dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

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    Wanna-Be-Office-Space-With-Vampires. Aber nichts davon wirklich erreicht.

    Das Skript sprüht halt nichts vor Lustigkeit. Die Einführung ist mau, das Auftauchen des "Vampirproblems" ist mau, der "Vampirfaktor" ist mau. Alles mau. Dialoge könnte man sogar als "nicht mal mau" bezeichnen.

    Nicht einmal Pedro Pascal rettet hier noch etwas (ich habe ihn nicht einmal erkannt). Mein relativ großzügige Bewertung kommt letztlich daher, dass ich eine Grundsympathie für den Film hatte und man das extrem beschränkte Budget gespürt hat (eher ein No- als ein Low-Budget-Streifen), so dass da auch Mitleidspunkte mitschwimmen.

    Wenn ein Schauspieler sich erstmals zum Regisseur macht (Brian James O'Connell) und ein Erstlingsdrehbuch (von Ryan Mitts) verwendet, dann wird's halt selten gut. Hier keine Ausnahme von der Regel.

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      dbeutner 29.11.2015, 18:18 Geändert 30.11.2015, 11:12

      "Return to Homs" zieht einen eigentlich nur zwingend herunter, aber das ist ja nicht immer das Schlechteste. Hier wird es mitunter fragwürdig, weil Talal Derki eben wie ein "embedded journalist" einer Seite ein menschliche(re)s Gesicht gibt, die andere Seite als anonyme Masse zeigt, die schießt und auf die geschossen wird. Dass solche Art der "Kriegsdoku" eher die Fronten verhärtet und damit Öl ins Feuer gießt, sollte man zumindest grundsätzlich verstehen. "Einer der besten Dokumentarfilme aller Zeiten" ist es also ganz sicher nicht, weil dazu schon jedwede Distanz fehlt, zudem hat der Film über weite Strecken keinen Inhalt zu bieten.

      Dennoch: Unbedingt sehenswert. Nicht so sehr, weil der Film ernsthaft Geschichte vermitteln würde, das tut er nämlich so gut wie gar nicht. Trotzdem ist es für westeuropäische Augen sicherlich wirkungsvoll, wenn man Straßenzüge 2011 sieht, wo gefeiert und getanzt wird und alles noch relativ bunt ist, und 2013 die gleichen Straßenzüge eine einzige Zerstörung abbilden. Zerstörung, nichts als Zerstörung. Ich habe vor gut 20 Jahren in Vukovar kaum andere Bilder gesehen, aber immerhin war der Krieg da vorbei. Der durchschnittliche Deutsche denkt allerdings, dass "Krieg" ein Wort mit 5 Buchstaben sei, aber keinesfalls Fluchtgrund. Hier hilft der Film ggf, seine Gedanken und Maßstäbe etwas zu ordnen.

      Und so unschön es ist, den aufkommenden Waffenfetisch bei ursprünglich gewaltfreien jungen Menschen zu sehen, so sehr zeigt es eben auch, wohin der "bewaffnete Kampf" führt - peinliches Männlichkeitsgehabe, und am Ende sind alle Freunde tot.

      Der Film zeigt keine Lösung, es gibt hier auch keine Lösung, die noch etwas mit Menschlichkeit zu tun hätte. Einmal mehr schauen wir auf einen besonderen Fleck auf der Erde und sollten erkennen: Die Menschheit ist leider im Kern etwas ganz schön kaputtes. Dass wir jetzt hier und hier jetzt (und nicht vor 75 Jahren) leben, ist unser großes großes Glück. Aber im Kern ist es letztlich fragwürdig, das Wort "menschlich" positiv zu konnotieren.

      PS: Zur Filmzusammenfassung hier: "über drei Jahre (August 2011 – August 2013)" -- ich sag's immer wieder: Mathe Grundstudium für alle würde die Welt auch schon verbessern...

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        dbeutner 29.11.2015, 17:52 Geändert 29.11.2015, 17:53

        Geghypter deutscher Streifen ohne Cut? Na gut, wenn den so viele so toll finden...

