DerDude_ - Kommentare

Alle Kommentare von DerDude_

  • Wahnsinnig viel Herz steckt in diesem schweren Abschied. Mehr als verdienter Kommentar der Woche

    5
    • 7 .5

      ...und der Dude macht sich weiterhin unbeliebt.

      Leicht überbewertet muss ich leider sagen...
      Handwerklich ist BROKEBACK MOUNTAIN wirklich Sahne, da kann ich nicht viel bemängeln. Die Landschaftsaufnahmen sind wunderschön, der Soundtrack ebenso, dazu allgemein sehr gute schauspielerische Leistungen von Heath Ledger und Jake Gyllenhaal. In meinen Augen wird gerade Ledger in dieser Rolle sehr unterbewertet. Leider harpert es für mich an der Geschichte. Ich will nicht sagen sie hätte mich nicht berührt, nein, der Film hat wirklich großartige Stellen. Nur leider war sie für mich nichts wirklich besonderes. Ob Mann und Frau oder eben Mann und Mann ist mir ziemlich egal und so war auch diese homosexuelle Liebesgeschichte zweier Cowboys zwar keineswegs uninteressant, aber auch nicht wirklich herausragend für mich.
      Ich muss dazu allen Leuten widersprechen, die behaupten, BROKEBACK MOUNTAIN sei in erster Linie ein Liebesfilm. Nein, es ist ein Film der ein Milieu oder eine Zeit schildert, die so eine Liebe unmöglich macht. Geschildert werden hier nur die äußeren Umstände der Liebe. Die Liebe selbst ist in jeder Szene bedingungslos und vorhanden. Es gibt nicht keinen wirklichen Konflikt der beiden unter einander, nur gegenüber der Gesellschaft.
      Gleichzeitig auch, ist der Film sehr unkritisch mit seinen Protagonisten. Ihr Handeln wird nicht kritisiert dabei ist ihr Verhalten, besonders gegenüber ihrer Ehefrauen, keineswegs komplett korrekt.
      Wie gesagt, schön ist das alles trotzdem, aber für mich in keinsterweise herausragend.

      9
      • 9

        Immer wenn man glaubt, es geht nicht noch geiler, die Kämpfe werden nicht noch epischer und die Brutalität kann nicht mehr weiter zu nehmen, passiert genau das.
        THE RAID 2 ist pures, perfektioniertes Actionkino mit Sequenzen die sich am besten mit dem Wort "Kunst" beschreiben lassen. Dazu gehören eine Schlägerei im Gefängnis, ausgetragen im Schlamm, die nahezu eine einzige, lange Plansequenz darstellt. Spätestens bei dieser Szene wird jede Kinnlade im Kino unten sein. Die Kämpfe sind handwerklich so perfekt, das man anfordern sollte, alle derzeitigen, mittelmäßigen Hollywoodactioner sofort zu streichen.
        Dennoch aber nimmt THE RAID 2 sein Tempo auch oft raus, lässt sich Zeit für Handlung und Figuren, die in kleinster Weise zu Kurz kommen. Im Gegenteil : THE RAID 2 ist der Beweis das sich Handlung und Action niemals ausschließen müssen.
        Dann ist THE RAID 2 spannend, mitreißend und vor allem nicht dumm und hält sein Publikum auch nicht für dumm. Aber am besten wird es wirklich, wenn die Baseballschläger, Hämmer und Fäuste fliegen, bis zum absoluten Herzschlagfinale.
        Spätestens dann ist klar : Perfekter wird Kino nicht. Die Prognose : Ansehen !

        23
        • Ruhe in Frieden.
          Ich bin zu fassungslos um mehr zu sagen.

          7
          • 9

            Bewertung beider Teile.

            Ich habe in letzter Zeit drei italienische Epen über die vergangenen Epochen gesehen. Alle drei gingen grundverschieden an ihr Thema: Da wäre Sergio Leonies ES WAR EINMAL IN AMERIKA (fast 4 Stunden), der seine Figuren zu Mythen stilisiert, mit Kitsch und Pathos dick aufträgt und sich mir allgemein zu wichtig nahm. Dann wäre da der grandiose DIE BESTEN JAHRE (über 6 Stunden) der mit meisterhaften Storytelling, sehr detailliert ausgearbeiteten Figuren und berührender Thematik überzeugte und nun Bertoluccis 1900 (5 Stunden), und man, dieser Film ist mit Abstand der verrückteste !
            In einem Bogen von fast 50 Jahren erzählt Bertolucci von der Freundschaft zwischen einem Bauernjungen (später sehr gut vom, damals noch dünnen Gerade Depardieu verkörpert) und dem Sohn der Geschäftsfamilie (ebenfalls groß : Robert De Niro). Ihr Wandel mit der Zeit vollzieht sich und letztendlich leidet die Freundschaft wegen der entgegengesetzten, politischen Meinungen der beiden, an den Frauen die sie lieben und am Krieg.
            Ich mache kurz : ein 5-stündiger, irrer Ritt durch das frühe 20ste Jahrhundert ! Handwerklich perfekt ausgearbeitet und inszeniert, meisterhaft gespielt von allen Beteiligten, Bilder makelloser, klarer, farbenfroher Schönheit und ein traumhafter Score von Meister Ennio Morricone höchstpersönlich. Bertolucci adelt seine Figuren nicht zu Göttern, viel mehr lässt er ihnen ihre Menschlichkeit, ihre Fehler, ihre Unvernunft. Dadurch wirkt der Film sehr greifbar. Dazu gesellt sich eine Handvoll irrer Szenen und Elemente, wie etwa einem Pferd namens Kokain. Seinen grandiosen Höhepunkt erreicht der Film beim Auftritt des meisterhaften Donald Sutherland, der so übertrieben diabolisch und wahnsinnig agiert, das man sich in seinen Sessel krallt.
            Das ist alles wahnsinnig unsubtil, hoch emotional, übertrieben in allen Maßen, sodass sich viele an diesem Epos stoßen werden. Wer aber gefallen an dieser Leidenschaft, diesem Wahnsinn findet, wird mit der vielleicht unterhaltsamsten Reise durch die Geschichte belohnt.

