der cineast - Kommentare

Alle Kommentare von der cineast

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    Träge und extrem schwerfällig tapsen die drei Oscarpreisträger Washington, Leto und Malek durch diesen sehr langen und niemals effekthascherischen, nüchternen Serienkillerthriller; er ist eine absolute Wohltat: Hier knallt keine Action von der Seite rein, hier dröhnt es nicht auf der Tonspur und die Inszenierung ist nie vordergründig auf Wirkung aus. Doch die eigentümliche Atmosphäre entsteht aus den müden und überarbeiteten Gesichtern der schlaffen Stars, die ohne Ziel vor Augen durch ein dunkles Tal wandeln. Ein Dickicht aus Ambivalenzen, ganz ohne Erlösung. Ein Film für Liebhaber. Denzel Washington bleibt der letzte Garant für gutes Kino.

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      der cineast 29.11.2021, 23:41 Geändert 29.11.2021, 23:43
      über Es

      Die Umsetzung von Grusel und Spannung in IT sieht folgendermaßen aus: Kinder gehen in Keller/Häuser/Zimmer/Bäder/Kanalschächte und hören etwas Undefinierbares rumsen/gackern/fluchen/säuseln/singen/lärmen, dann werden die Kinder mit einem individuellen Mini-Schock - der die eigene Angst repräsentiert - konfrontiert, der sich dann aber in Pennywise verwandelt, der dann IMMER in voller Geschwindigkeit auf die Kinder zuläuft und mit dem Kopf wackelt. Das passiert 100 Mal. Und leider geht der Film auch gefühlt 200 Minuten. Szenen, die koexistieren. Eine einzige Trailerschau.

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        der cineast 27.11.2021, 03:00 Geändert 27.11.2021, 03:05

        Roger Moore steht etwas neben sich. Er stakst etwas hüftig durch eine parodistische Bondparade, die eigentlich immens albern ist, aber auch sinistre Highlights zu bieten hat. Wenn ein Bondgirl von gierigen Hunden durch den Wald gehetzt und dann gerissen wird, oder, wenn Bond in einer der brenzligsten und furiosesten Szenen aus dem gesamten Moore-Oeuvre durch eine G-Kräfte simulierende Weltraum-Apparatur im Hause Drax gejagt wird, die die Astronauten auf den Flug gen Himmel vorbereitet, dann denkt man; Bondgirls sterben einsam und Moore kann wirklich ins Gras beißen. Michael Lonsdale gibt unterdessen den Teddybären von Steiff und ist eine ungefickte Version des General Wilhuff Tarkin. Die Effekte des Finales sind immer noch beeindruckend, der Bondsong ist die oberste Garde und das Opening ein wahres Unikat. Doch hat der teuerste und erfolgreichste Moore-Bond - bei aller Liebe - das Problem, dass er nie den tödlichen Drive des Agenten trifft und auch der Muppet-Show gut getan hätte.

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          der cineast 24.11.2021, 04:09 Geändert 25.11.2021, 02:38

          THE NIGHT HOUSE ist ein Streaming-Sixth-Sense, nur eben 25 Jahre zu spät. Ein wenig gruselig ist der Film hier und da zugegebenermaßen schon, aber der mit hölzerner Bedeutung aufgeladene Slow-Burn fängt halt noch nicht mal zum Schluss hin Feuer, wenn Bruckner nämlich noch einen auf Rotlicht-James-Wan macht. Und am Ende wird getwistet und alles ist nur noch langweilig. Ein Drama. Wortwörtlich.

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            Diese True-Crime-Dokus von Netflix haben immer so etwas von einem sehr soliden filmischen Wikipedia-Eintrag.

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              der cineast 21.11.2021, 01:07 Geändert 12.12.2021, 22:06

              Allen Beteiligten war klar, dass dies der letzte Moore-Bond sein würde und so fällt die Antwort auf Spielbergs inoffiziellen Mega-Bond TEMPLE OF DOOM auch fast genauso atemberaubend aus: Grace Jones und Christopher Walken sind das perfekte Mephisto-Couple und Moore bestreitet in edlen Sets um den Eifelturm, ein Rennsport-Schloss und ein altehrwürdiges, neoklassizistisches Amerika-Haus, einen formidablen letzten Einstand. Er und die vielgescholtene Roberts sind ein adäquater Gegenpart gegen Walken und Jones und so bildet das finale Set-Piece um eine unter Wasser gelegte Mine einen virtuosen Schlusspunkt der Moore-Ära, der vor haareraufenden Stunts und sogar überraschend berührenden Momenten nicht zurückschreckt. Das Ende wird auf die Golden Gate Bridge verlagert, auf der Roger Moore ein ebenso goldenes Finale vergönnt wird. Sein vielleicht bester Bond.