        Über zwei Stunden später kann die Ernüchterung kaum größer sein. Zunächst mal sind die Darsteller ein ganz übler erneuter Hinweis darauf, wie schlimm es um diesen Beruf in Deutschland steht. Laia Costa & Burak Yiğit müssen nicht so dick auftragen, dürfen sich also etwas zurücknehmen und Laila Costa auch noch süß gucken - das hat dann zumindest nicht weh getan. Der Rest des Ensembles hat mir eher Schmerzen verursacht.

        Alleine die Improvisationsunfähigkeit. Nun muss man als Schauspieler nicht zwingend gut improvisieren können, aber wenn man's nicht kann, sollte man es auch lassen. Auch ein Sebastin Schipper hätte merken müssen, dass dabei massiv unterdurchschnittliche Qualität herauskommt. Es gibt dafür auch einen objektiven Gradmesser, das sind die wiederholten Sätze/Satzfragmente, entweder eigene Wiederholungen oder Wiederholungen von etwas, was jemand anders gerade gesagt hat. Und das zieht sich hier ganz schrecklich durch den ganzen Film. "Hör doch mal auf Alter!" -- "Ja echt ey Alter, hör doch mal auf!": Wer sich da nicht fremdschämt, hat ein bisschen den objektiven Maßstab verloren.

        Dass die Story hanebüchen ist, ist nur der letzte Todesstoß. "Ich hab hier mal nen Grundriss von der Bank, übt mal 5 Minuten..." Das fasst sich die Hand an den Kopf und der schüttelt sich nur noch. Oder Victoria, die natürlich hilft wie sie kann, egal was um sie herum passiert.

        Am Ende scheint es primär die Idee gewesen zu sein, "One Take" zu machen. Das ist zwar irgendwie reizvoll und man verneigt sich ein wenig vor der logistischen Leistung und dem Mut - wenn dabei allerdings tendenziell Schrott heraus kommt, war die Idee einfach nicht gut.

        Andererseits: Ich hätte es wissen können. Schon zu "Mitte Ende August" hatte ich vor vier Jahren vermutet, dass Schipper nur gute Filme abliefern kann, wenn das Ensemble ihn vor sich selbst rettet. Das war hier einmal mehr nicht der Fall.

        Ich wünsche dem Deutschen Film zweierlei: Mehr Qualität an der Basis und ein anspruchsvolleres Publikum!

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        • Toll, aber wie schon bei "The Act of Killing" nicht komplett aus sich heraus verständlich, bzw. es fehlen Infos zur vollständig korrekten Rezeption. Daher ganz ganz dringende Empfehlung, den Film zu kaufen und dann auch die Extras zu sehen; gerade das lange Q&A mit dem Hauptdarsteller macht vieles klarer, beantwortet Fragen, die einem selbst durch den Kopf gehen, und ist wahnsinnig intensiv. Support Joshua!

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            dbeutner 14.11.2015, 20:00 Geändert 15.11.2015, 16:24

            Ab und zu bin ich in Freiburg, seit vielen Jahren, und immer seltener genieße ich das dortige Filmprogramm im Kino, weil es in den letzten 3-5 Jahren einfach deutlich schlechter geworden ist; das Angebot für O-Ton-Publikum hat sich so ausgedünnt, dass ich mitunter schon gar nicht mehr ernsthaft erwarte, etwas angeboten zu bekommen.

            "A Man Can Make a Difference" lief nun am Donnerstag zum Bundesstart auch in Freiburg an, und den habe ich dann mitgenommen.

            Und wurde nicht enttäuscht. Porträts von Menschen, die ihr Ding durchziehen, und dann hier auch noch bzgl. einer Sache, die ich zumindest in Teilen teile, sind ja eh meine Ding. Dass das ganze handwerklich arg amateurhaft daherkommt, kann ich nicht ganz unerwähnt lassen, und ist deswegen schade, da der porträtierte Ferencz jemand ist, der an sich selbst einen perfektionistischen Maßstab anlegt, und es daher verdient hätte, auch mit einer Doku dargestellt zu werden, die nicht weniger "Spitze ihrer Art" ist. Ist sie aber nicht.

