Dachsman - Kommentare

Alle Kommentare von Dachsman

  • 6

    Ein Experiment im Konventionellen. Das ist vor allem löblich, in der Ausführung aber weder der erhabene Retter der deutschen Abendunterhaltung und des cineastisch-rechtlichen Portfolio noch der prätentiöse Filmschulen-Blender, den Feuilletons und Filmforum hineingeschrieben haben.

    Im Grunde ist die Geschichte comichaft, was Motivation und Plan des Fieslings sowie diverse Nebenfiguren angeht. Vielleicht war das der Hintergedanke bei den farblichen Standbildern. Das fände ich sogar gut. Mein Problem ist aber, dass Florian Schwarz alles in den Mixer schmeißt - und zwar wirklich alles: Shakespeare! Leone! Tarantino! Die Mafia! Drogenkriege! SAW-Philosophie!
    Wäre am Ende ein Nietzsche rezitierender Batman aufgetaucht, ich hätte mich nicht mal wirklich dran gestört. Das Hauptproblem ist für mich, dass ich nie das Gefühl hatte, dass sich Schwarz auf einen Standpunkt festgelegt hat. Weder funktioniert der Film als schnippischer Kommentar auf die öffentlich-rechtliche TV-Landschaft, noch ist er ein subversiver Genre-Mix, sondern einfach ein ambitioniertes Durcheinander. Die treffsicherste Pointe von Buch und Regie ist der Titel, was aber noch einmal schmerzlich vor Augen führt, wie eindimensional das ist. Einige Einfälle gehen hingegen richtig in die Hose. "Es werde Licht" ist nur auf dem Papier eine sehenswerte Szene.

    Immerhin: Ulrich Matthes ist tatsächlich so gut, wie alle sagen. Herrlich diabolisch, mit einer unglaublich einnehmenden Präsenz, der mit Ulrich Tukur ein angemessen Gegengewicht gesetzt wird. Alexander Held gewinnt als Erzähler auf der gefilmten Theaterbühne.

    Damit mir jetzt keiner vorwirft, ich hätte überhaupt keine Ahnung: "Borowski und der Engel" fand ich in jeder Hinsicht mutiger und sehenswerter als "Im Schmerz geboren".

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    Original "Kommentar"
    "Der Krimi gestern war auch große Scheiße. Der hatte überhaupt kein Hand und Fuß."
    - Oma Dachsman

    9
    • Die Reihe bringt vielleicht keine unbekannten Erkenntnisse ans Licht, aber bietet einen schönen und elaborierten Überblick über das Feld. Ein spätes Lob, aber vielleicht kommt es ja an.

      1
      • Eine heitere Nebenfigur, damit die jüngsten auch etwas zum Lachen haben. Ich könnte mit einen ulkigen ungarischen Migranten vorstellen, mit langen Koteletten und einem witzigen Akzent. Jim-Jim Bonks purzelt ganz unvermittelt in die Handlung und rettet am Ende den Tag. Thanks, Obamacare!

        4
        • 3

          Grauenhaft betuliche Rom-Com für die Generation 55+, mit schlecht ausgearbeiteten Figuren und einfachen Antworten auf komplexe Probleme. ZDF-Dienstagabend-Kino vor Postkarten-Kulisse, bei der eine offene Klo-Tür noch die witzigste Pointe ist.

          Dann lieber "Le Weekend" aus diesem Jahr.

          5
          • 3 .5

            Seit fast 100 Jahren lehrt der Fürst der Finsternis den Menschen im Kino das Fürchten. Mit dem Hammer geschmiedet ist er zu einer Ikone geworden, die aus der Horror-Geschichte nicht mehr weg zu denken ist. Vampire haben außerdem immer Hochkunjunktur – sei es als schmachtende Romantiker oder animalische Bestie. „Dracula Untold“ will beides unter einen Hut bringen: Blockbuster-Spektakel und morbides Schauermärchen; Vlad den Pfähler und Dracula den Sohn des Drachen; Superhelden-Spuk und Familien-Melodrama.

            So viel sei Regie-Debütant Gary Shore zugestanden, sein “Dracula: Year One“ (hier wird die Batman-Analogie ganz deutlich) ist zumindest ambitioniert und trotzdem angehen bescheiden. 90 Minuten Laufzeit, kein 3D, keine großen Stars. Ein, zwei schaurig schöne Landschaftsaufnahmen der düsteren Wildnis Transylvaniens (nur echt in Nordirland) hat er gefunden und zumindest atmosphärisch ist die Geschichte des dunklen Ritters Dracula in blutroter Rüstung (macht das beste aus seiner Rolle: Luke „Hobbit-Bard“ Evans). Okkulte Mächte, bibbernde Mönche, ein aufgebrachter Mob mit Fackeln, eine blütenweiße Schönheit, blutrünstige Untote – zwar fast alles erkennbar aus dem Computer, aber trotzdem passabel anzusehen.

