Dachsman - Kommentare
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Alle Kommentare von Dachsman
Abgelegenes Landhaus. Kein Netz. Masken. Machete. Axt. Und dann gab's keinen mehr.
Konventioneller aber kompetenter Slasher, mit dem besten Final Girl der letzten Jahre.
Der Wind hebt sich und der idealistische Jiro wird mitgerissen, wie ein Papierflieger ein Spielball der Stürme ist. „Wagen zu leben“, wie der Film mit Bezug auf Valérys Gedicht immer wieder fordert, das heißt dem eigenen Traum nachjagen, entgegen aller Widrigkeiten.
Früh im Film zerreißt ein Erdbeben die Welt, in der Jiro gerade angekommen ist, zu einem Geschrei aus tausend Kehlen. Spät im Film schreitet der gealterte Ingenieur durch einen Friedhof seines Lebenswerk, in dem zahlreiche Wracks die unmarkierten Grabsteine derer sind, die im Dienst für „Kaiser und Vaterland“ ihr Leben wegwarfen und andere mit in den Tod rissen. Schweigen, außer dem Pfeifen des Windes und der tröstenden Worte seines spirituellen und tatsächlichen Mentors, umgeben Jiro. Die Tragödie einer Generation weicht dem Verdruss eines erwachsen gewordenen Jungen, der den Himmel berühren wollte und sich damit abfinden muss, dass die Menschen seine Wunder für irdische Zwiste genutzt (nicht: missbraucht) haben.
Vielleicht ist es unfair, Regisseur Miyazaki die Vergangenheitsbewältigung einer ganzen Nation aufzubürden. Vor allem, nachdem er bereits mit „Porco Rosso“, „Nausicaä“ und „Das wandelnde Schloss“ direkten Bezug auf das Thema Krieg genommen und mit vielen seiner anderen Werke zumindest indirekt darauf verwiesen hat. Aber damit steht der Filmemacher vor einer vergleichbaren Verantwortung, wie der Flugzeugbauer: Wir messen uns nicht am Willen, sondern an unseren Taten.
Ein Weltkrieg fällt nicht vom Himmel. Ein Weltkrieg ist kein Erdbeben, nach welchem wir die Scherben aufsammeln und wieder aufbauen können. Ein Weltkrieg ist etwas Menschengemachtes und ein Wissenschaftler muss sich im Klaren darüber sein, dass seine Werke auch im schlechten Sinne gebraucht werden. Das ist eine Verantwortung, aus der er sich nicht stehlen kann. Einstein grämte den Rest seines Lebens über seine Beteiligung an der Bombe, Nobel verachtete seine Erfindung – das Dynamit – dermaßen, dass er seine Mittel einem Anreiz stiftete, die Friedensbemühungen honorieren sollte. Dürrematt hat ein Stück über diese Verantwortung geschrieben. Miyazaki drängt diese Gedanken – nicht vollständig! – zur großen Teilen in den Hintergrund. Am Ende steht ein Träumer, der unsanft auf dem Boden der Tatsachen landet und deswegen unser Mitgefühl verdient, dafür, dass ein Schatten auf seinen Traum fällt – nicht dafür, dass er ungewollte und vielleicht auch unverschuldet mitverantwortlich für den Tod tausender ist.
Es gibt auch in „Wie der Wind sich hebt“ große und kleine Momente, die den Film herausragen lassen. Der deutsche Exilant und Jiros Besuch in der Brutstätte des Faschismus (inklusiver einer sagenhaften Einstellung in bester Noir-Manier), das Gefühl vom Fliegen und die tragische Liebe zu seiner Frau.
Trotzdem schwankt „Wie der Wind sich hebt“ zwischen Ambition und Altersmilde, zwischen Realität und Eskapismus ungesund hin und her. Es ist ein würdiges Abschiedsgeschenk Miyazakis an die große Leinwand, wenn auch kein vollkommenes. Im Kontext seines Schaffens ist das verkraftbar, aber bedauerlich.
„Das kann das Leben nur einmal geben, denn jeder Frühling hat nur einen Mai.“
Nicht genug Anlass für "Mimimi", wird also wieder bei knapp 20 Kommentaren bleiben. Schade, die positiven Artikel sind die besten aus der Kategorie. Liste ist nicht meins, aber gerade die Zeilen über Philomena und Sils Maria und vor allem die wunderbare Kristen Stewart sind Gold wert.
