ElMagico - Kommentare

Alle Kommentare von ElMagico

  • 6 .5

    Zumindest das Ambiente ist diesmal ein anderes, aber ansonsten bewegt sich Miss Marple weiterhin in bekannten Gefilden. Ein recht unhomogener Haufen unter dem sich ein Mörder befindet, eine Miss Marple die sich in diese Gruppe einschleust und den Täter letztendlich überführt. Man merkt "Murder most foul" doch schon sehr an, dass er nach einem gewissen Schema heruntergedreht wurde. Viele kleine Gags tauchen kaum verändert wieder auf, ja der ganze Filme ist ein bisschen wie jedes Jahr "Dinner for one" angucken. Man variiert das Vorherige nur minimal und setzt so oft es geht Wiedererkennungsmerkmale ein.
    Das ist immernoch alles so lieblich und nett, dass man schwer böse Worte findet, besonders toll ist das aber auch nicht. Mit etwas mehr Mumm hätte nämlich aus "Murder most foul" ein richtig spannender Krimi werden können. In dieses filmische Miss-Marple-Schema gepresst fehlt ihm aber etwas die Überzeugungskraft.
    Das taugt fürs oberflächliche nebenbei angucken, lässt aber doch auch einiges zu wünschen übrig. Bei einer Reihe wie "Transformers" kritisiert man ja auch fehlende Entwicklung...und das muss sich die Miss-Marple-Serie irgendwo auch gefallen lassen. Auch wenn sie, was die dritten Teile betrifft, "Transformers" einige Nasenlängen voraus ist.

    11
    • 7 .5

      Ein wenig dichter, sogar etwas ernsthafter kommt "Murder at the Gallop" daher und ist für mich dadurch einen Ticken besser als "Murder she said". Zwar wurde an der Grundkonstellation so gut wie nichts verändert, selbst der Kriminalfall an sich ähnelt frappierend dem des Vorgängers, "Murder at the Gallop" macht aber in fast jedem Aspekt einen zumindest minimal besseren Eindruck. Allein auf der humoristischen Seite hinkt er etwas hinterher. In Rober Morley hat Margaret Rutherford zwar ein tolles Gegenüber und die seltsame Beziehung der beiden ist auch wirklich witzig, davon abgesehen ist der Film aber weit weniger lustig als "Murder she said".
      Ich selbst sah dies jedoch durchaus als Vorteil, da der Mordfall gewissenhafter behandelt wird, mehr Spannung versprüht, selbst wenn mir die Art der Auflösung auch hier nicht sonderlich zusagt. Das kommt mir einfach zu sehr aus dem Nichts und wirkt fast ein bisschen an den Haaren herbeigezogen.
      Trotzdem: Immernoch herrlich amüsante, nett schrullige Unterhaltung, die sich ja so ernst auch gar nie nimmt. Glücklicherweise zieht man nichts in die Länge und bleibt somit völlig positiv in Erinnerung.

      10
      • 7

        Obwohl "Murder she said" letztendlich nichts außergewöhnliches zu bieten hat und selbst seine Kriminalgeschichte nur leidlich spannend ist, guckt man doch einfach gerne zu und lässt sich vom Charme dieser Umsetzung gefangen nehmen. Es waren der Witz, die kleinen Wortduelle und die Figuren die mir den Film versüßten, nicht die Story, welche ungefähr so packend ist, wie ein Runde Cluedo.
        Ein Wohlfühlfilm, der routiniert und ansprechend inszeniert ist, sich aber auch nie über irgendwelche Genregrenzen hinwegsetzt. Aber bei einem solchen Film soll man wohl auch nicht mehr als 90 Minuten die Welt vergessen und ein wenig rätseln. Die Welt vergessen konnte ich gestern leider aber nicht und das rätseln war mir in diesem Fall ehrlicht gesagt zu willkürlich. Auch die Auflösung servierte mir ein paar Lücken, die mich in dem Moment mehr rätseln ließen als der Fall an sich. Doch der Weg dorthin war amüsant, wenn auch harmlos. Alle Charaktere hatten ihre liebevollen Macken und besonders der kleine Alexander Eastley stahl der Miss Marple immer wieder die Show. Schade das er im letzten Drittel unverständlicherweise kaum noch zu sehen ist.
        Gepflegt Sonntagsnachmittags-Unterhaltung...nothing more, nothing less.

        10
        • 8 .5

          Als ich mir gestern "The Innocents" zu Gemüte führte, kam mir unweigerlich immer wieder dieser Film in den Sinn. Ein Film den ich seit der ersten Sichtung sehr mag und der bei mir auch nach mehrmaligen Sehen nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Es war gestern aber besonders der eine Gedanke der mich fesselte: Wenn "The Innocents" die Fotografie ist, dann ist "The Others" das Negativ davon. Was läge da näher als diese kleine Theorie heute anhand Alejandro Amenábars Gruselfilm zu überprüfen.
          Natürlich kann ich diesen Gedankengang nicht 100%ig bestätigen, jedoch ist ein Großteil der elementaren Aspekte in beiden Filmen zu finden, nur werden sie eben oft grundverschieden interpretiert. Doch schon allein das Personal des Films ähnelt sich so frappierend von der Konstellation, scheint aber, wie sovieles in "The Others", das seitenverkehrte Spiegelbild von "The Innocents" darzustellen. Ob dies nun Zufall ist oder nicht, mir fiel dies eben sehr ins Auge.
          Denn egal was man nun von diesem kleinen Vergleich halten mag, ein toller Film ist "The Others" so oder so. Eine bis ins Detail ausgeklügelte Story, bei der eigentlich nur notorische Nörgler den Plot doof finden können. Denn ich musste heute wieder feststellen: Ich weiß nicht ob ich das Ende an sich überhaupt mehr mag, als all die verschiedenen Wege dorthin. "The Others" ist 100 Minuten Spannung, weil er voller Geheimnisse ist. Man erkennt den Wald vor lauter Bäumen nicht...um ein altes Sprichwort zu bemühen. Was ist zwischen der Mutter und den Kindern passiert? Was hat es mit dem Vater auf sich? Was ist mit diesen Geistern? Und was verheimlichen die Bediensteten? All diese Stränge vermischen sich zu einer unheimlich dichten und spannenden Geschichte und lange rätselt man, welcher davon der sein wird, der das Ende bestimmt. Wirklich wunderbar!
          Doch auch stilistisch steht "The Others" den großen Klassikern kaum nach. Offensichtlich orientiert er sich an diesen und modernisiert nur dezent deren Qualitäten. Würde man die Farbe wegdrehen, "The Others" würde wohl über weite Strecken als ein Film aus den 40ern oder 50ern durchgehen. Sehr ruhig und bedächtig wird hier eine Geschichte erzählt, nur spärlich werden gruselige Elemente eingebaut und nie wird hier mit dem Holzhammer gearbeitet. Ein Film bei dem die Augen ruhig genießen dürfen, der Kopf aber arbeiten muss, während der Bauch vor Anspannung leidet.
          Und das Lob hört hier noch nicht auf (man lobt ja neuere Filme oftmals ja eh viel zu verhalten). Jeder einzelne Charakter in diesem Film ist glaubhaft, facettenreich und interessant. Und jeder dieser Charaktere ist ein Schauspieler in Höchstform gegönnt, man will hier gar nicht von Figuren sprechen so glaubhaft kommt das rüber. Zwei überzeugende Kinderdarsteller und eine großartige Fionnula Flanagan als Mrs. Mills. Geheimnisvoll und Gutmütig...und das nur mit ihren Blicken. Absoluter Gewinner ist aber Nicole Kidman! Sonst nicht so mein Fall, ist hier total überzeugend, sehr intensiv und verdammt attraktiv. Sie verleiht ihrer Rolle etwas kaum greifbares, etwas sehr zerbrechliches, obwohl sie im Grunde sehr dominant und streng angelegt ist. Toll!
          Für mich durchaus auf einer Stufe mit Filmen wie "The Haunting" oder eben "The Innocents". So wirklich versteh ich auch nicht, dass Menschen bei einem Film wie "The Others" plötzlich den Scharfrichter in sich entdecken. Qualität ist ja kein Altersmerkmal.
          Trotzdem rutscht "The Others" bei mir von der 9 auf die 8,5...nicht weil ich ihn weniger mag, sondern weil ich seitdem viele Filme gesehen habe und sich dadurch manche Werte einfach etwas verschieben mit der Zeit.

