Dergestalt - Kommentare

Alle Kommentare von Dergestalt

  • Dergestalt 01.11.2017, 18:22 Geändert 01.11.2017, 21:50

    Und nun und zum Ende des Horrorctobers noch ein Fazit.
    Leider habe ich für meinen Geschmack wohl die falschen Filme ausgewählt. Die Höchstwertung liegt bei 7.0 Punkten und kommt nur ein Mal vor ("Vinyan"), ansonsten sind 6 der 13 Filme unter der 5 Punkte-Marke, darunter sogar ein 1.0-Punkte-Kandidat. Die größte Enttäuschung war wohl "It", der schick aussah, aber nur wenig besonderen Horror gebracht hatte - 4.5 Punkte. "Eden Log" hätte vom interessanten Setting her auch etwas werden können, langweilte aber und kam nur auf schwache 4.0 Punkte. Überraschend gut haben mir "Scary Movie 2" (6.0) und "Holidays" (6.5) gefallen - hatte mir bei den (eher) schlechten Kritiken Schlimmeres vorgestellt, wurde aber gut unterhalten.

    Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass gerade die beiden Horroranthologien "Holidays" und "XX" (und der trotz schlechter Gesamtwertung von 4.5-Punkten) einige der interessantesten Ideen ins Genre gebracht haben. Bei Kurzfilmen scheint der Mut größer, auch einmal unkonventionelle, rätselhafte Plots beizusteuern. Ansonsten blieb große Ideenlosigkeit, auch bei einigen Kurzfilmen der Anthologien. Das Horrorgenre scheint also weiterhin viele gute Impulse zu benötigen, die es glücklicherweise auch gibt. Nur waren in meiner Auswahl leider kaum welche dabei.

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      Dergestalt 30.10.2017, 19:35 Geändert 31.10.2017, 00:52
      über XX

      [Dergestalts Horrorctober 2017 - #13]

      Weibliche Regisseure, weibliche Perspektiven. Nur passend, denn das Horrorgenre beschäftigt sich nicht erst seit "Carrie" immer wieder mit Weiblichkeit, mal mit sexistischer Konnotation angesichts der dämonischen oder hysterischen Frau, mal einfühlsam, wenn es um Schönheitswahn oder Geschlechtsreife geht. Meist stecken hinter den Filmen allerdings Männer - schön also, wenn sich das mit dieser Anthologie etwas ändert. Mit "XX" bleibt es leider auch schon bei den Produktionshintergründen - mit genuin weiblichen Themen oder Blickwinkeln setzen sich die vier Kurzfilme maximal implizit auseinander. Aber gut - muss ja nicht, wenn hier auch eine gewisse Chance vertan wurde.
      Leider macht "XX" auch sonst nicht viel richtig. Man sieht zwar die Ambition der Macherinnen, etwa angesichts der verspielt-düsteren Stop-Motion-Interludes in "Coraline"-Optik oder der Themenwahl, jedoch bleibt diese Ambition bei der Hälfte der Filme entweder stecken oder verschwindet gleich nach wenigen Augenblicken. Spielt der erste Kurzfilm "The Box" noch gekonnt minimalistisch mit dem Unwissen über das Grauen und dessen Folgen, rutschen die nächsten beiden Kurzfilme trotz netter Anlagen schnell in bekannte Gefilde ab. Besonders übel gestaltet sich der zweite, "Birthday"-Beitrag, der wohl eine Thrillergroteske sein möchte, letztlich aber nur unmotiviert unlustige Einzelszenen aneinanderhäuft und mit ironischen Jumpscaresounds zupflastert. Am Ende steht ein Twist, der zwar nett launisch daherkommt, durch die billigen Schenkelklopfercredits jedoch wieder flott entwertet wird. Der dritte Beitrag gibt sich gar nicht erst die Mühe, innovativ zu sein, sondern springt ohne echten Subtext gleich zu maximal generischer Monsteraction. Erst der letzte, vierte Beitrag der mittlerweile recht prominenten Karyn Kusama ("The Invitation") formt aus "Rosemary's Baby" und "We Need To Talk About Kevin" einen diffusen Horror, der zwar nicht unbedingt packend ist, aber locker und unverhofft einige interessante Paranoiaelemente etabliert.
      In der Summe eine schwache Anthologie, die zwar oft auf billige Schockeffekte verzichtet, sonst aber nur wenig zu bieten hat. Zwei Beiträge sind gut bis ordentlich, der Rest vergessenswert. Muss leider keiner gesehen haben.

