diceman - Kommentare

Alle Kommentare von diceman

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    diceman 06.09.2019, 23:08 Geändert 06.09.2019, 23:14

    Sympathisches DIE HARD on a budget-Franchise, das bislang konsequent abgeliefert hat, und auch der dritte Teil bleibt keine Ausnahme. Auch ohne Kreuzchen bei der Tea-Party ist das eine unterhaltsame Sause, eine geilere Anti-Werbe-Kampagne für Überwachungsstaat-Technologien kann man sich nicht vorstellen, und auch die vorgebrachten politischen Ideale sind ambivalent gehalten, im schlimmsten Fall setzt er sich zwischen die Stühle, was für einen Film in diesem Sujet legitim und zu erwarten ist.
    Fand die ersten beiden, glaube ich, etwas "härter" , dafür hat der hier die dicksten Explosionen im Start. Leider traut sich die Regie keine Plansequenz, bin hier eindeutig von David Leitch verwöhnt, das ist alles Standard-Handwerk ohne Akzente. Trotzdem Empfehlung, schaut ihn euch an, wenn nicht im Kino, dann zumindest auf der heimischen Mattscheibe, da stechen die häßlichen CGI-Helikopter nicht so ins Auge.
    Freue mich auf den vierten Teil, BULGARIA HAS FALLEN.
    Ach ja, fast vergessen: uns' Angie spielt auch mit!

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      diceman 26.08.2019, 21:18 Geändert 26.08.2019, 21:18
      über Solaris

      Ich habe Frieden mit Tarkowski geschlossen ...
      Habe mir gestern seinen SOLARIS angesehen, und muß gestehen, daß das eine ordentliche Verfilmung ist, die sich überraschenderweise genau an die Vorlage hält - größer und toller als den Soderbergh finde ich die aber nicht, dafür fand ich Set Design, Kostüme, Ausstattung zu trist und gewöhnlich, auch langweilig ausgeleuchtet, nach Sci-Fi und Raumstation fühlte sich das nicht an. Und man muß sich durch die erste Stunde durchbeißen, die zum zuschauerfeindlichsten gehört, was ich jemals gesehen habe: Talking Heads die mir einschläferndem Schnitt/Gegenschnitt-Rythmus das Buch vorlesen, welches ich selbst eine Woche zuvor gelesen haben, no thanks ... womit wir beim Kritikpunkt wären, den ich beim Soderbergh aufgezeigt habe: der zeigt mir gar nichts vom Planeten, Tarkowski lässt Leute darüber berichten. Weiß nicht, was ich unbefriedigender finde.
      Wenn dann die "Besucher" auftauchen fesselt das Konzept zunehmend, ist gut gespielt, und die Inhalte der Dialoge decken sich weitgehend mit den Ideen aus der Vorlage von Lem.
      Das Ende (respektive die letzte Einstellung) fand ich auch gelungen.
      Würde gerne eine Verfilmung von Christopher Nolan oder Mamoru Oshii (oder beiden) sehen ... das wären zwei sehr unterschiedliche Adaptionen, aber sicherlich beide interessant und sehenswert.

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      • Ihr spinnt ja ...
        Das ist einer von Reeves (und Roths) Besten!

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          diceman 14.08.2019, 11:02 Geändert 14.08.2019, 11:05

          Die Mittelfinger-Version von Smallville: was wäre wenn Superman sich zum Soziopathen anstatt zum Altruisten entwickeln würde ... ? Wenig überraschend, aber unterhaltsam und mitreißend inszeniert. Auch schön altmodisch getrickst in den Schmadder-Szenen, die, gemessen an der Altersfreigabe, überraschend kompromißlos daherkommen.
          Kann man gucken, kann man scheiße finden; die nominelle Scheißigkeit muß man aber nicht zum Drama aufpumpen, dafür ist der Film zu klein und zu unwichtig. Finde es sympathisch, daß es überhaupt Kinos gab, die den ins Programm genommen haben; da habe ich ihn auch gesehen.
          Lieber 3 Brightburn-Sequels als noch 1 Avenger.

