Dergestalt - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+24 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning177 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von Dergestalt
Zunächst ist "La Grande Bellezza" ein visuelles und akustisches Fest. Ich habe wirklich selten einen Film erlebt, der sich in so farbgewaltigen Bild- und auch Klangkompositionen badet. Ein einziger Rausch an Symbolen, Verweisen und Zitaten ergießt sich hier und ich verstehe jeden, der entweder vollkommen erschlagen oder angewidert ist, letzteres, weil der Film sicherlich seine prätentiösen Extravaganzen hat. Gerade hier ist die Verwandtschaft zum mehrfach erwähnten Fellini überdeutlich.
Anders als bei diesem und seinem übergroßen Gemälde "La dolce vita" sind die vielen Meinungen, Gesichter und Haltungen, also all die Dinge, die zum konturierten Gentleman der Oberschicht gehören, hier immer wieder durch mystisch-elegische Bilder gebrochen, die Rom als eine Stadt zwischen tiefer Vergangenheit und greller Gegenwart verorten. Zwar gibt es auch hier satirische Seitenhiebe, bitterböse Kommentare und überhaupt viele scharfe Beobachtungen, allerdings bleibt auch immer eine stille Leerstelle haften, die gegen Ende immer größer wird. Der Titel des Films weist bald weit über die situationsgebundenen gesellschaftlichen Anlässe hinaus. Ein magisches Prinzip, das sehr an Fellini erinnert, kommt in Gang: Das scheinbar Kleine wird immer größer und reißt sich am Ende vollkommen los. Man versteht die elegischen Brüche am Ende als das, was das Menschsein eigentlich ausmacht.
Natürlich, man kann das als versöhnlichen Kitsch sehen, als zauberhaftes Mystikgedüdel, als eine Enttäuschung gegenüber den kritischen Kommentaren, die der Film zuvor so gelungen einfängt. Als Gegenargument würde ich dann die Figur des Jap Gambardella anführen. Den Wandel vom kühlen Kritiker und Lebemann zum nachdenklichen und zerbrechlichen Jungen zeigt er in allen Facetten. Manchmal kaum greifbar, manchmal sehr persönlich, teils wie ein veraltetes Relikt aus der Zeit der alten Meisterwerke, teils wie ein faszinierter Verlorener. Bald erkennt man als aufmerksamer Zuschauer seine Bewegungen und versteht die letzte Konsequenz des Films umso mehr. Ein großartiges Schauspiel von Toni Servillo.
Aber der Film ist nicht bloß Demontage eines verkommenen Lebensstils, sondern zugleich eine sicherlich wagemutige Annäherung an dessen eigenwillige Ästhetik. Videoclipartig perfekt und irgendwie schön sind die rauschhaften Technofeiern eingefangen, die Kunstveranstaltungen entbehren nicht einer gewissen Faszination und Detailliebe und auch die Kirche ist hier nicht einfach nur korrupt, sondern strahlt teils eine fast primitiv schöne Lebensbejahung aus.
"La Grande Bellezza" ist für mich damit sowohl eine Verbeugung vor den Altmeistern des Kinos, der Magie der Vergangenheit und der Bilder überhaupt, als auch eine kongeniale Einbettung all dieser Dinge in die Gegenwart mit ihrer ganz eigenen Ästhetik.
Den Titel "La dolce vita" sollte man dem Film auf jeden Fall lassen. Es reicht bei weitem nicht, Fellini hier als bloßen Saboteur des Reichen und Schönen zu sehen. Dafür dürfte er zu sehr Poet, Visionär und damit auch empathischer Regisseur gewesen sein. Nein, Fellini taucht mit dem Zuschauer und durchaus auch mit Sympathie tief in die endlosen Feste, Eskapaden und Skurrilitäten der Magnaten und Spinner ein.
Visuell kühn und mit einer bemerkenswerten Beobachtungsgabe stellt er dabei immer wieder erstaunliche Zusammenkünfte her, welche die Realität oft zugunsten einer magischen Verzerrung der Dinge verlassen.
Manche Szenen sind beschwingt und locker, andere drängen sich förmlich hervor und wirken nicht selten artifiziell, vielleicht sogar gewollt, hoch exzentrisch. Hier spielt Fellini mit der zugespitzten Perspektive, mit der uns gerade die Klatschpresse immer wieder konfrontiert. Überall sind die Reporter, überall formt sich eine neue Sensation und schließlich ereignet sie sich auch, bei Fellini nur eben entfesselter und schmerzhafter, als es die publikumsheischende Inszenierung je erlauben würde. Hier ist Fellini letztlich subversiv, da er sich als Meister des magischen Realismus zeigt, der unsere Konzeptionen immer wieder unterläuft.
Erlösende Pointen dürfte man in den großzügig inszenierten Szenentableaus vergeblich suchen, denn letztlich ist Fellini vor allem ein Freund der Poesie, der Symbolik, der unvollendeten Bilder.
