dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • 6 .5

    Will Ferell spielt die Rolle des desillusionierten Mannes, der Job & Frau verliert schon sehr sehr passend. Und er trägt auch irgendwo die Grundstimmung des Films, der dadurch eine gewisse durchgängige Qualität wahren - und von den Kritikpunkten (nur leicht) ablenken - kann.

    Und da wäre zunächst einmal der extrem künstliche Plot an sich. Das Ausgangsszenario, ohne den der Film nicht existieren würde, ist an den Haaren herbeigezogen und wird auch noch detailliert vom Film selbst als hanebüchen entblößt. Dann der Bullen-Freund (Michael Peña als Frank Garcia), der einfach völlig neben der Spur gecastet wurde - Peña ist nun mal ein weiches Bürschchen und kein großer Mime, der anders könnte (normalerweise ist er auch in diesem Wissen besetzt).

    Aber am Ende - dass der Film LowLowLowLowBudget ist, will ich ihm überhaupt nicht ankreiden, wenn er originell wäre, würde ich das Gegenteil tun - verliert sich der Film vor allem in seiner Belanglosigkeit. "Alles wird gut, irgendwie, wenn Du Dich zusammenreißt und irgendwann den Arsch hoch kriegst" - das ist wirklich für über 90 Minuten arg banal. Da rettet auch Laura Dern mit einem Gastauftritt nichts mehr, oder Rebecca Hall in dem nicht weniger unkonzentrierten Nebenstrang der neuen Nachbarin, die den leisen Annährungen des (furchtbar nach Bier stinken müssenden) Nick irgendwie immer wieder in Ansätzen erliegt.

    Ja, "unkonzentriert" ist wohl die Vokabel, die meine Kritik ganz gut in ein Wort zusammenfasst. Potential war vorhanden, aber das, was man zu sehen bekommt, hätte auch in 25 Minuten, dann sogar knackig, zusammengefasst werden können, unter Auslassung aller Unsinnigkeiten.

    • "RTL Zwo - der Sender mit Niveau." Das trage ich schon seit Jahren mit mir rum und mag mich nicht mehr drüber aufregen. Habe aufgegeben. Dummheit siegt.

      • 7 .5

        Auf jeden Fall: Sehr originell ;-) Dass Simon Pegg am Drehbuch mitgeschrieben hat, überrascht nicht; die Story ist schon, hm, "besonders durchgeknallt". Die Charaktere sind krass überzogen, nicht weniger die Stimmen, womit wir aber auch schon bei einem Kritikpunkt angekommen sind: Zumindest im Original sind die Stimmcharaktere teilweise grausam gecastet. Zwar hat man sich Mühe gegeben, SchauspielerInnen mit Rang und Namen zu verpflichten, aber wohl vergessen, dass Stimme und Charakter eine Einheit bilden sollten. Richtig massive Fremdschämmomente löst das etwa in der Hütte aus, wo das Paar von ca. 20-30 Jahre zu jungen SprecherInnen akustisch verdorben wird.

        Insofern, auch wenn die SprecherInnen ebenfalls comicartig überzogen "gut" agieren, würde ich hier mal raten zu schauen, ob evtl. die deutsche Synchro mal ein Plus sein könnte.

        Bei aller Sympathie für den Streifen muss man ehrlich sagen, dass sich schon durchgehend ein Low-Budget-Eindruck einstellt. Könnte auch alles Blender/OpenSource sein. Das würde mich am Ende gar nicht stören, wenn die Story zwischen krass-lustigen Einfällen und eher belanglosen Standardideen nicht mitunter etwas wenig zieht. Es hätte einfach durchgehend böser sein können - hier denke ich z.B. an "Terkel in Trouble", dessen Story zwar nicht so ungewöhnlich-hanebüchen ist, der aber mitunter in der Geschichte etwas mehr Mut entwickelt. So oder so - wer das eine aus dem hohen Norden mag, wird das andere wohl nicht ganz schlecht finden.

        1
        • 6 .5

          Starker Einstieg, laue Forsetzung. Wirklich unterhaltend oder witzig fand ich das ca. 3 Folgen lang, wobei die ersten Folgen auch etwas anders angelegt waren als das, was danach kam. Da wurden etwas größere Bögen gespannt, während später pro Folge doch sehr zentral eine Geschichte abgehandelt wurde; die sich wiederholende Einarbeitung der Nebencharaktere ist zwar nett, wurde aber auch in gewisser Weise beliebig nach hinten hin.

          Hatte ich mich am Anfang noch gefreut, dass die Moral zwar wahrnehmbar, aber doch mehr zwischen den Zeilen war, wurde auch das auf Massenniveau verändert - dadurch wurde aber alles weichgespült und tendenziell schmierig.

          All das gilt auch für Jason Lee, den ich grundsätzlich für einen bemerkenswert unbegabten Schauspieler halte, der aber in den ersten Folgen in dieser Rolle noch irgendwie originell war. Aber auch das platte und leicht antiintellektuelle Dauergegrinse nervt spätestens dann, wenn es keine Abwechslung erfährt, und man am Ende sieht: Der schaut da so lustig aus der Wäsche wie in den ultrabrutalen Chipmonks-Streifen.

          Nette Grundidee also, deren Niveau ich jedoch als "ausbaufähig" bezeichnen möchte...

          • 5 .5

            Ich bin arg zufällig über den Film gestolpert, dachte aber dann: Samuel L. Jackson und Tommy Lee Jones in einem Kammerspiel - das MUSS einfach Qualität haben. Leider war das etwas schnell geschossen.