            11
            • 8

              "Egal was auch passiert, ob morgen oder für den Rest meines Lebens, in diesem Moment bin ich glücklich, weil ich dich liebe..."

              11
              • Tut mir Leid die ganze Community hier zu Tode zu nerven aber die Anzahl an neuen Bewertungen die DIE ANDERE HEIMAT seit DVD-Start hat ist nicht im entferntesten so gestiegen wie sie es sollte.
                Leute, ernsthaft, seht euch diesen Film an ! Ihr werdet es nicht bereuen.

                11
                • 6 Geschichten übereinander gestapelt, die so ineinander verworren sind das einen keine einzige davon berührt. Obendrein bei vielen anderen Werken geklaut.
                  Dennoch ist der gigantische Aufwand dieses Projekts beachtenswert.

                  13
                  • Am 29. September erscheint NORTE, THE END OF HISTORY, der neue Film von Lav Diaz in England auf Dvd. Für mich wird dies der Einstieg in das Schaffen von ihm. Mit einer Laufzeit von 4 Stunden ist er ja einer der sehr kurzen Filme von ihm...

                    7
                    • 4 .5

                      So sehr ich Sofia Coppola auch liebe, THE BLING RING stellt die erste wirkliche Niete in ihrem Schaffen dar.
                      Coppola skizziert, wie immer, ein Milieu voller Oberflächlichkeiten, Dekadenz und vor allem Leere. Was jedoch ihre früheren Filme so anzeichneten, ist das die Protagonisten sich dieser Oberflächlichkeit bewusst waren, gar unter ihnen litten. Seien es Bill Murray und Scarlett Johansson in LOST IN TRANSLATION, die sich in der Anonymität des Hotels als Seelenverwandte finden, Kirsten Dunst als gelangweilte Marie Antoinette oder die, zu Herzen gehende, Vater/Tochter Beziehung in SOMEWHERE. In all diesen Faktoren beweist Coppola das jenseits der Oberflächlichkeiten noch so etwas wie echte Gefühle verborgen sein können.
                      In THE BLING RING aber verkörpern die Protagonisten diese blanke Selbstdarstellung. Sie sind blanke Personifikationen von hassenswerter Selbstdarstellung. Es wäre verkehrt, Coppola dies negativ anzurechnen, bedeutet dies noch lange nicht eine Glorifizierung der Taten (ähnlich wie in Finchers THE SOCIAL NETWORK). Jedoch : THE BLING RING hat seine Geschichte bereits nach 20 Minuten erzählt und wiederholt sich dadurch. Der Zuschauer versinkt in diesem Meer aus Promigeilheit, Selbstfotos und dämlichen Jugend-Plattitüden. Und das ist nervig, anstrengend und macht auf die Dauer aggressiv. Jeder Subtext wurde bereits erkannt, was bleibt ist Redundanz.
                      Ein leerer Film über leere Menschen.

                      13
                      • "She gave the film a bad review because women are stupid and unable to understand such a film"
                        - Irgendein Fanboy von Christopher Nolan als Reaktion auf die negative Kritik einer Frau zu INCEPTION.

                        Sexistische Fanboys gibts überall.

                        2
                          • 8

                            Es ist sowohl wunderschön und unendlich bitter wie sehr eine Frau einen Mann verändern kann...