Für eine Komödie zu gediegen, für eine Film-Noir-Hommage zu albern und alles in allem auch ziemlich hässlich anzuschauen. Vollkommen egal, ob „das so sein soll, weil...“ Luftbilder einer Skyline vor austauschbaren Gassen, Parkhäusern oder Apartments machen noch kein New York und Herbert Knaup wird nicht zum Amerikaner, nur weil die Stars'n'Stripes hinter ihm hängen. Der Film findet keinen einheitlichen Ton. Ulmen nervt im Ulmen-Modus oft derbe, Tramitz macht seine Sache ordentlich, der Rest vom Cast eiert unentschlossen zwischen den „Wixxer“-Filmen und „Sin City“ für Arme hin und her. Ambitioniert, am Ende aber ein ziemlicher Reinfall.
Positive Überraschung: Weder ein weiteres banales Biopic, noch eine quietschbunte Broadway-Adaption, sondern ein konsequenter Hybrid aus beidem. Statt die Darsteller in Choreographien durch die Sets hüpfen und trällern zu lassen (was gerade am Anfang überhaupt nicht zum Milieu gepasst hätte), integriert Eastwood die Songs nüchtern, organisch und vor allem sinnvoll in die Geschichte ein. Wahrscheinlich die interessanteste Herangehensweise an das Genre Filmmusical der letzten paar Jahre. Auch ansonsten alles im Lot: Toll ausgestattet, toll besetzt und gespielt, flott und mit trockenem Humor erzählt.
Raus! Raus! Die Luft ist raus!
48 Bilder pro Sekunde, 9 Zwerge und drei Hobbits hat es gedauert, aber jetzt sind auch die beinharten Fans wie ich zumindest milde enttäuscht, wenn nicht gar vergrämt.
Im Großen und Ganzen muss man natürlich attestieren, dass sich die einzelnen Teile der Mittelerde-Trilogien nie grundsätzlich unterschieden haben (lediglich zwischen „Die Gefährten“ und den anderen beiden „Herr der Ringe“-Teilen merkt man einen kleinen Bruch). Vielleicht sind es demnach Ermüdungserscheinungen, die sich bei der „Schlacht der fünf Heere“ bemerkbar machen oder die ernüchternde Erkenntnis, dass nicht alles Gold ist, was auf haarigen Füßen durch Neuseeland rennt.
Nach zwei Filmen Vorgeplänkel gibt es jetzt auf die Mütze und...im Grunde war es das wirklich. Zwei Stunden lang aufmarschieren, Säbel rasseln, brüllen, grunzen, schreien und Prügel. Smaug verabschiedet sich wenig beeindruckend im Vorspann, die bösen Geister aus dem Düsterwald fliegen genauso schnell wieder weg, Beorn, Radagast, Elrond, Saruman, die Liste mit Cameos ließe sich ewig fortsetzen. Die restliche Zeit stürmen Legolas (zur Hälfte Bloom, zur Hälfte CGI), Bard, Tauriel, Bilbo und Aragorn-Zwerg durch schnieke Kulissen an weniger schnieken CGI-Monstern vorbei. Zumindestens bei denen blitzt ein kreativer Funke auf, das Bonusmaterial auf dem Super-Enhanced-Extended-Cut wird wohl zeigen, wie viel von diesem Design del Toro zu verdanken ist. Dass einiges, wie riesigen Regenwürmer, nicht wirklich in den Tolkien-Kosmos passen? Geschenkt, lest halt nochmal die Bücher, ihr Pedanten.
Sauer stößt bei einem so betont kriegerischen Film diesmal doch die comichafte Gewalt auf. Die vierfache Elchenthauptung ist trauriger Höhepunkt davon. Der Rest ist – so fair sollten wir sein – immer noch wunderbarer Eskapismus, wie er momentan weitestgehend konkurrenzlos ist. Aber voller Abnutzungserscheinungen. Drei Filme hätte es für diese Geschichte nicht gebraucht.
Musterschülerhaft klassisch gedrehter und ausgestatteter Thriller, an dem es handwerklich kaum etwas zu bemängeln gibt. Schauspielerisch fällt lediglich die komplett fehlbesetzte Kirsten Dunst negativ auf. Kein schlechter Film, der mich aber, vielleicht gerade wegen seiner scheinbaren Perfektion, komplett kalt gelassen hat.
Kompetente Verfilmung des gleichnamigen Wikipedia-Artikels.
