesen, den auch ich und ich glaube wir alle- lieben) haben wir dich zum Gouverneur gemacht.
Arnie voran,- wir stoppen dir. In und um Hollywood, und um Hollywood herum. Sogar aus Hollywood heraus, wenn es sein muß. ins Weiße Haus? – Ach die blöden Paragraphen und Vorschriften. Aber ein Mann im Alleingang schafft das. Wenn es einer reißen kann, dann du. Zeig’s ihnen. Zu schade, das du Gouverneur geworden bist; so können wir keine künftigen Filme, kein Alterswerk, mehr mit dir sehen. Denn dagegen, geben wir’s zu, sind die Auftritte vor der Polit-Gouverneurskamera doch recht langweilig. Wir haben einen Helden verloren und einen Gouverneur gewonnen. Aber ein jeder hat ein Recht auf seine Rente, wenn die Zeit gekommen, und sie kommt, und so geniesse deinen wohlverdienten Ruhestand. Auch wenn es schade ist: wir hätten gern ein paar mehr noch solche perfekten Film-Sin- Produkte, wie Sixth Day, gesehen. Schönen Dank dafür, jedenfalls was, du , bisher, gabst. – Also: congratulations – von einem Fan.
Poetisch. Elegisch. Verzaubernd.
Nicht oft werden Sie im Leben Gelegenheit haben, sich mitnehmen zu lassen auf solche Reise. Dieser Film ist ein Angebot: sich aus dem bequemen Film-Sessel zu erheben, und mitaufzubrechen auf eine Erkundungsfahrt.
Eins vorweg: dieser Film ist keine kommunistische Greuelpropaganda, kein lehrreicher Fingerzeig, keine emotionales Rettungsboot, kein Gemeinnützigkeitsunternehmen. Es ist die fast übliche Geschichte eines jungen, oder auch zweier junger Menschen, die zu einem fast üblichen Wagnis aufbrechen. Heutzutage. Fast üblich. Fast normal. Wo das Fast endet (oder beginnt),- beginnt (oder endet) der Film : umgekehrt eben. Ok? Üblicherweise kümmert sich der Film um die andere Seite – des realisierten Fast – als dieser hier. Sein Ausgangspunkt ist das fast Normale. Fast. Wie gesagt. Ach was. Würden Sie‘s doch selbst erfahren. Aber Sie lesen ja immer noch? na denn... Sie werden’s sehen ...
Wie berichtet man von etwas, das man gemeinhin nicht berichten,- nur erleben kann? – Erste Voraussetzung: man weiß, das es >auf einer wahren Begebenheit< beruht. Die trifft zu: Ernesto Guevara hat eine mehrmonatige wie die dargestellte Reise unternommen; er hat sogar darüber berichtet, was der Werkkunst zu ihrem Titel – wie üblich schlampig, unzureichend und lieblos zerquetschend eingedeutscht *– verholfen hat. Denn „The Motorcycle diaries“ – Die Motor(rad)reise-Tagebücher – heißen auch der autobiographische Versuch, den Erfahrungen, die ein junger Mensch, der auf einer weitgespannten, unorthodoxen, unerwarteten Lebensreise begriffen war, gemacht hatte,- wieder nahezurücken und auf der inneren Spur zu bleiben: ein Selbstvergewisserungszeugnis.
Begleiten kann im Aufbruch zu diesen möglichen Erinnerungen nur, wer im entscheidenden Punkt zu Einem bereit ist: den bequemen Sessel, auf dem er /oder sie Platz genommen hat, um sich mit Bildern und der Erzählung einer sogenannten ‚wahren‘ Geschichte beglücken zu lassen,- zu verlassen, und selbst die Mühe einer Fortbewegung auf sich zu nehmen; wer das ‚Daheim‘ für ein ‚Unterwegs‘ einzutauschen bereit ist. Das ist die Voraussetzung für diesen Film: wer daheimzubleiben gedenkt -, soll sich lieber Terminator Teil V herbeiwünschen; denn solcher Besucher kommt zu i h m, weil er an seinem bestem Stück, aus Eigenem, interessiert sei ; dies befindet sich rückwärts in seiner Hose, nah der Hinterbacke,- nein, nicht diese -. Es -.
Wer allerdings den Reiz d i e s e s Films entdecken will: muß s i c h auf die Reise zu ihm hinmachen. Nicht nur Ernesto, der noch nicht Che war, unternimmt diese Wanderung, die im Grunde eine Pilgerfahrt ist; der Zuschauer ist ebenso gefordert. 12.000 km auf einem Verkehrsmittel zurücklegen kann zur Not Jeder ; Jemand werden,- an den man sich erinnert,- dagegen nicht. Was macht einen Menschen zu Jemanden, dessen (gern & liebevoll?) gedacht wird? – außer, das man berühmt,- das heißt, automatisch begafft wird? Wie beginnt das Besondere in einem Menschen zu wirken und ihn herauszuheben,- von gewöhnlichen Anfängen, - aus der Gewöhnlichkeit heraus, zu einem am Ende durchaus Ungewöhnlichen hin? – Dieser Film versucht etwas sehr, sehr Schwieriges: das (noch) im Gewöhnlichen versteckte Ungewöhnliche zu entdecken,- und entdeckbar zu machen.