                            THE BEST OFFER von Altmeister Guiseppe Tornatore gehört zu der traurigen Art von Filmen, zu denen auch Martin Scorseses SHUTTER ISLAND gehört, die nie den verdienten kritischen Anklang erhalten, weil sie konsequent zwischen allen Stühlen stehen. Arthouse-Fans werden den Film wegen seiner einfachen, etwas sentimentalen Inszenierung bemängeln und ihn in Hinblick auf Tornatores gefeierte frühere Werke als Altherrenfantasie abstempeln. Die breite Masse wird der Aspekt der Kunst zu langweilig sein und werden den Film (genau wie SHUTTER ISLAND eben) auf die Auflösung reduzieren, die ihnen zu Vorhersehbar war. Dabei geschieht diesem Film ein großes Unrecht, denn wie stille Wasser tief sind, reißt Tornatore in seinem Spätwerk tief wahre und berührende Aspekte an. Die Geschichte des alternden, introvertierten Kunsthändlers Virgil Oldman der sich in die junge, mysteriöse, sehr attraktive Millionärin Claire verliebt, eine Frau die seit 10 Jahren angeblich niemand gesehen hat weil sie sich seitdem in ihrer Villa eingesperrt hat, ist, so komisch es klingt, ein Coming-of-Age Film.
                            Virgil lebt abgeschottet in seiner luxuriösen Wohnung. Er hat keine wirklichen Freunde und keine sozialen Kontakte. Er bewundert zwar die Frauen auf seinen geliebten Gemälden, aber eine Freundin hatte er, trotz seines hohen Alters, nie. Seine Scheu vor fremden Menschen geht so weit, das er permanent Handschuhe trägt. Seinen Lebenssinn findet er nur in der Kunst und in sich selbst. Er existiert nur für sich. Dieser Mann trifft nun auf Claire, eine Frau, die an einer sozialen Störung leidet und sich anderen Menschen nicht nähern kann, ihre Villa nicht mal verlassen kann. Zu Anfang blickt Virgil noch auf diese Frau herab, er belächelt diese völlige Unerwachsenheit von ihr und versteht sie nicht. Was er damit unbewusst tut, ist sich selbst zu belächeln, weil er letztendlich genau denselben Lebensstil lebt. Die Beziehung zwischen den beiden wandelt sich letztendlich zu einer zarten Liebesgeschichte. Virgil erkennt zum ersten Mal, wie es ist, wenn ein anderer Mensch im eigenen Leben eine große Rolle spielt. Er durchbricht seine abgeklärte, professionelle Fassade und schenkt Claire immer mehr Aufmerksamkeit, er ordnet sogar seine Arbeit und seine geliebte Kunst ihr unter. Doch seine Selbstaufgabe der süßen Liebe willen konnte nicht auf dauer gut gehen und bricht ihm schließlich, in der tragischsten nur vorstellbaren Weise, das Herz.
                            Es ist ein Irrtum, der Mensch könnte nur für sich alleine leben. Irgendwann kommt man an den Punkt, wo man erkennt das man eine andere Person brauch und sei es nur, um die Leere im Herz zu füllen, der man sich irgendwie immer bewusst war, sie aber immer ignoriert hat (Virgils Vorliebe für die Porträts von Frauen äußert sich dadurch). Virgil schafft es letztendlich durch diese Liebe erwachsen zu werden und überwindet sein kindisches Leben nur für sich. Denn die Kunst kann einen Menschen noch so erfüllen, ihm so viel schenken, ihn so faszinieren und doch nie das Glück der Liebe eines anderen Menschen erreichen.
                            Das Traurige an diesem Fakt ist leider : Lieben bedeutet offenbaren. Und wer sich offenbart läuft Gefahr enttäuscht, ausgenutzt oder betrogen zu werden. Im schlimmsten Fall wird man schrecklich verletzt, sodass das Herz noch in weiter Zeit Schaden nimmt. Aber, wie schon es F.Scott Fitzgerald in seinem großen Gatsby auf den Punkt bringt, kann es unsere größte Stärke oder größter Fehler sein, nie zu hoffen aufzugeben. Denn letztendlich ist Virgil in irgendeiner traurigen Weise am Ende vom Film ein Sieger, weil er es geschafft hat, sich selbst zu überwinden.
                            THE BEST OFFER ist ein Film, den man nicht unterschätzen sollte. Genau wie vieles von Tornatore neigt er zur Sentimentalität die oft zum Kitsch neigt, aber dennoch werden Emotionen selten so ungefiltert und spürbar vermittelt. Und Geoffrey Rush ist mal wieder eine wahre Wucht.

                            19
                            • Der Hype um dieses Stück Literatur ist wahnsinnig einfach zu erklären : Die kleinen Twilight-Jünger haben mit ihrer geliebten Reihe so sehr die Keuschheit-Keule schlucken müssen das ihnen so etwas nun als verbotenes, sexuelles Werk erscheint. Der Film wird eine typische Bebilderung des Buches werden um die Fans nicht zu enttäuschen ergo : Wird genauso wertlos wie das Buch.
                              Hätte David Cronenberg den gedreht hätte, wäre es vielleicht ein subversives Spiel über die Sinnlosigkeit der sexuellen Fantasien und wäre ein parodistisches Werk das die Absurdität der Figuren als pure Projektion entlarvt. Und nebenbei wirklich schockieren würde.

                              17
                              • 4 .5

                                Der Dude macht sich unbeliebt...