Simples, aber effektiv nach allen Regeln der Kitsch-Kunst produziertes Rührstück. Mit Tom Hanks im Teddybären-Modus dementsprechend zweckdienlich besetzt und von Emma Thompson erträglich gespielt. Viel zu tun haben die Schauspieler aber ohnehin nicht. Eindimensionale Figuren mit klaren Aktio-Reaktio-Rückblenden psychologisiert und in so betont kräftigen Farben gefilmt, dass man fürchtet in einer Gelbfieber-Station, statt in Disneyland gelandet zu sein. Die Rückblenden mit Colin Farrell, der durchs Outback reitet oder torkelt, wecken zusätzlich unangenehme Erinnerungen an „Australia“ oder „Winter's Tale“. Wie deutlich John Lee Hancock an einem echten Disney-Film vorbeischleimt, wird deutlich, wenn am Ende die richtige „Mary Poppins“ über die Leinwand tänzelt. A spoonful of sugar helps the medicine go down und von Minuten hier von sorgen für Diabetes.
Eine kleine Vorschau, was Moviepilot zum Hobbit 3 sagen wird:
"Ultrakunst" - Le Samourai
"Ultradunst" - Mr. Vincent Vega
"Ungefickt" - Julio Sacchi
"Ungeliebt" - Jenny von T
"Unmusikalisch" - Schlegel
"Uninteressant" - Batzmann
"Unerträglich" - Patcharisma
"Alle nur neidisch, ostalbanische Autorenfilm-Junkies!" - narrisch
Kindlich, keinesfalls kindisch, aber eben ein reiner Kinderfilm. Stilsicher gezeichnet, etwas überladen, aber auch ambitioniert erzählt. Spannend eher die Hilflosigkeit der internationalen Fanscharen, den Film einzuordnen. Vom subversiven Apokalypse-Drama bis zu „Ja nichts gegen Miyazaki“-sagen ist alles dabei. „Totoro“ fand ich insgesamt zwar überzeugender, trotzdem wunderbar als das, was er sein möchte.
Wasser predigen und Wein saufen. Das größte Problem des Panem-Franchise ist und bleibt, dass die Filme genau jene Mechanismen, die sie anprangern selbst zu nutze machen.
Im ersten Teil ein spannendes Gladiatoren-Spektakel mit Kindchenschema, jetzt handliche „Propos“ mit Chart-Mukke. Auch wenn die Filme weiterhin mit einer dem Thema angemessenen Härte auffahren – wobei das PG-13-Rating nie in Gefahr ist – und es grundsätzlich lobenswert ist, dass ein Augenmerk immer noch auf dem psychischen und körperlichen Verfall seiner Hauptfiguren liegt, ein fader Beigeschmack bleibt. Dass Katniss und ihre Mitstreiter für die gute Sache kämpfen und sterben steht nie wirklich zur Disposition. Auf der einen Seite haben wir die freiheits-, gleichheit- und demokratieliebenden Rebellen, die selbst im Bombenhagel noch ihre Katze in den sicheren Bunker retten, auf der anderen Seite den grausigen, unterdrückerischen Herrschaftsapparat, der Krankenhäuser zerbombt und Zivilisten im Dutzend billiger erschießt, verbrennt, exekutiert. Am Ende schreit aber nicht der diabolisch-dekadente Diktator Snow, sondern die ergraute Witwe Präsidentin Coin, sinngemäß, „heute gehört uns Panem und morgen die ganze Welt!“ Für Grautöne ist in der Propo-Welt von „Mockingjay“ kein Platz. Das macht die Bilder von Kindersoldaten und der unbedingten Sterbewilligkeit der Bevölkerung nur noch schwieriger.
Stark ist der Film, wie oben gesagt, in den Momenten, in denen er den Preis zeigt, den die Akteure zahlen müssen. Die durchrüttelten Nächte im Luftschutzbunker, die ungeschminkten politischen Flüchtlinge (abgesehen von Dormers albernem Sidecut mit Blümchentapete), die abgemagerten Folteropfer. Gerade die letzten Szenen gehören zu den unangenehmsten dieses Blockbuster-Jahres.
Das täuscht am Ende trotzdem nicht darüber weg, dass „Mockingjay Teil 1“ über weite Strecken zäher und langweiliger Film ist. Um überhaupt etwas wie Spannung aufkommen zu lassen, bemüht Regisseur Lawrence ganze dreimal einen Countdown gegen den die Helden anrennen müssen. Ein paar nette Momente schafft das (die nächtliche Rettungsmission, das „Duell“ Sutherland und Hauptdarstellerin Lawrence), aber für einen zwei Stunden Film ist das arg wenig. Auf einmal hört „Mockingjay Teil 1“ dann plötzlich auf. Vorher gibt es noch eine kurze Zusammenfassung, was im nächsten Film passiert und dann rollen die Credits. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Bande beim Finale raus traut, aus den schummerigen Bunkerfluren und grau-grauen Overalls.