          17
          • 8 .5

            Schön wenn man einen solchen Film, mit der Hilfe anderer MP-User, für sich entdecken kann und die Möglichkeit bekommt ein paar filmische Kreise zu schließen. Das fühlt sich an als lege man eine alte, unbekannte Soul-Platte auf und findet auf dieser lang bekannte Samples. Und sozusagen gesampled wird "The Innocents" bis in die Neuzeit. Ich war gestern schon etwas verblüfft als ich feststellen musste, dass manche neuere Filme sich ihr komplettes Gerüst bei diesem Klassiker entliehen haben.
            "The Innocents" spielt in einer Liga mit "The Haunting", ist diesem ähnlich zwar, im Kern aber doch völlig anders. Mehr im Hier und Jetzt, mehr im Kopf als im Bauch. Er lässt den Zuschauer nicht so sehr in einer angenehm gruseligen Atmosphäre schwelgen, sondern fordert ihn, ja er stört ihn sogar manchmal. Das Grauen hat in "The Innocents" viele Gesichter, jede Figur pflegt ihre eigenen Ängste und sieht damit die Situation so, wie sie sie sehen will. Dem Zuschauer werden dabei keine Fakten geboten, er sieht mit den Augen aller und auch die gesprochenen Worte ergeben nur ein unvollständiges Puzzle. Ist es Wahr? Wahn? Ein Spiel? Oder vermischen sich diese 3 Sachen eh nicht allzu gerne? Gibt es hier Geister oder sehen wir nur das eingestürzte Weltbild einer innerlich total verunsicherten und einsamen Frau? Sehen wir Geister oder nur das perfide Spiel eines Jungen der mit dieser Unsicherheit spielt? Treiben Geister die brave Miss Giddens in den Wahnsinn oder ist es die verbotene Frucht, von der sie zu kosten träumt?
            Für mich wurde nichts wirklich beantwortet und ich liebe es. Liebe es auch, dass der Film meine Erwartungen, die ich während der ersten Hälfte aufbaute, unbemerkt und zart unterwanderte. Fast unmerklich lässt er seine Äste in alle Richtungen wachsen, entfernt sich von seiner Basis der Geistergeschichte und wird zum psychologischen Drama ohne dabei seine Grundstory zu opfern.
            Es gibt keine Schockmomente, nichts Aufregendes in "The Innocents". Nur Momente des leisen Unwohlseins. Trotzdem erscheint einem dieser Film beängstigender und gruseliger als der nächste POV-Kracher. So ein Film gibt einem das Gefühl für immer da zu sein, nicht nach 100 Minuten im Müll der Geschichte des Kinos zu verschwinden. Man spürt einfach die Liebe mit der alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. "The Innocents" würde auch als Stummfilm funktionieren, er könnte allein durch seine Bilder und Gesichter sprechen. Seine Worte jedoch würden ein stimmiges Hörspiel ergeben, welches vermag die fehlenden Bilder im Kopf zu erzeugen. Schön, dass diese beiden tollen Komponenten hier so eindrucksvoll vereint sind.

            20
            • 7
              über 39,90

              "99 francs" vergisst inmitten seines eigenen Rausches manchmal tatsächlich was er eigentlich wollte, reisst mit seiner Darstellung all der Drogen-Eskapaden seine satirischen Ambitionen mit in den Fleischwolf seiner überbordenden, krellen Umsetzung und wird dadurch zur inhaltlich recht breiigen Farce, bei der vieles begonnen aber wenig zum Ende geführt wird. Der Film ist ein durchgehender Kampf mit seinen eigenen Stilmitteln, da er ja eben diese demaskieren will, schlägt sich mit den selben Problemen herum, wie es die Protagonisten in "99 francs" tun müssen: Halte ich den Zuschauer mit Unterhaltung bei der Stange, oder verprell ich ihn mit Gehalt. Eine Frage bei der sich "99 francs" scheinbar nie entscheiden kann. Ein wenig anprangern hier, ein bißchen Sauereien da und darüber immer schön die von vornherein entschuldigente zähflüssigeSauce des Sarkasmus gegossen. Ein ambivalente Masse aus Spott anstatt dem Finger in der Wunde.
              Werf ich den Film das vor? Ja, irgendwie schon. Ist er deshalb schlecht? Mitnichten! Auch wenn sich "99 francs" ab und an etwas zu sehr selbst feiert, ist er ein wilder Ritt durch einen Mikrokosmus, welcher versucht die heutige (Yuppie-)Generation zu erklären, zu durchschauen und zu demaskieren. Das schafft er aber nie. Zu überspitzt comichaft ist alles was er beschreibt, zu einseitig die Menschen, zu Klischeehaft die Medien, zu gewollt die menschlichen Abgründe. Sicherlich: Eine grobe Botschaft wird gesendet...aber das Werbung an sich ein bedenkenswertes Ding ist, sollte den meisten eh klar sein. "99 francs" sagt uns das noch einmal und man nimmt es gerne an weil er laut, kreativ, stylish, bunt und manchmal visionär ist. Er lebt von seinen Bildern, unterhält durch seinen abstrusen Witz, ist viel mehr "Spongebob" als "The Hudsucker Proxy".
              Vielleicht demaskiert er dadurch ja doch. Oder eben überhaupt nicht. Und vielleicht ist das auch gar nicht wichtig. Ich könnte der Film sprechen, würde er sagen: "Wenn kümmert es, solange es funktioniert?"
              Aber allein vom visuellen Standpunkt her: Sehenswert!

              16
              • 7

                Ein Film der noch nicht einmal Fragen aufwirft. Er fordert eigentlich nur eine Entscheidung. Ja oder Nein. Zustimmung oder Ablehnung. Der Film stellt sich dar, sich aber nicht in Frage. "Tras el cristal" wirft uns seine ganz eigene Rachephantasie ins Gesicht und frägt nicht nach Erlaubnis, nach einer geltenden Moral oder etwaigen Folgen. Er lässt sich tief fallen in den Hass und die Verzweiflung welche Missbrauch erzeugen können, er wertet sie nicht, er lässt dieser Wut freien Lauf. Natürlich ist dies nur eine Art damit umzugehen. Um Klartext zu reden: Die dargestellte Art damit umzugehen ist sogar eine extremst absonderliche. Aber wie gesagt: Die Methode stand für meine Sichtweise nie zur Debatte. Selbst die beschriebenen Taten und dass der Täter KZ-Arzt war, bleiben im Nachhinein nebensächlich. Es ist austauschbar...es geht um jeden Missbrauch irgendwie gearteter Macht. Sei sie gewaltätig, sexuell oder psychischer Natur. Und leider ist es tatsächlich so, dass oft genug die Opfer von Gestern die Täter von Heute sind. Zum Glück selten in solch abstossender Weise.
                "Tras el cristal" bleibt dabei durchgehend kühl und ekelhaft objektiv. Die Opfer die gebracht werden, sie interessieren ihn kaum, er scheint nur zu dokumentieren. Eine Schuldfrage gibt es nicht, eine Legimitation genausowenig. Es ist da, es passiert...das ist genug. Zuschauer denk was du willst...es passiert doch. Immer wieder...so oder anders.
                Das alleine wäre schon furchtbar schwer zu bewerten, einfach weil es so andersartig ist. Für mich gab es in der Umsetzung von "Tras el cristal" aber dann auch doch ein paar Mankos. Denn mir war die Grundstimmung des Films doch ein Stück zu gewollt. Sie schrie nach einer Dunkelheit, die ich einfach nur ganz selten fühlte. Das war schwer und bedrückend, aber es nahm mir nie den Atem. Irgendetwas hielt mich immer in sicherer Entfernung vom Geschehen. Auch verlässt sich der Film zu sehr auf seinen subversive Ausgangslage, wirkt zäh weil er oft auf der Stelle tritt und wirkt austauschbar, als er plötzlich die Geschichte vorantreiben will. In diesen Momenten fehlte etwas zwingendes, etwas das aus dem Film mehr macht als eine gewaltätige Phantasie. Etwas was über diesem steht...und das fehlte mir doch sehr letztendlich.
                Sehenswert aber definitiv für jeden, der auch mal das etwas andere mag.