            Schauspielerisch - und da dürften die Erwartungen ja zunächst hochliegend sein - ist das schon eher tragisch zu nennen. Auch wenn Jones produziert und selbst Regie geführt hat, spürt man eher den Aspekt, dass es sich um eine HBO-Fernsehproduktion handelt. Kurzum: Es riecht nach wenig Geld, wenig Takes, schnelles Abdrehen. Gerade Jones - der natürlich auch die introvertierte Rolle hat - spielt aber sehr sehr eindimensional. Jackson darf ab und an etwas aus sich herausgehen, aber auch dort: Es gibt Darsteller, die brauchen keinen Raum, keine großen Gesten, um etwas zu versprühen (nehmen wir Anthony Hopkins). Das schaffen beide nicht einmal im Ansatz.

            Für das Drehbuch kann Jones zwar nichts (das ganze basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Cormac McCarthy), für die Auswahl aber schon. Und die Vorlage hat einfach einige größere Schwächen. Da ist zB das "Up-and-Down", welches in einem solchen 2-Personen-Kammerspiel immens wichtig ist, schon um die Spannung aufrecht zu erhalten. Die größte Vorlage in dieser Richtung ist wohl "Una Pura Formalità" - gut, der Vergleich mag auch unfair sein. Dennoch: "The Sunset Limited" überrascht nicht, bringt kein echtes Wechselspiel der Gefühle, und wenn das dann doch einmal passiert, so erst gegen Ende und dann mit einer Wucht, die völlig sinnfrei erscheint (/plötzlich/ bricht der Gläubige nach einem /plötzlichen/ wuchtigen Monolog des ansonsten so in sich zusammengefallenen Selbstmörders fast zusammen -- "albern" ist wohl die richtige kritische Kategorie zu dieser Darstellung). Das fehlende "Wechselbad der Gefühle" spiegelt auch die lange Einseitigkeit der Ausführungen wieder, vor allem Jacksons, die auch inhaltlich alles andere als stark sind. Man muss sich eine Menge christlichen Schmonz anhören - da habe ich schon intelligenteren Ausführungen aus christlicher Überzeugung gelauscht. Das positive Rumhacken auf der Bibel etwa - naja, das klappt auch nur deshalb, weil keine Sau das Buch gelesen hat. Der Teil war schon lächerlich zu nennen.

            Kamera und Schnitt kommen noch als so richtig ärgerlich hinzu. Sehr viele halbnahe Einstellungen in Schuss-Gegenschuss - klar setzt man das ein, wenn es gerade hoch her geht, aber hier sehen wir das über gefühlte 70-80%. Da fehlen Raumgefühl, Reaktionen etc. Eine weitere Umsetzungsschwäche macht das ganze noch etwas nerviger: Der Film hastet sich ab, die Sache darzustellen. Kaum Pausen, keine Ruhe. Es wirkt handwerklich gehetzt.

            Insgesamt: Schwache Darstellung, gemessen an den Schauspielern und ihren Möglichkeiten, aber immer noch "gut". Die Story hingegen, die Dialoge und vor allem der Dialogverlauf sowie die technische Umsetzung von Kamera und Schnitt sind schon Dinge, die außergewöhnlich doll (bei jemandem, der da eigentlich nicht pingelig ist) aufstoßen.

            1
            • Die Startfolge ist leider nicht 90 Minuten, sondern eine reguläre 55-Minuten-Folge, die lediglich bei FX in einem 90-Minuten-Slot steckte (Rest ist Werbung). Aber am Ende egal, halt "nur" ein "normaler" toller Start einer starken Serie. Kein Grund zur Beschwerde.

              • 0

                Um's gleich zu sagen: Ich habe den Film nicht gesehen. Und halte mich auch entsprechend kurz: Wer das Ticking-Bomb-Szenario als Film als Folter-Statement behandelt, für den habe ich so gar nichts übrig. Und wer meint, in Fragen der Folter (gleiches gilt für die Todesstrafe) gäbe es so etwas wie "Neutralität", ist schwer auf dem Holzweg. Wer hier "Neutralität" beansprucht, hat sich tatsächlich von einem Grundverständnis von "Rechtsstaat" etc komplett und endgültig verabschiedet.

                Zum Hintergrund des Ticking-Bomb-Szenario und der entsprechenden Diskussion in Deutschland, die von Brugger seit langem forciert wurde und in Daschner ihren vorläufigen Vollstrecker gefunden hat: http://www.stop-torture.de/resolution.html

                Ansonsten noch die Anmerkung, dass ich S.L.J. einen tollen Schauspieler finde, aber mit dem Film hat er nun schon mind. das zweite Mal inhaltlich /aber so richtig/ daneben gelangt ("Rules of Engagement" ist der andere mir bekannte Fall). Frage mich, wie der politisch tickt... (sehr unsauber scheinbar).

                Zum Kotzen.

                • Und zur Ehrenrettung von Jennifer Lopez muss ich aber mal "U-Turn" einwerfen...