Ich kann mit Jim Jarmusch wenig anfangen. Ein Freund von mir beschreibt seine Filme als „die Definition von prätentiösem Müll für Hipster.“ Das finde zwar selbst ich etwas polemisch, passt im Grunde aber. Themen, Figuren, Referenzen finde ich zwar alles nicht uninteressant und ich mag auch melancholisch, entschleunigte oder lakonische Erzählweisen, aber Jarmusch war mir immer als Ganzes immer zu wehleidig und im Speziellen zu undifferenziert. Vielleicht hat mir „Only Lovers Left Alive“ deswegen überraschend zugesagt.
Tom Hiddlestone als verfilztes Alter-Ego des Regisseurs verkörpert bringt alles zusammen, was an Jarmusch Augenrollen hervorruft: Alles scheiße, außer ich! Das akademische Pendant zu „Die klauen unsere Jobs!“ Macht er wirklich gut, ist in meinen Augen aber auch eine arg eindimensionale Figur – keine Ahnung, wie weit das Rückschlüsse auf das Original zulässt. Tilda Swintons – ebenso verfilzt – Charakter wandelt immer zwischen bemerkens- und bemitleidenswert. Selten lag eine starke Frauenfigur und eine platte Wichsvorlage so nahe beieinander.
Vielleicht nicht die Quintessenz von Jim Jarmusch (um darüber was sagen zu können, müsste ich mal mehr Filme von ihm bewusst sehen, aber den Durst hat auch „Only Lovers Left Alive“ nicht geweckt), aber zumindest das, was meinem Bild von Mr. Auteur am nächsten kommt. Zu gleichen Teilen erhellend wie ärgerlich, erfreulich wie enttäuschend. Der letzte Satz ist ähnlich Larifari wie der Film.
Ein gesendeter Altherrenwitz. Hat, wie so viele Sitcoms, den Bogen überspannt. "Jump the shark"-Zeitpunkt war der 22.September 2003.
Aber, always look on the bright side: Eine Chuck-Lorre-Serie down, bleiben nur noch drei. Kommt schon, Leute, wir können es schaffen!
Skurril, dass heißt bei Guy Ritchie, jemand wird überfahren. Lustig ist, wenn jemand erschossen wird. Zum Schmunzeln ist es, wenn jemand erstochen wird. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Figurenzeichnung ist ein Off-Text, ein ulkiger Spitzname und ein Akzent. Brad Pitt macht das, mit Abstand, Beste draus und ist entsprechend das Bemerkenswerteste am Film.
Eine Geschichte gibt's nicht. Es gibt Situationen, die irgendwie verbunden sein sollen, meistens durch hibbelige Montagen oder Popsongs. Zu erzählen hat Ritchie folgerichtig überhaupt nichts. Rumgepose, Rangezoome, Slow-Mos und ständig lange Monologe (Weil: Viertelpfünder mit Käse. Erinnerte Ihr Euch? War doch lustig, nech?) und am Ende sind alle tot, oder weg, oder schlicht da, wo sie am Anfang waren.
Trivialer Blödsinn, gutes Anschauungsmaterial, dass Tarantino zumindest seine Sache beherrscht, wie kein Zweiter, von all diesen Drittverwertern aber sicher noch der Brauchbarste.
Milleniumszittern und Münztelefone, hochgeschlagener Kragen und schief gehaltene Waffen – ruhiger und mit vollem Elan aus der Zeit gefallener Krimi. Neeson in seiner besten Spät-Neeson-Darstellung überhaupt, generell sehr schön geschriebene Figuren und zwei richtig ekelhaft sadistische Psychos als Gegenspieler. Da verkraftet man auch einige anstrengende Nebendarsteller, lustloses Geballer und inszenatorische Tricks (Hinter Dir!), die zwar effektiv sein mögen, sich bei ständiger Wiederholung aber abnutzen.