Viele, das zeigen die vernunftkontrollierten Erwartungsreaktionen von Zuschauern, unbemerken es. Ich denke, an dem Angebot von Salles liegt es nicht. Der Film ist wundervoll, eine außergewöhnliche, wahre, liebevolle, weit überdurchschnittlich geschickte, seltene Perle,- ein Höhepunkt der Verzauberungskunst, ein Medium für reife Bilderzählungs-Geschichtenerzählungs-Kunst. Die Geschichte, die erzählt wird, ist Geschichte. Eine erschütternde, eine ergreifende, eine herrliche Geschichte,- von einem ganz normalen ,- und dann doch nicht ganz normalen jungen Menschen : der nicht als Che geboren wurde,- sondern sich auf die Reise zu ihm hin aufmachte. Und dies tut diesem Film so gut: Menschen, die glauben, das jemand als Che oder John Lennon geboren wurde und werden wird (fertig vom Himmel gesprungen),- werden mit diesem Film nichts anfangen können; Leute, die glauben, das auch in einem Che oder John Lennon jemand steckt, der nicht er (der) ist, was er vorgibt zu sein, und niemals sein wird, - sondern immer nur dessen Rolle überzeugend wie keiner anderer es vermöchte mimt,- werden diesen Film nicht nur lieben,- sondern brauchen: um sich selbst nicht nur darzustellen, sondern helfen, zu werden, es zu sein: sie selbst, sich selbst -.
Wer das Wagnis unternimmt, auf der Reise zu sich selbst hin unterwegs zu sein,- und sich zu begeben,- wird etwas in diesem Film wiederfinden (können). Das ist selten, wahr. Für wen es wahr ist: was wird er finden,- dort?
Wundervolle Musik, die mit Filmmusik (ein besonderes Merkmal für unwahrhaftigen, klebrigen, bombastischen, unbeholfenen Anfängermüll normalerweise) (jüngst sah ich Illuminati, Prototyp eines schwülstigen diesbezüglichen Infernos wie ein tonkünstlerisches Guernica) nichts zu schaffen hat: ist nur echte Musik, weiter nichts, ergreifend für sich wirkend und geltend eigenständig schön. Er wird sehen: Bilder von Menschen,- und da es merkwürdigerweise so zu sein scheint, das die wahren Linien eines Gesichts durch Schwarz-Weißmalerei bedeutend mehr herausgemeißelt werden als mittels der Gestaltung durch Farbe,- bekommt man, im Abspann des Films geradezu kunstvoll porträtiert, eine ganze Reihe von einmaligen, unverwechselbaren Antlitzvariantionen der menschlichen Möglichkeit präsentiert: einer unendlichen Geschichte,- jede.
Er bekommt präsentiert: Bilder von Wohnstätten, Ansiedlungen gar, von Landschaften. Vom Andenhochland. Von Schotterpisten. Von Provinzen und ihren Bewohnern. Von dem ungeheurlichen Blitzeinschlag Macchu Pichus zwischen zerklüftet schweigsame Gipfel. Von den glattlinierten Quaderblöcken der fugenlosen, nahtlosen Bauweise der unglaubhafter Erbauer,- fremdlich beeindruckend wie der Zeugnisrest einer gestrandeten Raumschiffzivilisation. Einer Leprakolonie ; einer Beschwerlichkeit des Atmenholens. Einer weglosen Weite. Einer unmöglichen Flußdurchquerung. Einer mühsamen Operationsvorbereitung. Eines zehrenden Abschieds. Eines Loslassens, wo man hätte bleiben können; einem mit Grund schwerem Herzen. Einem Aufbruch. Einer Reise. Einem besiedelten Land. Einem Kontinent. Einem ungeheurem Planeten. Einem Kroppzeug, einem dünnen krabbeligen Bewuchs, das ihn bevölkert. Einer Zuneigung,- einer Hinneigung zum Menschen,- von einer verlorenen, die Zeit durchschiffenden Seele zur anderen. Von dem Wunder des Glaubens: den breitfließenden Ozean der Trennung zwischen ihnen zu durchschwimmen,- zu durchqueren,- einen Haarspalt nur vom Absaufen entfernt. Einem Arzt. Einer Kugel entgegen,- die sich der Hoffnung entgegenstellen will. Einer tragischen Möglichkeit. Einem Schimmer am, oder sogar hinter, dem Horizont : einer unvollkommene Menschen beherbergenden,- durch diese miteinander geteilten Welt. Einer bloßen Unmöglichkeit? -
Wie fade es ist: zu sagen: unmöglicher Traum. Ein wie unbescheidenes, selbstverliebtes Scheitern. Immer wieder wird es Menschen geben, die den trennenden Fluß, zwischen >Gesunden< und >Kranken<,- zum Miteinander,- zu durchschwimmen suchen. Niemand wird es glauben, wollen, wenn sie ins feindliche Element steigen, das es gelingen könnte; immer wird es selbstverständlich scheinen, das sie es schaffen m u ß t e n ,- w e n n sie am anderen Ufer anlangten,- weil sie von Anfang an „der oder diejenige“ waren. Sie waren es n i c h t , sind es n i e ; sie sind nur Leute, die die geschiedenen Ufer nicht akzeptieren, und wissen, das es nur eins gibt, was das Leben lohnt: es zu wagen,- um zu verbinden.