                  1
                  • 7 .5

                    "Attack the Block" /muss/ sich aufgrund des Themas und der personellen Verstrickungen Vergleiche zu "Shaun of the Dead" (oder "Hot Fuzz", thematisch etwas weiter weg) gefallen lassen - und erfüllt dann doch rel. wenige der Erwartungen. Aber meine Kritik wäre auch ohne einen Ansatz von dieser Erwartungshaltung im Wesentlichen nicht anders ausgefallen:

                    Am Ende ist es ein Film, der mit ein paar netten Witzchen und Sprüchen aufgelockert (und da habe ich schon einiges komisch gefunden) rel. stark doch dem "spannenden" Faden seiner Story Tribut zollen will. Das Gute daran ist, dass das Tempo des Films rel. hoch und von der Musik gut unterlegt ist; der Beat stimmt einfach. Was ich daran aber mehr als schade fand war, dass dabei am Ende eben kein großer "Londoner Kids zeigen den Aliens mal, wo der Hammer hängt"-Spaß wurde, sondern der Thrill-Faktor unnötig hochgehalten und der Spaß damit doch ebenfalls unnötig gedrückt wurde. Die "Lösung" des Problems wird dann auch eher mit einem finalen Peng umgesetzt als durch fortlaufenden Spaß - "fortlaufend" haben die Kids zunächst deutlich weniger zu Lachen als Publikum und Aliens.

                    Die Darstellung der Aliens war irgendwo sympathisch (also die technische Umsetzung - nicht, dass ich mit denen Kaffee trinken wollen würde) - billig schwarz mit Leuchtemund, und schön laut, das Böse in ihnen kam deutlich mehr über die Tonspur. Britisches Understatement hat eigentlich nur Nick Frost versprüht in sehr typischer (aber auch sehr gern gesehener) Besetzung, aber es bleibt eben nur eine Nebenrolle.

                    Schnell, spannend, mit ein paar Schockmomenten und Gedärm nichts für empfindliche Seelen und am Ende zu wenig witzig, um sich als Komödie / Persiflage durchzusetzen. (Will er wohl auch gar nicht, aber da sind wir wieder bei der Erwartungshaltung...)

                    1
                    • 7

                      Für so unbedeutend ich den Film am Ende auch halte - da MP hier keinerlei Infos zur Story hat, schiebe ich das mal in aller Kürze nach: Zwei Männer laufen im Wald umher, einer klaut an einer Waldhütte ein Auto, ein anderer bleibt verletzt vor der Hütte liegen. Der Hüttenbewohner kümmert sich um den Mann, der aber nicht weiß, wer oder was er ist oder warum er solche Schmerzen hat. Und nachdem im Krankenhaus sein Augenscan in der Welt-Personendatenbank keinen Treffer erzeugt, jagen plötzlich alle den Mann und alle, die ihm helfen wollen, weshalb der Hüttenbewohner erst einmal umso solidarischer wird...

                      Hört sich ein bisschen wie ein WannaBe-Bourne-in-Mexico an und funktioniert auch zunächst in etwa so - nur etwas weniger gut. Die hinter dem Plot steckende "Verschwörung" ist mehr ein persönlicher Racheplan. "Zukunft" wird durch rel. wenige Elemente suggeriert, etwa ein "Touch-Hologramm" (wie abgegriffen...).

                      Und so flott der Film auch ab und zu ist, so böse versucht er am Ende, nochmal eine ganze Reihe von Haken zu schlagen, wobei man aber bei jeder kleinsten Wendung so etwas von ahnt, dass man hier in die falsche Spur geschickt werden soll. Eine der Endszenen ist dann auch noch brutal konstruiert, damit der falsche Eindruck auch für die Beteiligten irgendwie "funktioniert" - aber das ist dann schon eher lächerlich.

                      Der Film hat zum Thema "Wer-bin-ich-Thriller" rel. wenig Neues beizutragen. Wirklich schick war vor allem die ruhige Performance von Carlos Bracho (Wikins) - insbesondere die Stimme ist der absolute Hammer (nah dran an Pablo Adán, der Stimme von Pan in dessen Labyrinth).

                      4
                      • 5

                        Ja schade. Man hätte das Thema den Dänen oder den Briten in die Hand geben sollen, dazu mit einem Batzen Geld für die Umsetzung. Denn Thomas Cappelen Malling hat mit "Norwegian Ninja" einen Trash-Film abgeliefert, der über eine nette Grundidee für große Späße verfügt, diese aber dermaßen versemmelt, dass es schon Leid tut. Lacher hatte ich glaube ich nicht einen, und selbst das Schmunzeln musste ich unter größerer Anstrengung der Gesichtsmuskeln künstlich fabrizieren.

                        Fühlt sich an wie Spätsiebziger-/Frühachtziger-Trash, soll es teilweise auch, die Musik gegen Ende ist Folter für die Ohren. Wobei einzelne Ideen schon recht witzig sind - aber: das macht noch keinen Film, und eine witzige Idee muss auch noch gut umgesetzt werden, leider fehlte es mir auch daran. Die Story wird nicht gerade mit Schwung erzählt und verhaspelt sich auch noch.

                        Bleibt am Ende: "Oh wie jammerschade, jammerjammerschade."

                        3
                        • 6 .5
                          über Shaolin

                          Überambitionierter Martial-Arts-Streifen mit einem irgendwie etwas witzigen Jackie Chan in einer Nebenrolle.

                          Die Story hat in Ansätzen geradezu Shakespear'sche Tragik, verfuchtelt sich aber darin, immer noch einen und noch einen Aspekt bzw. Höhen und Tiefen der Grundstory einzuarbeiten, anstatt einen großen Bogen rund zu erzählen. Mit anderen Worten: Zu lang.

                          Gegen hierdurch bedingte Ermüdungserscheinungen helfen dann noch einmal eine ganze Reihe von sehr hübsch inszenierten Explosionen, die es durchaus mit der "Zentralexplosion" vom "22nd of May" aufnehmen können. Die Waffentechnik zieht ein (gab' schon mal, erinnere mich gerade nur nicht ans Werk).