            Davon ab aber eine fürchterliche dröge Geschichte. Die Türken stehen vor der Tür, Vlad schließt einen Pakt mit dem Teufel und ab diesem Punkt verwandelt sich „Dracula Untold“ in „Castlevania: Lords of Shadows – Der Film zum Spiel“.

            Die paar beeindruckenden Bilder, die der Rechner zustande gebracht hat, sind im Trailer verbraten oder sehen auf der Leinwand schlicht albern aus (Iiih, Fledermäuse), Dominic Cooper als Osmanen-Sultan ärgert mit der zweiten Null-Nummer-Darstellung nach „Need For Speed“ dieses Jahr, der Soundtrack schrubbert einfallslos über die Tonspur und das Drehbuch ist vieles, aber nie nachvollziehbar.

            Anders als z.B. die Neuauflage von „Wolfman“, der auch nicht komplett gelungen war, zugegeben, mir aber dennoch einen schaurig-schönen Kinoabend beschert hat, ist „Dracula: Untold“ eine ehrbarer Reinfall.

            7
            • 5

              Gut gemeinter Versuch einen auch international vermarktbaren Thriller aus deutschen Land zu produzieren. Das Hauptdarsteller-Quartett bringt die Show zwischen Lense Flarse, Fight-Club-Missverständnis, Clowns-Masken und Boys Noize-Gewummer gut über die Bühne. Im Grunde aber nicht der Rede wert – leider.

              10
              • 7 .5

                Same same, but different. Wieder Errol Morris hinter den Spiegeln, wieder ein alter Mann mit Geschichte(n) als Hauptdarsteller. McNamara lief auf Grund, Rang um Worte, später um Fassung. Rumsfelds Sprache sind Worte, in allen Formen und Farben, in allen Formulierungen und Schönfärbereien. Nach fünf Minuten sieht man die Welt vor lauter Memos nicht mehr. Rumsfeld ist ein aalglatter Politiker, auf dessen weichem Großvater-Lächeln Morris aufläuft. Genau das macht „The Unknown Known“ so interessant, wenn auch bedenklich. Es für einen kurzen Moment gewährt Rumsfeld einen Einblick in seine Taktik. Es gäbe in seinem Leben nur drei Dinge, die er freiwillig getan hätte, erklärt er. Sich bei der Navy zu melden, in die Politik zu gehen und zu heiraten. Sein Antrag verlief aber wenig glanzvoll, denn „I never wanted to get married, but I don't wanted to marry anyone but her.“ Ich sage nicht, dass Rumsfeld um alle konkreten Ansagen herumwieselt, aber ich würde auch sagen, dass keiner so ein flinkes Wiesel ist, wie er. Denn es gibt Menschen, von denen wir wissen, dass wir sie kennen, Menschen, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht kennen sowie Menschen, von denen wir nicht wissen, dass wir sie kennen.

                Rumsfeld fällt in die vierte Kategorie.

                5
                • 7 .5

                  Staubtrockener Zuspät-Western im australischen Outback mit einem kernigen Guy Pearce, als Einzelgänger Khaki-Shorts, und Robert Pattinson, auf dem Drahtseilakt zwischen Forrest Gump und Simple Jack. Ja, die "Pretty Girl Rock"-Szene ist arg ruppig eingearbeitet, aber gerade deswegen auch irgendwie faszinierend, aber im Großen und Ganzen ist Michods Film eine vereinnahmende Sache. Interessante Figuren schlurfen durch eine Welt, in der es wirklich um gar nichts mehr geht, nicht einmal ums nackte Überleben.

                  6
                  • 6
                    über Getaway

                    Sicher: Nur unmerklich durchdachter als die reguläre Ampelschaltung in deutschen Großstädten, aber, wie es Ethan Hawke so schön im dazugehörigen Featurette beschreibt, man merkt, dass hier Metall über Asphalt gescheppert ist. Natürlich nicht der große Wurf, aber auch lange nicht der Totalschaden, den viele Kritiker dem ambitionierten Projekt andichten wollen.