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        Dergestalt 30.10.2017, 00:14 Geändert 30.10.2017, 00:15

        [Dergestalts Horrorctober 2017 - #12]

        "Late Phases" ist ein Werwolfstreifen mit ganz eigener Dynamik. Die Bestie zeigt sich hier schon sehr früh, dann ist aber auch schnell Schluss und der Film wird in der Zeit zwischen den Vollmonden zum nachdenklich-melancholischen Drama über den stoischen Veteranen Ambrose, der mit den Geistern seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Hier beweist der dialogfreudige Film Qualitäten, die zum Genre des Horrorfilms gar nicht so recht passen wollen und bringt einige gelungene Beobachtungen zum Älterwerden. So richtig entwickeln darf sich dieser Zweig allerdings nicht, denn als die Werwölfe gegen Ende plötzlich und schrill wiederkehren und sogar ordentlich Splatter zur Hand ist, wirkt das entsprechend inhomogen. So ganz kann sich der Film nicht für eine Richtung entscheiden und bleibt sowohl seiner Dramen- als auch Horrorfilmanlage einiges schuldig. Denn "Late Phases" ist mit seinen spielfreudig inszenierten, aber doch etwas billig aussehenden Kreaturen weder gruselig noch wirklich tiefgehend in seiner Charakterzeichnung. Vielmehr bedient er beides und ist so zumindest ein Horrorfilm mit interessanten Motivationen, ein abenteuerlustiger Zwitter, der auf jeden Fall sympathisch ist.

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          Dergestalt 29.10.2017, 18:54 Geändert 16.10.2019, 22:35

          "Buster's Mal Heart" fühlt sich wie ein geschwollener Schädel an. Mit seinen mehreren Identitäten, zwischen denen keine wirklich sichere kausale Verbindung besteht, schwankt der arme Protagonist Buster (?) hin und her, ist mal überforderter Ehemann, mal sonderbare Backwoodgestalt, mal Geisterwesen. Zunächst entspinnt der Film seine Handlungsebenen mit ruhiger Hand, versetzt die Wahrnehmungsgewohnheiten des Zuschauers nur vorsichtig mit irrealen Ideen und Verhaltensweisen. Als der Grundton vom Depressiven langsam ins Verstörende kippt, zerschießt "Buster's Mal Heart" die bisher gedachten Handlungsbezüge aber auf rabiate Weise und öffnet diversen Deutungsebenen wie nebenbei die Tür. Das bedeutet Verwirrung, aber auch Faszination, denn die intensive Machart des Films mit seinem dröhnenden Soundtrack, der je nach Handlungsstrang auch sakrale Lieder in sich aufnimmt, und die düsteren Bilder entwickeln einen Abwärtssog, der ungemein zwingend ist. Hier erinnert der Film an den ebenfalls recht aktuellen "The Rambler", der sein Thrillerszenario ohne klare Führung nur langsam, aber dann immer intensiver und schließlich verstörend ins Nihilistische lenkt. Spannendes, neues Kino.

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            Dergestalt 29.10.2017, 10:39 Geändert 30.10.2017, 00:23

            [Dergestalts Horrorctober 2017 - #11]

            J-Horror hat ja immer etwas sehr Eigenes, Faszinierendes, das westliche Horrorfilmgucker vielleicht überrascht, im produktiven Sinne auch irritiert. Mit billigen Jumpscares ist es oft nicht getan, irreale Bilder, unerklärliche Begebenheiten, kulturell sehr eigene Ideen von Geistern und Geisterwelten fordern ihren Raum. Das amerikanische Remake von "Ju-on" will nun irgendwo zwischen transparenter Hommage und westlicher Aktualisierung sein, verliert sich dort allerdings und hat dieselben Probleme wie beinahe jeder Mainstreamhorror westlicher Schule.
            "The Grudge" überschreibt das japanische Setting zunächst nicht einfach und setzt die Handlung in eine amerkanische Stadt, sondern versetzt die Amerikaner in eine japanische Stadt, inklusive der Ohnmacht angesichts der fremden Bräuche und Lebensumstände. So gesehen reflektiert der Film das mysteriöse Grauen des Westlers angesichts des japanischen Horror mitsamt kultureller Verwurzelung sogar. Nur wird dieser Punkt schnell wieder fallen gelassen, der Film tendiert flott gen Geisterbahn. Die unberechenbaren Schocksequenzen, die "Ju-on" auszeichnen, sind in ihrer kreativen Anlage zwar erkennbar, werden aber ärgerlich schnell in Schminkgesichterjumpscares aufgelöst. Die diffuse Verwischung der Zeitebenen gelingt hingegen gut und sorgt vor allem in der Konfrontation von Bill Pullman mit Sarah Michelle Gellar für einen obskur-unheimlichen Moment, der so nahe am Geist (pun intended!) der Vorlage liegt, dass man über die restliche, generische Ausgestaltung des Films erst recht traurig sein muss. Auch hier gilt wieder: Zum Original greifen. Das ist wirklich beängstigend.