                16
                • 7 .5
                  über Drive

                  Ein Engel und ein Teufel saßen da gerade auf meiner Schulter. Aufs übelste beleidigten sie sich...und ich, in der Mitte, finde sie hatten beide irgendwie Recht.
                  Der Teufel meinte etwas von selbstverliebten aufwärmen von alltbekannten Thriller-Motiven. Davon das der Film nur existiert um cool zu sein und dabei in seiner Darstellung von Zwischenmenschlichen Beziehungen völlig blass bleibt. Wütend warf er ein, dass dieser Coolness eigentlich alles unterworfen wird, dass durch Musik, Bild und Typen ein Lebensgefühl aufgegriffen wird, dass es so ja gar nicht gibt. Das "Drive" nur ein modernes Märchen ist....dass alte Märchen zumindest aber eine vernünftige Geschichte hatten. Alles Stückwerk, nur da um einem Zweck zu dienen, aber nie um echte Gefühlte zu zeigen, Geschweige denn zu erzeugen. Ihm war das alles zu klinisch und weit weg. Selbst die Gewalt, die ihn ja im allgemeinen sehr zusagt, fand er hier zu offensichtlich eingesetzt um einen Wow-Effekt zu erzielen. Am Ende nannte der Teufel den Film einen imageversessenen Blender...völlig außer sich skandierte er: Das ist doch ein Hipster-Thriller!
                  Der Engel blieb derweil relativ ruhig und antwortete erstmal nicht. Überraschenderweise meinte er dann, dass das alles ja richtig und gut ist, was der Teufel in seiner Rage von sich gab, er aber doch auch mal überlegen sollte, was denn "Driver" ist. Ein Film nämlich. Und in den Augen des Engels ein verdammt schöner. Der Engel hob seine Konsequenz in Sachen Stimmung und Bildsprache heraus, um dann noch hinzuzufügen, dass selbst der Soundtrack sich dem Gesamtkonzept hervorragend hinzufügte. Hämisch lachte der Teufel in diesem Moment, gab ironisch volle Zustimmung, weil eben dieser Soundtrack für ihn absolute Hip-Kacke war. Ich schaute daraufhin beide an, lächelte dem Teufel zu und gab ihn für diesen Einwurf High Five! Der Engel ließ sich jedoch nicht beirren, sprach dem Teufel jegliches Verständnis für die heutigen Zeit und ihre künstlerischen Stilmittel ab und versuchte ihm zu erklären wie "Drive" doch nur die Einsamkeit, Verrohung und seelische Verelendung aufzeigen will. Ja, dass Regisseur Refn sogar soweit geht, auch seinen Helden kaum sympathisch wirken zu lassen. Hier gab es sogar Zustimmung vom Teufel: Verrohung und seelische Verelendung, das finde auch er sehr gut.
                  Weiter wollte ich dann auch nicht zuhören, denn die Worte wurden nicht netter und die beiden drehten sich eh im Kreis. Aber mir geht es ja nicht anders als den beiden: Besser als befürchtet, schlechter als erhofft. Es ist schon offensichtlich wie hier teilweise etwas dick aufgetragen wird. Ein wenig mehr Bodenständigkeit hätte sicherlich nicht geschadet. So bleibt "Drive" für mich ein unterhaltsamer, oft wunderschöner, aber auch völlig leerer Film. Aber so technisch brillant er ist, so wenig kann er inhaltlich Filmen wie "Pusher" oder "Walhalla Rising" etwas entgegensetzen. Ich weiß nicht ob ich "Drive" bei einer zweiten Sichtung noch soviel Punkte geben würde und genauso hoffe ich, dass dieser massive Einsatz an Style-Over-Substance-Mitteln nicht zur Regel wird. Ich schau Filme wegen den Menschen, wegen den Gefühlen, um etwas über mich und die Welt zu lernen. "Drive" war mir da viel zu weit weg. Zu unecht. Eindrucksvoll...aber unecht.

                  18
                  • 7

                    Magic versucht sich an "Drive" heranzutasten. Denn um diesen mache ich seit geraumer Zeit einen Bogen...aus vielerlei Gründen. Der eklatanteste ist aber wohl, dass es sich oft seltsam anfühlt, wenn ein Regisseur den man aufgrund seiner kleinen, dreckigen und irgendwie eigenartigen Filme schätzt, einem plötzlich von der TV-Movie empfohlen wird. Gar nicht davon zu sprechen, dass einem soviele Menschen "Drive" von diesem Refn empfehlen...Leute, von denen man das aber gar nicht hören will ;)
                    Neben "Drive" war es "Fear X", welcher Refn erstmals aus dem beschaulichen Dänemark herausführte, welcher mir bis Heute aus seiner Filmographie noch fehlte. Dieses Gesamtwerk Refns bot mir zwar bislang noch kein Meisterwerk, andererseits schaffte er es bei mir, Wertungsmäßig mit keinem seiner Filme unter die 7 zu rutschen. Und dass ist doch auch eine Leistung.
                    Auch "Fear X" unterschreitet diese Marke nicht, wobei er sicherlich ein kleiner Sonderfall in Refns Schaffen ist. Der Gewalttätige Schmutz, der bei ihm sonst in jedem seiner Filme allgegenwärtig ist, fehlt hier fast völlig und macht einer unheimlichen Atmosphäre platz. Diese wird geradezu zelebriert. Denn es gibt hier kein ab- und anschwillen, keine wirklichen Höhepunkte, sondern von der ersten Sekunde an ist diese Stimmung einfach da und Refn nimmt diese auch bis zum Ende des Films nicht mehr heraus oder pausiert sie zumindest mal. Seltsamerweise funktioniert das! Durch das konsequente einsetzen atmosphärischer Mittel wird aus dieser fast schon belanglosen Geschichte ein über weite Strecken packender Film.
                    "Fear X" verhüllt ziemlich lange seine Geheimnisse (die so aufregend auch gar nicht sind), behält aber Überraschenderweise auch nach der Enthüllung dieser seine Atmosphäre aufrecht und entlässt einen durch ein völlig interpretationsoffenes Finale. Sowas mag ich. Mich hat "Fear X" wirklich beschäftigt und erzeugte unwohliges Bauchkribbeln.
                    Ich möchte noch nicht einmal leugnen das "Fear X" ein fast schon sinnloser Film ist. Die Geschichte, das Ende, all das wird einigen gar nicht gefallen. Bei mir wirkte aber die Atmosphäre des Films und wurde gerade dadurch verstärkt, dass hier einfach vieles unerklärt und offen blieb.