Wenig hat die Phantasie der Menschen so angeregt und kaum etwas eine solche Faszination und Anziehungskraft auf die Entdecker des 21. Jahrhunderts ausgeübt, wie der Blick gen Firmament. Unendliche Weiten, unentdecktes Land, the final frontier. Der Griff nach den Sternen ist nicht nur ein Menschheits- sondern auch Kindheitstraum. Wenig überraschend also, dass ursprünglich Steven Spielberg Pilot der „Interstellar“-Reise sein sollte. Letzten Endes nimmt Raumfahrt-Fan und Drehbuchcoautor und Autor-Bruder Nolan auf dem Regiestuhl Platz. An vielen Stellen ist trotzdem der spielbergsche Touch zu spüren. „Interstellar“ fühlt sich deswegen, gerade in der ersten Hälfte, mehr wie Nolan's „A.I.“ statt „2001 – A Space Oddysse“ an. Die technologiezentrierte Gefühlskälte von Nolans Regie, Matthew McConaughey als nuschelnder Weltraumcowboy, Robo-Gehilfen mit trockenem Humor und großäugige Kindchenschema gehen eine sonderbare Symbiose ein und erzeugen eine eigenes Flair. Das ist zumindest interessant. Steht atemberaubender Wunder regieren nüchternes Staunen, anerkennendes Kopfnicken über Spezialeffekte und Drehorte sowie Heulen im Close-Up (Nolans Interpretation eines „emotionalen Moments“) die Weiten des Alls.
„Interstellar“ hat trotzdem das Zeug Nolans giftigster Film für die Kinokassen zu werden. Nicht nur, dass er sich eine Stunde Zeit lässt, bis mal ein Raumschiff den Erdorbit verlässt und vorher Michael Caine, Anne Hathaway und zwei Red-Shirts Quantenphysic, Relativitätstheorie und so manch anderen Quasi-Hochtechnischen Krams mit Zero Zucker dem Publikum zumuten, auch später ist „Interstellar“ fast schon gediegen. Das liegt zum einen daran, dass Nolan die Raummission weitgehend unspektakulär ablaufen lässt, zum anderen seine Spektakel-Szenen kaum entsprechend zu inszenieren weiß. Ob die Reise durch ein Wurmloch, den Sturz in ein schwarzes Loch oder die Ankunft auf fremden Planeten, das Patentrezept für Dramatik heißt im Hause Nolan: Die Bässe hochdrehen. Das hat mehr etwas von einem passiv-aggressiven Dub-Step-DJ, als einem Filmemacher. Häufig ertappt sich der Zuschauer in diesen Szenen bei der Frage, was wohl ein anderer Regisseur aus diesen Momenten herausgeholt hätte.
Wer sich übrigens schon an Fahrstuhl-Psychodrama-Anteil in „Inception“ gestört hat, der darf sich hier auf die fünfte Dimension als dreidimensionalen Grafikfehler freuen. Die üblichen Pop-Theorie zu Wurmlöchern und ähnlichem Gedöns (Wir falten ein Blatt Papier) dürfen ebenso wenig fehlen.
Spätestens daran verheben sich die Brüder Nolan gewaltig. „Interstellar“ ist ein Abenteuerfilm mit prächtigen Drehorten und horrender Überlänge. Kaum etwas rechtfertigt das aufgesetzte Familiendrama auf der Erde und den Wurmloch-Mumbo-Jumbo vom Ende. An einem Welt- oder Gesellschaftsentwurf in einer dystopischen Zukunft ist das Skript nie interessiert. „Alles scheiße, weil Klimawandel“, lautet die Devise. Das ist plakativ und affektiert. Dass der Zuschauer nichts, über das Leben abseits von old McCaughneys Farm erfährt ist schlicht faules Stroytelling. Wie funktioniert diese Gesellschaft? Für wen wirtschaften die Farmer? Welche Form von Staatsapparat und Gewaltmonopol hat sich noch erhalten? Außer der Information, dass die NASA pleite ist und in Irland die Kartoffeln vergammeln erfahren wir nichts, was sich außerhalb der Kornkreise abspielt.
Die Idee mag ihren Reiz haben, der Film dümpelt über weite Strecke schlicht vor sich hin.
„Interstellar“ ist nie wirklich schlecht und langweilt trotz unangemessener Überlänge kaum. Aber „Interstellar“ ist auch nicht herausragend. Schöne Bilder, gute Schauspieler, ständige Referenzen auf Kubrick, aber kein Gedanke der aus dieser Mondfahrt irgendetwas von Interesse macht. Nolan möchte die zivile Raumfahrt wieder stärken in den öffentlichen Fokus rücken. Das mag grundsätzlich löblich sein, aber was hat „Interstellar“ dazu schon groß zu sagen? Jede Folge „Star Trek“ vermittelt mehr Anreiz und Aufregung für Weltraumreisen, selbst Kubricks Transzendenzerfahrung aus dem großen Vorbild, wirken verlockender als dieser trist-depressive Trip ins Nichts. „Lautlos im Weltall“ erzählte mit begrenzteren Mitteln mehr über das Thema, welches „Interstellar“ auf epische 170 Minuten breit treten möchte.