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              [Dergestalts Horrorctober 2017 - #10]

              Man merkt recht schnell, was "Eden Log" gerne wäre und ganz zu Beginn ist er das auch noch: Ein dreckig-dystopischer Sci-Fi-Streifen, der den zerrütteten Geisteszustand seines Protagonisten gegenüber einer zerrütteten Welt sichtbar machen soll. Tatsächlich ist "Eden Log" aber ein unfassbar konfus erzähltes Etwas, das immer wieder interessante Ideen anschneidet, dann aber mit lauter bedeutungsheischenden Dialogen überfrachtet und so nicht zuletzt jede Atmosphäre killt. Dazu blasse Figuren und forcierte Handlungsmotivationen, der Versuch, Pacing und Druck zu erzeugen und doch in umständlichen Handlungsketten zu stagnieren. Dabei ist das Setting einer zerstörten Untergrundwelt samt illusorischer Erlösungshoffnung durch die schmutzig-monochromen Bilder und dröhnenden Ambientsounds gut eingefangen. Eintönig wird diese Umgebung dennoch sehr schnell und auch die interessanten Ideen entpuppen sich bald als altbekannte Dystopieelemente. Der Schluss darf etwas Pathos bringen und ist dann auch wirklich banal. Ach, und warum ich den Film in den Horrorctober gepackt habe, ist mir auch vollends unklar. Das ist schlicht halbgare Sci-Fi-Kost, die durch ihre Umständlichkeiten gerne große Kunst wäre.

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                Dergestalt 26.10.2017, 00:46 Geändert 26.10.2017, 10:15

                [Dergestalts Horrorctober 2017 - #9]

                Mit der Puppenkiste "Dead Silence" bekommt der James-Wan-Fan den motivischen Link zwischen Wans Jigsawpuppen-Debütfilm "Saw" und dem späteren Puppenhorror einer Annabelle in und nach "The Conjuring". Während "Saw" aber ein gelungen verkanteter Psychohorror und "The Conjuring" ein herrlich altmodisch-effektvoller Gruselhorror ist, hängt "Dead Silence" unmotiviert und schablonenhaft im altbekannten Kirmesgrusel elender Jumpscareszenen. Die nett-launische Grundidee verfluchter Bauchrednerpuppen inmitten des morbiden Settings einer ausgestorbenen Kleinstadt gelangt niemals zur richtigen Entfaltung, da jede Anbahnung von Spannung und Atmosphäre durch die ständig quietschenden Reifen des herumrasenden Protagonistin durchbrochen wird. Dazwischen Szenen mit allerhand Buh-Gestalten, die bisweilen das Interesse Wans an kreativen Schockgestalten aufflackern lassen, jedoch für den bloßen Schreckeffekt gleich wieder verheizt werden. Der genretypisch überladene Schluss mit enorm bemühtem Twist führt den Film schließlich sogar in unfreiwillig komische Bereiche. Da hilft auch der lustige Cop nicht mehr weiter - Wans erster Ausflug ins Gruselgenre entbehrt seinem Talent für klug angebahnte Schocks beinahe vollkommen. Wer Interesse an gutem Mainstreamhorror hat, gehe also direkt weiter zu "Insidious" oder eben "The Conjuring".

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                  Dergestalt 24.10.2017, 23:07 Geändert 24.10.2017, 23:11

                  Gleich zu Beginn kommt ein junges, lebendiges Mädchen in einem Sarg in die Hallen des Internats. Und gleich zu Beginn ist klar, dass Jugend, Wachstum und Tod in "Innocence" nahe beieinander sind. Der Unschuld der heranwachsenden Mädchen steht ganz bibeltypisch die Bedrohung durch die Erkenntnis entgegen. Wer das Internat verlässt, dem Freiheitsdrang und der Neugierde verfällt, gelangt nicht nur in einen unbekannten Kosmos, den der Film bewusst diffus und unheimlich lässt, sondern auch in den Bereich der Strafe. In atmosphärischen Bildern, einer schwebend-meditativen Ästhetik zeigt "Innocence" einzelne Mädchenschicksale, mahnt immer wieder Bedrohungen an, lässt es dröhnen und verrätselt sich durch und durch. Dabei ist die Motivik des Heranwachsens immer greifbar und intuitiv - unverkopft schafft der Film seine ganz eigenen, magischen Szenen. Das ist still, schön, ein bisschen arg unfokussiert, letztlich aber eine ungewöhnliche Erfahrung und somit ganz sicher sehenswert.

