Dachsman - Kommentare
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Alle Kommentare von Dachsman
"Anklage: Seth MacFarlane SOLL Idee zum vulgären Ted geklaut HABEN"
Liebe Moviepilot-Redaktion, nur als Hinweis.
Ich verstehe die schaumtriefende Aufregung nicht. Über die meisten Punkte kann man sicherlich streiten (den Familienersatz würde ich nicht so generell durchwinken und die Beziehung von Film-Serie sollte man auch nicht über einen Kamm scheren), im Großen und Ganzen sind das viele Punkte, die ich nachvollziehen kann.
Gerade der Zeitaspekt hält mich tatsächlich auch von vielen bekannten Serien ab. Und das die meisten Serien keine Originale, sondern nur originell sind, ist jetzt auch keine so gewagte These (fair enough: das trifft auch auf viele Filme zu).
Das sind keine allgemeingültigen Wahrheiten, aber zumindest Ansätze und Thesen, über die man reden könnte. Wohl gemerkt, Konjunktiv. Die meisten hier scheinen daran kein Interesse zu haben, weil sie ihr Lieblingsspielzeug bedroht sehen (im Video wird übrigens so gut wie kein Qualitätsurteil über eine Serie gefällt, sondern lediglich subjektiv dargelegt, warum kein Interesse am Format besteht) und freuen sich über clevere Spitzen über Bücherregale und Anzüge.
So eine lebhafte Community ist schon was Feines.
Stakkatoartig zählt der Abspann fiktive Sequels zu „21 Jump Street“-Reboot auf. Nach Russland und Frankreich verfrachtet dieser Jenko und Schmidt, stellt ihnen ständig wechselnde Gaststars zur Seite und lässt sie munter durch Genres tänzeln. Diese Abfolge von Sketchen und Gags bringt den großen Makel des vorangegangenen Film auf den Punkt: Als Serie würde das Konzept besser funktionieren. Statt sich, trotz Kommentars und Augenzwinkern, am konventionellen Schema eines Sequels abzuarbeiten und am Ende in einem schlappen Finale Witze zu klauen und Sachen in die Luft fliegen zu lassen, könnte man so die zur Genüge ausformulierten Figuren – die eh nur (gewollte) Stereotypen sind – durch kreative, absurde 20-minuten Szenarios jagen. Davon abgesehen, wie alle sagen: Jonah Hill ist lustig, Channing Tatum bemüht, der Rest akzeptabel; viele Witze sind sehr lustig, andere sehr unlustig, ärgerlicher wird es meist, wenn einem das wirklich offensichtliche nochmal erklärt werden muss (eine Verfolgungsjagd zur Benny-Hill-Musik, einer der abgegrabbelsten Gags diesseits des Äquators, findet vor dem „Benjamin Hill Museum“ statt. Um es mit Lord Helmchen zu sagen: Everyone got this?). Im Großen und Ganzen aber rasantes, spaßiges und vom Anliegen her ja doch begrüßenswertes Blockbuster-Kino.
La Grande Apparenza
„Erwachsen, was heißt das schon?“ Verlust, gebrochene Herzen und Nasen sowie ein steter Neubeginn. Der 14-jährige Ellis (Perle der Jungschauspieler: Tye Sheridan) muss das auf die harte Tour lernen. Eigentlich könnte das Aufwachsen auf einem Hausboot an den endlosen Ufern des Mississippi zwar träumerisch-schön sein. Doch Scheidung, existentieller Not und Gewalt trüben die malerische Naturidylle. Ein Boot in den Bäumen verspricht für ihn und den besten Freund Neckbone (auch gut: Jacob Lofland) einen Rückzugsort von der rauen Realität. Doch dort hat sich bereits der zwilichtige Mud (rehabilitiert: Matthew McConaughey) eingenistet. Von der Sonne verbrannte Haut, von Schweiß verklebte Haare, vor Dreck starrende Fingernägel und doch der strahlende Ritter für eine Maid in Nöten. Auf der Flucht vor seinen Häschern kommen ihm die beiden Jungen genau recht. Von der bedingungslos romantischen Ader des Mörders fasziniert setzt Ellis alles daran ihm die Flucht zu ermöglichen. Doch die bitterste Lektion des Lebens wartet noch auf ihn: Geheimnisvolle Fremde sind auch nur hilflose Strauchdiebe.
Zwischen Terence Malick und Mark Twain, zwischen „Stand By Me“ und „Unforgiven“ siedelt Jeff Nichols sein Coming-of-Age-Drama an. Trotz spürbarer Überlänge ist die Geschichte von Ellis vor allem mitreißend und spannend. Darüber hinaus ist die ehrliche Geschichte über das Erwachsenwerden aber auch eine Abbild eines aussterbenden Milieu und eine Abrechnung mit (Männlichkeits-)Idealen. Knarzige, verbitterte und gebrochene Männer stehen im Mittelpunkt. Väter ohne Söhne, Söhne ohne Väter, sie alle stapfen ziellos durch den Schlick des allgegenwärtigen Flusses. Frauen finden in diesem Kosmos nur am Rande Platz und sind grundsätzlich am Elend der Männer nicht unschuldig. Am stärksten kommt dieser sonst so fokussierte Film an dieser Stelle ins Straucheln. Frauen sind in Noten, werden von Männern gerettet, müssen von Männern gerettet werden und danken es mit Verrat (May Pearl; Juniper) oder Versagen (Marry Lee; Toms Frau).