                    Kurz, knackig, zweckdienlich gespielt, inhaltlich völlig drüber, aber mich würde es nicht wundern, wenn die paar Szenen, in denen nicht mindestens ein Auto zu Schrott verarbeitet wird, in einer Woche vor den eigentlichen Dreharbeiten runtergekurbelt worden sind (nach dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen). Dass man mit Jon Voight als „The Voice (of Sofia)“ trotzdem jemanden gefunden hat, der merklich Spaß an seiner Rolle als Oberarschloch hat, ist der Sache nur zuträglich.

                    Passt, wackelt und hat Luft. Vielleicht nur was für Actionfans, aber die haben wenig Grund sich zu beschweren.

                    7
                    • 5

                      Mehr "Sieben" oder "Das Schweigen der Lämmer" als "M" oder "Die Jagd". Denis Villeneuve Film fühlt sich über weite Strecken an, wie eine lange Folge einer herkömmlicher amerikanischer Krimiserien. Sicher, die audiovisuelle Gestaltung ist ausgezeichnet und Jackman spielt großartig - genauso wie Gyllenhaal, der aber darunter zu leiden hat, dass seine Figur zum einen ein wandelndes Klischee und zum anderen auch unterschrieben ist - aber wirklich Herausragendes hat "Prisoners" nicht zu erzählen.

                      Im Gegenteil, das Drama wird im letzten Drittel mehr und mehr gegen alberne Spannungsmomente eingetauscht. Das große Finale ist schließlich eine rasante Autofahrt durch Schneeregen und Feierabendverkehr. Die beißenden moralischen Fragen und Ambivalenzen rücken darüber vollkommen in den Hintergrund.

                      Kudos allerdings, dass Aaron Guzikowskis Drehbuch Kellers Handeln nie als notwendig rechtfertigt oder gar hilfreich macht. Von dem Handlungsstrang hätte ich mir mehr gewünscht. Gerne auch in kürzerer Zeit.

                      Dass am Ende nochmal "Titanic" zitiert wird fand ich niedlich.

                      6
                      • Verstehe nicht, Vega, wie Du das auch noch verteidigen kannst. Wenn die Schlampen mit Minirock in den Park gehen, dann legen die es doch darauf an, ach was, die wollen das doch!

                        Schon schlimm genug, dass man uns damals die Helmkamera und die Krankenakte von unserem Schumi vorenthalten hat (ich hab mir Sorgen gemacht!), jetzt darf man nicht einmal mehr auf anderer Leute Privatbilder wichsen, ohne, dass einem ein schlechtes Gewissen eingeredet wird. Gutmenschen, wohin das Auge reicht.

                        Das ist doch auch ein Kompliment an JLaw, wenn ich mir genau ihre Bild dafür raus suche! :(

                        PS: Zu dem Schumacher-Fall (der vom Prinzip her zumindest ansatzweise vergleichbar ist), hat Niggemeier damals einen ganz netten Text geschrieben.
                        "„Bild“ und Co. haben den Markt erst geschaffen, der Menschen glauben lässt, dass eine Kranken-Akte Schumachers viel Geld wert ist. Die einzige zulässige Berichterstattung über seinen Gesundheitszustand jenseits der offiziellen Statements der Managerin wäre: keine."

                        http://www.stefan-niggemeier.de/blog/18252/die-scheinheilige-empoerung-ueber-schumachers-gestohlene-krankenakte/

                        10
                        • 5

                          Nachdem der Abspann gelaufen ist, war ich erst einmal verwirrt und, im Wortsinne, überwältigt. Das hat Lynch mit „Mulholland Drive“ nicht geschafft. Als ich mich durchs Netz gelesen habe, hatte ich den Eindruck, dass es den meisten Kritikern genauso ging wie mir. Trotzdem, „ein Blick hinter die Fassade“, „eine gnadenlose Abrechnung mit der Glamour-Welt der Traumfabrik“ oder gar die vielzitierte „Satire“ sehe ich in „Maps To The Stars“ nicht.

                          Mein Problem mit dem Projekt ist allerdings, dass ich das Gefühl habe, dass Regisseur Cronenberg und Drehbuchautor Bruce Wagner arg aneinander vorbei geredet haben. Letzterem nehme ich sofort ab, dass er die ganze Band zum Kotzen findet und sie gerne auf direkt Weg in die Hölle schicken will. Vulgäre, heuchlerische, narzistische, antisemitische, geldgeile Karikaturen leben und sterben in widerlicher Dekadenz mit dem goldenen Löffel im Arsch. Die einzig halbwegs normale Figur ist der Chaffeur Jerome – da liegt der Verdacht nahe, dass Robert Pattinson den Wagner-Stand-In gibt.
                          Das Problem mit dieser Ebene des Films ist in meinen Augen allerdings, dass man hier oft eine „Abrechnung mit Hollywood“ vorgesetzt bekommt, die gut und gerne auch „Post von Wagner“ heißen könnte.