                          Gesehen habe ich den auf dem FantasyFilmFest 2011, wo es auch hierzu einen "Geschwisterfilm" gab - "The Lost Bladesman". Beides hat mich nicht angemacht, am Ende ist es wohl einfach das Grundthema, welches nicht meines ist. Wem das eine gefällt, den wird auch das andere nicht nerven.

                          • 7
                            dbeutner 30.08.2011, 14:31 Geändert 04.05.2015, 16:36

                            Das Beste: "Die Stadt der Blinden" ist viel schlimmer :-) Und wie viele auch schreiben mögen, dass die beiden sich nicht vergleichen lassen: Der Vergleich liegt absolut auf der Hand, aber am Ende ist halt zuzugeben, dass die "Stadt der Blinden" einfach enervierendes dummes Zeug ist, wo "Perfect Sense" zumindest etwas Sinn macht - ganz sicher nicht perfect, sogar rel. weit davon entfernt, aber anschaubar.

                            Vor allem habe ich eine große Unsicherheit bemerkt. Die Darstellung des Verlusts der Sinne, die deutlich mehr über die Tonspur (Off-Stimme) als über visuelle Erzählung geschieht. Oder: Die Protagonistin ist ausgerechnet Epidemiologin, und zunächst auch noch der "Seuche" irgendwie auf der Spur - aber das fällt schnell hinten runter und ist eigentlich völlig unwichtig. Dass die Brüste Eva Greens hier ein Schaulaufen in mehreren Runden abziehen, wirkt mit der Zeit auch eher peinlich anmutend. Ach, und dass die Ereignisse teilweise um Stunden versetzt vor sich gehen, und wenn's der Dramatik gut tut, alle im selben Moment betroffen sind - schon eine kleine Beleidigung der ZuschauerInnen.

                            Am Ende funktioniert der Film mE noch in erster Linie als Liebesfilm, wenn da auch die zentrale Message reichlich banal ist (Liebe ist die Reduktion der Empfindungen der Menschen auf das Wesentliche. Oder so.). Da gibt es Momente, in denen man mitleiden kann.

                            Aber was ich dabei noch gut fand, mag (und wird vermutlich) etwas völlig anderes sein, als das, was uns der Film eigentlich verkaufen will (treffend: "Das klingt etwas didaktisch und ist es wohl auch: ein filmischer Aufruf zur Besinnung." - http://www.critic.de/film/perfect-sense-2926). Streng genommen geht es um eine Katharsis. Und die Klarheit, die dabei präsentiert wird, könnte den Verdacht bringen: Der Film wurde vom Papst in Auftrag gegeben (ok, das Brustschaulaufen spricht dagegen).

                            Wer die Chance hat, den Film im O-Ton zu sehen, sollte seine Ohren auf zumindest eine Dauerprise Schottisch einstellen, wenn auch die meisten Mimen hier eher Sprachübungen betreiben (dort kann man dann dennoch gut folgen).

                            • 7 .5

                              Beginnt als harter Knastfilm und behält seine Härte und zunehmende Spannung auch noch eine Zeit lang bei. Die Prügeleien tun auf den Ohren weh, und das ist gut so: Wer sich den Film zuhause anschaut, tut gut daran, die Soundanlage ordentlich aufzudrehen.

                              Schöne Frauen gibt es (vor allem Alice Taglioni als Polizistin, sowie - sehr Nebenrolle - Caterina Murino als Franck's Frau), beide aber mit dem gewissen kleinen Mangel an Ausstrahlung (Taglioni spielt aber schon gut). Und auch die männlichen Protagonisten sind nicht ohne - Albert Dupontel ist das passende Gesicht für den herausgeforderten (Ex)Knacki, während Stéphane Debac als Fiesling Jean-Louis Maurel ebenfalls überzeugt.

                              Schade ist, dass der Thriller in der ersten Hälfte eher unkonventionell ist, dann aber in der zweiten Hälfte zunehmend in den üblichen Fahrwassern dümpelt. Zudem ist das Ende gar grausam unsinnig, das ist nochmal ein herber Schlag. Immer immer wieder machen die Thriller das, kommt da nie jemand raus aus dem Strickmusterkatalog? Hach...

                              Im direkten Vergleich mit dem FantasyFilmFest-Gegenspieler "Point Blank" würde ich "The Prey" eher bevorzugen, aber wirklich nehmen tun sich beide Filme nicht viel - sie bieten Spannung, französische Moderne und einen sehr angenehm frischen Cast. Aber enttäuschen auch beide dann, wenn man auf der Suche nach dem außergewöhnlichen Film ist.

                              • Auch wenn unterdurchschnittlich bewertet: Wer bei Pacino Einseitigkeit der Rollenauswahl bemängelt, sollte sich den "Kaufmann von Venedig" (im Original, es ist Shakespear) zuführen - grandios in meinen Augen, insbesondere Pacino. Glengarry Glen Ross wurde schon genannt, möchte ich aber nochmal wiederholen, damit niemand denkt: Pacino kann nur Thriller/Mafia...

                                3
                                • 9

                                  Eine wirklich so hochwertige Serie, dass zunächst schon alles Äußere sehr reizt, Ausstattung, DarstellerInnen, Kamera, ... Der Mythologie-Theorie von Carnivàle kann man sicherlich vorwerfen, zu komplex zu sein, um ernsthaft "Sinn" zu machen beim reinen Zuschauen - aber am Ende schaffen die Macher es, genau dieses Unwissen als Reiz zu positionieren, als Anreiz, mehr zu erfahren von den Hintergründen, warum der das kann und der das macht und...

