Dachsman - Kommentare
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Alle Kommentare von Dachsman
Aus aktuellem Anlass noch einmal versucht, aber ich komme einfach nicht über die grotesken Klischees und Figuren vom Reißbrett hinweg. Eastwood tritt reichlich gefällig auf, so dass "Get Off My Lawn" wohl verstohlenen Applaus aus der "Jawollja!"-Ecke ernten dürfte. Statt "True Grit" eher "About A Boy" mit Grummel-Grummel.
Hat trotzdem genug Momente, die sich lohnen. Spätestens, wenn Walt als Vorbereitung auf den High Noon stoisch den Rasen mit der alten Klappermühle trimmt, kommt Sehnsucht nach vergangenen Großtaten auf. Vor dem Militärkoffer verschwimmen die Grenzen zwischen Leinwand-Alter-Ego und realer Person auf berührende Art und Weise.
Ein guter Text über Anderson. Ich bin entzückt und kann angesichts dessen sogar darüber wegsehen, dass nicht thegaffer ihn geschrieben hat. :D
Die Kamera bleibt stehen und Alice geht weiter. Dass sie etwas ungewollt zurückgelassen und unwiederbringlich verloren hat, merkt die Professorin erst nach und nach. Hier ein Wort, dort ein Termin, dann die Orientierung in der Stadt oder sogar in den eigenen vier Wänden, schließlich Gesichter, Namen, Familienbande.
Das über Jahre erarbeitete Wissen, angesammelte Erinnerungen, angehäufter Wohlstand, alles verschwimmt mehr und mehr, sprunghaft verläuft das Leben, bis immer abruptere Lücken klaffen und das Festhalten an Details die einzige Orientierung in einer aus der Ordnung geratenen Welt ist.
Eine schonungslose und niederschmetterende Reise ins beinah Unerträgliche zu all den Stationen, die Betroffene und Angehörige durchmachen. Die Wut, der Frust, die Hilflosigkeit, die Trauer, die Abschottung. Die paar Kitschspitzen (Trailer) sind letztendlich schwacher Lichtblicke, um das Geschehen überhaupt irgendwie erträglich zu machen.
Zurückgenommen inszeniert, einfühlsam gespielt. Arthouse für ein Mainstream-Publikum (ein Lob). Hat mich berührt. Honig am Arsch.
Da würde er lieber noch einmal [sic?] "Mein Kampf" lesen, empört sich einer meiner Saalgenossen lautstark, während in andächtiger Stille die Credits laufen. "Aber ehrlich", murmelt mein Sitznachbar, der sichtlich verstimmt Richtung Ausgang trottet. Trotzdem oder gerade deswegen, selbst hier in der Provinz zieht "American Sniper" noch eine beachtliche Menge Zuschauer in einer Spätvorstellung am Samstagabend. Dafür braucht es sonst schon "Ziemlich Beste Freunde" oder "Fack Ju Göthe".
Der Hitler-Vergleich ist selbstredend so polemisch wie verfehlt. Es gibt vieles, was es - insbesondere aus europäischer Sicht - Eastwoods Kino-Kontroverse vorzuwerfen gäbe. Ein übersteigerter Nationalismus ist es nicht. Den paradoxen Satz "Typisch Amerika, alles nur schwarz/weiß" können sich die halbgebildeten Pseudolinken dementsprechend dahin schieben, wo die Sonne nicht scheint.
Das entkräftet trotzdem nicht den Vorwurf, dass "American Sniper" ein ziemlich grauenhaftes Machwerk ist. "The Hurt Locker" in "Call Of Duty"-Ästhetik. Obwohl der Film immer wieder pflichtschuldig auf Kyles Kriegsneurose und eine wahrscheinliche PTBS verweist, liegt sein Schwerpunkt anders.
Kyle als Mann der Tat. Kyle die Legende, die sich in den Häuserkampf stürzt. Kyle, auf einer Mission von Gott, die er erst nach Vollendung auf einer der staubigen Straßen Falujahs zurücklassen kann. Zweifel (die Trauer nach dem ersten Schuss) und Zweifler (der jüngere Bruder) verschwinden dementsprechend spurlos aus dem Film.