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            diceman 14.08.2019, 01:13 Geändert 14.08.2019, 09:20

            Bin froh, den im Kino mitgenommen zu haben.
            War anfangs müde und hatte mit Sekundenschlaf zu kämpfen, aber dann, 1 Minute vor Raketenstart saß ich senkrecht im Sitz, Gänsehaut, und alles was dazu gehört. Ist wirklich eine schöne Doku, die das "Ich war dabei"-Feeling und die Anspannung nachhaltig rekapituliert. Allerdings mehr Erlebnis als Erkenntnisgewinn, und so sollte man das Gesehene auch bewerten. Für die dt. Untertitel war ich SEHR dankbar, vom verrauschten Funkspruch-Englisch hätte ich ansonsten wenig mitbekommen. Fand übrigens alles vor und nach der Mondlandung am interessantesten und spannendsten - die Bilder von der Landung selbst kennt man halt, das drumherum weniger, die logistische Meisterleistung, das funktionierende Getriebe an klugen Köpfen und mechanisch versierten Köpfen (und Händen), die das möglich gemacht haben, das wird einem nochmal richtig vor Augen geführt. Den ganzen Chemtrail-Bloggern möchte man jetzt doppelt vor die Fresse hauen.
            Und der große elektronische Soundtrack (mit orchestralen Cues) ist das Sahnehäubchen.

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              diceman 22.07.2019, 20:32 Geändert 22.07.2019, 20:34

              Eine Travestie - es gibt kein Mysterium mehr, keinen Uncanny-Effekt, keinen Thrill, alles ist von Minute Eins an derart schrill und überzeichnet, daß jegliche Überlegungen der Protagonistin (die sich selbst wie eine Karikatur aufführt) ob der merkwürdigen Verhaltensweise ihrer Nachbarschaft unglaubwürdig werden. Vom zweitklassigen, selbstgeschriebenen Twist und dem aufdringlichen Erklärbär-Gelaber ganz zu schweigen, der einem Moral und "Message" mit Beil und Kettensäge einbläut.
              Tut mir einen Gefallen und lest die großartige Novelle von Ira Levin - und wenn es eine Verfilmung sein muß, dann zumindest die 1975er Adaption von Bryan Forbes.

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                Eine Schande, daß die Mehrheit aller Kinogänger mit Ira Levins kleinem literarischen Kunstwerk zuerst durch die verhunzte 2004er Verfilmung bekannt gemacht wird, dabei existiert eine ungleich bessere und werkgetreuere Adaption aus dem Jahre 1975.
                Regisseur Bryan Forbes schafft es grandios den Kulturschock beim Umzug von Metropole in Kleinstadt herauszustellen, eine oberflächliche Idylle zu kreieren, welche nach und nach Risse bekommt, und die schwelende Paranoia der Protagonistin nachvollziehbar in Szene zu setzen. Das Drehbuch hält sich weitgehend an die Struktur der Novelle, aber hier und da findet Forbes alternative, der Atmosphäre zuträgliche Begebenheiten, und/oder erweitert bestehende Szenen sinnvoll und mit bemerkenswertem Fingerspitzengefühl.
                In der geschriebenen Vorlage herrscht deutlich mehr Ambivalenz, einen lauten Showdown spart sich Levin gänzlich, er schreibt pragmatisch und effizient und sobald alle Karten ausgespielt sind, gibt es für ihn keinen Grund mehr, oberflächliches Spektakel nachzureichen - und Levin hat sein Kartenhaus derart sorgfältig designt, daß er sich in der Coda tatsächlich voll und ganz auf das Kopfkino des Lesers verlassen kann ... aber Film ist eben ein anderes Medium, und so lässt es sich die 1975er Adaption nicht nehmen, die Lücke im Buch zwischen Epiphanie und Epilog mit ein paar unentgeltlichen Genre-Thrills zu füllen, die im Finale sogar Carpenter Vibes versprühen. Der Epilog ist ein Chiller deLuxe, und kommt so auch im Buch vor.
                Wenn man die Novelle als sauberen Skalpellschnitt bezeichnet, ist diese Adaption ein Küchenmesser - aber immer noch scharf.