Am Ende steht ein Neubeginn. Die hemmungslose Romantik hat sich als unhaltbarer Wunsch herausgestellt, dass musste Ellis schmerzvoll am eigenen Leib erfahren. Doch aufgeben wird er nicht. „Vernünftig, wer ist das schon?“
„Ein Film, den man sehen sollte“ - BILD, steht auf der DVD-Hülle. Gut, ganz so schlimm ist es nicht, aber Gus van Sants Fracking-Thriller-Drama ist dennoch recht einfach gestrickt. Gesichtsloses Großunternehmen auf der einen, der kleine Mann auf der anderen Seite. „I'm not a bad guy“, murmelt Matt Damon stets mit dem beschämt nach unten gesenkten Blick. Das sieht schön aus und ist sicher tadellos gedreht und gespielt, wirklich Neues erzählt der Film nicht. Im Grunde erzählt er sogar fast gar nichts, außer dass Hauptfigur Steve Anzug und Krawatte endgültig gegen Opas Stiefel und Flanell-Hemden eintauscht. Am Ende hat Old Matt Damon dann wieder eine Farm. Tut keinem Weh und ist wohl auch nur für eine Zielgruppe wirklich augenöffnend: „Überraschend“ - BRIGITTE
„So lang die Leute reden, machen sie nichts schlimmeres.“ Neben „Boyhood“ Linklaters zweites Langzeitprojekt, diesmal aus der Stadt hinaus aufs Land. Ethan Hawke und Judy Delphy besprechen ihre Beziehung diesmal vor der malerischen Kulisse der griechischen Inseln. Wie beim Vorgänger schwankt das zwischen Brillianz und Banalität. Aus dem Leben gegriffen? Nicht ganz, dafür sind die Dialoge, das Herzstück des Filmes (und zugleich noch Lunge, Leber, Niere, Milz, Mandeln und Blinddarm), zu geschliffen. Hier wird sich trotz aller Hingabe sehr theoretisch, verkopft und sicher auch idealisiert über Beziehungen, Liebe und Romantik gesprochen, gequatsch, gequasselt. Dann tatsächlich lieber „Boyhood“, der das alles und noch viel mehr deutlich kompakter erzählt.
Ach, Richard, es ist nicht so, als hätte ich keine Sympathien oder Respekt vor Dir. Ganz im Gegenteil: „Boyhood“, die „Before“-Trilogie oder „Waking Life“, habe alle tolle Konzepte und mutige Grundidee. So etwas immer wieder zu realisieren, teils über lange (und kostspielige) Zeit lässt mich immer wieder ehrlich beeindruckt den Hut ziehen. That being said: Gelungen fand ich aber bisher leider trotzdem die wenigsten von diesen Projekten. Auch „A Scanner Darkly“ würde ich sehr gerne mögen. Aber es geht nicht, sorry. Vielleicht weil man hier doch zu viel wollte. Dicks Vorlage ist toll und verdient eine solch ambitionierte Umsetzung, vor allem braucht sie aber mehr – Zeit, Geld und einen Verantwortlich, den (noch) mehr Eier hat, zu kürzen oder zu ändern. Überwachungsstaat, Paranoia, Identitätsverlust, Dystopie, Kafka, Orwell, Drogensucht, Selbstaufopferung und Fremdbestimmung, Rotoskopie-Aufnahmen, Robert Downey Jr., Woody Harrelson und Keanu Reeves sind einfach zu viel für einen Film. Das rumpelt alles ineinander, es gibt unglaublich gelungene Einzelszenen und Ideen, aber ein homogenes Ganzes bildet das nicht.
Der Polizist im Film: Tugendhafter Gesetzeshüter; dein Freund und Helfer; einsamer Wolf auf einem einsamen Kreuzzug für Gerechtigkeit; stark, lebenserfahren, klug; ein aufregendes Leben im Kampf gegen das Verbrechen. Der Polizist auf der Straße: Platzverweise ausstellen, sich anpöbeln lassen, diskutieren, Personalien aufnehmen, Berichte schreiben, Bericht korrekturlesen lassen, Bericht nochmal schreiben, abends nach Hause kommen. „Etwas funktioniert mit uns nicht. Wir Essen kaum noch zusammen.“ - „Du weißt, ich erzähle nicht gern von der Arbeit.“ Cristi ist jung, frisch verheiratet und Gesetzesvertreter in der ostrumänischen Kleinstadt Valsui (Geburtsort von Regisseur Corneliu Porumboiu). Zwischen tristen Häuserfassaden unter einem grauen Winterhimmel trottet er über aufgebrochenen Asphalt hinter einem Jugendlichen her. In gebührlichen Abstand, mit hochgeschlagenem Kragen und übers Kinn gezogenem Rollkragenpulli. Gegen die Kälte und um nicht erkannt zu werden. Jeden Zigarettenstummel, den das Kind wegwirft hebt Cristi auf. Später wird ein THC-Test zeigen, ob es sich um Nikotin oder Haschisch handelt. Letzteres ist in dem osteuropäischen Land (noch?) illegal, Konsum und Handel werden mit bis zu sieben Jahren Freiheitsstrafe geahndet. Der Junge gehört zu einer Dreier-Clique. Sein Freund Alex hat ihn verpfiffen – oder wie Cristis Vorgesetzter besteht: angezeigt – vielleicht geht es um ein Mädchen, die dritte im Bunde. Die Chefs machen Druck. Eine Razzia soll ihnen schnellen Erfolg und den, vermeintlichen, Hehler hinter Gittern bringen. Cristi glaubt, die Hintermänner des eigentlichen Drogenrings dingfest machen zu können und so den Jungen zu entlasten. Seine Moral - „etwas in mir, was mich davon abhält Schlechtes zu tun, was ich später bereue“ – stemmt sich dagegen. Seine Vorgesetzten erinnern ihn an seine, vermeintlichen, Pflichten – notfalls per Lehr- und Wörterbuch.
Wer legt fest, was Worte bedeuten? Die staatliche Akademie. Cristi versteht das nicht. Er ist Pragmatiker. Nicht dumm, aber auch kein Intellektueller. Das bringt ihn in eine Zwickmühle, aus der er nicht herauskommt. Er kann „das richtige“ tun, verliert seinen Job und wird die Razzia doch nicht verhindern können. Er muss tun, was ihm gesagt, aufgetragen wurde, was er zu tun hat. Am Ende wird das Leben und Schicksal der Figuren von Kreide und Tintenstrichen bestimmt. Papier ist geduldig. Wer ist Cristi schließlich schon, dass er die Gesetze kritisieren kann?