Am Ende war jeder Schuss gerechtfertigt. Dafür würde er sich auch vor seinem Schöpfer rechtfertigen, erklärt Kyle gegen Ende. Er oder ich. Er hat seine Leute beschützt, ich die meinen. Mehr als eine teilnahmslose Witwe und olympisches Gold gesteht der Film Endgegner Mustafa aber trotzdem nicht zu.
Dass der Film diese Haltung einnimmt, die eines Mannes, der von der Richtigkeit seines Handelns in einer unüberschaubaren Extremsituation überzeugt ist, der versuchen muss zwischen menschlicher und militärischer Verantwortung zu wandeln ist nicht verwerflich. Eastwood feilt die indiskutablen Kanten von Kyles Memoiren an - für seine Zwecke - sinnvollen Stellen ab. Aber er lässt trotzdem jede Distanz zu dieser Heldenfigur und nichts anderes ist dieser Film-Kyle vermissen. Kyle ist Leidtragender und Leidträger, aber an seiner Position als Sympathieträger für das Publikum besteht zu keiner Zeit zweifel.
Das europäische Publikum wird sich mutmaßlich recht schnell von diesem Cowboy-Film abwenden. Ob aus den richtigen oder falschen Gründen, sei dahin gestellt. Nicht, weil Amerika grundsätzlich scheiße wäre. Sondern weil "American Sniper" bedingungslos an seine Schafe-Wölfe-Hüter-Ideologie glaubt. Weil es im Film keinen schlechten oder auch nur ambivalenten SEAL gibt, aber ganz viele heimtückische Iraker. Weil sich der Film immer wieder zu den wuchtigen Action-Szenen zurück sehnt, im selben Moment aber erzählen möchte, dass Krieg ganz schlimm wäre.
Weil am Ende das Gute über das Böse triumphiert hat.
Ich möchte übrigens, bei aller ernsthaften Trauer, die Regel aufstellen, dass nur Menschen, die mindestens 261 Minuten eines STAR TREK-Franchise Beitrag gesehen haben, R.I.P.-Bekundungen inklusive Links oder wahlweise pathetischer Apostrophen-Smileys posten dürfen.
Hat MP einen Schwung neue Nutzer bekommen, oder warum muss hier schon wieder gefühlt jedem zweiten Kommentator erklärt werden was eine Kolumne und wozu andere Meinungen gut sind?
Das wirklich ärgerliche ist, in meinen Augen, nicht einmal das Nachspielen, sondern das vermeintliche Nachspielen einer Kunstfigur mit Anstrich einer realen, historischen Persönlichkeit. Besonders schlimm, wenn auch nicht oscarprämiert, aber das dürfte nur eine Nationalität-Frage verhindert haben, Bruno Ganz in "Der Untergang". Als Helge Schneider oder Christoph Maria Herbst das ein paar Jahre später gemacht haben, wussten die Leute wenigstens, dass das ein Klischee, bestenfalls eine Comic-Figur war. Aber wenn dö Brunö dö gönzö ZAit mit teutschem AkzÄnt spricht wird auf einem darüber diskutiert, ob man "Hitler als Menschen darstellen darf". (Selten so gelacht)
Ich finde die Aufzählung von oben dementsprechend auch nicht ganz einheitlich. Kidman, Theron, Foxx, Hoffman, Streep oder Penn beispielsweise haben Figuren verkörpert/gespielt, die einer breiten (amerikanischen) Öffentlichkeit vergleichsweise bekannt sein dürften. Das öffnet Nachäffen Tür und Tor (wenn auch nicht immer, Theron mochte ich z.B. sehr gerne). Aber Connelly, Broadbent, Leo, Bale, ja selbst Gay Harden oder McConaughey dürften wenig haben, worauf von ihnen erwartet wird zu referieren (oder aus diesem Jahr Felicity Jones, auch wenn die leer ausgegangen ist; dieses Jahr abgesehen von Redmayne sowieso ein guter Rollenschnitt bei den Schauspielern).