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                    Dergestalt 23.10.2017, 17:53 Geändert 30.01.2019, 15:34

                    Sun Ra bleibt sicher eine einzigartige Gestalt der Jazzwelt und der Musikwelt sowieso. Mit "Space Is the Place" hat er sein afrofuturistisches Manifest in Filmform gepackt. Angereichert mit einigen sleazy Exploitationelementen und psychedelischen Designs wie sie für den ägyptisch-mythologisch verzauberten Sun Ra typisch sind, geht es äußerst thesenhaft und sicher missionarisch um die Befreiung der Afroamerikaner aus ihrer gesellschaftlichen Nichtigkeit durch das Nichts des Universums. Nichts geringeres als der Untergang der Welt droht denen, die nicht glauben. Das ist natürlich krude und in seiner bierernsten Stilisierung, die auch vor einer faustschen Spielwette zwischen Gut und Böse nicht haltmacht, manchmal unfreiwillig komisch, fasziniert in seiner stoischen Abgekehrtheit aber gleichermaßen. Der entrückte Sun Ra bekommt ordentlich Raum für seine zumindest interessanten Ansichten und die experimentell-wilde Musik bringt ordentlich Schwung in den sonst zäh-stationenhaften Film, der seine eindimensionale Stoßrichtung nie verbirgt. Ein mystisch-krudes Werk, das so nur aus den 70ern stammen kann und allen Freunden der Musik und Denke von Sun Ra sicher ans Herz gelegt ist. Freunde abseitiger Filmkost dürfen auch einmal reinschauen.

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                      Dergestalt 21.10.2017, 01:56 Geändert 22.10.2017, 18:47

                      [Dergestalts Horrorctober 2017 - #8]

                      Uff, was gibt es zum Zombiegenre eigentlich noch zu sagen? Sowohl in Sachen Horror als auch Horrorkomödie sind die lahmen Humpelgeburten in jeder Hinsicht schon ausgedeutet worden, ob als Over-the-top-Splattergrundlage oder Zerrbild einer fehlgeleiteten Gesellschaft. "Zombieland" entscheidet sich mit seinem saloppen Titel gar nicht dafür, dem Genre irgendetwas Neues abzutrotzen, sondern will schlicht eine zeitgemäße, flotte Spaßnummer sein. Insofern schneidet der Film konsequent alle großen Erklärungsansätze für die Zombieepidemie weg und kommt gleich zu seinen schrulligen Figuren. Überhaupt haben die Zombies hier eher wenig Screentime. Vor allem geht es um die schwierigen Beziehungen typischer Außenseitertypen zueinander vor dem Hintergrund einer noch schwierigeren Lage. Jesse Eisenberg zieht sich gemütlich auf seine gewohnte Rolle als nerdig-neurotischer Loserboy zurück, kommentiert alles ironisch punktgenau per Voiceover. Woody Harrelson spielt ebenso gewohnt den rau-provokanten Gunslinger während Emma Stone und Abigail Breslin zwei toughe Mädels sind. Fertig. Wenig spannende Figuren, dennoch pointensicher verkörpert und in flott inszenierte Szenen eingebracht, das alles verziert mit hübschen Splattereffekten und an gagreichen Drehorten - ganz klar kurzweilige, aber nur mäßig kreative Unterhaltung. Nur die Episode rund um Bill Murray bekommt mit ihrem unkontrollierten Offbeat-Humor einen eigensinnigen Drive, den ich in dieser braven Genrekomödie gerne häufiger gesehen hätte. Bleibt eben alles in trockenen, blutbespritzten Tüchern soweit.

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                        Dergestalt 20.10.2017, 20:04 Geändert 20.10.2017, 23:55

                        "Down and Dirty Duck" fährt ganz im Windschatten eines "Fritz the Cat", bringt also genau dieselbe Verkehrung, die niedliche Comic- oder Kuschelfiguren zu hingerotzten, notgeilen Ficknudeln macht. In diesem Fall muss D. Duck dran glauben, der hier Virginity-Boy Willard vom Aktensortierer zum Fucking-King macht. Der launige Animationsfilm nimmt sich und seine mögliche Handlung natürlich zu keiner Sekunde ernst und hält weitaus weniger gesellschaftskritisches Subculture-Potential bereit als der gute "Fritz". Vielmehr stinkt es hier gewaltig nach Acid und Sperma. Ohne Hemmnisse und Rücksicht auf Ort und Chronologie + mit knalligen Guitar-Grooves geht es munter durch zusammengeramschte Skizzen- und Collagewelten, in denen Phallus und Schlitz leitende Elemente sind. Teils kippt "Dirty Duck" in abstrakt-psychedelische Bilder, nur um dann wieder vulgär-straight seine Absichten zu offenbaren. Der verzweifelte Ficker der 70er steckt eben irgendwo zwischen echtem Sex und manischem Fetisch. Kombiniert er beides, fickt es sich natürlich am besten. Schöner Ansätz, kurzweiliger Film.