„Den >Gedanken< kenne ich schon, mal schauen, was die >Wahrheit< sagt.“
Das Polizisten-Dasein hat unterdes nichts Ruhmreiches. Es ist bestimmt von Warten. In langen Einstellungen beobachten wird Cristi. Wie er den jungen beobachtet, wie er durch spärlich ausgeleuchtete Linoleum-Flure streift, Akten anfordert und einreicht, mit Vorgesetzten um Tage und Stunden feilscht, um Zeit für seine Ermittlungen zu bekommen. Vergilbte Röhrenmonitor, zerdellte Spinde und karge Wände bestimmen sein Büro. Immer wieder lange, statische, ruhige Kameraeinstellungen von unaufgeregten und unaufregenden Momenten.
Wird „nicine“ zusammen oder getrennt geschrieben? Früher war es so, jetzt wurde entschieden, dass es anders gemacht werden soll. Auf dem Papier hat alles seine Richtigkeit und in den Zeitungen von heute, wird morgen Fisch eingewickelt. Cristi ist junge, frisch verheiratet und versteht die Welt nicht mehr. Das Meer ohne die Sonne ist doch immer noch das Meer, egal was die Frau im Radio (eigentlich: Internet) da singt. In dreieinhalb Jahren hat sich das Gesetz vielleicht schon geändert. Dann muss niemand ins Gefängnis, weil er auf der Straße einen Joint geraucht hat. „Seit sachte mit ihnen, dass sind nur Kinder.“
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ trifft „Starship Troopers“ – zwischen all den Marvel-Superhelden, Transformers und Animationsspektakeln gewinnt auch die neue Tom-Cruise-Vorstellung keinen Originalitätspreis. Das ist aber auch schon der größte Kritikpunkt, den man diesem rundum gelungenen Sommerblockbuster anlasten kann. Das Design ist toll, Tom Cruise ist toll, die Geschichte ist toll, die Action ist toll, die Prämisse wird konsequent ausgenutzt. Charmanter Humor, emotionale Fallhöhe und ein tragischer Grundton, der nur in den letzten zwei Minuten zu Gunsten eines erzwungenen Happy-Ends an die Wand gesetzt wird, erinnern daran, weswegen wir Tom Cruise mal mochten. So schön kann der Kinosommer sein.
Nach „Ziemlich Beste Freunde“ der neue Überraschungserfolg aus Frankreich. Sieht aus wie ZDF am Samstagabend, fühlt sich an wie Darmkrebs im Endstadium und bedient Klischees aus der ekelhaftesten und biedersten „Also manche Ausländern sind ja...aber Du bist ok“-Kiste. Sind wir einfach alle ein bisschen rassistisch, das schweißt zusammen und wir gehen gemeinsam auf Welttournee! Ein Beitrag zu Multikulti und Völkerverständigung? Eher nachdrückliches Argument doch lieber NPD zu wählen und die Grenzen schleunigst dicht zu machen.
„Lass mich gehen“, genauso wie für Mutter Olivia (Patricia Arquette) kommt auch für Regisseur Richard (Linklater) der Moment des Loslassens. Nach zwölf Sommern ist es an der Zeit Mason (Ellar Coltrane) ziehen zu lassen – hinaus in die Welt und die entsprechenden Lichtspielhäuser. „Boyhood“ ist ein Film, der das Versprechen „Mammutprojekt“ einlöst und schon allein auf Grund seiner Ambitionen gesehen werden sollte. Vor allem beeindruckt an diesem 166 Minuten Koloss, dass er sich einer konstanten Dramaturgie weitgehend verweigert. Großes Drama gibt es selten, lediglich die Flucht vor dem alkoholkranken, ersten Stiefvater und die Trennung von den Stiefgeschwistern früh im Film sorgt für angehaltenen Atem. Die Kamerafahrt weg von den erschrockenen Kindern, die zurückgelassen werden und aus dem Film und somit dem Leben der Hauptfiguren verschwinden, erzeugt mit nur einer Einstellung ein bleibendes Bild. Es sind die kleinen, beiläufigen Momente, die „Boyhood“ sehenswert machen: Der Kindheitsfreund, von dem man sich nur aus dem fahrenden Auto, winkend verabschieden kann; der verkaufte Oldtimer, auf den man sich Hoffnung gemacht hatte; das erste Photo, welches man in Boxen verpackt, zurücklassen möchte. Und weniger die großen, symbolträchtigen Bilder wie ein toter Vogel im Kindesalter oder eine leerer, weiter Highway auf dem Mason Richtung Horizont fährt. Trotz stattlicher Laufzeit hat Linklater Mut zur Lücke und überlässt es dem Zuschauer erzählerische Leerstellen selbst auszufüllen, statt jede Figur endlos auszuerzählen – Olivias zweiter Ehemann, Mason Sr. (Ethan Hawke) neue Familie und ganze Lebensabschnitte kommen und gehen, ohne Voice-Over oder zeitliche Einteilung. Einige brachial-klischeehafte Nebenfiguren (Samanthas asiatische, verschüchterte Mitbewohnerin, der väterlich-aufdringliche Chef oder fuckin' Ernesto) sind leider nicht der Schere zum Opfer gefallen. „Boyhood“ wird von einigen Kritikern als banal bezeichnet. Dem ist nicht so, er ist teils – gewollte! – ereignisarm, aber er hat dennoch einiges zu erzählen. „Boyhood“ ist Pop. Nicht nur auf der Tonspur und dem womit sich seine Figuren umgeben (Dragonball Z, Harry Potter, Halo), sondern auch seiner Geschichte. Die bekannten Ecksteine des Coming-of-Age umschifft er zwar, aber im Großen und Ganzen stößt er auch keine neuen Türen auf. „Boyhood“ läuft an einem vorbei. Ein Erinnerungsstrom, den man nicht festhalten kann oder sollte.
