Drehmumdiebolzen - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+25 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+15 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later392 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von Drehmumdiebolzen
Als Gangsterfilm-Ikone Guy Ritchie vor rund zwei Jahren mit seinen Hauptdarstellern Robert Downey Jr. und Jude Law im Sherlock Holmes Sequel "A Game of Shadows" auf die Leinwände zurückkehrte, stach mir, als bekennender Liebhaber von Filmmusik, auf der Tracklist von Hans Zimmers Score einer der Titel ins Auge: Two Mules for Sister Sara.
Damit ist eine Szene unterlegt, in der der Meisterdetektiv auf einem bockenden Maultier mehr oder weniger unbeholfen übers Unterholz trabt. Das markante Main Theme dieses 1970er Western-Klassikers zieht Zimmer hier aber anders, fast ein wenig mittelalterlich klingend auf und zitiert einmal mehr sein großes Idol Ennio Morricone.
Dann, wieder rund ein Jahr danach, begegnete mir der Track nochmals. Diesmal allerdings, wie bei Quentin Tarantino üblich, unangetastet in "Django Unchained", wo Christoph Waltz alias Dr. King Schultz und der frisch befreite Django (Jamie Foxx) zum ersten Mal in eine Stadt geritten kommen, Seite an Seite als ebenbürtige Partner. Und während die Bewohner nur am Gaffen sind, kommentiert Django Dr. Schulz' ‘Why is everyone staring at us?’ mit einem lässigen ‘They ain’t never seen a nigger on a horse before.’
Da hab' ich vergangenes Wochenende also endlich mal die Gunst der Stunde genutzt und mir "Ein Fressen für die Geier" angesehen.
Und die Musik von Morricone, die sich mit ihrem einzigen Thema und einer geschickten Variation quer durch den gesamten Film zieht, ist hier wohl auch tatsächlich das hervorstechendste Merkmal.
Der Klassiker ansich ist kein allzu typischer Western, sondern eher eine Art verschrobene Screwballkomödie. Clint Eastwoods kantiger Outlaw trifft auf Sister Sara, die ungewöhnlich trinkfest und ausgesprochen resolut für eine Nonne daherkommt. Natürlich kommt es bei dem ungleichen Paar früher oder später, wie es kommen muss und für das Genre ist der Film fast schon ein eher seichter Vertreter. Ins Gewicht fallen tut das aber kaum, denn allein schon das herrliche Zusammenspiel von Eastwood und Shirley MacLaine entschädigt für die etwas fehlende Spannung, die sich dann aber im finalen Shootout mit dementsprechendem Body Count in bester Western-Manier entlädt.
Aber einen halben Punkt Coolness Abzug für die deutsche Synchro, da man statt Eastwoods legendärer Stammstimme Klaus Kindler zu Rolf Schult (R.I.P.) griff, der trotzdem einen guten Job macht.
(Diesen Kommentar widme ich Moviepilotbuddy und Klaus Kindler-Fan pischti, den das als Synchronkenner wahrscheinlich genauso stören würde.)
Und für alle, die es interessiert: http://www.youtube.com/watch?v=Y40rK7OTpKE
"Als ich noch ein kleiner Indianerjunge war, nahm mich mein Großvater Grauer Star oft mit auf die Jagd. Er machte mir immer wieder klar wie wichtig es ist zu teilen.
Ich teilte einfach alles. 18 durch 9, 13 durch 7, 16 durch 5, 17 durch 8.
Mein Großvater Grauer Star nannte mich liebevoll den kleinsten gemeinsamen Teiler. "
Ähhh stop, falscher Film? Stimmt, mal sogar eine "gute" Komödie aus Deutschland.
Obwohl das Zitat "Hangover 2" eigentlich ganz gut trifft. Die Macher der Überkomödienoffenbarung "The Hangover" dokterten ihre Erfolgsformel in etwa dahin um.
Wenn auch mehr hin zum kleinsten gemeinsamen Nenner als Teiler.
Sie verdoppelten (über den Daumen gepeilt) Budget und Titel, die Screentime von Mister Chow und neuen Starcameos (ach was, verdreifachten), 8telten oder 16telten Baby und Tiger zu einem "Junkie-Monkey", addierten zu Ed Helms' Visage ein gecopyrightetes Tattoo, eine weitere undankbare Rüden-Nebenrolle mehr zum Wolfsrudel und am Ende zur Gleichung des ersten Teils 120 Millionen Dollar Einspiel.
Was vergessen? Ach ja: Nochmal teilen.
Gute Ideen, Gag-Trefferquote, Originalität, Spaßfaktor von Cast/Publikum und Niveau.
Darum verfahre ich auch gemäß dem Kodex des allmächtigen Dollars und zerhacke mein Rating von Teil 1 (runde, gesunde 8 Punkte).
Und bevor jetzt übermotivierte Gymnasiasten und Mathematikstudenten mit Steinen werfen und behaupten wollen, das ich doch unmöglich das (Fach-)Abitur in der Tasche haben kann:
Einen Bonuspunkt für den sensationell trainierten Affen, einen halben Punkt Abzug für die mehr als fragwürdigen Szenen, in denen das putzige Kerlchen seine winzigen Lungen mit feinstem Nikotin vollpumpen darf.