            Zum Handwerklichen konkret: Dass zB der Ton verschiedener Audioquellen recht unterschiedlich laut ist, ist nicht das Schlimmste, zeigt aber, wie wenig Perfektionismus im Projekt steckt. Schlimmer ist schon, dass die Doku keinen Faden verfolgt, nicht einmal den trivialen Faden des Lebens. Wir springen immer wieder zwischen den Themenfeldern Nürnberger Prozesse, Entschädigungsfragen, ICC und Persönlichem hin und her. Schade auch die Überkonzentration auf die Interviews mit Ferencz; nicht, dass der Mann nicht gut zu interviewen wäre mit seinen damals 93 Jahren, seinem Humor, seiner Ernsthaftigkeit und seiner Empathie. Aber zu so jemandem könnte es noch mehr "Beiwerk" geben. Allerdings waren die wenigen Interviews mit seinem Sohn etwa ganz groß, was wiederum an der Person selbst liegt (mindestens ein so scharfer und klarer Denker wie sein Vater!).

            Inhaltlich werden ein zwei Brüche in der Selbstwahrnehmung Ferencz leider nicht einmal thematisiert, was der gleichen (über)Konzentration auf die Darstellung durch sich selbst geschuldet ist. Da ist zB die Frage der Todesstrafe - so angenehm es ist, dass Ferencz eine kritische Distanz zu jedem Krieg und zu seiner Heimat USA entwickelt hat, so (vermute ich) ist es wohl eine rein psychologische Frage, warum er die Todesstrafen, an denen er selbst als Ankläger beteiligt war, nicht in Frage stellt (und dabei sogar - das einzige Mal im gesamten Film - in ein unangenehmes Fahrwasser rutscht, wenn er eher mit der Geste der leichten Verachtung über "Menschenrechtsaktivisten" spricht). Ein wirklich gutes und nicht schleimendes Porträt braucht kritische Auseinandersetzung, die fehlt hier.

            Das gleiche gilt für die Einrichtung des ICC. So gut es der Film schafft, den steinigen Weg dorthin zu beschreiben und damit auch, dass die Einrichtung des ICC historisch etwas "Erkämpftes" ist, so wenig wird sich mit der Realität des ICC auseinandergesetzt, der es - daran sind die USA natürlich mehr Schuld als der ICC selbst - nicht schafft, sich von seiner europäischen Überwacherfunktion in afrikanischen Kriegen & Konflikten zu lösen.

            All das ist jetzt viel kritischer Text, und trotzdem: Der Mann ist einfach zu besonders, als dass man sich diesen Film entgehen lassen sollte. Zugleich ist es sicherlich sinnvoll, sich mit den Nürnberger Prozessen und dem ICC entweder schon beschäftigt zu haben oder das im Umfeld des Films einmal zu tun. Ob der Film wirklich für "junge Leute" geeignet ist, sei mal dahingestellt -- er braucht dann sicherlich pädagogische Begleitung. Denn auch hier - pädagogischer Aufbau - spielt der Film nicht seine Stärken aus.

            Trotzdem für alle Interessierten am Thema: Aufgrund der Person Benjamin Ferencz' eine unbedingte Empfehlung!

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              über El Club

              Katholische Kirche, Missbrauch. Daraus einen ganzen Film zu zimmern, ist schon gewagt, es sei denn, man geht das "ganz anders" an oder bringt "ganz neue" Aspekte rein. Larraín hat ein bisschen beides versucht, immerhin, scheitert aber in meinen Augen auch an beiden Aufgaben. Eventuell fehlt mir aber auch einfach Chile-spezifischer Hintergrund, das mag ich nicht ausschließen und vermute sogar, dass mir zumindest der eine oder andere Bezug fehlte, um Dinge zu verstehen.

              Insbesondere das Ende ließ mich etwas ratlos zurück. Soll einfach alles und jedes Ereignis im Film "Gleichnis" sein? Ansonsten wüsste ich nicht, ob ich das Ende nur dumm oder sogar unerträglich dumm finden soll, fehlt es gerade da an inhaltlicher Ernsthaftigkeit. Gerade die Ernsthaftigkeit des Vortrags in Summe war es dafür, die mich den Film die ganze Zeit hat toll finden lassen wollen - an meinem guten Willen, dass ich enttäuscht oder eher völlig ratlos aus dem Kino kam, lag es also nicht.

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                Auch wenn die Monthy Pythons hier - zumindest als Aliens - mit am Werke waren, man sollte auf keinen Fall einen "echten MP" erwarten; dafür ist die Komödie zu schlicht und zu sehr standard, kaum böse und recht massenkompatibel. Und originell geht auch anders.