                    12
                    • 9

                      Ein grosses Familien-Epos über den kleinen, meist unwichtigen Menschen am unteren Rand der Gesellschaft. Und obwohl "Rocco e i suoi fratelli" fast schon biblische Ausmaße annimmt, bleibt er doch meist mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität verhaftet. Natürlich wird hier und da etwas zu sehr an der Dramatik-Schraube gedreht, dies geschieht aber doch nur um der Geschichte die angemessene Eindringlichkeit zu verleihen und erscheint nie überbordend oder absurd.
                      Im Mittelpunkt stellt Visconti dabei durchgehend den Menschen. Von Fehlern durchzogen und so leicht zu zerbrechen. Er erzählt von der Schuld und den Pflichten die jeder Mensch gegenüber dem anderen hat, vom Selbstbild das von Außen diktiert wird und von den Versuchungen, die jeden Menschen aus dem Abgrund aus zuwinken. Ein Familie die oft nur durch den Kitt des Blutes zusammengehalten wird, weil all ihre Wünsche und Ideale in völlig unterschiedliche Richtungen sprießen und die nur allzu oft gegen die Vorstellungen dieser kleinen Gemeinschaft stehen. Und hier besitzt der Film nachwievor Aktualität denn die 5 Brüder verkörpern durchaus immer noch Rollen, die man auch heutzutage in Familien mit Migrationshintergrund ausmachen kann. Visconti stellt diese einzelnen Werdegänge sehr detailiert und glaubhaft dar. Er verteilt zwar seine Symboliken recht Einseitig (Die Wut, die Liebe, die Vernunft, die Abgrenzung, die Hoffnung), verschleiert dies aber geschickt in diesem Wust miteinander verworrenen Entscheidungen und Taten, deren Folgen letztendlich immer auch die ganze Familie treffen.
                      "Rocco e i suoi fratelli" besitzt aber neben diesem realistischen Blick auf den Versuch der Anpassung an eine fremde und oft auch feindliche Welt, auch eine weit tiefere Ebene. Und fast bin ich verleitet zu sagen, dass diese von der Unmöglichkeit des Richtigen erzählt. Alles Gute erscheint hier so zart und zerbrechlich...und scheint nur Zentimeter vom Bösen entfernt zu wohnen. Jede Freude ist gleichzeitig eine Schuld. Jeder Gewinn ein Verlust. Und hier greift Visconti gekonnt, weil nie überkandidelt, die Großen Themen der Schuld und der Sühne, der Opferbereitschaft und des Hasses auf. Und Mensch bleibt hier nur der sein Leid erduldet, sich seiner Taten und seiner Schuld bewusst ist. Wer sich mit breiten Flügeln in Richtung Sonne aufmacht, der wird fallen. Alleine schon weil er sich über die anderen erhob und sich Untertan machte. Viscontie schafft es aber dies großen Aspekte in zwar dramatische, sich aber natürliche anfühlende Entwicklungen einzubinden. Dies scheint alles, als würde es hinter verschleiernden Vorhängen passieren, man spürt es nur offensichtlich, wenn es zu Ausbrüchen kommt. Wenn der Hass die Kontrolle übernimmt. Wenn gebündelte Angst, Verzweiflung und Schmerz um sich schlägt. Wenn das Gute für kurze Zeit resigniert. Und es ist ja doch wirklich meist so, dass das Böse lauter spricht als das Gute.
                      Visconti verleiht dieser Geschichte Bilder, die einer realistischen Tristesse scheinbar etwas wie eine letzte Anmut verleihen. Dem vordergründig dargestellten Armut, den Häuserblocks, den Zimmern wohnt immer auch etwas Schönes inne. Ein kleines Paradies im Dreck...den im vermeintlich wirklichen Paradies gibt es keinen Platz. Aber auch die Brüder scheinen wie Engel in dieser Welt, als wären sie zu schön um hier zu leben. Allein der Gefallene, Simone, hat auch tatsächlich sehr markante Züge.
                      Ich weiß nicht ob dem so ist, ich kann mir aber durchaus gut vorstellen, dass "Rocco e i suoi fratelli" durchaus ein Orientierungspunkt für alle folgenden Familien-Epen gewesen ist. Im besonderen Werke von Scorsese, Coppola oder Leone scheinen vieles von "Rocco e i suoi fratelli" in sich aufgesogen zu haben...und dies allein sollte schon zeigen, wie großartig dieser Film ist.

                      19
                      • 10

                        Verwirrend. Grauenvolle Poesie. Unterträglicher Zynismus. Ekelhaftes Interesse. Interessantes Ekelhaftes. Abscheuliche Absurditäten. Unerträgliche Minuten. Noch nie gesehene Bilder. Fast heitere Musik. Schöne Worte. Unterträgliche Bilder. Neue Bilder. Ruhe. Kurz Ruhe. Bilderflut. Wörterflut. Schöne Worte. Wichtige Worte. Unerträgliche Bilder. Wieder neue Bilder. Ruhe. Innere Starre. Eine Warnung. Keine Bilder mehr. Ruhe. Formvollendung. Absolute Formvollendung. Aus. Ruhe. Tränen schießen aus dem Nichts in die Augen. Ein Gefängnis im KZ.

                        36
                        • 6

                          "House of Wax" war zu seiner Zeit wohl das, was heutzutage ein neuer James Cameron Film ist. Eine riesige Produktion, technisch auf dem letzten Stand und fast schon ein Erfolgsgarant. Aber auch etwas seelenlos. Denn im Vergleich mit seinem Original von 1933 verliert "House of Wax" viel an Witz, Charme und sogar an Spannung. War "Mystery of the Wax Museum" noch eine freche und funktionierende Mischung aus Grusel- und Kriminalfilm, da will das Remake die Leute schockieren und beängstigen, in dem er sein Hauptaugenmerk auf seine Horror-Elemente legt.
                          Diese sind tatsächlich gut umgesetzt, der Film hat sehr eindringlich Momente, aber als Ganzes will er einfach nicht so recht wirken. Die Geschichte plätschert oft ein wenig vor sich hin, erzeugt kaum Spannung und hangelt sich von einer Schock-Szene zur nächsten um dazwischen oft ziemlich belanglos zu werden.
                          Ein gewissen Reiz üben solch alte Filme immer auf mich aus, in diesem Fall würde ich aber dann doch lieber zu "Mystery of the Wax Museum" raten, der einfach spritziger und mutiger ist...und vorallem besser unterhält.