Notfalls wechselt er zu THX.
http://www.youtube.com/watch?v=62s1i57Iv-c
Ein kleines Coming-of-Age Dramödchen made Australia, in dem es Daniel Radcliffe nach tragischem (vorübergehenden) Verlust seines Nasenfahrrads von Hogwarts' schottischen Ländereien ins staubige Outback und anschließend in die Küstenidylle Melbournes verschlägt, im Schlepptau drei andere verwaiste Dezember-Birthdaykiddies.
Wer Stephen Kings kultigen "Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers" kennt, der wird hier nicht allzuviel Neues entdecken können, höchstens, das hier Winter ist. Da aber in "Down Under" da genauso die Sonne scheint wie im europäischen Sommer, hat sich auch das so ziemlich erledigt.
Rod Hardys Film ist visuell eine, wenn auch etwas bescheidene Pracht. Das azurblaue Meer und sogar die trostlose Innenlandspampa sind ausgesprochen schön fotografiert und bilden eine stimmige Einheit mit dem Soundtrack des Italieners Carlo Giacco.
Problem ist aber die altbekannte Story, an der sich Marc Rosenbergs Skript und der gleichnamige Roman von Michael Noonan überraschungsfrei durchs Genre hangeln und die spätestens auf der Hälfte nur noch gedankenverloren vor sich hinplätschert.
Die drei jüngeren Boys sind recht solide besetzt und keine wirklich nervigen Kinderdarsteller. Rausstechen kann der hornbebrillte Lee Cormie als Misty, den man die erste Stunde der immerhin recht kurzweiligen 105 Minuten für die Hauptfigur hält.
Das ändert sich aber genau dann mit dem vierten Cliquenmitglied.
Daniel Radcliffe, zum Glück im wahren Leben nicht kurzsichtig, erinnert hier nur geringfügig an seine Paraderolle und ist zunächst recht im Hintergrund, wird dann aber zusehends in den Mittelpunkt geschoben, was dem Film nicht unbedingt so gut bekommt. Radcliffe spielt ganz okay, kann aber den auf Mitte der Strecke liegengebliebenen Plot unmöglich alleine schultern. Seine Figur ist nicht die Uninteressanteste, wohl aber mit dem limitiertesten Darsteller besetzt.
Außerdem schafft er es, trotz Rekapitulation seiner Kettenraucher-Allüren im Broadwaystück "Equus", keine rechte Chemie mit den drei deutlich Jüngeren zu entwickeln. Und dadurch, dass er plötzlich zum Poster"boy" des Streifens auserkoren wird (wie es ja die Credits vorher "angedroht" hatten), gerät der "I want to be the Adopted" Contest der anderen Buddies sehr ins Hintertreffen. Bei den obligatorischen ersten zarten Gefühlen und Pettingversuchen hat der gute Daniel dann auch keine Chance gegen seine kesse Konkubine Teresa Palmer, die seinen kurzen schauderhaften Singsang abwürgt, aber dann auch so ganz plötzlich aus der Handlung verschwindet und nie mehr erwähnt wird. Because it hurts too much.
Der kurze "One Afternoon Stand" versandet ebenso buchstäblich wie das recht bedeutungslose Imitieren von Tim Burtons "Big Fish". Seltsam muten dagegen die gelegentlichen surrealen Auftritte der "Jungfrau Maria" oder die radschlagenden Nonnen an....??!
Zusammengenommen bleibt "December Boys" ein (fast schon zu) ruhiger, braver, harmloser Beitrag zum Coming-of-Age Genre, dem seine eigene Mittelmäßigkeit in Sachen Story und Gallionsfigur im Wege steht. Für einen regnerischen Sonntagnachmittag reicht's aber allemal.
"Ich habe Dinge erlebt, da könnt' ihr nich mal von träumen...Den Gesang der Sirenen am Kap der Verlorenen Hoffnung...die Paarung von Seeschlangen im Steinhuder Meer..."
Ich oute mich mal während meiner Pause von Leber, Favabohnen und Chianti: Als Kind habe ich die Geschichten in der "Sendung mit der Maus" einfach geliebt! Noch mehr aber die Hörspielkassetten, die ich teilweise heute noch auswendig mitsprechen kann wie manche Filme.
Und so hab' ich diesen ersten Leinwandausflug des amtierenden Lügenbarons (nach Münchhausen) und legendären Spinners von haarsträubendem Seemannsgarn damals auf keinen Fall verpassen wollen!
Damals, 1999, als Kino für meine Eltern vielleicht 1, 2 Mal im Jahr in Frage kam. Als Kino noch bezahlbar, ohne Dunstschleier 3D, ohne Überlange und nervige "Langnese-Eiskrem-Gibt's auch hier im Kino!" auskam. Als die Magie der Disney-Ära allmählich abebbte und drohte, von den Bites und Bytes des edlen Pixar-Perfektionismus verdrängt zu werden.