                Wenn man allerdings wie ich einfach mal gerne wieder etwas eher Lustiges sehen möchte, und Simon Pegg eigentlich immer mag, dann geht das Ding schon wieder recht in Ordnung. Im Vergleich zu "Bruce Almighty" ist der Streifen deutlich sympathischer und dann schon wieder - zumindest im direkten Vergleich - britischer.

                Kurzum: Am Ende eine Frage der Erwartungshaltung. Erwartet nicht einen "großen Pegg-Streifen" und keine nebengleisigen MP-Humor. Sondern eine kleine Komödie, die mehr an den Rändern als im Zentrum zu überzeugen weiß.

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                  dbeutner 14.11.2015, 19:07 Geändert 15.11.2015, 16:26
                  über Forever

                  Alice erlebt einen Schicksalsschlag, und wir lernen im Intro noch ein paar weitere Figuren kennen, die alle das Schicksal gezeichnet hat, mal mehr, mal weniger durch eigene Handlung. Scheinbar um eine Reportage um eine merkwürdige Gemeinschaft anzugehen, schließt Alice sich dieser Gemeinschaft - von zukünftigen Selbstmördern - an und und wird dort auch zögerlich aufgenommen.

                  Kleines Independent-Drama, welches sich seinen naheliegenden philosophischen Fragen leider komplett verweigert und damit sein Potential achtlos wegwirft. Was schade ist, da Grundkonstellation und Umsetzung zumindest alles andere als blöd oder schlecht sind. Hat insofern die ganze Zeit bei der Stange gehalten, aber am Ende doch etwas fad nachgewirkt. Schade drum.

                  Wer mal eine Mischung aus Sarah Polley (mag ich) und Scarlett Johansson (mag ich nicht) sehen will --> Deborah Ann Woll ;-)

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                    dbeutner 03.11.2015, 17:38 Geändert 03.11.2015, 17:38

                    Ich finde zwar BlueFox' Bewertung in Summe deutlich zu hart, aber ich habe mich auch vor allem hieran gestört: "keinen Plot". Dass man ohne echte Erzählung deutlich über zwei Stunden rauspressen kann, ist schon 'n Ding. Andererseits fand ich sowohl Abraham Attah als Agu stark und nachvollziehbar, und Idris Elba sehe ich nunmal gerne, auch als "großen bösen schwarzen Mann".

                    Natürlich hätte das Thema Ansätze für mehr Tiefe gegeben; ein echter Plot hätte mehr Spannung erzeugt. Mit einer ordentlichen Prise grundsätzlicher Empathie fand ich trotzdem, dass der Streifen ausreichend "bei seinen Figuren" war und das Publikum dorthin auch mitnahm. Nur Erkenntnisse oder reflektierende meta-Gedanken darüber hinaus - die gibt es leider nicht.

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                      dbeutner 01.11.2015, 16:12 Geändert 01.11.2015, 16:13

                      "The Man From U.N.C.L.E." versucht in seinen komischen und selbstironischen Momenten gar nicht erst, die großen Brüller zu positionieren, sondern kommt in seinem Witz eher charmant und teilweise fast bescheiden daher. Das fand ich sehr sympathisch und sorgte dafür, dass ich auch die "übliche hanebüchene Spy-Story" gar nicht erst zu ernst an mich herangelassen habe. Das Setting ist stilvoll, und ein bisschen erinnerte mich das ganze an das seinerzeitige leicht kultige "No One Lives Forever"-Computerspiel. Darstellerisch ging alles in Ordnung, ohne dass man hier jemanden über Gebühr zu feiern hätte. Dass man sich immer wieder gerne keine Mühe gibt, deutsche Figuren auch ordentliches Deutsch sprechen zu lassen (hier insbesondere Vikander), ist eine sehr grobe Peinlichkeit gewesen, aber da reiht Ritchie sich auch nur in eine Reihe mit anderen ein. Dennoch peinlich. Der Rest ist aber besser :-)

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                        dbeutner 01.11.2015, 15:43 Geändert 01.11.2015, 21:03

                        Equilibrium hat selbst wenig mitzuteilen; inhaltlich bedient man sich ein bisschen hier (Fahrenheit 451) und da (Brave New World etc pp), den Rest füllt man mit Action auf, die sich ebenfalls an Drittwerken (Matrix) orientiert.