Die „X-Men“ dürften jenseits von Marvel das Comic-Franchise sein, was dem „Cinematic Universe“ am nächsten kommt. Kein Wunder, dass FOX versucht die beiden erfolgreichsten Beiträge des Franchise zusammen zu bringen. „Days Of A Future Past“ ist ein Klassentreffen und fährt fast alles auf, was im Mutanten-Film-Kosmos Rang und Namen hat und bei den Fans nicht vollkommen verschrien ist (vielleicht in der Justice-League, Ryan). Soweit hat es Regisseur Singer erstmal verhältnismäßig einfach, denn die „X-Men“ zehren von einem großen Cast aus namhaften und hochkarätigen Darstellern, die ihre Rollen mittlerweile im Schlaf spielen, das aber glücklicherweise nicht tun. Gut, mit Ausnahme von Zugpferde Jennifer Lawrence, die sich nach dem Oscar-Ruhm offenbar gar nicht schnell genug aus den Jugendbuch- bzw. Comic-Verfilmungen flüchten möchte. Sie ist nicht schlecht und hat in menschlicher Gestalt verhältnismäßig wenige Szenen, aber in denen reißt sie sich wahrlich kein Bein aus. Wo es für Singer schon schwieriger wird, und daran zeigen sich die Vorzüge des Marvel-Franchise, ist die Verwirrungen aus sieben Filmen, die sich nur lose aufeinander beziehen, aufzudröseln, um ein kohärentes Ganzes zu schaffen. Kurzfassung: Wenn man es genau nimmt schafft er es nicht und versucht dies auch nur sehr halbherzig, da er am Ende eh den Reset-Knopf drückt. Das war sicher von Anfang an keine dankbare Aufgabe, diese Lösung ist aber schon reichlich faul und auf lange Sicht auch nicht unbedingt zweckdienlich. Wenn ich mir „Thor 2“ oder „Iron Man 3“ anschaue, ohne „Avengers“ gesehen zu haben, verstehe ich nicht, was in New York vorgefallen ist, weiß aber, wo ich nachschauen kann, indem ich chronologisch zurück gehe. Die „X-Men“ stehen jetzt vor einem Gewirr aus Post-Credit-Andeutungen, Referenzen und unterschiedlichen Figureninterpretationen, dass es für Unkundige ohne Leitfaden schwer sein dürfte den Überblick zu behalten. Im gewissen Sinne ist man jetzt also beim Stand der Comics angekommen.
So weit, so gut, der Film als solcher ist aber schon reichlich töfte. Gute Schauspieler, liebgewonnene Figuren, kreative Ideen. Einer der wenigen Vorzüge des Reset-Knopfes dürfte sein, dass man einen für einen Cineplex-Blockbuster nahezu apokalyptischen Grundton anschlagen kann. In der Zukunft werden selbst große Namen des Franchise und bekannte Schauspieler gnadenlos und mit erstaunlicher Härte ans Messer geliefert. Dass Halle Berry oder Omar Sy wirklich nur für Trailer-Shots im Film waren, dürfte dann auch niemanden überraschen. Oder hatte jemand wirklich mit einem Ensemble-Film gerechnet? „Robert Altmans X-Men Reunion“? Ich glaube nicht, Tim. Auch bemerkenswert, die kleinen, tragischen Momente. Besonders im Gedächtnis bleiben Magnetos Wutausbruch um Flugzeug und Mystiques Entdecken von Azazels Schicksal (für volles Verständnis recherchiere man mal deren Verhältnis). Das sind Schmankerl für Fans, aber in der Hinsicht hübsch eingestreut. Schade ist, die Vorlage im Hinterkopf, tatsächlich die zum Nichtstun verdammte Ellen Page, als Ausgleich kriegen wir James McAvoy. Damit kann ich gut leben.
Die ganze Zeitreise- und Alternative-Realitäten-Kiste ist natürlich riesengroßer Blödsinn. Wie das alles funktioniert wird nicht erklärt und die Regeln ändern sich dann auch nach Belieben. Als Mittel zum Zweck passt das schon. Mit zunehmender Laufzeit verliert der Film dann allerdings viel Drive und gipfelt in einem vollkommen beknackten Finale. In der Hinsicht gewinnt „The Last Stand“. Die Golden Gate Bridge nach Alcatraz fliegen zu lassen war auch bescheuert, machte aber wenigstens dezent Sinn und bot am Ende vor allem gelungene Action. Das Krachbumm ums Weiße Haus und ein Football-Stadium hat in der Hinsicht nichts zu bieten.
Was bleibt am Ende? Die Aussicht auf eine Weiterführung des Franchise, angepasst an den Serialitätsanspruch, der mit Marvel ins Superhelden-Kino Einzug gehalten hat. Ich weiß nicht, wie gut ich das finden soll. Dass X-Men und Avengers von einander ferngehalten werden ist, um die Filme nicht vollkommen zu überladen, wahrscheinlich eine gute Sache. Auf der anderen Seite ist die Frage, welche Geschichten jetzt in den kommenden Filmen erzählt werden sollen. Nochmal „Wolverine“ in der neuen Zeitlinie? Bei aller Liebe zu Hugh-Jackmans-Klauenkämpfer, aber langsam ist's dann doch gut. Magneto, Prof. X, Mystique sowie Beast in jüngerer Ausführungen scheinen die naheliegende Wahl. Aber was neues fiel Singer zu den Figuren bisher nicht wirklich ein, höchstens bei Raven/Mystique.
Wenn die Mutanten im kommenden Film tatsächlich mit ägyptischen Quasi-Göttern und den apokalyptischen Reitern (sic! und seufz!) zu tun bekommen, kann man sich allerdings von jedem, in den ersten drei Filmen mitschwingenden, Subtext und echtweltlicher Relevanz verabschieden. Das wäre tatsächlich schade. Denn obwohl Nixon hier eine nicht unwichtige Rolle spielt (und dabei trotzdem wieder wie eine Karikatur aussieht), hat das keine Auswirkungen auf irgendwas. Könnte auch Obama oder Johnson sein. Genauso wie die Cuban-Missile-Crises ist der Vietnam-Krieg bestenfalls Tapete für den Film.