                                  Soweit Carnivàle mit TwinPeaks verglichen wird, gibt es allerdings einen sehr, sehr großen Unterschied: Carnivàle ist weitgehend humorfrei. Das ist schade, denn erst der extreme (und meist subtile) Humor macht TwinPeaks zu etwas deutlich mehr Besonderem als "irgendeine Mysterie-Serie".

                                  Aber wie gesagt, ich fand's dennoch toll, begeisternd, spannend. Und das Ende ist wirklich gemein - auf der einen Seite immerhin die Hauptstory "erst einmal abgeschlossen", zugleich aber mit einem Knaller als Cliffhanger, der auch noch meinen weiblichen Lieblingscharakter betrifft. So gemein...

                                  3
                                  • 8 .5

                                    Kevin Smith hat's einfach drauf! War ich zunächst skeptisch: "Smith macht Horror?" (und echten Horror meide ich wie der Teufel dieses besondere Wasser), war dann doch bald klar: Nein, hier wird nicht gemetzelt (also ganz wenig nur ;-)), aber hier wird ein (höchst ironischer) Film mit vielen Facetten vorgestellt, der zwar lange eine gewisse Spannung aufrecht erhält, um dann immer wieder um die eine oder andere Ecke überraschend abzubiegen, aber nie sein Ziel aus den Augen verliert.

                                    Bisher hat's hier keiner angemerkt, deshalb erlaube ich mir, das zu tun (weil's sich mir während des Films aufgedrängt hat), auch wenn ich weiß, dass das in den internationalen Reviews beinahe schon abgeschmackt ist: Smith orientiert sich an Tarantino (alleine die Predigt in ihrer Länge und ihrem überzeugenden Bogen ;-)) und den Coens, und schafft am Ende mE doch, etwas Eigenes abzuliefern. Die Coens hätten nie so etwas raummäßig Begrenztes inszeniert, Tarantino hätte einiges cooler gemacht, sicher auch "größer" - aber genau das machte den Charme für mich aus, dass Smith mit kleinem Geld sich inspirieren ließ von dem, was ich an seinen Vorbildern so gerne mag. Für mich absolut das Gegenteil von einem "sad attempt to imitate the Coen Brothers and Quentin Tarantino" (http://www.suite101.com/content/red-state-movie-review-a384749).

                                    Und John Goodman (der langsam älter wird - was ich in seinem Fall mal wieder eher positiv meine) bekommt eine Rolle, die er verdient, mit rel. viel Text und Präsenz. Aber auch der Rest überzeugt, wenn auch die drei Jungs vom Anfang etwas blass um die Nase bleiben: Michael Parks (Ranger Earl McGraw in den diversen Tarantino / Rodriguez Filmen), sowie mit Anna Gunn und Matt L. Jones zwei Charaktere aus "Breaking Bad" ("Skyler" bzw. "Badger") in Nebenrollen.

                                    Der Shootout ist vielleicht etwas in die Länge gezogen und hätte pointierter sein können, aber hey, ich diskutiere hier nicht, ob das mein neuer Lieblingsfilm wird. Aber: Ein toller Film ist es in jedem Fall. Soweit ihm vorgeworfen wird (http://www.f-lm.de/2011/08/23/fantasy-filmfest-2011-preaching-to-the-choir), in seiner inhaltlichen Kritik genau so platt wie die Kritisierten (fundamentalen Christen / amerikanische Politik nach 11/9) zu sein: Da finde ich den Vorwurf selbst eher platt. Mich freut's ungemein, wenn ein Kevin Smith oder wer auch immer mit Ironie und Sarkasmus Themen angeht, anstatt eine wissenschaftliche Doku über die Probleme anzufertigen. Mehr noch: Ich halte eine platte Farce über christliche Fundamentalisten auch inhaltlich für wohltuender und letztlich passender, als solchen (nun einmal in erschreckender Anzahl existierenden und "ernst genommenen") Leuten ein seriöses Forum zu geben. Danke, Kevin! Im Übrigen: Die Predigt orientiert sich in ihrem Wesen nun einmal an dem, was das Alte Testament an Grundlage bietet. Das kennt zwar kaum einer, aber man glaubt dennoch, mit so einem kranken Schund (sorry liebe Christen, aber das ist das AT nun einmal) zu den aufgeklärten Kulturen der Welt zu gehören. Wie schön, wenn das mal ins Absurde überführt wird.

                                    Allerdings überzieht Smith ja nicht einmal besonders, was die Kritik, seine Kritik sei platt, noch substanzloser erscheinen lässt: Die "Westboro Baptist Church" ist die Vorlage fürs Werk, und die sind "fucking real". Aber Smith hat halt übersteigerten Humor und hat es gar geschafft, die Familie einzuladen zu einer Vorführung (die sie dann aber nach 15 Minuten verließen) - man lese die extrem witzige Ankündigung des Events von Smith selbst, noch ein Grund, sich in die Ecke zu werfen vor Lachen - auch wenn's eigentlich so einen bitteren Hintergrund hat: http://www.slashfilm.com/westboro-baptist-church-family-attends-kevin-smiths-red-state-leaves-disgust-15-minutes

                                    1
                                    • 7
                                      über 22. Mai

                                      Also ein ganz schwieriger Kandidat. Formell beeindruckend und vor allem zu Beginn durchaus die Handschrift Mortiers aus seinem grandiosen wie verstörenden ExDrummer erkennen lassend, wird es dann doch ganz anders. Die "Story" ist mit der Explosion auch schon wieder beendet, was folgt, sind die träumerischen Sequenzen, in denen der Protagonist auf die Opfer des Anschlags trifft. Es geht dann ein bisschen um Einzelschicksale, ein bisschen um Schuld und Sühne, ein bisschen um dies, ein bisschen um das - so dass am Ende schon die Frage zurückbleibt: Worum geht es eigentlich? Und die kann ich leider so richtig auch nicht beantworten. Vor allem geht es (hoffentlich) am Wenigsten um die Story des Attentäters, denn die wirkt schon fast peinlich in ihrer Konstruktion - und ist absolut nichtssagend (ich hatte das Gefühl, Mortier wollte auf keinen Fall irgendwie politisch (miss)verstanden werden und hat sich daher in Richtung Unsinn vermeintlich gerettet).