                          13
                          • 7 .5

                            Das nächste Melodram von Elia Kazan, welches mich aber nicht so sehr überzeugen kann wie "A Streetcar named Desire". Bisher hatte ich auch immer einen Bogen um den Film gemacht, wahrscheinlich sind kindliche Traumatas, die ich aufgrund des Liedes von Nino de Angelo habe, dafür verantwortlich.
                            Wobei der Song durchaus ein kleiner Anhaltspunkt ist. "East of Eden" hat nämlich durchaus einen Hang zum Kitsch und was noch schlimmer wiegt: Er gibt seiner Hauptfigur eine grosse Menge Selbstmitleid auf den Weg. Ich konnte mit diesen Caleb einfach nie richtig Warm werden, ich konnte für mich auch nie wirklich definieren was er denn am Ende nun darstellen soll. Das varierte mir zu sehr zwischen Rebell und narzisstischem Verhalten. Das war einfach nicht greifbar und fühlte sich für mich sehr theoretisch an. Und auch bei anderen Figuren stellte ich Brüche im Verhalten fest, die mir in dem Moment einfach zu seltsam anmuteten. Als Beispiel der Bruder: Lange wirklich ein herzensguter Kerl, der egal was ist seinem Bruder zur Seite steht...und plötzlich wird er als völlig unsympathisch dargestellt, anscheinend nur um die geistige Nähe zu seinem Vater zu symbolisieren. Und obwohl er ja sogar Grund hat Caleb und seiner Freundin gegenüber etwas angewidert zu sein, wird sein Verhalten nie Entschuldigt...was bei Caleb aber immer wieder der Fall ist. Das ist so bißchen mein persönlicher Eindruck, aber für mich war dadurch eine der Türen zum Film immer fest verschlossen. Vielleicht bin ich da auch zu alt, denn sicherlich ist der Inhalt besonders für Heranwachsende akkuter und nachfühlbarer. Heute wäre Caleb wohl im Heim und einer meiner Schützlinge ;)
                            Schade ist dies, weil "East of Eden" ansonsten ein sehr schöner, stimmiger und in positiver Weise klassischer Film ist, der aber durchaus kleine Seitenschritte unternimmt, welche gängige Klischees umgehen. Besonders das Gespräch mit dem Vater, bei dem ständig zwischen schiefen Nahaufnahmen und einer grossartigen Totalen gewechselt wird, machte enormen Eindruck.
                            Insgesamt erscheint mir "East of Eden" bei aller Schönheit dummerweise als genau eines: etwas zu schön. Ein klein wenig Härte hätte dem Film gut getan, denn etwas altbacken wirkt er halt doch manchmal.
                            Ein toller Film für diese Zeit und sicherlich ein grandioser Film zur damaligen Zeit.

                            15
                            • 8 .5

                              Teilweise ist das unerträglich. Man möchte in den Film springen und jeden einmal schütteln. Diese Spirale, bei der jeder der Protagonisten immer wieder Feuer ins Öl schüttet. Die Katastrophe kommt unausweichlich näher und wird vor lauter Selbstbehauptung und -betrug nicht gesehen. Und am Schluss ist es eigentlich nur verwunderlich, dass es so lange gedauert hat bis etwas passiert.
                              "A Streetcar Named Desire" macht es einen wirklich nicht einfach. Ab und an hatte ich sogar das Gefühl genervt zu sein. Suchte in solchen Momenten nach den Schwächen des Films. Die kleinen Logikfehler. Das theatralische Spiel. Das dumme Verhalten das die drei teilweise an den Tag legen. Und ich war 2 oder 3 mal kurz davor alles als aufgebauschten Mumpitz abzuurteilen. Jetzt wo ich durch bin, weiss ich woher dieses Gefühl der Genervtheit kam: Es war oft einfach unangenehm "A Streetcar Named Desire" anzugucken. Emotionell unangenehm.
                              Anfänglich empfand ich fast noch etwas wie leisen Hohn über die Darstellung der Charaktere. Wie sie alle 3 versuchen ihre Fassaden aufrechtzuerhalten. Doch der enge Raum zehrt an den Nerven, die Masken werden immer öfter fallengelassen oder sie werden noch fester ans Gesicht gedrückt. Und was zu Beginn oft noch naiv und unglaubwürdig erscheint, zeigt sich mit der Zeit doch recht durchdacht und tiefgründig. Eben weil hier niemand mit einer reinen Weste umhergeht, einem aber auch niemand nur annähernd sympathisch ist. Letztendlich ist hier jeder sich Selbst der Nächste. Selbst Stella...ihr ständiges Sorgen und Kümmern ist nicht mehr als die Verteidigung ihrer Traumwelt und oft auch nur schwer nachvollziehbar.
                              Und am Ende ist "A Streetcar Named Desire" wirklich tief und dunkel. Unangenehm und rücksichtslos. Ein Drama, wie es dramatischer kaum sein kann.
                              Tatsächlich kann sowas leicht ins Lächerliche abrutschen, gerade aufgrund des Theater-Backrounds. "A Streetcar Named Desire" ist aber ein grandios umgesetztes dunkles (fast) Kammerspiel. Gar nicht so weit von einem Theaterstück entfernt inszeniert, aber trotzdem immer Film, bietet "A Streetcar Named Desire" eine Bühne für 3 Darsteller in Hochform, welche zwar groß agieren, aber nie ins allzu Theatralische verfallen.
                              Ich hätte zu Beginn des Films nicht gedacht, dass er noch so eine Sogwirkung aufbauen kann, dass das was ich als eher schlecht empfand sich als vollkommen richtig und gut erwies. Und ich hätte nicht gedacht, dass "A Streetcar Named Desire" im Laufe der Zeit noch so eine schwere und dunkle Atmosphäre aufbaut. Das der Film aber solch eine Wirkung erzielen kann, hat für mich vorallem einen Grund: Zieht man das drumherum ab, bleibt eine total glaubhafte Story. Und genau das vermutet man zu Beginn eben nicht.
                              Anschauen!

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                              • 8 .5

                                Welch vielschichtiger und tiefgründiger Film! Erwartete ich Anfangs eher ein Ehe-Drama, welches ein leise Kritik an den Geschlechterrollen im Iran beinhaltet, bekam ich am Ende doch soviel mehr. Das war als würde man ein Puzzle mit 50 Teilen beginnen und plötzlich kommen von irgendwoher immer mehr Teile dazu...und überraschenderweise passen sie auch alle in das Bild. Am Ende hat man ein riesiges Puzzle, dass schon lange nicht mehr nur ein Bild zeigt, sondern viele. Diese sind so eng miteinander verwoben, dass man kaum noch erkennt wo das eine anfängt und das andere aufhörte. Man kann nicht mehr sagen welches einem am besten gefällt, alles scheint ein Ganzes zu sein in dem jedes Teil immens wichtig ist.
                                Diese tragische Geschichte, angestossen von einer Entscheidung und vorangetrieben von dem was man entweder Zufall oder Schicksal nennt, weitet sich aus auf die Leben und Menschen um Nader und Simin herum. Sie zieht sich zusammen, nimmt immer wieder andere Formen an und leitet uns oftmals auch mit Masken fehl. Dabei wirkt alles immer ausgeglichen, glaubwürdig und doch von einer dramatischen Grösse.
                                Schonungslose Kritik sucht man in "Dschodai-ye Nader az Simin" jedoch vergebens...ich ich will sagen: Zum Glück. Denn es hätte diesem dichten Film viel von seiner Echtheit genommen. Diese ist natürlich auch so nicht zu 100% gegeben, aber ich denke sie ist das äußerste Maß für die gegebenen Umstände im Iran. Hier wird Tradition nicht verteufelt und Fortschritt bejubelt und umgekehrt. Alles hat seine hellen Seiten, seine Grauzonen und seine dunklen Schatten. Gezeigt von Menschen wie völlig wirklich erscheinen. In einem Film der interessant, spannend, aufwühlend, nachdenklich und zuweilen auch brutal ist. Ein grossartiger Film.
                                Als Vergleich kommt mir da nur der ebenfalls tolle "House of sand and fog" in den Sinn. Thematisch nur grob ähnlich, vom Gefühl her aber fast genauso wuchtig und tief.

