Dridge - Kommentare

Alle Kommentare von Dridge

  • Briten, die Russen spielen? Hm. Sieht qualitativ aber ziemlich gut aus. Und ziemlich beeindruckend, dass mit Lily James sogar ein großer Star verpflichtet werden konnte. (Auch wenn damit fast jede ihrer Produktionen ein Kostümdrama war.)

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    • 5 .5

      Zunächst das Positive: Von den bisherigen Filmen des Regisseurs Bora Dagtekin (Fack Ju Göhte 1 + 2, Türkisch für Anfänger) hat FJG2 defintiv die stärkste Story. Natürlich ist auch die ziemlicher Bullshit, aber allemal besser als in den beiden anderen Filmen.
      Leider ist in allen restlichen Belangen FJG2 deutlich schlechter als die beiden anderen Werke, insbesondere als sein genialer Vorgänger. Die Gagdichte ist bei weitem nicht so hoch, extrem viele Gags schießen ins Leere (was beim Zuschauen wirklich weh tut), und der Humor ist generell auch viel stärker mit dem Dampfhammer. Klar, das war auch in den beiden anderen Filmen schon an der Grenze des Erträglichen, irgendwie war es aber eben doch noch immer erträglich. Hier dagegen gelingt fast jeder Witz ausschließlich auf dieselbe Weise: Da hat halt mal jemand Chili im Kondom, da sitzen eben mal zwei in Bikini gekleidete Jungs bekifft auf Elefanten und singen ein Liedchen, etc. Es fehlen leider die wirklich unerwarteten Dinge, wie es das eben noch in Teil 1 gab („Amokalarm!, Amokalarm!“, „Och nö, nicht schon wieder KZ.“ oder auch das Büchlein von Frau Schnabelstätt mit den „coolen“ Sprüchen.)
      Dies führt letztlich sogar so weit, dass ich den Film zum Ende hin geradezu nervig fand. Ja, auch FJG1 und TFA waren viel zu lang für eine Komödie und hätten eine Kürzung bitter nötig gehabt, durch die Nervigkeit merkt man die Überlänge FJG2 allerdings noch viel stärker an. Richtig absurd wird es dann gegen Ende, wenn im Abspann noch einmal jede Figur mit Schauspieler vorgestellt wird und sogar Executive Producer etc. gezeigt werden. Das Licht im Kino ging aber einfach nicht an, keiner wollte aufstehen. Als dieser erste Teil des Abspanns vorbei war, dachte ich schon „Yes, geschafft!“ - Und dann kamen für den zweiten Teil des Abspanns noch zusätzlich [extrem unlustige] Outtakes von geschätzten fünf Minuten! Und das Licht ging im Kino einfach nicht an und keiner stand auf! Argh!
      Hinzu kommen dann auch noch derartige Versäumnisse wie das Fehlen der Schulatmosphäre (es gibt auch plötzlich nur noch sieben Schüler, darunter sogar zwei neue Gesichter), die fast völlige Nichtexistenz ausgerechnet der besten Figuren Frau Schnabelstätt sowie deren blonde Freundin und die generelle Abwesenheit des großen Charakterinventars, das ja ausgerechnet den ersten Teil so liebenswert gemacht hat.
      Fans von FJG1 sollten ihn sich trotzdem anschauen, denn auch hier gibt es wieder etwas zu lachen. Man sollte sich aber bewusst sein, dass das Niveau des Vorgängers in diesem doch recht fix zusammengeschusterten Nachfolger leider nicht gehalten wird.
      Bonuspunkte: Selbst als Deutscher habe ich viele Dialoge akustisch einfach nicht verstehen können durch das permanente Herumgeschreie.

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      • 8 .5

        Ein ganz, ganz starker Film mit einigen wenigen Makeln, insgesamt aber äußerst sattelfest. Leiden tut das Werk lediglich unter der durchschnittlichen Regie und den hölzernen, manchmal geradezu albernen Dialogen (jedoch stets gerettet durch ein überengagiertes Schauspielensemble).