                                Mhm, eigentlich ist die Diskussion um ES WAR EINMAL IN AMERIKA lange zu Ende. Ich war vor ein paar Jahren recht unschlüssig was ich von ihm halten soll. Nun lege ich meine Eindrücke dar, die sich bei der letzten Sichtung vor ein paar Tagen eingestellt haben.
                                Zum einen : ES WAR EINMAL IN AMERIKA bringt ideale Vorraussetzungen für einen Lieblingsfilm. Zum einen ist der Film ein Epos, hochambitioniert und gegen Gangster-Filme hab ich eigentlich auch nichts. Warum aber ist dem nicht so ?
                                Zugegeben : ES WAR EINMAL IN AMERIKA schlecht zu nennen käme einem Wagnis gleich. Zu briliant sind die eingestreuten Zeitsprünge, zu gut ist die Kamerarbeit. Ennio Morricones Musik ist traumhaft schön. Die Darsteller (insbesondere James Woods) sind auch gut. Trotz der Laufzeit ist der Film auch nicht wirklich langweilig (wenn auch die ersten 40 Minuten überhaupt nichts passiert). Nun aber das größte Aber : Sergio Leone und ES WAR EINMAL IN AMERIKA muss sich damit abfinden das er hoffnungslos unerwachsen sind.
                                Das Epos ist fast eine Art Anti-DER PATE. Bemühte sich Francis Ford Coppola mit seiner meisterhaften Trilogie darum, ein realistisches Bild des Gangstertums zu vermitteln (das die großen Mafiabosse letztendlich gebrochene, einsame Männer oder miese Schweine, die in der eigenen Familie morden, sind) oder auch Brian De Palma, der zwar seinen Tony Montana glorreich aufsteigen lässt, ihn aber umso gnadenloser wieder untergehen lässt, so macht Leone den Fehler, seine Gangster Protagonisten zu großen Legenden aufstehen zu lassen. Der Film trieft so dermaßen in seinem Pathos, seine Figuren werden bis an die Grenzen des Erträglichen gefeiert das es unter keine Kuhhaut geht. Dazu haftet dem ganzen ein sehr pubertärer Humor an, der das ganze noch unerwachsener wirken lässt.
                                Dann wären da noch zwei Punkte, die ich hier ansprechen muss, denn sie machen mir diesen Film im allgemeinen kaputt. Ja, jetzt kommt wieder die Frauenfeindlich-Keule.
                                Da wäre dieses Mädchen, das ihren Körper für Süßigkeiten verkauft. Nicht aus Not, sondern einfach zum Spaß. Weil sie es geil findet. Ich kenne die Kindheit von Leone nicht, aber mir ist so jemand noch nie begegnet. Egal ob es solche Menschen wirklich gibt oder nicht, diese Figur wirkt wie eine widerwärtige Bubenfantasie, die sich jeglicher Realität entbehrt.
                                Dann wäre da die viel besprochene Vergewaltigungsszene. In meinen Augen entbehrt sich dieser Szene jeglicher Konsequenz, auch für die Figuren. Robert DeNiros Figur ist lediglich traurig das ihn die Frau seiner Träume doch nun nicht mehr will und scheint sich in keiner Szene vorzuwerfen, was er da gerade getan hat.
                                Dieser Frauen verachtende Unterton zieht sich durch den ganzen Film. So freut sich ein Polizeichef, als seine Frau endlich einen Sohn zur Welt bringt und behandelt seine Töchter mit widerwärtiger Verachtung.
                                Ich will Leone keinen Frauenhass vorwerfen. Ich glaube nur das er so sehr damit beschäftigt war, seine harten, männlichen Protagonisten so zu Legenden zu stilisieren, die sich nehmen was sie wollen, und dabei übersehen hat das man diesen Film auch anders sehen kann.
                                ES WAR EINMAL IN AMERIKA wirkt wie ein fantastisch inszeniertes aber pathetisches Epos das die Adoleszenz nie erreicht hat.
                                Uninteressant.

                                17
                                • 8

                                  "Was steht denn da ?"
                                  "Keine Ahnung, ich bin Analphabet"
                                  "Was du auch ?"

                                  Es fällt mir schwer zu glauben, wie man als Verehrer der Kunstform Film und des Kinos, von CINEMA PARADISO kalt gelassen werden könnte.
                                  Es ist ein Film, der einen zurückführt in das eigene Leben und wie man sich selbst in diese wundervolle Kunstform verliebt hat. Ich musste während des Filmes immer daran denken, wie ich das erste mal Tränen in den Augen von einem Film hatte (ich glaube das was Charlie Chaplins LICHTER DER GROßSTADT) weil er so schön war.
                                  CINEMA PARADISO ist nicht nur ein Film für Nostalgiker, der an das alte Kino appelliert, sondern auch ein Film für Träumer und die Magie der Filme und wie sie einen Menschen berühren können. Vor allem aber, wie wichtig sie sein können. Das sie mehr als ein Hobby sein können. Welchen wichtigen Teil sie letztendlich im Leben eines Menschen spielen können.
                                  Man könnte diesem Film sicherlich eine zu große Sentimentalität vorwerfen, aber gerade das ist für mich seine größte Stärke : Das Wagen von großen Emotionen und Gefühlen, denn nur so kann man der Begeisterung für das Medium Film gerecht werden.
                                  Ich glaube kaum ein Film hat es so sehr verdient, Liebeserklärung genannt zu werden...

                                  21
                                  • 7

                                    In meinen Augen eine exzellente Adaption des großartigen Romans.
                                    Orson Welles verleugnet Kafka nicht, noch klebt er zu sehr an ihm. Seine Verfilmung geht weit über eine schlichte Bebilderung hinaus und ist mehr ein Werk, das die Intention Kafkas und die Interpretation Welles in sich trägt und doch offen ist, für eigene Interpretationen.
                                    Machen viele Verfilmungen den Fehler, zu sehr an der Vorlage zu kleben, sie ja Schritt für Schritt abzufilmen, bringt Welles seine eigene Note hinein.
                                    Er verändert die Geschichte genau da, wo es Sinn ergibt und bleibt ihr trotzdem treu. Dazu liefert Anthony Perkins als Josef K. eine großartige Interpretation dieser Figur ab.
                                    Die größte Stärke aber liegt in den Bildern : In trostlosen S/W Bildern von düsteren Wohnunge, endlosen Bürogebäude, gigantischen Gerichtssälen und kargen Landschaftsaufnahmen gelingt es Welles das Gefühl des Romans auf die Leinwand zu bannen. Die Atmosphäre des Werkes scheint er voll und ganz verstanden zu haben. Sehr gut ist auch die Idee, die Torhüter-Parabel direkt an den Anfang zu packen, da sie so als Parabel auf das ganze Werk besser betrachtet werden kann.