                                      Die Rückblickszenen auf die Momente kurz vor der Explosion haben häufig etwas von einer Videoclipästhetik - allein, es fehlt der passende Song dazu. Nein, irgendwie gab mir der Film sehr wenig, außer einer tollen Explosionsaufnahme, die auch zum Ende nochmal etwas ausgekostet wird.

                                      Handwerklich sauber, teilweise aber geradezu oberflächlich am Bild orientiert und den Inhalt vergessen - oder ich bin einfach nur nicht wach genug gewesen, um den noch mit zu bekommen. Die Punkte rechnen das Visuelle schon sehr stark mit ein, und man wird den Drittling von Mortier abwarten müssen um zu sehen, ob der Erstling doch mehr Zufallsgröße war oder dieser Film hier inhaltlich eher Ausrutscher.

                                      3
                                      • 7

                                        Tja, "ein langes langes Schmunzeln macht noch keinen Lacher", oder so ähnlich. Vom Storyansatz her dem FantasyFilmFest-Bruder "The Revenant" nicht gerade unähnlich - und immerhin seinem Story-Faden folgend -, ist DeadHeads doch irgendwie zu freundlich die meiste Zeit. Und versucht ebenfalls etwas viel Liebesfilm reinzubringen, am Ende hat man gar das Gefühl, dass hier amerikanisches Sonntagsfamilienkino geübt wird. Einfach nicht entschlossen böse und schwarz genug.

                                        Von den Figuren ist Cheese (so eine Art Zombie-Variante von Chewbacca) wirklich gut gewählt, während der eine Gelbmantel doch zu platt overacted, ebenso die Sekretärin. Insgesamt strahlt das Casting etwas LowBudget aus, und witzige Outtakes im Abspann - das war in den 80ern noch witzig, aber da war ich auch klein genug, das witzig finden zu dürfen...

                                        Nett, für 'nen Popcornabend ohne große Ansprüche geeignet, gibt aber klar Witzigeres auf diesem Sektor.

                                        3
                                        • 8 .5
                                          dbeutner 28.08.2011, 17:25 Geändert 06.09.2015, 15:37

                                          Großartig, frisch, spaßig und bitter. Vom Format her eigentlich eine Tragikkömidie, wobei es hier weniger ein interessantes Nebeneinander von Tragödie und Komödie ist, sondern die äußerliche Komödie ist in sich selbst zutiefst tragisch. Und das ist wirklich schick umgesetzt.

                                          Es beginnt mit der Besetzung: Ganz groß zunächst einmal Rainn Wilson, den ich bisher nicht kannte, dem aber die Rolle auf den Leib geschrieben ist - oder der sie einfach perfekt umzusetzen weiß. Kevin Bacon als Gaststar sehr cool, etwas overacted vielleicht, aber: passt. Daneben ein Wiedersehen mit Andre Royo ("Bubbles" in "The Wire") als Kochkollege Hamilton. Auch der Rest ist gut besetzt - auch Ellen Page, deren Fan ich ganz sicher nicht bin, geht klar - niemand verlangt hier von ihr tiefen Charakter, sondern mehr das rumquietschende Super-Teenie, und das macht sie schon gut ;-)

                                          Vom Inhalt her ist das ein bisschen wie die drastische Umsetzung des (auch sehr netten, aber daneben doch fast bieder deutsch wirkenden) Muxmäuschenstill, verknüpft mit der tragischen Held-Werdung Sam Lowry's in "Brazil". Aber das ganze, wie gesagt, in sehr eigener Umsetzung, geradezu sympathisch altmodisch in der Technik.

                                          Dass hin und wieder ein wenig das Benzin weg bleibt, ist vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass zwischendurch richtig Gas gegeben wird, und dann wirken die ruhigeren Phasen mit der Zeit etwas ernüchternd. Da diese Szenen mitunter versuchen, die Tragik auch den ZuschauerInnen einzutrichtern, die nicht schon beim Lachen merken, dass es da streng genommen nichts zu lachen gibt - sind diese für mein Gefühl teilweise überflüssig. Sie kommen schlicht etwas pädagogisch daher. Aber das war's auch schon an Kritik; gerade das Ende ist so umgesetzt, dass die "Moral-von-der Geschicht"-Message zwar auch mit der Zaunlatte rübergebracht wird, aber auf eine Art, die sich auch wohltuend vom typischen eindimensionalen (un)HappyEnd unterscheidet.

                                          Großes Kino, innovativ, sau-sympathisch.

                                          3
                                          • 7

                                            Ach, irgendwie schade. In Ansätzen hat The Yellow Sea viele Stärken, vor allem der oft zynische Humor, aber auch die Grundstory trägt über eine gewisse Zeit lang; und Bullenfahrzeuge rammen ineinander, dass das schon fast als Hommage an Blues Brothers durchgehen kann :-). Dass die Geschichte zunehmend komplexer wird, hätte auch bei etwas dichterer Inszenierung für Pluspunkte sorgen können - am Ende geht aber in mehrfacher Hinsicht die Übersicht etwas verloren, sowohl was die beteiligten Personen in diesem Schachspiel, als auch was die einzelne Szene und ihre bildhafte Umsetzung betrifft.