Ich bin kein Fan des Reset-Knopfes, aber wenn man diesen schon drückt, dann konsequent. Im nächsten Film kann man mir ruhig neue Gesichter vorsetzen. Warum nicht Quicksilver? Jedes Lob, was im Zusammenhang mit diesem Film über ihn verloren wurde ist absolut gerechtfertigt. Nach seiner großen Szene hier kann DC die neue „Flash“-Serie jetzt schon wieder wegpacken. Und bei Toad, Bishop oder Blink waren zumindestens die Designs sehr cool. Außerdem will ich Nightcrawler zurück! Komm schon, FOX! Wolverine darf doch auch gerne mal auftreten. Hat man doch in „First Class“ gesehen. Im Zweifel sind wir schon glücklich, wenn er kurz sagt, dass man sich bitte verpissen soll.
Godzilla blickt auf eine bewegte Historie von über 60 Jahren Kino- und Zeitgeschichte zurück und steht smoit selbstverständlich in einer Reihe mit Ikonen wie Agent 007 oder Marilyn Monroe. Umso erstaunlicher, dass die vermeintliche Frischzellenkur aus dem Jahr 2014 hauptsächlich in der jüngeren Kinogeschichte plündert. Steven Spielbergs „Krieg der Welten“, Matt Reeves „Cloverfield“ und natürlich auch Regisseur Gareth Edwards hauseigener „Monsters“ kommen immer wieder in den Sinn, wenn Aaron Tylor-Johnson fassungslos zu der fleischgewordenen Naturgewalt aufschaut und sich durch eine Schneise der Verwüstung kämpfen muss. Allerdings sind auch Filme jüngeren Datums gute Vergleichspunkte, wie Guillermo del Toros martialisch-militärische „Kajiu“-Hommage „Pacific Rim“ oder Christopher Nolans „Batman“-Interpretation (bzw. später Zack Snyders „Superman“-Interpretation sponsored by Christopher Nolan). Auch wenn unvermeidliche Referenzen an die japanischen Wurzeln des Königs der Monsters eingestreut werden (der ikonische Schrei, das hinreißend altmodische Kontrollzentrum des AKW, der Gang ins Meer), „Godzilla“ ist auch 60 Jahre nach seinem ersten Auftauchen ein Spiegel seiner Zeit. Städte als Schlachtfelder, Staubwolken und Schuttlawinen in den Straßen und einstürzende Gebäude sind mittlerweile nicht mehr die Angst vor „der Bombe“, sondern rufen Erinnerungen an New York 2001, Madrid 2004, London 2005 oder Boston 2013 ins Gedächtnis. Kurz: Ein amerikanischer „Godzilla“-Film steht im Zeichen von 9/11. Aber, und daran merkt man, dass sich die Welt in der Zeit seit 1954 weitergedreht hat, als Verkörperung eines (national) Traumas steht die radioaktive Riesenechse heute nicht mehr allein dar – im Gegenteil, siehe oben. Das amerikanische Blockbuster-Kino arbeitet sich seit Jahren an 9/11 ab, egal ob infantile Materialschlacht à la „Transformers“ oder betont politisch aufgeladener Parabel mit Spitzohren. Unter diesem Gesichtspunkt sticht an „Godzilla“ nur noch sein Atomkraft-Bezug hervor, der in Edwards-Version aber höchstens als Ehrerbietung an die eigenen Wurzeln erhalten geblieben ist. „Godzilla“ ist nicht außer der Zeit gefallen, sondern nur noch einer unter vielen. In diesem Moment fällt seine dramaturgische Schwachbrüstigkeit dann umso mehr auf. Binoche und Cranston sind bestenfalls für den Trailer im Film und verschwinden entsprechend sang- und klanglos. Den kompletten Anfang hätte man sehr viel geraffter abhandeln können (z.B. einem fünfminütigem Vorspann wie in „Amazin Spiderman II“ oder einem gut gespielten Monolog wie in „Snowpiercer“). Das hätte vor allem den Vorteil gehabt, dass Tyler-Johnson und Olsen nicht im direkten Vergleich neben zwei gestandenen Recken bestehen müssen. Wobei man hier zur Verteidigung sagen muss, dass den beiden jungen Hauptdarstellern vom Drehbuch genau gar nichts zugestanden wird, mit dem sie arbeiten können. Olsen darf besorgt telefonieren, Tyler-Johnson verdattert in die Gegend starren. Dass seine Figur bei allen Aufgaben, die sie sich im Verlauf des Films stellt scheitert, macht die Sache nicht besser. Ob es das abendliche Versprechen an seinen Sohn ist, am nächsten Tag noch da zu sein, oder das Entschärfen einer Wasserstoffbombe, am Ende ist das einzige Merkmal unseres Helden: Pechvogel. Der eigentlich Titelheld verkommt darüber fast vollständig zur Nebenfigur. Dass Edwards seine eigentlichen Schauwerte ökonomisch bis zum Finale zurückhält und immer wieder wegblendet, wenn Gojira und Muto aufeinanderprallen, ist ein kluger Schachzug. Wie geschickt er das macht, steht auf einem anderen Blatt. Denn dadurch verkommt die Action, die man über weite Teile zu sehen bekommt, zum häufig gesehenen Standard. Selbst der im beeindruckenden Trailern angeteaste „Halo“-Sprung entpuppt sich als lasche Sequenz. Am meisten hat „Godzilla“ aber mit zu wenigen Schauwerten auf zu langer Laufzeit zu kämpfen. Immer und immer wieder müssen Ken Watanabe und Sally Hawkings alberne Exposition aufsagen, ständig hängt der Film zwischen Akten und abstrakten Computerbildern in biedern Kommandozentralen des Militärs. Ernsthaftigkeit in allen Ehren und ich brauche auch keinen alleinerziehenden Godzilla mit seltsamen Tanzeinlagen, aber irgendwann sollte man schon aus dem Tran kommen, wenn man einen Film über einen radioaktiven Riesendino drehen will. „Godzilla“ sieht schön aus und wurde sicher mit den besten Intentionen im Jahre 2014 wiederbelebt. Im Endergebnis sorgt er aber doch nur für Nebenbeibeschallung beim Nachomampfen. Schade.