Warum von mir aber nur 7.5 Punkte? Nein, das ist sicher kein bloßes Loblied auf Fellini. Gerade für den Zuschauer dürften die Eskapaden teils nicht selten langatmig, wenn auch nicht langweilig wirken. Die vielen Details, Sentenzen, die geballten Dialoge - alles reißt einen förmlich weg, aber nicht unbedingt mit. Das macht ihn für eine Erstsichtung anstrengend. Mehr Sichtungen könnten also mehr Punkte ergeben. Zunächst vermisse ich aber die stille Betrachtung, die dem süßen, wilden Leben entgegensteht. Der quasi inoffizielle Nachfolger "La Grande Bellezza" gibt dem in seinen grandiosen Betrachtungen da weit mehr Raum.
Schön, dass Moviepilot dabei hilft, den Film zu verstehen: "Ein hypnotischer, bezwingender Alptraum von Vatermord und zwanghaften Versuchen, die Tat ungeschehen zu machen."
Das visuelle Erlebnis selbst bleibt hingegen auf ein langatmiges Hin und Her mehr oder weniger merkwürdiger Figuren beschränkt. Sonderlich aufregende Bilder gibt es, abgesehen von der letzten Szene, auch nicht zu sehen. Dazu kommt ein ganz lustig überdrehter Kindergesang, der den Bildern eigentlich die Show stielt. Mit einer interessanteren Konzeption hätte er wohl großartig harmoniert. So aber bleibt der Film ein uninteressantes Stück Experiment, das man sich angucken kann, aber wirklich nicht muss.
"The Truman Show" hat sicherlich jedes Lob verdient. Wie hintersinnig und mit wie vielen Facetten der Film eine scheinbare Wirklichkeit in Bruchteile zerlegt, ist schon sehr beeindruckend. Da gibt es Komik, Tragik und dazwischen auch die Groteske, die einem das Lachen tief im Halse steckenbleiben lässt.
[AB HIER: SPOILERGEFAHR]
Wenn etwa der "beste Freund" die unglaubliche Treue schwört und dahinter doch nur ein Script lauert, dann tut das schlichtweg weh, so sehr leidet man mit Truman, der in einem grenzenlosen Geflecht aus Lügen lebt. Das geht bis in die tiefste Substanz, dem menschlichen Vertrauen, das nicht mehr beweisbar und damit für alle Manipulationen offen ist und zeigt darin eine Abgründigkeit, die für einen Mainstreamstreifen bemerkenswert ist. Auch Jim Carrey traut sich hier etwas, da er die oberflächliche Komik, die er sonst verkörpert, einem verzweifelt-animalischen Hampeln opfert, das den Zuschauer eher schockieren als amüsieren dürfte. Ja, den Film kann man tatsächlich ohne einen einzigen Lacher sehen, ich zumindest hatte den düsteren Hintersinn jeder Komik immer vor Augen. Im weitesten Sinne also eine echte Tragikomödie.
Was natürlich den Rahmen eines Mainstreamfilms gesprengt hätte, für mich aber etwas fehlt, ist ein konsequenterer Umgang mit Bild und Ton. Es mag sicher beabsichtigt sein, dass der Zuschauer nicht erkennen kann, welches Bild und welche Musik nun filmintern inszeniert und welche tatsächlich vom Regisseur zur Stimmungssteigerung gewählt wurden, was der Zuschauer also wirklich fühlen darf und was er eigentlich kritisieren sollte. Eine lobenswert subversive Absicht, sicher, aber leider nur schwammig herausgearbeitet. Das mag die Suggestion vielleicht erhöhen, wirkt insgesamt gesehen aber unstimmig und etwas nachlässig. Ästhetisch deutlich umgesetzte Kontraste zwischen Spielwelt und Realität gibt es leider nicht. Das ist für ein visuelles Medium wie dem Film doch schade.
Ebenfalls schwammig bleibt auch die explizite Diskussion um Vor- und Nachteile der Show. Der Schöpfer bleibt erstaunlich platt und sentimental, sodass es für seine natürlich durchweg sympathische Gegenspielerin simpel ist ihn anzuklagen. Trotz kritisch pessimistischem Schlussbild auf die Gesellschaft fehlt damit die bittere Note à la "Matrix", die das Leben in einer Lügenwelt auch als attraktiv präsentiert. Natürlich gibt es in der Realität Lügen und Gefahr, ein solch absurdes, wenn auch erfolgreiches, Showkonzept muss aber doch perfidere und suggestivere Argumentationen bereithalten.
Da war ich doch etwas enttäuscht, konnte mich aber immer noch auf die grandiosen Implikationen der "Truman Show" verlassen, die schließlich ein herrlich bissiges Biest von Film geworden ist.