Um Keaton tut es mir übrigens nicht einmal leid. Nicht, weil ich ihm den Preis nicht gewünscht hätte (neben Chivo das preiswürdigste an "Birdman"), aber der hat sich gestern selbst ein Denkmal als "lässisgster Motherfucker in der Geschichte der Oscars" gesetzt. Dieses amüsiert-hämische Grinsen den ganzen Abend über, immer mit dem Kaugummi deutlich sichtbar zwischen den Backzähnen. Hammer, spätestens bei seiner kurzen Laudatio war der Abend gerettet. :D
PS: Ulkig finde ich bei diesem Text übrigens die Vorstellung, dass zahlreiche MP-User jetzt fieberhaft die ZDF-Mediathek nach Vega als Junghitler durchwühlen, um beim nächsten ungenehmen Text genüsslich darauf verweisen zu können. Guido Knopp die Rente gesichert UND was für die Bildung (naja...) getan. Soll doch nur einer sagen, hier würde nur geflamed und angeeckt werden!
Hat in der Mitte einen derben Durchhänger, vom Beginn bis zum Ende des zweiten Akts, so dass sich das große Stöhnen einstellt, wenn man feststellt, da kommt noch eine ganze Menge. Was danach allerdings kommt, lohnt das Sitzfleisch. Komplett gelungen ist die Überführung von Bühnenstück auf die Leinwand nicht, dafür sehen viele Sets zu gefegt und theatral aus. Auch, dass verhältnismäßig viel gequasselt wird - auch hier wieder der Hauptbelastungszeuge: Mittelteil - stößt sauer auf.
Der Rest ist für den geneigten Musical-Freund Wunscherfüllung in Reinkultur. Ob die Spitzen an Sexualität und Gewalt zu sehr entschärft sind, darüber lässt sich zwar streiten, das tut dem Vergnügen aber keinen Abbruch. Selbst wenn die Blutleere enttäuscht, den fehlenden Riesenpimmel an Johnny Depp kann man auch als Zugeständnis an ein denkendes Publikum verstehen. Dass "der rechte Weg" der Rotkäppchen-Geschichte nie nur eine geographische Vorortung war, könnte schon zu dem ein oder anderen durchgedrungen sein.
Spannend ist, wie auch in dieser weitestgehend familientauglichen Variante der pädagogische Aspekt der kindlichen Märchenvorlagen an die Generation gerichtet ist, die beim Vorlesen hinter dem Buch sitzen, als mit großen Augen davor. Der Wechsel von einigermaßen konventioneller Märchengeschichte zur Verwüstung und Durchrütteln des Sagenkosmos klappt zwar nicht optimal, aber immer wenn man beginnt über die Makel der Marshall-Version nachzudenken, kommt ein neuer Song.
Und die Musik ist klasse. Nur so am Rande.
Es gibt in „Birdman“ die schon einigermaßen berühmte Kritikerszene. Grundsätzlich kommt die nicht an die Kritikerszene aus, sagen wir, „Ratatouille“ heran, aber einen pointierter Satz lässt Inarritu seine Hauptfigur doch sagen: „You just label everything.“ Was beim Flattermann nur Behauptung ist, ist bei Anderson Konzept. „Überzogener Kiffer-Noir mit schrägen Figuren voller comichafter Gags“, wirbt mein lokales Programmkino, beispielsweise. „Ein herrlich neurotisches Ensemble“ wird ein paar Klicks weiter „Fräulein Müller muss weg“ attestiert. "Ein leises Lustspiel über verpasste Chancen, über Wünsche und Begierden, über Auszeiten und kleine Fluchten", sei außerdem Sehnsucht nach Paris. „Packend und emotional…eine Geschichtsstunde, wie man sie sich in der Schule gewünscht hätte“, urteilt ein größerer, deutscher Kultur-Sender über Im Labyrinth des Schweigens. So geht das weiter: „atmosphärisch dichtes und sehr vielschichtiges Meisterwerk“, „Überraschend selbstironisches Drama“, „Originelle Variante des Zusammenspiels verschiedener Kulturen“, etc., etc.