Genau da ließ Produzent Michael Schaack (vor dem Dieter Bohlen Debakel), unterstützt von einem Heer an taiwanesischen Zeichnern, den kultigen Seebären samt Besatzung, dem ewig trotteligen Wasserrattenleichtmatrosen Hein Blöd und den vorlauten Bärchen, mit Mut zur Hässlichkeit als klassischer Zeichentrick die deutschen Leinwände entern.
Und hatte damit Erfolg, finanziellen wie (soweit man das hier sagen kann) „künstlerischen“.
Unter der Fuchtel von Werbefilmer Hayo Freitag ist es tatsächlich gelungen, den Charme und Witz von Walter Moers' Seebärenmär stimmig einzufangen.
Dabei war der Blaubär augenscheinlich eine der harmlosesten Schöpfungen des begnadeten Satirikers und Karikaturisten, zumindest vor dem Zamonien Zyklus.
Lange nicht so verdammt hintersinnig und bitterböse wie "Das kleine Arschloch" oder "Adolf, die alte Nazisau", wo Hitler als trantütige, schwanzlose Witzfigur mit Blondi im Führerbunker vor sich hin vegetiert.
„Käpt'n Blaubärs unglaublichste Abenteuer“ waren immer rein für Kinder.
Und das sind sie auch heute. Aber dennoch gibt es auch hier mehr als nur Spurenelemente vom beißenden Sarkasmus aus Moers' spitzer „Linker Schreibefeder.“
Wenn das Schiff beispielsweise über den „Kapitalistischen Ozean“ schippert und plötzlich Immobilienhaie auftauchen, die man nur mit einer Besitzurkunde über ein unbebautes Grundstück am Starnberger See (mit unverbauter Aussicht auf die Alpen) loswerden kann. Oder aber die aus den Geschichten bekannte "Piratencreme" in einem Werbespot auch in der preisgünstigen Familienpackung angepriesen wird. Oder aber die mit der Gesamtsituation unzufriedenen Wellenzwerge „schwappende Arbeitszeit, frisch gepressten Algensaft in der Kantine und demokratisch gewählte Betriebsräte“ fordern. Oder, oder, oder...
Natürlich ist die Geschichte denkbar simpel und verläuft nach „In die Jahre gekommener, aber vollschlanker Blaubär segelt von A nach B“ Muster.
Für den Kinofilm hat sich Moers aber extra einen völlig neuen Charakter ausgedacht, der auch nur hier auftaucht. Feinfinger, das wahnsinnige Verbrecher-Wissenschaftler-Künstler-Genie, Blaubärs Erzrivale (UND Fernschachgegner!).
Für diesen mickrigen Oberschurken holten die Macher deutsches Kulturgut vors Mikrofon. Helge Schneider. Der spricht den dillettantischen, selbstverliebten, leicht übergewichtigen Bösewicht mit sichtbarem 3 Tage Bart schlicht zum Niederknien, nur noch getoppt durch das überstrapazierte Überakzentuieren seines Zepters („Du bist wahnsin-nig. Wer unterhält sich denn hier mit einem Zep-ter?!“).
Helge gibt sich sogar in einer (für ihn typisch komplett bescheuerten) Gesangsnummer die Ehre. Auch die beste Band der Welt („Ärzte“) steuert ihren extra aufgenommenen Song „Bleib sauber, Käpt'n Blaubär“ bei und bekommt auf dem CGI generierten Piratenschlachtschiff eine kleine Heck-Widmung.
Die restlichen Sprecher leisten tolle Arbeit; allen voran natürlich der einzig wahre Wolfgang „Blaubär“ Völz, Edgar Hoppe als treudoofe Wasserratte Hein, Sabine Bohlmann (die deutsche Lisa Simpson), Felix Beyerbach und Kurt Stukenberg bei den drei kleinen Bärchen oder Robert Missler von „Extra 3“. Bei den schrecklichen, blutrünstigen Krokodilpiraten sind sich dann auch Monty Arnold, Regisseur Hayo Freitag und Walter Moers in persona für nichts zu schade.
Ja, es ist und bleibt ein banaler, urdeutscher Kinderfilm, der für damals gar nicht mal so gut aussah und an dem auch heute gewaltig der Zahn der Zeit genagt hat.
Aber: Kinder waren wir doch schließlich alle mal (jaja, blöde Altersklugenfloskel) und manchmal kramt man dann solche alten Videos wieder aus der Schublade; einfach, um das tun zu können. Um wieder Kind zu sein. Und sei es nur für läppische 73 Minuten.
Und dabei ist laut Steinbrück doch Silvio Berlusconi der Zirkus-Zampano auf der politischen Bühne.
Klasse ;D
Honest Trailer RULE! Genauso wie "Everything wrong with...".
Ein furchtbares, öffentlichrechtliches Schreckgespenst, das sich, angeblich aufs Peinlichste pikiert recherchiert und durchkalkuliert, erfolgreich vor tieferen Wahrheiten drückt und es schafft, seine erschütternde Thematik im pietätlos aneinandergecutteten Spiegel-Online Modus derart krude zum Zuschauer zu transferieren, dass diese ihn schlussendlich nur beunruhigend kalt lässt.