[Dieser Film ist Teil meiner Liste "Kurzfilm, Serie und Wahn" und irrsinnig]
Außerirdische besuchen Planet Erde mitsamt seiner Kulturgeschichte und natürlich wird alles aus ihrer fremden Perspektive erzählt! Nur so lässt sich wohl das ganze buzzend-surrende Collagechaos begründen. Verschiedene vertraute Bildelemente werden hier durch Farbfilter gejagt, mit unpassenden Elementen konfrontiert (beispielsweise wird das Gemälde auf einer Leindwand plötzlich zu einem Koffer und rotiert im Bild) und durch Sounds verfremdet. Ruhig ist der Film dabei keinesfalls und kann trotz teils großer Abstraktion und damit gewisser Geduldsansprüche über die ganze Laufzeit prima unterhalten. Vorausgesetzt, man hat eine Neigung für den Wahnsinn in Bildform.
Die große Abneigung, die dem Film hier entgegenschlägt, verwundert mich doch. Klar, wer mit found-footage und der damit zwingend zusammenhängenden Unlogik nicht zurechtkommt, der wird mit "Cloverfield" nichts anfangen können. Im Gegensatz zum Klassiker des Genres "Blair Witch Project" unternimmt der Film auch keinen Versuch zu erklären, warum Hud das alles filmen muss. Gerade in den emotional aufgeladenen Szenen, in denen es mehr um den Verlust als um das Bildspektakel geht, wird dieses Manko mitunter wirklich ärgerlich. Psychologisch gesehen hat dieses Genre wirklich ein Problem. Mit dem muss man hier leben können.
Eine besondere Handlung oder tiefe Gedanken braucht man auch nicht erwarten, aber genau darin liegen wiederum Stärke und Besonderheit des Films.
"Cloverfield" braucht kein besonderes Handlungsgerüst, keine tiefen Charakterkonflikte oder Lebensfragen. Der Film ist das pure Zeugnis eines Existenzkampfes und mehr will er auch nicht sein. Zwar gibt es einen genreüblichen Liebeskonflikt mit entsprechenden Moralboosts für die Charaktere, Kitsch, Handlungskleister, abfedernde Subtexte gibts aber kaum bis gar keine.
Damit kann sich der Film ganz auf seine herrlich apokalyptischen und subversiv bösen Bilder verlassen, die ein New York vor dem absoluten Kollaps zeigen. Die Bedrohung ist allgegenwärtig, die Untergangsstimmung unbegrenzt.
Die Schauspieler machen dabei, anders als hier behauptet, eine sehr gute Figur. Hier gibt es eben keine großen Gefühlsausbrüche, die dem Zuschauer alle Seelenzustände ausbuchstabieren, sondern bloß pure Apathie, Statik - eben das Gefühl, das gegenüber einem zivilisatorischen Aus noch bleibt.
Das einzige echte Manko dürfte nur bleiben, dass der karge "Cloverfield" weitere Sichtungen nicht unbedingt anregt. Man sieht, man leidet und aus.
Nice idea, wobei manche Filmtitel ja lächerlich kurz wirken, wenn man dagegen die ganzen Trashfilme sieht. Toll. :D
Ein Film, der bemerkenswert zwischen Nihilismus und Zärtlichkeit changiert und dabei durch seine konsequente Absurdität besticht. Konventionen gibts hier nicht und wenn, dann nur, um gebrochen und entleert zu werden. Jeder großmütiger Lacher vom Zuschauer verkehrt sich schnell in ein Verstocktstein, jeder Witz stirbt in einem Vakuum, dem Missverstehen. Nur das präzise Bild hält alles, manchmal wie unerbittlich, zusammen. Die Kunst des Films bleibt dabei, dass daraus kein Drama entsteht, sondern vielmehr eine sezierend genaue Beobachtung isolierter Kommunikationsprozesse. Gern mit einem Augenzwinkern und fast liebevoll tollpatschigen Charakteren, die in dieser Welt alle wie verloren wirken.
Jedes Bild ist dabei fein komponiert, toll ausgeleuchtet und besticht durch seinen enorm artifiziellen Charakter. Kino als Leindwandbeschau. Darin lauter absurde Dialoge, die straight von Beckett und Iosnesco stammen könnten: Phrasen, die sich entleeren, Geräusche, die an deren Stelle treten, die absolute Verschmelzung von Sinn und Klang in einem surrealen Szenario gegen Ende. Deutbar scheint das Ganze weder für die Charaktere, noch für das Narrativ des Films. Eine erklärende Struktur fehlt weitgehend, vielmehr sind es die Motive, die für sich lose, im Gesamtzusammenhang aber durchaus sinnstiftend sind. Nur wohin mit dem Sinn?
"Eine Taube sitzt auf einem Zweig..." ist ein sehenswerter Film voller wunderbarer Bilder, grotesker Gestalten und kleiner surrealer Ereignisse. In jeder Einstellung ruhig bis zum Stillstand und der Sterilität. Liebe und Bewegung gibt es dennoch immer wieder, in den kleinsten Andeutungen. Wer sie findet und dabei das Gesamtbild nicht verliert, wird eine einzigartige Erfahrung machen.