                        Das Ergebnis sieht meistens zumindest interessant aus, kann aber nie über die fehlende inhaltliche Tiefe (und ich erwarte keineswegs tiefste Philosophie, aber doch etwas mehr als das gebotene Nichts bzw. Vorhersehbare) hinwegtäuschen. Die Actioneinlagen verlängern nur, begeistern aber mich zumindest gar nicht. Kamen mir gefühlt eher wie Werbeunterbrechungen vor - "oh, jetzt das schon wieder".

                        Christian Bale spielt eher routiniert, aber gut. Wirkliche internationale Aufmerksamkeit hatte der gute Mann - der hier immerhin schon 16 Jahre Schauspielkarriere hinter sich hatte - bereits zwei Jahre zuvor mit American Psycho auf sich gezogen, der auch sonst auf allen Ebenen (gerade auch Bale!) deutlich stärker war.

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                          dbeutner 29.10.2015, 17:50 Geändert 01.11.2015, 15:46

                          Horror(Komödie) meets Metal - der entsprechende diesjährige FFF-Streifen dürfte etwas weniger mit der Erwartungshaltung seines Publikums zu kämpfen haben als der letztjährige Vertreter "Metalhead".

                          Es gibt also tatsächlich immer wieder etwas Musik (gut, ist zwar nicht meine, habe mich aber auch nicht dran gestört). Najaaa, und der Film ist auch janz nett. Aber dafür, dass das die im Vorfeld gefühlt angesagteste Horrorkomödie des FFF-Jahrgangs 2015 war, war der Witz doch sehr leidlich. Insbesondere im ersten Drittel versackt jede Pointe, und mein Lächeln war mehr gequält-mitleidig. Das wurde noch etwas besser, aber in Summe ist der Streifen einfach etwas sehr gezügelt witzig... LowBudget ist hier eben leider auch im Skript zu fühlen.

                          Wer Horrorkomödien UND (!) Metal explizit mag, der kann hier durchaus einen Blick riskieren. Fehlt eine der Eigenschaften, tut der Film vllt nicht richtig weh, kann man aber auch getrost links liegenlassen.

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                            dbeutner 24.10.2015, 20:43 Geändert 26.10.2015, 18:06
                            über Faults

                            Das Langfilmdebüt von Riley Stearns, "Faults", ist bemerkenswert originell, man darf allerdings nicht übersehen, dass Leland Orser in seiner Hauptrolle eine Menge der Qualität trägt (ganz im Gegensatz zu Mary Elizabeth Winstead, die mitunter sehr verloren im Bild wirkt). Auch hätte ich den Bildverantwortlichen (Michael Ragen) gerne öfter mal geohrfeigt für sein mangelndes Gespür für Bildverhältnisse.

                            Aber eigentlich will ich nicht meckern, sondern loben. Das Finale, so merkwürdig und damit tendenziell unvorhersehbar es daherkommt, hat mich zwar nicht wirklich beglückt, aber der Weg dahin war auf jeden Fall schick inszeniert und geschrieben.

                            Lief auf dem FFF 2014 und ging irgendwie damals an mir vorbei, ein toller Vertreter auf jeden Fall. Wegen Regie, Script, Dialogen und vor allem wegen Leland Orser unbedingt sehenswert für Freunde des leicht Abseitigen.

                            Verglichen wird ja gerne hier mit den Coen, ich würde aber sagen, mindestens mit einem starken Schuss Quentin Dupieux. Und dennoch letztlich recht selbständig in seinen potentiell ernsthaften Ansätzen (bei denen es aber bei mir gerade am meisten haperte).

                            Empfehlung, und Riley Stearns sollte man sich in jedem Fall merken! Wenn der wieder mit guten DarstellerInnen und besserem Kameramann arbeitet, wird das recht sicher was!

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                                Tja, der hat so gar nicht gezündet bei mir. Allerdings ist auch objektiv hinzuzufügen, dass 30 Versuche, jemanden nicht mit Witz sondern mit (albernen) Kunststücken zum Lachen zu bringen, enervierend sind. Der Film trampelt 2/3 seiner Laufzeit absolut auf der Stelle; das Ende hat mich ein ganz klein wenig versöhnt und noch nochmal einen halben Punkt drauf legen lassen. In Summe aber vergebene Lebenszeit für mich.