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                          [Dergestalts Horrorctober 2017 - #7]

                          "Alucarda" ist leider ein anstrengender Film. Mit knarzend-ramschigem Synthie-Soundtrack, dunklen Klosterkulissen und hölzern übertriebenen Schauspielleistungen scheinen erst einmal alle Zutaten für einen genüsslich sleazy Filmabend zusammen zu sein. Auch der Ansatz, dass die satanische Alucarda doch bloß nach freier Liebe sucht, ist interessant und birgt genügend Raum für eine tragische Verlustgeschichte. Aber "Alucarda" ist weder ein überdrehter Exploitationknaller noch eine tragische Erzählung, sondern irgendetwas Fades dazwischen. Ohne wirklich in die Gänge zu kommen, handelt der Film vor allem von der Panik der Kirche vor der teuflischen Gestalt. Auf unfreiwilliger Basis gibt es so einige groteske Momente voller schreiender, irrer Geistlicher, sonst aber eigentlich nur wenig Unterhaltsames. Vor allem eben hölzerne Dialoge vor karger Kulisse. Nur gegen Ende reißt sich Satan richtig los und bringt ein paar Eskalationen. Ansonsten ist "Alucarda" maximal filmhistorisch interessant, zeigt sich hier doch wieder das Potential des Nischenkinos, auch sensible Themen wie Kirche/Freie Liebe/Satanismus ambitioniert miteinander zu vermengen. Geht in diesem Fall nur leider gar nicht auf und schläfert schlicht ein. Insofern nur etwas für Freunde urigster Exploitationkost und mit Retrovorlieben. Der Rest stößt sich bloß den Kopf.

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                            Dergestalt 14.10.2017, 01:59 Geändert 14.10.2017, 10:50

                            [Dergestalts Horrorctober 2017 - #6]

                            Der Kurzfilmsammlung "Holidays" liegt das hübsche Konzept zugrunde, jeden der acht Kurzfilme an einer bestimmten Festlichkeit zu orientierten. Neben den üblichen Verdächtigen Halloween, Weihnachten und Neujahr sind auch Vertreter wie Vatertag und St. Patrick's Day dabei. Für Abwechslung ist definitiv gesorgt, ebenso für die nötige Verspieltheit. Tatsächlich sind die meisten der Horrorkurzfilme äußerst ideenreich, teils sogar verschroben. Wenn sich etwa ein Christusosterhasenmutant ins Bild gruselt oder eine sonderbare Geisterkasette in irreale Geisterstädte führt, bringt das eine schöne Unberechenbarkeit ins Spiel, wie sie gerade im Horrorgenre äußerst wichtig ist. Die Kindskrankheit aller Anthologien bringt aber auch hier ein paar durchschnittliche Kandidaten mit der üblichen Torture- oder Revengekost. Ein paar generische Schockeffekte sind auch drin, insgesamt halten aber alle Filme ein zumindest passables Niveau. Was nur fehlt, und das gilt selbst für die guten Beiträge, ist aber die Konsequenz, aus den spannenden Ideen etwas zu entwickeln oder zumindest eine ordentliche Pointe zu basteln. Dieser Ideenwerkstattcharakter ist neben der meist fehlenden Festatmosphäre oder wirklichen Auseinandersetzung mit der jeweiligen Festlichkeit, das wirkliche Manko der Anthologie und macht sie eher interessant als wirklich gut. Dennoch: Wer auf Spiralen und Teufelsschlangen steht, muss alleine wegen dem genial-skurrilen Kurzfilm zum St. Patrick's Day reinschauen.

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                            • Dergestalt 13.10.2017, 23:33 Geändert 14.10.2017, 01:43

                              Gerade wieder mal "Singapore Sling" gesehen. Der passt ja mal sowas von in deine Liste.

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                                über Vinyan

                                [Dergestalts Horrorctober 2017 - #5]

                                Horror? "Vinyan" ist zunächst einmal ein ganz eigenes, unberechenbares Stück Filmkunst, so wie etwa "Only God Forgives" oder "Lost Highway" ihre ganz eigenen Fährten legen. Das Drama um ein Ehepaar auf der verzweifelten Suche nach ihrem Sohn im irrealen Dschungelgeflecht Burmas erweist sich als symbolisch dichte Erzählung über Weiblichkeit, Männlichkeit und den Irrationalismus der Welt. So sehr die Handlung komprimiert, antriebslos bis meditativ im Raum steht, so sehr verdichtet sich der Subtext zunehmend und damit auch die Bedrohung. In atmosphärisch ausgeleuchteten Bildern, einem dröhnenden Soundtrack und einer rastlosen Kamera schichtet sich die Unsicherheit, kippt bisweilen in sanfte Angst. Horror entsteht im Zusammenspiel der unberechenbaren Figuren, die den größten Schrecken immer noch in sich tragen. Innere Kälte, Abschottung, aber auch gierige Gewalt summieren sich langsam und drängen die zunächst hoffnungsvolle Suche zunehmend ins Abgründige. Aber vielleicht kann nur dort der Sohn gefunden werden? Interessant wird der Film auch im Aufeinandertreffen von westlicher Suche nach Individualität und dem östlichen Glauben an das Gesamte, das als solches wiederum ein neues Individuum bildet oder dieses gleich transzendiert. Ein einfacher Kulturtransfer scheint von Beginn an ausgeschlossen. Nur wer sich dem Dschungel mit seinen Eigenheiten öffnet, wird daran nicht zerbrechen. Insofern auch kein Film, der die westliche Mentalität locker über das Fremde stülpt und funktionalisiert. Im Ungefähren ergeben sich vielmehr neue Wege, die auch der Zuschauer nicht metaphorisch simpel verstehen muss.
                                Als rätselhaft verschlungenes, elliptisches und doch sinnliches Portrait der Suche nach Erfüllung bleibt "Vinyan" ein unbedingter Geheimtipp. Kunstkino im allerbesten Sinne.