                                    21
                                    • 4

                                      Oh Mann. Was eine Enttäuschung.
                                      Irgendwann kommt man an den Punkt wo man sich fragt : Warum so und nicht anders ? Ich meine : Godzilla-Film mit Bryan Cranston. FUCK ! Könnte doch geil sein !
                                      Aber nein, irgendwie hat man es geschafft hier alles gegen die Wand zu fahren, was vier Räder hat.
                                      GODZILLA versucht permanent den Menschen das Feld zu überlassen. Keine schlechte Idee, fehlt in Hollywood doch schon seit langer Zeit ne Portion Menschlichkeit. Leider haben die Protagonisten von GODZILLA so dermaßen wenig Profil das sie genauso gut (warum eigentlich genauso gut ?) auch Raumfüller sein könnten.
                                      SPOILER
                                      Bryan Cranston bringt in die kurze Screentime so unglaublich viel Einsatz. Die Szene, wo er sich von seiner Frau verabschieden muss geht unter die Haut. Umso mehr tut es weh, wie gnadenlos man ihn (und Juliette Binoche) verschenkt hat.
                                      SPOILER ENDE
                                      Das Feld hat man Jungschauspielern überlassen, die kein bisschen was mit ihren flachen Figuren anfangen können. Kurze Charakterisierung des Sohnes von Cranston : Er ist ein verheirateter Familienvater und Soldat. Mehr weiß man nicht über ihn. Ich brauche leider Figuren mit denen ich mich identifizieren kann, wenn ich mit ihnen mitleiden soll.
                                      Das größte Problem ist leider das Godzilla und die anderen Monster so völlig in den Hintergrund gerückt werden. Der größte WTF-Moment : Godzilla und ein Monster stehen sich gegenüber. Gleich bekämpfen sie sich, man freut sich schon fast und dann.....wird geschnitten und wir sehen den Sohn des Protagonisten wie er sich vorm Fernseher den Kampf ansieht. Spätestens nach dieser Szene habe ich völlig aufgegeben.
                                      GODZILLA besteht zu 10% (höchstens, davon sind 3% Godzilla), aus Monsteraction und zu anderen 90% aus verzweifelten Menschen, die umher irren und mir scheiß egal sind.
                                      Dann wäre ja noch das Ende das in seiner Prämisse so dermaßen dämlich ist, das ich mich weigere es näher zu beschreiben.
                                      Wie gesagt : Es hätte geil sein können, aber es ist einfach nur ungeil.
                                      Dieser Godzilla ist kein mörderisches ROOOOOOAAAAAAAARRRRR, sondern ein leises Husten.

                                      21
                                      • 9

                                        Ein eiskaltes Werk.
                                        Bitter, fies, gemein und vor allem eins : Hoffnungslos.
                                        Die Geschichte zweier Brüder die die eigene Familie in einem Raubzug ausrauben wollen und kolossal scheitern und dabei eine Katastrophe auslösen ist wohl "the gangster-movie to end all gangster-movies". Wer nach BEFORE THE DEVIL KNOWS YOURE DEAD (mega guter Titel) immer noch glaubt, Verbrechen würde sich lohnen, der belügt sich schlicht selbst. Jeder Schritt in die falsche Richtung kann, selbst perfekt durchkalkuliert, eine Katastrophe auslösen, nicht nur für einen selbst, auch für alle anderen.
                                        Deswegen auch die zersplittere Erzählweise. Die Ausmaße der Katastrophe werden nur dadurch sichtbar und so wird jede Figur ernst genommen. Benutzen viele Filme dieses Stilmittel als Selbstzweck, benutzt Sidney Lumet ihn geschickt. Das Darstellerensemble rund um Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Albert Finney und Marisa Tomei wächst über sich hinaus.
                                        Am Ende begreifen wir : Die Haltung "Verbrechen lohnt sich nicht" ist kein moralischer Zeigefinger sondern eine ernsthafte Warnung vor einer tödlichen Spirale, die nur abwärts geht.

                                        18
                                        • Die Nachricht seines Todes ist nun schon über 5 Monate her. Heute wäre er 47 Jahre alt geworden und erst heute fühle ich den Drang, etwas über meinen Lieblingsschauspieler zu schreiben.
                                          Aber man ehrt einen Menschen immer am besten, indem man ihm nicht nachtrauert, sondern ihn ernst nimmt.

                                          Was Philip Seymour Hoffman zu meinem Lieblingsschauspieler gemacht hat, war die Tatsache das er nie versucht hat sich in den Mittelpunkt zu drängen. Viele seiner besten Rollen sind Nebenrollen. Nein, er hat das irgendwie nie gebraucht. Er hat es geschafft in seinen kurzen Rollen so sehr aufzugehen und sie bis ins kleinste Detail mit Leben zu füllen.
                                          Warum ich ihn so gemocht habe, liegt auch daran das er kein Hollywood Saubermann war, sondern jemand der auch hässliche, unangenehme, gemeine Rollen gespielt hat. Rollen die man hassen und verachten konnte.
                                          Wenn man an große Rollen von ihm denkt, denkt man meistens sofort an seine Oscargekrönte Darbietung als Truman Capote. Was Hoffman in diesem Film abliefert sprengt die Grenzen von Authentizität. Aber meine persönliche Lieblingsrolle von ihm war immer Caden Cotard in SYNECDOCHE, NEW YORK. Es ist eine so unglaublich schwierige und tragische Rolle und Hoffman schafft es, den kompletten Schmerz und die Lebensfragen mit der Regisseur Charlie Kaufman diese Figur beladen hat, auf den Punkt zu bringen. Der Zuschauer fühlt zu jedem Augenblick mit ihm mit.
                                          Genauso großartig, fast schon unheimlich war seine Leistung in Andersons THE MASTER. Szenen, wie wenn er zum ersten Mal den von Joaquin Phoenix gebrauten Alkohol nimmt, wirken nie überzogen sondern immer tief in der Figur dieses Sektenführers verankert. Eine Leistung, die unglaublich unterschätzt bleibt.
                                          Aber Ernst und Tragik waren bei weitem nicht das einzige was er könnt. Er konnte einem den Tag versüßen mit seiner sympathischen, lustigen Leistung in RADIO ROCK REVOLUTION oder als alberner Butler in THE BIG LEBOWSKI.
                                          Manchmal hatte ich den Eindruck, Hoffman hätte jede seiner Rollen gespielt als wäre es die Rolle seines Lebens. Ich erinnere nur an den Wutanfall in DER KRIEG DES CHARLIE WILSON.
                                          Man muss nicht mal seine gefeierten Rollen nennen um das Talent dieses Mannes zu nennen.