        Persönliche Notiz: Filme über Schriftsteller haben es immer etwas schwer bei mir, weil ich selber so viel lese. In vielen Filmen hat man das Gefühl, dass die Darstellung von Literatur und Schriftstellern von jemanden stammt, der eigentlich gar keine Bücher liest, sich aber vorstellt, dass ein „wertvolles“ Buch eben so auszusehen habe. „Stranger Than Fiction“ unterliegt diesem Trugschluss ebenfalls, insbesondere in Form der Figur des Literaturdozenten mit seinem dauerhaften Namedropping herausragender Literatur.

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        • 9
          Dridge 05.09.2015, 00:24 Geändert 05.09.2015, 00:28

          Ich verstehe gar nicht, wie man mit einem derart kleinen Budget (nur 80 Millionen Dollar, und das bei all den Stars) einen Film mit dermaßen vielen genialen Actionszenen zukleistern kann; mir fällt kein Film mit so vielen Actioneinlagen ein. Genial gefilmt, viel Humor, großartige Story (wenn auch voller Klischees, und bei den Dialogen hapert es ab und an), ganz, ganz viel Spannung - herrlicher Film! Schon allein für die Szene in der Kirche.

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          • 10
            Dridge 03.09.2015, 16:00 Geändert 04.09.2015, 18:50

            Nach der zweiten Sichtung muss ich meine Wertung noch einmal nach oben schrauben, denn „The World’s End“ ist fast schön erdrückend intelligent. Wirklich, ich betrachte das Drehbuch als so gut wie perfekt. Müsste ich eine Strichliste führen, wie oft hier etwas Witziges auftaucht, würde der Zettel mit Leichtigkeit über die 100-Marke hinausgehen. Zwischenzeitlich musste ich eine kurze Pause machen, um mein Gehirn und Zwerchfell nicht komplett zu überlasten.
            In gewohnter Cornetto-Manier sind die Witze dabei auch extrem zahlreich und kreativ; mit fast schon unverschämter Leichtigkeit wird permanent an vorangegange Dialoge/Sprüche/Themen/Szenen angeknüpft, wodurch ein deart dichtes Netz gewoben wird, dass man meint, es mit einer Art Überrealität zu tun zu haben.
            Optisch spielt das Werk alle Edgar Wright-Stärken aus und ist mit Sicherheit und ohne Übertreibung einer der schönsten Filme der vergangen Jahre. Jede Einstellung imponiert, fast jede Aufnahme erweitert das sowieso schon dichte Netz aus verbal vermitteltem Humor noch um eine zusätzliche visuelle Komponente, jede Szene erfüllt einen Zweck, nicht nur isoliert betrachtet, sondern auch ins Gesamtwerk eingeordnet, und immer wieder zeigt Edgar Wright: Die Kamera kann auch witzig sein. Einfach, auf welche Art und Weise sie positioniert ist, inwiefern man einen Ort einführt, zu einer Figur übergeht oder auf welche Weise geschnitten wurde. Und die Action, herrlich! In „The World’s End“ wird ausschließlich auf Nahkampf gekämpft, das aber immer in riesigen, durchchoreographierten Szenen, in denen man des Öftern auch mal auf 30 Sekunden oder mehr ohne Schnitt auskommt.
            Da kann ich dann auch gerne über Kleinigkeiten hinwegsehen wie etwa die Tatsache, dass die Nahkampfaction zwar toll ist, der packenden Atmosphäre der Schießeren aus Hot Fuzz allerdings nicht das Wasser reichen kann, sowie das gesamte Finale. (Es ist nicht per se schlecht, wirkt aber unaufgelöst. Und einzig die aller-, allerletzte Szene halte ich characterlogisch für völlig paradox.) Aber wenn ich dem Film hier nicht eine 10 geben würde, dann wäre das schon ziemlich fies - Denn diese Art von Genie zu verkennen, das wäre dann doch das größte Verbrechen.

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            • 5 .5
              Dridge 03.09.2015, 15:58 Geändert 03.09.2015, 15:58

              Charmante Langeweile.