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                  über Solaris

                  Gestern SOLARIS geguckt (bevor er von Netflix verschwindet), meine erste Berührung mit der Geschichte, kenne weder den Polen noch den Russen.
                  Bei aller Liebe für Soderbergh, das hier wirkt als hätte Terrence Malick ein Remake von EVENT HORIZON gedreht: all tease and no tits, viel opportunistisches Metaphorik-Blabla, wenig Epiphanie und hard Science - die Sache mit den Higgs-Bosomen z.B. war random Name-Dropping, da ist jeder Technobabble in 'nem Sci-Fi-Anime besser recherchiert. Kann mir nicht vorstellen, daß das in der Buchvorlage von Lem ähnlich konturlos behandelt wird, das Thema ist aber durchaus faszinierend, mit der Causa SOLARIS bin ich also noch nicht fertig!
                  An der Adaption von Mr. Three-Hours Borekovski habe ich nach meinem traumatischen STALKER-Erlebnis GAR kein Interesse mehr, und ohne die gesehen zu haben, behaupte ich mal, daß es da NOCH weniger greifbaren Inhalt, und noch mehr prätentiösen Schuld&Sühne/Theologie-Quark gibt. Lem mag die ja selbst nicht. Also keine der bislang drei(?) Verfilmungen. Ich glaube, ich besorge mir mal das Buch, und bis ich das gelesen habe, bleibe ich beim Original ... EVENT HORIZON, that is.

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                    Konnte bislang wenig mit Kristen Stewart anfangen, die TWIGHLIGHT-Filme habe ich nicht gesehen, und in SNOW WHITE AND THE HUNTSMEN fand ich sie fehlbesetzt (was nichts über ihre Schauspielkünste aussagt). Allerdings war ich schon immer großer Bewunderer ihrer Haartrachten, es gibt im Internet keine Click-(bait )Strecke mit Stewarts Hairstyles, die ich nicht bereits durchgearbeitet habe. Und mit PERSONAL SHOPPER kommt endlich der Film, den ich ihr gegönnt habe, und der mich auf ganzer Linie überzeugt hat:
                    Kristen Stewart spielt das so unglaublich authentisch, so menschlich, so verletzlich, daß ich in Standing Ovations ausbrechen möchte. Etwa 20 Minuten habe ich gebraucht, bis ich eingetaucht bin (der Film offenbart seine Figuren-Konstellationen allmählich), dann war ich im Sog der Handlung gefangen.
                    Wußte nicht, was mich erwartet, habe den Film auf meine Liste gesetzt, weil er 2018 auf vielen Best of-Listen aufgetaucht ist. PERSONAL SHOPPER ist urban Ghost Story, aber auch Stalker-Thriller, Psychodrama, Meditation über Tod und Verlust, erzählt viel über Bilder, wenig über Dialoge, ist traumhaft schön gefilmt, und ja, wenn man empfänglich für leise Töne ist, hin und wieder auch sehr sexy.

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                    • diceman 03.05.2019, 08:23 Geändert 03.05.2019, 09:18

                      In keinem anderen Franchise ist das Ableben von Charakteren egaler als im MCU; das sind Assets die "rausgeschrieben" werden um einem naiven Algorithmus zu entsprechen. Der Tod eines Protagonisten kann nur etwas bedeuten, sofern Fallhöhe und Konsequenz vorhanden sind, und solange magische CGI-Futzis per Handwedeln die Zeit zurückdrehen und Dinge ungeschehen machen können, ist beides nicht gegeben. Ob da jetzt Hawkeye oder Black Widow über den Jordan gehen, ist letztlich egal, soviel haben die Macher mittlerweile zugegeben.

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                      • diceman 30.04.2019, 00:38 Geändert 30.04.2019, 00:41

                        Guter, fundierter Artikel, Jenny. Lass dich nicht unterkriegen. :-)

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                        • diceman 22.04.2019, 07:56 Geändert 22.04.2019, 07:59

                          Was kann man denn in AVENGERS spoilern? Wer von den Greenscreen-Fuzzis stirbt, lol? Notfalls dreht halt Dr. Strange die Zeit zurück und die Marvel-Maschine kann weiter laufen. Keine Ursache.

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                            • diceman 22.04.2019, 07:31 Geändert 22.04.2019, 07:31

                              Boah, könnt ihr mal die Spoiler in den Headlines sein lassen?
                              Danke!

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                                diceman 22.04.2019, 07:23 Geändert 22.04.2019, 07:35

                                Niedliche Märchen-Adaption, die dem Zeitgeist verpflichtend mit emanzipierter Cinderella auf den Plan tritt, ohne Fantasy-Elemente auskommt, und sich ein paar historische (anachronistische) Querverweise erlaubt, diese aber mit Augenzwinkern präsentiert. Anjelica Huston als Stiefmutter macht eine gute Figur, und im direkten Vergleich zum tschechischen Primus sind die Rollen der beiden Schwestern facettenreicher herausgearbeitet. Was den Prinzen angeht, tun sich beide nix, der ist hüben wie drüben eher egal, lol. An DREI HASELNÜSSE kommt AUF IMMER UND EWIG aber nicht heran, der hat zwar nicht ganz die bombastische, zeitgemäße Ausstattung, dafür mehr Herz, den besseren Soundtrack, und das hübschere Aschenputtel.