                          Cronenberg hingegen, und das ist vielleicht rein subjektives Empfinden, scheint eher Mitleid mit diesen Möchtegern-Stars zu haben. Die Sünden der Väter (oder Mütter) lasten auf komplett isolierten Charakteren, die in sterilen Luxusvillen ein Dasein wie in einer billigen Reality-TV-Show fristen. Die Hölle ist dann, folgerichtig, auch „a place without narcotics“. Das ist mir im Großen und Ganzen auch sympathischer. Eine Kritik stellte die These auf, dass Cronenberg hier „seinen“ „Little Miss Sunshine“ gedreht hat, inklusive romantischer Hochzeit. Das würde ich zumindest teilweise unterschreiben und deswegen ist mir dieser Teil des Films auch sympathischer.

                          Die Kritik scheint sich aber hauptsächlich auf den Wagner-Teil eingeschossen zu haben. Die einen klatschen johlend Beifall, jawollja! So isses!, die anderen bemängeln, dass man das ja alles schon wissen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass die Leute nur das sehen, was ihnen in den Kram passt.
                          Evan Birds (in meinen Augen die beste Leistung des ganzen Ensembles) Figur ist ein Verweis auf Justin Bieber? Bitte?
                          Und ja, Robert Pattinson sitzt diesmal nicht hinten in der Limousine, sondern auf dem Fahrersitz. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie vielen klugen Menschen das aufgefallen ist.

                          Am Ende will ich den Film auch gar nicht so sehr verteidigen. Er hat starke Einzelszenen und gute Gedanken, alles in allem hat er mich aber nicht gepackt, was, siehe oben, an der Diskrepanz zwischen Buch und Regie liegt. Aber ich finde es schon traurig, wie wenige Fachleute sich tatsächlich daran trauen, das Referenz- und Verweisgewirr zu entschlüsseln und versuchen mehr aus dem Film herauszuholen, als ihn oberflächlich als Satire (Hollywood scheißä!) abzustempeln.

                          15
                          • 7

                            Durch gelbe Wälder und goldene Stoppelfelder rumpelt der Rasenmäher, Baujahr '66. Obenauf thront Alvin Straight, Baujahr '20, im roten Flanellhemd. Aus dem Anhänger ragen trotzig zwei Gehstöcke, während an ihnen der Spätsommer im Nordosten der USA vorbei zieht. Nachdem Regisseur David Lynch über den Highway zuvor ausweglos in den menschlichen Abgrund raste, ist „The Straight Story“ nicht nur die unerwartete Antithese zu seinen surrealistischen Werken, sondern zeigt mit „Der Elefantenmenschen“ deutlich die sentimentale, romantische Seite des Filmemachers. „The Straight Story“ ist das facettenreiche und feinfühlige Resümee eines bewegten Leben im gewandt eines konventionellen Roadmovie. Familiärer Zusammenhalt, Verlust, Loyalität, Schuld, Angst und alles dazwischen sind Themen, denen sich der sture Kriegsveteran stellen muss. Sicher nicht bahnbrechend, zuweilen auch klischeehaft, aber immer ehrlich und in seinen besten Momenten auch vielschichtig, tragisch und nicht bis ins letzte auserzählt. Am Ende gönnt Lynch seinen Figuren einen versöhnlichen Schluss und bietet Richard Farnsworht die Möglichkeit sich selbst ein würdiges Denkmal zu setzen und eine wunderbare Abschlussvorstellung zu liefern. „[A]t my age I've seen about all that life has to dish out. I know to separate the wheat from the chaff, and let the small stuff fall away.“

                            7
                            • 5 .5

                              Big-Budget-Blockbuster-Blödsinn. Die Trailer versprachen albernen, aber spaßigem Quatsch und das liefert Brett Ratner letztendlich auch. Sauer stößt nur auf, dass "The Thracian Wars" der Figur alles mythische und sagenhafte komplett ausgetrieben hat. In Anbetracht bestenfalls mittelmäßiger Spezial-Effekte aus praktischer Sicht vielleicht keine schlechte Idee, aber Herkules als trickreicher Söldner ist doch uninteressanter, als der Sohn eines Halbgottes. Als antiker Hüne mit Colgate-Lächeln macht Johnson, neben einem Team aus überraschend unterhaltsamen Sidekicks, eine gute Figur. Obwohl die Helden nach jeder Schlacht von der Maske ordentlich mit Kunstblut eingerieben werden, verhältnismäßig handzahm, die Kulissen sehen entsprechend aus, der Humor kommt nicht zu kurz und um die nächste Szene vorhersagen zu können, muss man nicht das Orakel konstatieren.
                              Gefälliger und kompakter Sandalen-Prügler. Passt schon, hätte schlimmer kommen können, für einen langweiligen Samstag-Nachmittag macht man nicht viel falsch. Im Großen und Ganzen Ratners überzeugendster Film.