Film bis jetzt noch nicht gesehen, ABER:
http://ecx.images-amazon.com/images/I/61Vua5IXbrL._SL500_.jpg
Wenn jemand Interesse an einem Poster mit dem Motiv hat, kann er entweder die Kommentarfunktion überstrapazieren oder mich gerne auch per PN anschreiben!
Ich sage nur eins: Sein Klingelton! ;)
Akte Lecter
Eintrag 4: "Hannibal" (2001), Regie: Ridley Scott
"Und erzählen Sie nichts Persönliches von sich, Starling.
Glauben Sie mir, Sie wollen doch nicht Hannibal Lecter in Ihrem Hirn haben."
Mit diesen Worten warnte Jack Crawford (Scott Glenn) in "Das Schweigen der Lämmer" die blutjunge FBI-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) und mit ihr die Zuschauer vor dem wahnsinnigen Psychiater "Hannibal the Cannibal" Lecter. Und behielt recht.
Beiden, Publikum und Starling, ging dieser geniale "»Graf Dracula der Computer- und Handy-Ära.«" (Zitat von Stephen King) seit der ersten Begegnung vor der Plexiglasscheibe einfach nicht mehr aus dem Sinn. Dabei ist Sir Anthony Hopkins in Jonathan Demmes Meilenstein zusammengerechnet gerade mal rund 16 Minuten zu sehen.
"Hannibal" hingegen stellt den in den vorherigen Verfilmungen etablierten Nebencharakter endlich ins Zentrum des Geschehens. Zehn Jahre sind seit seinem spektakulären Ausbruch (und in der Realität) ins Land gezogen. Und so erzählt dieser Film auch eine völlig andere Geschichte als die Vorgänger.
Nicht nur gealtert ist Special Agent Starling, sondern obendrein auch noch zu Julianne Moore geworden, da Jodie Foster zu sehr um hohe Gagen pokerte und schließlich ablehnte.
Genauso wie Jonathan Demme, worauf Produzent Dino De Laurentiis höchstpersönlich ans "Gladiator" Set stiefelte und Ridley Scott engagierte. Der dachte zunächst bei dem Namen, dass er Karthager auf Elefanten über die Alpen schicken sollte (in seinem Monumentalepos gibt es darauf sogar eine Anspielung).
Schon zu Beginn merkt man, dass "Hannibal" eine völlig andere Hausnummer ist, als es der kultige Vorgänger mit seinem mickrigen 15 Millionen Dollar Budget war.
Altmeister Ridley Scott inszeniert teures, stilvoll makelloses Hollywood-Kino, wie man dem einleitenden, furios choreographierten "Fischmarkt-Massaker" (oder besser Fiasko) deutlich ansieht.
Mit seinem frisch aus dem antiken Rom importierten Team setzt er das nicht minder toll anzusehende Florenz imposant in Szene. Hervorzuheben ist vor allem eine nächtliche Freilichtaufführung von Dantes "La Vita Nuova". Besonderes Lob verdient sich der vielgescholtene Hans Zimmer, der hier eine seiner besten Arbeiten abliefert und die Szenarie mit der traumhaften Hommage "Vide Cor Meum" untermalt, während er an anderer Stelle schamlos sarkastisch Johann Strauss' "An der schönen blauen Donau" verunstaltet.
Neben den opulenten Schauwerten landet man mit der Besetzung des Italieners Giancarlo Gianinni (vielen bekannt als zwielichtiger René Mathis aus den beiden ersten "Craig" Bonds) einen kleinen Coup. Als missmutiger, korrupter Commendatore heftet er sich an Lecters Fersen, der sein Leben in "freier Wildbahn und wie Gott in Frankreich" in vollsten Zügen genießt.
Mit kleinen, aber gut dosierten Auftritten, ist Ray Liottas schleimiger Justizbeamter Paul Krendler ein weiteres Highlight.
Von vielen als größter Schwachpunkt kritisiert, schlägt sich Julianne Moore als toughe, eigenwillige Starling wacker, auch wenn sie streng genommen das undankbare Etikett "Foster-Ersatz" nicht wirklich loswird. Ridley Scott kann dabei die in der männerdominierten Bundesbehörde sich behauptende Frau fast so anschaulich darstellen wie einst Jonathan Demme.
Auch wenn die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen "der Schönen und dem Biest" in unerfüllter Hassliebe zusehends zu verschwimmen drohen, ist der Oberfiesling diesmal ein Anderer. Begraben unter Tonnen an Make-Up brilliert Gary Oldman (welcher nicht in den Credits aufgeführt ist) in der Rolle des rachsüchtigen und perversen Milliardärs Mason Verger.