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                der cineast 19.11.2021, 04:07 Geändert 19.11.2021, 04:07

                Die kleine Action ist gallig, sau hart und mit reichlich Druck versehen, sie ist nicht so prätentiös gestaget wie zuletzt in den John-Wick-Atomic-Blonde-Ausflügen der jüngeren Zeit, da hüpft der innere Knallfrosch, es ist ja auch Martin Campbell auf der Regiebank. Aber dann dreht einem dieser hochwertig aussehende und besonders von Maggie Q und Michael Keaton toll gespielte Killer-Thriller noch eine lange Nase, weil zum Ende hin das Budget ausgegangen ist und es somit kein richtiges Finale gibt. Ansonsten wäre das eine absolute Empfehlung.

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                  der cineast 19.11.2021, 03:30 Geändert 19.11.2021, 03:30

                  Sympathisch und herzlich organisiert Regisseur Jason Reitman seine betont niedlichen, aber gewiss zu harmlosen Handlungsstränge, um eine Familie in der Orientierungsphase, die an eine mediokre Folge STRANGER THINGS erinnern. Reitman versucht sich an einem gefühligen Erzählkino a la Spielberg - ohne auch nur im Ansatz über dessen Könnerschaft zu verfügen - das erst durch eine überhastete und unbeholfene Effektschau im Finale richtig abzusaufen droht. Ein Finale, welches alle Konflikte in Nebensätzen versöhnt wissen will und auch noch einen erwartbaren, aber umso peinlicheren Gastauftritt der altersmüden Stars um Bill Murray und Co. in petto hat.

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                  • Der neue James-Bond-Film heißt: A SPY TO KILL FOR.

                    James Bond (Gerard Butler) muss die Ex-Spionin Runa Rubin (Gal Gadot) schützen, die in einem weltweit aufsehenerregenden Gerichtsprozess gegen den Medienmonopolisten Rastafan Blanco (Denzel Washington) aussagen soll, dessen Plan zur Weltherrschaft darin besteht, das Internet der Welt lahmzulegen, damit jeder Staat bei ihm eine billionenteure Digitallizenz kaufen muss. Besonderes Merkmal des Schurken: ein vergoldetes Tablet, das mit seinem Herzschlag verbunden ist, weil er das Digitale mit dem Haptischen verbunden wissen will und das in der Lage dazu ist, jede Waffe, jedes Gerät und jeden Computer der Welt in einem Wimpernschlag zu hacken. Der Unterschurke und Handlanger Brutus (Pedro Pascal) ist ein Ex-Zirkusartist und psychotischer Dolchwerfer mit schwarzen Handschuhen und silbernen Dolchen, der vor einem tödlichen Wurf drei Mal mit dem Auge zuckt und blinzelt. Die Pre-Title-Actionsequenz findet auf und in der Oper von Sydney statt, in der Bond versucht Runa Rubin vor einem Anschlag zu retten. Dann folgt der Titelsong von Shirley Bassey und Kanye West, den West mit ihr komponiert hat. Die Musik des Films stammt von Atticus Ross und Trent Reznor. Weitere Schauplätze sind Südafrika und Brasilien, das Finale findet in einem verglasten und güldenen Medienkomplex im Silicon Valley statt, das eine geheime Raketenstation beherbergt. Und nicht zu vergessen: Das Team um M, Q und Moneypenny wird natürlich komplett rausgeschmissen und London ist ein verbotener Drehort. Inszeniert ist die Sause von George Miller. Bitteschön.

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                      der cineast 17.11.2021, 21:15 Geändert 17.11.2021, 21:16

                      Hier wird schon ein bisschen Regie geführt; ETERNALS ist ein nicht uninteressantes Philosophie-Seminar von großen Fragen. Mit einem Konzept und einer Vision von Superhelden. Die visuelle Natürlichkeit, die sich nicht in endlosen CGI-Schlachten ergeht, sondern inszenatorische Schmankerl - zum Beispiel im Finale, wenn Lauren Ridloff in unfassbarer Geschwindigkeit fightet - darbieten kann, sorgt für kleine Ausrufezeichen. Die Eingliederung ins serielle Erzählen, ein humorfreier Humor, eine unnötige Überlänge und ein Cast ohne Chemie und Ausdruck versagen ETERNALS der beste Marvel-Film seit Ewigkeiten zu sein.