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                                • 4

                                  Hierzulande werden solche Filme immer als Überraschungshit betitelt...wohl einfach nur weil sie nicht aus den USA kommen und doch Geld einfahren. Tatsächlich überraschend ist bei "Intouchables" aber genau nichts. Das ist ein auf Erfolg getrimmter Film der alle möglichen Störfaktoren vermeidet und der niemanden auf dieser Welt Weh tut. Ausser vielleicht ein paar Querschnittsgelähmten und einigen gescheiterten Existenzen in den ärmlichen Vororten dieser Welt...aber die gehen ja eh kaum ins Kino.
                                  Das rührt zwar durchaus an, dafür ist es ja auch gemacht, aber es bewegt einen nie, regt auch nicht dazu an sich über einen der Protagonisten gross Gedanken zu machen. Das es gut wird, sobald die kleine unvermeidliche Krise überstanden ist, sollte hier von vornherein Klar sein. "Intouchables" will halt einfach nur eines: Ein gutes Gefühl vermitteln. Und dagegen hab ich rein gar nichts einzuwenden, dem Film fehlt aber zumindest die geringste eigene Nuance, irgendeine kleine Überraschung. Denn ehrlich gesagt, hatte ich ständig das Gefühl den Film schon gesehen zu haben. Vielleicht nicht mit denselben Bildern und auch nicht mit den selben Worten...aber diese Geschichte habe ich so ähnlich schon so oft gesehen und "Intouchables" kann dem leider nichts relevantes hinzufügen.
                                  Ab irgendeinem Punkt fliesst der Film an einem vorbei und die Erwartung mutiert zum reinen Warten. Aufs Happy End. Und das kommt. Und noch nicht mal feucht schimmern wollten meine Augen. Für wen oder was auch. Ist ja alles supergut.
                                  Wer sowas in toll sehen will, der greife zu "Driving Miss Daisy"! Bei dem lächle ich mit dicken Tränen in den Augen!

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                                  • 5

                                    Ein Film über den ich mir noch nie eine eindeutige Meinung bilden konnte und auch die Sichtung gestern brachte mich keinen Schritt weiter. Dummerweise ist es einer der Filme, bei denen man sich geradezu verpflichtet fühlt betroffen zu sein, allein schon ob seiner schweren Thematik.
                                    Mich nervt "La vita è bella" aber über weite Teile. Schon alleine die Machart der komödiantischen Anteile des Films ist mir zu albern und vorallem die Figur des Guido könnte ich schon nach 10 Minuten zum Mond schiessen. Das ist mir viel zu sehr mit einer dicken Schicht Zucker überzogen, viel zu putzig, als das ich mich da irgendwie heimisch fühlen könnte. Vielleicht mag das ein gewollter Kontrast zum zweiten Teil des Films sein, vielleicht ist es Robert Benigni aber einfach nur gewohnt sich als Figur zu inszenieren, die man einfach gerne haben soll. Denn einen Kontrast zu erschaffen wäre ja auch völlig unnütz. Das alles war schlimm genug, egal in welchen Kontext man das setzt.
                                    Das eigentlich Problem das ich mit "La vita è bella" habe ist aber, dass die Berge an Zucker, die Benigni über seinen Film streut, zwar im zweiten Teil weniger werden, es für mich aber definitiv noch zu sweet ist. Etwas in mir wehrt sich die ganze Zeit das einfach so zu akzeptieren. Ich weiss nicht ob man das was "La vita è bella" macht, darf oder tun sollte. Ob man es auf diese Weise tun sollte. Mir ist ja durchaus bewusst, was der Film sagen will und ich finde das ja sogar ok letztendlich. Und doch streubt es sich in mir. Es gibt kaum filmische Auseinandersetzungen mit den Geschehnissen in den KZ's. Ich find es dann einfach völlig unangebracht mit einer Komödie um die Ecke zu kommen, welche diese Schreckensbilder fürs grosse Publikum zusammenstreicht und die dann auch noch offensichtlich Betroffenheit erhaschen will. Ist schon wirklich soviel Zeit vergangen, dass man langsam einen angenehmen Weg sucht um mit diesem Grauen umzugehen? Warum nicht eine Tsunami-Komödie? Ein lustiges Filmchen über 9/11? Noch zu früh dafür?
                                    Wie gesagt: Ich bin mir bewusst was der Film sagen will, ich bin aber gleichzeitig einfach auch schockiert, was er alles unter den Tisch kehrt um sein Ergebnis zu erzielen. Mir liegt das einfach zu schwer im Magen als das ich "La vita è bella" irgendwie toll finden könnte...hinzu kommt da aber eh, dass er fernab von seiner Thematik, auch rein inszenatorisch weit von einem Meisterwerk entfernt ist. Grundsolide gemacht, aber nicht grandios.
                                    Um es kurz zu fassen: Das Leben ist schön - NEIN! Ist es eben nicht! Und es war nie soweit davon entfernt wie damals!

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                                    • 8 .5

                                      Ein Film der wie geschaffen ist für einen Sonntagnachmittag. Ruhig, ja fast beschaulich, dennoch spannend, geht einem "Es geschah am hellichten Tag" immer wieder unter die Haut.
                                      Dabei ist dieser Klassiker des deutschen Films eine Kriminalgeschichte par excellence, da er seinen Fall geradezu seziert, langsam durchleuchtet und den Zuschauer an jeden Schritt teilhaben lässt. Dies gilt aber nicht nur für die Mordfälle die "Es geschah am hellichten Tag" bearbeitet, sondern auch für seine Charaktere. Denn auch diese werden psychologisch betrachtet, ihre Motivationen werden hinterfragt, auch wenn es der Film natürlich vermeidet in allzu tiefe Abgründe zu blicken. Und obwohl man inszenatorisch immer eher auf der Seite des konservativen Handwerkers bleibt, Experimentelles außen vor lässt und dadurch oft schon etwas harmlos oder bieder wirkt, kann der Film doch eine immens dichte und durchaus auch bedrohliche Atmosphäre aufbauen. Selbst das man die Identität des Mörders relativ früh kennt, tut der Spannung keinerlei Abbruch. Viel zu sehr begleitet man da schon Matthäi auf seiner Jagd nach eben diesen.
                                      Eigentlich gibt es hier kaum einen einzelnen Aspekt, der extrem herausragt...im positiven, wie im negativen. Doch im Ganzen ergibt das einen ungeheuer stimmigen und fesselnden Kriminalfilm, welcher noch dazu völlig ohne irgendwelche Action auskommt. Selbst das Ende wurde relativ ruhig umgesetzt, als hätte man bewusst auf irgendwelche alle Spannungsfaktoren verzichtet, die nicht auch elementar für den Fall an sich sind.
                                      Zwar mag es etwas an einer ganz eigenen Note fehlen um in den hohen Olymp der cineastischen Meisterwerke zu gelangen, aber denn dennoch ist "Es geschah am hellichten Tag" ein Film der keinerlei Schwächen aufweist, hervorragend unterhält und der auf eine angenehm seltsame Weise durchgehend eine bedrohliche Stimmung erzeugt. Sehr gut!

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                                      • 6

                                        Die zweite Regiearbeit Francis Ford Coppolas und wenn man bedenkt das er damals noch keine 25 Jahre alt war, ist dies doch ein durchaus ansehnlicher Film. Im Prinzip bleibt "Dementia 13" jedoch von hinten bis vorne gewohnte Genrekost. Ein Geheimnis hier, ein Mord da und fertig ist das Gebräu für eine recht anspruchslose kleine Gruselgeschichte. Da der Film recht kurz gehalten ist, kommt zwar keine Langeweile auf, so etwas wie Spannung will sich aber auch nicht wirklich einstellen. Dummerweise erkennt man den Mörder eh viel zu früh, so dass "Dementia 13" aufs Ende hin eher zur Kriminalgeschichte denn zur Horrorstory wird. Etwas außergewöhnliches sucht man in dieser Handlung vergebens...altbekannte Motive werden einfach recycelt und man merkt, dass der Film wohl relativ schnell runtergedreht wurde.
                                        Nichtsdestotrotz schafft es Coppola aus den wenigen vorhandenen Mitteln optisch eine doch einnehmende Atmosphäre zu erschaffen und hier und da sogar ein paar wirklich schöne bzw. denkwürdige Szenen zu inszenieren. Dies reicht zwar nicht für einen guten Film, jedoch kann man "Dementia 13" durchaus als gelungenen B-Movie sehen, welcher wenig Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert besitzt, aber insgesamt ordentlich umgesetzt wurde und, wie erwähnt, sogar einige kleine Highlights aufzubieten hat.
                                        Letztendlich dann aber eh etwas für den Fan, denn Leute die einfach nur mal wieder einen alten Gruselfilm sehen wollen, haben hier die Wahl unter zig besseren als "Dementia 13"