Neben einer Handvoll Gedärmen, abgerichteten Wildschweinen und vor allem dem für Mainstream-Maßstäbe reichlich bizarren Schlussakt (bei dem Dr. Lecter nochmal im kleinsten Kreise "zu Tisch" bittet) wird an tiefschwarzem Humor und einigen morbiden Magenrotierern nicht gegeizt. Gekrönt wird das alles natürlich durch einen zu absoluter Höchstform auflaufenden Anthony Hopkins in der Rolle seines Lebens.
Etwas zwiespältig lässt das (gegenüber der Vorlage) extrem stark abgeänderte Ende zurück, das zwar mit einem fiesen Schlussgag in den Abspann überleitet, aber dann doch die Frage aufwirft, wie man daran noch anschließen könnte.
Gesetzt den Fall, dass sich der faule Thomas Harris doch noch zu einem endgültig letzten, abschließenden Band aufrafft.
Kleine Anmerkung: Wenn möglich, unbedingt die ungekürzte FSK 18 Version ansehen, da bei der fürs TV zensierten 16er Fassung vom Ende kaum etwas übrig bleibt und die Story vollkommen verstümmelt wird.
Gabs nicht in "Per Anhalter durch die Galaxis" so eine komische Gedankenkanone..?!
Klingt ja alles andere als übel und zuzutrauen wäre es ihm in jedem Fall, aber Cumberbatch scheint genau in das reinzutappen, was er so unbedingt vermeiden wollte: Nämlich in die Schublade der ewigen "very british Villians", wo sich schon Gary Oldman, Alan Rickman und ein paar andere tummeln.
Aber warten wir erstmal ab.
Zu schade, dass du nicht über Til Schweigers Propaganda Kampagne zu "Schutzengel" vom letzten Jahr herzogen bist, die zusammengenommen locker auf 10 Minuten kam.
Akte Lecter
Eintrag 2: "Roter Drache" (2002), Regie: Brett Ratner
Ein neuer Tag, eine neue Kritik, ein neuer Film.
"Alter neuer", um genau zu sein.
Natürlich war es für mich unverzichtbar, dass ich mir nach Michael Manns (aus meiner Sicht) misslungenem Versuch Mitte der 80er das Remake aus dem Jahre 2002 nochmal direkt hinterher zum reinen Vergleich ansehe.
Und wenn ich mir die beiden so betrachte: Beide Drachen fahren auf ihre Art das großmütterliche Gebiss aus und schlagen es ohne Erbarmen in den ahnungslosen Zuschauer, beide sehen sich generell mehr als ähnlich. Und doch erkenne ich bei dem "Jüngeren" etwas nicht nur Bedrohliches, Verstörendes, sondern auch Menschliches in den blutunterlaufenen Augen, die ja bekanntlich der Spiegel (wie passend) der Seele sind.
Es erscheint unglaublich abwegig, dass man für die Neuverfilmung von Thomas Harris' erstem Lecter-Roman ausgerechnet Action-Komödienexperte Brett Ratner ("Rush Hour") anheuerte. Aber wie Jonathan Demme, der vor "Silence Of The Lambs" auch Sachen wie "Die Mafiabraut" drehte, sollte sich Ratner als relativer Glücksgriff erweisen.
In anderen Bereichen der Produktion ging Dino De Laurentiis hingegen umso mehr auf Nummer sicher: So trommelte er vor der Kamera eine illustre Starriege bis in die kleinsten Nebenrollen und ein paar alte Bekannte aus Demmes Meisterwerk zusammen (Anthony Heald, Frankie Faison) und sicherte sich hinter dem Objektiv "Silence" Autor Ted Tally (was für anhaltende Dialog-Déjà-Vus sorgt) und vor allem Michael Manns Stammkameramann Dante Spinotti, der auch schon an "Manhunter" beteiligt war und teils identische Montagen kreiert.
Sogar den berüchtigten Korridor in der Anstalt Baltimore, den Jodie Foster schon 1991 vor Schreck erstarrt entlangging, rekonstruierte man penibel detailgenau nach. So zollt Ratners Inszenierung gekonnt Mann als auch Demme ihren Tribut, ohne aber zu versäumen, seinem Film eigene kleine Schliffe zu verpassen.
Das beginnt schon mit dem vollkommen anderen Einstieg, der mit makaberer Süffisanz auch auf den Dritten im Regie-Bunde (Ridley Scotts "Hannibal") anspielt. Diesen Prolog gibt es weder im Roman und auch sonst wird nie irgendwo direkt geschildert, wie genau es schlussendlich zu Lecters Festnahme kam. Und trotzdem funktioniert diese Sequenz prächtig im Film, da sie die Figuren sehr gut etabliert und Anthony Hopkins in seiner Paraderolle von Anfang an mehr Screentime zugesteht als im 1986er Streifen und Buch. Damit der Name des Zugpferdes schlechthin die nebenbei großartigen Credits anführen kann (die, von Danny Elfmans stimmigen Score begleitet, fast etwas an "Sieben" erinnern), hat man Hannibals Rolle etwas ausgeweitet. Ted Tally geht dabei aber mit dem nötigen Fingerspitzengefühl vor, sodass es sich nie künstlich, unnötig oder fehl am Platze anfühlt.