                              7
                              • 6 .5
                                über Lucy

                                Herzallerliebster Blödsinn, "Akira" und "Serial Experiment: Lain" noch einmal durch den Besson-Mixer gejagt. Hochkarätig besetztes und entsprechend wunderbar gespieltes (selbst von Oppi Freeman) B-Movie, mit den lausigsten CGI-Viechern seit "Sound of Thunder". Ernsthaft, die Eier so etwas im Jahre von "Dawn of the Planet of the Apes" ins Kino zu bringen, muss man auch erst einmal haben! Am Ende gibt es dann die Geheimnisse des Universums (Spoiler: 42?) auf einem USB-Stick.
                                Der beste Film von Luc Besson seit "Léon" - was, zugegeben, so schwer auch nicht ist. Straff, sauber und vor allem mit viel Überzeugung auf die Leinwand gebracht.

                                6
                                • 5 .5

                                  Exposition - The Movie

                                  "Rhodan zerstört in der Galaxie xhandarianische Außenposten"; "Sie nennen mich Terrorist, Fanatiker, nur weil ich die Gesetze meines Volkes einhalte!"; "Thanos hat meine Familie getötet, ich habe ihn verraten und will Rache"; "Ich habe nicht darum gebeten erschaffen zu werden!", "Mos Eisle...ähn, Knowhere, nirgendwo findet man mehr intergalaktischen Abschaum"; "Ich bin Groot"

                                  Selbst nach zwei Stunden voll von diesem Gebabbel, ist man nur bedingt schlauer. Wo sind wir jetzt genau? Warum fliegt da ein riesiger Totenkopf im Weltall rum? Warum schmiert sich Nav'i Matsch ins Gesicht? Wird Thanos noch mehr Filme nur auf seinem Thron im Nirgendwo sitzen? Mag niemand Benicio Del Toro, oder warum ist er zwei Filme lang vollkommen unwichtig? Wie viel Geld hat Glenn Close bekommen, um sich diese Perücke aufzusetzen?

                                  Am Ende hat man das Gefühl einen anständigen Piloten gesehen zu haben, wie das bei Marvel mittlerweile ja so ist, und freut sich auf die kommenden Abenteuer der Truppe. Aber: Wartezeit von mindestens zwei Jahren bis zur nächsten Folge? Och, nö.
                                  Ansonsten (leider) Dienst nach Vorschrift. Ja, witzig ist James Gunn. Ein interessanter Regisseur aber nicht. Das hätten andere auch so inszenieren können. Kudos für verhältnismäßig viele Masken, kein Kudos für recht hektisch inszenierte Pew-Pew-Pew-Raumschlachten aus dem Rechner.

                                  Rocket, Drax und Groot rocken, Starlord leidet arg unter seiner deutschen Synchro nur zu Gamora fällt dem Film nichts ein, außer Zoe Saldana grün anzumalen und dauergrimmig zu gucken.

                                  Mein größtes Problem mit dem Film ist aber, dass sich Gunn, meines Erachtens nach, nicht entscheiden konnte, ob er jetzt mit kindlicher Freude an diese erst einmal reichlich alberne Vorlage ran geht und sie trotzdem ernst nimmt, oder ob er das quietschbunte Weltraum-Treiben komplett der Lächerlichkeit preisgibt.

                                  So eiert das alles reichlich erwartbar von einer lustigen Szene zur nächsten. Das A-Team trifft Firefly trifft Sitcom. Klar, unterhaltsam und kurzweilig. Aber im direkten Vergleich hat der Captain dieses Jahr den deutlich überzeugenderen Kinoauftritt geschenkt bekommen und generell verortet sich der erste Guardians-Film lediglich im soliden Mittelfeld der Marvel-Film (also ungefähr zwischen Iron-Man 3 und Thor, für die Listen-Fanatiker).

                                  In Anbetracht des Hypes für mich eine milde Enttäuschung, die trotz alledem Lust macht auf ein Wiedersehen.

                                  Außerdem: Beste Post-Credit-Scene aller Marvel-Filme!