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              • 6

                Wie bewertet man einen solchen Film nur? Denn man muss ehrlich sein: „Türkisch für Anfänger“ ist ziemlich scheiße, voller Kitsch, Konstruiertheit, nicht funktionierenden Romanzen, unrunden Plots, nerviger Musik, schlechten Schauspielern und mieser Regie.
                Aber ich habe laut gelacht. Wenn auch nicht so oft wie beim grenzgenialen „Fack Ju Göhte“, doch ich habe gelacht. Laut. Sehr laut. Und dieses Kunststück bringen Filme selten zustande.

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                • 8 .5

                  Ich bin doch ganz schön überrascht über die viele Kritik hier, habe ich doch sonst immer das Gefühl, dass mit deutschen Filmen meistens sehr nachsichtig umgegangen wird. „Die Welle“ hätte dies aber gar nicht nötig, denn hier stimmt fast alles: Starke Dialoge, unheimlich eindringliche Leistungen von sämtlichen Schauspielern (selbst Elyas M’Barek ist spitze, oder auch Christine Paul, die ich in „Im Juli“ noch ganz schrecklich fand, hier aber glänzt - und natürlich Jürgen Vogel, der ein kleines Meisterstück abliefert) sowie extrem wohltuende Bildkompositionen (abgesehen von der anfangs doch recht unruhigen und damit störenden Kameraführung; auch Schnitt und Bildübergänge hätten etwas besser sein können).
                  Am besten gefällt mir allerdings das Drehbuch: Die Dialoge stimmen und der Film ist durchgängig spannend. Normalerweise mag ich es nicht, wenn man nicht von Anfang an weiß, wo der Konflikt bzw. was das Ziel der Figuren ist, Die Welle ist aber derart inszeniert, dass man es schon zu Beginn an brodeln spürt. Sehr gelungen ist auch die gesamte Charakterdarstellung, denn der Film führt mehr als ein dutzend Schülerfiguren ein, die man dennoch alle gut voneinander unterscheiden kann, ohne dass sie dabei allzu schablonenhaft wirken.
                  Lediglich mit dem Ende bin ich nicht ganz einverstanden, den finalen drastischen Plotpunkt halte ich für unnötig und vom eigentlichen Thema ablenkend.

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                  • 3
                    Dridge 09.08.2015, 23:33 Geändert 09.08.2015, 23:34
                    über Im Juli

                    - Figuren treffen sich mehrmals (!) zufällig wieder, über den Globus verteilt - total affig
                    - Schnitte, Optik, Kameraführung und allgemein fast alles, was mit Visualität zusammen hängt, funktioniert nicht im Geringsten
                    - die schlimmsten Dialoge, die ich je gehört habe (schon allein diese behinderte Rede „Meine Herzallerliebste, ich bin tausend Kilomter gereist...“) Andere Beispiele: Juli ist total schüchtern und traut sich überhaupt nicht, Daniel anzusprechen. Dies sagt sie auch ihrer Freundin, die sie dann anspornt „Sprich ihn doch an.“ Daniel kommt anschließend vorbei, ihm fällt 5 Meter weiter entfernt eine Tüte runter und Juli ruft plötzlich mitten durch die Menschenmenge über diese Distanz „Hey, du! Komm doch mal her!“ - Lol. / „Kennst du die Löffelchenstellung? Ich habe gehört, das soll eine der bequemsten Stellungen der Welt sein.“ - „Achso?“
                    - schauspielerische Leistungen extrem im Keller, nur Moritz Bleibtreu ist halbwegs glaubbar, genauso Idil Üner und Mehmet Kurtulus
                    - die Darstellung von Liebe ist grenzbehindert: Daniel verliebt sich sofort in Melek und nennt sie einen Engel; Sie sagt daraufhin zurecht „Du kennst mich doch gar nicht“. Diesen Aspekt fand ich eigentlich ganz cool, nur dass er total von Julis Besessenheit „gegen die Wand“ gefahren wird. Denn Juli kennt Daniel doch auch überhaupt nicht, sie ist aber sogar total verrückt nach ihm, geradezu obsessiv, und macht sich völlig abhängig von ihm. Juli lügt sogar ständig, gleich von Beginn an ihrer Beziehung, nur um mit diesem Typen was anzufangen, den sie überhaupt nicht kennt. (Beispielsweise als sie behauptet, „ständig so etwas zu machen“, also zum gleichen Ort zu reisen wie derjenige, der sie mitnimmt.)