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                                        • 6

                                          "Bangkok Dangerous" war der erste asiatische Film den ich mir auf DVD kaufte...und aus unerfindlichen Gründen hab ich ihn hier noch gar nicht bewertet. Wenn das mal kein Grund ist einen Film mal wieder anzugucken.
                                          Die Erinnerung war eine recht angenehme, umso überraschter war ich eben, dass "Bangkok Dangerous" sich lediglich gerade so ins Mittelmaß rettet. Und hätte der Film nicht immer wieder seine dunklen und ästhetisch anspruchsvollen Höhepunkte, er hätte noch einen viel schlechteren Eindruck hinterlassen. Denn der Kern des Films ist einfach viel zu Klischeebeladen, kann kaum selbstständige Akzente setzen, so dass wenn die Pang Brüder mal nicht eben ein visuelles Feuerwerk abrennen, der Film absolut träge erscheint. Über die gesamten 100 Minuten Spielzeit mag aber auch das nicht hinwegtrösten, so dass man gegen Ende zu schon etwas gelangweilt ist...was auch dieser permanente und unsägliche Plastik-Techno nicht verhindern kann.
                                          Eigentlich ein Film voller Potential, welches aber meist nur halbherzig ausgeschöpft wurde. Allein die Kulisse Bangkoks und Hauptdarsteller Pawalit Mongkolpisit können durchgehend überzeugen. Ansonsten ist "Bangkok Dangerous" viel zu unentschlossen: Grandios fotografierte Szenen wechseln sich mit völlig belanglosen Szenen ab und keiner der Handlungsstränge wird zufriedenstellend erzählt, da man immer wieder in altbekannte Storymuster abrutscht.
                                          Da hätte man definitv mehr daraus machen können, aber die Pang Brother zeigten im Laufe ihres Schaffens jedoch eh, dass sie Regisseure sind die sich anpassen können und wenig eigene Handschrift besitzen.

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                                          • 7

                                            Wo fängt man bei einem solchen Film an? Und schlägt man da lieber einen negativen oder einen positiven Ton an? Inhaltlich teilweise so nah am Abgrund, visuell oft so brillant. Da fällt es einem wirklich nicht einfach eine stimmige Meinung zu bilden.
                                            "Tōkyō nagaremono" liefert uns eine recht gewöhnliche Yakuza-Geschichte, welche eigentlich kaum der Rede wert ist und im Nachhinein auch nicht mehr als ein Vehikel für ein paar völlig grossartige Szenen ist. Denn nicht nur das die Story an für sich schon recht dünn ist, sie wird auch noch dazu sehr holprig und sprunghaft erzählt. Aber darum schien es am Set auch niemanden zu gehen, der Handlungsverlauf war wohl mehr der Rahmen für einige Ideen, in die man dann wirklich Arbeit steckte.
                                            Denn ca. alle 10 Minuten bietet uns "Tōkyō nagaremono" eine Szene die entweder totales Eye Candy sind oder einfach nur extrem cool. Und ich meine hier wirklich cool. Tatsächlich erinnert das an die alten französischen Meister, aber prinzipiell wird hier alles aufgesogen an Popkulturellen Einflüssen und was halbwegs passt, wird auch verarbeitet.
                                            Das ergibt am Ende ein ansprechendes, wenn auch ziemlich strange anmutendes optisches Ergebnis, aber erzählerisch wirkt der Film eben oftmals fast schon zu trashig. Ehrlich gesagt wendet man sich vom Verlauf der Handlung auch irgendwann ein bißchen ab und lässt sich einfach auf die visuellen Elemente des Films auf. Denn allein auf diesem Gebiet hat "Tōkyō nagaremono" überraschendes und einzigartiges zu bieten. Und wie VisitorQ unter mir schon schreibt: Mit den letzten 10 Minuten holt "Tōkyō nagaremono" noch einen halben Punkt extra raus....das ist einfach ein Augenschmaus und stylish as fuck!

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                                            • 8

                                              Eine schonungslose Darstellung des Endes der Samurais, welcher sicher etwas darunter leidet das die Geschichte nicht vollends zu Ende erzählt wird. Ein weiterer Teil war wohl geplant, wurde aber nie realisiert. Schade, aber "Dai-bosatsu tōge" kann auch für sich alleine stehend überzeugen und zumindest was die Story des Samurai Ryunosuke betrifft, kann ich mit dem hier gelieferten Abschluss sogar sehr gut leben.
                                              Ohne grosses Vorgeplänkel geht "Dai-bosatsu tōge" gleich in die vollen. Der desillusionierte Samurai Ryunosuke tötet Menschen ohne ersichtlichen Grund, einfach weil er es kann. Dabei scheint er auch wenig Gewissensbisse zu haben, er lebt als sei jeder Tag sein letzter und nimmt sich was er will. Auch politisch und ideologisch sieht er sich niemanden verbunden, er schliesst sich wahllos anderen an und führt ihre Mordbefehle aus ohne groß nach dem Warum zu fragen. Aber nicht nur er, alle Samurais sind hier wie ein verzweifelter Haufen verletzter Tiere, die nur darauf bedacht sind die letzten Krümel des noch übrigen Kuchens zu bekommen. Jeder gegen Jeden und Jeder für sich.
                                              Kihachi Okamoto inszenierte dies rasant und ohne jedes Gramm Fett. Zwar gibt es ein paar mehr ins dramatische tendierende Nebenerzählungen, aber auch diese sind sehr pessimistisch und negativ geprägt. Im Zweifelsfalle spricht hier aber die Gewalt und diese ist hier total auf den Punkt dargestellt. Da gibt es kein Hin und Her, wenn getötet werden muss, wird sofot zugestochen. Messerscharf wie eines der Samuraischwerter in Schnitt und Bild und von einer, für diese Zeit, überraschenden Brutalität, aber doch immer sehr stilvoll. Denn "Dai-bosatsu tōge" such trotz seiner pessimistischen Handlung immer nach dem schönsten Bild, der besten Einstellung und dem imposantesten Blick auf seine Szenerie und gewinnt dadurch unheimlich an Größe.
                                              Die Nebenhandlungen verlaufen duch das fehlen der Fortsetzung leider ins Nichts, das Ende des Samurais jedoch ist ein fast passendes für die Stimmung des Films und dem Verlauf von Ryunosukes Leben. Denn er erscheint einem oft gar nicht so kalt. Ich fand er blickte in vielen Momenten Todtraurig, er schien innerlich total zerfressen und kaputt. Von daher passt dieses wilde und intensive Ende durchaus zu seiner Geschichte.
                                              Auch sonst gibt es an diesem Abgesang auf den Samurai-Mythos nichts auszusetzen. Brillant inszeniert, eine hervorragende Balance zwischen Kämpfen und storytechnischer Tiefe und zudem eine imposante schauspielerische Leistung von Tatsuya Nakadai als Ryunosuke. Toshiro Mifune spielt auch mit (gegen welchen ein Duell in der Fortsetzung angestanden hätte) und der ist ja per se großartig und über jeden Zweifel erhaben!
                                              Liebhaber des Samurai-Films oder japanischen Kinos an sich, sollten "Dai-bosatsu tōge" definitiv einmal gesehen haben.