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                                  diceman 03.04.2019, 22:31 Geändert 26.04.2019, 16:24

                                  a.k.a. CANNIBAL HOLOCAUST; und wieder eine Bildungslücke geschlossen ...
                                  Habe mir emotionale Verstärkung geholt, in Form zweier Bekannter. Ich habe das neue Grindhouse-Release zur Verfügung gestellt, mein Kumpel die fette Heimkinoanlage. Letztendlich war ich überrascht wie gut ich den weggesteckt habe, was nicht heißen soll, daß er mich nicht berührt hat. Trash ist das mitnichten, bis zum Anschlag exploitativ, natürlich, die Zivilisationskritik kommt aufgesetzt, aber unterm Strich ist das ein absolut mächtiges, fieses, sperriges Werk, welches mich insbesondere auf audiovisueller Ebene (der Soundtrack, OMG, dieser SOUNDTRACK!) gekriegt hat, die symbiotische Verflechtung von Bild und Ton erzeugt einen nicht zu unterschätzenden traumatischen Sog. Und so kontrovers und abstoßend das Animal Snuff Footage zu be- und verurteilen ist, der Film würde ohne diese Bilder nicht derselbe sein; der fließende Wechsel von Real Life Cruelty und Fake SFX macht einen großen Teil der verstörenden Wirkung aus, erzeugt Unsicherheit und echtes Unbehagen.
                                  Werde noch lange dran denken.

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                                    diceman 11.03.2019, 20:42 Geändert 11.03.2019, 20:42

                                    War müde an dem Abend und bin eingenickt, das möchte ich aber nicht dem Film ankreiden (VICE zuvor hatte mich total geschafft). Jedenfalls sollte man bei THE SISTERS BROTHERS keinen Western erwarten; zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Das ist eine Romanverfilmung, ein sehr langsam erzähltes (Familien)-Melodram mit wenigen schwarzhumorigen Pointen und einigen harschen Momenten des Leidens. Ist eindringlich gespielt, und versickert am Ende, ohne rechten Höhepunkt. Und wenn mal geballert wird, ist das wie eine Collage inszeniert - spannende Schusswechsel-Dramaturgie sollte man nicht erwarten. Aber das soll so, passt zur Story.
                                    Ist sicher nicht schlecht, leider habe ich etwas anderes erwartet, und ich kenne zuwenig aus diesem speziellen Genre, um das Gesehene fundiert einzuordnen. Bei sowas wie SWEETWATER fühle ich mich deutlich wohler.

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                                      diceman 04.03.2019, 20:30 Geändert 05.03.2019, 08:50

                                      Als ich vor einigen Jahren Tarkovskys STALKER in den Player geschoben habe, habe ich alles erwartet, nur keinen piefigen, prätentiösen Diavortrag, der sich 2,5 elend langsame Stunden dahinschleppt. So, jetzt ist es raus, und ihr dürft mir gerne die Freundschaft kündigen.
                                      ANNIHILATION wartet mit ähnlicher Prämisse auf; ein langsam erzählter, aber hypnotischer SF-Fiebertraum, dessen gleichermaßen wunderschöne, wie verstörende Bilder sich einbrennen, einen nicht selten mit offenem Mund zurücklassen. Und selbst am Ende, wenn der Film vorsichtige Hinweise und Deutungs-Ansätze liefert, entzaubert er nicht (looking at you, MISSION TO MARS). Hätte den gern im Kino erlebt.
                                      Danke, Netflix und Alex Garland, fürs Happy End.

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                                        diceman 04.03.2019, 15:05 Geändert 04.03.2019, 15:06

                                        Zugegebenermaßen nicht gerade subtil, aber genau der Film, den Trump-America verdient, und der die verrohende Wirkung des Kapitalismus in Konsumstaaten allgemein hervorragend auf den Punkt bringt: selbstgerechte Mob-Mentalität, Facebook-Faschismus, die Diktatur der Alt-Right Twitter Trolls. Kein perfekter Film, aber ein zorniger, ein schonungsloser, ein wichtiger. Ist zudem vorzüglich gefilmt, und props für die "Pinky Violence" Hommage. Da hat jemand die richtigen Filme geguckt.