                                          Nun ist er fort und hinterlässt eine Lücke, die sich nicht schließen lässt.
                                          In so vielen, noch kommenden Filmen, wird er fehlen. Der Schock, den sein Tod ausgelöst hat, ist nun in mir verklungen und ich kann nun einfach sagen : Machs gut, Lieblingsschauspieler !

                                          "Good-looking people don't have any spine. Their art never lasts. They get the girls, but we're smarter."
                                          Philip SEymour Hoffman in ALMOST FAMOUS.

                                          21
                                          • 8 .5

                                            "Vielleicht erschuf ihn die Natur,
                                            Damit, ob auch ein Weilchen nur,
                                            Er deinem Herzen nahe stände?..."
                                            - Iwan Turgenjew

                                            Ein Zitat, das am Anfang von Dostojewskis Novelle Weiße Nächte steht. Noch immer steigen mir die Tränen in die Augen wenn ich an diese Geschichte denke. Oft versuche ich gar nicht zu sehr an sie zu denken, einfach weil sie mich zu sehr mitnimmt. In so wenigen Zeilen steckt so viel Einsamkeit, Melancholie, Sehnsucht und Liebe.
                                            Robert Bressons Interpretation ist das filmische Äquivalent zu Dostojewskis Geschichte. Bresson bewahrt eine Distanz und legt so die Gefühle der Figuren frei. In tiefer, dunkler Nacht, in einsamer Stille, finden sich zwei träumende, einsame Menschen.
                                            Mir fehlen die Worte, es ist zu schön.

                                            18
                                            • 0/77 gesehen. REKORD !

                                              1
                                              • "Kann es sein das Weibsvolk anwesend ist ?"
                                                "NEIN ähh Nein, Nein"

                                                3
                                                • 9

                                                  "...denn alles kann verloren gehen und im Sturm auf den Meeren versinken, nicht aber das Wissen der Herzen."

                                                  Es ist irgendwie ärgerlich. DIE ANDERE HEIMAT - CHRONIK EINER SEHNSUCHT wird in nahezu allen Medien als Geschichtsfilm angepriesen. Als ein Film über die Vergangenheit Deutschlands. Sicher, er bietet einen faszinierenden und detaillierten Einblick in das Leben im Hunsrück des 19. Jahrhunderts. Aber dennoch ist die Zuordnung "Geschichtsfilm" falsch. Hier wird kein stocksteifes Lehrkino abgeliefert, sondern ein Film über die Träume und Sehnsüchte aller Menschen. Eine Geschichte, jenseits eines zeitlichen Kontextes.
                                                  Man versucht diesen Film irgendwie einzuordnen. Einige sprachen gar von einer Nachmache von Michael Hanekes DAS WEIßE BAND - EINE DEUTSCHE KINDERGESCHICHTE, nur weil der Film in S/W ist und in einem Dorf in Deutschland spielt. Weiterhin versuchte man Vergleiche zu Großmeistern des Kinos zu ziehen wie etwa Carl Theodor Dreyer, Robert Bresson oder Bela Tarr. Die Wahrheit aber : DIE ANDERE HEIMAT von Edgar Reitz ist keins von diesem. Er ist völlig eigenständig und gerade deswegen über fast alle Filme erhaben.
                                                  Die Geschichte spielt, wie bereits gesagt, im Hunsrück des 19. Jahrhunderts. Jakob ist ein Tagträumer, jemand der nicht gern auf dem Feld arbeitet. Er ließt lieber Bücher und spielt im Wald Indianer. Für seine Eltern ist er daher eher enttäuschend, die ziehen seinen schlichteren, handwerklicheren Bruder Gustav vor. Jakobs großer Traum ist es, nach Brasilien auszuwandern und dort ein Leben zu beginnen. Mit seiner besonderen Art verzaubert er die junge Henriette (gennant das Jettchen), woraufhin Jakob zu ihr eine zarte Liebe entwickelt. Aber Jakob wird bald lernen, wie weit weg große Träume manchmal sind und wie heftig die Realität manchmal sein kann.
                                                  Was Reitz hier gelingt ist ein fantastisches Zusammenspiel zwischen Atmosphäre und Handlung, Kamera und Drehbuch. Die kristallhaften S/W-Bilder gleiten oft über gigantische Landschaften, die man in solcher Schönheit noch nie gesehen hat. Im Vordergrund steht meist der Mensch, wenn etwa Jakob und seine Mutter auf dem Feld arbeiten und sich unterhalten. Eine Symbolik dafür,wie gigantisch die Welt ist, welche Sehnsucht sie in den Menschen entwickeln kann. Dabei färbt Reitz immer kleine Details ein, wie etwa ein Hufeisen oder die Gräser auf dem Land. Eine kleine Metapher auf die versteckte Schönheit. Das wohl wichtigste Detail bleibt permanent in Farbe : Ein Glasstück, in welchem eine riesige Meerlandschaft eingeritzt ist. Das Objekt der Sehnsucht, die Vorahnung auf diese große Welt.
                                                  Edgar Reits Film ist vielerlei : Coming-of-Age Film, traurige Liebesgeschichte, die Geschichte vom Verhältnis zweier Brüder und eben auch ein Ausflug ins alte Hunsrück. All diese Faktoren funktionieren perfekt. Dazu gesellt sich ein großartiges Ensemble. Allen voran die Entdeckung der letzten Jahre : Jan Dieter Schneider als Jakob. Dieser spielt in seiner ersten Rolle überhaupt und meistert sie zum Kunststück. Er spielt den verträumten Außenseiter und Romantiker perfekt zu jeder Sekunde.
                                                  Dieses 4-Stunden Epos mag nicht ganz einfach sein. Aber ehrlich gesagt halte ich es auch nicht für besonders schwer. Ja, man brauch viel Sitzfleisch aber wer das mitbringt wird definitiv belohnt. Der Film ist "nur" sehr lange, aber niemals langweilig da Reitz eine perfekte Symbiose zwischen beeindruckender Lanschaftsaufnahmen und Geschichtserzählung findet. So entstehen so unsagbare Bilder, auf die das Wort "Kunstwerk" fast wie eine Untertreibung ist. Wie etwa wenn Jakob nachts aufbleibt um in den Büchern zu lesen, die Menschen die in Kutten verhüllt durch die Schneelandschaft wandern oder wenn Jakob und Jettchen in einer wunderschönen Szene nachts am See sitzen und sich von ihren Träumen berichten. Aber dennoch ist dies kein leicht zu Film, der leicht zu schlucken ist. Besonders im zweiten Teil des Filmes kippt die anfängliche Idylle immer mehr in brutale Realität.
                                                  Was DIE ANDERE HEIMAT aber besonders ist, ist eine einzige Liebeserklärung an den Außenseiter. An alle, die abseits von Ansehen und Beliebtheit ihren eigenen Weg gegangen sind. An die, die es wagten zu Träumen. An all diese ist dieser Film gewidmet und vielleicht liebe ich diesen Film deswegen so, weil ich mich selbst immer in diesem Bild gesehen habe. Weil ich mich selbst viel zu oft in Jakob wiedererkannt habe (Lustigerweise ist Jakob mein tatsächlicher Name).
                                                  Wenn man, DIE ANDERE HEIMAT in einem Gefühl zusammenfassen müsste, dann dieses : Man steht auf einem Hügel und blickt verträumt auf eine gigantische Landschaft, mit Bergen und Flüssen und Städten, während die Sonne untergeht. Dieses Gefühl vermittelt dieser Film. Von Sehnsucht und Träumen. Von einem Ort, von dem man glaubt, irgendwie zu ihm zu gehören.
                                                  Ein Film, der universell für jede Altersklasse funktioniert. Der genauso gut heute spielen könnte, weil die Gefühle die er vermittelt. Jeder Zeit präsent sind.
                                                  Wie heißt es doch so schön : Schabbach ist überall.