Dennoch ein sehenswertes und sicherlich auch ehrliches Projekt von Nolan. Aber kein Überfilm und ganz sicher keine „harte Science-Fiction“, sondern eine sehr ernst gemeinte Folge von „Star Trek – The Original Series“.
Inhaltlich bewegt sich Jonathan Glazers „Under The Skin“ zwischen Groschenroman und 50er-Jahre-B-Movie. Doch in der ersten Hälfte ist man gewillt, darüber wegzusehen. Wie Scarlett Johansson als legal alien durch die urbane Tristesse des schottischen Nirgendwo streift und als gefühllose femme (?) fatale Einzelgänger zuerst ver- und entführt ist schlicht sensationell. „Laura“ ist ein unauffälliger und durchschaubarer Fremdkörper in einer betont authentisch, nüchternen Alltäglichkeit, wozu die abseitigen, surrealen Szenen in ihrem Heim einen gerade deswegen so unbequemen Kontrast bilden. Referenzen zur Hilfe zu nehmen ist so naheliegend, wie zu kurz gedacht. Mit „Under The Skin“ findet Glazer zwar einen nicht unbedingt originellen (dafür steht er doch zu deutlich in der Tradition großer Vorbilder – Lynch und Cronenberg beispielsweise), aber eigenständigen Stil. Ein vielschichtiger Genre-Film, musikalisch exzellent akzentuiert und untermalt, visuell einfalls- sowie abwechslungsreich in Szene gesetzt und unbestreitbar grandios gespielt.
Aber das reicht Glazer nicht. Alles was er in den ersten Minuten so selbstbewusst aufgebaut hat, reißt er hintenrum wieder ein. Statt seine nicht unbedingt subtilen, zumindest aber subversiven Geschichte im Dunkeln zu lassen, erzählt er. In diesem Moment stolpert der Film und landet unsanft mit der Nase auf dem Asphalt. „Lauras“ mysteriöse Reise durch die Nacht, wird zum Märchen vom in Versuchung geratenen Engel. Sie will schmecken, fühlen, erkennen, wird korrumpiert von dem, was sie nur imitieren soll beziehungsweise kann und wird von der Jägerin zur Gejagten (die Leopardenjacke hätte „Lucy“ gleich anbehalten können). Fairerweise, dieser Aspekt deutet sich in den ersten fünf Minuten an, aber er deutet sich eben nur an, anstatt diese banale Idee quälend langsam auszuerzählen. Mehr als einmal bewegt sich „Under The Skin“ in dieser anstrengenden (nicht mehr im positiven Sinne) zweiten Hälfte gefährlich nahe an der Selbstparodie. Wenn die ansonsten so souveräne Johansson treu-doof im Spießerwohnzimmer Fernsehen glubschen muss, hat der Film einen unwiderruflich verloren. Da hilft dann auch ein plakatives Fanal am Ende nichts. In diesen Minuten ist „Under The Skin“ nur noch Sci-Fi-B-Movie, dem sein Arthouse-Mantel zwei Nummern zu groß ist.
Ein kahlrasierter Banderas stolpert durch die Wüste und hört Wall-E beim philosophieren über das Leben zu. Was ist ein Mensch und wann ist der Mann ein Mann? Staubiger und zäher Science-Fiction-Langweiler. Mehr "Transcendence" als "Blade Runner". Und jeder Regisseur, der allen ernstes noch Phrasen wie "It's not about surviving, it's about living" in sein Skript schreibt, steigt auf der Evolutionsleiter zwei Stufen runter und holt sich seinen Oscar ab.
Produzent: Ridley Scott – Es sind solche Momente, in denen ich die gute, alte Zeit vermisse, als Credits noch vor Filmbeginn über die Leinwand flackerten. Im vorliegenden Fall hätte ich mir bei diesem Eingeständnis nämlich nicht die Mühe gemacht, den Käse ernst zunehmen. Ich bin niemand der sofort „Logikloch!“ schreit, aber was Rowan Joffe hier als Drehbuch vorlegt ist eine bodenlose Unverschämtheit und unterbietet selbst sein Skript zu „28 Weeks Later“. Eine vollkommen konstruierte Prämisse, unglaubwürdige Figuren (Colin Firth wechselt ständig zwischen gewaltätiger Choleriker und fürsorglicher Ehemann) sowie eine faul hingeschluderte Handlung. Das grenzt schon an Arbeitsverweigerung. Gott weiß, was Stars wie Nicole Kidman (angestrengt, bin aber grundsätzlich kein Fan von ihr), Colin Firth (großartig, wie eh und je, ein kleiner Lichtblick) oder Mark Strong (verschenkt) geritten hat.