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                                  über Intacto

                                  Eigentlich ein interessanter Ausgangsstoff, aus dem aber kaum etwas gemacht wird. Die Inszenierung hielt mich immer bei der Stange, so dass ich letztlich eher einen halben Punkt drauf gepackt habe; auch 6.5 würde ich rechtfertigen können.

                                  "ein fesselndes Werk, das philosophische Fragen nach Glück und Pech aufwirft"?!?! -- genau die habe ich schmerzlich vermisst. Bzw.: Wenn die Handlung wenigstens konsistent gewesen wäre, hätte ich ggf. auch reine Unterhaltung statt Hintergrundfragen akzeptiert. Da der Film aber ziemlich pointless daherkommt und auch ein paar Nebenstränge unmotiviert einwebt, ist weder das eine noch das andere wirklich gegeben. Wie gesagt, hat der Film mich trotzdem irgendwie durchgehend interessiert gehalten, aber letztlich wohl mehr, weil ich hoffte, dass das noch was kam, was nicht kam.

                                  Ich stehe halt auf spanische Werke, und Max von Sydow als auch Mónica López fand ich beide nett anzuschauen. Wer meine Vorlieben nicht teilt, dürfte bei kritischer Rezeption noch etwas enttäuschter sein.

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                                    Double-Feature-Empfehlung ist hier fast trivial: Searching for Sugar Man.

                                    In beiden Filmen ist die erzählte Story ziemlich abgefahren; vorliegend die Qualität der Bilder auf der einen Seite, die Frau, die ihren Job als Kindermädchen wohl vor allem wegen der Möglichkeiten, rauszukommen und zu photographieren gewählt hat, und ihre wahnsinnige Introvertiertheit auf der anderen Seite. Oder beides zusammengefasst: Da ist jemand mit Hingabe und Talent Künstler in der obersten Liga, nur kaum jemand weiß das.

                                    Beim Erzählen selbst hapert es leider auch hier, wie im genannten Vergleichsstreifen: Zwar wird man sehr schnell abgeholt und reingerissen, aber es hätte viel mehr Abstand zwischen "Entdecker" und "Erzähler" geben müssen - hier ist es ein und dieselbe Person (John Maloof). Man muss ihm zugute halten, dass er offensichtlich mit viel Enthusiasmus an die Sache gegangen ist, aber ein versierter DokuFilmer / investigativer Journalist hätte da präziser arbeiten können, viel präziser.

                                    Dennoch aufgrund der Geschichte als solcher einmal mehr eine unbedingte Dokuempfehlung, die noch einiges an mehr Potential gehabt hätte.

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                                      dbeutner 08.10.2015, 22:29 Geändert 08.10.2015, 22:31

                                      In seinem Kern schick von Idee und Machart her, mit einer durchgehend recht überzeugenden Rebecca Hall (auch Joel Edgerton gefällt durchaus). Leider sind die beiden Hauptcharaktere zu eindimensional gezeichnet (und Jason Bateman gibt sich alle Mühe, da tendenziell noch eins draufzusetzen), und der Psychothrillerteil zur Mitte ist schon etwas abgeschmackt. Ein paar zu grobe Sachen im Drehbuch lassen angesichts des durchaus hintergründigen Themas die Ernsthaftigkeit der Billigkeit leider geopfert sehen.

                                      Insofern kann ich BlueFox' Kommentar unter mir auf der ganzen Linie verstehen. Ich habe mich dennoch (vor allem wg Rebecca Hall) gut unterhalten gefühlt und fand den Kern des Films durchaus anregend. Wäre aber einer differenzierteren Umsetzung mit mehr Drama-Schwerpunkt würdig.

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                                          dbeutner 28.09.2015, 10:31 Geändert 28.09.2015, 10:37

                                          Mein dritter Villeneuve, und es ist eigentlich immer das Gleiche: Irgendwie ordentliche (hier teilweise sogar gute) Inszenierung eines Stoffes, der, wenn man hinter den Vorhang schaut, völlig überkonstruiert ist und sich damit selbst einer guten Portion seiner Ernsthaftigkeit beraubt.