                                [Zu meiner Horrorctober-Liste: https://www.moviepilot.de/liste/dergestalts-horrorctober-2017-dergestalt]

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                                  [Dergestalts Horrorctober 2017 - #4]

                                  Vor gut einem Jahr habe ich eine schreckliche Entdeckung machen müssen. Wollte bloß einmal vorsichtig nachschauen, ob mir der pubertäre "American Pie 2" noch gefällt und hab eben mal ins TV-Programm geglotzt. ...tja, und habe gut lachen müssen. Vor gut einem Jahr hat mir auch der erste "Scary Movie" viel Spaß gemacht und jetzt hat mich auch der zweite nicht enttäuscht. Von Beginn orientiert sich alles an den banalsten Fick-, Ekel und überhaupt Fäkelwitzen, die Dekonstruktion jeder Horroraura. Da geht nicht jeder Gag auf, manch eine Nummer irritiert, da man erst im Nachhinein bemerkt, dass das wohl lustig sein sollte. Dafür ist die Gagdichte schön hoch und viele Ideen wie das Cannabismonster sind so massiv drüber, dass sie in ihrer Forciertheit schon wieder Freude machen. So schlecht, dass es wieder gut wird. Darauf baut ein großer Teil des Films, sodass man hier ganz klar einen höchst subjektiven Genuss vor sich hat. Entweder man pisst sich ein vor Lachen oder wird vom Film bepisst. Ersteres schien mir bequemer, also hatte ich einen netten Abend.

                                  [Zu meiner Horrorctober-Liste: https://www.moviepilot.de/liste/dergestalts-horrorctober-2017-dergestalt]

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                                  • Dergestalt 10.10.2017, 12:22 Geändert 10.10.2017, 12:23

                                    Danke noch einmal für die spannende Liste! Demnächst stehen ein paar interessante Sichtungen an. Besonders dick habe ich mir "R100" vorgemerkt. Laut den Rezensionen dürfte da ja wirklich alles drin sein, was ich so schätze.

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                                      [Dergestalts Horrorctober 2017 - #3]

                                      Vergessenswert, aber unterhaltsam. "The Amityville Horror" bedient beinahe jede Haunted-House-Pose und überrascht so zu keiner Sekunde. Was den Ausflug mit Familie Lutz dennoch einigermaßen sehenswert macht, ist das ordentliche Pacing und einige nette Bilder. Wenn etwa das unscheinbare Bootshaus zum Knotenpunkt der Begegnung mit den Geistern wird, gleichzeitig aber auch Tor und Ausweg aus der Geisterwelt bedeutet, der Keller des Hauses zur sanft splattrigen Folterkammer gerät und schräge Nägel den irren Geisteszustand des Protagonisten widerspiegeln, zeigt sich der grundsolide inszenierte Film tatsächlich als ideenfreudig. Wenn noch dazu der obligatorische Priester teuflisch-süffisant per Arschtritt gleich wieder aus dem Haus gejagt wird, demonstriert "The Amityville Horror" auch eine gewisse Selbstständigkeit gegenüber dem Genrekorsett. Und hey, ein paar fies angebahnte Jumpys gibt es noch oben drauf. Darf man also genießen und dann vergessen.

                                      [Zu meiner Horrorctober-Liste: https://www.moviepilot.de/liste/dergestalts-horrorctober-2017-dergestalt]

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                                        Dergestalt 09.10.2017, 23:57 Geändert 10.10.2017, 10:29

                                        [Dergestalts Horrorctober 2017 - #2]