Bringt man den nötigen Willen auf über die uninspirierte Regie und das lausige Drehbuch hinwegzusehen bekommt man eine halbgare Mischung aus Thriller und Drama. „Memento“ meets „Der Feind in meinem Bett“, in seinen emotionalen Momente komplett drüber – Kidmans Liebeserklärung klingt wie von einem 14-Jährigen geschrieben – in seinen Mystery/Krimi-Momenten nicht albern genug. Am Ende wird sich mit viel Kunstblut und einem Bügeleisen auf dem Boden gekabbelt. Was ein Scheiß.
Die Hölle ist Wiederholung, hat mal jemand gesagt. „Before I Go To Sleep“ ist Lehrmaterial für diese These.
Nach "Only God Forgives ist Refn nur noch "Drive-Regisseur".
PS: Das Zitat von ihm im Artikel ist ganz gruselig...
„It’s a bit pretentious, but it’s so much fun“, beschreibt Regisseur Villeneuve seine erste englischsprachige Arbeit. Ein Film, inspiriert von José Scaramagos „O Homem Diplicado“, keine Adaption, wie er gerne betont. Der beste Weg der Arbeit eines anderen gerecht zu werden sei es, diese zu zerstören und eine eigene Interpretation daraus zu schaffen, erklärt der Kanadier auf Nachfrage. So kommt es, dass eine riesige Tarantel über einen versmogten Wohnmoloch stakst in dem ein introvertierter Philosophie-Dozent und ein impulsiver Schauspieler, die sich gleich wie ein Ei dem Anderen, aufeinander treffen. Das dominierende Spinnentier ist Louise Bourgeois „Maman“ nachempfunden und ein Bild des Films.
Spinnen stoßen die meisten Menschen ab. Im gleichen Moment faszinierend die filigranen und doch ekelerregenden Wesen. Bedrohung und Erotik liegen nahe beieinander. Das Bild ist passend, auch wenn sich Regisseur und Drehbuch-Ko-Autor Villeneuve, stets verschmitzt grinsend, einer Enthüllung verweigert. „Enemy“ schafft nicht nur dadurch eine, im wahrsten Sinne des Wortes, vergiftete, undurchschaubare Atmosphäre.
Die Geschichte selbst ist leicht zu durchschauen. „Were you with her again?“, Heidelbeeren, doppelte Photos. Das hat der Film mit David Lynchs „Mulholland Dr.“ gemein. Wo sich der aber in episodenhaften Kabinettstückchen über „irgendwas mit Hollywood“ verliert, geht „Enemy“ tiefer. Hinein in den Kopf von Adam/Anthony (großartig in seiner Doppelrolle: Jake Gyllenhaal).
Zur Sicherheit – Achtung, ab jetzt Spoiler, weil Interpretation:
Ein (nicht unbedingt schizophrener) Mann, der seine Frau betrügt oder zumindest betrügen will, weil er sich eingeengt fühlt von der plötzlichen Last der Verantwortung, die das Vater-werden bzw. -sein mit sich bringt. „You are no man!“, keift ihn die Geliebte enttäuscht an, nachdem sie die verräterische Druckstelle des Eherings entdeckt hat. Im nächsten Moment sind beide tot, während sich Mutter und Vater auf dem heimischen Sofa näher kommen.
Ausgestanden ist die Neurose der Hauptfigur mit ein bisschen vögeln aber noch lange nicht. Der Elefant steht weiterhin im Raum – wobei: Wenn's doch nur ein Elefant wäre! - denn, wie sagt man so schön: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr.
Spoilerende
Geistige Väter hat Villeneuves Version von „Enemy“ unterdes viele: Stanley Kubrick („2001“, laut Aussage des Regisseurs, wegen seiner Undurchschaubarkeit, der direktere Vergleichspunkt wäre sicher „Eyes Wide Shut“), Alfred Hitchcock („Vertigo“), Roman Polanski („Der Mieter“), David Cronenberg („Die Unzertrennlichen“, „Crash“ - einer der wenigen Filme, die Toronto vergleichsweise beeindruckend zum Schauplatz gemacht haben), David Lynch (mehr mit „Blue Velvet“ oder „Lost Highway“ also nur „Mulholland Dr.“), oder auch Brad Anderson („Der Maschinist“).