Wieso diese Sätze – u.a. von SPIEGEL, Welt, aber auch dem filmdienst – untrennbar mit genau diesen Filmen verknüpft sind, ist mir nicht klar. Vielleicht bastel' ich aus den Fragmenten oben eine schicke Kritik-Kollage für "Inherent Vice". Die beste Pointe des Films dürfte also sein, wie sich die Presse daran abarbeitet. Anderson macht aber auch beim überlange Nasedrehen noch eine gute Figur. Dementsprechend hat mir auch „Inherent Vice“ gefallen. Leises Meerrauschen, betont leichter Soundtrack, flirrende Neonlichter; verkokste Nasen, ungewaschene Füße, kurze Röcke (das Pussyeater-Menü für sagenhafte 14,95 Dollar!); am Ende liegen sich alle verliebt und glücklich in den Armen und gucken trotzdem ziemlich verdattert in die Kamera.
Die unmittelbaren Reaktionen sind wohl die treffendsten: „hehe, iwie stranger film...aber lustig...weiß nicht, worum's ging, aber trotzdem iwie geil...^^“
Schon ganz ok, aber nicht der Actionkracher, der herbei geschrieben wird. Das sieht alles nett aus (abgesehen von den ständigen Lens-Flares und den ständigen Luftaufnahmen von der Stadt bei Nacht) und ist auch genauso zweckdienlich gespielt, wie erzählt - simpel und effektiv. Dass der Soundtrack ziemlich grauenhaft ist und unter anderem Kajal-Clown Marilyn Manson das unverdiente Comeback ermöglicht, verzeiht man noch.
Das Problem ist nur, dass dem Film ein ebenbürtiger Antagonist fehlt. Nach der Hälfte des Films sind die Hundekiller tot und John Wick schleppt sich trotzdem noch durch eine Stunde von Ballerei zu Ballerei. Da ist die Luft raus und das antiklimatische Gestocher am Ende rettet erst Recht nicht.
Bei aller Sympathie für die Wachowski Geschwister, aber viel zu holen ist bei „Jupiter Ascending“ selbst mit viel gutem Willen nicht. Am deutlichsten sticht noch der Besuch im Douglas-Adams-artigen Weltraum-Ministerium heraus, inklusive eines charmanten Cameos und „Brazil“-Schöpfer Gilliam.
Aber schon die rasante Rollerblade-Jagd durch die Häuserschluchten Chicagos, auf die die Beteiligten so stolz sind, ist wieder nur Blockbuster-Standard. Leute fallen, Raumschiffe machen Pew-Pew-Pew, Häuser machen Bumm. Der Film findet nie eine klare Linie, geschweige denn ein durchgängiges Tempo. Ein romantisches Weltraum-Märchen mit schockierendem Soylent-Green-Einschlag und satirischen Spitzen, inklusive süffisantem philosophieren über Zeit und Vergänglichkeit. Das ist ambitioniert.
Wenn aber ein Film dabei raus kommt, in dem Dinosaurier-Menschen die Endgegner sind und Sean Bean im Null-Bock-Modus bedeutungsschwanger Sätze wie „Bees don't lie“ sagen muss, ist man irgendwo falsch abgebogen. Eddie Redmayne macht es als Einziger richtig und wird zum intergalaktischen Nicolas Cage. Allein, um zu sehen, wie der Oscar-Kandidat jede seiner Zeilen mit maximal-melodramatisch raunt, lohnt sich der Kinobesuch.
Wofür er sich nicht lohnt, ist das Visuelle. Mögen die Wachowskis noch so viel Gestaltungswillen zeigen und die Sternenkreuzer in einer Mischung aus spätrömischer Dekadenz und comichaften Karneval präsentieren, das kann nicht kaschieren, dass vieles in „Jupiter Ascending“ aussieht, wie vor zehn Jahren am Rechner entstanden.
Dass weder Mila Kunis, als halbemanzipiertes Aschenputtel, noch Channing Tatum, als halbcharakterisierter Spaceballs-Möter im Mens-Health-Look, die darstellerischen Fähigkeiten mitbringen das zu schultern, wo Drehbuch und Schauwerte versagen, war leider zu erwarten.