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                        der cineast 16.11.2021, 23:16 Geändert 16.11.2021, 23:22

                        Unter Pauken und Trompeten und einem ausgetüftelten Sounddesign schwingt sich LAST NIGHT IN SOHO begeistert in seine von Tanz und Musik bestimmten Szenen und Montagen, die kein Halten mehr kennen und den Film als eine Art kraftvollen Jukebox-Musikfilm empfehlen, wäre da nicht ein furchtbarer Erklärbär-Twist den ausgerechnet Diana Rigg, der der Film gewidmet ist, vortragen muss und ein letztes Drittel, das dem Film all seine unbändige Energie austreibt und vor allem erzählen will. Durch eine sinnstiftende Whodunnit-Geschichte verliert LAST NIGHT IN SOHO all seinen Zauber und folgt einer niederdrückenden Logik, die den Zuschauer aus jedem (Alp)Traum nur zu gerne aufwecken will. Und das geschieht schlussendlich so elegant und stilvoll wie das Geplärre eines alten Weckers.

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                          der cineast 15.11.2021, 22:00 Geändert 15.11.2021, 22:06

                          Was ist nur aus dem Big-Money-Bigger-Stars-Cinema geworden? Das kann doch niemand ernsthaft gut finden? RED NOTICE hat das Timing einer kirchlichen Predigt und ist auch genau so frech und witzig. Reynolds und "The Rock" harmonieren wie Bremsspur und Klobürste und auch alle anderen Schauspieler würde man am liebsten runterspülen oder mit ordentlich Abführmittel versorgen; die wirken alle so verkrampft wie 7 Tage ohne Scheißhaus. Als Regie oder Handwerk kann man die Inszenierung nicht mehr bezeichnen, hier werden einfach nur noch Menschen vor Greenscreens gestellt, die dann doof grinsen oder kurz rumhampeln. Der Film sieht sagenhaft billig aus. Wie eine Amazon-Prime-Serie. Die Musik verursacht Ohrenbluten. Schlimmer als ein vorinstallierter Keyboard-Jingle. Die wenige Action ist so spaßig und knallig wie ein Kindergeburtstag mit Magen-Darm-Grippe. Das sollen 200 Millionen Dollar gewesen sein? Das ist die einzige Pointe, die sitzt. Netflix am Endpunkt. Wenn die Hölle zufriert, gucke ich mir Teil 2 an. Das ist kein Kino. Das ist Streaming.

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                            der cineast 08.11.2021, 18:25 Geändert 08.11.2021, 18:26

                            Das totale Nackedei-Fest; jede Frau muss hier blank ziehen und der Film gehört eher seinen mit schrulligen Figuren gespickten Einzelepisoden, als einer kohärenten, stimmigen Geschichte: Ein dicker, am Eis schlabbernder, Junge wird einfach von einem Holzfäller niedergemäht, ein bekloppter Redneck-Boy fährt auf einem Eisenstuhl auf und ab und keift, während seine Mutter ihm kreischend einen Eintopf kocht und unsere Hauptfigur Tommy haut einfach gefühlt jedem auf die Fresse; am Ende sind wir im Whodunnit-Land und es wird sogar noch die Kettensäge rausgeholt. Warum zur Hölle sollte das ein schlechter Film sein?

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                              der cineast 04.11.2021, 00:27 Geändert 04.11.2021, 00:32

                              Existenzialistisches Drama um zwei spröde und fußlahme Brüder, die in einen Zeitschleifen-Monster-Kult geraten und dort allerlei Zeit verbringen, bis sich der Zuschauer selbst im Loop der Langeweile befindet. Ein unausstehlicher Look, dramatisch-belanglose Figuren und eine omnipräsente Überlänge laden zum Spulen ein. Bald schon wünscht man sich, dass sich doch bitte alle auf der Stelle umbringen, damit der versabbelte Low-Budget-Spuk endlich sein Ende findet. Am Schluss haben sich die Brüder gefunden und liegen sich in den Armen. Anstatt so einen Film zu drehen, gerne einfach eine Therapie machen, Jungs! Ist noch günstiger!