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                                  • 2 .5

                                    Zack Snyders „Watchmen“ wäre ein idealer Double-Feature-Partner für Robert Altmans „Popeye“. Titel: Warum zu viel Vorlagentreue eine richtig schlechte Idee sein kann. Sets, Szenen und Kostüme wirken wie aus einem drittklassigen Vergnügungspark irgendwo in der Lüneburger-Heide entliehen. Der ein oder andere erinnert sich vielleicht als Kind an bunt lackierte Plastikhäuschen und grotesk-hässliche Maskottchen, die nach dem Besuch noch tagelang in bester Stephen-King-Manier Träume heimgesucht haben („It's a tiny, tiny world, wir kommen Dich zu holen“, so in etwa) heimgesucht haben. „Popeye“ wirkt als habe man genau dort gedreht und die Darsteller gebeten sich dem schauspielerischen Niveau anzupassen. Robin Williams mimt einen debilen Schlaganfall-Patienten, ihm zur Seite steht Shelley Duvall die hysterischste Nervensäge seit Navi aus „Ocarina of Time“ oder Kate Capshaw aus „Der Tempel des Todes“. Das ist alles fast 1:1 aus den Comics bzw. Cartoons übernommen – einzig Duvalls in die Luft geworfene Arme fehlen. Die seltsamen Bewegungen oder Physiognomien aber an echten Menschen zu sehen, lässt einen ganz tief ins Uncanny Valley abrutschen. Das Altmans Regie zumindest in Ordnung ist irritiert noch mehr. Spätestens bei den Songs reißt dann aber jeder Geduldsfaden. Ich weiß nicht, ob man Duvall aufgetragen hat die Häuser von Sweethaven windschief zu singen – falls ja: Respekt; eins Plus mit Sternchen – aber dieses Gejaule lässt nur den Druck auf den „Stumm“-Knopf als letzten Ausweg zu. Das Drehbuch unterdessen wirkt wie ein loser Verbund von Einzelepisoden mal mit erkennbarem Bezug zur überspannenden Gesamthandlung (Die Kneipenschläger) mal komplett ohne (Der Boxkampf gegen den Sumoringer). „Popeye“ ist eine Katastrophe, aber nicht so schlecht gemacht, dass er als Trash-Perle heute noch unterhaltsam wäre. „Popeye“ ist ein von der Filmgeschichte zurecht ignoriertes, halbherziges Cash-In. So sieht also eine „In Memoriam“ aus, wenn „Club der toten Dichter“ vergriffen ist. Das Double-Feature vom Anfang kann man dann demnächst vor „Teenage Mutant Ninja Turtels“ zeigen. So haben beide Filme wenigstens einen sekundären Nutzen.

                                    6
                                    • 7 .5

                                      Drei Jahre nach „TRON: Legacy“ legt Joseph Kosinski den Videospiel-Film vor. „Oblivion“ sieht an vielen Stellen tatsächlich wie ein hochwertiges Videospiel aus, bei dem die Level rausgeschnitten wurden. In den Flugsequenzen hat man sogar das entsprechende Interface im Bild. Das ist nicht negativ gemeint, „Oblivion“ sieht toll aus. Wunderbare Landschaften, phantastische Designs und beispielhaft eingearbeitete Spezialeffekte und Requisiten. Die Geschichte ist in Ordnung. Ob das viele Geballer zwischen durch sein musste, darüber kann man streiten. Als knalligen Höhepunkt fand ich es in Ordnung, Olgas Haus am See hat eher aus dem Film gehauen. Alles in allem aber ansehnliches Blockbuster-Kino. Vielleicht nicht clever, aber auch ein Film, der seine Zuschauern nicht für dumm verkauft. Sehr sehenswert.

                                      7
                                      • 4

                                        Mein großes Problem mit Jeunet bleibt weiterhin, dass er "kindlich" oft mit "kindisch" verwechselt. Das macht seine Filme und so auch "Die Karte meiner Träume" reichlich anstrengend: Überzeichnete Figuren, hyperaktives Spring im Tonfall (vom tragischen Kindstod zum lustigen Landstreicher und zurück in weniger als 5 Minuten) und eine Geschichte, die sich nicht entscheiden kann, ob sie jetzt Roadmovie, Satire oder irgendwas mit Familie sein möchte. Da helfen auch hübsche Bilder nicht viel.