Die Hauptzeit gehört aber ganz klar wie im vermeintlichen "Original" Profiler Grahams Jagd nach der "Zahnfee".
Und hier macht Tallys Skript den entscheidenen Sprung in Sachen Vorlagentreue. Während Michael Manns Drehbuch die Figur des Täters bei seiner halben Charakterstudie des labilen Special Agent an den Rand drückt, gibt die Neuauflage dem titelgebenden Roten Drachen von Anfang an den nötigen Raum und ausreichende Spielzeit. So wird Francis Dolarhyde schon recht früh parallel und mit einigen Seitenhieben auf seine Backstory eingeführt.
Ganz anders als der kühl abgeklärte Tom Noonan gibt Ralph Fiennes den kindheitstraumatisierten Sonderling als verschüchterten Junggesellen und wahnhaft machtbessenes, aber zutiefst menschliches Monster mit so unter die Haut gehender Eindringlichkeit, das jede seiner kostbaren Minuten unweigerlich an den Bildschirm fesselt und Hopkins' Performance zumindest ebenbürtig ist.
Neben ihm kann ebenso die wunderbare Emily Watson als Reba McClane überzeugen, die, selbst als Blinde eine Außenseiterin, etwas Leben in den tristen Alltag des wortkargen Eigenbrötlers bringen kann und hier ihre Schlüsselfunktion für die Handlung behalten darf.
Auch der Rest des hervorragenden Casts ist nahezu durchweg ein Augenschmaus und mit Highlights wie z.B. Philip Seymour Hoffman als schmierigem Schmierenreporter Lounds und reinen Routiniers wie Harvey Keitel und Mary Louise Parker gesegnet. Bei der Masse an Hochkarätern steht sich keiner gegenseitig im Weg, da die Bühne eh Fiennes und Hopkins gebührt. Der macht genau da weiter, wo er rund 11 Jahre vorher aufgehört hat und gibt dem Publikum, was es liebt: Ein Dinner, eine Show und seinen Hannibal in Hochform.
Einzig Edward Norton liefert, verglichen mit William L. Petersens ambivalentem Porträt, einen etwas eindimensional geratenen Will Graham, was man aber eher dem Drehbuch als dem Schauspieler zuschreiben kann. Und tatsächlich schlecht kann ein Edward Norton (jedenfalls in seinen älteren Filmen) unmöglich sein.
Fazit: "Manhunter" mag als überstilisiertes Kind seiner Zeit inszenatorisch interessanter sein, ist aber mit weniger Augenmerk auf die Story umgesetzt und leistet sich einige Logiklöcher und Schnitzer (vor allem den uninspirierten Showdown, der von Michael Mann ursprünglich anders konzipiert wurde, dann aber der Schere der mutlosen Produzenten zum Opfer fiel).
Brett Ratners "Roter Drache" ist ein mehr als geglücktes Remake, da sich der Film auch durchaus Freiheiten nimmt und nicht nur als sklavisch abgefilmte Alternativ-Version durchgeht.
Und wenn der Schluss-Epilog dann noch augenzwinkernd in Richtung "Silence Of The Lambs" überleitet, wird dadurch der stimmigere Gesamteindruck noch herrlich abgerundet.
Akte Lecter
Eintrag 1: "Manhunter-Roter Drache" (1986), Regie: Michael Mann
Da die vielversprechende TV-Auskopplung mit Mads Mikkelsen als ganz spezieller Psychiater des Vertrauens nun bald auch über die deutschen (Flach-)Bildschirme flimmert, lasse ich die von mir hochverehrte Filmreihe um den wohl kultiviertesten Kannibalen der Filmgeschichte Revue passieren. Und mache mir hier so ganz nebenbei wohl mal ein paar Feinde.
Denn als faszinierter Leser der Vorlage und Kenner von Brett Ratners 2002er Remake kann ich, selbst nach der gestrigen Zweitsichtung, nur den Kopf schütteln über das, was Michael Mann aus Harris' Vorlage gemacht hat bzw. was in Bruchstücken davon übrig blieb.
Urzeit-Kinogigant Dino De Laurentiis benannte den Film damals kurzfristig in "Manhunter" um, da er nach dem Jackie Chan-Totalflop "Year of the Dragon" von Drachen wohl erstmal die Nase gestrichen voll hatte. Hierzulande ist der Streifen weitgehend unter dem Namen "Blutmond" (mehr oder weniger) bekannt.
ENTHÄLT SPOILER ZU "MANHUNTER" (1986) UND "ROTER DRACHE" (2002)
"Manhunter" ist nicht nur in Bezug auf den Regisseur bezeichnend doppeldeutig, sondern auch sehr treffend für den falschen Kurs, den die Adaption einschlägt.
Man konzentriert sich hier ganz auf den psychisch angeknacksten Profiler Graham und versucht den Zuschauer in seine empathische Gedankenwelt zu ziehen, was ihm auch durchaus gelingt, nicht zuletzt dank des wirklich gut besetzten William L. Petersen.