Die anmutige Schönheit im goldenen Käfig. So banal und gleichzeitig hochgestochen sich dieser Satz liest, so banal und aufgeblasen kommt auch „Grace of Monaco“ daher. In langen Kamerafahrten gleitet Olivier Dahan durch die pompös-kitschig ausgestattete Welt der Reichen und Schönen, stets unterlegt mit Streicherklängen, stets möglich weich und gleichzeitig strahlend gefilmt. Inhaltlich kocht er dagegen auf ganz kleiner Flamme. Grace Kelly, die forsche Amerikanerin aus einfachen Verhältnissen mit dem Herz aus Gold, das unschuldige Mädchen, welches sich in der Welt politischer Ränkespielchen und Ritualen zurecht finden und zugleich in die Rolle der Mutter (einer Nation und zwei Kinder, die bei Gelegenheit mal kurz durchs Bild huschen) hineinwachsen muss. „Sissi“ meets „Game of Thrones“, wenn man so möchte, wenn auch mit merklich weniger mature content. „Grace of Monaco“ kann mit einem Wort am besten beschrieben werden: halbgar. Der Grundgedanke des Drehbuchs, die Doppeldeutung der „Rolle“, die Kelly zu spielen hat, ist nicht uninteressant, verliert sich aber in einer langweiligen Musik-Trainings-Montage (das hat selbst „My Week With Marilyn“ besser gemacht). Die Ambivalenz des politischen Hintergrunds wird zu Gunsten eines Happy-Ends glatt gebügelt. Grace Kelly kämpft am Ende mit den Waffen einer Mutter und einer viel zu lahmen Rede dafür, dass Monaco weiterhin ein Steuerparadies für die oberen Zehntausend bleiben kann und sie ihr Leben im Adel weiterführen kann. Politische und zeitgeschichtliche Prominenz läuft immer wieder durchs Bild und wird dann meist auch direkt beim Namen genannt („Hier, Mr. Hitchcock, sehen sie ganz Monaco.“, „Ich als Verteidigungsminister...“, „Da ist McNamara...“). Hitchcocks Erwähnung dieses Agentenfilms von Brockoli ist da noch eine der subtileren Anspielungen.
Zwei Zitate zu Beginn sprechen den Film von historischer Akkuratesse frei und verorten ihn sofort im Reich der Sagen, Märchen, Geschichten. Das Problem ist aber, dass es schlicht keine spannende oder interessante Geschichte wäre. Oscarpreisträgerin Nicole Kidman bekleckert sich darüber hinaus trotzdem nicht gerade mit Ruhm. Dicke Tränen kullern aus kalten, blauen Augen, wenn die Kamera auf Tuchfühlung geht. Ansonsten vergräbt sie ihr Gesicht häufig in ihren Händen oder versteckt sich hinter Sonnenbrillen und Haarsträhnen. Der Rest des Casts glänzt, wenn überhaupt, durch Anwesenheit an einem Hof voller Klischees. Die farbliche Gestaltung der Raume und der Kostüme mögen stellenweise ein paar nette Ansätze zeigen (royale purpur und dunkles blau vermischen sich ab einem gewissen Punkt in Kellys Garderobe), aber das reicht bei weitem nicht, um den Film in irgendeiner Art und Weise interessant zu machen.
Über Humor kann man streiten, muss man aber nicht und will ich gerade in diesem Fall auch nicht. Ich bin im Grunde kein Freund, von gezieltem Anti-Humor und war demnach überrascht, dass „Im Wendekreis der Eidechse“ auch weniger Anti- oder Dada ist, sondern über weite Strecken „nur“ absurd. Der ganze Film folgt, wenn man ehrlich ist, auch einer weit konventionelleren Dramaturgie und Machart, als einem die Fans gerne weiß machen wollen. Mich stört das nicht. Ich bin zwar nicht der größte Helge-Schneider-Fan und es auch durch diesen Film nicht geworden, hatte aber schon meinen Spaß. Hauptsächlich, weil ich das Gefühl hatte einen echten Fan-Film zu sehen. Schneider dreht einen (durch und durch) deutschen Krimi und gibt diesem eigene Impulse und Markenzeichen mit. Dadurch wird diese seltsame Mixtur aus Ruhrgebiet-Charme und spanischer Spießeridylle, aus Cop mit Dog gegen Elefantenmenschenbösewicht, aus flottem Jazz und selbstvergessenen Tanzeinlagen zu einem, in meinen Augen, persönlichen Film. Helge und wie er die Welt sah. Nach über 40 Jahren im Film- und Showgeschäft darf man so etwas sicher machen. Wobei wir Tarantino von Anfang an bestärkt haben, sei jetzt auch mal Schneider gegönnt.
Ich kann über so etwas einfach nicht mehr lachen. Das klingt jetzt viel negativer, als es gemeint ist. Es ist nicht so, dass ich wutschnaubend im Kino gesessen hätte, bei jedem Gummi-Dildo ein verächtliches „Pah“ hätte verlauten lassen, oder jede Erwähnung des Wortes „Penis“ mit einem Augenrollen quittiert hätte oder den Kinosaal energisch stampfend verlassen hätte. Ich meine mich sogar an eine Gelegenheit erinnern zu könne, bei der ich ehrlich lachen musste (bezeichnend: Ich weiß nicht mehr warum, nur dass es passiert ist). Es war viel eher so, dass ich ansonsten gar keine Gefühlsregung wahrgenommen habe. „Bad Neighbors“ langweilt mich schlicht. Saufen, vögeln, rülpsen, dazwischen Zitate und Referenzen, aus der obersten Schicht des Popkulturkanons, die also jeder verstehen dürfte, bekannte Radiohits auf dem Soundtrack (natürlich ironisch gemeint, aber nicht so rübergebracht) und am Ende wird doch wieder alles gut. Der fairnesshalber, mit so dem Ende hätte ich in dieser Form auch nicht gerechnet. Damit gewinnt Nicholas Stoller zwar keinen Autorenpreis, aber das fand ich dann doch ganz nett. Alles andere habe ich aber schon lustiger gesehen. Vielleicht sind wir nach so langer Zeit mit Sascha Baron-Cohen, Adam Sandler oder eben Seth Rogen schlicht bedient, im Kinosaal hatte ich diesen Eindruck durch die immer häufiger aufleuchtenden Iphone-Displays der YOLO-Generation. Ansonsten? Nichts weiter. Die Erinnerung verblasst schon wieder. Irgendwann muss die amerikanische Komödie ja mal wieder besser werden. Rise Like A Phoenix, wenn man so will.