                                            Hätte es keine Filmmusik gegeben, könnte man fast denken, das ist die Antwort Koreas auf Dogma-Filme - viele Szenen verzichteten auf jede zusätzliche Ausleuchtung und blieben damit aber eher fad als evtl. gewollt düster; und die Handkamera, die ich so gerne mag, wenn sie gekonnt eingesetzt wird, entwickelt hier sehr schlichte Ambitionen, einfach nur die meisten WpS'en zu bekommen (Wackler pro Sekunde).

                                            Richtig klasse gefallen hat wir mal wieder die koreanische Wiedergeburt Rainer Werner Fassbinders: Kim Yun-seok als Myun (vor allem mit Sonnenbrille ;-)). Wenn auch einige witzige Stellen streng genommen rel. platt sind - er bringt sie auf eine Art, die das mehr als wett macht. Und Spaß macht's schon auch, wenn diese brachiale Gestalt mal wieder mit der Axt in der Hand gefordert ist... und ziemlich deutlich zeigt, "wo der Hammer hängt"...

                                            Zusammen aber war's zu lang, eventuell einfach etwas überambitioniert, und die Kamera hat sicherlich nen halben Punkt gekostet.

                                            2
                                            • 7 .5

                                              Ein solide inszenierter Action-Thriller, der zu unterhalten weiß. Und unterhalten lasse ich mich mitunter gerne, und so will ich gar nicht viel meckern. Vor allem loben kann man das Casting mit seinen vielen rauhen Gesichtern, aber auch die dahinter steckende schauspielerische Leistung; okay, es ist nicht Shakespeare was aufgeführt wird, aber es passt schon alles gut zusammen.

                                              Dass die Story extrem konstruiert ist und so einige Verhaltenslogiklöcher aufweist - beinahe geschenkt, welchem gradlinigen Actionthriller kann man das nicht vorwerfen. Es geht aber an ein paar Stellen für meinen Geschmack zu weit, das klitzekleine Bisschen, was einen dann doch mal im Adrenalinrausch das Gehirn kurz einschalten lässt - und das sollte man bei solchen Filmen lieber bleiben lassen und sollte nicht proviziert werden... ;-)

                                              84 Minuten ist das Stück nur lang, und auch das deutet am Ende auf eine Schwäche, denn nach einem recht furiosen Auftakt und all den guten Zugaben, die ich schon genannt habe, wurde es mir am Ende - zu lang. Dazu trug bei, dass sich zunehmend Klischees einschlichen, geradezu Versatzstücke aus dem "Action-Thriller-Baukasten", die auch das entscheidende kleine bisschen in diesem Genre zu oft verwendet werden.

                                              Insofern: Wirklich gute Unterhaltung für einen Abend, mit Tempo und Qualität - aber danach kann man's auch vergessen - einen Grund, sich den Film ein zweites Mal anzusehen, gibt es eigentlich nicht.

                                              1
                                              • 6 .5

                                                Eigentlich kann ich mich kurz fassen: Der Film bietet schlicht wenig. Eher Martial Arts als Wuxa bemüht sich der Film zunächst einmal nicht, über die Ausstattung Punkte zu sammeln. "Farbenfroh" sieht anders aus - in Ordnung, will der Film ja auch gar nicht. Aber - was will er?

                                                Die Story und vor allem ihre Erzählweise sind recht nüchtern gehalten; was nicht heißt, dass sie nicht rel. typisch für chinesische Historien-Kampf-Filme so unklar erscheint, dass es gut tun kann, den groben Handlungsverlauf zu kennen, bevor man im Kinosessel Platz genommen hat. Zumindest kannte ich ihn und hatte während des Films das Gefühl, dass das auch ein Pluspunkt war; andere berichten umgekehrt, dass ohne Vorwissen der Handlung und den Beteiligten Personen nicht immer zu folgen sei, ich kann mir zumindest gut vorstellen, dass dem so ist.

                                                Aber wie gesagt, vor allem die Erzählweise bot für meinen Geschmack keine Spannung oder besondere Dramatik. Wo "Hero" nicht nur lecker aussieht, sondern auch mit einer gewissen Grundcoolheit seine Geschichte langsam, aber dann immer wieder energisch "einen Schritt voran bringt" (fast wörtlich zu nehmen), da verkommt The Lost Bladesman zu einer eher drögen Geschichte eines Kämpfers, der ach-so-gerne gar nicht kämpfen würde, aber die Bösen, die Bösen, die zwingen ihn immer wieder. Würde das überspitzt dargestellt, könnte das schon wieder gefallen, aber so wie serviert kam's mir zu trocken und zu ernst - und substanzlos vor. Ein bisschen wie eine BWL-Vorlesung: Man folgt dem Vortrag ohne Schwierigkeiten und fragt sich anschließend, was man denn jetzt Tolles gelernt habe...

                                                Wenn der Film schon über Farbe und Ausstattung nicht punkten will, dann zumindest mit Kampfszenen und Choreographie. Dafür wird das Werk mitunter hochgelobt, was ich aber nicht recht nachvollziehen kann. Sicherlich, in zwei Stunden gibt es die eine oder andere kurze Szene, die das Auge verwöhnt. Aber "eine Menge Slo-Motion-Shots" (http://www.moviereporter.net/filme/18226-the-lost-bladesman-guan-yun-chang) habe ich nicht entdecken können, und die meisten Kampfszenen werden in sehr hektischer Kameraführung in Ultranahaufnahme präsentiert, so dass am Ende eine echte Choreographie kaum geboten wird.