„Enemy“ ist kein mitreißender Film, vielleicht auch überladen und im Grunde auch nicht ansatzweise so undurchdringlich, wie viele Rezensionen einem glauben machen wollen. Aber „Enemy“ ist einnehmender, wunderbar und detailliert gestalteter Film, mit einem herausragenden Hauptdarsteller.
Wird nicht jedem gefallen, muss auch nicht – ich selbst bin, btw., immer noch unschlüssig – aber ist zumindest einen vorsichtigen Blick wert.
Morddrohung und Venedig-Schmach für einen gradlinigen Abenteuer-Film, der sich angenehm altmodisch anfühlt. Einige eindrückliche (Kino-)Bilder bietet Akin unbestreitbar. Vor allem aber akustisch und musikalisch ist die Odyssee des stummen Nazaret durch Wüstenei gekonnt untermalt. Mehr "Papillon" oder "Gesprengte Ketten" als "Im Westen nichts Neues" oder "Katyn" - oder, um unmittelbarer zu Vergleichen: "Gefährten" statt "Schindlers Liste".
Buh-Rufe empfinde ich als ein Zeichen von nicht erfüllten Erwartungen, statt einem tatsächlichen Werturteil. Ich fand den gut.
Von vielen Mitschauern habe ich im Anschluss gehört, dass sie sich „mehr Politik“ gewünscht hätten. „Die gehen ja nur auf eine Demo“ - das kann ich nicht nachvollziehen. Wer einen akkuraten Abriss über das Leben der Londoner Mittelschicht in den 1960ern sehen möchte, ist mit einer Dokumentation besser beraten. „Ginger & Rosa“ verdeutlicht das politische Klima anhand der Konflikte seiner Hauptfiguren (eher Hauptfigur Ginger). Der ständige Druck durch eine ungreifbare und unkalkulierbare Bedrohung lastet permanent auf den beiden Mädchen, die sich eh durch zerrüttete Familien und Pubertätswehen schlagen müssen. Die eine sucht Beständigkeit und Halt in jugendlicher Romantik, die andere will in die Offensive gehen. Natürlich ist das geprägt von Teenie-Poesie und politischen Ansichten (spätestens Gingers Gedicht am Ende zieht einem die Schuhe aus), aber wäre alles andere nicht merklich gekünstelt?
Natürlich ist die Handlungsebene nichts besonderes, aber, dass es nur darum ginge, „dass der Vater die Freundin vögelt“ ist zu kurz gedacht. Es ist nicht nur ein starker Konflikt der beiden Mädchen und ein inneres Hiroshima für Ginger, sondern auch wesentlich kraftvoller als es jede Polizeistaffel im Gegenlicht, jedes Bomben-Archiv-Material oder ähnliches nur sein könnte.
Jonathan Liebesman auf dem Regiestuhl ließ bereits, nicht zu Unrecht, das schlimmste befürchten. Umso überraschender und auch erfreulicher, dass die Neuauflage der Turtles ein spaßiges und sogar vorlagentreues Vergnügen geworden ist. Pedanten wird sicherlich die dezenten Änderung der Hintergrundgeschichte übel aufstoßen, im Grunde ist sie aber nicht nur zweckmäßig ohne den "Turtles-Mythos" (wenn man so sehr an der Hintergrundgeschichte einer Karate-Ratte hängt) zu zerstören. Und ja, Megan Fox ist nicht nur eine krasse Fehlbesetzung und geradezu entzückend überfordert, sondern ihre Figur auch so nützlich wie ein Klotz am Bein. Das gilt allerdings für alle Figuren die nicht zum Großteil computeranimiert sind. Arnett und Fichtner haben aber zumindest Spaß, Goldberg holt sich nur ihren Gehaltscheck am Set ab.
Die Turtles als solche rocken. Gelungenes Figurendesign, klar gezeichnete Charaktere und zumindest zwei Actionszenen (die Rodelparty und das Finale) haben auch ordentlich Feuer. Sicherlich, das ist nur eine teure Episode einer Cartoon-Serie mit überbezahlten Darstellern, aber als solche macht der Film verdammt viel richtig. Im Grunde der Film, den wir uns seit sieben Jahren von Bay über die Autobots wünschen - ganz ohne Überlänge. Für alle Zuschauer bis 12 Jahre, für alle, die mit TMNT-Brotbox in die Schule gegangen sind und für alle, die mal wieder einen gelungenen, Krach-Bumm-Blockbuster sehen wollen.
Mit Sicherheit keine Goldene Palme, aber zwei Daumen hoch.