„Waterworld“ und „Postman“, das Double-Feature des Grauens, zumindest eines, welches gemeinhin einen Abgesang symbolisiert, wie er in der Filmgeschichte nicht allzu oft vorkommt. Kevin Costner – der Unbestechliche, König der Diebe, der mit dem Wolf tanzt, der Bodyguard. Mit Ende der 90er bleibt nur noch viel weites Land, an Deiner Schulter, der Mörder in Dir. Zuletzt dürften die jüngsten große Augen gemacht haben, als der Adoptivpapa von Superman vom Winde verweht (gut, wir wollen nicht übermütig werden) wurde. Im Grunde hätte ich aber nichts dagegen Costner wieder zu bekommen. Das McG, Luc Besson oder Zack Snyder aber nicht die Richtigen waren und sind das Leck geschlagene Schlachtschiff wieder auf Kurs zu bringen, sollte niemanden überraschen. Ivan, wir zählen auf Dich – mal wieder. An Coster muss es nicht scheitern. In einem Film, bei dem sonst so wenig stimmt, so eine gute Figur zu machen, schafft nicht jeder. Ergraut, die Falten kaum mehr wirklich zu verbergen im Stande, mit Wildlederjacke und bemüht lässig getragenem, grauen Schaal, trotzdem noch vital genug einen grummeligen Eastwood-light abzugeben, das kann er. Und wer selbst den grauenhaft-erbärmlichen „Humor“ von Besson und Hasak der Marke „Rush Hour mit Stromfolter“ runterspielen kann, der beweist Klass...naja, sagen wir Geschick. Der Rest des Films stammt aus der untersten Klischeemottenkiste (Amber Heard als krampfhaft auf lasziv gestylte Domina/Femme Fatale, ein grimmiger, deutscher Bösewicht mit Codenamen Wolf, an Albernheit nur noch getoppt, von seinem Handlanger „Der Albino“) oder wird aus direkter Nachbarschaft geklaut (Schauplatz und Figurenkonstellation: „Taken“, „From Paris With Love“, Puls-Gimmick: „Crank“, Actionszenen: „G.I. fuckin' Joe“). Irgendwas zwischen Familiendrama, Komödie, Agent-Thriller und Autounfall. Statt „Kevin – Der Profi“ bekommen wir „Drei Kevins für Hailee“. Achje...
Mutter, Vater, Kind – wenn man einen roten Faden durch die Regiearbeiten von Jason Reitman ziehen möchte, dann diesen. Es geht um Familie, Verantwortung, Vorbildfunktionen, vor allem den Wunsch nach Sicherheit. Interessant wird dies vor allem, weil sich seine vier bisherigen Filme durch reichlich unterschiedliche Tonfälle auszeichnen: Rotzig-frech wie „Thank You For Smoking“, locker-flockig wie „Juno“, mild-witzig wie „Up In The Air“ oder brachial-hysterisch wie „Young Adult“. Mit „Labor Day“ hat sich Reitman Jr. Jetzt ins Melodram gewagt und kassiert dafür von Kritik und, zumindest hier auf Moviepilot, Schellte. Nachvollziehbar finde ich das persönlich nur bedingt. Für mich stellt „Labor Day“ bisher eine der, wenn nicht sogar die, beste Regiearbeit des Kanadiers dar. Nicht nur, dass er fast alles Wissenswerte über seine Figuren ohne viele Worte, dafür mit clever ausgesuchten Details erzählt, sondern auch einige wunderbar gemachte Spannungsmomente bietet. Aber, wo viel Licht, da ist auch Schatten. Zwar zeigt Reitman vieles, lässt aber trotzdem Tobey Maguire zur Sicherheit nochmal aus dem Off alles doppelt erzählen. Wir sehen Kate Winslet, wie sie sichtlich verunsichert ihr Haus verlässt. Tobey Maguire sagt: „Meine Mutter hat seit ihrer Scheidung Probleme das Haus zu verlassen.“ Oi. Und einige der Spannungsspitzen muss das Drehbuch auch wieder arg zurecht konstruieren. Den großen Kitsch, den sich „Labor Day“ leistet, finde ich hingegen sehr zweckdienlich und passend. In schwelgerischen, ruhigen Bildern erzählt Reitman hier, aus meiner Sicht, primär eine Coming-of-Age-Geschichte. Dass Frank (Josh Brolin) der mehr oder weniger perfekte Archetyp Mann und Vater ist, halte ich für eine bewusste Projektion eines kindlichen Wunsches nach eben so einer schützenden Hand. Bezeichnend, dass eine solche Geborgenheit nicht von Dauer sein kann. Wenn man sich über etwas aufregen möchte, dann am ehsten über das arg gestrige Frauenbild. (Bezeichnend die überforderte Nachbarin) Allerdings ist „Labor Day“ dadurch auch der ehrlichste Reitman-Film. Ein Film, der die klassische Kernfamilie überhöht, stilisiert, mystifiziert.
Im Schweinsgalopp rumpelt Bairds Film über den Zuschauer weg. Das Kinoplakat erweist sich als überraschend treffend, denn James McAvoy hält den Laden zusammen. Vom Ekel zum Elenden, same rules apply. Die zahllosen Exzesse und Geschmacklosigkeit (welche, bei genauerer Überlegung auch keine sind) schlagen irgendwann um in Exzesse und Schockmomente. Im Grunde nichts Neues, aber mit Elan auf die Leinwand gebracht. Dass der Krimi-Plot bestenfalls Beiwerk (und nicht einmal sonderlich interessantes) ist? Geschenkt. Dass der Film am Ende aber einige, recht trocken wegerklärte, Twists serviert stört da schon viel mehr. „Drecksau“ ist in seiner Thematik und Herangehensweise dem „Wolf of Wall Street“ gar nicht so unähnlich. Rücken an Rücken offenbart sich die englisch-deutsche Koproduktion als bestes Argument für Scorseses Film. Egal, ich fand den trotzdem gut. Einzig der Soundtrack ist gruseliger als jede Schweinemaske. "99 Luftballons" ist der hörbare Denkzettel für zwei Weltkriege.