Zwei Orte, an denen wir uns sowas von treffen, dass ich das hier nochmal schreiben muss:
1. Habe HdR auch mit 11/12 gesehen und war so umgehauen und fasziniert, wie noch nie zuvor. 2. "The General" finde ich auch richtig prima und falls er noch heute abgewertet wird, ist das sowas von ungerechtfertigt...
Schöne Liste! Allerdings würde ich keinem Kind (auch nicht einem 12-Jährigen) "Der phantastische Plant" zeigen. Ganz düster, das Ding und zudem mit typischer Albtraumatmosphäre.
[Dieser Film ist Teil meiner Liste "Kurzfilm, Serie und Wahn" und irrsinnig]
Einerseits scheint "Rabbits" fast eine Sitcom zu sein. Es gibt feste Räumlichkeiten, wenige Figuren, wiederholte Verhaltensweisen und natürlich Konservenlache. Bleibt man bei solchen Äußerlichkeiten dürften einem dann aber die Hasenköpfe, die düstere Beleuchtung und die dark-ambient-Klänge entgegenstehen. Zu lachen gibt es hier eigentlich nichts. Sofern man denn nicht auf abstrusen Humor steht.
Denn andererseits wirkt Lynchs "Rabbits" wie ein absurdes Theaterstück: Bezuglose Dialogsfetzen, unerklärliches Verhalten der Figuren und merkwürdige Bühneneffekte. Ganz Lynch-typisch gibt es auf Inhaltsebene dabei mehr als nur drei Fragezeichen, während vor allem auf Formebene wiederkehrende Motive auftreten.
Zwar hat das Ganze in seiner kühl-sterilen Inszenierung durchaus seine Längen, wird insgesamt aber trotzdem nicht langweilig. Denn ebenfalls Lynch-typisch gilt auch hier: Egal, was der Mann uns zeigt, er macht es unheimlich. Man bleibt gespannt und erschreckt werden dürfte man schließlich auch.
Fazit: "Rabbits" ist ein abstrus-düsterer Brocken, der jeder Zuschauererwartung entgegenlaufen dürfte.
Haha, klasse Liste. Für mich kommt definitiv noch die sadistisch-abartige Mutter aus "Bad Boy Bubby" dazu.
Dachte, "Der letzte Tango in Paris" sei auch so ein Klassiker. Getäuscht?
"Symbol" hat mich zunächst begeistert. Für den Freund des Absurden und Surrealen gibt das Ausgangsszenario nämlich jede Menge her: Ein Mann in einem sterilen Raum, an den Wänden die Geschlechtsteile unzähliger Putten. Ein Druck genügt und irgendein Gegenstand fällt in den Raum. Purer Nonsens, großer Spaß. Natürlich trägt das auf Dauer keinen Film und daher gibts wohl eine Parallelhandlung. Die zeigt einen schwächlichen Wrestler und seinen treuen Sohn. Es geht zum großen Kampf. Das ist zunächst schönstes American-Dream-Gesäusel, wenn auch hier mit der rüpelhaften, aber gläubigen Nonne eine skurrile Figur ins Bild fällt. Die erste Handlung etabliert sich innerhalb des Raumes, denn bald wird entscheidend: Wie kommt der Mann hier wieder raus? Dass dabei wieder einige Skurrilitäten geboten werden, ist selbstverständlich, wenngleich das Ausgangsszenario immer mehr für üblichen Slapstick nutzbar gemacht wird. Gewohnte Pointen und Gags kommen ins Spiel, Dinge werden motiviert und kontrollierbar. Bald hat man sich sogar an die Ausnahmelage und ihre Regeln (kompliziert sind sie ja nicht) gewöhnt und ein paar Längen schleichen sich ein. Glücklicherweise kommt bald das große Finale, das erst nochmal gehörig absurd und dann sogar relativ ernst wird. Mehr sei hier nicht verraten.
Mithilfe der letzten Szenen kann man jedenfalls Interpretationen beginnen, wobei ich das ganze Bedeutungsgewumms dabei nicht überbewerten würde. "Symbol" ist unterhaltsam, einigermaßen stimmig, aber nicht wirklich fordernd. Der hübsche Mindfuck zu Beginn des Films wird auf Dauer jedenfalls nur noch selten erreicht, man hätte hier entweder noch abgedrehter werden oder kürzen müssen. So bleiben die großen Erwartungen an ein irres Meisterwerk leider enttäuscht. Aber Schluss mit dem Genöle auf hohem Niveau: Der Film ist abgedreht und sicher keine leichte Kost. Der Freund üblicher Komödien dürfte bald am Rad drehen, der des gepflegten Surrealismus desöfteren die Hände reiben. So stellt sich der Film stolz neben seine skurrilen ostasiatischen Artgenossen wie "I'm A Cyborg..." (ähnlich skurril) oder "Funky Forest" (noch irrer).