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                                        • 5

                                          Nett gemeintes Affentheater mit brauchbaren Effekten. Allerdings auch furchtbar banal und erschreckend trivial. Den stärksten Eindruck hinterlässt noch der Umgang mit den menschlichen Figuren. Die sind nämlich tatsächlich Nebensache. Hauptfigur und Sympathieträger James Franco aus dem Vorgänger taucht lediglich auf einem Videoband auf und selbst Jason Clarke verschwindet am Ende im Dunkel, ohne dass sein Schicksal dem Zuschauer klar wird. Im Zentrum stehen die Affen. Das ist mutig. Der Rest ist egal. Ich seh' in den Herz, ich seh' gut Affen, schlechte Affen und überhaupt: Radikalismus ist nicht so toll! Danke, Matt Reeves, für "Planet der Affen: Gevolution" lernen wir dann, dass man nur an sich selbst glauben muss.

                                          Inszenatorisch fügt sich der Film nahtlos in Reeves Katalog ein. Eine Actionsequenz mit gedämpften Ton ist schon das höchste der Gefühle, die wenigen anderen beeindruckenden Bilder sind aus dem Vorgänger übernommen (Affen stürmen Stadt, Affen auf Pferden, Affen United).

                                          Bemerkenswert belanglos, aber immerhin nie schlecht oder gar ärgerlich. Zum Weggucken.

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                                          • Fast and Furious - Neues Modell. Originalteile.

                                            5
                                            • 3 .5

                                              Mittlerweile scheinen wir (oder auch nur: ich) in dem Stadium angekommen zu sein, wo wir einfach nur noch resigniert mit den Schultern zucken können. "Transformers" ändert sich auch in der vierten Realfilmauflage nicht - Michael Bay ebenso wenig.

                                              Das knallt und rummst und scheppert und klirrt und dazwischen schreit eine Frau ständig "Daaaaaddy" und Mark Wahlberg guckt und Optimus Prime ist ernst und dann gibt es den lustigen Dicken und einen Samurai-Bugatti, der aber auch mal ein Helikopter ist und in China kann jeder Kung-Fu und das ist alles traurig, weil die Autobots tot sind, aber wir Menschen sind wundervoll und die Dinosaurier sowieso und der Baum des Lebens und auf dem Mond und im Roboterhimmel und bei den Aliengötter sowieso sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?

                                              Wenigstens machen "Linkin Park" jetzt wieder hörbare Musik.

                                              Oh, Moment, anders: Und mittlerweile sind auch "Imagine Dragons" scheiße.

                                              Chowabunga!

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                                              • 5 .5

                                                Der zweite Film liefert, dank Budgetschub, was alle im Erstling schon sehen wollten. Reden wir nicht über die vollkommen naive Idee und ein Verständnis von Politik und Gesellschaft, die bestenfalls als Parameter für den leichten Schwierigkeitsgrad bei „SimCity“ genügen würden. Zumindest ein paar nette Kostümideen hat DeMonaco und als launiger, wenn auch handzahmer Exploitation-Blödsinn macht das sogar Spaß. Das übertüncht natürlich das reichlich schlappe Drehbuch und Schauspielleistungen, die kaum annehmbar sind, nur bedingt. Bemerkenswert sind eher die Videospieldramaturgie und Level-Setdesigns. Neues Missionsziel: Entkomme aus dem Hochhaus!; schmeißt Du die Unbekannten aus Deiner Gruppe oder nicht?; Besiege die Gegner in der U-Bahn, eh sie Dich erreichen! Bis zum finalen Showdown in der Arena. Himmelschreiend doof, aber spaßig, besser als der Vorgänger (was, fairerweise, nicht schwer ist) und über weite Strecken auch ziemlich unansehnlich. Wenn ich den aus der Videothek mitgenommen hätte würde ich sagen: Mensch, gar nicht so schlecht!

                                                Aber wer geht heute noch in die Videothek?

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                                                • 6 .5

                                                  Die Wikinger-Truppe um Hicks und Ohnezahn bleibt auch in der zweiten Auflage „Dreamworks“ stärkstes Pferd im Franchise-Stall. Teil 2 ist dabei mehr vom Gleichen und ein Sequel wie es im Lehrbuch steht. Schon der Erstling war alles andere als unkonventionelles Avantgard-Kino, aber erzählte seine Schema-F-Story überzeugend und aufrichtig. So geht es auch weiter. Das Drehbuch funktioniert ohne wirkliche Überraschungen und arbeitet sich an den üblichen Themen (Coming-of-Age, Initiationsriten, Freundschaft) und Moraleinschüben ab. „Effektiv“ ist auch hier das Wort der Wahl. „Drachenzähmen Leicht Gemacht“ wirkt ohnehin mehr wie ein Disney-Film im technischen Dreamworks-Gewand. Am stärksten zeigt sich das eigentliche „Heimstudio“ noch im Figurendesign und Humor nur knapp über Kindergarten-Niveau. Der haut einen tatsächlich am häufigsten aus einem ansonsten sehr schönem Film, mit vielen anrührenden Moment, schönen visuellen Ideen und knackiger Action. Der schärfste denkbare Kontrast zum aktuellen Animations-“Konkurrent“ aus dem Studio Ghibli. Rein kindisch – im Schlechten, wie im Guten. Das Gute überwiegt aber merklich. Schönes Ding und tatsächlich überzeugender als die letzten Animationsabenteuer aus dem Hause „Disney“.