Am Ende ist das alles Wassertreten. Darum herumreden funktioniert nicht: „Jupiter Ascending“ ist vielleicht nicht der schlechteste Wachowski-Film, wohl aber der, der es am schwersten haben dürfte, seine Fans zu finden. Das haben schließlich der ADHS-Pop von „Speed Racer“, die Brigitte-Philosophie von „Cloud Atlas“ und irgendwie selbst das Rumgehampel von „Matrix:Reloaded“ geschafft. „Jupiter Ascending“ will viel, unter anderem ein gefälliger Blockbuster sein. Vielleicht ist das sein größter Fehler.
Was man dem Film aber trotzdem positiv anrechnen sollte, ist der Versuch eine leidlich originelle Kinovision zu erzeugen und eine Geschichte erzählen zu wollen. Andy und Lana meinen und nehmen dies bis zum nötigen Grad ernst. Dadurch gibt es immer wieder kreative Ideen und Elemente, die den Film vor dem Absturz bewahren. Vor allem ist er nicht so selbstgefällig, wie „Guardians Of The Galaxy“.
Im Grunde sicher etwas arg schulmeisterlich, teils reichlich platte Dialoge und noch eindeutigere Symbolik (Tiefpunkt: Polit-Papa dreht die Musik auf, während die Situation in der Nachrichten eskaliert und das Telefon klingelt). Aber über weite Strecken sieht das nicht nur sehr gut aus und bietet ein paar wirklich schöne Kniffe und Tricks (wovon der stilistische Bruch im späteren Film nur die Spitze des Eisbergs ist), sondern liefert auch ein weit differenziertes Bild von Jugendlichen die in der ehemaligen DDR nach der Wende in radikale Kreis abrutschen, als es auf den ersten Blick ausschaut (und ihm viel der Blogger-Kritik zugestehen möchte).
Joel Basman liefert außerdem eine ziemlich beeindruckende Darstellung ab, mit Jonas Nay werde ich nicht wirklich warm, passt aber im Zusammenspiel.
Fand den wirklich gut, irgendwo zwischen "This Is England" und "American History X" (mit leichter Tendenz zu Zweiterem).
Ein Einzelgänger streift durch die Stadt der Sünde: Abgebrüht, desillusionierte, außen hart, innen zart. Grelle Neonlichter an den Fassaden, mattes Sonnenlicht am Tag, Jalousien-Schatten auf den Gesichtern von notorischen Lügnern und Möchtegern-Casanovas. Billige Drinks in zweitklassigen Casinos und die makellosen Spielkarten und Plastikchips, die für die Verlierer zum letzten Strohhalm und zur vermeintliche Fahrkarte in ein sorgloses Leben geworden sind.
Dieses unausgegorene Kuddel-Muddel von Vegas-Eindrücken, Genre-Versatzstücken und antriebslosen Plot von Drehbuchautor William Goldmann versuchen Regisseur West, Choreograph Yuen und Kameramann Johnson irgendwie auf Hauptdarsteller Statham (gewohnt stoisch-charismatisch) zuzuschneiden. So wird aus dem Vigilanten-Verschnitt auf halber Strecke ein Spielerdrama und immer wieder stolpert Angarano ins Bild, um ein Buddy-Movie (eher: Mentor-wider-Willen) aufzuzwingen. Drei verhältnismäßig knackige Actionszenen gönnt sich „Wild Card“ – nicht genug, um ihn aus seiner drückenden Lethargie zu befreien.
Die Luft ist raus? Die war nie drin! Am Ende fahren dann alle nach Hause und als im Gedächtnis bleibt nur, wie furchtbar unpassend die Musik war. Egal, der nächste Statham kommt so sicher, wie das Amen in der Kirche. Ich freu' mich drauf.