                                                  Was ein Jahrhundertwerk !

                                                  "Der Film zeichnet die Verlorenheit des Einzelnen in einer Umbruchsphase, die Sehnsucht nach einem Platz, wo man hingehört. Manche nennen ihn Heimat.“
                                                  - Bayrisches Fernsehen über den Film.

                                                  19
                                                  • "Theo Angelopoulos is a masterful filmmaker. He really understands how to control the frame. There are sequences in his work—the wedding scene in The Suspended Step of the Stork; the rape scene in Landscape in the Mist; or any given scene in The Traveling Players—where the slightest movement, the slightest change in distance, sends reverberations through the film and through the viewer. The total effect is hypnotic, sweeping, and profoundly emotional. His sense of control is almost otherworldly." - Martin Scorsese

                                                    Die Trilogie des modernen Europas von Theo Angelopoulos
                                                    Teil 3 : THE OTHER SEA

                                                    Wie gerne würde ich einen Kommentar zu diesem Film schreiben. Dem Finale der Trilogie des modernen Europas (die Vorgänger : TRILOGIE : DIE ERDE WEINT und THE DUST OF TIME) schreiben. Der Film hätte von der griechischen Finanzkrise gehandelt. Toni Servillo hätte die Hauptrolle gespielt. Doch ich kann zu diesem Film nichts schreiben, denn er wurde nie fertig gestellt. Während des Drehs wurde Theo Angelopoulos in einen Verkehrsunfall verwickelt, an dessen Folgen er starb. Er hinterlässt ein Lebenswerk, welches auf ewig unvollendet bleiben wird.
                                                    Dieses traurige Ereignis steht am Anfang meines Kommentars zu diesem, trotz großem Cannes Erfolg, irgendwie zu unbekannten Filmemacher.
                                                    In den Filmen von Angelopoulos wird Kino zur Poesie. Ein Gedicht aus Bildern. Angelopoulos erzeugt in jedem seiner Filme solch poetische Bilder, die nie nur schön anzusehen sind, sondern den Zuschauer emotional packen, mit sich ziehen und festhalten. Er wahrt zu seinen Figuren immer eine Distanz, in dem 4 Stunden Epos DER GROßE ALEXANDER existiert glaube ich keine einzige Nahaufnahme. Die Emotionen werden nicht durch die Figuren, sondern nur durch Bilder und Aufnahmen erzeugt. Wer keinen Zugang zu dieser Art von Filmen hat, dem bleiben seine Werke verschlossen. Jedoch kann ich mir niemanden vorstellen der nicht spätestens bei der Suche von zwei Kindern durch ganz Europas nach ihrem Vater suchen, in LANDSCHAFT IM NEBEL, sich dieser Kunstform nicht doch öffnen möchte.
                                                    Dazu ist Angelopoulos in der Lage : Mithilfe seiner mystischen Bilder den Zuschauer Gefühle zu vermitteln, welche er nicht einordnen kann, ihm aber dennoch so vertraut ist. Dadurch gerät für mich jeder seiner Filme in eine Art Reiz. Seine Kameraeinstellungen sind oft minutenlang und überspringen auch gerne Zeitebenen.
                                                    Dies ist noch ein Punkt : Angelopoulos benutzt Filmstilmittel, welche man in keinem anderem Film eines anderen Regisseurs sieht. Das wohl krasseste Beispiel ist, wenn in DIE WANDERSCHAUSPIELER (ebenfalls fast 4 Stunden lang) in einer Einstellung sich die Zeitebenen wechseln.