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                                                  • 4 .5

                                                    Schade, der erste Teil war also doch nur ein halbherziger Glücksgriff. „The Raid 2“ setzt zwei Stunden nach dem direkten Vorgänger an, spielt zwei Jahre später und macht grundsätzlich alles schlechter als der Vorgänger. Aus der kompakten Ort-Zeit-Handlung-Situation des Erstlings macht Evans eine Mischung aus „Der Pate“ sowie „Infernal Affairs“ und köchelt dabei auf ganz kleiner Flamme. Wer hier wen warum genau verprügelt ist nie so richtig klar, obwohl die Figurenkonstellation nicht wirklich komplex ist. Sicher werden jetzt stimmen laut, die das Drehbuch als zweitrangig verteidigen und auf die Actionszenen verweisen. Das funktioniert nicht wirklich, weil „The Raid 2“ gerne auf epischen zweieinhalb Stunden erzählen möchte und trotzdem durch seine Geschichte schlurft, wie ein fußlahmer Invalide. Dazu kommt: Auch die Actionszenen fallen im Vergleich zum Vorgänger merklich ab. Das mittlerweile leider genreytpische Rumgewackel – teils nachträglich digital hinzugefügt – stößt sauer auf, dafür bietet der zweite Teil etwas mehr Abwechslung. Aber auch hier das Problem: Wer da jetzt wem auf die Glocke haut ist entweder nicht so ganz klar oder auch schlicht egal. Vor allem leiden diese Sequenzen daran, dass sich Evans nie entscheiden kann, ob er jetzt bodenständig und „realistisch“ oder doch einen Anime drehen wollte. Comichafte Figuren wie „Hammer Girl“ oder „Baseball Man“ hauen einen, im wahrsten Sinne des Wortes, aus der Handlung. So viel, wie die Kämpfer hier teilweise einstecken sprengt auch schon die Grenzen der Lächerlichkeit. Das Kunstblut – teils auch wieder digital – fließt kübelweise und damit sind wir beim schmerzhaftesten Kritikpunkt. „The Raid 2“ verliert sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr in genüsslich ausgestellten Sadismen. Gesicht auf die Herdplatte, Spitzhacke in den Schädel und am Ende mit der Schrotflinte drauf. Alles in Groß- und Nahaufnahme gefilmt, um die Leute ordentlich anzuheizen.

                                                    Das sind alles Kritikpunkte, die so auch auf den Vorgänger zutreffen.

                                                    Der war als ganzes aber gelungener (wenn auch nicht frei von Fehlern), dass man bereit war darüber hinweg zusehen. „The Raid 2“ verliert in jeder Hinsicht. Überlang, zerfasert und vor allem undiszipliniert. Deutlich wird das, wenn man hört, dass Evans scheinbar mehrere Actionszenen gefilmt hat, die er dann aus dem fertigen Film kicken mussten. Vielleicht ist es das alte Problem, so bald zu viel Geld und zu viel künstlerische Autorität da ist, fehlt die regulierende Instanz. Statt kompakte Kämpfe klarem Fokus hat Evans für jede Szene zehn Einfälle, die alle irgendwie rein sollen, während der Regisseur gedanklich schon zehn Minuten weiter ist.

                                                    Darunter bricht der Film zusammen. Der Vorwurf an den ersten Teil, dass er sich in repetitiven Choreographien und Sets verliert, konnte er abfangen, weil er als ganzes straffer und fokussierter war. „The Raid 2“ will mehr. Wie ein Jongleur, der möglichst viele Bälle auf einmal in der Luft hält, sich gewaltig verschätzt und alle unter einem Schwall Kunstblut fallen lässt.

                                                    PS: Und der Wechsel des Szenarios wirft eine Frage auf: Warum zum Kuckuck hat nicht wenigstens ein Bodyguard einen handelsüblichen Revolver dabei? Wie viele Probleme weniger hätte alle, wenn man den Axt/Macheten/Hammer/Baseball-Schläger-Angreifern einfach aus sicherer Entfernung ins Gesicht schießt, statt wie irre auf sie loszurennen?

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