Nur vergisst man dabei, wer im Roman eigentlich im Mittelpunkt steht. Nämlich die tragische, gequälte Seele Francis Dolarhyde. Und genau diese Figur funktioniert in Manns Drehbuch überhaupt nicht.
Der bemühte Tom Noonan verkommt in seinen wenigen Szenen zum Durchschnitts-Serienkiller ohne das Profil oder den psychologischen Tiefgang, die Harris ihm im Roman auf den tätowierten Leib schrieb, was diesen ja gerade deshalb so packend machte und an dessen Oberfläche Brett Ratners Update zumindest kratzte.
Und durch den für Mann typischen eiskalt-sterilen 80er Stil schleichen sich auch andere Ungereimtheiten ein. Bestes Beispiel ist hier der brennende Rollstuhl. Der stammt aus dem Bestand des ehemaligen Pflegeheims von Dolarhydes herrischer Großmutter und ist zudem uralt. Nur ergibt das hier absolut keinen Sinn, da man den Roten Drachen kurzerhand in ein schickes Designerhaus verfrachtet und auch sämtliche Zusammenhänge um Francis' Trauma vollkommen außen vor lässt. Keine zerschlagenen Spiegel, keine schizophrenierten Streitgespräche mit der Bestie im Inneren, kein Drachentattoo, keine Rede von Metamorphose, keine Erklärungen oder Fragen nach bewährtem "Wieso, weshalb, warum?" Sesamstraßenprinzip.
Eine der wichtigsten Schlüsselszenen des Romans (Dolarhydes Ausflug ins New Yorker Brooklyn-Museum mit anschließendem künstlerischem Gaumenschmaus) ignoriert der Film ebenfalls, wodurch die Beziehung zu der blinden Reba McClane (Joan Allen) an Glaubwürdigkeit verliert, abflacht und zusammen mit dem sinnlosen Ralph Mandy ins Leere läuft.
Was Hannibal angeht: Wie im Roman sind seine Auftritte rar gesät, durch das misslungene Skript aber beinahe schon unnötig und fast peinlich. Und das liegt nicht unbedingt an Brian Cox, der zwar keine diabolisch-süffisante Aura wie Hopkins auffahren, aber dennoch überzeugen kann. Nein, sondern vielmehr daran, dass Michael Mann den Doktor samt seiner bescheuerten Namensänderung (die zudem noch die Vorlage verfälscht, da "Lecter" als gebürtiger Litauer einen baltischen Namen trägt) in einen sogenannten Hochsicherheitstrakt steckt, der vielleicht noch mit viel gutem Willen als U-Haft durchgehen könnte und nebenbei seine Feinschmecker-Vergangenheit komplett streicht.
Mit am ärgerlichsten ist aber das Finale des Films. In Roman und Remake fackelt Dolarhyde seinen stolzen Besitz ab, täuscht seinen Tod vor und steht bei Grahams plötzlich auf der Fußmatte.
Und hier? Petersens Profiler spürt ihn auf, fährt zu seinem Haus, wo Dolarhyde die verschreckte Reba in seiner Gewalt hat, und erlegt den guten Francis zu den schallenden Tönen von Iron Butterfly. Wie originell...
Fazit: Als guter Thriller mit grundsoliden Darstellern , von denen außer Petersen aber keiner so richtig in Erinnerung bleibt, kann "Manhunter" schon gefallen.
Für jeden, der den Roman kennt, ist das Drehbuch eine mittelschwere Katastrophe, da Michael Mann mit seiner "Style of the 80es" Hochglanzpolitur der Story das gewisse Etwas und jegliche Raffinesse von Harris' Roman abschrubbt, was das Endprodukt erschreckend austauschbar macht.
Ich glaube, hier wäre es endgültig an der Zeit für den größtmöglichsten "DISLIKE" Button.
Das "Bollwerk", herrrrlich ;D
Da scheint Cameron Diaz endlich mal wieder einen guten Film an Land gezogen zu haben. Bleibt abzuwarten, ob sich der Film mit ihr so einen Gefallen tut.
Wie sagt Faora Ul an einer Stelle (auch im Trailer): "Du wirst nicht gewinnen. Für jeden Menschen, den du rettest, töten wir eine Million mehr."
Ist ja allgemein bekannt, dass er sich mit Filmen (oder noch besser Serien) sehr gut auskennt. War auch echt interessant, ihm zuzusehen/-hören, aber diese ständige Schleichwerbung hätte er sich doch klemmen können.
Das sagt Wikipedia zu "Avatar", ähh ich meine Pandora:
-
-
-
Die Büchse der Pandora enthielt, wie die griechische Mythologie überliefert, alle der Menschheit bis dahin unbekannten Übel wie Arbeit, Krankheit und Tod. Sie entwichen in die Welt, als Pandora die Büchse öffnete.
Auf Weisung des Zeus hatte Hephaistos aus Lehm die erste Frau geschaffen, die den Namen Pandora erhielt. Sie war ein Teil der Strafe für die Menschheit wegen des durch Prometheus gestohlenen Feuers. Prometheus' Bruder Epimetheus und Pandora heirateten.