Teilnahmslos tickt Uhr, unerbittlich klickt der Zeiger gegen Null. Der Countdown läuft, die Fingernägel krallen sich in die Armlehne und, Heureka!, auf die Erleuchtung folgt Erleichterung. Durchatmen können trotzdem weder Zuschauer noch Schauspieler. Immerhin ist die Aufgabe nur Spannungsmoment, die Schicksale sind das Drama. Die zeichnet „The Imitation Game“ allerdings mit dem ebenso dicken wie effektiven Pinsel. Exemplarisch dafür ist Cumberbatch, der Turing irgendwo zwischen „Rain Man“ und „Sherlock“ verortet – genial, missverstanden, schwul. Konflikte, die nicht bei einem schaumigen Bier oder mit einem knackigen Apfel gelöst werden können, verschwinden aus dem Film und das tatsächliche Drama findet in vier Texttafel im Abspann statt. Heldenkonstruktion, wie sie ein Biopic und der Oscar verlangt. Ambitionslos, verklärt aber kompetent. Geschichtsstunde für den Sonntagnachmittag.
Sehr schöner Text, mit einer kleinen Korrektur:
"Die Kindheit derjenigen, die sich hier beschweren, dürfte nämlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits abgeschlossen sein."
Den Satz würde ich anzweifeln.
Und natürlich ist das (auf dem Papier) ein lupenreiner "Ghostbusters". Vier gestandene und renommierte Komikerinnen, Schauspielerinnen, im Falle von Wiig sogar Autorin und langjährige SNL-Mitglieder, das ist exakt die selbe Ausgangssituation, wie vor 25 Jahren. "Ghostbusters" hat nicht von seiner Gaga-Story gelebt und nicht von seinen Klischeefiguren, sondern von dem Improv-Talent und Humor der Darsteller. Muss einem nicht gefallen, dass überhaupt ein dritter Teil kommt - wobei es vielen offenbar auch unmöglich ist, diesen zu ignorieren (crazy Idee, ich weiß) -, aber wenn schon ein dritter kommen soll, hätte es besser nicht laufen können.
Riggan Thomson dürfte weniger Leinwand-Alter-Ego von Hauptdarsteller Keaton, als viel mehr von Iñárritu. Am besten ist „Birdman“ wohl wirklich als „stream of consciousness“, also als Gedankenstrom vom Regisseur und seinen drei Drehbuchcoautoren, beschrieben. Wirklich viel oder gehaltvolles gibt es daher auch kaum über den Film zu sagen. Hier ordnen sich alles (die wunderbaren Schauspieler, die beachtliche Machart, der mutige Soundtrack, die teils polemischen Aussagen) der Idee seiner Macher unter. Für mich hat sich das aller trotzdem zu einem stimmigen und faszinierenden Ganzen verbunden. „Birdman“ ist oft anstrengend und als „Tour de Force“ viel effektiver als „Barton Fink“ (der diesem Film so nahe steht, dass es mich schon an der Kompetenz vieler Journalisten zweifeln lässt, dass sie sich einzig an der offensichtlichen Batman-Parabel aufhängen). So absurd es klingt, „Birdman“ ist weder innovativ, noch wegweisend, aber trotzdem bemerkens- und sehenswert.
"[...] sie definieren einen Charakter und geben Rollen eine zusätzliche Nuance. Im Akt des Rauchens und seinen unterschiedlichsten Ausprägungen kann im Film Bedeutung transportiert werden. Rauchen kann stilvoll, ekelhaft, cool oder verführerisch sein: Tabakrauch ist fast immer ein Statement."
Das könnte man ja auch über den Konsum von, Marihuana sagen. Dazu lese ich aber seltsamerweise nie leidenschaftliche Verteidigungsreden oder öffentliche Statements von Regisseuren.
Schauspieler und Regie ziehen ein ziemlich holpriges Drehbuch gerade so über den Durchschnitt. Die Geschichte ist in wichtigen Momenten vollkommen konstruiert (Ich zieh jetzt bei Dir ein; OK!) oder schlicht unglaubwürdig (Schmeiß die Antidepressiva weg und geh auf einen Road-Trip!) und, dass Kristen Stewart in so gut wie jeder Szene halb nackig rumlaufen und wie ein waidwundes Reh glotzen muss ist auch ziemlich ärgerlich.