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                                Ziemlich affektiert gespielt und prätentiös inszeniert; jede Kameraeinstellung wird angeschrägt und jedes Bild soll einer Komposition entsprechen. So kommt der Film nie zur Ruhe und kann nicht atmen. Die Einstellungen entstellen und zerschneiden die Figuren. Besonders spitz geschrieben sind die Dialoge auch nicht, sie wären es aber so gerne. Caine ist spröde und Law ist drüber. Hier wollen alle Beteiligten was beweisen, weswegen das alles krampfig und angestrengt wirkt. Theater ist eben kein Kino.

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                                  der cineast 31.10.2021, 20:26 Geändert 31.10.2021, 20:30

                                  Sehr kompetentes, wenn auch schulmeisterlich inszeniertes Nazistück, das solide den Regeln des Spannungs- und Unterhaltungskinos verhaftet bleibt und nur in einzelnen Passagen wie ein freier, ungebändigter Verhoeven wirkt.

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                                    der cineast 31.10.2021, 05:26 Geändert 09.11.2021, 04:06

                                    Big-Budget-Musical-Sexploitation. Ein Riesenfilm. Elizabeth Berkley spielt das wie ein Weltstar. Sie ist umwerfend. Blitzschnell. Immer in Bewegung. Kalt. Warm. Trocken. Bitchy. Clever. Eine Wucht und dabei so atemberaubend wie Liza Minelli. Die Sets sind voller Leben. Obwohl der Film das Künstliche so sehr betont, fühlt er sich doch total echt an. Und fliegt einem in seiner Unbändigkeit fast davon. Bis in jede Nebenrolle, bis in jede Faser, bis in jedes kleine Detail ein Fest. Verhoevens dynamische und energiegeladene Regie ist stets auf Zack und er schafft es jeder noch so schmierigen Situation einen Funken von Würde und Anmut zu verleihen. Sein Tempo ist überwältigend. Seine Präzision in der Inszenierung des Showgeschäfts momentweise schier unglaublich. SHOWGIRLS hat ganz viel Sex, Charme, Witz und Schmissigkeit. SHOWGIRLS ist ein eloquenter und gewitzter Film. Dirty Dancing. Und davon ganz viel. Mein Kompliment.

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                                      der cineast 31.10.2021, 02:58 Geändert 31.10.2021, 02:08

                                      Ey, das dauert 40 Minuten bis sich die schlecht gelaunte Riesenschildkröte und der superstullige Affenarsch auf die Fresse hauen, warum bitte braucht es hier 752 Nebenfiguren, die eingeführt werden, bis die Scheiße mal losgehen kann. Der erste Fight kommt total unmotiviert aus dem Nichts und ist dann auch ziemlich schnell wieder vorbei. Und hässlich isser auch. Dieses künstliche Sonnenlicht. Bah. Die Close-Ups von Godsi und Donkey sind maximaler Cringe, das sieht echt so beknackt aus, wie ein bedeppertes Computerspiel. Einfach affig. Und überhaupt bewegen sich die hochgerechneten Super-CGIs immer in Zeitlupe, als würden sie sich dauerhaft unter Wasser kloppen. Dann gehts in die Hohlerde, wo die hohlbirnigen Menschen nix machen außer Kong hinterherzufliegen, selten waren Menschen so sinnlos wie in diesem Film. N Typ hat ein Podcast und ein anderer macht Raubkopien? Und bitte, warum genau muss ich die jetzt im Film dabei haben? Die Hohlerde macht dann kurz schon ein bisschen Laune und dann fetzen sich Zilla und der Affenkönig noch im leuchtenden Hong Kong, was der beste Boxkampf des Films ist. Mechagodzilla hätte es nicht gebraucht. Geschenkt. Ist das eigentlich Zufall, dass die Hong Kong in Schutt und Asche legen oder ein politisches Statement? Achja, und Christian Lindner, der sich hier irgendwie Alexander Skarsgård nennt, hat auch eine Rolle bekommen.

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                                        Happening. Musste ein paar Mal laut lachen, weil der weißgesichtige Gott des Todes das Feld der Gewalt hier so unnachgiebig bestellt, wie lange nicht. Es quetscht, flatscht und quillt. So wie es sich gehört. Es gab sogar Szenenapplaus. Schön albern, frisch und unpackbar hart. Sounddesign deftig. Musik knallt. Viel zu kurz. Gerne direkt Teil 3. Eine Ehrerbietung, Neujustierung und eigene Interpretation. Nach dem katastrophalen letzten Teil eine blutrote Wohltat. Lieblingsshot: Wenn Michael Myers schemenhaft als Kind für Sekunden am Fenster auftaucht, dann wird es sogar ganz kurz mega.