                    Der einzige Grund, warum ich nicht an die unterste Punktegrenze gehe, ist der Charm, den „Im Juli“ ab und an versprüht. Trotzdem ist dieser Film Kitsch der allerschlimmsten Sorte und wirkt ohne Herz konstruiert.

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                    • 8 .5

                      Toller Film, absolut wohlverdiente Oscars! Ich empfehle ihn insbesondere Fans von Downton Abbey - Natürlich ist es völlig anders, der Stil ist aber doch recht ähnlich.

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                      • 5 .5

                        Hm, typischer Luc Besson: Er beginnt mit ganz netter Action, die einen aber leider überhaupt nicht packt, erst recht nicht im Jahre 2015, und endet auch mit einer Portion Action, die einen aber leider genauso kalt lässt. Zwischendrin sind wie schon bei Nikita massiv viele Dialoge und "Atmo-Szenen" hineingepresst. Hier funktioniert das allerdings vor allem deshalb besser als bei anderen Besson-Werken, weil der Film wirklich sehr intelligent geschrieben ist, voller Symbole, starker Dialoge, Wiederanknüpfpunkten und so weiter.
                        Viel "Spannung" generiert sich zudem noch aus dem Pädophilie-/Jung-und-Alt-Liebeskonflikt. Leute, die schon das Buch "Lolita" gelesen haben, lässt das aber leider ziemlich kalt. Nicht nur, weil man es schon kennt, sondern auch, weil es reichlich zahm daherkommt.

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                        • 5

                          Selbst knallharte Christopher Nolan-Films brauchen diesen Film nicht zu sehen. Man merkt ihm deutlich an, dass Nolan hier noch "am Lernen" war, sich ausprobiert hat und so weiter. Trotzdem nicht schlecht.

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                          • 9

                            Wem die Serie Black Mirror gefällt, der wird auch diesen Film mögen. Eine derart perfekte Drehbucharbeit habe ich schon lange nicht mehr gesehen!

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                            • 10

                              Das "1984" der Serienwelt: Überraschenderweise nicht nur den Inhalt, sondern auch die Qualität betreffend.

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                              • 9
                                Dridge 21.05.2015, 10:26 Geändert 21.05.2015, 10:32

                                Eine dermaßen starke Komödie habe ich schon lange nicht mehr gesehen! Wenn ich dann hier auch noch lese, dass es sogar noch viele Wortspiele in der Synchronisation gibt (ich habe es im O-Ton gesehen), und mir daher also auch noch viele Witze entgangen sein werden, dann kann ich wahrlich nur meinen Hut ziehen.
                                Der Film geht die ganze Sache aber auch ziemlich intelligent an; denn wie die besten Komödien versprüht auch „Les Visiteurs“ nicht gleich von Beginn an sein komplettes Feuer, sondern die Gagdichte ist zunächst relativ (!) gering. Erst mit der Zeit steigert sich das Tempo konstant, bis hin zum rasanten Finale.
                                Die Bezeichnung „Slapstick“ würde ich in diesem Fall auch abstreiten wollen. Bevor ich ihn mir ansah, ging ich davon aus, dass der Film ziemlich albern sei, das stimmt aber gar nicht. Stattdessen ist der Humor recht familienfreundlich, und eben einfach sehr physisch: Da spricht halt mal eine Hauptfigur mit einem absolut seltsamen Snob-Akzent, da verziehen die Figuren übertrieben stark die Gesichter usw. - Und das ist zum Schießen! Ohne die Schauspieler wäre der Film daher wohl sicherlich nur halb so lustig, vor allem Jean Reno überzeugt: Obwohl er seine Rolle sehr ernst gibt und nie overacted, weiß er immer genau, wie er einen Lacher herauskitzeln kann. Schon allein die Szene, in der er seinem Knecht vom Esstisch aus jovial die restlichen Kartoffeln zuwirft, könnte ich mir zehn Mal ansehen!
                                Schlau ist der Film auch in dem Sinne, dass aus dem Zeitreisethema alles herausgeholt wurde. Filme dieser Art gibt es ja wie Sand am Meer, meistens beschränken sich die Gags aber nur darauf, wie verwirrend die neue Welt ist; es ist aber egal, ob da nun jemand aus der Steinzeit, dem Mittelalter, dem zweiten Weltkrieg oder der Antike in die Neuzeit teleportiert wurde. Hier ist es aber immer prominent, dass die beiden Zeitreisenden aus dem Mittelalter kommen und nicht aus einer eigentlich unbestimmten Vergangenheit.
                                Ob es in der deutschen Synchro nicht doch zu albern ist, kann ich nicht beurteilen, aber den vielen Kommentaren hier nach zu schließen scheinbar nicht. Unbedingt anschauen!