"Taxidermia" beginnt böse und vielversprechend: Nackte Leiber, Fleisch, Voyeure und perverse Wahnvorstellungen vor einem rau-ländlichen Setting. Dazu eine wilde Kamerafahrt, die in ihrer Suggestion und Subversion schlicht genial ist. Das Ganze dann gekrönt mit einer pointierten Splatterszene. Herrlich abstruses und unvorhersehbar bösartiges Kino soweit.
Dann tritt der Film erstmal auf die Bremse: Es gibt eine, wenngleich groteske, Familiengeschichte zu erzählen! Ein paar geniale Bilder bleiben, aber die ersten Längen schleichen sich ein, denn man weiß nicht so recht, wohin der Film will. Dafür gibt es Fleisch, dazu Erbrochenes, ein paar deftige Witze. Langsam, aber sicher verliert der Film sein anarchisches Charisma, er verkommt zur Dauergroteske, die nur noch auf immer fettere Leiber und blutigere Szenen setzt. Nichts aber, was über stereotype Karikaturen hinausgeht, nichts, was irgendwie überrascht. Die Frage nach dem "Wohin?" wird somit schließlich auch uninteressant, da keinerlei spannende Fährten gelegt werden. Das Ende stopft den Film dann wortwörtlich noch einmal aus, mit ein paar Phrasen. Und dann wars das plötzlich.
Vielleicht kann man den Film ja allegorisch sehen, vielleicht auch politisch, entsprechende Kontexte werden ja geboten. Der Film selbst bietet kaum Anknüpfungspunkte. Die visuellen Faszination ist zwar da, führt letztlich aber nirgendwohin, bleibt inkonsequent.
Eine Groteske, okay, aber zu welchem Zweck? Unendliches rücksichtsloses Fressen führt zum Bösen? Unmöglich dicke Leute sind lustig? Der Film bleibt, wie sein Thema, arg träge, scheint sich in einer bloßen Fleischbeschau auszuruhen. Das ist letztlich ungefähr genauso lustig und subversiv wie der letzte Stammtischwitz. Und es zeigt sich: Echte Boshaftigkeit erzeugt man durch Unterlaufen von Erwartungen, nicht durch bloßes Herzeigen von deftigen Bildern. Von demher auch ein äußerst handzahmer Film, trotz tollem Beginn.
Für manche mag "Valerie" einem surrealen Rausch entsprechen, ich halte ihn schlicht für die konsequente Filmwerdung der Welt eines heranwachsenden Mädchens. Darüber kommen dann die magischen Bilder, merkwürdigen Gegenüberstellungen und obskuren Begegnungen. Alles durchaus Dinge, die dem Surrealistischen nahestehen. Vor allem deshalb, weil eine scheinbare Alltagswelt nahtlos ins Fantastische, Über-Reale, hineingeht. Hinter jeder Tür lauert die Überraschung, mal wunderschön, mal düster, manchmal gar beides. Eine Palette aus Licht und Schattierungen - sicherlich auch märchenhaft. Jeder dürfte Valeries Wunder aus der eigenen Kindheit kennen. Die einfachsten Dinge erhalten einen magischen Schleier: Das Schöne wird fantastisch, das Unschöne grauenhaft. Und gerade die Bilder machen "Valerie" zu einem einnehmenden Film: Ineinadergreifende Farben vor weichem Pastell, herrliche hell-dunkel-Kontaste und schließlich auch eine bezaubernd schöne Hauptdarstellerin, die kontroverserweise eben nicht das unschuldige Mädchen bleibt, das man aus dem europäischen Märchenfilm kennt. Ergänzt wird das Ganze von einem feinsinnigen, vielstimmigen Soundtrack.
Wie in etlichen Kommentaren herausgestellt, ist der Film in seinen Verweisen auf das Unbewusste sehr deutlich. Ich neige selten dazu, Kunst und Kultur psychoanalytisch auszusaugen, hier dürfte eine Freud'sche Analyse aber sehr fruchtbar sein. Den Wortwitz muss man stehen lassen: "Valerie" handelt von der Geschlechtsreife, von Lüsten und Ängsten. Gleichzeitig aber auch von den moralischen Implikationen in einem restriktiven gesellschaftlichen Umfeld. Da finden sich schnell Teufelsbilder für die Sehnsüchte und entsprechend feuert der Film ein Feuerwerk an Symbolen ab. Zu Beginn noch teils verständlich (vor allem für die Psychoanalytiker), dann immer verschränkter und zum Schluss regelrecht überbordernd. Die durchgehend religiös-metaphysische Konnotation der Bilder, die auch vor Verschränkungen mit dem Schauderhaften (Wein - Blut - Vampire) nicht halt macht, öffnet dabei eine weitere, das Persönliche übersteigende Deutungsmöglichkeit. Hier zeigt sich dann auch: "Valerie" bietet sich in seiner Symbolhaftigkeit zwar für Interpretationen an, lässt sich aber unmöglich für eine Deutung vereinnahmen. Ganz typisch für das Surreale und eben auch das Kindhafte: Valeries Welt nimmt sich die Symbole der erwachsenen Welt, bricht sie aber auf ganz eigene Weise, sodass ihr Film am Ende regelrecht arabesk anmutet. Und dieser Verwirrung zuzusehen, macht schlichtweg Freude.