Über Gebühr aufgeblasenes B-Movie im Blockbuster-Gewand. Versandet allerdings ab der Hälfte schon in einem staubigen Wüstenkaff und hat außer einer maximal unsympathischen Rebellführerin der Marke Physik/Philosophie-Drittsemester an Figuren nichts zu bieten, was länger im Gedächtnis bleiben würde. Irgendwas wollte Pfister sicher sagen, zum Thema organisch-künstlich, zur Ambivalenz dieser deus in machina, die ein ziemlich gelangweilter Johnny-Depp als verpixelter Rasenmähermann spielt. Es ist in der Luft, im Wasser und irgendwann fürchtet man schon, dass demnächst Mark Wahlberg und Zoey Deschanell ins Bild stolpern und sich zusätzlich mit den Sonnenblumen zu prügeln beginnen.
"Will ist doch kein Affe", blöckt einer der Forscher im Film ganz empört, der selbe Typ, der am Ende das Internet ausschaltet und die Elektrizität damit wegmacht.
Das wirkt alles wie "Inception" auf kleiner Flamme. Wie auch immer man zu Christopher Nolan stehen möchte, wenn es laut knallt und sich ganze Städte aufrollen hat man zumindest für den Moment etwas zu schaunen.
Wenn irgendwelche Solarzellen in der Wüste wachsen (einer der wenigen netten Knife) sieht das kaum beeindruckend genug aus, um die restlichen 118 Minuten voll mit epischem Nichtsgeschehen hinwegzutrösten. Ich hab mich nicht geärgert, ich habe nicht gelacht, ich habe mich schlicht gelangweilt.
Erinnerungen an die neuen "Simpsons"-Episoden werden wach. "Most Wanted" ist seine umspannende Handlung noch egaler, als dem direkten Vorgänger. Stars tauchen auf als "themselves" und lächeln dabei einmal kurz in die Kamera. Am Ende steht eine lose Sammlung von, mal mehr, mal weniger lustigen Kabinettstückchen, Sketchen und Gesangeinlagen. Fans der 2011-Version werden auch mit "Most Wanted" ihren Spaß haben, den selben Spaß, den alle Beteiligten mutmaßlich am Set hatten, auch wenn der direkte Nachfolger, aus oben genannten Gründen, selbst für diese Gruppe etwas abfallen dürfte.
Es bleibt bei aller Sympathie für dieses Projekt, trotzdem der schale Nachgeschmack, dass die "Muppets", bzw. die neuen "Muppets"-Macher, mehr auf den nostalgischen Wert der liebgewonnenen Truppe setzen, als wirklich überzeugende, eigene Ideen zu entwicklen. Häufig ertappte ich mich zumindest dabei, jetzt lieber eine überzeugende "Muppet"-Show (gerne auch mit Christoph Waltz und Salma Hayek), als einen Kermit mit Metal-Zähnen (weil: James Bond! Eine Referenz! Für die Erwachsenen!) sehen zu wollen.
Sicher, das ist alles nicht ohne Charme, aber wie bereits "The LEGO Movie", nimmt man die Hülle weg, bleibt nichts, was "The Muppets: Most Wanted" von einem beliebigen Familien-Film aus dem Hause Pixar, Dreamworks oder Blue Sky unterscheiden würde. Die jüngsten erfreuen sich an knuddeligen Puppen, die mitgebrachten Erwachsenen schmunzeln über Ray Liotta als musikalischer Gulag-Insasse.
Statt das Franchise zu erweitern oder ins 21. Jahrhundert zu transporierten, steht James Bobin mit kugelrunden, leuchtenden Augen davor. Das ist, wie gesagt, nicht unsympathisch, aber auf Dauer auch etwas ermüdend, wenn auch nicht so schlimm, wie eine neue "Simpsons"-Episode.
Bin ich schon gespannt drauf. Trotz "Family of the Year".
Habe lange mit mir gerungen und sicher haben ambitionierte, junge Filmemacher allen Zuspruch verdient, aber, wie Ben „Yahtzee“ Croshaw mal so schön sagte: „like a dolphin on strike, [it] just wasn't clicking for me“. Vielleicht stehe ich mit dieser Meinung alleine dar und sicherlich wird sich ein Verfechter des Filmes finden lassen, der genau diese Ambivalenz als großes, innovatives Merkmal des ersten FOGMA-Films lobpreist, aber Clemens und Lara scheinen sich in zwei unterschiedlichen Filmen zu wiegen: Sie in einem lockeren Alkoholismus-Drama, er in einer ernsteren Folge „Stromberg“ (spätestens in der Szene gegen Ende bei der Konferenz hat man das Gefühl Bjarne Mädle hat sich ans Set verirrt). Ansonsten bleibt alles beim alten, im RomCom-Land: Zärtliches Kennenlernen, freudiges Miteinander, tiefer Fall. Am Ende gibt’s auf die Fresse, dazwischen hawaiianische Heutänze.
Fragmente eines Zerfalls. Georges stemmt sich unerbittlich gegen den schleichenden Verlust von Anne. Haneke stellt die Kamera auf und beobachtet. Was wir am Ende sehen sind nüchterne Eindrücke, ohne kitschige oder effekthaschende Momente (dass Altersdemenz und Schlaganfälle auch noch ungemütlichere Formen annehmen, sollte man niemandem zu erfahren wünschen). Dies lädt Haneke mittels Musik, Kunst oder Tauben symbolträchtig auf. Das schmeckt mir persönlich weniger, weil ich das Thema allein schon für gewichtig genug halt, als dass mir noch mit der hochkulturellen Kelle nachgeschenkt werden müsste, funktioniert aber. Ob es vordergründig tatsächlich um „Liebe“ ging ist eine Frage, die jeder selbst beantworten sollte (meine Antwort: Nein, aber „Verantwortung“ ist auch kein schöner Verleihtitel). Und Riva und Trintignant! Was braucht man in einem Internetforum noch groß darüber schreiben?