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                                • 7 .5
                                  Dridge 15.05.2015, 17:35 Geändert 15.05.2015, 17:36

                                  Typisch Französisch zwar ohne wirkliche Handlung, durch das tolle Drehbuch, coole Regie und die sympathischen Schauspieler dann aber doch ein wirklich gelungener Film.

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                                  • 6 .5

                                    Perfekter Film, um Französisch zu lernen. Nebenbei auch noch ziemlich interessant.

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                                    • 3

                                      Wenn das das spanische Amélie sein soll, weiß ich schon, warum mir Frankreich lieber ist.

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                                      • 7 .5
                                        über Oldboy

                                        Durchaus ziemlich guter Film, vor allem Musik und Regiearbeit sind hier wirklich stark. Etwas abgeschreckt hat mich lediglich die heftige Gewalt (und das ist auch noch FSK16 - lol) und manche Elemente des Plots sind für das westliche Publikum auch nur schwer nachvollziehbar. Ich sage bewusst „nachvollziehbar“, verstehen kann man es nämlich durchaus, da man ja weiß, wie der asiatische Kontinent so tickt. Nachvollziehen kann man es aber trotzdem kaum.

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                                        • Dridge 02.05.2015, 11:40 Geändert 02.05.2015, 11:40

                                          Hach, wenn doch nur alle Artikel von euch so sein könnten... Wirklich ein großartiger Artikel, gut recherchiert (nämlich gleich aus mehreren Quellen), schön zusammengefasst, was will man mehr!

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                                          • 5 .5
                                            Dridge 30.04.2015, 16:23 Geändert 30.04.2015, 16:26

                                            Schwer zu beurteilen, denn vor allem die Idee, den ganzen Film in (scheinbar) einem Take zu drehen behindert viele restliche Elemente bei ihrer Entfaltung, obwohl es ja eigentlich irgendwie ganz cool ist. Denn irgendwann geht es einen doch ganz schön auf den Zeiger, diese ständige Unruhe und übertriebene Nähe zu den Schauspielern; noch dazu, da einige von ihnen mit dieser Art des Spielens sichtlich überfordert zu sein scheinen und teilweise ganz schön aufgesetzte Performances abliefern. Tatsächlich dachte ich mir sehr oft „Ach, die Figur spielt doch nur!“, bloß um dann zu erfahren „Wow, das sollte in der fiktiven Welt des Films tatsächlich echt sein.“
                                            Auch der Plot wird von dieser Ästhetik sabotiert, da Zeitsprünge zwar möglich sind, aber schwer zu realisieren, Schauplatzwechsel sind dagegen so gut wie ein Ding der Unmöglichkeit. Die Dialoge sind ziemlich gut, wirken durch den beabsichtigten Realismus einer One-Take-Dokumentation aber wiederum viel zu forciert.
                                            Und was mir leider überhaupt nicht gefällt, ist die Darstellung von Theater. Es ist zwar auch irgendwie cool, dass ein Film über Hollywood auf dem Theater spielt, das bleibt Birdman dann aber auch: Ein Film über Hollywood. Tatsächlich bin ich mir als Schauspielenthusiast sicher, dass die sage und schreibe vier (!) Drehbuchautoren noch nie oder kaum in ihrem Leben in einem Theater waren. Wer buht denn bitte nach einer ganz normalen, möglicherweise etwas langweiligen Vorstellung? Warum sieht das Set eher so aus wie aus einer Sitcom als von einem Bühnenbildner? Warum chillen die Schauspieler während der laufenden (!) Vorstellung in völlig anderen Räumen des Theaters? Warum hängen sie überhaupt die ganze Zeit in diesem Gebäude ab?
                                            Das ist schade, denn als man zu Beginn gleich erst einmal die Inspizientin an ihrem Pult sah, dachte ich mir noch „Puh, vielleicht wird das ja mal was!“ Spätestens als dann aber ein MakeUp-Artist noch kurz vor dem Auftritt mitten in der Vorstellung Puder auf die Darsteller auftrug wie bei einem Fernsehdreh, wusste ich: „Ne, doch nicht.“ Besonders nervig sind dann noch Sätze wie „This is the theater!“ Man möchte der Sprecherin am liebsten eine feuern und sagen: Nein, das hat nichts mit Theater zu tun! Das ist Broadway - Und das, meine Liebe, ist etwas ganz anderes.