Das ist die wundervolle Schlüsselszene des wunderbar poetischen Films,- der auf ungewöhnlich bescheidene Weise glaubhaft ist: in exakt stimmigen Fünfziger-Jahre-Bildern,- von Automobilen,- Steinpisten, Anden- und Puszta-Bildern und Menschen, Pferden, und verblüfft und wahnsinnig dreinschauenden Kühen : wer zum Teufel sind Sie? Mögen Sie lieber auf Schwimmversuche schimpfen,- und auf Ungenügen herumreiten? Beherbergen Sie lieber Gäste, oder versuchen Sie, als Gast, bei anderen, Unterkommen zu finden, um nur unterwegs, zu anderen zu sein,- die sonst nie voneinander erfahren? – Die meisten Menschen erwarten Gäste, still unbeweglich zu Hause, vor gemachten Betten und bereiteten Zimmern; nur: langt nie jemand an. Woran es liegt?
Es gibt kaum welche, die sich aufmachen; andere zu (be)suchen,- selbst wenn dann nur die Möglichkeit besteht, heute deren Gast, eine unwirtliche Rolle,- zu sein.
Denn ein Jeder ist lieber selber Gastgeber, als Gast,- Bewirter, denn Empfänger,- von allzuschnell: nur Almosen, in einer aus den Fugen geratenen Welt, die das Reisen nicht mehr kennt, wo das Bleiben so bequem und auskömmlich komfortabel (gemacht) geworden ist. Es ist eine große Gabe: der Großmut, der Mut, sich zu Gast zu begeben: damit nur irgendjemand, irgendjemandem noch begegne. Und sei es nur in dessen Heimigkeit, in von der Geschichte verteilten und zugewiesenen Rollen. Dieser Film zeigt denn auch den Besuch verschiedener menschlicher Behausungen, glaubhaft: vom Palast, bis zur holzgenagelten Hütte, am Krankenbett der Sterbenden. Dieser Film weist die trennende Zuweisung der Geschichte zurück: im Mut, sich in die Rolle des Wanderers zwischen den Welten freiwillig zu begeben ; denn Ernesto, und sein Freund, hätten ebenfalls bleiben und ein Zuhause finden können, wo sie waren ; niemand hat den Aufbruch, als aus ihnen heraus,- erzwungen. Aber es ist so:
Ein paar Menschen machen sich auf, den anderen zu suchen, am ungewöhnlichsten Ort. Und sei es dazu nötig, den Menschen zu entdecken,- einen ganzen Kontinent zu durchqueren. Und möglicherweise, wenn sie wahren Mut „beweisen“,- nein, „in sich“ entdecken -,- wer weiß, woher er kommt, und wie er sie findet oder sie ihn oder woher auch immer -,- auf jeden Fall: da ist er,- wenn, möglicherweise, er erscheint: finden sie ihn, oder werden gefunden,- und dann ist es so: die Erinnerung bewahrt sie: die denkwürdige Begebenheit,- die so schnell nicht mehr vergessen ist. Wundervolle Bilder: entdecken Sie sie. Hören Sie hin. Sehen Sie sie. In diesem Film. Der sich lohnt. Denn es ist ein wunderbarer Film, wie Sie ihn nur selten zu sehen bekommen werden. Ein Film, der das Fiktionale sein läßt: um, irgendwie, zu versuchen, eine wahre Geschichte, eine Wahrheit zu erzählen: einen Weg zur Empfindung zu liefern und zu eröffnen.
Große Worte, wie immer? Es kommt darauf an, auf Eines:
Ob Sie hockenbleiben. Oder nicht.
Im anderen Fall gäbe es in diesem Film so etwas wie eine Belohnung. Für Sie.