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                                          der cineast 28.10.2021, 04:12 Geändert 28.10.2021, 04:17

                                          Supergau: Das grausame CGI tut in den Augen weh, Angelina Jolie ist vollkommen auf Autopilot geschaltet und scheint in Gedanken völlig woanders zu sein. Das Killerkommando um Aiden Gillen und Nicolas Hoult ist auch eher in Richtung Comedypreis unterwegs und bis auf zwei Schusswechsel passiert hier gar nix. Eine Empfehlung für Menschen, die das Plakat geil finden.

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                                              PRETTY WOMAN hat eine besondere Relaxtheit: Die Kamerabewegungen sind sparsam, behutsam und langsam entwickelt der Film seine Figuren, er entwickelt eine eigene Sinnlichkeit der Zweisamkeit. Besonders auffällig sind die an Stock-Footage eines Fernsehsenders erinnernden Zwischenaufnahmen von Beverly Hills, die hässlicher und uninspirierter kaum gefilmt sein könnten. Nichts soll auch nur eine Sekunde von der Kraft der Hauptdarsteller ablenken: Julia Roberts und Richard Gere lassen das Bild funkeln und leuchten, ihre Sanftheit, ihr Charisma, ihre schüchternen Blicke und zarten Gesten und Berührungen lassen diesen Film zu wahrlich purem Hollywood werden. Ein Film, der in einer Nacht die ganze Welt erobert. Und natürlich auch jeden Zuschauer im Sturm. Zuckergussglanz. Oder ganz einfach: Könnerschaft. Ein Schauspieler-Film.

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                                                der cineast 25.10.2021, 23:36 Geändert 19.01.2022, 19:52

                                                Mit einem ansteckenden Charme und Schwung versehen, geht HERCULES direkt in die Vollen; er ist rasant inszeniert, betont farbenfroh und nicht zuletzt wirklich herzlich. Der heimliche Star dieses schnellen Wirbelsturms an Film ist allerdings nicht Hercules selbst, sondern die Figur der Meg, die das Herz von Hercules zwar erobert, ihn aber eigentlich in eine Falle lotsen soll. Ihre Zerrissenheit, die den liebevollen, wenn auch einfach gestrickten Helden Hercules gekonnt kontrastiert, macht sie zu einer ebenbürtigen Partnerin weit ab von Prinzessinenklischees. Und Bösewicht Hades ist natürlich auch eine spitzzüngige, boshafte Freude. Ein unterschätzter, stürmender Disneyfilm.

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                                                  der cineast 20.10.2021, 22:50 Geändert 20.10.2021, 23:12

                                                  Wenn Regisseur Simon West gut ist, dann ist er so richtig gut: In THE GENERAL'S DAUGHTER lässt er einen fulminanten John Travolta in bester Whodunnit-Manier einen verzwickten Mordfall an der Tochter eines Generals in den Kreisen des Militärs lösen. Das Drehbuch ist zwar konstruiert, aber absolut klassisch und wirkungsvoll aufbereitet, der Film ist sogar so gut geschrieben und inszeniert, dass sich das virtuose Rückblendenfeuerwerk des Finales sowohl Spannung, Dramatik als auch ein politisches Statement leistet. Die Wortgefechte zwischen Travolta und James Woods, als auch zwischen ihm und Madeleine Stowe sind herrlich und überhaupt ist Travolta hier so konzentriert, charismatisch und kochend wie selten. Abgerundet wird dieser dramatische Krimi durch eine schlichtweg betörende und bunte Photographie; die farbenreichen, wenn auch trügerischen Kompositionen der Bilder durchdringen jede Statik der uniformen Gesichter und führen zu deren Bruch.

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                                                    der cineast 20.10.2021, 02:39 Geändert 20.10.2021, 02:40

                                                    Eine abartige Musik und ein mehr als ärgerliches Antiklimax-Finish versagen LARA CROFT: TOMB RAIDER den Heldenstatus, denn der Film hat ein dralles Budget, verschwenderische, weitläufige Sets und viel veritable Action zu bieten, mit einer Heldin, die einer weiblichen James Bond schon sehr nahekommt. Naja, und eine Geschichte gibt es auch nicht.

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