                                                Zumindest zu wenig für meinen Geschmack. Alles aufwändig produziert, aber am Ende bekam ich nichts für mein Geld: Keine echte Spannung in der Erzählung, keine Story, die irgendwie aufwühlt, keine Optik, keine Kampfszenen, die mein Auge begeistert. Der Film bietet einfach zu wenig.

                                                • 7 .5

                                                  (M)Ein sehr netter Auftakt des diesjährigen FantasyFilmFests - The Revenant (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Arbeitstitel eines kommenden "großen" Films, http://www.filmering.at/news/13635-the-revenant-alejandro-gonzalez-inarritu-inszeniert) ist ein derber Zombie-Spaß, wobei der Schwerpunkt ganz klar auf Spaß steht und "Horror" nur das ist, was hier eher persifliert wird.

                                                  Der Film startet mit einem sehr guten Gefühl für Rhythmus, Tempo und Timing. Das Intro ist eine Kurzgeschichte über den Tod Barts (unspektakulär: David Anders Holt), als dieser im Irak als Soldat eine wichtige Regel missachtet... Der anschließende Vorspann zeigt alles um die Beerdigung, eingebettet in genau einen Song. Und dann - ist Bart nicht tod, jedenfalls nicht so richtig. Mehr untod. Das findet selbiger am wenigsten lustig, sieht er doch auch nicht sooo lecker aus, stinkt ein bisschen und verwest schon noch weiter vor sich hin - dagegen hilft am Ende nur Blut...

                                                  Er rettet sich zu seinem besten Kumpel Joey (leicht an Nick Frost angelehnt: Chris Wylde), und die erste Stunde des Films ist mehr als gerettet. Wir sehen ein Buddy-Movie von zwei schrägen Vögeln, die über alle möglichen Schwierigkeiten stolpern, die man so haben kann, wenn man als Zombie die Leute erschreckt, vor die Aufgabe gestellt ist, an Blut zu gelangen etc pp. Bis hierher: Lockere 8.5 Punkte, klasse Film, gute Storyline, eine Menge Spaß.

                                                  Und jetzt kommt das "Aber": Der Film nimmt sich mit einer knappen zweiten Stunde zu viel Zeit, und er verlässt seine Storyline, ohne dabei mutig zum entschiedenen Genre-Mix zu werden. Es sind eher vollkommen unsichere Genrewechsel, die sich im Minutentakt abwechseln, eingeleitet durch eine kaum auszuhaltende extrem öde Liebesfilmeinlage, fortgesetzt durch Superhelden-Minuten, kurzzeitigem (120 Sekunden?) Wechsel zu "echtem" Zombiefilm, Drama und am Ende gar Tragödie. Das alles wirkt reichlich zerfahren und mutlos - man hat das Gefühl, ein WorkInProgress zu sehen, nach welchem man dem Regisseur sagt: An der zweiten Hälfte musst Du noch arg feilen! Nur leider - ist das der fertige Film (vgl. auch http://culturepulp.typepad.com/culturepulp/2011/02/my-contribution-to-the-oregonians-team-coverage-of-piff-week-3-the-revenant-has-been-scoring-early-raves-on-the-gen.html - da wird von WorkPrint gesprochen, der Regisseur Kerry Prior selbst spricht von einem FestivalPrint: "which is a different cut, which will soon slip into oblivion and never bee seen again").

                                                  Immerhin: Selbst in dieser zweiten Hälfte gibt es noch ein paar gute Lacher, aber die Enttäuschung über den Abfall der Qualität des Films ist schon ein herber Schlag. Es wäre mehr drin gewesen.

                                                  1
                                                  • Also ich muss sagen, das Preisgejammer finde ich ja - wenn es sich spezifisch gegen das FFF richtet - etwas albern. Dass Kinopreise insgesamt eher abgehoben sind, keine Frage. Aber daran orientiert: Bietet das FFF feine Nischensachen (immer einiges dabei, was man sonst auf großer Leinwand gar nicht (oder zB ausschließlich synchronisiert) sehen kann), bietet (!) Originalton und bietet sehr viel Stimmung (Säle immer rappelvoll, so kenne ich's zumindest aus Frankfurt). Wer O-Ton ohne Untertitel zu "unsicher" findet, lässt's entweder oder schaut in die Trailer, wo man oft ahnt, ob hier "hochbritisch" geredet wird oder übelst genuschelt. Und das Programm ist so voll, dass sich ja doch immer ein paar Sachen finden, die einen interessieren - warum sollte man auch sonst ins Kino gehen... Kurzum, ich find's toll und habe dieses Jahr viel zu viel auf der Liste, muss mich nachher noch ans Streichen machen, schaffe ich schon zeitlich sonst nicht.

                                                    Mein einziger Kritikpunkt: Bei einem Filmfest in Deutschland sollte es eigentlich möglich sein, deutsche Untertitel bereit zu stellen. Denn auch wenn ich O-Ton-Verfechter und Untertitel-unerschrocken bin - gerade bei eher hektischen Filmen ist israelisch mit englischen Untertiteln doch ablenkend, oder gar niederländisch mit englischen Untertiteln, wo man vom Film deutlich mehr akustisch verstehen würde, wenn man deutsche Untertitel hätte.

                                                    Aber das ist schon wieder ne generelle Diskussion / Frage... So oder so: Ich freu mich!