"Schatten", von Wikipedia als repräsentativ expressionistischer Film aufgeführt, steht Filmen wie "Das Cabinet des Dr. Caligari" oder den Bildern eines Franz Marc oder Ernst Ludwig Kirchner nur bedingt nahe. Das formenreiche Treiben weicht hier einer kühl durchkomponierten Choreografie, die gerade mit dem namensgebenden Element des Schattens äußerst faszinierend verfährt. Es ergibt sich ein eindringliches Spiel aus manischer Perspektive und kunstvoller Gewaltentfesslung.
Die Handlung wird bloß durch das Bild vermittelt, Ton gibt es hier natürlich nicht, ebensowenig Schrifttafeln. Von demher verwirrt die sowieso schon verschachtelte Handlung umso mehr und man muss sich bisweilen schon zwingen dabei zu bleiben. Auch, da der Film trotz kurzer Spielzeit dramaturgisch durchaus schleift. Wer nicht unterbricht, wird aber belohnt, denn dann gibt es faszinierende Effekte und einen subversiv genialen Twist am Ende, bei dem die Bilder tatsächlich mehr sagen als es tausende Schrifttafeln je könnten.
Eine unendlich stupide, monotone Abfolge stupider, monotoner Bilder. Lynch goes Dada. Nur dumm, dass der filmische Dadaismus à Hans Richter noch spannende Bilder brachte, Lynch zeigt nur bleich-düsteres Gekritzel, das sich...bewegt! Das kann man ansprechend finden, ich halte es aber für platt und beliebig. Für mich gibts da keinerlei Anknüpfungspunkte, Kunst als blanke Provokation. Nice try, aber langweilig, auch für vier Minuten. Als fieser "Windows 98"-Bildschirmschoner (!) vielleicht noch zu verwenden, würde dieser nervtötende Sirenensound fehlen. Insofern: Als pure Provokation sicher lobenswert, ansonsten leider ohne weiteren Reiz.
"Darkened Room" packt zu Beginn noch mit seinem Setting, der Einführung des traurigen Mädchens. Typisch Lynch: Eigentlich Unbedeutendes wird durch Bild und Ton ins Düstere verschoben, eine Auflösung der Spannung gibt es nicht. Zumindest nicht innerhalb der Filmlogik. Dem Zuschauer jedoch dürfte der Monolog zu Mitte des Films jede Spannung austreiben: Pathetisch-steif vorgetragenes, ultraprätentiöses Geschwurbel, das natürlich gern Kunst wäre, außer platten Ideenfragmenten ohne jeden filmisch ausgearbeiteten Bezug aber nichts bringt. Hier kommt Lynch jede künstlerische Konsequenz abhanden. Am Ende bleibt nur die unfreiwillige Komik: Wenn ich um jedes Loch in meiner Kleidung so eine Show machen würde!
"The Amputee" hat doch eine merkwürdige Faszination auf mich ausgeübt. Einerseits diese Trennung zwischen düsterer Realität mit Beinstummeln, Blut und Spritzen und der fernen, ebenfalls düsteren Briefwelt mit ihren losen Aussagen über verletzte Gefühle und Unwissenheit. Andererseits die zwei Takes, die zunächst so gleich scheinen, dann aber ins Groteske voneinander abweichen. Aber auch das auf äußerst subtile Weise, sodass man bei der Auflösung leicht geschockt wird.
Man könnte fast meinen, das sei kein Film, sondern ein Aufmerksamkeitstest. Ich hatte in beiden Takes meine Probleme dem fragmentarischen Brieftext zu folgen, da mich die Operationen am Bein so irritiert und geekelt haben. Gleichzeitig musste ich mich auch von dieser abstoßenden Realität distanzieren, sodass ich diffus zwischen dem verwirrendem Fragment und dem Ekel hin- und hergegangen bin und am Ende vor allem verwirrt war. Die Blutspritzer hatte ich dabei zunächst gar nicht mehr mitbekommen. Der Schock kam im Nachhinein.
Für mich ein Film, der wunderbar vorführt, wie sehr sich die Dinge in der Wahrnehmung trennen, im Bild aber gleichzeitig aufs Grausigste wieder zusammenfügen. Eine düstere Realität, die nur imaginiert Abweichungen erlaubt, aber auch die sind dem Zuschauer hier versagt. Man bleibt irritiert, erstarrt, gefangen.