Zeus wies Pandora an, den Menschen die Büchse zu schenken und ihnen mitzuteilen, dass sie unter keinen Umständen geöffnet werden dürfte. Doch sogleich nach ihrer Heirat öffnete Pandora die Büchse.
Daraufhin entwichen aus ihr alle Laster und Untugenden. Von diesem Zeitpunkt an eroberte das Schlechte die Welt. Zuvor hatte die Menschheit keine Übel, Mühen oder Krankheiten und auch den Tod nicht gekannt. Als einzig Positives enthielt die Büchse auch die Hoffnung (griechisch ἐλπίς elpís ‚Hoffnung‘). Bevor diese jedoch auch aus der Büchse entweichen konnte, wurde sie wieder geschlossen. So wurde die Welt ein trostloser Ort, bis Pandora die Büchse erneut öffnete und so die Hoffnung in die Welt ließ. Demgegenüber steht die Auffassung von Nietzsche, nach der die Hoffnung in Wahrheit das größte Übel aller in der Büchse befindlichen Flüche ist: Zeus wollte nämlich, dass der Mensch, auch noch so sehr durch die anderen Übel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen. Dazu gibt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.
-
-
-
(Vorläufiger Kommentar)
Hurd-Wood: Ohgottbitteja.
Pettyfer: NO GO.
Irgendwie hatte ich ja schon ein leicht flaues Gefühl im Magen, als die Credits gleich am Anfang rausposaunen, dass u.a. Christian-Wulff-Compagnon David Groenewald hierfür kräftig die Kohle deutscher Filmförderung rangeschafft hat.
Dabei sind die ersten Minuten von "Friendship!" gar nicht mal so übel. Die stammen allerdings eins zu eins aus dem einzigen Teaser Trailer, den ich mal im Vorfeld zu Gesicht bekommen hatte. Da sah der Film sogar ganz spaßig aus.
Aber wie das bei Trailern heute so ist: Damit sie funktionieren und den Heißhunger des blockbusterverwöhnten Publikums wecken, packt man alle guten Szenen, von fetziger Musik untermalt, rein und erzählt nebenbei chronologisch auch 3/4 der Story.
Die gute Nachricht: Letzteres tut "Friendship!" nicht. Die schlechte Nachricht: Ersteres leider schon.
Denn sobald der Schweighöfer und der Mücke dumm und glücklich mit ihrem "Griesbrei" Grinsen in "da US and A" angekommen sind, geht die Luft unheimlich schnell raus.
Ja, Mücke und Matthes hatten unglaublichen Spaß beim Dreh, das sieht man den Beiden zumindest die meiste Zeit über an. Und bei einem Roadmovie lässt sich auch die millimeterdünne Story, die auf den genreüblichen "Zufällen" und großen Begegnungen aufbaut, gerne verzeihen. Dafür entschädigen auch die teils wirklich schönen Aufnahmen wie die Panorama Einstellung der Golden Gate Bridge ganz am Ende.
Problem ist nur, dass die ganze vielgerühmte Unbeschwertheit vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten mal so gar nicht rüberkommen will. Da hilft weder die recht erzwungene Klopperei mit den aus "Born to Be Wild" geliehenen Bikern, noch der Abstecher nach Las Vegas, in dem Versuch, ordentlich auf "Hangover" zu machen.
Richtig albern und blöde wirds dann besonders mit der Stripshow, die ja angeblich den wahren Erlebnissen von Co-Produzent Tom Zickler entsprechen soll und dem Handel mit Berliner Mauer-Elementarteilchen, bei dem die "Amis" für noch dümmer verkauft werden, als sie es eh schon dem deutschen Klischee nach sind.
Auch die Liason mit der sympathischen Mexicanerin Alicja Bachleda mit seltsam deutschem Dialekt bleibt merkwürdig fade und das obligatorische Love-Triangle wird seicht abgespult.
Etwas Gefühl kommt zwar durch den zugegeben unerwarteten Schlusstwist auf, den Regisseur Markus Goller aber so überpenetrant hochdramatisch über den Bildschirm zucken lässt, dass es einfach nur nervt.
So bleibt "Friendship!" zwar ein Film mit einer netten Idee, die sich aber innerhalb der ersten 20 bis 30 von immerhin rund 100 Minuten die frischfedernde Gangart abgelatscht hat, dann recht schnell Richtung platter Klamauk pilgert und sich in der Episoden-Leerlauf-Pampa verirrt.
http://www.youtube.com/watch?v=4ghtRm7zjlE
Der Dieter Bohlen der deutschen Filmlandschaft erzählt von seinen Erfahrungen: u.a., dass er beim Casting für "The Saint" gegen Val Kilmer fast handgreiflich geworden wäre, was Filmkritik für ihn ist und warum Michael Hanekes "Das weiße Band" filmisch respektable Arbeit, aber langweilige Kost sei, während David Wnendts "Kriegerin" herausragendes "Arthouse"-Kino darstelle.
Und warum "Keinohrhasen" ein so unglaublich toller Film sei, natürlich.