Aber am Ende sind das immer noch Gandolfini, Leo und Stewart, die machen selbst aus solch schablonenhaften Figuren noch glaubwürdige Charaktere. Das Ende ist dann so kitschig wie erwartbar, Scott Jr. drückt aber über den Film die richtigen Knöpfe, so dass ich lügen müsste, würde ich abstreiten, nicht doch berührt gewesen zu sein.
Kann man schon machen.
Muss ich als Serienfan eine Lanze für brechen: Kein schlechter Film und erst recht keine schlechte Adaption. Hat hauptsächlich strukturelle Probleme. Die Episoden in der Erdnation führen in diesem Film nirgendwo hin, versauen das Tempo und nehmen dem fulminanten Finale zu viel Platz. Gut und die Kinderdarsteller sind bestenfalls ok.
Ansonsten aber schön anzusehen und vor allem ein mutiges Gegengewicht, zu dem, was sonst als "Unterhaltung für die ganze Familie" verkauft wird. Im "Goldenen Kompass" durfte der gute Alkoholiker-Eisbär seinem Nebenbuhler noch in Großaufnahme den Kiefer rausreißen und Shyamalan wird um die Ohren gehauen, dass dieses Weichei Aang am Ende nicht das ganze böse Gesocks ersäuft.
Für richtige ostasiatische Philosophie ist in Zeiten von blankem Zynismus (Transformers 4) oder ätzender Ironie (Guardians of the Galaxy) wohl kein Platz mehr. Schade.
Das kommt heraus, wenn der "Gott des Gemetzels" zwischen "Fack ju Goethe" und der "Feuerzangenbowle" Platz nehmen muss. Gelecktes Bauerntheater voller eindimensionale Klischees, Phrasen und dümmster Binsenweisheiten. Von den Schauspielern dementsprechend geliefert - Schmeide und Engelke sind in Ordnung, von Dohnányi leistet hingegen den schauspielerischen Offenbarungseid. Grauenhaft konstruiert und voller Gags, die einem ein Sat.1-Comedy-Redakteuer (zu Recht!) um die Ohren hauen würde.
Vielleicht doch wieder Filme über Fußball, Sönke? Der heulende Opa aus Brasilien zieht bestimmt.
"Melanie Müller, der nachweislich schlimmsten IBES-Gewinnerin ever, ever, EVER."
- Uh, die Narben vom letzten Jahr sind noch nicht verheilt. :D
Herzlich Willkommen zu einer neuen Runde von Bullshit-Bingo mit der Moviepilot-Community.
Heute haben wir ein wahres Kracher-Thema für Sie: Feminismus! Wir wissen, die ersten von ihnen durchforsten jetzt schon ihre Floskel-Sammlung und Book-Marks, aber lassen Sie uns vorher grundsätzliches festhalten:
- Zuerst und am aller wichtigsten: Lesen sie nichts. Überfliegen Sie ein paar schmissige Blogs oder Kommentare von Matthias Matussek, aber halten Sie sich nicht zu lange damit auf. Die wichtigsten Schlagworte sind eh fett markiert (Femnazis, Männerquote, sexuelle Verwahrlosung) und zusammenhängende Sätze bringen die Herrschaften eh nicht zustande. Denken Sie daran: Wir wissen doch warum - die anderen müssen aufgeklärt werden!
- Sie haben ja auch keinen guten Film von einer Frau im letzten Jahr gesehen. Das ist doch ein klarer Indikator, dass die auch keine preiswürdigen Werke im Stande sind zu machen!
- Ausrufezeichen!
- Denken Sie an ihren Bekannten, der ihnen gestern noch bei einem guten Rotwein erklärt hat, dass sich in seinem Studiengang an dieser einen großen Filmschule (Hollywarts oder so) überhaupt keine Frauen für Regie beworben haben. Die wollen doch das gar nicht! Von Natur aus!
- Überhaupt, die Natur, die denkt sehr viel und hat sich auch sehr viel dabei gedacht, als sie die Filmindustrie gebaut hat! Isso.
- Diese Lügenpresser von Moviepilot klauen uns unsere Klicks! Wie die uns immer wieder zwingen, auf solche News zu klicken! Widerlich!