"Boat" scheint zunächst Gebrauchsanweisung und zugleich Persiflage zu sein: Der atmosphärische Lynch-Style braucht nur düstere Klangteppiche und verträumte Frauenstimmen, dann wird auch das ambitionierte Homevideo zu geheimnisvoller Kunst. Bitte nachmachen, wenn ihr mal eine Stunde Zeit habt!
Umso überraschender und vielleicht auch ärgerlicher ist, dass das Ganze für seine ca. 7 Minuten trotz diesem Bastelcharakter passabel funktioniert. Das liegt daran, dass treffende Bilder für den vorgetragenen Text gefunden werden. Etwa das Tau, das auf dem Boden liegend eine Spirale formt, und damit wunderbar zu der Aussage passt, die Natur enthalte viele Geheimnisse. Oder, dass der quasi dokumentarische Homevideo-Effekt zu Beginn gegen Ende auch in visuell passenden Abstraktionen mündet. Bis dahin allerdings, und das bleibt dem Film doch vorzuhalten, wirkt vieles eher zusammengebastelt, gewollt, und weniger wie ein Ganzes. Aber es bleibt eindrücklich, was der Ton so aus Bildern machen kann.
Sieht man "Vampyr" als einen altmodischen Genrebeitrag zum Vampirfilm, dürfte man einer gehörigen Überraschung erliegen. Denn hier ist überhaupt gar nichts, wie es scheint. Zwar gibt es eine recht konventionelle Schauergeschichte mit schwachbrüstigen Jungfern, Nonnen, Vampiren und auch bösen Wissenschaftlern, aber was hier mit der Story getan wird, verschiebt sich schon sanft in den Bereich des Surrealen. Denn wie bei Buñuels "Un chien andalou" gibt es hier keine Sicherheiten, keine Realitäten, allerhöchsten Sur-Realitäten. Sanft aber deshalb, weil es hier keine abrupten Montagen oder ausladend krasse Bilder gibt. Hier fließt alles so kunstvoll und still zusammen, dass man als Zuschauer oft nahe dran ist, alles für durchweg real zu halten. Schließlich suggeriert einem der Film auch, man hätte es mit einer klaren Problemstellung zu tun: Unschuldige Leute, böser Vampir - ein Kampf gegen das Ungetüm!
Aber nein, denn immer wieder wird die Handlung durch erstaunliche Geschehnisse verfremdet, aufgebrochen oder sogar suspendiert. Mal entwickeln Schatten ein Eigenleben, mal treten Personen aus Wanduhren hervor, mal verdoppeln sich Charaktere, mal leben Tote. Traum und Wirklichkeit vermengen sich, Metaebenen verlagern und verschieben sich, Räumlichkeiten setzen sich unmotiviert zusammen, die Stimmen klingen dumpf, die Umwelt liegt verschleiert. Für all diese Phänomene hat die Handlung keine Erklärungen, lediglich der Filmuntertitel "Traum" hilft bei der Deutung weiter.
Als Träumender bleibt für Allan Grey schließlich auch kein Platz als Held im Kampf gegen den Vampir. Zwar fügt er sich auf den ersten Blick in die Handlung, auf den zweiten fallen aber Ungereimtheiten auf. So wirkt er nicht nur seltsam schwach und orientierungslos, sondern wird zu Beginn auch selbst als "Träumer und Phantast, dem die Grenze zwischen Wirklichkeit und Übernatürlichem verlorenging" bezeichnet. Nein, gar nichts ist hier sicher, alles bleibt ein schräges "Phantasie-Erlebnis".
Und gerade hierin liegt die Stärke von "Vampyr". Selten nimmt sich ein Horrorfilm so sehr seiner eigenen Prämisse, der Beschäftigung mit dem Unheimlichen, an. Unbewusste Ängste werden hier nicht durch Monsterkostüme metaphorisiert, sondern in einer puren filmischen Essenz präsentiert, die man als Zuschauer in Ton, Bild und Handlung selbst erlebt. Ein Film, der das Prädikat "Traum" wirklich verdient.
Es braucht dringend mehr Leute, die wie Dolan dem Exzess der Bilder frönen. Oder: Kennt wer wen, der ähnlich drauf ist und kann ihn mir empfehlen?
Der Titel des Films dürfte programmatisch zu sehen sein. "Der phantastische Planet" überzeugt weniger durch eine besonders aufregende Handlung als durch seine grandios fantastische Welt. Die wiederum hat ihren bösen Unterbau und drückt den mit jeder Faser aus.
Ein Menschenleben ist hier schlicht kaum etwas wert, höchstens dient es zur Belustigung der übermächtigen Draag und die sind äußert rücksichtslos, wenn auch nicht frei von Empathie und Verständnis. Und auch die Welt überhaupt ist unbarmherzig, Symbiosen gibt es nicht, hier frisst ein Wesen das andere. Alles läuft schließlich auf einen Überlebenskampf hinaus.