                                          Also das Gute hier: Die Inszenierung der Vergangenheit mit einer hammertollen Lubna Azabal. Zwar eine Liga darunter, aber immer noch absolut anschaubar in seiner jeweiligen Inszenierung auch die restlichen Teile des Films. Sprich darstellerisch, kameratechnisch etc ist eigentlich alles im absolut grünen Bereich.

                                          Aber. Aber: Die Gesamtstory ist so dermaßen an den Haaren herbeigeschrieben, dass es eigentlich nur noch um "Gleichnis" gehen kann, man darf sich an der konkreten zusammengeschriebenen Story nicht stoßen. Tue ich aber, weil es auf mehreren Ebenen Unsinn ist, was wir da sehen.

                                          Villeneuve stößt sich an solchen überkonstruierten Werken nicht nur weniger als ich, er mag das scheinbar sogar. "Prisoners" war da nicht unähnlich angelegt, in Summe fand ich "Incendies" trotzdem noch einen Ticken stärker. Es ändert aber nichts daran, dass ich mit Villeneuves Art nicht richtig zurecht komme und auch "Sicario" daher mehr als skeptisch gegenüberstehe. Wenn der nicht zündet, trotz del Toro, dann kommt Villeneuve endgültig auf meine persönliche Blacklist.

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                                            dbeutner 22.09.2015, 17:30 Geändert 26.09.2015, 14:38

                                            Die Story ist einfach sehr besonders: "unglaublich" einerseits und ein sehr sympathischer, selten geerdeter Mensch, der sein eingeschlagenes Leben lieber weiterverfolgt. Diese Zutaten - und gute, wenn auch in meinen Ohren nicht ganz so "völlig überirdische" Musik - sind es, die "Searching for Sugar Man" eine Doku werden lassen, bei der jeder einigermaßen empathiebegabte Menschen irgendwann das kleine Zittern bekommt, so wie es die Tochter mitunter noch in der Stimme hat...

                                            Leider ist die Machart der Doku keineswegs auf gleichem Niveau, und das wurde scheinbar auch bei der Oscarverleihung wie in manchem Kommentar hier übersehen. Am Ende kann das gar nicht sooo viel relativieren, weil der Stoff einfach "überbesonders" ist, da hat man als Filmer schon eine echte Herausforderung, das in den Sand zu setzen. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sich Malik Bendjelloul hier reichlich Mühe gegeben hat. Der Ausgangspunkt der erzählten Geschichte ist sicherlich sehr mittelmäßig gewählt, und man bekommt erst nach einer halben Stunde das Gefühl, sich einigermaßen im Kontext zu bewegen; dann aber wird noch einer und noch einer drauf gesetzt. Wenn auch hier wieder mehr vom Inhalt als der Erzählung.

                                            Es werden daneben Erzählfäden einfach fallen gelassen, etwa die Tantiemen-Frage. Das sind handwerkliche Doku-Fehler, von denen es auch gleich mehrere gibt. Am Ende greift - Kritik hin oder her - aber der inhaltliche Stoff so sehr, dass selbst ich erst bei 8.5 Punkten die Obergrenze setzen würde; erstmal 8.0 Punkte, vllt. lege ich aber nach einer zweiten Sichtung noch etwas nach.

                                            Wegen des grundsätzlichen Inhalts und der Frage, wie unterschiedlich Entwicklungen auf zwei Kontinenten sein konnten, plus dem Porträt eines außergewöhnlichen Menschen: Unbedingt schauen. Der Film hat unter diesen Zeichen Seltenheitswert. Aber handwerklich hätte dieser Stoff deutlich mehr Qualität verdient gehabt - und ohne weiteres die Möglichkeit, zumindest bei mir 9++ Punkte einzusammeln. Die Chance wurde leider relativ grob vergeben.

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                                              dbeutner 20.09.2015, 20:25 Geändert 22.09.2015, 17:35

                                              "Kawaki" ist anstrengend. Die schnellen Schnitte sind es vor allem zunächst, die viel Aufmerksamkeit kosten, aber ohne wirklich den Intellekt zu bemühen. Das ist nicht herausfordernd, sondern eben nur: anstrengend.