                                        Darauf erst einmal fünf Schnäpse kippen. Diese enorm sonderbare Mixtur aus Sexploitation, Beziehungsblubberkram und übernatürlichem Tierhorror geht ja mal sowas von gar nicht auf. Eine Gruppe leichtbekleideter Mädel strandet auf einer Insel, dort gibt es böse, glubschäugige Plastikspinnen. So ein fieses Getier beißt ihren Machoaufseher und fortan sind die Girls ganz auf sich alleine gestellt. Glücklicherweise treffen schnell zwei neue Machomänner ein und die Party kann beginnen. Ganz schön knifflig - welches Girl kriegt welchen Mann? Oh, und dann kommt plötzlich der alte Machoaufseher als werwolfartiges Monster zurück. Macho gegen Macho heißt es also. Die Mädels dürfen derweil kreischen. Aber wird schon.
                                        "Ein Toter hing im Netz" ist eine sehr krude Angelegenheit, die von der Anlage her viel Trashcharme besitzt, letztlich aber bloß extrem langweilt. Die liebenswerten Plastikspinnen haben kaum Screentime, das Werwolfmonster ebenfalls, vor allem rennen die Mädchen ungeachtet der Lage kichernd, schäkernd und flirtend herum. Die Männer reißen eklige Sprüche und im Hintergrund klimpern ein paar schmissige Barsongs. Das wäre kondensiert auf 15 Minuten ein nett idiotischer Genremix, bringt auf 80 Minuten leider übelste Langeweile. Dann doch lieber noch einmal "Manos: The Hands of Fate" gucken.

                                        [Zu meiner Horrorctober-Liste: https://www.moviepilot.de/liste/dergestalts-horrorctober-2017-dergestalt]

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                                        • 1 .5

                                          Süß, wenn sich das verklemmte Münchner Kommisarenmilieu der Pornobranche zuwendet, aus dieser Begegnung gierig bemühte Pointen saugt, eine Dramaturgie nicht erkennbar ist, die Schauspieler gruseln und bei all dem nicht mal ein Anlass zum Wichsen bleibt.
                                          Bin dann mal wieder raus aus dem "Tatort"-Zirkus.

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                                          • 3 .5
                                            Dergestalt 09.10.2017, 01:32 Geändert 09.10.2017, 01:38

                                            "The Invitation" ist ein Film, der früh schon unangenehm mieft und dann immer übler wird. Klar, Kamera, Licht und vor allem das Sounddesign sind einnehmend und gerade in Kombination mit der zerfahrenen Psyche des Protagonisten entstehen einige angenehm uneindeutige Momente. Über die durchweg bedrohliche Stimmung wird auch ein Mindestmaß an Spannung gehalten. Über all dem und entgegen jeder echten Begegnung mit den Traumata und Ängsten der Protagonisten thront jedoch ein ärgerlich breit ausdefinierter Eso-Subtext, der lächerlichem Overacting, maßloser Eskalation und überhaupt dummem Figurenverhalten jede Tür öffnet. Statt die interessante, zerrüttete Psyche des Protagonisten auf wirklich hintersinnige, interessante Gegenüber treffen zu lassen, geben sich hier gleich zu Beginn einige banale Spinner die Ehre. Und der Rest des Casts schaut doof und unmotiviert zu. Was dann folgt ist stereotyper, oft vorhersehbarer Paranoia-Thrill mit übersteuertem Ende. Wenn die offensichtlichen Bösewichte schließlich brav noch einmal ihre hölzernen Pläne rekapitulieren, das ganze irgendwie auch psychologisch fundierte Trauerverarbeitung bedeuten soll und sogar eine kleine Apokalypse angeschnitten ist, zeigt sich, welch ein krude unentschlossener Mist "The Invitation" eigentlich ist.

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                                            • 4 .5
                                              Dergestalt 07.10.2017, 11:12 Geändert 14.04.2020, 12:33
                                              über Es

                                              [Dergestalts Horrorctober 2017 - #1]