"Der phantastische Planet" ist wunderbar ausgefallen in seinen Ideen, Bildern und auch seinem psychedelisch-krautrockigen Soundtrack. Gleichzeitig wirft er mit seiner Ausdruckskraft nicht um sich, sondern hält sie in einem steril-kühlen Szenario. Die Welt hier ist eher eine matte Wüstenlandschaft als eine bunte Zauberwelt. Wie bei Dalís Bildern überraschen die plötzlichen Umweltveränderungen und die unfassbar grotesken Wesen dann umso mehr. Diese Kreaturen reagieren grundsätzlich bösartig und führen dem Menschen die Unmöglichkeit eines Lebens dort immer wieder vor.
Ebenfalls spannend ist die Kultur der Draag, die sich als spirituell-psychedelisch zeigt. Es bleibt unbegreifbar, wie diese Wesen funktionieren, aber sie tun es in ihrem eigenen Kosmos und das ist faszinierend. Sehr schön auch, dass der Film aus ihnen niemals vollständig pure Bösewichte macht, sondern immer auch alltägliche Facetten aufzeigt, vor allem aber Parallelen zum Menschen.
Was mich ein wenig stört, ist die bisweilen spröde Inszenierung, die zu den erdig-trostlosen Bildern zwar passt, teils aber auch unfreiwillig komisch wirkt. So sind die Dialoge meist steif, die Charaktere blass, Interaktionen überhaupt stereotyp und auf ihre Handlungsfunktion reduziert. Wirklich Leben kommt dabei nicht auf, was wie gesagt aber zum Film passt. Auch die Handlung folgt typischen Genreregeln und überrascht niemals. Der Film zieht seinen starken Effekt tatsächlich durchweg aus seinem Setting, seinen Ideen. Und die sind so genial, dass sie Handlung, Charaktere und Dialoge auch hinter sich lassen und ganz für sich sprechen. Und das muss ein Film schließlich auch erstmal können.
Steven Sonderberghs Film "Kafka" bietet allerhand neue Ideen vor bekannter Folie, wobei er Kafkas Werk und Leben zugunsten klarer Genreregeln überformt. Sein Versuch, das Ganze dann doch noch intellektuell abzufeiern, führt ihn schließlich in die gediegenen Regionen des Trash, ganz nach der Devise: Ohne gutes Fundament hält kein Turm von Babel.
Da mich der Film in seinem Scheitern doch sehr beschäftigt, gibt es statt Abstraktionen einen kleinen Erlebnisbericht:
Schon im Vorfeld war mir klar, dass es hier wahrscheinlich keinen tiefgehenden Metafilm geben wird und habe mich entsprechend auf nette Unterhaltung eingestellt. Und zunächst sah es auch gar nicht so schlecht aus. Von Beginn an ist der Film recht flott und zielorientiert inszeniert, keine unnötigen Gewichtungen, angenehme Unterhaltung. Relativ schnell sehe ich mich bestätigt, dass es hier trotz artifiziellem S/W nicht um künstlerische Reflexionen geht, sondern um einen handfesten Krimiplot: Leiche einer Person wird gefunden, Rätsel tun sich auf. Ein wenig winkt auch das Makabre, aber auch das gehört ja zum Genre. Störend ist zwar das etwas unmotivierte Spiel der Darsteller, denn um Charakterzeichnung kümmert sich der Film nicht sonderlich, aber die Atmosphäre stimmt und ich bleibe dabei. Und die Musik ist wirklich prima, tatsächlich auch etwas irritierend. Die Zeit vergeht ganz gut.
Gegen Mitte nimmt der Film sogar richtig Fahrt auf und beeindruckt durch zwei spannend inszenierte Verfolgungsszenen und ein zunehmend düsteres Setting. Ein Noir-Krimilein? Ab diesem Punkt sehe ich die Resteverwertung von Kafkas Biografie und Werk sogar mit einem Augenzwinkern. Who cares? Ist doch ein netter Krimi. Und sogar ironisch im Bezug auf die Realität! Klar, nur die Ehefrau würde wie Brod alles doch noch veröffentlichen!
Kaum bin ich aber so richtig drin, wird der Film doch etwas experimenteller. Zwar gibts noch ein paar interessante Settings, aber ich muss feststellen: Jetzt gehts ins Abstruse! Science-Fiction mit den dümmsten Begründungen! "Brazil" für Arme!
Ich bin ab diesem Punkt vollends damit beschäftigt, das vertane Potential zu ignorieren. Es drängt sich aber so auf! Noir-Krimilein, wo bist du? Verzweiflung, während auch die letzte Hoffnung schwindet: Nein, der Film meint das vollkommen ernst.
Das zeigt sich schließlich auch am Ende, das noch zwanghaft bemüht ist, den ganzen Vorkommnissen einen poetisch-elegischen Ausklang zu geben. Vergebens, denn der Film hat sich bis dahin schon selbst abserviert. Was bleibt, ist ein durchaus interessanter, bisweilen spannender, aber teils auch provozierend schlechter Film.