- Und überhaupt: Schon wieder News mit "Frau" im Titel, muss das sein? Gibt doch schon gar keine Männer mehr in der Filmwelt. Also, außer denen, die gerade nominiert worden, aber das ist eine aussterbende Art! Der Dodo des 21. Jahrhunderts!
- Warum ist GUARDIANS OF THE GALAXY nicht nominiert? 10/10, Film des Jahres!
Damit wünschen wir Ihnen viel Vergnügen bei dieser Runde, sie wissen ja, was es zu gewinnen gibt: Den virtuellen Dickschädel aus purem doof!
Freuen Sie sich schon einmal auf die kommende Runde: "Wie Sherlock Holmes den Krieg pink macht - Schwuppen-Offensive beim Oscar"
"Eine bunte Mischung, die von großer Blockbuster-Produktion hin zum kleinem Indie-Filmchen reicht."
Ja, verdammt bunt. Elf amerikanische Produktionen, von denen vier im dreistelligen Millionenbereich eingespielt haben, von denen zehn einen weltweiten Kinorelease hatten, von denen vier Teil eines Franchise sind und die durch die Bank weg gut bis sehr gute Kritiken (in ihrer jeweiligen Sparte) bekamen.
Ein wahrer Paradiesvogel, dieser Gunn.
Kann mir nicht helfen, ich mag den immer noch. Elementares, scharfsinniges oder gar neues hat Braff über sein Thema ("Twenty-Something and the seemingly infinite quarter-life-crisis") zwar definitiv nicht zu erzählen. Aber vielleicht wirkt "Garden State" gerade dadurch wie ein musterhaftes Beispiel für die Gedanken seiner Zielgruppe. Wehleidig, gewollt skurril (oh, Entschuldigung, meine natürlich "random"), mit einem hippen Indie-Song auf den Ohren, ein bisschen nervig, ganz arg prätentiös, aber irgendwie auch niedlich.
Vorschlag für den Soundtrack von seinem dritten Film: Peter Maffay, Die toten Hosen Unplugged, Cro und immer wieder Coldplay.
Da laufen sie los! Das Oscar-Rennen 2015 ist offiziell eröffnet. Angelina Jolie legt gleich ordentlich vor: „a true story“ mit Überlänge und Weltkrieg, inklusive Christus-Allegorie.
Allerdings aus dem Evangelium nach Mel Gibson. Viel Folter, viel Pein, viel Qualen und am Ende gibt es noch eine kurze Texttafel, wegen irgendwie so Erlösung und Vergebung. Egal, lieber nochmal in die Fresse! Richtig aufgepasst hat sie beim australischen Fanatiker aber nicht. Der hat immerhin verstanden, dass die offenkundig betroffene, insgeheim aber geil geifernde Meute auch was sehen möchte. Steve McQueen hat das besser gemacht und dafür dann auch letztes Jahr den Goldjungen bekommen. Bei Jolie – die abseits vom Regiestuhle, das muss gesagt sein, absolut achtbar ist – sehen Kriegsgefangene auch nach jahrelanger Folter und Zwangsarbeit aus wie Modells. Bisschen Ruß und eine Kerbe im Ohrläppchen machen noch keine Moorsoldaten.
Gewichtige Starthilfe kriegt das Biopic von gleich vier Schreibern, darunter auch die Coen-Brüder. Warum trotzdem alle Figuren entweder in Kalenderweisheiten oder Durchhalteparolen sprechen müssen, erschließt sich nicht ganz. Genauso wenig, wie die groteske Dämonisierung der Japaner. Rachsüchtige Schatten der Vergangenheit, grundsätzlich im Gegenlicht und von schräg unten gefilmt oder aber, noch widerlicher, Propagandisten im feinen Anzug, pfui Deibel!
Ansonsten: Schnulz-Streicher von Alexandre Desplat, hilflose Schauspieler, die nichts mit ihren platten Abziehbild-Figuren anzufangen wissen, hässliche CGI-Möwen und wenn nach zwei endlosen Stunden endlich der Abspann rollt, gibt einem Chris Martin den Rest. „Miracles“, ja, von wegen.