                                                    In seinen Themen blickt Angelopoulos gerne auf die Vergangenheit zurück. Besonders interessant unter diesen Filmen sind vor allem seine (bereits angesprochenen) schwierigsten und längsten Filme : DIE WANDERSCHAUSPIELER und DER GROßE ALEXANDER. Diese Filme sind einzige Filmrätsel. Ewig lang, völlig ohne Erklärung sondern voller Sequenzen die sich dem Zuschauer bewusst verschließen. In diesen Filmen lässt Angelopoulos Gegenwart und Vergangenheit aufeinander brechen und erzeugt so ein Gemälde, in welchem die Differenz zwischen "Heute" und "Damals" klar wird. Diese beiden Filme erfordern über ihre enorme Laufzeit permanent Aufmerksamkeit. Wer sie ihnen schenkt wird mit großen, poetischen Momenten belohnt. Ein weiteres schönes Beispiel für Theos Abhandlung mit der Vergangenheit ist sein DIE JÄGER (fast 3 Stunden lang) in welchem eine Gruppe Kriegsveteranen eine Leiche aus dem zweiten Weltkrieg finden, deren Wunden ganz frisch sind, als sei er gerade erst erschossen worden. Jeder der Veteranen hatte mit dem Toten zu tun. Angelopoulos unterscheidet nicht zwischen Vergangenheit und Gegenwart. In DIE WANDERSCHAUSPIELER und DIE JÄGER sind sie eines. Die Aufarbeitung der Historie Griechenlands ist für Angelopoulos so etwas wie eine Lebensaufgabe gewesen, die noch in seiner letzten Trilogie ihren Zweck fand.
                                                    Auch interessant sind die eigenen Einflüsse die Angelopoulos oft mitbringt. Besonders interessant ist da einer seiner besten Filme DER BLICK DES ODYSSEUS (ebenfalls fast 3 Stunden lang) in welchem ein Filmregisseur sich auf die Suche durch ganz Europa, nach den ersten Filmrollen überhaupt begibt. Auf dem Weg begegnet er jede menge Schmutz. Seine Suche führt ihn durch eine dreckige Welt nach dem letzten Stück, unbefleckter Unschuld.
                                                    Am schönsten (und am zugänglichsten) ist Angelopoulos aber, wenn er seinen Blick auf ein Einzelschicksal richtet. Schicksäle wie der Verlust der geliebten Heimat (DIE REISE NACH KYTHERA) oder die Suche nach dem Vater (LANDSCHAFT IM NEBEL). Angelopulos bewahrt zwar immer noch seine Distanz, kommt seinen Figuren aber so nahe.
                                                    Mein Lieblingsfilm von Angelopoulos bleibt aber DIE EWIGKEIT UND EIN TAG. Dieses, in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnete, Werk spielt an einem einzigen Tag. Alexander (der große ?) ist ein alter Poet und heute ist sein letzter Tag auf Erden. Er wandert umher und sinniert über die Welt, blickt zurück. An diesem Tag schließt er Freundschaft mit einem kleinen Jungen, dem er mehrfach das Leben rettet, als hätte er noch eine letzte, gute Tat zu vollbringen. Der Film endet mit einem Blick auf das Meer, mit der Sicht auf die Ewigkeit.
                                                    Was haben wir gelernt ?
                                                    Was sehen wir, wenn wir auf sie zurück blicken ? Diese Frage beantwortet Angelopoulos nur wage, aber er umschreibt sie, sodass sie sich jeder Zuschauer selbst stellt.
                                                    Zusammenfassend kann ich jedem raten : Schaut mal vorbei in der Welt dieses Filmemachers. Auch wenn seine Filme schwer erscheinen, irgendwie sind sie das wert.
                                                    Schade, das sein Lebenswerk unvollendet bleibt und sein Tod so unglaublich traurig sein musste. Aber uns bleiben seine Filme die an ihn erinnern. Danke dafür.

                                                    Kleiner Überblick über die Trilogien von ihm :
                                                    - Trilogie der Geschichte (DIE TAGE VON 36, DIE WANDERSCHAUSPIELER, DIE JÄGER)
                                                    - Trilogie der Stille (DIE REISE NACH KYTHERA, DER BIENENZÜCHTER, LANDSCHAFT IM NEBEL)
                                                    - Trilogie der Grenzen (DER SCHWEBENDE SCHRITT DES STORCHES, DER BLICK DES ODYSSEUS, DIE EWIGKEIT UND EIN TAG)
                                                    - Unvollendete Trilogie des modernen Europas (TRILOGIE : DIE ERDE WEINT, THE DUST OF TIME)

                                                    Eigenständig :
                                                    REKONSTRUKTION und DER GROßE ALEXANDER

                                                    15