                                              Gefühlt ging der Film für mich auch mindestens 2,5 Stunden, und ich war entsprechend verwundert, dass es in Wirklichkeit nicht einmal zwei Stunden sind.

                                              Dazu kommt, dass es auch so gut wie keine Identifikationsfiguren gibt. Die Protagonisten sind, so wird über die Zeit klar, einer schlimmer als der oder die andere; oder es gibt reine Opfer, die aber auch nur ihren Zweck erfüllen.

                                              Grimmig. Ich glaube, das beschreibt die inhaltliche Ebene recht gut. Und Kôji Yakusho spielt diese Grimmigkeit sehr überzeugend, wobei sein Charakter eben bei aller fesselnden Spielweise letztlich nicht besser ist als alle anderen.

                                              Dieses reine Schauen in den Abgrund war in seiner konkreten Inszenierung schon sehr wild und eigen, aber frohlocken kann ich über einen solchen Streifen anschließend nicht. Anerkennen, dass hier jemand mal etwas mit eigener Note abliefern wollte - ja. Ob das wirklich gelungen ist oder ob die Stakkato-Inszenierung nicht einfach "zu viel à la Music-Clips" ist und keineswegs künstlerisch wertvoll - das müssen wohl alle BetrachterInnen jeweils für sich entscheiden.

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                                                dbeutner 20.09.2015, 20:01 Geändert 20.09.2015, 20:13

                                                "Il Conformista" spannt nun nicht gerade große politische Bögen - man könnte auch ernüchtert sagen: "Und dir Moral von der Geschicht: Faschisten sind so gut nun nicht". Aber dafür muss man keinen Film schauen ;-)

                                                Wer sich für faschistische Architektur interessiert, wird zumindest breit bedient (ich tippe mal, dass unter diesem Aspekt Lars von Trier der Film besonders gut gefällt ;-)). Und Fragen der sexuellen Revolution sind an dem Film auch nicht vorbei gegangen.

                                                Gefesselt hat mich eigentlich der Film mit der Erwartungshaltung, dass Clerici mehr Ambivalenz zukommt. Passiert aber nicht (wirklich). Letztlich ist genau das der Punkt des Films - die Sehnsucht nach Normalität, Unter- oder Aufgehen in der Masse - ob diese Sehnsucht nun durch individuelle Momente heraufbeschworen wird, oder nicht - das tut letzten Endes gar nicht so viel zur Sache (von daher empfinde ich die "Hintergrundgeschichte" auch als ziemlich überflüssig). Clerici passt sich an und ist völlig überzeugungsfrei und gerade dadurch gefährlich.

                                                Filmisch merkt man dem Streifen sein Alter an; optisch mochte ich alles, auch wenn mir faschistische Architektur immer wieder einen kleinen Schreck versetzt, so kann ich mich einer gewissen Faszination nicht entziehen. Zudem gibt es eine Szene, die unmittelbare Vorlage für die Empfangshalle in "Brazil" sein könnte.

                                                Akustisch wird es schwieriger; insbesondere ist der Film auch im Italienischen nachsychronisiert (wie das dort öfter gemacht wurde), was in den Ohren schmerzt, da die Akustik vorne und hinten nicht stimmt, und in den Augen, weil es eben nicht immer genau ist.

                                                In Summe interessant, aber nicht der ganz große Wurf, der so einem Streifen künstlerischen Kult zukommen lassen müsste. Ein Filmkind seiner Zeit, dass ich heute eher aus musealischem Interesse begutachte.

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                                                    dbeutner 19.09.2015, 17:31 Geändert 25.09.2015, 11:11

                                                    Wohin will der Film? Hier sind zwei Stoßrichtungen genannte - Thriller & Drama -, und genau dazwischen kann Regisseurin Kim Farrant sich nicht recht entscheiden. Am Ende ist es für mich Hugo Weaving, der mit seiner sanften aber intensiven Art vor allem als Darsteller mal eine durchgehend sehenswerte und angenehme Performance abliefert. Während auf der anderen Seite Joseph Fiennes in seinem Musterbart-Gesicht mich eher gegruselt hat. Kidman irgendwo dazwischen - sie schafft Atmosphäre, aber über 110 Minuten immer die gleiche.

                                                    In seinem Ansatz interessant, in seiner konkreten Umsetzung leider nicht viel draus geworden.

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