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                                              • 8

                                                Es gibt Bilder in "Onibaba", die sind so dunkel, dass man fast nur noch die Protagonisten in ihnen sieht. Andeutungsweise erkennt man noch das Schilf wie es sich im Wind wiegt.
                                                Und so dunkel die Bilder hier teilweise sind, so dunkel ist auch die Geschichte die erzählt wird, so bedrückend ist die Situation, die "Onibaba" beschreibt. Zwei Frauen, welche während des Krieges zu Überleben versuchen und dabei kaum mehr auf die moralischen Aspekte ihres Tuns achten. Als aber ein Mann in das zerrütteten Leben, aber geordnete Leben der beiden tritt, entspinnt sich ein Kampf aus Angst, Eifersucht und einer plötzlich wieder wichtigen Moral. Denn während die junge Frau so etwas wie Hoffnung und Liebe in sich keimen fühlt, sieht die alte, dass, lässt sie diesen Gefühlen freien Lauf, dies ihr Ende bedeuten würde.
                                                Aus diesem Stoff entwickelt sich ein tragisches Schauermärchen, das vorallem optisch auch immer wieder Elemente des Horrorfilms integriert. "Onibaba" baut eine drückende, pessimistische Atmosphäre auf, die einen jederzeit das schrecklichste erwarten lässt. Eine unwirkliche und unwirtliche Welt, trostlos und verdammt dunkel. Hier wirkt alles irgendwie dreckig. Aber im selben Moment wirkt es auch ästhetisch und schön. Wie eigentlich alles in "Onibaba": Nichts scheint rein zu sein, aber trotzdem erscheint es oft seltsam schön.
                                                Ein bisschen spukt mir "Kaidan" noch im Kopf rum...und an diesen kommt "Onibaba" nicht ganz heran. Er ist aber trotzdem ein mehr als sehenswerter Bastard aus Tragödie und Horrorfilm, welcher einer besonderen Reiz aus der Dunkelheit zieht die er ausstrahlt, ohne sich jedoch jemals in einer allzu großen Überspitzung der Dramaturgie zu verlieren. Denn psychologisch bleibt "Onibaba" im Kern immer mit beiden Beinen auf dem Boden, obwohl er inhaltlich und vorallem optisch oft etwas surreal erscheint.
                                                Ich merk selber, dass ich ganz oft Dunkel geschrieben hab ;) Aber: Das ist "Onibaba" einfach....da gibt es kein besseres Wort.

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                                                • 8 .5
                                                  über Kwaidan

                                                  Nach 3 Stunden will man nicht mehr, dass dieser Film aufhört. Man wünscht sich, dass Masaki Kobayashi noch eine Episode ranhängt. 4 sind zuwenig. 3 Stunden sind zuwenig.
                                                  "Kaidan" erzeugt solch eine Wärme, lullt einen mit seiner Farb- und Bilderpracht völlig ein und man kommt nicht einmal auf den Gedanken hier etwas bemängelswertes zu suchen. Das ist einfach so verdammt schön, selbst wenn die Kulissen offensichtlich gemalt sind, erscheinen sie einem wie Bilder aus einem Tagtraum. 4 Geschichten die eher Gruselmärchen sind als Horror, die aber wiederum weniger gruseln, sondern einfach nur verzaubern. Und so sind es auch am ehesten alte Märchenverfilmungen aus Osteuropa die mir bei diesen Film gewordenen Gemälden in den Sinn kamen. Oder ein Mario Bava auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
                                                  "Kaidan" nimmt sich zudem Zeit. Viel Zeit. Hier ist nichts hektisch. Jede Szene bekommt die Zeit die sie braucht. Die kleinsten Details scheinen zelebriert zu werden, als genieße der Film sich selbst. Als bade er in seinen eigenen Farb- und Bildkompositionen.
                                                  Die kleinen Geschichten an sich sind eigentlich schnell erzählt, auch weiss man meist relativ schnell was passieren wird. Unheimlich ist das trotzdem, allein schon weil diese alten japanischen Charaktere so surreal in unseren Augen erscheinen. Aber obwohl man die Handlungsabläufe erahnen kann, obwohl man nüchtern weiß, dass dieses Zeitlupentempo eigentlich langweilen müsste...man tut es nicht eine Sekunde. Man verliert sich in diesem Meer aus leuchtenden Farben, in dieser so extrem fremden Welt in der Geister vielmehr akzeptiert sind als in unserer Kultur.
                                                  So wunderbar!

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                                                    Ein Film, auf den man hier bei Moviepilot unweigerlich immer wieder stößt. Mehrheitlich gefeiert, von vielen aber auch abgelehnt. Wenn ich ehrlich bin, dann war auch ich eher der Meinung das "Possession" mir nicht sonderlich zusagen wird. Einfach weil ich dachte, dass er ein paar Grenzen in mir überschreitet, die ich nicht gern eingerissen sehe. Ich beschäftige mich eigentlich gern mit mir, bin bereit Sachen zu überdenken und mich auch angreifen zu lassen. Mir passiert es aber immer öfter, dass ich in solchen Filmen nur noch Provokation finde und eben nichts dahinter. Filme die nichts anregen wollen, sondern einfach nur Weh tun wollen, sich in einer inhaltslosen Andersartigkeit suhlen und sich dieser rühmen. "Possession" tat auch Weh oft, war unangenehm und ich war auch ziemlich angespannt. Das durfte er aber, denn ich fühlte mich von ihm nie belogen.
                                                    Doch auch objektiv kann ich die negativen Stimmen nicht ganz nachvollziehen. Sicherlich, "Possession" ist ein seltsamer Film...aber ein grandios inszenierter. Selbst wenn man alles beiseite lässt was einem dieser Film geben will oder kann, bleibt immernoch ein ziemlich intensives Erlebnis übrig. Und ja, das ist auch profane Spannung...den ich für meinen Teil konnte nicht wirklich erahnen wo dieser Irrsinn hinführt, konnte keine Richtung ausmachen, sondern den Film oft nur wirken lassen. Und ist das nicht Horror pur? Nichts wissen? Ausgeliefert sein. Ganz davon zu schweigen, dass "Possession" einiges an Schauwerten zu bieten hat. Kranke, teilweise blutrünstige Szenen und erschreckend intensive Schauspieler. So sehr es mich auch manchmal nervte: Das was Isabelle Adjani da macht ist unfassbar. Sie machte mir teilweise tatsächlich richtig Angst. Verwirrend, jedoch dann auch nie so abstrus, das man den Faden des Films verlieren könnte. Aber vorallem ist er eins: Total intensiv.
                                                    Das würde aber noch nicht für die ganz hohen Berwertungsregionen genügen bei mir. Warum ist er dann doch dort gelandet? Weil er soviel Wahrheit in sich trägt. Hinter all dem Wahnsinn lacht einem nämlich immer wieder das wahre Leben entgegen, das in diesem Film allgegenwärtig ist. Aber hinter diesem manischen Schauspiel, diesen schönen, grauen Bildkompositionen und der undurchsichtigen Geschichte, kann sie sich einfach sehr gut verstecken. So tun als wär sie gar nicht da. Doch sie ist da, denn im Kern einer jeden Szene sagt "Possession" sehr wahrhaftige Dinge über die Menschen, die Liebe und die inneren Konflikte, die diese Große Kraft in uns erschafft. Sicherlich: Es gibt wohl keine solche Kreaturen, aber lässt man dieses eh sehr symbolbeladene Ding einmal beiseite, dann würde ich alles was in "Possession" passiert eigentlich auch jedem Menschen zutrauen. Dazu braucht es nur die richtigen Umstände.
                                                    Ein heftiges, verstörendes, aber auch ein betörendes Stück Film. Welches eine absurde, jedoch durchaus tiefsinnige Geschichte duch eine geniales Zusammenspiel von Bild, Schauspiel und Musik/Geräusche zu einem völlig einzigartigen Horror-Erlebnis werden lässt.

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