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                                            • 6 .5
                                              Dridge 28.04.2015, 21:07 Geändert 17.09.2015, 20:04

                                              Das war er also, der beste Film des Jahres 2014 laut Meinung des beliebten französischen Filmkritikers Durendal. Es zeigt sich mal wieder, dass Franzosen wohl einfach einen anderen Geschmack haben als der Rest der Welt. Denn was für uns ein Manko ist, ist für unsere Nachbarn eine Stärke. Man betrachte nur Bücher wie Patrick Modianos und Filme wie L’Auberge Espagnol, Le péril jeune oder in gewissem Maße auch Amélie - Allesamt bestehen nicht wirklich aus Handlungen, sondern zeigen einfach nur alltägliche Dinge. Und das finden die auch noch saugeil! (Ich wette, im französischen Schulunterricht definiert man Novelle nicht als „Unerhörte Begebenheit“, sondern als „Ist dir schon hundert Mal passiertes Alltagsgeschehnis“ ;) )
                                              Und auch „Lou!“ wird eben von diesem Manko geplagt: Es gibt keine wirkliche Handlung, die Figuren haben keinerlei Ziele, die Geschehnisse sind allesamt ziemlich alltäglich. Mit den oben erwähnten Filmen hat auch Lou daher gemeinsam, dass er eher aus Sequenzen besteht.
                                              An den Charme von Amélie kommt Lou aber leider nicht ganz heran, dafür ist er zu kindlich. Französische Filme sind ja generell ganz schön „saccharine“ (bloß „zuckersüß“ trifft es nicht ganz), beim irgendwie doch recht melancholischen und erwachsenen Amélie funktioniert das aber noch, bei Lou tun einem allerdings nach dem Genuss schnell die Zähne weh. Trotzdem musste ich häufig lachen - Schade eben nur, dass es nicht wirklich eine Story gibt.
                                              Ganz großes Plus ist allerdings die Optik - Lou basiert auf einem Comic, das der Regisseur ebenfalls veröffentlicht (er hat also auch das Drehbuch geschrieben), und man merkt, dass er sich zumindest auf der ästhetischen Seite bestens auskennt. Ich kann gar nicht beschreiben, wie der Film aussieht, das muss man wirklich gesehen haben: Kunterbunt, HDR bis zum Anschlag aufgedreht, nirgendwo ein Staub- (oder Film-)Korn Schmutz, top beleuchtet, etc pp. Geheimer Hauptdarsteller sind daher eigentlich auch die Sets: Jeder Raum sieht aus wie aus einem Malkasten, in jeder Szene befinden sich zig „coole“ Gegenstände (bspw. ein Rucksack aus Stofftieren, ein riesiger Legofigurenkopf als Wanduhr, eine Pizza mit rauchendem Käsevulkan, ...), die Figuren tragen die hipsten Klamotten, die ich jemals gesehen habe, und die Farben sind top abgestimmt, so etwa die Emo-Schulfreundin, die den ganzen Tag nur in Spitzesachen aus Schwarz-Rot herumläuft und in deren Zimmer ebenfalls alle (!) Objekte entweder schwarz oder rot sind.
                                              Ich hoffe wirklich, dass Julien Neel weiterhin Filme machen wird, nur eben in Zusammenarbeit mit einem „echten“ Drehbuchautoren. Denn er hat wirklich Talent ohne Ende, sehr viele Gags entstehen einfach nur durch die Optik, ganz im Stile von Edgar Wright. Bloß ein Beispiel: In einer Szene fällt Lou in Ohnmacht; plötzlich ist die Kamera nahe vor ihrem Gesicht und wir sehen sie in einem Krankenbett liegen, dabei ist das konstante Piepen des Herzmonitors zu hören. Erst beim langsamen Herauszoomen der Kamera begreifen wir aber, dass Lou aus Langeweile ungefähr ein Mal pro Sekunde auf ihr Keyboard drückt, um solch einen Ton zu erzeugen. Genial!
                                              Fazit: Für Kinder könnte der Film vielleicht Kult werden, als erwachsener Zuschauer berauscht einen eher die fabelhafte Optik. (Auch wenn die Charaktere doch schon ziemlich niedlich sind!)