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                                          diceman 02.03.2019, 14:03 Geändert 02.03.2019, 14:04

                                          Hatte mich schon bei der Eingangssequenz und dem Übergang in die Titelsequenz, unterlegt mit einem knalligen Upgrade des bekannten Halloween-Leitthemas. Das war einfach nur ein straighter Slasher ohne Mätzchen und Experimente, aber souverän gefilmt. Und nach HALLOWEEN 2018 muß der 2te Teil nun echt nicht mehr auf dem Index weilen: die Kills sind knackig und brutal, dabei geringer Gorebauer-Appeal, schocken tut hier eher Effizienz und Realismus des Gezeigten.
                                          Jaime Lee Curtis als traumatisierte Paranoia-Tante nicht durchweg sympathisch, nichtsdestoweniger ein interessanter charakterlicher Dreh- und Angelpunkt der Story, sinnvoll "reingeschrieben", kein bloßer Fanservice.

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                                          • diceman 02.03.2019, 08:55 Geändert 02.03.2019, 16:20

                                            Soll meinetwegen alle Rekorde knacken, ich gönns ihm. Habe nur die eine Frage, ob danach endlich Schluss ist mit der Avenger-Jauche ...

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                                              diceman 17.02.2019, 18:52 Geändert 17.02.2019, 22:51

                                              Kurzweiliger Krimi mit tollen Farben und fetzigem, poppigen Soundtrack.
                                              Psychologisch ist das eher mit grober Nadel gestrickter Stoff, mehr Argento als Hitchcock, punktet aber mit ironisch pointierten, gut gespielten Einzelszenen und netten Regie-Einfällen, welche die paranoide Grundstimmung unterstreichen. Am Ende nicht halb so doppelbödig wie er tut, aber während der 70 Minuten Laufzeit kommt keine Sekunde Langeweile auf. Romy Schneider ist elegant, kühl und sexy.

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                                                diceman 17.02.2019, 18:03 Geändert 17.02.2019, 18:56

                                                - "What happens to people when they die?"
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                                                Da habe ich mir keinen halbschlechten Titel für meinen Netflix-Einstand herausgesucht. Zugegebenermaßen fischt der Humor in arg pubertären Untiefen, aber man muß schon einen gewaltigen Stock im Arsch haben, um das nicht hin und wieder verdammt lustig zu finden. Zu großen Teilen ist das nämlich ein überraschend smart und tight geschriebener Reverse Slasher, wo die Bösen in der Überzahl sind und nach und über die Klinge springen, und der im letzten Drittel sogar mit Spannungsmomenten aufwartet. McGs Bester, würde ich sagen (nicht daß jener sich besonders anstrengen mußte, seinen Output auszustechen).

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                                                • Warum heißt der Film eigentlich "Vice" und nicht "Dick"?

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                                                    diceman 08.01.2019, 22:23 Geändert 08.01.2019, 23:12

                                                    Kein Kosakentanz, nur Polka: freudlos dahinplätscherndes Period Piece, dem es trotz oppulenter Kostüme und prächtiger Frisuren an überzeugendem Zeitgefühl mangelt; die Innenaufnahmen sehen aus wie im Museum abgefilmt, die Außenaufnahmen beschränken sich auf die immer selben drei altmodisch hergerichteten Eckchen von St. Petersburg, oder das Innere einer Kutsche. Man steigt in der Mitte der Geschichte ein und bekommt die Vorgeschichte häppchenweise serviert, so bleibt man den Protagonisten konsequent auf Distanz, die zu allem Überdruss schrecklich hölzern agieren und ihre Texte emotionslos herunterleiern.
                                                    Was den Film halbwegs vorm Absaufen rettet ist die tatsächlich spannende Geschichte, die an den Grafen von Monte Christo erinnert, einige unterhaltsam inszenierten Duellszenen und der wohldosierte klassische Score, der in den richtigen Momenten anschwillt und ein bißchen von dem liefert, was die Schauspieler schuldig bleiben. Das Finale kommt plötzlich und antiklimaktisch, man wähnt sich an einem zentralen Wendepunkt, und nicht am Ende einer Geschichte.

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