                                              "It" ist wirklich so ein Film, der gemocht werden will. Auch ein Film, den ich mögen will. Und immerhin bleibt es bei Sympathie für das Projekt. "It" hebt sich von seiner Anlage her angenehm von der Jump-Scare-Produktionsmaschinerie heutiger Tage ab. Like in da 80s gibt es einen ausgreifenden Erzählkontext, eine richtige Stadt mit ihren Bewohnern, deren Eigenheiten und dynamische Beziehungen untereinander. Natürlich bleibt es bei den üblichen Schablonen von Kindesmissbrauch oder Vernachlässigung, Mobbing, erster idealer Liebe und anderen gewohnt präsentierten Coming-Of-Age-Elementen, aber man bleibt dran. Denn die Figuren dahinter bleiben keine Opfer der Verhältnisse, sondern sind schrullig, widerständig, ironisch. Frei von vorgebastelten Verhaltensmustern erkunden sie ihren Kleinstadtkosmos, reagieren sturr, liebevoll und vor allem neugierig. Kurz: Der Film nimmt seine Figuren ernst, sich selbst auf spitzbübige Weise aber nicht. Schön!
                                              Die sommerlich verlassene Kleinstadt gerät aber auch in bedrohliche Dimensionen. Nicht nur real durch asoziale bis gefährliche Eltern, sondern auch imaginär-metaphorisch durch das Erscheinen des Bösen. Aber da müssen die Kids durch, für den Weg zu sich selbst - soweit auch schon die Botschaft, oder eben: Zusammenstehen, zusammenhalten, gemeinsam können sie sich ihren Ängste stellen. Diese Ängste sind selbstverständlich gruselige Kreaturen, zusammengehalten von der allgegenwärtigen Gestalt des Gruselclowns Pennywise. Jedes Kind muss sich dabei seiner individuellen Angst stellen, wodurch ein ansehnliches Kabinett aus mehr oder weniger kreativen Gruselgestalten zusammenkommt, das stetig und ordentlich auf den Putz haut. Womit auch schon das große Problem des Films angesprochen ist.
                                              So gelungen auch die Effekte, so kreativ einige Monstereinfälle, so klug angebahnt manche Schockszene - der Film ist in all dem maßlos überladen. Die vieldeutige Atmosphäre einer sommerlichen Kleinstadt und die Erkundungszüge der Kinder werden immer wieder und äußerst massiv von Schockeffekten überlagert und das von Beginn an. Schwierig also, wirklich in die Geschichte zu finden, die einerseits mit der subtilen Spannung der Pubertät spielt, andererseits auf fast schon surreale, definitiv groteske Weise mit Monsterpointen um sich ballert. In jeder Hinsicht auch ein echter Jump-Scare-Zirkus! Das Drehbuch hingegen klemmt und kommt nie so richtig auf den Punkt. Besonders deutlich wird das dann, wenn die Aussprache der Kinder über die geisterhaften Hintergründe der Kleinstadt zur kurzminütigen, allesklärenden Absprache gerät. Zuvor, währenddessen und danach ist die Kacke hingegen total am Dampfen. Kontext, Subtext und filmisches Geschehen kommen oft nicht zur Deckung. Gegen Ende spielt das dann auch keine Rolle mehr, da geht es nur noch um die genretypisch abenteuerliche Rettung der Gefährten mit vielen Actionszenen, Effekten und kaum Resonanzraum. Da helfen weder die gelungene Inszenierung, verspielt-morbide Symbole noch das genüsslich böse Schauspiel von Bill Skarsgård oder der lustig-netten Kindertruppe. "It" verheddert sich wie so viele Horrorfilme unserer Zeit in seinem atemlosen Effektaparat, eiert auf Drehbuchebene und langweilt einfach.

                                              [Zu meiner Horrorctober-Liste: https://www.moviepilot.de/liste/dergestalts-horrorctober-2017-dergestalt]

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                                                Dergestalt 06.10.2017, 01:31 Geändert 07.10.2017, 12:05
                                                über XOXO

                                                "LOLZ-WHUTA-YOLO... so great!"
                                                Würde ich "XOXO" abfeiern, wäre das meine Reaktion. Dann wäre ich aber auch grundsätzlich und immer voll im lolzmode und nicht nur manchmal, dann etwa hervorgetriggert durch überdrehte Neonknaller wie "Spring Breakers". Während Harmony Korines Ausflug in den glattgeschliffenen Post-Hippie-Kosmos eines neoliberalen Amerikas aber eine ätzend-giftige Substanz durchzieht, bleibt "XOXO" beim dumpfen Abklappern aller Oberflächenreize und deren maßloser Bestätigung: You can do it! Be part of it! Make your dreams come true! You can do it!
                                                Natürlich war mir das klar, als ich mich an "XOXO" (!) gewagt habe, aber gleichzeitig blieb die Hoffnung auf einen schrillen Leinwandflash, überdreht, dumm, dynamisch und treibend. Und würde sich "XOXO" nicht so ernst nehmen, wäre es das tatsächlich auch geworden. Letztlich blockieren die lose motivierten, aufs peinlichste heruntergebrochenen Mutmacherfloskeln und generisch-sperrigen Selbstfindungskonflikte aber jede Stimmung. Und das gerade, als die Party gegen Ende wirklich steigen sollte. Denn nur dann wenn die leeren Charaktere konsequent leer und auf ihre Oberflächenreize reduziert als Eyecandy-Masse vibrieren, die Farben krass hochgedreht sind und die Musik brosteplike brettert, wirkt "XOXO" wie ein konsequentes Musikvideo zu treibender Teenieglanzmukke - naiv, darin aber auch faszinierend befreiend. Macht also 20-30 Min. prickelnde Muzak und 60 Minuten pathetisch-verlogene Scheiße. Eine Mischung, die leider gar nicht schmeckt.

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                                                • Spannende Picks! Freu dich auf: "Der Bunker", "The Exorcist" und vor allem "Repulsion" (bester Polanski, den ich bisher gesehen habe).

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                                                  • Gute Idee - kenne hier tatsächlich auch nur wenige Filme, bin aber gespannt, wie dir "In My Skin" gefällt. Sonderbares Ding.

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