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                                              • Dridge 21.04.2015, 12:37 Geändert 21.04.2015, 12:38

                                                Handwerklich durchschnittlich - Nicht mehr und nicht weniger, "in the middle" eben.
                                                Mir persönlich etwas zu süß, aber es muss ja nicht immer Earl Grey mit Milch sein.

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                                                • 8 .5

                                                  Ich spreche gerne in Superlativen, es ist aber auch hier mal wieder angebracht: John Wick ist einer der beeindruckendsten Actionfilme, die ich jemals gesehen habe. Rein optisch gehört er sicher in meine Top 10; der Regisseur weiß einfach, was das Medium Film ausmacht. Jede Aufnahme sieht absolut fantastisch aus, wartet mit einem einer coolen, ansehnlichen Blickfeldpositionierung auf, beinhaltet eine Kamerafahrt oder ähnliche Tricks - Egal was, beim Anschauen wird es defintiv niemals langweilig!
                                                  Das wichtigste Element, nämlich die Action, ist mehr als nachvollziehbar (endlich mal keine Shakycam!), unglaublich imposant und - das beste - zahlreich! Auf 100 Filmminuten kommen sicher 75 Minuten voller variantenreicher Actionszenen, so muss das sein!
                                                  Vor allem habe ich hier auch endlich mal wieder das Gefühl, dass der Regisseur tatsächlich seine Sequenzen vorher geplant hat; hier wird nicht einfach nur eine nette Kameraeinstellung an die nächste rangeklatscht, hier passt alles zusammen: Beispielsweise gibt es eine Szene, in der die Hauptfigur aus dem Auto steigt, über die Straße läuft und ein Lagerhaus betritt. Diese Szene beginnt mit einer Kamerafhart, welche die Figur begleitet, und dies findet sich auch in allen nächsten Aufnahmen wieder. Die meisten anderen Regisseure hätten hier einfach die Kamera an mehreren Orten positioniert, jeweils ein paar nette Einstellungen von der Figur beim Laufen eingefangen (teilweise aber durchaus komplett anders - mal von oben, mal von hinten, mal mit Kamerafahrt etc.) und das dann einfach zusammengeschnitten.
                                                  Aber die Story ist natürlich ziemlicher Mist, dessen sollte man sich bewusst sein. Was will man auch anderes erwarten von einem Film, an dem 8 (!) Executive Producer und 6 Producer beteiligt waren.

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                                                  • Der größte Fehler ist, dass hier der Roman verfilmt wird und nicht das Theaterstück. Hrmpf, aber so wird eine Legende wenigstens nicht verunglimpft.